Rationale und rationelle EBV-Diagnostik im Leistungssport

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Aus der Abteilung Virologie des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Rationale und rationelle EBV-Diagnostik im Leistungssport:
Evaluation von serologischen Quer- und Längsschnittdaten bei
Ausdauerathleten und Kontrollpersonen
INAUGURAL–DISSERTATION
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i.Br.
Vorgelegt
2004
von
Torben Pottgießer
geboren in
Hattingen (Ruhr)
Dekan
Prof. Dr. Christoph Peters
1. Gutachter
Prof. Dr. Georg Bauer
2. Gutachter
Prof. Dr. Hans-Hermann Dickhuth
Jahr der Promotion
2006
Meinen Eltern und meinem Bruder
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung............................................................................................................................. 1
1.1
2
1.1.1
Epidemiologie und Übertragung ........................................................................... 1
1.1.2
Epstein-Barr Virus Lebenszyklus ......................................................................... 2
1.1.3
Klinisches Bild ...................................................................................................... 3
1.1.4
Differentialdiagnostik ........................................................................................... 4
1.2
Aufgabenfeld und Entwicklung der EBV Diagnostik................................................... 4
1.3
Bedeutung der EBV-Infektion im Sport........................................................................ 7
1.4
Zielsetzung der Arbeit................................................................................................... 8
Material und Methoden.................................................................................................... 10
2.1
Material ....................................................................................................................... 10
2.1.1
Seren.................................................................................................................... 10
2.1.2
Testkit Lineassay................................................................................................. 11
2.1.3
Immunfluoreszenzverfahren ............................................................................... 11
2.1.4
Geräte .................................................................................................................. 12
2.2
3
Das Epstein-Barr Virus ................................................................................................. 1
Methoden .................................................................................................................... 12
2.2.1
EBV-IgG-Lineassay ............................................................................................ 12
2.2.2
Aviditätsbestimmung im Lineassay .................................................................... 18
2.2.3
Scantechnik, quantitative Bestimmung der Bandenintensität ............................. 21
2.2.4
Immunfluoreszenztechnik ................................................................................... 25
2.2.5
Longitudinalstudie............................................................................................... 27
2.2.6
Statistik und EDV ............................................................................................... 28
Ergebnisse .......................................................................................................................... 30
3.1
Querschnittstudie ........................................................................................................ 30
3.1.1
Probanden-Charakteristika .................................................................................. 30
3.1.2
EBV-IgG-Line-Assay ......................................................................................... 31
3.1.3
Immunfluoreszenztechnikverfahren (IFT) .......................................................... 54
3.1.4
Einzelfallbeschreibung und Scanmethodik ......................................................... 63
3.2
Longitudinalstudie....................................................................................................... 72
3.2.1
Probanden-Charakteristika .................................................................................. 72
4
3.2.2
EBV-IgG-Lineassay ............................................................................................ 73
3.2.3
Aviditätsbestimmung .......................................................................................... 79
3.2.4
Vergleich der beiden Gruppen ............................................................................ 82
Diskussion .......................................................................................................................... 88
4.1
Methoden Vergleich.................................................................................................... 88
4.1.1
Quantitative Scanmethodik ................................................................................. 92
4.2
Vergleich Athleten und Normalpersonen.................................................................... 94
4.3
Longitudinalstudie....................................................................................................... 96
4.4
Ausblick .................................................................................................................... 100
5
Zusammenfassung........................................................................................................... 102
6
Literaturverzeichnis........................................................................................................ 103
7
Danksagung ..................................................................................................................... 112
8
Lebenslauf........................................................................................................................ 113
1
Einleitung
1.1
Das Epstein-Barr Virus
1.1.1
Epidemiologie und Übertragung
Das Epstein-Barr Virus hat sich neben dem Mensch über Millionen von Jahren co-entwickelt
und sich während dieser Zeit äußerst an den menschlichen Organismus angepasst, so dass es
heute einen der effektivsten Parasiten darstellt (82). Durch M. Epstein, B.G. Achong und Y.
Barr wurden 1964 in kultivierten Burkitt-Lymphom-Zelllinien virusähnliche Partikel
elektronenmikroskopisch nachgewiesen (22), die von dem Ehepaar Henle als neues Virus
erkannt und nach ihren Entdeckern als Epstein-Barr Virus bezeichnet wurden. Im Laufe der Zeit
wurde eine Serokonversion von spezifischen Antikörpern gegen das Epstein-Barr Virus bei
solchen Personen festgestellt, die an dem Krankheitsbild „Infektiöse Mononukleose“ erkrankt
waren. Damit wurde der Zusammenhang zwischen EBV-Infektionen und Infektiöser
Mononukleose hergestellt. Außerdem wurde herausgefunden, dass über 90% der Erwachsenen
Bevölkerung seropositiv sind (53;90), also spezifische Antikörper gegen das Epstein-Barr Virus
besitzen.
Das Virus gehört zu der Gruppe der Herpesviren (HHV-4) und hat, wie andere Herpesviren,
latente und produktive (lytische) Phasen im Lebenszyklus, die zum einen das Virus lebenslang
im menschlichen Organismus bestehen lassen und zum anderen die Virus-Produktion und
Weiterverteilung beeinflussen. So kommt es zu einer latenten Infektion von B-Lymphozyten
(4;116) und Virusproduktion in den Speichel (91;125). Das Epstein-Barr Virus verursacht das
klinische Bild der Infektiösen Mononukleose und wird auch mit malignen Tumoren assoziiert.
Die Primärinfektion erfolgt in den meisten Fällen asymptomatisch im Kindesalter (28), das
Virus wird häufig zwischen Familienmitgliedern durch Speichel übertragen (30;44). Einen
zweiten Erkrankungsgipfel klinisch manifester Infektionen erfolgt im jungen Erwachsenenalter
(6). In dem Alter der Adoleszenz entwickelt sich eine manifeste „Infektiöse Mononukleose“ in
50-74% der Fälle (47;90;104). Man geht im Allgemeinen davon aus, dass sich solche Personen,
die in ihrer Kindheit nicht mit dem Virus in Berührung gekommen sind, durch Küssen
infizieren. Daher wird die Infektiöse Mononukleose im englischen auch als „kissing disease“
bezeichnet. Grundsätzlich ist eine Neuinfektion in jedem Alter möglich, doch im
1 Einleitung - Das Epstein-Barr Virus
2
lebenszeitlichen Verlauf immer unwahrscheinlicher. Bei einer Neuinfektion im höheren
Lebensalter werden häufig schwerere Verläufe des klinischen Bildes beobachtet. In manchen
Studien wird neben dem klassischen Übertragungsweg, auch eine Infektion durch sexuellen
Kontakt diskutiert, da EBV in männlichen und weiblichen genitalen Sekreten festgestellt wurde
(19;59;109). Ebenso wurden Infektionen nach Transfusion von größeren Frischblutvolumina
beschrieben (1;36).
1.1.2
Epstein-Barr Virus Lebenszyklus
Der für das Epstein-Barr Virus bekannte Tropismus für B-Zellen und Epithelien spielt im
Lebenszyklus eine wichtige Rolle. Im Allgemeinen sind die Konzentrationen von EBV im
Speichel gering, so dass bei einer Neuinfektion eine Amplifikation des Virus erst erfolgen muss,
um Persistenz in den B-Zellen zu erreichen. Bei einer primären Infektion könnte also initial eine
lytische Phase mit Replikation in Tonsillarepithelien mit nachfolgender Infektion der
benachbarten B-Zellen erfolgen (12;26). Andererseits könnte auch eine direkte Infektion von BZellen in Lymphepithelien des Waldeyer`schen Rachenrings stattfinden, wo Kryptenstrukturen
direkten Zugang zu lymphatischen Gewebe und B-Zellen erlauben könnten (27;97). Durch
Expression der viralen Gene könnte es so zu einer Amplifikation der virusinfizierten Zellen bis
zur Latenz kommen, noch bevor Immunabwehrmechanismen greifen (82).
In der lytischen (produktiven) Phase kommt es zunächst zu einer Aktivierung der „immediate
early-Proteine“, die als Transaktivatoren den Ablauf der lytischen Phase regulieren, indem sie
die Expression der „delayed early-“ und späten Proteine aktivieren. Diese auch kurz als „early
antigens“
(EAs)
bezeichneten
Proteine
katalysieren
verschiedene
Schritte
des
Nukleinsäurestoffwechsels und sind bei DNA-Synthese und Genomvermehrung aktiv. Die
Genprodukte der späten Gene sind Strukturproteine und werden auch als „viral capsid antigens“
(VCA) bezeichnet.
Die Latenz des Virus scheint durch physiologische B-Zell Antigen-Aktivierungsabläufe erreicht
und aufrecht gehalten zu werden (5). In einfachen B-Zellen werden zunächst unter dem Einfluss
von „EBV nuclear antigen“ 2 (EBNA-2) alle viralen Gene exprimiert und die Zellen
proliferieren. Nach anschließend verminderter EBNA-2-Aktivität umgehen neu infizierte BZellen Apoptose durch Expression der EBV „latenten Membranproteine“ (LMP) 1 und 2a, da
LMP1 ein CD40-Homolog ist und LMP2a B-Zellrezeptorbindung vortäuscht, so dass nur nichtinfizierte B-Zellen über die Moleküle CD40 und den B-Zellrezeptor Apoptose unterlaufen
(13;37;65;117;127). Über zytotoxische T-Zellen, T-Supressorzellen und natürliche Killerzellen
werden die infizierten B-Zellen effizient auf 1/100 000 B-Zellen zurückgedrängt, welche
lebenslang persistieren (23;68;102).
1 Einleitung - Das Epstein-Barr Virus
3
Nach der Primärinfektion werden nur wenige Gene exprimiert, darunter LMP2a und die Gruppe
der EBNA-Gene. Besonders EBNA-1 ist für die Aufrechterhaltung des immortalisierten
Zustands wichtig, da es z.B. die Bindung von viraler DNA an zelluläre Chromosomen
vermittelt, und so die gleichmäßige Verteilung der DNA in Tochterzellen erreicht (126).
Schließlich muss das Virus aus der Latenz reaktivieren und in den lytischen Zyklus treten, um
andere Personen zu infizieren. Wenn diese Reaktivierung stattfindet, werden verschiedene
lytische Proteine exprimiert, die aktiv Immunabwehrmechanismen hemmen können, z.B. ein
Interleukin-10-Homolog (88) und andere Proteine, die die Ausschüttung von Zytokinen und
Interferon beeinträchtigen (17;89). Auch ein Bcl2-Homolog (BHRF1) kann das Überleben der
Zellen durch Hemmung der Apoptose verlängern (51). Besonders das BZLF-1-Protein ist ein
Schlüsselprotein bei dem Umschalten vom latenten in den produktiven Infektionszyklus
(18;64;87). Jedoch wird bei gesunden infizierten Personen ein Gleichgewicht zwischen Virus
und Mensch erreicht, so dass das Virus persistiert und sich nur in geringem Maße vermehrt.
1.1.3
Klinisches Bild
Bei Infektionen in jungem Alter kommt es selten zu symptomatischen Infektionen, in der
Adoleszenz und jungem Erwachsenenalter in etwa 50-74% der Fälle (47;90;104). Das klinische
Bild einer akuten EBV-Infektion ist dabei sehr variabel und zeigt überlappende Symptome mit
anderen Erkrankungen (14;16). Bei dem als Infektiöse Mononukleose und Pfeiffer’sches
Drüsenfieber bekannten Krankheitsbild kommt es nach einer Inkubationszeit von 4 bis 7
Wochen (57) zu klassischen Symptomen wie fieberhafte Angina tonsillaris, Pharyngitis,
Lymphadenopathie und Splenomegalie (bis 50% der Fälle (106)). Bei Kindern kann eine
respiratorische Symptomatik im Vordergrund stehen. Seltene neurologische Symptome stellen
eine besondere diagnostische Herausforderung dar. Als Folge der polyklonalen BZellstimulation können Autoantikörper auftreten, die die Grundlage für hämolytische Anämie,
Neutropenie und Thrombozytopenie bilden. Während der EBV-Primärinfektion kommt es zu
einer vorübergehenden Suppression der zellulären Immunantwort (84;96) und dadurch
gelegentlich zu einer Reaktivierung anderer persistierender Herpesviren wie dem VarizellaZoster-Virus (63).
Im Blutbild zeigt sich häufig eine mäßige Leukozytose mit mononukleären Zellen
(Monozytose). Dies kann als eine absolute Lymphozytose (73) und atypische Lymphozytose
(atypische Lymphozyten >10% der Gesamtleukozyten) (15) beobachtet werden. Auch eine
milde
Hepatitis
mit
Erhöhung
der
Transaminasen
ist
möglich.
Ebenso
können
Hauterscheinungen wie Erytheme und Urtikaria imponieren, Exantheme werden besonders in
Zusammenhang mit der Gabe von Ampicillin und Amoxicillin gesehen (98).
1 Einleitung - Aufgabenfeld und Entwicklung der EBV Diagnostik
4
Als Komplikationen sind Milzruptur (2;25;83;103), Atemwegsobstruktion (15;83) und selten
chronische Verlaufsformen (66;111) beobachtet worden. Eine besondere Rolle spielt die EBVInfektion bei immuninkompetenten Patienten, bei denen im allgemeinen ein komplizierter,
schwerwiegender Verlauf beobachtet wird und Reaktivierungen auftreten können (102).
Neben dem klassischen und vermeintlich harmlosen Krankheitsbild der Infektiösen
Mononukleose kann das Virus auch mit verschiedenen Malignomen assoziiert werden. Zu den
klassischen Tumoren zählen dabei das Burkitt-Lymphom und das Nasopharynxcarcinom
(69;128). Außerdem soll das Virus bei der Entstehung des Hodgkin-Lymphom (56;122),
Leimyosarkomen (70;86) sowie Tumoren anderer Organe (82) beteiligt sein.
1.1.4
Differentialdiagnostik
Gerade wegen dieser Variabilität des klinischen Bildes kommt der Differentialdiagnostik eine
große Bedeutung zu. Da sich die Symptome zudem mit denen anderer Krankheitsbilder
überlappen, sind vor allem folgende Krankheiten auszuschließen. Die Lymphadenopathie ist in
ihrer Genese von einer Infektion mit Röteln-, Mumps- und Zytomegalieviren, einer HIVInfektion, Toxoplasmose, Brucellose, Leptospirose und Hodgkin-Lymphomen abzugrenzen. In
Hinblick auf die erhöhten Transaminasen müssen Infektionen mit Hepatitisviren abgegrenzt
werden. Gewöhnliche Streptokokkenangina und andere respiratorische Erreger können für die
respiratorische Symptomatik ursächlich sein, es ergeben sich Verwechslungsmöglichkeiten
durch im Sport nicht seltene, durch Rhino-, Adeno- oder RS-Viren ausgelöste obere
Atemwegserkrankungen (URTI). Schließlich kann das auffällige Blutbild bei der Infektiösen
Mononukleose an eine Leukämie denken lassen.
1.2
Aufgabenfeld und Entwicklung der EBV Diagnostik
Aufgrund der variablen und sich überlappenden Symptome einer EBV-Infektion kommt der
adäquaten und aussagekräftigen Serologie eine große Bedeutung zu. Grundsätzlich soll durch
die Serologie eine eindeutige Zuordnung eines Falles zu einer der Kategorien „seronegativ“,
„akute Infektion“, oder „länger zurückliegende Infektion“ erfolgen.
In der Vergangenheit wurde eine akute Infektion durch den Nachweis von heterophilen IgMAntikörpern bestätigt. Diese Antikörper richten sich nicht gegen virale Epitope, sondern
entstehen vielmehr durch das „immunologische Chaos“, das durch eine akute EBV-Infektion
der B-Lymphozyten ausgelöst wird. Der ursprünglich verwendete Paul-Bunnell-Davidsohn Test
wurde durch Monospot Tests ersetzt. Sie basieren als Schnelltests auf der Agglutination von
Latex-Partikeln mit den eventuell vorhandenen heterophilen Antikörpern im Serum des
1 Einleitung - Aufgabenfeld und Entwicklung der EBV Diagnostik
5
Patienten. Diese neueren Tests haben nach Linderholm et al. Sensitivitäten von 70-92% und
Spezifitäten von 96-100% (76). In einer anderen Studie wurden falsch-positive Raten von 0-4%
respektive 10% gefunden (118). Die Bildung dieser heterophilen Antikörper kann verzögert
sein, dann muss der Test im Verlauf wiederholt werden. Außerdem liefern diese Tests nicht
immer eindeutige Ergebnisse, da 10-15% der Erwachsenen mit Infektiöser Mononukleose keine
heterophilen Antikörper bilden (24;29;106), und diese bei Kindern sogar ganz fehlen können
(112). Auch andere Krankheiten und Viren, wie HIV, Lymphome, Lupus erythematodes,
Röteln, Parvovirus, die dazu teilweise Mononukleose-ähnliche Symptome auslösen, können
manchmal die Bildung von heterophilen Antikörpern verursachen (52;58;120). Auch heute
werden diese Tests dennoch benutzt. Neben den beschriebenen Problemen verweigern sie auch
eine Aussage über die Existenz von spezifischen Antikörpern gegen EBV.
Schon früh wurden Tests auf spezifische Antikörper gegen EBV-Antigene entwickelt. Als
klassische Methode gilt die Immunfluoreszenztechnik, mit der die meisten Erfahrungen
gewonnen und wesentliche serologische Reaktionsmuster erarbeitet wurden (55). Die
Sensitivität und Spezifität wurde durch Anwendung der spezifischen Tests verbessert, doch
brachten auch diese Verfahren keine gänzlich eindeutigen Ergebnisse.
Diese klassische EBV Serologie basiert auf der Detektion der IgG- und IgM- Antworten
mithilfe der indirekten Immunfluoreszenz (IFT) gegen VCA (viral capsid antigen), EA (early
antigens) und Antikörper gegen EBNA-1 und EBNA-2 (Epstein-Barr virus nuclear antigens)
(74;105). Dabei ist VCA-IgG der klassische Marker für Seropositivität und bleibt lebenslang
nachweisbar. VCA-IgM ist bei akuter EBV-Infektion in etwa 80 % der Fälle gleichzeitig mit
VCA-IgG nachweisbar, selten eilt es VCA-IgG voraus oder tritt verspätet auf (8;105). Durch
Rheumafaktor kann es zu falsch positiven VCA-IgM Ergebnissen kommen (54). VCA-IgM ist
bei 20 % der akuten Infektionen nicht nachweisbar. Andererseits kann dieser Marker in einigen
Fällen lange persistieren oder infolge von Wiederaufnahme des Virus in den lytischen Zyklus
auftreten. Damit erlaubt weder der positive Nachweis noch das Fehlen von VCA-IgM eine
eindeutige Diagnose.
Da Anti-EBNA2-Antikörper auch bei frischen Infektionen nachgewiesen werden können , ist es
wichtig, dass ein serologischer Test zwischen Antikörpern gegen EBNA-1 und EBNA-2
diskriminieren kann (105). Anti-EBNA-1 fehlt regelmäßig in den ersten Wochen nach
Krankheitsbeginn und stellt somit den sichersten Marker für eine abgelaufene Infektionen dar
(75). Allerdings wird Anti-EBNA-1 von 5-10% der gesunden Personen nicht gebildet (8), oder
kann unter massiver Immunsuppression sekundär negativ werden (119). Negatives Anti-EBNA1 bedingt durch Nichtbildung oder sekundären Verlust kann bei gleichzeitig positivem Anti-
1 Einleitung - Aufgabenfeld und Entwicklung der EBV Diagnostik
6
VCA-IgG eine akute Infektion vortäuschen. Diese mögliche falsch-positive Diagnose einer
akuten EBV-Infektion stellt das größte Problem der EBV-Serologie dar. Dies gilt für Athleten
genauso wie für die Allgemeinbevölkerung. Zusätzlich wird die Immunfluoreszenztechnik
durch das mögliche Auftreten von antizellulären Bestandteilen der Seren erschwert, die keine
Auswertung und Diagnose erlauben.
Die für die Immunfluoreszenztechnik aufgezeigten Probleme (fehlendes Anti-EBNA-1; AntiEBNA-1-Verlust; untypische IgM-Antwort) treten auch bei der heute häufigen Verwendung
von Enzymimmunoassays auf, die auf denselben Teststrategien beruhen.
Neuartige serologische Tests mit dem Immunoblot-Verfahren haben den bisherigen
Goldstandard der EBV-Serologie abgelöst (8), da sie die oben beschriebenen Schwierigkeiten
der bisherigen Diagnostik lösen konnten. Besonders die Entdeckung eines zweiten späten
Markers, dem p-18-IgG, konnte die Probleme der Anti-EBNA-1-Diagnostik im wesentlichen
kompensieren (8), (Hansen C, Bauer G, 2000, unveröffentlicht). Dieser Marker geht nicht wie
Anti-EBNA-1 unter Immunsuppression verloren und ist auch bei fehlender Anti-EBNA-1Bildung in 98% der seropositiven Personen vorhanden. Außerdem erwies sich die Anti-EBNA1 Erkennung im Blot 100-200fach sensitiver als in der antikomplementären Immunfluoreszenz
(Maier A, Bauer G, 2000, unveröffentlicht). Eine Weiterentwicklung des Immunoblots stellt die
Lineassay-Technik mit rekombinanten, hochgereinigten Antigenen dar. Sie erlaubt eine
beliebige Anordnung der Antigene auf dem Teststreifen, die z.B. nach Verlauf der
Serokonversion geordnet werden können und deren Banden immer eine exakt definierte Größe
besitzen. Durch Verwendung der rekombinanten Antigene können auch solche Fälle mit
antizellularer Aktivität gelöst werden, da es zu keinen Hintergrundreaktionen kommt. Nach
Bauer
(8)
kann
der
EBV-IgG-Lineassay
aufgrund
der
Vorteile
gegenüber
der
Immunfluoreszenztechnik als neuer Goldstandard in der EBV-Serologie bezeichnet werden.
Die EBV-Diagnostik wurde schon früh durch die Aviditätsbestimmung der vorhandenen
Antikörper ergänzt. Bei der Aviditätsbestimmung handelt es sich um zusätzliches
diagnostisches Verfahren zur Unterscheidung von frischen und abgelaufenen Infektionen, sowie
zur eindeutigen Diagnosestellung von selteneren aberranten serologischen Konstellationen. Die
Avidität ist als Teilbereich der Affinität zu betrachten, der sich nur auf die Stabilität der
Antigen-Antikörper-Komplexe bezieht und auch als „funktionelle Affinität“ beschrieben wurde
(7). Für eine Vielzahl von viralen Erregern wurde ein standardisiertes Testsystem der Avidität
etabliert
(z.B.
für
Rubella
50;62;71;72;108;114;115;121).
Virus,
CMV,
HHV-6,
HIV,
VZV)
(10;48-
1 Einleitung - Bedeutung der EBV-Infektion im Sport
7
Historisch hat sich die Aviditätsbestimmung aus der Beobachtung von inkonsistenten IgMAntworten entwickelt, als man ein zusätzliches Verfahren zur sicheren Unterscheidung von
frischen und abgelaufenen Infektionen gesucht hat. Eine Anwendung findet sowohl in ELISATestsystemen als auch in der Immunfluoreszenztechnik statt. Das Prinzip stützt sich in der
EBV-Serologie auf die positive Selektion von B-Zell Klonen, die höher affine IgG-Moleküle
gegen das Antigen bilden und gegenüber niedrig affinen IgG-Antikörpern überlegen sind (77).
Diese Reifungskinetik findet während jeder humoralen Immunantwort statt, variiert aber
beispielsweise leicht von Patient zu Patient (34). Eine hohe Avidität spricht demnach für eine
länger zurückliegende, eine geringe Avidität dagegen für eine frische oder sehr kürzliche
Infektion. Auch für die EBV-Diagnostik wurde die Aviditätsbestimmung etabliert und kann für
das Lineassay-Verfahren als diagnostisches Hilfsmittel herangezogen werden (3;8;119;123).
1.3
Bedeutung der EBV-Infektion im Sport
Bisher hat gerade im Sport die unterschiedliche EBV-Diagnostik für Verunsicherung bei
Athleten, Trainern und betreuenden Ärzten gesorgt, da gängige serologische Methoden nicht in
jedem Fall ein eindeutiges Ergebnis liefern, weil sie nur den klassischen, nicht aber den
aberranten serologischen Konstellationen Rechnung tragen. Das nicht seltene Fehlen der späten
Anti-EBNA-1-Antikörper (5-10% der Fälle (8)) hat zur Diagnose von frischen oder
persistierenden klinischen Infektionen geführt, auch wenn die Infektion länger zurückliegend
ist. Gerade dieser Umstand hat für Athleten eine besondere Relevanz, da nachfolgend häufig
Trainingsunterbrechung und Verzicht auf Wettkämpfe gefordert wird. Deswegen ist die sichere
Unterscheidung von frischen und länger zurückliegenden Infektion für Athleten so wichtig.
Besteht wirklich eine sich klinisch manifestierende frische Infektion, ist der Athlet im Vergleich
zur Normalbevölkerung besonders betroffen, da der als eher langwierig beschriebene
Krankheitsverlauf und der Wiederbeginn von leichtem Training nach frühestens 21 Tagen
(46;83) die sportliche Laufbahn stark einschränken können. Für den behandelnden Sportarzt ist
bei akuter EBV-Infektion vor allem die Frage interessant, wann das Training und Wettkämpfe
ohne erhöhtes Risiko wieder aufgenommen werden können. Diese Entscheidungen setzen aber
immer die gesicherte Diagnose einer akuten EBV-Infektion voraus, da bei anderen
Krankheitsbildern verschiedene Therapieoptionen möglich sind, andere Komplikationen
erwartet werden und ein Wiederbeginn meistens früher möglich ist. In Einzelfällen soll bei
schweren Symptomen und Komplikationen viel länger ausgesetzt werden, von 3 Monaten (2)
bis sogar 6 Monaten, die 1978 von Rutkow gefordert wurden (103). Heute wird dagegen in
Abhängigkeit der Symptome, des Blutbildes und der Milzgröße eine Wiederaufnahme der
sportlichen Aktivität nach 3-4 Wochen empfohlen (46;83). Besonders in Kontaktsportarten ist
1 Einleitung - Zielsetzung der Arbeit
8
die zwar seltene, aber mögliche Komplikation von Milzrissen (2;25;83;103) die vorherrschende
Gefahr, die genauso atraumatisch und spontan auftreten kann.
Es existieren anekdotenhafte Berichte über gehäufte EBV-Infektionen bei Athleten (67;107), die
wie von Klassen et al. beschrieben auch als klinische Reaktivierungen imponiert haben (67).
Aufgrund der sportlichen Aktivität wurde ebenfalls die Gefahr einer klinischen Reaktivierung
oder verlängerter Dauer der akuten Erkrankung beschrieben, besonders wenn vorschnell nach
akuter Infektion die sportliche Aktivität wieder aufgenommen wird (81). Gleeson et al. stellen
fest, dass es bei intensiv trainierenden Athleten zu einer signifikanten Ausscheidung von EBVDNA im Speichel kommt und sehen einen signifikanten Zusammenhang von positivem EBVSerologiestatus und dem Auftreten von oberen Atemwegssymptomen (URTI) (43).
Zudem erscheinen auch in der nicht-fachlichen Literatur immer wieder anekdotenhafte Berichte
über EBV und Pfeiffer’sches Drüsenfieber, was als Erklärung für alle möglichen Geschehnisse
herangezogen wird, wie z.B. hoher Blutdruck und jegliche unerklärliche Leistungsschwäche,
selbst bei solchen Patienten, bei denen aufgrund des Alters über 30 Jahren eine frische Infektion
sehr selten ist. In einem Fall soll die durch das EBV verursachte, andauernde
Leistungsschwäche Grund gewesen sein, EPO-Doping anzuwenden, um wieder einen
Leistungszuwachs zu bekommen (www.radsportnews.com, 10.08.04). Greenslade beschreibt
einen typischen Fall einer fälschlich angenommenen EBV-Infektion, die aufgrund von EBVSerologie als länger zurückliegende EBV-Infektion identifiziert wurde und als „herkömmliche“
virale Infektion keine besondere Nachsorge oder Pause erfordert hat (45). In einem weiteren
Fall wurde einem Athleten die Wiederaufnahme von Training untersagt, weil sich nach einer
akuten Infektion keine Anti-EBNA-1-Antikörper nachweisen ließen (www.radsportnews.com,
06.05.02). Erst ein Test mit dem IgG-Lineassay bestätigte aufgrund des positiven Markers Antip18 eine länger zurückliegende Infektion.
Nach all diesen Berichten würde man für ein Athletenkollektiv auch in irgendeiner Form
besondere Ergebnisse erwarten. Es sind bisher keine großen Studien vorhanden, die Daten
präsentieren, dass stark trainierte Athleten mehr oder weniger anfällig für EBV-Infektionen
sind. Unklar bleibt auch, ob die bei Athleten bekannte transiente Immunsuppression
(9;33;43;92-94;100;101;110) zu einer Änderung des EBV-Serologiestatus führen kann.
1.4
Zielsetzung der Arbeit
Mit dieser Arbeit soll vor allem das Ziel verfolgt werden, die Prävalenz der möglichen
Antikörperkonstellationen bei Athleten zu bestimmen und so einen Eindruck über das Ausmaß
von EBV-Infektionen einer großen Athletenpopulation zu erhalten. Eventuelle Unterschiede zu
1 Einleitung - Zielsetzung der Arbeit
9
altersgematchten Normalpersonen sollen gleichzeitig festgestellt werden. Die serologischen
Tests sollen anhand der klassischen Immunfluoreszenztechnik und dem Lineassay durchgeführt
werden, um parallel die zuverlässigere Methode zu definieren und auf ihre Anwendbarkeit bei
Athleten zu testen. Die Diagnostik soll bei unklaren Fällen oder aberranten Konstellationen
durch die Aviditätsbestimmung ergänzt werden, um dieses zusätzliche diagnostische Verfahren
auch für die Athletenpopulation zu etablieren. Durch die Verwendung einer neuen
Scanmethodik zur quantitativen Auswertung des Lineassays soll herausgefunden werden, ob
sich diese an einem großen Kollektiv gut anwenden lässt und Vorteile gegenüber der
herkömmlichen semiquantitativen Auswertung bestehen.
Mit der Durchführung der Longitudinalstudie soll das Ziel verfolgt werden, die Verläufe von
Antikörperkonzentrationen bei höchst belasteten Ausdauerathleten zu studieren. Dabei soll wie
in der Querschnittstudie und der Analyse der EBV-Prävalenz das Athletenkollektiv mit
Normalpersonen verglichen werden und beobachtet werden, ob Konstellationen auftreten, die
die Diagnostik besonders erschweren und ob ein Unterschied im Antikörperverlauf zwischen
beiden Gruppen besteht. Durch die Beobachtung der Aviditätskinetik soll ein Eindruck über die
Reifung von Antigen-Antikörper-Komplexen im Verlauf erlangt werden.
In Hinblick auf die bei Athleten gefundenen EBV-Reaktivierungen soll mit dieser Studie
untersucht werden, ob eine solche Reaktivierung auch serologisch nachweisbar ist oder
besondere serologische Antikörperkonstellationen nach sich zieht. Beide Studienteile haben
zusammenfassend das Ziel herauszufinden, ob EBV-Infektionen bei Athleten eine besondere
Rolle zukommt und die Verunsicherung bei betreuendem Personal und Athleten gerechtfertigt
ist. Abschließend wäre es für zukünftige EBV-Serologie im Leistungssport sinnvoll, ein
eindeutiges Testprocedere zur sicheren Diagnostik festzulegen, das als allgemeine Empfehlung
helfen soll, Fehldiagnosen zu vermeiden.
2
Material und Methoden
2.1
Material
2.1.1
Seren
Im Rahmen der jährlichen sportmedizinischen Routineuntersuchung wurde bei Athleten der
aktuell in Freiburg betreuten Disziplingruppen Biathlon, Skilanglauf, Nordische Kombination,
Rad Straße, Rad Bahn und Mountainbike jeweils eine zusätzliche Blutprobe entnommen. Alle
Athleten waren zum Zeitpunkt ihrer körperlichen Untersuchung und der Blutentnahme gesund
und Mitglied im Landes- oder Bundeskader des zuständigen Sportfachverbandes. Um
anschließend aus der Blutprobe das Serum zu erhalten, wurde die Probe für 15 min bei 4200
rpm zentrifugiert (Beckman CL-GPR Centrifuge). Die so gewonnenen 202 Seren der Gruppe
„Athleten“ der Querschnitt-Studie wurden bis zu ihrer Verwendung bei –20°C eingefroren.
Die Seren der Kontrollgruppe stammen von Medizinstudenten des 5. und 6. Semesters, deren
obligatorische Eingangsblutabnahmen für das virologische Praktikum im Sommersemester 2001
in gleicher Weise wie die Proben oben genannter Athleten verarbeitet wurden. Aus dem
Kollektiv aller Studenten (n=270) wurden nach Befragung Probanden ausgeschlossen, die mehr
als 8 Stunden Sport pro Woche treiben, rauchen oder die Einwilligung zur zusätzlichen
Untersuchung ihrer Seren verweigerten, so dass danach die Kontrollgruppe 200 Probanden
umfasste.
Für das Athleten-Kollektiv der Longitudinal-Studie wurden bei 15 Bundeskader-Athleten der
Disziplin Biathlon zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Saison insgesamt je 4-6 Seren
gewonnen. Diese wurden ebenfalls zentrifugiert und bis zum Zeitpunkt der serologischen
Untersuchung eingefroren.
Die Kontrollgruppe der Longitudinal-Studie setzt sich aus 12 Studenten zusammen, die zu den
im Intervall circa 4-6wöchigen Blutabnahmen in die Klinik bestellt wurden. Die Blutproben
konnten so direkt weiter verarbeitet werden und wurden ebenfalls bis zum Zeitpunkt ihrer
Verwendung bei –20°C eingefroren.
2 Material und Methoden - Material
2.1.2
11
Testkit Lineassay
In den Untersuchungen wurde der recomLine-IgG-Assay der Firma Mikrogen GmbH,
Martinsried verwendet. Dieser Lineassay wird in Packungen geliefert, deren Reagenzien für 50
Bestimmungen reichen.
Jeder Reagenziensatz enthält:
¾ Zwei Röhrchen mit insgesamt 50 durchnummerierten Teststreifen, die mit
Testantigenen beschichtet sind
¾ Wasch- / Verdünnungspuffer – Konzentrat (100ml, zehnfach konzentriert, enthält
Phosphat-Puffer, NaCl, KCl, Tween-20, 0,1% MIT, 0,2% Oxypyrion)
¾ Magermilchpulver (1x5g)
¾ Anti-human-IgG-Konjugat (12ml, zehnfach konzentriert)
¾ TMB Substratlösung, enthält 0,008% Kathon (2x 45ml)
¾ Gebrauchsinformation
¾ Auswertungsbögen
Zusätzlich benötigt werden:
¾ Deionisiertes Wasser zum Verdünnen des Waschpuffers
¾ Absaugesystem mit Auffanggefäß für infektiöse Lösungen
¾ Schüttler (mit Longitudinal-Ausrichtung, 8-15 Bewegungen pro Minute)
¾ Pipetten, Mikropipetten für 2-10µl, 20µl und 2ml
¾ Messzylinder für 100 und 500ml
¾ Plastikpinzette zum Hantieren der Streifen
¾ Evtl. Hubpipette mit Glasflasche zum schnellen Aliquotieren des Waschpuffers
¾ Inkubationsschalen
¾ Optional kann die Abarbeitung des Lineassays auch maschinell erfolgen: Blot Automat
„Matec Apollo“, „Tecan ProfiBlot II N“
2.1.3
Immunfluoreszenzverfahren
Zur Verwendung kamen hauseigene Burkitt-Lymphom-Zelllinien (Abteilung Virologie, Institut
für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität Freiburg), welche das EBV-Genom
2 Material und Methoden - Methoden
12
tragen. Bei dem verwendeten Testkit handelt es sich um Objektträger, auf welche eine P3HR-1Zellsuspension aufgebracht wurde. Die Zellen auf den Objektträgern wurden mit kaltem Aceton
fixiert und permeabilisiert.
Notwendige Seren:
¾ Negativkontrolle (1:40 vorverdünntes Serum eines EBV-negativen Blutspenders)
¾ Positivkontrolle (1:40 vorverdünntes Serum eines EBV-positiven Blutspenders)
¾ Zu testendes Serum (1:40 verdünnen)
Folgende weitere Reagenzien werden benötigt:
¾ Pufferlösung zur Verdünnung des zu testenden Serums
¾ Waschlösung
¾ vorverdünnter Fluorescein-markierter Zweitantikörper: Ziege-anti-human-IgG
¾ Einbettmedium Elvanol
2.1.4
Geräte
Zur Abarbeitung der Proben wurden zwei Geräte verwendet: „Matec Apollo“ Automat mit
integriertem Scansystem zur quantitativen Erfassung der Antikörperkonzentrationen und „Tecan
ProfiBlot II N Automat“ zur reinen Abarbeitung der Proben ohne Scanmöglichkeit. Die
Scanauswertung der mit dem „Tecan“ bestimmten Lineassay-Streifen erfolgte mit einem
herkömmlichen Scanner in München und einer speziell von der Firma Mikrogen entwickelten
Software.
2.2
Methoden
2.2.1
EBV-IgG-Lineassay
Zur Verwendung kam der recomLine EBV IgG der Mikrogen GmbH, Martinsried. Dieser
Immunoassay verwendet rekombinant in E. coli produzierte Antigene gegen IgG Antikörper,
die nach Aufreinigung auf die Teststreifen in gewünschter Reihenfolge aufgesprüht und fixiert
werden. Er gilt als neuer Goldstandard in der EBV-Serologie (8).
Als Testantigene dienen zwei Komponenten der Early Antigens (EAs: p54; p138) und des
Viruskapsid Komplexes (VCAs: p23; p18), sowie ein nukleäres Antigen (EBNA-1 (p72)) und
Immediate Early Antigen (BZLF-1). BZLF-1 wurde speziell für diese Studie aufgetragen und
befindet sich nicht auf kommerziell erhältlichen Teststreifen.
2 Material und Methoden - Methoden
13
Das Probenmaterial kann Serum oder Plasma sein, hier wurde das durch 15minütige
Zentrifugation (4200 rpm) gewonnene Serum verwendet. Die Verwendung von lipämischen,
hämolysierten oder trüben Proben kann einen dunklen Hintergrund auf den Teststreifen
ergeben. Diese Proben können zu verfälschten Ergebnissen führen und sollten daher nicht
verwendet werden. Hitzeinaktivierte Proben können ebenso zu erhöhten HintergrundReaktionen führen. Eine mikrobielle Kontamination der Proben ist unbedingt zu vermeiden,
genauso wie wiederholtes Auftauen und Einfrieren der Proben.
A.
Testvorbereitung
Vor Testbeginn sind alle Bestandteile für mindestens 30 Minuten auf Raumtemperatur zu
bringen. Die nicht benötigten Streifen verbleiben im Röhrchen und werden bei 2-8°C gelagert.
Für die Serum- und Konjugatverdünnung sowie die Waschschritte wird Waschpuffer benötigt.
Vor dem Verdünnen ist das Volumen des Waschpuffers in Abhängigkeit der Anzahl der
gewünschten Teststreifen zu bestimmen. Bei 50 Ansätzen werden 1000ml gebrauchsfertiger
Waschpuffer benötigt. Das Waschpufferkonzentrat wird mit Magermilchpulver (1g auf 20ml
Konzentrat) versetzt und im Anschluss mit deionisiertem Wasser 1:10 verdünnt. Nicht
benötigter Waschpuffer kann bis zu 4 Wochen bei 4°C aufbewahrt werden. Die IgGKonjugatlösung ist unmittelbar vor dem Test herzustellen. Dazu wird ein Teil des IgGKonjugat-Konzentrats mit 9 Teilen des Waschpuffers verdünnt (1+9). Die Substratlösung ist
bereits gebrauchsfertig.
B.
Testdurchführung
In jeder Vertiefung der Inkubationsschale findet ein Test statt, dazu werden 2ml des
gebrauchsfertigen Waschpuffers in jede Wanne pipettiert. Jeweils ein Teststreifen wird
anschließend mit nach oben zeigender Streifennummerierung mit Hilfe einer Pinzette in die
Vertiefungen gelegt, so dass der gesamte Streifen mit Flüssigkeit benetzt ist. Nun werden je
Inkubationsansatz 20µl der unverdünnten Probe in die Vertiefung pipettiert. Die abgedeckte
Inkubationsschale wird unter leichtem Schütteln für 1 Stunde inkubiert. Die in der Probe
vorhandenen Antikörper können in dieser Zeit an die auf dem Streifen fixierten Antigene
binden.
Die Inkubationslösung wird nun aus den einzelnen Vertiefungen abgesaugt und im Anschluss
werden diese insgesamt drei Mal mit 2ml Waschpuffer je Vertiefung im je 5minütigen
Waschschritt gewaschen.
Nun werden in jede Inkubationswanne 2ml der vorbereiteten IgG-Konjugatlösung gegeben und
unter erneuter Abdeckung und Schütteln für 45 min inkubiert. So kann die Konjugatlösung (2.
2 Material und Methoden - Methoden
14
Antikörper, Anti-human-IgG) an die IgG Antigen-Antikörper Komplexe der ersten Inkubation
binden (siehe Abbildung 1).
Die Konjugatlösungen werden nach der Inkubation wieder abgesaugt. Die Teststreifen werden
dann nach obigem Schema dreimal mit 2ml Waschpuffer gewaschen.
Bei der nun folgenden dritten Inkubation werden je Vertiefung 1,5 ml der fertigen
Substratlösung pipettiert und unter leichtem Schütteln inkubiert. Die Substratlösung macht die
Antigen-Antikörper-Komplexe mit dem 2. Antikörper sichtbar (siehe Abbildung 1). Sobald die
Cutoff-Kontrollbande zu sehen ist (standardisiert nach 10min) wird die Inkubationslösung
abgesaugt und drei Mal mit deionisiertem Wasser nachgespült. Die Streifen werden nun mit
einer Pinzette aus den Vertiefungen genommen und zum Trocknen für ca. 2 Stunden auf
saugfähiges Papier gelegt. Alternativ können die Streifen auch in den Inkubationswannen
belassen und zum Trocknen in einen Wärmeraum gelegt werden. Es ist darauf zu achten, dass
die vor dem Test für die zu testenden Serumproben festgelegten Streifennummern eindeutig
bleiben. Nach dem Trocknen können die Streifen auf die Auswertungsbögen aufgeklebt und
protokolliert werden.
Abbildung 1: Schematischer Aufbau des EBV-Lineassay: Im Serum vorhandene Antikörper binden an die
auf dem Teststreifen fixierten EBV-Antigene und werden durch die Substratmarkierung
eines sekundären Antikörpers als Banden sichtbar gemacht (hier ist exemplarisch eine
länger zurückliegende Infektion abgebildet).
C.
Testauswertung
Die Identifizierung der Banden erfolgt über die den Testkits beigelegten spezifischen
Kontrollstreifen. Eine Auswertung der Streifen ist dann möglich, wenn folgende Kriterien
2 Material und Methoden - Methoden
15
erfüllt sind. Neben der Reaktionskontrollbande sollte die Konjugat-Kontrollbande (z.B. für das
IgG Konjugat) eine deutliche dunkle Färbung zeigen. Außerdem sollte die „Cutoff-Bande“ eine
schwache, aber sichtbare Färbung aufweisen. Die Bewertung der Bandenintensität erfolgt in
Relation zur Cutoff-Bande anhand Tabelle 1 und ist exemplarisch in Abbildung 2 dargestellt:
Tabelle 1: Bewertung der Bandenintensität in Relation zur Cutoff-Bande
Banden in Relation zur Cutoff Bande
Negativ
Intensität
-
schwächere Intensität
(+)
gleiche Intensität
+
leicht stärkere Intensität
++
stärkere Intensität
+++
sehr starke Intensität
++++
Sobald auf den Streifen mindestens eine Bande der Intensität „+“ zu sehen ist, kann ein Serum
als EBV-reaktiv bezeichnet werden. Ein negatives Ergebnis liegt vor, falls keine Banden oder
isolierte Banden der Intensität „(+)“ sichtbar sind.
Abbildung 2: exemplarische Bewertung der Bandenintensität in Relation zur Cutoff-Bande
D.
Testinterpretation
Der EBV-Status ist meist durch Antikörper-Reaktivitäten gegen verschiedene Schlüsselantigene
und das Auftreten von typischen Antigen-Bandenkonstellationen gekennzeichnet. Diese EBV
2 Material und Methoden - Methoden
16
Antigene und ihre Bedeutung bei der Bestimmung des EBV-Status sind in Tabelle 2
zusammengefasst.
Tabelle 2: Bedeutung der EBV-Antigene
Antigen Name
Klassifizierung
Beurteilung des EBV-Status
EBNA-1 (p72)
Epstein-Barr nukleäres
Antigen
IgG-Titer fehlt regelmäßig bei Frischinfektionen,
Marker für abgelaufene Infektionen
p18
Virus Capsid Antigen
IgG-Titer fehlt regelmäßig bei Frischinfektionen,
Marker für abgelaufene Infektionen, auch bei Fehlen
von EBNA-1 sehr häufig positiv
p23
Virus Capsid Antigen
Oft schon zu Beginn einer Infektion nachweisbar, bei
abgelaufenen Infektionen sehr oft positiv
p138
EA: Early Antigen
IgG-Titer bei frischen Infektionen sehr häufig
nachweisbar, schwache Titer bei abgelaufenen
Infektionen möglich
p54
EA: Early Antigen
IgG-Titer bei frischen Infektionen sehr häufig
nachweisbar, schwache Titer bei abgelaufenen
Infektionen möglich
BZLF-1
Immediate Early Antigen
Bei Frischinfektionen nachweisbar, bei
Immunsuppression stark erhöht vorhanden, sonst
unspez. Seropositivitätsmarker
Die Interpretation der serologischen Konstellationen der verschiedenen Antigene erlaubt dann
eine Kategorisierung des EBV-Status. Grundsätzlich lässt sich der Serostatus in negativ, frisch
(akut) und abgelaufen (länger zurückliegend) einteilen.
¾ Negativ: Seren werden als negativ bewertet, die keine oder deutlich schwächere
Antikörperbanden als die Cutoff Bande bieten.
¾ Frisch: Bei Erstinfektionen (akut) sind die späten Antikörper Anti-EBNA-1 und Antip18 noch negativ, Anti-p23, Anti-BZLF-1 und frühe Antikörper (Anti-p138, Anti-p54)
sind einzeln oder in jeder möglichen Kombination nachweisbar.
¾ Abgelaufen (länger zurückliegend): Bei abgelaufenen, länger zurückliegenden
Infektionen (ca. ab 3 Wochen nach Erstinfektion) bietet sich das Bild der positiven
späten Marker Anti-EBNA-1 und Anti-p18 in Kombination mit positiver p23 Bande.
Frühe Antikörper sind in einigen Fällen noch nachweisbar.
2 Material und Methoden - Methoden
17
Abbildung 3: exemplarische Beispiele der Lineassay Ergebnisse: Bandenkonstellation der häufigsten
Serotypen (inklusive der aberrant zurückliegenden Infektion ohne Anti-p72-IgG (Anti-EBNA1-IgG)
In Abbildung 3 sind die häufigsten Lineassay Ergebnisse mit den entsprechenden
Bandenkonstellationen exemplarisch illustriert. In der Realität existiert eine hohe Variabilität
der Antikörperbandenintensität und die dargestellten Fälle können in anderer Konstellation
imponieren.
Zur genaueren Analyse lassen sich weitere serologische Gruppen und Subgruppen voneinander
abgrenzen, die aber in der Routinediagnostik teilweise nicht als besonderer Serostatus
hervorgehoben werden und entsprechend selten vorkommen. Für diese Studie wurde diese
Einteilung jedoch ergänzend verwendet:
¾ Unklar: Es erscheinen mehrere sehr schwache Banden der Intensität (+) oder parallel
eine isolierte Bande der Intensität + und andere Banden sind negativ. Es könnte sich um
eine Kontamination des Serums oder des Testansatzes handeln, eine gleichzeitige
Wiederholung mit demselben Serum und ein Test eines Folgeserums nach ein bis zwei
Wochen sollte durchgeführt werden.
2 Material und Methoden - Methoden
18
¾ Kürzlich abgelaufen: Der späte Antikörper Anti-p18 kann neben den frühen
Antikörpern schon vorhanden sein, Anti-EBNA-1 ist meist negativ, selten sehr schwach
positiv. Kürzlich schließt etwa einen Zeitraum von mehreren Monaten ein. Auch hier ist
eine Kontrolleinsendung nach 2-4 Wochen empfohlen.
Länger zurückliegende Infektionen mit aberranter Antikörperkonstellation:
¾ Abgelaufen ohne Anti-EBNA-1-Bildung: Der späte Antikörper Anti-EBNA-1 (p72)
ist nicht vorhanden, aber Anti-p18 ist nachweisbar, häufig in Kombination mit einer
Anti-p23 Bande. Frühe Antikörper sind in einigen Fällen noch nachweisbar.
¾ Abgelaufen mit schwacher Anti-EBNA-1-Bildung: Der späte Antikörper AntiEBNA-1 ist vorhanden, aber nur sehr schwach ((+)) nachweisbar. Die Banden Anti-p18
und Anti-p23 sind nachweisbar, frühe Antikörper in einigen Fällen noch vorhanden.
¾ Abgelaufen ohne Anti-p18: Anti-EBNA-1 ist positiv, Anti-p18 fehlt oder ist sehr
schwach bei dieser Antikörper Konstellation. Die Anti-p23 Bande ist häufig positiv,
frühe Antikörper können in einigen Fällen nachweisbar sein.
¾ Weitere abgelaufene Konstellationen: Sehr selten sind entweder Anti-EBNA-1 und
Anti-p18 gemeinsam nicht nachweisbar (1/1000), oder Anti-EBNA-1, Anti-p18 und
Anti-p23 gemeinsam nicht vorhanden (1/5000), obwohl es sich um abgelaufene, länger
zurückliegende EBV-Infektionen handelt.
Ein negatives Ergebnis des Lineassay schließt die Möglichkeit einer EBV-Infektion nicht aus.
Wenn die Serumprobe sehr früh nach erfolgter Infektion gewonnen wurde, sind evtl. noch keine
nachweisbaren Antikörper gegen EBV-Antigene gebildet worden.
2.2.2
Aviditätsbestimmung im Lineassay
Zur eindeutigen Diagnosestellung von seltenen aberranten serologischen Konstellationen und
bei der Abgrenzung von akuten, kürzlich zurückliegenden und länger zurückliegenden Fällen
wird die für die EBV-Diagnostik etablierte Methode (3;8;119;123) der Aviditätsbestimmung
durchgeführt.
Dazu wird parallel ein zweiter Testansatz des Lineassay je Serum benötigt und zunächst so
verfahren, wie unter 2.2.1B beschrieben. Nach der ersten Inkubation werden die Seren für drei
Minuten mit 2 ml einer 7 molaren Harnstofflösung inkubiert (Waschpuffer mit Harnstoff),
wodurch sich niedrig-avide Antikörper durch die denaturierenden Eigenschaften aus ihren
Bindungen lösen und nachfolgend durch die Waschschritte und das Absaugen entfernt werden.
Hoch-avide Antikörper lassen sich dagegen nicht mehr aus ihren Bindungen verdrängen. Nach
2 Material und Methoden - Methoden
19
diesem Inkubationsschritt mit 7M Harnstoff wird die normale Abfolge des Lineassays
fortgesetzt. Das Verhältnis zwischen der Intensität der Antikörper des normalen Ansatzes und
der Antikörper des Aviditätsansatzes (Harnstoff) wird als Aviditätsindex bezeichnet. Um
zwischen geringer und hoher Avidität zu unterscheiden, muss ein „Aviditäts-Cutoff“ festgelegt
werden. Für die in dieser Studie verwendete Scantechnik wurde für die IgG-Antikörper gegen
EBNA-1 und p18 ein Index von 0,4, für p23-IgG von 0,5 als Cutoff zwischen gering- und hochavide festgelegt. Diese Indices wurden durch arbeitsgruppeninterne Vorexperimente festgelegt
und sind in Abbildung 4 abgebildet.
Abbildung 4: Festlegung der Aviditätsindices durch arbeitsgruppeninterne Vorexperimente mit Seren von
länger zurückliegenden und akuten Infektionen (für Anti-EBNA-1 und Anti-p18 wurde ein
Index von 0,4, für Anti-p23 ein Index von 0,5 als Cutoff zwischen gering- und hoch-avide
festgelegt)
Die verschiedenen Serodiagnosen des Lineassays sind mit den typischen Aviditätsbefunden in
Abbildung 5 exemplarisch dargestellt. In dieser Studie wurde die Aviditätsbestimmung
besonders für die Unterscheidung von kürzlich zurückliegenden und länger zurückliegenden
Infektionen bei negativer Anti-EBNA-1-Antwort herangezogen. Dabei gelten solche
Infektionen als kürzlich zurückliegend, die eine geringe Avidität des Anti-p18-IgG aufweisen,
wenn Anti-p18-IgG überhaupt schon positiv ist. Demgegenüber wird bei den länger
zurückliegenden Infektionen ein positives hoch-avides Anti-p18-IgG gefordert. Außerdem
werden zusätzlich selbst solche Fälle noch als kürzlich befundet, die zwar schon den späten
Antikörper Anti-EBNA-1-IgG aufweisen, für den aber eine geringe Avidität gefunden wird.
Der Antikörper Anti-p23-IgG ist bei den kürzlich zurückliegenden Infektionen meist niedrigavide, kann aber auch schon stärker gereift und damit hoch-avide sein (Index größer 0,5). Die
2 Material und Methoden - Methoden
20
Avidität von Anti-p23-IgG wurde nicht als Unterscheidungsmerkmal von kürzlich und länger
zurückliegenden Infektionen herangezogen.
Ein frische EBV-Infektion zeichnet sich durch eine geringe Avidität der nachweisbaren
Antikörper aus, einzelne Antikörper wie die des EA-Komplexes können im Einzelfall schon
stärker gereift und hoch-avide sein.
Abbildung 5: exemplarische Beispiele der Lineassay Bandenkonstellation bei Aviditätsmessung der
häufigsten Serotypen, besonders eignet sich die Aviditätsbestimmung zur Unterscheidung
von akut frischen, kürzlichen und länger zurückliegenden EBV-Infektionen
Die Aviditätsbestimmung der als unklar definierten Fälle war aufgrund der schwachen
Antikörper Intensitäten nur eingeschränkt möglich und wurde nicht als diagnoseweisend
verwendet.
Nicht für alle primär im Lineassay getesteten Seren wurde auch ein Aviditätstest durchgeführt.
Sowohl bei dem Kollektiv der Athleten als auch bei dem der Normalpersonen wurden alle Fälle
nach dem ersten Durchgang analysiert und dann einige Fälle ausgewählt, die entweder
uneindeutig frisch oder zurückliegend waren, oder so selten, dass eine Aviditätsbestimmung
zusätzlichen Aufschluss über den Serostatus geben sollte. Für einige klassisch zurückliegende
Fälle wurde die Avidität ebenfalls bestimmt, um methodische Fehler auszuschließen und die
Theorie von hoch-aviden Antikörpern bei länger zurückliegenden Infektionen zu bestätigen.
2 Material und Methoden - Methoden
21
Für solche Athleten, die auch zum Kollektiv der Longitudinalstudie gehören, wurde für die
Querschnittstudie der in der Longitudinalstudie erhobene Aviditätsbefund des ersten Serums
verwendet.
2.2.3
Scantechnik, quantitative Bestimmung der Bandenintensität
Durch die Scantechnik lassen sich die auf den Teststreifen vorhandenen Antikörper-Banden
quantitativ erfassen. Zwei unterschiedliche Methoden wurden zur Datenerhebung angewendet.
Die größte Anzahl der Lineassays wurde mit dem Gerät „Apollo“ gescannt, welches in einem
ersten Schritt die automatische Abarbeitung der Proben übernimmt, und in einem zweiten
Schritt die entwickelten Banden mit einer integrierten Kamera fotografiert. Mit einem
Windows-kompatiblen Betriebsprogramm des „Apollo-Automaten“ werden die Amplitude und
das Integral der optischen Dichte der Antikörper-Banden erfasst und gespeichert.
Bei der anderen verwendeten Methode handelt es sich um einen herkömmlichen kommerziell
erhältlichen Scanner, der die auf einem Papierbogen aufgeklebten entwickelten Teststreifen
scannt. Die so erhaltenen Bilder werden mit einer eigens der Firma Mikrogen programmierten
Software ausgewertet und ebenfalls werden Amplitude und Integral der optischen Dichte der
Antikörper-Banden aufgezeichnet.
A.
Vergleich und Validierung der Scanmethodik „Apollo“ vs. „München“
In Abbildung 6 ist ersichtlich, dass zwischen den beiden Verfahren ein linearer Zusammenhang
besteht, aber offensichtlich andere Werte gemessen werden. Der Unterschied zwischen beiden
Methoden scheint durch einen Skalierungsfaktor korrigierbar. Insbesondere dann, wenn Banden
im intensiveren Bereich lagen, wurde die Amplitude der Bande mit dem Scansystem
„München“ höher bewertet. Der Vergleich der beiden Methoden mit dem Bland-Altman Test
(11) hat bestätigt, dass beide Methoden nicht die gleichen Werte messen, besonders dann nicht,
wenn die vorhandenen Banden sehr intensiv sind. Die Werte sind so zwar nicht direkt
vergleichbar, dennoch erlaubt jede Methode durch den Scan ein realistisches Abbild der
Bandenintensität, eben mit unterschiedlicher Skalierung der gemessenen Amplitude. Es wurde
bewusst darauf geachtet, dass für Vergleiche, beispielsweise der Kollektive, immer nur eine
Scanmethode verwendet wurde. Ebenso wurden beide für die Aviditätsbestimmung
notwendigen Scans eines Serums jeweils nur mit einem Scansystem durchgeführt.
2 Material und Methoden - Methoden
22
Abbildung 6: Korrelation der Scansysteme „Apollo“ versus „München“ für Antikörper-Amplituden von AntiEBNA-1, Anti-p18 und Anti-p23 (je 50 Fälle): die Messsysteme liefern unterschiedliche
Werte der Amplituden, scheinen aber durch einen Skalierungsfakor korrelierend
beschreibbar.
Zur Verdeutlichung der gerade im intensiven Bereich höher erfassten Banden im Scan
„München“ ist zusätzlich die folgende Abbildung 7 aufgeführt.
Abbildung 7: Beziehung zwischen Amplitudenwert „Apollo“ und Amplitudenwert „München“ für die
Antikörper gegen EBNA-1, p18 und p23 (je 50 Fälle wurden als Referenz mit beiden
Scanmethoden erfasst)
2 Material und Methoden - Methoden
23
Mit der Scantechnik in München wurden Bandenamplituden bis 400 ermittelt, mit dem
„Apollo“ Gerät bis 180. In solchen Abbildungen, die Scanergebnisse darstellen, findet sich
dadurch eine unterschiedliche Skalierung der Ordinate, abhängig davon, mit welchem
Scansystem der Teststreifen erfasst wurde.
Bei der München-Methode mussten einige Scan-Werte korrigiert werden, da sie nicht den auf
den Teststreifen abgebildeten Antikörper-Banden entsprachen, und entweder viel zu hohe oder
zu niedrige Werte anzeigten. Es war nicht rekonstruierbar, ob es sich um einen Scanfehler oder
eine Fehldokumentation gehandelt hat. Diese Fehlbestimmungen wurden dann anhand des
Originalbefundes und in Abhängigkeit der Intensität der anderen gescannten Banden desselben
Antikörpers angepasst, z.B. durch Mittelwertbildung aus dem vorangehenden und
nachfolgenden Antikörper, je nachdem, welche Intensität mit dem Auge gefunden wurde.
Außerdem wurden die Werte <10 mancher Testreihen nicht als positiv erfasst und als „Null“
bezeichnet, da diese Werte als „Hintergrundrauschen“ imponierten und auf dem Teststreifen
nicht als korrelierende Bande gefunden wurden.
B.
Anwendung in Querschnittstudie
Im Querschnitt-Teil wurden alle Fälle beider Kollektive mit dem Apollo Blotautomaten sowohl
abgearbeitet als auch im Anschluss direkt gescannt. So wurde gewährleistet, dass die bei der
statistischen Analyse (Vergleich der beiden Gruppen mit dem Mann-Whitney Test) betrachteten
Scanwerte alle mit derselben Methode gewonnen wurden und vergleichbar waren.
Die jeweils ersten Durchgänge der Aviditätsbestimmung wurden ebenfalls mit „Apollo“
durchgeführt. Nur die zusätzlich im zweiten Durchgang bestimmten Aviditäten wurden mit dem
Tecan Blotautomaten abgearbeitet und manuell in München gescannt. Diese Werte wurden
nicht gemeinsam analysiert.
C.
Anwendung in Longitudinalstudie
Die Methodik des Scanverfahrens bietet gerade für die Auswertung der Antikörper-Verläufe in
der Longitudinalstudie neue Möglichkeiten zur genauen Beobachtung. Durch den Scan der
Bandenintensität können auch geringe Unterschiede erfasst und quantifiziert werden. Die
herkömmliche Beurteilung der Bandenintensität wie in Tabelle 1 dargestellt erlaubt nur eine
kategorisierende Auswertung. Deshalb wurden alle Antikörpertiterverläufe durch die
Scanmethodik quantifiziert und auch die Aviditätsbestimmungen anhand des Scans
durchgeführt. Alle vorhandenen Lineassays der Longitudinal Studie wurden ausschließlich mit
dem Blot Automaten „Tecan“ abgearbeitet und in München gescannt und waren somit auch
statistisch auswertbar.
2 Material und Methoden - Methoden
D.
24
Vergleich Scanmethode vs. „++“-Bestimmung
Um die ordinale Beurteilung des Lineassays durch die Ablesung mit dem Auge („++“) anhand
der cutoff-Bande mit der quantitativen Scanmethodik zu vergleichen, ist in Abbildung 8 bis
Abbildung 11 jeweils der der Ablesung mit dem Auge entsprechende Scanbefund dargestellt.
Abbildung 8: Vergleich Scan-Auge EBNA-1
Abbildung 9: Vergleich Scan-Auge p18
Abbildung 10: Vergleich Scan-Auge p23
Abbildung 11: Vergleich Scan-Auge BZLF-1
Es ist zu erkennen, dass auch die semiquantitative Ablesung mit dem Auge eine gute Einteilung
der Banden in verschiedene Intensitäten erlaubt. Ebenfalls ist offensichtlich, dass es in den „+“
Klassen zu Überschneidungen kommt und so teilweise eine Bande abgelesen wird, die auch
2 Material und Methoden - Methoden
25
höher respektive niedriger hätte klassifiziert werden können. Selbst für scheinbar negative
Banden wurde mit der Scanmethodik eine Amplitude ermittelt, die sich aber als
„Hintergrundrauschen“ interpretieren lässt (Amplitude ca. 0-10) und bei der Auswertung
entsprechend berücksichtigt werden sollte.
2.2.4
A.
Immunfluoreszenztechnik
Testprinzip
Bei diesem Testverfahren werden Zellen, die virale Proteine exprimieren, entweder direkt auf
Glasplättchen kultiviert oder als Suspension auf Glas aufgetropft. Anschließend werden sie
fixiert und ihre Membranen so permeabilisiert, dass zugefügte Antikörper leicht ins Zellinnere
eindringen können. Dies kann z.B. sehr einfach durch eine Behandlung der Zellen mit Aceton
erreicht werden. Befinden sich nun im zu untersuchenden Serum Antikörper mit
Bindungsaffinität für das fragliche virale Protein, so werden diese Antikörper durch den
nachfolgenden Waschprozess nicht entfernt, sondern bleiben am viralen Antigen haften. Die
gebundenen Antikörper können in einem zweiten Arbeitsschritt mithilfe von Zweitantikörpern,
die einen Fluoreszenz-Marker tragen und gegen die konstanten Regionen der schweren Kette
des humanen IgG-Moleküls gerichtet sind, sichtbar gemacht werden. Solche Zweitantikörper
werden durch Immunisierung eines Kaninchens oder einer Ziege mit gereinigtem humanem IgG
erzeugt und sind kommerziell erhältlich.
Die
verwendete
Burkitt-Lymphom-Zellinie
P3HR-1
zeigt
ein
charakteristisches
Expressionsmuster der viralen Antigene. So exprimieren alle Zellen das Kernantigen EBNA-1
(EBV-nuclear-antigen), aber kein EBNA-2. Weiter exprimieren etwa 5-10% der Zellen
nachweisbare Mengen der Kapsidantigene VCA.
B.
Testdurchführung
Zur Verringerung des Hintergrundsignals sollte das eigene Serum 1:40 verdünnt eingesetzt
werden (15 µl Serum mit werden mit 585 µl Puffer gemischt). Die Positiv- und
Negativkontrollen werden ebenfalls 1:40 verdünnt. Auf die Bereiche 1 - 3 des Objektträgers mit
den fixierten Zellen werden folgende Proben aufgetropft (siehe Abbildung 12):
¾ 40 µl positives Kontrollserum
¾ 40 µl negatives Kontrollserum
¾ 40 µl verdünntes eigenes Serum
2 Material und Methoden - Methoden
26
Abbildung 12: schematische Darstellung des Objektträgers der Immunfluoreszenztechnik
Zur Inkubation wird der Objektträger für 45- 60 min bei Raumtemperatur in feuchter Kammer
stehen gelassen. Anschließend werden die aufgetropften Seren mithilfe von Waschlösung (PBS)
aus einer Plastikpipette weggewaschen. Dann wird der Objektträger für 5 min in eine Küvette
mit Waschlösung gestellt. Der Waschvorgang in der Küvette wird mit frischer Waschlösung
zwei Mal wiederholt. Überschüssige Waschlösung sollte vom Objektträger abtropfen,
vollständiges Eintrocknen aber verhindert werden.
Auf die drei zellbedeckten Bereiche des Objektträgers werden je 40 µl Zweitantikörper
aufgetropft und dann wird erneut für 45- 60 min bei Raumtemperatur in feuchter Kammer
inkubiert.
Im nächsten Waschgang werden die Zweitantikörper mit PBS-Waschlösung sorgfältig entfernt.
Wie im ersten Waschschritt wird der Objektträger für 5 min in Küvette mit Waschlösung (PBS)
gestellt und das Vorgehen mit frischer Waschlösung (PBS) zwei Mal wiederholt. Wieder sollte
überschüssige Waschlösung vom Objektträger abtropfen und vollständiges Eintrocknen
verhindert werden. Abschließend werden auf die benutzten Bereiche des Objektträgers je ein
Tropfen Elvanol-Lösung gegeben und ein Deckglas aufgelegt, ohne Luftblasen einzuschließen.
C.
Testauswertung
Die drei zellbedeckten Bereiche des Objektträgers werden unter dem Fluoreszenz-Mikroskop
betrachtet. EBV-VCA-Antikörper positive Seren zeigen ebenso wie EBNA-1-Antikörper
positive Seren eine charakteristische Färbung der Zellen. Das Ablesen dieser spezifischen
Fluoreszenz verlangt eine große Erfahrung des Ablesenden, um Hintergrund- und unspezifische
Reaktionen richtig deuten zu können.
Gewisse Seren enthalten Antikörper, welche gegen Bestandteile der Wirtszelle gerichtet sind.
Solche Seren fallen durch eine hohe Hintergrund-Fluoreszenz auf. Die sichere Unterscheidung
zwischen Hintergrund und spezifischem Signal ist nur durch einen Vergleich von Zellen
2 Material und Methoden - Methoden
27
möglich, welche sich in der Expression des kritischen viralen Antigens unterscheiden. Dabei ist
wichtig, dass die zu vergleichenden Zellen absolut identischen Färbe- und Waschbedingungen
ausgesetzt waren. Dies ist in der Praxis am einfachsten dadurch zu bewerkstelligen, dass die
verwendete Zellkultur sowohl Virusantigen-exprimierende Zellen als auch nicht-exprimierende
Zellen enthält, wie die verwendete P3HR-1-Zelllinie.
D.
Testinterpretation
Die Hintergrund-Fluoreszenz durch Störfaktoren im Serum ist bei manchen Seren so groß, dass
für Anti-EBNA-1 oder VCA-IgM keine eindeutige Aussage getroffen werden konnte. Diese
Seren wurden als antizellular bezeichnet.
Die in dieser Studie in der Immunfluoreszenztechnik verwendeten Antigene erlauben die in
Tabelle 3 dargestellte Interpretation des Serostatus:
Tabelle 3: Interpretation der IFT-Antikörper und Befunderhebung anhand der in der IFT verwendeten
Testantigene
Antikörper-Konstellation
Interpretation des EBV-Status
VCA-IgG negativ
negativ
EBNA-1 negativ
VCA-IgG positiv
akute Infektion möglich
EBNA-1 negativ
VCA-IgG positiv
länger zurückliegende Infektion
EBNA-1 positiv/grenzwertig
VCA-IgG oder EBNA-1
keine Aussage möglich
Antizellular (BJAB positiv)
2.2.5
Longitudinalstudie
Das erste Serum jedes Athleten (T1) wurde bereits im Rahmen der Querschnitt-Studie getestet
und ausgewertet. In der Longitudinalstudie wurde bewusst nicht auf dieses Ergebnis
zurückgegriffen und das Serum wurde neben den Folgeseren nochmals mit einer neuen Charge
des Lineassay getestet und befundet.
Die Seren der Normalpersonen wurden in der Longitudinalstudie mit der gleichen LineassayCharge wie die der Athleten getestet. Diese Probanden gehörten nicht zum Kollektiv der im
Querschnitt untersuchten Normalpersonen.
Um beide Kollektive vergleichen zu können, wurden die Blutabnahmen nach unten folgendem
Schema in Tabelle 4 zu je 6 Zeitpunkten zusammengefasst:
2 Material und Methoden - Methoden
28
Tabelle 4: Einteilung der zu vergleichenden Zeitpunkte nach erfolgter Blutabnahme
Abnahme
Athleten
Zeitpunkt
Datum (Anzahl)
Datum (Anzahl)
T1
29.01.2001 (6x)
19.11.2001 (1x)
29.03.2001 (1x)
22./23.11.2001 (5x)
25.04.2001 (1x)
26.11.2001 (2x)
15./16.05.2001 (5x)
T2
N Normalpersonen
13
18.09.2001
N Bemerkung
Abnahme der Athleten teilweise
nach der Saison
8
20.12.2001 (5x)
07.01.2002 (1x)
11 14.01.2001 (2x)
T3
T4
T5
11.10.2001 bis
23.10.2001
29.11.2001 bis
03.12.2001
12.02.2002
9
4
15./16.04.2002 (5x)
13 22./23.04.2002 (2x)
19.01.2002
7
10.06.2002 (6x)
12 17.06.2002 (2x)
T6
8
8
16.07.2002
03.04.2002 (5x)
Vorolympische Abnahme bei
Athleten
Olympische Winterspiele in Salt
Lake City: 08.-24.02.2002
18.04.2001 (1x)
alle Abnahmen der Athleten nach
Olympia und nach der
Wintersaison
22.04.2001 (3x)
29.04.2001 (2x)
15.05.2002 (2x)
15.06.2002 (1x)
14
8
Die Kategorisierung in verschiedene Zeitpunkte ist wichtig, um entsprechende statistische Tests
und vergleichende Abbildungen verwenden zu können. Die jahreszeitlichen Abnahmedaten
stimmen nicht unbedingt überein, die Seren der Normalpersonen wurden kalendarisch später
gewonnen. Wichtig ist der ungefähr gleiche Zeitraum zwischen den Abnahmen, der je zwischen
4-8 Wochen liegt, ausgenommen die erste Abnahme der Athleten, die am Ende der
vorangehenden Saison durchgeführt wurde. Da die Normalpersonen als „Nicht-Athleten“
ausgesucht wurden, ist die Beziehung der Abnahme zur Jahreszeit und dem jeweiligen
Trainingszustand anders als bei den Athleten unerheblich. Nicht alle Probanden konnten zu
allen Zeitpunkten einbestellt werden, so dass bei manchen Zeitpunkten weniger Seren
gewonnen werden konnten, was bei der Analyse entsprechend zu berücksichtigen ist.
2.2.6
Statistik und EDV
Die Administration der Daten erfolgte mit „Microsoft Excel 2000" (Version 9.0.2812), die
statistische Auswertung mit dem Programm „SPSS for Windows“ (Version 11.5.0). Die
graphische Aufarbeitung der Daten wurde teilweise mit Excel, teilweise mit SPSS durchgeführt.
Weitere Abbildungen wurden mit „Microsoft PowerPoint 2000“ erstellt.
2 Material und Methoden - Methoden
29
Der Chi-Quadrat Test wurde verwendet, um Athleten und Normalpersonen auf signifikante
Unterschiede in Bezug auf die Serodiagnosen der Lineassay-Tests und IFT-Tests zu
untersuchen. Mit Fisher’s Exact Test wurde zusätzlich der Unterschied zwischen einer Diagnose
weniger Probanden und den Diagnosen aller anderen Probanden beurteilt. Mit dem MannWhitney Test wurden die gemessenen Antikörper-Amplituden der Scanmethodik beider
Kollektive verglichen, um eventuelle signifikante Differenzen herauszuarbeiten. Für die
Darstellung der deskriptiven Maße wurden Boxplots verwendet.
In der Longitudinalstudie wurde der Verlauf der Antikörperkonzentrationen beider Gruppen
mittels univariater Varianzanalyse untersucht, um die Kollektive auf signifikante Unterschiede
zu prüfen. Die repeated-measurement-Methode konnte nicht zuverlässig angewendet werden, da
die Kollektive je Zeitpunkt zu klein waren und nicht alle Probanden zu allen Zeitpunkten erfasst
wurden. Außerdem wurde der T-Test für unverbundene Stichproben angewendet, um
herauszufinden, ob für einen Antikörper-Amplitudenmittelwert zwischen Beobachtungsbeginn
(T1) und Beobachtungsende (T6) ein Unterschied bestanden hat, unabhängig vom Verlauf
zwischen den Messzeitpunkten.
3
Ergebnisse
3.1
Querschnittstudie
Mit der Querschnittstudie sollte vor allem untersucht werden, mit welcher Prävalenz
verschiedene EBV-spezifische serologische Konstellationen in den Kollektiven der Athleten
und Normalpersonen vorliegen. Dazu wurden die Gruppen je mit dem Lineassay-Testverfahren
als auch mit der Immunfluoreszenztechnik untersucht. Damit konnte gleichzeitig ein
Methodenvergleich zwischen diesen Testverfahren erfolgen. Besonders interessierte dabei, mit
welcher Häufigkeit aberrante Konstellationen bei länger zurückliegenden Infektionen auftreten.
Darüber hinaus hat die Fragestellung interessiert, ob sich die Athleten von einem
altersgruppenähnlichen Kollektiv von Normalpersonen in Bezug auf ihren EBV-Status oder
diagnostische Schwierigkeiten unterscheiden würden. Dazu wurden die Gruppen in beiden
Testsystemen miteinander verglichen.
Abschließend sollte das Scanverfahren erstmals ermöglichen, exemplarische Einzelfälle
verschiedener Serotypen quantitativ inklusive des Aviditätsbefundes zu beschreiben und damit
Besonderheiten der EBV-Serologie herauszuarbeiten.
3.1.1
Probanden-Charakteristika
Es wurden insgesamt 402 Probanden in der Querschnittstudie getestet, die sich, wie
nachfolgend beschrieben, auf zwei Kollektive verteilten.
A.
Athleten
Das Athleten Kollektiv setzte sich aus 76 (37,6%) weiblichen und 126 (62,4%) männlichen
Probanden zusammen. Die insgesamt 202 Athleten waren durchschnittlich 19 Jahre alt (SD 4).
B.
Normalpersonen
Im Normalpersonen Kollektiv wurden 123 (61,5%) weibliche und 77 (38,5%) männliche
Probanden getestet. Die insgesamt 200 Probanden waren durchschnittlich 23 Jahre alt (SD 1).
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
C.
31
Vergleich
Durchschnittlich waren die Athleten 4 Jahre jünger als die Normalpersonen, besaßen aber mit
SD 4 gegenüber SD 1 eine größere Standardabweichung. Die beiden Kollektive wurden
unabhängig vom Geschlecht der Testpersonen ausgewertet.
3.1.2
EBV-IgG-Line-Assay
Mit Hilfe des Lineassay sollten mehrere Fragestellungen untersucht werden. Um einen Eindruck
über die Prävalenz und die Variabilität der serologischen Antwort gegen EBV-Antigene zu
gewinnen, wurden in einem ersten Schritt alle 202 Seren des Athleten Kollektivs und alle 200
Seren des Normalpersonen Kollektivs einmal auf IgG gegen EBV-Antigene getestet und sowohl
klassisch, d.h. anhand der cutoff-Bande, als auch mit dem Scansystem ausgewertet. Zunächst
sollte die Zusammensetzung der Kollektive in Bezug auf die Konstellation der verschiedenen
Serodiagnosen bestimmt werden. Die Variabilität der serologischen Antwort sollte durch die
Darstellung aller Einzelfälle in tabellarischer Form deutlich werden.
Anschließend wurde der EBV-Status beider Kollektive miteinander verglichen, um eventuelle
Unterschiede zwischen beiden Gruppen zu untersuchen und die Diagnostik erschwerende
Konstellationen zu erkennen. Durch die Scanmethodik wurde das Vorkommen der
verschiedenen Antikörper in einem letzten Schritt in quantitativer Weise detailliert analysiert,
um gezielt nach Unterschieden zwischen Athleten und Normalpersonen in der Variation
einzelner Antikörper zu suchen.
A.
Athleten
Zunächst sind die Befunde des Lineassay-Verfahrens der Athleten in ihrer absoluten Häufigkeit
und ihrem prozentualen Anteil in Tabelle 5 und Tabelle 6 dargestellt. Die in Tabelle 5
zusammengefasst als seropositiv bezeichneten Fälle sind in Tabelle 6 in detaillierte
Serodiagnosen aufgeschlüsselt.
Tabelle 5: Lineassay Befund Übersicht, Einteilung nach Seropositivität
Lineassay Befund Athleten
Anzahl
%
seronegativ (weniger als +)
35
17,3
unklar
6
3,0
seropositiv (ab einer + Bande)
161
79,7
Summe
202
100,0
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
32
Tabelle 6: Lineassay Befund Detailansicht
Lineassay Befund Athleten
Anzahl
%
negativ
35
17,3
unklar
6
3,0
frisch
1
0,5
kürzlich abgelaufen
11
5,4
länger zurückliegend (abgelaufen)
122
60,4
abgelaufen ohne Anti-EBNA-1
9
4,5
abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1
15
7,4
abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18
3
1,5
202
100,0
Summe
(die „seropositiv“ Befunde sind in detaillierte Serodiagnosen aufgeschlüsselt: unklar (grenzwertig positive
Banden, Avidität schwer beurteilbar, nicht sicher positiv, evtl. Kontamination), frisch (keine späten
Antikörper, Antikörper gegen EAs positiv, meist gering avide), kürzlich abgelaufen (gering avide späte
Antikörper, meist nur Anti-p18, Anti-p23 meist gering avide), länger zurückliegend (beide späten Antikörper
Anti-EBNA-1 und Anti-p18 und Anti-p23 deutlich positiv und hoch avide, EAs in Einzelfällen positiv)
Neben dem erwartet hohen Anteil an klassisch zurückliegenden Infektionen fielen auch die
verschiedenen Typen von zurückliegenden Fällen mit aberranter Konstellation auf. Insgesamt
wurde bei 11,9% der Fälle kein bzw. nur ein sehr schwaches Anti-EBNA-1 gefunden. Ohne die
Bestimmung eines zweiten späten Markers wie Anti-p18 hätten diese Fälle nicht eindeutig als
zurückliegend bestimmt werden und gar als vermeintlich kürzliche Infektionen gelten können.
Die Unterscheidung dieser von den 5,4% kürzlichen Fällen erfolgte durch den Nachweis von
hoch-aviden Anti-p18- und Anti-p23-Antikörpern. Demgegenüber wurde nur bei 1,5% der Fälle
eine zurückliegende Infektion ohne positives Anti-p18 gefunden. Bei diesen Fällen war AntiEBNA-1 positiv und die Antikörper hoch-avide, so dass deren Status als zurückliegend ohne
Anti-p18 befundet wurde. Durch die Kombination der beiden späten Marker Anti-EBNA-1 und
Anti-p18 und der Aviditätsbestimmung konnten auch die selteneren aberranten Konstellationen
sicher als zurückliegend befundet werden.
Um die Variationsbreite der serologischen Antwort zu erfassen, wurden alle Fälle einzeln
betrachtet und teilweise durch die Aviditätsbestimmung zusätzlich differenziert. Dazu wurden
grundsätzlich die drei Kategorien seropositiv, unklar und seronegativ unterschieden.
Insbesondere konnte so auch die Variationsbreite der Antikörperkonstellation innerhalb einer
Serogruppe beobachtet werden.
In Tabelle 7 sind die seropositiven Fälle der Athleten einzeln aufgeführt. Die Daten sind nach
der Intensität des Anti-EBNA-1-Antikörpers geordnet. Außerdem ist die Avidität der
Antikörper Anti-EBNA-1, Anti-p18 und Anti-p23 für die gesondert getesteten Fälle zur
besseren Differenzierung des Serostatus dargestellt. Die Aviditätsbestimmung wurde besonders
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
33
zur Unterscheidung von kürzlich abgelaufenen und länger zurückliegenden aberranten
Infektionsstadien herangezogen, aber auch einige klassisch zurückliegende Fälle mit positivem
Anti-EBNA-1 und Anti-p18 wurden zur Überprüfung der erwarteten hohen Avidität bestimmt.
Tabelle 7: Ergebnisse des Lineassay (nur seropositive) der Athleten: nach Intensität des Anti-EBNA-1Antikörpers geordnet, („abgelaufen“ entspricht länger zurückliegend), die Spalte Avidität zeigt
die Avidität der jeweiligen Antigen-Antikörper Komplexe
Nr.
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
Beurteilung
p18
p23
-
95
-
-
-
-
++
-
-
-
-
frisch
98
-
++
+++
(+)
+
++++
+
-
gering
156
-
++
++
-
-
++
-
-
gering gering kürzlich abgelaufen
51
-
++
++
-
-
-
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
72
-
++
+
-
-
+
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
94
-
++
+++
-
+
+
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
149
-
++
++
(+)
++
+++
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
158
-
++
+
-
-
++
-
-
hoch
gering abgelaufen ohne EBNA-1
186
-
++
+
-
-
(+)
-
-
hoch
gering abgelaufen ohne EBNA-1
6
-
+++
+
-
-
-
-
-
hoch
gering abgelaufen ohne EBNA-1
108
-
++++
++++
-
(+)
+++
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
164
-
++++
++
-
-
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
hoch kürzlich abgelaufen
7
(+)
(+)
++++
-
+++
++
-
-
-
hoch kürzlich abgelaufen
16
(+)
(+)
++
-
-
++++
+
hoch
-
gering kürzlich abgelaufen
36
(+)
(+)
+++
-
-
(+)
-
-
-
gering kürzlich abgelaufen
25
(+)
++
+++
-
-
+
-
-
gering
hoch kürzlich abgelaufen
128
(+)
++
++
(+)
-
+++
(+)
-
gering gering kürzlich abgelaufen
21
(+)
++
+++
-
(+)
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
54
(+)
++
+++
-
-
(+)
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
65
(+)
++
++
-
(+)
(+)
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
86
(+)
++
+++
(+)
-
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
107
(+)
++
(+)
-
-
-
-
-
hoch
-
abgelaufen, schwaches EBNA-1
171
(+)
++
(+)
(+)
-
++
-
-
hoch
-
abgelaufen, schwaches EBNA-1
177
(+)
++
+++
-
-
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
10
(+)
+++
++
-
(+)
+
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
19
(+)
+++
++
-
(+)
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
26
(+)
+++
++
-
(+)
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
34
(+)
+++
+++
-
(+)
+
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
46
(+)
+++
++
-
+
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
120
(+)
+++
+++
-
-
+
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
146
(+)
+++
+++
-
-
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
35
(+)
++++
+++
-
-
+++
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen, schwaches EBNA-1
39
+
+
++
-
-
+
-
hoch
(gering) hoch abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
34
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
hoch
Beurteilung
p18
p23
hoch
hoch abgelaufen
1
+
++
+++
-
-
+
-
4
+
++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
22
+
++
++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
29
+
++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
75
+
++
+++
-
-
++
-
182
+
++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
184
+
++
++
+
++
+
-
abgelaufen
2
+
+++
+++
-
-
-
-
3
+
+++
+++
-
-
(+)
-
abgelaufen
96
+
+++
+++
++
+
+++
(+)
abgelaufen
132
+
+++
++++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
173
+
+++
++++
-
+
++
-
abgelaufen
176
+
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
201
+
+++
++++
(+)
-
++++
+
abgelaufen
155
+
++++
++
-
-
++
-
abgelaufen
169
+
++++
++++
-
-
-
-
hoch
74
+
++
++
-
-
-
-
gering
gering gering kürzlich abgelaufen
99
+
++
+++
-
+
+++
(+)
gering
gering gering kürzlich abgelaufen
198
+
++
++
-
-
++
-
(hoch)
gering gering kürzlich abgelaufen
199
+
++
+
-
-
-
-
gering
gering gering kürzlich abgelaufen
5
++
+
+
-
-
+++
(+)
abgelaufen
8
++
+
++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
14
++
+
+
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
37
++
+
+++
-
-
-
-
abgelaufen
49
++
+
++
-
-
++
-
abgelaufen
91
++
+
++++
(+)
+
++
-
abgelaufen
56
++
++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
58
++
++
+++
(+)
(+)
(+)
-
abgelaufen
79
++
++
+++
(+)
-
++
-
abgelaufen
87
++
++
++++
-
(+)
++
-
abgelaufen
106
++
++
++
-
-
++
-
abgelaufen
110
++
++
+++
-
(+)
+
-
abgelaufen
116
++
++
++
-
-
++++
+
abgelaufen
142
++
++
++
-
-
+
-
143
++
++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
168
++
++
++
-
-
++
-
abgelaufen
24
++
+++
+
-
+
+
-
abgelaufen
28
++
+++
++
-
-
++
-
38
++
+++
++
-
-
-
-
abgelaufen
40
++
+++
+
-
-
+
-
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch abgelaufen
hoch abgelaufen
hoch abgelaufen
hoch abgelaufen
hoch abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
35
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
p18
Beurteilung
p23
52
++
+++
++
-
-
-
-
abgelaufen
69
++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
89
++
+++
-
-
(+)
-
-
abgelaufen
93
++
+++
++
+
++++
+++
(+)
abgelaufen
102
++
+++
++
-
+
+
-
112
++
+++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
115
++
+++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen
139
++
+++
+++
-
(+)
+
-
147
++
+++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
178
++
+++
+
-
-
+
-
abgelaufen
185
++
+++
+
-
(+)
++
-
abgelaufen
17
++
++++
+++
-
-
+++
42
++
++++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
67
++
++++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
77
++
++++
+++
-
(+)
++++
+
abgelaufen
20
+++
+
+
-
(+)
+
-
abgelaufen
32
+++
+
++
-
-
-
-
abgelaufen
160
+++
+
+++
-
-
(+)
-
abgelaufen
162
+++
+
++
-
-
++
-
abgelaufen
33
+++
++
++
-
-
-
-
abgelaufen
50
+++
++
+++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
53
+++
++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
64
+++
++
+
-
-
-
-
abgelaufen
82
+++
++
(+)
-
-
+
-
abgelaufen
84
+++
++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
138
+++
++
++
-
+
++
-
abgelaufen
170
+++
++
+
-
-
+
-
abgelaufen
179
+++
++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
41
+++
+++
+++
-
+++
++
-
abgelaufen
85
+++
+++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
114
+++
+++
+++
-
(+)
++++
+
abgelaufen
117
+++
+++
+++
-
-
++++
+
abgelaufen
122
+++
+++
+++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
123
+++
+++
+++
-
(+)
+
-
abgelaufen
133
+++
+++
++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
134
+++
+++
+++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
135
+++
+++
++
-
-
+
-
abgelaufen
140
+++
+++
+++
(+)
-
++++
+
abgelaufen
181
+++
+++
++++
-
-
+
-
abgelaufen
196
+++
+++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
hoch
gering abgelaufen
hoch abgelaufen
abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
36
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
p18
Beurteilung
p23
11
+++
++++
++++
-
-
+
-
abgelaufen
18
+++
++++
+
-
+
+
-
abgelaufen
27
+++
++++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
43
+++
++++
+++
-
-
++++
+
abgelaufen
48
+++
++++
+++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
83
+++
++++
+++
-
-
++++
+
abgelaufen
126
+++
++++
++++
-
-
+
-
abgelaufen
129
+++
++++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
144
+++
++++
++++
-
-
++
-
abgelaufen
159
+++
++++
+++
-
(+)
+++
(+)
abgelaufen
167
+++
++++
++
-
-
+
-
abgelaufen
189
+++
++++
+++
+
++++
+++
(+)
abgelaufen
192
+++
++++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen
61
+++
-
++++
-
-
+
-
92
++++
+
++
-
-
+
-
abgelaufen
180 ++++
+
++
-
-
++
-
abgelaufen
13
++++
++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
88
++++
++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
100 ++++
++
++++
-
-
(+)
-
abgelaufen
174 ++++
++
++
(+)
-
++++
+
abgelaufen
202 ++++
++
++++
-
-
++
-
abgelaufen
30
++++
+++
+++
(+)
+++
++++
+
abgelaufen
57
++++
+++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
63
++++
+++
++
-
(+)
+
-
70
++++
+++
+++
-
-
-
-
78
++++
+++
+
-
-
++++
+
101 ++++
+++
++
-
-
++
-
abgelaufen
109 ++++
+++
+
(+)
(+)
-
-
abgelaufen
113 ++++
+++
++++
-
-
++++
+
abgelaufen
119 ++++
+++
+
(+)
(+)
+
-
abgelaufen
131 ++++
+++
+++
-
(+)
(+)
-
137 ++++
+++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
148 ++++
+++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
163 ++++
+++
+
-
-
+
-
abgelaufen
172 ++++
+++
++
-
++
+++
(+)
abgelaufen
175 ++++
+++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
187 ++++
+++
+++
(+)
-
+
-
abgelaufen
197 ++++
+++
(+)
(+)
(+)
(+)
-
abgelaufen
44
++++
++++
++++
-
(+)
++
-
abgelaufen
68
++++
++++
++
-
(+)
+
-
abgelaufen
hoch
hoch
-
hoch
hoch abgelaufen ohne p18
hoch abgelaufen
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
hoch
gering abgelaufen
hoch abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
97
37
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
p18
Beurteilung
p23
++++
++++
+++
(+)
-
++
-
abgelaufen
103 ++++
++++
++++
-
-
-
-
abgelaufen
111 ++++
++++
++++
-
(+)
++++
+
abgelaufen
124 ++++
++++
++++
(+)
+
(+)
-
abgelaufen
130 ++++
++++
++++
-
-
++
-
abgelaufen
141 ++++
++++
++++
-
-
(+)
-
abgelaufen
151 ++++
-
++
-
+
++++
+
hoch
-
hoch abgelaufen ohne p18
191 ++++
(+)
++
-
-
+++
(+)
hoch
-
hoch abgelaufen ohne p18
Vor allem zwei Aspekte fielen bei der Betrachtung der Antikörperkonstellation aller Probanden
auf. Zum einen waren die späten Antikörper Anti-EBNA-1 und Anti-p18 bei allen
zurückliegenden Fällen erwartungsgemäß konstant nachweisbar. Selbst bei den aberranten
Fällen, bei denen entweder Anti-EBNA-1 oder Anti-p18 nicht oder nur sehr schwach
nachweisbar war, war der jeweils andere späte Antikörper vorhanden und hoch-avide. Zum
anderen fiel demgegenüber die hohe Variabilität der frühen Antikörper Anti-p138 und Anti-p54
auf. Zumeist konnten keine oder nur sehr schwache frühe Antikörper nachgewiesen werden,
dennoch gab es auch eindeutig zurückliegende Fälle, die stark positive frühe Antikörper
aufwiesen. Dann war vor allem Anti-p54 positiv, wie z.B. bei Fall Nr. 30, 41, 172 und 189. Bei
Fall Nr. 93 war neben dem stark positiven Anti-p54 auch Anti-p138 nachweisbar. Stark
intensive Banden gegen Anti-p138 wurden im Kollektiv nicht gefunden.
Antikörper gegen das p23-Antigen waren bei fast allen seropositiven Fällen in allen Intensitäten
deutlich nachweisbar. Mit Fall Nr. 89 wurde eine zurückliegende Infektion ohne p23-Antikörper
Bildung gefunden. Ebenso nicht vorhanden bzw. schwach war die Anti-p23-Bande bei Fall Nr.
82, 197 und den aberrant zurückliegenden Fällen („abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1“) Nr.
107 und Nr. 171.
In den meisten Fällen wurden auch Antikörper gegen das auf den kommerziellen Lineassays
nicht erhältliche Antigen BZLF-1 positiv gefunden. Bei manchen war die Antikörper-Antwort
stärker positiv, so dass die 1:16 Verdünnung des Antigens ebenfalls eine positive Bande auf
dem Teststreifen erkennen lies. Auch bei den kürzlich zurückliegenden Fällen wurden positive
Anti-BZLF-1-Antikörper gefunden, so dass das Vorhandensein von Anti-BZLF-1 keinen
Rückschluss auf das Infektionsstadium zugelassen hat und Antikörper gegen BZLF-1 als
unspezifische Seropositivitätsmarker betrachtet wurden. Die stark intensiven Banden gegen
BZLF-1, wie sie bei Immunsuppressiven beschrieben wurden (Benning D, Bauer G, 2002,
unveröffentlicht), wurden bei den Athleten nicht gefunden.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
38
Außerdem konnte beobachtet werden, dass es klassisch zurückliegende hoch-avide Infektionen
mit nur einfach positivem Anti-EBNA-1 und zweifach positivem Anti-p18 (z.B. Nr. 22) gibt,
aber auch solche mit besonders intensiven Anti-EBNA-1- und Anti-p18-Antworten (z.B. Nr.
68). Aus der Intensität der Antikörperbanden als solche, also der Konzentration der Antikörper,
konnte somit nicht auf den Infektionszeitpunkt rückgeschlossen werden.
Tabelle 8 listet die Lineassay Ergebnisse der unklaren Fälle auf. In der Spalte Avidität ist die
Avidität der Antikörper gegen EBNA-1, p18 und p23 dargestellt, jedoch war sie bei den
schwachen
Antikörper-Intensitäten
nur
eingeschränkt
messbar
und
damit
nicht
so
diagnoseweisend wie bei stärkeren Antikörper-Intensitäten.
Tabelle 8: unklare Ergebnisse des Lineassay des Athletenkollektivs, die Spalte Avidität zeigt die Avidität
der jeweiligen Antigen-Antikörper Komplexe (bei diesem Serostatus eingeschränkt messbar)
Nr.
Antigen Lineassay
EBNA-1 p18
p23
p138
p54
Avidität
BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
p18
Beurteilung
Wiederholung
p23
47
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
hoch
-
hoch unklar
unklar
154
(+)
-
(+)
-
+
+
-
hoch
-
hoch unklar
unklar
55
-
(+)
(+)
-
(+)
(+)
-
-
gering
gering unklar
nicht sicher frisch
66
(+)
-
(+)
-
(+)
(+)
-
hoch
-
gering unklar
nicht sicher positiv
104
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
gering
-
gering unklar
nicht sicher positiv
190
+
-
(+)
-
(+)
(+)
-
gering
-
gering unklar
nicht sicher positiv
Die beobachteten grenzwertigen Banden („(+)“) sind intensiver als solche bei den negativ
klassifizierten Fällen (siehe unten), aber noch immer schwächer als die Cutoff-Bande.
Zusätzlich wurden einfach positive („+“) Antikörper gefunden, die die gleiche Intensität wie die
Cutoff-Bande hatten, z.B. bei Nr. 47, 104, 154 und 190. Dennoch hat sich für diese Fälle keine
eindeutige Diagnose stellen lassen, da sowohl die Konstellation der vorhandenen Antikörper als
auch die Intensität der gefundenen Banden für eine klare Diagnose nicht ausreichten. Um
Verunreinigungen des Testansatzes als Fehler auszuschließen, wurden diese Fälle ein zweites
Mal im Lineassay inklusive der Aviditätsbestimmung getestet. Auch dieses Vorgehen konnte
keine eindeutige Serodiagnose liefern.
Bei Fall Nr. 55 könnte es sich um eine serologisch frische Infektion gehandelt haben, da sich
Anti-p18 und Anti-p23 durch Harnstoff wieder ablösen ließen, und so eine geringe Avidität
hatten. Vorsichtig beurteilt galt der Fall als unklar bzw. nicht sicher frisch, ein Folgeserum hätte
Klarheit schaffen können. Auch bei den Fällen Nr. 66, 104 und 190 war die Avidität teilweise
gering, das eventuell schon positive Anti-EBNA-1 spricht aber gegen eine frische Infektion, bei
der auch deutlich intensivere Antikörper gegen die Early antigens p138 und p54 erwartet
worden wären. Letztlich sind diese Fälle als nicht sicher positiv und somit „unklar“ zu
bezeichnen.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
39
Auffällig war das sehr ähnliche Muster der vorhandenen Antikörper, das bei den in Tabelle 8
gezeigten Fällen mit Ausnahme von Nr. 55 gefunden wurde. Auch bei den Normalpersonen
wurden sehr ähnliche Muster gefunden und als „unklar“ beschrieben. (siehe Tabelle 12).
Auf den Teststreifen der negativen Fälle konnten meistens keine Antikörper-Banden festgestellt
werden. Bei Betrachtung dieser nicht in Tabellen dargestellten Fälle fiel auf, dass in manchen
Seren (in 7 von 35 Seren) grenzwertig positive Antikörper nachweisbar waren. Diese Banden
waren jedoch deutlich schwächer als die cutoff-Bande und gelten nach dem Testprinzip als
negativ und nicht sicher EBV-reaktiv. Bei diesen wenigen grenzwertig positiven Banden könnte
es sich um Verunreinigungen des Serums oder des Testansatzes oder um unspezifische
Reaktionen von anderen im Serum enthaltenen Antikörpern gegen die vorhandenen Antigene
gehandelt haben.
B.
Normalpersonen
Die 200 Normalpersonen wurden wie die Athleten zunächst alle im Lineassay getestet, um
Prävalenz und Inzidenz des EBV-Status sowie das Ausmaß der serologischen Variabilität
beschreiben zu können.
Die Befunde des Lineassay-Verfahrens sind in ihrer absoluten Häufigkeit und ihrem
prozentualen Anteil in Tabelle 9 und Tabelle 10 dargestellt. Die in Tabelle 9 zusammengefasst
als seropositiv bezeichneten Fälle sind in Tabelle 10 in detaillierte Serodiagnosen
aufgeschlüsselt.
Tabelle 9: Lineassay Befund Übersicht
Lineassay Befund Normalpersonen
Anzahl
%
seronegativ (weniger als +)
31
15,5
unklar
4
2,0
seropositiv (ab einer + Bande)
165
82,5
Summe
200
100,0
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
40
Tabelle 10: Lineassay Befund Detailansicht
Lineassay Befund Normalpersonen
Anzahl
%
negativ
31
15,5
unklar
4
2,0
frisch
1
0,5
kürzlich abgelaufen
1
0,5
135
67,5
abgelaufen ohne Anti-EBNA-1
7
3,5
abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1
15
7,5
abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18
6
3,0
200
100,0
länger zurückliegend (abgelaufen)
Summe
(die „seropositiv“ Befunde sind in detaillierte Serodiagnosen aufgeschlüsselt: unklar (grenzwertig positive
Banden, Avidität schwer beurteilbar, nicht sicher positiv, evtl. Kontamination), frisch (keine späten
Antikörper, Antikörper gegen EAs positiv, meist gering avide), kürzlich abgelaufen (gering avide späte
Antikörper, meist nur Anti-p18, Anti-p23 meist gering avide), länger zurückliegend (beide späten Antikörper
Anti-EBNA-1 und Anti-p18 und Anti-p23 deutlich positiv und hoch avide, EAs in Einzelfällen positiv)
Auch bei diesem Kollektiv fielen neben dem erwartet hohen Anteil an klassisch
zurückliegenden Infektionen die verschiedenen Typen von zurückliegenden Fällen mit
aberranter Konstellation auf. Insgesamt wurde bei 11% der Fälle kein bzw. nur ein sehr
schwaches Anti-EBNA-1 gefunden. Es wurde hier abweichend von den Athleten nur ein
kürzlich abgelaufener Fall gefunden (0,5%), der durch ein gering avides Anti-p18 und Anti-p23
von den zurückliegenden Fällen mit schwachem Anti-EBNA-1 unterschieden werden konnte.
Demgegenüber wurde bei 3,0% der Fälle eine zurückliegende Infektion ohne positives Anti-p18
festgestellt. Bei diesen Fällen war Anti-EBNA-1 positiv und die Antikörper hoch avide, so dass
deren Status als zurückliegend (abgelaufen) ohne Anti-p18 bestimmt wurde. Auch bei den
Normalpersonen konnten aufgrund der Kombination der beiden späten Marker Anti-EBNA-1
und Anti-p18 aberrante Konstellationen sicher als zurückliegend befundet werden.
Bei diesem Kollektiv wurden ebenfalls alle Fälle einzeln betrachtet und teilweise durch die
Aviditätsbestimmung zusätzlich differenziert, um die Variationsbreite der serologischen
Antwort zu erfassen. In den folgenden zwei Tabellen sind außer den seronegativen Fällen die
Ergebnisse aller im Lineassay getesteten Fälle dargestellt, geordnet nach den Kategorien
seropositiv und unklar.
In Tabelle 11 sind die Lineassay-Ergebnisse der seropositiven Fälle für das Kollektiv der
Normalpersonen einzeln aufgeführt. Die Daten sind nach der Intensität des EBNA-1Antikörpers geordnet. Außerdem ist die Avidität der Antikörper Anti-EBNA-1, Anti-p18 und
Anti-p23 für die gesondert getesteten Fälle zur besseren Differenzierung des Serostatus
dargestellt.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
41
Tabelle 11: Ergebnisse des Lineassay (nur seropositive) der Normalpersonen: nach Intensität des AntiEBNA-1-Antikörpers geordnet, („abgelaufen“ entspricht länger zurückliegend), die Spalte
Avidität zeigt die Avidität der jeweiligen Antigen-Antikörper Komplexe
Nr.
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1 p18
Beurteilung
p23
167
-
(+)
(+)
-
++
(+)
-
-
-
-
51
-
++
+
-
++
-
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
92
-
++
+++
-
-
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
68
-
+++
+
-
-
(+)
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
103
-
+++
++
-
-
(+)
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
123
-
+++
++
-
-
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
193
-
+++
+++
-
-
(+)
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
31
-
++++
+++
-
-
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen ohne EBNA-1
12
(+)
++
++
(+)
-
+
-
-
6
(+)
++
+++
(+)
-
(+)
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
37
(+)
++
+++
++
+
++++
+
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
66
(+)
++
++
-
-
+
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
102
(+)
++
+
-
-
-
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
111
(+)
++
+++
-
-
+
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
126
(+)
++
(+)
-
+
+
-
-
hoch
162
(+)
++
++
-
-
+
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
89
(+)
+++
+++
(+)
(+)
+++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
114
(+)
+++
+++
-
-
+++
(+)
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
141
(+)
+++
+++
-
(+)
+++
(+)
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
157
(+)
+++
++
-
-
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
182
(+)
+++
++++
++
++
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
189
(+)
+++
++++
-
-
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
196
(+)
+++
+++
-
(+)
++
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
5
(+)
++++
+++
-
-
(+)
-
-
hoch
hoch
abgelaufen, schwaches EBNA-1
73
+
(+)
(+)
-
(+)
++
-
hoch
-
-
abgelaufen
184
+
(+)
+
-
+
+
-
hoch
-
hoch
abgelaufen
13
+
+
+
-
-
(+)
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
54
+
+
++
-
-
-
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
78
+
+
++
+
(+)
(+)
-
hoch
gering
hoch
abgelaufen
58
+
+
++
-
-
++
-
hoch
gering
hoch
abgelaufen
11
+
++
+
-
(+)
++
-
abgelaufen
16
+
++
+
-
-
-
-
abgelaufen
27
+
++
+++
-
-
+
-
38
+
++
++
-
-
+
-
abgelaufen
50
+
++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
57
+
++
++
-
-
+
-
(hoch)
hoch
gering abgelaufen
72
+
++
+
-
(+)
(+)
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
90
+
++
++
-
-
-
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
hoch
frisch
gering gering kürzlich abgelaufen
hoch
(hoch) abgelaufen, schwaches EBNA-1
hoch
abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
42
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1 p18
Beurteilung
p23
144
+
++
+++
+
+
++++
+
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
147
+
++
+++
-
(+)
+++
(+)
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
183
+
++
+
-
(+)
++
-
abgelaufen
60
+
+++
(+)
-
-
-
-
abgelaufen
105
+
+++
++
-
-
+
-
hoch
hoch
149
+
+++
++++
-
-
(+)
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
169
+
+++
+++
-
(+)
+
-
gering
hoch
hoch
abgelaufen
39
+
++++
+++
-
-
+++
(+)
gering
hoch
108
+
++++
+++
-
-
(+)
-
abgelaufen
152
+
++++
++++
-
+++
+++
(+)
abgelaufen
168
+
++++
++++
-
-
++
-
abgelaufen
131
++
+
+
-
-
+
-
hoch
hoch
166
++
+
+
-
-
-
-
hoch
hoch
33
++
+
++
(+)
++
++
-
abgelaufen
61
++
+
(+)
-
-
+
-
abgelaufen
79
++
+
++
-
(+)
++
-
109
++
+
+
-
-
(+)
-
15
++
++
+++
(+)
++
++
-
24
++
++
++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
35
++
++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
45
++
++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
59
++
++
++
-
-
-
-
abgelaufen
70
++
++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
82
++
++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
85
++
++
+
-
+
(+)
-
abgelaufen
88
++
++
+++
(+)
+
+++
-
abgelaufen
93
++
++
++
-
-
++++
+
abgelaufen
101
++
++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
107
++
++
(+)
-
-
-
-
abgelaufen
150
++
++
+
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
151
++
++
+++
-
-
+
(+)
abgelaufen
156
++
++
+
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
174
++
++
++
-
-
-
-
abgelaufen
195
++
++
++
-
(+)
+
-
abgelaufen
17
++
+++
+++
-
++
+++
(+)
abgelaufen
23
++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
41
++
+++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
43
++
+++
++
-
-
++
-
abgelaufen
46
++
+++
++
-
+++
+
-
abgelaufen
49
++
+++
++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
hoch
gering
gering abgelaufen
gering abgelaufen
hoch
abgelaufen
gering abgelaufen
hoch
abgelaufen
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
43
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1 p18
Beurteilung
p23
67
++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
75
++
+++
+++
(+)
+
+++
(+)
abgelaufen
76
++
+++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
87
++
+++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
96
++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
99
++
+++
++++
(+)
(+)
++++
+
abgelaufen
120
++
+++
+++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
125
++
+++
++++
(+)
+
+++
(+)
abgelaufen
127
++
+++
+++
-
-
+
-
abgelaufen
128
++
+++
++++
-
+
(+)
-
abgelaufen
129
++
+++
-
-
-
-
-
abgelaufen
134
++
+++
+
-
(+)
+
-
abgelaufen
185
++
+++
+++
(+)
(+)
++
-
186
++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
18
++
++++
+
-
-
-
-
abgelaufen
135
++
++++
+++
-
(+)
++
(+)
abgelaufen
86
++
(+)
++
(+)
-
+
-
hoch
-
gering abgelaufen ohne p18
124
++
(+)
++
(+)
-
++
-
hoch
-
(gering) abgelaufen ohne p18
198
++
(+)
-
-
-
-
-
hoch
-
138
+++
+
++
-
-
(+)
-
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
-
abgelaufen
abgelaufen ohne p18
gering abgelaufen
160
+++
+
++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
1
+++
++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
3
+++
++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
4
+++
++
+
-
-
+
-
abgelaufen
21
+++
++
++
-
-
(+)
-
98
+++
++
++
-
(+)
++
-
abgelaufen
100
+++
++
++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
121
+++
++
+
-
-
++
-
abgelaufen
139
+++
++
+
-
-
++
-
abgelaufen
140
+++
++
+++
(+)
-
+
-
abgelaufen
142
+++
++
++
-
-
++
-
abgelaufen
153
+++
++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
159
+++
++
+
-
++
(+)
-
abgelaufen
14
+++
+++
+++
(+)
++
+
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
22
+++
+++
+++
(+)
-
+
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
34
+++
+++
+++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
62
+++
+++
+
-
++
+
-
abgelaufen
74
+++
+++
+
-
-
-
-
abgelaufen
77
+++
+++
+++
(+)
-
++
-
abgelaufen
83
+++
+++
+++
(+)
(+)
+
-
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
44
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1 p18
Beurteilung
p23
84
+++
+++
+++
-
-
-
-
abgelaufen
94
+++
+++
++
-
+
++
-
abgelaufen
104
+++
+++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
113
+++
+++
++
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
119
+++
+++
++++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
122
+++
+++
+++
(+)
(+)
+++
(+)
abgelaufen
130
+++
+++
(+)
-
-
(+)
-
abgelaufen
137
+++
+++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
145
+++
+++
++
-
-
-
-
abgelaufen
175
+++
+++
++
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
176
+++
+++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
177
+++
+++
++++
(+)
-
+++
-
abgelaufen
178
+++
+++
++
(+)
-
++
-
187
+++
+++
+++
-
+++
++
-
abgelaufen
188
+++
+++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen
194
+++
+++
+++
(+)
-
++
-
abgelaufen
7
+++
++++
++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
30
+++
++++
++
-
-
(+)
-
abgelaufen
112
+++
++++
+++
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
133
+++
++++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
164
+++
++++
+++
-
-
(+)
-
abgelaufen
172
+++
++++
++
++
+
++
-
abgelaufen
179
+++
++++
+++
-
-
+
-
181
+++
++++
+++
-
-
+
-
191
+++
++++
++++
-
-
+++
32
+++
(+)
++
(+)
(+)
+
48
++++
+
++++
+
+++
69
++++
++
+++
-
118
++++
++
+++
136
++++
++
201
++++
9
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
abgelaufen
abgelaufen
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
-
hoch
-
hoch
abgelaufen ohne p18
+++
(+)
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
-
+
-
abgelaufen
(+)
(+)
-
-
abgelaufen
+++
-
(+)
+++
(+)
abgelaufen
++
+++
-
-
+
-
++++
+++
+++
(+)
-
+
-
abgelaufen
26
++++
+++
+++
(+)
++
+
-
abgelaufen
44
++++
+++
(+)
-
(+)
+
-
abgelaufen
56
++++
+++
+
-
-
++
-
abgelaufen
64
++++
+++
+++
-
(+)
+++
(+)
abgelaufen
158
++++
+++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
173
++++
+++
++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
192
++++
+++
(+)
(+)
++
++
-
hoch
hoch
197
++++
+++
+++
(+)
+
++++
+
hoch
hoch
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
(hoch) abgelaufen
hoch
abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
Nr.
45
Antigen Lineassay
EBNA-1 p 18
p 23
p 138
Avidität
p 54 BZLF-1 B(1:16) EBNA-1 p18
Beurteilung
p23
80
++++
++++
++++
-
-
++
-
abgelaufen
81
++++
++++
+++
-
+
+
-
abgelaufen
161
++++
++++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen
171
++++
++++
+++
-
-
++
-
abgelaufen
180
++++
++++
++++
-
-
(+)
-
hoch
hoch
hoch
abgelaufen
10
++++
-
++
-
+++
(+)
-
hoch
-
hoch
abgelaufen ohne p18
115
++++
(+)
-
-
+++
-
-
abgelaufen ohne p18
Auch bei dem Kollektiv der Normalpersonen wird bei der Betrachtung der Einzelfälle die
Variationsbreite der Antikörperintensitäten der unterschiedlichen Infektionstypen deutlich. Wie
bei den Athleten fiel vor allem die hohe Konstanz der späten Antikörper Anti-EBNA-1 und
Anti-p18 gegenüber der in der Intensität variierenden „Early antigens“ Anti-p138 und Anti-p54
auf. Anti-p138-Antikörper wurden bei den Normalpersonen etwas häufiger in einer stärkeren
Intensität gefunden als bei den Athleten. Meistens war auch bei den Normalpersonen Anti-p54
positiv, intensivere Banden waren beispielsweise bei Fall Nr. 10, 46, 115, 152 und 187
vorhanden. Bei Fall Nr. 48 waren beide EAs gleichzeitig positiv bei schwachem Anti-EBNA-1,
aber hoch-avidem Anti-p18, so dass der Fall trotzdem als eine länger zurückliegende Infektion
bestimmt wurde.
Bei den Normalpersonen gibt es ebenso klassisch zurückliegende Infektionen mit sehr schwach
nachzuweisenden Antikörpern, die aber eine hohe Avidität besitzen, wie z.B. Nr. 13. Es gibt
aber auch solche mit besonders intensivem Anti-EBNA-1, Anti-p18 und Anti-p23 wie Nr. 180
und ebenfalls hoher Avidität der Antikörper. Mit Fall Nr. 115 wurde eine zurückliegende
Infektion ohne p23-Antikörper und grenzwertig positiver Anti-p18-Bande gefunden. Weitere
Beispiele für fehlendes, bzw. schwach vorhandenes Anti-p23 waren Fall Nr. 44, 60, 61, 107,
129, 130 und 192. Anti-p23-Antikörper waren sonst bei fast allen seropositiven Fällen deutlich
nachweisbar.
Meistens war Anti-BZLF-1 auch bei den Normalpersonen in höheren Konzentrationen zu
finden, besonders intensiv bei den Fällen Nr. 37, 93, 99, 144 und 197, bei denen auch die 1:16
Verdünnung positiv war. Grob vergleichend ergab sich kein Unterschied zu dem
Athletenkollektiv und Anti-BZLF-1-Antikörper galten auch hier vielmehr als unspezifische
Seropositivitätsmarker. Es gab auch bei den Normalpersonen keinen Anhalt für besonders
intensive Anti-BZLF-1-Antworten und somit keinen Unterschied zu den Athleten.
Tabelle 12 führt die Lineassay Ergebnisse der unklaren Fälle auf. In der Spalte Avidität ist die
Avidität der Antikörper gegen EBNA-1, p18 und p23 dargestellt, jedoch war sie bei den
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
46
schwachen Antikörper-Intensitäten nur eingeschränkt messbar und nicht so diagnoseweisend
wie bei stärkeren Antikörper-Intensitäten.
Tabelle 12: unklare Ergebnisse des Lineassay des Normalpersonenkollektivs. Die Spalte Avidität zeigt die
Avidität der jeweiligen Antigen-Antikörper Komplexe (bei diesem Serostatus eingeschränkt
messbar)
Nr.
Antigen Lineassay
EBNA-1 p18
p23
p138
p54
Avidität
BZLF-1 B(1:16) EBNA-1
p18
106
+
-
(+)
-
+
(+)
-
hoch
-
154
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
hoch
-
155
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
hoch
170
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
hoch
Beurteilung
Wiederholung
p23
hoch unklar
-
unklar
unklar
unklar
-
hoch unklar
unklar
-
hoch unklar
unklar
Im Gegensatz zu den negativen Fällen wurden bei diesen Seren einfach positive Banden v.a.
gegen p54 vorgefunden. Außerdem waren wieder Anti-EBNA-1, Anti-p23 und Anti-BZLF-1 in
grenzwertiger Konzentration nachweisbar. Die hohe Avidität der Anti-EBNA-1 und Anti-p23
Antikörper spricht gegen eine frische Infektion. Auffällig war auch, dass die Verteilung der
vorhandenen Antikörper dem Athleten Kollektiv sehr stark ähnelte (siehe Tabelle 8) und
aufgrund der gefundenen Konstellation und der grenzwertig positiven Banden auch hier keine
eindeutige Serodiagnose erfolgen konnte.
Bei den als negativ bewerteten Fällen wurden meistens keine Antikörper-Banden nachgewiesen.
Doch genau wie bei den Athleten waren auch bei den Normalpersonen wenige grenzwertig
positive Antikörper-Banden auffindbar, die oft nur ganz schwach und mit bloßem Auge kaum
erkennbar auf den Teststreifen vorhanden waren. Demnach waren auch diese Banden alle
deutlich schwächer als die cutoff-Bande und somit als negativ und als Variation von negativen
Infektionsstadien feststellbar. Hier könnte es sich ebenfalls um Verunreinigungen des Serums
oder des Testansatzes oder um unspezifische Reaktionen von anderen im Serum enthaltenen
Antikörpern gegen die vorhandenen Antigene gehandelt haben.
Weitere exemplarische Einzelfälle der unterschiedlichen Serumkonstellationen beider
Kollektive sind mit Hilfe von Ergebnissen der Scanmethodik und der Aviditätsbestimmung
unter 3.1.4 auf Seite 63 beschrieben. Außerdem werden einige besondere Einzelfälle erneut
beschrieben und graphisch dargestellt.
C.
Vergleich der Lineassay-Befunde beider Kollektive
Um zu prüfen, ob zwischen den beiden Kollektiven in der Häufigkeit der vorkommenden
Serodiagnosen ein signifikanter Unterschied besteht, wurde zuerst der Chi-Quadrat Test auf die
detaillierte Aufschlüsselung aller Serodiagnosen angewendet.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
47
In Tabelle 13 sind die Befunde des Lineassays für beide Gruppen in detaillierter Form
gemeinsam dargestellt. Bei dem Vergleich aller Befundhäufigkeiten dieser Tabelle mit dem
Chi-Quadrat Test ergibt sich zwischen den beiden Gruppen Athleten und Normalpersonen kein
signifikanter Unterschied (p=0,144).
Tabelle 13: Häufigkeiten der Lineassay-Befunde der Gruppen Athleten und Normalpersonen
Befund Lineassay
Normalpersonen
Athleten
Summe
Negativ
31
35
66
Unklar
4
6
10
Frisch
1
1
2
kürzlich abgelaufen
1
11
12
135
122
257
abgelaufen ohne Anti-EBNA-1
7
9
16
abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1
15
15
30
abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18
6
3
9
200
202
402
länger zurückliegend
Summe
Bei der Analyse der Standardisierten Residuen in SPSS findet sich ein Hinweis auf den größten
Unterschied zwischen den Gruppen in der Häufigkeit des Befundes „kürzlich abgelaufen“. Um
gesondert diesen Befund mit allen anderen Befunden der beiden Kollektive zu vergleichen,
wurde Fisher’s Exact Tests für diese Konstellation (siehe Tabelle 14) angewendet. Die
Kollektive unterscheiden sich dann signifikant voneinander (p=0,006).
Tabelle 14: Lineassay-Befund „kürzlich abgelaufen“ der Gruppen Athleten und Normalpersonen
Befund Lineassay
andere Befunde
kürzlich abgelaufen
Summe
Normalpersonen
Athleten
Summe
199
191
390
1
11
12
200
202
402
Im Gesamtvergleich der detaillierten Häufigkeitstabellen mit dem Chi-Quadrat Test (siehe
Tabelle 13) reichte dieser Unterschied für einen signifikanten Unterschied jedoch nicht aus
(p=0,144).
Um Aussagen über die Prävalenz und Inzidenz von EBV-Infektionen nach klassischer
Einteilung machen und vergleichen zu können, wurden die in Tabelle 13 dargestellten Befunde
zu den klassischen Diagnosen negativ, unklar, frisch (inklusive kürzlich, also innerhalb 2
Monate) und länger zurückliegend (inklusive aberrant abgelaufen) in Tabelle 15
zusammengefasst.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
48
Tabelle 15: Vergleich der klassischen Diagnosen zwischen Normalpersonen und Athleten, kürzlich
abgelaufene Infektionen wurden als frisch, aberrant abgelaufene als länger zurückliegend
bewertet.
Befund Lineassay
Normalpersonen
%
Athleten
%
Summe
negativ
31
15,5
35
17,3
66
Unklar
4
2,0
6
3,0
10
frisch (inkl. kürzlich)
2
1,0
12
5,9
14
zurückliegend (inkl. aberrant abgelaufen)
163
81,5
149
73,8
312
Summe
200
100,0
202
100,0
402
Vergleicht man die Häufigkeiten dieser klassischen Diagnosen, fällt auf, dass die
Normalpersonen einen höheren prozentualen Anteil an länger zurückliegenden Infektionen
aufweisen. Bei den Athleten wurde dagegen eine höhere Anzahl an frischen bzw. kürzlich
zurückliegenden Infektionen festgestellt (siehe auch Tabelle 13 und Tabelle 14). Der Anteil von
negativen Seren war bei beiden Gruppen in etwa gleich, auch die Anzahl derer mit unklarem
Serostatus.
Bei der Anwendung des Chi-Quadrat Testes auf die Häufigkeiten der klassisch eingeteilten
Diagnosen ergibt sich ein schwach signifikanter Unterschied (p=0,038) zwischen den beiden
Kollektiven im Gegensatz zu den in Tabelle 13 aufgeführten, nicht signifikant unterschiedlichen
detaillierten Befundhäufigkeiten. Auch bei der klassischen Zusammenstellung fällt bei der
Betrachtung der Standardisierten Residuen in SPSS auf, dass der größte Unterschied in dem
Befund „frisch (inkl. kürzlich)“ besteht, der für den Unterschied ursächlich gewesen sein
könnte.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bei der detaillierten Aufstellung der Befunde
zwischen beiden Kollektiven kein signifikanter Unterschied bestanden hat (p=0,144). Bei der
Zusammenstellung von klassischen Diagnosen waren beide Gruppen schwach signifikant
unterschiedlich (p=0,038), am ehesten durch die unterschiedliche Häufigkeit „frisch (inkl.
kürzlich abgelaufen)“ bedingt, deren Anteil bei klassischer Anordnung mehr Gewicht bekommt.
Besonders auffällig wurde der Unterschied dann, wenn die Diagnose „kürzlich abgelaufen“
gegen alle anderen, zu einer Kategorie summierten, Befunde mit Fisher’s Exact Test getestet
wird (p=0,006) (Tabelle 14). Würde die Diagnose „kürzlich abgelaufen“ in Tabelle 15 unter die
„abgelaufenen“ Infektionen summiert werden, ergäbe sich kein signifikanter Unterschied
(p=0,877) und bei beiden Gruppen wäre der Anteil der frischen und zurückliegenden
Infektionen fast gleich.
In Abbildung 13 sind ergänzend die prozentualen Anteile der Befunde der Lineassay Diagnostik
je Gruppe als geschichtete Säulen abgebildet, (die Serotypen „abgelaufen ohne Anti-EBNA-1,
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
49
abgelaufen (schwaches Anti-EBNA-1) und abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18“ sind unter
„aberrant abgelaufen“ zusammengefasst).
Abbildung 13: Anteil der Infektionsstadien in den untersuchten Gruppen, die Serotypen „abgelaufen ohne
Anti-EBNA-1, abgelaufen (schwaches Anti-EBNA-1) und abgelaufen ohne (schwaches) Antip18“ sind unter „aberrant abgelaufen“ zusammengefasst)
Diese Abbildung verdeutlicht noch einmal die Ergebnisse des Vergleichs der Häufigkeiten der
verschiedenen Lineassay-Serodiagnosen. Im Wesentlichen wurden bei beiden Kollektiven
dieselben Häufigkeiten der verschiedenen Serodiagnosen festgestellt. Der größte Unterschied
bestand im Vorkommen des Serostatus „kürzlich abgelaufen“, der bei den Athleten in größerer
Anzahl gefunden wurde. Demgegenüber war der Anteil des Serostatus „länger zurückliegend“
bei den Normalpersonen größer.
D.
Vergleich der Kollektive anhand der mit der Lineassay-Scanmethodik
ermittelten Antikörper-Amplituden
Die Lineassay-Scanmethodik hat durch die quantitative Erfassung der Antikörper-Amplituden
eine sehr detaillierte Analyse der Variation einzelner Antikörper beider Kollektive ermöglicht.
Im vorherigen Abschnitt wurden die Kollektive hinsichtlich des Vorkommens verschiedener
Serodiagnosen geprüft. Um die Verteilung der gemessenen Amplituden beider Gruppen für
jeden Antikörper getrennt zu untersuchen, wurden je Gruppe nur die seropositiven Fälle für
einen Vergleich herangezogen.
Bei den Athleten erfüllten dieses Kriterium 161 Testpersonen, bei den Normalpersonen 165
Testpersonen (siehe auch Tabelle 5 und Tabelle 9). Die Antikörper wurden hier einzeln
betrachtet und auf Verschiedenheit ihrer Verteilung bei beiden Gruppen geprüft. Der MannWhitney Test wurde für jeden Antikörper verwendet, um die Verteilung der AntikörperAmplituden auf signifikante Unterschiede zwischen Athleten und Normalpersonen zu
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
50
untersuchen. Die mit dem Mann-Whitney Test ermittelten Signifikanzniveaus sind neben den
deskriptiven Werten der Scanmethodik in Tabelle 16 ersichtlich.
Tabelle 16: deskriptiver Report der seropositiven Fälle beider Kollektive (Scan mit Apollo Blotautomat)
und durch den Mann-Whitney-Test ermittelte Signifikanzniveaus zum Vergleich der
Amplitudenverteilung jedes Antikörpers der untersuchten Kollektive
Gruppe
Amplitude
(nur seropositive)
Antikörper gegen
EBNA-1
p 18
p 23
p 138
p 54
BZLF-1
B(1:16)
Normalpersonen
Minimum
0
10
5
0
0
0
0
(n=165)
Maximum
190
172
168
85
123
135
18
Median
80
101
86
3
6
43
6
Mean
80
98
83
6
16
48
6
Std. Abweichung
48
42
38
11
26
37
4
Athleten
Minimum
2
3
2
0
0
0
0
(n=161)
Maximum
172
178
155
57
143
157
44
Median
77
101
86
3
5
45
6
Mean
76
94
81
4
13
51
7
Std. Abweichung
49
41
37
8
23
38
5
0,378
0,267
0,724
0,007
0,250
0,562
0,907
p-Wert
Es fällt auf, dass sich die Verteilung der Amplitudenmesswerte jedes Antikörpers bis auf den
p138-Antikörper (p=0,007) nicht signifikant unterscheidet. Betrachtet man p138 genauer, fällt
auf, dass der Durchschnitt der gemessenen Amplitude mit 4 bei den Athleten und 6 bei den
Normalpersonen zwar im gleichen Bereich lag und die Standardabweichung für beide
Kollektive mit 8 bei den Athleten und 11 bei den Normalpersonen ähnlich war. Insgesamt
wurden bei den Normalpersonen aber höhere Amplituden gemessen und zudem noch größere
Extreme der Werte gefunden.
Im Vergleich zu den hohen Amplituden der intensiven Banden von Anti-EBNA-1, Anti-p18,
Anti-p23 und Anti-BZLF-1 lagen die gemessenen Antikörper-Amplituden gegen p138 und p54
(Early antigens) bei beiden Kollektiven in einem sehr niedrigen Bereich, bei 297 von insgesamt
326 seropositiven Probanden beider Gruppen (91%) war Anti-p138 und bei 231 von 326
Probanden (71%) war Anti-p54 nicht nachweisbar (Kriterium Scanamplitude <10). Die hohe
Konstanz der späten Antikörper Anti-EBNA-1 und Anti-p18 gegenüber den variabel
auftretenden frühen Antikörpern Anti-p138 und Anti-p54 wurde auch bei der Betrachtung der
Einzelfälle in den Abschnitten 3.1.2 A und 3.1.2 B beschrieben. Die Verteilung mit den
stärksten Antikörperamplituden wurde bei beiden Gruppen für den p18-Antikörper gefunden.
Insgesamt lag bei beiden Kollektiven eine fast analoge Verteilung der Scanamplituden für alle
Antikörper vor, so war z.B. die kleinste gemessene Amplitude für alle Antikörper fast Null und
die maximal erfassten Werte waren ebenfalls ähnlich. Der Median, die 25. und 75. Perzentile
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
51
sowie die Lage von Extremwerten sind in Abbildung 14 bis Abbildung 19 mittels BoxplotGraphen dargestellt, welche die sehr ähnliche Verteilung der Antikörperamplitudenwerte beider
Gruppen darstellen.
Abbildung 14: Boxplot der EBNA-1 Antikörper
Abbildung 15: Boxplot der p18-Antikörper
(dargestellt ist je der Median als schwarzer Balken in grauer Box, die durch die 25. und 75.
Perzentile begrenzt wird; die Balken beschreiben die kleinsten/größten Werte, die keine
Extremwerte waren; „Kreise“ (o) beschreiben Werte, die mehr als 1,5 Box-Längen, „Sternchen“
(*), die mehr als 3 Box-Längen von 75. Perzentile entfernt liegen)
Abbildung 16: Boxplot der p23-Antikörper
Abbildung 17: Boxplot der p138-Antikörper
(dargestellt ist je der Median als schwarzer Balken in grauer Box, die durch die 25. und 75.
Perzentile begrenzt wird; die Balken beschreiben die kleinsten/größten Werte, die keine
Extremwerte waren; „Kreise“ (o) beschreiben Werte, die mehr als 1,5 Box-Längen, „Sternchen“
(*), die mehr als 3 Box-Längen von 75. Perzentile entfernt liegen)
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
52
Abbildung 18: Boxplot der p54-Antikörper
Abbildung 19: Boxplot der BZLF-1-Antikörper
(dargestellt ist je der Median als schwarzer Balken in grauer Box, die durch die 25. und 75.
Perzentile begrenzt wird; die Balken beschreiben die kleinsten/größten Werte, die keine
Extremwerte waren; „Kreise“ (o) beschreiben Werte, die mehr als 1,5 Box-Längen, „Sternchen“
(*), die mehr als 3 Box-Längen von 75. Perzentile entfernt liegen)
Besonders zeigen die Boxplots die ähnliche Verteilung der Antikörper-Amplituden für den
EBNA-1-Antikörper (p=0,378), p18-Antikörper (p=0,276), p23-Antikörper (p=0,724) und
BZLF-1-Antikörper (p=0,562). In Abbildung 17 ist die unterschiedliche Lage der Extreme und
signifikant unterschiedliche Verteilung der Amplitudenwerte der p138-Antikörper zu erkennen
(P=0,007). Auch die Werte der p54-Antikörper in Abbildung 18 weisen eine Streuung mit
Extremen auf, sind jedoch in ihrer Gesamtverteilung und Lage der deskriptiven Maße wie
Durchschnitt, Standardabweichung, Median und den Perzentilen sehr ähnlich und nicht
signifikant verschieden (p=0,250).
In Abbildung 20 und Abbildung 21 ist die Verteilung der Antikörper-Amplituden für beide
Kollektive auf andere Weise dargestellt. In dieser Illustration ist in der Übersicht ebenfalls
erkennbar, dass sich die Gruppen in Bezug auf das durch die Amplitudenmessung gebildete
Muster nicht wesentlich unterscheiden.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
53
Abbildung 20: (Athleten), Abbildung 21 (Normalpersonen): die sichtbaren Muster bilden sich aus den
Amplitudenwerten und sind nach den verschiedenen Antikörpern und der Größe der
Amplitudenwerte geordnet, so stellt jede Säule 161 (Athleten) bzw. 165 (Normalpersonen) nach
Intensität der Bande geordnete seropositive Fälle dar
Die unter 3.1.2 C beschriebene ähnliche Häufigkeitsverteilung der Lineassay-Serodiagnosen hat
sich durch die Auswertung der Lineassay-Scanmethodik bestätigt. Beide Kollektive haben sich
hinsichtlich ihrer quantitativen Verteilung der Antikörper-Antworten ausgenommen Anti-p138
nicht signifikant unterschieden. Die unterschiedliche Häufigkeit des Serostatus „kürzlich
abgelaufen“ ließ sich nicht mit der signifikant unterschiedlichen Verteilung der Anti-p138Amplituden in Zusammenhang bringen. Die bei den „kürzlich abgelaufenen“ Fällen meist
fehlende Anti-EBNA-1-Antwort hat nicht zu einem signifikanten Unterschied in der Verteilung
der Anti-EBNA-1-Antikörper geführt. Athleten und Normalpersonen haben sich somit in den
Ergebnissen der Lineassay-Diagnostik nicht wesentlich unterschieden.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
3.1.3
54
Immunfluoreszenztechnikverfahren (IFT)
Anhand der Immunfluoreszenztechnik, dem früheren Goldstandard der EBV-Serologie, sollte
ein Methodenvergleich mit dem Lineassaytest erfolgen.
Dazu wurden alle 202 Athleten-Seren und 200 Normalpersonen-Seren zusätzlich mit der
Immunfluoreszenztechnik auf Anti-VCA-IgG und Anti-EBNA-1 getestet. Um einen eventuellen
Unterschied zwischen beiden Testmethoden zu belegen und die dann effizientere Testmethode
zu benennen, wurden Übereinstimmungen der serologischen Aussage aber auch die Diagnostik
erschwerende Konstellationen besonders berücksichtigt und zwischen beiden Testsystemen
verglichen.
Außerdem sollte geprüft werden, ob die IFT-Diagnostik bei beiden Kollektiven dieselbe
diagnostische Anforderung besitzt oder ob die IFT bei einer Gruppe bezüglich des Ergebnisses
eindeutigere Aussagen erlaubt. Dazu wurden die Ergebnisse der Athleten mit denen der
Normalpersonen verglichen.
A.
Athleten
In Tabelle 17 und Tabelle 18 sind die Ergebnisse des IFT Verfahren als Übersicht und in
detaillierter Form ersichtlich, dabei wurden in Tabelle 18 die seropositiven Befunde in die
möglichen Konstellationen der IFT-Diagnostik aufgeschlüsselt.
Tabelle 17: IFT-Befund, Übersicht
IFT Befund Athleten
Anzahl
%
seronegativ
36
17,8
antizellular
7
3,5
seropositiv
159
78,7
Summe
202
100,0
Tabelle 18: IFT-Befund, Detailansicht, die „seropositiv“ und „antizellular“ Befunde sind in detaillierte
Serodiagnosen aufgeschlüsselt
IFT Befund Athleten
Anzahl
%
negativ
36
17,8
EBNA antizellular / BJAB +
3
1,5
VCA antizellular
4
2,0
VCA + / EBNA +
138
68,3
VCA + / EBNA +/-
2
1,0
VCA + / EBNA -
19
9,4
Summe
202
100,0
Die 36 im IFT-Befund negativen Fälle haben im Lineassay teilweise zu einer anderen Diagnose
geführt. Fünf der in der IFT negativen Fälle wurden im Lineassay als „unklar“ befundet, also
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
55
nicht sicher positiv und somit im weitesten Sinne kongruent mit den IFT-Ergebnissen. Doch
waren diese Fälle im Lineassay immerhin so auffällig, dass sie nicht als klassisch negative
Seren zugeordnet wurden und eine eigene Gruppe bildeten (siehe Tabelle 8).
Übereinstimmend mit dem IFT-Befund waren 31 Fälle des Lineassay ebenfalls negativ.
Insgesamt wurden im Lineassay ohne Berücksichtigung der „unklaren“ Seren 35 negative Fälle
gefunden. Die vier im Lineassay zusätzlich als negativ bestimmten Fälle wurden mit der
Immunfluoreszenztechnik in drei Fällen als antizellular (Nr. 15, 121, 152 in Tabelle 20) und
einmal als seropositiv (Nr. 80 in Tabelle 19) getestet. Bei diesem Fall könnte es sich um eine
sehr frische Infektion handeln, die im Lineassay noch negativ ist. Aber möglicherweise auch um
einen Messfehler, eine Testwiederholung dieses Serums wurde nur für den Lineassay
durchgeführt und ergab zweimalig ein negatives Ergebnis.
In Bezug auf die Diagnose der Seronegativität gab es demnach abweichende Ergebnisse bei
beiden Testsystemen, doch die Serumkonstellationen konnten im Lineassay differenzierter
bestimmt werden und alle seronegativen Fälle wurden durch den Lineassay richtig befundet.
Zusätzlich wurden in der IFT unbestimmbare, antizellulare Fälle durch den Lineassay als
richtig-negativ erkannt (siehe Tabelle 20), so dass der Lineassay zur Erkennung von
Seronegativen besser geeignet war.
Es wurden 138 „VCA + / EBNA +“ Fälle gefunden, die im IFT-Verfahren als klassisch
abgelaufene, also länger zurückliegende Fälle gelten. Dementsprechend wurden im Lineassay
122 klassisch abgelaufene Serotypen gefunden. Einige der zurückliegenden Infektionen wurden
durch das Immunfluoreszenzverfahren fehlbestimmt bzw. konnten im Lineassay genauer
differenziert werden und teilen sich auf die verschiedenen Untergruppen von länger
zurückliegenden Infektionen auf. Einige der in der IFT als „klassisch abgelaufen" (länger
zurückliegend) bezeichneten Fälle wurden im Lineassay als „kürzlich abgelaufen“ bestimmt, da
Anti-EBNA-1 kaum vorhanden und die Avidität von Anti-p18 noch nicht weit gereift war.
Um besonders die Fähigkeit der wichtigen Abgrenzung von akuten und abgelaufenen
Infektionen für beide Testsysteme zu vergleichen, werden im folgenden die in der IFT als
vermeintlich frische Infektionen beurteilten Fälle, aufgrund des Fehlens des späten Markers
Anti-EBNA-1, den entsprechenden Lineassay Ergebnissen gegenübergestellt.
Diese 21 „VCA + / EBNA -“ und „VCA + / EBNA+/-“ Fälle wurden zur serologischen
Differentialdiagnose mit den Lineassay Ergebnissen in Tabelle 19 verglichen.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
56
Tabelle 19: Vergleich der IFT-Befunde "VCA + / EBNA - (+/-)" mit entsprechenden Lineassay-Befunden
des Athleten Kollektivs, die Avidität der p18- und p23-Antikörper im Lineassay ist ebenfalls
dargestellt
IFT
Lineassay Antikörper
Avidität LA
Nr. VCA-IgG EBNA-1 EBNA-1 p 18 p 23 p 138 p 54 BZLF-1 B(1:16)
p18
p23
Beurteilung Lineassay
80
+
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
negativ
55
+
-
-
(+)
(+)
-
(+)
(+)
-
-
-
unklar
99
+
-
+
++
+++
-
+
+++
(+)
gering gering kürzlich abgelaufen
128
+
-
(+)
++
++
(+)
-
+++
(+)
gering gering kürzlich abgelaufen
156
+
-
-
++
++
-
-
++
-
gering gering kürzlich abgelaufen
98
+
-
-
++
+++
(+)
+
++++
+
gering hoch kürzlich abgelaufen
7
+
-
(+)
(+)
++++
-
+++
++
-
-
hoch kürzlich abgelaufen
6
+
-
-
+++
+
-
-
-
-
hoch gering abgelaufen ohne EBNA-1
51
+
-
-
++
++
-
-
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
72
+
-
-
++
+
-
-
+
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
94
+
-
-
++
+++
-
+
+
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
108
+
-
-
++++ ++++
-
+++
(+)
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
149
+
-
-
++
++
(+)
++
+++
(+)
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
158
+
-
-
++
+
-
-
++
-
hoch gering abgelaufen ohne EBNA-1
186
+
-
-
++
+
-
-
(+)
-
hoch gering abgelaufen ohne EBNA-1
19
+
-
(+)
+++
++
-
(+)
++
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
65
+
-
(+)
++
++
-
(+)
(+)
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
107
+
-
(+)
++
(+)
-
-
-
-
hoch
177
+
-
(+)
++
+++
-
-
++
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
35
+
+/-
(+)
++++ +++
-
-
+++
(+)
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
46
+
+/-
(+)
+++
-
+
++
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
++
-
abg., schwaches EBNA-1
Im Lineassay war bei den meisten dieser Fälle ebenfalls kein klar positives Anti-EBNA-1
nachweisbar und sie stimmten so mit den IFT-Befunden überein. Fünf der „VCA + / EBNA -“
und „VCA + / EBNA+/-“ Fälle wurden im Lineassay als „kürzlich abgelaufen“ bestimmt, die so
als richtige Übereinstimmung zwischen IFT-Befund und Lineassay-Befund zugetroffen haben.
Bei diesen Probanden waren keine „späten“ Anti-EBNA-1-Antikörper vorhanden, und sie
wiesen eine niedrige Avidität der p18- und p23-Antikörper auf, was für eine kürzlich
zurückliegende Infektion sprach. Im weiteren zeitlichen Verlauf könnten sie Anti-EBNA-1Antikörper entwickeln, aber als aberrant abgelaufene („abgelaufen ohne EBNA-1 / schwaches
EBNA-1“) Infektionen ebenso kein Anti-EBNA-1 vorweisen und somit durch das
Immunfluoreszenzverfahren fehlbestimmt werden.
Vierzehn dieser in der IFT insgesamt 21 vermeintlich frischen Fälle wurden im Lineassay
jedoch als aberrant abgelaufene Infektionen bestimmt („abgelaufen ohne EBNA-1 / schwaches
EBNA-1“). Bei diesen Konstellationen konnte durch den Lineassay über den Nachweis von
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
57
p18-Antikörpern und deren hohe Avidität, als auch der meist hohen Avidität der p23Antikörper, die Infektion als zurückliegend befundet werden. Mit der Immunfluoreszenztechnik
war eine solche Differenzierung nicht möglich und die Fehldiagnose einer frischen oder
kürzlich zurückliegenden Infektion unvermeidlich. Der Lineassay hat wieder die eindeutigere
Diagnose aufgrund des zweiten späten Markers Anti-p18 erlaubt.
Ein Fall wurde als falsch-positiver IFT-Befund gefunden, der im Lineassay negativ war (Nr.
80), ein weiterer Fall wurde im Lineassay als nicht sicher positiv und damit unklar gefunden
(Nr. 55) (siehe Tabelle 19).
Die primär mit der IFT nicht auswertbaren Fälle mit antizellularen Bestandteilen im Serum
wurden in Tabelle 20 den korrespondierenden Lineassay-Befunden gegenübergestellt, um zu
überprüfen, ob die Lineassay-Methode bei solchen antizellulären Seren eine eindeutige
Diagnose zulässt.
Tabelle 20: Vergleich der antizellulären IFT-Befunde mit entsprechenden Lineassay-Befunden des
Athleten Kollektivs
IFT
Lineassay
Nr. VCA-IgG EBNA-1 BJAB EBNA-1
Beurteilung Lineassay
p 18 p 23 p 138 p 54 BZLF-1 B(1:16)
121
-
az
+
-
-
-
-
-
-
-
negativ
15
az
-
-
-
-
-
-
-
-
-
negativ
152
az
-
-
-
-
-
-
-
-
-
negativ
95
az
-
-
-
-
-
-
++
-
-
frisch
4
az
+
-
+
++
+++
-
-
+++
(+)
abgelaufen
84
+
az
+
+++
++
+
-
-
(+)
-
abgelaufen
140
+
az
+
+++
+++
+++
(+)
-
++++
+
abgelaufen
Die antizellulären Seren konnten im Lineassay sowohl als negativ, frisch und auch abgelaufen
klassifiziert werden und waren so eindeutig beurteilbar. Einzig Nr. 4 hätte aufgrund des
positiven Anti-EBNA-1 auch bei antizellulärem VCA-IgG mit der IFT als abgelaufene Infektion
erkannt werden können. Besonders bei positivem VCA-IgG und antizellulärem Anti-EBNA-1
konnte mit der Immunfluoreszenztechnik nicht zwischen frischer und abgelaufener Infektion
unterschieden werden. Durch das Lineassay-Verfahren ließen sich bei Nr. 84 und 140 je „3+“
Anti-EBNA-1-Banden nachweisen und die Fälle als „klassisch abgelaufen“ klassifizieren.
In allen EBV-Status-Kategorien seronegativ, antizellular und seropositiv war der Lineassay mit
der Kombination verschiedener Antigene und der einfacheren Anwendung des Aviditätstests
der Immunfluoreszenztechnik überlegen. Mit den unklaren Infektionen im Lineassay blieb eine
diagnostische Unsicherheit, dennoch könnte durch Folgeseren meistens Klarheit geschafft
werden.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
B.
58
Normalpersonen
In Tabelle 21 und Tabelle 22 sind die Befunde des IFT Verfahren als Übersicht und in
detaillierter Form ersichtlich, dabei wurden in Tabelle 22 die seropositiven Befunde in die
möglichen Konstellationen der IFT-Diagnostik aufgeschlüsselt.
Tabelle 21: IFT-Befund, Übersicht
IFT Befund Normalpersonen
Anzahl
%
seronegativ
32
16,0
antizellular
16
8,0
seropositiv
152
76,0
Summe
200
100,0
Tabelle 22: IFT-Befund, Detailansicht, die „seropositiv“ Befunde sind in detaillierte Serodiagnosen
aufgeschlüsselt
IFT Befund Normalpersonen
Anzahl
%
negativ
32
16,0
EBNA antizellular / BJAB +
14
7,0
VCA antizellular
2
1,0
VCA + / EBNA +
129
64,5
VCA + / EBNA +/-
4
2,0
VCA + / EBNA -
19
9,5
Summe
200
100,0
Die 32 im IFT-Befund negativen Fälle haben im Lineassay teilweise zu einer anderen Diagnose
geführt. Drei der im IFT negativen Fälle wurden im Lineassay als „unklar“ befundet, also nicht
sicher positiv und somit im weitesten Sinne kongruent mit den IFT-Ergebnissen, doch war wie
bei den Athleten eine Zuordnung in eine eigene Gruppe „unklar“ möglich. Insgesamt wurden im
Lineassay 31 negative Fälle gefunden. Übereinstimmend mit dem IFT-Befund waren 29 Fälle
des Lineassay negativ. Die zwei im Lineassay zusätzlich als negativ bestimmten Fälle wurden
mit der Immunfluoreszenztechnik in beiden Fällen als antizellular (Nr.132 und 199 in Tabelle
24) getestet. Auch bei den Normalpersonen war der Lineassay zur Erkennung von
Seronegativen besser geeignet.
Es wurden 129 „VCA + / EBNA +“ Fälle gefunden, die mit der Immunfluoreszenztechnik als
klassisch abgelaufene, also länger zurückliegende Fälle gelten. Dementsprechend wurden im
Lineassay 135 klassisch abgelaufene Serotypen gefunden. Einige der zurückliegenden
Infektionen wurden demnach durch das Immunfluoreszenzverfahren nicht als solche erkannt
bzw. konnten aufgrund der Antizellularität mancher Seren nicht klassifiziert werden. Bei
weiteren Seren, die im Lineassay als „klassisch zurückliegend“ gewertet wurden, ließ sich im
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
59
Lineassay eindeutig ein Anti-EBNA-1 finden, während im IFT keine Anti-EBNA-1-Antwort
festgestellt werden konnte.
Der Lineassay schien Anti-EBNA-1-Antikörper sensitiver nachzuweisen und klassisch
zurückliegende Infektionen von aberranten bzw. kürzlichen Infektionen deutlicher zu
unterscheiden.
Auch bei den Normalpersonen war es wichtig, akute und abgelaufene Infektionen voneinander
abzugrenzen. Im Folgenden werden die in der IFT als vermeintlich frische Infektionen
beurteilten Fälle aufgrund des Fehlens des späten Markers Anti-EBNA-1 den entsprechenden
Lineassay-Ergebnissen gegenübergestellt.
Die 23 Fälle „VCA + / EBNA -“ und „VCA + / EBNA+/-“ lassen sich zur serologischen
Differentialdiagnose im Lineassay, wie in Tabelle 23 gezeigt, aufschlüsseln.
Tabelle 23: Vergleich der IFT-Befunde "VCA + / EBNA - (+/-)" mit entsprechenden Lineassay-Befunden
des Normalpersonen Kollektivs
IFT
Lineassay Antikörper
Avidität LA
Nr. VCA-IgG EBNA-1 EBNA-1 p 18 p 23 p 138 p 54 BZLF-1 B(1:16)
p18
Beurteilung Lineassay
p23
170
+
-
(+)
-
(+)
-
+
(+)
-
unklar
167
+
-
-
(+)
(+)
-
++
(+)
-
frisch
51
+
-
-
++
+
-
++
-
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
193
+
-
-
+++
+++
-
-
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
6
+
-
(+)
++
+++
-
(+)
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
66
+
-
(+)
++
++
-
-
+
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
162
+
-
(+)
++
++
-
-
+
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
157
+
-
(+)
+++
++
-
-
++
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
5
+
-
(+)
++++ +++
-
-
(+)
-
hoch
hoch abg., schwaches EBNA-1
13
+
-
+
+
+
-
-
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen
78
+
-
+
+
++
+
(+)
(+)
-
gering hoch abgelaufen
57
+
-
+
++
++
-
-
+
-
hoch gering abgelaufen
144
+
-
+
++
+++
+
+
++++
+
hoch
hoch abgelaufen
147
+
-
+
++
+++
-
(+)
+++
(+)
hoch
hoch abgelaufen
149
+
-
+
+++ ++++
-
-
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen
169
+
-
+
+++
+++
-
(+)
+
-
hoch
hoch abgelaufen
39
+
-
+
++++ +++
-
-
+++
(+)
24
+
-
++
++
++
-
(+)
(+)
-
abgelaufen
150
+
-
++
++
+
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
12
+
+/-
(+)
++
++
(+)
-
+
-
92
+
+/-
-
++
+++
-
-
++
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
103
+
+/-
-
+++
++
-
-
(+)
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
123
+
+/-
-
+++
++
-
-
++
-
hoch
hoch abgelaufen ohne EBNA-1
hoch gering abgelaufen
gering gering kürzlich abgelaufen
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
60
In Bezug auf die Positivität der EBNA-1-Antikörper weisen im Gegensatz zu den
übereinstimmenden Befunden der IFT und des Lineassay beim Athleten-Kollektiv, bei den
Normalpersonen zehn Seren ein deutlich positives Anti-EBNA-1 im Lineassay auf, bei
negativem Anti-EBNA-1-Titer in der IFT. Bei den Athleten wurde für den Lineassay keine
größere Sensitivität bei der Detektion von Anti-EBNA-1-Antikörper festgestellt. Die mit der
Immunfluoreszenztechnik als vermeintlich „frisch“ identifizierten Fälle bieten im Lineassay ein
differenzierteres Bild.
Unter diesen Fällen wurden im Lineassay zehn Seren als aberrant abgelaufene Infektionen
bestimmt, bei denen keine oder nur schwache Anti-EBNA-1 Antikörper nachweisbar waren
(„abgelaufen“ ohne (mit schwachem) Anti-EBNA-1). Bei diesen Konstellationen konnte mit
Hilfe des Lineassay ebenso wie bei den Athleten über den Nachweis von p18-Antikörpern und
deren hohe Avidität, als auch der hohen Avidität der p23-Antikörper, die Infektion als
zurückliegend befundet werden.
Als richtige Übereinstimmung zwischen IFT- und Lineassay-Befund wurde ein Fall als frisch
(Nr. 167) und ein Fall (Nr. 12) als kürzlich zurückliegend klassifiziert, bei denen noch keine
Anti-EBNA-1-Bildung nachzuweisen ist. Ein weiterer Fall wurde im Lineassay als nicht sicher
positiv und damit unklar gefunden (Nr.170) (siehe Tabelle 23).
Die primär mit der IFT nicht auswertbaren Fälle mit antizellularen Bestandteilen im Serum
(„EBNA az / BJAB +“, „VCA az“) wurden in Tabelle 24 den korrespondierenden LineassayBefunden gegenübergestellt, um zu überprüfen, ob die Lineassay-Methode auch bei den
Normalpersonen bei solchen antizellulären Seren eine eindeutige Diagnose zulässt.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
61
Tabelle 24: Vergleich der antizellulären IFT-Befunde mit entsprechenden Lineassay-Befunden des
Normalpersonen Kollektivs
IFT
Lineassay
Nr. VCA-IgG EBNA-1 BJAB EBNA-1
Beurteilung Lineassay
p 18 p 23 p 138 p 54 BZLF-1 B(1:16)
199
az
-
-
-
-
-
-
(+)
-
-
negativ
132
az
-
-
-
-
-
-
-
-
-
negativ
31
+
az
+
-
++++ +++
-
-
++
-
abgelaufen ohne EBNA-1
196
+
az
+
(+)
+++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen ohne EBNA-1
124
+
az
+
++
(+)
++
(+)
-
++
-
abgelaufen ohne p18
184
+
az
+
+
(+)
+
-
+
+
-
abgelaufen
108
+
az
+
+
++++ +++
-
-
(+)
-
abgelaufen
152
+
az
+
+
++++ ++++
-
+++
+++
(+)
abgelaufen
185
+
az
+
++
+++
+++
(+)
(+)
++
-
abgelaufen
75
+
az
+
++
+++
+++
(+)
+
+++
(+)
abgelaufen
18
+
az
+
++
++++
+
-
-
-
-
abgelaufen
22
+
az
+
+++
+++
+++
(+)
-
+
-
abgelaufen
175
+
az
+
+++
+++
++
(+)
-
(+)
-
abgelaufen
188
+
az
+
+++
+++
+++
-
(+)
++
-
abgelaufen
191
+
az
+
+++
++++ ++++
-
-
+++
192
+
az
+
++++
+++
(+)
++
++
(+)
abgelaufen
-
abgelaufen
Diese antizellulären Seren konnten im Lineassay sowohl als negativ, aberrant abgelaufen
(„abgelaufen ohne Anti-EBNA-1, abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18“) und auch klassisch
abgelaufen (länger zurückliegend) klassifiziert werden. Ebenso wie bei den Athleten kann
gerade
bei
positivem
VCA-IgG
und
antizellulärem
Anti-EBNA-1
mit
der
Immunfluoreszenztechnik nicht zwischen frischer und abgelaufener Infektion unterschieden
werden. Hinter den Fällen Nr. 199 und Nr. 132 (Tabelle 24) hätte sich demnach bei positivem
Anti-VCA-IgG eine frische, aber auch aberrant abgelaufene Infektion ohne Anti-EBNA-1Bildung verbergen können, im Lineassay wurden sie als negativ befundet.
Auch bei den Normalpersonen war der Lineassay in allen EBV-Status-Kategorien seronegativ,
antizellular und seropositiv mit der Kombination verschiedener Antigene und der einfacheren
Anwendung des Aviditätstests der Immunfluoreszenztechnik überlegen. Bei den Athleten
existierte eine geringere Diskrepanz zwischen positivem Anti-EBNA-1 im Linessay gegenüber
dem negativen Anti-EBNA-1 in der Immunfluoreszenztechnik. Es gab in keinem Kollektiv
Fälle, die die IFT-Diagnostik besonders erschwert haben.
C.
Vergleich der IFT-Befunde beider Kollektive
Um zu prüfen, ob zwischen den beiden Kollektiven in der Häufigkeit der vorkommenden IFTBefunde ein signifikanter Unterschied besteht, wurde zuerst der Chi-Quadrat Test auf die
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
62
absoluten Häufigkeiten in Tabelle 25 angewendet. Gleichzeitig sollte herausgefunden werden,
ob
sich
die
beiden
Gruppen
so
voneinander
unterscheiden,
dass
gerade
die
Immunfluoreszenztechnik die EBV-Diagnostik erschweren könnte.
Bei der Anwendung des Chi-Quadrat Tests auf das in Tabelle 25 ersichtliche Gesamtbild der
IFT-Befundhäufigkeiten beider Kollektive ergibt sich kein signifikanter Unterschied (p=0,110).
Tabelle 25: Häufigkeiten der IFT-Befunde der Gruppen Athleten und Normalpersonen und prozentuale
Anteile der IFT-Befunde
Befund Immunfluoreszenztechnik
Normalpersonen
%
Athleten
%
Summe
negativ
32
16,0
36
17,8
68
EBNA-1 antizellular / BJAB +
14
7,0
3
1,5
17
VCA antizellular
2
1,0
4
2,0
6
VCA + /EBNA +
129
64,5
138
68,3
267
VCA + / EBNA +/-
4
2,0
2
1,0
6
VCA + / EBNA -
19
9,5
19
9,4
38
Summe
200
100,0
202
100,0
402
Der größte Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht in der Anzahl des Befundes „EBNA1 antizellular/ BJAB +“, der bei den Normalpersonen in 7,0 % und bei den Athleten bei 1,5%
der Fälle gefunden wurde. Insgesamt wurden bei den Normalpersonen (8%) mehr antizelluläre
Seren als bei den Athleten (3,5%) gefunden, die nicht eindeutig bestimmbar waren.
Die mit der IFT Diagnostik ebenfalls mehrdeutig bestimmten Fälle „VCA + / EBNA -“ und
„VCA + / EBNA +/-“ kommen bei beiden Gruppen in etwa gleicher Häufigkeit vor, bei den
Athleten zusammen 10,4 % der seropositiven Fälle, bei den Normalpersonen 11,5%, so dass die
Diagnostik bei den Athleten im Vergleich zu der Kontrollgruppe nicht erschwert zu sein
scheint. Das Risiko, länger zurückliegende Infektionen ohne Anti-EBNA-1-Bildung mit der IFT
als frische Infektionen zu deuten, bestand bei beiden Kollektiven im gleichen Maße.
Klassisch zurückliegende Infektionen mit dem IFT-Befund „VCA + /EBNA +“ wurden je
Gruppe in etwa gleicher Häufigkeit gefunden. Im Detail war durch den Lineassay bei Athleten
und Normalpersonen eine genauere Differenzierung der Fälle in gleicher Weise möglich (siehe
oben unter 3.1.3 A und B).
In Abbildung 22 sind die IFT-Befunde ergänzend in ihrem prozentualen Anteil als geschichtete
Säulen dargestellt.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
63
Abbildung 22: Anteil der IFT-Befunde der untersuchten Gruppen
Das Immunfluoreszenztechnik-Verfahren hat gezeigt, dass sich Athleten und Normalpersonen
in Bezug auf den EBV-Status sehr gleichen und kein signifikanter Unterschied der IFT-Befunde
zwischen beiden Gruppen besteht. Durch fehlendes Anti-EBNA-1 wird die IFT-Diagnostik
jeweils uneindeutig.
3.1.4
Einzelfallbeschreibung und Scanmethodik
Um die bisher nur nach altem Muster betrachtete Variation der Antikörper-Intensitäten auch mit
der Scanmethodik zu quantifizieren, werden im folgenden exemplarische Einzelfälle der
verschiedenen Serogruppen systematisch aufgeführt. Die zusätzlich gemessene Avidität dieser
Fälle ist im selben Diagramm dargestellt. Durch die Aviditätsmessung konnte eine weitere
Differenzierung bei vielen Fällen erst vorgenommen werden, besonders wurde sie zur
Unterscheidung von „kürzlich abgelaufenen“ und „länger zurückliegenden, aberranten (p18
abgelaufenen (kein/schwaches Anti-EBNA-1))“ Infektionen herangezogen. Zudem werden
andere seltene und besondere Serumkonstellationen beider Kollektive beschrieben, die eine
diagnostische Herausforderung dargestellt haben.
Durch messtechnische Differenzen und Testkinetikunterschiede kann die Bandenintensität des
mit Harnstoff behandelten Teststreifen (z.B. wie in Abbildung 23 die EBNA-1- und BZLF-1Antikörper bei Fall 1) gegenüber dem Primärbefund bei hohen Aviditäten auch leicht erhöht
sein. Ebenso sind minimal sichtbare Banden mancher Antikörper-Klassen als durch den Scan
erfasstes „Hintergrundrauschen“ der Teststreifen zu verstehen. In den folgenden Abbildungen
stellen die weißen Säulen den Primärbefund, die schwarzen Säulen den Aviditätsbefund der
jeweiligen Antikörper dar (mit Harnstoff behandelt).
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
A.
64
Klassisch zurückliegende Infektionen
Bei den zurückliegenden Infektionen kann die Intensität der Antikörper wie in den Fällen der
Abbildung 23 variieren, doch die Anti-EBNA-1- und Anti-p18-Antikörper sind immer
vorhanden und haben eine hohe Avidität.
Abbildung 23: Scanergebnis klassisch zurückliegender Infektionen beider Kollektive mit gemessener
Amplitude der Bandenintensität (schwarze Säulen), (Fall 1-3 Scan „Apollo“, Fall 4 Scan
„München“)
Fall 1 hat sich durch positives und hoch-avides Anti-EBNA-1, Anti-p18 und Anti-p23
ausgezeichnet. Auch Anti-BZLF-1 war positiv und hoch-avide, wurde aber so nicht zwingend
bei allen klassisch zurückliegenden Infektionen gefunden. Die frühen Antikörper gegen p138
und p54 waren in der Regel wie bei den Fällen 1, 2 und 4 negativ bzw. unter dem Cutoff,
seltener wie bei Fall 3 wurden sie auch positiv gefunden.
In wenigen Fällen war die Anti-p23 Avidität gering. Der Aviditätsindex ist dann kleiner als
0,50, also das Verhältnis von Primärbefund und Aviditätsbefund, wie in Abbildung 23 bei Fall 4
für Anti-p23 ersichtlich ist (Aviditätsindex 0,32). Bei diesem Beispiel war die Bandenintensität
von Anti-EBNA-1 im Vergleich zu Fall 1 zwar etwas schwächer, aber hoch-avide. Auch bei
Fall 2 war die Intensität der Anti-EBNA-1 Bande etwas geringer, dennoch wie Anti-p18 hochavide. Der Aviditätsindex der Anti-p23-Bande betrug hier 0,49 und wäre damit als grenzwertig
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
65
zwischen niedrig- und hoch-avide zu bezeichnen. Dies soll verdeutlichen, dass bei klassisch
zurückliegenden Infektionen eine variierende Avidität der Anti-p23-Antikörper gefunden
wurde.
B.
Abgelaufene Infektionen ohne bzw. mit schwachem Anti-p18 aber hochavidem Anti-EBNA-1
Bei wenigen Testpersonen beider Gruppen konnte der zweite späte Antikörper Anti-p18 nicht
oder nur sehr schwach nachgewiesen werden (Athleten 1,5% der Fälle, Normalpersonen 3,0%
der Fälle). Der Ausschluss einer akuten Infektion erfolgte dann über einen positiven, hochaviden Anti-EBNA-1 Titer und positiven, zumeist hoch-aviden Anti-p23 Titer. Abbildung 24
zeigt exemplarisch verschiedene Konstellationen dieses Serotyps.
Abbildung 24: Scanergebnis von Infektionen ohne bzw. mit schwachem Anti-p18 aber hoch-avidem AntiEBNA-1 beider Kollektive mit gemessener Amplitude der Bandenintensität (schwarze
Säulen), (Fall 1-3 Scan „Apollo“, Fall 4 Scan „München“)
Neben der stark positiven, hoch-aviden Anti-EBNA-1-Bande war bei Fall 1 auch eine starke
Intensität der hoch-aviden Anti-BZLF-1-Bande zu erkennen. Bei Fall 2 fiel die stark positive,
hoch-avide Anti-p54-Bande auf, dessen Positivität sonst hauptsächlich bei frischen Infektionen
erwartet wird. Bei Fall 3 waren ebenfalls Anti-p54-Antikörper vorhanden, diese waren aber
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
66
niedrig avide. Es wurden also auch bei den Sonderformen der zurückliegenden Infektionen
Antikörper gegen frühe Antigene (p138, p54) gefunden, die jedoch in der Avidität stark
unterschiedlich waren.
Fall 4 soll verdeutlichen, dass auch bei dem Serotyp „abgelaufen ohne bzw. mit schwachem
Anti-p18“ eher niedrig-avide Anti-p23-Antikörper nachweisbar waren (Aviditätsindex 0,42).
Die hoch-avide Anti-EBNA-1-Bande hat hier die länger zurückliegende Infektion bestätigt.
C.
Abgelaufene Infektionen ohne bzw. mit schwachem Anti-EBNA-1 aber hochavidem Anti-p18
Abbildung 25 zeigt Beispiele für diesen Serotyp, bei dem kein oder nur ein sehr schwaches
Anti-EBNA-1 nachgewiesen werden konnte, aber über ein positives, hoch-avides Anti-p18 und
Anti-p23 eine frische oder kürzliche Infektion ausgeschlossen wurde (Athleten 11,9%,
Normalpersonen 11,0%). Frühe Antikörper gegen p138 und p54 können wie bei allen
zurückliegenden Infektionen vorhanden sein, meist in schwacher Intensität und mit
unterschiedlicher, nicht aussagekräftiger Avidität.
Abbildung 25: Scanergebnis von Infektionen ohne bzw. mit schwachem Anti-EBNA-1 aber hoch-avidem
Anti-p18 beider Kollektive mit gemessener Amplitude der Bandenintensität (schwarze
Säulen), (Fall 1,2,4 Scan „Apollo“, Fall 3 Scan „München“)
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
67
Fall 1 und Fall 3 zeigen stellvertretend für andere Fälle dieses Infektionstyps, dass keine
Antikörper gegen EBNA-1 nachgewiesen werden konnten. Der zweite späte Antikörper Antip18 war dennoch positiv und hoch-avide und hat die Serodiagnose einer länger zurückliegenden
Infektion erlaubt. Bei „kürzlich zurückliegenden“ Infektionen wäre Anti-p18 niedrig-avide und
so Anhaltspunkt für eine noch stattfindende Reifung der Antigen-Antikörper-Komplexe
gewesen. Die hoch-aviden Anti-p18-Antikörper sind auch in Fall 2 und 4 erkennbar, hier
wurden allerdings geringe Titer von Anti-EBNA-1-Antikörpern festgestellt.
Ähnlich allen grundsätzlich zurückliegenden Infektionen, sind die Antikörper gegen das p23Antigen hoch avide, wurden selten aber, wie bei Fall 3, als niedrig-avide bestimmt
(Aviditätsindex 0,20). Fall 2 zeigt erneut beispielhaft, dass auch bei zurückliegenden, aberranten
Infektionen Antikörper gegen die „Early antigens“ (p138, p54) vorhanden und hoch avide sein
können.
D.
Kürzlich abgelaufene Infektionen
Auch bei diesem in Abbildung 26 ersichtlichen Infektionsstatus konnte kein Anti-EBNA-1
nachgewiesen werden, doch haben sich solche Seren gegenüber dem Serostatus „abgelaufen
ohne bzw. mit schwachem Anti-EBNA-1“ durch ein zwar positives, aber niedrig-avides Antip18 unterschieden. Auch Anti-p23 war positiv und meist noch niedrig avide, selten schon in der
Reifung vorangeschritten und dann hoch-avide. Bei der Mehrzahl dieser Fällen kann davon
ausgegangen werden, dass die Bildung von Antikörpern gegen EBNA-1 noch aussteht. Bei
Nichtbildung von Anti-EBNA-1 würde im weiteren zeitlichen Verlauf zumindest die Avidität
der Antikörper gegen p18 und p23 ansteigen, und so bei Testung eines Folgeserums zur
Serodiagnose „abgelaufen ohne bzw. mit schwachem Anti-EBNA-1“ führen.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
68
Abbildung 26: Scanergebnis „kürzlich abgelaufener“ Infektionen beider Kollektive mit gemessener
Amplitude der Bandenintensität (schwarze Säulen), (Fall 1 Scan „Apollo“, Fall 2-4 Scan
„München“)
Exemplarisch haben die Fälle 1 und 2 gezeigt, dass Antikörper gegen EBNA-1 nicht existent
waren und die anderen vorhandenen Antikörper eine geringe Avidität hatten. Auch Antikörper
gegen frühe Antigene wurden teilweise nachgewiesen, waren bei Fall 1 aber niedrig-avide.
Mit Fall 3 ist ein Beispiel hoch-avider Anti-p23 Antikörper abgebildet, dagegen waren die
schon existenten Antikörper gegen EBNA-1 und p18 noch niedrig-avide und der Status wurde
als „kürzlich abgelaufen“ bezeichnet.
Eine isolierte, niedrig-avide Anti-p23-Bande, wie bei Fall 4, hätte für ein akutes Geschehen
sprechen können. Da aber die späten Antikörper schon grenzwertig positiv und hoch-avide
waren, dürfte es sich eher um eine kürzlich zurückliegende, aber sicher keine ganz frische
Infektion gehandelt haben. Der erneute Test eines Folgeserums könnte in einem solchen Fall
Klarheit schaffen.
E.
Frische Infektionen
Ein Titer später Antikörper gegen Antigene wie EBNA-1 und p18 wird bei den wirklich
frischen Infektionen gewöhnlich nicht beobachtet. Erst im weiteren Verlauf (mehrere Wochen)
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
69
erfolgt für diese eine Serokonversion, dann sind sie aber noch wenig gereift und niedrig-avide
wie unter D beschrieben und die Infektion würde als kürzlich abgelaufen gelten.
Abbildung 27: Scanergebnis „frischer“ Infektionen beider Kollektive mit gemessener Amplitude der
Bandenintensität (schwarze Säulen), (Fall 1 und 2 Scan „Apollo“)
Bei beiden in Abbildung 27 dargestellten Fällen waren eindeutig nur Antikörper gegen das
frühe Antigen p54 vorhanden. Diese Antikörper ließen sich bei Fall 1 durch Harnstoff wieder
völlig aus der Antigen-Antikörper-Bindung lösen, bei Fall 2 teilweise, die Reifung der
Antikörper gegen p54 war schon etwas vorangeschritten (Aviditätsindex 0,39). Bei beiden
Fällen aber war die Anti-p54 Avidität als gering zu bezeichnen. Außerdem sind bei Fall 2 die
grenzwertig positiven Konzentrationen von Anti-EBNA-1-, Anti-p18- und Anti-p23Antikörpern sichtbar, die sich alle durch Harnstoff wieder vom Teststreifen ablösen lassen und
damit als niedrig-avide gelten, so dass beide Fälle als akute EBV-Neuinfektionen gedeutet
wurden. Die Probanden waren allerdings klinisch gesund.
F.
Andere besondere Serumkonstellationen
In Abbildung 28 sind weitere Einzelfälle der beiden Gruppen Athleten und Normalpersonen
dargestellt, die zu den obigen Gruppen von Infektionstypen gehören, aber eine besondere
Konstellation oder Kinetik gezeigt haben.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
70
Abbildung 28: Scanergebnis besonderer Konstellationen beider Kollektive mit gemessener Amplitude der
Bandenintensität (schwarze Säulen), (Fall 1-2 Scan „Apollo“, Fall 3-4 Scan „München“)
Interessant war Fall Nr. 1, der aufgrund der Negativität beider später Marker, aber hoch-avidem
Anti-p23 als „kürzlich abgelaufen“ klassifiziert wurde, bei dem man die Bildung zumindest
eines späten Antikörpers noch erwarten würde. Es könnte sich aber auch eine länger
zurückliegende Infektion ohne Bildung beider später Marker Anti-EBNA-1 und Anti-p18
handeln. Dieses Beispiel war sicher ein Grenzfall und mit einem Folgeserum in einem Abstand
von etwa zwei Wochen hätte eine genauere Zuordnung getroffen werden können.
Ebenso auffällig war Fall Nr. 2 mit fast isoliertem Anti-p18. Anti-EBNA-1- und Anti-p23Antikörper waren hier nur grenzwertig nachweisbar. Durch das hoch-avide Anti-p18 ließ sich
dieser Fall jedoch trotzdem eindeutig der Gruppe „abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1“
zuordnen.
Bei Fall 3 hat es sich um eine Infektion mit insgesamt schwächeren Antikörper-Antworten
gehandelt. Anti-p18 und Anti-p23 waren grenzwertig nachweisbar, Anti-BZLF-1 dagegen
deutlich positiv und hoch-avide. Anti-EBNA-1 war ebenfalls sicher positiv und hoch-avide, so
dass eine frische oder kürzliche Infektion ausgeschlossen und dieser Fall als „länger
zurückliegend“ befundet wurde.
3 Ergebnisse - Querschnittstudie
71
Schließlich wurde bei Fall 4 die seltene Beobachtung von fast isoliert positiven, hoch-aviden
Anti-EBNA-1-Antikörpern gemacht. Anti-p18 war bei einer Cutoff-Amplitude von etwa 50
grenzwertig positiv. Daher wurde dieser Fall der Gruppe „abgelaufen ohne bzw. mit schwachem
Anti-p18“ zugeordnet. Auch die sonst bei zurückliegenden Infektionen sehr häufig positiven
Anti-p23 Antikörper waren bei diesem Fall nicht nachweisbar.
G.
Unklare Konstellationen
Bei wenigen Fällen beider Kollektive konnte durch den Lineassay Test keine klare Aussage
über den Serostatus getroffen werden, da mehrere Antikörper mit grenzwertig oder vereinzelten
schwachpositiven Banden in untypischer Konstellation gefunden wurden. In Abbildung 29 sind
exemplarische Beispiele dieser Fälle aufgeführt.
Abbildung 29: Scanergebnis unklarer Konstellationen beider Kollektive mit gemessener Amplitude der
Bandenintensität (schwarze Säulen), (Fall 1,2,4 Scan „Apollo“, Fall 3 Scan „München“)
Bei Fall 1 bis Fall 3 fallen die grenzwertig positiven Antikörper-Banden auf (Cutoff-Amplitude
ca. bei 50, bei Fall 3 ca. 80), meistens gegen die Antigene EBNA-1, p23 und p54. Anti-p54 war
bei Fall 1 und Fall 2 etwas intensiver. Anti-p18 und Anti-p138 waren, wenn überhaupt, nur sehr
schwach und gering-avide vorhanden. Bei Fall 4 könnte es sich um eine frische Infektion
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
72
gehandelt haben, auch aufgrund der geringen Avidität der vorhandenen Antikörpern. Jedoch
hätte erst ein Folgeserum Klarheit schaffen können, in dieser Konstellation hat es sich aufgrund
der nur grenzwertig positiven Antikörper nicht sicher um eine frische Infektion gehandelt.
Die Kombination von späten und frühen Antikörpern mit hoher Avidität, aber geringer
Intensität, meist unterhalb des Cutoff, ließ bei diesen Fällen keine eindeutige Beurteilung des
Lineassay zu. Somit sind die meisten dieser Fälle als „nicht sicher positiv“ und damit „unklar“
beschrieben worden. Dazu passt, dass einige dieser Fälle im IFT Verfahren als seronegativ
befundet wurden. Dies würde darauf hindeuten, dass in seltenen Fällen auch im Lineassay
unspezifische Hintergrundreaktionen die diagnostische Aussage verwehren können, z.B. durch
Kontamination des Serums oder des Testansatzes, wenn das Serum eigentlich EBV-negativ ist.
3.2
Longitudinalstudie
Die Longitudinalstudie wurde durchgeführt, um die Verläufe von Antikörper-Titern studieren
zu können. Verschiedene Aspekte sollten besondere Beachtung finden. So hat die Fragestellung
interessiert, ob im Verlauf Schwankungen der Antikörper-Konzentrationen auftreten würden,
die die Diagnostik erschweren und gar zu anderen Serodiagnosen führen könnten. Außerdem
sollte die Kinetik der Avidität beobachtet werden, die als Maß für die Reifung von AntigenAntikörper-Komplexen im Verlauf besondere Wichtigkeit erlangen könnte.
Schließlich galt es, anhand des Vergleichs von Athleten mit Normalpersonen festzustellen, ob
sich eventuelle Konzentrationsschwankungen besonders mit sportlicher Höchstbelastung in
Verbindung bringen lassen oder ob der Verlauf der Antikörper-Antworten bei Athleten im
Gegensatz zu Normalpersonen nicht bzw. gleichsinnig verändert ist. Das Wiederauftreten von
EA-Antikörpern wird bei Athleten manchmal als Zeichen einer „Reaktivierung“ verstanden, die
sich auch klinisch äußern kann (67). Daher sollte besonders die Kinetik von Antikörpern gegen
die EAs (p138, p54) beobachtet werden.
Dazu wurden bis zu sechs Seren (bis zu sechs Blutabnahme-Zeitpunkte) je Proband beider
Gruppen mit dem Lineassay getestet, für die meisten seropositiven Fälle wurde zusätzlich die
Avidität bestimmt.
3.2.1
Probanden-Charakteristika
Es wurden insgesamt 27 Probanden in der Longitudinalstudie getestet, die sich, wie
nachfolgend beschrieben, auf zwei Kollektive verteilten.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
A.
73
Athleten
Es wurden insgesamt 15 Athleten mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren (SD 3) getestet.
Sieben der Probanden waren weiblich, acht männlich.
B.
Normalpersonen
Zum Normalpersonen Kollektiv gehörten 12 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 23
Jahren (SD 1), eine Probandin war weiblich gegenüber elf männlichen Personen.
Ein Fall (Lfd. Nr. 504) musste aufgrund von persistierenden uneinheitlichen Ergebnissen der
zeitlich aufeinander folgenden Seren nach dreimaliger Wiederholung des Lineassay-Tests
komplett von dem Kollektiv ausgeschlossen werden. Bei einem weiteren Fall musste das dritte
Serum der Serie ausgeschlossen werden, da es auch nach mehrfacher Wiederholung ein
negatives Ergebnis lieferte, die restlichen Seren dieses Verlaufes aber positiv und kongruent in
der Konstellation der vorhanden Antikörper waren.
3.2.2
A.
EBV-IgG-Lineassay
Athleten
Der Lineassay-Test der 15 Athleten führte zu den in Tabelle 26 ersichtlichen Serodiagnosen.
Diese Erstdiagnosen wurden aufgrund des jeweiligen Ergebnisses des zeitlich ersten Serums
gemacht, im weiteren Verlauf wurde bei keinem der Probanden eine grundsätzliche Änderung
der Erstdiagnose festgestellt.
Tabelle 26: Lineassay Befund Detailansicht, die“ Befunde sind in Subgruppen aufgeschlüsselt
Lineassay Befund Athleten
Anzahl
%
negativ
1
6,7
länger zurückliegend (abgelaufen)
10
66,7
abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1
3
20,0
abgelaufen ohne (schwaches) Anti-p18
1
6,7
Summe
15
100,0
Neben einem negativen wurden 14 seropositive Fälle gefunden. Der größte Anteil entfiel auf die
klassisch zurückliegenden Infektionen mit beiden positiven Antikörpern Anti-EBNA-1 und
Anti-p18. Bei drei Fällen war Anti-EBNA-1 nur schwach vorhanden, bei einem Fall war Antip18 nicht nachweisbar. Kürzlich abgelaufene oder unklare Fälle wurden nicht beobachtet.
Ausschließlich die seropositiven Fälle wurden bei dem Vergleich der beiden Kollektive in der
Analyse unter 3.2.4 berücksichtigt.
Die durch die Scanmethodik ermittelten Amplituden jedes Antikörpers sind für alle
seropositiven Fälle der Athleten in den folgenden Abbildungen dargestellt. Dabei wurde die
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
74
Abszisse bewusst chronologisch gewählt, um den zeitlichen Abstand zwischen den Abnahmen
zu verdeutlichen.
Abbildung 30: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 2
Abbildung 31: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 24
Abbildung 32: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 32
Abbildung 33: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 46
Abbildung 34: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 52
Abbildung 35: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 54
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
75
Abbildung 36: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 61
Abbildung 37: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 63
Abbildung 38: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 78
Abbildung 39: Verlauf der AK-Amplituden, Nr. 142
Abbildung 40: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 162
Abbildung 41: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 169
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
76
Abbildung 42: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr.177
Abbildung 43: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 178
Bei der Betrachtung dieser Einzelfälle fiel auf, dass es im zeitlichen Verlauf zu keinen
wesentlichen
Schwankungen
der
Antikörper-Konzentrationen
gekommen
ist.
Bereits
vorhandene Antikörper waren während des gesamten Messzeitraum eindeutig nachweisbar. Es
kamen keine neuen Antikörper-Antworten im zeitlichen Verlauf dazu, bis auf drei Ausnahmen,
die alle wie Fall Nr. 24 (Anti-p138), 54 (Anti-BZLF-1) und 63 (Anti-p138, Anti-p54) auch
Fehlerfassungen der, wenn überhaupt vorhandenen, schwachen Originalbanden bedeuten
könnten.
In manchen Fällen kam es zu einem messbarem Anstieg der Antikörper-Konzentration, z.B. bei
Fall Nr. 24, 32, 52 und 142. Dieser Anstieg erfolgte gleichsinnig für alle vorhandenen
Antikörper und war auch mit bloßem Auge erkennbar. Durch die Scanmethodik konnte diese
Kinetik in oben dargestellter Weise quantifiziert werden.
Bei anderen Fällen wie z.B. Nr., 2, 63 und 177 wurden leichte Schwankungen der
Bandenintensitäten gefunden, die jedoch insgesamt zu keinem deutlichen Anstieg der
Antikörperkonzentration geführt haben. Bei keinem der Fälle hat die Änderung der
Konzentration zu einer Änderung des Serostatus bzw. der Erstdiagnose geführt. Interessant war
auch, dass vorhandene frühe Antikörper wie z.B. Anti-p54 bei Fall Nr. 24 und 46 (je Anti-p54)
über die Zeit konstant vorhanden waren und keine wesentlichen Schwankungen erkennen
ließen. Bei Fall Nr. 63 wurden die frühen Antikörper Anti-p138 und Anti-p54 im Scan des
zeitlich ersten Serums negativ und erst im zweiten Serum grenzwertig positiv festgestellt,
obwohl sie bereits beim Test des ersten Serum auf dem Originalstreifen schwach zu erkennen
waren. Die Intensität dieser schwach-positiven Banden lag aber in der Höhe des
„Hintergrundrauschens“ und wurde daher nicht korrekt erfasst. Die späten Antikörper wurden
schon beim ersten Serum stark positiv gefunden, so dass es sich trotzdem um eine eindeutig
zurückliegende Infektion gehandelt hat.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
B.
77
Normalpersonen
Der Lineassay-Test der 11 Normalpersonen führte zu den in Tabelle 27 ersichtlichen
Serodiagnosen.
Tabelle 27: Lineassay Befund Detailansicht, die „seropositiv“ Befunde sind in Subgruppen aufgeschlüsselt
Lineassay Befund Normalpersonen
Anzahl
%
negativ
3
27,3
länger zurückliegend (abgelaufen)
7
63,6
abgelaufen, schwaches Anti-EBNA-1
1
9,1
Summe
11
100,0
Der Anteil der seronegativen Probanden war bei den Normalpersonen mit drei negativen
gegenüber acht seropositiven Probanden etwas höher als bei den Athleten. Von den acht
seropositiven Seren wiesen sieben das klassische Serummuster mit beiden positiven
Antikörpern Anti-EBNA-1 und Anti-p18 sowie positivem Anti-p23 auf. Ein Fall hatte nur ein
schwaches Anti-EBNA-1, eine akute oder kürzliche Infektion wurde aber aufgrund eines hochaviden Anti-p18 und Anti-p23 ausgeschlossen.
Auch
bei
den
Normalpersonen
wurden
in
der
Longitudinalstudie
keine
kürzlich
zurückliegenden, akuten oder unklaren Infektionen festgestellt. Ebenso wenig wie bei den
Athleten kam es im Verlauf zu einer grundsätzlichen Änderung der Serodiagnose. Zum
Vergleich mit den Athleten unter 3.2.4 wurden nur die seropositiven Fälle herangezogen.
Die durch die Scanmethodik ermittelten Amplituden jedes Antikörpers sind zunächst für alle
seropositiven Fälle der Normalpersonen in den folgenden Abbildungen dargestellt. Dabei wurde
die Abszisse wieder chronologisch gewählt, um den zeitlichen Abstand zwischen den
Abnahmen zu verdeutlichen.
Abbildung 44: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 501
Abbildung 45: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 505
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
78
Abbildung 46: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 506
Abbildung 47: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 510
Abbildung 48: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 511
Abbildung 49: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 512
Abbildung 50: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 514
Abbildung 51: Verlauf der Ak-Amplituden, Nr. 515
Die Antikörper-Banden der Normalpersonen erscheinen im Verlauf konstanter als die der
Athleten, leichte Schwankungen der Bandenintensitäten wurden ebenfalls gefunden. Der bei
den Athleten in manchen Fällen deutlicher messbare Anstieg der Antikörper-Konzentrationen
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
79
war bei den Normalpersonen im zeitlichen Verlauf nicht nachweisbar. Lediglich in Abbildung
44 bei Fall Nr. 501 ist eine leichte Intensitätszunahme der Antikörperbanden erkennbar.
Bei drei Fällen der Normalpersonen (Nr. 501, 510, 515) konnten grenzwertige, niedrig-avide
Anti-p138-Antikörper konstant nachgewiesen werden, die jedoch in ihrer Intensität leicht unter
dem Cutoff gemessen wurden, mit bloßem Auge aber schwach erkennbar waren. Antikörper
gegen p54 wurden bei den Normalpersonen nicht nachgewiesen.
3.2.3
Aviditätsbestimmung
Um den zeitlichen Verlauf der Avidität verfolgen zu können, sind in Abbildung 52 bis
Abbildung 56 exemplarisch Einzelfälle beider Kollektive mit Aviditätsbestimmung der
gefundenen Antikörper-Konstellationen dargestellt. In beiden Gruppen wurden weitere
Aviditätsbestimmungen durchgeführt, auf deren Abbildung an dieser Stelle verzichtet wurde, da
alle wesentlichen Muster durch die folgenden Diagramme präsentiert sind. Für jeden Antikörper
sind die Säulen chronologisch nach dem Abnahmezeitpunkt geordnet (die erste Säule einer
Antikörper-Klasse entspricht der ersten Säule der nächsten Antikörper-Klasse, usw.).
Abbildung 52: Athleten Nr. 24: Befund „länger zurückliegend“, zeitlicher Verlauf der Avidität jedes
Antikörpers, (weiße Säulen entsprechen Primärbefund, schwarze Säulen dem
Aviditätsbefund)
In Abbildung 52 ist ein klassisch zurückliegender Fall der Athleten mit deutlicher Positivität
und hoher Avidität der späten Antikörper Anti-EBNA-1 und Anti-p18 sichtbar. Ebenfalls waren
hoch-avide Antikörper gegen Anti-p23 und Anti-BZLF-1 vorhanden. Bei T6, also der Abnahme
am 15.05.2002, war eine Intensivierung der Amplitude des Primär- als auch Aviditätsbefundes
nachweisbar. Außerdem waren bei diesem Fall, wie auch bei anderen der Longitudinalstudie,
schwach positive, gering-avide frühe Antikörper nachweisbar, hier gegen das p54-Antigen.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
80
Abbildung 53: Normalpersonen Nr. 514: Befund „länger zurückliegend“, zeitlicher Verlauf der Avidität
jedes Antikörpers, (weiße Säulen entsprechen Primärbefund, schwarze Säulen dem
Aviditätsbefund)
In Abbildung 53 ist mit Fall Nr. 514 der Normalpersonen ein weiteres klassisches Beispiel für
eine länger zurückliegende Infektion aufgeführt. Besonders auffällig war die sehr konstante
Intensität der Antikörper-Banden Anti-EBNA-1, Anti-p18, Anti-p23 und Anti-BZLF-1 als auch
die konstanten entsprechenden Avidität-Banden. Die Avidität der Antikörper gegen p23 war
aufgrund des Index von 0,42 bis 0,55 an der Grenze zwischen niedrig- und hoch-avide
einzustufen. Im zeitlichen Verlauf hat hier keine Reifung von Anti-p23 stattgefunden, sonst
wäre die Avidität-Bande im Verlauf intensiver geworden und hätte zu einem höheren
Aviditätsindex geführt.
Abbildung 54: Athleten Nr. 46, Befund „abgelaufen mit schwachem Anti-EBNA-1“, zeitlicher Verlauf der
Avidität jedes Antikörpers, (weiße Säulen entsprechen Primärbefund, schwarze Säulen
dem Aviditätsbefund)
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
81
Bei Fall Nr. 46 der Athleten in Abbildung 54 waren wieder Antikörper gegen die späten
Antigene EBNA-1 und p18 nachweisbar, jedoch war die Intensität der Anti-EBNA-1Antikörper sehr gering und schwächer als die Cutoff-Amplitude (ca. 90). Der sichere
Ausschluss einer Frischinfektion erfolgte über das hoch-avide Anti-p18 und Anti-p23.
Außerdem waren hoch avide Anti-BZLF-1-Antikörper und schwach positive, niedrig-avide
Anti-p54-Antikörper vorhanden. Der Fall wurde als „abgelaufen mit schwachem Anti-EBNA1“ befundet. Die Avidität hat sich im Verlauf nicht wesentlich geändert und wies keine
Schwankungen auf.
Abbildung 55: Normalpersonen Nr. 515, Befund „abgelaufen ohne Anti-EBNA-1“, zeitlicher Verlauf der
Avidität jedes Antikörpers, (weiße Säulen entsprechen Primärbefund, schwarze Säulen
dem Aviditätsbefund)
In Abbildung 55 ist der Verlauf der Avidität bei Fall Nr. 515 der Normalpersonen mit der
Serodiagnose „abgelaufen ohne Anti-EBNA-1“ ersichtlich. Antikörper gegen EBNA-1 wurden
nur grenzwertig positiv und gering-avide gefunden, d.h. sie waren durch Harnstoff Behandlung
wieder völlig vom Teststreifen ablösbar. Die Beurteilung als aberrant zurückliegende Infektion
wurde durch das positive, hoch-avide Anti-p18 und Anti-p23 bestätigt. Bei diesem Fall waren
ebenfalls schwach positive und gering-avide Antikörper gegen BZLF-1 nachweisbar. Über den
Beobachtungszeitraum ist auch hier keine wesentliche Änderung der Antikörper-Konzentration
und deren Avidität aufgetreten. Die Avidität-Banden von Anti-p138 waren nur sehr schwach auf
dem Teststreifen vorhanden und wurden deshalb nicht immer als positiv erfasst.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
82
Abbildung 56: zeitlicher Verlauf der Avidität jedes Antikörpers – „abgelaufen ohne Anti-p18“, zeitlicher
Verlauf der Avidität jedes Antikörpers, (weiße Säulen entsprechen Primärbefund,
schwarze Säulen dem Aviditätsbefund)
Abbildung 56 zeigt den selteneren Typ eines nicht vorhandenen Anti-p18-Antikörper bei länger
zurückliegender Infektion. (Serodiagnose „abgelaufen ohne Anti-p18“) Der Ausschluss einer
Frischinfektion erfolgte über das hoch-avide Anti-EBNA-1 und Anti-p23. Antikörper gegen
BZLF-1 waren schwach positiv und insgesamt gering-avide. Bei diesem Fall war ebenfalls
ersichtlich, dass über einen Zeitraum von ca. einem Jahr keinen wesentlichen Schwankungen
der Antikörper-Konzentration oder der Avidität stattfinden.
Auch die Avidität war über den zeitlichen Verlauf im Allgemeinen konstant. Als Trend konnten
minimale Schwankungen im Verlauf hin zur größeren Intensität der Aviditätsbanden bei
manchen Fällen gemessen werden, also eine „Reifungszunahme“ der Avidität der AntigenAntikörper-Komplexe.
3.2.4
Vergleich der beiden Gruppen
Um die beiden Kollektive in ihrer Gesamtheit zu vergleichen, wurden die Einzelfälle je Gruppe
durch Mittelwertbildung der Antikörper-Amplituden je Zeitpunkt zusammengefasst. So sollte
sichtbar werden, ob es im zeitlichen Verlauf Effekte der Antikörperkonzentrationen gibt, die für
alle getesteten Athleten oder Normalpersonen spezifisch sind und bei zukünftiger Diagnostik zu
berücksichtigen wären.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
83
Im Vergleich zu den Normalpersonen war das Merkmal Geschlecht bei den Athleten
homogener verteilt als bei den Normalpersonen, jedoch wurde es nicht als Variable in die
Auswertung einbezogen. Das Kollektiv der Athleten war mit 27 (SD 3) Jahren im Durchschnitt
älter als die Normalpersonen (23 Jahre, SD 1) und wies eine größere Streuung des Alters auf.
In der nachfolgenden Tabelle 28 sind die Mittelwerte der Antikörperamplituden je Zeitpunkt für
beide Kollektive dargestellt. Bei jedem Messzeitpunkt wurden unterschiedlich viele Probanden
erfasst, nicht jeder Proband wurde an allen sechs Zeitpunkten getestet.
Tabelle 28: zeitlicher Verlauf (T1-T6) der Antikörperamplituden-Mittelwerte, Athleten (ATH) und
Normalpersonen (NP) im Vergleich (nur seropositive Fälle)
Antikörper
Mittelwert der Antikörper-Amplitude je Zeitpunkt
gegen
T1
T2
T3
T4
T5
T6
ATH
NP
ATH
NP
ATH
NP
ATH
NP
ATH
NP
ATH
NP
EBNA-1
173
192
161
190
176
153
173
191
169
188
211
189
p18
159
214
170
217
165
201
191
232
189
215
196
215
p23
219
161
181
170
189
167
217
193
240
181
246
178
p138
0
14
3
13
0
10
3
16
0
15
6
11
p54
7
0
11
0
0
0
9
0
8
0
11
0
BZLF-1
78
89
57
92
71
112
81
96
73
91
105
76
n je Zeitpunkt
13
8
11
8
9
4
13
7
12
8
14
8
Insgesamt wurden bei den Athleten (ATH) 14 seropositive Fälle im Verlauf analysiert, alle
gemeinsam wurden jedoch nur bei Zeitpunkt T6 erfasst. Bei den Normalpersonen (NP) wurden
insgesamt 8 seropositive Probanden getestet, alle wurden zu T1, T2, T5 und T6 erfasst.
Zur Veranschaulichung der Antikörperkonzentration-Verläufe sind in den folgenden
Abbildungen,
für
jeden
Antikörper
getrennt,
die
beiden
Kollektive
anhand
der
Antikörperamplituden-Mittelwerte und der zugehörigen 95% Konfidenzintervalle einander
gegenübergestellt.
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
84
Abbildung 57: Anti-EBNA-1 95% Konfidenzintervalle Abbildung 58: Anti-p18 95% Konfidenzintervalle
Abbildung 59: Anti-p23 95% Konfidenzintervalle
Abbildung 60: Anti-p138 95% Konfidenzintervalle
Abbildung 61: Anti-p54 95% Konfidenzintervalle
Abbildung 62: Anti-BZLF-1 Konfidenzintervalle
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
85
Für das Kollektiv der Normalpersonen ist insgesamt auffällig, dass bei T3 ein großes
Konfidenzintervall besteht. Der bei T3 errechnete Mittelwert entspricht nicht unbedingt dem
realistischen Abbild des Gesamtkollektivs, da zu diesem Zeitpunkt T3 nur 4 Probanden getestet
wurden, die zufällig geringere Konzentrationen z.B. von Anti-EBNA-1 aufwiesen und so zu
einer scheinbaren Veränderung des Verlaufs geführt haben, bei Anti-EBNA-1 zu einem
scheinbar geringeren Durchschnittswert. Bei den Normalpersonen wurde bei keinem der
Probanden positive Anti-p54 Banden gefunden, so dass auch der Verlauf der Mittelwerte Null
war.
Bei den Athleten wurden zu Zeitpunkt T3 im Gegensatz zu beispielsweise T4 nur neun
Probanden getestet. Für die Konzentrationen von Anti-p138 und Anti-p54 ergab sich so ein
Mittelwert von 0, weil zu diesem Zeitpunkt T3 gerade die für diese Antikörper positiven
Probanden nicht gemessen wurden. Auch bei den anderen Antikörpern wurden deshalb zum
Zeitpunkt T3 niedrigere Mittelwerte gefunden. Zusätzlich wurde dieser Effekt auch für die Antip138-Antikörper zu T1 und T5 beobachtet.
Anhand der Skalierung der Ordinaten ist zu erkennen, dass für die „Early antigens“ im
Durchschnitt nur geringe Amplituden von Anti-p138 und Anti-p54 gemessen wurden, die aber
über die Zeit konstant nachweisbar waren. Dagegen wurden bei beiden Gruppen höhere
Antikörperkonzentrationen gegen Anti-EBNA-1, Anti-p18, Anti-p23 und Anti-BZLF-1
festgestellt, die zudem größere Schwankungen des Mittelwerts erkennen ließen, aber teilweise
auch von der Anzahl der erfassten Probanden abhängig waren. Für die Athleten wurden im
Vergleich zu den Normalpersonen etwa gleich hohe Anti-EBNA-1-, niedrigere Anti-p18-, leicht
höhere Anti-p23- und etwa gleich hohe Anti-BZLF-1- Titer festgestellt.
Zur Evaluation, ob zwischen den Kollektiven hinsichtlich des Verlaufes der AmplitudenMittelwerte ein statistisch messbarer signifikanter Unterschied besteht, wäre die „repeated
measurements“ Methode in SPSS sinnvoll gewesen, jedoch gab es bei beiden Kollektiven nur 34 Probanden, die an allen Testzeitpunkten erfasst wurden. So wären die Kollektive zu klein
gewesen, um die Methode entsprechend anwenden zu können.
Stattdessen wurden die Abnahmezeitpunkte kategorisiert und die Daten mit univariater
Varianzanalyse ausgewertet. Alle Antikörper wurden dabei getrennt voneinander betrachtet. Die
Fragestellungen waren im Einzelnen:
¾ Besteht zwischen den Kollektiven ein Unterschied im Niveau der AmplitudenMittelwerte unabhängig von der Zeit?
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
¾ Besteht
zwischen
den
86
Kollektiven
ein
Unterschied
im
Verlauf
der
Antikörperkonzentration-Mittelwerte?
In Tabelle 29 sind die Signifikanzniveaus der beiden Fragen ersichtlich.
Tabelle 29: Ergebnisse der Analyse der Amplituden-Mittelwerte
Amplituden-Mittelwert
Unterschied in
Signifikanz je Antikörper gegen
EBNA-1
p18
p23
p138
p54
BZLF-1
Kollektiv (unabh. Zeit)
0,757
0,004
0,018
0,000
0,009
0,294
Kollektiv*Zeit (Verlauf)
0,955
0,939
0,807
0,981
0,948
0,954
Es fällt auf, dass sich die Kollektive nur in Hinblick auf die Intensität (unabhängig von der Zeit)
mancher Amplitudenmittelwerte signifikant unterscheiden (Anti-p18, Anti-p23, Anti-p138 und
Anti-p54). Die Mittelwerte der Anti-EBNA-1- und Anti-BZLF-1-Antikörper unterschieden sich
in ihrer Intensität nicht signifikant voneinander. Es findet sich kein signifikanter Unterschied in
Hinsicht auf eine Änderung der Antikörperintensität im zeitlichen Verlauf.
Um herauszufinden, ob in Bezug auf Veränderungen der Antikörper-Amplitudenmittelwerte
von
T1
(Beobachtungsbeginn)
zu
T6
(Beobachtungsende)
zwischen
Athleten
und
Normalpersonen ein Unterschied bestanden hat, also unabhängig vom Verlauf zwischen den
Messzeitpunkten, wurde der T-Test für unverbundene Stichproben angewendet. Die
Signifikanzniveaus dieser Fragestellung sind in Tabelle 30 ersichtlich.
Tabelle 30: Unterschied zwischen T1 und T6 im Vergleich der Kollektive: Signifikanzniveaus
Antikörper
p-Wert
EBNA-1
0,026
p18
0,026
p23
0,422
p138
0,093
p54
0,100
BZLF-1
0,003
Bis auf die Anti-p23- und Anti-p54-Antikörper wurden für das Kollektiv der Athleten bei den
anderen Antikörpern zum Zeitpunkt T6 (Beobachtungsende) gegenüber Zeitpunkt T1
(Beobachtungsbeginn) signifikant verschiedene Amplitudenmittelwerte gefunden. Der Verlauf
der Amplituden zwischen T1 und T6 blieb bei dieser Auswertung unberücksichtigt. Die
Athleten haben im Vergleich zu den Normalpersonen zum Zeitpunkt T6 ein signifikant höheres
Anti-EBNA-1, Anti-p18, Anti-p138 und Anti-BZLF-1 als zu Zeitpunkt T1, d.h. eine
Entwicklung hin zu einer höheren Konzentration hat stattgefunden.
Im Wesentlichen waren sowohl die Antikörperkonzentrationen als auch die Avidität der
Antikörper im zeitlichen Verlauf konstant. Es traten messbare Schwankungen auf, die jedoch
3 Ergebnisse - Longitudinalstudie
87
nicht zu einer Änderung des Serostatus oder zusätzlichen Komplexität der Diagnostik geführt
haben. Zwischen Athleten und Normalpersonen gab es keinen signifikanten Unterschied im
Verlauf der einzelnen Antikörper-Intensitäten, lediglich wurde für die absolute Konzentration
von Anti-p18, Anti-p23, Anti-p138 und Anti-p54 ein signifikanter Unterschied zwischen beiden
Gruppen gefunden, die sich über die Zeit jedoch nicht signifikant verändert hat.
4
Diskussion
Das primäre Ziel der Arbeit war, ein großes Kollektiv von Ausdauerathleten hinsichtlich der
Prävalenz verschiedener EBV-spezifischer serologischer Konstellationen zu untersuchen und
diese mit einem Kollektiv von Normalpersonen zu vergleichen. Darüber hinaus sollte
herausgefunden werden, ob EBV-Infektionen bei Athleten eine besondere Rolle spielen und die
Verunsicherung bei Athleten und betreuendem Personal gerechtfertigt ist. Des Weiteren war es
Ziel der Arbeit festzustellen, ob die für Athleten formulierten EBV-Reaktivierungen auch
serologisch nachweisbar sind oder besondere serologische Antikörperkonstellationen nach sich
ziehen. Durch die Analyse der verschiedenen verwendeten Testmethoden sollte ebenfalls
untersucht werden, ob sich der Lineassay bei dem Athleten-Kollektiv zur EBV-Diagnostik
anwenden lässt oder ob sich gegenüber Normalpersonen diagnostische Schwierigkeiten
ergeben. Außerdem konnte anhand beider Kollektive der als Goldstandard der EBV-Diagnostik
beschriebene Lineassay (8) erneut auf seine aussagekräftige Anwendbarkeit gegenüber der
Immunfluoreszenztechnik-Diagnostik geprüft werden.
Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse diskutiert, die sich aus dem Vergleich von
Lineassay-Verfahren und Immunfluoreszenztechnik ergeben. Ebenso soll versucht werden, die
erstmals an einem großen Kollektiv angewendete Scanmethodik zu evaluieren. Anschließend
erfolgt die Diskussion der Ergebnisse der verschiedenen Kollektive und die Klärung der Frage,
ob sich Athleten von Normalpersonen in der Prävalenz verschiedener Infektionsstadien
unterscheiden. Durch die Durchführung der Longitudinal-Studie können erstmals auch
serologische Ergebnisse des Lineassay im zeitlichen Verlauf beurteilt und hilfreiche
Rückschlüsse auf tägliche Diagnostik und die Kinetik verschiedener Marker gemacht werden,
besonders durch die Scantechnik lassen sich die Antikörper-Konzentrationen genauer
quantitativ beschreiben. Anschließend soll ein Algorithmus zum Ablauf einer eindeutigen EBVSerologie als praktische Empfehlung präsentiert werden, der besonders im Sport zur eindeutigen
Bestimmung des EBV-Serologiestatus herangezogen werden kann.
4.1
Methoden Vergleich
Die Hauptaufgabe verlässlicher EBV-Serologie besteht in der eindeutigen Diagnose und
Unterscheidung von akuten und abgelaufenen Infektionen. Für bisherige Teststrategien, die auf
der Detektion von VCA-IgM, VCA-IgG, EA-IgG und EBNA-1-IgG beruhen, wurden in der
4 Diskussion
89
Literatur (8) vor allem folgenden Probleme beschrieben: - fehlendes VCA-IgM in 20% der
Fälle, - Anti-EBNA-1 Verlust durch Immunsuppression oder „Nicht-Bildner“ (5%) und dadurch
Vortäuschen einer Frischinfektion, - antizellulare Reaktivität in manchen Seren erlaubt keine
serologische Aussage. Mit der klassischen Immunfluoreszenztechnik und anderen Verfahren,
die auf denselben Testantigenen beruhen, kann demnach nicht in allen Fällen eine sichere
Unterscheidung von akuten und abgelaufenen Fällen getroffen werden. Demgegenüber gilt der
IgG-Lineassay mit einem zweiten späten Marker, dem p18-Antigen, als Testverfahren, das die
Probleme der IFT-Diagnostik lösen kann (8). Aufgrund der Inkonsistenz der VCA-IgM-Antwort
bei EBV-Infektionen (8;105), wurde in diese Studie, sowohl bei der IFT als auch beim
Lineassay, auf einen IgM-Test verzichtet.
Der erneute Vergleich der beiden Methoden in dieser Studie zeigt, dass die in der IFT als akute
oder persistierende Infektionen fehlbestimmten Fälle (negatives Anti-EBNA-1 durch fehlende
Bildung oder sekundären Verlust (8;119)) mit dem Lineassay unter Verwendung des zweiten
späten Markers p18-IgG sicher bestimmt werden können. Einerseits wird in der IFT ein
zurückliegender Fall bei fehlendem Anti-EBNA-1 irrtümlich als frisch angenommen, doch als
Fehldiagnose beim Lineassay durch den Marker p18-IgG verhindert. Diese Fälle können bei
alleiniger Anwendung der IFT für große Verunsicherungen bei Athleten, Trainern und
betreuenden Ärzten sorgen, da der Anschein von akuten oder persistierenden Infektionen
besteht. Bisher wurde jedoch ein Fehlen von Anti-EBNA-1 von bis zu 6% im Lineassay
beschrieben (8), auch bei klinisch unauffälligen, gesunden Personen, die als frische oder
persistierende EBV-Infektion mit der IFT fehlgedeutet würden. Die Auswertung der
vorliegenden Ergebnisse zeigt ein absolutes Fehlen von Anti-EBNA-1 von 9,5% aller mit der
IFT getesteten Fälle. Im Lineassay wurden insgesamt nur 4,7% ohne EBNA-1-Antikörper
gefunden. Analog dazu gibt es bei dem Lineassay eine größere Gruppe von Fällen, bei denen
ein schwaches Anti-EBNA-1 festgestellt wurde. Der Lineassay scheint also gegenüber der IFT
auch sensitiver in Hinblick auf den Nachweis von EBNA-1-Antikörpern zu sein, so wie schon
Untersuchungen von Maier A. und Bauer G. (2000, unveröffentlicht) gezeigt haben.
Gleichzeitig wird durch die präsentierten Daten die besondere Rolle des p18-Antigens als
zweitem späten Marker neben Anti-EBNA-1 bestätigt. Insgesamt kann bei den 326
seropositiven Probanden beider Kollektive nur bei 2,7% kein Anti-p18 nachgewiesen werden.
Diese 2,7% der Fälle wurden als länger zurückliegende Infektionen bestimmt, bestätigt durch
ein positives Anti-EBNA-1, das wie Anti-p23 hoch-avide ist. Bei den restlichen länger
zurückliegenden Fällen war Anti-p18 immer positiv und hoch-avide, wenn die Avidität
bestimmt wurde. Die Fälle mit negativem Anti-p18 sind in der Immunfluoreszenztechnik nicht
besonders aufgefallen und konnten aufgrund dem positiven Anti-EBNA-1 als länger
4 Diskussion
90
zurückliegend bestimmt werden. Kürzlich zurückliegende Infektionen zeigten nur teilweise ein
positives Anti-p18, welches dann aber niedrig-avide war. Nicht nachweisbar waren p18Antikörper bei den beiden frischen Infektionen. Diese Ergebnisse entsprechen jenen anderer
Mitarbeiter dieser Arbeitsgruppe, die kein fehlendes, aber schwach positives Anti-p18 in 1,7%
der länger zurückliegenden Fälle gefunden haben (Hansen C., Bauer G.; Hällfritzsch P., Bauer
G., beide unveröffentlicht).
Die Aviditätsbestimmung wurde bereits für viele Testsysteme als Methode zur Unterscheidung
von
frischen
und
zurückliegenden
Infektionen
beschrieben
(10;48-
50;62;71;72;108;114;115;121). Hier wird erneut gezeigt, dass sich die Avidität auch mit dem
EBV-Lineassay gut bestimmen lässt, so wie es für die EBV-Diagnostik bereits gesondert
veröffentlicht wurde (3;8;119;123). Gerade bei dem Vorliegen von aberranten serologischen
Konstellationen ist die Aviditätsbestimmung als serologische Zusatzoption sinnvoll und
vereinfacht besonders die im Sport wichtige Unterscheidung von frischem und abgelaufenem
EBV-Serologiestatus. Neben dem Nachweis von p18-Antikörpern auf der einen Seite, kann
durch die Aviditätsbestimmung auf der anderen Seite mehr Sicherheit erlangt werden, da bei
fehlenden EBNA-1-Antikörpern p18-IgG und p23-IgG hoch-avide sind und damit eine
zurückliegende Infektion erkannt werden kann. Wären diese Antikörper niedrig-avide, würde es
sich um eine kürzlich zurückliegende Infektion handeln, aber sicher nicht um eine ganz frische.
Die gefundenen akuten Infektionen zeigten in beiden Fällen niedrig-avide Antikörper gegen das
p54-Antigen. In 37 von 326 seropositiven Fällen (11,3%) konnte mit Hilfe der
Aviditätsbestimmung eine länger zurückliegende aberrante (entweder negatives Anti-EBNA-1
oder fehlendes Anti-p18) von einer kürzlichen Infektion differenziert werden.
Dem Ziel, eindeutig zwischen akuten und abgelaufenen Infektionen zu unterscheiden, ist man
durch die Kombination zweier später Marker und der Möglichkeit von Aviditätsbestimmungen
mit dem IgG-Lineassay ein großes Stück näher gekommen. Durch die systematische
Einbindung der Aviditätsmessung kann bei aberranten und komplizierten Konstellationen eine
erhöhte Sicherheit der serologischen Aussage und sogar eine grobe zeitliche Einordnung des
Infektionszeitpunktes erfolgen. Gerade bei dem Übergang von akuten über kürzlich
zurückliegenden bis länger zurückliegenden Fällen ist die Eingrenzung sinnvoll. Eine Aussage
bei einer länger zurückliegenden Infektion ist dahingehend schwierig, ob die Erstinfektion z.B.
im Kindesalter oder jungem Erwachsenenalter erfolgt ist. Sicher ist dieser Zeitpunkt einer
länger zurückliegenden Infektion aber mehrere Monate her, doch die genaue Einordnung nicht
möglich.
4 Diskussion
91
Interessant ist das variable Auftreten von Antikörpern gegen die „Early antigens“ (EAs) p138
und p54, die gemeinsam oder alleine bei insgesamt 53 der 324 zurückliegenden Infektionen
(16,4%) beider Kollektive eindeutig positiv gefunden wurden. Die Positivität war jedoch stark
variierend und insgesamt selten, wenn man sie mit dem konstanten Auftreten von Antikörpern
gegen EBNA-1 und p18 vergleicht, von denen bei allen zurückliegenden Fällen mindestens
einer positiv war. Beide späten Antikörper wurden gleichzeitig positiv in 79,3% aller
zurückliegenden Fälle gefunden. Da die Anti-EAs bei gesunden, symptomfreien Patienten
nachgewiesen wurden, können diese sicher nicht als Zeichen einer klinischen Reaktivierung
gesehen werden, sondern eher als mögliche persistierende frühe EBV-Marker, deren Bedeutung
bei länger zurückliegenden Infektionen unklar ist. Besonders aus diesem Grund kann das
Auftreten von Antikörpern gegen die EAs zu Fehldiagnosen führen und die Diagnose einer
chronisch aktiven EBV-Infektion sollte kritisch gestellt werden. Gegenüber der IFT kann die
aufgrund von hoher lokaler Antigenkonzentration höhere Sensitivität des Lineassays als Grund
für die in erhöhter Anzahl nachgewiesenen Anti-EAs angeführt werden. Gerade die für den
Sport nicht unwichtige Bedeutung dieser Anti-EAs wird im Abschnitt 4.3 im Rahmen der
Longitudinalstudie ausführlicher diskutiert.
Aus dieser Studie lassen sich weitere Erkenntnisse über die Bedeutung des Markers Anti-BZLF1 (ZEBRA) gewinnen. In verschiedenen Studien (21;60;61;85;113;124) wurde dieser Marker
mit dem ELISA-Testsystem als krankheitsspezifischer Marker bei Nasopharynxcarcinom-, bei
HIV-positiven-, bei Burkitt-Lymphom-Patienten, bei Patienten mit M. Hodgkin und bei
Patienten mit frischer EBV-Infektion angesehen. Bei gesunden Kontrollgruppen konnte nur in
vereinzelten Fällen (0-3%) Anti-BZLF-1 nachgewiesen werden. Die Daten dieser Studie zeigen
dagegen, dass es sicher eher um einen Seropositivitätsmarker handelt, der bei kürzlich
abgelaufenen, aber auch länger zurückliegenden Infektionen bei gesunden Personen
nachweisbar ist. So waren Anti-BZLF-1-Antikörper bei 226 von 326 seropositiven, klinisch
gesunden Probanden mindestens mit der Bandenintensität „+“ nachweisbar (69,3%), davon
wurden 217 Fälle (96,1%) als länger zurückliegend befundet, inklusive der aberranten
Konstellationen mit fehlendem spätem Antikörper Anti-EBNA-1 oder Anti-p18. Die neun
verbleibenden Fälle mit positivem Anti-BZLF-1 wurden als „kürzlich abgelaufen“ eingeordnet.
Dies ist als Hinweis zu sehen, dass der Marker auch schon zu frühen Zeitpunkten der Infektion
positiv sein kann. Die Diskrepanz zwischen ELISA- und IgG-Lineassay-Verfahren lässt sich
teilweise anhand der höheren Sensitivität des EBV-IgG-Lineassays erklären, die durch die
Verwendung von sehr hohen lokalen Antigen-Konzentrationen im Test bedingt sein könnte.
Gegenüber der Immunfluoreszenztechnik besitzt der Lineassay weiterhin den Vorteil, dass es
keine Fälle gibt, die sich aufgrund antizellularer Bestandteile nicht bestimmen lassen, da
4 Diskussion
92
gelelektrophoretisch gereinigte Antigene verwendet werden. Doch auch im Lineassay wurden
wenige Fälle gefunden, die nicht eindeutig bestimmt werden konnten. Verschiedene Ursachen
lassen sich für diese „unklaren“ Fälle des Lineassay diskutieren, die bis auf zwei Ausnahmen (je
ein positives VCA-IgG) in der IFT alle seronegativ waren. Prinzipiell ist eine Kontamination
des Serums möglich, die zu einer Kreuzreaktion mit den auf den Teststreifen gebundenen
Antigenen führt. Ebenso ist ein „Spillover“ bei der Abarbeitung der Proben möglich, so dass es
durch fremde Serumanteile zu grenzwertig positiven Banden bei einem eigentlich negativen
Serum kommt. Es wurde versucht, diesen methodischen Fehler durch mehrfaches Wiederholen
als Ursache auszuschließen, doch das Antikörpermuster hat sich durch die Wiederholung nicht
geändert, was gegen die „Spillover“ Hypothese spricht. Ebenso könnten diese Probanden ganz
kürzlich infiziert worden sein und die gefundenen Antikörper-Antworten sind noch sehr
schwach. Dagegen spricht aber die bei einigen Fällen gefundene hohe Avidität. Letztere könnte
auch als Hinweis auf länger zurückliegende Infektionen gedeutet werden, die, wie in diesen
Fällen, durch sehr schwache Antikörper Reaktionen auffallen. In der Praxis wäre der Test eines
Folgeserums sinnvoll gewesen, um eine Kontamination des Serums auszuschließen oder eine
eventuell stattfindende Reifung der Antikörper abzuwarten. Eine eindeutige Diagnose hätte
dann eher abgeleitet werden können. Insgesamt ist der Anteil der als unklar bestimmten Proben
im Lineassay mit 2,5% geringer als Anteil der antizellularen Konstellationen in der IFT (5,7%).
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine eindeutige Überlegenheit des EBV-IgG-Lineassays
gegenüber der Immunfluoreszenztechnik, und der beschriebene „Goldstandard“ (8) wurde
erneut durch über 400 getestete Fälle bestätigt. Die Anwendung dieses Tests auf ein Kollektiv
von Athleten verschiedener Ausdauersportarten hat keine besonderen Probleme bei der
Durchführung oder Auswertung aufgezeigt. Bis auf die insgesamt 2,5% unklaren Fälle konnte
der Serostatus aller Probanden, genau wie bei den Normalpersonen, eindeutig bestimmt werden.
Außerdem liefert der IgG-Lineassay im Vergleich zur aufwendigeren IFT-Methode schon bei
einem einzigen Test eine eindeutige serologische Diagnose. Damit wird die wesentlich größere
Aussagekraft des Lineassays mit einer gleichzeitigen, zeitgemäßen Kostendämpfung auf rund
50% gekoppelt. In der Routinediagnostik der Sportmedizin sollte daher der IgG-Lineassay zur
Anwendung kommen, bei komplizierten Fällen zusätzlich durch die Aviditätsbestimmung
ergänzt werden. Es empfiehlt sich die Beachtung eines klar definierten Algorithmus zur EBVIgG-Lineassay Diagnostik, der in Absatz 4.4 beschrieben wird.
4.1.1
Quantitative Scanmethodik
Durch die klassische Auswertung des Lineassays sind nur kategorisierende und semiquantitative
Aussagen über die Konzentration von Antikörpern möglich (von -
bis ++++). Für die
4 Diskussion
93
Routinediagnostik ist ein solches Verfahren sicherlich ausreichend. Jedoch bei besonderen
Fragestellungen,
zur
Verlaufsbeobachtung
der
Antikörper-Konzentrationen
und
zur
Aviditätsbestimmung ist eine quantitative Methode eher vorteilhaft. Zudem erfordert die
Auswertung nach klassischer Methode immer das Ablesen der entwickelten Banden in Relation
zur Cutoff-Bande durch eine geübte Person. Automatisiert kann nach der Abarbeitung auch die
Auswertung durch das Scanverfahren ohne personellen Anteil erfolgen. Die automatisierte
Auswertung bietet gleichzeitig neue Ansätze zur EDV-Anbindung.
Die Scantechnik wurde als Methode beschrieben, die eine präzise Quantifizierung und
Definition der Antikörper-Konzentrationen des EBV-Blotassays zulässt (8). Im Gegensatz zum
beschriebenen EBV-Blot werden bei dem EBV-IgG-Lineassay die Antigene auf die Teststreifen
aufgesprüht und haben damit eine sehr klare Trennschärfe, so dass sich ein Scan geradezu
anbietet. Beide verwendeten Scan-Verfahren („Apollo“ und „München“, siehe Absatz 2.2.3)
zeigen eine gute Anwendbarkeit, jedoch eine unterschiedliche Skalierung der Einheiten. Nur der
Apollo-Automat hat eine vollkommen selbstständige Auswertung erlaubt, doch muss die
Anbindung an herkömmliche Computerprogramme noch optimiert werden, besonders den
Datenexport betreffend. Die Methode „München“ mit einem manuellen Scan auf einem
herkömmlichen Scanner und anschließender Auswertung durch spezielle Software erfordert
einen größeren Arbeitsaufwand, bietet dann aber ebenfalls quantitative AntikörperKonzentrationen.
Die elektronische Datenerfassung könnte dahingehend verbessert werden, dass eine direkte
Befundung anhand der vorhandenen Antikörper-Banden erfolgt. Auch eine grafische
Aufarbeitung eines Ergebnisbogens mit spezieller Gruppierung der Antikörper nach
Reihenfolge der Serokonversion und optionaler farblicher Hinterlegung der Marker in grün, rot
und blau, je nach Infektionszeitpunkt, wäre denkbar.
Durch Messung der optischen Dichte der Banden können auch Konzentrationsunterschiede
zwischen verschiedenen Fällen bestimmt werden, vor allem ist so eine intraindividuelle
Verlaufsbeobachtung der Antikörper-Konzentrationen möglich, die in der Longitudinal-Studie
Anwendung gefunden hat (siehe Absatz 4.3). Auch statistisch ergeben sich neue Wege der
Analyse, da so eine stetige, der Konzentration der Antikörper proportionale Variable vorliegt.
Dieser Möglichkeit hat besonders dazu beigetragen, objektiv zwischen beiden Kollektiven
anhand gemessener Durchschnittsamplituden der verschiedenen Antikörper zu unterscheiden.
Gerade auch für die Aviditätsbestimmung erscheint die Scanmethodik sehr hilfreich. Es können
genaue Indices zur Unterscheidung von niedrig- und hoch-aviden Antikörpern festgelegt
4 Diskussion
94
werden, die helfen, frische bzw. kürzliche von länger zurückliegenden Infektionen zu
differenzieren.
In dieser Studie wurde erstmalig eine große Fallzahl (N=402 plus 177 Aviditätsbestimmungen)
mit der quantitativen Methode ausgewertet. Das Integral der Kurve, die die optische Dichte der
Antikörper-Bande beschreibt, ist der Amplitude der Kurve proportional, und muss nicht als
Variable zur Auswertung hinzugenommen werden.
Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Scanmethodik auch für den EBV-IgG-Lineassay ein
geeignetes Verfahren ist, präzise Aussagen über die tatsächliche Konzentration der Antikörper
zu machen. Gerade vor dem Hintergrund von Verlaufsbeobachtungen immunsuppressiver
Erkrankungen, wie z.B. bei HIV-positiven- und Nasopharynxcarcinom-Patienten, könnte die
präzise Quantifizierung der Antikörper-Konzentrationen Auskunft über das Ausmaß der
Immunsuppression geben. Jedoch ist es in solchen Fällen schwierig, den Zeitpunkt der
beginnenden Immunsuppression zu definieren. Ebenso könnten in Zukunft neue Erkenntnisse
über den genauen quantitativen Verlauf der Antikörper chronologisch von frischen zu länger
zurückliegenden Infektionen gewonnen werden, wenn Neuinfektionen engmaschig durch
serologische Kontrollen über einen Zeitraum von etwa einem Jahr protokolliert werden.
Durch direktes Scannen von entwickelten Teststreifen wird die Auswertung des EBV-IgGLineassays wesentlich vereinfacht und quantitativ objektiviert. Diese Methode ist damit gerade
zur
Verlaufsbeobachtung
von
Antikörper-Konzentrationen
und
Aviditätsbestimmung
empfehlenswert.
4.2
Vergleich Athleten und Normalpersonen
Die Analyse der hier verwendeten Testmethoden in Absatz 4.1 zeigt, dass mit dem EBV-IgGLineassay eindeutige Aussagen über den Serostatus von Athleten, wie für das Kontrollkollektiv
der Normalpersonen, getroffen werden können, auch wenn aberrante Konstellationen vorliegen,
wie z.B. fehlendes Anti-EBNA-1. Besondere Anforderungen an die Durchführung der
Lineassay-Diagnostik bei einem Athletenkollektiv bestehen dabei nicht. Die wichtige
Unterscheidung von frischen bzw. kürzlichen und länger zurückliegenden Infektionen kann in
fraglichen Fällen durch die Aviditätsbestimmung verbessernd ergänzt werden. Durch diese
eindeutige serologische Methode können Athleten und Normalpersonen hinsichtlich der EBVPrävalenz und ihrem Serologiestatus gut verglichen werden, um eventuelle Unterschiede
zwischen beiden Kollektiven festzustellen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich beide Gruppen bei detaillierter Aufstellung der Befunde nicht
signifikant unterscheiden. Somit ist nicht von einer besonderen Häufung von EBV-Infektionen
4 Diskussion
95
oder erhöhter Prävalenz aberranter Infektionstypen bei Athleten auszugehen, da auch je
Kollektiv nur zwei serologisch frische Infektionen gefunden wurden. Besonders der bei
herkömmlicher IFT-Diagnostik zu Fehldiagnosen führende Typ von Anti-EBNA-1-Negativität
wurde bei beiden Kollektiven in etwa gleicher Häufigkeit gefunden (4,5% Athleten vs. 3,5%
Normalpersonen), genauso wie die wenigen, zunächst uneindeutigen Fälle des Serostatus
„unklar“ (3,0% Athleten vs. 2,0% Normalpersonen). Dies ist als weiterer Hinweis dafür zu
werten, dass die Diagnostik des Athletenkollektivs nicht erschwert ist. Analog dazu wurde in
einer Studie von Fricker et al. herausgefunden, dass die Inzidenz von URTI bei Athleten
(Schwimmern) nicht höher ist als in der allgemeinen australischen Bevölkerung (31). Das
Auftreten von URTI wird im Sport teilweise in Zusammenhang mit EBV-Infektionen gesehen
(43).
Der bei Athleten höhere Anteil an „kürzlich zurückliegenden“ Infektionen (5,4% vs. 0,5%) ist
am ehesten durch das leicht geringere Durchschnittsalter (19 Jahre Athleten vs. 23 Jahren
Normalpersonen) zu erklären, da gerade im Wechsel zur Adoleszenz häufig eine
Serokonversion erfolgt (15). Bei einem späteren Serumabnahmezeitpunkt von etwa einem
halben Jahr, wären die kürzlichen als länger zurückliegende Fälle der Athleten diagnostiziert
worden, da die charakteristische Aviditätsreifung und Entwicklung von weiteren Antikörpern,
wie Anti-EBNA-1, stattgefunden hätte. Bis zu einem Alter von 30 Jahren sind etwa 80-90%
(53) der westlichen Bevölkerung mit EBV infiziert. Die hier beschriebene Prävalenzen von
79,7% der Athleten gegenüber 82,5% der Normalpersonen entsprechen diesen publizierten
Werten, als auch einer für Athleten beschriebenen Prävalenz von 79% (41).
Auch die durch die Scanmethodik gewonnenen Ergebnisse lassen keinen wesentlichen
Unterschied zwischen Athleten und Normalpersonen erkennen und belegen eine homogene
Verteilung der EBV-Antikörperkonzentrationen. Die Verteilung der p138-Amplituden ist
einzeln betrachtet zwar signifikant verschieden (p=0,007), doch die bei den Normalpersonen
intensiver gemessenen Amplituden des frühen Antikörpers sind der geringeren Anzahl von
„kürzlichen Infektionen“ eher widersprüchlich. Es zeigt einmal mehr, dass frühe Antikörper
auch bei abgelaufenen, länger zurückliegenden Infektionen nachgewiesen werden können, deren
Anteil bei den Normalpersonen ja leicht erhöht gefunden wurde. Besonders erwähnt werden
muss die sehr ähnliche Verteilung der Anti-EBNA-1-Amplituden (p=0,378), da EBNA-1Antikörper bei kürzlich zurückliegenden Infektionen, die bei den Athleten häufiger festgestellt
wurden, gewöhnlich fehlen. Die unterschiedliche Anzahl der kürzlichen und länger
zurückliegenden Infektionen lässt sich mit der Betrachtung der einzelnen Antikörper nicht
belegen.
4 Diskussion
96
Mit der Immunfluoreszenztechnik wurde, außer der größeren Anzahl der antizellulären Seren
im Athletenkollektiv, ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen den Kollektiven
festgestellt. Die Nachteile der IFT-Diagnostik gegenüber dem Lineassay sind ausführlich in
Absatz 4.1 beschrieben, die jedoch für beide Kollektive gleichermaßen gültig sind.
4.3
Longitudinalstudie
Diese Studie zeigt erstmals den ca. einjährigen Verlauf von EBV-Antikörperkonzentrationen
von Hochleistungssportathleten, die an den olympischen Winterspielen in Salt Lake City 2002
teilgenommen haben. Durch die Verwendung von EBV-Lineassay und Scanmethodik konnten
die Antikörperkonzentrationen genauer als bisher quantifiziert werden, so dass auch der
Vergleich mit einem Kontrollkollektiv eine neue Detailschärfe bietet.
Als wichtigstes Ergebnis bleibt festzuhalten, dass es über einen längeren Beobachtungszeitraum
von ca. einem Jahr zu keinen wesentlichen Änderungen oder Schwankungen der
Antikörperkonzentrationen sowohl bei den Athleten als auch bei den Normalpersonen
gekommen ist. Bei manchen Athleten war ein leichter Anstieg aller jeweils vorhandenen
Antikörperkonzentrationen über die Zeit feststellbar, der sich jedoch bei Betrachtung des
Gesamtverlaufes nicht signifikant von den Normalpersonen unterschieden hat. Dieser leichte
Anstieg hat in keinem der Fälle den Serostatus eines Probanden so verändert, dass die
Interpretation der serologischen Befunde in irgendeiner Weise erschwert worden wäre. Auch
bei diesen Testpersonen hat der Lineassay in jedem Fall eine eindeutige serologische Aussage
erlaubt, die sich zudem im Beobachtungszeitraum nicht geändert hat. Statistisch lässt sich
insofern ein Unterschied zwischen beiden Gruppen belegen, wenn man nur Zeitpunkt T1 zu
Beginn und T6 bei Beobachtungsende ohne den dazwischenliegenden Verlauf betrachtet. Nur
dann haben die Athleten im Vergleich zu den Normalpersonen zum Zeitpunkt T6 ein signifikant
höheres Anti-EBNA-1, Anti-p18, Anti-p138 und Anti-BZLF-1 als zu Zeitpunkt T1. Zwar hat
sich der Unterschied als signifikant herausgestellt, doch ist es ein Trend, der den Verlauf
zwischen T1 und T6 unberücksichtigt lässt.
Für diese kinetische Besonderheit könnten mehrere Gründe existieren. Zum einen kann der
Anstieg rein zufällig durch die Auswahl der Probanden bedingt sein, da jeweils nur sehr kleine
Fallzahlen (15 Athleten vs. 11 Normalpersonen) getestet wurden und bei den Normalpersonen
vielleicht gerade solche ausgewählt wurden, die keinen Anstieg zeigen. Zum anderen könnten
leichte immunmodulative Prozesse die Bildung von weiteren Antikörpern auslösen. Als weiterer
Grund könnte ein allgemeiner Reifungsprozess der Antikörperantwort angeführt werden, der bei
den Normalpersonen schon stattgefunden haben könnte. In der Praxis hat dieser Anstieg jedoch
4 Diskussion
97
keine Relevanz, da für diese Fälle aufgrund der eindeutigen Antikörperkonstellation je nur eine
Diagnose möglich war, die sich durch den leichten Anstieg nicht geändert hat.
Außerdem bietet diese Studie erstmals die Verlaufsbeobachtung der Antikörper-Avidität einer
Athletenpopulation, die zudem quantitativ bestimmt wurde. Passend zu der stetigen
Konzentration der Antikörper war bei beiden Kollektiven auch die Avidität der Antikörper im
Verlauf konstant. Auffällig war, dass in mehreren Fällen bei einer intermediären Avidität eines
p23-Antikörpers (Fall Nr. 2,78, 510, 512, 514, 515) keine weitere Reifung beobachtet wurde.
Diese Einzelfälle zeigen, dass nicht immer eine hohe Avidität im Verlauf erreicht wird, wie für
IgG nach EBV-Primärinfektion beschrieben wurde (3). Eine typische Reifung mit konsekutiver
Intensitätssteigerung hätte am ehesten im Verlauf einer, in der Longitudinalstudie nicht
vorhandenen, „kürzlich abgelaufenen“ Infektion für die späten Antikörper und Anti-p23
beobachtet werden können. Ebenso wäre eine Aviditätsreifung bei den Antikörpern einer
Primärinfektion quantitativ darstellbar gewesen. Hier bieten sich zukünftige Studien an, die
genau diesen Verlauf der Antikörper und deren Avidität bei frischen und kürzlichen Infektionen
quantitativ beschreiben, besonders auch für Athleten.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Verlaufsbeobachtung ist in manchen Fällen das
Persistieren der Antikörper gegen die frühen Antigene (EAs) p138 und p54. Bisher wurde das
Auftreten von Anti-EAs manchmal als Zeichen einer Reaktivierung oder persistierenden
Infektion verstanden (67). Besondere Gefahr der Fehldiagnose einer frischen Infektion besteht
bei positiven Anti-EAs dann, wenn einer der späten Antikörper negativ ist, obwohl die Infektion
länger zurückliegt, so wie EBNA-1-Antikörper bei ca. 5-10% Fälle negativ sein können (8)
(Querschnittstudie: 4,5%). Der Lineassay bietet aufgrund der Einbindung des zweiten späten
Antigens p18 eine erhöhte Sicherheit in der serologischen Aussage.
Dieser konstante Nachweis von EA-Antikörpern (p138- und p54-Antigen) bei gesunden
Personen steht in Widerspruch zu den Ergebnissen von Klassen et al. (67), die bei Spielern der
Basketball Bundesliga eine Reaktivierung einer EBV-Infektion durch das Auftreten von EAIgG und fakultativ durch VCA-IgM definiert haben. In der Fallstudie wurde beobachtet, dass
bei Sistieren der klinischen Beschwerden auch EA-IgG und VCA-IgM wieder negativ gefunden
wurden und sich die laborchemische Verlaufskontrolle normalisiert hat. Der Nachweis von
frühen Antikörpern (EA-IgG) sollte nach unseren Ergebnissen nicht zwingend als Maß für eine
klinische EBV-Reaktivierung angesehen werden, da in der Querschnittstudie auch bei gesunden
Personen in 13,2% aller Fälle EAs gefunden wurden. Entweder waren p138- und p54Antikörper gleichzeitig positiv, oder je einzeln, dann haben Antikörper gegen p54 überwogen.
Außerdem wurden die Anti-EA-Konzentrationen bei gesunden Personen festgestellt, bei denen
4 Diskussion
98
zum Zeitpunkt der Blutabnahme keine URTI (Upper Respiratory Tract Infections) bekannt
waren. Aufgrund der unspezifischen und variablen Symptome einer EBV-Infektion (14;16),
sollte selbst bei positiven Anti-EAs differentialdiagnostisch an andere Infektionen gedacht
werden, wie Streptokokken- oder Rhino- und Adenoviren-Infektionen. Auch die Empfehlung,
dass asymptomatische Athleten oder solche Spieler mit milden Symptomen und einer
serologischen EBV-Reaktivierung eine Trainingspause einlegen sollten (67), muss differenziert
gesehen werden. Gerade bei asymptomatischen Patienten ist die Anti-EA-Antwort keineswegs
eindeutig und eine Trainingspause sollte nicht vorschnell verordnet werden, um die
Wettkampfform weiter zu erhalten. Bei milden Symptomen, die sich auch durch andere
Infektionen erklären ließen, sollte zum Schutz des Athleten immer eine gründliche
Differentialdiagnostik mit klinischer Untersuchung, Laborwertbestimmung und Sonographie
der Milz betrieben werden. Bei „herkömmlichen“ viralen Infektionen kann meistens schon viel
eher mit dem Training begonnen werden als bei manifesten EBV-Infektionen, bei denen ein
Wiederbeginn frühestens nach 21 Tagen empfohlen wird (46;83). Rein serologisch sind diese
„non-primary“ EBV-Infektionen vermutlich eher schwer nachzuweisen.
Die Rolle von VCA-IgM als Marker für eine frische oder reaktivierte Infektion muss kritisch
betrachtet werden, da gezeigt wurde, dass es sich um eine sehr variable Antikörper-Antwort
handelt. Weder der positive Nachweis noch das Fehlen von VCA-IgM erlaubt eine eindeutige
Diagnose. VCA-IgM ist bei 20 % der akuten Infektionen nicht und in etwa 80 % der Fälle
gleichzeitig mit VCA-IgG nachweisbar (105). Selten eilt es VCA-IgG voraus oder tritt verspätet
auf (8;105). Andererseits kann dieser Marker in einigen Fällen lange persistieren oder infolge
von Wiederaufnahme des Virus in den lytischen Zyklus auftreten. Aus diesen Gründen wurde
auf den Nachweis von IgM-Antikörpern in dieser Studie verzichtet.
Einen anderen Ansatz zum Nachweis von EBV-Reaktivierungen bei Athleten haben Gleeson et
al.
gewählt,
indem
sie
EBV-DNA
und
IgA-Level
im
Speichel
der
Probanden
(Leistungsschwimmer) bestimmt und herkömmliche Serologie mittels ELISA durchgeführt
haben (43). Ergebnisse waren vor allem der Nachweis von latenter Ausschüttung von EBVDNA bei intensiv trainierenden Athleten, und der signifikante Zusammenhang von EBV-DNApositivem Speichel mit oberen Atemwegssymptomen (URS: upper respiartory symptoms) bei
seropositiven Athleten. Dennoch wurden URS ebenfalls bei EBV-DNA-negativen, aber
seropositiven Probanden nachgewiesen. Es wurde postuliert, dass die bei Athleten auftretende
transiente Immunsuppression, erkennbar an geringer IgA-Konzentration im Speichel, über
nachfolgende EBV-DNA-Ausschüttung zu dem Auftreten von URS führen kann. EBV-DNA
wurde vor dem Ausbruch von URS im Speichel detektiert. Diese sog. EBV-Reaktivierung
könne eine potentielle Rolle als Mechanismus im Zusammenhang vom Auftreten von URS und
4 Diskussion
99
intensiver körperlicher Belastung spielen, doch seien auch aufgrund der geringen
Probandenanzahl nur spekulative Aussagen zu machen. Als Erklärung für diese Ergebnisse
werden die bei Athleten durch körperliche Aktivität induzierten Veränderungen des
Immunsystems diskutiert. Eine transiente Suppression von zytotoxischen T-Lymphozyten (33),
die die Expansion einer latent EBV-infizierten B-Zell-Population verursachen könnte, wurde
vor allem von Gleeson als Ursache diskutiert (43). Eine enge zytotoxische T-Zell-Kontrolle sei
notwendig, um die Suppression von EBV infizierten B-Zellen aufrecht zu erhalten (20).
Darüber hinaus wurden bei Athleten als transiente Veränderungen des Immunsystems neben
einer Lymphopenie (93;94) eine Reduktion der zytotoxischen Aktivität der natürlichen
Killerzellen (9;92) und der T-Zell Funktion (32), eine Reduktion der Phagozytenaktivität von
Granulozyten (33;99;110) und eine Reduktion der IgA-Konzentration in mukösem Gewebe der
oberen Atemwege gefunden (39;40;42;78-80).
Auf die Ergebnisse des Lineassay und der Immunfluoreszenztechnik der hier vorliegenden
Studie scheinen diese Immunveränderungen keinen wesentlichen Einfluss gehabt zu haben.
Zum einen war die EBV-Serologie im Vergleich zu den Normalpersonen nicht erschwert. Zum
anderen haben sich beide Kollektive weder im Querschnitt noch im Längsschnitt signifikant
voneinander unterschieden. Des Weiteren wurde weder bei Athleten noch bei Normalpersonen
eine Übereinstimmung mit den serologischen Bildern von schwer immunsupprimierten
Patienten gefunden, z.B. stark positive Anti-BZLF-1-Banden oder Verluste von Anti-EBNA-1Banden (Benning D, Bauer G, Promotion 2002, unveröffentlicht).
Man kann davon ausgehen, dass die nach intensiver körperlicher Belastung auftretende
transiente Immunsuppression in dem Beobachtungszeitraum der Longitudinalstudie aufgetreten
ist. In diesem Wettkampfjahr konnten keine großen Fluktuationen weder der frühen noch der
späten Antikörper festgestellt werden, obwohl körperlich sehr verschiedene Phasen mit
Höchstleistungen in der Vorbereitungs- und Olympiaphase, aber auch weniger intensiven
Abschnitten zu Beginn und Ende der Beobachtung, je nach einer Wettkampfsaison, absolviert
wurden. EA-Antikörper wurden wie oben beschrieben sogar während des gesamten
Beobachtungszeitraumes konstant festgestellt. Zudem hat auch die durch die OlympiaNominierung und schließlich die Olympia-Wettkämpfe selbst hervorgerufene psychische
Belastung nicht zu Änderungen der Lineassay-Diagnose oder zu großen Schwankungen der
Antikörperkonzentrationen geführt. Der Einfluss von psychischem Stress auf den Anstieg von
EBV-DNA Konzentrationen im Speichel wurde in mehreren Studien festgestellt (38;95).
Vielleicht lassen sich die leichten Anstiege der Antikörperkonzentrationen einiger Athleten
dieser Studie, nicht der Normalpersonen, als Zeichen für eine Immunsuppression mit
4 Diskussion
100
nachfolgender humoraler Antwort deuten. Diese Ergebnisse erlauben den Schluss, dass vor dem
Hintergrund von möglicher transienter Immunsuppression bei Athleten der EBV-IgG-Lineassay
eine eindeutige und sichere Diagnose erlaubt. Selbst wenn bei den hier getesteten Athleten eine
erhöhte Viruslast im Speichel vorhanden war, hatte dies keine Konsequenz für die LineassayDiagnostik.
EBV-DNA Level, d.h. die Viruslast des Speichels, sind in dieser Studie nicht bestimmt worden.
In Kombination mit einer größeren Fallzahl von Leistungssportlern als bei Gleeson et al. (43)
und der gleichzeitigen Durchführung von einem EBV-IgG-Lineassay mit Aviditätsbestimmung
als auch einer serologischen EBV-IgA-Antikörper-Bestimmung und Labortwertbestimmung,
wäre eine solche Studie in der Zukunft interessant, um die genauen Zusammenhänge von
transienter Immunsuppression, Auftreten von oberen Atemwegssymptomen (URS) und EBVDNA im Speichel zu beleuchten.
Schließlich kann auch der EBV-DNA Nachweis uneindeutig sein, denn auch gesunde Personen
ohne URS können EBV-DNA positiven Speichel besitzen (von Gleeson et al. nicht beobachtet)
(35). Wenn diese Personen erkranken, kann auch eine klassische Rhinovirusinfektion oder
ähnliche ursächlich sein, trotzdem ist EBV-DNA im Speichel weiter positiv, ohne direkt für
Symptomatik verantwortlich zu sein. Ohne eine größere Anzahl von Dauerausscheidern könnte
es gar nicht zu so einer hohen Prävalenz in der Bevölkerung kommen. Es wurde beschrieben,
dass EBV-Level bei 60-80% asymptomatischer, EBV-seropositiver Personen intermittierend für
mehrere Monate im Speichel festgestellt werden können (15), deren Beziehung von Frequenz,
Quantität und Infektiosität der Ausscheidung nicht ganz klar erscheint.
4.4
Ausblick
Die in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse lassen ein festgelegtes virologisches
Arbeitsschema zur eindeutigen Bestimmung des Epstein-Barr Virus Serologiestatus sinnvoll
erscheinen. Abbildung 63 verdeutlicht die empfohlene Vorgehensweise bei der Feststellung des
EBV-Serologiestatus eines Athleten. Dieses Schema besitzt aufgrund der beschriebenen
Ergebnisse
auch
für
Normalpersonen
Gültigkeit.
Dargestellt
ist
die
gründlichste
Vorgehensweise, auf die Aviditätsbestimmung könnte in Einzelfällen verzichtet werden, ist
jedoch nicht zu empfehlen. Möglich wäre der Verzicht bei dem alleinigen Auftreten von
Antikörpern gegen die frühen Antigene p138 und p54, was für eine akute Infektion spricht. Die
Wiederholung und Aviditätsbestimmung bietet aber die größere Sicherheit und bei zusätzlich
positivem Anti-p23 kann der Infektionszeitpunkt grob eingegrenzt werden (kürzlich
zurückliegende vs. akute Infektion).
4 Diskussion
101
Abbildung 63: Algorithmus der Durchführung und Auswertung des EBV-IgG-Lineassay für Serodiagnose
bei Athleten
In der Sportmedizin sollte die EBV-Serologie mit dem IgG-Lineassay erfolgen, da dieser
eindeutig zwischen Seronegativität, akuter und länger zurückliegender Infektion unterscheiden
kann und zugleich ein kostengünstiges Verfahren ist. Im Gegensatz zur bisherigen Serologie
mittels IFT und ELISA, können so auch die zur Verunsicherung führenden, falsch-positiv
bestimmten Frischinfektionen und andere Fehldiagnosen vermieden werden.
In Zukunft könnte durch eine bundesweite Serviceleistung im Rahmen eines EBVReferenzzentrums die Versorgung von Spitzenathleten dahingehend verbessert werden, dass bei
fraglichen Infektionen innerhalb von 2-3 Tagen eine eindeutige serologische Aussage getroffen
werden kann. So könnte sowohl die Leistungsfähigkeit, als auch die Gesundheitsfürsorge
betreffend, ein bedeutender Fortschritt in der Versorgung von Spitzensportlern innerhalb
Deutschlands erzielt werden.
5
Zusammenfassung
In einer Querschnittsstudie (202 Athleten im Vergleich zu 200 Normalpersonen) wurde der
EBV-Serostatus und die Variabilität des EBV-Antikörperprofils mithilfe eines quantifizierbaren
Lineassays mit rekombinanten Antigenen und der IFT bestimmt. Die Scanmethodik des
Lineassay erlaubte dabei erstmals die quantitative Messung von Antikörperkonzentrationen, so
dass besonders die beiden Gruppen statistisch genau verglichen werden konnten.
Zwischen den beiden Kollektiven konnte kein wesentlicher signifikanter Unterschied
festgestellt werden (p=0,144). Lediglich “kürzlich zurückliegende Fälle“ waren bei den
Athleten häufiger als bei den Normalpersonen (5,4% vs. 0,5%). In beiden Kollektiven wurde je
nur eine frische Infektion festgestellt. Besonders die häufig zu Fehldiagnosen (akute oder
persistierende akute Infektion) führende Antikörper-Konstellation mit negativem Anti-EBNA-1
Befund, trotz abgelaufener Infektion, war bei beiden Kollektiven in gleicher Häufigkeit
vorhanden (Athleten 4,5%, Normalpersonen 3,5%). Mit der Immunfluoreszenztechnik wurden
sogar in 9,4% der Athleten und 9,5% der Normalpersonen frische Infektionen aufgrund eines
negativen Anti-EBNA-1 Befundes vorgetäuscht. Durch den zweiten späten Marker des
Lineassay Anti-p18 konnten diese Fälle als länger zurückliegend erkannt werden. Eine
Aviditätsbestimmung war in 17,9 % aller zurückliegenden Fälle zur Sicherung der Diagnose
und Differenzierung von „kürzlich“ und „länger“ zurückliegenden Infektionen notwendig. Bei
seropositiven Personen mit negativem Anti-EBNA-1 sollte daher zukünftig eine LineassaySerologie durchgeführt und durch die Aviditätsbestimmung ergänzt werden, um zwischen
wirklich frischen Infektionen und abgelaufenen Infektionen mit aberranter serologischer
Konstellation zu unterscheiden. Dieses Vorgehen führt besonders im Sport zu einer eindeutigen
Diagnostik und verhindert die Verunsicherung bei Athleten und Trainern.
Die Messungen der Antikörperkonzentrationen führten auch zu einer Revision der Beurteilung
von Antikörpern gegen EA: diese können auch ohne klinische Symptomatik auftreten und
scheinen in keinem Zusammenhang mit einer Virusreaktivierung zu stehen.
In einer Longitudinalstudie wurde die in der Querschnittstudie ermittelte hohe Variabilität der
serologischen Antwort verschiedener Personen bestätigt und gleichzeitig die Konstanz des
serologischen Profils der gleichen Person über einen langen Zeitraum aufgezeigt. Es ergab sich
kein Hinweis auf serologische Besonderheiten aufgrund der in der Literatur diskutierten
Immunsuppression bei Athleten.
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228(276):1056-1058.
7
Danksagung
Mein besonderer Dank gebührt Prof. Dr. Georg Bauer, der mich in vielen Stunden dieses
Projektes begleitet hat. Seine umfangreichen Tipps, Denkanstöße und freundschaftliche Art
haben mir viel Spaß an der Arbeit gegeben. Über dieses intensive Betreuungsverhältnis habe ich
mich sehr gefreut.
Ebenso Dank an Dr. Yorck Olaf Schumacher, der mir besonders von sportmedizinischer Seite
immer bereitwillig mit Rat zur Seite stand. Bedanken möchte ich mich auch bei Dr. Bernd
Wolfarth, der mir zusammen mit Dr. Yorck Olaf Schumacher und Prof. Dr. Georg Bauer das
Thema dieser Arbeit überlassen und sich sehr um die Durchführbarkeit der Studie bemüht hat.
Dank auch an Prof. Dr. H.-H. Dickhuth, der im Doktorandenseminar der Sportmedizin durch
kritische Anmerkungen und Tipps zu verschiedenen Themen neue Sichtweisen bei mir gefördert
hat.
Für die hilfreichen Erklärungen auf dem Gebiet der statistischen Auswertung möchte ich
besonders Frau Gerta Rücker danken.
Dieses Projekt wurde vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BiSp) mit dem
Aktenzeichen VF 0407/01/64/2003 gefördert.
8
Lebenslauf
Name:
Pottgießer
Vorname:
Torben
Geburtsdatum:
12. Februar 1979
Geburtsort:
Hattingen (Ruhr)
Eltern
Heinz Theo Pottgießer
Cornelia Thekla Pottgießer, geb. Rakowski
Geschwister
Lars Pottgießer
Familienstand
ledig
Beruf
Seit 07/2006
Assistenzarzt der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg,
Abteilung für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
Studium
05/2006
Abschluss des Studiums und Approbation
05/2006
3. Staatsexamen
04/2005 – 03/2006
Praktisches Jahr mit Stationen „Innere Medizin“ in Tampa, USA
(Tampa General Hospital, University of South Florida),
„Chirurgie“ Zürich, Schweiz (Stadtspital Triemli, Lehrspital
Universität
Zürich),
Wahlfach
„Radiologie“
Freiburg
(Universitätsklinikum Freiburg)
04/2005
Stipendiat der Medizinischen Fakultät, Universität Freiburg für ein
„Innere Medizin“ Auslandstertial in Tampa, Florida, U.S.A
04/2005
Stipendiat der FreiburgerÄrzteConsulting: PJ-Reisestipendium für
das Auslandstertial in Tampa, Florida, U.S.A
03/2005
2. Staatsexamen
11/2004
Kolloquium Dissertation „Rationale
Diagnostik im Leistungssport“
08/2004
Famulatur Charité Campus Benjamin Franklin, Berlin: operative
Intensivstation, Fachbereich Anästhesie
und
rationelle
EBV-
04/2004
Famulatur Medizinische Universitätsklinik Freiburg: internistische
Notaufnahme
09/2003
Famulatur und Gaststudent am Department Haematology/Oncology
des London Health Science Centre der University of Western
Ontario, London, Kanada, 4 Wochen
04/2003
Famulatur Lorettokrankenhaus Freiburg: Abteilung Orthopädie
01/2003
Anstellung
als
wissenschaftliche
Hilfskraft:
Abteilung
Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik Freiburg
08/2002
Beginn der experimentellen Dissertation „Rationale und rationelle
EBV-Diagnostik im Leistungssport“
08/2002
1. Staatsexamen
03/2002
Famulatur Medizinische Universitätsklinik Freiburg: Abteilung
Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
08/2001
Ärztliche Vorprüfung
03/2000 & 03/2001
Krankenpflegepraktikum Unfallchirurgie am Universitätsklinikum
Freiburg
10/1999
Beginn Studium der Humanmedizin an der Albert-LudwigsUniversität, Freiburg im Breisgau
Fremdsprachen
Englisch: sehr gute Kenntnisse in Wort und Schrift
Französisch: Grundkenntnisse
Grosses Latinum
Zivildienst
09/1998 – 09/1999
OASE,
Selbsthilfeund
Ruhruniversität Bochum
Kommunikationszentrum
der
Schulbildung
1998
Allgemeine Hochschulreife
04/1997
Teilnahme ROTA Projekt: europäischer Schulaustausch von 6
Ländern mit Aufenthalt in Brügge, Belgien
08/1995 - 06/1996
Gastschüler an der Fort Lupton High School, Colorado, U.S.A.
1989-1998
Gymnasium Waldstrasse, Hattingen
1985-1989
Grundschule Hattingen-Bredenscheid
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