SONDERDRUCK aus 2/2015 [1] Maternale und aktive Immunität 310704_KWS_GE_Sonderdruck_Stoerer_66x35_4c_RZ.indd 1 06.05.15 17:30 Mit Roggen günstig mästen Der dänische Mäster Claus Drejer setzt Roggen als günstiges Futter ein. Zudem hat er Einkauf und Vermarktung optimiert. Das bringt Spitzenergebnisse in der Mast. Text: Fred Schnippe, SUS Mehr Roggen angebaut Vor 15 Jahren hat Claus Drejer die Hofstelle 5 km abseits des elterlichen Betriebes mit 1 000 Mastplätzen und 100 ha Ackerfläche gekauft. In den Folgejahren hat er die Mast ausgebaut und die Betriebsfläche auf 250 ha erweitert. Weitere 50 ha sind gepachtet. Neben Weizen, Gerste, Raps und Grassamen bestellt der Mäster rund 25 % seiner Flächen mit Roggen. „Er passt gut zu schwachen und mittleren Böden. Denn Roggen liefert auch in trockenen Jahren stabile Erträge“, erklärt der Landwirt. Ein weiteres Argument für Roggen bedingt die Verschärfung des dänischen Düngerechts. „Roggen benötigt vergleichsweise wenig Stickstoff. Das entlastet die betriebliche Bilanz“, erklärt Jacob Nymand vom Saatzuchtunternehmen KWS. Nymand hat den Betrieb Drejer zuvor auch als Berater vom norddänischen Bauernverband betreut. Für Roggen sprechen aus Sicht von Drejer auch die Futterkosten. Denn als Hofmischer muss er sowohl die Anbaukosten als auch die Wertigkeit des Getreides im Trog im Blick haben: „Wir brauchen keine Rekorderträge. Wichtig ist, dass wir das Gramm Eiweiß oder Stärke möglichst effektiv erzeugen.“ Mit seiner Anbaustrategie hat Claus Drejer im Mittel der letzten Jahre 85 bis 90 dt Roggen/ha geerntet. Der Proteingehalt lag mit 10,3 % etwa 2 % niedriger als beim betriebseigenen Weizen. Dennoch sieht Drejer den Roggen kostenmäßig vorn. Denn er kommt mit weniger Dünger und Pflanzenschutz aus. Auf schwächeren Böden bringt Weizen ohnehin nicht mehr Ertrag. Mutterkorn im Griff Wichtig ist natürlich, dass der Roggen eine hohe Qualität hat. Hierbei geht es insbesondere um mögliche Belastungen mit Mutterkorn. Dieser Pilz kann beim Roggen auftreten und Gesundheits- und Fruchtbarkeitsprobleme beim Schwein auslösen. Bei speziellen Hybridroggen-Sorten wurde das Risiko für Mutterkorn züchterisch gesenkt. Dies wurde vor allem durch die Optimierung des Blühverhaltens erreicht. „Neue Sorten weisen ein hohes Pollenschüttungsvermögen auf. Dadurch werden die Narben zur Blüte schnell besetzt, Sporen des Mutterkorn-Pilzes können nicht anhaften“, erklärt Berater Nymand. Mäster Drejer unterzieht seine Roggenflächen intensiven Sichtkontrollen auf Mutterkorn: „Der Schadbesatz ist in der Regel sehr gering. Wichtig ist aber, dass beim Anbau alles stimmt!“ So hat Drejer im letzten Jahr auf einem Schlag erstmals Probleme mit Mutterkorn gehabt. Der Betrieb hat dort pfluglos Roggen nach Roggen angebaut. Der Bestand zeigte daraufhin größere Mengen von Ausfallroggen aus dem Vorjahr. Da der Ausfallroggen später blühte, trat mit 0,3 bis 0,5 % Besatz vermehrt Mutterkorn auf. Nach intensiver Aufbereitung konnte Drejer den Roggen noch verwenden. Doch die Kosten waren enorm. Der Landwirt achtet daher verstärkt darauf, dass kein Ausfallgetreide im Bestand auftritt. Wichtig ist auch, dass die Fahr- Fotos: Schnippe A ls Mäster muss ich ständig an den Kosten feilen. Den größten Hebel habe ich beim Futter“, betont Claus Drejer. Der Landwirt führt in Løgstør in der Nähe der norddänischen Stadt Aalborg einen Betrieb mit rund 4 000 Mastplätzen und 300 ha Ackerbau. Zudem übernimmt er im Lohn Feldarbeiten für die Nachbarn. Neben dem Betriebsleiter packen zwei Teilzeitkräfte mit an. Claus Drejer (l.) und Berater Jacob Nymand haben den Roggeneinsatz im Mastfutter schrittweise ausgebaut. SUS Reportage Claus Drejer hat seinen Betrieb in zwei Schritten auf 4 000 Mastplätze ausgebaut. gassen breit genug sind. „Niedergedrückte Pflanzen blühen später. Das steigert das Risiko für Mutterkorn“, erklärt Berater Nymand. Auch unabhängig vom Mutterkorn achtet Drejer auf optimale Hygiene. Er schickt daher das Getreide vor der Vermahlung durch eine Reinigung. Individueller Ergänzer Um das hofeigene Getreide effektiv in die Rationen einzubauen, gehen von allen Schlägen Proben ins Labor. Hier werden die Inhaltsstoffe und bei Bedarf auch die Pilzbelastung bestimmt. Dies ist für den Praktiker unverzichtbar: „Vor allem der Proteingehalt kann je nach Schlag und Witterung stark schwanken. Wer hohe Mastleistungen will, muss wissen, was im Futter steckt!“ Auf Basis der Laborwerte lässt der Mäster zwei betriebsindividuelle Ergänzer herstellen. Für die Vor- und Mittelmast enthält dieser im Wesentlichen HP-Soja, Mineralstoffe sowie Hafer als Rohfaserträger. Der Endmast-Ergänzer ist ähnlich, enthält aber Norm-Soja. Im ersten Mastabschnitt bis 50 kg enthält die Ration 10 % Roggen (siehe Übersicht). Bis zur Endmast steigt der Roggenanteil auf 35 %. Der Roggen bringt keine Nachteile für die Mast. Im Gegenteil: Mit 900 bis 930 g erzielen die Tiere hohe Tageszunahmen. „Roggen enthält zudem mehr quellfähige Rohfaser. Die Schweine sind dadurch satter und ruhiger“, hat der Mäster beobachtet. Auch mit der Futterverwertung von 1 : 2,75 ist der Landwirt zufrieden. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Tiere Løgstør Dänemark Betrieb Drejer Stall: 4 000 Mastplätze Arbeitskräfte: Betriebsleiter, 2 AK Leistung: 930 g TZN, 4,3 Umtriebe, Futterverwertung 1 : 2,75 in Dänemark mit etwa 105 kg Lebendgewicht leichter an den Haken kommen als bei uns. Zudem profitiert der Betrieb gesundheitlich von der geringen Schweinedichte in Norddänemark. So liegen die Tierverluste nur bei 3 %. Futterzukauf optimiert Starkes Team: Die Teilzeitkräfte Svend Jensen (l.) und Bjarne Pedersen (r.) unterstützen den Betriebsleiter im Stall und bei den Außenarbeiten. SUS Neben hohen Mastleistungen setzt Claus Drejer auf einen günstigen Futtereinkauf. Besonders wichtig ist ihm der Getreidezukauf in der Ernte. Der Landwirt bezieht das Getreide direkt von benachbarten Betrieben und spart so die Handelsspanne. Weiterer Vorteil: Drejer kennt die Qualität des zugekauften Getreides. „Mit etlichen Nachbarn gewährt der Lieferant merkliche Rabatte. Selbstverständlich ist für Claus Drejer, dass er von jeder Lieferung ein Rückstellmuster aufbewahrt. Vermarktung ist Chefsache Der Betrieb mischt das gesamte Futter selbst an. Hierzu gehört die regel­ mäßige Kontrolle der Vermahlung. Ein weiterer Erfolgsgarant ist die Vermarktung. Hier achtet der Mäster insbesondere darauf, dass er möglichst viele Tiere im 6 kg breiten Gewichtskorridor verkauft. Denn sonst nimmt der Abnehmer Tican Preisabzüge vor. Der Praktiker treibt daher in jeder Mastwoche ein Schwein aus jeder Bucht auf eine Waage. Um das Tier schnell zu finden, trägt es eine farbige Ohrmarke. Durch das regelmäßige Wiegen hat der Landwirt ein sehr gutes Auge für die Tiergewichte. Zum Verkaufstermin fällt es ihm daher leicht, die übrigen schlachtreifen Tiere in der Bucht zu markieren. Der Lohn: Im Schnitt liegen 95 % der Tiere im Optimalbereich. Durch das Wiegen erkennt der Betrieb sehr schnell, wenn das Wachstum z. B. wegen Gesundheits- oder Futterproblemen abfällt. „Ich kann sofort gegensteuern und verliere weniger Masttage“, betont der Praktiker. Wichtig ist für Drejer auch, dass er die Tiere optimal nüchtern kann. Bei der Stallplanung hat er daher großzügige Verkaufsbuchten für bis zu 200 Tiere integriert. Diese sind unterkellert, klimatisiert und mit Tränken ausgestattet. Rund 16 Stunden vor dem Verladen selektieren Drejer und seine Mitarbeiter die Schlachttiere in die Verkaufsbuchten. Der Betriebsleiter hat kalkuliert, dass er durch die intensive Nüchterung im Jahr rund 30 t Futter spart, das sonst im Schlachtabfall landet! Vor der Vermahlung wird das Getreide intensiv gereinigt. Claus Drejer kauft große Mengen Getreide direkt vom Feld. 4,3 Durchgänge im Jahr arbeiten wir jahrelang zusammen. Oft erledigen wir auch das Dreschen für sie“, berichtet der Landwirt. Um die großen Getreidemengen auf dem Hof lagern zu können, wurden zwei Außensilos für je 600 t errichtet. Weitere 600 t lagern in der Scheune. Bei Bedarf mietet der Landwirt auch Kapazitäten beim Landhandel. „Mein Ziel ist, möglichst viel Getreide im Sommer einzukaufen. Entscheidend ist aber auch der Preis und meine Liquidität“, so der Betriebsleiter. Weitere Vorteile realisiert der Mäster beim Ergänzer. Denn er bezieht stets ganze Lkw-Ladungen mit 32 t. Hierzu hat er die Lager für die Ergänzer erweitert. Zudem hat der Betrieb eine Aufnahme für Futterlieferungen gebaut. Hier kann der Fahrer eine komplette Lkw-Ladung ohne Wartezeit abkippen. Aufgrund der günstigen Bedingungen Bis zu 35 % Roggen im Futter Tiergewicht Roggen Gerste Weizen 30 – 50 kg 10 % 28 % 40 % Ergänzer 1 Ergänzer 2 22 % 0 % 50 – 70 kg 25 % 20 % 31 % 12 % 12 % 70 – 110 kg 35 % 10 % 30 % 0 % 25 % Der Roggenanteil steigt mit dem Alter der Tiere. Zum Erfolg trägt weiterhin der strikte Mastrhythmus von zwölf Wochen bei. Das heißt, es bleiben nur 84 Tage für die Mast bis gut 106 kg Lebendgewicht. Um den Zeitplan einzuhalten, hat Drejer etliche Maßnahmen etabliert: ■■ Um sofort durchzustarten, kauft er die Ferkel mit 33 kg recht schwer zu. ■■ Als Endprodukteber dient ein wachstumsbetonter Duroc. ■■ Um das Anfüttern zu erleichtern, erhalten alle Buchten zu Mastbeginn einen zusätzlichen Futterautomaten. ■■ Leichte Ferkel werden separat aufgestallt und mit Spezialfutter versorgt. ■■ Eine Sprühkühlung mildert Wachstumsdepressionen im Sommer. ■■ Die Buchten werden zügig geräumt, Nachzügler im Altgebäude gemästet. ■■ Das Ställewaschen erfolgt im Team. SUS So sind die Buchten nach drei Tagen sauber, desinfiziert und aufgeheizt. Mit dem Konzept hat Drejer am Stammbetrieb 2014 gut 15 300 Mastschweine verkauft. In den Hauptgebäuden hat er so 4,3 Umtriebe erreicht. Trotz der hohen Leistungen will der Betrieb die Mast weiter optimieren. Ein Ziel ist der Bau neuer Getreidelager, um in der Ernte flexibel zukaufen zu können. Zudem sollen die kleinen Ferkel noch gezielter sortiert und angefüttert werden. Das Futter soll durch Enzyme und bessere Vermahlung hochwertiger werden. „So peilen wir 1 000 g Tageszunahme an“, blickt Drejer nach vorn. Das Wichtigste ist für den Landwirt aber, dass der Marktpreis anzieht. Denn der Betrieb hat stark investiert, und die Bank will Ergebnisse sehen. „Der Preisverfall seit der Russland-Sperre hat mich bereits 300 000 € gekostet. Die Fleischbranche muss jetzt alles tun, damit wir mit Putin wieder ins Geschäft kommen“, resümiert Claus Drejer. Fotos: Schnippe Reportage Die Tiere stehen in 20er­Buchten mit Breiautomaten. Die Vermarktung erfolgt bereits mit rund 106 kg Lebendgewicht. Dies ist üblich in Dänemark. Fazit Der dänische Betrieb Drejer ist in kurzer Zeit auf 4 000 Mastplätze gewachsen. Dank hochwertigem Futter, striktem Raumkonzept und wüchsiger Genetik kann er die Mastabteile bereits nach 84 Tagen räumen. Um Futterkosten zu sparen, kauft der Betrieb in der Ernte große Getreidemengen zu. Auf den eigenen Flächen werden inzwischen 25 % Roggen für die Mast angebaut. Denn dieser liefert auf schwachen und mittleren Böden den höchsten Futterertrag. Künftig will der Betrieb die Fütterung weiter optimieren und 1 000 g bei den Tageszunahmen anpeilen. Claus Drejer hat neben der Getreidehalle eine große Futterannahme gebaut. Hier kann der Lieferant ganze Lkw­Ladungen in einem Rutsch abkippen. Mehr Bilder zum Betrieb auf www.SUSonline.de (Bilder & Reportagen) Dieser Sonderdruck wird mit besonderer Genehmigung des Landwirtschaftsverlages GmbH, Hülsebrockstraße 2 – 8, 48165 Münster, herausgegeben. SUS