463 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Die Bezeichnung „Transistor“ ist ein Kunstwort aus „transfer resistor“, was sich als „übersetzender Widerstand“ oder „Übertragungswiderstand“ definieren lässt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Transistorfamilien in der Praxis: Transistor (prinzipiell) Bipolare Transistoren Unijunktiontransistor UJT Unipolare Transistoren pnp-Typ n-Kanal-FET npn-Typ p-Kanal-FET Für den Betrieb von bipolaren Transistoren sind immer zwei pn-Übergänge erforderlich, d. h., ein Transistor besteht normalerweise aus drei Zonen. Davon weisen die beiden äußeren Zonen untereinander prinzipiell identische Eigenschaften auf, während die mittlere Zone abweichende Kriterien hat. Die besonderen Eigenschaften erreicht man durch unterschiedliche Dotierung bestimmter chemischer Elemente. Den elektrischen Charakter der Zonen kennzeichnet man mit den Buchstaben „p“ und „n“, wie bei den Dioden. Da die beiden äußeren Zonen im Prinzip gleiche Eigenschaften aufweisen, gilt für diese Zonen auch der gleiche Buchstabe. Für die Zwischenzone hat man dagegen andere Buchstaben. Bei einem pnp-Transistor lautet daher die Reihenfolge der Zonen „pnp“ und beim npn-Transistor „npn“. Die drei Anschlüsse eines Transistors werden mit Basis [basis (lat.) = Grundlage], Emitter [emittere (lat.) = hervorbringen] und Kollektor [collector (lat.) = Sammler] bezeichnet. Ein Unijunktiontransistor UJT ist dagegen ein Bauelement, das aus einem einkristallinen Siliziumstab mit n-Dotierung, zwei ohmschen Endkontakten und einem Sperrschichtkontakt mit p-Dotierung besteht. Die beiden ohmschen Kontakte bezeichnet man als Basis 1 (B1) und Basis 2 (B2) und den Sperrschichtkontakt als Emitter. Die Erklärung von den Unijunktiontransistoren folgt im Kapitel zur Leistungselektronik. Unter einem Feldeffekttransistor FET versteht man ein Bauelement, bei dem der Majoritätsträgerstrom zwischen Source (Quelle) und Drain (Abfluss) mithilfe eines elek- 464 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors trischen Felds am Gate (Tor) gesteuert wird, das entweder die Bahn des gesteuerten Stroms quer zur Stromrichtung durchsetzt oder den Strömungsquerschnitt im Halbleiter beeinflusst. Da nur eine Ladungsträgerart am Verstärkermechanismus beteiligt ist, bezeichnet man die Feldeffekttransistoren auch als unipolare Transistoren. Im Gegensatz zu den bipolaren Transistoren hat man bei den Feldeffekttransistoren das Gate (Tor) für den Steueranschluss, das die Funktion der Basis beim Transistor hat, den Drain-Anschluss (Senke) und den Source-Anschluss (Quelle). Der Stromfluss zwischen Source und Drain wird durch ein elektrisches Feld gesteuert. Beim Sperrschicht-Feldeffekttransistor oder J-FET (Junction) wirkt das elektrische Feld über einen pn-Übergang auf den Stromfluss ein. Bei den Isolierschicht-FETs, den MOSFETs (Metal Oxide-Semiconductor-FET) hat man dagegen eine hochisolierende Schicht zwischen Kanal und Gate. Aus diesem Grund auch die Bezeichnung IG-FET (IsolatedGate-FET). Insgesamt gibt es zwei Arten von Feldeffekttransistoren, den p- und den n-Kanal, bei den MOSFETs ebenfalls die beiden Typen mit p- und n-Kanal, wobei man noch zwischen dem Verarmungstyp (Depletion) und dem Anreicherungstyp (Enhancement) unterscheiden muss. 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen Bipolare Transistoren bestehen aus drei Zonen, Emitterzone, Basiszone und Kollektorzone. Zu jeder der drei Zonen gehört ein separater Anschluss und somit weist der Transistor einen Emitteranschluss, einen Basisanschluss und einen Kollektoranschluss auf. Abb. 7.1: Querschicht durch einen npn-Planar-Epitaxial-Transistor. Das Verhältnis der Höhe zur Breite des Schnittbilds wurde wesentlich übertrieben dargestellt, insbesondere soweit das die epitaxiale Schicht und deren Abdeckung betrifft. Wie Abb. 7.1 erkennen lässt, ist die Grenzfläche der Basiszone gegen die Kollektorzone größer als die gegen die Emitterzone. Dieser Größenunterschied hat zwei Gründe: ● Der den Transistor durchfließende Strom ist, wie der Strom auch sonst, eine Drift von Ladungsträgern. Die Ladungsträger gehen von der Emitterzone zur Kollek- 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 465 torzone über. Hierbei sollen sie auf den mittleren Bereich der Grenzfläche zwischen Basiszone und Kollektorzone treffen, damit ihre Wege in der Basiszone möglichst kurz ausfallen. Das erreicht man, indem man die Kollektorgrenzfläche nach allen Seiten größer gestaltet als die Emittergrenzfläche. ● Bei Betrieb liegt zwischen Basis und Kollektor im Allgemeinen eine weit höhere Spannung als zwischen Emitter und Basis. Der Emitterstrom IE und der Kollektorstrom IC hingegen weisen fast identische Werte auf. Daraus folgt, dass an der Grenze zwischen Kollektor und Basis eine größere elektrische Leistung entsteht als an der Grenze zwischen Emitter und Basis. Beide Leistungen werden in Wärme umgesetzt. An der Grenze zwischen Kollektor und Basis entsteht folglich mehr Wärme als an der Grenze zwischen Emitter und Basis. Abb. 7.2: Gegenüberstellung von pnp- und npn-Transistor im Schichtenaufbau, Wirkung der Dioden und die Schaltzeichen Die Gegenüberstellung von pnp-Transistor (links) und npn-Transistor (rechts) in Abb. 7.2 zeigt den unterschiedlichen Aufbau der Transistoren. Bei der Frage nach dem Schichtenaufbau muss man die technologischen Varianten des Transistors beachten, wobei zahlreiche, recht unterschiedliche Möglichkeiten für die Realisierung vorhanden sind: Legierungstransistor, Drifttransistor, diffundiert-legierter Mesa-Transistor, Planartransistor, Epitaxie-Planar-Transistor, HF-Leistungstransistor, Overlay-Transistor und Hochspannungstransistor. Jeder Transistor ist anders aufgebaut und für bestimmte Anwendungsbereiche optimiert worden. Bei allen Transistoren ist aber gleich, dass die Ladungsträger über den Emitteranschluss in den Transistor eintreten und diesen über den Kollektoranschluss verlassen. Der gesteuerte bzw. zu steuernde Strom fließt somit vom Emitter zum Kollektor. Die Steuerung dieses Stroms übernimmt die Basis. Betrachtet man sich die Diodenmodelle, erkennt man die Grenzschicht zwischen Basis- und Emitterzone, die als Basis-Emitter-Sperrschicht bezeichnet wird. Die 466 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Grenzschicht zwischen Basis- und Kollektorzone definiert man als Basis-KollektorSperrschicht. Die Diode zwischen Basis und Emitter bezeichnet man als Basis-EmitterDiode und die zwischen Basis und Kollektor als Basis-Kollektor-Diode. 7.1.1 Wirkungsweise des npn-Transistors Aus technologischen Herstellungsgründen wurden bis 1970 pnp-Transistoren aus Germanium und npn-Transistoren aus Silizium hergestellt. Heute arbeitet man ausschließlich mit Silizium-Transistoren, ob man nun npn- oder pnp-Typen in der analogen oder digitalen Schaltungstechnik einsetzt. Germanium findet man dagegen nur sehr selten. Abb. 7.3: Ausschnitt eines npn-Transistors mit seinen drei Zonen. Dieser Ausschnitt umfasst die Teile, die an den beiden Grenzflächen aneinanderstoßen. Jede der Grenzflächen stellt einen pnÜbergang dar. Bei einem npn-Transistor sind die Emitterzone und die Kollektorzone mit Donatoren dotiert und daher erfolgt die Darstellung in Abb. 7.3 als n-Zone. Die Basiszone wird mit Akzeptoren dotiert und ist als p-Zone dargestellt. Aufgrund dieser drei Zonen weist ein npn-Transistor zwei Grenzflächen auf, an denen jeweils eine n-Zone und eine p-Zone aneinanderstoßen. Hierbei handelt es sich nicht etwa um drei einzelne Siliziumstücke, sondern um ein durchgehendes Silizium-Atomgitter, das auf der einen Seite der Grenzfläche mit Donatoren und an der anderen Seite mit Akzeptoren dotiert ist. Diesseits und jenseits der Grenzfläche, an der die beiden unterschiedlichen Zonen aneinander grenzen, entstehen besondere elektrische Zustände. Die gesamte Schicht, die durch diese Zustände charakterisiert ist, bezeichnet man als Sperrschicht. Diese Bezeichnung lässt sich damit begründen, dass diese Schicht eine Diodenwirkung aufweist. Zwei gegeneinandergeschaltete Dioden wirken noch nicht wie ein Transistor. Man erkennt dessen Wirkungsweise auch nicht aus einer solchen Schaltung, wie die Diodenmodelle in Abb. 7.2 zeigen. Aufgrund der Diodenmodelle wäre zunächst lediglich zu vermuten, vom Emitter müsse zur Basis durch die Emitter-Basis-Diode ein verhältnismäßig hoher Strom fließen. Wenn man dann noch zur Kenntnis nimmt, 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 467 dass |UCE| > |UBE| ist, könnte man außerdem annehmen, es wird über den Kollektor nur ein sehr geringer Strom fließen. So aber ist eine Funktion des Transistors als verstärkendes Bauelement nicht möglich. Abb. 7.4: Physikalisches Prinzip eines npn-Transistors Das physikalische Prinzip eines npn-Transistors lässt sich über zwei Gleichstromkreise erklären, wie Abb. 7.4 zeigt. Hier muss man nun zwischen der technischen Stromrichtung (Plus nach Minus) und der Elektronenflussrichtung (Minus nach Plus) unterscheiden. In Abb. 7.4 entspricht die Polung der Betriebsspannungsquelle der technischen Stromrichtung. Damit fließt vom Pluspol der Spannungsversorgung ein Kollektorstrom IC zum Kollektor C weiter in die Kollektor-Basis-Diode, die in Sperrrichtung betrieben wird. Bei einem nicht angeschlossenen Emitter kann demzufolge im Kollektorstromkreis nur ein sehr geringer Sperrstrom durch die Kollektor-Emitter-Diode fließen. Dieser Strom ist für die Kollektor-Emitter-Diode (wie dies auch bei jeder Diode der Fall ist, wenn in Sperrrichtung nur ein geringer Strom fließen kann) ein Majoritätsträgerstrom. Als Majoritätsträgerstrom kommen in der p-Zone der Basis nur Elektronen infrage. Ist der Kollektor dagegen offen und die Basis-Emitter-Strecke angeschlossen, d. h. in Durchlassrichtung, so würden die in den Basisraum injizierten Elektronen mit den dort auf Grund der p-Dotierung vorhandenen Defektelektronen rekombinieren. Dabei würden an dem Basisanschluss des Pluspols der angeschlossenen Spannungsquelle laufend Defektelektronen nachgeliefert werden. Jedoch ist der Kollektorstromkreis gemäß Abb. 7.4 angeschlossen. Wie bei fehlendem Kollektorstromkreis, gelangen auch jetzt Elektronen aus der n-Zone des Emitters in 468 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors die p-Zone der Basis. Elektronen in der p-Zone sind dort nichts anderes als Majoritätsträger, da ja in der p-Zone die Defektelektronen die Minoritätsträger darstellen. Der auf die Basis-Kollektor-Sperrschicht entfallende Teil der Kollektorspannung ist für die Minoritätsträger in Sperrrichtung gemäß gepolt. Diese Polung stellt aber für die Majoritätsträger, d. h. für die vom Emitter her in die Basiszone fließenden Elektronen, die Durchlassrichtung dar. Was also an Elektronen durch die Basis-Emitter-Diode in die Basisschicht kommt, findet dort durch die Basis-Kollektor-Sperrschicht hindurch einen offenen Weg zum Kollektoranschluss. Die Funktion des Transistors beruht demzufolge darauf, dass der über die Emitter-Basis-Diode fließende Elektronenstrom, der von der zwischen Basis und Emitter wirkenden Signalquelle gesteuert ist, zum allergrößten Teil durch die Kollektorspannung aus der Basis über die Kollektor-Basis-Diode „abgesaugt“ wird. Dabei bemüht man sich, den im Prinzip unvermeidlichen, über die Basis fließenden Stromanteil so klein wie möglich zu halten. Der Basisstrom IB beträgt 0,5 % bis 5 % des Kollektorstroms IC, d. h. IE = IC + IB Der Emitterstrom IE ist eine Addition zwischen dem Kollektorstrom IC und dem Basisstrom IB. Der Wert des Basisstroms ist zwar im Vergleich zum Kollektorstrom gering, muss aber beim Entwurf und Aufbau einer Schaltung berücksichtigt werden. Die verstärkende Wirkung des Transistors erklärt sich so: Weil die Basis-EmitterDiode in Durchlassrichtung betrieben wird, ist die an dieser Diode erforderliche BasisEmitter-Signalspannung geringer und liegt je nach Typ bei UBE ≈ 0,6 V. Da man dafür sorgt, dass der durch die Basis-Emitter-Diode fließende Strom zum größten Teil zum Kollektor weiterfließt, hat der Basisstrom auch nur einen niedrigen Wert. Beides zusammen ergibt eine nur kleine Signalsteuerleistung. Im Ausgang fließt der Kollektorsignalstrom, der wesentlich höher ist als der Basissignalstrom. Die Kollektorgleichspannung ermöglicht im Ausgang bei Einschalten eines passenden Arbeitswiderstands eine Kollektorsignalspannung, deren Scheitelwert den Wert der Kollektorbetriebsspannung +UB erreichen kann. Es gilt: UCE = UBE + UBC Hoher Signalstrom bei hoher Signalspannung auf der Kollektorseite ergeben gemeinsam die Kollektorsignalleistung, die die Basissignalleistung wesentlich übersteigt. 7.1.2 Statische Kennlinienaufnahme eines npn-Transistors in Emitterschaltung Im Transistor stehen folgende vier Größen zueinander in Beziehung: ● Eingangsstrom I1 oder Basisstrom IB 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 469 ● Eingangsspannung U1 oder Basis-Emitter-Spannung UBE ● Ausgangsstrom I2 oder Kollektorstrom IC ● Ausgangsspannung U2 oder Kollektor-Emitter-Spannung UCE Wegen der internen Verkopplungen der einzelnen Sperrschichten sind alle vier Größen voneinander abhängig. Abb. 7.5: Schaltung zur statischen Kennlinienaufnahme eines npn-Transistors in Emitterschaltung Mit der Schaltung von Abb. 7.5 lassen sich folgende vier Kennlinien des Transistors aufnehmen: ● Eingangskennlinie: Diese Kennlinie zeigt den Zusammenhang von IB = f(UBE) bei UCE = konstant und hat den Verlauf einer Siliziumdiode. ● Stromverstärkungskennlinie: Diese Kennlinie zeigt den Zusammenhang von IC = f(IB) bei UCE = konstant. Aus der Stromverstärkungskennlinie kann die Stromverstärkung B (statischer Wert) oder B (dynamischer Wert) eines Transistors ermittelt werden. In der analogen Schaltungspraxis setzt man die Bedingung voraus: B ≈ B. ● Ausgangskennlinie: Diese Kennlinie zeigt den Zusammenhang von IC = f(UCE) mit IB = konstant. Die Ausgangskennlinie stellt für den praktischen Entwurf die wichtigsten Kenngrößen zur Verfügung. ● Rückwirkungskennlinie: Diese Kennlinie zeigt den Zusammenhang von UBE = f (UCE) bei IB = konstant. Aus dieser Kennlinie ist zu entnehmen, dass eine 470 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Änderung der Kollektor-Emitter-Spannung nur einen sehr geringen Einfluss auf die Eingangsspannung UBE hat. Diese Kennlinie wird für den praktischen Schaltungsentwurf nicht benötigt. Bei der Untersuchung der Eingangskennlinie lässt sich die Abhängigkeit des Basisstroms IB von der Basis-Emitter-Spannung UBE ermitteln. Bedingung ist hier, dass die Kollektor-Emitter-Spannung UCE einen konstanten Wert für die Kennlinienaufnahme hat. Tabelle 7.1 zeigt die Werte für die statische Aufnahme der Eingangskennlinie bei Transistor BC107, wenn die Bedingung UCE = +5 V beträgt. Tabelle 7.1: Werte für die statische Aufnahme der Eingangskennlinie des Transistors BC107 bei einer konstanten Kollektor-Emitter-Spannung von UCE = +5 V UBE in mV 400 IB in µA 450 500 550 600 650 700 750 800 0,028 0,055 0,111 0,278 1,77 11 69 314 938 850 900 2056 3736 Aus Tabelle 7.1 lässt sich die Eingangskennlinie im doppelt-linearen Maßstab (links) und im linear-logarithmischen Maßstab darstellen, wie Abb. 7.6 zeigt. Abb. 7.6: Eingangskennlinie des Transistors BC107 im doppelt-linearen Maßstab (links) und im linear-logarithmischen Maßstab Man benötigt die Eingangskennlinie aus zwei Gründen in der analogen Schaltungstechnik: ● Die Kennlinie gibt Aufschluss über die Belastung bzw. das Ansteuerverhalten der Signalquelle am Eingang der Transistorstufe. ● Man muss den zur Basis-Emitter-Spannung fließenden Basisstrom kennen, um die Stromquelle dieser Signalerzeugung richtig zu berechnen und die erforderlichen Bauelemente dimensionieren zu können. 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 471 Aus der Basis-Emitter-Spannung UBE und dem Basisstrom IB kann man den statischen und den dynamischen Eingangswiderstand ermitteln mit Rein = U BE IB rein = ∆U BE ∆I B Es wird zwischen dem Eingangswiderstand für reinen Gleichstrombetrieb und Signalstrom- bzw. Wechselstrombetrieb unterschieden. Bei der Untersuchung der Steuerkennlinie bzw. Stromverstärkungskennlinie lässt sich der Kollektorstrom IC in Abhängigkeit des Basisstroms IB ermitteln. Bedingung ist hier, dass die Kollektor-Emitter-Spannung UCE einen konstanten Wert für die Kennlinienaufnahme hat. Tabelle 7.2 zeigt die Werte für die statische Aufnahme der Steuerkennlinie bei Transistor BC107, wenn die Bedingung UCE = +5 V beträgt. Tabelle 7.2: Werte für die statische Aufnahme der Steuerkennlinie bzw. Stromverstärkungskennlinie des Transistors BC107 bei einer konstanten Kollektor-Emitter-Spannung von UCE = +5 V UBE in mV IB in µA IC in mA 500 0,12 8µ 550 0,28 52 µ 600 1,77 360 µ 650 11 2,42 700 69 15 750 314 62 800 938 159 850 2056 292 900 3736 446 Aus Tabelle 7.2 lässt sich die Steuerkennlinie bzw. Stromverstärkungskennlinie des Transistors BC107 bei UCE = +5 V im doppelt-linearen Maßstab darstellen, wie Abb. 7.7 zeigt. Abb. 7.7: Steuerkennlinie bzw. Stromverstärkungskennlinie des Transistors BC107 bei einer konstanten Kollektor-Emitter-Spannung von UCE = +5 V im doppelt-linearen Maßstab 472 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Aus dieser Kennlinie lässt sich die Stromverstärkung des Transistors ermitteln. Dabei unterscheidet man zwischen der ● statischen Stromverstärkung (Gleichstromverstärkung) mit B= I C 2 ,42mA = = 220 IB 11M A ● dynamischen Stromverstärkung (Wechselstromverstärkung) mit B= ∆I C 15mA − 2 ,62mA = = 217 ∆I B 69M A − 11M A Da sich die statische und dynamische Stromverstärkung sehr ähnlich sind, denn die Differenzen treten im Wesentlichen durch menschliche Messfehler und Messungenauigkeiten auf, gilt in der analogen Schaltungstechnik immer die Bedingung: B≈β Die Ausgangskennlinie stellt dagegen den Zusammenhang zwischen den beiden Ausgangsgrößen von Kollektorstrom IC und Kollektor-Emitter-Spannung UCE dar, wobei entweder der Basisstrom IB oder die Basis-Emitter-Dioden-Spannung UBE auf einem konstanten Wert gehalten wird. Statt einer Konstantspannungsquelle setzt man eine Konstantstromquelle ein, wie Abb. 7.8 zeigt. Abb. 7.8: Schaltung zur Untersuchung der Ausgangskennlinie Für die Untersuchung der Ausgangskennlinie stellt man den Basisstrom IB auf einen bestimmten Wert ein und erhöht dann die Ausgangsspannung. Tabelle 7.3 zeigt die Einstellungen und die Messergebnisse. 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 473 Tabelle 7.3: Einstellungen und Messergebnisse für die Untersuchung der Ausgangskennlinie IB = 0,5 µA UCE in V 0,5 IC in µA 73 1 73 2 73 3 75 4 75 5 77 IB = 1 µA UCE in V 0,5 IC in µA 194 1 195 2 197 3 200 4 202 5 206 IB = 1,5 µA UCE in V 0,5 IC in µA 324 1 326 2 330 3 335 4 338 5 344 IB = 2 µA UCE in V 0,5 IC in µA 460 1 465 2 469 3 475 4 481 5 488 IB = 3 µA UCE in V 0,5 IC in µA 740 1 744 2 754 3 764 4 774 5 784 IB = 4 µA UCE in V 0,5 IC in µA 1027 1 1034 2 1047 3 1061 4 1074 5 1089 IB = 5 µA UCE in V 0,5 IC in µA 1319 1 1338 2 1345 3 1363 4 1379 5 1398 Aus Tabelle 7.3 lässt sich die Ausgangskennlinie des Transistors BC107 im doppeltlinearen Maßstab darstellen, wie Abb. 7.9 zeigt. Über die Ausgangskennlinie lässt sich der statische und dynamische Ausgangswiderstand berechnen mit ∆U CE U raus = Raus = CE ∆I B IB Auf die Untersuchung der Rückwirkungskennlinie, die den Zusammenhang zwischen UBE = f (UCE) mit IB = konstant darstellt, wird verzichtet, da diese Kennlinie keine praktische Bedeutung hat. 7.1.3 Dynamische Kennlinienaufnahme eines npn-Transistors in Emitterschaltung Die dynamische Kennlinienaufnahme eines Transistors bedeutet für ein Simulationsprogramm sehr viel Rechenarbeit. Abb. 7.10 zeigt die Prinzipschaltung zur dynamischen Kennlinienaufnahme eines npnoder pnp-Transistors in Emitterschaltung. Das Problem ist die gleichzeitige Änderung 474 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors des Basisstroms IB und der Kollektor-Emitter-Spannung UCE. Für die Änderung des Basisstroms in Stromstufen setzt man einen Treppenspannungsgenerator ein, der eine stufenförmige Ausgangsspannung erzeugt. Je nach Ausgangsspannung stellt sich ein bestimmter Basisstrom ein, der den nachfolgenden Transistor an seiner Basis ansteuert. Hierbei muss man zwischen npn- und pnp-Transistor unterscheiden, denn die Spannungs- und Stromverhältnisse verhalten sich genau umgekehrt. Abb. 7.9: Ausgangskennlinie des Transistors BC107 Abb. 7.10: Prinzipschaltung zur dynamischen Kennlinienaufnahme eines npn- oder pnpTransistors in Emitterschaltung 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 475 Während sich der Basisstrom stufenförmig ändert, wird durch eine Wechselspannungsquelle mit nachgeschaltetem Brückengleichrichter eine pulsierende Wechselspannung für die Aussteuerung der Kollektor-Emitter-Spannung erzeugt. Der Kollektorstrom errechnet sich aus IC = UY RC Mit einem Oszilloskop lässt sich nur über den Umweg der Spannungsmessung ein Strom am Bildschirm darstellen. Die Spannung am Y-Eingang muss invertiert anliegen oder die Kennlinienschar der Ausgangskennlinie ist um 180° nach unten geklappt. Dies gilt auch für den Basisstrom, der sich berechnet aus IB = U Tr RB Die Spannung UY ist mit dem Strom IC proportional und wird auf den negierten Y-Eingang des Oszilloskops gegeben. Der Strom IC ist die Wirkung auf die KollektorEmitter-Spannung UCE. Entfernt man den Widerstand RC, wird der Elektronenstrahl in Y-Richtung abgelenkt. Entfernt man den Widerstand RB, wird der Elektronenstrahl dagegen in X-Richtung abgelenkt. Abb. 7.11: Simulationsschaltung zur dynamischen Kennlinienaufnahme eines npn-Transistors Zur Realisierung eines simulierten Kennlinienschreibers für einen npn-Transistor verwendet man die Schaltung von Abb. 7.11. Mit der Schaltung von Abb. 7.12 lässt sch die Stromsteuerkennlinie IC = f (IB) durchführen. Aus dieser Kennlinie lässt sich erkennen, wie sich der Kollektorstrom bei unterschiedlichem Basisstrom ändert. Um diese Kennlinienaufnahme durchführen zu können, muss der Funktionsgenerator eine Wechselspannung erzeugen, die über den 476 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Kondensator eingekoppelt wird. Dadurch entsteht eine Mischspannung, die auf den X-Eingang des Oszilloskops gegeben wird. Dazu ist die Konstantspannungsquelle an der Basis des Transistors erforderlich. Durch die sinusförmige Wechselspannung fließt ein sich ändernder Basisstrom und damit ändert sich auch der Kollektorstrom. Während der Basisstrom in der Größenordnung zwischen 0 und 100 µA differiert, ergibt sich ein entsprechend großer Kollektorstrom. Abb. 7.12: Untersuchung der IC-IB-Kennlinie eines npn-Transistors Über den Widerstand zwischen Konstantspannungsquelle und Masse misst man den Kollektorstrom IC, der als Spannungswert durch den Operationsverstärker invertiert auf den Y-Eingang gegeben wird. Das Oszillogramm zeigt den typischen Verlauf der Stromsteuerkennlinie des BC107, also eine nahezu gerade Linie, d. h., der Kollektorstrom IC ist dem Basisstrom IB annähernd proportional. Die Stromverstärkung β ist der Quotient aus der Kollektorstromänderung ∆IC und der diese Änderung bewirkenden Basisstromänderung ∆IB. Damit ergibt sich eine entsprechende Neigung der Kennlinie. 7.1.4 Untersuchung der Verstärkerwirkung eines npn-Transistors Jeder Transistor hat Kenngrößen und Kennwerte. Ein Kennwert, in den Datenbüchern auch als Messwert bezeichnet, ist der Wert einer am Transistor elektrisch oder wärme- 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 477 mäßig messbaren, ihn charakterisierenden Größe, also als Kenngröße definierte Größe. Der einzeln angegebene Kennwert stellt immer nur einen Mittelwert dar. In der Praxis hat man einen Streubereich und innerhalb diesem befinden sich die Werte der Kenngröße unter bestimmten Bedingungen für diesen Transistortyp. Häufig begnügt man sich, falls dies sinnvoll ist, auch nur mit der Angabe des Streubereichs mit seinen minimalen bzw. maximalen Werten. In diesem Streubereich befindet sich dann der Verlauf der Kennlinie. Die Kennwerte bzw. die hier zugrunde liegenden Kenngrößen lassen sich im Wesentlichen in Gruppen zusammenfassen: ● Signalkenngrößen (Signalkennwerte, Wechselstrommesswerte): Hierbei handelt es sich um Kenngrößen, die das Verhältnis zweier Signalgrößen zueinander angeben, also des Signalstroms und einer Signalspannung, zweier Signalströme oder zweier Signalspannungen. ● Gleichstromkenngrößen und Gleichstromkennwerte (Gleichstrommesswerte oder auch statische Kennwerte bzw. statische Kenngrößen): Diese Werte lassen sich entweder durch Gleichströme bzw. durch Gleichspannungen unmittelbar darstellen, oder es handelt sich um das Verhältnis zweier dieser Größen zueinander. ● Erwärmungskenngrößen: Es handelt sich um Größen, die die Temperaturabhängigkeit und die Wärmeabgabe des Bauelements betreffen. ● Frequenzkenngrößen: Sie geben die Signalfrequenz an, für die eine bestimmte Eigenschaft einer Transistorgrundschaltung auf ein feststehendes Maß (Transitfrequenz v = 1) abgesunken ist. ● Rauschkenngrößen: Sie sind zunächst nur durch einen einzigen Kennwert vertreten, nämlich durch die Rauschzahl bzw. den Rauschfaktor. Bei der Betrachtung dieser Kenngrößen ist zu beachten, dass in den Datenblättern, die die Kenngrößen beinhalten, oft in gleicher Weise auch die entsprechenden Einstellwerte angegeben sind. Hierunter sind die Werte zu verstehen, für die die angegebenen Kennwerte gelten. Einstellwerte sind z. B. die Kollektor-Emitter-Gleichspannung UCE und der Kollektorruhestrom IC. Für die statische Untersuchung des npn-Transistors BC239 benötigt man eine Konstantstromquelle, die den Basisstrom IB erzeugt, wie die Schaltung (Abb. 7.13) zeigt. Durch den Transistor wird der Basisstrom IB verstärkt und es ergibt sich ein bestimmter Kollektorstrom IC, der an dem Kollektor-, Last- bzw. Arbeitswiderstand einen bestimmten Spannungsfall erzeugt. Dieser Spannungsfall errechnet sich aus UR = IC ⋅ RC Entsprechend entsteht an dem Transistor zwischen dem Kollektor- und dem Emitteranschluss die Spannung UCE. Addiert man UR und UCE, muss sich die Betriebsspannung ergeben, wie die Spannungswerte in der Schaltung von Abb. 7.13 zeigen. Um mit einem Ausgangskennlinienfeld arbeiten zu können, benötigt man zwei maximale Werte. In der Praxis hat man hierzu die Betriebsspannung +UB und den maximalen Kollektorstrom IC. Trägt man diese beiden Werte als Punkte in das Kennlinienfeld 478 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors ein und verbindet diese beiden Punkte mit einer Geraden, erhält man die Arbeitsgerade oder Widerstandsgerade für den Betrieb eines Transistors. Der maximale Kollektorstrom IC errechnet sich aus I Cmax = +U B 15V = = 75mA RC 200Ω Abb. 7.13: Schaltung zur statischen Untersuchung der Verstärkerwirkung eines npn-Transistors Trägt man den Kollektorstrom IC und die Kollektor-Emitter-Spannung UCE in das Ausgangskennlinienfeld ein, lässt sich auf der Arbeitsgeraden ein Arbeitspunkt definieren. Abb. 7.14 zeigt das Ausgangskennlinienfeld des BC239 mit dem Arbeitspunkt AP. Vergleicht man die Messergebnisse der Simulation mit dem Ausgangskennlinienfeld des BC239, ergeben sich geringfügige Unterschiede am Arbeitspunkt AP. Dieses Wertepaar von der Kollektor-Emitter-Spannung UCE und dem Kollektorstrom IC fasst man unter der Bezeichnung „Arbeitspunkt“ zusammen, da hiermit z. B. im Kollektorstrom/Kollektor-Emitter-Spannungs-Kennlinienfeld ein bestimmter Punkt festgelegt ist. Man könnte zum Arbeitspunkt außer UCE und IC auch die Basis-EmitterSpannung UBE und schließlich hierzu noch den Basisstrom IB einbeziehen. Wegen der Temperaturabhängigkeit der Transistoreigenschaften geschieht das nicht. Wie später noch erklärt wird, strebt man an, den mit dem Kollektorstrom IC bei gegebener Kollektor-Emitter-Spannung UCE bestimmten Arbeitspunkt durch passende Veränderungen des Werts der Basis-Emitter-Spannung UBE festzuhalten und damit ergibt sich für die Praxis der optimale Verstärkerbetrieb. 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 479 Abb. 7.14: Ausgangskennlinienfeld des BC239 mit dem Arbeitspunkt AP für die Messergebnisse von Schaltung 7.13 Zu einem mit UCE und IC gegebenen Arbeitspunkt gehören im Allgemeinen einigermaßen konstante Signalkennwerte, unabhängig davon, ob die Sperrschichttemperatur tatsächlich, wie für Kennwertangaben vorausgesetzt, 25 °C beträgt, oder ob bei geringen Abweichungen von den 25 °C durch passende Änderungen von UBE bzw. von IB der Wert des Arbeitspunkts von dem Kollektorstrom IC festgehalten wird. Im Arbeitspunkt AP ergibt sich eine Stromverstärkung von I 40mA = 400 B= C = I B 100M A Im Datenblatt (Tabelle 7.4) sind folgende Werte für das Kollektor-Basis-Gleichstromverhältnis hFE bei UCE = 5 V und IC = 2 mA vorhanden: Tabelle 7.4: Werte für das Kollektor-Basis-Gleichstromverhältnis Gruppe A: Gruppe B: Gruppe C: Min. 110 200 420 Typ. 180 290 520 Max. 222 450 800 Es ergeben sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen, wobei man noch zwischen den Spezifikationen unterscheiden muss. 480 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors 7.1.5 Untersuchung der Verstärkerwirkung eines pnp-Transistors Durch den unterschiedlichen Aufbau der Halbleiterschichten eines pnp-Transistors zu einem npn-Typ, sind für den Betrieb und die Ansteuerung andere Spannungspotentiale erforderlich. Abb. 7.15: Schaltung zur statischen Untersuchung der Verstärkerwirkung eines pnp-Transistors Der BC212 ist ein pnp-Transistor für den Betrieb von Treibern und Endstufen. Der maximale Kollektorstrom errechnet sich aus − I Cmax = −U B −3V = = −400mA 7 ,5Ω RC Trägt man die Betriebsspannung –UB und den maximalen Kollektorstrom IC in das Datenblatt des BC212 ein, erhält man Abb. 7.16. Im Arbeitspunkt AP ergibt sich eine Stromverstärkung von B= I C 225mA = = 112 ,5 IB 1mA Im Datenblatt (Tabelle 7.5) sind folgende Werte für das Kollektor-Basis-Gleichstromverhältnis hFE bei –UCE = 1 V und –IC = 100 mA vorhanden: 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 481 Abb. 7.16: Ausgangskennlinienfeld des BC212 mit dem Arbeitspunkt AP für die Messergebnisse der Schaltung aus Abb. 7.15 Tabelle 7.5: Werte für das Kollektor-Basis-Gleichstromverhältnis Min. Max. Gruppe 10: 67 150 Gruppe 16: 106 236 Gruppe 25: 170 373 Gruppe 40: 265 600 Es ergeben sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. 7.1.6 Emittergrundschaltung eines npn-Transistors Anhand der bisherigen Betrachtungen über die Transistorschaltungen muss man den Eindruck gewinnen, dass es nur eine grundsätzliche Schaltungsvariante gibt. In der praktischen Schaltungstechnik unterscheidet man zwischen ● Emitterschaltung, bei der der Emitteranschluss des Transistors entweder direkt oder über einen niederohmigen Widerstand mit Masse verbunden ist. ● Kollektorschaltung, bei der der Kollektoranschluss des Transistors entweder direkt oder über einen niederohmigen Widerstand mit der Betriebsspannung verbunden ist. 482 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors ● Basisschaltung, bei der der Basisanschluss des Transistors entweder mit der Betriebsspannung oder mit Masse verbunden ist. Jede dieser drei Schaltungen hat in der analogen bzw. digitalen Schaltungstechnik entsprechende Vor- und Nachteile. Etwa 98 % aller Transistorschaltungen basieren auf der Emitterschaltung, bei etwa 1,5 % verwendet man die Kollektorschaltung und nur in 0,5 % aller Fälle setzt man die Basisschaltung ein. Abb. 7.17: Schaltung zur Untersuchung der Emittergrundschaltung mit einem npn-Transistor Mithilfe der Schaltung von Abb. 7.17 lassen sich mehrere Signalkenngrößen für die Emittergrundschaltung eines npn-Transistors untersuchen. Der Eingangswiderstand der Emitterschaltung lässt sich berechnen aus Rein = U BE 747mV = = 7 ,47kΩ IB 100M A Erhöht man den Wert der Konstantstromquelle auf IB = 150 µA, reduziert sich der Eingangswiderstand auf Rein = U BE 768mV = = 5,12kΩ 150M A IB Der statische Eingangswiderstand Rein einer Emittergrundschaltung stellt keinen konstanten Wert dar, sondern muss für jeden Basisstrom separat bestimmt werden. Der Ausgangswiderstand Raus errechnet sich aus Raus = U CE 8 ,47V = = 260Ω 32 ,6mA IC 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 483 Erhöht man den Wert der Konstantstromquelle auf IB = 150 µA, reduziert sich der Ausgangswiderstand Raus auf Raus = U CE 5,96V = = 132Ω IC 45,2mA Der statische Ausgangswiderstand einer Emittergrundschaltung stellt keinen konstanten Wert dar, sondern muss für jeden Basisstrom separat bestimmt werden. Aus dem Verhältnis von Kollektorstrom IC und Basisstrom IB lässt sich die statische Stromverstärkung berechnen mit B= I C 32 ,6mA = = 326 I B 100M A Die Stromverstärkung B ändert sich nur geringfügig, wenn man z. B. den Basisstrom auf IB = 150 µA erhöht. In der Verstärkertechnik bezeichnet man den Stromverstärkungsfaktor mit vI. Bei einem Eingangsstrom von IB = 100 µA stellt sich eine BasisEmitter-Spannung von UBE = 0,747 V ein. Damit ergibt sich eine Kollektor-EmitterSpannung von UCE = 8,47 V. Die Spannungsverstärkung einer Emittergrundschaltung berechnet sich aus vU = U CE 8 ,47V = = 11,3 U BE 0 ,747V Die Leistungsverstärkung ist dann v P = v I ⋅ vU = 326 ⋅ 11,3 = 3696 Die Stromverstärkung einer Emittergrundschaltung ist hoch, die Spannungsverstärkung dagegen liegt im mittleren Bereich und es ergibt sich eine relativ hohe Leistungsverstärkung. Die einzelnen Spezifikationen sind im Vergleich mit den beiden anderen Grundschaltungen zu betrachten. 7.1.7 Kollektorgrundschaltung eines npn-Transistors Bei der Kollektorgrundschaltung mit npn-Transistor verbindet man den Kollektor des Transistors direkt mit der Betriebsspannung, während der Arbeitswiderstand zwischen Emitteranschluss und Masse eingeschaltet ist. Mithilfe der Schaltung von Abb. 7.18 lassen sich mehrere Signalkenngrößen untersuchen. Der Eingangswiderstand der Kollektorschaltung lässt sich berechnen aus Rein = U CB 4 ,6V = = 46kΩ IB 100M A 484 7 Grundlagen und praktische Schaltungslehre des Transistors Abb. 7.18: Schaltung zur Untersuchung der Kollektorgrundschaltung mit einem npn-Transistor Erhöht man den Wert der Konstantstromquelle auf IB = 150 µA, reduziert sich der Eingangswiderstand auf Rein = U CB 2 ,19V = = 14 ,6kΩ IB 150M A Der statische Eingangswiderstand einer Kollektorgrundschaltung stellt keinen konstanten Wert dar, sondern muss für jeden Basisstrom separat bestimmt werden. Unter der Annahme IC = IE errechnet sich der Ausgangswiderstand mit Raus = UR 6 ,67V = = 200Ω I E 33,2mA Für den Ausgangswiderstand einer Kollektorgrundschaltung gilt: Raus = RE Erhöht man den Wert der Konstantstromquelle auf IB = 150 µA, vergrößert sich der Kollektorstrom auf IC = 45,1 mA und der Spannungsfall an dem Emitterwiderstand steigt auf UR = 9,04 V an, aber der Ausgangswiderstand bleibt weitgehend konstant. Aus dem Verhältnis von Kollektorstrom IC und Basisstrom IB lässt sich die Stromverstärkung berechnen mit B= I C 33,2mA = = 336 I B 100M A 7.1 Aufbau, Herstellung und Bezeichnungen 485 Die Stromverstärkung B ändert sich nur geringfügig, wenn man z. B. den Basisstrom auf IB = 150 µA erhöht. In der Verstärkertechnik bezeichnet man den Stromverstärkungsfaktor mit vI. Bei einem Eingangsstrom von IB = 100 µA stellt sich eine Basis-EmitterSpannung von UBE = 0,747 V ein. Da die Eingangsspannung U1 zwischen der Basis und Masse liegt, stellt sich ein Spannungswert von 7,4 V ein. Die Ausgangsspannung U2 wird am Emitterwiderstand abgegriffen und beträgt U2 = 6,65 V, d. h., die Spannungsverstärkung bei einer Kollektorgrundschaltung ist vU < 1. Für die Messschaltung gilt: vU = U 2 6 ,65V = = 0 ,9 U1 7 ,4V Die Leistungsverstärkung ist v P = v I ⋅ vU = 332 ⋅ 0 ,9 = 299 Die Stromverstärkung einer Emittergrundschaltung ist hoch, die Spannungsverstärkung dagegen liegt unter 1 und es ergibt sich eine mittlere Leistungsverstärkung. Die einzelnen Spezifikationen sind im Vergleich mit den beiden anderen Grundschaltungen zu betrachten. 7.1.8 Basisgrundschaltung eines npn-Transistors Bei der Basisgrundschaltung wird die Basis signalmäßig mit Masse verbunden. Der Arbeitswiderstand befindet sich zwischen dem Kollektoranschluss des Transistors und der Betriebsspannung. Beim Anschluss der Konstantstromquelle muss eine andere Polarität gewählt werden, damit die Basis-Emitter-Spannung von UBE ≈ 0,7 V erreicht wird, d. h., der Anschluss des Emitters muss ein negatives Potential aufweisen. Abb. 7.19: Schaltung zur Untersuchung der Basisgrundschaltung mit einem npn-Transistor