Praxisinformation Akuter Magen-Darm-Infekt Das ganz Jahr über treten akute Magendarminfekte auf. Zu Beginn der Erkrankung tritt meistens mehrmaliges Erbrechen über einige Stunden auf, nach spätestens 12 Stunden vergeht dies von selbst. Zugleich oder im Anschluss daran kommt es oft noch 2-5 Tage lang zu meist wässrigen Durchfällen. Das stellt vor allem für ältere Menschen, kleine Kinder und Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen z. B. des Herzens oder der Nieren eine Gefahr dar. In den meisten Fällen werden die Magen-Darminfekte durch relativ harmlose Viren (Noro, Echo- oder Adenoviren) verursacht, und heilen von selbst in 2-3 Tagen aus. Die Ansteckung erfolgt als „Schmierinfektion“, d. h. über kleinste Reste von Stuhl an Händen, Flächen (z.B. der Toilette) oder Gegenständen. Noroviren verbreiten sich außerdem tückischerweise auch durch feinste Tröpfchen, die nach dem Erbrechen durch die Luft schweben und sich auf Hände, Textilien und Gegenstände, wie Spielzeug und Geschirr absetzen. Das Virus kann auch durch Personen übertragen werden, die selbst schon wieder gesund sind. Unter den Magen-Darmviren verläuft eine Infektion mit dem Rotavirus schwerwiegender. Besonders bei Kleinkindern und Säuglingen besteht die Gefahr von starkem Flüssigkeits- und Salzverlust, so dass mitunter eine Infusionsbehandlung mit Elektrolytausgleich im Krankenhaus notwendig wird. Wie bei den meisten Viren erkrankt jeder Mensch im Allgemeinen nur 1x im Leben am Rotavirus. Bei längerem und schwererem Krankheitsverlauf muss aber auch an eine bakterielle Darmerkrankung gedacht werden. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen bei Durchfällen die länger als 5-7 Tage dauern eine Stuhlprobe einzuschicken. Bei uns werden meist Salmonellen und Campylobacter als bakterielle Krankheitserreger gefunden. Salmonellen werden vorwiegend durch Hühner und Ei übertragen. Gegarte Nahrungsmittel sind nicht mehr ansteckend, häufig erfolgt die Infektion über Kontamination des Schneidbretts beim Zerlegen der rohen Hühner (deshalb sollte man Kunststoff statt Holzbretter benutzen) oder über Verwendung von rohem Dotter. EU-konforme Spiegeleier müssen deshalb beiderseits angebraten werden (schmecken dann leider auch „keimfrei“) Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch scheint nicht möglich zu sein, dazwischen braucht es eine Keimvermehrung auf Nahrungsmitteln die von infizierten Personen „beimpft“ wurden. Deshalb dürfen Salmonellenausscheider nicht in der Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln arbeiten. Ähnliche Vorsichtsmaßnahmen sind auch im Haushalt ratsam. Campylobacter befällt den Dünndarm (zwischen Magen und Dickdarm) deshalb sieht man bei den Erkrankten meist schwächere Durchfälle aber stärkere Bauchschmerzen. Auch dieser Keim wird über Hühnerfleisch auf den Menschen übertragen. Eine Lebensmittelvergiftung ist keine Infektion im eigentlichen Sinn, sondern auf verdorbenen Nahrungsmitteln haben Bakterien Gifte gebildet, die binnen weniger Stunden Durchfall und Erbrechen hervorrufen. Die Unterscheidung von den oben geschilderten Infekten ist nicht immer ganz einfach, die Symptome treten sehr bald nach dem Verzehr meist bei allen die davon gegessen haben zugleich auf. Wie behandelt man Magen-Darminfekte? Am wichtigsten ist der Flüssigkeits- und Elektrolytersatz, auch wenn es sich um bakterielle Infekte handelt ist eine antibiotische Behandlung im Allgemeinen nicht zweckmäßig! Deshalb ist der Keimnachweis im Regelfall für die Behandlungsentscheidung nicht sofort notwendig , bei komplizierten Krankheitsverläufen hat er vor allem den Zweck die Weitergabe von Salmonellen möglichst zu verhindern! Der Körper braucht viel Flüssigkeit, Natrium (im Kochsalz), Kalium (im Orangensaft vorhanden ) und Zucker. Man kann fertige Lösungen Kaufen (z.B.: Elotrans) oder Flüssigkeitsersatz selbst herstellen: 1 Teelöffel Salz (liefert das Natrium) 4 Esslöffel Traubenzucker ( oder, wenn nicht vorhanden geht zur Not auch Haushaltszucker) ¼ L Orangensaft (enthält Kalium) oder ¼ Teelöffel KCl ½ Teelöffel Backpulver (Natriumbicarbonat) das ganze auf 1 Liter mit Wasser aufgießen und regelmäßig schluckweise trinken Was darf ich essen, wenn ich wieder Hunger bekomme? Reis- und Haferschleimsuppe, Zwieback, Weisbrot, Salzstangen, Brezeln, Salzkartoffel, Himbeersaft, Kamillentee, Fencheltee, Hühnerbrühe, geriebener Apfel, zerdrückte Banane Verboten oder Vorsicht: Kaffe, Schwarztee, Pfeffermintee, Fruchtsäfte, Obst, Gemüse, Ballaststoffe Medikamente: Diarrhoesan Lösung: Pflanzliches Mittel aus Kamille und Johannisbrotmehl, lindert etwas die wässrige Sekretion und fördert geformte Stühle, gefahrloses Hausmittel Perenterol (Saccharomyces boulardii): enzymatisch, immunstimulierend, Mikroflora beeinflussend Imodium (=Enterobene): lindert Beschwerden, heilt aber nicht, nicht ganz ohne Risiken: hemmt die Peristaltik des Darmes, aber verhindert nicht den Flüssigkeitsverlust in den Darm! Bei Kindern sind Fälle von vollständiger Darmlähmung beobachtet worden – Vorsicht!!! Probiotika: Sollen die Regeneration der natürlichen Darmflora fördern (Symbioflor, Hylak plus, Mutaflor). Keine Wirkung im akuten Infekt zu erhoffen, möglicherweise nach der akuten Phase zweckmäßig, mit türkischem Joghurt oder Probiotischem Joghurt (Actimel) lässt sich derselbe Nutzen erreichen. Antibiotika: Bei viralen Infekten sind antibiotische Medikamente generell nicht wirksam. Bei Campylobacter (Bakterium) ist eine Krankheitsverkürzung durch Antibiotika möglich, meist ist die Spontanheilung aber schneller als der Keimnachweis. Bei Salmonella , auch einer bakteriellen Erkrankung, ist die Antibiotikagabe im Allgemeinen nicht ratsam, es kommt offenbar häufiger zu Bazillenauscheidern als in unbehandelten Krankheitsfällen. Bei schwereren Verläufen entscheidet das klinische Bild oder der Keimnachweis über die Gabe eines Antibiotikums. Bei Reiserückkehrern sind auch Wurm- oder Protozoeninfektionen möglich.