Saturn – „Der alte Weise“ Jupiter – „Der Krönende“ Wir starten mit der Hohen Schule, dem Studium von Saturn und Jupiter: Mit den folgenden Ausführungen über die Hohe Schule von „Saturn und Jupiter“, werden wir uns künftig weiter, und damit noch intensiver, in das Herrschersystem des Kosmogramms/Horoskops einarbeiten können. Die Regeln des 14. Dalai Lama spiegeln dabei die kosmischen Prinzipien von Saturn Jupiter sehr schön wider. Die Lebensregeln des 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso Wenn Du verlierst, verliere nicht den Lerneffekt. Befolge grundsätzlich die folgenden drei Regeln: denke, weil große Liebe und große Ziele große Risiken in sich bergen, an - Respekt für Dich selbst - Respekt für andere und - Respekt (Verantwortung) für alle Deine Handlungen. Denke daran, dass etwas, was Du nicht bekommst, manchmal eine wunderbare Fügung des Schicksals sein kann. Lerne die Regeln, damit Du weißt, wie Du sie brichst. Wenn Du merkst, dass Du einen Fehler gemacht hast, unternimm unverzüglich etwas, um ihn zu korrigieren. Verbringe jeden Tag einige Zeit mit Dir selbst. Begegne Veränderungen mit offenen Armen, aber verliere dabei nicht Deine Wertmaßstäbe. Denk daran, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist. Lebe ein gutes ehrbares Leben - wenn Du älter wirst und zurückdenkst, wirst Du es ein zweites Mal genießen können. Eine freundliche Atmosphäre in Deinem Haus ist die beste Grundlage für Dein Leben. Wenn Du mit lieben Freunden streitest, bezieh Dich nur auf die aktuelle Situation - lass die Vergangenheit ruhen. Teile Dein Wissen, so erlangst Du Unsterblichkeit. Sei freundlich zur Erde. Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst. Denk daran, die beste Beziehung ist die, in der die Liebe für den anderen größer ist, als das Verlangen nach dem anderen. Bewerte Deine Erfolge daran, was Du aufgeben musstest, um sie zu erzielen. Widme Dich der Liebe und dem Kochen mit wagemutiger Sorglosigkeit. Die Jupiter- und Saturnzyklen Saturn und Jupiter gelten zusammen als „gesellschaftliche Planeten“ und nehmen somit eine Ausnahmestellung ein. Sie distanzieren sich von den anderen Planeten und bilden im groben Sinne ein Gegengewicht zu diesen. Erinnern wir uns zunächst daran, dass die Umlaufzeit des Jupiters etwa 12 Jahre beträgt – genau genommen elf Jahre und zehneinhalb Monate. Bezogen auf unser Lebensalter ist die erste Jupiterumrundung folglich mit dem 12. Lebensjahr beendet, die Kindheit ist nun vorüber und die Phase der Pubertät beginnt. Diese Reihe lässt sich bis ins hohe Alter weiterführen: 12, 24, 36, 48, 60, 72, 84... . Die Umlaufzeit des Saturn ist mit 29,5 bis 30 Jahre etwas länger. In diesen Zahlen drückt sich ein ganzer Lebenszyklus aus. Saturn wird also in einem Leben von ca. 90 Jahren den Tierkreis dreimal durchlaufen. Jeder dieser Umläufe ist ein vollständiger Zyklus, der bei der Radixposition beginnt und mit der Rückkehr endet. 30 Jahre sind ein Menschenalter, also eine Generation. Etwa ein Viertel dieses Zeitraumes gilt seit alters her als Maß für die Erneuerung des Körpers und zugleich als zeitliche Schicksalseinheit – wir alle kennen die berüchtigte Zahl 7. Ferner entsprechen zwei Saturnumläufe fünf Jupiterumläufen und führen demnach im 60. Lebensjahr wieder zu jener wechselseitigen Stellung der beiden Planeten im Tierkreis zurück, die auch bei der Geburt bestand. Kurz vor dem 60. Lebensjahr beginnt also ein neuer Zyklus. In der Antike wurde dieses Alter als das der Philosophen betrachtet, weil es nur durch Weisheit möglich sei, einen individuellen Beitrag mit den wirklichen Erfordernissen der Gesellschaft bedeutungsvoll zu verknüpfen. Auch der große Astrologe Ptolemäus beschäftigte sich intensiv mit den Planeten, seinen Erkenntnissen zufolge regiert: • • • • • • • Mond das 1. – 4. Lebensjahr, Merkur das 4. – 14. Lebensjahr, Venus das 14. – 22. Lebensjahr, Sonne das 22. – 41. Lebensjahr, Mars das 42. - 56. Lebensjahr, Jupiter das 56. - 68. Lebensjahr und Saturn die folgenden Jahre ab dem 68. Lebensjahr. Folglich können wir erkennen, dass mit Saturn das Alter in Verbindung gebracht wird. Auch in den Überlieferungen ist nachzulesen, dass „Jupiter und Saturn“ die „ Ziel- und Endpunkte“ des Lebens bedeuten. Jupiter krönt und Saturn beschließt also das Leben. Natürlich sind solche Auffassungen als Analogien zu verstehen. Wir wollen uns nun weiter in die hermetische Lehre des Saturns begeben. Saturn herrscht über den Steinbock (Haus 10) und bildet die weibliche Polarität des Kräftepaares mit dem männlichen Wassermann-Prinzip* (Haus 11). Die andere Seite wird durch die männliche Sonne und den weiblichen Mond vertreten. Die Sonne herrscht über den Löwen (Haus 5) und der Mond über das Zeichen Krebs (Haus 4). Sie stehen dem Steinbock und dem Wassermann im Tierkreis gegenüber. Somit sind Sonne und Mond die Repräsentanten des Ichs, des irdischen Lebens, Saturn repräsentiert das Über-Ich. Saturn herrscht also über das Erdzeichen Steinbock, welches von weiblicher, kardinaler Natur ist. Im Element Erde/Materie sahen die Alten das Grab aller in der Welt tätigen Energien. So wurde der Begriff Materie im esoterischen Sinne zu jener Form der Energie, die in einer Art Winterschlaf/Scheintod schlummert und nur darauf wartet von der Sonne wachgeküsst zu werden. Demnach ist die Materie bzw. Saturn das universelle Gedächtnis des Kosmos und stellt so ein abstraktes übergeordnetes Prinzip des Jenseitigen dar, welches im Diesseitigen durch den Mond repräsentiert wird. *In der klassischen Astrologie ist Saturn Herrscher über das Zeichen Steinbock und im Zeichen Krebs im Exil. Vor der Entdeckung des Uranus war Saturn auch Herrscher über den Wassermann und entsprechend auch im Zeichen Löwe im Exil. Saturn gilt nun als Nebenherrrscher über den Wassermann. Der Ur-klang in der Menschenseele Ein jeder Einzelne hat seine kosmische Vorgeschichte, hat seinen persönlichen Rucksack mit ins Leben gebracht, der sich als familiäres, genetisches, ethisches und in gewisser Hinsicht auch als Menschheitserbe äußert, man kann sagen: der Ur-klang in der Menschenseele schwingt hier mit. Astrologisch betrachtet ist ein Neugeborenes sowohl eine Synthese aus den Erfahrungsbildern seiner Vorfahren, also der Eltern, Groß- und Urgroßeltern und, weiter zurück, aus der kollektiven Menschheitserfahrung, als auch – wenn man an die Reinkarnation glaubt – das Ergebnis einer unendlichen Reihe von Manifestationen seiner vorhergehenden Leben. Wir können auch Karma sagen... In der Astrologie symbolisiert Saturn also die kollektive Vergangenheit. Die Stellung Saturns im Geburtshoroskop zeigt und beschreibt, durch den Stand in den jeweiligen Zeichen und Häusern und anhand seiner Aspekte, welche er auf Planeten und Häuser wirft, die Lebensaufgaben des Horoskopeigners. Die Stellung Saturns im Geburtshoroskop zeigt also den Punkt auf, bis zu dem sich das Universum vor der Geburt entwickelt hat. Von diesem Ort aus geht der Horoskopeigner sodann seinen weiteren Weg und erweckt durch sein Handeln (Sonne und Mond) seine Bestimmung. In diesem Zusammenhang schwingen auch die Themen des Karmas mit. Saturn beschreibt weiter die Vergangenheit und die Aufgaben, die der Einzelne im Laufe seines irdischen Lebens zu durchlaufen hat. Selbstverständlich spielt auch das Medium Coeli, dessen Herrscher und Aszendent, sowie Sonne und Mond mit eine Rolle in der Deutung des Lebensweges. Kleine Gedächtnisstütze Die großen Lichter – Sonne und Mond (Astroschule Teil 9) In der klassischen Astrologie werden die großen Lichter als Gleichnis des Lebens angesehen: Alles Glück der Erde, ist ein Glück des Schaffenden. Die astrologische Formel errechnet sich aus der Winkelbeziehung von Mond (Empfinden), Sonne (Schöpferkraft) und Aszendent (Talent). Merksatz Mit welcher Innigkeit (Mond) gehe ich an meine Schöpferkraft (Sonne) und welches Talent (Ac) steht mir dazu zur Verfügung? Jupiter und Saturn (Astroschule Teil 4) Die beiden symbolisieren die Relation zwischen Seele und Körper. Bei Jupiter thront die Seele links über dem Kreuz der Materie, damit ist gemeint, dass Jupiter die Seele vom Kreuz der Materie befreit. Saturn zeigt uns links das Kreuz über der Seele (Mondsichel hängt am Kreuz). Dies symbolisiert die in sich zerfließende Seele, die für eine bestimmte Zeit eine Form bekommt. Saturn – „Geber des Schicksals“ Saturns Gesetz ist Geduld und Konzentration. Als „Geber des Schicksals“ verlangt er uns die Bereitschaft ab, gewissenhaft unsere kosmisch vorgegebenen Lebensthemen zu lösen. „Er macht sozusagen den Boden, auf dem man arbeitet, steinig, erschwert jede Arbeit, ist karg, erkältet die Glut aller Leidenschaft. Andererseits zwingt er zu Fleiß, Emsigkeit und Ausdauer, denn all das muss der Mensch unter Saturneinfluß lernen.“ (Quelle: Oskar Adler, Das Testament der Astrologie) Als kosmisches Symbol für gesellschaftliche Regeln, für Recht und Ordnung, weist Saturn auch auf unsere Begrenzungen hin. Er führt uns vor Augen, dass wir soziale Wesen sind, das bedeutet, nicht jeder kann alles Tun oder Verlangen, was ihm gerade in den Sinn kommt. Die individuellen Aufgaben, die zu lösen sind, werden im Laufe des Lebens zu bestimmten Zeitpunkten fällig. Dies machen uns u. a. die Jupiter-Saturn-Zyklen deutlich. Der Einzelne ist an seine „Lebensaufgabe“ gebunden Für unsere Aufgaben sind wir im astrologischen Sinne mit einem bestimmten Rüstzeug ausgestattet worden. Jetzt werden Sie sich sicherlich fragen: Und was genau sind meine saturnalen Aufgaben im Leben? Wie komme ich an das universelle Zeitgedächtnis meines Über-Ichs heran? Als Gleichnis können wir uns am besten einen Ackerboden vorstellen, der sich nach einem frostigen Winter langsam erwärmt und die Himmelssamen sich langsam darauf niederlassen. Bedingt durch die Kraft von Sonne und Mond (Kräftepaar des Erschaffenden) können die Samen Wurzeln schlagen und wachsen. Vergangenheitssamen werden so Zukunftssamen. Oder nehmen wir Faust in Goethes Tragödie: „Weit besser hätt ich doch mein Weniges verprasst, Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen! Was du ererbt von Deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen!“ Dieses Zitat wird bis in alle Ewigkeit seine Berechtigung behalten. Ererbtes ist ohne eigene Leistung nahezu wertlos. Und so ist es mit Saturn – ohne die Schöpferkraft von Sonne und Mond kann nur schwer ein Himmelskorn wachsen. Und auch der erste Teil des Faust-Zitats findet seine kosmische Entsprechung: Saturn trennt – das bedeutet, das was nicht mehr gebraucht wird (aus der Urschlacke), wird auf das Notwendigste, die Essenz, reduziert – um sich so, mit freien Händen, ans tägliche Schaffen zu machen. Dies entspricht auch dem Bild des Arbeitens auf steinigem Boden, um die Essenz des Über-Ichs erkennen und lösen zu können. „Problem“ und „Tatsache“ heißen die beiden großen Pole, zwischen denen sich alle menschlichen Geistestätigkeiten bewegen. Was wir noch nicht als Tatsache empfinden, nennen wir ein Problem; was wir nicht als Problem empfinden, nennen wir Tatsache. Aber wie jedes Problem danach strebt, zur Tatsache zu gerinnen, so lebt in jeder Tatsache auch wieder das Problem inne. ( Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit) Man kann sagen, wenn man vor einem Saturnthema steht, hat man erst einmal eine Aufgabe zu lösen. Ob man der Realität dabei ins Auge schauen möchte ist nicht immer klar. Oft kommt es zu inneren Ausreden, ein Hadern macht sich breit. Man hat die Freiheit, die gestellten Aufgaben zu lösen oder zu verweigern. Keine Entscheidung zu treffen, kommt immer einer spirituellen Niederlage nahe (4. Quadrant)! Die individuelle Freiheit kann demnach nur dann entstehen, wenn das persönliche Schicksal angenommen und gelöst wird. Ein allzu menschliches Beispiel Wenn ein Problem ansteht, eine Grenze im Leben erreicht ist, muss auch der Wegzoll entrichtet werden. Ein astrologischer „innerer runder Tisch“ wird einberufen, es nehmen sämtliche inneren Vertreter teil – bezogen auf das Geburtshoroskop. Es meldet sich dann etwa das Gefühl (Mond) zu Wort und flüstert: „Eigentlich bist du ja in einer „Komfort-Zone“, es geht dir relativ gut; eine Veränderung kann dir vorübergehend Unsicherheit bringen und am Ende stehst du alleine und mit leeren Händen da.“ Diese Argumentation können wir verfolgen, wenn das Horoskop eine Mond-SaturnKonstellation aufweist. Mit einer Merkur-Saturn-Spannung im Geburtshoroskop kommt eher der Kritiker und Nörgler zu Wort: „Du schaffst das ohnehin nicht.“ Ziele sind schwer zu erreichen. Aber vielleicht malen Sie sich den Weg zum Ziel auch übertrieben mühsam aus. Wenn zusätzlich Neptun-Konstellationen vorherrschen, dann traut man dem eigenen Wesen nicht mehr, übergibt sein Leben lieber dem Schicksal, oder verlässt sich auf die Meinung anderer. Diese haben wiederum Angst Sie zu verlieren, oder prophezeien aus eigenen Ängsten heraus, dass Ihre Veränderung für Sie gefährlich wäre. Treten schließlich noch Saturn-Spannungen im Geburtshoroskop auf und/oder herrschen solche im Transit vor, kann es passieren, dass der Horoskopeigner schon sehr geschwächt ist. Das Schicksal wird tatenlos angenommen und der Wegzoll kann nicht bezahlt werden. Sein Leben bleibt unerklärlich, die Aufgaben werden nicht erkannt und somit auch nicht gelöst. Was „Ihm“ nun geschieht ist ihm fremd, das Schicksal, das Leben wird feindlich, andere übernehmen die Verantwortung und zahlen seinen Zoll. Die Bekämpfung des Schicksals wird partnerschaftlich, familiär oder staatlich verordnet, gezwungen sich selbst zu verhindern. Man kann freilich nur schwer Richter über das eigene Leben sein, wenn das Leben einem eine Veränderung abverlangt, damit haben wir meist ein Problem. Dennoch, wir sollten Zeit unseres Lebens immer bereit dazu sein und bei der Betrachtung einer Sache versuchen, auch den Tatsachen klar ins Auge zu schauen. Denn das ist Saturn.