18 Schwäbische Zeitung BAD BUCHAU UND FEDERSEE Mittwoch, 16. November 2016 Hand in Hand durch die Zeit Kirchenchor und Brasserie Uttenweiler beschließen das Jahr der Barmherzigkeit flöte), Magdalena Pfänder (Oboe) und Kerstin Bösch (Klarinette) verliehen manchen Chorvorträgen durch ihre instrumentale Mitgestaltung Farbe und Profil. Mit strahlenden, hellen und klaren Klängen brachte die Brasserie als klassisches Blechbläserquintett des Musikvereins Uttenweiler mit Richard Bösch einen erfrischenden Aspekt in die Konzertstunde. Trompeten, Horn, Posaune und Tuba der fünf Musiker erinnerten bei einer Sonata aus „Die Bänkelsängerlieder“ an die höfische Musizierkunst vergangener Jahrhunderte. In Georg Friedrich Händels auch bei Klavierschülern bekannter Sarabande kennzeichnete klare Bausteine den Einstieg, um in den nachfolgenden Variationen alle Instrumente solistisch zu präsentieren. Majestätisch und dennoch transparent erklang die Ouvertüre zu Händels „Feuerwerksmusik“ wie auch Klaus Peter Bruchmanns „Prelude & Chanson“. Instrumentale Schönheit strahlte aus dem Kultklassiker „Yesterday“. Von Kurt Zieger ● UTTENWEILER - Mit einer erheben- den musikalischen Feierstunde und dem Aufruf zu Oasen der Barmherzigkeit im Alltag hat der Kirchenchor Uttenweiler in der vollbesetzten Pfarrkirche den Abschluss des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit gestaltet. Unterstützt wurden die Sänger von der hörenswerten Brasserie des Musikvereins Uttenweiler. „Barmherzigkeit ist der Kernpunkt des Christentums im alten und neuen Testament“, betonte Pfarrer Klaus Wolfmaier zu Beginn des Konzerts. Gerade die Musik biete die Gelegenheit, das Heilige Jahr in diesem Sinne ausklingen zu lassen. Diese Gedanken führte Hans Blersch als Sprecher zwischen den einzelnen Beiträgen weiter bis zum Aufruf, Oasen der Barmherzigkeit im Alltag zu schaffen und diese auch im mitmenschlichen Umgang zu pflegen. Nach der offiziellen Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit stellte der Kirchenchor Uttenweiler unter der umsichtigen Leitung von Edith Rudolph vorwiegend Beispiele aus der modernen geistlichen Chorszene vor. Froh bewegt und zuversichtlich erklang „Hand in Hand durch die Zeit“ wie auch die Beteuerung „Ich will dich loben“ bis zu einem von innen kommenden Amen. Dazwischen streute der gut disponierte Chor Dmitri Bortnianskis selten gehörtes „Ave maria plena“ mit seinen weiten, chorisch abgerundeten Tonbogen. Das melodiös angenehme „Ubi caritas et amor“ war auch in der deutschen Übersetzung „Wo die Liebe und die Güte wohnt“ zu hören und zeigte das Können der Sängerschar ebenso wie bei den „Spuren des Lichts“ oder bei Thomas Bollingers „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Nicht nur hier bewährte sich auch die Klarheit in der Sprache. Dies gilt auch für Ester Gräuter, die in stimmlich überzeugender Weise Michael Schmolls Werk „Ich bin geborgen in deiner Hand“ in den Reigen der Chorvortäge einbrachte. Stefanie Fürst an Orgel und Klavier, Katja Maurer (Quer- Gemeinsames Musizieren Zu den Höhepunkten des Konzerts zählte jedoch das gemeinsame Singen und Musizieren bei der „Missa festiva“ von Hubert Zaindl. Klar austarierte Bittrufe kennzeichneten das Kyrie, machtvolle Partien wechselten, dem Text entsprechend, mit lyrischen Teilen zu beeindruckender Gemeinsamkeit im Gloria. Flott in angeregtem Tempo das Sanctus, zurückgenommen mit weichen Passagen das Benedictus und das abschließende Agnus Dei rundeten eine beachtenswerte Wiedergabe der Komposition ab. Nach einem instrumentalen Prolog der Brasserie vereinten sich Musiker und Chor mit spürbarer Sangesfreude als Abschluss der Feierstunde zu Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ in einer Bearbeitung von Alfred Bösendorfer. Herzlicher Applaus lohnte das Können aller Akteure in der Gestaltung dieses Konzerts. Anschließend luden die Ministranten auf dem Kirchplatz zu ungezwungenen Gesprächen bei einem Glas Glühwein. Jetzt werden die Folgen aufwendigen Flurbereinigungsverfahrens in Uttenweiler sichtbar: Paul Bösch, Vorsitzender der Teilhabergemeinschaft, am Steuer und als Beifahrer Landrat Dr. Heiko Schmid und Reinhard Wagner vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, reißen die erste Grenzfurche an. FOTO: ANNETTE GRÜNINGER Neu geordnet und neu bestellt Mit dem symbolischen Ziehen der Grenzfurche wird die Uttenweiler Flurbereinigung Realität Von Annette Grüninger ● UTTENWEILER - Rund viermal grö- ßere Ackerflächen haben die Uttenweiler Landwirte durch die Neuordnung der Feldflur gewonnen. „Da kann man ganz anders schaffen“, urteilte Landrat Dr. Heiko Schmid, als er mit Paul Bösch, dem Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft, am Montag die erste Grenzfurche anriss – als symbolischer Akt und sichtbares Zeichen, um die neue Einteilung der Grundstücke vom Plan auf das Gelände zu übertragen. Zunächst bereiten die eisigen Temperaturen der Zündung Schwierigkeiten. Der Motor stottert. Doch nach einigen Anläufen setzt Paul Bösch den kleinen Traktor in Bewegung und zieht – flankiert von seinen Beifahrern Landrat Dr. Heiko Schmid und Reinhard Wagner vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung – eine schnurgerade Furche durch den Ackerboden: ein Zeichen dafür, dass die neue Einteilung der Grundstücke vom Plan auf das Gelände übertragen werden. „Es werden Grenzen festgelegt zum Nachbargrundstück“, erläuterte Bösch den symbolischen Akt; Grenzen wolle man aber auch zum Naturschutz und zum Gewässerschutz ziehen – Grenzen, die zu respektieren sind und nicht überschritten werden dürfen. Mit der Besitzeinweisung ist das aufwendige und langwierige Flurbereinigungsverfahren einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Und anders als beim symbolischen Ziehen der Grenzfurche am Montag scheinen die Beteiligten hier einen exzellenten Kaltstart hingelegt zu haben. Ausgelöst worden sei die Flurneuordnung durch den Bau der Ortsumfahrung, blickte Landrat Heiko Schmid zurück. Frühzeitig hätten sich die Landwirte dafür entschieden, die Flurbereinigung nicht nur im betroffenen Bereich vorzunehmen, sondern auf die gesamte Uttenweiler Gemarkung auszudehnen. Seither läuft der Verwaltungsmotor auf Hochtouren, greift die Arbeit der verschiedenen Behörden und der Teilnehmergemeinschaft wie in einer gut geölten Maschinerie ineinander. So sei in den Jahren 2011 bis 2014 für drei Millionen Euro ein modernes Feldwegenetz mit mehr als zehn Kilometern neuen Spur- und Volldeckenwegen und 23 Kilometern neuen Kieswegen entstanden, fasste Schmid zusammen. Für die Grundstückseigentümer ergebe sich eine „zukunftsweisende Agrarstruktur“, denn durch die Zusammenlegung vergrößern sich die Flächen um ein vierfaches, die Länge der Äcker beträgt dadurch bis zu 750 Meter. Von der Flurbereinigung profitieren könnten aber nicht nur die Landwirte, so der Landrat. In diesem Zusammenhang seien auch zwei neue Radwege entlang von Land- und Kreisstraßen entstanden, konnte die Gemeinde Flächen für die Sportplatz- und Schwimmbaderweiterung, für einen Lärmschutzwall und für ein Wasserrückhaltebecken bereitstellen. „Ökologie und Wirtschaftlichkeit wurden so in Einklang gebracht“, sagte Schmid und blickte auf die nächsten Projekte: So werde die Gemeinde Ausgleichsflächen anlegen und die Teilnehmergemeinschaft plane Erholungsmaßnahmen, etwa eine Grillstelle in der Gansgrube und eine Wassertretstelle im Reutibachtal. Auch Reinhard Wagner, Abteilungsleiter im Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, sprach deshalb von einem „großen Wurf“, der hier gelungen sei. Bürgermeister Werner Binder dankte vor allem den Grundstückseigentümern, die erst die Flurneuordnung ermöglicht hätten. Pfarrer Klaus Wolfmaier sah die Landwirte in biblischer Tradition stehend und sprach seinen Segen über die neu geordneten Flure. „Brass & Sax“ als faszinierende Konzertgala gefeiert Brass-Band Oberschwaben-Allgäu erweitert ihr Repertoire mit Uraufführungen mittelalterlich anmutende Klänge einer Pastime aus der Zeit Henrys VIII. den Raum, um danach bei Variationen von Tylman Susato aus dem 16. Jahrhundert einzelnen Registern Raum zu geben. Weiche Soli der Ballade „In Love for Me“ führten in die Welt des Musicals, die „Symphonic Suite for Brass Band“ des Balletttänzers Leighton Lucas aus dem Jahr 1960 wieder in den eigentlichen Klangraum des Orchesters. Von Kurt Zieger ● Kirchenchor und Brasserie Uttenweiler rundeten musikalisch das Jahr der Barmherzigkeit in der Pfarrkirche Uttenweiler. FOTO: KURT ZIEGER Theatergruppe Dieterskirch ● Krimikomödie zum Jahresausklang DIETERSKIRCH (sz) - Die Theater- spieler auch an Silvester. Bei dieser Vorstellung bekommt jeder Gast zur Begrüßung und um Mitternacht ein Glas Sekt gratis. Für die Silvestervorstellung bittet die Theatergruppe um Anmeldung bis spätestens Dienstag, 27. Dezember. gruppe Dieterskirch probt bereits fleißig für ihr nächstes Stück: „Heiße Bräute machen Beute“, eine Kriminalkomödie von Rolf Salomon. Spieltermine sind: 27. Dezember ab 18 Uhr (Hauptprobe und zugleich Kindervorstellung) sowie am 31. Dezember, 5., 6. und 7. Januar, jeweils um 19.30 Uhr in der Mühlbachhalle in Dieterskirch. Erstmals spielen die Dieterskircher Schau- Anmeldungen nimmt Familie Stöhr in Dieterskirch unter Telefon 07374/782 entgegen. Aus dem Buchauer Rat ● Neues Wohn- und Geschäftsgebäude BAD BUCHAU (grü) - Ein dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus soll auf dem Marktplatz 14 in Bad Buchau entstehen. Der Buchauer Gemeinderat hat die Bauvoranfrage in seiner jüngsten Sitzung einstimmig bewilligt. Das Gebäude nimmt eine Fläche von 15 auf knapp zehn Metern ein. Mit Erdgeschoss, erstem und zweitem Obergeschoss sowie Dachgeschoss weise das Haus eine „stattliche Höhe“ auf, sei aber weniger hoch als etwa die benachbarte „Radstube“, verglich Hauptamtsleiter Klaus Merz. Obwohl die Baugrenze um einen halben Meter nach vorne verlegt wurde, spreche aus Verwaltungssicht nichts gegen die Planung, so Merz. BAD BUCHAU - Frenetischen Beifall haben die Besucher im großen Saal des Bad Buchauer Kurzentrums gespendet, als die Brass-Band Oberschwaben-Allgäu neben ihrem überaus homogenem Orchesterklang mit Christian Segmehl auf seinem Sopransaxofon einen Solisten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten präsentierte. Die Komponisten beider Uraufführungen, die der Solist intonierte, waren wie das Publikum hellauf begeistert. Schon das Erscheinungsbild der Brass-Band Oberschwaben-Allgäu mit ihrem Dirigenten und Moderator Ueli Kipfer auf der Bühne des großen Kursaals war beeindruckend. Und dies nicht nur, weil fünf Tuben die Szenerie vor dem differenzierten Schlagzeug beherrschten, sondern weil man von ihnen einen satten Sound besonderer Qualität erhoffte. Und darin wurde niemand enttäuscht. Die Übersetzung „Sinfonisches Blasorchester“ kann die unglaublich farbenreiche Dynamik einer Brass-Band nicht ersetzen. Stets beeindruckend ist, wie homogen der nur aus Blechbläsern und dem Schlagwerk bestehenden Klangkörper wirkt. Und vielleicht gerade deshalb hat die Band einen Saxofonisten als Vertreter der Holzblasinstrumente zu diesem Konzert eingeladen. Mit der ersten Uraufführung „Alpine Express“ wollte der englische Komponist Tom Smith die Zuhörer nicht in die Alpen entführen. Frappierende, für manchen Zuhörer viel- Christian Segmehl brillierte als Solist bei der Konzertgala „Brass & Sax“ der Brass-Band Oberschwaben-Allgäu in Bad Buchau. FOTO: KURT ZIEGER leicht ungewohnte Einblicke in die moderne Tonsprache anspruchsvoller Blasmusik beherrschten das Werk. Zu ganz unterschiedlichen Soli einzelner Register gesellte sich Chrisitian Segmehl mit seinem Sopransaxofon. Er entlockte ihm virtuose Passagen in großem Tonumfang: mal lyrisch erzählend, mal verschmitzt und geheimnisvoll, mal forsch und angriffslustig, am ehesten, wie Moderator Kipfer es formulierte, einer musikalischen Achterbahnfahrt vergleichbar. Komponist Tom Smith war sichtlich angetan von der überragenden Interpretation seines Werks. Dies gilt auch für die zweite Uraufführung des Abends. Der Stuttgarter Komponist Michael Essl ließ seine Studienerfahrungen an den Hochschulen in Stuttgart und Boston im Bereich von Klassik und Jazz gut hör- bar einfließen in sein Werk „Unter Zeitdruck.“ Er verbindet ganz extrem erscheinende Bausteine zur musikalischen Ausarbeitung verschiedener Stimmungen: Mal sind die Passagen beinahe lieblich, können motivierend sein, mal sind die engen Klangverbindungen richtig unangenehm, oft wirken sie panisch und erschreckend. Solist Segmehl vermochte mit beeindruckender Ausdrucksvielfalt diese Stimmungen durch seine Körpersprache und vor allem durch sein unglaubliches Können in ein Klangerlebnis umzusetzen, das Stürme der Begeisterung hervorrief. Auch für diese Interpretation war Komponist Essl äußerst dankbar. Nicht weniger beeindruckend war das umfangreiche Konzertprogramm der Brass-Band mit ihrem lupenreinen Orchesterklang. Eingangs füllten Satter Sound der Tuben Nach dem Konzertmarsch „Slaidburn“, bei dem die fünf Tuben mit ihrem satten Sound die solide Basis lieferten, bezauberte Klemens Vetter am Euphonium die Zuhörer als musikalischer Harlekin ebenso wie Luzia Jans am Xylofon, die in atemberaubender Geschwindigkeit mit ihrem Scherzo alle Höhen und Tiefen ihres Instruments beherrschte. Aus Paul Hindemiths Suite „Tuttifäntchen“ hat Dirigent Kipfer den „Tanz der Holzpuppen“ für seine Band mal melodisch eingängig, mal lyrisch angehaucht, mal in rhythmischer Bewegung, doch stets zeitnah arrangiert. „Musik war meine erste Liebe, sie könnte auch meine letzte sein“ meinte John Miles über sein „Music“ als Lieblingstitel aller Brassband-Fans, bei dem Melodie und Rhythmus zu einer überzeugenden Einheit finden. Die Melodie im Tutti, solistische Einwürfe einzelner Register, ein akkurater Rhythmus des überaus agilen Dreierteams in der Percussionszenerie zeigten auch in den Zugaben die Klangvielfalt dieses Orchesters. © 2016 Schwäbisch Media Digital GmbH & Co. KG .