Augenwürmer: Vor kurzem kam eine Kundin in unsere Kleintierpraxis. Ihr Hund zeigte seit einigen Wochen eine einseitige Augenentzündung mit schleimigem Ausfluss. Offensichtlich irritiert rieb sich der Hund immer wieder mit der Pfote über den Kopf und hatte dadurch im Augenlid-Bereich bereits eine Entzündung der Haut. Die Kundin war einige Wochen vorher mit dem Hund im Tessin in den Ferien gewesen, damals war aber nichts Auffälliges passiert. Auch eine Verletzung durch Dornen oder eine Katzenbegegnung konnte anamnestisch ausgeschlossen werden. Der Augenuntersuch ergab folgende Symptome: einseitige mittelgradige Bindehautentzündung, sehr auffälliger schleimig-eitriger Augenausfluss und ein leichter Vorfall des dritten Augenlids auf der betroffenen Seite. Nach leichter Lokalanästhesie sahen wir im Tränensekret schwimmend zwei fadenförmige Würmer, welche sich nach kurzer Zeit wieder hinter dem dritten Augenlid versteckten! Es handelte sich in dem Fall um eine Infektion mit dem orientalischen Augenwurm (Thelazia callipaeda). Dies ist ein Parasit, der bis zu 2cm lange werden kann und in der Tränenflüssigkeit der betroffenen Tiere lebt, sich von dieser ernährt und sich dort auch vermehrt. Übertragen werden die Larven des Wurmes durch infizierte Fruchtfliegen, welche am Hundeauge Tränenflüssigkeit aufnehmen wollen und sich wie die Parasiten von dieser ernähren. Empfänglich ist neben Füchsen, Hunden und Katzen auch der Mensch. Der Hund unserer Kundin hatte sich offensichtlich einige Wochen zuvor bei seinem Ferienaufenthalt im Tessin angesteckt. Der orientalische Augenwurm kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und ist in unseren Breitengraden zurzeit noch relativ selten anzutreffen (es war der erste diagnostizierte Fall in unserer Praxis). Trotzdem kommt er im Tessin mittlerweilen relativ häufig vor und wird auch nördlich der Alpen sporadisch bei Hunden und Füchsen gefunden, welche nie im Süden waren. Therapeutisch gibt es zwei Möglichkeiten: Einerseits kann man die Parasiten manuell unter Lokalanästhesie des Auges entfernen. Dabei ist es vor allem beim Hund wichtig, hinter das dritte Augenlid zu schauen um keine Parasiten zu übersehen. Zu Bedenken bei einer rein manuellen Entfernung ist , dass es auch Parasiten im Tränenkanal haben kann, welche nicht sichtbar sind. Andererseits gibt es die Möglichkeit der systemischen Bekämpfung mit Antiparasitika. Diese müssen zweimal im Abstand von einer Woche verabreicht werden und sind in den meisten Fällen hochwirksam.