Saturn Saturn Von den fünf Planeten, die im Altertum bekannt waren, war der Saturn der fernste. Im Jahr 1610 blickte der italienische Astronom Galileo Galilei zum ersten Mal durch ein Teleskop auf den Saturn. Zu seiner Überraschung sah er auf beiden Seiten des Planeten jeweils ein weiteres Objekt. Er skizzierte die beiden als eigenständige Sphären und schrieb, der Saturn bestehe offensichtlich aus drei Körpern. Im Lauf seiner weiteren Beobachtungen in den nächsten Jahren stellte Galilei in seinen Zeichnungen diese seitlichen Körper als mit dem Saturn verbundene Arme oder Henkel dar. 1659 stellte der niederländische Astronom Christiaan Huygens, der mit einem stärkeren Teleskop als Galilei arbeitete, die Theorie auf, der Saturn sei von einem dünnen, flachen Ring umgeben. 1675 entdeckte der aus Italien stammende Astronom Jean-Dominique Cassini eine „Unterteilung“ zwischen zwei Ringen, die jetzt als A und B bezeichnet werden. Wie wir heute wissen, ist der Schwerkrafteinfluss des Saturnmondes Mimas für die Cassini-Teilung verantwortlich, die 4.800 Kilometer breit ist. Wie auch der Jupiter besteht der Saturn hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium. Sein Volumen ist 755 mal größer als das der Erde. In der oberen Atmosphäre erreicht die Windgeschwindigkeit in der Äquatorregion 500 Meter pro Sekunde. (Zum Vergleich: auf der Erde erreichen die stärksten Orkane bestenfalls 110 Meter pro Sekunde.) Diese ultraschnellen Winde verursachen zusammen mit der aus dem Planeteninneren aufsteigenden Wärme die gelben und goldenen Bänder, die in der Atmosphäre sichtbar sind. Das Ringsystem des Saturn ist das ausgedehnteste und komplexeste im Sonnensystem; es reicht hunderttausende Kilometer in den Raum hinaus. Anfang der 80er Jahre konnten die beiden Voyager-Sonden der NASA nachweisen, dass die Ringe des Saturn hauptsächlich aus Wassereis bestehen. Außerdem entdeckten die Sonden Ringe mit „Flechtmuster“, Kleinstringe und „Speichen“ – Dunkelstellen in den Ringen, die den Planeten mit einer anderen Geschwindigkeit umkreisen als das Ringmaterial, das sie umgibt. Von der Größe her schwankt das Ringmaterial zwischen ein paar Mikrometern und mehreren Dutzend Metern. Zwei kleine Monde umlaufen den Saturn innerhalb von Lücken in den Hauptringen. Der größte Satellit des Saturn, Titan, ist ein wenig größer als der Planet Merkur. (Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem; nur der Jupitermond Ganymed ist noch größer.) Er ist von einer dichten, stickstoffreichen Atmosphäre verhüllt, die möglicherweise derjenigen ähnelt, die die Erde vor langer Zeit umgab. Von einer weiteren Untersuchung dieses Mondes versprechen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über die Entstehung der Planeten und vielleicht auch über die Frühgeschichte der Erde. Darüber hinaus verfügt der Saturn über zahlreiche kleinere Eismonde. Von Enceladus, der Spuren einer neueren (und immer noch an- dauernden) Oberflächentätigkeit zeigt, bis Iapetus, dessen eine Hemisphäre dunkler ist als Asphalt, während die andere so hell strahlt wie Schnee, ist jeder Satellit des Saturn auf seine Weise einzigartig. Obwohl das Magnetfeld des Saturn nicht so riesig ist wie das des Jupiter, ist es immer noch 578mal stärker als das der Erde. Der Saturn selbst, seine Ringe und viele seiner Satelliten werden völlig von der enormen Magnetosphäre eingeschlossen, das heißt von einer Region, innerhalb derer das Verhalten elektrisch geladener Partikel mehr durch das Magnetfeld des Saturn beeinflusst wird als durch den Sonnenwind. Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops zeigen in den Polarregionen des Saturn Nord- und Südlichter, die denen der Erde ähneln. Eine solche Aurora entsteht dann, wenn elektrisch geladene Partikel spiralförmig entlang der magnetischen Feldlinien in die Atmosphäre eines Planeten eintauchen. 1981 fotografierten Voyager 1 und 2 den Saturn bei ihrem Vorbeiflug. Das nächste Kapitel im Buch der Erkenntnisse über den Saturn öffnete sich, als die Raumsonde Cassini-Huygens mit der Erforschung des Saturnsystems begann. Im Januar 2005 stieg die Sonde Huygens durch die Atmosphäre des Titan ab und sammelte dabei Daten über seine Gashülle und seine Oberfläche. Cassini soll innerhalb von vier Jahren den Saturn mehr als 70mal umkreisen und dabei den Planeten selbst, seine Monde, seine Ringe und seine Magnetosphäre untersuchen. Cassini-Huygens wird von der NASA, der europäischen Weltraumorganisation und der italienischen Raumfahrtagentur gefördert. Bekannte Monde* Ringe *Stand: November 2005 WICHTIGE HISTORISCHE DATEN 1610 – Galileo Galilei berichtet, er habe merkwürdige Anhängsel auf beiden Seiten des Saturn gesehen. 1979 – Pioneer 11 erreicht als erste Raumsonde den Saturn und fliegt in einem Abstand von 22.000 Kilometern über die obersten Wolken des Ringplaneten hinweg. 1981 – Voyager 2 nutzt die mächtige Schwerkraft des Saturn als interplanetarische „Schleuder“ und tritt die Reise zum Uranus und Neptun an, die sie anschließend aus dem Sonnensystem herausführt. 1994 – Unter der dichten Atmosphäre des größten Saturnmondes Titan entdeckt das Hubble-Weltraumteleskop Hinweise auf Oberflächenformationen. 2004 – Nach siebenjährigem Flug umkreist Cassini-Huygens als erste Raumsonde den Saturn; im Laufe seiner vierjährigen Mission soll sie Saturn 76mal umkreisen und 45mal an Titan vorbeifliegen. 2005 – Die Sonde Huygens landet erfolgreich auf Titan und übermittelt Bilder von einer komplexen Oberfläche. ZU DEN ABBILDUNGEN FAKTEN IN KÜRZE Namensgeber 1.426,73 Millionen km Umlaufdauer 2: Nahaufnahme der Saturnringe in natürlichen Farben. 29,4 Erdjahre Exzentrizität der Umlaufbahn (kreisförmig = 0) 0,0541506 Neigung der Umlaufbahn gegen die Ekliptik 2,484° Neigung des Äquators gegen die Umlaufbahn 26,73° Rotationsdauer 10,656 Stunden Äquatordurchmesser 120.536 km Masse relativ zur Erde 95,16 Dichte 0,70 g/cm3 Schwerkraft 7,207 m/s2 Hauptbestandteile der Atmosphäre Effektive Temperatur 1: Echtfarbenbild des Saturn und seiner prächtigen Ringe von Cassini. Der römische Gott des Ackerbaus Mittlerer Sonnenabstand Wasserstoff, Helium - 178° C 47 7 Hauptringe (C, B, A, D, F, G, E) 3: Diese Cassini-Aufnahme zeigt einen Sturm als hellen Fleck in einer Region hoher atmosphärischer Aktivität. 4: Diese Aufnahme von Cassini zeigt Wirbel und Strudel in der hellen Äquatorzone des Saturn. 5: Diese Ultraviolettaufnahme weist auf einen höheren Eisgehalt (türkis) am äußeren Rand der Saturnringe hin. WEITERE INFORMATIONEN solarsystem.nasa.gov/planets/profile.cfm?Object=Saturn Erstellt von Susanne Pieth auf der Basis des „Solar System Lithograph Set“ der NASA unter Mitwirkung von Dr. Katrin Stephan. Regional Planetary Image Facility, Institut für Planetenforschung, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., Berlin-Adlershof, 2006.