Olfaktoriu s-Neuroblastom bei einem Pferd

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G. Loupat,MarinaMikuta 65
(1985)Pferdeheilkunde1, 65-69
Zusammenfassung
Olfaktoriu s-Neuroblastom
bei einemPferd
G. Loupal, Marina Mikula
Aus dem Institut für Pathologieund Gerichtliche Veterinärmedizin
(Vorstand:o. Univ.-Prof. Dr. H. Köhler) der Veterinärmedizinischen
Universität Wien und der tierärztlichen Praxis Tzt. Marina Mikula.
\Wien-Liesing
Bei einem 16 Jahre alten holländischen Warmblut-Vallach mit
Nasenblutenund rechtsseitigemExophthalmus wurde bei der Sektion des Kopfes ein Tumor im Bereich des Nasengrundesder rechten Seite,der sich auch in die rechte große Kieferhöhle sowie in die
rechte Gaumenkeilbeinhöhleerstreckte, gefunden. Beide Nebenhöhlen waren außerdemhochgradig mit geronnenemBlut gefüllt.
Durch die histologischeUntersuchungund insbesonderedurch den
elektronenmikroskopischen Nachweis von neurosekretorischen
Granula wurde die Diagnose Olfaktorius-Neuroblastom gestellt.
Der vorliegendeFall stellt eine Erstbeschreibungeines derartigen
Tumors beim Pferd dar.
An olfactory neuroblastoma in a horse
Üb.r spontane neuroepitheliale Tumoren der Riechschleimhautbei Haussäugetieren
ist bisher kaum berichtet
worden. Bei zwei Katzen fanden Pospiscbil und Dahme
(1981) Olfaktorius-Neuroblastome (Asthesioneuroblastome), Anderson und Cordy (1981) beobachteteneine ähnliche Geschwulstbei einer 14 Monate alten Hereford-Kalbin. Experimentell konnten neuroepithelialeTumoren der
Riechschleimhaut mit Diäthylnitrosamin bei Goldhamstern (Herrold, 1964) sowie mit verschiedenenNitrosaminen bei Ratten (Tbomas, 1965) erzevgt werden.
Obwohl beim Menschen seit der Erstbeschreibungeines
neuroepithelialen Tumors der Riechschleimhaut durch
Berger und Mitarb. (1924) zahlreiche Mitteilungen verfaßt
wurden, sind sie auch beim Menschen,,derartigselten,daß
niemand mit ihnen wirklich vertraut werden kann" (Gerard-Marcbant und Micheau, t965). Der Ursprung dieser
Neoplasmen liegt im Riechepithel (Obert und Mitarb.,
1960;Skolnik und Mitarb., 1966).Somit finden sich die allermeistendieserGeschwülsteim Bereich der Regio olfactoria, von wo sie sich in angrenzendeAreale (t.8. Nasennebenhöhlenoder durch die Siebplatteins Riechhirn) ausbreiten. Nach Gerard-Marchantund Micbeau (1965) unterscheidetman zwischenAsthesioneuroepitheliomen,
Asthesioneurozytomen und Asthesioneuroblastomen.Letztere
sind die am wenigstendifferenzierteForm. Als maligneGeschwülste müssen aber alle genannten angesehenwerden
(Gerard-Marchantund Micbeau, 1965).Infiltratio n und Zerstörung von Bindegewebeund Muskulatur sind bei ihnen
heufig (Skolnik und Mitarb., 1966).
Das Olfaktorius-Neuroblastomist histologischcharakterisiert durch Nester von neoplastischenZelIen,die durch viele GefäßeenthaltendeBindegewebssepten
getrennnt sind.
Die Zellen haben wenig Zytoplasma mit ausgesprochenundeutlichen Zellgrenzen und runde bis ovale Kerne. Sie ordnen sich mitunter zu echtenRosettenoder Pseudorosetten
an. Zwischen den Zellen finden sich Neurofibrillen (Obert
und Mitarb., 1960; Noltenius, 1981). Da die histologische
Diagnoseeines Olfaktorius-Neuroblastomssehr schwierig
sein kann, wird empfohlen, das Elektronenmikroskop zu
Hilfe zu nehmen (Taxy und Hidvegi, 1977).Als ultrastrukturellesCharakteristikum werden vor allem neurosekretorische Granula angesehen(Osamura und Fine, t975 und
1976; Taxy und Hidaegi, 1977; lV'ilander und Mitarb. 1977;
Pospiscbilund Dahme, l98I). Daneben werden noch als BesonderheitenNeurotubuli und Neurofilamente gefunden
When dissectingthe headof a 16 year old Dutch Standardbredgelding, a tumor was found in the nasalfundus region of the right-hand
side, also involving the large maxillary sinus as well as the palatinosphenoidalsinuson the right. Furthermore, both the paranasalsinuseswere filled up with cloded blood. An olfactoriusneuroblastoma was diagnosedusing histologicalexamination and especiallyevidenceof neurosecretorygranulesin the electron microscope.This is
the first time this kind of tumor is bein'gdescribedin a horse.
(Osamura und Fine, 1976; Taxy und Hidaegi, t977; Pospischil und Dahme, 1981). Die vorliegende Kasuistik stellt
eine Erstbeschreibungeines Olfaktorius-Neuroblastoms
beim Pferd dar.
Klinischer Befund
Am 2. Juni 1984wurde in der Praxis ein 16jährigerFuchswallach, holländischesWarmblut, mit einseitigemNasenbluten vorgestellt.
Die klinische Untersuchung ergab neben einem geringgradig schmerzhaftenLymphonodus mandibularisdexter eine
geringgradige,einseitigekontinuierliche Blutung aus dem
rechtenNasengang,die sich bei SenkungdesKöpfes etwas
verstärkte.'$TeiterepathologischeBefunde konnten nicht
erhoben werden. Ein Endoskop konnte nur ca. 10 cm in
den rechten ventralen Nasengangeingeführt werden, da
dieserhochgradigeingeengtwar.
Im Röntgenbild konnte eine homogene Verschattung im
rostralenund kaudalenTeil desSinusmaxillaris festgestellt
werden. Die Verschattungwar nach dorsal hin geradeund
horizontal begrenzt.Wir stellten die Diagnose:Erguß in
der Kieferhohle.
Da die Blutungsätiologie unbekannt war (Folgen eines
Traumas konnten mit Sicherheit ausgeschlossen
werden)
wurde symptomatisch therapiert. Nach einer intensiven
zehntägigenTherapie mit Hämostyptika, Bestrahlungmit
einer Infrarotlampe und Bodenfütterung kam die Blutung
bald zum Stillstand.Das Kontrollröntgen nach drei Wochen zeigteeine fast vollständigeEntleerung des Sinus maxillaris. Bodenfütterung und Bestrahlung wurden noch
zwei Wochen weitergeführt und das Pferd anschließend
der normalen Arbeit zugeführt.
Zwei Monate späterfielen dem BesitzerYeränderungenim
Verhalten (vor allem wurde das Pferd besondersschreckhaft), Ataxien und unsichererGang auf.
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Olfaktorius-Neuroblastom
bei einemPferd
Die erneuteklinische (Jntersuchungzeigtewieder eine geringgradige,aber diesmal diskontinuierliche Blutung aus
dem rechten Nasengang,zusätzlicham rechten Auge einen
beginnendenExophthalmus,verstärkreGefäßinjektionder
Skleralgefäßeund fehlenden Pupillarreflex (Pupille weit
und starr). Der Sehfunktionstestbestätigteden Verdacht
der Erblindung diesesAuges.Nach einer \{oche erblindete
auch das linke Auge. Das Nichtansprechen auf jegliche
Therapie und das offensichtlich rascheFortschreiten der
Erkrankung erhärteteden Verdacht auf einen Tumor, worauf der Besitzereiner Euthanasiezustimmte.
Nach der Tötung wurde der Kopf des Pferdesim AlantoOkzipital-Gelenk abgesetztund dem Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin zur Untersuchung
überbracht.
des rechten Auges histologischuntersucht (Fixierung und
Einbettung wie oben, HE-Färbung).
Bei der Untersuchung des Gewebesvom Nasengrund fiel
sofort auf. daß es sich um einen Tumor handelte.Das in
den NebenhöhlengefundeneGewebewar histologischvöllig gleichartig.Das Neoplasmabestandauslocker gefügten
Zellen, die in einem Netz aus sehr gefäßreichemBindegewebe lagen.Meist waren die durch dasfibrovaskuläreStroma gebildetenRäume, in denen sich die Tumorzellen befanden, rund oder oval (Abb. 1). Die Tumorzellen selbst
hatten runde, chromatindichte, mehr oder weniger an
Lymphozyten erinnerndeKerne. Seltenerwaren auch ovale, etwaschromatinärmereKerne zu sehen.Eine Kernpolymorphie war nur mäßig ausgeprägt,Kernteilungsfiguren
waren praktisch nicht nachzuweisen.Die Zellen hatten wenig eosinophiles Zytoplasma, die Zellgrenzen waren undeutlich. Bei sehr vielen Zellen fielen mehrere zipfelartige
Makroskopischer Befund
Zytoplasmaausläuferauf, mit denen sie untereinander in
Zur makroskopischenUntersuchung wurde der PferdeVerbindung zu stehen schienen.In mehreren Lokalisatioschädel annähernd in der Medianlinie auseinandergesägt nen sahen wir Fibrillen, die zwischen den Zellen lagen
und das an der rechten SchadelhalfteverbliebeneSeptum
bzw. manchmal auch aus den Zytoplasmaausläufernhernasi entfernt. Danach wurden die einzelnen Nasennebenvorgingen (Abb. 2). Echte Rosetten konnten wir in dem
höhlen der Reihe nach untersucht. Im Bereich des Nasengrundesder rechten Seite,in den kaudalenAbschnitten der
rechten großen Kieferhöhle sowie in den rostralen Anteilen der rechtenGaumenkeilbeinhöhlefand sich ein rosafarbenes,speckig glänzendesGewebe, das an den knöchernen
'$fländen
derartig fest anhaftete, daß es nur unvollständig
aus den Höhlen entfernt werden konnte. Offensichtlich
hatte diesesGewebe den Knochen infiltriert. Das Gewebe
war weich und sehr brüchig. In den übrigen Anteilen der
rechten großen Kieferhöhle sowie der rechten Gaumenkeilbeinhöhle war in großer Menge geronnenesBlut, das
sich zum Unterschiedvon dem oben beschriebenenGewebe sehr leicht aus den Höhlen entfernen ließ. Sowohl die
große Kieferhöhle als auch die Gaumenkeilbeinhöhlewaren somit vollständigmit Blutkoagulabzw. dem speckigen
rosafarbenenGewebe gefüllt. E,inescharfeTrennlinie zwiMikrophoto,HE-Färbung,
schwaschen diesen beiden Anteilen konnte nicht nachgewiesen Abb. 1: Olfaktorius-Neuroblastom;
chesTrockensvstem
werden. Das Siebbeinlabyrinth war im Bereich der Gewebsmassenteilweise destruiert, die Siebplattewar unverändert.Ein DurchwachsendesGewebesdurch dasSiebbein
in die Schadelhohlekonnte nicht festgestelltwerden. Die
übrigen Nasennebenhöhlensowie der Rest der NasenhOhle
waren ebensoohne Besonderheitenwie die Lymphknoten.
Auch die Augen und dasGehirn waren makroskopischunauffällig,lediglich in den beiden Seitenventrikelnkonnten
jeweils kleinbohnengroße Plexuscholesteatome
(in jedem
Seitenventrikeleines)gefundenwerden.
Histologischer Befund
Mehrere Teile des makroskopisch nachgewiesenen
Gewebesim Nasengrundsowie in den beidenNebenhöhlenwurden in lOprozentigemFormalin fixiert und in Paraffin eingebettet.Nach Anfertigung von ca.5 pm dicken Schnitten
wurden folgende Färbemethodenangewandt:HE,, Silbermethoden nach Bodian, Grimelius und Sevier-Munger.
Veiters wurden mehrere Lokalisationen des Gehirns und
.1
Pf erdehei l k u n d e
(Pfeile);
Neurofibrillen
Abb. 2: Olfaktorius-Neuroblastom,
Mikrophoto,
nach Sevier-Munoer.
starkesTrockensvstem
Silbermethode
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keine Besonderheitenermittelt werden. Bei der Untersuchung des Gehirns konnte auch histologischein Eindringen desTumors in dasRiechhirn nicht nachgewiesenwerden. Eine vermehrte Lipofuszinspeicherungin Ganglienzellenwar vor allem in Mittelhirn und Medulla oblongata
zu erkennen.Einzelne Purkinjezellenim Kleinhirn wiesen
degenerativeVeränderungen auf (Homogenisierung und
Vakuolisierung des Zytoplasmasbei regressivenKernveränderungen),manche waren dystrophisch verkalkt. Sonst
waren im Gehirn auch histologischkeine Besonderheiten
zu entdecken.
Elektronenmikroskopischer Befund
Kleine Teile des formalinfixierten Tumors wurden für
mehrere Stunden in Millonig-Puffer gebracht, dann zwei
(Pfeile);MikroPseudorosetten
Abb. 3: Olfaktorius-Neuroblastom,
photo,HE-Färbung,
mittleres
Trockensystem
n#f,
;t
Abb. 5: Olfaktorius-Neuroblastom;
elektronenmikroskopische
Aufnahme.5040x
,\
rtu
"t*
Abb. 4: Olfaktorius-Neuroblastom,
argyrophileGranula(Pfeile);Mikrophoto,Silbermethode
nachGrimelius,
Olimmersion
Tumor nicht nachweisen,Pseudorosetten
waren an mehreren Stellenzu erkennen (Abb. 3).
Der Tumor wuchs infiltrativ. In vielen Lokalisationenwaren Blutungen zu sehen,die mancherorts große Ausdehnung erlangten.Nekrosen fehlten in den untersuchtenLokalisationen.
Mit allen angewandtenSilbermethodenließen sich die Fibrillen gut darstellen,wobei die bestenErfolge mit der Methode nach Sevier-Mungererzieltwurden. Bei der Methode
nach Grimelius ließen sich sogarargyrophile Granula in einigen wenigen Zellen erkennen (Abb. 4).
Durch die histologischeUntersuchung des rechten Auges,
seinesNervus opticus und des Chiasma opticum konnten
.Jrn
$
sFi
Abb. 6: Olfaktorius-Neuroblastom,
neurosekretorische
Granula(kleine Pfeile),Desmosom(großerPfeil),Mitochondrien
(M), Kerne (K);
elektronenmi
kroskopische
Aufnahme,35000x
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Olfaktorius-Neuroblastom
bei einemPferd
Stundenin Osmiumtetroxyd nachfixiert und schließlichin
einer aufsteigendenAlkoholreihe entwässert.Nach EponEinbettung, Anfertigung von Ultradünnschnitten und
Kontrastierung mit Uranylazetat und Bleizitrat wurden die
Präparate im Elektronenmikroskop (Philips EM 400)
durchgemustert.
Da nur mehr formalinfixiertes Tumorgewebe verfügbar
war, konnte keine optimale Präparation für die E,lektronenmikroskopie erfolgen.Da das Pferd aber ca. 2 Stunden
nach der Schlachtung Drr pathologischenlJntersuchung
gebracht worden war, waren die Zellen trotzdem noch relativ gut erhalten.
Die Zellen hatten, wie bereits lichtmikroskopisch festgestellt, runde bis ovale Kerne und einige Zytoplasmaausläufer (Abb. 5). Zwischen den Zellen fanden sich einige FortsätzeandererZelIen An Zellorganellenließen sich zahlreiche Mitochondrien, wenig rauhesendoplasmatisches
Retikulum und einige freie Ribosomen nachweisen.Vielerorts
fanden sich einzelne neurosekretorischeGranula, die sich
durch ein elektronendichtesZentrum und einen hellen
Hof auszeichneten(Abb. 6). Zwischen einigen Zellen waren desmosomaleHaftkomplexe ausgebildet(Abb. 6). Für
eine deutlicheDarstellungvon Neurotubuli und Neurofilamenten war das Material nicht mehr gut genug erhalten.
Mancherortskonnten dennoch für Neurotubuli verdächtige Strukturen ausgenommenwerden.
Diskussion
Da daslichtmikroskopischeBild desvon uns vorgestellten
Tumors weitgehenddie von Oberr und Mitarb. (1960)erhobenen Charakteristika ftir Olfaktorius-Neuroblastomeerkennen läßt (nur echteRosettenkonnten wir nicht finden)
und da vor allem elektronenmikroskopischneurosekretorischeGranula nachweisbarsind, läßt sich unsereDiagnose
absichern.
Beim Menschen unterscheiden Gerard-Marchant und Micbeau(1965),wie oben erwähnt, zwischen Asthesioneuroepitheliomen, -neurozytomen und -neuroblastomen.Bei
ersteren stehen Rosetten und kompakte Zellgruppen mit
Nervenfasernim Vordergrund des histologischenBildes.
Asthesioneurozytomesind im wesentlichengekennzeichnet durch regelmäßigesäulenartigeAnordnung von Tumorzellen entlang von Nervenfasern.Die Diagnose von
Asthesioneuroblastomen basiert nach Gerard-Marcbant
und Micheau(1965)meist auf negativenKriterien, nämlich
dem Fehlen von Rosettenund dem Fehlen der üblichen histologischen Struktur der Asthesioneurozytome. Auch
nach diesen Gesichtspunkten läßt sich die von uns beschriebeneGeschwulstals Olfaktorius-Neuroblastomklassifizieren.
Von den bisher bei Haussäugetieren
beschriebenenOlfaktorius-Neuroblastomen (Pospischilund Dahme, l98l; Anderson und Cordy, 1981) unterscheidetsich das histologischeBild des Tumors beim Pferd in einigen Punkten. So
fielen bei den anderenFällen die von uns relativ haufig beobachteten zipfeligen Zytoplasmaausläuferder neoplastischen Zellen nicht auf. Auch scheinen in unserem Fall
mehr Fibrillen zwischenden Tumorzellen vorzukommen.
Pf erdehe i l k u n d e1
Echte Rosettenfehlten wie bei unserem Pferd bei der Geschwulst beim Rind (Anderson und Cordy, 1981),wurden
jedoch bei den Katzenvon Pospiscbilund Dahme (1981)gefunden. Die von uns angewandtenSilbermethodenerwiesen sich in der Diagnostik des Olfaktorius-Neuroblastoms
als sehr hilfreich. Mit ihnen ließen sich die Neurofibrillen
gut darstellen.Mit der Methode nach Grimelius gelanges
uns sogar, argyrophile Granula nachzuweisen,was auch
beim Menschen mitunter gelang (lVilander und Mitarb.,
1e77).
Derir elektronenmikroskopischenNachweis von neurosekretorischenGranula kommt die größte Bedeutung bei
der DiagnoseeinesOlfaktorius-Neuroblastomszu (W'ilander und Mitarb., 1977;Noltenius, 1981;Pospiscbilund Dahme, l98l\. Aber auch andereultrastrukturelle Details unseres Tumors stimmen mit Beschreibungenvon humanen
oder felinen Olfaktorius-Neuroblastomenüberein. So wurden zytoplasmatischeFortsätze (Neuriten) auch von Taxy
und Hidvegi (1977) und von Taxy und Battifora (1980) beschrieben und Desmosomen auch von Taxy und Hidoegi
(1977)sowie von Pospiscbilund Dahme (1981)gefunden.Für
einen sicherenNachweis von Neurotubuli und Neurofilamentenwar unserMaterial infolge Formalinfixierung nicht
mehr gut genugerhalten.Wir stimmen aber mit Osamura
und Fine (1976)darin überein, daß eine elektronenmikroskopischeUntersuchung auch von formalinfixierten Gewebsproben bei der Klassifizierung von lichtmikroskopisch nicht zuzuordnendenTumoren als NeoplasmenneuroepithelialenUrsprungs sinnvoll ist.
Die Krankheitssymptome des Pferdes ließen sich durch
den NachweisdesOlfaktorius-Neuroblastomszum Teil erklären. Das Nasenbluten sowie der einseitigeExophthalmus sind auf das Neoplasma zurickzuführen. Mit Rücksicht auf den Reichtum der Geschwulstan Blutgefäßenist
eine massiveBlutung aus dem Tumor durchauszu erwarten. Die Erblindung sowie die zentralnervalenSymptome
wie die Verhaltensänderungen,
die Ataxien und der unsichere Gang konnten morphologisch nicht abgeklärt werden. Der Tumor war nicht, wie man dies hätte erwarten
können, durch die Siebplattein das Gehirn eingedrungen.
Der Druck, der durch das Neoplasmaim Bereich des Nasengrundesauf die umgebendenGebilde ausgeübtwurde,
mag aber durchaus eine Erklärung für die zentralnervalen
Störungen darstellen. Auch die degenerativenVeränderungen von einrgenPurkinjezellendesKleinhirns, über deren LJrsachewir keine sichere Aussagetreffen können,
dürften bei der Entstehung der zentralnervalenStörungen
eine Rolle gespielthaben.
MassiveEpistaxis in Verbindung mit einseitigemExophthalmus muß auch beim Pferd an einen Tumor in der Nasenhöhledenken lassen.An sich sind Geschwülsteder Nasenhöhle bei unseren Haussäugetierenselten. Vor allem
finden sich Neoplasien des Oberflächenepithelsoder der
Drüsen der Nasenhohle(Papillome,Plattenepithelkarzinofl€, Adenome, Adenokarzinome) sowie seltener mesenchymale Geschwilste (Stünzi und Hauser, t976).
Aus früherenJahren liegen auch Berichte über endemische
Geschwülstedes Siebbeinsbei Rindern und Pferden in
Schwedenvor (Magnusson,1916).Die ansteckendenTumo-
G. Loupal.MarinaMikuta 69
ren sollen teils karzinomatösen,teils sarkomatösenAufbau
gehabt haben. Beim Schaf gibt es gleichfallsGeschwülste,
die von der Riechschleimhautihren Ausgangnehmen und
übertragbar sind (Adenopapilloma infectiosum - Cohrs,
1952 und 1970).Obwohl alle diese Tumoren ihren Ursprungin der Riechschleimhauthaben,scheinensie,soweit
dies aus den Beschreibungenersichtlich ist, keine neuroepithelialenGeschwülstezu sein.
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- histological,histochemicaland electron microscopicstudiesof a case.Virchows Arch. A Path. Anat. Histol. 375, 123-128
Dr. Gerhard Loupal,
Institut für Pathologie und Gericbtl. Wterinärmedizin,
Veterinärmedizinische IJn iversität.
Linke Babngasse11,
A-1030 Vien
'1
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