Mit Roggen günstig mästen

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SONDERDRUCK aus
2/2015
[1] Maternale und aktive Immunität
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06.05.15 17:30
Mit Roggen günstig mästen
Der dänische Mäster Claus Drejer setzt Roggen als günstiges Futter ein.
Zudem hat er Einkauf und Vermarktung optimiert. Das bringt Spitzenergebnisse in der Mast.
Text: Fred Schnippe, SUS
Mehr Roggen angebaut
Vor 15 Jahren hat Claus Drejer die
Hofstelle 5 km abseits des elterlichen
Betriebes mit 1 000 Mastplätzen und
100 ha Ackerfläche gekauft. In den Folgejahren hat er die Mast ausgebaut und
die Betriebsfläche auf 250 ha erweitert.
Weitere 50 ha sind gepachtet.
Neben Weizen, Gerste, Raps und
Grassamen bestellt der Mäster rund
25 % seiner Flächen mit Roggen. „Er
passt gut zu schwachen und mittleren
Böden. Denn Roggen liefert auch in trockenen Jahren stabile Erträge“, erklärt
der Landwirt.
Ein weiteres Argument für Roggen
bedingt die Verschärfung des dänischen Düngerechts. „Roggen benötigt
vergleichsweise wenig Stickstoff. Das
entlastet die betriebliche Bilanz“,
erklärt Jacob Nymand vom Saatzuchtunternehmen KWS. Nymand hat den
Betrieb Drejer zuvor auch als Berater
vom norddänischen Bauernverband
betreut.
Für Roggen sprechen aus Sicht von
Drejer auch die Futterkosten. Denn als
Hofmischer muss er sowohl die Anbaukosten als auch die Wertigkeit des
Getreides im Trog im Blick haben: „Wir
brauchen keine Rekorderträge. Wichtig
ist, dass wir das Gramm Eiweiß oder
Stärke möglichst effektiv erzeugen.“
Mit seiner Anbaustrategie hat Claus
Drejer im Mittel der letzten Jahre 85 bis
90 dt Roggen/ha geerntet. Der Proteingehalt lag mit 10,3 % etwa 2 % niedriger
als beim betriebseigenen Weizen. Dennoch sieht Drejer den Roggen kostenmäßig vorn. Denn er kommt mit weniger Dünger und Pflanzenschutz aus.
Auf schwächeren Böden bringt Weizen
ohnehin nicht mehr Ertrag.
Mutterkorn im Griff
Wichtig ist natürlich, dass der Roggen eine hohe Qualität hat. Hierbei
geht es insbesondere um mögliche Belastungen mit Mutterkorn. Dieser Pilz
kann beim Roggen auftreten und
Gesundheits- und Fruchtbarkeitsprobleme beim Schwein auslösen.
Bei speziellen Hybridroggen-Sorten
wurde das Risiko für Mutterkorn züchterisch gesenkt. Dies wurde vor allem
durch die Optimierung des Blühverhaltens erreicht. „Neue Sorten weisen ein
hohes Pollenschüttungsvermögen auf.
Dadurch werden die Narben zur Blüte
schnell besetzt, Sporen des Mutterkorn-Pilzes können nicht anhaften“,
erklärt Berater Nymand.
Mäster Drejer unterzieht seine Roggenflächen intensiven Sichtkontrollen
auf Mutterkorn: „Der Schadbesatz ist in
der Regel sehr gering. Wichtig ist aber,
dass beim Anbau alles stimmt!“
So hat Drejer im letzten Jahr auf
einem Schlag erstmals Probleme mit
Mutterkorn gehabt. Der Betrieb hat
dort pfluglos Roggen nach Roggen
angebaut. Der Bestand zeigte daraufhin
größere Mengen von Ausfallroggen aus
dem Vorjahr. Da der Ausfallroggen später blühte, trat mit 0,3 bis 0,5 % Besatz
vermehrt Mutterkorn auf.
Nach intensiver Aufbereitung konnte
Drejer den Roggen noch verwenden.
Doch die Kosten waren enorm. Der
Landwirt achtet daher verstärkt darauf,
dass kein Ausfallgetreide im Bestand
auftritt. Wichtig ist auch, dass die Fahr-
Fotos: Schnippe
A
ls Mäster muss ich ständig an
den Kosten feilen. Den größten Hebel habe ich beim Futter“, betont Claus Drejer. Der
Landwirt führt in Løgstør in der Nähe
der norddänischen Stadt Aalborg einen
Betrieb mit rund 4 000 Mastplätzen und
300 ha Ackerbau. Zudem übernimmt er
im Lohn Feldarbeiten für die Nachbarn.
Neben dem Betriebsleiter packen zwei
Teilzeitkräfte mit an.
Claus Drejer (l.) und Berater Jacob Nymand haben den Roggeneinsatz im Mastfutter
schrittweise ausgebaut.
SUS
Reportage
Claus Drejer hat seinen Betrieb in zwei Schritten auf 4 000 Mastplätze ausgebaut.
gassen breit genug sind. „Niedergedrückte Pflanzen blühen später. Das
steigert das Risiko für Mutterkorn“,
erklärt Berater Nymand.
Auch unabhängig vom Mutterkorn
achtet Drejer auf optimale Hygiene. Er
schickt daher das Getreide vor der Vermahlung durch eine Reinigung.
Individueller Ergänzer
Um das hofeigene Getreide effektiv in
die Rationen einzubauen, gehen von
allen Schlägen Proben ins Labor. Hier
werden die Inhaltsstoffe und bei Bedarf
auch die Pilzbelastung bestimmt. Dies
ist für den Praktiker unverzichtbar: „Vor
allem der Proteingehalt kann je nach
Schlag und Witterung stark schwanken. Wer hohe Mastleistungen will,
muss wissen, was im Futter steckt!“
Auf Basis der Laborwerte lässt der
Mäster zwei betriebsindividuelle Ergänzer herstellen. Für die Vor- und Mittelmast enthält dieser im Wesentlichen
HP-Soja, Mineralstoffe sowie Hafer als
Rohfaserträger. Der Endmast-Ergänzer
ist ähnlich, enthält aber Norm-Soja.
Im ersten Mastabschnitt bis 50 kg
enthält die Ration 10 % Roggen (siehe
Übersicht). Bis zur Endmast steigt der
Roggenanteil auf 35 %.
Der Roggen bringt keine Nachteile für
die Mast. Im Gegenteil: Mit 900 bis
930 g erzielen die Tiere hohe Tageszunahmen. „Roggen enthält zudem mehr
quellfähige Rohfaser. Die Schweine
sind dadurch satter und ruhiger“, hat
der Mäster beobachtet.
Auch mit der Futterverwertung von
1 : 2,75 ist der Landwirt zufrieden. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Tiere
Løgstør
Dänemark
Betrieb Drejer
Stall: 4 000 Mastplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, 2 AK
Leistung: 930 g TZN, 4,3 Umtriebe,
Futterverwertung 1 : 2,75
in Dänemark mit etwa 105 kg Lebendgewicht leichter an den Haken kommen als bei uns. Zudem profitiert der
Betrieb gesundheitlich von der geringen Schweinedichte in Norddänemark.
So liegen die Tierverluste nur bei 3 %.
Futterzukauf optimiert
Starkes Team: Die Teilzeitkräfte Svend Jensen (l.) und Bjarne Pedersen (r.) unterstützen
den Betriebsleiter im Stall und bei den Außenarbeiten.
SUS
Neben hohen Mastleistungen setzt
Claus Drejer auf einen günstigen Futtereinkauf. Besonders wichtig ist ihm der
Getreidezukauf in der Ernte. Der Landwirt bezieht das Getreide direkt von
benachbarten Betrieben und spart so
die Handelsspanne. Weiterer Vorteil:
Drejer kennt die Qualität des zugekauften Getreides. „Mit etlichen Nachbarn
gewährt der Lieferant merkliche
Rabatte. Selbstverständlich ist für Claus
Drejer, dass er von jeder Lieferung ein
Rückstellmuster aufbewahrt.
Vermarktung ist Chefsache
Der Betrieb mischt
das gesamte Futter
selbst an. Hierzu
gehört die regel­
mäßige Kontrolle
der Vermahlung.
Ein weiterer Erfolgsgarant ist die Vermarktung. Hier achtet der Mäster insbesondere darauf, dass er möglichst viele
Tiere im 6 kg breiten Gewichtskorridor
verkauft. Denn sonst nimmt der
Abnehmer Tican Preisabzüge vor.
Der Praktiker treibt daher in jeder
Mastwoche ein Schwein aus jeder Bucht
auf eine Waage. Um das Tier schnell zu
finden, trägt es eine farbige Ohrmarke.
Durch das regelmäßige Wiegen hat der
Landwirt ein sehr gutes Auge für die
Tiergewichte. Zum Verkaufstermin fällt
es ihm daher leicht, die übrigen
schlachtreifen Tiere in der Bucht zu
markieren. Der Lohn: Im Schnitt liegen
95 % der Tiere im Optimalbereich.
Durch das Wiegen erkennt der
Betrieb sehr schnell, wenn das Wachstum z. B. wegen Gesundheits- oder Futterproblemen abfällt. „Ich kann sofort
gegensteuern und verliere weniger
Masttage“, betont der Praktiker.
Wichtig ist für Drejer auch, dass er die
Tiere optimal nüchtern kann. Bei der
Stallplanung hat er daher großzügige
Verkaufsbuchten für bis zu 200 Tiere
integriert. Diese sind unterkellert, klimatisiert und mit Tränken ausgestattet.
Rund 16 Stunden vor dem Verladen
selektieren Drejer und seine Mitarbeiter
die Schlachttiere in die Verkaufsbuchten. Der Betriebsleiter hat kalkuliert,
dass er durch die intensive Nüchterung
im Jahr rund 30 t Futter spart, das sonst
im Schlachtabfall landet!
Vor der Vermahlung wird
das Getreide
intensiv gereinigt.
Claus Drejer kauft
große Mengen
Getreide direkt
vom Feld.
4,3 Durchgänge im Jahr
arbeiten wir jahrelang zusammen. Oft
erledigen wir auch das Dreschen für
sie“, berichtet der Landwirt.
Um die großen Getreidemengen auf
dem Hof lagern zu können, wurden
zwei Außensilos für je 600 t errichtet.
Weitere 600 t lagern in der Scheune.
Bei Bedarf mietet der Landwirt auch
Kapazitäten beim Landhandel. „Mein
Ziel ist, möglichst viel Getreide im Sommer einzukaufen. Entscheidend ist aber
auch der Preis und meine Liquidität“,
so der Betriebsleiter.
Weitere Vorteile realisiert der Mäster
beim Ergänzer. Denn er bezieht stets
ganze Lkw-Ladungen mit 32 t. Hierzu
hat er die Lager für die Ergänzer erweitert. Zudem hat der Betrieb eine Aufnahme für Futterlieferungen gebaut.
Hier kann der Fahrer eine komplette
Lkw-Ladung ohne Wartezeit abkippen.
Aufgrund der günstigen Bedingungen
Bis zu 35 % Roggen im Futter
Tiergewicht
Roggen
Gerste
Weizen
30 – 50 kg
10 %
28 %
40 %
Ergänzer 1 Ergänzer 2
22 %
0 %
50 – 70 kg
25 %
20 %
31 %
12 %
12 %
70 – 110 kg
35 %
10 %
30 %
0 %
25 %
Der Roggenanteil steigt
mit dem Alter
der Tiere.
Zum Erfolg trägt weiterhin der strikte
Mastrhythmus von zwölf Wochen bei.
Das heißt, es bleiben nur 84 Tage für die
Mast bis gut 106 kg Lebendgewicht. Um
den Zeitplan einzuhalten, hat Drejer
etliche Maßnahmen etabliert:
■■ Um sofort durchzustarten, kauft er
die Ferkel mit 33 kg recht schwer zu.
■■ Als Endprodukteber dient ein wachstumsbetonter Duroc.
■■ Um das Anfüttern zu erleichtern,
erhalten alle Buchten zu Mastbeginn
einen zusätzlichen Futterautomaten.
■■ Leichte Ferkel werden separat aufgestallt und mit Spezialfutter versorgt.
■■ Eine Sprühkühlung mildert Wachstumsdepressionen im Sommer.
■■ Die Buchten werden zügig geräumt,
Nachzügler im Altgebäude gemästet.
■■ Das Ställewaschen erfolgt im Team.
SUS
So sind die Buchten nach drei Tagen
sauber, desinfiziert und aufgeheizt.
Mit dem Konzept hat Drejer am
Stammbetrieb 2014 gut 15 300 Mastschweine verkauft. In den Hauptgebäuden hat er so 4,3 Umtriebe erreicht.
Trotz der hohen Leistungen will der
Betrieb die Mast weiter optimieren. Ein
Ziel ist der Bau neuer Getreidelager, um
in der Ernte flexibel zukaufen zu können. Zudem sollen die kleinen Ferkel
noch gezielter sortiert und angefüttert
werden. Das Futter soll durch Enzyme
und bessere Vermahlung hochwertiger
werden. „So peilen wir 1 000 g Tageszunahme an“, blickt Drejer nach vorn.
Das Wichtigste ist für den Landwirt
aber, dass der Marktpreis anzieht. Denn
der Betrieb hat stark investiert, und die
Bank will Ergebnisse sehen. „Der Preisverfall seit der Russland-Sperre hat
mich bereits 300 000 € gekostet. Die
Fleischbranche muss jetzt alles tun,
damit wir mit Putin wieder ins Geschäft
kommen“, resümiert Claus Drejer.
Fotos: Schnippe
Reportage
Die Tiere stehen in 20er­Buchten mit Breiautomaten. Die Vermarktung erfolgt bereits
mit rund 106 kg Lebendgewicht. Dies ist üblich in Dänemark.
Fazit
Der dänische Betrieb Drejer ist in kurzer Zeit auf 4 000 Mastplätze gewachsen. Dank hochwertigem Futter, striktem Raumkonzept und wüchsiger
Genetik kann er die Mastabteile bereits
nach 84 Tagen räumen.
Um Futterkosten zu sparen, kauft der
Betrieb in der Ernte große Getreidemengen zu. Auf den eigenen Flächen
werden inzwischen 25 % Roggen für die
Mast angebaut. Denn dieser liefert auf
schwachen und mittleren Böden den
höchsten Futterertrag.
Künftig will der Betrieb die Fütterung
weiter optimieren und 1 000 g bei den
Tageszunahmen anpeilen.
Claus Drejer hat neben der Getreidehalle eine große Futterannahme gebaut.
Hier kann der Lieferant ganze Lkw­Ladungen in einem Rutsch abkippen.
Mehr Bilder zum Betrieb
auf www.SUSonline.de
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Dieser Sonderdruck wird mit besonderer Genehmigung des Landwirtschaftsverlages GmbH, Hülsebrockstraße 2 – 8, 48165 Münster, herausgegeben.
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