Teil 4

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Nervatur deutlicher zu sehen, bei welcher die vom braunen Mittel­
nerv ausgehenden Seitennerven bei ihren letzten Verweigungen dicht
vor dem Rande des Kelchblattes stumpf endigen. Eine bemerkens­
werte Variation in Form und Farbe der Kelchblätter lässt sich nicht
beobachten. — Der untere Teil der Blumenkrone ist glockig (VI, 6),
nicht am Schlünde zusammengezogen; er ist ziemlich undurchsichtig,
so dass die Nervatur der Kelchblätter nicht so deutlich hindurch­
scheint, wie bei manchen anderen Cyclamenarten; aussen ist er gleichmassig rosa angehaucht. Die Zipfel, welche von ihrer Basis gerade
senkrecht zurückgebogen und so gedreht sind, dass ihr oberer Teil
mit seinem scharfen Rande gerade nach der Mitte der Blüte' gerich­
tet ist, sind länglich-lanzettlich, nicht sehr scharf zugespitzt, an der
Spitze ganzrandig. Am Grunde zeigen sie rechts und links öhrchenartige Umrollungen (VI, 9). Ihre Länge ist namentlich hier, je nach
dem Alter der Blüten, sehr verschieden und nimmt von dem ersten
Autblühen um das Doppelte, bis zu 3 cm, zu. Die Farbe der Zipfel
ist meist ein helles Rosa, aber nicht bei allen Exemplaren ganz
gleich, bei den einen heller, den anderen dunkler, was in den aufein­
anderfolgenden Jahren sich gleich bleibt. Rein weisse Exemplare
Hessen sich nicht beobachten und die Angabe B a k e r s (1. c. S. 340)
von dem Vorkommen solcher beruht möglicherweise auf einer Ver­
wechselung mit weissblütigen Exemplaren von Cyclamen neapolitanum oder auf Beobachtung getrockneter, älterer Blüten. An der
Basis haben die Zipfel eine von den hellrosa, fast weiss gefärbten
Oehrchen scharf abgegrenzte dunkelkarminrote Färbung, welche mit
zwei getrennten Streifen allmählich in das hellere Rosa der Zipfel
übergeht (VI, 9). Ueber die umgebogene Basis der Zipfel geht diese
dunkelrote Färbung, ohne heller zu werden, hinweg und setzt sich in
das Innere der Blumenkronröhre ein Stückchen, etwa 2 mm weit, fort,
worauf es schnell zu einer scharfen Spitze zusammenläuft. Von dieser
Zeichnung Hess sich keine Ausnahme finden. Durch dieselbe treten
namentlich die weissen Oehrchen an dem Schlünde der Blumenkrone
in fünf Gruppen sehr deutlich hervor.
Die Antheren (VI, 10 u. 11), welche um den Griffel einen dicht
geschlossenen Kegel bilden, sind fast ganz sitzend und haben die
Gestalt eines nicht sehr scharf zugespitzten Dreiecks. Ihre Farbe
ist orangegelb, in der seichten Vertiefung ihres Rückens zeigen sie
einen dunkel violette 1 Streifen, welcher von Zellgruppen herrührt, die
mit violettem Saft angefüllt sind. Das Aufspringen der Antheren
findet, wie bei den anderen Cyclamenarten statt, mit zwei von dem
Gipfel an der Innenseite beginnenden Rissen, wobei eine innere
Zunge sich von der oberen, äusseren Spitze der Antheren loslöst
Sowohl diese innere Zunge, wie auch namentlich die äussere, obere,
biegen sich beide nach dem Centrum der Blüte hin um (VI, 11), wo­
durch ein Kranz von zehn kleinen Häkchen auf dem W e g e zum
Grunde des Fruchtknotens liegt, eine Einrichtung, vermöge deren
die Insekten die Antheren erschüttern und so den noch im klebrigen
Zustande darin befindlichen Pollen zum Herausfallen auf sie bringen
werden. Bleiben die Insekten aus, so stäubt der zuletzt nicht mehr
klebrige Pollen bei der geringsten Erschütterung aus der Blüte hervor.
Der Fruchtknoten, welcher ganz von dem Antherenkegel bedeckt
ist, geht in einen Griffel aus, welcher kaum über den Blütenschlund
hervorragt. A n der allmählich verschmälerten Spitze ist er abge­
stumpft, aussen ganz glatt und besitzt an der Spitze die Seicht ver­
tiefte Narbenhöhle.
Nach der Befruchtung rolleh sich die Blütenstiele spiralig auf
und umhüllen teils die kugeligen, nichts Bemerkenswertes bietenden
Früchte.
Die hauptsächlichsten Charaktere des Cyclamen afrikanum sind
hiernach folgende:
Knollen plattgedrückt, mit K o r k o b e r f l ä c h e ,
überall
bewurzelt.
Beblätterte Sprosse aus seichter Vertiefung der Knollenoberseite,
gerade aufrecht. — Blätter erst nach den ersten Blüten im Herbst
erscheinend, ihre Stiele wenig kriechend.
Spreiten verschieden
gestaltet, vom n i e r e n f ö r m i g e n zum v e r k e h r t - h e r z f ö r m i g e n .
Ohren der Basis nicht übergreifend. Rand sehr unregelmässig gezähnt,
selten in grösseren Ecken vorspringend. Oberseite fettglänzend,
dunkelgrün, bisweilen mit hellgrüner Zone. Unterseite grün.
Blüten von Ende Juli bis November, nicht duftend, i h r e S t i e l e
n i e k r i e c h e n d . Kelchblätter l a n z e t t l i c h , g a n z r a n d i g , ein Mittel­
nerv mit verzweigten Seitennerven. Blumenkronröhre glockig, Zipfel
lanzettlich, rosarot, mit dunkelkarminrotem Fleck an der ö h r c h e n b i l d e n d e n B a s i s . Antheren fast sitzend, langgestreckt dreieckig,
orangegelb, auf R ü c k e n mit violetter Rinne. Griffel kaum aus dem
Blütenschlunde hervorsehend, mit abgestumpfter, glatter Spitze und
Narbenhöhle.
Fruchtstiele sich aufrollend, Kapsel kugelig.
Heimat: Nordafrika, besonders in den Kalkbergen von Algier.
Man hat das Cyclamen afrikanum mehrfach als eine Form von
Cyclamen neapolitanum angesehen; von diesem unterscheidet es sich
aber durch mehrere konstante, spezifische Merkmale: Die Knolle treibt
überall Wurzeln, auch auf der bei Cyclamen neapolitanum von
Wurzeln freien Unterseite; die Blätter sind bedeutend konsistenter
und dicker, die Kelchblätter sind lanzettlich und ganzrandig. Nament­
lich ist aber die Richtung der Blütenstiele bemerkenswert, welche an
ihrer Basis nie kriechen und direkt über die Erde treten. — Von
Cyclamen graecum, mit welchem die A r t in der Blumenkrone grosse
Aehnlichkeit hat, weicht sie durch die Form und den Glanz der
Blätter ab, welch letzterer bei Cyclamen graecum sammetig-seidig
ist, aber besonders durch die Bewurzelung, welche bei letzterem nur
von der unteren Hälfte der Knolle eintritt.
i i . C y c l a m e n c y p r i u m Kotschy.
(Taf. V , Fig.
I
—13.)
Das lebende Material zu den Untersuchungen an Cyclamen
cyprium wurde zum Teil durch Herrn M a x Leichtlin in Baden-Baden
überlassen, welcher mehrere Originalknollen sandte, teils wurde es
aus Samen gezogen, welcher wohl auch — auf U m w e g e n — aus
dem Garten des Herrn M. Leichtlin stammte. In Herbarien, wo die
A r t nur selten vorkommt, sowie in Schriften findet sie sich allein
unter diesem Namen, und keine andere A r t ist mit demselben Namen
belegt worden, so dass hier keine Verwirrung in den Bezeichnungen,
auch ohne A n g a b e des Autors Kotschy, möglich ist.
Die im Sommer reifenden und dann sogleich gesäten Samen
gehen im Herbst auf. Wenn das erste Blatt über der Erde erscheint,
so hat sich in der Erde schon ein kleines kugeliges Knöllchen ge­
bildet, welches an seiner Basis neben der Hauptwürzel bald seitliche
Wurzeln entwickelt. Die Spreite des ersten Blattes (V, 1) zeigt ver­
schiedene Formen, ist entweder fast kreisrund mit Auschnitt an der
Basis und kaum vorgezogener Spitze, oder es ist mehr länglich und
geht in eine Spitze aus. Oberseits ist es dunkelgrün mit sehr schwach
hervortretenden, helleren Nerven, unterseits leuchtend dunkelrot mit
schmalem, grünem Rande. Das Wachstum findet darauf in der ersten
Vegetationsperiode nur langsam statt, indem neben dem ersten Blatt
bis zum Frühjahr sich nur noch ein zweites über der Erde zeigt,
und auch dieses nicht immer. Zum Sommer sterben dann diese beiden
Blätter unfehlbar ab. Ebenso langsam geht das Wachstum in den
folgenden Jahren weiter, so dass die Sämlinge erst verhältnismässig
spät zum Blühen kommen.
Schon früh zeigt sich an den Knollen eine merkwürdige Eigen­
tümlichkeit, welche am Schlüsse der ersten Vegetationsperiode von
einer dunkelbraunen, netzig-rissigen Korkschicht bekleidet sind und
genau in der Mitte ihrer Unterseite einen Wurzelbüschel tragen (V, 2).
In der Folgezeit, wo die Knollen sich vergrössern und mehr abplatten,
unter Bildung einer kleinen Einsenkung an ihrer oberen Seite und
halbkugeliger Abrundung auf der unteren, fällt es nun sehr auf, dass
in vielen Fällen der Wurzelbüschel nicht mehr von der Mitte der
Knollenunterseite entspringt, sondern ganz seitlich gerückt ist (V, 3).
E s ist dies dadurch hervorgebracht, dass die Knolle sich an der
einen Seite stärker ausgedehnt hat, als an der anderen. Wodurch
diese Eigentümlichkeit bewirkt wird und wozu sie dient, ist schwer
zu erraten. A u c h die Originalknollen zeigten meist den Wurzel­
büschel nicht in der Mitte der Knollenunterseite. Ausser diesem
Wurzelbüschel bilden sich keine Adventivwurzeln an anderen Stellen
der Knolle später aus, was um so bemerkenswerter ist, als die Knolle
einen Korküberzug hat und nicht mit Büschelhaaren bedeckt ist, indem
sonst nur bei den Knollen, welche Büschelhaare haben, die Wurzeln
in einem Schopf von der Unterseite der Knolle entspringen, nie an
beliebigen anderen Stellen.
Bei der erwachsenen Pflanze erscheinen die Blätter im Herbst
entweder zugleich mit den ersten Blüten, vielfach aber erst etwas
später, wie bei den meisten im Herbst blühenden Cyclamenarten.
Sie entspringen dicht hintereinander von einem oder mehreren im
Centrum der Knolle nebeneinander liegenden kurzen Achsen. Der Stiel
der Blätter kriecht meistens, wie bei vielen anderen Cyclamenarten, eine
Strecke im Boden entlang, ehe er mit seiner Spreite über die Erde
tritt. Diese ist von verkehrt-herzförmiger Gestalt (V, 4); ihr Rand
ist sehr grob und sehr weitläufig gezähnt, die Sägezähne verschieden
weit vorspringend. Zwischen den groben, sehr charakteristischen
Zähnen hat der R a n d kleine zäpfchenartige Zähne (V, 4 a). Die
beiden Lappen an der Blattbasis stehen meist ziemlich weit vonein­
ander entfernt und greifen niemals übereinander. A u f der Oberseite
sind die Blätter dunkel olivengrün; die hellergrüne Zone in ihrer Mitte
ist selten eine zusammenhängende, sondern wird aus unregelmässig
geformten, verschieden grossen, getrennten Flecken gebildet, an
welche sich dem dunkelgrünen Rande zu noch kleinere Flecke anschliessen. A u c h diese Zeichnung ist eine charakteristische, von den
anderen Cyclamenarten abweichende. A u f der Unterseite sind die
Blätter nicht nur in der Jugend, sondern auch im A l t e r dunkelrot,
in der Jugend sehr leuchtend. V o n dem Ende des Blattstieles ver­
läuft ein Mittelnerv durch das Blatt bis zu dessen Spitze ohne starke
Seitennerven; zu jeder Seite seiner Basis entspringen strahlig drei
bis vier andere Hauptnerven, deren Endverzweigungen in die grossen
Zähne des Blattes hinein gehen. Das Fussförmige der Nervatur, wie
es sich bei vielen anderen Cyclamen arten an der Basis der Blatt­
spreiten zeigt, ist hier bei Cyclamen cyprium kaum angedeutet.
Die Oberhaut der Blattoberseite besteht aus Zellen, welche
ganz flache Aussenwände haben, wodurch das Blatt keinen Sammetglanz hat, aber auch keinen stark ausgeprägten Fettglanz, indem die
Aussenseite der Zellen mit kurzen wurmartigen Verdickungsstreifen
bedeckt ist. Die Seitenwände sind gerade und nur schwach verdickt.
Nur wenige Keulenhaare finden sich auf der Blattoberseite. Auf
deren Zellen folgen zwei Schichten von Palissadenzellen, welche an
den dunklen Stellen des Blattes eng aneinander schliessen, an den
helleren eine urnenartige Gestalt haben, so dass Lufträume zwischen
ihnen sind; dann folgt eine Schicht Trichterzellen, welche auch manch­
mal schon anstatt der zweiten Palissadenschicht auftritt, und nun ein
sehr stark ausgebildetes Schwammparenchym. Die Zellen der Blatt­
unterseite sind an ihren Rändern sehr stark ausgebuchtet, haben auf
ihren Aussenwänden keine Streifungen und sind mit violettem Saft
erfüllt; zwischen ihnen haben die Spaltöffnungen sehr grosse Schliesszellen; Keulenhaare sind nur wenige vorhanden. - — Der Rand des
Blattes wird aus farblosen Zellen gebildet, deren Aussenwände sehr
starke wurmartige Verdickungen zeigen; unter ihnen liegen Zellen
mit violettem oder braunrotem Saft. Sowohl die groben Zähne des
Blattrandes, als die kleinen, dazwischen liegenden gehen in kleine
Zäpfchen aus, welche an ihrer Spitze mehrere Wasserspalten tragen
(V, 4 a). Der drehrunde Stiel des Blattes ist stark mit Keulenhaaren be­
deckt, viele seiner Oberhautzellen enthalten roten Saft. Im Innern
verläuft ein Gefässbündelsträng von Hufeisenform; im unterirdischen, viel
dünneren Teile des Stengels ist dieses Hufeisen beinahe geschlossen.
Die Blüten (V, 5), welche Ende September zum Teil schon vor
den ersten Blättern erscheinen, haben keine kriechenden Stiele, so
dass sie von der Mitte der Knolle im Büschel gerade nach
oben streben. Ihre Kelchblätter (V, 8) sind lanzettlich, lang zuge­
spitzt und haben einen sehr weitläufig gewellten, manchmal auch
ganz geraden Rand. Sie sind auf der Aussenseite von sehr dicht
gedrängten Keulenhaaren (V, 12) bedeckt, von denen einige zur
Blütezeit erst kürzlich ausgebildet sind, was ihre noch nicht gebräun­
ten Zellwände bezeugen. Der Kopf dieser Keulenhaare besteht
hier aus zwei kurzen, oben abgerundeten Zellen. E s ist nur ein
g a n z u n v e r z w e i g t e r M i t t e l n e r v vorhanden, welcher ganz
schwach durchscheint.
Die Röhre der Blumenkrone ist länglich-glockig (V, 6 u. 7), am
Schlünde nicht zusammengezogen, rein weiss und im Gegensatz zu
anderen Cyclamenarten so undurchsichtig, dass man von innen die
Kelchblätter nicht hindurchscheinen sieht. Die Zipfel sind beim Auf­
gehen der Blüte nur 8 — 9 mm lang und erreichen später eine
Länge von 15 —18 mm; sie sind lanzettlich, nicht scharf zugespitzt,
und ihr Ende ist unregelmässig und verschieden stark gezähnt (V, 9),
was sehr charakteristisch ist. An ihrer Basis tritt die öhrchenartige
Umrollung der Seiten beim Aufgehen der Blüten nur sehr schwach
hervor und auch in späterer Zeit erreicht sie nicht die Stärke, wie
bei den verwandten anderen Arten. — Die Farbe der Blumenkronzipfel ist, wie die der Röhre, am Hauptteil rein weiss, selten schwach
rosa angehaucht, so dass hierdurch diese Art zu allen anderen
— abgesehen von Cyclamen persicum — in Gegensatz tritt; dem
Schlünde zu haben sie jedoch eine karminrote Zeichnung. Diese
besteht in einem Fleck, welcher mit zwei kurzgezackten Spitzen in
das Weiss der Zipfel übergeht und sich mit einer sehr kurzen Spitze,
an den Seiten manchmal mit zwei kürzeren, in die Blumenkronröhre
hineinzieht (V, 10). Ausnahmsweise ist die dunkelrote Zeichnung
innerhalb der Blumenkronröhre am Grunde der Zipfel einer und der­
selben Blumenkrone nicht ganz gleich, am Grunde der einen Zipfel
stärker, der anderen schwächer. Die verschiedene Art der dunkel­
roten Zeichnung bleibt in den aufeinanderfolgenden Jahren nach den
bis dahin gemachten Beobachtungen an den Blüten einer und der­
selben Pflanze eine mehr oder weniger gleiche.
Die Antheren (V, 6. u. 7) haben im Vergleich zu mehreren anderen
Cyclamenarten ziemlich lange Filamente; sie selbst sind langgestreckt,
zugespitzt, auf der Aussenseite fast rein gelb gefärbt, durch gelbliche
Drüsen, welche aus fünf bis zwölf, eine rundliche Gruppe bildenden
Zellen bestehen, welche sich ein wenig über ihre Umgebung erhoben
haben. Beim Oeffnen biegen sich ihre Spitzen nicht so hakig um,
wie bei anderen Cyclamenarten, und die Spalte wird an diesen
Spitzten keine so tiefe, hingegen ist die Stellung- der Antheren zu
verschiedener Entwickelungszeit der Blüten eine verschiedene: beim
Aufgehen der Blüten schliessen die Antheren zu einem Kegel um
den Fruchtknoten und Griffel eng zusammen (V, 6) uud öffnen sich
einige Tage lang noch nicht, während die Griffelspitze zur Bestäubung
zwischen ihnen hervorsieht; dann biegen sich die Antheren allmäh­
lich von dem Centrum der Blüte zurück, bis sie mit ihrem Rücken
die Innenwände der Blumenkronröhre berühren (V, 7), so dass man
nun den braunen Fruchtknoten zwischen ihnen ganz frei sieht. Während
dieses Zurückbiegens öffnen sie sich allmählich und schliesslich fällt
aus ihnen der Pollen bei der leisesten Berührung oder Bewegung
der Blüten heraus. Diese Umbiegung der Staubgefässe und das
dadurch mehr ermöglichte Berührtwerden ihrer Innenseite durch
Blütenbesucher scheint mit dem geringen Auseinanderweichen ihrer
Risse im Zusammenhang zu stehen.
Der Griffel, welcher bis zu i mm aus dem Blütenschlunde her­
vorragen kann, ist am Gipfel ganz glatt und abgestutzt und trägt
hier in seichter Einsenkung die Narbenfläche (V, 11).
Nach der Befruchtung rollen sich die Blütenstiele auf, und die
an ihnen gebildeten Kapseln (V, 13) reifen im nächsten Sommer.
Dieselben sind gedrungen birnförmig, etwa 10 mm breit und lang,
und zeigen auf braunem Grunde, dunkelbraune Streifchen.
Die hauptsächlichsten Charaktere von Cyclamen cyprium sind
hiernach folgende:
Knollen plattgedrückt mit K o r k o b e r f l ä c h e . W u r z e l n in
einem meist excentrischen Büschel nur v o n d e r U n t e r s e i t e d e r
Knolle.
Beblätterte Sprosse kurz, von der Mitte der Knollenoberseite.
Blätter zum Sommer verdorrend, verkehrt-herzförmig mit sehr groben
und dazwischen feineren Sägezähnen, mit unterbrochener Zone von
verschieden grossen Silberflecken. Unterseite leuchtend violettrot.
Blüten vor und mit den ersten Blättern im Herbst erscheinend,
duftlos, ihre Stiele nicht kriechend. Kelchblätter l a n z e t t l i c h , lang
zugespitzt, am Rande schwach gewellt, mit nur e i n e m N e r v .
Blumenkronröhre halbkugelig - glockig, Z i p f e l an der Spitze u n ­
r e g e l m ä s s i g g e z ä h n t , am Grunde m i t O e h r c h e n b i l d u n g , w e i s s
oder schwach rosa angehaucht, an der Basis mit karminrotem, mehr­
zipfeligem Fleck. A n t h e r e n gestielt, langgestreckt, in den älteren
Blüten s i c h n a c h A u s s e n u m b i e g e n d . Griffel etwas aus dem
Blütenschlunde hervorsehend.
Fruchtstiele sich spiralig aufrollend. Kapsel birnförmig.
Heimat: Cypern.
Das Cyclamen Cyprium ist kaum mit einer anderen Cyclamenart zu verwechseln. V o n den Arten mit gleichfalls verkehrt-herz­
förmigen Blättern unterscheidet es sich durch die sehr verschieden
weit vorspringenden Zähne des Blattrandes und durch die besonders
nach dem Blattrande zu gescheckte Oberseite. In den Blüten weicht
es von allen iVrten — ausgenommen Cyclamen persicum — durch die
weisse Färbung am Hauptteil der Blumenkronzipfel ab, und besonders
eigentümlich ist bei ihm das Auseinanderweichen der Antheren vom
Blütencentrum. E s ist die einzige Cyclamenart, bei welcher K o r k ­
oberfläche der Knollen mit einem einzigen Wurzelbüschel an der
Unterseite der Knolle im Verein auftritt. .
1 2 . C y c l a m e n g r a e c u m Lk.
(Taf. V, Fig. 14—26.)
Das Cyclamen graecum Lk. findet sich in den Herbarien viel­
fach unter dem Namen Cyclamen latifolium Sibth. verbreitet, während
es in den Gärten wohl selten oder gar nicht in Kultur ist. Alle
Pflanzen, welche dort unter dem Namen Cyclamen graecum, sogar
mit Hinzufügung des Autornamens Link, oder als Cyclamen latifolium
mit dem Autornamen Sibthorp vorkommen, sind weiter nichts, als
das Cyclamen neapolitanum Ten. Durch diesen Umstand ist es denn
wohl auch gekommen, dass man das Cyclamen graecum Lk. nur für
eine Varietät von Cyclamen neapolitanum angesehen hat, von welchem
es aber durchaus spezifisch verschieden ist. A t k i n s , welchem jeden­
falls nicht das Cyclamen graecum Lk., sondern Exemplare von Cy­
clamen neapolitanum vorgelegen haben, sagt (1. c. S. 468): Scarcely
more than a variety of C. neapolitanum, the leaves show great variety in
shape and marking. Eine weitere synonyme Bezeichnung ist Cycla­
men persicum Smith (nicht Miller). Durch diese und noch andere in
der Benennung des Cyclamen graecum Lk. vorgekommene Ver­
wirrungen kam die Vermutung, dass ein im Jahre 1885 am Pentelikon gesammeltes Cyclamen eine noch nicht beschriebene Art sein
möchte, für welche vorläufig der Name Cyclamen Pentelici ) vor­
geschlagen wurde. Inzwischen hat sich aber die Sache durch ein­
gehende Untersuchungen aufgeklärt, so dass der Name Cyclamen
Pentelici wieder aufgegeben werden muss.
1
Die Keimung der bei uns im Juni reifenden Samen von Cycla­
men graecum geht im Herbst ganz ebenso vor sich, wie bei den
anderen Cyclamenarten, indem aus dem Sameneiweiss das Knöllchen
in der Erde angelegt wird, ehe der Keimling über die Erde tritt.
Sehr oft zeigte es sich bei den Kulturen, dass die Spreite des ersten
Blattes nicht die Samenhaut zu sprengen vermochte und dass, wenn
diese Spreite bei künstlicher Entfernung ihrer Hülle abgebrochen
war, alsbald aus dem Knöllchen ein zweites Blatt sich entwickelte.
Im Anschluss an diese Schwierigkeiten bei der Keimung wachsen
die jungen Pflanzen sehr langsam, bringen es erst nach mehreren
Jahren zum Blühen, und die Blüten setzen bei uns nur wenige Früchte
an, von denen die meisten bald wieder vergehen. Daher kommt es
wohl, dass die Art gar nicht in den Gärten zu finden ist und nach
direkter Einführung aus Griechenland bald wieder zu Grunde geht
l
) Englers bot. Jahrb. X V I I I (1894), 3, S. 1.
oder in der Kultur vernachlässigt wird, obgleich ihre sammetseidigen
Blätter die schönsten in der ganzen Gattung sind.
Das Knöllchen des Keimlinges ist anfangs spindelig, ganz weiss
und hat auf der Oberhaut nur einige Keulenhaare, welche bald ver­
schwinden, indem unter der Oberhaut eine starke Korkschicht sich
entwickelt. Das erste Blatt (V, 14) hat eine längliche, verkehrt-herz­
förmige Spreite und ist am Rande mit knorpeligen Kerbzähnen ver­
sehen; auf der Oberseite ist es dunkelgrün mit schwacher Andeutung
einer Silberzone, auf der Unterseite ist es immer leuchtend karmin
gefärbt. Erst langsam folgen die weiteren Blätter und erstarkt die
Pflanze bei der Kultur bis zur Blühreife, was in ihrer griechischen
Heimat an den Keimlingen vielleicht nicht der Fall ist.
Die Knolle bleibt viel längere Zeit, als bei den anderen Cyclamenarten, kugelig (V, 15) und geht erst später durch vorwiegendes
Dickenwachstum in die abgeplattete Form über. Schon in der Jugend
bekommt sie bei der sehr starken Korkbildung Längsrisse, wodurch
sie ein sehr charakteristisches Ansehen erhält, so dass es nicht
schwer fällt, die Knollen des Cyclamen graecum von denen aller
anderen Cyclamenarten zu unterscheiden. Schon an der jungen
Knolle entstehen um die erste Wurzel dicht herum neue Wurzeln, und
auch später bilden sie sich nur hier im Centrum der unteren Knollen­
seite aus; niemals entstehen sie auf den oberen Stellen der Knolle.
Sie dringen zuerst ganz unverzweigt in den Boden hinab, und erst
später treten an ihnen Seitenzweige auf. Die Hauptstränge der
Wurzeln erreichen bei der Topfkultur die grosse Länge von 45 cm;
besonders bemerkenswert ist aber ihre Dicke, bis zu 6 mm Durch­
messer, und ihre Fleischigkeit. Sie scheinen der Pflanze als Wasser­
speicher für die Zeit zu dienen, wo der Kalkboden, auf welchem sie
wächst, schon ganz ausgetrocknet ist, und die Früchte zu ihrer Aus­
bildung noch Wasser nötig haben. Erst später bilden sich, wie
gesagt, an diesen Wasserspeichern seitliche Verzweigungen zu Saug­
wurzeln aus, und im Spätherbst findet man an der Knolle dreierlei
Zustände von Wurzeln: ganz gerade, weisse, fleischige, im Sommer
angelegte, die ganz unverzweigt sind, dann sehr lange, stark ver­
zweigte (die unverzweigten des vorigen Jahres) und ältere, im A b ­
sterben begriffene.
Auf der oberen Seite der Knolle findet sich nie eine Vertiefung,
sondern die dort im Centrum stelle .den Laubsprosse stehen auf
einer geraden Fläche, noch öfter auf einer kleinen Erhebung dicht
im Umkreise des ersten Sprosses. Je nach der Lage der Knolle im
Boden oder über demselben sind diese Sprosse sehr verschieden lang.
Wenn der obere Teil der Knolle über der Erde liegt, so bleiben sie
—
8o
—
ganz kurz und zeigen ein sehr langsames Längenwachstum. Liegt die
Knolle hingegen von Erde oder Steinen bedeckt, so strecken sich
die Sprosse mehr oder weniger in die Länge (V, 15), und zwar nicht
nach Massgabe der über der Knolle befindlichen Erdschicht, sondern
sie kriechen, ganz ähnlich wie die Blattstiele vieler Cyclamenarten, im
Boden eine Strecke entlang und erreichen dabei eine Länge bis zu
6 cm. Dabei stehen die an ihnen sich bildenden Blätter in ziemlich
grossen Entfernungen — bis zu 1 cm •— voneinander und nur, wenn
der Gipfel an die Erdoberfläche gelangt ist, bilden sich kurze Stengel­
glieder. In dieser Art des Wachstums haben die Sprosse ein aus­
gezeichnetes Mittel in dem steinigen Marmorboden ihre Assimilations­
organe ans Licht zu bringen. — Auch die aus Griechenland stam­
menden Originalexemplare der Herbarien haben oft sehr lange, über
16 cm, und bis 7 mm dicke jrhizomartige Sprosse, denen man aber
meist nicht ansehen kann, ob sie im Boden entlang oder senkrecht
aufrecht gewachsen sind. Zu bemerken ist noch, dass an alten
Knollen sich manchmal auf der Oberseite derselben, entfernt von der
Mitte, beblätterte Sprosse ausbilden; es scheint dies aber nur dann zu
geschehen, wenn die Sprosse der Mitte verletzt oder schon sehr
alt sind.'
Die Blätter fangen fast immer erst nach der Entfaltung der
ersten Blüten an, aus dem Boden im September hervorzutreten. A n
vielen Herbarexemplaren sind sie daher gar nicht vorhanden, ein Um­
stand, welcher mit Veranlassung zu der falschen Beschreibung und
Namenverwirrung bei dieser Art gewesen sein mag. Im Gegensatz
zu anderen Cyclamenarten sind hier die Blattstiele, welche nur ganz
wenig im Boden entlang kriechen, auch oberhalb desselben ziemlich
dünn und schwank, so dass sie nur in der Jugend der Blätter ganz
aufrecht stehen und sich später, bei zunehmendem Gewicht ihrer
Spreite, meist mehr oder weniger senken. Hierdurch bekommt die
Pflanze einen ganz anderen Habitus, als das in den Blattspreiten
ähnliche Cyclamen persicum mit seinen aufrechten Blattstielen.
Die Blattspreiten (V, 16) sind verkehrt-herzförmig, ihr Giptel
entweder etwas zugespitzt oder abgerundet; die beiden Lappen an
der Basis greifen nicht übereinander. Ihr Rand springt niemals an
besonderen Stellen in Lappen vor, sondern ist ganz gleichmässig, mit
verschieden grossen knorpeligen Kerbzähnen versehen (V, 16 a). Auf
der Oberseite sind die Spreiten dunkelgrün mit Sammetglanz und
dabei von silberigen Nerven durchzogen; zwischen diesen Nerven
haben sie eine Zone von rundlichen oder unregelmässigen, silberigen
Flecken. Durch diese Färbung auf der Oberseite sind sie sehr den
Blättern von Cyclamen persicum ähnlich, was neben ihrer ähnlichen
Gestalt wohl Veranlassung zu Verwechselungen gegeben haben mag.
Auch hier bei Cyclamen graecum kommt es manchmal vor, dass die
Blattspreite an ihrer Basis einen grossen Silberspiegel zeigt, wobei
dann die Zone der Silberflecken auf dunkelgrünem Grunde schwächer
ausgebildet ist. Dies findet sich an mehreren Exemplaren des
Münchener Herbars, deren Fundort aber nicht angegeben ist. — A u f
der Unterseite sind die Blattspreiten anfangs ohne Ausnahme karmin­
rot und behalten oft diese Färbung bis in das spätere Alter, bei
anderen Individuen verwandelt sich aber dies leuchtende R o t bald in
ein schmutziges oder geht in reines Grün über.
Die ganze Blattspreite ist sehr robust gebaut. Die Zellen der
Oberseite sind so gross, dass man sie schon mit der Lupe unter­
scheiden kann. Ueber den silberigen Stellen des Blattes sind sie nach
aussen ganz flach, während sie über den dunkelgrünen kegelig aus­
gebaucht sind, was den Sammetglanz dieser Stellen bewirkt. Ihre
Cuticularstreifen gehen gleichmässig über die geraden Ränder der
flachen und kegeligen Zellen hinweg und strahlen nicht etwa von
der Spitze der K e g e l aus. Unter der Oberhaut liegen zwei Schichten
langer Palissadenzellen. Die Zellen der ersten Schicht, welche
unter den dunkelgrünen Stellen der Blattoberseite Hegen, wo die
Oberhautzellen nach aussen kegelig ausgebaucht sind, schliessen an
den Seitenwänden sehr eng aneinander, wodurch das Dunkelgrün
hervorgebracht wird; auf denjenigen Stellen, wo die flachen Zellen
der Oberhaut liegen, haben die darunter befindlichen Palissadenzellen
an den Seiten grosse Lufträume zwischen sich, so dass sie, von oben
gesehen, fast rund erscheinen; hierdurch wird das silberige Ansehen
jener Stellen hervorgebracht. Unter den beiden Palissadenschichten
folgt eine Schicht von Trichterzellen und dann ein sehr weitmaschiges
Schwammgewebe, welches auf der Blattunterseite von einer Oberhaut
begrenzt wird, deren Zellen an den Seitenwänden nicht sehr stark
geschlängelt sind; die flachen Aussenwäride derselben haben sehr
starke, lange Cuticularstreifen. Die Spaltöffnungen sind hier verhältnis­
mässig sehr gross, ihre Schliesszellen erheben sich durch Wallbildung
etwas über die Oberfläche der umgebenden Epidermiszellen. — A m
Blattrand (V, 16 a) springen sehr unregelmässige, mehr oder weniger
halbkugelige, verschieden grosse Zähne hervor, welche mit ihrer Fläche
bald nach oben,' bald nach unten aus der Blattfläche heraustreten, so
dass hier der R a n d ähnlich in der Fläche gewellt ist, wie bei Laurus
nobilis, nur mit viel kleineren Wellen. Der R a n d ist sehr knorpelig
und aus stark verdickten Zellen gebildet, welche ganz farblos sind
und mit starken Cuticularstreifen versehen. Unter diesen Hervor­
ragungen des Randes liegen Zellgruppen mit violettem Safte. A n
Hildebrand,
Cyclamen.
6
dem ganzen R a n d e sind vereinzelte Wasserspalten
mässig verteilt.
ganz
unregel­
Die Blüten (V, 17), welche Anfang' A u g u s t vor den ersten
Blättern hervortreten und dies nur bis E n d e September fortsetzen,
haben keinen merklichen Duft.
Ihre Kelchblätter (V, 19) sind
lanzettlich und allmählich zugespitzt, dabei vollständig ganzrandig.
Der braunrote Mittelnerv mit seinen stumpf am R a n d e endigenden
Seitenverzweigungen tritt an der Aussenseite der K chblätter nur
schwach, an der Innenseite um so stärker hervor.
Die Blumenkrone ist im unteren Teile glockig (V, 1 8 ) ; ihre
Zipfel sind länglich zugespitzt und an ihrer Basis mit zwei sehr stark
ausgebildeten Oehrchen versehen.
Dem Hauptteil nach sind sie
dunkler oder heller rosenrot, aber nie weiss, wie manchmal angegeben
wird. A n ihrer Basis (V, 20) heben zwei sehr dunkelkarminrote
Streifen sich scharf von dem rosa Grunde ab; sie verschmälern sich
allmählich nach der Spitze des Zipfels zu, und zwischen ihnen findet
sich noch ein dritter, ebenso dunkler, aber schmaler Streifen. Schon
hierdurch hat der Blütenschlund ein dunkleres Ansehen, als bei den
verwandten Arten Cyclamen neapolitanum und afrikanum.
Diese
dunkle F ä r b u n g wird aber dadurch noch bedeutend erhöht, dass das
Dunkelkarmin der Zipfelbasis über den Schlundrand hinweg ein
Stück in die Glocke der Blumenkrone sich hinein erstreckt (V, 2 1 ) .
E s gehen dann von diesem breiten Fleck drei ebenso dunkle, parallele
schmale Streifen durch das Hellrosa der Blumenkronröhre bis zu
deren Basis fort — eine Zeichnung, welche für die A r t sehr charak­
teristisch ist.
Die Antheren (V, 2 3 — 2 5 ) sind fast sitzend, von lanzettlicher
Gestalt. Ihr Aufspringen zeigt insofern von manchen anderen Cyclamenarten A b w e i c h u n g , als die äussere, beim Aufspringen frei werdende
Spitze abgestumpft ist und sich nicht hakig nach aussen umbiegt,
und auch die innere Zunge kaum nach Innen umgebogen ist (V, 25).
A u f der Aussenseite sind die Antheren auf dunkelviolettem Grunde
von schwarzvioletten dicken Warzen dicht bedeckt; auf der Innen­
seite haben sie hellviolette Warzen auf orangefarbenem Grunde, so
dass der ganze Antherenkegel von aussen schwarzviolett erscheint und
neben der dunklen F ä r b u n g des Blumenkronschlundes besonders das
düstere Ansehen des Blüteninnern hervorbringt.
Entsprechend dieser dunklen F ä r b u n g am Schlünde
krone und dem R ü c k e n der Staubgefässe ist auch der
und die Griffelbasis dunkelviolett gefärbt.
Die Spitze
Basis karminrot gefärbten Griffels tritt kaum über den
der Blumen­
Fruchtknoten
des an der
Schlund der
Blumenkrone hervor und trägt in der abgestutzten glatten Spitze die
Narbenhöhle (V, 2 2 ) .
Ungeachtet von Kreuzbestäubung zwischen den Blüten ver­
schiedener Individuen setzen bei der Kultur doch nur wenige
Früchte an, welche zum Teil bald wieder vergehen, während die
Fruchtbildung, nach einigen Herbarexemplaren in der Heimat der
Pflanze, massenhaft eintritt. Die Früchte, deren Stiele sich auch auf­
rollen, reifen erst sehr spät in der Heimat der Pflanze, oft erst dann,
wenn schon neue Blüten sich entwickelt haben, was man an Herbar­
exemplaren beobachten kann, wo oft an den blühenden Pflanzen noch
unaufgesprungene Früchte sitzen. Diese (V, 26) sind bei Cyclamen
graecum die grössten von allen Cy clamenf rächten; bei kugeliger
Gestalt erreichen sie einen Durchmesser bis zu 1 8 mm, dabei sind sie
fast schwarz und sehr glänzend, die dunklen Streifen heben sich nur
schwach von dem dunklen Grunde ab; meist sind sie bis zur Hälfte
bei den Kulturen im Boden eingebettet. Sie springen an der Spitze
mit Zähnen, wie die der anderen Cyclamenarten, unregelmässig auf.
Die Samen sind gleichfalls die grössten in der Gattung und haben
einen Durchmesser bis zu 5 mm; sie sind dreikantig und plattgedrückt,
nach dem Anheftungspunkt zu schwach vertieft, an der entgegen­
gesetzten Seite schwach gewölbt, dabei mit parallel laufenden oder
voneinander strahlenden Rinnen (V, 2 6 ) .
Die hauptsächlichsten Charaktere des Cyclamen graecum sind
in kurzer Zusammenfassung folgende:
Knollen kugelig bis plattgedrückt, mit l ä n g s r i s s i g e r K o r k ­
o b e r f l ä c h e . Wurzeln f l e i s c h i g v e r d i c k t , nur in e i n e m B ü n d e l
aus der B a s i s der Knolle entspringend.
Beblätterte Sprosse meist sehr verlängert und mit langen Internodien. — B l ä t t e r nach den ersten Blüten im Herbst erscheinend,
v e r k e h r t - h e r z f ö r m i g , am Rande mit unregelmässig k n o r p e l i g e n
K e r b z ä h n e n , auf Oberseite sammetig-dunkelgrün mit silberigen
Nerven und unzusammenhängenden Silberflecken. Unterseite in der
Jugend rot, später meist grün.
Die Blüten erscheinen im A u g u s t und September und sind
duftlos; ihre K e l c h b l ä t t e r l a n z e t t l i l c h , allmählich zugespitzt,
g a n z r a n d i g . Blumenkronzipfel lanzettlich, an der B a s i s ö h r c h e n b i l d e n d , rosenrot, an Basis und in Blumenkronröhre d u n k e l ­
k a r m i n r o t e Z e i c h n u n g . A n t h e r e n fast sitzend, a u s s e n d u n k e l karmin.
Griffel an Basis karmin, Spitze nicht den Blütenschlund
überragend, mit halbkugeliger Narbenhöhle.
F r ü c h t e an aufgerollten Stielen s e h r g r o s s , f a s t s c h w a r z .
Heimat: steinige K a l k g e b i r g e von Griechenland, Macédonien,
Kreta.
Das Cyclamen graecum zeigt in den Blättern Verwandtschaft
mit den einen Cyclamenarten, in den Blüten mit den anderen. In
den verkehrt-herzförmigen, knorpelig berandeten Blättern ist es sehr
ähnlich dem Cyclamen persicum, auch durch die silberigen Nerven
auf diesen, unterscheidet sich von diesem aber sehr durch die Blüten,
indem bei Cyclamen graecum die Blumenkronzipfel an der Basis
Oehrchen bilden, bei Cyclamen persicum nicht; durch diese Oehrchenbildung sind dann wieder die Blüten von Cyclamen graecum denen
von Cyclamen neapolitanum und afrikanum sehr ähnlich. Durch A n ­
wendung des Namens Cyclamen graecum auf Exemplare von Cycla­
men neapolitanum scheinen verschiedene Irrtümer in Bezug auf die
Merkmale des ersteren vorgekommen zu sein. Dass das echte Cycla­
men graeeuum Lk. „well known in cultivation" sei, wie B a k e r
angiebt, muss in Abrede gestellt werden; es wird hier eine Ver­
wechselung mit Cyclamen neapolitanum vorliegen, was auch aus den
Worten : „scarcely more, than a variety of Cyclamen neapolitanum"
hervorgeht, ebenso daraus, dass die Wurzeln von allen Teilen der
Knolle entspring-en sollen.
1
1 3 . C y c l a m e n R o h l f s i a n u m Aschers. ).
(Taf. V , Fig. 12—16.)
Das von A s c h e r s o n so benannte Cyclamen Rohlfsianum konnte
leider einstweilen nicht vollständig zur Untersuchung kommen. Zwar
wurde aus dem Garten des Herrn Barbey in Valleyres in grosser
Bereitwilligkeit eine Pflanze zur Verfügung gestellt, an derselben
waren aber bei der Kultur nur schwach ausgebildete Blätter zu er­
zielen, keine Blüten, ebensowenig wie bei den übrigen durch Taubert
eingesammelten, im Garten des Herrn Barbey befindlichen Original­
knollen dieser Art. In anderen Gärten, wohin sie auch eingeführt
worden, scheinen sie vollständig zu Grunde gegangen zu sein.
Die Knollen (VI, 12) dieser A r t gehören zu jenen mit korkiger
Oberfläche. Sie sind plattgedrückt und tragen nach der Abbildung
in der Flora Lybica, Taf. X I I I und der von Ascherson gegebenen
Diagnose nur im Centrum der Unterseite Wurzeln, ähnlich wie Cycla­
men persicum und graecum. Die im lebenden Zustande untersuchte
Knolle hatte hingegen fast überall Wurzelnarben bei knorriger Gestalt,
') Aschers, et Barbey, F l . Lyb. Prodr. t. X I I I . Bullet, de l'Herbier Boissier V , 1897.
eine Erscheinung, welche möglicherweise erst bei der mehrjährigen
Kultur eingetreten war.
Die beblätterten Sprosse entstehen auf der oberen Seite der
Knolle, wo sie wohl, ähnlich wie bei Cyclamen persicum, zuerst nur
im Mittelpunkt erscheinen werden und erst bei höherem Alter der
Knolle auch an anderen Stellen. Nach Massgabe des Alters und
der Tiefenlage der Knolle sind sie verschieden langgestreckt und am
unteren Teil mit Blattnarben versehen. Im Sommer ruht die Knolle,
und erst gegen den Herbst treten an den Sprossspitzen die Blätter
hervor.
V o n diesen wird in der Diagnose von A s c h e r s o n angegeben,
dass sie an Gestalt ziemlich verschieden seien; doch scheint diejenige
Form, wie sie (VI, 13) nach getrocknetem Material dargestellt worden,
an erwachsenen Pflanzen und älteren Sprossen die vorwiegende zu
sein. Hiern.ch ist die Spreite im allgemeinen Umriss eine mehr
oder weniger nierenförmige, wobei dann aber sehr charakteristisch
viele Ecken scharf aus dem Rande hervortreten und zwischen ihnen
andere kleinere Zähne. Diese Gestalt kommt bei keiner der anderen
Cyclamenarten vor. Ausserdem zeigen sich aber auch — dies an den
schwachen Sprossen der kultivierten Knolle — kleinere Blätter, deren
Umriss fast gar keine Vorsprünge hat, auf welche Uebergangstufen
zu den grossen ungleich gelappten und gezähnten Blättern folgen.
A u f der Oberseite sind die kleinen Blätter gleichmässig dunkelgrün
oder haben nur ganz kleine Silberfleckchen; grössere Blätter haben
aber Silberzeichnungen wie die meisten anderen Cyclamenarten, welche
aber an getrocknetem Material nicht immer deutlich zu erkennen sind
und ebenso variieren, wie die Blattform.
A u f dieser Oberseite springen die W ä n d e der sehr grossen
Zellen nach aussen gar nicht vor, was den Blättern einen Fettglanz
verleiht, und sind ungemein stark verdickt, was vielleicht mit dem
Vorkommen der A r t an sehr dürren, sonnigen Orten im Zusammen­
hange steht; ihre Seitenwände sind schwach gewellt. Die Blatt­
oberseite trägt sehr wenige Keulenhaare. A u f die Oberhaut folgte
hier bei den untersuchten kleineren Blättern nur eine Schicht von
Palissadenzellen, an diese schloss sich eine Schicht langer Trichter­
zellen, und auf sie folgte dann das Schwammgewebe. Die Unterseite
der Blätter hat Zellen, deren Seiten wände sehr stark geschlängelt
sind; die Aussenwände sind auch hier stark, wenn auch nicht so sehr
wie bei denen der Blattoberseite verdickt. In einigen der Zellen ist
violetter Saft enthalten, wodurch die Blattunterseite bei ihrem im
allgemeinen grünen Ansehen schwach bräuniieh angehaucht erscheint.
Die Schliesszellen der zahlreichen Spaltöffnungen zeigen eine schwache
Wallbildung, Keulenhaare sind nur wenige vorhanden.
Die Blüten (VI, 14) treten nach den A n g a b e n im Herbst auf,
die ersten noch vor dem Erscheinen der Laubblätter, also ähnlich
wie bei Cyclamen neapolitanum, graecum, afrikanum. Sie sind wohl­
riechend.
Die Kelchblätter (VI, 16) sind oblong-eiförmig, zugespitzt und
zeigen einen Mittelnerv, von welchem seitliche Zweige ausgehen.
Die Zipfel der Blumenkrone sind oblong, zugespitzt und ganzrandig.
A n der etwas verschmälerten Basis zeigen sie nach A s c h e r s o n s Dia­
gnose und einer brieflichen Mitteilung desselben schwache Oehrchenbildung „minute corniculati' . Diese Oehrchen sind aber auf der von
A s c h e r s o n citierten Abbildung Fig. 1 nicht zur Darstellung durch den
Zeichner gekommen, so dass in unserer F i g . 14, Taf. V I eine A b ­
änderung in genanntem Sinne g e w a g t worden ist, deren vollständige
Richtigkeit natürlich dahingestellt bleiben muss. Die Farbe der
Zipfel geht von der dunkleren Basis in ein helleres Purpur nach
der Spitze über, scheint sich also wie bei Cyclamen repandum zu
verhalten.
Die schwach zugespitzten, auf dem Rücken bewarzten Antheren
(V, 15) sind kurzgestielt und ihre innere Zunge löst sich fast bis
zur Basis der Antheren bei deren Oeffnen von dem äusseren Antherenteil ab. Besonders bemerkenswert ist es, dass der Antherenkegel
mit seinem oberen Teil etwa 3 mm aus dem Schlünde der Blüte her­
vorragt (VI, 14), wodurch sich das Cyclamen Rohlfsianum von allen
anderen Cyclamenarten unterscheidet und der Blüte von Dodecatheon
sehr ähnlich wird. A u s dem Gipfel dieses weit vorstehenden Antherenkegels ragt dann der Griffel noch 2 mm weit hervor, dessen Spitze
wahrscheinlich ähnlich wie bei Cyclamen persicum, neapolitanum etc.
eine halbkugelige Narbenhöhlung tragen wird — doch wäre auch
eine andere Beschaffenheit bei dem so abweichenden Hervortreten
des Antherenkegels aus der Blüte denkbar.
Die langen Blütenstiele rollen sich bei der Fruchtbildung auch
spiralig auf und tragen kugelige Kapseln (VI, 16), welche aus dem
K e l c h hervorragen.
1
v
Nach diesen A n g a b e n bliebe noch mancherlei, besonders Biolo­
gisches, an dieser interessanten A r t zu untersuchen, was aber nur an
der lebenden, namentlich blühenden Pflanze wird geschehen können.
Für die systematische Unterscheidung sind die hauptsächlichen
Charaktere folgende:
K n o l l e mit K o r k s c h i c h t bedeckt, vom Centrum der Unter­
seite stark bewurzelt.
Blätter nach den ersten Blüten im Herbst erscheinend, meist
nierenförmig, am Rande sehr unregelmässig gezähnt.
Blüten im Herbst, wohlriechend; Kelchblätter oblong-eiförmig,
zugespitzt; Blumenkronzipfel lanzettlich, zugespitzt, an Basis mit
s c h w a c h e r O e h r c h e n b i l d u n g , von hier nach der Spitze aus
Dunkelkarmin heller werdend. A n t h e r e n lang, schwach zugespitzt,
ihr K e g e l w e i t a u s d e m S c h l ü n d e d e r B l u m e n k r o n e h e r v o r ­
r a g e n d ; aus ihnen der Griffel noch weiter vorgestreckt.
Blüten­
stiele sich nach der Befruchtung aufrollend.
Heimat: Nordafrika in der cyrenaischen Wüste.
Schlüssel zur Bestimmung' der Cyclamenarten.
A . Antherenkegel in der Blumenkrone eingeschlossen.
I.
B l u m e n k r o n z i p f e l an B a s i s ohne
Bei allen,
mit
Oehrchenbildung.
Ausnahme von
nach E n t w i c k e l u n g der
a)
C . cilicicum, die B l ü t e n
Blätter.
K n o l l e mit K o r k ü b e r z u g
Seite
Fruchtstiel
nicht aufgerollt
Fruchtstiel
aufgerollt
b) K n o l l e m i t
.
.
-
C . persicum Mill.
10
C . europaeum
20
L.
Büschelhaaren
a) B l u m e n k r o n z i p f e l
verlängert:
* Griffel aus d e m B l ü t e n s c h l u n d e
hervor­
ragend
C. repandumSbth. e Sm.
28
B l u m e n k r o n e w e i s s m i t r o t e n Streifen
C . balearicum R c h b .
32
B l u m e n k r o n e rosa
C . cilicicum K o t s c h .
36
C . alpinum.
52
C . ibericum S t e v .
41
C. Coum Mill.
48
* * Griffel nicht v o i r a g e n d
ß) B l u m e n k r o n z i p f e l
* Blätter mit
oval:
Silberzeichnung:
B l u m e n k r o n z i p f e l an B a s i s :
mit abgerundetem,
dunkelrotem
Fleck
m i t dreispitzigem F l e c k
** Blätter ohne Silberzeichnung
II.
B l u m e n k r o n z i p f e l an B a s i s m i t
.
.
.
Oehrchenbildung.
B e i allen die K n o l l e n m i t K o r k ü b e r z u g , die ersten B l ü t e n
im H e r b s t v o r den B l ä t t e r n
al
Kelchblätter
erscheinend.
lanzettlich
unregelmässig
gebuchtet
mit
unverzweigtem
Nerv. Blüten, weiss
ganzrandig
mit
B l ü t e n rosa
einem
verzweigten
C . cyprium K o t s c h .
73
C . afrikanum
67
Nerv.
Boiss.
-
8g
-
b) Kelchblätter cilanzettlich bis dreieckig
Seite
Blätter mit Knorpelrand, Knollen unten be­
wurzelt
Blätter ohne Knorpelrand, Knollen am oberen
Teil bewurzelt
C. graecum Lk.
78
C. neapolitanum Ten.
59
C. Rohlfsianum Aschers.
84
B. Antherenkegel aus der Blumen­
krone weit hervorsehend
*
IL A l l g e m e i n e r Teil.
i. D i e V e g e t a t i o n s w e i s e d e r C y c l a m e n a r t e n
Allgemeinen.
im
Alle Cyclamenarten sind ausdauernde Knollengewächse und
treten im Laufe des Jahres zu einer bestimmten Zeit in eine Ruhe­
periode, welche damit verbunden ist, dass sie ihre Blätter verlieren.
Nur C. europaeum macht in letzterem Punkte eine Ausnahme, indem
ihre meisten Individuen zu jeder Jahreszeit beblättert sind. Bei C.
persicum kann man die Blätter künstlich an jungen Pflanzen erhalten,
was bei den anderen Arten nicht gerät; dieselben sind stets eine
Zeit lang im Jahre vollständig blattlos, und zwar geschieht dies in
den Sommermonaten. Das Absterben der Blätter findet im Früh­
jahr, bei den einzelnen Arten zu nicht sehr verschiedenen Zeiten bei
der Kultur statt; es wird aber in freier Natur bei denjenigen, w elche
einem heissen Sommer entgegen gehen, wie C. afrikanum und graecum, ein zeitiges sein, während die Arten der kleinasiatischen Hoch­
gebirge wohl erst im Hochsommer ihre Blätter verlieren werden.
Während nun die Blätter alle absterben, ist dies bei den Wurzeln
nirgends der Fall, indem die Knolle bei der Vegetationsweise der
Cyclamenarten nie durch eine neue ersetzt wird, sondern immer weiter
fortwächst, also perennierend ist. Nur gegen das Ende der Vege­
tationsperiode hin zeigen die AVurzeln ein geringes oder gar kein
Wachstum. Dasselbe beginnt aber bald wieder von neuem sich
kräftig zu regen, nachdem zum Sommer die Blätter abgestorben sind.
Die ruhenden Knollen können nun in sehr verschiedener Weise zu
dieser Ruhezeit der Austrocknung widerstehen; jene, welche mit
einer Korkschicht geschützt sind und auch ein reicheres Wurzelsytem
haben, wie C. graecum, afrikanum, neapolitanum etc., mehr, die anderen,
nur mit einem Haarpelz und wenigen Wurzeln versehenen, weniger,
nämlich C. ibericum, Coum, alpinum, repandum, balearicum und cilicicum. Diese Verschiedenheit hängt mit dem Standort der Arten
T
—
gi
—
zusammen, durch welchen die einen in der Natur der Austrocknung
mehr ausgesetzt sind, die anderen weniger. Von diesen Organisations­
verschiedenheiten hängt denn auch die Lebenszähigkeit der Arten ab.
Die einen ertragen es leicht, lange Zeit ganz wurzellos an trockenen
Orten aufbewahrt zu werden, während die anderen dies nur bis zu
einem bestimmten Grade thun, dann welk werden und schliesslich
nicht mehr zum Austreiben zu bringen sind.
Indem nun an den scheinbar ganz ruhenden Knollen schon bald
nach dem Abdürren der Blätter im Boden sich neue Wurzeln bilden
und die alten sich verzweigen, hat die Pflanze dann bald wieder die
Fähigkeit, durch Aufnahme von Feuchtigkeit in Trieb zu kommen.
Aber auch ohne diese Wurzeln lassen sich einige Arten, ebenso wie
viele Zwiebelgewächse, auch wenn ihnen gar keine besondere Feuch­
tigkeit geboten wird, im Austreiben nicht hemmen. Dies geschieht
nach den Erfahrungen namentlich bei C. neapolitanum, w o man in
den Handelsgärtnereien an den trocken aufgestapelten Knollen im
September die Blüten erscheinen sieht. Im Freiburger botanischen
Garten lagen einige Knollen dieser Art den Sommer über ganz
trocken mit ganz verdorrten Wurzeln und der Sonne ausgesetzt, und
dennoch trieben sie im September mehrere ganz normale Blüten.
Mit C. ibericum, repandum etc. dürfte man einen solchen Versuch
nicht wagen, sie würden unfehlbar vertrocknen; dieselben kommen
auch in ihrem Vaterlande nicht in solche Verhältnisse.
Wenn nun das Leben der bis dahin ruhenden Knolle erwacht
ist, so verhalten sich die einzelnen Arten in Bezug auf das Hervor­
treten von Blättern und Blüten in sehr charakteristischer Weise ganz
verschieden. Bei den einen treten die ersten Blüten hervor und
kommen zur Entfaltung, noch ehe ein Blattanfang über der Erde er­
schienen ist; dies ist der Fall bei C. afrikanum, neapolitanum und
besonders auch bei C. graecum; die Blüten erscheinen hier oft schon
von Mitte Juli ab, und das Blühen setzt sich bis in den Herbst hinein
fort, während welcher Zeit die Laubblätter hervorgetreten sind, so
dass man diese Arten zuerst ganz ohne Laubblätter, dann mit ihnen
in Blüte findet. Von den anderen Arten bildet dann etwa C. cyprium
eine Uebergangsstufe zu jenen, bei welchen zuerst immer die Blätter
erscheinen und zum Teil erst vollständig sich ausbilden, ehe die
Blüten hervorkommen. Auch bei diesen zeigen sich dann noch einige
Verschiedenheiten in der Zeit der Belaubung und des Blühens. So er­
scheinen bei C. persicum die Blätter im Herbst, und die Blüten folgen
dann gegen den Winter und im Frühfahr nach, während bei C. repan­
dum die meisten Blätter nicht vor dem Frühjahr über der Erde er­
scheinen und die Blüten die letzten in der Gattung sind. Mit C.
ibericum und dessen Verwandten verhält es sich bei unseren Kulturen
jedenfalls anders, als in der Heimat dieser Arten, welche alle Gebirgs­
pflanzen sind, w o ihnen erst im späten Frühjahr oder zum Sommer
die Möglichkeit geboten wird, nach dem Verschwinden der Schnee­
decke zu blühen. Bei der Kultur entwickeln sie ihre Blätter schon
zeitig im Herbst, und nach deren vollständiger Ausbildung erscheinen
dann die Blüten im Januar und Februar, während dies an ihrem
heimatlichen Standort nicht möglich ist.
Ungeachtet dieser so verschiedenen Zeit der Belaubung und
Blütenbildung schreiten dann aber, wie schon oben gesagt worden,
alle Cyclamenarten ziemlich zu gleicher Zeit zur Ruheperiode, in
welcher ihre Knollen im Boden geschützt liegen und den äusseren
Einflüssen des Klimas entzogen sind. A b e r auch vor anderen Feinden
sind die Knollen geschützt, welche sonst sehr den Angriffen von
Nagetieren ausgesetzt sein würden, da sie so reich an Stärkemehl
sind. Diesen Schutz haben sie in einem für die genannten Tiere )
giftigen oder widerlichen Stoff, welcher selbst die hungrigsten Mäuse
nach den Erfahrungen zurückhält. E s fand sich, dass letztere in die
mit Knollen bepflanzten Töpfe im Gewächshause sich Eicheln, Kasta­
nien und auch Oxaliszwiebeln vergraben und dann nachher verzehrt
hatten, ohne jene Knollen auch nur anzurühren. A u c h Schnecken
benagen die Knollen nichf. Hingegen fanden sich in einigen Töpfen,
ganz ausnahmsweise an Kulturen des C. persicum und Coum einzelne
Pflanzen, deren Blätter im Winter kränkelten, und es zeigte sich nun,
dass an den Knollen alle Wurzeln abgefressen und die Korkschicht
zum Teil abgenagt war. A l s Thäter erwiesen sich ganz kleine
Engerlinge, welche aber bis in die inneren, giftigen Schichten der
Knollen nicht eingedrungen waren. Die Knollen von C. europaeum
sollen nur für Schweine nicht giftig sein ).
1
2
A u c h die oberirdischen Teile der Cyclamenarten erscheinen durch
besondere Stoffe vor den Angriffen von Seiten der Tiere fast voll­
ständig gesichert: man findet niemals angefressene Blätter; aller­
dings waren einmal an einer Sammlung von C. persicum bei vielen
1) E . Hartmann berichtet, dass in der Gegend von Beirut die Giftigkeit der Knollen
von C. persicum zum Fischfange benutzt werde. Ein Betäubungsmittel (Hoz) für die
Fische stellen die Fischer aus diesen Knollen dadurch her, dass sie dieselben stampfen, mit
Sand vermengen und zu kleinen Kugeln formen; diese, ins Wasser geworfen, sollen die
Fische anlocken und betäuben. Beiläufig sei hier erwähnt, dass, gleichfalls nach den Berichten
von E . Hartmann, aus den Knollen von C. persicum das Marienräucherwerk (bachür marjam)
hergestellt wird, eine Masse, welche bei gewissen kirchlichen Festen, auch gelegentlich von
Sterbefällen auf glühenden Kohlen verbrannt wird.
2) G. Michaud, Arch. desc. phys. et. nat., 1897.
Exemplaren die Blütenknospen abgebissen und das Innere ausgefressen,
und E. Hartmann fand an Pflanzen dieser Art in Syrien die Blätter
angefressen, wie er vermutet, von kleinen Schalenschnecken. Auch
gegen Blattläuse sind die Cyclamenarten ziemlich gesichert, und nur
C. repandum erwies sich als Ausnahme, indem hier die Blätter und
auch die Blütenknospen durch Blattläuse leicht leiden und bei Kräu­
selung nicht gut zur Entfaltung kommen. Es hängt dies offenbar
damit zusammen, dass hier die Blätter zu denen der anderen Arten
durch Zartheit in grossen Gegensatz treten. — Dass die Samen aller
Cyclamenarten gern von Ameisen gefressen werden, kann man nicht
als einen Nachteil für das Bestehen der Arten ansehen, ebensowenig
wie die Pollen fressenden Insekten den Pflanzen Schaden bringen;
denn indem die Ameisen sich die Samen zur Nahrung in der Erde
verbergen und dann vielfach nicht wieder finden, dienen sie als aus­
gezeichnetes Verbreitungsmittel, worüber später noch einiges näher
angeführt werden soll.
2.
Die Keimung.
Ueber die Keimung der Samen von Cyclamen ist schon viel
beobachtet und viel berichtet worden, meistenteils aber nicht sehr
genau oder sogar sehr unrichtig. Nur G r e s s e r ) hat eine sehr ein­
gehende und dem Sachverhalt entsprechende Abhandlung über diesen
Gegenstand geschrieben, und da von demselben die ältere Litteratur an­
gegeben, so scheint es sehr überflüssig, auf die in dieser befindlichen,
teils sehr unrichtigen Angaben noch einmal zurückzukommen. Nur
die biologisch hauptsächlich interessanten Erscheinungen bei der
Keimung seien nach den eigenen Beobachtungen hier zusammen­
gestellt.
Je nachdem die Samen längere oder kürzere Zeit ausgetrocknet
;ind, findet auch ihre Keimung nach der Aussaat nach längerer oder
kürzerer Zeit statt. Wenn sie sogleich nach der Reife im Sommer
ausgesät werden, so erscheinen die Keimlinge meist schon im Spät­
sommer oder Herbst über der Erde. Nur C. europaeum macht, wie
durch längere Dauer seiner Blätter, hier eine auffallende Ausnahme,
indem die Keimlinge der im Juli sogleich nach der Reife gesäten Samen
erst im folgenden Sommer über der Erde erschienen. C. repandum steht
im Mittel zwischen beiden Keimungslängen: es wurden von dieser
Art in zwei verschiedenen Jahren Aussaaten sogleich nach der Samen­
reife im Juni gemacht, die Keimlinge erschienen aber nicht vor
1
I ) Gresser in bot. Zeitung 1874, S. 801.
Januar bis März des folgenden Jahres über der Erde. E s scheint
dies damit im Zusammenhange zu stehen, dass überhaupt die Blätter
bei C. repandum erst im Frühjahr neu über der Erde erscheinen,
während sie sich bei den anderen Arten schon im Herbst neu bilden.
Die K e i m u n g der Samen ist längere Zeit ganz unterirdisch,
und wenn das erste Blatt des Keimlings, der sogenannte Kotyledon,
über der Erde erscheint, so ist längst innerhalb derselben ein ziem­
lich grosses bewurzeltes -Knöllchen entstanden. W e n n die K e i m u n g
beginnt, so tritt das Würzelchen aus der mit einseitigem Riss gespal­
tenen Samenschale hervor und dringt senkrecht in den Boden, zu­
gleich verlängert sich der Stiel des ersten Blattes. Zu beiden Wachs­
tumsvorgängen liefert das Sameneiweiss die Substanz. In demselben
liegt nämlich die Spreite des ersten Blattes zusammengefaltet einge­
bettet und saugt nun, wie auch dies bei anderen Keimungen
beobachtet worden, dasselbe aus. Die dem Eiweiss entnommenen
Substanzen werden nun durch den Blattstiel abwärts geleitet und
hauptsächlich dazu angewandt, das Knöllchen anzulegen, welches aus
einer Anschwellung der Achse, besonders ihres Markes, zwischen
Blattstiel und Würzelchen entsteht. Es ist dies eine höchst eigentümliche,
von anderen Keimungsgeschichten sehr abweichende Erscheinung,
dass die Substanz des Sameneiweisses nicht sogleich, ausser zur Bewurzelung, zur A n l a g e von Assimilationsorganen, sondern zur Bildung
eines Reservestoffbehälters angewandt wird. Dieses eigentümliche
Verhältnis ist von G-resser unberührt geblieben.
Erst nachdem das glasige und mit einigen Keulenhaaren be­
deckte Knöllchen einen Durchmesser, manchmal bis zu 2 mm, inner­
halb der Erde erreicht hat, erhebt sich durch Verlängerung des
Blattstieles dessen Spreite über die Erde und ist noch ganz von der
braunen, undurchsichtigen Samenhaut eingeschlossen, woraus ersicht­
lich wird — auch ohne die eingehenden chemischen Beobachtungen
der Stoffwanderungen, welche G r e s s e r angestellt hat — dass hier die
zum Aufbau des Knöllchens verwandten Stoffe nicht durch Assimi­
lation einer Blattspreite geliefert sein können, sondern aus dem
Sameneiweiss stammen müssen. E s ist aus G r e s s e r s Abhandlung
nicht ersichtlich, welche A r t oder welche Arten von Cyclamen er bei
seinen Beobachtungen benutzt hat; es ist wahrscheinlich C. persicum
oder C. europaeum gewesen, da er von baldiger Bildung einer K o r k ­
schicht auf dem Knöllchen spricht.
Diese tritt aber nur ein bei
folgenden A r t e n : C. persicum, europaeum, graecum, afrikanum, neapolitanum, cyprium, wahrscheinlich auch bei C. Rohlfsianum, während
bei den anderen Arten, nämlich C. ibericum, Coum, alpinum, cilicicum,
repandum und C. balearicum sich auf der ganz jungen Knolle schon
die Uebergangsbildungen zwischen den zweizeiligen Keulenhaaren
und den vielzelligen Büschelhaaren finden (III, 2—6), welch letztere die
ältere Knolle mit einem dichten Filz an Stelle der Korkschicht der
anderen Arten schützend überziehen.
Bei Absprengung der Samenschale durch die in ihr einge­
schlossene Spreite des ersten Blattes treten bei der Kultur und viel­
leicht auch im Freien, wenn die Samen zwischen Steinen fest ein­
geklemmt liegen, manchmal Schwierigkeiten ein, was sich besonders
bei C. graecum zeigte, und man muss dann die Samenschale ablösen,
um die Blattspreite zu befreien. Geschieht dies nicht und bleibt
letztere in der verdunkelnden Schale stecken oder wird bei der
Operation von ihrem Stiele abgebrochen, so ist nun dem Keimling
sein erstes und einziges Assimilationsorgan genommen, und es kommt
ihm nun das angelegte kleine Knöllchen zu statten, indem in diesem
die Stoffe vorhanden sind, welche nötig geworden, um das zweite
Blatt auszubilden, welches im Embryo schon als kleiner Wulst an­
gelegt war und sich im normalen Zustande aus den Stoffen ausge­
bildet haben würde, welche durch die Spreite des ersten Blattes
assimiliert worden.
Man kann dieses zweite Blatt auch künstlich zu früherer Entwickelung bringen, wenn man die Spreite des ersten sogleich nach
seiner Entfaltung entfernt. Nach einer solchen Operation wurde dann
aber einigemal noch eine ganz andere, die Assimilation des Pfiänzchens ermöglichende Aushülfe beobachtet. E s bildeten sich nämlich,
wenn der Stiel des ersten Blattes dem Keimling gelassen wurde
— so besonders bei C. afrikanum - - an irgend einer Stelle aus
seinem Rande rechts und links zwei kleine nierenförmige Flügel aus,
in Farbe und Struktur ganz der sonstigen Spreite des ersten Blattes
gleich, welche nun dessen assimilierende Stelle vertreten konnten.
Auch bei C. persicum lässt sich manchmal die Bildung neuer Blatt­
spreiten aus dem der ersten Spreite beraubten Blattstiel beobachten.
So war namentlich ein Fall interessant, wo der Stiel des Blattes
gerade an seinem Ende zwei kleine Blattspreiten nach Entfernung
der ersten Spreite gebildet hatte, so dass es aussah, als ob ein Keim­
ling mit zwei Kotyledonen vorläge; der Stumpf der ersten Spreite
war aber noch deutlich zwischen den beiden kleinen kotyledonähnlichen Spreiten zu sehen.
Im normalen Zustande der Keimlinge dehnt sich nun zuerst
die Spreite ihres ersten Blattes um ein Bedeutendes aus, wobei sich
ihre Form aber nicht wesentlich ändert. Diese ist für die einzelnen
Arten schon frühzeitig- eine ganz charakteristische.
Bei C. per­
sicum (I, 2), graecum (V, 14), neapolitanum (IV, 1) ist diese Gestalt
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