1.5 Einfluss von Parasiten auf die Wahl von Sexualpartnern 51 Kontrollfragen zum Verständnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Auf welche Weise üben Parasiten Selektionsdruck auf ihre Wirte aus? Auf welche Weise üben Wirte Selektionsdruck auf Parasiten aus? Weshalb sind intraspezifische Konkurrenten die schärfsten Konkurrenten? Weshalb sind Parasiten wesentlich stärker abhängig von ihrem Wirt als umgekehrt? Welche Umstände bewirken, dass Parasiten sich schneller an ihre Wirte anpassen können als umgekehrt? Was besagt die „Red Queen-Hypothese“? Nennen Sie ein Beispiel für Host-Switch. Welcher Mechanismus sorgt am schnellsten für die Verbreitung von Resistenzen in Wirts- oder Parasitenpopulationen? Weshalb gehen in einer Wirtspopulation vorkommende seltenen Allele unter Umständen nicht verloren? Welche Erbkrankheiten bewirken eine Resistenz gegen Malaria? 1.5 Einfluss von Parasiten auf die Wahl von Sexualpartnern In den vorhergehenden Abschnitten ist deutlich geworden, dass Parasiten die Kondition ihrer Wirte beeinträchtigen und deren Reproduktionserfolg schmälern. Deshalb ist es sinnvoll, infizierte Artgenossen zu meiden, um einer Ansteckung zu entgehen. Auch als Geschlechtspartner sind infizierte Tiere weniger geeignet als gesunde, da sie den Nachkommen die Empfänglichkeit für Parasiten vererben und bei der Brutpflege weniger leistungsstark sein könnten. Woran aber können Tiere erkennen, welcher potenzielle Geschlechtspartner infiziert ist und/oder günstige bzw. ungünstige Erbanlagen trägt? Hier kommt die sexuelle Selektion ins Spiel, ein Auswahlmechanismus, der unter anderem auf auffälligen Merkmalen beruht. Schon Darwin beschrieb, dass manche Tiere auffällige Merkmale stark ausgeprägt haben, die ihnen eigentlich zum Nachteil gereichen und deshalb durch Selektion zurückgedrängt werden müssten. Die Ausbildung solcher Ornamente, wie z. B. Hirschgeweih oder Pfauenschwanz (Abb. 1.30), kostet viel Energie, macht den Träger auffälliger für Prädatoren und leichter ermüdbar. Dennoch setzen sich Ornamente durch, da sie dem Träger bei der Partnerwahl einen Vorteil verschaffen. Nach einer weithin akzeptierten Hypothese zeichnen energieaufwändige Ornamente Männchen aus, die auf Grund guter Erbanlagen (genetische Konstitution) trotz des Handicaps überleben und sich durchsetzen („Handicap-Prinzip“). Bei manchen Tiergruppen entscheiden auffällige Zierfedern, leuchtende Farben oder ausdauernder Gesang der Männchen, welchen Tieren die weibliche Gunst zufällt (female choice). Bei anderen Tieren wie z. B. bei Huftieren oder Robben erfolgt die Selektion hauptsächlich über Rivalenkämpfe, deren Gewinner die Weibchen begattet (male dominance). Diese beiden Strategien schließen sich nicht gegenseitig http://www.springer.com/978-3-540-37707-8