Jetzt mit Roggen Kosten sparen Preisunterschiede von 4,50 bis 5,00 €/dt zwischen Roggen und Weizen – da muss ein Schweinehalter nicht lange überlegen, wie er Futterkosten sparen kann! Oder hegt er immer noch eine gewisse Skepsis gegenüber hohen Roggenanteilen? Die ist unbegründet, wie zahlreiche Versuchsergebnisse, z. T. mit bis zu 70 % Roggen, in der Mast belegen (Übersicht 4). Roggen steht derzeit reichlich zur Verfügung, und der Preisdruck nimmt weiter zu, denn die große Ernte 2012 lässt sich wahrscheinlich nicht komplett vermarkten. Roggen enthält mit Abstand am wenigsten Eiweiß, was aber durchaus für proteinreduzierte Endmastfutter von Vorteil sein kann. Sein Lysingehalt ist hingegen höher als der von Weizen. Energetisch liegt Roggen zwischen Gerste und Weizen. Wie sehen die Inhaltsstoffe der diesjährigen Ernte aus? Übersicht 1: Futterwert von Getreide (Ernte 2012) Roggen Weizen Triticale Gerste Rohprotein % 8,3 10,8 9,8 10,4 Lysin % 0,32 0,31 0,34 0,36 Stärke % 55,7 59,8 59,7 52,7 ME MJ/kg 13,5 13,8 13,7 12,9 Ausgewählte Ergebnisse der Untersuchungen aus den Jahren 2009 bis 2011 zeigen dass die Unterschiede zwischen Roggen und Weizen in den einzelnen Jahren nicht konstant sind. Übersicht 2: Analysenbefunde von 2011 bis 2009 2 0 11 2 0 10 2009 RP Lysin ME RP Lysin ME RP Lysin ME % % MJ/kg % % MJ/kg % % MJ/kg Roggen 10,4 0,38 13,7 10,1 0,35 13,7 8,1 0,31 13,5 Weizen 12,0 0,33 13,9 12,1 0,33 14,1 10,9 0,31 14,1 -2Wie sieht derzeit die Preiswürdigkeit von Roggen aus? Wenn Lysin und Energie als Bewertungsmaßstab herangezogen werden, ist Roggen so lukrativ wie Weizen, wenn er 35 bis 45 Cent/kg weniger als Weizen kostet. Triticale dürfte rund 50 Cent/kg teurer als Roggen sein, um die gleiche Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Diese Berechnungen basieren auf den aktuellen Analysenbefunden. Übersicht 3: Preiswürdigkeit von Roggen 42 € Preis je dt Sojaschrot Preis je dt Weizen 46 € 24 € 27 € 24 € 27 € Roggen €/dt 23,60 26,55 23,65 26,55 Gerste €/dt 23,00 25,75 23,15 25,90 Triticale €/dt 24,10 27,05 24,15 27,10 Wird die gegenüber Weizen geringere Lysinverdaulichkeit beim Roggen berücksichtigt und auf Basis des praecaecal verdaulichen (=dünndarm verdaulichen) Lysins kalkuliert, vergrößert sich der Unterschied zum Weizen etwas. Dann ist der Roggen erst konkurrenzfähig, wenn er mindestens 70 bis 75 Cent/dt unter dem Weizenpreis liegt. Das heißt also, dass sich Roggen momentan auf jeden Fall rechnet, denn die eingangs genannte Preisdifferenz beträgt 4,50 und 5,00 €/dt. Nun ist der Preis nicht allein entscheidend für den Einsatz, sondern auch, ob Roggen gute Leistungen in der Mast bringt. Schweine fressen viel Roggen Neuere Versuche zeigen, dass Mastschweine viel Roggen fressen können, ohne ihre Leistungen zu mindern. Selbst bei Anteilen von 70 % schon in der Anfangsmast gab es keine Probleme. Übersicht 4: Ausgewählte Roggenversuche der LWK 1. Versuch mit BHZP-Tieren Ohne Roggen 64 % Roggen Tageszunahmen g 795 809 Futterverbrauch/kg Zuwachs g 2,94 2,83 0,964 0,987 Indexpunkte/kg SG -370 % Roggen 2. Versuch mit PI x Danzucht 70 % Roggen + Enzym Tageszunahmen g 925 962 Futterverbrauch/kg Zuwachs kg 2,45 2,41 0,986 1,003 Kontrolle 1) Versuch 1) Indexpunkte/kg SG 3. Versuch mit PI x Hülsenberger Tageszunahmen g 958 966 Futterverbrauch/kg Zuwachs kg 2,52 2,56 0,974 0,969 Indexpunkte/kg SG 1) Versuchsgruppe: im Mastverlauf zunehmende Anteile von 10 bis 50 % Roggen und 5 bis 15 % Rapsschrot; Kontrollgruppe: jeweils die Hälfte der Anteile Die DLG hat vor einigen Jahren neue Fütterungsempfehlungen veröffentlicht. Übersicht 5: DLG-Fütterungsempfehlungen für Schweine Anteil Roggen in der Ration bis 15 kg LG 10 % ab 15 kg LG 20 % 28 - 40 kg LG 30 % 40 - 60 kg LG 40 % ab 60 kg LG 50 % Sauen 25 % Ein Vorteil ist, dass Roggen in punkto Fusarienbefall als weniger problematisch zu bewerten ist. Inwieweit die hohe Aktivität der nativen Phytase im Roggen, die derzeit Gegenstand der Forschung in Dänemark ist, zukünftig eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Knackpunkte beim Roggeneinsatz Ein Knackpunkt des Roggens ist sicherlich seine im Vergleich zu Weizen und Triticale niedrigere Aminosäurenverdaulichkeit. Da nicht der Gehalt an Rohprotein, sondern an im Dünndarm (praecaecal) verdaulichen Aminosäuren entscheidend für Schweine ist, benötigen roggenbetonte Mischungen höhere Ergänzungen mit Aminosäuren. Dies ist bei der Kostenkalkulation zu berücksichtigen. -4Ein immer wieder angesprochenes Problem beim Roggen ist Mutterkorn. Im Vergleich zu früher wurde das Gefahrenpotenzial aber mittlerweile durch die Züchtung deutlich reduziert. Futtermittelrechtlich gesehen darf maximal 1 g Mutterkorn je kg Getreide enthalten sein, entscheidend für das Tier sind aber die im Mutterkorn enthaltenen giftigen Alkaloide. Was für die Knäckebrothersteller vorteilhaft ist, wirkt sich nachteilig auf die Fütterung aus: die Nicht-Stärke-Polycaccharide (NSP). Sie sind schwer verdaulich, da das Schwein keine körpereigenen Enzyme zum Abbau dieser Kohlenhydrate bildet. NSP umhüllen hochverdauliche Inhaltsstoffe wie Protein oder Stärke (Käfigeffekt). Ein anderer Nachteil einiger NSP ist die Steigerung der Viskosität im Verdauungstrakt, wodurch die Futterpassage negativ beeinflusst wird. Diese Effekte sind am ehesten bei Jungtieren zu beobachten. Enzyme, die dem Futter zugesetzt werden, können die negativen Wirkungen der NSP mindern oder beseitigen. Fazit Bei Preisunterschieden von bis zu 5 €/dt zwischen Roggen und Weizen lassen sich die hohen Futterkosten durch zunehmenden Roggeneinsatz ohne weiteres reduzieren. Mastversuche zeigen, dass die Schweine keine Probleme mit hohen Anteilen haben. Andrea Meyer, Landwirtschaftskammer Niedersachsen