Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 1 ____________________________________________________________________________________ Aufgabe A (50 Punkte) Betrachten Sie einen Markt für Gebrauchtwagen, welcher durch nachfolgende Tabelle zusammengefasst wird. Klasse Qualität Maximale ZB der Mindestforderung Nachfrager in Euro Verkäufers in Euro A Schlecht 6.000 5.000 B Mittel 12.000 11.000 C Gut 16.000 14.000 D Sehr gut 20.000 17.000 des Annahmegemäß sind die Autos in den vier Qualitätsklassen gleichverteilt, so dass sich in jeder Klasse die gleiche Anzahl von Pkws befindet. Des Weiteren sind die maximalen Zahlungsbereitschaften (ZB) der Nachfrager und die Mindestforderungen des Verkäufers bekannt. 1) Welche Autos werden zu welchen Preisen verkauft, wenn die Nachfrager über die Qualität der Pkws genauso gut informiert sind wie der Verkäufer? (10 Punkte) Lösungshinweis: Keine Qualitätsunkenntnis keine Informationsasymmetrie Alle Pkws können verkauft werden Verschiedene Preise möglich, aber muss sich zwischen Mindestforderung und max. ZB bewegen, A = 5000 bis 6000, B = 11000 bis 12000, C = 14000 bis 16000, D = 17000 bis 20000 Nehmen Sie nun an, dass eine asymmetrische Informationsverteilung bez. der Qualität zu Lasten der Nachfrager existiert. 2) Welche Art von Gütern repräsentieren die Gebrauchtwagen in dieser Situation? Gehen Sie außerdem allgemein auf eine mögliche Abhängigkeit zwischen Güterart und Grad einer Informationsasymmetrie ein. (10 Punkte) Lösungshinweis: Gebrauchtwagen = Erfahrungsgüter (Eigenschaften des Gutes erschließen sich dem Käufer erst nach dem Kauf) Hidden characteristics unterschiedlicher Kenntnistand über die Qualität des Gebrauchtwagens KE4, S. 14 Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 2 ____________________________________________________________________________________ 3) Berechnen Sie, welche Autos in diesem Fall zu welchen Preisen verkauft werden. Erläutern Sie außerdem, welche Problematik auftritt, zu welcher Form des Marktversagens dies führen kann und nennen Sie Möglichkeiten zur Lösung dieses Marktversagens. (30 Punkte) Lösungshinweis: Definition Adverse Selektion = Ein auf Märkten zu beachtendes Verhaltensrisiko ist das der Adversen Selektion. Dieses Problem ergibt sich bereits bevor eine Transaktionsbeziehung zustande kommt, d.h. vor dem Vertragsabschluss durch versteckte Eigenschaften (Hidden Characteristics; Informationsasymmetrie). Prozess, bei dem Akteure mit wünschenswerten Eigenschaften aus dem Marktprozess ausscheiden und vorrangig solche Teilnehmer verbleiben, deren Eigenschaften als negativ zu bewerten sind. Vorgänge dieser Art können zum teilweisen oder vollständigen Marktzusammenbruch führen Rechnung: o EW = 0,25*6000+0,25*12000+0,25*16000+0,25*20000 = 13.500 13.500<17.000 Typ D wird nicht verkauft o EW = 0,333*6000+0,33*12000+0,33*16000 = 11.286 11.286<14.000 Typ C wird nicht verkauft o EW = 0,5*6000+0,5*12000 = 9.000 9.000<11.000 Typ B wird nicht verkauft o EW = 1*6000 = 6.000 6.000>5.000 Typ A wird verkauft Lösung dieses Marktversagens: (10 Punkte) Lösungshinweis: Reduzierung des Marktversagens durch Verminderung der asymmetrischen Information Marktlösungen oder Politikmaßnahmen Marktlösungen: o Screening: Die schlechter informierte Seite verbessert ihren Informationsstand (hier: Informationsbeschaffung durch Nachfrager) Selbstselektion Einschaltung spezialisierter Dritter Selbstselektionsmechanismus o Signaling : Die besser informierte Marktseite bietet Information an (hier: Informationsbereitstellung durch den Anbieter Garantiezusage Aufbau einer Reputation Akzeptanz eines Selbstbehalts Akzeptanz eines Vertrags mit Schadensfreiheitsrabatt Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 3 ____________________________________________________________________________________ Politikmaßnahmen: o Regeln erlassen, in diesem Fall z. B. durch Informationspflicht (allg. Versicherungspflicht, Haftungsrecht, Gebote, Verbote) o Interventionen, z. B. Mindeststandards setzen (allg. Zulassungsbeschränkung, staatliche Informationsbereitstellung, Subventionen, Abgaben) Aufgabe B (25 Punkte) Definieren Sie technologische externe Effekte und geben Sie ein Beispiel. Inwiefern beeinträchtigen diese eine effiziente Allokation? Verdeutlichen Sie Ihre Ausführungen anhand geeigneter Abbildungen. . Lösungshinweis: o Technologisch: direkter Zusammenhang zwischen den Funktionen mehrerer Akteure, der nicht über den Markt abgegolten werden wird. Private und soziale Grenznutzen/Grenzkosten fallen auseinander. Preissystem zu wirtschaftlichen Steuerung nicht geeignet Marktversagen o Können negativer und positiver Natur sein (Bsp.: Luftverschmutzung durch ein Industrieunternehmen, das nicht über Filteranlagen verfügt; Zusammenwirken von Bienen und Obstplantagen während der Blüte (Steigerung der Ernte) Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 4 ____________________________________________________________________________________ Alternativ: Beschreibung der Abbildungen (nicht unbedingt so ausführlich notwendig): o 1. Mengeneffekte: Verursacher externer Kosten produziert aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu viel (privaten GK liegen unter den sozialen GK). Tatsächliche Menge liegt über dem pareto-optimalen Niveau. Geschädigter produziert zu wenig, da seine privaten GK durch den externen Effekt erhöht werden. Verursacher externer Nutzen produziert aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu wenig (private Nutzenliegen unter den sozialen). Tatsächliche Menge ist geringer als die pareto-optimale. Nutznießer produziert zu viel, da seine privaten Kosten durch den externen Effekt reduziert werden. Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 5 ____________________________________________________________________________________ o 2. Preiseffekte: Güterpreis des Verursachers externer Kosten ist sozial zu gering. Dieser leigt unter dem pareto-optimalen Preis. Güterpreis es Geschädigten ist zu hoch. Güterpreis des Verursachers externer Nutzen ist zu gering. Er liegt unter dem pareto-optimalen Preis. Güterpreis des Nutznießers ist zu gering. Aufgabe C (25 Punkte) 1) Beschreiben Sie kurz die Preisdifferenzierung ersten und zweiten Grades im Monopol. Gehen Sie auch auf die Voraussetzungen ein, damit die jeweilige Preisdifferenzierung erfolgreich ist. (12 Punkte) Lösungshinweis (KE1, S. 5-8): Voraussetzungen PD allgemein: o Unternehmen haben genug Marktmacht o Wiederverkäufe können unterbunden werden P.D. 1. Grades: o Kunden zahlen für jede Einheit ihren Reservationspreis, d. .h. des Preises, den jeder einzelne Nachfrager bereit ist zu zahlen, jeder Nachfrager zahlt in Höher seiner max. ZB o Monopolist versucht zusätzliche Konsumentenrente umzuwandeln. Preisdifferenzierung bei gleichzeitigem Unterbinden des Produkthandels unter den Konsumenten (keine Arbitrage) P.D. 2. Grades: o Preisdifferenzierung 2. Grades z. B. über Mengenrabatte o Verschiedene Einheiten des Outputs werden für verschiedene Preise verkauft. Jedes Individuum, welches denselben Betrag des Gutes kauft, zahlt denselben Preis. Die wesentlichen Unterschiede zur Diskriminierung 1. Grades: (a) Jeder Konsument wird gleich behandelt, d.h. Elastizitätsunterschiede spielen keine Rolle; (b) da eine limitierte Anzahl von verschiedenen Preiskategorien existiert, ist auch der Betrag der Konsumentenrente, der abgeschöpft werden kann, begrenzt. Perfekte Diskriminierung schöpft die ganze Konsumentenrente ab, Diskriminierung 2. Grades nur einen Teil davon. 2) Ein Unternehmen bietet auf zwei getrennten Teilmärkten an. Annahmegemäß weist das Unternehmen steigende Grenzkosten auf. Des Weiteren gelten folgende Zusammenhänge: Prüfungstermin März 2011 Prüfer: Prof. Dr. Endres Marktversagen Lösungsbogen Nr. 6 ____________________________________________________________________________________ Nachfragefunktion Markt 1: P1 a1 b1 * x1 Nachfragefunktion Markt 2: P2 a2 b2 * x2 ) Grenzkosten der Produktion: GK c1 d1 *( x1 x2 ) Zeigen Sie formal, wann sich eine Preisdifferenzierung 3.Grades nicht lohnt. (13 Punkte) Lösungshinweis: Preisdifferenzierung lohnt nicht, wenn gilt: a1 a2 Beweis: (1) E1 ax1 b1 x12 GE1 a 2b1 x1 E2 ax2 b2 x22 GE2 a 2b2 x2 (2) a 2b1 x1 a 2b2 x2 b1 x1 b2 x2 (3) P1 a1 b1 x1 b1 x1 b2 x2 P1 a2 b2 x2 P2 Bei linearen NF sind Ordinatenabschnitte gleich bzw. die Preiselastizitäten sind gleich Wenn Preiselastizitäten gleich sind, dann lohnt auch keine PD Ohne Preisdifferenzierung gilt auf beiden Märkten der gleiche Preis