2. Mechanik Mechanik ist ältester Teil der Physik Sachverhalte leicht sichtbar und greifbar, tägliche Erfahrung → leichtes Erlernen der physikalischen Methodik und Denkweise Erste Erfahrungen: Pfeil + Bogen, Wurfmaschinen der alten Griechen und Römer Erste Beschreibung durch Newton ca. 1700 2.1 Einführung Mechanik: Gleichgewicht und Bewegung von Körpern im Raum unter dem Einfluß von Kräften 2.1.1 Einteilung Abgrenzung Beispiel Klassische Mechanik "Technik" Auto Relativitätstheorie hohe Geschwindigkeiten Elektron in Braunscher (Lichtgeschwindigkeit) Röhre, Astronomie Quantenmechanik "kleinste Körper" Atome, Moleküle, Kristalle Wellenmechanik Wechselwirkung von "rote Sonne" beim Auf- und elektromagnetischen Wellen mit Untergang Atomen, Molekülen, Kristallen Klassische Mechanik: - Grenzfall der Relativitätstheorie für kleine Geschwindigkeiten - Grenzfall der Quanten- und Wellenmechanik für große Körper Diese Vorlesung: Klassische Mechanik Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 1 2.1.2 Klassische Mechanik Gebiete Inhalt Beispiel Statik Kräfte Balkenwaage Kinematik Bewegungsformen Autofahrt, Wurf Dynamik Kräfte als Ursache der Bewegung Freier Fall, Rakete, Arbeit, Energie, Leistung, Impuls Schwingungen Reale Beschreibung meist schwierig, deshalb vereinfachte Beschreibung durch Modellkörper / siehe auch „Aufbau der Materie – Materialkonstanten“ 2.1.3 Modellkörper Definition Beispiel Massepunkt keine Ausdehnung,nur Masse Autofahrt (Kinematik) Starrer Körper Ausgedehnt, keine Verformung Balkenwaage (Statik, Dynamik) Elastischer Körper * Verformung Feder Ideale Flüssigkeit * keine Reibung Wasserströmung im Rohr Ideales Gas * kein Eigenvolumen Luftkompression (*): Mechanik Deformierbarer Medien Bedeutung der Mechanik: Vorhersage von (Bewegungs-) Zuständen, wenn der gegenwärtige Zustand (Anfangsbedingungen) bekannt ist. Beispiel: Vorhersage der Ankunftszeit eines Autos aus Restentfernung und Geschwindigkeit Problem: Messung aller Anfangsbedingungen und externer Einflüsse, z.B. Flug eines Luftballons Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 2 Vorgehensweise zur erfolgreichen Lösung von Mechanik Aufgaben - Skizze - Reibung ? - Modellkörper ? - Aufstellen der Bewegungsgleichung Fall: - Statik (a = v = 0) - Kinematik, Dynamik, Schwingungen T , R , T ↔ R Falls nicht Statik, Bewegungstyp ? Kinematik Dynamik Betrachte nur a: - Kraftansatz ΣF = 0 , ΣM = 0 (typisch a gesucht) - Energieansatz Eges = const. (meist h oder v gegeben) - Impulsansatz Σp = const. (2 Körper stoßen aufeinander) -a=0 - a = const. - a ≠ const. typisch: v, a, t gegeben bzw. gesucht (Schwingungen immer mit Kraftansatz) - Koordinatensystem festlegen und in Skizze einzeichnen und Variablen anpassen - Lösung dann mit Differential s& = v ; &s& = v& = a bzw. Integral v = ∫ a dt ; s = ∫ v dt = ∫∫ a dt ² - Anfangs- (t=0) bzw. Endbedingungen einsetzen PS.: Dies ist lediglich eine grobe Übersicht. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 3 2.2 Statik des Starren Körpers Definition: Körper mit genau definierter Form, welche sich nicht (nie) ändert Bsp: Stange, Quader Grenzfall: z. B. Lineal verbiegen Anwendung des Modellkörpers „Starrer Körper“ bei technischen Bau- und Maschinenteilen (Stein, Stange, ...) unter Vernachlässigung von Formänderungen (z.B. Biegung) Statik umfaßt Systeme, welche sich nicht (mehr) bewegen Bsp: Balkenwaage vor Auflegen Gewicht und wieder im eingeschwungenen (statischen) Zustand weiteres Bsp: Hausbau: Berechnung der Statik aber Dynamik Erdbeben Einsturz Definition Statik Ein Starrer Körper befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Wirkung aller auf ihn angreifenden Kräfte Null ist. Kraft kann z.B. durch Drücken (Gewicht, Lineal), Ziehen (Schnur) und Gewicht auflegen (Balkenwaage) erzeugt werden. Ein Starrer Körper deformiert sich dabei nicht. Versuche: - 2 Seile an Körper: Kraft offensichtlich vektoriell - Balkenwaage Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 4 2.2.1 Kraft als Vektorielle Größe Die Kraftwirkung am Starren Körper hängt vom - Angriffspunkt (A, A') - Betrag (Größe) A' - Richtung F A 1N y r des Kraftvektors F ab. F' Einheit der Kraft: [F] = N = kg m s² x JAVA Applett: Zerlegung einer Kraft in zwei Komponenten Kräfte auf Starren Körper (ausführlich: Vorlesung MB): - gemeinsamer Angriffspunkt : Schachtel mit 2 Schnüren in 1 Öse - unterschiedl. " : " " 2 Ösen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 5 2.2.2 Kräfteaddition 2.2.2.1 Kräfte mit gemeinsamem Angriffspunkt Mehrere Kräfte z.B. 3 Seile an einer Befestigung F1 A Fr F2 Krafteck: Kraftvektoren parallel verschieben F3 zeichnerisch : Konstruktion mit "Krafteck" r r r r rechnerisch : Fr = F1 + F2 + F3 + ... Kräfteaddition n r r Fr = ∑ Fi i=1 (MS - 1) JAVA Applett: Gesamtkraft mehrerer Kräfte (Vektoraddition) Summationszeichen: n S = ∑ ai = a1 + a2 + ... + an i=1 Bsp: 3 S = ∑ i = 1+ 2 + 3 = 6 i=1 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 6 r Fr = 0 Gleichgewicht zweier Kräfte Versuch: - Tauziehen - Feder mit Gewicht → Federkraft = Gewichtskraft F2 F1 FPlatte r r r Fr = F1 + F2 = 0 (da Statik !) r r r r → F1 = − F2 → F1 = F2 FGewicht Versuch: Gewicht auf Tisch / Lineal durchbiegen Im Gleichgewicht ist Kraft gleich Gegenkraft: FP = - FG → FP + FG = 0 = Fr Konsequenz: Wenn ein Körper in Ruhe ist, können trotzdem Kräfte auf ihn wirken Newtonsches Grundgesetz der Statik Ein Kraft erzeugt eine gleich große Gegenkraft : actio = reactio besser: actio + reactio = 0 andere Formulierung: Ohne äußere Kraftwirkung verharrt ein Körper in Ruhe (oder er bewegt sich gleichförmig (→ Kinematik) Grundgesetz der Statik FR = 0 bzw. Σ Fi = 0 (MS - 2) Bsp: Ball auf einem Tisch rollen lassen (Ist das noch Statik ?) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 7 2.2.2.2 Kräfte mit unterschiedlichem Angriffspunkt Beispiel 2 Angriffspunkte : Schachtel mit 2 Ösen Ar A2 A1 F2 Am Starren Körper kann eine Kraft längs ihrer Wirkungslinie verschoben werden F r F1 Balkenwaage : Verfahren versagt bei parallelen Kräften, da Schnittpunkt im ∞ Parallele Kräfte -FH F1' A1 F1 A r' D l1 l 2 Vorgehensweise: A2 FH r r r 1. Hilfskraft FH mit (FH − FH = 0) r r 2. Konstruiere F1' und F2 ' 3. Verschieben auf Wirkungslinie r r r 4. Kräfteparallelogramm ergibt Fr = F1 + F2 Fr F2 F2' Hebelgesetz l1 Die Abstände der Kräfte von der Resultierenden verhalten sich umgekehrt wie die Kräfte l2 Gleichgew. Unterstützung F1 F2 JAVA Applett: Hebelgesetz F1 l 2 = F2 l1 (MS - 3) Bsp: l1 ≈ l2 : Balkenwaage, Kinderwippe l1 >> l2 : Hebel zum Möbelanheben, Brechstange Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 8 Kraft auf Unterlage bei Schiefer Ebene FH α α FN h FG s Neigungswinkel tan α = h / s Hangabtriebskraft FH = FG sin α (MS - 4) Normalkraft FN = FG cosα (Kraft auf Unterlage, relevant für Gleitreibung) JAVA Applett: Schiefe Ebene Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 9 2.2.3 Drehmoment Was bewirkt Kraft auf drehbaren Körper ? Drehung Bsp: Schraube anziehen mit Gabelschlüssel M /Nm Autoreifen: Drehmomentschlüssel Automotor : Drehmoment U / 1/min Wirkt auf einen drehbaren Starren Körper eine Kraft, so erzeugt sie ein Drehmoment. Drehmoment r r r M = r ×F [M] = Nm Das Drehmoment steht senkrecht auf r und F, (MS - 5) Anschaulich: da Vektorprodukt. Drehmoment r r r r r Betrag: M = r F sin α = l F - in Drehachsenrichtung - erzeugt Drehbewegung → Kinematik der Rotation M D α F A α D Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 r 10 Beispiel zum Drehmoment z 1m r r = 0 0 y M F r 0 r F = 1N 0 1m 0 0 r r r M = r × F = 0 × 1N = 0 0 0 1Nm x Gleichgewichtsbedingung Rotation Ein drehbarer Starrer Körper ist im Gleichgewicht, wenn die Summe der angreifenden Drehmomente Null ergibt, d.h. er dreht sich nicht um seinen Drehpunkt. Bsp: Balkenwaage Grundgesetz der Statik für Rotation r M ∑ i =0 n (MS - 6) i =1 das ist Schwerpunktsbedingung ; vgl. Σ F = 0 Hieraus folgt die Bedingung für den Schwerpunkt eines Starren Körpers. Der Schwerpunkt ist derjenige Aufhängepunkt, bei dem sich der Starre Körper unter dem Einfluß der Schwerkraft (Erdanziehungskraft) nicht dreht. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 11 Schwerpunkt a Bsp: Hantel mit masseloser Stange l1 m1 = m2 l2 m1 m1 S Aus Gleichgewichtsbedingung und F1 Hebelgesetz folgt: F2 0 F1 a⋅ 2 = =1 F2 2⋅ a Xs a x Herleitung des Schwerpunktes mit Drehmoment und Schwergewichtsbedingung: Gesamtdrehmoment = Summe der Einzeldrehmomente: Σ M = 0 r r da r ⊥ F genügen Beträge Nebenbed.: l1 + l2 = a → M1 + M2 - Mswp = 0 → m1 g x1 + m2 g x2 - (m1 + m2) g xs = 0 → xs = (x ≡ r) m1 ⋅ x1 + m2 ⋅ x 2 m1 + m2 Schwerpunkt xs = m1 ⋅ 0 + m2 ⋅ a = a/2 m1 + m2 Schwerpunkt (allgemein) xs = y und z analog ∑ m ⋅x ∑m i i (MS - 7) i Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 12 Experimentelle Schwerpunktsbestimmung durch Ausbalancieren - Aufhängen - Unterlegen einer Stange / Walze Schwerpunkt: wichtig bei Flugzeugen, Schiffen, Raketen , ... : "Lastverteilung" Antriebsloser Flug Auftriebskraft Hebelwirkung Gewichtskraft in Abh. von Schwerpunktlage ideal schwanzlastig kopflastig Einzelgeräte-Schwerpunkte während Konstruktionsphase über Drehmoment verkoppelt ergibt den Gesamtschwerpunkt. Anmerkung: Der Schwerpunkt kann auch außerhalb des Starren Körpers liegen. Bsp. Ring (Torus) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 13 2.3 Kinematik Beobachtung: Körper bewegen sich: Ball, Auto, Karusell, ... Beschreibung dieser Bewegung durch die Kinematik = Bewegungslehre Definition: Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern, ohne die Ursache für die Bewegung zu betrachten. Bewegung eines Körpers kann beliebig sein, die geradlinige Bewegung d.h. die Translation ist der einfachster Fall. Bei krummlinigen Bewegungen können einzelne Abschnitte durch Kreisbewegungen d.h. Rotationen und Translationen angefittet werden. Beispiel: - Ballwurf eines Kindes: Kreisförmige Bewegung mit translativem Abwurf. - Geradeausfahrt auf Autobahn + kreisförmige Ausfahrt Allgemein: Krummlinige Bewegung angefittet durch Translation + Rotation s(t) D Translation R Rotation Modellkörper Massepunkt - Translation : Massepunkt - Rotation : Massepunkt an steifer, gewichtsloser Stange Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 14 Versuch drehende Balkenwaage Starrer Körper, der um einen Drehpunkt (vgl. Drehmoment) rotiert, führt eine Kreisbewegung aus. Kreisbewegung in der Technik ebenso wichtig wie Translation, da alle rotierenden Gegenstände wie Antriebsachsen, Ritzel, Räder, ... Kreisbewegungen durchführen. Arten Bewegung Koordinatensystem Beschreibung Translation Rotation Geradlinig Drehung Rechtwinklig Polarkoordinaten Vektoren Skalare r s ϕ Weg Drehwinkel (Def. über Bogenmaß) Massepunkt Modellkörper Massepunkt an gewichtloser, drehbarer Stange Aufzug Bsp: Karusell Grundlage: Ortsänderung im Bezugssystem Weg-Zeit-Diagramm Orts-Diagramm z s t = T0 t = T1 s r0 y r1 x T0 T1 t wichtig: geeignetes Bezugssystem: kartesische- - Polarkoordinaten ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 15 Relative Bewegungen Windstille ! Wie ist dieses Photo „entstanden“ ? Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 16 2.3.1 Geschwindigkeit Maß für Wegänderung pro Zeiteinheit : Geschwindigkeit Def.: Ortsänderung pro Zeiteinheit v= ≡ Geschwindigkeit ∆s = ∆ t { Differenz ds dt { ≡ s& (MK - 1) Differential [v] = m s r r bzw. vektoriell v = s& Geschwindigkeit = Zeitableitung des Weges Bsp. Ableitung s.u. Zusammenhang : Weg - Geschwindigkeit - Zeit s v ds / dt = v s t t v =0 v = const v const Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 17 Beispiel: Ableitung (eindimensional) geg. s(t) v= ds = s& dt a= Beschleunigungstyp dv = v& = &s& dt 1 0 0 t 1 0 0 t² 2t 2 const t³ * 3t² 6t ≠ const sinωt ω cosωt -ω²sinωt = -ω² s Schwingung *: t³ z. B. bei Anlauf- bzw. Abbremsprofilen von Motoren Größenordnungen Vergleich Physik - Technik Geschwindigkeit S + - 10 -3 1 10 10 3 10 6 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 10 9 v / m/s 18 Weg kann durch zeitliche Integration der Geschwindigkeit berechnet werden: Aus (MK 1) : ds = v dt integrieren = umgekehrte Differentiation, daraus erhält man den Weg Herleitung: Weg berechnen, wenn v gegeben v = ds / dt | dt v dt = ds |∫ → r s(t ) = T1 r r v ( t ) dt s + 0 ∫ (MK - 2) T0 Anwendung Flugzeug: Staudruck-Messgerät mißt nur die Geschwindigkeit → Integration ergibt s ! Problem Integration und Variable t T1 Herleitung für v = const. : s = v ∫ dt = v (T1 − T0 ) = v ∆T → s = v t üblich T0 Achtung: übliche Definition: t als relative Zeit nach Meßbeginn !! r r r r r Spezialfall: v ≠ v (t ) , d.h. v = const: s (t ) = v ⋅ t + s o s0 : Integrationskonstante, Weg zu Beginn bei T0 Beispiel: Auto mit v = 10 m/s = const. ; Zeitdauer 100 s ; so = 0 m T 1 r r r s (t ) = ∫ v (t ) dt + s 0 = T0 100 s ∫ 10 0 100 s m s dt = 10 m s ∫ dt = 10 ms ⋅100 s = 1000 m 0 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 19 Weg - Zeit - Diagramm am Beispiel Zugfahrplan mit ‚Problem’ v(t) s / km Weg - Zeit - Diagramm 160 140 120 100 80 v 60 m 40 20 0 0 20 40 60 80 100 120 t / min Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 20 aber: Zugzeiten nur Abfahrt - Ankunft, dort v = 0 , dazwischen max. ca. 200 km/h ds/dt = va s v s t vaktuell v mittel = s t t Def.: Mittlere Geschwindigkeit r r ∆s vm = ∆t (MK - 3) r r d s r& va = ≡s dt (MK - 4) für ∆t → 0 : Def.: aktuelle Momentangeschwindigkeit z.B. die Anzeige durch Tachometer Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 21 2.3.2 Beschleunigung Was passiert, wenn sich Geschwindigkeit zeitlich ändert z.B. Auto anfährt ? Die Geschwindigkeit ändert sich mit der Zeit, d.h. ist zeitabhängig. Def.: Beschleunigung = Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit [a] = m/s Technik: r ∆v ∆t { r a= = Durchschnittswert a > 0 : Beschleunigung ; r dv dt { r r ≡ v& = &s& (MK - 5) akt.Momen tan wert a < 0 : Verzögerung Zahlenbeispiel siehe obenstehende Tabelle Zusammenhang Weg - Geschwindigkeit - Beschleunigung - Zeit s va ds/dt = v s dv / dt = a v t t t v=0 v = const a =0 v const a = const v a const const Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 22 Vergleich Physik - Technik Größenordnungen Beschleunigung 1 10 10 3 10 6 10 9 12 10 a / m/s² Elektrotechnik: Beschleunigung von geladenen Teilchen : Strahlung nach Maxwell - Gleichungen : Synchrotonstrahlung Geschwindigkeit und Weg können aus der Beschleunigung durch zeitliche Integration berechnet werden: Geschwindigkeit r r r v (t ) = ∫ a (t ) dt + v 0 (MK - 6) Weg r r r s (t ) = ∫ v (t ) dt + s 0 (MK - 7) Analog für Rotation, statt Weg s den Winkel ϕ verwenden (s.u.) ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 23 2.3.3 Translation r Vereinfachung eindimensionale Betrachtung (1D): s → s (o.B.d.A.) Def.: Bewegungstyp / -form Art Gleichförmig gleichmäßig ungleichmäßig beschleunigt beschleunigt a 0 const. ≠ const. v Const. Lineare Änderung, v ∼ t ≠ const. Bsp. Auto 100 km/h Freier Fall Pendel → es gibt nur 3 Arten der Translation (bzw. Rotation): 2.3.3.1 Gleichförmige Translation s Typ: a = 0 va aus (MK - 6): v = vo vo aus (MK - 7): s = ∫vdt = vo t + C so t → s = vo t + so (MK – 8) JAVA Applett: Bewegung mit konstanter Beschleunigung Beispiel: Autofahrt mit konstanter Geschwindigkeit entspricht mittlerer Geschwindigkeit, impliziert ∆s / ∆t Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 24 2.3.3.2 Gleichmäßig beschleunigte Translation Versuch: - Ball fallen lassen - Wagen mit Gewicht und Umlenkrolle d.i. Freier Fall = gleichmäßig beschleunigte Bewegung s Typ: a(t) = const va Bsp.: Freier Fall t aus (MK – 6): v = const. ∫ dt = a t aus (MK - 7): s = ∫vdt = a∫tdt = ½ a t 2 Formeln aus (MK - 6) und (MK - 7), so = 0 Geg. vo = 0 vo ≠ 0 a, t v = at v = at + vo a, s s = /2 at² 1 s = /2 at² + vo t 1 v = 2as v = 2 a s + v2o Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 (MK - 9) 25 2.3.3.3 Ungleichmäßig beschleunigte Bewegung Versuch Pendelschwingungen : Umkehrpunkt: Richtungsumkehr von Geschwindigkeit und Beschleunigung → ungleichmäßig beschleunigte Bewegung Typ: a(t) ≠ const. ; a = a(t) Beispiel: Mechanische Schwingungen s v t a Anfangsbed. für t = 0 : s(0) = 1 ; v(0) = 0 geg: a ∼ cosωt v = ∫ a dt ∼ sinωt s = ∫∫ a dt 2 = ∫ v dt ∼ cosωt s ∼ − a , s ∼ − &s& typ. für Schwingungen Beispiel a = kt Bem: [k] = m/s² 1 2 v = ∫ a dt = k ∫ t dt = kt 2 1 1 s = ∫ v dt = k ∫ t 2 dt = kt 3 2 6 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 26 Beispiele einfacher Translationen: Freier Fall / Schiefer Wurf 2.3.3.4 Einfache Translationen im Erdfeld a = g = 9,81 m/s² ≈ 10 m/s² = const. → gleichförmig beschleunigte Bewegung, Modellkörper : Massepunkt NB: - Erdoberfläche, s klein, kein Luftwiderstand, keine Erdrotation - g verringert sich mit zunehmenden Abstand von der Erdoberfläche (Übungsaufgabe) - g sehr exakt mit Pendeln meßbar, so daß Höhe über Meeresspiegel bestimmbar Dim Bez. Anfangsgeschwindigkeit * 1 Freier Fall voz = 0 Senkrechter Wurf voz > 0 nach oben z Voy = 0 y voz < 0 nach unten 2/3 Waagrechter Wurf vox ≠ 0 voz = 0 Schiefer Wurf vox und voz ≠ 0 x v 0x r (*) : v 0 = v 0 y v 0z y hier als konstant gewählt, ebenso liegt der Abwurfort im Ursprung ! Beides kann durch lineare Koordinatentransformation (und ggf. Drehung) immer erreicht werden. Bei Wurf mit Seitenwind ist y nicht konstant, also zu berücksichtigen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 27 für die beiden Beispiele gilt : - a = g aus (MK - 9): v = g t + v 0 r r - AB: v (t = 0) = 0 , s (t = 0) = 0 a) Freier Fall Kinematik Energiesatz (Vorgriff) 1 s = gt 2 + v 0 t + s0 2 siehe Ekin = Epot &s& = a = g 1D mv 2 = mgh 2 für s0 = 0 und v 0 = 0 1 s = gt 2 2 v = 2gs = 2gh v = gt s= v2 2g 1 v2 v2 v t= s= g 2 = g 2 g 2g v2 1 s = gt 2 ; v = gt ; s = 2g 2 (MK – 10) d.h. beide Wege führen zum selben Ziel ! wenn aber Zeitabhängigkeit gefragt ist, kommt man nur mit kinematischen Methoden weiter Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 28 b) Wurf vektorielle Betrachtung Zusammensetzung von - gleichförmiger Translation und - gleichmäßiger Beschleunigung (Freier Fall) z Anfangsbedingungen (t = 0) : 0 v ox 0 r r r s0 = 0 ; v 0 = 0 ; a 0 = 0 0 v − g oz unbeschl. Bew. − y g gleichm. beschl.Bew. V0x x Achtung: rechtshändiges Koordinatensystem ! Rechengang: v = ∫adt ; s = ∫vdt → v ox 0 r v= 0 + 0 v − gt oz gleichförm ig v ox t r s= 0 + v t − oz gleichm.beschl. 0 v ox t 0 = 0 1 2 1 2 v oz t − g t gt 2 2 (MK - 11) r ! Probe: &s&z = − g √ Übung: Vereinfachen Sie obige Formeln für senkrechten Wurf nach oben und unten. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 29 Bsp: Waagrechter Wurf voz = 0 v0 X r v= 0 − gt v0 X t r s= 0 1 − g t2 2 r Absolutgeschwindigkeit: v = v = v 2x + v 2y + v 2z → v(t ) = hier Fälle: v 20 x + g² t ² - t klein : v ≈ vx - t groß : v ≈ gt bisher: alle Werte zeitabhängig, aber auf welche Bahn fliegt der Massepunkt ? Bahnkurve sx = vox t ≡ U (i) sz = - 1/2 gt² ≡ V (ii) aus (i) t = U / vox (i’) z (i’) in (ii) V=− g g U2 bzw. z = − x² 2 2 2 v ox 2 v ox t=0 v0x x das ist eine (Wurf-) Parabel z ~ x² vx Absolutgeschwindigkeit ist tangential zur Bahnkurve |v| vy 2 v = v( x, z) = v ox + g² x² v 2ox (1') in v eingesetzt v ~x v0x x JAVA Applett: Schiefer Wurf Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 30 Wie hoch ‚fliegt’ ein Skispringer ? Olympia-Schanzen Calgary Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 31 2.3.4 Rotation Bsp: Pendel, drehbare Balkenwaage Modellkörper : Massepunkt an gewichtsloser, steifer Stange wichtigste Größe (analog zum Weg s): Drehwinkel (MK 12) ϕ = s /r → s = r ϕ r = const. ; s(t) : Bogenmaß ; [ϕ] = rad 180° = π karthesische Koordinaten Polarkoordinaten y s D x 2 Variable: x , y Winkelgeschwindigkeit [α] = rad/s² r 1 Variable ϕ, da r = const. ∆ϕ dϕ ≡ = ϕ& ∆t dt (MK - 13) ∆ω dω & =ϕ && = =ω ∆t dt (MK - 14) ω= [ω] = rad/s Winkelbeschleunigung ϕ α= Alle Definitionen wie Translation ϕ , ω , α sind Skalare, keine Vektoren !! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 32 Zusammenführung Translation - Rotation (hier nur Skalare bzw. Beträge) Translation Rotation TR Weg s ϕ s=rϕ Geschwindigkeit v ω v=rω Beschleunigung a α a=rα (MK - 15) Bewegungsformen wie Translation : - gleichförmig α=0 - gleichmäßig beschleunigt α = const - ungleichmäßig beschleunigt α ≠ const. Vektorielle Betrachtung v a für dt T2 Beschleunigung = Geschwindigkeitsdifferenz r ω zeigt bei Bewegung in Gegenuhrzeigersinn ‚ins Blatt’ hinein Geschwindigkeit Tangential zur Bahn r r r v=ω×r (MK - 16) Zentripetalbeschleunigung - zeigt zur Rotationsachse (Mittelpunkt) - meist nur Betrag: a = ω² r interessant r r v2 r a = r = − ω2 r r (MK 17) Beschleunigung zeigt nach ‘innen’, die Kraftwirkung auf einen Körper, der sich auf einer Kreisbahn bewegt ist dann nach außen: Karussell, Satellit. Bedingung für Schwerelosigkeit : Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 33 v²/r = g Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 34 Zentripetalkraft Ursache der Zentralbewegung (Beschleunigung in Richtung Zentrifugalkraft Mittelpunkt) JAVA Applett: Karussell (Zentripetalkraft) Zentripetalkraft D Zentrifugalkraft ist Trägheitskraft (Scheinkraft, nicht sichtbar von außen), welche der Zentripetalkraft entgegengesetzt ist, also vom Drehzentrum weg. Von lateinisch 'fugare' = fliehen Zentripetalkraft Zentrifugalkraft r m v2 Fzp = = m ω2 r (≡ m a) r r r Fzf = − Fzp (MK - 18) Coriolis-Kraft weitere Kraft in bewegten, rotierenden Systemen. Tritt auf, wenn sich ein Körper radial nach innen oder außen bewegt (Scheinkraft) r r r Fc = − 2 m ω × vr anschauliche Erklärung: Bahngeschwindigkeit hängt vom Abstand von der Drehachse ab, ein sich nach außen bewegender Körper muß daher Kraft aufwenden, um in Ruhe zu bleiben. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 35 Versuch: Kugel auf rotierender Platte läuft spiralförmig nach außen, da sie Corioliskraft nicht aufbringen kann. Wirkliche Bahn im ruhenden System (mitbewegter Beobachter) ist eine Gerade ruhender Beob. mitbew. Beob. v in radialer Richtung scheinbare Bahn im rotierenden System (Beobachter ruhend, außenstehend) ist eine Spirale Bsp.: - ESP – Sensor - Hochdruck auf Nordhalbkugel bedingt Ostwind in Mitteleuropa - Wirbel in der Badewanne Bsp: Gleichförmige Kreisbewegung ω = const. ; α = 0 z.B. gleichmäßig drehender Motor Drehwinkel aus konstanter Winkelgeschwindigkeit 1 Umdrehung d.h. 360° bzw. 2π entspricht 1 Periode Drehwinkel (entspr. s = v t ) ϕ = ωt Periodendauer T= f= Frequenz 1 ω = T 2π N = ϕ / 2π Anzahl der Umdrehungen Drehzahl 2π ω n= ∆N dN & dϕ ω = =N= = =f ∆t dt 2π dt 2π (MK - 19) Periodendauer wird bei großen Zeiten z.B. Erdumdrehung in 24 h verwendet, dagegen Frequenz bzw. Drehzahl bei kleinen Dauern: Motor 6000/min, HF-Technik 100 MHz JAVA Applett: Kreisbewegung mit konstanter Winkelgeschwindigkeit Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 36 Bsp: Gleichmäßig Beschleunigte Kreisbewegung α = const. z.B. anlaufender Motor Winkelgeschwindigkeit ω=αt (MK - 20) Drehwinkel ϕ = ω t = 1/2 α t² Analog gleichmäßig beschleunigte Translation Rotation in karthesischen Koordinaten IM y r co s ϕ Reell: ϕ = ϕ(t ) ; r (ϕ) = R sin ϕ v r a r − sin ϕ v tangential zu r v = R cos ϕ r r r a = v& = &s& r r r − cos ϕ cos ϕ = − R = − v& = − r a = R − sin ϕ sin ϕ r a zeigt zur Drehachse (MK - 21) r r v = r& ϕ sin D cos R RE x Imaginäre Schreibweise Eulerformel : e jα = cos α + j sin α z = cos x + j sin y = R e jϕ = R e jωt =ˆ s mit ϕ = ω t z ′ = jω z = v z′′ = − ω2 z = a z =Re jωt vgl.Schwingung z 67 8 z& =ˆ v =ˆ j ω R e jωt &z& =ˆ a =ˆ − ω 2 R e jωt = − ω 2 z 123 (MK - 22) z Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 37 Zusammenfassung Kinematik Art gleichförmig Gleichförmig Ungleichförmig beschleunigt beschleunigt 0 konstant nicht konstant nein nein ja v,ω const const * t v = ∫ a dt , ω = ∫ α dt s,ϕ const * t 1/2 const * t² s = ∫ v dt , ϕ = ∫ ω dt Beschleunigung a = a(t) , α = α (t) alle Anfangswerte hier Null : vo = ωo = so = ϕo = 0 s=rϕ ;v=rω ;a=rα 1D - ggf. Vektoren verwenden r r r & =ϕ && Ableitungen, wenn s bzw. ϕ zeitabhängig gegeben: a = v& = &s& ; α = ω Def. - aktueller Momentanwert aus Differenz - Mittel- bzw.Durchschnittswert aus Differential (∆t → 0) z.B. z.B. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 ds dt ∆ϕ ωm = ∆t va = 38 2.4 Dynamik Def.: In der Dynamik wird die Kraft als Ursache der Bewegung betrachtet, hier wird die Statik mit der Kinematik zusammengeführt. Inhalt: Bewegungsgleichungen - Energie - Impuls, .... Translation Rotation Modellkörper Massepunkt Starrer Körper Grundgesetz F=ma M=Jα Wagen mit Gewicht Motor Bsp Ziel: Bewegungsgleichung aufstellen ! 2.4.1 Translation 2.4.1.1 Newtonsche Gesetze 1. Trägheitsgesetz Ein Körper bleibt in Ruhe oder er bewegt sich gleichförmig, wenn keine äußeren Kräfte auf ihn einwirken oder diese in Summe Null sind. Bsp: Gegenstand hinlegen - aber : Erde dreht sich um sich selbst und um Sonne anderer Fall: Autofahrt geradeaus, nicht angeschnallt gegen Baum: Insassen fliegen unbeschleunigt weiter; d.h. Auto wird beschleunigt, d.h. es wirken Kräfte Wirken Kräfte auf einen Körper, so ändert er seinen Bewegungszustand: Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 39 Kraft und Masse aus Statik werden mit der Beschleunigung aus Kinematik: zusammengeführt im Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 40 2. Grundgesetz der Mechanik Speziell r r F = ma m = const. (Newton) (MD - 1) allgemein m ≠ const., p: Impuls r d (mvr ) r F= = p& dt r r r r r d (m v ) & v + m v& = m & v + ma Allgemeine Formulierung =m dt & = Massenänderung pro Zeiteinheit (Massenstrom) mit m Vgl: Strom in der ET: Ladung pro Zeiteinheit I = ∆Q / ∆t Fälle: - m = m(t) : Rakete - m = m(v) : relativistische Massenzunahme (Einstein) vereinfachte Formulierung: Um einen Körper zu beschleunigen, ist eine Kraft notwendig, die gleich dem Produkt aus Masse und Beschleunigung ist Versuch: Wagen mit Fallgewicht an Umlenkrolle: Gewichtskraft beschleunigt Wagen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 41 3. Kraft erzeugt Gegenkraft aus der Statik: Summe aller Kräfte ist Null Σ Fi = 0 ; Bsp. Gewicht auf Unterlage Erweiterung auf Dynamik: Bsp: - Fahrt im Auto/Zug mit konstanter Geschwindigkeit bei Fahrt in Kurve merkt man Kräfte bzw. beim Anfahren. = Kräfte in beschleunigten Bezugssystemen : sogenannte Trägheitskräfte - Anfahrt Zug: Flasche fällt vom Tisch - Gasballon in Auto, bremsen - wohin bewegt sich Ballon ? nach hinten, da Luft sich nach vorne bewegt (vorne größerer Luftdruck) Die Summe aller Kräfte ist auch bei einem bewegten Körper Null Dynamisches Gleichgewicht Σ Fi = 0 (MD - 2) auch d’Alembertsches Prinzip Versuche: - Ball auf Wagen und diesen beschleunigen: Ball fällt runter wegen Trägheit - Ball mit Hand unterstützen : Gewichtskraft wird durch Hand kompensiert. Hand wegnehmen - Ball fällt. Wo bleibt das Pendant zur 'Handkraft' ? - Gewicht an Federwage * wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach oben gezogen, nimmt das angezeigte Gewicht zu * wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach unten bewegt, nimmt das angezeigte Gewicht ab Bsp. Aufzug: aufwärts fühlt man sich schwerer, abwärts leichter, aber Person fühlt sich unbewegt ! Deutung offenbar nur mit einer 'dynamisch' wirkenden 'trägen' Masse möglich ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 42 Trägheitskraft und Formulierung des d'Alembertsches Prinzipes r aus ∑ Fi =0 r r Fb − Ft = 0 (d´Alembert) (MD - 3) Fb : beschleunigende Kraft, statisch, z.B.Gewichtskraft Ft = m a Ft : Trägheitskraft mit : m : Gesamtmasse des Systemes a : Beschleunigung des Systemes, für Statik a = 0, siehe NB Trägkeitskraft - Scheinkraft in beschleunigten Bezugssystemen (vgl. Zentrifugalkraft) - wirkt der Beschleunigenden Kraft entgegen NB: r r es kann auch mit Ft = m a = Fb gerechnet werden. Dann ist die Dynamik auf der linken Seite der Gleichung und die Statik auf der rechten Seite. Äquivalenzprinzip: Ist die träge Masse gleich der schweren Masse ? - träge Masse : Dynamik - Trägheitskraft - schwere Masse : Statik - Gewicht in Ruhe Die Äquivalenz ist im Rahmen höchster Meßgenauigkeiten als erfüllt nachgewiesen. Aufgabe der Dynamik: Bewegungsgleichung aus Kraftansatz / Energiesatz erstellen und lösen Mit Dynamik kann Beschleunigung berechnet werden, was mit der Kinematik nicht möglich ist. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 43 Beispiele zum D'Alembertschen Prinzip Freier Fall Kraftansatz Energieansatz (Vorgriff) 1) d’Alembert: ΣF = 0 Eges = const Fb - Ft = 0 Ft = m a Epot = Ekin m (Massepunkt) 0 x FG Start 2) Kräfte bestimmen F b = m g = Fg m g x = ½ m v² Ft = m a (immer, '-' im Ansatz) → x& = v = 2 g x 3) einsetzen mg-ma=0 → a = g = &x& x(t);v(t) → schwierig gleichmäßig beschl. Bewegung & = v = g t, x = ½ g t² → x → x& = v = 2 g x Der Kraftansatz berechnet aber das d'Alembertsche Prinzip die Beschleunigung des Systems ! Energieansatz erscheint 'leichter', ist aber deutlich aufwendiger aufwendiger, wenn s(t) und v(t) gesucht ! Das geht am besten mit dem Kraftansatz und Kinematik Der Kraftansatz liefert sowohl die Zeitabhängigkeiten als auch den Weg-GeschwindigkeitsZusammenhang. Wenn ein Ansatz nicht 'funktioniert', den anderen Ansatz verwenden ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 44 Beschleunigung von Wagen und Gewicht über Seilrolle Kraftansatz: d’Alembert: ΣF = 0 t=0 1) Fb - Ft = 0 0 Ft x F b 2) Kräfte bestimmen Fb = m G g mW Ft = (mw + mG) a mG mw + mG = Gesamtmasse des Systems F G 3) einsetzen mG g - (mw + mG)a = 0 → a= JAVA Applett: 2. Gesetz von Newton mG ⋅g mW + mG (Fahrbahnversuch) Rest: Kinematik Weitere Berechnungen dann wie Kinematik gleichmäßig beschleunigte Translation Stimmt das Ergebnis ? Schnelle Prüfung von bei der Berechnung von Formeln: a) Stimmt die Einheit des Ergebnisses ? b) Ergeben die Extremfälle aus Gedankenexperimenten Sinnvolles und Schlüssiges ? angewandt auf obiges Beispiel: a) Einheit : [a]= m/s² √ b) Extremfälle - mw → 0 :a≈g √ - mw >> mG : a → 0 √ - mG = 0 :a=0 √ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 45 2.4.1.2 Arbeit Die Kraftwirkung wird erst durch Bewegung des Körpers sichtbar, die Wirkung wird mit dem Begriff Arbeit erfaßt: 'umgangssprachlich': Arbeit = Kraft * Weg Bsp: Gewicht in Hand und laufen - keine Arbeit wird verrichtet, da Gewicht nur gehalten wird (Kraft ⊥ Weg), Maßkrug-Haltewettbewerb Weg = 0; vergl. Übungsaufgabe Vektoren. Kraft F Arbeit [W] = Nm = J r r W = F⋅ s Konstant r s1 r r r W = ∫ F(s) ⋅ ds Wegabhängig (MD - 4) r so Wegabhängigkeit kann auch durch Summen mit konstanter Kraft ausgedrückt werden Bsp: Leiterwagen in der Ebene mit verschiedenen Reibungswerten wie Eis, Kies, Sand Arbeit ist ein Skalar, da vektorielles Skalarprodukt Die Arbeit bei konstanter Kraft ist ein Spezialfall der wegabhängigen Arbeit: r r s1 r r r F = const. : F ∫ ds = F ⋅ s r so SI-fremd : - kWh = 3,6 MJ - eV = 1,6 10 -19 (Energiewirtschaft) J (Atomphysik) Arten Bsp. (Vereinfachung: 1D) Hubarbeit Gewichtheben, Flaschenzug: Kraft kleiner - Weg größer : Arbeit = const. Beschleunigungsarbeit Anfahren Auto Reibungsarbeit Luftwiderstand, Quader auf schiefer Ebene Verformungsarbeit Feder spannen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 46 Hubarbeit im Schwerefeld der Erde Annahme: g = const W hub → F = const, Weg klein W hub = ∫F ds W hub ~ h mit F = m g und s = h erhält man h → Hubarbeit W hub = m g h (MD - 5) Versuche: - Wagen mit Seil und Fallgewicht über Umlenkrolle - Gewicht senkrecht hochheben mit Federwaage: Kraft * Weg = Arbeit - dasselbe auf Schiefer Ebene: Kraft kleiner, Weg länger → Arbeit = konst. - Flaschenzug: durch Umlenkrollen wird die aufzubringende Kraft kleiner aber der (Zug-) Weg dafür entsprechend länger → Arbeit gleich groß wie beim Hochheben ohne Seilzug. Benefit: Flaschenzug wirkt als 'Getriebe' für Muskeln, sodaß auch schwere Gegenstände hochgehoben werden können JAVA Applett: Flaschenzug Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 47 Beschleunigungsarbeit Wenn sich v ändert ist Beschleunigungsarbeit notwendig, sonst W = 0 da a = 0 und ∆v = 0 Fall: a = const Fall: a ≠ const Fbeschl = m a = const W beschl = ∫F ds = m ∫ads → W beschl = m a s =m ∫ gleichmäßig beschleunigte Translation: dv ds dt v = 2as V =m ∫ dv nach a auflösen und einsetzen 2 ds = m ∫ v dv dt V1 → W beschl = m s v²/2s W beschl = ½ m v² W beschl = 1 m v 22 − v12 2 ( Achtung: gilt nur, wenn Immer verwenden, wenn Anfangsgeschwindigkeit = 0 Anfangsgeschwindigkeit ≠ 0 Bsp: Wbeschl m = 2 kg v1 = 5 m s v2 = 6 m s (MD - 6) ) } ∆ v =1 m s Wbeschl ~ v 2 1 Wbeschl = m (36 − 25) = 11 J 2 nicht = 1 m ⋅12 = 1 J ! 2 v Bei nichtlinearen, hier quadratischen Gesetzen immer Differenz der Potenzen bilden, nicht die beiden Zahlen subtrahieren und dann potenzieren ! Nur bei linearen Gesetzen (z.B. Hubarbeit) kann einfach die Differenz gebildet werden. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 48 Spannarbeit (Verformungsarbeit) z.B. bei Feder r s1 Ws r r r Aus W = ∫ F(s) ⋅ ds r so Ws ~ x 2 mit s = x F = F(x) = FF = - D x (Hooke) x D : Federkonstante, [D] = N/m x2 1 D [x ²] xx12 x 22 − x 12 2 ( → Ws = − D ∫ x dx = − x1 Spannarbeit ) x2 Ws = ∫ FF dx = ± x1 1 D x 22 − x12 2 ( ) (MD - 7) wobei x1/2 : Auslenkung aus unbeeinflußter Länge x = x2 - x1: aktuell gedehneter Weg + aus Sicht von außen - aus Sicht der Feder - x1 = 0 bei Auslenkung aus Ruhelage ; vgl. Beschleunigungsarbeit Beispiel : Kraft ist wegabhängig ∼ x; Spannarbeit 1. Bsp: ungespannte Feder um 1mm dehnen W s = ½ D x² = ½ D 2. Bsp: vorgespannte (1mm) Feder um 1mm dehnen 2 W s = D∫ x dx = 1 2 1 1 3 D [x ²] 1 = D (4 − 1) = D 2 2 2 nicht additiv wie bei Hubarbeit !! Energiespeicher gespannte Feder: Mine aus geöffnetem Kugelschreiber springen lassen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 49 Reibungsarbeit Versuch : Würfel fallen lassen - dasselbe Schiefe Ebene: v geringer, da Reibung Reibung Fr Beispiel Festkörper µ FN Flüssigkeit ∼v Strömungswiderstand (laminar) Gas ∼ v² Luftwiderstand (turbulent) Verformung deform. Medien Gleitreibung, FN : Auflagekraft, schiefe Ebene Feder spannen (MD - 8) W r = Fr s Reibungsarbeit (MD - 9) bei wegunabhängiger Reibungskraft Reibungsarbeit wird praktisch immer in Wärme umgewandelt. Bsp.: - 'glühende' Bremsscheiben Formel 1 - Schutzschild Raumfähren - Mikrowellenherd d’Alembertsches Prinzip mit Reibungskraft Fb - Fr - Ft = 0 (MD - 10) Reibung wirkt der beschleunigenden Kraft entgegen ; siehe Bsp. Freier Fall mit Reibung Reibungsphänomene komplex: - Luftwiderstand Auto im Windkanal optimieren - Luftwiderstand Golfball Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 50 Beispiel Auto: - Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h : Motor- , Getriebereibung, Luftwiderstand, ... - Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h - 7 l bei konstant 120 km/h : Differenz höhere Luftreibung Höchstgeschwindigkeit hängt nur vom Luftwiderstand ab - Luftwiderstand (Richtwerte) Geschwindigskeitsbereich Reibung < 50 km/h vernachlässigbar 50 - 100 km/h 'naja', typ. ~ v > 100 km/h typ. ~ v² 2.4.1.3 Energie Def: An einem Körper verrichtete Arbeit vergrößert dessen Energie, die wiederum in Arbeit umgewandelt werden kann. Energiesatz Eges = const. (MD - 11) [E] = J Eges (To) = Eges (T1) Ausnahme: Wärme kann nicht direkt in andere Energien umgewandelt werden: Stein kühlt sich von alleine ab und springt hoch ! Einheit wie Arbeit → Energie kann nicht verbraucht sondern nur von einer Art in eine andere umgewandelt werden! → kein Perpetuum mobile Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 51 Energie - Formel Beispiel Arten Kinetisch Ekin = ½ m v² Ekin bei Autounfall Erot = ½ J ω² Motor beim Auslaufen Epot = m g h Freier Fall Energie- Energie- Speicher Transport (Translation) Rotation Schwungrad (2.4.2) Potentiell (Erde) Speicher- Pumpstation kraftwerk Reibung Siehe Arbeit Luftwiderstand Wärme Ew = c m ∆T Kochen Wasser- Fernwärme speicher Elektrisch Eel = U I t Leiter = Transport von Akku Energie !! Chemisch Strahlung E∼ω Hochspannungsleitung Reaktionswärme Benzin Tank Photosynthese, ‘Sonne’ em. Wellen Solarenergie, ?!? IR-Thermometer Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 52 Beispiel Kinetische Energie Setzt man die Kinetische Energie eines Autos bei 100 km/h zu 100 %, so verdoppelt sich diese bei 140 km/h !! Hierzu kommt noch die physiologische Belastbarkeit des Menschen, die angenähert ebenfalls quadratisch verlaufen könnte. Daraus folgt dann ein doppelt so hohes Risiko, wenn die Geschwindigkeit von 100 auf 120 km/h gesteigert wird. Kinetische Energie bei Autofahrt / -unfall Ekin /% (100%= 100 km/h) 400 350 300 250 200 150 ~ v² 100 ~v 50 physiologische Belastung ~v²*v² 0 100 120 140 160 180 200 220 v / km/h Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 53 Translativer Energiesatz ohne Reibung mit Reibung Ekin(T0) + Epot(To) = Ekin(T1) + Epot(T1) (MD - 12) Ekin(T0) + Epot(To) + Ereib = Eges(T1) Bem: - Ereib ~ W reib - Reibung ggf. bei T0 und T1 berücksichtigen - gilt nur in Gravitations- (mgh) und elektrischen (eE) Feldern wegen linearer Abhängigkeit ! - gilt z. B. nicht in Wasserströmung! Ernergie von A nach B kann dort wegabhängig sein. Bsp.: Energieumwandlung Epot1 → Ekin → Epot2 a) Würfel im Freien Fall a) b) Versuch : E pot1 b) Würfel über schiefe Ebene W E h E kin G Epot1 ist in beiden Fällen gleich, aber bei b) ist die erreichte Höhe h ( = Epot2) des Gegenstandes G geringer, da ein Teil von Epot2 in Reibungswärme umgewandelt wird. Weitere Verlust durch Aufprall. Reibungsenergie ist im mechanischen Sinne verloren ! Versuch: Ball / Blatt Papier fallen lassen Ball schneller obwohl Epot gleich Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 54 pot2 Bsp: Freier Fall ohne/mit Luftwiderstand a) Energieansatz: Epot (To) = Ekin (T1) + Er (T1) mit Er = F s m g h = ½ m v² + k v² h k : Reibungskoeffizient → v² (½ m + k h) = m g h → mg h m + kh 2 v= Extremfälle: - keine Reibung (k = 0) : v= - große Reibung ( k → ∞ ) : 2 gh √ v→0 √ aber : Wie groß ist a, Endgeschwindigkeit, s(t) ??? Integration nach Weg kompliziert, da der zurückgelegte Weg hier als h in der Formel steckt. Dasselbe gilt für die zeitabhängige Beschleunigung. b) Kraftansatz ΣF = 0 → Fb - Fr - Ft = 0 → mg - kv² - m a = 0 (DGL 2. Sem), a = dv/dt ‘schlecht’ integrierbar, da a und v² gleichzeitig auftreten, aber Endgeschwindigkeit : a = v& = 0 mg - k v² = 0 → Extremwerte: v end = mg k k → 0 : vend → ∞ k → ∞ : vend → 0 √ √ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 55 Beispiel: Geschwindigkeit beim Freien Fall 50 v / m/s 40 30 v = const / a = 0 20 10 mit Luftwiderstand ohne Luftwiderstand 0 0 20 40 60 80 100 Fallweg / m v durch Luftwiderstand konstant : Beschleunigung a → 0 weiteres Beispiel Energieansatz: Wagen mit Gewicht über Seilrolle (Kraftansatz s.o.) Epot = Ekin mG g h = ½ * (mw + mG) v² → v= 2 mG g h mw + mG v = v(h) ! Grenzfälle analog Kraftansatz Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 56 2.4.1.4 Leistung weiterer Begriff aus täglichem Leben P= „einfachste Formulierung“, gilt nur für W = F = v = const. : aus P= W = Fv t W Fs ds = = F = Fv t t dt [P] = W = J/s (Normierung auf Zeit) „früher“: Auto : PS ; 1 PS = 0,73 kW Leistung („Arbeit pro Zeit“) P= 'genaue' Formulierung ∆W ∆t { Durchschnitt = ∆t → 0 dW dt { (MD - 13) Momen tan Durchschnittsleistung Pm = ∆W ∆t aktuelle Momentanleistung Pa = dW & = W dt (Definitionen analog Kinematik Geschwindigkeit) erweiterte Betrachtung r r d W d( F ⋅ s ) P= = = dt dt r& r F ⋅s { r r + F⋅ v 0 für F = const kinetische und potentielle Leistung Pkin = Ppot = d Wkin d ( 21 m v(t )² ) = dt dt d Wpot dt = d (m g x(t )) dt = m = const = m = const 1 dv ² m = m v v& = m a v = F v 2 dt mg dx = F x& = F v dt Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 57 Wirkungsgrad η= Pnutz <1 Pgesamt (MD - 14) Pnutz = Pgesamt - Pverlust Pnutz : nutzbare, benutzte Leistung z.B: Auto Vortrieb : Beschleunigungsarbeit Pgesamt : Summe aller Einzelleistungen z.B. Auto: Vortrieb + Wärme + Lichtmaschine + Lärm, ... d.h. alles was Reibung, Geräusche, … verursacht, mindert η ! Bsp.: Wieviel PS sind nötig, um Auto (m = 1,3 t) von 0 auf 100 in 10s zu beschleunigen ? Pm = ∆W kin /∆t = ½ mv²/ 9,2s = 55 kW ≈ 75 PS Prospekt VW GOLF FSI 150 PS : ∆t = 9,2s → η ≈ 0.5 Wirkungsgradverminderung durch : - Reibung - Schaltzeiten - Leistungs - Drehzahl- Charakteristik : Motor gibt nur bei best. Drehzahl 115 PS ab - ... Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 58 2.4.1.5 Impuls alltägliches Beispiel: Billard : 2 Kugeln aufeinander - Energieerhaltung Versuche : Stöße von Stahlkugeln, Tischtennisbällen, Holz-, Styroporkugel Einfachste Vorstellung :2 Kugeln prallen aufeinander Modellkörper : 2 Massepunkte Impuls [p] = kg m/s = Ns r r p= mv 1424 3 Näherung m = const . , r r p& = F 123 (MD - 15) al lg emeiner Fall r allgemein: Vektor p JAVA Applett: - Elastischer und unelastischer Stoß - Newtons Wiege (Energie- und Impulserhaltung) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 59 Einfachster Fall : 2 harte Kugeln prallen aufeinander eine ist vor dem Stoß in Ruhe a) Kraftansatz ΣF = 0 b) Energieansatz Eges = const v = const. außer bei Zusammenprall Ekin vor = Ekin nach + Edeformation d.h. keine Beschleunigung Ft = 0 → F1 + F2 = 0 1 ½ m1v1² + ½ m2v2² = ½ m1v’1² + ½ m2v’2² d p1 d p2 + =0 dt dt d (p1 + p 2 ) = 0 dt ∫ d (p Null) ( 1: vor, 2 nach Stoß) → p& 1 + p& 2 = ' : nach dem Stoß dt mit + p2 ) = ∫ 0 dt =0 (für m = const) → p1 + p 2 = p'1 + p' 2 = c p1 + p 2 = c Impulserhaltung d Eges → m1 v1 + m2 v2 = m1 v’1 + m2 v’2 → p1 + p 2 = const. → (Edeformation hier r ∑ p = const. (MD - 16) i i Bsp.: Stein vom Surfbrett nach hinten ins Wasser werfen → Surfbrett bewegt sich vorwärts ! pStein pStein = pSurfbrett Wasserreibung gering, vernachlässigt Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 pSurfbrett 60 allgemeine Impulsdefinition F= aus (MD - 15) 1D, Vektoren ggf. ergänzen d p d (m v) & v + mv& = m & = = m {v + m {a dt dt Rakete Newton zeitlich veränderliche Masse: Massenstrom ∆m ∆t { = Durchschnitt Anwendungen: dm dt { (MD - 15') & = m akt.Momen tan wert - Verfahrenstechnik: 'konstante Zugabemenge pro Zeiteinheit' m m t t - Rakete : Masse verändert sich durch rasches Verbrennen des Treibstoffes Massenstrom vergleichbar mit elektrischem Strom : I = ∆ Q dQ & = = Q ∆t dt rein physikalisch gesehen gelten bei Transportvorgängen dieselben Gleichungen (s.o.), d.h. es ist 'egal', ob - Masse (Mechanik) - Ladung (ET) - Wärme (Kap. 3) - Wellenenergie (Kap. 5) transportiert wird. Man spricht in allen Fällen von einem Strom. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 61 Sonderfälle (einfachste Modellvorstellungen): Masse Relevante Stoß Merkmal Fall für Bsp. m1 = m2 Größe v2 = 0 Elastisch* ‘v’ wird v1’ = 0 Stahlkugeln, Billard, weitergegeben v2’ = v1 Reflexion an Wand Materialeigenschaften kleben aneinander, Bsp. Unelastisch* Gemeinsames v v1’ = v2’ = v1/2 bleibt Kugel in Schwamm. Ekin wird in Verformung umgewandelt → Wärme Massenpunkte auf konstant Zentral Vektor- p Gerade, p ist hier ein Skalar Modellkörper: Starre bzw eigenschaften Nicht zentral r p deformierbar Körper Billard, seitlicher Stoß, p ist hier ein Vektor p = dF/dt ändert m = m(t) Rakete sich m ändert sich → Rakete gibt Treibstoff ab, v nimmt zu * : ideale Grenzfälle Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 62 2.4.1.6 ‘Raketenphysik’ einer Modellrakete Kinematik / Kraft- / Energieansatz Näherung : - m = const., da wenig Treibstoff im Vergleich zur Gesamtmasse - g = const., da niedrige Flughöhe - keine Reibung 2 Antriebsphasen: - mit Gasausstoß - ohne ‘’ h Antrieb -slos , nach Brennschluß 3 Flugphasen a) beschleunigte Bewegung b) Senkrechter Wurf nach oben c) Freier Fall nach unten b) und c) können zusammengefaßt werden, wenn Senkrechter Wurf mit Abwurfhöhe und geschwindigkeit verwendet wird. beschl. senkr. Bewegung Wurf a b Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 freier Fall t c 63 a) Start : beschleunigt (Brenndauer 5s), a = const.; senkrechter, beschleunigter Wurf : FAn - FG - Ft = 0 mit FAn : Startschub FAn – mg – ma = 0 Startbeschleunigung : a S = FAn −g m bei Brennschluß (t = 5 s) Geschwindigkeit : vBs = ast Höhe 1 : hBs = /2 ast² hier Fan = 2N , m = 0,1kg → as = 10 m/s² vBs = 50 m/s, hBs = 125m nach Brennschluß b) Senkrechter Wurf Max. Steighöhe: hmax = hbs + hsw hsw 2 vbs = (z.B. aus Energiesatz v = 2 g h ) 2g = 125m hmax = 250m nach Gipfelpunkt c) Freier Fall aus Energiesatz bzw. Kinematik : v auftreff = 2 g hmax ≈ 70 m s tatsächlich geringer, da Reibung aber : Masse nicht konstant, also Impulsansatz Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 64 Impulsansatz Grundlage aus (MD - 15’): F = d p d ( m v) & v + m v& = m & v + m a (*) = = m dt dt aus (*), falls keine äußere Kräfte F = 0 : & v + ma 0 = m m(t) x & w → m(t ) v& = − m m vRakete vGas = w dv dm =− w | ⋅ dt dt dt (DGL 2. Sem.) 1 1 dv = − dm | ⋅ ∫ w m 1 w ∫ dv = −∫ 1 dm m v = − ln ( m ) + C w Aus Anfangsbedingungen : t = 0 : v = 0 , m = mo (Startmasse) → C = ln(mo) → m v = w ln o m mit m = m(t) z.B. m(t) = mo - kt > mBS bis hierher: parallel zur Erdoberfläche m bei Start nach oben : v = w ln o − g (h) t m Achtung g = g(h) ! max. Höhe: v integrieren, schwierig Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 65 Modellrakete: w = 1000 m/s, mo = 0,1 kg, mBS = 0,08 kg, t = 5 s → vBS = 173 m/s aus Formelsammlung : hBS = 550 m (50 m/s Kinematik) (125 m Kinematik) d. h. Faktor 2 - 3 ‚mehr’ bei lediglich 20% Differenz der Masse (100 g → 80 g) zwischen (falschem) Kinematikansatz im Vergleich zu Impulsansatz ! m Reale Raketen v = w ln o m w ≈ 3 km/s 1-stufig : typisch: mo ≈6 mBS → vend ≈ 2w → vBS ≈ 6 km/s also schneller als Treibstoffausstoß !! aber: Erreichen einer Erdumlaufbahn erfordert vmin = 8 km/s . Dies ist mit 1-stufiger Rakete nicht möglich, da das Massenverhältnis aus konstruktiven Gründen und der Treibstoff nicht beliebig optimiert werden können. Dies erreicht man aber bei gleichen Parametern (Startmasse, Nutzlast, Treibstoff) mit einer dreistufigen Rakete: Geschwindigkeit nach Brennschluß der i–ten Stufe: M M M vB = w e ln 01 02 ... 0 Z MB1 MB 2 MBZ . Das Argument des Logarithmus heißt „totales Massenverhältnis“ : M0 MB Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 66 Im folgenden Rechenbeispiel werde dieselbe Nutzlast bei denselben Massen von Rakete und Treibstoff beschleunigt; w = 2,7 km/s. Einstufenrakete Dreistufenrakete Nutzlast Nutzlast MN = 0,04 t MH = 0,04 t 3. Stufe MR3 = 0,04 t ; MT3 = 0,20 t Rakete MR = 8,44 t Treibstoff Mt = 42,20 t 2. Stufe MR2 = 0,40 t ; MT2 = 2,00 t 1. Stufe MR1 = 8,00 t ; MT1 = 40,00 t ΣMR = 8,44 t ; ΣMT = 42,20 t Startmasse M0 = 50,68 t → Startmasse M0 = 50,68 t 1. Stufe Masse bei Zündung M01 = 50,68 t Brennschlußmasse MB1 = 10,68 t ∆v1 = 4,21 km/s 2. Stufe Masse bei Zündung M02 = 2,68 t Brennschlußmasse MB2 = 0,68 t ∆v2 = 3,71 km/s 3. Stufe Brennschlußmasse MB = 8,48 t Masse bei Zündung M03 = 0,28 t Brennschlußmasse MB3 = 0,08 t Brennschlußgeschwindigkeit v BS = 2,7 km 50,68 ln s 8,48 ∆v3 = 3,39 km/s Brennschlußgeschwindigkeit der 3. Stufe vBS = ∆v1 + ∆v2 + ∆v3 vBS = 4,8 km/s vBS= 11,31 km/s Dies bedeutet: Mit einer einstufigen Rakete kann man keine Kreisbahn um die Erde erreichen, da die erste kosmische Geschwindigkeit (für eine Kreisbahn an der luftleer gedachten Erdoberfläche) bereits 7,9 km/s beträgt. Für das Verlassen des Erdschwerefeldes sind bereits 11,8 km/s nötig, die kosmische Geshwindigkeit der Erde („Fluchtgeschwindigkeit“). Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 67 Raketenstart und Flugstabilisierung Schwierigkeit beim Start : vo = 0 : instabil, da keine Ruderwirkung, Triebwerke schwenken ! besser bei Sylvesterraketen, da SWP unter Antriebsangriffspunkt SWP oberhalb Unterstützung : labil SWP Stabil, da SWP unterhalb Kraftangriff Seilrolle Kraft SWP SWP Kraft Kraft SWP Kraft analog Seiltänzer mit Stange bzw. Motorradartist Seil : 'Auflagekraft' SWP Weltraumraketen: komplexe Schubvektorsteuerung ( Triebwerk dreht sich – Vektorcharakter des Impulses ) erfordert schnelle Winkelmeß und Regelstrecken. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 68 2.4.2 Rotation Modellkörper: Starrer Körper Versuch Fliehkraft Versuch: Fliehkraftregler Erreichen in diesem Versuch unterschiedlich schwere Kugeln bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit dieselbe Höhe ? 2.4.2.1. Zentripetalkraft Zentrifugalkraft Bsp: Anpressdruck Karusell merkt Ausenstehender nicht , daher Typ 'Trägheitskraft, Scheinkraft' Zentripetalkraft Fr : ‘rückhaltende’ Kraft , Zentripetalkraft Fzp D r Praxis: meist nur Betrag interessant Zentrifugalkraft Fzf ist die Kraft, die ein mitrotierender Beobachter spürt (Fliehkraft) Zentripetalkraft Fzp Zentrifugalkraft Fzf r r r r m v2 Fr = Fzp = m a = r r = v =r ω r r m ω² r = − FZf (MD - 17) Bem.: Fzp ~ ω² Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 69 2.4.2.2 Dynamisches Grundgesetz Modellkörper: starrer Körper Translation Kraft F → M Drehmoment Rotation : Drehmoment m1 r r Mg = ∑ M i = ∑ r r r i × Fi r1 D m2 r2 Herleitung eindimensional 1D : F = m a rF=rma |r D | a = rα (Winkelbeschleunigung) r m → M = (mr²) α = J α J : Massenträgheitsmoment, aus Tabellen bzw. experimentelle Bestimmung r bei zusammengesetzten Körpern : Mges = r r M ∑ i = ∑ Ji α Dynamisches Grundgesetz [J] = kgm² r r M = J α (MD - 18) ΣM=0 (MD - 19) r r Vergleich Translation : F = m a d’Alembertes Prinzip der Rotation Vergleich Translation : Σ F = 0 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 70 Massenträgheitsmoment hier: Schwerpunkt auf Drehachse, sonst Unwucht, z.B. Autoreifen Messung des Trägheitsmomentes durch Drehschwingungen → Kapitel Schwingungen Stabile Drehung um Hauptträgheitsachsen r J = ∑ mi ri 2 = i z r2 ∫ρr dV Vol Kugel r massiv Jx = Jy = Jz = dünne Schale y 2 mr2 5 Jx = Jy = Jz = 2 m r2 3 x Vollzylinder 1 1 1 m r 2 Jy = Jz = m r 2 + m l2 2 4 12 Jx = z dünner Stab (l >> r) Jx = 1 1 m r 2 Jy = Jz = m l2 2 12 dünner Scheibe (l << r) 1 1 m r 2 Jy = Jz = m r 2 2 4 Jx = Hohlzylinder ra y l r i x Jx = 1 m ra2 + ri2 2 ( ) Jy = Jz = 1 1 m ra2 + ri2 + l2 4 3 dünnwandiger Hohlzylinder mit ra ≈ ri dünner Ring(ra ≈ ri, l << r) Jx = 1 1 m r 2 Jy = Jz = m r 2 2 2 z Quader l Jx = 1 m b2 + h2 12 Jy = 1 m l 2 + h2 12 ( ) Jz = 1 m b2 + l2 12 ) h y x b ( ( ) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 71 Drehpunkt außerhalb Schwerpunkt Bsp: Kugel an Seil – Pendel Starrer Körper m m d D d D SWP Satz von Steiner Ja = JSWP + m d² d : Abstand A - SWP (MD - 20) Bsp.: MP an gewichtsloser Stange Ja = m d² da JSWP = 0 (s.o.) 2.4.2.3 Arbeit und Energie bei Rotation Versuch: JoJo - Maxwellsches Rad - fallen lassen mit abgewickelter Schnur : Fall schnell, bleibt unten - fallen lassen mit aufgewickelter Schnur : Fall langsamer, kommt wieder hoch Untersuchung : Ekin JoJo < Ekin Kugel (da v geringer) Wo steckt Energiedifferenz ? Offenbar in der Rotation ! Epot → Ekin + Erot → Energiespeicher Rotation Anwendung : Schwungrad Golf ECO (ca. 1985) beim Bremsen (warum gibt’s das nicht mehr?) Arbeit Energieerhaltung W rot = ∫Mdϕ Ekin + Epot + Erot = const. (MD - 21) Rotationsenergie Leistung Erot = 1/2 J ω² r r P = M⋅ ω (vgl. Translation) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 72 2.4.2.4 ‘Hookesches’ Gesetz bei Rotation : Torsionsfeder Hier nur Beträge, Vektoren ggf. ergänzen M F R Kreisförmiger Querschnitt , ϕ klein Verdrillung klein Halten bei Antriebsachsen, Schrauben etc. Drehmoment M ∼ ϕ (Translation F ∼ x) bzw. F∼ϕ ( M = r x F) 4 bezogen auf Materialstärke : M ∼ ϕ R 4 4 R bringt "viel Steifigkeit" : - R = 1 cm → M ∼ 1 = 1 4 - R = 1,2 cm → M ∼ 1,2 = 2 Drehmoment Mtor = ± D ϕ (MD - 22) Arbeit W tor = ∫ Mdϕ = ½ D ϕ² D ≠ D(ϕ) Vergleich Translation : FFeder = ± D x ; W Feder = ∫ Fdx = ½ D x² D ≠ D(x) 2.4.2.5 Impuls bei Rotation : Drehimpuls Drehimpuls [L] = kg m² /s r r r r L = J ω = r ×p Drehmoment - Drehimpuls r r& M =L = r &ω J{ r + Jα (MD - 23) 0 , falls J = const . Drehimpulserhaltung v ∑ L = const. Bsp. Drehimpulserhaltung : - Einfangen eines rotierenden Satelliten ‚schwierig’, da Impulsübertrag auf Raumschiff - Kreiselstabilisierung, Richtung von L ist raumfest, Anwendung: Kreiselkompass Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 73 2.4.2.6 Transformation Translation - Rotation und Gegenüberstellung hiermit erhält man aus der Translation die Formeln der Rotation durch „Buchstabentauschen“: s→ϕ v→ω a→α m→J F→M p→L (skalar, Vektoren ggf. ergänzen) Translation Variable/Formel Rotation Variable/Formel Weg s Winkel Geschwindigkeit v Winkelgeschwindigkeit ω Beschleunigung a Winkelbeschleunigung α Masse m Massenträgheitsmoment ϕ=s/r J = Σ mr² Kraft F = ma Drehmoment M = Jα Kraftansatz ΣF = 0 Drehmomentansatz ΣM = 0 Impuls Impulserhaltung Arbeit p = mv ; p& = F Σp = const. W = ∫ Fds Drehimpuls L = Jω ; L& = M Drehimpulserhaltung ΣL = const. Arbeit W = ∫ Mdϕ Energie Ekin = 1/2 mv² Energie Ekin rot = 1/2 Jω² Leistung P=Fv Leistung P=Mω entsprechend verhalten sich alle weiteren Definitionen etc. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 74 3. Schwingungen Kinematik + Dynamik : beliebige Bewegungen (Translation, Rotation, krummlinig) A mechanische Schwingungen: periodische Bewegung periodisch = sich wiederholend t Bsp: Pendel, Feder Freier Fall ist keine Schwingung da nicht periodisch. Schwingungen treten überall, nicht nur in der Technik auf: - Autofederung - Schwingungen von Maschinen z.B. Unwucht - EM - Schwingungen → Funkwellen - Schwingungen bei Regelvorgängen - Gezeiten - Schwingungen von Gebäuden, Bauwerken, ... -... - Wirtschaft (Zinsen, Aktien, ...) Zinssatz / % Hypotheken-Zinssatz 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 Jahr Fragen: - Warum haben die (Zinssatz-) ‚Schwingungen’ ca. 2000 aufgehört ? - Warum ist der Zinssatz 2005 auf historischem Tiefstand ? Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 75 3.1 Einführendes Beispiel: Mathematisches Pendel Vorkenntnisse : - Kräftezerlegung - Bewegung von Massepunkten - Newtonsche Gesetz - trigonometrische Funktionen Ziel : Grundlagen von harmonisch schwingenden Systemen Physikalische Beschreibung der beobachteten Schwingungen idealisiert durch Modellkörper: Mathematisches Pendel Pendel mit punktförmiger Masse und masseloser Stange im Gravitationsfeld Fadenpendel (Gewicht an dünnen Faden) als reales Beispiel für Mathematisches Pendel : Beobachtung: - periodische Bewegung um Ruhelage - Auslenkwinkel ändert sich - Ursache der Schwingung ist die Schwerkraft, da keine anderen Kräfte von außen wirken Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 76 Mathematisches Pendel mit relevanten Kräften und Definitionen γ l JAVA Applett: Fadenpendel m Ft s γ FRK γ FG = m g Eigenschaften des Pendels - oben beweglich aufgehängt - senkrecht nach unten Ruhelage - beliebige Auslenkung aber konstante Pendellänge l - punktförmige Masse m - Winkel γ aus Ruhelage - Massepunkt bewegt Kreisbahn mit Radius l - Weg aus Ruhelage : s = Bogenlänge - auf Massepunkt wirkt als einzige Kraft die Gewichtskraft FG = m g Vorgehen zur Bewegungsgleichung - Zerlegen der Gewichtskraft in 2 Teile - ein Teil in Fadenrichtung, wird von der Stange aufgenommen - 2. Teil ist tangential zur Bahn wirkt als rückstellende bzw. beschleunigende Kraft FRK in Richtung Ruhelage und ist für die Schwingung verantwortlich - Winkel der Kraftzerlegung in Dreiecken entsprechen dem Auslenkungswinkel γ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 77 Kraftansatz d'Alembertsches Prinzip : Σ F = 0 1) Fb - Ft = 0 2) beschleunigende = rückstellende Kraft aus Gewichtskraft und Auslenkwinkel Rückstellende Kraft Fb = FRK = m g sin γ Trägheitskraft (SW - 1) Ft = m &s& (Beschleunigung = 2. Zeitableitung des Weges) Weg s entspricht Bogenlänge = Pendellänge * Auslenkwinkel s=-lγ → &s& = − l &γ& Minuszeichen : entgegengesetzten Zählrichtungen von Kraft und Winkel l konstant, zeitliche Änderung nur Winkel Trägheitskraft in Abhängigkeit vom Auslenkwinkel Ft = − m l &γ& (SW - 2) 3) einsetzen (m fällt heraus) Bewegungsgleichung l &γ& + g sin γ = 0 (SW - 3) gesucht : γ(t) ? , das ist eine Differentialgleichung (Mathe II) für den Auslenkwinkel Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 78 Lösung von (SW - 3) wegen gleichzeitigen Auftretens von ϕ und sinϕ kompliziert für kleine Schwingungsamplituden entspricht der Sinus γ ungefähr γ (im Bogenmaß) y Vergleich: y = sin(x) zu y = x 0,6 y=x 0,5 0,4 y = sin(x) 10° 0,3 0,2 0,1 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 x /rad 0,6 bis 10° : Gerade und Sinusfunktion praktisch gleich kleine Auslenkung sin γ ≈ γ [γ] = rad → rückstellende Kraft ist proportional zum Auslenkwinkel FRK ∼ γ Ersetzen in Differentialgleichung (SW – 3) von sinγ durch γ , ergibt Harmonische Schwingungsgleichung &γ& + g γ =0 l (SW - 4) Lösung beschreibt zeitliche Bewegung des mathematischen Pendels bei kleinen Auslenkungen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 79 Als Lösung gesucht : periodische Funktion, deren 2. Ableitung proportional zu der Funktion ist : &f& ~ f Idee: Sinus bzw. Cosinus - Funktion Experimente • Pendel, aus dem Sand auf eine Folie herausrieselt. Bewegt man die Folie, zeigt sich der zeitliche Verlauf und der Abstand von der Ruhelage proportional zum Auslenkwinkel → Sinusfunktion • Messung des Auslenkwinkel mit Winkelsensor (Beschleinigungsmesser) zeigt ebenfalls einen sinusförmigen Verlauf Betrachtet man den Beginn des Experiments (Loslassen mit einem gewissen Anfangswinkel) kann die periodische Funktion nicht ein Sinus (ohne Phase) sein, da sin(0) = 0 ! also Cosinus, da cos(0) = 1 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 80 Lösungsansatz γ(t) = γo cos(ωot) für zeitabhängige Winkeländerung γ (t) mit (SW - 5) - γo : Anfangsauslenkung - ωo : ungedämpfte Kreisfrequenz (ideal, keine Reibung etc.) Schwingungsdauer T = 1 2π ω = ;f = 0 f ω0 2π Beweis durch Einsetzen in Harmonische Schwingungsgleichung: zuerst ableiten Geschwindigkeit ändert periodisch γ& = − ω o γ o sin(ω o t ) (SW - 6) Beschleunigung a = &γ& = − ωo2 γ o cos(ωo t ) = − ω2o γ 14243 (SW - 6') γ Mechanische Schwingungen sind ungleichmäßig beschleunigte Bewegungen ! Einsetzen in (SW - 4) − ωo2 γ + g g γ = 0 → ω20 = l l Eigenfrequenz ωo ωo = der Mathematischen Pendels g l Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 (SW - 7) 81 Physikalisch interessanter als Kreisfrequenz bei Pendeln ist die Schwingungsdauer, da meßbar γ γ T t ωT = 2π Schwingungen artverwandt mit Rotation : - Eine Periode entspricht 2 π, hier ω * T Periodendauer ≡ Schwingungsdauer T - Versuch: Fadenpendel schwingen und kreisen lassen - kein Unterschied aus SW - 7 folgt damit Schwingungsdauer des Mathematischen Pendels bei TMP = 2 π kleinen Auslenkungen l g (SW - 8) Schwingungsdauer - proportional zur Wurzel aus Pendellänge - unabhängig von Masse und Amplitude Achtung: kleine Amplitude war Ansatz zum Finden der Lösung !! Versuch : Messung Pendellänge 1m / Wurzel aus 1/10 = 0,3 mal 6 = 2s Folgerung: Harmonische Schwingungen können durch eine Cosinusfunktion mit einer bestimmten Frequenz beschrieben werden. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 82 Zusammenfassung Mathematisches Pendel mit Anfangsauslenkung (aus Kraftansatz): &γ& + g γ=0 l ω20 = 2π g ; T= l ω0 Lösung: γ = γ 0 cos (ωo t ) Merkmale idealer harmonischer Schwingungen - Gleichung &x& + ωo2 x = 0 - Schwingungsdauer und Frequenz unabhängig von Amplitude - Rückstellende (= beschleunigende ) Kraft proportional Amplitude (Mechanik) FRk ~ x - ωo beschreibt die ‚Eigenschaften’ des schwingungsfähigen Systemes - ωo ist die ungedämpfte Eigenfrequenz des Systems Andere schwingende Systeme (Federpendel, elektrische Schwingkreise, etc.) werden ebenfalls mit dieser Gleichung beschrieben (ggf. mit anderen Variablen). Mittels Koeffizientenvergleich erhält man sofort Frequenz und Schwingungsdauer reale Systeme: Reibung, äußere, nichtlineare, ... Kräfte berücksichtigen (s.u.) Energieansatz, komplexer Lösungsansatz, Reibung etc. s.u. Hinweis: Lösungsmethoden kein Prüfungsstoff, nur Ergebnisse; mathematisches Lösungsverfahren Mathe DGL 2. Sem. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 83 3.2 Übersicht allgemein: periodische Zustandsänderungen (Energieverschiebungen) Bsp. Pendel: Epot → Ekin → Epot (trotzdem Kraftansatz verwenden !) Gemeinsamkeit: rückstellende Komponente Anzahl der Komponenten Form Ausbreitung Bsp wenige Schwingung ortsfest Pendel 1 Körper Eigenschwingung ωo im Körper Stimmgabel viele Wellen Fortpflanzung Schallwelle Schwingungsart harmonisch Anharmonisch Mathematische Beschreibung 1 Sinus bzw. Cosinus beliebig Bsp: Pendel, Rechteck, Ebbe, Flut LC - Schwingkreis Pulsschlag, EKG Schwingungsart ungedämpft gedämpft Annahmen ideal mit Verlusten, z.B. Reibung Bsp Math. Pendel Luftwiderstand, Federpendel Schwingungsart frei erzwungen Merkmal - System bleibt sich selbst überlassen - äußere Energiezufuhr - abklingende Amplitude - Resonanz Oszillator Resonator Bez.: Schwingungsüberlagerung Addition von Schwingungen 1D oder vektoriell Frequenz Richtung parallel senkrecht Gleich Verstärkung / Auslöschung Lissajous Verschieden Schwebung Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 84 3.3 Ungedämpfte Harmonische Schwingungen 3.3.1 Physikalisches Pendel wie 4.1: Kraftansatz, da Rotation mit Drehmomentansatz Σ M = 0 → MRK - MT = 0 Mathematisches Pendel Physikalisches Pendel Def.: Starrer Körper mit Drehpunkt und Schwerpunkt D γ D r γ r SWP SWP FRK γ FG Mathematisches Pendel (mit Drehmomentansatz ΣM = 0, da quasi Rotation, s. o. ): - Drehmoment MT = J &γ& - MRK = r × F = − r m g sin γ - Satz von Steiner: JA = Js + mr² (MD - 16) - Aufhängepunkt – Schwerpunkt = r Die Formeln gelten ebenso für Starren Körper, da Masse im Schwerpunkt ‘wirkt’ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 85 dann analog zu (SW 1-4) : JA &γ& + r m g γ = 0 → &γ& + rmg γ=0 Ja 123 vgl. &γ& + ωo2 γ = 0 ω 2o Eigenfrequenz des Physikalischen Pendels ω o2 = bei kleinen Auslenkungen rmg rmg = JA Js + m r ² (SW - 9) Kontrolle für Mathematisches Pendel und Vergleich mit (SW – 7): Massepunkt: Js = 0 → ωo = g √ r Technische Bedeutung: Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 86 3.3.2 Beschreibung des Mathematischen Pendels mit Energieansatz Ekin + Epot = const ; aus Anfangsbed. v oder h → 1/2 mv² + mgh = const. mit - h = l (1− cos γ ) γ l - γ klein: cosγ ≈ 1 – 1/2 γ² → h ≈ l γ² / 2 v=0 nur E pot - s = l γ und v = l γ& h Vorteile: v = v max 2 - Vorzeichen von v „uninteressant“, da v nur E kin E kin + E pot - Ansatz einfacher → Schwingungsgleichung des Mathematischen Pendels bei kleinen s& ² + Auslenkungen aus Energiesatz g s² = const l (SW - 10) Einsetzen der Lösung aus Kraftansatz: s = so cos(wot) ωo² so² sin²(ωot) + g/l so² cos²(ωot) = const mit ωo² = g/l g/l so²[sin²(ωot) + cos²(ωot)] = g/l so² = const., da sin² + cos² = 1 √ g Vgl. Kraftansatz: &x& + x = 0 mit (SW-10) l aus (SW – 10) → s& ² + g s² = const l Energieansatz d dt g → 2 s& &s& + 2 s s& = 0 l → &s& + g s=0 l - auch möglich, aber komplizierter in Lösung etc. - nicht üblich - inkompatibel mit LC-Schwingkreis Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 87 3.3.3 Korrekte Lösung der Harmonischen Schwingungsgleichung Problem bei Anfangsbedingungen (t = 0) - Auslenkung (Lageenergie) oder Geschwindigkeit (kin. Energie) - Auslenkung (Lageenergie) + Geschwindigkeit (kin. Energie) Allgemeine Harmonische &x& + ωo2 x = 0 Schwingungsgleichung Lösungsansatz : (SW - 11) x(t) = c1 cos(ωot+ϕ) + c2 sin(ωot+ϕ) c1, c2 Konstanten aus den Anfangsbedingungen Allgemeine Lösung der Allgemeinen Harmonische Schwingungsgleichung x(t ) = x o cos(ωo t + ϕ ) + Mit vo sin(ωo t + ϕ ) ωo (SW - 12) - xo : Anfangsamplitude - vo : Anfangsgeschwindigkeit - ωo : Eigenfrequenz - ϕ : Phase - Geschwindigkeit v ~ x& - Beschleunigung a ~ v& ~ &x& = − ωo2 x (ungleichm. beschleunigte Bew.) In (SW - 12) setzt man die Anfangsbedingungen ein : - nur Anfangsauslenkung : vo = 0 - nur Anfangsgeschwindigkeit : xo = 0 - gemischt : vo und xo ≠ 0 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 88 3.3.4 Komplexe Lösung der Harmonischen Schwingungsgleichung eleganterer Lösungsansatz im Hinblick auf gedämpfte und erzwungene Schwingungen: Harmonische Schwingungsgleichung &x& + ωo2 x = 0 x = x o e j ωo t komplexer Lösungsansatz Ableitungen x& = d j ωo t e = j ωo e j ω o t = j ωo x dt &x& = d² j ω o t e = − ω 2o e j ω o t = − ω o2 x dt ² ( ( ) ) √ - so geht’s am schnellsten und einfachsten ! - es werden alle Fälle aus (SW - 12) erfaßt, da e j ω o t = cos (ωo t ) + j sin(ωo t ) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 89 3.3.5 Beispiele Harmonischer Schwingungen 3.3.5.1 Federpendel Feder anfänglich gedehnt Kraftansatz: Σ F = 0 1) Fb - Ft = 0 → FRK - Ft = 0 FFF = FRK Ft 2) Hooke: FRK = - D x = FF da in -x - Richtung Ft = m &x& 3) &x& + D x=0 m { Ruhelage 0 x ω 2o Feder anfänglich gestaucht 2) Hooke: FRK = + D x = FF da negatives x Ft = − m &x& , da in -x - Richtung Ft FFF = FRK Rest identisch Probe: - m → ∞ : a → 0 √ Ruhelage 0 x -D→0:a→0√ JAVA Applett: Federpendel gilt auch für senkrechte Pendel Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 90 3.3.5.2 Torsionspendel hier gilt nicht v = ω r ,da &γ& nicht konstant Hier: ωo = γ& D Herleitung siehe Übungsaufgabe mit : MRK = - D γ und MT = J &γ& folgt : &γ& + J γ D γ=0 J { Ruhelage ω 20 3.3.5.3 LC – Schwingkreis siehe E- Technik UC &I& + 1 I = 0 LC { C ω 20 L I UC ebenfalls periodisch ! JAVA Applett: Elektromagnetischer Schwingkreis 3.3.5.4 Flüssigkeit in U-Rohr siehe Übungsaufgabe d' Alembert: FRK = - mbeschl g = Fb ( '-', da nach unten) FT = m beschl 0 mges &z& Flüssigkeit: mFL = ρ A h FRK mges = ρ A l , l : Gesamtlänge m ges mbesch = 2 ρ A z (2, da über- & unterhalb z = 0) g → &z& + 2 z = 0 {l z Ft Vgl. Mathematisches Pendel ωo2 = g l ω o2 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 91 3.3.6 Zusammenfassung Mechanik harmonische Schwingungen (nur Beträge) Translation Rotation Ansatz ΣF=0 ΣM=0 Variable Weg x Winkel γ Rücktreibende Komponente FRK = cT x MRK = cR γ Trägheitskomponente FT = m &x& MT = J &γ& Eigenfrequenz Bem.: ω 2o = cT m ωo2 = cR J - Rücktreibende Komponente ∼ Auslenkung - Frequenz unabhängig von Amplitude 3.4 Gedämpfte Harmonische Schwingungen Einfluß von Reibung oder anderen Verlusten: Verringerung der Amplitude mit der Zeit Reibungsphänomene siehe Dynamik Reibungsarten FR Gleitreibung viskos Newton FR proportional Normalkraft Amplitude lineare Abnahme, nicht geschlossen lösbar v = x& = γ& typ. exponentielle Abnahme (*) v2 Abnahme, DGL schwer lösbar (*): viskose Reibung entspricht einem Ohmschen Widerstand in ET ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 92 Bsp: Viskose Reibung z.B. Luftdämpfung eines Pendels bzw. R in LC-Schwingkreis, d.h. FR ~ x& =ˆ v d'Alembertscher Ansatz ΣF = 0 Ft + FR + FRK = 0 Reibungskraft, siehe Tabelle Mechanisches System : &x& + (SW - 13) b x& + ω02 x = 0 m { 2δ mit - b : Reibungskonstante - m : Masse Vereinfachung der Lösung mit Abklingkoeffizient : → δ= b 2m &x& + 2 δ x& + ω 20 x = 0 Lösung der DGL (Mathe II, hier nur zur Info) Ansatz: einsetzen: x(t) = xo eλ t λ² + 2 δ λ + ωo² = 0 "charakteristisches Polynom" Lösung der Quadratischen Gleichung: λ² + 2 δ λ + ωo² = 0 λ1/ 2 = δ ± j ω2o − δ ² 142 43 (*) ωD < ω o Folge: Frequenz einer gedämpften Schwingung ist kleiner als die der Ungedämpften ! Kontrolle: keine Dämpfung b = 0 ; λ = j ωo √ (siehe Ansatz) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 93 3 Fälle aus (*) Bed: Schwingung Bem. Schwingfall ωo > δ ja Kriechfall ωo < δ nein Wurzel komplex Aperiodischer Grenzfall ωo = δ nein Wurzel Null Wurzel positiv (nur Dämpfungsanteil) Amplitude Schwingung mit Reibung: Dämpfung t Schwache Dämpfung Kriechfall Aperiodischer Grenzfall Einhüllende bei schwacher Dämpfung (Abklingen) Schwingfall - gedämpfte Schwingfrequenz kleiner als Eigenfrequenz ωD = ω02 − δ 2 - exp. Abnahme (Einhüllende) der Amplitude : x ( t ) = x o ⋅ −δt e { jωD t ⋅ e { exp . Abnahme Schwingung - Wann ist Schwingung (Amplitudenverlauf ~ e − δ t ) abgeklungen ? 0 zur Vereinfachung : t = 0 : e = 1 -5 für t > 0 : e ≈ 0,007 d.h. δ t = 5 ist Restamplitude kleiner 1% → Abklingdauer Tabkling = Versuche : 5 δ (SW - 14) - LC-Schwingkreis - Pohlsches Drehpendel Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 94 3.5 Anharmonische Schwingungen 2 Bsp: nichtlineare Feder mit Kraft - Weg-Zusammenhang : F = -D x + n x + ... siehe auch Statik analog: nichtlineare Transistor-Kennlinie (Ergebnis: Klirrfaktor bei Verstärkern) Schwingungsgleichung &x& + ωo²x + c x2 = 0 (SW - 15) x(t) = x1 cosωot + x2 cos2ωot (SW - 16) Lösung harmonisch + anharmonisch Ergebnis : Frequenzvervielfachung Einfluß eines Nichtlinearen Terms (b) in Abhängigkeit von der Signalamplitude Klein Groß Ampltitude Ampltitude 8 30 6 25 20 4 15 2 10 0 0 2 4 6 8 10 5 -2 0 -4 -5 x/t -6 x (Eingang) y=ax + bx² (Ausgang) -10 0 2 4 6 8 10 x/t x (Eingang) y=ax + bx² (Ausgang) Signalverzerrung am Ausgang deutlich doppelte Frequenz am Ausgang deutlich 'erkennbar' ! 'erkennbar' ! Anwendung: Frequenzverdopplung bei Mikrowellengeneratoren und Lasern Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 95 3.6 Erzwungene Schwingungen Prinzip: Äußere Kraft bzw. Energie wirkt auf schwingungsfähiges System Versuch: Drehpendel aus Kraftansatz Schwingungsgleichung für erzwungene Schwingungen &x& + 2 δ x& + ωo2 x = Fext (SW - 17) Fext : - Äußere Kraft , Fälle siehe s.u. - Fext = 0 : Freie, gedämpfte Schwingung (s.o.) - Fext = 2 δ x& : Kompensation der Reibung durch Äußere Kraftzufuhr z.B. schaukelndes Kind bei konstanter Amplitude anwachsende Amplitude : Resonanz s.u. Zeitverhalten Fext Kurzzeitig, einmalig Bsp. Pendel Fext „Anschub“- Anfangsbed. Danach gedämpfte (‚Schlag’) Schwingungen t Permanent Fext z.B. Stimmgabel, Börsencrash Dauernde Auslenkung Schwingungsdauer T = ∞ z.B. Festklemmen t Periodisch Wichtigster Fall Fext Anregung mit Eigenfrequenz bzw. „beliebig“ das ist Resonanz t Praxis: Mit einem ‚Schlag’ und Messung von Schwingfrequenz und Amplitude erhält man alles Systeminformationen wie ωo und δ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 96 3.6.1 Viskos gedämpfte Schwingungen mit Sinusanregung Versuch : Drehpendel, LC-Schwingkreis JAVA Applett: Erzwungene Schwingungen (Resonanz) Schingungsgleichung mit Dämpfung und Äußerer Anregung Komplexer Lösungsansatz : &x& + 2 δ x& + ω20 x = x = x 0 e j ωext t Fext j ωext t e m (SW - 18) (Rechnung hier rein 'informativ , siehe Mathe II) ( ) einsetzen: x 0 − ω2ext + j 2 δ ωext + ω02 = → Maximalamplitude : x0 = Resonanz ω0 = ωext Re(x0): Fext m ω − ω2ext + j 2 δ ωext ( 2 0 Fext m ) Fext 2 δ m ω ext x0 = Dämfung → 0 bedeutet Amplitude → ∞ , dies nennt man 'Resonanzkatastrophe' SchwingungsAmplitude Erzwungene Schwingungen Resonanzkatastrophe Schwache Dämpfung Mittlere Dämpfung Starke Dämpfung 0 2 4 6 8 10 12 14 Eigenfrequenz hier 10 Hz Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 16 18 20 Erregerfrequenz /Hz 97 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 98 Resonanzen - vermeiden, da Materialzerstörung (s.u.) - erwünscht z.B. Funkempfänger (LC-Schwingkreis) Meßtechnik : Bestimmung der Resonanzfrequenz Beispiel Schiffsantrieb: Video Tacoma - Bridge Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 99 Anwendung: Moleküle Berechnung von Bindungsgrößen durch Anregung mit em-Wellen geeigneter Frequenz (meist IR) und Messung der Absorption → Bestimmung der Resonanzfrequenz und Berechnung der Bindungs- (= Feder-) Konstanten aus &x& + D x = Fext (ω) m { ω 2o ’beliebige’ Anregung mathematisch schwierig! „Dasselbe gibt es in der E-Technik als (R) LC – Schwingkreis“ … praktische Anwendung: Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 100 4. Wärmelehre Das menschliches Temperaturempfinden ‚warm – kalt‘ ist im Vergleich zum Sehen nur ungenau → physikalische Beschreibung der Temperatur notwendig 4.1 Temperatur (Temperature) Temperatur ist eine der 7 Basisgrößen [T] = K Vergleich Kelvin - °C K absoluter Nullpunkt °C 0 -273 77 -196 Schmelzpunkt H2O 273 0 Siedepunkt H2O 373 100 Siedepunkt N2 Schmelzpunkt Eisen Sonne innen Sonne außen 1.800 K 7 10 K 3 6 * 10 K (siehe Kap. Wärmestrahlung) Der „Erfinder“ & „Konkurrenten“ Celsius und Fahrenheit ^ Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 101 Temperaturangaben in technischen Spezifikationen (Specification) • Betriebstemperatur (Operating Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen betrieben werden kann • Lagertemperatur (Storage Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen gelagert werden kann, es ist hierbei nicht eingeschaltet und muß vor dem Einschalten in den Betriebstemperaturbereich gebracht werden. Unter Temperatur versteht man hier typischerweise die Temperatur der Umgebungsluft, die Temperatur im Inneren liegt höher. Beispiel aus der PC-Welt : Betrieb +10°C ... +35°C , Lagerung -40°C ... +65°C Typische Betriebstemperaturen : Bezeichnung Commercial Industrial (indoor) Industrial (outdoor) Bereich /°C +5 ... + 50 0 ... +70 25 ... +75 Automotive -35 ... +85 Military -55 ... + 125 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 102 Messung durch temperaturabhängige Zustandsgrößen: Zustandsgröße Anwendung (Beispiel) Volumen Flüssigkeits-, Gasthermometer Längenaus- Bimetall-Thermostat dehnung (Kaffeemaschine) ungleiche Thermoelement Metalle (Verfahrenstechnik) Widerstand Pt100 – Meßtechnik (Industrie) 'Farbe' des Pyrometer (rotglühender Stahl), emittierten siehe Diagramm Ausführung (Beispiel) Lichtes physikalisch – Temperaturstreifen chemisch - Flüssigkristalle reversibel - chemisch irreversibel (max. Temperatur) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 103 4.2 Kalorimetrie (Calorimetry) Wärmemenge (Heat Quantity) Q = c{ m ∆T [Q] = J ('Energie') mit (WL - 1) C m : Masse, [m] = kg c : spezifische Wärmekapazität [c] = J / kg K , Werte s.u. C : Wärmekapazität eines bestimmten Körpers (= c m) ∆T : Temperaturdifferenz, [T] = K Anmerkungen - eigentlich müßte die Formel ∆Q lauten - Q nicht proportional ∆T falls Phasenübergänge ! Energieformen können ineinander umgewandelt werden. Ausnahme: selbstständiges Abkühlen unter die Umgebungstemperatur Bsp: Stein kühlt sich ab und hüpft mit der gewonnenen Energie hoch (2. Hauptsatz Thermodynamik) Mischungstemperatur Bringt man verschiedene Stoffe mit unterschiedlicher Temperatur, spez. Wärmemenge etc. miteinander in Kontakt, so stellt sich die sogenannte Mischungstemperatur aufgrund der Energieerhaltung ein: mit m : Masse c : spez.Wärmekapazität T : Temperatur vor Mischen Beispiel TMisch = c 1 m1 T1 + c 2 m 2 T2 + ... c 1 m1 + c 2 m 2 + ... (WL - 1') heißes (80°C) und kaltes (20°C) Wasser (je 1 kg) zusammengießen: 4,2 TMisch = kJ kJ ⋅ 1 kg ⋅ 353 K + 4,2 ⋅ 1 kg ⋅ 293 K 646 K kgK kgK = = 323 K ≡ 50 °C kJ kJ 2 4,2 ⋅ 1 kg + 4,2 ⋅ 1 kg kgK kgK Übungsaufgabe: Welche Temperatur messen Sie, wenn Sie in 1l 80°C warme Luft einem 10g schweren Eisen-Temperaturfühler mit der Temperatur von 20°C bringen? ‚Unberechenbar’ : Ort und Temperatur der einzelnen Wassermoleküle zu jedem Zeitpunkt Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 104 Bsp.: Elektrische Energie (Arbeit, Work) → Wärme (Heat) z.B. Herd oder elektrische Geräte mit der Leistung Pel = U I : W el = U I t = Q zu erwarten ist eine lineare Zunahme der Temperatur mit der Zeit: U I t = c m ∆T → ∆T ~ t Dies wird experimentell nicht beobachtet (s.u.) ! Gründe: - Wärmeabgabe durch Wärmedurchgang durch Gehäusewand, Lüfter, Abstrahlung, ... - mögliche Phasenübergänge Die Meßkurve läßt sich sehr gut mit einer e-Funktion anfitten, d.h. vgl. Ladekurve RC-Glied Aufheizen einer LCD-Anzeigetafel T /°C lineare Zunahme Gleichgewichtstemperatur 50 45 Messung 40 35 exp - Fit 30 25 0 10 20 30 40 50 60 T nach Einschalten /min Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 105 Bsp.: Kinetische Energie in Wärme Auto bremst von 108 km/h auf 0 km/h mit ABS (nicht blockierend) Ekin → Q → 1 m v2 = Q 2 Folge: Bremsscheibe wird heiß, aber wie ändert sich hier T ? aus (WL - 1) Q = c m ∆T → ∆T = Werte: Q cm mauto = 1000 kg mBremsscheibe = 2 kg v = 30 m/s → 0 m/s (Achtung, siehe W kin) ceisen = 500 J/kgK → ∆T = mAuto v 2 2 c mBremsscheibe Einheiten: → Achtung: kg2 m2 K =K s 2 J kg kg m2 J = 2 s ∆T ≈ 450 K Dieser Effekt tritt auch bei langen Passabfahrten ohne Motorbremse auf, bzw. bei Autorennen mit vielen Kurven ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 106 4.2.1 Spezifische Wärmekapazität (Specific Heat Capacity) es gilt: - cp (p = const) - cV (V = const) - c = c(T) - c(0K) = 0 für Festkörper und Flüssigkeiten cp ≈ cV ≈ c für Gase cp > cV Material c/ Eisen J @ T ≈ 300 K kg K 500 Holz 2.000 Wasser 4.200 Luft cp 1.000 cV 720 Bestimmung (Messung) der spezifischen Wärmekapazität z.B. durch Mischungsexperimente (siehe Formel WL-1’ mit Dewar-Gefäß) Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß C=cm mit C = C1 + C2 + ... = ∆Q ∆T Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 107 Weitere Wärmekapazitäten Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß C=cm mit C = C1 + C2 + ... = ∆Q ∆T Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet molare Wärmekapazität cmol = C n bzw. C = cmol n n : Stoffmenge [n] = mol . Dies ist eine der 7 Basisgrößen ! Allgemeine Gaskonstante : R = cpmol - cvmol Dulong-Petitsche Regel für fast alle Festkörper bei 20 °C : cmol = 3 NA kB ≈ 25 J K mol mit Avogadro-Konstante NA = 6 . 10 23 Boltzmann Konstante kB = 1,4 . 10 1 mol -23 J K d.h. bei Raumtemperatur sind sich die Festkörper relativ ähnlich ! Beispiele : Eisen Fe : 0,056 kg/mol → 1 kg ≡ 18 mol 25 . . → c 1kg = cmol 18 mol → c = J ⋅ 18 mol kJ K mol = 0,45 vgl. Tabelle ! 1 kg K kg analog Aluminium (Al) 0,027 kg/mol → c = 0,9 kJ K kg Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 108 Materialien besitzen spezifische Eigenschaften, die bei Temperaturänderungen oder anderen Wärmeeffekten zum Tragen kommen, siehe nachfolgende Tabelle. Wärmeeigenschaften ausgewählter Materialien Hier nur ungefähre Werte aufgeführt ! Spez. Wärmekapazität (300K) / Luft : 1 kJ kg K Aluminium Eisen Gold H20 0,90 0,45 0,13 4,2 650 1.500 1.060 0 400 280 70 967 946 205 2.500 2.700 2.700 100 11.000 6.300 1.700 2.250 23 12 14 kJ kg K Schmelztemperatur /°C spez. Schmelzwärme q / kJ kg Wärmemenge, um 1 kg von Zimmertemperatur zu schmelzen /kJ Siedetemperatur /°C spez. Verdampfungswärme r / kJ kg linearer Ausdehnungskoeffizient α / Volumenausdehnungskoeffizient 10 −6 K γ / 330 1 K Festkörper 10 -5 Flüssigkeiten 10 -4 Gase 10 -3 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 109 Bsp.: Geräteerwärmung Wie lange braucht ein elektrisches Gerät zum Aufheizen auf eine maximal erlaubte Temperatur ? Leistung am Transistor (TO-3, Metall): ∆U = 3V , I = 1A Kunststoffgehäuse 1l Luft , ρ = 1,2 g/l To = 25°C, Tmax = 75°C -> ∆T = 50K W elektrisch = QWärme UIt = c m ∆T → ∆T = Q cm → t= t= c Luft mLuft ∆T UI 1000 ⋅ 0,0012 ⋅ 50 s = 20 s 3⋅1 stimmt das ??? - Einheit: [ t ] = Bem: - J kg K 1 Ws = =s kg K 1 1 V A W ☺ t gemäß Erfahrung größer: Aufheizen von Transistor (Metall) und Gehäuse (Kunststoff) sowie Wärmeabstrahlung und Wärmeleitung des Gehäuses vernachlässigt, es wurde nur Erwärmung der Luft im Gehäuse berechnet ! (siehe oben, Aufheizen LCD-Tafel) - Rechnung mit Metall (10 g) und Kunststoff (100 g): t= (c M mM + c K mK + c L mL ) ∆T U ⋅I = (450 ⋅ 0,01 + 1000⋅ 0,1 + 1000 ⋅ 0,0012)⋅ 50 s 3 ≈ 1800 s = 30 min . (Ausklammern von ∆T erlaubt, da ‚Alles’ dieselbe Temperatur hat) - Wärmeleitungsverluste (Thermisches Gleichgewicht) berücksichtigen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 110 4.3.1 Phasen fest flüssig gasförmig Form definiert Beliebig bel. Volumen def def. bel. Bsp Metall Wasser Luft Weitere Phasen : flüssigkristalline (s.u.) und Plasma - Phase (s.u.) Flüssigkristalle R X ε n R' ε n Director n Chemie und mechanisches anisotrope Eigenschaften Äquivalent - Dielektrizitätskonstante - Brechungsindex - Viskosität - elastische Konstanten Die flüssigkristalline Phase vereint das Orientierungsvermögen der festen Phase mit der Beweglichkeit der flüssigen Phase. Degree of order High Typische Werte : Solid (crystal) Tmelting ### - 100 °C Tclearing ### + 100 °C Liquid crystal phase Liquid (isotropic) Low Melting Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 Clearing T 111 Technische Anwendung: Light Polarizer Glass 1 mm ITO 50 nm LC 10 µm Alignment layer 50 nm LCD Aufbau eines Displays : U Spacer Analyzer Funktionsweise am Beispiel einer 90°-TN-Zelle (Twisted Nematic, Drillwinkel 90°) Außen befinden sich Polari- Light sationsfilter, die nur eine Schwingungsrichtung des Lichtes durchlassen (Leuchtdichteverlust !). Sie sind auf Glasplatten befestigt, die zur Polarizer Glass ITO Alignment layer Uon mechanischen Stabilisierung und als Trägermaterial für die übrigen Schichten des Displays dienen. Eine dünne, durchsichtige Halbleiter- Alignment direction E Orientation of polarizer schicht (ITO) steuert die Anzeige. An der Orientierungsschicht richten sich die stäbchenförmigen Flüssigkristalle aus. Die Polfilter sind parallel zueinander angeordnet, die Orientierungsschichten jedoch um 90° gegeneinander verdreht; dies wird durch Linien symbolisiert. Die Lichttransmission wird von der nur 10 µm dicken Flüssigkristallschicht gesteuert. Im spannungslosen Fall (links) wird die Polarisationsrichtung des Lichtes durch die Helixstruktur der Flüssigkristalle so gedreht, daß der untere Polfilter den Lichtdurchlaß verhindert. Das entsprechende Pixel erscheint dunkel. Legt man an beide ITOSchichten ein Spannung an, die größer ist als die Schwellspannung im Bereich von 2 V, so richten sich die Flüssigkristalle parallel zum elektrischen Feld aus (links). Schon ca. 0,5 V oberhalb der Schwellenspannung ist die maximale Ausrichtung erreicht. Die Polarisationsrichtung des Lichtes wird dann nicht mehr gedreht und es kann den unteren Polfilter passieren: Das Pixel erscheint hell. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 112 Plasma Unter 'Plasma' versteht man ein gasförmiges Gemisch von freien Elektronen, Ionen und elektrisch neutralen Teilchen - Atomen, Molekülen und freien Radikalen. Alle Bestandteile des Plasmas besitzen eine große kinetische Energie, sie sind miteinander jedoch nicht unbedingt in thermischem Gleichgewicht. Die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen den einzelnen Teilchen trägt wesentlich zu den Eigenschaften des Systemes bei. Ein Großteil der im Universum sichtbaren Masse befindet sich im Plasmazustand, z.B. die Sonne. Eigenschaften des Plasmas: - gasähnlich - Quasineutralität, d.h. im räumlichen und zeitlichen Mittel ist ein Plasma elektrisch neutral - kinetische Energie >> potentielle Energie durch lokale Ladungsunterschiede - elektrische ~ und Wärmeleitfähigkeit vorhanden - Emission von Strahlung Erzeugung von Plasmen durch äußere Energiezufuhr durch - Aufheizen - Zufuhr von Strahlung oder elektrischem Strom Anwendung Fusionsreaktor bei der Verschmelzung z.B. 12 D + 12D → 32He + 10n werden 3,3 MeV = 5,3 10 -13 J frei. Probleme hierbei sind die Plasmaerzeugung (Culomb-Abstoßung der Reaktionspartner überwinden) und das freiwerdende Neutron. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 113 Anwendung: Plasmadisplay Die derzeit (2000) einzige kommerziell verfügbare Flachbildtechnologie mit großer Bilddiagonale (42’’, Auflösung 16:9 VGA) basiert auf dem Plasmaprinzip. Ihre Funktionsweise verbindet die Lichterzeugung durch den Plasmaeffekt, wie er von Neonröhren her bekannt ist, mit der Farberzeugung durch Phosphore. Die Effizienz der Plasmadisplays liegt aber um etwa 2 Größenordnungen unter der von Leuchtstoffröhren. Das in Plasmadisplays benutzte Xenon besitzt ein Ionisierungspotential von ca. 10 - 20 eV. Bei einem Druck von etwa 50 kPa erzeugt das Xenon-Plasma eine ultraviolette Vakuumstrahlung mit Peaks bei Wellenlängen von 148 nm und 172 nm. Die UV-Strahlung dringt ca. 1 µm tief in die Phosphorschicht ein - im Gegensatz zu ca. 5 µm für Elektronen in der CRT. Im Phosphor regt die UV-Strahlung geeignete Aktivatoratome im Kristallgitter an. Diese geben daraufhin sichtbares Licht ab, wobei die typische Abklingzeiten zwischen 1 und 10 ms liegen. Durch passende Materialwahl lassen sich somit RGB-Farben erzeugen. Anders als bei der CRT muß das Licht der Plasmaanzeige die Phosphorschicht nicht durchdringen, da es auf der Betrachterseite erzeugt wird. Die einzelnen Pixelspalten sind durch Trennwände abgeteilt, um ein Übersprechen zu vermeiden. Verglichen mit LCD besitzen Plasmabildschirme einen größeren Blickwinkel. Zudem sind sie videotauglich, da sie eine höhere Schaltgeschwindigkeit haben. Nachteilig bei Plasmadisplays sind ihr großes Gewicht und ihr hoher Stromverbrauch sowie eine RGBPixelgröße, die mit Abmessungen von etwa 1 mm rund dreimal so groß ist wie bei der LCD und CRT. Für Anwendungen mit großen Betrachtungsabstand und geringer Pixelzahl, wie etwa beim Fernseher, spielt dies nur eine untergeordnete Rolle. Für hochauflösende CADAnwendungen sind Plasmadisplays indes ungeeignet. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 114 Licht Zeilen- Halteleitung (ITO) Glas Isolator MgO Ne:Xe Gas 'Barrier Rib' Phosphor Spaltenleitung ~ 0,3 mm Pixel eines Plasma-Displays: Zur Anteuerung von Großdisplays wird eine Wechselspannung von etwa 500 V und 50 kHz verwendet. Zwischen Zeilen- und Halteleitung liegt ständig eine subkritische Spannung, welche als Oberflächenladung wirksam wird. Um das Plasma zu zünden, steuert man zusätzlich die Spaltenleitung an (Matrixprinzip). Ohne Haltespannung würde das Plasma innerhalb von Mikrosekunden zusammenbrechen. Die UV-Strahlung des Plasmas bringt die Phosphorschicht im sichtbaren Bereich zum Leuchten. Um das Pixel wieder auszuschalten, wird ein entgegengerichteter Spannungspuls angelegt, der das Plasma zusammenbrechen läßt. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 115 4.3.2 Phasenübergänge (Phase Change, ~ Transition) Phasenübergang T steigend T fallend Fest (solid)- flüssig Schmelzen (melting) Erstarren (solodify) Sieden (boil) Kondensieren (condense) Sublimation (z.B. Schwefel) Desublimation Flüssig (fluid) - gasförmig fest – gasförmig (gaseous) Sublimationswärme = Schmelz- + Verdampfungswärme Energetische Betrachtung der Phasenübergänge T konstante Wärmemenge pro Zeiteinheit wird ständig zugeführt Verdampfungs T Versuche: Eiswasser, Wasser Schmelz T kochen, T bleibt eine zeitlang konstant ! Schmelzwärme Phasenübergang Verdampfungswärme T steigend Wärmemenge aufwenden T fallend Wärmemenge wird frei Schmelz-, Erstarrungswärme Qsm = q m Siede-, Kondensationswärme Qsd = r m Q bzw. t (WL - 3) q : spez. Schmelzwärme [q] = J/kg Werte siehe Tabelle Wärmeeigenschaften (s.o.) r: " Verdampfungswärme m : Masse Anwendung : Wärmepumpe - ext. Wärmeaufnahme: niedrigverdampfende Flüssigkeit - int. Wärmeabgabe : Kondensation an Heizflüssigkeit Kondensationswärme wird frei ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 116 Druck - Temperatur - Abhängigkeit Bsp: H2O p /Pa Schmelzdruckkurve 10 Wasser 6 Dampfdruckkurve " 1 at " Wasserdampf Eis 10 kritischer Punkt 2 Tripelpunkt Sublimationsdruckkurve 1 -100 0 100 300 T /°C Anmerkungen: Sublimationsdruckkurve Eis ↔ Wasserdampf; Beispiel Trockeneis Schmelzdruckkurve nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen Dampfdruckkurve T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am Meer, Kavitation bei Schiffsschraube Tripelpunkt alle 3 Phasen existieren H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa kritischer Punkt nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch Druck verflüssigen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 117 Schmelzen kann lange dauern bei guter Wärmeisolation: Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 118 4.4 Zustandsgleichungen (Constitutive Equitation) 4.4.1 Ideales Gas Gilt nur für hohe Temperaturen, pV=nRT da T → 0 V = 0 bedingt (WL - 4) Mit - R = 8,3 J/Kmol Allgemeine Gaskonstante - n : Stoffmenge, [n] = mol - T : Temperatur in K Messverfahren siehe rechts, im Schlauch befindet sich eine Flüssigkeit JAVA Applett: Zustandsänderungen eines idealen Gases 4.4.2 Flüssigkeiten und Festkörper allgemein : V = V(T,p) d.h. Fkt mehrerer Veränderlicher: Linearisierung als Näherung Volumenveränderung V(T,p) = Vo ( 1 + γ ∆T - κ ∆p) (WL - 5) mit : Vo, To, po : Ausgangszustand laut DIN bei 20°C (293 K) V, T, p : aktueller Zustand ∆T = T - To ∆p = p - po Achtung: ∆ = Aktueller Wert - Ausgangswert γ : Volumenausdehnungskoeffizient [γ] = 1/K, hier isotrop d.h. γ ≠ γ(x) angenommen ! κ : Kompressibilität [κ] = 1/Pa Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 119 Koeffizienten aus Volumenzuwachs: (Nomenklatur wie partielle Ableitung) V (p ,T) = Vo + ∆V totales Differential (in Differenzschreibweise): ∆V = VT ∆T + Vp ∆p V V → V = Vo 1 + T ∆T + p ∆p Vo Vo → V = Vo (1 + γ ∆T + κ ∆p ) 1 ∂V Vo ∂ T p=p o Volumenausdehnungskoeffizient γ( T ) = Kompressibilität κ(T) = − 1 ∂V Vo ∂ p T=To - Prinzipiell können diese Parameter richtungsabhängig sein, wie z.B. bei Verbundstoffen ! - γ und κ sind Temperatur-abhängig ! Typische Werte γ /1/K κ /1/MPa Festkörper 10 -5 1 Flüssigkeiten 10 -4 100 Gase 10 -3 10.000 ∆T und ∆p verursachen ∆V Maschinenbau: Gehäuse: V = const: ∆T → ∆p → Kraft F : Spannungen E-Technik: T-abhängige Parameter z.B. Widerstand → in 'einem Gerät / Schaltung' nur Materialien mit gleicher T-Abhängigkeit verwenden! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 120 Näherungen: Volumenveränderung V(T) = Vo ( 1 + γ ∆T) ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T) (WL – 5’) bei konstantem Druck, α : Längenausdehnungskoeffizient Geometrie Bei langgestreckten Gegenständen, z.B. Stäben kann man vereinfachend nur mit der Längenausdehung rechnen oder falls nur eine Richtung für die Aufgabenstellung relevant ist. Längenausdehnungskoeffizient L(T) = Lo (1 + α ∆T) (WL - 6) (Thermal Coefficient of Expansion, TCE) [α] : / 1/K , üblich für T von 0 ... 100°C Bem.: - Concorde bei Mach 2,2: ∆L ≈ 30 cm bei ca. 50m Länge - Blackbird-Triebwerk (re.) - α ist temperaturabhängig, z.B. Platin (siehe unten) → α = α(T) Tabellen meist für 20°C, da WL - 6 lineare Näherung ! - Materialwerte siehe Tabelle Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 121 - (WL - 6) ist eine lineare Näherung (Polynomentwicklung) ! - Längenausdehnung L(T) = Lo (1 + α ∆T) - Hookesches Gesetz F(x) = (0 + Dx) - E-Technik R(T) = R25 (1 + α ∆T) Polynome werden zum Anfitten an experimentelle Werte verwendet. Diese linearen Gleichungen gelten nur für einen bestimmten und engen Bereich. Will mans genauer wissen: höheres Polynom, z.B. αPlatin : 6. Grad ! für ∆T und α klein: Flächenausdehnung: A = Ao (1 + 2α ∆T) Volumenausdehnung: V = Vo (1 + 3α ∆T) → γ = 3α aus: V = Lxo Lyo Lzo ( 1 + α ∆T)³ ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T) (wer Lust hat, bitte nachrechnen) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 122 Unterschiedliche Ausdehunungskoeffizienten führen zum Bruch bzw. Materialermüdung: Thermische Ausdehnung bei IC (-65°C ... +150°C) α / 10 -6 K l / µm Vergußmasse 20 43 Polyimid Silizium Kleber 40 3,5 40 86 7,5 86 Träger 17 37 10mm Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 123 4.5 Wärmetransport (Heat Transport) Art Charaktristik Wärmestrahlung Bsp em-Strahlung (meist IR) Sonne, Mikrowelle, Lagerfeuer Materialtransport Konvektionsheizung (z.B. Luft), PC- (thermal radiation) Wärmeströmung (thermal flow) Lüfter, Meer: kaltes Wasser unten, oben (Konvektion) warm Wärmeleitung Energieübertragung erwünscht (thermal conduction) : Kühlkörper unerwünscht : Thermoskanne Statt ‚thermal ...‘ wird im Englischen auch oft ‚heat ...‘ benutzt. 4.5.1 Wärmestrom (Thermal Flow) Wärmestrom auch Wärmeabgabe mit Q = c m ∆T Φ= vgl. mit Strom und Ladung [Φ]= J = W s ∆Q dQ & = =Q ∆t dt (WL - 8) & ∆T + c m ∆T& + c& m ∆T Φ = cm ≡ Leistung Bsp. | Lüfter | Statisches Abkühlen | z.B. Gase, c(T) oder Phasenübergang zeitliche Abhängigkeit analog Kinematik ! & = 0, c& = 0 ) : ∆Q = 90 J in ∆t = 15 s → Φ = 6 W Bsp: - abkühlender Körper ( m - Gehäuselüfter mit permanentem Massenstrom 5 l/min, ∆T = 20 K ( T& = 0 ) & = dm ≈ ∆m = 5 l , Wärmekapazität konstant : c& = 0 m dt ∆t min & ∆T = 1000 Φ = cm J kg ⋅ 0,0012 ⋅ 5 ⋅ 20 K = 2 W kg K 60 s Solarkonstante (Äquator, senkrechter Einfall): qsolar = Φ = 1,35 kW/m² (Deutschland 0,7 A kW/m²) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 124 Analogie Wärmelehre - E-Technik Transport von 'Wärmeteilchen' im Vergleich zu geladenen Teilchen Die treibende Kraft für den Transport ist eine Potential- bzw. Temperaturdifferenz ! Wärmelehre E-Technik (Gleichstrom) ∆T U Potentialdifferenz Φ I Strom Rth R Widerstand R th = ∆T Φ R= U I Ohmsches Gesetz λ= 1 R th G= 1 R Leitwert T-Differenz Wärmestrom Wärmewiderstand Wärmeleitwert Mehrere Schichten 'Vergrößerung 1 eines Kühlkörpers' R th ges = Rth ges = ΣRth Rges = ΣR Serienschaltung 1 1 + + ... R th1 R th 2 1 1 1 = + + ... Rges R1 R2 Parallelschaltung C Kondensatorkapazität Wärmekapazität C (Serien- und Parallelschaltung entsprechend) Gehäuse Isolierscheibe Kühlkörper Luft Betrachtung nur in diese Richtung THL TGeh. TIso TKk. Pel TLuft RLast = Abgabe an Umgebungsluft C : Wärmekapazität, R : Wärmewiderstand Vergleiche mit Aufheizkurve (S. 104) mit der Ladekurve U(t) der Kondensatorspannung eines RC-Schaltkreises. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 125 2 Fälle des Wärmestroms : • permanente Wärmeentwicklung ‚leicht‘ zu berechnen, d.h. (Wärme-) Kapazitäten werden vernachlässigt, nur Widerstände berücksichtigen. Annahme, dass der Aufwärmvorgang abgeschlossen ist. Typische Aufgabe: - Berechnung der Gleichgewichts-Temperatur - Berechnung eines Kühlkörpers • Einschalt- und Abschaltvorgänge ‚komplexer‘, meist nur interessant bei kurzen Betriebsdauern (‚Ladezeit‘, danach Fall ‚permanent‘), z.B. HF-Teil Handy, da typischerweise 5 min. in Betrieb. Vgl. RC-Verhalten bzw. Einschalten LCD-Tafel Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 126 4.5.2 Wärmestrahlung (Thermal Radiation) auf der Erde in Luft und Wasser für kleinere Körper meist vernachlässigbar im All: Wärmeabgabe nur über Strahlung möglich Bsp: Astronauten müssen mit Flüssigkeit gekühlt werden, da der Körper mehr Wärme erzeugt als durch Strahlung abgeführt werden kann, also ‘Wärmetod’ nicht ‘Kältetod’ ! Plancksches Strahlungsgesetz Φ = σ ε A T4 gilt genau genommen nur im All (WL - 9) mit σ = 5,7 10 -8 W m2 K 4 (Stefan-Boltzmann - Konstante) ε = Emissionsvermögen : schwarzer Kühlkörper ε ≈ 0,9 ... 0,95 , weiße Fläche ε ≈ 0,5 A : Fläche des Schwarzen Körpers /m² [T] = K Achtung: Näherung, gilt nicht, wenn Wände etc. in der Nähe sind! Plancksches Strahlungsgesetz Schwarzer Körper mit A = 1m², Emissionsvermögen = 1 Wärmestrom /W 50000 40000 30000 20000 10000 0 0 200 400 600 800 1000 T /K Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 127 Spektrum der Planckschen Strahlung (Black Body Radiation) Schwarzer Körper Glühbirnen emittieren ihre Strahlung nur zu einem kleinen Teil (10 %) im sichtbaren Bereich Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 128 Spektrum von Schwarzen Körper bei Zimmertemperatur und Sonnenlicht Das Spektrum der Sonne (s.o.) ergibt eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 K. Die 'Farbe' eines heißen Körpers ist für das menschliche Auge sichtbar, wie obige Spektren verdeutlichen ! Einen Zusammenhang zwischen Spektrum und menschlichem Farbeindruck liefert die CIE 1931-Norm: Die hufeisenförmige Kurve repräsentiert auf ihrem Rand scharfe Spektrallinien, wie z.B. eines Lasers (s.o.) Im Inneren finden sich ausgedehnte Spektren. Die eingezeichnete Kurve gibt den Äquivalenzwert der Temperatur eines Schwarzen Strahlers wieder. Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender Temperatur zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb (1100°C) - Weißglut (1300°C) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 129 Das menschliche Sehen ‚passt‘ sich an die Farbe des Umgebungslichtes an, elektronische Sensoren (CCD, Videokamera, Digitalkamera, ...) benötigen hier einen Weißabgleich, da unterschiedliche Beleuchtungsquellen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 130 Wärmestrom durch Wärmestrahlung kleiner Körper in Gegenwart großer Wände Vorraussetzungen: ( 4 4 Φ = σ ε A TKörper − TUmgebung AKörper << Aumgebende Wand Der Wärmestrom des (WL - 9') Wärmestrahlung eines kleinen Körpers emittiernden Körpers hängt sehr stark von seiner eigenen ) Schwarzer Körper mit A = 1m² Wärmestrom /W Temperatur ab und nur relativ 3000 T Umgebung = 0°C gering von der Temperatur T Umgebung = +20°C T Umgebung = +80°C der umgebenden Wand. 2000 Anhaltswert: 1000 TUmgebung = 300 K (27°C) TKörper = 353 K (80°C) 0 250 300 350 400 450 Φ ≈ 400 W pro m² 500 T Körper /K Fälle Wärmeabgabe TKörper > TUmgebung (bezogen auf Körper) Wärmeaufnahme TKörper < TUmgebung Für elektronische Bauteile ist die Abgabe von Wärme durch Strahlung praktisch vernachlässigbar, da ihre Oberfläche im cm²-Bereich liegt, .d.h Φ ≈ 40 mW pro cm² Dann Formel aus folgendem Beispiel verwenden: Wieviel Leistung strahlt ein 200°C heißer, schwarzer (ε = 0,95) Kessel mit einer Oberfläche von 6 m² an eine ihn umgebende, große Halle mit der Wandtemperatur 20°C ab ? ( ) 4 4 Φ = σ ε A TKörper − TUmgebung = σ ⋅ 0,95 ⋅ 6 m2 ( (473K ) 4 − (293K ) 4 ) ≈ 14 kW Gemäß WL-9 würden sich 16,3 kW ergeben ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 131 4.5.3 Wärmeströmung (Thermal Flow) - Transport von Materie, d.h. Wärmetransport durch Teilchentransport ! - meist aktiv, z.B. mit Lüfter oder Pumpe betrieben. - Konvektion: Strömung durch Dichteunterschiede, z.B. warme Luft steigt auf Wärmeströmung & : Massenstrom (vgl. Impuls) m Φ= ∆T : T-Differenz ausströmende - angesaugt Luft ∆ Q dQ & & ∆T = =Q=cm ∆t dt (WL - 10) bzw. Flüssigkeit oder Gas Man kann mittels der transportierten Stoffmenge (z.B. Luft bei Lüfter, Angabe in m³/min) den Wärmestrom berechenen: Bsp: Wieviel Verlustleistung kann ein Lüfter aus einem elektrischen Gerät transportieren ? Lüfter mit 0,1 m3 min Luft : ∆T = 30 K (ausgeblasene eingesaugte Temperatur) Dichte : 1,2 kg/m³ & ∆T →Φ=c m = 1000 J 0,12 kg 30 K K kg 60 s = 60 W Beispiel Lüfter-Spec Bestellbezeichnung: 0410N-12 Abmessungen: a x b (mm) 40 x 40 Bautiefe:c(mm) 25 d (mm) 32 e (mm) 4,5 Nennspannung VDC 24 Volumenstrom m³/h 165 Luftdruck mm H2O 7,2 Stromaufnahme mA 340 Geräuschpegel dBA 44 Lagerungsart Kugellager Temperaturbereich -10 ... + 70 °C Lebensdauer in h bei 25°C 51.000 Lebensdauer in h bei 70°C 40.000 Zulassung Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 UL/CSA/TÜV 132 Anwendungen: In Schaltschränken ist die Temperatur ‚oben‘ am höchsten (Bauteile-Belastung !). Deshalb sollten oben (Abluft) und unten (Zuluft) Lüftungsschlitze angebracht sein. Zu beachten ist aber eine ‚Verschmutzung (Staub) des Gerätes und eine erhöhte Wasserempfindlichkeit. Achtung : Bei erhöhten Umweltanforderungen (z.B. wasserdicht) kommt eine Wärmeabfuhr durch Lüftung (Massestrom) nicht in Betracht. Die Wärmeleitung und die maximal erlaubte Bauteiltemperatur bestimmt dann maßgeblich die maximal erlaubte elektrische Verbrauchsleistung ! IP Schutznormen - Systeme in schwierigen Umweltbedingungen* Industriell genutzte Systeme sind anderen Belastungen ausgesetzt, als Desktop PC in einer Büroumgebung. Staub, Dreck und Wasser sind Umwelteinflüße auf die ein Standard PC recht empfindlich reagiert, die ein industriell eingesetztes PC Systeme jedoch typischerweise problemlos aushalten muss. (Nicht zuletzt erklärt das den i.d.R. höheren Preis für Industrie PC gegenüber Standard PC.) Für den Einsatz in einer Industrieumgebung sind Schutzklassen und Normen definiert, die angeben, welchen Umweltbelastungen hinsichtlich Berührung, Fremdkörper- und Feuchtigkeitsschutz ein System ausgesetzt werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Definiert werden die Schutzklassen in der IP Norm, DIN EN 60529: Schutzarten durch Gehäuse (IP Code). Der IP Code besteht typischerweise aus einer zweistelligen Ziffernkombination, die den jeweiligen Schutzgrad angibt, z.B. IPxy (oder IP54). Die erste Ziffer x spezifiziert die Schutzklasse für Berührungs- und Fremdkörperschutz, die zweite Ziffer y den Wasser- und Feuchtigkeitsschutz, Nachstehende Tabellen (ohne Gewähr) erläutern die Bedeutung der IP Codes: Tabelle 1: Berührungs- und Fremdkörperschutz 1. Kennziffer Benennung - Erklärung 0 Nicht geschützt 1 Geschützt gegen feste Fremdkörper 50mm Durchmesser und größer: Die Objektsonde (Kugel 50mm) darf nicht voll eindringen 2 Geschützt gegen feste Fremdkörper 12.5mm Durchmesser und größer: Die Objektsonde (Kugel 12.5mm) darf nicht voll eindringen Hinweis: Typischerweise die Lüftungsschlitze in einem PC Netzteilgehäuse... 3 Geschützt gegen feste Fremdkörper 2.5mm Durchmesser: Die Objektsonde (Kugel 2.5mm) darf überhaupt nicht eindringen 4 Geschützt gegen feste Fremdkörper 1mm und größer: Die Objektsonde (Kugel 1mm) darf überhaupt nicht eindringen 5 Staubgeschützt: Eindringen von Staub ist nicht vollständig verhindert, aber Staub darf nicht in einer solchen Menge eindringen, daß das Arbeiten des Gerätes oder die Sicherheit beeinträchtigt wird 6 Staubdicht: Kein Eindringen von Staub bei einem Unterdruck von 20mbar im Gehäuse *: aus Internet Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 133 Tabelle 2: Wasserschutz 2. Kenn- Benennung - Erklärung ziffer 0 Kein Schutz 1 Geschützt gegen Tropfwasser: Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben 2 Geschützt gegen Tropfwasser wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist: Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben, wenn das Gehäuse um einen Winkel bis zu 15° beiderseits der Senkrechten geneigt ist 3 Geschützt gegen Sprühwasser : Wasser, das in einem Winkel bis zu 60° beiderseits der Senkrechten gesprüht wird, darf keine schädlichen Wirkungen haben 4 Geschützt gegen Spritzwasser: Wasser, das aus jeder Richtung gegen das Gehäuse spritzt, darf keine schädlichen Wirkungen haben 5 Geschützt gegen Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als Strahl gegen das Gehäuse gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben. Hinweis: Entspricht ca. 12.5 Liter/Minute (Gartenschlauch). Testzeitraum ca. 5 Minuten. (Angabe ohne Gewähr.) 6 Geschützt gegen starkes Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als starker Strahl gegen das Gehäuse gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben 7 Geschützt gegen die Wirkungen beim zeitweiligen Untertauchen in Wasser: Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse unter genormten Druck- und Zeitbedingungen zeitweilig im Wasser untergetaucht ist 8 Geschützt gegen die Wirkungen beim dauernden Untertauchen in Wasser: Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse dauernd unter Wasser getaucht ist unter Bedingungen, die zwischen Hersteller und Anwender vereinbart werden. Die Bedingungen müssen jedoch schwieriger sein als für Kennziffer 7 Übliche Schutzklassen in der Praxis und einige Hinweise: Für "normale" Industriesysteme in geschlossenen Werkhallen wird üblicherweise der Schutz nach IP54 angeboten = Staubgeschützt + Geschützt gegen Spritzwasser. Für Systeme im Außeneinsatz (Fahrzeuge etc) wird ein Schutz nach IP65 empfohlen (=Staubdicht + Geschützt gegen Strahlwasser). Schutzklassen <= IP40 bieten nur Schutz gegen Berührungen und sind nur dann sinnvoll, wenn das System seinerseits wieder in ein Gehäuse (z.B. in einen Schaltschrank) eingebaut wird. Bei der Verwendung industriell genutzter Systeme wird grundsätzlich empfohlen, auf die IP-Schutzklasse zu achten. Ein mit IP20 geschütztes System ist z.B. auf einem Gabelstapler im Außenlager ausgesprochen schlecht aufgehoben. Ein nach IP67 geschütztes System in der Zeiterfassung und Zugangskontrolle ist dagegen in den meisten Fällen gleichermaßen fehl plaziert - wenn es nicht gerade in einem U-Boot eingesetzt wird. (Kleiner Witz. Siehe hierzu auch besondere Hinweise zur IP68 Norm am Ende dieser Seite...) Nicht jedes System kann problemlos mit einer hohen Schutzklasse ausgeliefert werden. Schutzklassen, die gerade im Wasserschutz einen hohen Schutzgrad bieten sollen, bedingen in den meisten Fällen ein geschlossenes (gekapseltes) Gehäuse. In einem derartigen Fall ist besonders auf die Wärmeableitung des Systems zu achten, denn je höher die Prozessorleistung eines PC-Systemes, desto höher ist üblicherweise auch die abgegebene Verlustleistung, die in Wärme abgegeben wird. In einem geschlossenen Gehäuse kann die Wärme nicht entweichen - durch Hitzeschäden bedingte Systemausfälle sind dann die Folge. In einem solchen Anwendungsfall ist der Kühlung besondere Aufmerksamkeit zu schenken, z.B. durch spezielle Wärmetauscher, die Kühlmöglichkeiten auch in geschossenen Systemen bieten. Beispiele Außenleuchte Einbauleuchte IP44 Außenleuchte IP54 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 IP65 134 Bei den Phänomenen der Wärmelehre werden oft (auch unwissentlich) Fehler gemacht : (aus Prospekt der Fa. BAUHAUS,) Der Ausdruck ‚Wärmewiedergewinnung‘ ist physikalisch falsch. Was stimmt hier nicht ? Saison Winter Winter Sommer Sommer Sommer Lüfter Aus Ein Aus Ein Ein Aussage oben wärmer als unten oben und unten etwa gleich warm oben und unten etwa gleich warm Luft wird um etwa 4°C abgekühlt Heizkostenersparnis Bewertung Na ja FALSCH Na ja Wie kann die ‚falsche‘ Aussagen physikalisch erklären ? - Der Lüfter bewegt die Luft, kann sie aber nicht kühlen - Die Temperatur erniedrigt sich ‚scheinbar‘ um 4°C - Geringerer Wärmeverbrauch Faßt man die Aussagen zusammen, erklärt sich die Beobachtung : Die an einem (menschlichen) Beobachter vorbeiströmende Luft ändert den thermischen Widerstand (der Haut) als Folge der Wärmeleitung (s.u.). Dieser wird bei einem Übergang Festkörper (Haut) - Fluid (Luft) mit dem von der Luftgeschwindigkeit abhängenden Wärmeübergangskoeffizient α ausgedrückt. Erhöht sich die Luftgeschwindigkeit so wird mehr Wärme abgeführt, was ‚man‘ als ‚kühler‘ empfindet. Ein zusätzlicher Effekt ist die beschleunigte Verdunstung (Verdunstungswärme wird vom Körper 'abgezogen‘). Die Heizkostenersparnis ist relativ gering, da sich an den thermischen Eigenschaften der Wände nichts ändert, lediglich die vertikale Temperaturverteilung ist in einem kleineren Bereich ausgeglichener. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 135 4.5.4 Wärmeleitung (Thermal Conduction) Metall fühlt sich ‚kälter‘ als Holz in einem 20°C warmen Raum an obwohl beide Gegenstände gleich warm sind. Grund: Metalle haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit und transportieren so die ‚Wärme‘ der Finger schneller ab, die (wärmeren) Finger kühlen sich also ab. Hauptfälle : - Wärmeleitung durch eine Wand sowie von Festkörper auf Fluid - Wärmedurchgang durch eine Wand - Wärmeabgabe eines Körpers durch Abkühlen bzw. bei 'ständiger' Heizung 4.5.4.1 Wärmeleitung durch Wand Welcher Wärmestrom fließt durch eine Wand bzw. TA welche Leistung wird durch eine Wand in Abhängigkeit vom Temperaturgefälle transportiert ? s A TB T U Achtung : Das folgende beschreibt nur einen T A Teilaspekt der Wärmeübertragung durch eine T B R Analogie s Wand, vollständig s.u. ! Wärmestrom analog Ohmschen Gesetz : x U ∆T =I ≡ Φ= R R th Hieraus folgt Wärmewiderstand [Rth] = K W Rth = s : Wanddicke, A : Fläche λ : Wärmeleitzahl, [λ] = W Km s 1 = λA kA (WL - 11) (Materialeigenschaft) k : Wärmedurchgangszahl, k = λ ; Anwendung z.B: Baubranche s Wärmeleitung Erhöhte Wärmeabgabe durch Vergrößerung der Oberfläche (Kühl- Φ= ∆T λ = k A (TA − TB ) = k A ∆T = A ∆T R th s (WL - 12) körper, Rippen bei Elektromotoren) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 136 Wärmedurchgangszahl „Normierung“ auf Dicke [k] = W K m2 Material Wärmeleitzahl λ Werte für 300 K ! Eis 2,33 Wasser 0,6 Luft / W Km Wärmedurchgangszahl k (WL - 13) / W K m2 0,025 Stahl 14 PVC 0,16 Kork 0,05 Ziegel Glas Beispiel: λ s k= 1 1,5 (30 cm Hohlziegel) 0,8 5,6 (1 cm) (Doppelglas) Wie stark muß die Heizung einer Studentenbude sein ? Werte : Länge Außenwand 10 m (Ecke), 2,5 m hoch, 2 Außenwände, k = 1 W/Km² Innenwände, Boden, Decke vernachlässigt, da Hochhaus Temperatur 0°C außen, 20°C innen gewünscht Φ = k A ∆T = 1 W/Km² 25 m² 20 K = 500 W Bei einer Wand aus mehreren Schichten wird einfach die Φ 'Serienschaltung' (vgl. ET) angewendet: Rthges = Rth1 + Rth2 + ... 'Parallelschaltung' : 1 R th ges = 1 1 + + ... (Vergrößerung der ‚Durchgangsfläche’) R th 1 R th 2 Wärmeleitzahl von Metallen Wiedemann-Franzsches Gesetz e: Elementarladung Wärmeleitfähigkeit λ ∼ elektrischer Leitfähigkeit κ *T π² λ Metall = 3 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 2 kB κ T e 137 4.5.4.2 Wärmeleitung von Festkörper auf Fluid (Flüssigkeit, Gas) Welche Wärmeleistung wird von einem Festkörper auf ein Fluid abgegeben ? A FK hier geht nur der Wärmeübergangskoeffizient Fluid T TFK des Fluids ein ! ∆T TFluid ∆T = TFK - Tfluid x Wärmestrom durch Übergang FK - Fluid α: Wärmeübergangskoeffizient, [α] = W / m² K Φ = α A ∆T (WL - 14) α = α(vfließ, Medium) Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid Rth = s 1 vgl. Wärmedurchgangswiderstand Rth = = λA kA Metall - Medium (WL - 15) α / W/m²K Luft : ruhend 3 - 30 langsam 30 - 60 schnell 60 - 300 Wasser 1 αA 500 - 5000 Wärmeübergangskoeffizient für strömende Luft längs einer ebener Wand 6 + 4⋅ v α= 0,78 7 ⋅ (v ) für v ≤ 5 m s für v > 5 m s multiplizieren mit Einheiten Bsp: - Motor: Wodurch unterscheiden sich Luft – Wasserkühlung ? Vorteile - Nachteile, ... - PC mit Wasserkühlung Hier vernachlässigt: Wärmeübergang FK auf FK Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 138 4.5.4.3 Wärmedurchgang durch Wand Wärmeübertragung von Fluid durch Wand (hier Verbundwand) an Fluid Wärmeübergangskoeffizient von Wand 1 auf Wand 2 wird vernachlässigt. Innenwand 1 : Wärmeübergangskoeff. α1 T A A λ1 λ s1 s2 2 T Wärmeleitung durch Wand 1 : Wärmeleitzahl λ1 B Wärmeübergang Wand1 - Wand 2 vernachlässigt Wärmeleitung durch Wand 2 : Wärmeleitzahl λ2 T Φ Außenwand 2 : Wärmeübergangskoeff. α2 innen außen x I Elektrisches Ersatzschaltbild mit Strom I ≡ Φ Wärmewiderstand als Serienschaltung : Rth ges = Rth überA + Rth durch1 + Rth durch2 + Rth überB Einzelwiderstände aus (WL - 15) Wärmestrom innen → außen : Φ = ∆T ∆T A ∆T = = 1 s s 1 1 1 1 1 Rthges + 1 + 2 + + + + α1 A λ1 A λ 2 A α2 A α1 k1 k 2 α 2 Näherung : ∆T des Gesamtsystems (ist aber üblich) Bsp: Zimmerwand (1 m² mit α = 6 W/m²K ) mit 30 cm dicken Ziegeln, (k = λ/s = 1 W/m²K) und 1 cm Gips (k = λ/s = 2 W/m²K) innen. Temperaturdifferenz von außen nach innen 20 °C (20K). Gesucht : Wärmestrom und Verlustwärme pro m² bzw. s ? Wärmedurchgangswiderstand : 1 1 1 1 1 1 1 1 1 m² K K ⋅ = + + + ⋅ 1 R thges = + + + = 1,83 W α 1 k 1 k 2 α 2 A 6 1 2 6 W m² → Wärmestrom pro m² : Φ = ∆T / Rth = 20 W / 1,83 = 11 W → Verlustwärme pro m² und sec : Q = Φ t = 11 J Bei 45 m² anrechenbarer Fläche und 2000 h p.a. Heizung einer Wohnung ergibt sich : Φ = 500 W, Q = 1000 kWh, Heizkosten bei 0,4 €/kW : 400 € pro Jahr Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 139 Beispiel Studibude (S. 123): 25 m² bei Φ = 11 W entspricht ca. 275 W, nur ‚Wand’ ergibt 500 W Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 140 4.5.4.4 Wärmeabgabe Statisches Abkühlen - es wird keine Wärme nachgeliefert - T ≠ const, gesucht: T = T(t) ? Bsp: Eisenwürfel (Fe) - Anfangsbedingung : T(t = 0) = 70°C = 343 K Fläche des Würfels zur Luft hin: Fe 30 cm Luft ruhend 20°C 70°C A = 5 * (0,3 m)² = 0,45 m² Näherung: isoliert aufgeklebt - TEisen im Würfel räumlich konstant - Umgebungsluft erwärmt sich nicht - keine Volumenschrumpfung - keine Wärmestrahlung - Materialparameter seien T-unabhängig - cFK >> cFluid 4 4 Abschätzung der Wärmestrahlung: Φ = k B ε A (TKörper ) ≈ 150 W − TUmgebung Wärmeverlust durch Strahlung (TKörper = const.) in der 1. Minute : Q = Φ * t ≈ 9 kJ Die Wärmestrahlung wird im weiteren vernachlässigt, da sonst die Mathematik deutlich schwerer wird - bei kleinen ET-Körpern ist dies 'erlaubt'. Def.: Temperaturdifferenz : Tdiff = TEisen - TLuft Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 141 einerseits: Φ = dQ / dt Φ = → ∆T R th differentielle Schreibweise (Rth ist hier der Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid) dQ = α A Tdiff dt (Wärmeleitung) (i) dQ : differentielle Änderung der Wärmemenge Wärmeverlust in der 1. Minute für TKörper = const. Q=5 W ⋅ 0,45 m² ⋅ 50 K ⋅ 60 s ≈ 7 kJ m² K (vgl. mit Wärmestrahlung ! ) andererseits: dQ = c m dTdiff mit (im Eisenwürfel gespeicherte Wärmemenge) (ii) c = 0,55 J/gK m = ρV Energieerhaltung : - Wärme kann nicht verschwinden - Wärmeaufnahme der Luft = Wärmeverlust (-abgabe) des Eisenwürfels → Summe aller Änderungen der Wärmemenge muß Null sein ΣdQ = 0 → mit (i) und (ii) folgt : dQauf + dQab = 0 - dQEisen = dQLuft Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 142 Berechnung der Differenztemperatur: − c m dTdiff = α A Tdiff dt → ∫ dTdiff αA =− Tdiff dt cm dTdiff αA =− Tdiff cm → ln Tdiff = − → Tdiff = k e − vernachlässigt : - TLuft = TLuft (t) DGL 1. Ordnung ∫ dt αA t + C cm |e αA t cm k aus Anfangsbedingung : Tdiff (t = 0) = TEisen(0) - TLuft (hier 50 K bzw. 50°C) → Tdiff k = TEisen(0) - TLuft TEisen(0) → Tdiff = (TEisen( 0 ) − TLuft ) e − αA t cm t → ∞ : Tdiff = 0 → TEisen = TLuft TLuft t dann herrscht thermisches Gleichgewicht Anwendung : - Bestimmung von α (ggf. ln - Darstellung) - Hitzdrahtinstrument z B. als Luftmassenmesser in Vergasern Strom um T zu halten ~ zur Geschwindigkeit (Eichung notwendig) Vergleich mit Entladekurve RC-Glied R : Abflußwiderstand (Rth) ≡ 1/αA T Eisen R th T Luft C : Speicherelement (CEisen) ≡ c m UC ≡ Tdiff UC = U0 ⋅ e C Eisen − 1 ⋅t RC RLuft (klein, Kurzschluß) Benefit: Aufgaben aus der Wärmelehre können mit Schaltungssimulations-Software gelöst werden ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 143 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 144 Praktisches Beispiel: In welchem Fall ist heißer Kaffee, welcher frisch in einen Styroporbecher gegossen wird nach 10 min. kälter ? Wenn die Milch sofort oder erst nach 10 min dazugegeben wird ? Werte für t = 0: Kaffee : TK = 70°C , mK = 100 g Milch : TM = 10°C , mM = 10 g TLuft = 20°C , cKaffee = cMilch = c Wärmekapazität und -leitung der Styroportasse vernachlässigt bzw. in TK enthalten (beim Eingießen war der Kaffee heißer) a) Milch sofort hinein Berechne TMisch c mK ∆T = c mM ∆T , dann Abkühlen cK mK (TK - TMisch) = cM mM (TMisch - TM) Kaffee wird kälter, Milch wärmer, cK mK TK + cM mM TM = (cM mM + cK mK)TMisch Mischtemperatur zweier Stoffe : TMisch = → TMisch = cK mK TK + cM mM TM cK mK + cM mM (WL - 1') 0,1 kg ⋅ 343 K + 0,01 kg ⋅ 283 K = 337,5 K = 65,5 °C 0,11 kg W ; A = 0,003 m² ( Wasseroberfläche, da Kaffeetasse Styroporbecher demzufo lg e vernachlässigt) m² K J c = 4200 ; m = 0,11 kg kg K α = 10 mit const = 1 αA ≈ 6 ⋅ 10− 5 cm s → Tdiff = 45,5 K ⋅ e − const. ⋅ t → Tdiff = 45,5 K ⋅ e − 0,04 ≈ 44 K → TKaffee nach 10 min ≈ 64°C b) Milch erst nach 10 min hinein → Tdiff = 50 K ⋅ e − 0,04 ≈ 48 K Erst Abkühlen, dann Mischen berechnen → TK nach 10 min = 341 K = 68° C Hier ist das Abkühlen während 10 min. schneller, da die Temperaturdifferenz größer ist ! TMisch nach10 min = 0,1 kg ⋅ 341K + 0,01 kg ⋅ 283 K ≈ 336 K = 63 °C 0,11 kg Kaffee ist kälter, wenn man die Milch erst 'zum Schluß' dazugibt ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 145 Dynamische Wärmeabgabe = permanente Wärmeentwicklung und –abgabe (Bsp. Kochen) Bsp: Kühlkörper mit Transistor und ständiger Verlustleistung Gleichgewicht : TKühlkörper = const. (erreicht bei Abschluß des Aufheizprozesses, vgl. LCD-Tafel, s.o.) Nebenbedingung : - großes Reservoir der umgebenden Luft, d.h. TLuft = const. - kein Lüfter Ziel: Berechnung des thermischen Widerstandes Rth des Kühlkörpers in Abhängigkeit von der (erlaubten) Bauteile- und der Umgebungstemperatur (andere Aufgabenstellung : Berechnung der Gleichgewichtstemperatur eines elektrischen Gerätes bei gegebenem thermischen Widerstand und elektrischer Verlustleistung) Einerseits: & = Q = U I t → dQ = ∆U I dt → Φ = Q ∆ U ⋅I { (*) Verlustlei stung P mit ∆U : Spannungsabfall am Bauteil andererseits: Φ= dQ & ∆T =Q= dt R th (**) mit ∆T = (erlaubte maximale bzw. gewünschte) Bauteiletemperatur - Lufttemperatur → (*) Φ = Φ (**) : ∆U ⋅I = ∆T R th ; R th = ∆T PZufuhr → Thermischer Widerstand des Kühlkörpers in Abhängigkeit von Leistung und Temperatur R th = TBauelement − TLuft T − TLuft = Bauelement ; R th = R th Bauteil + R th Isolierung, Wärmeleitpaste + R th Kühlkörper ∆U⋅I Pelektrische Verlustleistung Bemerkung: - der Übergangswiderstand Kühlkörper - Luft 'steckt' in Rth - Rth wird üblicherweise im Datenblatt angegeben (s.u.) - Übergang Bauteil – Kühlkörper kann vernachlässigt werden, falls (die dringend empfohlene) Wärmeleitpaste eingesetzt wird. - TLuft stellt die maximal erlaubte Umgebungslufttemperatur dar, danach ist der Kühlkörper auszulegen ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 146 Bsp: TBE = 60°C (commercial 0 ... 70°C), TLuft = 40°C , ∆U = 1V , I = 1 A → R th = TBauelement − TLuft ∆U ⋅I = 20 K K = 20 1W W Praxis: Rth (Kühlkörper) muß kleiner sein als Rth (berechnet) wegen Kontaktwiderstand (Rthcontact Reduktion durch Wärmeleitpaste) etc. Rth / K/W 30 1 mm Alu 10 5 2 mm Alu 1 hier: minimal 30 cm² Alu 2 mm dick 10 30 thermische Widerstand bei gleicher Fläche A /cm² Kühlkörperfläche Rthcontact und PVerlust minimieren Warum ist für 1 mm dickes Alu der 100 punktförmige Wärmequelle größer ? Temperaturgefälle Wegen der dünneren Materialstärke kann die Wärme von einer punktförmigen Quelle (z.b. Transistor) in der Mitte nicht 'so gut' in Richtung Rand abgeleitet werden. Die Temperaturverteilung der Fläche ist inhomogen Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 147 Einfaches Kühlkörperdatenblatt nichtlinearer Zusammenhang : - doppelte Kühlkörpergröße ≠ halber thermischer Widerstand Rth (50 mm) = 2,8 K/W aber Rth (100 mm) nicht Rth (50 mm)/2 - 'gilt auch für Preis' Grund: - Wärmeausbreitung von Punktquelle aus - Luftströmungsverhalten des Kühlkörpers (Einbauort und -lage beachten !) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 148 Maximal erlaubte Verlustleistung eines kleinen IC-SMD-Gehäuses in Abhängigkeit von der - a) Umgebungstemperatur - b) Luftgeschwindigkeit und Platinenkühlfläche a) linearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Umgebungslufttemperatur mit Gehäusetyp als Parameter b) nichtlinearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Kühlfläche mit Parameter Strömungsgeschwindigkeit für 25 °C (wenig praxisrelevant, da T meist höher) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 149 Berechnungen und Simulationen zur Temperaturverteilung sind wegen der Vielzahl von Parametern (Bauteile, Platine, Kühlkörper, Einbaulage, ...) und der dreidimensionalen Verteilung (mechanischer Aufbau, ...) sehr aufwändig. Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen und sollten mit Messungen (z.B. IR bzw. Temperaturfühler oder –streifen) untermauert werden. Beispiel : Simulation einer DC/DC-Wandlerschaltung (http://power.national.com) Die Schaltung ‚reduziert‘ eine Eingangsspannung von 12 V auf 3,3 V und liefert ca. 2,5 A Ohne Kühlkörper Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 150 Mit Kühlköper Die heißesten Teile sind die Diode und der IC. Durch den Kühlkörper sinkt die Temperatur ‚nur‘ um 3 – 6 °C. Die lateralen Abmessungen der Platine erhöhen sich um jeweils ca. 12 mm ! Der Aufwand scheint hoch, es gilt aber zu beachten, daß bei einer Umgebungstemperatur von ‚nur‘ 30°C bereits Bauteile-Temperaturen von 60°C erreicht werden. Temperaturen /°C Diode Kühlkörper IC Ohne Mit Ohne Mit Umgebungs- 30 62 56 61 57 Temperatur 50 82 78 78 73 Zu beachten ist, daß die Simulation mit der Stromversogrung als einziges Bauteil durchgeführt wurde – in einem abgeschlossenen Gehäuse mit Verbrauchern erhöht sich die Temperatur, so daß hier mit einer ‚inneren‘ Umgebungstemperatur im Bereich 50°C zu rechnen ist. Kommerzielle Bauteile (0 ... +70°C) kommen dann bereits nicht mehr in Frage ! Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 151 Kleine Formelsammlung zur Elektronikkühlung (aus : www.flomerics.de) Luftaustrittstemperatur aus einem zwangsbelüfteten Gehäuse P TAustritt = TE int ritt + 3,1 & V T : Lufttemperatur /°C TAustritt P : Elektrische Verlustleistung /W V& : Volumenstrom des Lüfters /m³/h TEintritt Mittlere Lufttemperatur in einem geschlossenen Gehäuse TInnen = TAußen + P k Ak T : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W k : Wärmedurchgangszahl, typisch k = 5,5 W/m²K Taußen Tinnen Ak : Wärmeübertragende Gehäusefläche (DIN 57660) Homogen bestückte Leiterplatte in freier Konvektion Mit Strahlung : P TPlatte = TUmgebung + 0,1 A 0,86 P Ohne Strahlung : TPlatte = TUmgebung + 0,3 A TPlatte 0,80 TPlatte : Durchschnittstemperatur der Platine /°C TUmgebung : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W A : Fläche der Platine /m² T Umgebung Temperaturänderung bei Wärmedurchgang TWarm − TKalt = d P λA T.. : Temperatur /°C P Twarm d : Schichtdicke /m λ : Wärmeleitfähigkeit des Schichtmaterials /W/mK P : Wärmestrom durch Fläche A /W d Tkalt A : Fläche des Wärmedurchganges /m² Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 152 4.6 Thermodynamik (Einführung) (Thermodynamics) Aufgabe : Beschreibung makroskopischer (c, α, λ, k, ...) Materieeigenschaften durch physikalische Größen aus Kristallgitter, Atom- und Moleküleigenschaften. Beispiele : spezifische Wäremleitfähigkeit, molare Wärmekapazität, … Grundlage Statistik, da sonst pro Mol ca. 10 25 Gleichungen zu lösen wären ! Bsp: Wärmekapazität c Gase pro Freiheitsgrad 1 2 k B T → c = c(T) c1atomig = 3 2 kB T : 3 x Translation, z.B. He c2atomig = 5 2 kB T : 3 x Translation + 2 x Rotation, z.B. H2 4.6.1 System-Definitionen Thermodynamische Systeme sind Materieansammlung, deren Eigenschaften durch Zustandsvariablen (z.B. V, E, T, p, z.B. p V = N R T Ideales Gas) beschrieben werden können. System Definition Formel Technisch keine Wechselwirkung (Ww) Ab- oder Materieaustausch geschlossenes (Teilchenzahl konstant) mit System Beispiel - Eges = W = const angenähert durch - n = const. Dewar-Gefäß der Umgebung; (Thermoskanne) Gesamtenergie (mechanisch, kein Wärmetransport elektrisch, ...) konstant durch Strahlung oder Wärmeleitung Geschlossenes Energieaustausch mit der System Umgebung zugelassen, jedoch kein Materieaustausch Offenes Energieaustausch und System Materieaustausch mit der Umgebung zugelassen - Eges = W ≠ const. Wärmebad, - n = const - Eges = W ≠ const - n ≠ const Kühlkörper Gehäuse mit Lüfter wie geschlossenes System mit Materialtransport Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 153 4.6.2 Zustands-Definitionen • Gleichgewichtszustand - Zustand, welcher sich von selbst einstellt - 'Hineinlaufen' in den Gleichgewichtszustand meist ‘komplex’ (s.u. *) Bsp: Thermisches Gleichgewicht: Zusammenbringen zweier Teilsysteme im energetischem Kontakt (kein Materieaustausch), bis keine Energie mehr fließt (Nullter Hauptsatz der Thermodynamik), z.B. taktile Temperaturmessung (s.u. **) • Stationärer Zustand wie Gleichgewichtszustand aber mit Energiefluß Bsp: - Warmhalteplatte T = const, aber elektrische Energiezufuhr - Aufheizen Elektronikgehäuse (s.o.) Beispiel : Gleichgewichtszustand (Steady State, Equilibrum) und das Hineinlaufen (*) In eine Wanne werden aus einem Bottich 50 l mit 20 °C kaltem Wasser hineingegossen. Es werden dann mit einem anderen Bottich 50 l mit 40 °C dazugegeben. In der Badwanne befinden sich nach Durchmischen 100 l Wasser mit einer Temperatur von 30 °C. Der Anfangs- (2* 50 l, 20 bzw. 40°C) und Endzustand (100 l mit 30°C) ist leicht berechenbar. Unberechenbar ist hingegen das Hineinlaufen in den Gleichgewichtszustand, d.h. die zeitliche und räumliche Verteilung der Temperatur. Die Wasserströme können beispielsweise mit gefärbten Wasser sichtbar gemacht werden (weiteres Beispiel: Milch in Kaffee gießen ohne Umzurühren ergibt minutenlanges Strömen der Milch vor Gleichgewichtsverteilung). Ferner ist es nicht möglich, den ursprünglichen Zustand (2 Bottiche mit je 50 l und 20 bzw. 40 °C) aus dem Gemisch zu extrahieren. Das Zusammengießen stellt also einen irreversiblen Prozeß (s.u.) dar. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 154 Beispiel : Thermisches Gleichgewicht (**) (Thermal Equilibrum, - Balance) Die Temperaturmessung mit einem Thermometer geschieht dadurch, daß das zu messende Objekt in Kontakt mit dem Temperaturfühler gebracht wird. Nach einer gewissen Zeit stehen Objekt und Fühler im thermischen Gleichgewicht, d.h. sie besitzen dieselbe Temperatur. Dieser Prozeß, der einem Mischen entspricht, verfälscht das Meßergebnis : Konkretes Beispiel : Die Temperatur von 1 l Luft mit 330 K (z.B. per Infrarot-Messung bestimmt) soll mit einem Temperaturfühler aus Metall, der eine Temperatur von 300 K aufweist, gemessen werden. Wie groß ist die gemessene Temperatur in diesem Extremfall: c L mL TL + c F mF TF c L mL + c F mF aus (WL - 1') TMisch = hier : - Luft mL = 1,2 g ; cL = 1 J/gK - Fühler → mF = 10 g ; cF = 0,5 J/gK TMisch = 1,2 ⋅ 330 + 5 ⋅ 300 K = 306 K 1,2 + 5 Damit der Fehler also klein bleibt, darf muß 'Beitrag' des Fühlers genügend klein sein ! Rein rechnerisch (theoretisch) könnte die wahre Lufttemperatur errechnet werden: nach TL auflösen, Tmisch wurde gemessen, ‚Rest’ bekannt. Nachteile: Luft wird abgekühlt, Messgenaiugkeit relativ gering. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 155 4.6.3 Hauptsätze der Thermodynamik • Nullter Hauptsatz der Thermodynamik Alle Systeme, die mit einem System im thermischen Gleichgewicht stehen, sind auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. Zur Erlangung des thermischen Gleichgewichtes findet solange ein Wärmetausch (-transport) statt, bis die Temperaturen der betroffenen Systeme gleich sind. Das ist der Fall bei taktilen (berührenden) Temperaturmessungen ! Thermisches Gleichgewicht Dies gilt auch für mehrere Körper (Systeme). Achtung : Die Alle untereinander im thermischen Gleichgewicht ‚Umwelt’ ist hier nicht betrachtet ! Zur Verdeutlichung als Ring → • Erster Hauptsatz (law) der Thermodynamik Die Änderung der Inneren Energie U eines Systemes bei einer beliebigen Zustandsänderung ist die Summe der mit der Umgebung ausgetauschten Arbeit W und der Wärme Q : U = W + Q . Üblich ist die differentielle Formulierung : Innere Energie = 'Mechanische Arbeit + Wärmemenge' dU = dW + dQ (WL - 16) dW < 0 : Arbeit, welche vom System geleistet wird dW > 0 : Arbeit, welche am System geleistet wird, z.B. Luftpumpe wird warm Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile erster Art! (Maschine, welche dauernd Arbeit leistet, ohne die Umgebung zu verändern) Innere Energie gibt’s auch in der Elektrotechnik : Entladen Akku (reversibel), Batterie (irreversibel) Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 156 • Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik Wärme kann nur dann in Arbeit umgewandelt werden, wenn ein Teil der Wärme von einem wärmeren auf einen kälteres System übergeht (Wärmekraftmaschine). Wärme kann von einem kälteren auf ein wärmeres System nur mittels mechanischer Arbeit übertragen werden (Kältemaschine). Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile 2. Art Durch Abkühlung kann Wärme nicht zu 100% in Arbeit umgewandelt werden ('Ein Körper kann nicht durch selbsttätige Abkühlung in die Luft springen') physikalische Formulierung über Entropie S (Maß für Ordnung) Entropie (Entropy) [S] = J K dS = dQ T (WL - 17) Je größer die Entropie S, desto größer die 'Unordnung' Fälle: dS = 0 reversibler Prozeß, kann in beide Richtungen ablaufen dS > 0 irreversibel, Prozeß läuft nur in eine Richtung ab, Unordnung nimmt zu dS < 0 nur möglich, wenn von außen Energie zugeführt wird. Ordnung kann also nur durch Energieaufwand erzeugt werden ! Abgeschlossene Systeme streben einen Gleichgewichtszustand an, der durch ein Maximum der Entropie gekennzeichnet ist. Mechanische und elektrische Systeme streben ein Minimum an potentielle Energie an (Stein fällt zur Erde / Ladungsdifferenzen gleichen sich aus) Alle Naturvorgänge verlaufen so, daß die gesamte Entropie aller beteiligten Systeme zunimmt. Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 157 Beispiele : - Durch Expansion des Weltalls wird dessen Ordnung kleiner, S nimmt also zu - Zusammenmischen zweier Wassereimer erhöht die Unordnung, da zuvor zumindest der Ort der Moleküle (Eimer 1 oder 2) festgelegt war, danach kann dies nicht mehr 'gesagt' werden (s.o.) Alternative Formulierung 2. Hauptsatzes dS ≥ 0 • (WL - 18) Dritter Hauptsatz der Thermodynamik Die Entropie am absoluten Nullpunkt ist Null: S(0K) = 0 J/K Folgerungen: - die spezifische Wärmekapazität im Nullpunkt ist Null c (T=0) = 0 -6 - der absolute Nullpunkt ist experimentell nicht erreichbar, 'Rekord' ≈ 10 K 4.6.4 Zustandsänderungen • reversibel Durch Umkehr der Ablaufrichtung wird der Ausgangszustand wieder erreicht, ohne daß Energiezufuhr notwendig ist. Beispiele: Mechanisches Pendel, Entladen Akku • irreversibel Eine Umkehr des Ablaufes ist von alleine nicht möglich. Dies betrifft alle Übergänge vom Nichtgleichgewicht ins Gleichgewicht. Beispiele: - Temperaturausgleich zweier Systeme 2 Eimer werden zusammengeschüttet. Ein Trennen in den Ausgangszustand ist nicht mehr möglich (s.o.) ! - Ein Akku lädt sich nicht von ‚alleine‘ auf. Durch elektrische Energiezufuhr kann aber der ‚Ausgangszustand‘ wiederhergestellt werden - Entladen Batterie Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 158 4.6.5 Thermodynamik Idealer Gase reversible Arbeit beim 1. Hauptsatz V2 Wrev = ∫ p dV für p V = n R T (WL - 19) V1 Zustandsänderung Gleichung p - V - Diagramm p Isochor p = const. T V p Isobar V = const. T V p Isotherm Hyperbel p ~ 1/V p V = const. Boyle Mariotte V p Adiabatisch κ hier κ = p V = const cp cv einatomiges Gas: κ = adiabatisch isotherm 5 3 Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 V 159 Zustandsänderung Isochor isobar isotherm adiabatisch polytrop Bedingung V = const p = const T = const S = const pVκ = const dQ = 0 Beispiel für Ideales Gas: Temperaturänderung in 'Luftpumpe' einem Behälter (frei) bei äußerer schnelle Prozesse Wärmebad Dewar-Gefäß Systemen T-Erhöhung Wärmeenergie Q = cv m ∆T in nichtisolierten Q = cp m ∆T Q=W Q=0 W = p ∆V W = p ∆V W = - cv m ∆T dU = dW + dQ dQ = dW dU = - dW W=0 V2 Arbeit Wrev = ∫ p dV V1 1. Hauptsatz (keine mechanische Arbeit, da V = const)) dU = dQ κ: Adiabaten- bzw. Polytropenkoeffizient dU = dW + dQ κ = 0 isobare Prozesse κ = 1 isotherme " κ → ∞ isochore " sonst adiabatisch Blankenbach / Wärme + Thermodynamik / 25.08.2010 15:49:00 160 / 219 4.6.6 Carnotscher Kreisprozeß (Carnot Cycle) periodisch arbeitende Maschine mit Idealem Gas als Arbeitsmedium in einem Kreisprozeß als Idealisierung realer Kreisprozesse z.B. Motor p Isotherm: T = const, isotherme Expansion d a adiabatische Kompression p∼ T hoch b adiabatische Expansion adiabatisch: pVκ = const, T ≠ const c isotherme Kompression 1 (Hyperbel) V T niedrig V Ziel: mechanische Energieerzeugung durch periodischen Wechsel zwischen warm und kalt ! Teilzyklen: Beschreibung a Formel Innere Energie konstant Wärme wird zugeführt (Isothermal heat supply) b ∆U = 0 V → ∆ Q = N kB T ln 2 V1 durch Expansion geleistete Arbeit wird aus U entnommen, T sinkt ∆W = ∆U = cv m ∆T (isentropic expansion) c wie a, nur Wärme wird abgegeben (Isothermal heat rejection) d wie b, nur T steigt (isentropic compression) nach einem Umlauf muß die Summe aller Parameter Null sein → ∆ S = Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 ∫ dQ = 0 T 161 dQ Definition : Entropie d S = ; ∆S = T b dQ T a ∫ Entropie ist die bei der Temperatur T ausgetauschte Wärmemenge Energiebilanz im Prozeß erzeugt Wärme = umgesetzte Wärmemenge ∆W = - ∆Q Wärme(energie) wird in Arbeit umgewandelt Wirkungsgrad η =1 − [T] = K Tniedrig Thoch <1 (WL - 20) Wirkungsgrad ist hoch für große T- Differenzen reale Maschinen : ηreal < ηcarnot Der Carnotscher Kreisprozeß ermöglicht die Erzeugung von Arbeit durch Wärmetausch zwischen kalten und heißen Medien. Anwendung: Wärmepumpe, Kältemaschine, Motor Beispiel für Solarzellen bei Sonnentemperatur von 6.000 K : Tniedrig = 1− 300 K = 95 % 6.000 K - Durch Sonnestrahlung erwärmte Solarzelle : η = 1 − 400 K = 93 % 6.000 K - Solarzelle bei Raumtemperatur : η = 1 − Thoch Der theoretische Höchst-Wirkungsgrad verringert sich aufgrund der geringeren Temperaturdifferenz – Hochleistungs-Solarzellen werden deshalb mit einer Wärmeabfuhr versehen. Praktisch werden 10 – 20% erreicht. Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 162 Anwendung des Carnotschen Kreisprozesses : Otto – Motor Beim Viertaktmotor werden vier Arbeitsgänge Ansaugen - Verdichten - Arbeiten - Ausstoßen in vier Bewegungen eines jeden Kolbens verrichtet. Bei allen Verbrennungsmotoren mit Ausnahme des Wankelmotors treiben die aufwärts – und abwärtsgleitenden Kolben über Pleuel eine Kurbelwelle an. Die Antriebskraft wird über die Kupplung, das Wechselgetriebe, die Kardanwelle, das Ausgleichsgetriebe und die Antriebswellen auf die Räder übertragen. Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 163 Der Kreisprozeß im Otto – Motor soll durch folgenden Idealisierten Kreisprozeß angenähert werden: I Adiabatische Kompression des idealen Arbeitsgases vom Volumen V1, der Temperatur T1 und dem Druck p1 zum Volumen V2 II isochore Druckerhöhung, wobei das Gas mit einem Wärmebad der konstanten Temperatur T3 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird III adiabatische Expansion bis zum Anfangsvolumen V1 IV isochore Druckerniedrigung bis zum Anfangsdruck p1, wobei das Gas mit einem zweiten Wärmebad der konstanten Temperatur T1 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird p - V – Diagramm des Kreisprozesses p 3 II Die Ziffern 1 – 4 bezeichnen die Anfangszustände der vier Teilprozesse 2 ∆W III 4 I V2 Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 1 IV V1 V 164 Druck, Volumen und Temperatur für die Anfangspunkte der vier Teilprozesse 'Motorwerte' - Volumen aller Zylinder V1 = 1,5 dm³ V1 =8 V2 - Kompressionsverhältnis ε= - Umgebungstemperatur der angesaugten Luft T1 = 303 K - Umgebungsdruck der angesaugten Luft p1 = 1 bar - Höchsttemperatur des gezündeten Gemisches T3 = 1973 K , κ = 1,4 - cV konstant angenommen Anfangszustand 1 2 3 4 V /dm³ 1,5 0,1875 0,1875 1,5 p /bar 1,0 18,38 52,10 2,84 T /K 303 696,1 1973 858,9 Prozeß I Berechnung obiger Tabellendaten κ 2 V 2p = κ1V 1p ; p2 = p1 ⋅ ε κ = 1 bar ⋅ 81,4 = 18,38 bar V T2 = T1 1 V2 II III IV p3 = p2 κ −1 = T1 ε κ − 1 = 303 K ⋅ 80,4 = 696,1 K T3 1973,0 K = 18,38 bar ⋅ = 52,1 bar T2 696,1 K κ V p 52,10 bar p 4 = p3 3 = κ3 = = 2,84 bar ε 81,4 V4 T4 = T1 p4 2,84 bar = 303 K ⋅ = 858,9 K p1 1 bar Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 165 Gewonnene Arbeit pro Umlauf im p V – Diagramm Arbeit ∆W = ∆Q 23 + ∆Q 41 Aufgenommene Wärmemenge ∆Q 23 = m c v (T3 − T2 ) > 0 Abgegebene Wärmemenge ∆Q 41 = m c v (T1 − T4 )< 0 Wärmekapazität des Arbeitsgases Cv = m c v Mit : m = Cv = p1 V1 p V c p V cv p V 1 ; Cv = 1 1 ⋅ v = 1 1 ⋅ = 1 1⋅ Rs T1 T1 Rs T1 c p − c v T1 κ − 1 105 1,5 103 N m3 J = 1,238 2 303 (1,4 − 1) K m K Wärmemengen : → ∆Q23 = 1,238 Nm ⋅ (1973 − 696,1) K = 1580,3 J K ∆Q23 = 1,238 Nm ⋅ (303 − 858,9 ) K = 688 J K ∆W = 1580,3 J − 688 J = 892,3 J Leistung des Viertakt – Motores bei einer Drehfrequenz f = 4500 min−1 P = ∆W ⋅ f 4500 = 892,3 J = 33,5 kW 2 60 ⋅ 2 s denn ∆W wird während zweier Umdrehungen des Motors erzeugt ! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 166 Wirkungsgrad ηrev einer Carnot–Maschine, die mit den beiden Wärmebädern arbeitet : Thermodynamischer Wirkungsgrad ηrev = (1973 − 303)K = 84,6 % T3 − T1 = T3 1973 K Effektiver Wirkungsgrad des 'realen' Motors : Effektiver Wirkungsgrad η = ∆W ∆Q23 = 1+ T −T ∆Q 41 = 1+ 1 4 ∆Q23 T3 − T2 = 892,3 J = 56,5 % 1580,3 J aus den Formeln für die betreffenden Prozesse: folgt κ −1 I V T1 = T2 2 V1 III V T4 = T3 2 V1 I – III T1 − T4 = V2 T2 − T3 V1 κ −1 κ −1 = 1− 1 1 = 1 − 0,4 = 56,5 % εκ − 1 8 Der Wirkungsgrad η hängt nur vom Kompressionsverhältnis ε ab ! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 167 Entropieerzeugung pro Umlauf im p - V – Diagramm geg.: Abgeschlossenes System aus Arbeitsgas und Wärmebehältern Die Entropie des Gases ändert sich bei einem Umlauf im p – V – Diagramm nicht, weil S eine Zustandsgröße ist. Für die Wärmebehälter / - speicher gilt : Abgabe bei T3 = konst.: Aufnahme bei T1 = konst.: Resultierende Entropie – Erzeugung: → ∆S3 = − ∆Q23 1580,3 J J =− = − 0,801 T3 1973 K K ∆S1 = − ∆Q41 688 J J = = 2,271 T1 303 K K ∆S = ∆S1 + ∆S3 = (2,27 − 0,80) J J = 1,47 K K ∆S > 0 , weil die Prozesse II und IV irreversibel sind. Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 168 Entropieänderungen des Arbeitsgases bei den einzelnen Zustandsänderungen I – IV Adiabatische Prozesse I und III ∆S = 0 Isochore Prozesse T ∆SII = Cv ln 3 T2 T ∆SIV = Cv ln 1 = − ∆SII T4 mit Division von V T1 = T2 2 V1 κ −1 durch V T4 = T3 2 V1 κ −1 siehe Wirkungsgrad T1 T2 = T4 T3 erhält man → ∆SII = 1,238 J 1973 K J = 1,29 ⋅ ln K 696,1K K Entropie S(T) – Temperatur - S III Diagramm IV II Der Wert von S(T1) braucht nicht bekannt zu sein. Die Kurven II und IV laufen I proportional zu ln(T) T1 T2 Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 T4 T T3 169 5. Mechanik Deformierbarer Medien Deformierbare Medien: Körper, welche sich unter dem Einfluß außerer Kräfte verformen (können). 5.1 Einteilung Phase Statik Dynamik Modellkörper Deformation Schwingungen deformierbarer Festkörper (Lineal) (Lineal an Tischkante) Hydro- Hydro- (Auftrieb Ball in Wasser) (Wasser in Rohr) Aero- Aero- (Heißluftballon) (Flugzeug) fest flüssig gas Ideale Flüssigkeit (*) Ideales Gas (*) (*) reibungsfrei Zusammenhang zwischen Modellkörper - Form und Volumen Bsp: Stab, Wasser in Glas, Ballon drücken Modellkörper Verschiebbarkeit der Teilchen (Moleküle, Atome) Festkörper keine Deformierbarer FK ‘schwer’ Ideale Fl. + Gas Modellkörper reibungsfrei Form Volumen Beispiel Def. Festkörper definiert def. Lineal Ideale Flüssigkeit beliebig def. Wasser in Glas bel. bel. Luftballon Ideales Gas Festkörper : Moleküle haben "feste" Positionen zueinander Fl. + Gase : Moleküle beliebig verschiebbar Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 170 5.2 Druck Ein Gewicht der Masse m und der m Auflagefläche F übt über die Gewichtskraft F 'Druck' auf die Unterlage aus A F G Druck p= [p] = N/m² = Pa (Pascal) Bsp: Wer übt größeren Druck aus ? F A (DM - 1) Elefant Nadel Masse m 5 to 1g Auflagefläche A 1 m² 0,1 mm² 50 kPa 100 kPa Druck p Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 171 5.3 Feder als wichtigstes Beispiel für Deformierbare Medien und zur Erläuterung nichtlinearer Effekte F hier nur linearer Bereich, Weg x klein: Beispiel: Feder F ~ x x Hookesches Gesetz FF = - D x (DM - 2) D : Federkonstante ; [D] = N / m = kg / s² Aus ΣF = 0: F =0 F Fa : äußere Kraft, entgegengesetzt FF Fa = 0 Fa + FF = 0 Fa > 0 F F 0 FF = - D x X Spannung – Dehnung → Fa = D x p= l : Anfangslänge, ∆l : Längenänderung ∆l : relativeLä ngenänderu ng l F ∆l =E A l σ =Eε (DM - 3) p : Druck [p] = N/m² = Pa E : Elastizitätsmodul (Youngscher Modul); [E] = Pa ; E-Modul Metalle: ca. 200 GPa σ : Spannung (Druck) ε : Dehnung A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung) Hookesches Gesetz gilt nur für kleine Dehnungen Beispiel mit Metallen: σ = 200 GPa 0,1 m/ 100 m → p = σ = 0,2 GPa = 200 MPa Vergleich: normaler Luftdruck : 100 kPa = 1.000 hPa Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 172 Spannungs - Dehnungs - Diagramm / Messmaschine Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 173 5.4 Grenzflächeneffekte Kraftwirkung Kohäsion in Flüssigkeit Adhäsion Flüssigkeit - Festkörper Kräfte Benetzung keine Benetzung Adhäsion >> Kohäsion Adhäsion << Kohäsion Wasser Quecksilber Tropfen auf Oberfläche 'Wasser auf Autolack' Kapillarwirkung Beispiel Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 174 5.5 Beispiele Deformierbarer Festkörper Ausführlicher in VL ‚Werkstoffkunde’ Deformationsart Formänderung Volumenänderung Bsp. Dehnung, Biegung ja ja Feder (+), Stütze (-),Balken nein ja allseitig, unter Wasser ja nein Nieten, Achsen, Kompression Scherung, Torsion (Drillung) Torsionsfederung 5.5.1 Dehnung F A elastisch plastisch F A Bruch l l linear (Hook) nichtlinear l l Bereich Deformation Bsp : Kugelschreiberfeder elasitsch reversibel leicht dehnen plastisch bleibend stark dehnen Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 175 Linearer Bereich: Hookesches Gesetz ∆l F = E A l (DM 2’) σ =Eε E : Elastizitätsmodul / Youngscher Modul [E] = Pa σ : Spannung / Druck ε : Dehnung A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung) l : Länge, ∆l : Längenänderung E-Modul Metalle: 200 GPa Biegung einseitige Einspannung, Last am Ende des Balkens : 0 'ideal' : s ∼ FG klein s G Zug Druck neutrale Faser F = FG + F eigen Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 176 Querdehnung F d/2 bei Längs- und Querdehnung kann sich das Volumen ändern. Kompression ∆V ∆p = − V K (DM - 4) Kompressionsmodul [K] = Pa p Scherung F A z statt Strecke Winkel F = τ = Gγ A (DM - 5) G : Schubmodul [G] = Pa y γ : Winkel (klein : tanγ = γ) x Isotrop: Gx = Gy = Gz Anisotrop: Gx ≠ Gy ≠ Gz Bsp: Bleistift Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 177 Torsion Sonderfall der Scherung M Verdrillung, klein Halten bei Antriebsachsen, Schrauben etc. F Kreisförmiger Querschnitt: α klein M∼αR 4 M=-Dα (DM - 6) Hooke, Spiralfeder für Schwingungen 4 M Drehmoment, R bringt "viel Steifigkeit" Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 178 5.6 Beispiele für Flüssigkeiten und Gase Modellkörper: Ideale Flüssigkeit / Ideales Gas Eigenschaften : - Ideale Flüssigkeit : Form unbestimmt, Volumen bestimmt, Moleküle reibungsfrei verschiebbar - Gas: füllt jedes Volumen aus, Moleküle reibungsfrei verschiebbar Effekte: statische und dynamische Eigenschaften 5.6.1 Statik Druck: p = F / A wie Festkörper, nicht vektoriell, wirkt in alle Richtungen F in Druckgleichung nimmt wegen Eigengewicht zu ==> Auftrieb Schweredruck Flüssigkeit V=Ah p=mg/A=ρVg/A h =ρgh (DM - 7) JAVA Applett: Schweredruck in Flüssigkeiten Folgerungen: - Flüssigkeitsspiegel horizontal wegen Schwerkraft - Hydrostatisches Paradoxon: Schweredruck unabhängig von Gefäßform (h = const.) h p = const Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 179 - Kommunizierende Gefäße h = const. Falls unterschiedlich: Druckdifferenz bis h p = const ==> h=const Druck ausgeglichen, dann aber h = const. "nichts" fließt mehr Tank Meßrohr - Staumauer p = F/A = ρ g h →F∼h h F Uhren und Wassertiefe – Definitionen sind oft verwirrend ! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 180 Kompressibilität aus Festkörper: Druck bewirkt Volumenabnahme ∆V = − χ ∆p V Kompressibilität χ = 1/K Phase (DM - 8) [χ] = 1/Pa χ / 1/Pa Modell Starrer Körper fest flüssig gas -11 (inkompressibel) 10 -9 inkompressibel 10 -4 kompressibel 10 Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 181 Konsequenz aus Kompressibilität Kolbendruck p = const F1 F2 F1 / A 1 = F2 / A 2 A1 A2 Flüssigkeit Gas Modell Technik inkompressibel Hydraulik kompressibel Pneumatik Preßluft Anwendung: Kraftübertragung auch ‚um die Ecke’ wie bei elektr. Strom beliebig krumme Leitungen, Vorteil gegenüber mechanischem Gestänge Leitungsdichtigkeit: Hydraulik: kritisch, da Verschmutzung Preßluft: unkritisch, nur Druckverlust Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 182 Schweredruck Gas Schweredruck Gas komplizierter als Flüssigkeit wegen Kompressibilität Säule komrimiert darunterliegendes Gas kompressibel, T = const: Barometrische Höhenformel: p = po e -Ch (DM - 9) po ≈ 100 kPa Druck am Boden C = 126 1/m Konstante real: T ≠ const : Internationale Höhenformel Wie ist dieses Bild entstanden ? Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 183 Auftrieb entgegengesetzt Erdanziehungskraft Fo oben: kleinere Säule wie unten rechts-links: hebt sich auf Fu > Fo h Fl ,V Fr = - Fl FA = Fu - Fo Fu = mverdr g Newton, Masse verdrängtes Vol =ρAhg ρ Dichte, Durchschnittswert =ρgV (DM - 10) FG : FA Körper Beispiel > ↓ sinkt = schwebt Mostwaage < ↑ steigt Gas- , Heißluftballon Stein JAVA Applett: Auftriebskraft in Flüssigkeiten Ein U-Boot vom Boden kann nicht auftauchen da Fu fehlt ! Theoretisch, da in Praxis runder Rumpf Fo Fu = 0 Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 184 Ideales Gasgesetz pV=nRT (DM - 11) pV=NkT n : Anzahl Mol, 1 Mol = 22,4 l z.B. 28g N2 R : Gaskonstante 8,3 J/Mol K N : Anzahl Teilchen k : Boltzmann Konstante 1,4 10 -23 J/K [T] = K absoluter Nullpunkt : 0 K Ideales Gas nur Modell für höhere Temepraturen, da für T = 0 das Volumen Null wäre! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 185 5.6.2 Dynamik allgemein: Massefluß m Strömungsfeld A1 komplex da vektoriell Geschw. v A2 Transport von Materie durch Druckdifferenz analog: Ladung (Strom), Wärme Hydrodynamik Vorr: inkompressible Materie, gilt auch für Gase bis ca. 1/3 Schallgeschwindigkeit Materiestrom Volumen V=Avt Volumenstrom I = ∆V / ∆t = dV / dt = A v Massefluß m=ρV Massestrom m' = ρ A v aus s = v t aus ∆m / ∆t Fluß durch Flächenelement: m' = ∫A ρ v dA analog anwendbar auf: - Ladungen (Strom) - Wärmetransport - Diffusion Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 186 Durchfluß durch Röhren - technisch wichtigster Fall - Massen- und Volumenerhaltung: m = const. - da inkompressibel V = const. Kontinuitätsgleichung v1 A v = const v2 (DM - 12) A1 A1 v1 = A2 v2 A groß - v klein und umgekehrt A2 Bernoulli - Gleichung für horizontale Rohre parallel zur Erdoberfläche rechts: langsamer als links wegen z Kontinuitätsgleichung A2, v2 Bernoulli-Gleichung p2 p1 2 p + ½ ρ v = po = const A1, v1 x Epot (DM - 13) + Ekin Die Bernoulli-Gleichung ist ein Erhaltungsgesetz, welches aus dem Energiesatz folgt. Druckmessung Rechts: Anwendung Staudruckmesser bei dynam. Druck Gesamtdruck Flugzeugen stat. Druck Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 187 Anwendungen der Bernoulli - Gleichung 1. Auslaufen aus Gefäß p großes Volumen, v1 kleiner Ausfluß 1 h = const. h 2 Druck v2 p Ort Betriebs = Luftdruck Schweredruck Dynamischer Druck 1 2 p p ρgh 0 1/2 ρ v1² 1/2 ρ v2² v1 aus Kontinuitätsgleichung: A1 v1 = A2 v2 2 → 1/2 ρ v2²( A2/A1) + ρ g h = 1/2 ρ v2² A2 << A1 : ρ g h = 1/2 ρ v² → v = 2gh analog Freier Fall 2. Parfümzerstäuber pLuft = p + 1/2 ρ v² v pL → p < pLuft Gewicht Wassersäule vernachlässigt Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 188 Dynamischer Auftrieb Beispiel : Flügel po dyn. FA Weg länger Folge aus Bernoulli v größer --> p kleiner dyn. Auftrieb aus p = F/A Strecke länger, damit kein Vakuum hinter pu Flügel entsteht müssen beide Teile gleichzeitig ‘ankommen’ : Kinematik s = v t Bernoulli: 2 2 po + ½ ρ vo = pu + ½ ρ vu 2 2 → ∆p = ½ ρ (vo - vu ) > 0 dyn Fa 2 = cA ρ/2 A v (DM - 14) cA = Auftriebsbeiwert (vgl cW : Widerstandsbeiwert) Frage zu obiger Skizze: Warum bzw. wie kann ein Flugzeug auf dem Rücken fliegen ? Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 189 Reale Strömungen mit Reibung zwischen Molekülen Fälle: laminar turbulent v nimmt zu rechenbar ‘komplex’ Laminare Strömung in Rohren Hagen-Poiseuillsches Gesetz r Flüssigkeitsstrom I = ∆V / ∆t R 4 v I ∼ p/l R (DM - 15) l : Länge des Rohres p : Druckabfall entlang l Folgerung: 4 - Durchflussvolumen besser durch R- als durch p-Erhöhung steigern, da R - Druckabfall in Rohren Ursache: Reibungsverluste Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 190 Anhang Koordinatensysteme Kartesische Koordinaten Beispiele eindimensional Zweidimensional dreidimensional Mechanik gerader, ebener Weg ebene Kurve Steilkurve E-Technik Leitung Flächenleiter Funkwellen Maschinenbau Stab gebogener Stab Kasten Mathematik Skalar Vektor Vektor Physik Skalar (1D) Vektor (2-3D) Beschreibung Zahlenwert * Einheit Zahlenwert * Einheit * Richtung Beispiel Zeit Geschwindigkeit, Kraft Spezielle, problemangepaßte Koordinaten Reduktion der Dimensionen ==> Vereinfachung der Rechnung Bsp: Weg zur Wasserstelle in der Wüste mit Karte und Kompass vorbei ! Karthesisch: 3 Werte notwendig y N W - x-Richtung, O x - Weg in x-Richtung r - y-Richtung S y α x Koordinaten Beispiel mit Fehler (übertrieben) polar : 1 Wert ‘Richtung α Polar - Kugel - Zylinder - Drehbewegung Funkwellen Gewinde Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 191 Vektoren r Schreibweise: a r definiert durch Betrag ( | a | ) und Richtung mit beliebigem Anfangspunkt d.h. verschiebbar z az Komponentenschreibweise: ax r a= a y a z r a = a verschoben y ay a2x + a2y + a2z Richtung (2-dim): tan α = ay ax ax x Addition a b Eindimensional c ∑u b y (3-dim. analog) r r r = 0: a + b − c = 0 r r r c = a+b r c Zweidimensional c=a+b a x Anwendung: 2 Kräfte an einem Angriffspunkt Komponentenschreibweise: Beispiel Achtung: c x ax + bx r c = c y = ay + by c a + b z z z r 2 r 0 a = ; b = 0 1 r 2 + 0 = c = 0 + 1 2 1 Addition gilt nur bei linearen Zusammenhängen z.B. Hookesches Gesetz (Feder) für kleine Wege Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 192 Subtraktion analog Kräftezerlegung b c (umgekehrte Addition) y Anwendung: Hangabtriebskraft a x Multiplikation mit Skalar a r r c = ka k=3 c Ergebnis: Vektor c=3a Anwendung: Einheitsvektor Skalarprodukt b r r r r a ⋅ b = a b cosα a Ergebnis: Skalar (Zahl) r r a ⋅ b = 4 ⋅ 3 cos30o = 10,4 r r Anwendung: Arbeit W = F ⋅ s Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 193 Vektorprodukt c r r r c = a ×b r r r c = a b sinα (Mittelfinger) (Kreuzprodukt) b (Zeigefinger) r c = Flächeninhalt c a (Daumen) Merkregel: Rechte Hand Ergebnis: Vektor r c = 3 ⋅ 4 sin 30o = 6 Anwendung: - Mechanik : Drehmoment r r r M=r × F r r r FL = Q v × B - ET: Lorentzkraft a x b x a y bz − az b y r r r Komponentenschreibweise: c = a × b = ay × by = az bx − ax bz a b a b − a b y x z z x y Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 194 Kräftepaar F 2 gleich große, entgegengesetzte Kräfte mit verschiedenem Angriffspunkt a/2 D a/2 Bsp: - Gabelschlüssel - Schraubendreher Drehmoment: M = a/2 F + a/2 F = a F r r r Betrag des Drehmomentes: M = a F F Beispiel: Kräftepaar beim Gabelschlüssel Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 195 Physikalische Modellbildung mit der Feder Das Feder - Masse - System ist einer der wichtigsten Modelle in der Atom-, Molekül- und Kristallphysik. Es kann z.B. die Wärmeausdehnung von Stoffen (siehe Wärmelehre) ausgehend von atomaren Eigenschaften berechnet werden. Grundlage: - Hookesches Gesetz - Feder - Masse – System – Schwingungen G Anwendung: Berechnung von Bindungsgrößen Moleküle Kristalle Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 196 Übertragungseinflüsse nichtlinearer Kennlinien Klein groß 1,5 Amplitude 25 20 (Nl klein) 15 0,5 0 -0,5 0 5 10 Ampltitude Ampltitude 1 10 5 0 -5 0 -1 -1,5 (Amplitude mittel) -15 x (Eingang) x/t y=ax + bx² (Ausgang) 8 30 6 25 2 0 0 5 10 15 10 5 0 -5 0 -4 -6 x (Eingang) x/t y=ax + bx² (Ausgang) 20 4 -2 10 -10 Ampltitude Anteil (b) Ampltitude Nichtlinearer 5 -10 5 10 x (Eingang) x/t y=ax + bx² (Ausgang) x (Eingang) x/t y=ax + bx² (Ausgang) Hier ist die doppelte Frequenz deutlich 'sichtbar' Konsequenz: Bei großen Amplituden bzw. Intensitäten 'verläßt' man den linearen Bereich. Die dann auftretenden Nichtlinearitäten verursachen eine Frequenzvervielfachung Technische Anwendung gewünscht : Lasermaterialbearbeitung, Laserfusion (Anpassung der Laserwellenlänge an Material) unerwünscht : Klirrfaktor bei Verstärkern (Maß für Oberwellenanteil) Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 197 Ortsfestes - mitbewegtes Bezugssystem ICE Koordinatensystem s s von außen t s t s s t t Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 198 Beispiel Messung und Optimierung Luftwiderstand Auto Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 199 Laminare und turbulente Strömung am Seitenfenster Verringerung der Kosten durch erste Messungen im Wasser Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 200 Beispiel Luftwiderstand Golfball Beispiel Berechnung Auftrieb und Luftwiderstand Flugzeug Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 201 Potentielle Energie am Beispiel Landkarte Einfacher Weg Geschlossener Weg z /m z /m 430 400 250 400 0 300 0 600 s /m Weg bergauf = Hubarbeit 1200 s /m Weg mit Rückkehr an Ausgangspunkt: Gesamtarbeit = 0 d.h. aufgewendete (bergauf) und gewonnene (bergab) Arbeit addieren sich zu Null Wh Epot Wh Epot F 0 0 300 s /m Hubarbeit ↔ Potentielle Energie 0 600 1200 s /m geschlossener Weg : W hub ges = E pot ges = 0 Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 202 Kraft als Ableitung der Energie : - Umkehrfall zu Integration MD - 4 (siehe Mathe 2) - 1D F = grad E - Erde F = d Epot dx = d (m g x ) = mg dx vgl. ET : E = - grad U - gilt nur für 'Konservative' Felder wie Erdschwerefeld und Elektrisches Feld Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 203 Bsp: Silvesterrakete Rakete (m = 0,1 kg = const. (Näherung) ) soll senkrecht nach oben starten (v Gas = w = 5 km/s). Bewegungsgleichung aus Kraft-Impuls-Zusammenhang : mo g = F = dp/dt = dm/dt w - mo a ( Betragsmäßig ; '-' ,da entgegengesetzt zu vgas ) Welcher Gasausstoß dm/dt ist erforderlich, damit die Rakete über dem Startplatz schwebt ? keine Beschleunigung : a = 0 → m0 g = → dm w dt dm m g 0,1⋅ 10 kg m s 1 kg = 0 = = 2 dt w 5000 m s 5000 s Wie groß ist die Beschleunigung bei 3* so großem Gasausstoß wie beim Schweben ? m0 g = . dm w − m0 a dt Schweben m0 g = 3 dm m0 g = dt w (s.o.) m0 g w − m0 a w → g = 3 g−a → a=2g Nach Brennschluß fliegt die Rakete (m nunmehr 0,08 kg) mit 20 m/s und explodiert in 2 Teile. Teil 1 wiegt 0,03 kg und fliegt mit 40 m/s und Teil 2 mit 30 m/s. Welchen Winkel schließen die (gerade) Flugbahnen der beiden Bruchstücke ein ? Impulserhaltung vor Explosion: po = mv = 0,08 20 kgm/s = 1,6 kgm/s nach p1 = 0,03 40 kgm/s = 1,2 kgm/s p2 = 0,05 30 kgm/s = 1,5 kgm/s Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 204 bis hierher nur Beträge, entscheidend aber Kreise um Endpunkte Richtungen : r r r po = p1 + p2 p1 p2 α2 α1 p0 α1 und α2 gesucht zeichnerische Lösung : 46° + 61° = 107° Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 205 Weitere Wärmekapazitäten molare Wärmekapazität cmol = C n bzw. C = cmol n n : Stoffmenge [n] = mol . Dies ist eine der 7 Basisgrößen ! Allgemeine Gaskonstante : R = cpmol - cvmol Dulong-Petitsche Regel für fast alle Festkörper bei 20 °C : cmol = 3 NA kB ≈ 25 J K mol mit Avogadro-Konstante NA = 6 . 10 23 Boltzmann Konstante kB = 1,4 . 10 1 mol -23 J K d.h. bei Raumtemperatur sind sich die Festkörper relativ ähnlich ! Beispiele : Eisen Fe : 0,056 kg/mol → 1 kg ≡ 18 mol 25 . . → c 1kg = cmol 18 mol → c = J ⋅ 18 mol kJ K mol = 0,45 vgl. Tabelle ! 1 kg K kg analog Aluminium (Al) 0,027 kg/mol → c = 0,9 kJ K kg Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 206 Druck - Temperatur - Abhängigkeit Bsp: H2O p /Pa Schmelzdruckkurve 10 Wasser 6 Dampfdruckkurve " 1 at " Wasserdampf Eis 10 kritischer Punkt 2 Tripelpunkt Sublimationsdruckkurve 1 -100 0 100 300 T /°C Anmerkungen: Sublimationsdruckkurve Eis ↔ Wasserdampf; Beispiel Trockeneis Schmelzdruckkurve nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen Dampfdruckkurve T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am Meer, Kavitation bei Schiffsschraube Tripelpunkt alle 3 Phasen existieren H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa kritischer Punkt nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch Druck verflüssigen Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 207 Plancksches Strahlungsgesetz Schwarzer Körper mit A = 1m², Emissionsvermögen = 1 Wärmestrom /W 50000 40000 30000 20000 10000 0 0 200 400 600 800 1000 T /K Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 208 Spektrum der Planckschen Strahlung (Black Body Radiation) Schwarzer Körper Glühbirnen emittieren ihre Strahlung nur zu einem kleinen Teil (10 %) im sichtbaren Bereich Spektrum von Schwarzen Körper bei Zimmertemperatur und Sonnenlicht Das Spektrum der Sonne (s.o.) ergibt eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 K. Die 'Farbe' eines heißen Körpers ist für das menschliche Auge sichtbar, wie obige Spektren verdeutlichen ! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 209 Einen Zusammenhang zwischen Spektrum und menschlichem Farbeindruck liefert die CIE 1931Norm: Die hufeisenförmige Kurve repräsentiert auf ihrem Rand scharfe Spektrallinien, wie z.B. eines Lasers (s.o.) Im Inneren finden sich ausgedehnte Spektren. Die eingezeichnete Kurve gibt den Äquivalenzwert der Temperatur eines Schwarzen Strahlers wieder. Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender Temperatur zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb (1100°C) - Weißglut (1300°C) Das menschliche Sehen ‚passt‘ sich an die Farbe des Umgebungslichtes an, elektronische Sensoren (CCD, Videokamera, Digitalkamera, ...) benötigen hier einen Weißabgleich, da unterschiedliche Beleuchtungsquellen ! Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 210 Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren 2 1 1. Geben Sie Betrag und Richtung der Vektoren an: vr 1 = 2 ; vr 2 = 0 ; vr 3 = 2 0 1 3 2. Addieren Sie die Kräfte bzw. Vektoren und geben Sie Betrag und Richtung an. a) und b) auch graphisch. r 1 r a) a = ; b = 1 3 1 r r r 2 r − 1 r 3 1 b) a = ; b = ; c = c) a = 4 ; b = − 2 − 1 1 − 2 4 5 3 r 4 3. Zerlegen Sie die Kraft in 2 orthogonale Kraftvektoren (Rechnung und Zeichnung) F = 2 r r 4. Auf einen Starren Körper, welcher den Weg s zurücklegt wirkt die Kraft F . Wie groß ist die Arbeit? ([s] = m ; [F] = N) r 2 r a) s = ; F = 1 3 2 r 0 r b) s = ; F = 1 1000 0 r 1 r 5 5. Berechnen Sie das Drehmoment und vergleichen Sie 4) und 5) . r = ; F = 2 6 6. Berechnen Sie die Hangabtriebskraft für einen Winkel von 30° und einen runden Körper der Masse 1 kg . 7. Berechnen Sie den Schwerpunkt: 3 gleiche Massen im gleichseitigen Dreieck und masselose Stangen 8. Bei welchem Flüssigkeitsstand ist die Standfestigkeit einer Getränkedose am größten, d.h. der Schwerpunkt am tiefsten? Idealisierung: Dünnwandige Zylinderdose, welche am Anfang ganz voll ist. Masse Dose < Masse Getränk (voll). Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 211 Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren - Lösungen 1. Betrag v1 2 Richtung 0° (xy) v2 5 xy : 0° xz : 26,6° 2. 4 r 2 r 4 r a) c = ; b) c = ; c) c = 2 0 3 8 3. r 4 r 0 Fx = ; Fy = 0 2 4. a) W = 8 Nm b) W = 0 Nm 5. 0 r M= 0 − 4 r r r M = r F sin ϕ = 5 v3 14 xy (Azimut): 63,4° xy auf z (Elevation) 53,3° (Elevation : Vektor ( 5 /3) ) r 61 sin13,5o = 4 = M M und W haben dieselbe Einheit aber Vektor und Skalar! 6. FH = 5 N 7. für normale Gewichtsverhältnisse : xs = L/2 ; ys ≈ 0,3 L Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 212 Übungsblatt Kinematik 1 1. 2 Autos fahren mit konstanter Geschwindigkeit von v1 = 80km/h und v2 = 100km/h auf der rechten bzw. linken Spur einer freien Autobahn. Zum Zeitpunkt t=0 ist das 1. Auto 250m vor dem 2. Auto. Nach welcher Zeit und Strecke hat das 2. Auto das 1. um 50m überholt? Lsg.: t=54s, s = 1500m 2. Der ICE erreicht eine Geschwindigkeit von 250 km/h innerhalb 600s. Zum Abbremsen benötigt er 140s, bei einer Notbremsung nur 60s. Wie groß sind die durchschnittlichen Beschleunigungen? Lsg.: a /m/s² : 0,116 / -0,5 / -1,16 3. Sie lassen einen Stein in einen sehr tiefen Brunnen fallen. Nach t Sekunden hören Sie den Aufschlag. Wie tief ist der Brunnen? Bis zu welcher Tiefe können Sie die Tiefe vereinfacht berechnen? Lsg.: Annahme t = 3,14s ==> h = 45m ; für 55m Fehler ohne Schallgeschwindigkeit 5% 4. Sie schießen eine Billardkugel über einen Tisch der Höhe 1m. Der Auftreffpunkt auf dem Boden ist horizontal 1m von der Kante entfernt. Wie groß war die Geschwindigkeit der Kugel an der Tischkante? Lsg.: v = 2,24m/s 5. Skispringen Obersdorf: Die (waagrechte) Absprunggeschwindigkeit beträgt 72km/h, die Landepiste hat ein Gefälle von 45°. Bei Vernachlässigung des Luftwiderstandes ist die Flugzeit und die Sprungweite (ohne Schanzentisch) gesucht. Lsg.: a = 113m ; t = 4s Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 213 Übungsblatt Kinematik 2 1. Berechnen Sie die Bahngeschwindigkeit und die Umlaufdauer eines erdnahen Satelliten (g=const.). Erklären Sie die Schwerelosigkeit. Lsg.: T = 84min ; v = 8km/s 2. Sie sind im Projektteam für einen neuen Weltraumfilm. Um realistische Aufnahmen zeigen zu können, benötigen Sie natürlich Szenen in Schwerelosigkeit. Aus Budgetgründen können Sie natürlich keinen Raumflug (auch nicht mit einem Space Shuttle) chartern. Welche Möglichkeit bleibt Ihnen? Versuchen Sie dies ausgehend von Ihrer Erfahrung als Autofahrer bei Fahrten über eine Kuppe und dem schiefen Wurf (Fitten Parabel - Kreis) anzudenken. Lsg.: Kreisbahn ar = g mit v = 300m/s ; Viertelkreis 47s Filmzeit 3. Sie lassen eine Kugel (ohne Luftwiderstand) aus einem Ballon fallen, der sich in 30km Höhe befindet. Die Erdbeschleunigung ist höhenabhängig nach der Formel b = g(R/r)² mit g = 10m/s², Erdradius R = 6387km und r der Entfernung von Erdmittelpunkt. Wann und mit welcher Geschwindigkeit kommt die Kugel auf der Erdoberfläche auf. Vergleichen Sie dies mit der Rechnung mit konstanter Erdbeschleunigung 10m/s². Ansatz: g(R/r)² + a = 0. mit g=const: g = 10 m/s: t = 77,46s ; v = 774,6m/s, Zerlegen Sie die Fallhöhe in Intervall mit adaptierter Fallbeschleunigung. 4. Ein Motor erreicht nach 60s eine Drehzahl von 7200/min bei gleichmäßiger Beschleunigung. Ein an ihm befestigte Scheibe hat den Durchmesser 1,2m. Berechnen Sie die Winkelbeschleunigung, die Umfangsgeschwindigkeit nach 30s und die Anzahl der Umdrehungen nach 10s. Lsg.: α = 12,6 1/s² ; v = 226m/s ; N = 100 5. Ein Motor hat 15s nach dem Anlaufen 500 Umdrehungen durchgeführt. Das Anlaufen ist während der ersten 5 Sekunden gleichmäßig beschleunigt und danach gleichförmig. Wie ist hoch ist die Drehzahl des Motors? Lsg.: N = 40 1/s Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 214 Übungsblatt Dynamik 1. Stellen Sie die Bewegungsgleichung eines Elektrons in einer Braunschen Röhre im Elektrischen und Magnetischen Feld auf. Tip: Zuerst Skizze, dann Kraft- oder Energieansatz. r r r r r Formeln: Fel = − e E ; Epot = − e U ; Fmag = − e v × B a) Bewegung in einem Elektrischen Feld mit einer Spannung von 30 kV (Elektron ruht zu 5 Beginn). v = 10 km/s b) Ablenkung in einem Elektrischen Querfeld (Elektron bewegt sich senkrecht zum Feld der Länge d. Berechnen Sie die Geschwindigkeit und die Bewegungsform. Parabel c) Welche Bewegung beschreibt das Elektron in einem magnetischen Querfeld, in das es mit einer Geschwindigkeit v einfliegt. Wie sieht es hier mit der Arbeit aus? Kreis, Arbeit = 0 2. An einer Rolle sind mittels einer idealen Schnur 2 Gewichte der Massen m1 und m2 befestigt. Berechnen Sie die Beschleunigung a) bei masseloser Rolle b) bei massebehafteter Rolle mit Radius r a = a = m1 − m2 ⋅g m1 + m2 m1 − m 2 m1 + m2 + J r2 ⋅g 3. Sie setzen mit Ihrem Auto zum Überholen an. Ihre Geschwindigkeit steigert sich hierbei innerhalb von 15s von 50 auf 90km/h; m = 1t. Berechnen Sie die Beschleunigungsarbeit (ideal) 216 kJ 4. Ihr Auto rollt in San Francisco mit 6m/s an Ihnen vorbei. Da Sie aber vorsichtshalber wegen des Gefälles von 4° die Handbremse angezogen haben, schätzen Sie den Reibungskoeffizienten µ mit 0,1 ab. Wie weit müssen Sie laufen? 61,2 m 5. Sie fahren an der Ampel mit Ihrem Auto (1000kg) mit einer Kraft von 4000N für 3s an und fahren 1s mit konstanter Geschwindigkeit weiter. Danach bremsen Sie mit 3000N. Zeichnen Sie den zeitlichen Verlauf der Momentanleistung, wann stehen Sie wieder? 8s Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 215 Übungsblatt Schwingungen 1. Simulieren Sie Schwingungsphänomene mit dem Computer (z.B. EXCEL): Dämpfung - Erzwungene und anharmonische Schwingungen - Überlagerung 2. Weisen Sie nach, daß beim Mathematischen Pendel die Lösung des Kraftansatzes ² (vereinfacht s = so sin(wot) ) auch die Lösung des Energieansatzes (s'² + ωo s² = const) ist. 3. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für ein Torsionspendel (siehe Vorlesung) auf und geben Sie die Eigenfrequenz an. Welche meßtechnische Bedeutung hat ein Torsionspendel? 4. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für eine Flüssigkeit in einem U-Rohr (siehe Vorlesung) auf, Eigenfrequenz ? 5. Sie bohren ein Loch durch die Erde (senkrecht, durch den Erdmittelpunkt). Wenn Sie einen Gegenstand hineinbringen und loslassen, wird er durch die Erdanziehungskraft hineingezogen ( a= r g R mit R = 6400km, g = 10m/s², Abstand r vom Erdmittelpunkt, ohne Reibung etc.). a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und lösen Sie sie (Bewegungsform, relevante Parameter) b) Vergleichen Sie die Zeit, die der Gegenstand zu Durchqueren der Erde und zurück braucht mit der Umlaufzeit eines niedrigfliegenden Erdsatelliten (Übungsblatt Kinematik) "etwa gleich groß" 6. Wie groß ist die Schwingungsdauer einer langen Stange (Dicke vernachlässigen), die an einem Ende aufgehängt ist (harmonisch, ohne Reibung)? Vergleichen Sie dies mit einem Mathematischen Pendel. 2 Lsg: /√3 eines gleichlangen M. P. Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 216 7. Ein Seil der Länge l und der Masse m liegt so auf einem Tisch, daß der längere Teil hinunterhängt. Nach dem Loslassen soll das Seil reibungsfrei über die Tischkante gleiten. Stellen Sie die Bewegungsgleichung und und vergleichen Sie diese "einmalige" Bewegung mit einer Harmonischen Schwingung. 8. Ein Teilchen der Ladung q und der Masse m befindet sich im homogenen Feld eines senkrecht zur Erde stehenden genügend großen Plattenkondensators (Abstand d). An diesem liegt eine Wechselspannung an, so daß eine Kraft F = qUmax/d cosωt horizontal und die Erdanziehungskraft vertikal wirkt. Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und integrieren diese. 9. Ein waagrecht liegender Harmonischer Federoszillator der Masse 1kg (Masse incl. Feder, Ansatz: waagrechtes Federpendel) und D = 100N/m befindet sich in seiner Ruhelage. Er wird von einer Kugel (10g) durchschlagen, die mit 500m/s auftrifft und mit 250m/s austritt. Berechnen Sie die Schwingungsamplitude nach dem Durchschlag des Geschosses (reibungsfrei). 25 cm 10. Ein unten mit Blei gefülltes Reagenzglas (Gesamtgewicht m) schwimmt senkrecht im Wasser. Zeigen Sie, daß das Reagenzglas harmonische Schwingungen (ohne Reibung) durchführt, wenn es etwas ins Wasser gedrückt und dann losgelassen wird. 11. Ein Federpendel besitzt zur Zeit t=0 eine Auslenkung von 5cm, die Geschwindigkeit 10cm/s und die Beschleunigung -20cm/s². Wie groß ist die Amplitude und die Kreisfrequenz der Schwingung? 7,07 cm 2 1/s Ein 2-atomiges Molekül kann durch ein Feder-Masse-Modell beschrieben werden. 2 harte Kugeln der Einzelmassen 1,67 10 -27 kg sind mit einer Feder (D = 510 N/m) verbunden. Achten Sie auf die Bewegung des Schwerpunktes, hier tritt sonst ein Faktor 2 auf ! a) Eigenfrequenz des Moleküls 1,24 10 14 Hz b) In welchem Wellenlängenbereich liegt diese? c) Welche meßtechnische Bedeutung hat dies? Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 217 Übungsblatt Wärmelehre 1. Zeigen Sie: V = Lxo Lyo Lzo ( 1 + α ∆T)³ ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T) 2. Eine Brücke hat eine Länge von 35,0 m bei - 30°C. Wie groß ist die von den Fugen ‘aufzufangende’ Längenänderung bei +50°C -6 (α = 10 10 1/K) ? 28 mm 3. Ein Schwimmbad hat eine unveränderliche angenommene Grundfläche von 20m * 50m . Es wurde mit 10°C kaltes Wasser auf genau 10,0 m gefüllt. Um wieviel höher steht das Wasser -3 nach dem Aufwärmen auf 30°C (γ = 0,18 10 1/K) ? 36 mm 4. Das Wasser in einer Badewanne (V = 600l = 600kg) wird von 20°C auf 50°C mit einem Tauchsieder erwärmt. a) Welche Energie muß dem Wasser zugeführt werden ? 75 MJ b) Wieviel Kilowattstunden elektrischer Energie sind das ? 21 kWh Thermisches Gleichgewicht als Ergänzung zu den Beispielen: a) Wie groß ist der Fehler, wenn der Fühler auf 325 K vorgewärmt wurde ? b) Wieviel Liter Luft muß mindestens vorhanden sein, damit der Meßfehler bei Bedingungen wie im Skript (Fühler 10 g ; 300 K) kleiner als 0,5 K wird. Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 218 Übungsblatt Deformierbare Medien 1. Eine auf einer Platte senkrecht stehende Feder mit der Feder-konstanten D = 100 N/m ist 5 cm gespannt. Auf Ihr liegt ein Gewicht (50g). Die Feder wird freigegeben, das Gewicht bewegt sich senkrecht nach oben. a) Welche Idealisierungen verwenden Sie? b) Welche Bewegungsformen treten auf? c) Welche Höhe oberhalb des Ruhezustandes der Feder erreicht das Gewicht? 25 cm d) Welche Maximalgeschwindigkeit erreicht das Gewicht, wo? 2. Ein Flugzeug hat ein Startgewicht von 100t. Wie groß muß die Flü-gelfläche minimal sein, damit das Flugzeug überhaupt abheben kann? a) statisch 10 m² b) dynamisch (vstart = 300 km/h , cA = 0,01) 22000 m² 3. Wie hoch ist die maximale Förderhöhe einer Saugpumpe (vgl. Saugen mit Spritze). Warum können Bäume höher wachsen? 10 m 4. Eine Feder der Länge L und der Federkonstanten D wird in der Mitte durchtrennt. Die beiden Hälften werden an ihren losen Enden ideal miteinander verbunden. Wie groß ist die Federkonstante D|| dieser 'Parallelschaltung', wenn vorher und nachher um dieselbe Strecke x gedehnt werden soll? D|| = 4D 5. Wie lange kann ein Stahldrahtseil, welches an einem Ende aufge-hängt ist, maximal sein, bevor es unter seinem Eigengewicht zer-reißt (Zugfestigkeit/Bruchspannung 0,7 kN/mm² , ρ= 7 kg/dm³)? 10 km 6. Vergleichen Sie einen Vollstab mit einem Rohr bzgl. ihres Verhaltens bei Torsion (R = 2 cm). Bsp. Ri = 1,5cm: 30% weniger Steifigkeit, 56% weniger Gewicht Blankenbach / HS Pf / Physik Mechanik, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 219