Zittern, aber nicht vor Angst…

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REPORT
Zittern, aber nicht vor Angst…
Morbus Parkinson, auch ursprünglich von James
Parkinson in seiner Erstbeschreibung aus dem Jahre 1817
fälschlicherweise Schüttellähmung genannt, schleicht in
das Leben wie ein Geheimagent. Bei der Parkinson’schen
Erkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Untergang
bestimmter (dopaminproduzierender) Zellen im Gehirn.
Dadurch kann der Botenstoff Dopamin nicht mehr in
ausreichender Menge produziert werden. Ohne die richtige
Menge an Dopamin wird die kontrollierte Bewegung
erschwert und es kommt zu den klassischen Anzeichen mit
Bewegungsarmut bzw. – Verlangsamung, Muskelsteifheit
und Zittern.
Text: Ilse Jank
© aboutpixel.de
vorgang verlangsamt sich. Die Verlangsamung kann sich auch beim
Sprechen bemerkbar machen. Die
Stimme wird leiser und heiser. Unter Stress kann es zu Störungen
im Sprachrhythmus kommen. Die
Schrift wird kleiner, besonders Rundungen fallen schwer.
Subjektiv beschreibt ein von Parkinson Betroffener ein störendes Gefesselt sein
im eigenen Körper
D
ie Parkinson Krankheit ist
vor allem eine Krankheit
des höheren Lebensalters.
Nur ca. zehn Prozent der Patienten
sind bei der Diagnosestellung jünger als 40 Jahre. Das männliche
Geschlecht ist etwas häufiger betroffen. Die Symptome entwickeln
sich schleichend. Oft erkennt die
engste Umgebung des Patienten die
Krankheitssymptome deshalb eher,
als der Patient sie wahrnimmt. Die
Symptome beginnen an einer Seite
des Körpers, später breiten sie
sich auch auf die andere Seite aus.
Frühsymptome äußern sich in Form
einer Depression, Schmerzen in den
Waden oder im Nacken, hartnäckige
Selbsthilfegruppen
Verstopfung über Jahre und einer
Riechstörung.
Die Haltung des Patienten ist gebeugt. Die Haltung des Patienten ist
gebeugt, die Arme etwas angewinkelt
und die Knie leicht durchgestreckt.
Beim Laufen ist die Schrittweite
kurz, manche Patienten geraten ins
Trippeln, haben Schwierigkeiten beim
Wenden. Er kann in einem Bewegungsablauf stecken bleiben. Beim
Gehen schwingen die Arme nur mäßig oder gar nicht mit. Es fällt dem
Betroffenen immer schwerer, sich
vom Sitz zu erheben, sich an- und
auszukleiden und die Speisen zum
Mund zu führen und der Schluck-
Parkinson Selbsthilfegruppe Klagenfurt
Kontakt: Maria Rippitsch, Tel. 0463/44 68 69
Parkinson Selbsthilfegruppe Villach
Kontakt:Henriette Woronka, Tel. 04242/29 327
Parkinson Selbsthilfegruppe Oberkärnten
Kontakt: Brigitte Kusternigg, TEL 04254/23 70
Parkinson Selbsthilfegruppe Lavanttal
Kontakt: David Lopes dos Santos, Tel. 0664/598 45 82
Parkinson Selbsthilfegruppe Lienz
Kontakt: Dagmar Gerhardt Tel. 04852/68440
76 GAILTALER 17/07
Ein störendes „Gefesselt sein“.
Subjektiv beschreibt der Betroffene
ein störendes Gefesselt sein im eigenen Körper. Diese vermehrte Steifigkeit führt häufig zu Schmerzen in
Schulter- und Hüftgelenken, aber
auch Hals- und Lendenwirbelsäule.
Ein für den Patient quälender Zustand ist die Unfähigkeit, eine Bewegung nicht starten oder beenden zu
können. Diese Symptome schränken
den sozialen Kontakt von Parkinson
Patienten ein. Kommt noch eine
Erstarrung der Mimik dazu, wirken
Parkinson Patienten teilnahmslos
und abwesend, obwohl sie innerlich
an dem Geschehen durchaus beteiligt sind. Der ganze Körper ist auf
Sparflamme geschalten. Das Denken,
die Bewegung , die Verdauung, die
Blasenfunktion, der Kreislauf…
Bekannte Persönlichkeiten, die
an Parkinson erkrankt sind. Bekannte Persönlichkeiten wie Papst
Johannes Paul der II, Franklin d.
Roosevelt, Leonid Breschnew, Mao
Tse - Tung, Deng Xiaoping, Peter
Hofmann, Alois Mock, Josef Meinrad, Raimund Harmsdorf, Cassius
Clay, Prinz Claus der Niederlande
und Michael J. Fox litten an Parkinson. Kaum jemand weiß dies, denn
über Parkinson spricht man nicht.
Nach wie vor meinen viele Parkinson
Patienten oder deren Angehörige, die
Krankheit geheim halten zu müssen.
Dabei kann JEDER an Parkinson
erkranken. Morbus Parkinson ist der-
zeit nicht heilbar, doch mit medikamentöser und nicht medikamentöser
Hilfe kann die Lebensqualität deutlich verbessert werden.
Mehr Lebensqualität mit einer
Pumpe ? Dr. Volker Tomantschger,
Neurologe in der Gailtal – Klinik
Hermagor, befasst sich schon seit
Jahren intensiv mit Parkinson. Ich
bat ihn um ein Interview zu diesem
Thema.
KRM: Seit wann beschäftigen Sie sich schon intensiv mit
„Parkinson“?
Dr. Tomantschger: Seit ca. 16 Jahren
im stationären Bereich in der Gailtal
– Klinik und seit ca. 11 Jahren im
niedergelassenen Bereich.
genentleerung. Die Einhaltung der regelmäßigen Einnahmezeiten, die für
Betroffene oft sehr anstrengend und
belastend ist, entfällt. Voraussetzung
ist jedoch eine gute Mitarbeit von
Seiten des Betroffenen und der Angehörigen. Es muss die Fähigkeit vorhanden sein die jeweilige motorische
Situation richtig einzuschätzen.
OA Dr. Volker Tomantschger
Als neue Option, besonders im Spätverlauf der Erkrankung, gibt es jetzt
die so genannte Duodopa Pumpe. Es
handelt sich dabei um eine tragbare,
Computer gesteuerte Pumpe, die
über eine Sonde durch die Bauchhaut kontinuierlich L–Dopa in den
Dünndarm liefert.
Welchen Vorteil hat das?
Die Medikamenteneinnahme von LDopa sollte mindestens eine halbe
Stunde vor dem Essen und eine
Stunde nach dem Essen erfolgen,
damit genug Wirksubstanz am Wirkungsort im Gehirn ankommt. Die
kontinuierliche Verabreichung durch
die Pumpeerfolgt unabhängig von
der Nahrungsaufnahme und der Ma-
Haben Sie schon persönliche Erfahrungen mit Duodopa, indem
Sie es bereits an Patienten angewendet haben?
Ich konnte bisher 4 Patienten mit
dieser neuen Methode behandeln, die
eine bedeutende Verbesserung ihrer
Lebensqualität erreichten. Darüber
gibt es genaue Aufzeichnungen und
Studien, die zusammen mit unserer
Kommunikationstherapeutin Mag.
Tautscher Basnett durchgeführt werden.In Schweden gibt es Erfahrungen
seit 15a mit dieser Pumpe.
Was planen Sie in Zukunft auf
dem Gebiet von Parkinson und
Duodopa?
Ich habe vor kurzem vor Duodopa
Anwendern aus ganz Österreich
einen Vortrag gehalten und sie über
den Erfolg bei unseren Patienten in
Duodopa Pumpe: eine tragbare, Computer gesteuerte Pumpe, die über eine
Sonde durch die Bauchhaut kontinuierlich L–Dopa in den Dünndarm liefert
der Gailtal-Klinik informiert. Wir in
der Gailtal-Klinik sind ja die Einzigen hier in Kärnten und somit
auch führend in der Anwendung
und Erfahrung im Umgang mit der
Duodopa Pumpe. Die Auswahl muss
streng getroffen werden und mit
den behandelnden Neurologen abgestimmt werden. Dieses Thema wird
auch ausführlich im Rahmen der 5.
Kärntner Parkinson-Info-Tage am
29. und 30. Juni besprochen, die in
St. Stefan im Gailtal stattfinden (Programm nebenstehend).Hier werden
alle neuen medikamentösen Therapieoptionen vorgestellt, wird über die
Stimmkräftigung gesprochen, sowie
über die Therapieunterschiede zwi-
schen Österreich und Deutschland
und Therapieoptionen der Zukunft.
Ein Highlight dieser Veranstaltung
wird am Samstag, den 30. Juni eine
Parkinson Millionenshow mit Armin
Assinger sein. Unsere Ergebnisse mit
Duodopa Patienten haben uns so
beflügelt um unsere Arbeit natürlich
fortzusetzen. Meine Mitarbeiterin
Mag.Tautscher-Basnett und ich sind
derzeitig die Einzigen auf der Welt,
die sich unter anderem mit der Veränderung von Stimme und Stimmkraft
durch eine modifizierte Sprechtherapie und Duodopa beschäftigen. Wir
werden unsere Ergebnisse so wie
bisher auch bei internationalen Kongressen präsentieren.
Welche Methoden gibt es zur
Behandlung von Parkinson
Erkrankten?
Medikamente zur Verringerung der
Beschwerden der Motorik, der Psyche und der vegetativen Symptome.
Ergänzend die nicht medikamentöse
Behandlung im Sinne einer Physio- und Ergotherapie, Logopädie,
Kommunikationstherapie, sowie
Beschäftigungstherapie und Neuropsychologie, (diese Berufsgruppen
wurden schon im Zuge des redaktionellen Beitrages über Schlaganfalles
näher erläutert, Anmerkg. der Red.)
sowie mit Hilfe eines Sozialarbeiters
hinsichtlich finanzieller Befreiungen
und Unterstützungsmöglichkeiten.
Weiters gibt es noch nichtmedikamentöse Therapien in Form von Alternativmedizin um Begleitsymptome
zu lindern, nicht aber um die Ursachen von Parkinson zu behandeln.
Dann wären noch die operativen
Interventionen zu erwähnen.
Gibt es noch andere Methoden?
GAILTALER 17/07 77
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