Rom und Europa - FONTES

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II. ROM UND EUROPA
Diana-Tempel (2./3. Jh. n. Chr.)
in Evora, Portugal
2.2
ENTWICKLUNG UND BEDEUTUNG DER PROVINZEN
(Cicero, In Verrem act. II, II, 2–9)
Der folgende Text stammt aus Ciceros Rede gegen Verres, der als Statthalter von Sizilien
die Provinz maßlos ausgebeutet und geplündert hat. Im Jahr 70 v. Chr. wurde ihm in
Rom der Prozess gemacht. Ankläger im Auftrag der Sikuler war Cicero, der spätere
Konsul des Jahres 63 v. Chr. Er selbst hatte durch seine uneigennützige Amtsführung
als Quästor im Jahre 75 v. Chr. das Vertrauen der Einwohner von Sizilien gewonnen.
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… pauca mihi videntur esse de provinciae (Siciliae) dignitate, vetustate, utilitate
dicenda. Nam cum omnium sociorum provinciarumque rationem diligenter habere
debetis, tum praecipue Siciliae, iudices …, quod omnium nationum exterarum princeps
Sicilia se ad amicitiam fidemque populi Romani applicavit.
Prima omnium, id quod ornamentum imperi est, provincia est appellata; prima docuit
maiores nostros, quam praeclarum esset exteris gentibus imperare.
Sola fuit ea fide benevolentiaque erga populum Romanum, ut civitates eius insulae,
quae semel in amicitiam nostram venissent, numquam postea deficerent.
Itaque maioribus nostris in Africam ex hac provincia gradus imperi factus est; neque
enim tam facile opes Carthaginis tantae concidissent, nisi illud et rei frumentariae
subsidium et receptaculum classibus nostris pateret.
Wenig, so scheint es mir, muss über die Würde, das Alter und den Nutzen der Provinz
gesagt werden. Denn wenn ihr alle Bundesgenossen und Provinzen sorgfältig berücksichtigen müsst, dann sollt ihr euer Augenmerk besonders auf Sizilien richten, ihr
Richter …, weil Sizilien sich als erste von allen fremden Nationen der Freundschaft und
dem Schutz des römischen Volkes angeschlossen hat.
Sizilien ist zuallererst „Provinz“ genannt worden – dies ist nämlich eine Auszeichnung
des Reichs; als Erste lehrte sie unsere Vorfahren, wie herrlich es war, über fremde
Völker zu herrschen.
Als Einzige war sie von solcher Verbundenheit und solchem Wohlwollen dem römischen Volk gegenüber, dass die Einwohner dieser Insel, sofern sie sich einmal in
unsere Freundschaft begeben hatten, davon nie mehr abließen.
Deshalb machten unsere Vorfahren von dieser Provinz aus den Schritt zur Ausdehnung
ihrer Herrschaft nach Afrika; denn niemals wäre die so große Macht Karthagos so
leicht zusammengebrochen, wenn Sizilien uns nicht in der Getreideversorgung unterstützte und als Zufluchtsort für unsere Flotte offen stünde.
Aufgaben
1. Benenne die Konjunktive concidissent (Z. 10) und pateret (Z. 11) mit ihrem Fachausdruck!
2. Das Prädikat pateret (Z. 11) passt sinngemäß eigentlich nur zu receptaculum,
bezieht sich aber auch auf subsidium. Diese Stilfigur nennt man Zeugma (R STILMITTEL, S. 225 f.).
a) Finde im Text Beispiele für folgende Stilmittel: Anapher – Hendiadyoin – Trikolon!
b) Erläutere, welche Wirkung Cicero durch deren Verwendung erzielen will!
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Zum Weiterlesen und Vertiefen
Ein Sieg für die Ewigkeit – die Inschrift am Konstantinsbogen
Der Konstantinsbogen in Rom erinnert an Konstantins Sieg bei der Milvischen Brücke.
Er wurde im Auftrag des Senats errichtet und im Jahr 315 n. Chr. zum zehnjährigen Thronjubiläum von
Konstantin geweiht. Ein umlaufendes Relief erzählt von Konstantins Sieg und Feldzug und von seiner
Machtübernahme in Rom. Auffallend ist, dass etliche Bauteile älterer Denkmäler verwendet worden sind.
Folgende Inschrift ist dort zu lesen:
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IMP CAES FL CONSTANTINO MAXIMO
P F AVGVSTO S P Q R
QVOD INSTINCTV DIVINITATIS MENTIS
MAGNITVDINE CVM EXERCITV SVO
TAM DE TYRANNO QVAM DE OMNI EIVS
FACTIONE VNO TEMPORE IVSTIS REM PVBLICAM VLTVS EST ARMIS
ARCVM TRIVMPHIS INSIGNEM DICAVIT
2 P F pio felici – 3 instinctus (-us m) divinitatis göttliche Eingebung – 5 tam … quam sowohl
… als auch – 6 factio, -onis f Anhängerschaft – ulcisci, ulciscor, ultus sum rächen – 7 arcus
(-us m) triumphis insignis hier Triumphbogen – dicare widmen
Konstantin war nach dem Tod von Maxentius der unangefochtene Alleinherrscher im
Westen. Im Jahr 313 n. Chr. traf Konstantin Licinius, der nach dem Tod von Maximinus
Daia allein im Osten herrschte. Konstantin und Licinius verständigten sich bei diesem
Treffen auf eine gemeinsame Religionspolitik. In dieser Mailänder Vereinbarung wurde
allen Bürgern des Römischen Reiches freie Religionsausübung erlaubt. Nach Zerwürfnissen zwischen Konstantin und Licinius kam es zu weiteren Schlachten, in denen
Licinius unterlegen war. Nach dem Tod von Licinius (325 n. Chr.) war Konstantin Alleinherrscher. Auf ihn als Fürsprecher des Christentums geht wahrscheinlich das Verbot
der Ehescheidung und die Einführung des arbeitsfreien dies solis, unseres Sonntags,
als Tag des Erlösers zurück. Er setzte sich als pontifex maximus an die Spitze des
Christentums. Dieser Titel wurde unter Kaiser Gratian (375–383 n. Chr.) aufgegeben.
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Aufgaben
1. Bilde die männliche Form von protectrix (Z. 4) (RGR 2, S. 208)!
Mit welchem Verbum ist das Nomen verwandt?
2. Gruppenarbeit:
Informiert euch in einem Geschichtsbuch oder im Internet über den bayerischen
Herzog Maximilian I. zu Beginn und während des 30-jährigen Krieges!
a) Welche Rolle spielte er?
b) Benennt seine politischen Gegner und deren Absicht!
c) Welches politische Ziel verfolgte Maximilian?
d) Beschreibt die Situation Münchens im 30-jährigen Krieg und ganz besonders im
Jahr 1632!
3. a) Erstelle eine kurze Übersicht, wie im Lateinischen das Datum ausgedrückt wurde!
b) Erkläre die Datierung innerhalb des römischen Monats nach Kalenden, Iden und
Nonen!
c) Drücke das heutige Datum auf Lateinisch aus!
LW
cliēns, -ntis m
posterı̄, -ōrum Pl.
benı̄gnus, -a, -um
potēns, -ntis
supplex, -icis
Schutzflehender; Klient
Nachkommen, Nachfahren
gütig, freundlich, gnädig, wohltätig
mächtig, einflussreich
demütig bittend, flehend
EW Erkläre Bedeutung und Herkunft: Potenz – supplier (frz.)!
Zum Weiterlesen und Vertiefen
Inschriften in München
Die Inschrift auf den Schilden der
vier barocken Putti am Sockel der
Mariensäule (s. Abbildung), die 1641
platziert wurden, lautet folgendermaßen:
SVPER ASPIDEM ET BASILISCVM AMBVLABIS ET LEONEM ET DRACONEM
CONCALCABIS.
Über die Schlange und den Basilisken wirst du schreiten und den Löwen und den
Drachen wirst du zertreten.1)
1)
Schlange, Basilisk, Löwe und Drache stehen hier für Ketzerei, Pest, Krieg und Hunger. Es wird Mariens
Sieg darüber versinnbildlicht (vgl. Psalm 91, V. 13).
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