Schaltungstechnik 2 Übung 4 1. Kennlinien Der Transistor BC550C soll auf den Arbeitspunkt UCE = 4 V und IC = 15 mA eingestellt werden. a) Bestimmen Sie aus den Kennlinien (S. 2) die Werte für IB, B, UBE. b) Woher kommt die Neigung der Ausgangskennlinien? c) Bestimmen Sie die Early-Spannung UAF. d) Was passiert bei kleinem UCE (starker Anstieg)? 2. Stabilisierung der Emitterschaltung Die Transistorschaltung in Bild 1 (Emitterschaltung) soll auf den Arbeitspunkt UCE = 5 V eingestellt werden. Der Kollektorwiderstand (Last) ist RC = 250 Ω. a) Dimensionieren Sie den Basis-Spannungsteiler entsprechend. Bestimmen Sie dazu zuerst IC, IB und UBE. b) Wie muss R2 geändert werden, damit IC um 20% sinkt? Welche Folgerung ergibt sich für die Stabilität des Arbeitspunktes? Nun untersuchen Sie die Schaltung in Bild 2, wobei RC = 200 Ω und RE = 50 Ω. Es soll wieder der Arbeitspunkt UCE = 5 V eingestellt werden. Bild 1 Bild 2 c) Dimensionieren Sie wieder den Basis-Spannungsteiler. d) Wie muss nun R2 geändert werden, damit IC um 20% sinkt? Was ergibt sich für die Stabilität des Arbeitspunktes im Vergleich zu b)? Prof. Dr.-Ing. Großmann 1 Schaltungstechnik 2 Übung 4 BC550C: Kennlinien 1.0mA 100uA 10uA 1.0uA 100nA 10nA 500mV Ib(V1) 550mV 600mV 650mV 700mV 750mV 800mV Eingangskennlinie V_Ube 45mA IB = 80 µA 40mA 35mA 30mA IB = 50 µA 25mA 20mA 15mA IB = 20 µA 10mA IB = 10 µA 5mA 0A 0V 1V 2V 3V 4V 5V 6V 7V 8V 9V 10V Ic(V1) V_Uce Prof. Dr.-Ing. Großmann Ausgangskennlinienfeld 2 Schaltungstechnik 2 Übung 4 1.a) 1. Arbeitspunkt einzeichnen auf Ausgangskennlinie: ICAP = 15 mA, UCEAP = 4 V 2. dazugehörige Kennlinie hat den Parameter IB = 30 µA 3. in Eingangskennlinie: aus IB = 30 µA UBE ≈ 733 mV folgt 4. B = IC/IB = 15 mA / 30 µA = 500 297uA Ausgangskennlinienfeld 40mA Eingangskennlinie 100uA IB=30 µA 20mA IB=30 µA 10uA UBE=733 mV 2.4uA 0A 0V 2V 4V 6V 8V Ic(V2) 10V 680mV Ib(V1) 700mV 720mV 740mV 760mV 780mV V_Ube V_U2 b) Basisweitenmodulation: Der Diffusionsstrom hängt ab von der Weite dB der (neutralen) Basis. Wenn sich mit der Spannung UCE die Weite der beiden Raumladungszonen (RLZ) ändert, ändert sich auch die Weite dB. Der größte Teil von UCE liegt dabei als Sperrspannung UCB an der Kollektor-Basis-Strecke, während an der Basis-Emitter-Strecke die Spannung in Flussrichtung meist nur zwischen 0,7 bis 0,8 V schwankt (für Silizium; bei Germanium um 0,3 V). Mit steigendem UCE wird die Sperrspannung UBC größer, damit auch die Weite dieser RLZ, also sinkt die Basisweite. Der Diffusionsstrom steigt an, weil die Änderung der Minoritäts-Ladungsträgerdichte in der Basis steiler wird. In der Ausgangskennlinie IC(UCE) kann man diesen Effekt durch den Faktor 1 berücksichtigen, wobei mit UAF die (positive) Early-Spannung bezeichnet ist, die für jeden Transistor ein typischer Parameter und häufig im Datenblatt zu finden ist. c) UAF kann aus der Neigung jeder beliebigen Ausgangskennlinie bestimmt werden. Aus der Geometrie (s. Bild) folgt die Beziehung ∆IC IC ∆UCE -UAF UCE Δ Δ Z.B. für die Kennlinie zu IB = 80 µA lesen wir zwei Punkte ab: { 2 V; 32 mA } und { 9 V; 41 mA }. Also ist 778 Ω # 32 &' ( 2 ) 22,9 ). d) Annahme: UCE ≈ 0. Wenn IB > 0, dann muss UBE ≈ 0,7 V sein. Dann ist UCB = UCE-UBE ≈ -0,7 V. Damit ist die Basis-Kollektor-Strecke in Flussrichtung gepolt (Sättigungsbetrieb), entgegen den sonstigen Betrachtungen. In diesem Fall werden die Elektronen nicht oder nur schwach zum Kollektor gesaugt und der Diffusionsstrom IC ändert sich stark mit UCB, also auch mit UCE. Erst wenn UCB > 0 gilt, funktioniert das Absaugen und der Diffusionsstrom ändert sich mit UCE nur noch wenig. Prof. Dr.-Ing. Großmann 3 795mV Schaltungstechnik 2 Übung 4 2. a) Strom und Spannung im Arbeitspunkt (2 Variablen) lassen sich aus 2 Gleichungen bestimmen. Grafisch kann man jede Gleichung als Kurve im Spannungs-Strom-Diagramm darstellen. Der Schnittpunkt ist die Lösung des Gleichungssystems. Die erste Gleichung ist die nichtlineare Ausgangskennlinie IC(UCE) des Transistors. Die zweite Gleichung ist die Ausgangs-Maschengleichung: , # - . . Diese Gleichung wird so umgeformt, dass man sie direkt in das Kennlinien-Diagramm einzeichnen kann: / , . Das ist die Gleichung der Arbeitsgeraden. Sie enthält unter anderem 3 Punkte: {IC=0; UCE=U0} , {IC=U0/RC; UCE=0} und den Arbeitspunkt {ICAP; UCEAP} . Zur Lösung der gestellten Aufgabe gehen wir folgendermaßen vor: 40mA 40 µA a),c) 20mA 30 µA b),d) 1. Aus unseren Angaben hier können wir die Arbeitsgerade durch die beiden ersten Punkte eindeutig zeichnen (U0/RC = 40 mA). Mit der zusätzlichen Angabe UCEAP = 5 V ergibt sich der Strom ICAP = 20 mA. 2. Für die zugehörige Transistor-Kennlinie ist IBAP = 40 µA. 3. Aus der Eingangskennlinie ergibt sich UBE(IB=40 µA) = 0,74 V. Diese Spannung V_U2 soll mit dem Basis-Spannungsteiler R1/R2 eingestellt werden; dazu gibt es beliebig viele Lösungen. Achtung: Der Spannungsteiler ist belastet, es wird der Strom IB abgezogen! 0A 0V 2V 4V 6V 8V 10V Ic(V2) 4. Ohne weitere Angaben gehen wir von der Daumenregel IR2 ≈ 10#IB aus. Damit ist der Effekt des Basisstroms auf den Spannungsteiler klein, andererseits sind die Widerstände R1, R2 noch so groß, dass sie eine angeschlossene Signalquelle nicht zu stark belasten. Wir kennen nun die Spannung an R2 (UBE = 0,74 V) und den Strom durch R2 (IR2 = 10#40µA), also ist .,0 - .. 1 1850 Ω. 5. Für die Eingangsmasche gilt: , , . , . ( , 10 ) ( 0,74 ) 9,26 ). ,6 Der Strom durch R1 besteht aus IR2 + IB = 440 µA. Damit ist - . 1 21045 Ω. b) Hier geht es um die Stabilität des Arbeitspunktes: Welchen Einfluss hat eine Änderung des BasisSpannungsteilers z.B. durch Bauteiltoleranzen oder Temperaturänderung? Um dies abzuschätzen, rechnen wir rückwärts, welche Änderung z.B. von R2 eine Änderung von IC um -20 % bewirkt. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie in a): 1.: Wir gehen von der gleichen Arbeitsgeraden aus, da weder U0 noch RC sich ändern. Aber wir geben nun vor ICAP = 0,8#20 mA = 16 mA. Daraus folgt UCEAP = 6 V. 2., 3.: IBAP = 30 µA und damit UBEAP = 0,733 V 4.: Die Forderung IR2 = 10#IB können wir nicht mehr aufrecht erhalten, weil R1 gleich bleibt. Den Strom durch R2 müssen wir „hinnehmen, wie er kommt“. Die Spannung an R2 ist UBE = 0,733 V, für UR1 bleiben noch 10 V – 0,733 V = 9,27 V. Da R1 = 21045 Ω gleich bleibt, ist IR1 = 9,26 V / 21045 Ω = 440 µA. Prof. Dr.-Ing. Großmann 4 Schaltungstechnik 2 Übung 4 5.: Von IR1 wird IB = 30 µA abgezogen, der Rest ist IR2 = 440 µA – 30 µA = 410 µA der Strom durch R2. Der neue Wert ist also - 7 89: .,0 . 1 1788 Ω. Das entspricht einer relativen Änderung von -3,4 %. Andersherum betrachtet führt also eine Änderung von 3,4 % am Eingang zu einer Änderung von 20 % am Ausgang. Der so eingestellte Arbeitspunkt ist nicht besonders stabil. Das soll sich nun mit einem Emitterwiderstand RE verbessern. Die Ausgangsmasche, die die Arbeitsgerade definiert, ist nun , , # ;- - < . . Da RC+RE = 250 Ω weiterhin gilt, ändert sich unsere Arbeitsgerade hier nicht. Es ergeben sich die gleichen Arbeitspunkte wie in a) bzw. b) (Schritte 1-3). c) Schritt 4: wir dürfen wieder fordern IR2 = 10#IB = 400 µA. Es gilt nun UR2 = UBE + IC#RE = 0,74 V + 20 mA # 50Ω = 1,74 V und damit R2 = 1,74 V/400 mA = 4350 Ω. Schritt 5: UR1 = 10 V – 1,74 V = 8,26 V und IR1 = 440 µA, damit R1 = 18773 Ω. d) Schritt 4: IR2 ergibt sich wieder aus anderen Bedingungen (R1 = 18773 Ω). Es ist UR2 = UBE + IC#RE = 0,733 V + 16 mA # 50Ω = 1,533 V → UR1 = 10 V – 1,533 V = 8,467 V → IR1 = 451 µA Schritt 5: IR2 = 451 µA – 30 µA = 421 µA, R2 = 1,533 V / 421 µA = 3641 Ω. Das entspricht einer relativen Änderung um -16,3 %. Mit Emitterwiderstand führt also erst eine Änderung am Eingang um 16,3% zu einem Ausgangsfehler von 20 %; das liegt in der gleichen Größenordnung. Der Arbeitspunkt ist deutlich stabiler als ohne Emitterwiderstand. Prof. Dr.-Ing. Großmann 5