Titel: Siegenthalers Differenzialdiagnose, Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose; 20., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage Autor: Edouard Battegay Verlag: Thieme ISBN: 978-3-13-344820-8 Neupreis: 119,99€ Das macht das Buch aus Untergliedert in die 12 Abschnitte Allgemeine Differenzialdiagnose Fieber Schmerzen Ödeme Hämatologische Symptome In der Halsregion lokalisierte Erkrankungen Kardiopulmonale Symptome Gastrointestinale Symptome Nephrologische Symptome Neurologische Symptome Diverse Symptome Laborchemische Differenzialdiagnose will „Siegenthalers Differenzialdiagnose“ in 34 Kapiteln beim Erkennen und Verstehen von Differenzialdiagnosen helfen. Die Gliederung ist klug gewählt und für viele Studenten sicherlich hilfreich. Besonders hervorzuheben sind die Schemata, Tabellen und Abbildungen, mit denen Hintergrundwissen knapp und präzise vermittelt wird: Der Vermehrungszyklus der Malariaplasmodien im Kapitel „Status febrilis“ oder die schematische Darstellung des A.-mesenterica-Steal-Syndroms im Kapitel „Schmerzen im Bereich des Abdomens“ sind nur zwei positive Beispiele. Das Buch ist weit davon entfernt, für die Kitteltasche oder zum schnellen Nachschlagen im Nachtdienst geeignet zu sein. Der „Differenzaldiagnose-Navigator“ zu Beginn eines Kapitels verschafft jedoch einen guten Überblick. Die Literaturangaben am Ende eines Kapitels führen weiter, wenn man tiefergehendes Interesse hat. Hervorragend ist das letzte Kapitel „Laborchemische Differenzialdiagnose“, denn es erspart einem quasi den Kauf eines Lehrbuchs für „Klinische Chemie“. Negativ Was mich sehr gestört hat, ist die extreme Fokussierung auf Innere Medizin, besonders beim Kapitel 7 „Schmerzen im Bereich des Abdomens“ ist mir das aufgefallen. Wichtige gynäkologische und urologische Differentialdiagnosen zum akuten Abdomen wie z.B. Extrauteringravidität oder Hordentorsion findet man nur mit einem Wort auf knapp 1200 Seiten… Irritiert hat mich auch, dass im Vorwort explizit „internet-affine Studenten“ als Adressaten genannt werden, aber man weiterführende Internetadressen im Buch mit der Lupe suchen muss. Sicherlich ist das Internet schnelllebig, aber wenigstens ein Verweis auf Seiten, die aktuelle Leitlinien anbieten, könnte hinzugefügt werden. Prüfungsrelevanz Ich habe den Untertitel „… vom Symptom zur Diagnose“ erst einmal nicht so richtig für voll genommen – und deshalb dann etwas verwundert festgestellt, dass konkrete Therapien tatsächlich kaum erwähnt werden. Auch zur Epidemiologie gibt es nur wenige Worte und so gut wie keine Zahlen. Das mindert natürlich den Nutzen für Semesterendklausuren erheblich, ganz abgesehen davon, dass das Buch dafür zu umfangreich ist. Ähnliches gilt vermutlich für das Staatsexamen. Das ist aber nicht unbedingt die Schuld des Buches, sondern liegt wohl eher an den (nutzlosen) Prüfungsformen… Vorteil ist, dass ohne „Therapie“ und „Epidemiologie“ das Buch eine gewisse Zeitlosigkeit hat. Layout/Gestaltung Das Layout ist ansprechend – ohne den Lesefluss zu stören, wurde sinnvoll Farbe eingesetzt. Abbildungen und Tabellen sind klug gewählt und positioniert und stehen meiner Meinung nach in einem guten Verhältnis zum Text. Hinsichtlich des Layouts besonders positiv hervorzuheben sind die Synopsen und die Tabellen zur Triage am Beginn eines Kapitels. Gelegentlich hätte ich vielleicht ein Flussdiagramm zur Darstellung bzw. vor allem Entscheidungsfindung bevorzugt, aber das ist nur ein kleines Manko. Dass im Text auf konkrete Quellenverweise verzichtet wurde, erleichtert das Lesen. Wünschenswert wäre, dass vor allem bei Röntgenbildern oder auch EKG-Bildern Pfeile oder Kreise auf die Pathologien hinweisen, da gerade für den Anfänger die Bildunterschrift nicht immer als Erklärung ausreicht. Des Weiteren würde es das Lesen und Nachschlagen beschleunigen, wenn man im Text erwähnte Abbildungen und Tabellen stets auch auf der gleichen Doppelseite unterbracht wären. Schade ist, dass es im Sachverzeichnis keinerlei Schnellfinde-System gibt, z.B. durch farbige Markierungen am Rand. Zum schnelleren Finden sollte im Sachverzeichnis die wichtigste Seitenzahl hervorgehoben werden, sonst muss man gelegentlich erst an sechs verschiedenen Stellen nachschlagen oder im Inhaltsverzeichnis suchen, bis man die relevanteste Seite gefunden hat. Ein bisschen Sorge habe ich, wie lange der Einband hält, denn knapp 1200 Seiten in einem Layout etwas kleiner als A4 sind schon sehr viel für ein einziges Buch… Preis/Leistung Knapp 120€ für ein Buch, dass nicht ausreicht, um die Semesterendklausuren zu bestehen, wird sich nicht jeder Student leisten können und wollen. Bedenkt man jedoch die Arbeit der Autoren und die umfassende (wenn auch nicht immer vollständige, siehe oben) Darstellung und Qualität, so halte ich den Preis für gerechtfertigt. Nicht zuletzt zahlt man für viele Kurzlehrbücher (neu) auch gute 30€ bei circa 200 Seiten… Als hilfreiches Nachschlagewerk (trotz des Sachverzeichnisses), rentiert sich ein Kauf schon zu einem frühen Zeitpunkt des Studiums (vorausgesetzt man hat noch kein Basislehrbuch Innere Medizin oder vergleichbares). Fazit Vor Investition von 120€ sollte man sich klar machen, was man von diesem Buch erwartet und wofür man es nutzen will. Möchte man ein Nachschlagewerk zu internistischen Krankheiten, das Zusammenhänge und Hintergründe erklärt, ohne sich zu sehr in spezielles Facharztwissen zu verlieren, kann das Buch das richtige sein. Besonders würde ich „Siegenthalers Diffentialdiagnosen“ denjenigen, die ein tiefergehendes Interesse an der Inneren Medizin haben oder dies gar als Fachrichtung einschlagen wollen, empfehlen, so sie sich der Nachteile und Einschränkungen (siehe Abschnitt „Negativ“) bewusst sind. Gesamtbewertung: 2Inhalt: 2Übersichtlichkeit: 2+ Handling: 3 Layout: 2+ Preis/Leistung: 2