Dokumentation von Fossilien aus der Sammlung von Koenigswald

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Dokumentation von Fossilien
aus der Sammlung von Koenigswald
Generell gilt für die Handhabung von Fossilien folgendes:
X Die Stücke sind sehr kostbar. Seien Sie bei ihrer Handhabung vorsichtig!
Die Stücke dürfen nicht herunterfallen oder bei Messvorgängen zerkratzt
oder sonst beschädigt werden.
X Die Fossilien werden eingeschlossen, wenn nicht damit gearbeitet wird –
entweder in einem der Schränke oder im Zimmer W04 im Keller! Bitte die
Fossilien nicht über Nacht draußen stehen lassen!
1. Die Stücke kennenlernen
Bei vielen Stücken in der Sammlung handelt es sich um einzelne Zähne oder
kleinere Kieferfragmente mit Zähnen. Sie müssen also in der Lage sein, die
einzelnen Zähne des Gebisses zu unterscheiden, bevor Sie beginnen können, die
Stücke zu dokumentieren. Es gibt für Sie grundsätzlich zwei Informationsquellen,
die Sie beide nutzen werden:
1. Literatur:
Beschaffen Sie sich Informationen über Schädel und Gebiß - Zahnformel,
Abbildungen und Beschreibungen einzelner Zähne sowie des Gebisses - aus der
Literatur. Quellen sind zum Beispiel:
• Erich Thenius: Zähne und Gebiss der Säugetiere - steht in der Handbibliothek
der Senckenbergischen, 2. Stock StUB. Bitte kopieren Sie die Abschnitte, die
die von Ihnen bearbeitete Tiergruppe betreffen.
• Starck (Hrsg.): Lehrbuch der speziellen Zoologie, Band II, Teil 5/1 bzw. 5/2 Anatomische Charakteristika, Zahnformel, ansonsten relativ wenig über
Zähne.
• Grzimek: Enzyklopädie der Säugetiere – Anatomische Charakteristika,
Angaben zur Lebens- und Verhaltensweisen
• Erich Thenius: Phylogenie der Säugetiere sowie
• Carroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere – über fossile und
paläontologisch relevante Taxa.
Vorsicht: Taxonomie und Systematik sind Forschungsgebiete, d. h. der aktuelle
Stand kann von dem abweichen, was Sie in der Literatur finden. Versuchen Sie
sich zunächst einen Überblick über relevante Gruppen aus der Literatur zu
verschaffen, ohne am taxonomischen Niveau zu kleben. Ziehen Sie dann
aktuelle Literatur heran.
2. Das rezente Vergleichsstück:
Sie erhalten mindestens einen rezenten Vergleichsschädel. Orientieren Sie sich
am Schädel und vergleichen Sie die Zähne. Erarbeiten Sie sich zunächst eine
Übersicht, so dass Sie die verschiedenen Zahntypen erkennen.
Zahnpositionen
I – Incisivus / Incisivi (Schneidezahn)
C – Caninus / Canini (Eckzahn)
P – Prämolar / Prämolaren
(Vorbackenzähne)
M – Molar / Molaren (Backenzähne)
X Was sind jeweils Charakteristika der unterschiedlichen Zahnpositionen
(I, C, P + M)?
Die Anzahl der Zähne in den unterschiedlichen Positionen im Ober- und
Unterkiefer wird in der Zahnformel festgehalten. Sie ist für verschiedene Taxa
charakteristisch.
Die unterschiedlichen Zahnpositionen sind jeweils speziell geformt, weil sie
unterschiedliche Aufgaben im Prozess der Nahrungsaufnahme und
mechanischen Zerkleinerung haben. Das Frontalgebiss (I + C) hat dabei die
Aufgabe, die Nahrung aufzunehmen, grob zu zerkleinern und zwischen die
postcaninen Zähne zu befördern. Postcanine Zähne schließen die
Nahrungspartikel weiter auf, soweit dies zur Vorbereitung des chemischen
Aufschlusses im Magen-Darm-Trakt notwendig ist.
Gehen Sie die einzelnen Zähne auf der Grundlage der Unterlagen (Thenius)
durch (obere/untere Incisiven, Canini, Prämolaren, Molaren?) und achten Sie
besonders auf die in der Literatur genannten Merkmale. Zähne der oberen
Zahnreihe werden mit einer hochgestellten Indexziffer gekennzeichnet; also z.
B. M1, M2, M3 oder mit einem nachgestellten „sup“ (von lat. superior), also M1
sup., M2 sup., M3 sup.
Zähne der unteren Zahnreihe werden mit einer tiefgestellten Indexziffer
gekennzeichnet; also z. B. M1, M2, M3 oder mit einem nachgestellten „inf“ (von
lat. inferior), also M1 inf., M2 inf., M3 inf. Zähne der linken Seite werden mit
einem nachgestellten „sin“ (von lat. sinistra) gekennzeichnet; Zähne der rechten
Seite mit einem nachgestellten „dext“ (von lat. dexter). Achten Sie bei
handschriftlichen Notizen auf Eindeutigkeit: „M3 sup sin“ ist einfacher zu
entziffern als eine verrutschte Indexzahl!
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Milchzähne werden mit einem vorgestellten kleinen „d“ (für deciduous)
gekennzeichnet; z. B. dM3.
Lagebezeichnungen am Gebiss
mesial – zur Mitte des Zahnbogens hin gerichtet
distal – zur Außenseite des Zahnbogens hin
gerichtet
labial – zur Lippe hin gerichtet (Außenseite von I +
C)
buccal – zur Wange hin gerichtet (Außenseite von P
+ M)
palatinal – zum Gaumen hin gerichtet (Innenseite
der Zähne im Oberkiefer)
lingual – zur Zunge hin gerichtet (Innenseite der
Zähne im Unterkiefer)
occlusal – Ansicht auf die Kaufläche
lateral – Ansicht auf die Seitenfläche: innen (labial
oder palatinal) bzw. außen (buccal)
X Was unterscheidet einen oberen von einem unteren Incisiven?
X Was unterscheidet einen oberen von einem unteren Caninus?
X Was unterscheidet einen oberen von einem unteren Backen- bzw.
Vorbackenzahn? Achten Sie auf den Umriss in der Occlusalansicht.
X Was unterscheidet die Außen- von der Innenseite eines Zahns im Ober- bzw.
im Unterkiefer? Achten Sie auf den Verlauf der Occlusalebene sowie auf
Merkmale, die nur innen bzw. außen zu finden sind.
X Was unterscheidet die mesiale von der distalen Seite eines Zahns? Achten Sie
auf besondere Bildungen, Asymmetrien etc.
Die verschiedenen Höcker und Täler der Occlusalfläche besitzen eine eigene
Nomenklatur.
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Beschreiben Sie die Zähne in den unterschiedlichen Positionen (I, C, P, M oben
und unten) mittels der vorgestellten Nomenklatur.
2.
Dokumentation des Vergleichsstücks
2.1 Fotografieren
Dokumentieren Sie im Anschluss und mit Hilfe der Literatur ein rezentes
Vergleichsstück fotografisch und messend. Orientieren Sie sich zunächst am Schädel
(lateral, medial, rostral/frontal, caudal/occipital, basal, maxillar, mandibular?) und
am Gebiss (mesial, distal, buccal, labial, lingual, palatinal?). Machen Sie von jedem
Stück Aufnahmen mit der Digitalkamera.
Verwenden Sie das Stativ. Positionieren Sie die Stücke so, dass Sie mit der Kamera
die Normansichten einhalten können.
Achten Sie darauf, dass die zu fotografierende Struktur gleichmäßig gut
ausgeleuchtet ist. Verwenden Sie gegebenenfalls eine Kaltlichtquelle bzw. andere
zusätzliche Lichtquellen.
Achten Sie darauf, dass sich ein Maßstab möglichst in der gleichen Ebene wie die zu
dokumentierende Struktur mit auf der Aufnahme befindet. Aufnahmen ohne
Maßstab sind wertlos!
Die Fotografien werden von der Kamera automatisch fortlaufend nummeriert.
Führen Sie eine Liste, in der Sie sich für alle Aufnahmen notieren, welche Struktur
Sie aus welcher Ansicht abgebildet haben.
Fotografieren Sie die Stücke aus folgenden Ansichten:
ganzer Schädel lateral sin. et dext.
ganzer Schädel frontal
ganzer Schädel occipital
Übersicht über die mandibuläre Zahnreihe beidseitig von lateral
Übersicht über die mandibuläre Zahnreihe beidseitig von occlusal
jede Zahnposition der Mandibel einzeln von occlusal
Übersicht über die maxilläre Zahnreihe beidseitig von lateral
Übersicht über die maxilläre Zahnreihe beidseitig von occlusal
jede Zahnposition einzeln von occlusal
Legen Sie einen Ordner mit Ihrem Namen auf einem der Rechner in der
Arbeitsgruppe an und laden Sie die Aufnahmen auf die Festplatte. Wählen Sie pro
Ansicht je eine Aufnahme aus und löschen Sie den Rest.
2.2 Nachbearbeitung der Aufnahmen mit Photoshop
Öffnen Sie jede ausgewählte Aufnahme in Photoshop.
Maßstab einfügen:
Rechteckwerkzeug auswählen – eine bestimmte Strecke auf dem fotografierten
Maßstab markieren (z. B. 1 cm, 5 cm oder 10 cm) – Rechteck über diese Strecke
ziehen. Photoshop speichert den Maßstab automatisch in einer neuen Ebene.
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Textwerkzeug auswählen und neben den Maßstab schreiben, welcher Strecke er
entspricht. Auch den Text speichert Photoshop in einer eigenen Ebene.
Stück bearbeiten:
Wählen Sie das Stück - Schädel oder Einzelzähne – aus. Hierzu am besten mit dem
Magnetlasso umfahren. Sie können die Eigenschaften des Magnetlassos – z. B. den
erforderlichen Kantenkontrast mit der Werkzeugleiste des Magnetlassos ändern.
Achten Sie darauf, dass keine schlecht ausgeleuchteten Ecken abgeschnitten
werden. Erzeugen Sie eine neue Ebene, indem Sie die Auswahl in eine neue Ebene
kopieren.
„Putzen“ der Aufnahme:
Wählen Sie den Hintergrund und ersetzen Sie ihn durch eine einheitliche Farbe (am
besten weiß oder schwarz). Hierfür gehen Sie auf die Ebene Hintergrund.
Markieren Sie die Ebene mit Strg-A und löschen Sie den Rest mit delete. Füllen Sie
die Ebene mit dem Füllwerkzeug. Achten Sie bei der Auswahl der Hintergrundfarbe
darauf, dass Strukturen des Stückes gut erkennbar bleiben.
Wählen Sie die Ebene aus, auf der sich das fotografierte Stück befindet. Löschen Sie
mit dem Radierer überflüssige Strukturen aus der Aufnahme.
Fügen Sie gegebenenfalls notwendige Beschriftungen ein.
Positionieren Sie Maßstab, Beschriftungen und Aufnahme mit dem VerschiebenWerkzeug.
Sie können jetzt mit der Rechteckmaske den Bildbereich auswählen, der tatsächlich
Abbildungselemente enthält und mit Bild/Freistellen ausschneiden, um das
Gesamtbild kleiner zu machen.
Speichern Sie die Aufnahme im psd- oder im tif-Format und geben Sie Ihr einen
aussagekräftigen Namen. Notieren Sie sich diesen Namen auf dem Protokoll-Zettel
Ihrer Aufnahmen. Der Unterschied zwischen psd und tif besteht darin, dass im psdFormat die verschiedenen Ebenen erhalten bleiben, während im tif-Format alle
Ebenen auf eine reduziert werden.
2.3 Messungen am Vergleichsstück
Messen Sie von jedem Zahn maximale Länge (mesio-distal) und maximale Breite
(bucco-lingual bzw. bucco-palatinal bei den postcaninen Zähnen, labio-lingual bzw.
labio-palatinal bei den Frontalzähnen) mit der Schieblehre. Die Messungen müssen
später vergleichbar sein, unabhängig davon, ob sie an einer Zahnreihe oder an
einem Einzelzahn durchgeführt wurden. Sie müssen die Ansatzstellen für die
Backen der Schieblehre daher so festlegen, dass die Punkte in jedem Fall zugänglich
sind. Am rezenten Vergleichsstück sitzen die Zähne noch im Kiefer und sind daher,
besonders was die Messung der maximalen Länge anbetrifft, nur mit dem Taster
zugänglich. Verwenden Sie deshalb die Schieblehre mit den Tastspitzen. Überprüfen
Sie die Stellen an Zahnreihen und Einzelzähnen, bevor Sie mit den Messungen
beginnen.
Grundsätzlich kann entweder die morphologische Länge, d. h. so wie die Zähne in
der Zahnreihe stehen, oder die tatsächliche Maximallänge des einzelnen Zahns
gemessen werden. Gleiches gilt für die Breite. Notieren Sie sich, welche Maße Sie
genommen haben, und halten Sie dies auf einer Skizze fest.
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Führen Sie die Messungen stets am niedrigstmöglichen Punkt des Zahnschmelzes
durch, da sie andernfalls bei unterschiedlich stark abgekauten Zähnen nicht
vergleichbar wären. Suchen Sie diese Stelle an mehreren verschiedenen Zähnen,
bevor Sie mit den Messungen beginnen.
Notieren Sie sich, falls der Zahnschmelz bei einem Zahn an einer solchen Stelle
fehlt. Die Messwerte schreiben Sie dann bitte in Klammern. Da in diesem Fall der
korrekte Messwert nicht genommen werden kann, dürfen diese Zähne nicht in die
Auswertung mit einbezogen.
Wiederholen Sie jeden Messvorgang mindestens dreimal und nehmen Sie den
Mittelwert jeder Messung als tatsächlichen Messwert.
Legen Sie je ein Tabellenblatt für Oberkiefer- und Unterkieferzähne in einer ExcelTabelle an. Tragen Sie in Spalte A (und ggf. B) die Nummer des Stückes ein, in C die
Tiergruppe bzw. –art, an der Sie arbeiten, in Spalte D die Bezeichnung des Stückes.
Messen Sie die Zähne zuerst geordnet nach Oberkiefer- und Unterkieferzahnreihen.
Legen Sie pro Messung vier Spalten an. Tragen Sie die Werte der Einzelmessungen
in drei der Spalten ein. In der vierten Spalte errechnen Sie den Mittelwert für jeden
Zahn aus den Einzelmessungen der anderen drei Felder und für jede Messstrecke
(„Einfügen/Funktion/Mittelwert“).
Messen Sie weitere rezente Vergleichsstücke, falls verfügbar, um Ihre Stichprobe zu
vergrößern.
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2.4 Auswertung
Sie benötigen die Messungen an rezenten Stücken später zur Vergleichszwecken für
eine erste Beurteilung der fossilen Zähne.
2.4.1 Maximallänge und -breite
Berechnen Sie für jede in Ihrer Vergleichsstichprobe vorhandene Art und
Zahnposition Mittelwert und Standardabweichung der Maximallänge und –breite.
Beachten Sie bei der Berechnung der Standardabweichung folgendes: Wenn Sie die
Standardabweichung auf der Grundlage aller Einzelmesswerte einer Zahnposition
berechnen, gibt Ihnen der Wert Aufschluß über die Reproduzierbarkeit Ihrer
Messvorgänge. Wenn Sie also sehr stark voneinander abweichende Einzelmesswerte
produziert
haben,
dann
haben
Sie
unterschiedlich
gemessen.
Die
Standardabweichung der Mittelwerte (in der die Abweichungen der
Einzelmessungen ja bereits ‚neutralisiert’ sind) gibt Ihnen dagegen Aufschluß über
die Variabilität der Zahnlängen und –breiten. Selbst wenn Sie nur einen
Vergleichsschädel zur Verfügung haben, sollten Sie mindestens zwei
unterschiedliche Zähne der gleichen Position gemessen haben und damit über
mindestens zwei Mittelwerte von Einzelmessvorgängen verfügen. Beachten Sie
bitte, dass die interindividuelle Variabilität unterschiedliche Ursachen haben kann.
Sie können Geschlechtsdimorphismen widerspiegeln, aber auch bei einzelnen Taxa
voneinander abweichen. Zahngrößen korrelieren nur schwach mit der Körpergröße
und sind daher keine sehr zuverlässigen Indikatoren auf Artniveau.
Erstellen Sie ein Diagramm über den Verlauf der Länge und Breite der
Zahnpositionen (Punktwolke mit Verbindung; Mittelwerte! Standardabweichung
eintragen!), das sämtliche Zähne der Zahnreihe enthält (I – C – P – M oben und
unten). Tragen Sie hierbei die Breite (y-Achse) gegen die Länge (x-Achse) auf.
Erstellen Sie ein weiteres Diagramm, dass nur Zahnpositionen der postcaninen
Zahnreihe enthält.
Überprüfen Sie anhand dieses Diagramms die Plausibilität Ihrer Messwerte. So
haben Sie z. B. Ober- und Unterkieferzähne anhand des Umrisses voneinander
unterschieden. Wie sollte sich dieser Unterschied in Ihren Messwerten
widerspiegeln? Stimmt Ihr Diagramm?
2.4.2 Maximalhöhe
Die Höhe der Zähne ist nur bei manchen Tiergruppen und Zahnpositionen für eine
allgemeine Beschreibung geeignet. Bei Tieren, die eine stark abrasive Nahrung
aufnehmen, kann sich die Zahnhöhe durch Nutzung stark verändern. Auch die
Strukturen auf der Occlusalfläche verändern sich entsprechend. Vor allen Dingen
bei Herbivoren ist dies gut zu erkennen. Bei Carnivoren, die ihre Nahrung notfalls
auch weitgehend chemisch aufschließen können, dient das Gebiss nur der groben
Vorzerkleinerung. Es wird durch das Scheren der Nahrungsbrocken nicht stark
abgenutzt. Die Zahnhöhe verändert sich daher nur wenig durch die Nutzung. Die
Veränderungen auf der Occlusalfläche hängen auch von den Kieferbewegungen
beim Kauvorgang ab.
Dagegen kann die Höhe der Canini bei Carnivoren eine Aussage darüber gestatten,
wie sie ihr Opfer überwältigen und töten, während die Höhe der Canini bei
Herbivoren (falls die Zahnposition überhaupt besetzt ist) irrelevant für den
Kauvorgang ist.
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Erstellen Sie ein Diagramm (Säulendiagramm) für die Mittelwerte der Zahnhöhen
an den unterschiedlichen Zahnpositionen. Tragen Sie die Standardabweichung der
Mittelwerte ein. Wenn Sie mit Herbivoren bzw. Omnivoren arbeiten, beurteilen Sie
bitte zusätzlich den Abrasionsgrad der Backenzähne anhand der folgenden Skala.
Halten Sie dies für jeden Einzelzahn fest!
Abrasionsgrad:
0 – Schmelzbänder an den Höckern vollständig geschlossen
1 – Schmelzbänder an den Höckern lokal eröffnet
2 – Schmelzbänder an den Höckern vollständig eröffnet; Basalpfeiler nicht
angeschliffen
3 – Schmelzbänder an den Höckern vollständig eröffnet; Basalpfeiler angeschliffen
4 – Schmelzbänder vollständig eröffnet; Zement angeschliffen
5 – Occlusalrelief komplett abradiert
Die Dauer, die ein Zahn bereits in Nutzung befindlich ist, hängt auch vom
Zahndurchbruchsmuster ab. Je früher also ein Zahn an einer bestimmten Position
durchbricht, desto stärker abgenutzt ist er im Vergleich zu Zähnen, die erst später
durchgebrochen sind.
X An welchem Höcker messen Sie in der Regel die größte Kronenhöhe?
Unterscheiden sich die Zahnpositionen hierin?
X Welche Höhen korrespondieren mit welchem Abrasionsgrad (bitte nach Arten
getrennt aufführen)?
X Wie spiegelt sich das Zahndurchbruchsmuster in der von Ihnen bearbeiteten
Tiergruppe wider?
Sie sollten nun über eine qualitative und quantitative Dokumentation Ihrer
rezenten Vergleichsstücke verfügen, die folgendes umfasst
1. ggf. beschriftete Fotos des Schädels, der Zahnreihen und der Einzelzähne
2. Beschreibungen der Zähne in den unterschiedlichen Zahnpositionen
3. ein Scatter-Diagramm, das den Verlauf von Breiten und Längen der
Zahnpositionen in der Zahnreihen im Ober- und Unterkiefer darstellt
4. ein Histogramm, das den Verlauf der Zahnhöhen in den unterschiedlichen
Positionen im Verlauf der Zahnreihe des Ober- und Unterkiefers darstellt.
5. ggf. eine Tabelle mit Abrasionsgraden bzw. den dazugehörigen Kronenhöhen
Mit dieser Dokumentation sind Sie hervorragend ausgerüstet zur Bearbeitung der
fossilen Stücke.
3.
Dokumentation und Bearbeitung des fossilen Samples
Die Dokumentation und Bearbeitung der Fossilien erfolgt in genau der gleichen
Weise wie beim rezenten Vergleichsstück. Gehen Sie nun die Zähne der fossilen
Tiergruppe durch und unterscheiden Sie zwischen den Zahnpositionen (I, C, P, M),
Zähnen der oberen und unteren Zahnreihe, Zähnen der linken und rechten
Kieferhälfte. Legen Sie in Excel eine Tabelle an, in der Sie die verschiedenen Zähne
auflisten und zwar in folgender Form:
In Spalte A tragen Sie die Kennung SMF/PA/F ein.
In Spalte B die auf dem jeweiligen Stück befindliche Nummer.
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In Spalte C die Tiergruppe, an der Sie arbeiten. Wenn Sie in der Literatur Artnamen
finden, die sich sicher auf dieses Stück beziehen, verwenden Sie die angegebenen
Artnamen. Notieren Sie ggf. die Literaturangabe in Spalte E. Tragen Sie ansonsten
den umgangssprachlichen Namen ein, also „Elefant“ oder „Tiger“ ein.
In Spalte D das Stück; z. B. „Maxillafragment sin. M1-M3“
Fehlende Zähne in einer Zahnreihe (nur die Alveolen vorhanden) werden in
Klammern gesetzt: „Maxillafragment sin. P3-M1, (M2), M3“
Bei einzelnen Zähnen ohne Kieferfragment einfach „M3 dext“
In Spalte E alle Besonderheiten: z. B. Beschädigungen; taxonomische
Literaturnachweise usw. Beschreiben Sie die Zähne.
Beachten Sie bitte folgendes. Fossile Zähne können stark beschädigt oder durch
Transportvorgänge während der Diagenese zusätzlich abradiert sein. Es ist daher
nicht immer möglich, die Einzelpositionen der Zähne mit Sicherheit zu bestimmen.
Produzieren Sie keine Bestimmungen, bei denen Sie sich nicht sicher sind. Seien Sie
nicht genauer, als Sie vertreten können. Notieren Sie gegebenenfalls lieber ‚M sup’
oder ‚M inf’, als sich zu vermeintlicher Exaktheit zu zwingen. Notieren Sie in der
‚Notizenspalte’, warum Sie den jeweiligen Zahn nicht genauer bestimmt haben.
Dokumentieren Sie mindestens einen Zahn jeder vorhandenen Zahnposition
fotografisch. Fotografieren Sie gegebenenfalls unterschiedliche Abrasionsgrade bei
postcaninen Zähnen. Bearbeiten Sie die Fotos wie oben angegeben. Führen Sie eine
Liste mit den von Ihnen gemachten Aufnahmen. Legen Sie in Photoshop zusätzlich
eine Ebene an, in der Sie die Sammlungsnummer des jeweiligen Stücks festhalten.
Messen Sie Maximallänge und -breite.
Berechnen Sie die Mittelwerte der Einzelmessungen, einen Mittelwerte für jede
Zahnposition der einzelnen Taxa und deren Standardabweichung. Behandeln Sie
Einzelzähne und Zahnreihen in Ihrem sample getrennt. Tragen Sie wiederum Breite
gegen Länge der Einzelmessungen und des Mittelwerts auf. Tragen Sie beim
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Mittelwert dessen Standardabweichung ins Diagramm ein. Schließen Sie auch die
Messwerte des rezenten Vergleichsamterials ein. Welche Unterschiede zwischen
fossilen und rezenten Taxa können Sie erkennen?
Vergleichen Sie die Kieferfragmente, falls welche in Ihrem sample vorhanden sind,
mit dem rezenten Vergleichsmaterial. Ändern sich die Größenverhältnisse über die
Zahnreihe in der gleichen Weise oder gibt es Abweichungen? Falls ja, worin
könnten sie begründet sein?
Messen Sie Maximalhöhe der postcaninen Zähne und bestimmen Sie den
Abrasionsgrad.
An welchem Höcker messen Sie die Maximalhöhe an den fossilen Zähnen?
Tragen Sie die Häufigkeitsverteilung in der Besetzung der Abrasionsklassen für die
einzelnen Zahnpositionen auf. Welche Klassen sind stärker besetzt? Welche
Ursachen könnte das haben?
Berechnen Sie die Durchschnittshöhe in unterschiedlichen Abrasionsklassen und
vergleichen Sie diese Höhe mit der am rezenten Vergleichssample bestimmten.
Finden Sie Höhenunterschiede? Korrespondieren diese Höhenunterschiede mit der
Größendifferenz der Zahnpositionen des fossilen und rezenten samples?
4.
Protokoll und Präsentation
Protokollieren Sie Ihre Ergebnisse in zweierlei Form:
1. Brennen Sie Ihre Daten auf CD und hinterlegen Sie diese CD in der
Arbeitsgruppe
2. Fassen Sie Ihre Ergebnisse auf einem Poster zusammen und präsentieren Sie
Ihre Arbeiten im Arbeitsgruppenseminar.
5.
Noch immer nicht genug? Spezialaufgaben
5.1 Postcraniales Material
In Ihrem Material können sich auch craniale oder postcraniale Knochen bzw.
Knochenfragmente befinden. Versuchen Sie, diese mit Hilfe folgender Literatur zu
zu bestimmen:
•
•
•
•
Walker: A guide to postcranial bones of East African Mammals
Schmidt: Atlas of animal bones – nur europäische Tiere!
Nickel, Schummer, Seiferle: Anatomie der Haustiere – hierin auch
funktionelle Aspekte, Gelenkflächen etc.
Rogers: Wirbeltiere im Überblick – Grundsätzliche Aspekte der Schädel- und
Skelettkonstruktion
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