Augenerkrankungen

Werbung
Leitartikel
Die „homöopathische Behandlung der Augenkrankheiten“
Aus dem gleichnamigen Buch von
Karl Erhard Weiss, Augenarzt in Stuttgart,
erschienen im Hippokrates Verlag, 1936.
Die wissenschaftliche Homöopathie,
besser Homöotherapie, ist ein Teil der Pharmakotherapie, und es muss dem gewissenhaften allseitig gebildeten Arzt überlassen werden, mit welchem Mittel und in welcher
Stärke und Anwendungsform er nach bestem
Wissen und Gewissen der Krankheit Herr zu
werden versucht. Die ganze Augenchirurgie
ebenso wie die örtliche Anwendung der entsprechenden Mittel am Auge fallen nicht in
den Rahmen der homöopathischen Augenheilkunde, und es soll hier gleich mit aller
Entschiedenheit ausgesprochen werden, dass
es ein Kunstfehler wäre, wollte man sich auf
das innerliche homöopathisch richtig gewählte Heilmittel allein verlassen, und die örtliche
Behandlung darüber versäumen. Ein Hornhautfremdkörper z. B. muss unter allen Umständen entfernt werden und dann wird sich
die Anwendung eines inneren Heilmittels gegen die Schmerzen zumeist erübrigen. Eine
akute Entzündung der Regenbogenhaut ohne
Atropineinträufelung zu behandeln ist selbstverständlich ein Kunstfehler, der Folgen nach
sich ziehen kann, die gar nicht abzusehen
sind. Ein reifer Star, bei dem die Linsenfasern
getrübt und abgestorben sind, lässt sich bei
noch so sorgfältiger Mittelwahl nicht anders
heilen als eben durch Operation. So wenig
wie ein abgestorbenes Glied wieder lebendig
gemacht werden kann. Das geht wohl beim
Regenwurm, aber nicht beim Menschen.
Aber die Entwicklung des Stars kann
hintangehalten werden, wenn frühzeitig,
sobald die ersten Linsentrübungen festgestellt
werden, die richtigen homöopathischen Mittel
angewandt werden, ebenso wie die Regenbogenhautentzündung oder die skrofulöse Au-
genentzündung rascher und vollständiger
heilt, wenn die örtliche Behandlung durch das
passende innere homöopathische Mittel ergänzt wird. Kein vernünftiger Mensch wird
erwarten, dass Brechungsfehler des Auges,
die auf einem Fehler im Bau des Auges beruhen, durch ein homöopathisches Mittel beseitigt werden können, so dass dadurch das Tragen der ach so unbequemen Brille unnötig
würde. Wohl aber kann durch das passende
innere Mittel das allzu rasche Fortschreiten
der Kurzsichtigkeit gehemmt werden und es
können die Beschwerden der Asthenopie, die
oft noch trotz richtigen Gläserausgleichs den
Kranken belästigen, durch die richtigen Mittel
beseitigt werden.
Homöopathische Augenheilkunde
Die Beschäftigung mit der homöopathischen Augenheilkunde als einem Teil der
inneren Medizin bewahrt den Augenarzt vor
einer allzu einseitigen Beschränkung auf sein
Sonderfach, was für ihn wie für den Kranken
wichtig ist. Der Arzt behandelt dann nicht nur
das kranke Glied, sondern erweitert und vertieft sein Verständnis für die Zusammenhänge
der Augenkrankheiten und Sehbeschwerden
mit Allgemeinerkrankungen und Konstitutionsfehlern, sicher zum Heil der Kranken und
der Wissenschaft. Denn gerade bei den Augenkrankheiten ist es zur Erreichung einer raschen und vollständigen Heilung notwendig,
dass der Augenarzt den Zusammenhang mit
der allgemeinen Medizin nicht verliert, seinen
Scharfblick im Erkennen von Allgemeinerkrankungen und Konstitutionsfehlern schult,
und seine Behandlung darnach einrichtet, indem er nicht nur das kranke Auge sondern
den ganzen kranken Menschen behandelt.
Wie häufig Nierenleidende, Zuckerkranke,
schwer Nervenleidende ohne sonstige wesent-
liche Krankheitserscheinungen zuerst mit ihren Beschwerden zum Augenarzt kommen, ist
bekannt. Und häufig hängt die Möglichkeit zu
helfen davon ab, wie bald diese Leiden erkannt und behandelt werden.
Wer sich als Augenarzt der homöopathischen, sorgsam gewählten Heilmittel zur
Unterstützung der rein örtlichen Behandlung
bedient, wird bald gewahr werden, welch ein
mächtiges Hilfsmittel diese „Nichtse“ im
Kampf gegen Krankheit und Siechtum sind.
Besonders bei den Konstitutionsanomalien
mag man sie nun Skrofulose, exsudative Diathese oder wie immer nennen, bei Rachitis,
Gicht, Beschwerden der Menopause und der
Entwicklungsjahre wird der Augenarzt bald
die Hilfe dieser wahrhaft spezifischen Heilmittel nicht mehr entbehren wollen.
Die exakte Diagnose
Die Entfremdung zwischen Arzt und
Kranken rührt grossenteils auch daher, dass
viele Ärzte auf die subjektiven Beschwerden
und Klagen des Kranken nicht allzu viel geben, ja oft sich kaum die Zeit nehmen, darauf
zu hören. Wenn die möglichst exakte Diagnose gestellt ist, dann ist für solche Ärzte die
Hauptarbeit getan, und die Behandlung baut
sich mehr auf den Befund als auf den Beschwerden des Kranken auf. Nun ist es ja für
jeden Arzt selbstverständlich, dass er um helfen zu können, eine möglichst exakte Diagnose stellen muss, und gerade der Augenarzt ist
mit seinen genauen physikalischen Messungsund Untersuchungsmethoden hier gegenüber
den anderen Ärzten im Vorteil.
Aber der Kranke kommt doch in erster
Linie zum Arzt nicht um eine Diagnose zu erfahren, sondern um von seinem Leiden und
Beschwerden befreit zu werden. Und nichts
hat dem Ansehen der ärztlichen Kunst und
Wissenschaft mehr geschadet als der therapeutische Nihilismus mit seinem wissenschaftlichen Achselzucken.
Die Homöotherapie hat für die subjektiven Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verschwimmen, rasches Ermüden der Augen, Ciliarneuralgie und Schwindel wirksame Mittel
– ohne die sie wirkungslos sind –, den Arzt
zwingend sich eben mit den Klagen und Beschwerden des Kranken eingehend zu beschäftigen. Der Kranke ersieht daraus, dass er
individuell behandelt wird und schöpft schon
daraus das Vertrauen zum Arzt, was die wichtigste Vorbedingung für eine erfolgreiche
Heilung ist. Freilich nützt ohne das richtige
Mittel auch das grösste Vertrauen nichts, ein
Beweis, dass es sich nicht um eine reine Suggestionswirkung handelt.
Therapie nach homöopathischen
Grundsätzen
Der Augenarzt, der vorurteilsfrei genug ist, neben der gewohnten örtlichen Behandlung in passenden Fällen sich der hier gebotenen Allgemeinmittel zu bedienen, wird
bald erkennen, welche willkommene Bereicherung seines ärztlichen Rüstzeugs diese
Mittel darstellen. Nur gilt hier in ganz besonderem Mass das Wort Hahnemanns: „Macht’s
nach – aber macht’s genau nach! Viele Ärzte
haben z. B. die Anregung Tischners in der
Wochenschrift für Therapie und Hygiene des
Auges aufgegriffen und bei beginnendem Altersstar ganz verdünnte Secalelösungen angewandt. Zum Teil zweifellos mit Erfolg – aber
die Misserfolge, ja gelegentlich allgemeine
und örtliche Verschlechterungen, blieben bei
genauen Beobachtern nicht aus. Wer die
Grundsätze kennt, die sich für die Anwendung homöopathischer Heilmittel aus der langen praktischen Erfahrung ergeben haben,
den wundert das nicht. Denn Secale passt als
Simile weit nicht für alle Formen des beginnenden Katarakts – deshalb nützt es nicht in
allen Fällen – und wo es passt, da ist die von
Tischner angegebene Lösung (0,002 : 200)
häufig noch zu stark, so dass bedrohliche Allgemeinerscheinungen auftreten können, und
ausserdem zu zersetzlich für längeren Gebrauch. Deshalb: wenn man homöopathische
Mittel anwenden will, so tue man es ehrlich in
der Form, wie sie die langjährige Erfahrung
als zweckmässig ergeben hat, und wähle das
Mittel mit aller Sorgfalt nach homöotherapeutischen Grundsätzen.
Auch der praktische homöopathische
Arzt, der ja häufig die eines Allgemeinmittels
bedürftigen Augenkrankheiten in hausärztlicher Behandlung behält, wird mit Nutzen zu
einer solchen Zusammenstellung greifen, weil
hier alles Wesentliche auf engem Raum zusammengestellt ist, so dass die Wahl des richtigen Mittels leichter ist. Mit Rücksicht auf
den praktischen Arzt glaube ich auch, am besonderen Teil kurz auf die örtliche Behandlung der betreffenden Augenkrankheiten und
auf praktische Winke eingehen zu sollen, die
sich bei einem Werkchen erübrigt hätten, das
nur für Augenärzte gedacht wäre.
Soll die homöopathische Heilweise in
der deutschen Heilkunst den Platz einnehmen,
der ihr kraft der ihr eigenen tausendfach erprobten Heilkraft zukommt, so erscheint es
ihm notwendig, dass auch in Deutschland
mehr als bisher die Sonderfächer mit homöopathischen Anschauungen durchdrungen werden. Der Nutzen ist ein zweifacher: Erstens
lassen sich die Heilanzeigen viel schärfer fassen für denjenigen, der fachärztlich ausgebildet ist, und zweitens lässt sich das Sondergebiet auch bezüglich der homöopathischen
Heilmittel symptomatogisch und therapeutisch viel besser übersehen, so dass es für den
Facharzt viel leichter ist, sich in die für ein
Sonderfach in Betracht kommenden homöopathischen Heilmittel einzuarbeiten und diese
nach allen Feinheiten der Mittelwahl zu beherrschen, als für den Allgemeinpraktiker.
Heilkunst und Heilerfolg
Man findet im Nachlass so vieler Ärzte
Werke über Homöopathie, als Beweis, dass
sie, wohl durch auffallende homöopathische
Heilerfolge angeregt, sich mit ehrlichem Willlen mit der Frage der Homöopathie befasst
haben. Wenn trotzdem nur so wenig Ärzte
sich zu homöopathischen Anschauungen
durchringen, und die homöopathischen Heilmittel mit demselben Erfolg anwenden, so
liegt häufig der Grund darin, dass sie den
Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, dass sie
sich in dem scheinbaren Wirrwarr der subjektiven Beschwerden, auf die sich die Mittelwahl teilweise gründet, nicht zurechtfinden,
und deshalb enttäuscht umkehren, oder sie
sind an das falsche Mittel geraten bei ihren
ersten tastenden Versuchen und haben infolgedessen keine Wirkung erzielt. Natürlich ist
dann nicht die eigene Unkenntnis schuld, sondern die Methode. Nimmt man dagegen aus
dem umfangreichen homöopathischen Heilschatz nur die für das betreffende Sonderfach
in Betracht kommenden Mittel heraus, und
berücksichtigt nur die Indikationen des Sonderfachs, so wird es nicht schwer sein, sich
einzuarbeiten und das richtige Mittel auch als
Anfänger zu finden. Unkenntnis und Vorurteil, die Gegensätze vorurteilsfreiem wissenschaftlichem Forschen, sind dann die einzigen
Hindernisse, erfolgreich zum Heil der Kranken die homöopathischen Heilmittel zu gebrauchen.
Im Sonderfach der Augenheilkunde
hat man zudem noch den Vorteil, jede Änderung des Befundes objektiv messend und unmittelbar beobachtend feststellen zu können,
so dass gerade hier am leichtesten möglich ist,
sich von der Wirksamkeit einer Behandlung
zu überzeugen. Ich möchte hier an die Erfahrungen mit der Tuberkulinbehandlung erinnern. Nach den schweren Enttäuschungen, die
man mit dem Tuberkulin gleich anfangs erlebt
hatte, wandten sich die deutschen Ärzte in
ihrer grossen Mehrzahl von diesem Mittel ab.
Erst durch von Hippels Empfehlung
auf Grund seiner Erfahrung bei der Tuberkulose des Auges wurde das Tuberkulin mit wesentlich genaueren Heilanzeigen zuerst von
den Augenärzten und dann auch von den Allgemeinpraktikern und Lungenärzten wieder
Gebrauch genommen. Diese Änderung in den
Anschauungen wäre aber nicht möglich gewesen, wenn nicht die Wirkung des Mittels
durch unmittelbare Beobachtung am Auge
sicherzustellen wäre.
Gesicherte Arzneimittellehre
Wer über homöopathische Augenheilkunde schreibt, kann an dem englischen Werk
von Norton Ophthalmic Therapeutics nicht
vorübergehen. Doch hat es für den deutschen
Augenarzt keinen Sinn, einfach dieses Werk
zu übersetzen. Denn in Amerika ist der Augenarzt, für den Nortons Buch bestimmt ist,
zuerst Homöopath, dann erst bildet er sich
zum Augenarzt aus. Das bringen die zahlreichen homöopathischen medizinischen Fakultäten mit sich, die in Amerika bestehen, und
Norton selbst hatte an einer solchen homöopathischen medizinischen Fakultät den Lehrstuhl für Augenheilkunde inne. Der amerikanische homöopathische Arzt, der sich in die
Augenheilkunde einarbeiten will, weiss Bescheid um die Eigentümlichkeiten der homöopathischen Mittelwahl, während er ausführlicher in die Augenheilkunde im Zusammenhang mit Homöopathie eingeführt werden
muss. Der deutsche Augenarzt dagegen, der
sich in die mitsinnige Heilweise einarbeiten
will, ist in der umgekehrten Lage. Er ist schon
fertig ausgebildeter Augenarzt, kennt dagegen
die Homöopathie meist nur aus den schiefen
Darstellungen ihrer Gegner. Die Aufgabe, die
mir gestellt ist, ist es also, die homöopathischen Mittel, die für die interne Behandlung
von Augenkrankheiten in Betracht kommen,
so zu beschreiben, dass die richtige Mittelwahl möglich ist, ohne doch die Beschreibung
des Symptomenkomplexes des einzelnen Mittels allzu sehr mit flüchtigen Einzelzügen aus
der Arzneiprüfung zu belasten, die zum Teil
selbstverständlich sind, um Teil ihre Bedeutung erst im Zusammenhang mit wichtigeren
und mehr bezeichnenden Symptomen erhalten. Weder durfte ich mich auf die Angabe
von blossen „Keynotes“ für das einzelnen
Mittel beschränken, noch auch das Mittel einfach unter der betreffenden Diagnose verzeichnen. Wer die Besonderheiten der homöopathischen Heilweise kennt, der weiss, dass die
Mittelwahl eine viel schwierigere ist als in der
Schulmedizin. So ausgeleierte Gedankenverbindungen wie Kopfweh – Pyramidon, Herzbeschwerden – Digitalis, Rheumatismus und
Grippe – Aspirin wird man in der Homöopathie vergeblich suchen. Das Kurpfuschen ist
eben mit allopathischen Mitteln erheblich leichter als mit homöopathischen.
Praktische Erfahrung
Neben Norton verdanke ich für die
Auswahl verlässlicher und wichtiger Symptome des Mittelbildes besonders viel Dahlkes
gesichteter Arzneimittellehre. Da die Symptome der einzelnen Mittel durch langjährige
Mittelprüfung festzustellen sind, lässt es sich
natürlich nicht vermeiden, dass sie immer
wieder in gleicher Weise angegeben werden
müssen, ohne dass nun ins einzelne nachgewiesen werden kann, wem diese Angaben zu
verdanken sind. Doch wird bei der vorliegenden homöopathischen Augenheilkunde es sich
erweisen, dass fast bei jedem Mittel die vieljährige eigene praktische Erfahrung des Verfassers zusammen mit eingehendem Literaturstudium, welches hinter den Angaben steht.
Seit dem Erscheinen der ersten Auflage hat sich die Einstellung zur Homöopathie
wesentlich geändert. War sie damals verspottet und verfehmt, so dass auch dieses Buch bei seinem Erscheinen bei den offiziellen
Vertretern der wissenschaftlichen Augenheilkunde eine unfreundliche Aufnahme fand, so
ist jetzt die Homöopathie auf dem Wege, als
vollwertige Heilweise auch wissenschaftliche
Anerkennung zu finden, und so soll das Buch,
die Einarbeitung in die homoöpathische Behandlung von Augenkrankheiten dem Augenarzt wie dem Allgemeinpraktiker erleichtern.
Wir Augenärzte, die wir am feinsten Glied
des menschlichen Körpers genau messend untersuchen können, sind mehr als die Vertreter
anderer Sondergebiete in der Lage, über den
Wert oder Unwert einer eingesetzten Behandlung ein begründetes Urteil abzugeben. Und
dann hat die Beschäftigung mit der homöopathischen Behandlung der Augenkrankheiten
noch den weiteren grossen Vorzug, dass sie
die für den Facharzt so notwendige Verbindung mit der Allgemeinmedizin fördert.
Gesunde Augen
Fehlfunktionen der Augen
Das Sehen ist der zentrale Sinne des
Menschen. Fällt dieser Sehsinn infolge von
Krankheit, Behinderung oder Unfall aus, sind
die anderen, intakten Sinne fähig, einen Teil
des Verlustes auszugleichen. Dies zeigt sich
besonders bei Blinden, deren Tastsinn derart
ausgeprägt ist, dass sie die Braille-Blindenschrift mit ihren Fingerspitzen lesen oder ihre
Freunde am Körpergeruch erkennen können.
Ein Leben ohne Geschmacksinn ist um einiges ärmer, doch schränkt es unseren Alltag
weit weniger ein als beispielsweise Taubheit.
An oberster Stelle steht der Verlust der Sehkraft als gravierendster Einschnitt. Denn unsere Augen sind nicht nur dazu da, die Umwelt wahrzunehmen und zu verarbeiten, sie
tragen auch einen grossen Teil zur zwischenmenschlichen Kommunikation bei. Die Augen und ihre umgebenden Muskeln sind
hauptsächlich verantwortlich für unser Mimik
und offenbaren unserem Gegenüber, wie es
uns geht. Sind wir glücklich, ängstlich, wütend oder traurig – unser Blick verrät es.
Seheinschränkungen sind weit verbreitet. Dazu gehören harmlose bis ernste Krankheiten sowie genetisch (miasmatisch) bedingte Fehlfunktionen wie etwa die Rot-GrünSehschwäche (Daltonismus) und die Farbenblindheit. Schätzungen zufolge benötigt in
Mitteleuropa heute etwa die Hälfte der Bevölkerung eine Sehhilfe. Die häufigsten Fehlsichtigkeiten sind:
Im Gegensatz zu einigen Tieren, die
kurzwelliges Licht wie UV-Strahlen wahrnehmen können, liegt das sichtbare Spektrum des
Menschen etwa zwischen 380 und 780 nm
(Nanometer) Wellenlänge. Scharf sehen wir
nur den Bereich, den unsere beiden Augen gemeinsam fixieren, also das, was auf einem
winzigen Punkt von nicht einmal einem
Tausendstel der Netzhautfläche entsteht, dem
sogenannten Gelben Fleck.
Den Zusammenhang zwischen Augen
und der Seele kannte der Mensch schon vor
Jahrtausenden. Viele Sprichwörter und Redewendungen zeugen davon: Wenn uns etwas
einleuchtet oder wir ein Problem klar sehen,
wenn wir den Überblick wahren und den
Durchblick anstreben, sprechen wir die Sprache der Augen. Im englischen wird für verstehen oft „I see“, also „ich sehe“ verwendet,
wobei Sehen gänzlich mit Verstehen gleichgesetzt wird.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Die Betroffenen sehen entfernte Objekte
schlechter als nahe. Eine ursächliche Behandlung existiert nicht, doch Brille oder Kontaktlinsen helfen ab.
Übersichtigkeit (Hyperopie)
Die Ursache der umgangssprachlich auch
Weitsichtigkeit genannten Funktionsstörung
ist ein zu kurzer Augapfel. Dies wird vom
Auge jedoch ausgeglichen, sodass die Betroffenen oft anfänglich nichts davon bemerken.
Kinder machen während ihrer Entwicklung
eine natürliche Phase der Weitsichtigkeit
durch, die sich später zurückbildet. Sollte sie
über drei Dioptrien liegen, empfiehlt sich eine Korrektur, da sonst die Gefahr des späteren
Schielens (Strabismus) besteht.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Das scharfe Sehen in die Nähe nimmt ab einem Alter von ca. 45 Jahren langsam ab. Dies
ist keine Krankheit, sondern eine normale
Funktionsverminderung, die altersabhängig
ist. Abhilfe schafft eine Lesebrille. Vorbeugend wirken Augenübungen wie abwechselnd
nahe und entfernte Objekte fixieren.
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Menschen mit dieser Fehlsichtigkeit sehen
weder in die Nähe noch in die Ferne scharf.
Auch hier können Brille, Kontaktlinsen oder
eine Laseroperation helfen.
Krankheiten der Augen
auch vom „Tunnelblick“ spricht. Auch bei der
Retinitis droht Erblindung.
Es gibt unzählige Erkrankungen der
Augen. Einige davon sind leicht behandelbar,
andere können schwerwiegende Folgen haben. Ab einem bestimmten Alter empfiehlt
sich eine regelmässige Untersuchung beim
Augenarzt, welcher unter anderem den Augeninnendruck misst. Die häufigsten Augenkrankheiten sind:
Augenerkrankungen wie diese belasten
die Betroffenen schwer. Doch muss nicht alles einfach akzeptiert werden. Forschungen
haben ergeben, dass die reichliche Aufnahme
an Antioxidantien, insbesondere von Lutein,
das zu den Carotinoiden zählt, bei der Vorbeugung des grünen und des grauen Stars sowie der Makuladegeneration eine wichtige
Rolle spielen. Menschen, die in ihrem ganzen
Leben viel Obst und Gemüse gegessen haben
leiden deutlich seltener an diesen Augenerkrankungen. Lutin ist unter anderem in Broccoli, Kohl, Mangold, Mais, Spinat sowie im
Eigelb enthalten. Die viel gepriesenen „Rüebli für die scharfen Augen“ können zwar die
Brille nicht ersetzen, doch enthalten sie grosse
Mengen Beta-Carotin, welches helfen kann,
Nachtblindheit zu verhindern. Zu den weiteren Beta-Carotin-Lieferanten zählen auch
Aprikosen, Kürbisse, Mangos, Süsskartoffeln
und anderes oranges Obst und Gemüse.
Grauer Star (Katarakt)
Bei älteren Menschen kann die Augenlinse
getrübt werden, was zu Symptomen wie Abnahme der Sehschärfe und verschwommenem
Sehen führt. Der graue Star ist in der Regel
gut zu behandeln, die Linse wird unter örtlicher Betäubung entfernt und durch eine
Kunstlinse ersetzt.
Grüner Star (Glaukom)
Gefährlicher als der graue ist der grüne Star
mit seinem erhöhten Augeninnendruck. Wird
dieser behandelt, kann ein Fortschreiten der
Krankheit verzögert werden. Unbehandelt besteht die Gefahr der Netzhautschädigung und
im schlimmsten Fall die Erblindung.
Makuladegeneration
Bei dieser altersbedingten Erkrankung, bei
der das scharfe Sehen mehr eingeschränkt
wird, kommt es zur Zerstörung der Netzhaut,
was ebenfalls eine Erblindung nach sich ziehen kann. Nebst der genetischen Veranlagung
und dem hohen Blutdruck gehört das Rauchen
zu einem gewichtigen Risikofaktor. Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Obst, Gemüse und Beeren kann die Makuladegeneration verhindern, da dies die kapilläre Blutversorgung der Gewebe im allgemeinen verbessern kann.
Röhrengesichtsfeld (Retinitis pigmentosa)
Diese Netzhaut-Erkrankung kann durch die
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) hervorgerufen werden. Kleinste Blutgefässe werden
dadurch geschädigt, die Sehschärfe wird vermindert, Nachtblindheit tritt auf und das Gesichtsfeld wird stark eingeschränkt, dass man
Die am häufigsten auftretende Augenkrankheit ist weder gefährlich noch unheilbar:
Es sind trockene Augen. Zu den Symptomen
gehören Rötungen, Kratzen, Brennen, Lichtempfindlichkeit, müde und geschwollene Augen, Schmerzen bei Wind und Druckgefühl.
Die Ursachen des trockenen Auges sind vielfältig. Stundenlange Bildschirmarbeit, zu
warme Heizungsluft, Klimaanlagen, Unverträglichkeit von Kontaktlinsen, hohe Ozonwerte, Wechseljahre und auch einige Medikamente (z. B. Hormonpille) können die Beschwerden auslösen oder unterhalten. Oft sind
unsere Augen stundenlang auf eine Entfernung von 30 Zentimetern auf den Computerbildschirm gerichtet. Diese einseitige Arbeitsweise hat Folgen. Kopfschmerzen, Rückenund Nackenverspannungen sowie Augenprobleme tauchen vermehrt auf. Die Arbeit sollte
häufig kurz unterbrochen werden – für einen
Moment die Augen schliessen, dann den
Blick in die Ferne schweifen lassen, am besten ins Grüne – gehört zur Augenpflege. Die
Farbe grün kann für die Augen wie Balsam
wirken.
Abbildung: Frank H. Netter, Atlas der Anatomie des Menschen, Ciba-Geigy 1994
Horizontalschnitt durch den Augapfel (Bulbus oculi)
Abbildung: Frank H. Netter, Atlas der Anatomie des Menschen, Ciba-Geigy 1994
Querschnitt durch die Augenkammern (Camerae oculi)
„Spezielle Arzneimittellehre“
bei Augenkrankheiten
Hauptsächlich um dem Anfänger die
Wahl des richtigen Mittels zu erleichtern,
folgt nun ein spezieller Teil, nach Krankheiten geordnet. Der homöopathischen Heilweise
im strengen Sinn entspricht eine solche Verordnung nicht, die von dem Krankheitsnamen
statt von dem Symptomenbild bei der Wahl
des richtigen Mittels ausgeht. Und häufig
musste ich bei der Beschreibung der einzelnen Arzneimittel darauf hinweisen, dass die
Wahl des Mittels mehr nach den Gesichtspunkten der Konstitution oder der Hauptsymptome zu erfolgen hat als nach dem objektiven Befund am Auge. Dennoch werden
bei bestimmten Augenkrankheiten praktisch
in der Regel bestimmte Mittel nach wohlumschriebenen Anzeigen vorwiegend in Betracht
kommen, und es erweist sich als wünschenswert, in der Sprechstunde rasch unter dem be-
treffenden Krankheitsnamen einen Hinweis
auf die dabei hauptsächlich verwendeten Mittel zu finden. Doch wird es sich zur genaueren
Mittelwahl, namentlich in schwierigeren und
chronischen Fällen, empfehlen, den ersten systematischen Teil bei den vorwiegend in Betracht kommenden Mitteln zu Rate zu ziehen.
Dass ich dabei mich nicht streng an
das Gebiet der Augenkrankheiten gehalten habe, sondern darüber hinaus die benachbarten
Gebiete, Nase, Ohren, Haut usw. berücksichtig habe, wird mir der danken, der es weiss,
wie wichtig es für den Spezialisten ist, den
Zusammenhang mit der Allgemeinmedizin
nicht zu verlieren, und nie das einzelne Organ
oder eine bestimmte Krankheit, sondern stets
den individuellen kranken Menschen zu
behandeln. Aus inneren Gründen ist dieser
Grundsatz in der Homöopathie noch viel
wichtiger als in der Schulmedizin.
Dass dabei die örtliche Behandlung, entsprechend den Grundsätzen der schulmässigen Heilkunde nicht vernachlässigt werden
darf, will man sich nicht grober Fahrlässigkeit, ja strafbarer Kunstfehler schuldig machen, soll hier nochmals eindringlich betont
werden.
Besonderes Gewicht legte ich auf die
Mittel gegen die funktionellen Störungen und
Beschwerden, einmal, weil diese von der
Schulmedizin meist vernachlässigt werden,
aus Mangel an spezifischen Mitteln, die eine
genaue Beachtung dieser subjektiven Beschwerden nötig machen, und dann weil gerade
hier sich die Überlegenheit der homöopathischen Heilweise häufig in glänzenden und raschen Kuren erweist.
Kopfschmerzen werden häufig, teilweise mit Recht, vom Kranken mit den Augen in Zusammenhang gebracht.
Da die Art und die näheren Umstände
der Kopfschmerzen oft auf das richtige Mittel
hinweisen, glaubte ich dieses Kapitel in einem
besonderen Abschnitt behandeln zu sollen.
„Orbita“ – Periostitis, Karies, Nekrosis, Entzündung des orbitalen
Zellgewebes
Neben der örtlichen Behandlung, die
namentlich darauf zu achten hat, einen etwa
durch Fluktuation nachweisbaren Abszess an
der tiefsten Stelle (selbstverständlich unter
Schonung der Augenmuskeln und namentlich
des Levator Palpebrae und seines Nerven!)
zu eröffnen und durch Drainage für Abfluss
des Eiters zu sorgen, kommen im wesentlichen folgende Mittel in Betracht:
Aurum: Karies, Periostitis bei Syphilis und
Tuberekulose. Starke Schmerzen in den Knochen, schlechter nachts, der Knochen ist empfindlich gegen Berührung, der Kranke ist
sehr empfindlich gegen Schmerz.
Calcarea hypophosphorica und andere
Kalkpräparate kommen als „Gewebsmittel“
bei skrofulösen Kranken mit Karies in
Betracht, vor allem bei der Kombination von
Rachitis und Skrofulose. Nähere Indikationen
müssen bei Calcarea nachgelesen werden.
Kalium-iodatum in allopathischen Dosen mit
den bekannten Indikationen bei Syphilis als
Ursache der Karies.
Mercurius: Bei Periostitis und Karies, ebenso wie bei Entzündung des orbitalen Zellgewebes, namentlich nachdem sich Eiter gebildet hat, wenn dieser Eiter einige Zeit abgesondert wurde und dünn geworden ist, namentlich wenn Syphilis die Ursache der Erkrankung ist. Oft viel Schmerz im Auge und
darum herum, immer nachts schlechter. Die
nächtliche Verschlechterung, ebenso der
Schweiss ohne Erleichterung ist sehr charakteristisch für Mercurius. Wegen der einzelnen Präparate muss im ersten Teil nachgelesen
werden. Im allgemeinen ist die Indikation für
Mecurius bei Syphilis wesentlich enger, sonst
wesentlich weiter als bei den grossen Dosen
der Schulmedizin. In kleinen Dosen kann es
nur wirken, wenn es wirklich nach homöopathischen Anzeigen gewählt ist.
Silicea: Besonders bei Karies angezeigt. Knochen rauh, mässige gelblichweisse Absonderung, allgemeine Schwäche, Besserung
durch Wärme.
Asa foetida: Karies auf syphilitischer oder
skrofulöser Grundlage. Empfindlichkeit gegen Berührung ist sehr ausgesprochen. Im Gegensatz zu Aurum gehen die Schmerzen von
innen nach aussen, besser durch Ruhe und
Druck.
Fluoricum acidum: Karies mit dem Symptom: Gefühl, als ob ein kalter Wind ins Auge
bläst.
Lycopodium clavatum, wenn durch allgemeine Symptome angezeigt.
Nitricum acidum, Phosphor und Sulphur
können durch allgemeine Anzeigen in Betracht kommen.
Bei den Entzündungen, die mehr das orbitale
Gewebe als den Knochen betreffen, kommen
in erster Linie folgende Mittel in Frage:
Aconitum im ersten Stadium, wenn die Lider
sehr geschwollen sind, mit dem Gefühl von
Spannung darin. Chemosis mit viel Hitze und
Empfindlichkeit im Auge und seiner Umgebung, und dem Gefühl als wäre das Auge protrudriert und dadurch die Spannung der Lider
zu gross; dabei das allgemeine Aconitfieber.
Apis mellifica: Vor der Eiterbildung. Lider
ödematös geschwollen, mit stechenden,
einschiessenden Schmerzen. Der Kranke ist
benommen, ohne Durst.
Calendula officinalis: Wenn die Entzündung
des orbitalien Gewebes von einer Verletzung
oder einem Fremdkörper herrührt, macht man
zunächst Umschläge mit verdünnter Calendulatinktur, 10 Tropfen auf einen Viertel Liter
Wasser, meistens besser warm, äusserlich.
Hepar sulphuris calcarea: Nach der Eiterbildung. Lider ödematös geschwollen mit
grosser Empfindlichkeit gegen Berührung und
Kälte. Schmerzen gewöhnlich klopfend.
Lachesis mutus: Eiterbildung nach Schieloperation, beginnender Abszess an der Operationsstelle mit schwarzem Punkt in der Mitte.
Chemosis, viel Absonderung, allgemeine Lachesissymptome.
Mercurius: In den späteren Stadien nach der
Eiterbildung, wenn sich der Eiter einige Zeit
abgesondert hat und dünn geworden ist, besonders wenn Syphilis zugrunde liegt. Häufig
viel Schmerzen im Auge und seiner Umgebung, schlechter nachts. Schweiss ohne Erleichterung.
Phytolacca decandra: Infiltration des orbitalen Zellgewebes ohne viel Schmerzen, langsam verlaufend, ohne Neigung zur Eiterung.
Auge protrudiert, Infiltration hart und dem
Druck nicht nachgebend.
Rhus toxicodendron: An dieses Mittel muss
immer zuerst gedacht werden bei Entzündung
des orbitalen Gewebes, auch bei drohender
Panophthalmie, einerlei ob traumatischen Ursprungs oder nicht. Lider und Bindehaut ödematös, beim Öffnen derselben stürzt ein Strom
von Tränen heraus. Schmerzen verschieden,
durch Witterungsveränderung beeinflusst.
Neigung zu Panophthalmie als Komplikation.
Allgemeine Symptome siehe Rhus.
Arsenicum album: Symptomatisch, wenn die
Schmerzen (Brennen) gebessert durch Wärme, die Periodizität und die Verschlechterung
um Mitternacht und nach Mitternacht ausgesprochen sind.
Belladonna atropa: Kopfweh mit Gehirnsymptomen, drohende Meningitis bei Entzündung des orbitalen Gewebes.
Byonia alba: Orbitale Zellgewebsentzündung
mit Iritis. Empfindlichkeit gegen Bewegung
sehr ausgesprochen.
Das Kapitel „Spezielle Azneimittellehre bei
Augenkrankheiten“ von Dr. Karl Erhard
Weiss wird in den nächsten Ausgaben unserer
Mitgliederzeitschrift „SVH Folio“ fortgesetzt.
Gichtische Augenerkrankungen
Von Dr. Julius Hirsch, Brunnen- und
Augenarzt in Karlsbad, Verlag von Carl Marhold, Halle 1899.
Das Verlangen nach dem Zusammenwirken der spezialistischen Fachärzte mit dem
Internisten macht sich immer wieder geltend,
und es erscheint heute nötiger denn je, dass
der Oculist (Augenarzt) ebenso über die internen Krankheiten, wie umgekehrt der Internist
über die oculistischen informiert sei. Beim
Diabetes denkt jeder daran auf das Auge seiner Patienten zu achten; der Nephritiker kommt nicht selten erst, um beim Oculisten Rat
für sein geschwächtes Sehorgan zu holen, und
der Nervenpathologe stellt oft genug auf
Grund der augenärztlichen Diagnose die seinige. Nur bei der Gicht ist man noch nicht soweit, sie als direkte Ursache für die oder jene
Augenaffektionen anzuschuldigen und doch
ist sie als Ursache nicht gar zu selten. Ist es
überhaupt möglich die Zahl der uratischen
Augenkranken zu schätzen – ich möchte glauben 2% der Gesamturatiker betragen sie.
Wenn ich bisher von Gicht sprach, so
will ich damit nicht allein die Podagra, die
uns ja immer als die ideale Gicht vorschwebt,
gemeint haben, sondern überhaupt alle Erkrankungen, die wir heute mit dem Gesamtnamen der harnsauren Diathese bezeichnen,
und als deren gemeinsame Ursache wir immer
noch die Überproduktion von Harnsäure und
deren schädigende Wirkung da und dort ansehen müssen. Freilich liegen hier die Verhältnisse nicht so einfach wie beim Diabetes.
Denn ohne auf die Berechtigung einzugehen, wann wir von Überschuss von Harnsäure im Harn reden dürfen, muss ich doch
sagen, dass den gewissenhaften Arzt die
Harnanalyse recht oft im Stich lässt und auch
die wiederholte – wie ja anderseits auch physiologisch die Harnsäure öfters wirklich vermehrt ist, ohne irgend die geringste Störung
im Organismus zu verursachen.
Von Hauterkrankungen bei der Gicht,
die das Auge in Mitleidenschaft ziehen, will
ich nur zweier speziell gedenken. Einmal des
Ekzems. Es kommt in akuter und chronischer
Form nicht gar selten vor, lokalisiert über den
Brauen und an denselben. Abgesehen von der
Entstellung, die es an und für sich hervorruft,
bringt es die Haare der Brauen sehr oft zum
Brechen und Ausfallen, durch die lange Dauer
des Leidens oft gänzlich zum Schwinden.
Lange noch sieht man an der Stelle der Wimpernhaare rötliche, abschilfernde Narben, darunter nur spärliche Haarreste, ungleichmässig, wie verbrannt aussehend und wie besät
mit feinem Mehl.
Gichtische Psoriasis
Ähnlich die Psoriasis. Auch sie hat
nicht gar zu selten gerade an der Glabella und
oder den Brauen ihren Sitz. Mitunter ist die
Unterscheidung vom chronischen Ekzem besonders schwierig und nur durch gleichzeitiges Vorhandensein anderweitiger Effloreszenzen mit Sicherheit als solche erkennbar. Recht
häufig sind auch gewisse Veränderungen an
den Lidern. Die Lidhaut selbst sieht eigentümlich gedunsen aus, vielfach von dicken
bläulich durchscheinenden Gefässen durchzogen, oft merkwürdig fettig glänzend, oft auch
wulstig zum Anfühlen. Die Lidränder selbst
sind stark hyperaemisch, meist glatt und eben,
oft aber auch mit der Tendenz zur Bildung
kleiner Abszesschen an den Wimpernwurzeln,
oder wenigstens mit einfacher ekzematöser
Blepharitis. Meist zeigt auch die Nase ähnliche Veränderungen.
In den Lidknorpeln hat man wiederholt
echte Tophi mit darin abgelagerten Konkretionen aus harnsauren Salzen beobachtet. Äusserlich sind sie wenig verschieden von den
Chalazion. Meist jedoch fällt schon die etwas
höckerige Beschaffenheit, die sehr harte
Konsistenz und die stärkere Verdickung im
Knorpel selbst auf. Solche Tophi können Jahre hindurch unverändert bestehen, sich gelegentlich verkleinern oder resorbieren.
Manchmal kommen sie aber unter heftigen
Entzündungserscheinungen zur Vereiterung.
Sie kommen öfter vor, als sie beschrieben
worden sind.
Hagelkörner – Chalazion
Es sind ja die Hagelkörner bei Gichtiker ohnedies recht häufig und die „Calcification“ in denselben ebenfalls. Wenn man bedenkt, wie wenig doch die Tophi der Ohrmuschel Störungen machen und wie viele Chalazea unberührt von seinem Besitzer getragen
werden, besonders bei Leuten in den Jahren,
wo die Gicht am meisten vorkommt, so begreift man auch, warum sie so selten zur ärztlichen Behandlung kommen. Man tut am besten, sobald man die Diagnose gestellt hat, den
Tophus, so lange er nicht stört, auch am Lid
unberührt zu lassen. Ich habe nur zwei Mal
solche eröffnet – das erste Mal mit der Diagnose Hagelkorn – die Rezidive liessen nicht
lang auf sich warten; nur dass die harnsauren
Ablagerungen noch bedeutender waren. Auf
ausdrücklichen Wunsch des Patienten wiederholte ich nochmals die Auslöffelung, wieder
mit ganz demselben Effekt. Später verkleinerte sich dieses Geschwülstchen ganz von
selbst.
Auch sonst sollen Sekretstauungen in
den Meibom’schen Drüsen nicht gar so selten
vorkommen, die nach Brudenel Carter „durch
Beimengungen von Kalk“ schädigend auf den
Lidknorpel und des weiteren reizend auf die
Bindehaut einwirken. Ich möchte vielmehr
glauben, dass es auch hier die Harnsäure und
ihre Salze oder ihr verwandte Produkte sind,
welche die Reizung der Konjunktiva, sowie
auch die Devastation im Knorpel verursachen. Tatsache ist ja, dass auch ohne dies Konjunktivitis akut und mehr chronisch verlaufend bei Gichtikern häufiger vorkommt, als
bei anderen Menschen, die sich aber in nichts
von der Konjunktivitis simplex unterscheidet,
und nur aus zufälligen gleichzeitigen anderweitigen gichtischen Symptomen dem Gesamtsymptomenkomplex eingereiht werden
darf. So steht seit Jahren eine Dame in meiner
Behandlung, bei der sich jeder Gichtanfall
durch „Tränen der Augen“ ankündigt, und die
konjunktivale Reizung erlischt erst wieder mit
der typischen Podagra.
Fluxion der Konjunktiva
Auch die Fälle Trousseaus von „Fluxion der Konjunktiva“, die mit starker Hyperaemie der Conjunctivae palb. und bulbi einhergingen, unter starkem Hitzegefühl und mächtigem Tränenfluss verliefen, aber ohne
Schmerzen und Lichtscheu bei auffallender
Miosis in 8 – 12stündigen Pausen sich tagelang wiederholend, möchte ich auf ähnliche
Ursache zurückführen. Wir erfahren nur, dass
es Gichtiker waren, die später auch arteriosklerotisch wurden, leider aber nicht ob die
„Fluxion“ nicht von anderen Erscheinungen
des Allgemeinleidens begleitet oder abgelöst
wurde. Auch Ch. Oliver erwähnt solch flüchtige Reizerscheinungen der Bindehäute und
des Tränen ableitenden Apparates und erklärt
die Schwellungen ebenfalls aus dem Reiz der
abnormen Blutmischung. Solche plötzliche
vorübergehende Schwellungen bei Uratikern
sind übrigens auch an anderen Körperstellen
bekannt; so erzählt Graves einen Fall, der im
Gesicht und an den Augenlidern begann, und
sich dann über dem gesamten Körper ausbreitete. Wie es scheint, handelt es sich stets um
die Formen der fortgeschrittenen Gicht, vergesellschaftet mit der Sklerosierung des Gefässsystems.
Blutungen der Konjunktiva
Auch Blutungen in die Konjunktiva
kommen vor; natürlich meine ich hier die primären. Sie haben dieselbe Bedeutung wie auf
anderen Schleimhäuten, und scheinen mir
auch nur ein Zeugnis für die Brüchigkeit der
Gefässwände zu geben. Naturgemäss sind sie
dadurch oft von prognostisch wertvoller Bedeutung. Weniger auf sich haben die leichten
oft nur punktförmigen Haemorrhagien unter
der Conj. bulbi. Sie haben wohl meist in heftigen Niesen, Husten etc. ihre Gelegenheitsursache, und sind bei ganz gesunden Menschen
auch recht häufig der Grund zu unbegründeter
Ängstlichkeit.
Gichtknoten an den Augen
Ebenso wie der Tarsus ist auch die
Sklera manchmal der Sitz echter Tophi. Sie
können sich langsam entwickeln, merkwürdigerweise oft genug mit recht geringen Reizerscheinungen. Sie bilden den natürlichen Übergang zur gichtischen Skleritis. Auch hier handelt es sich ursprünglich um Knotenbildung
auf und in dem Gewebe der Sklera, die aber
mit heftigen Schmerzen einhergehen, das Gewebe der Sklera durchdringen, zwischen
Netzhaut und Aderhaut sich etablieren, unter
heftiger gleichzeitiger Iridozyklitis zur Sehund Occlusio-Pupillae fahren können und
nicht nur das ganze Organ in höchste Gefahr
bringen, sondern auch den ganzen Organismus gewaltig in Mitleidenschaft ziehen. Und
wie wichtig ist gerade hier die ätiologische
Diagnose!
Gichtische Skleritis
Ich erwähne nur die Fälle von Wagenmann, die bei rationeller Therapie bei Berücksichtigung der gichtischen Ursache noch
einer relativ recht guten Rückbildung fähig
waren. Zum Glück gehört auch die gichtische
Skleritis zu den selteneren Krankheitsformen.
Noch einer zweiten Form der Skleraaffektionen muss ich Erwähnung tun. Es ist die von
E. Fuchs genauer studierte und sehr charakteristisch als Episkleritis periodica fugax bezeichnete. Ihr Zusammenhang mit Gicht ist in
vielen, wenn auch nicht in allen Fällen zweifellos. Ich will, da ja das Krankheitsbild besonders dem Praktiker nicht so allgemein bekannt ist, in Kürze einen Fall beschreiben,
schon deshalb, weil er mit grosser Wahrscheinlichkeit auch für den Zusammenhang
einer zum mindesten mit uratischer Disposition behafteten Person spricht. Eine 25-jährige
Kaufmannsgattin erkrankte im vorigen Jahr
plötzlich unter heftigen Schmerzen und Lichtscheu am linken Auge. Da die Affektion bald
zurückging, konsultierte sie keinen Arzt.
Nach 8 Tagen erneuter Anfall, der
ebenfalls rasch spontan verschwand. Nur der
dritte Anfall dauerte länger. Ich fand eine
zirkumskripte, fast hanfkonrgrosse, der Episklera aufsitzende leichte Erhebung am linken
Auge, ca. 2 mm vom inneren Hornhautrand
entfernt, mit starker aber lokalisierter reaktiver Entzündung des umliegenden Gewebes.
Besonders auffallend war die dunkle bis bläulich violette Färbung des ergriffenen Herdes.
Unter entsprechender Therapie ging die Affektion schnell zurück. Nach wenigen Tagen
aber eine neue Attacke am rechten Auge.
So ging es fast 3 Wochen lang, bald
am rechten, bald am linken Auge sich
wiederholend. Die Vermutung nach gichtischer Disposition lag mir nahe. Sie war
Fleischhauers Tochter, wohlgenährt und anscheinend völlig gesund. Bei näherem Forschen jedoch erfuhr ich, dass sie selbst öfters
an Migräne leidet, schon zweimal Pruritus
vulvae et vaginae hatte und zum Überfluss
zeigte der stark saure Harn bei einem spezifischen Gewicht von 1026 und minimalen
Spuren von Albumin ganz kolossale Mengen
von Harnsäure bei wiederholter Analyse.
Ausserdem erfuhr ich hinterher, dass
der Vater an Ischias litt, ein Bruder an Monoarthritis angeblich rheumatica des einen
Sprunggelenkes. Daraufhin verordnete ich
eine Karlsbader Kur, Gichtdiät etc. und es
kam seit damals nicht mehr zu einem Rezidiv.
Auch die anderen Erscheinungen schwanden
bis auf die Migräne, die, wenn auch seltener
noch ab und zu sich einstellt. Es scheint der
Fall schon zu den leichteren zu gehören. Im
allgemeinen macht die Affektion zwar ziemliche Beschwerden, heilt aber oft in wenigen
Tagen – manchmal auch um Jahre hindurch
fort und fort zu rezidivieren und jeder Therapie zu trotzen. Selten kommt es auch zu kleinen Infiltraten der Hornhaut und zur Lidschwellung.
Mitunter kommen leichte oberflächliche Skleritiden vor, die dann auf die Hornhaut
übergreifen und zu tiefergreifenden sklerosierenden Entzündungen der benachbarten
Hornhaut führen. Der Prozess kommt nur im
höheren Alter vor, im Stadium der Gefässveränderungen, hier besonders „der ziliären und
episkleralen Gefässe“ (Wagenmann). Ebenso
gehört die bandförmige Hornhauttrübung zum
Teil in den Bereich der gichtischen Affektionen. Gar nicht so selten findet man unter heftiger entzündlicher Mitbeteiligung der Conjuct. palpebrae und bulbi kleine randständige
Geschwüre an der Hornhaut, die für den ersten Augenblick zerfallenen Phlyctänen recht
ähnlich sehen und manchmal sehr bedeutende Schmerzen verursachen können. In einem
Fall sah ich über Nacht diese kleinen Geschwüre entstehen und der Patient hatte am nächsten Tage gegen zehn solche kleine stecknadelkopfgrossen Infiltrate am inneren Hornhautrand sitzen, perlschnurartig angeordnet,
aber nicht konfluierend. Ebenso schnell wie
sie entstanden waren, sah ich sie auch verschwinden, um nach einiger Zeit wieder zu
rezidivieren.
Die Krankheit rezidiviert überhaupt
leicht und kann sich so mit Unterbrechungen
wochenlang hinziehen. Meiner Erfahrung
nach ist sie die häufigste unter allen gichtischen Augenaffektionen. Ich sah sie immer,
nur im reiferen Alter und stetig vergesellschaftet mit mehr oder minder ausgesprochener Gicht. Sie heilt ohne merkliche Hinterlassung tiefergreifender Narben und beschränkt
sich stets auf den Hornhautrand. Nie sah ich
ein Geschwürchen perforieren.
Gichtische Hornhautaffektionen
Es erübrigt noch einer Hornhautaffektion zu gedenken, die meines Wissens ziemlich vereinzelt dasteht, und die mir mein verehrter Lehrer Herr Hofrat Prof. Fuchs behufs
Behandlung ihres Grundleidens als der veranlassenden Ursache ihres unheilvollen Augenübels nach Karlsbad zum Kurgebrauch zusandte.
Status vom 3. August 1896
Frau T., 43-jährige Landwirtsgattin aus Russland, vorher angeblich stets gesund, erkrankte
vor 4 Jahren am linken Auge. Damals entstand ein kleines bläschenartiges Gebilde am
Hornhautrand unter geringen Schmerzen und
Beschwerden, das allmählich zum Verschwinden kam und mit Hinterlassen eines „weissen
Fleckes“ abheilte. Innerhalb Jahresfrist kam
eine zweite Attacke darüber, dann eine dritte
darunter nach ca. ½ Jahren. Dann wurden die
Intervalle immer kleiner. Aber während die
ersten Effloreszenzen nur den Hornhautrand
betrafen, krochen die späteren immer weiter
gegen die Hornhautmitte vor mit Hinterlassung teils ganz undurchsichtiger teils oberflächlicher Trübungen, die flügelfellartig ausgebreitet mit der Basis den freien Rand der inneren Cornealgrenze berührten, und an der
Spitze des Dreieckes die saturierteste Trübung
zeigten.
Als ich die Dame sah, war die ganze
innere Hornhauthälfte des linken Auges bedeckt mit sehr zahlreichen solchen Flecken,
so dass das Sehvermögen bis auf Fingerzählen in 2 Meter verloren gegangen war. Auch
das rechte Auge hatte schon einige Trübungen
abbekommen. Ich bekam nicht mehr das
„Bläschen“ zu sehen, sondern nur noch die
zurückgelassene Trübung leicht vaskularisiert
in der Umgebung, bei mässiger Lichtscheu
und geringer Schmerzhaftigkeit des ganzen
Auges, Erscheinungen, die rasch unter meinen
Augen zum Stillstand kamen. Die Trübung
verblieb, dieselbe dreieckige Form zeigend
wie die früheren, die grösste Saturation wieder in der Mitte dem Hornhautzentrum zu.
Damals zeigten sich auch andere Symptome
der harnsauren Diathese: Der Harn war
schwer, zeigte reichliche Mengen von Uraten
und Oxalaten. Es bestanden rheumatoide Beschwerden in diversen Gliedern, Migräne,
Pyrosis und zeitweilige Diarrhoen. Wie ich
nachträglich erfuhr, dauerte der Erfolg der
Kur nur 7-8 Monate. Dann trat eine neue
Eruption am besseren Auge auf, die allerdings
etwas leichter verlief, wie die früheren. Nach
einem Jahr erzählte mir eine Freundin der Pa-
tienten, dass auch das andere Auge recht
schwach geworden sei. Es scheint also das
unselige Leiden unaufhaltbar zu sein. Leider
konnte ich trotz brieflicher Anfragen keine
genaue Auskunft über den merkwürdigen Fall
erhalten.
Der Zufall fügte es, dass ich in verhältnismässig kurzer Zeit darauf noch einen zweiten analogen Fall zu Gesicht bekam. Er betraf
eine Lehramtskandidatin aus der Egerer Gegend. Dabei hatte ich wenigstens Gelegenheit
den Verlauf des ganzen Prozesses von Anbeginn etwas genauer studieren zu können.
Auch sie hatte schon binnen Jahresfrist die
zweite Attacke.
Die schon früher beschriebene flügelfellähnliche Trübung brachte mir sofort den
oben erwähnten Fall in Erinnerung. Wieder
am inneren Hornhautrand der Beginn. Die
Entwicklung des Bläschens ging sehr rasch
vor sich. In wenigen Tagen war es unter heftigen Reizerscheinungen hanfkorngross geworden, einer frischen Phlyctäne von aussergewöhnlicher Grösse nicht unähnlich. Dann erhob sich das Gebilde, das fest und derb sich
anfühlt, profilierte gegen die Hornhautmitte
zu unter Lichtscheu, Tränenträufeln und
Schmerzen, um nach ca. 14-tägigen Bestehen
wieder zu verflachen, ohne eigentlich zu zerfallen und jene dem ersten Falle ganz gleiche,
wie mir scheint recht charakteristische Trübung zu hinterlassen.
Ich habe es absichtlich vermieden von
Narben zu sprechen, denn ich glaube vielmehr, dass es sich um sehr zarte Überreste des
eigentümlichen Gebildes handelt, wenngleich
eine Erhebung nicht mit Sicherheit nachweisbar ist. Das Epithel zieht glatt darüber weg. In
diesem Falle konnte ich allerdings die uratische Natur nicht so unwiderleglich nachweisen. Trotzdem verordnete ich mit Rücksicht
auf die frühere Erfahrung entsprechende Diät
neben Natrium salicycum und warmen Umschlägen, da eine Karlsbader Kur nicht gut
durchführbar war.
Das Mädchen versprach bei einem Rezidive sich wieder zu zeigen. Ich sah sie nicht
wieder, kann auch nichts über ihr weiteres
Schicksal angeben. Darf man hier ex juvantibus schliessen? Es scheint gewagt. Aber
vielleicht bringen diese Zeile neue ähnliche
Veröffentlichungen und damit ist schon manches für Klarheit erreicht.
Gichtische Iritis
Nun zu den bekanntesten aller gichtischen Augenaffektionen: der Iritis. Sie bietet
diagnostisch nichts für die Gicht besonders
charakteristisches. Sie gehört zu den hartnäkkigsten Augenleiden, kann sich über Jahre
hinausziehen, immer und immer rezidivierend. Heilungen sind eigentlich nur vorübergehend. Die Prognose für das Sehvermögen ergibt sich daraus von selbst. Die Therapie ist
leider nicht ausreichend, um ihrer Herr zu
werden. Doch will damit nicht gesagt sein,
dass es nicht auch leichte kurzdauernde Fälle
gibt. Mein Beruf als Karlsbader Arzt bringt es
eben mit sich, dass ich gerade die schwersten
zu Gesicht bekomme.
Grauer Star – Katarakt
Bergmeister beschreibt mehrere Fälle
von Erkrankungen bei Gicht.
Als geradezu charakteristisch für dieselbe erwähnt er Trübungen aus feinen und
feinsten Pünktchen zusammengesetzt am hinteren Linsenpol, der Mitte der tellerförmigen
Grube entsprechend. Sie kommen angeblich
durch fortgesetzte, vermehrte Ausscheidung
von Harnsäure zustande. In den meisten Fällen verschwinden die Trübungen mit Nachlass
der Uraturie. Nur in einem Fall, bei einer jüngeren Person, kam es im Lauf von mehreren
Jahren zur Bildung einer totalen Cataracta.
Einen Fall begleitete eine leichte Retinitis, die
drei anderen waren von Glaskörpertrübungen
gefolgt.
Primäre und sekundäre Symptome
Von Wagenmann und auch von anderer Seite wurden die gichtischen Augenerkrankungen in 2 Gruppen geteilt. Die erste stellt
diejenigen Prozesse dar, die direkt von der
Gicht respektive ihren Produkten hervorgerufen werden, also die Entzündungen der Augenhäute mit und ohne Ablagerung von Harnsäure und ihren Salzen. Die zweite, die erst
sekundär aus den durch die Gicht hervorgerufenen Gefässveränderungen resultieren. Die
oben erwähnten Fälle bilden gewissermassen
ein Übergangsstadium.
Als Zwischenglied der Gruppe möchte
ich noch der primären Hyalitis gedenken, primär hervorgerufen durch das aus der Gicht resultierende Gefässarterom. Sie rezidivieren
häufig und sind meiner Meinung nach einer
vollständigen Rückbildung überhaupt nicht
fähig. Sie führen manchmal durch ihre Intensität zum vollständigen Verlust des Sehvermögens, durch Schrumpfung und Ablatio zur
totalen Vernichtung des gesamten Organs.
Selbstverständlich sind auch die Erkrankungen der Uvea von mehr oder minder starken
Glaskörpertrübungen gefolgt.
Tertiäre Schädigungen
Die Hintergrundserkrankungen im engeren Sinne gehören durchweg der zweiten
Gruppe an. Sie sind gleichzeitig die wichtigsten, weil sie leider lange verborgen bleiben,
weil sich die Schädigung lange und oft genug
ganz ahnungslos vorbereitet und weil sie gerade die schwersten und irreparabelsten Störungen erzeugen. Natürlich! Treffen sie doch
gerade die feinen Endausbreitungen des Licht
vermittelnden Apparates direkt und führen so
nicht selten zur völligen Zerstörung des gesamten Sehorgans.
Während gerade von den einen betont
wird, dass die gichtischen Hintergrundserkrankungen in beiden Augen vorkommen, so
sprechen die Beobachtungen der Mehrheit der
Ärzte mehr für das häufigere einseitige Auf-
treten und geben dies gerade als charakteristisch an. Auch meine Beobachtungen gehen dahin. Übrigens auch Sir Dyce Duckworth, gewiss einer der besten Kenner der Gicht, zählt
unter 15 retinalen Erkrankungen nur fünf
doppelseitige. Jedenfalls scheint die Erkrankung des zweiten Auges stets später, wahrscheinlich oft um Jahre später aufzutreten.
Bedenken wir nur das langsame Werden der
Erkrankung. Können doch schon ganz auffallende Veränderungen bestehen, ohne erhebliche Störungen zu verursachen; so jene von
den arteriosklerotischen Prozessen her bekannten feine weisse Linien längs den Gefässen,
Stauungen in den Venen, Schwinden des retinalen Pigmentes um die Makula und den
Sehnervenkopf und dergleichen mehr.
Häufig einseitiges Auftreten
Einmal sah ich bei einem 46-jährtigen
Herrn, der an Gicht und bedeutender Ausscheidung von Harnsand litt (Uraturie und
Oxalurie), um die Makula herum feinste gelbliche Stippchen, kranzförmig angeordnet, nur
gegen die Papille hin etwas verzogen. Gleichzeitig bestand eine zarte Trübung der Netzhaut um die Papille. Interessant war die Angabe des Patienten, dass er alles im gelben Lichte sehe und gleichzeitig verkleinert. Als ich
ihn sah, war das Sehvermögen wieder nahezu
normal, keine Gesichtsfeldanomalie nachweisbar. Doch soll im Beginn der Erkrankung
der Visus auf die Hälfte gesund gewesen sein.
Die Mikropsie verschwand rasch und später
erst die Xantopsie. Die Affektion war einseitig. Nach einem Jahre konnte ich, als der Patient wieder nach Karlsbad zur Kur kam,
nichts mehr von jener Veränderung nachweisen. Hingegen zeigte der Harn Spuren von Albumin und 0,2% Zucker bei nur mässiger Uraturie. Jetzt sind vier Jahre vergangen. Der
Patient hat bis Juli 1898 wenigstens keine
weiteren Veränderungen am Sehorgan erlitten
und befindet sich auch körperlich ganz wohl.
Die Albuminurie besteht zeitweilig, die Glycosurie ist auch bei mässiger Kohlenhydratnahrung geschwunden. Seit drei Jahren hatte
er keinen Gichtanfall.
Noch eines zweiten Falles will ich speziell gedenken. Ich verdanke ihn der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Leopold Müller, der
die Dame gerade ihres Augenleidens wegen
nach Karlsbad sandte. Sie hatte starke Harnsäureausscheidung neben geringfügiger Albuminurie. Anfänglich leichtes Lidödem des rechten Auges. Dann Kopfschmerzen durch
mehrere Tage und hinterher plötzliche Erblindung des einen Auges. Der ophthalmoskopische Befund ergab eine ausgedehnte Neuroretinitis, die sehr dem Bild der Albuminurica
glich, dabei keine Hämorrhagien. Die Affektion war einseitig und blieb es meines Wissens auch (ich beobachtete die Dame durch 2
Jahre). Sie ging mit ausgesprochener Neuritis
optica einher, die später einer sekundären
Atrophie Platz machte. Von der anfänglichen
Erblindung stieg das Sehvermögen bis 6/10
und das behielt die Patientin.
Retrobulbäre Neuritis
Die Erscheinungen besserten sich erst
bei der entsprechenden Diät und gingen mit
der Harnsäureausscheidung und der Albuminurie, soweit sie rückbildungsfähig waren, im
gleichen Schritt zurück.
Grüner Star – Glaukom
Hämorrhagische Retinitis
Häufiger als solche Fälle sind die Formen von hämorrhagischer Retinitis, die auch
nach Angaben der Autoren geradezu charakteristisch für Gicht sein sollen. Sie kommen
ohne jene für die albuminurische Retinitis
charakteristischen weissen Flecken vor, bestehen aus kleinen flammenförmigen Blutungen bis zu ausgedehnteren Ergüssen. Die Arterien selbst sind eng, die Venen prall gefüllt,
erweitert, in ihren Grenzen verschwommen.
Die Blutungen sitzen mehr am hinteren Pol
und um die Papille.
Die sekundären Netzhautveränderungen lassen die Makula selbst bis zuletzt frei.
Hämorrhagien sollen übrigens nur anfänglich
vorkommen. Bei fortschreitender Sklerose
nehmen dieselben mit der Verdichtung der
Gefässwand immer mehr und mehr ab.
Besserungen sind selten. Mikroskopisch zeigt sich vornehmlich die Nervenfaserschicht ergriffen (Charles Stedmann Bull.
Peltesohn). Hutchinsohn findet in venösen
Störungen sowie in Thrombenbildungen die
beste Erklärung. Wagenmann sah einmal eine
Retinitis wieder unter dem Bild der Retinitis
proliferans verlaufen. Gowers erwähnt auch
die Retrobulbäre Neuritis unter den gichtischen Augenaffektionen. Sie soll zum Unterschiede von den toxischen Retrobulbärneuritiden erst ein Auge und nach einiger Zeit auch
das andere ergreifen. Auch Perineuritis optica
finde ich bei Galezowski zitiert. Sie wäre auf
eine Stufe zu stellen mit den gichtischen Erkrankungen peripherer Nerven wie z. B. der
Ischias.
Nun muss ich noch einer Erkrankung
gedenken, die schon seit langem mit der Gicht
in Zusammenhang gebracht wird – ich meine
das Glaukom. Ich habe, trotzdem ich alle Jahre mehrere Fälle von Glaukom sehe, keinen
einzigen je in Beobachtung gehabt, wo ein
unzweifelbarer Zusammenhang mit Gicht bestände. Dem Ausspruch Stephen Olen Richey,
der jedes Glaukom auf Gicht oder tertiäre Syphilis zurückgeführt wissen will, so auch der
Anschauung älterer Autoren, die das Glaukom
direkt als gichtische Ophthalmie bezeichnen,
kann ich also nicht beipflichten. Hingegen
mehren sich gerade in letzter Zeit die Veröffentlichungen offenbaren Zusammenhanges.
Stauungen in den abführenden Gefässen der
rigid gewordenen Sklera müssen hier als Erklärung für die Ursache der Drucksteigerung
herangezogen werden. Kommt ja das Glaukom auch sonst bei weitem am häufigsten im
Alter der beginnenden Arteriosklerose vor.
Heilungen durch gichtische Diätkuren
ohne Iridektomie sind von verschiedenen Seiten berichtet worden. Wagenmann erzählt von
einem solchen, wo gerade das iridektomierte
Auge zu Grunde ging, das zweite an Glaukom
erkrankte, ohne Iridektomie der Heilung
durch ein gegen das Grundleiden gerichtetes
Gichtregime zugeführt werden konnte.
Brudenell Carter, der auch in der rheumatischen Keratitis eine suabakute Glaukomform zu sehen glaubt, scheint mir etwas zu
weit zu gehen; ich meine das Glaukom ist
heute doch ein ganz begrenzter Begriff, der
keine Erweiterung mehr zulässt. Auch ein
chronisches Glaukom kommt als Begleiterscheinung der Gicht vor, und hier müsste die
Diättherapie besonders wertvoll sein. Erwähne ich noch den Fall über Tenonitis von Panas, bei dem Ablagerungen von Harnsäure gefunden wurden, und des Falles Paget von
sekundärer Panophthalmitis, so dürfte das
Kapitel über gichtische Augenerkrankungen
ziemlich erschöpft sein.
Zusammenfassung
Resümiere ich die hervorstechendsten
diagnostisch verwertbaren Kennzeichen, so ist
allen gemeinsam eine mehr oder minder auffallende Hartnäckigkeit, Neigung zu häufigen Rezidiven, und das Auftreten einer einseitigen Affektion – wenigstens gilt dies für
die Mehrzahl der Fälle. Bei beiderseitiger Erkrankung, dass ein Organ nach dem anderen,
ausserordentlich selten beide gleichzeitig ergriffen werden. In selteneren Fällen gelingt
auch der direkte Nachweis der Harnsäure und
ihrer Salze in den Ablagerungen.
Vergegenwärtigen wir uns noch den
gichtischen Habitus im Allgemeinen, den
häufigen Nachweis der hereditären Prädisposition, die Vielseitigkeit der Symptome, die
Lebensverhältnisse des Einzelnen – und das
ist ja oft das, was der Praktiker vor dem Kliniker hat – ziehen wir noch die Harnanalyse zu
Rate, so wird sich die Diagnose in den meisten Fällen mit ziemlicher Sicherheit stellen
lassen. Ich verhehle mir ja durchaus nicht,
dass die Diagnose gerade der larvierten Gicht
manchmal ausserordentlich schwierig ist, in
einzelnen Fällen überhaupt unmöglich mit Si-
cherheit sich stellen lässt. Aber gerade die begleitende Ophthalmie in der oder jener Form
kann uns ja oft gerade im Verein mit anderen
Symptomen den richtigen Weg weisen, um
unser therapeutisches Handeln darnach einzurichten.
Freilich kann ein einziger nicht die
Summe der Erfahrungen haben, aber gerade
aus den Einzelfällen Einzelner können wir dazu kommen, das weite Gebiet fester zu umgrenzen, Unrichtiges auszuscheiden, um klare, präzise Anhaltspunkte für eine sichere und
erfolgreiche Therapie heraus zu bekommen.
Noch einiges in Bezug auf die Therapie. Ich kann dies natürlich auch nur im Allgemeinen tun. Die Erkrankungen des Anhangapparates fallen ja ohnedies mit der gebräuchlichen Behandlung zusammen, nur darf
man das ätiologische Moment selbstverständlich nicht unberücksichtigt lassen. Die Konjunktivitis auf gichtischer Basis erfordert
sehr häufig, besonders bei heftigster Mitbeteiligung auch der Conjunctiva bulbi, warme
Kataplasmen. Die Schmerzen schwinden dabei oft überraschend schnell. Dasselbe gilt
von den Keratiden und den meisten anderen
gichtischen Augenaffektionen. Von den gebräuchlichen Salben sah ich den meisten
Nutzen von den Ichtyolsalben, die ich bis zu
5% anzuwenden pflege. Auch die beliebte Pagenstecherische Salbe kann oft mit Vorteil
angewendet werden. Bei Hämorrhagien verbietet sich die Wärme von selbst. Hier sind
Eisumschläge indiziert. Ich verwende zu den
Umschlägen gewöhnlich kleine Säckchen aus
Billrotbattist. Recht zweckmässig sind auch
jene kleinen Kautschukbeutel, wie ich sie auf
der Klinik des Prof. Schnabel habe anwenden
sehen. Gleich hier will ich warnen vor dem
unvorsichtigen Gebrauch des Atropin im allgemeinen und bei Hintergrundserkrankungen
im Besonderen. Man kann leicht die ohnedies
oft recht ausgedehnten Blutungen erhöhen,
oder auch solche direkt erzeugen. Auch soll
man stets vorher sich vom Tonus der Bulbus
genau überzeugen. Bäder im frischen Stadium
sind stets mit äusserster Vorsicht anzuwenden; sie schaden oft mehr als sie nützen; an-
ders, wenn der Prozess bereits abgeklungen
ist. Hier können sie auch wesentliche Unterstützung beim Aufsaugen von Exsudaten etc.
bringen, und wirken auch abgesehen davon
auf den Gesamtorganismus günstig ein. Besonders den Moorbädern möchte ich hier das
Wort reden. Doch auch Dampfbäder und
Dampfkastenbäder sowie andere Thermalbäder können mit Vorteil angewendet werden.
Auch mit den Trinkkuren verhält es sich analog. Die frischen Prozesse werden nicht gerade günstig beeinflusst. Bei alten Prozessen habe ich hingegen hier in Karlsbad recht günstige Erfolge gesehen.
Im akuten Stadium sind die Salicylpräparate vor allen anderen angezeigt. Gegen die
heftigen Kopfschmerzen habe ich im Salipyrin ein recht brauchbares Mittel kennengelernt. Chinin, Jodkali, Arsen etc. mögen mehr
für spätere Stadien Erfolg haben. Dabei strenge Gichtdiät: Wenig Fleisch, viel grüne Gemüse – im allgemeinen recht nukleinarme
Nahrung ist wohl am meisten üblich, auch
Milchdiät in gewissen Fällen. Alkoholika jeder Art sind nach Tunlichkeit zu vermeiden,
Biliner, Salvator oder dergleichen ist das
beste Getränk. Auch Zuckergenuss ist einzuschränken, bei der gichtischen Glycosurie
selbstredend ganz zu verbieten. Schutz gegen
grelles Licht ist nötig; doch scheint die Verordnung des absoluten Dunkelzimmers oft zu
weit gegangen. Im Gegenteil ist in vielen Fällen der Aufenthalt im Freien, schützender
Wald etc. recht empfehlenswert. Von Badeorten kommen die auch sonst bei Gicht üblichen, wie Karlsbad, Wiesbaden, Teplitz, Pystian und so fort, in Betracht. Wann dieselben
indiziert sind.
Jede Blutung verlangt nach Ruhe.
Das gilt wie überall hier besonders für die
Hintergrunderkrankungen. Abgesehen von
der Gefahr für das Sehorgan an sich ist sie
uns ja ohnehin ein Warnungszeichen in Bezug
auf die Beurteilung der Gefässbeschaffenheit
an anderen lebenswichtigen Organen und
nicht selten der Vorbote eines anscheinend
plötzlichen letalen Ausganges.
Schweizerischer Verein für
HOMÖOPATHIE
Vorstandsadressen 2011
SVH Präsidium
SVH Sekretariat
Georg M. Kissling
Postfach 1761
4601 Olten 1
Tel: 061 991 91 69
[email protected]
SVH Vizepräsidentin
SVH Bibliothek
Waltraud Straubinger
Lägernstrasse 17
8172 Niederglatt ZH
Tel: 044 850 77 40
[email protected]
www.verein-homoeopathie.ch
Leitartikel
Die homöopathische Behandlung der Augenkrankheiten
Teil 2
Aus dem gleichnamigen Buch von
Karl Erhard Weiss, Augenarzt in Stuttgart,
erschienen im Hippokrates Verlag, 1936.
(Fortsetzung von Teil 1 im SVH Folio 1/2011)
Basedow, Exophthalmus
Zur Unterstützung der notwendigen
diätetischen Behandlung mit Fernhaltung
jeglicher Aufregung, viel Aufenthalt in
frischer Luft u.s.w., sowie der Strahlen- und
wenn nötig operativen Therapie kommen
folgende Mittel in Betracht:
Amylenum nitrosum manche Fälle sollen
durch blosses Riechen daran geheilt worden
sein. Innerlich besonders angezeigt durch
häufige Wallungen. Atembeklemmungen.
Belladonna atropa: Exophthalmus
mit Trockenheit, Klopfen der Arterien.
Badiaga (Spongia fluviatilis): Basedow mit
Schmerzen in den hinteren Teilen des Auges,
schlechter durch Augenbewegungen,
Herzklopfen, Drüsenschwellungen.
Lycopus virginiana:
klinisch wenig bewährt.
Spongia tosta: Exophthalmus, Vergrösserung
der Schilddrüse, Herzklopfen, Übelbefinden,
Schreckhaftigkeit, besonders nachts. Stechen
im Augapfel, Brennen um die Augen herum,
Tränen im Licht. Chromopsien, besonders
tiefrot, Photopsien sogar wenn das Auge
nachts geschlossen ist.
Natrium muriaticum und Baryta carbonica
kommen aus allgemeinen Anzeigen in
Betracht.
Belladonna atropa: Wenn die charakteristischen Kopfschmerzen mit venöser Blutüberfüllung vorhanden sind, besser beim ruhigen
Dasitzen, schlechter beim Niederliegen,
mit weiten Pupillen und allgemeinen
Belladonnasymptomen.
Calcarea carbonica als Konstitutionsmittel
und Zwischenmittel, wo es indiziert ist,
namentlich auch als Calcium-iodatum.
Cactus grandiflorus: Herzsymptome
stehen bei diesem Mittel im Vordergrund.
Jodum purum und Thyreoidinum bei der
thyreogenen Form des Basedow. Doch muss
eine nicht zu tiefe Verdünnung gewählt werden. Bei Thyreoidin habe ich selbst bei der
30. Verdünnung noch mehrfach eine kurzdauernde Erstverschlechterung gesehen, auf diese
dann eine Besserung des Zustandes folgte.
Beide Mittel werden in hohen Verdünnungen
(30) und seltenen Gaben zu geben sein.
Ferrum iodatum und aceticum: Besonders
wenn die Krankheit durch Unterdrückung der
Menses kommt. Dabei neben den bekannten
Basedow Erscheinungen grosse Nervosität.
Phosphor, Silicea und Veratrum album
kommen ebenfalls nach allgemeinen Indikationen gelegentlich in Betracht. Näheres ist im
ersten Teil nachzulesen.
Amylenum nitrosum manche Fälle sollen
durch blosses Riechen daran geheilt worden
sein. Innerlich besonders angezeigt durch
häufige Wallungen. Atembeklemmungen.
Tränenwege
Tränendrüse
Bei übermässiger Absonderung
der Tränendrüse nach Ausrottung des
Tränensacks ist Jaborandi zu versuchen.
Dacryocystitis phlegmonosa
Die früher übliche Anwendung von Eis
oder eisgekühlten Kompressen im ersten Stadium der Entzündung hat sich nicht bewährt
und ist wohl allgemein verlassen. Vielmehr
empfiehlt es sich, schon gleich anfangs
trockenwarme Überschläge machen zu lassen,
dergestalt, dass man unter einer Wärmeflasche zwei Taschentücher warm machen lässt
du immer eines aufs Auge legt oder hält
(nicht bindet), während das andere vorgewärmt wird. Daneben empfiehlt es sich zur
Entspannung Lanolin auf die entzündete
Hautstelle zu streichen. So gelingt es bisweilen, die beginnende Eiterung och zum
Stehen zu bringen. Sobald aber deutliche
Fluktuation vorhanden ist, muss der Eiter
durch einen genügend grossen Einschnitt entleert werden. Nachher haben sich mir Touchierungen mit dem Ortizostift durch die
Wunde hindurch in den Tränensack als sehr
zweckmässig erwiesen; dadurch wird die Eiterung bald zum Aufhören gebracht und die
Wunde schliesst sich rasch und meist ohne Fistel.
Dringend zu warnen ist vor dem Sondieren eines in akuter phlegmonöser Entzündung begriffenen Tränensacks, weil dadurch
die Eitererreger noch mehr verbreitet werden.
Höchstens eine vorsichtige Durchspülung mit
schwacher Lösung von Hydrogenium oxycyanatum 1: 5000 ganz im Beginn der Entzündung kann in Betracht kommen, wird aber
meist wegen der starken Schmerzhaftigkeit
unmöglich sein.
Nach Ablauf der Entzündung Durchspülung evtl. Sondierung. Ist eine starke Verwachsung vorhanden und geht die Entzündung in eine chronische nicht entzündlichen
Tränensackeiterung über, so bleibt nichts anderes übrig, als nach Ablauf der entzündlichen Erscheinungen den Tränensack kunstgerecht durch Operation zu entfernen.
Aconitum napellus, Pulsatilla pratensis,
Silicea terra und Hepar sulphuris calcarea
kommen je nach dem Stadium der Entzündung in Betracht. Siehe nächsten Abschnitt.
Auf die operativen Behandlungsmethoden der Dacryostenose wird hier
nicht eingegangen.
Dacryocystitis catharrhalis et
blenorrhoica. Strictura ductus
lacrimalis
Die meisten Tränenleiden hängen mit
der Nase zusammen ; es muss also stets die
Nase durch einen erfahrenen Nasenarzt untersucht und wenn nötig behandelt werden, weil
sonst alle örtliche und allgemeine Augenbehandlung nicht zum Ziele führt.
Der Kranke klagt meist über Tränen,
und namentlich bei einseitigem Tränen sollte
man sich, wenn ein Fremdkörper, ein einwärts
wachsendes Härchen oder sonst eine örtliche
Ursache ausgeschlossen ist, nie mit der Diagnose Augenkatarrh oder Bindehautkatarrh begnügen und den Kranken mit Zinktropfen zur
Einträufelung entlassen, sondern zunächst die
Tränenpunkte und Tränenröhrchen untersuchen. Besteht eine Auswärtswendung des unteren Tränenröhrchens durch Schleimhautschwellung, so wird zunächst versucht, durch
Einträufelung von Argentum nitricum
0,02:10 oder Targesin 0,2 : 10 morgens und
abends, später nach etwa 8 Tagen, wenn die
Schleimhaut etwas abgeschwollen ist Zincum sulphuricum 0,01 bis 0,03 : 10,0 der
Schleimhautschwellung beizukommen.
Gelingt dies nicht in kurzer Zeit, so
überzeuge man sich durch Durchspülen mit
reinem Wasser oder Borsäurelösung nach Erweiterung des unteren Tränenröhrchens mit
der konischen Sonde, das der Tränenweg
durchgängig ist. Ist dies der Fall, wenn nötig
nach Sondierung, so spalte man das untere
Tränenröhrchen, und exzidiere in Infiltrationsanästhesie ein kleines dreieckiges Stück
von der inneren Wand des unteren Tränenröhrchens. Man sieht dann oft geringe Grade
von Eversion sich zurückbliden. Ektropium:
(s. später)
Liegt das Tränen nicht an der Stellung
des Tränenpunktes, sondern an der Striktur
der Tränenwege, so versuche man zunächst,
durchzuspritzen. Gelingt dies nicht so sondiere man vorsichtig und stelle den Orte der Verwachsung fest, ebenso ob der Tränensack erweitert ist und ob dam Knochen raue Stellen
zu fühlen sind. Die Sonde lasse man etwa 5
Minuten stecken, ziehe sie dann heraus und
spüle, vorteilhaft mit einer schwachen Novocainlösung unter Zusatz einiger Tropfen Fibrolysin, durch. Zweimal wöchentlich wiederhole man diese Spülung, sondiere aber womöglich erst wieder wenn nötig nach 14 Tagen, da man sonst die Narbe immer wieder
aufrisst und eine immer festere Striktur erhält.
In vielen Fällen wird man mit dieser
Sondenbehandlung und Durchspülung zum
Ziele gelangen. Strikturen, die jeder Sondierung Widerstand leisten, sowie die Blenorrhoe des Tränensacks bei Erweiterung des Tränensacks wird man nicht anders als durch
kunstgerechte Entfernung des Tränesacks in
Infiltrationsanästhesie bemeistern können.
Besonders bei der landarbeiteden Bevölkerung und vor bulbuseröffnenden Operationen
zögere man nicht zulange mit der Entfernung
des Tränensacks, da bei Strikturen und Tränensackeiterungen häufig Pneumokokken im
Bindehautsack anwesend sind, und diese häufig Veranlassung zum Verlust des Sehvermögens oder des ganzen Auges durch Ulcus serpens, oder zu Panophthalmie nach Operationen geben.
Bei kleinen Kindern findet man
manchmal hartnäckiges Tränen durch einen
angeborenen häutigen Verschluss der Tränenwege. In diesen Fällen erzielt man oft sofortige Heilung des lästigen Leidens durch eine sehr vorsichtige und schonende Sondierung in leichter Narkose. Dass man bei den
zarten kindlichen Knochen doppelt vorsichtig
sein muss, damit man keinen faschen Weg
macht, bedarf wohl keiner besonderen Ausführung.
Daneben werden örtlich die üblichen
Augentropfen eingeträufelt, unter denen das
Zincum sulphuricum namentlich zusammen
mit Supraren. hydrochloricum (1 : 1000)
0,5 auf 10 mit Recht bevorzugt wird. Auch
Salben mit Zincum sulphuricum in derselben
Stärke (Zincum sulphuricum 0,05 Solutio Supraren hydrochloricum (1:1'000) 0,5 Lanolinum anhydratum Vaselinum album puriss. aa d
10,0) werden gern verwendet, Salben insbesondere dann, wenn wegen Ekzem des Lidrands die Tropfen nicht gut ertragen werden.
Bei Pneumokokken-Konjunktivitis mit starkem Verkleben morgens und Rötung der Augapfelbindehaut finden die oben angegebenen
Silberlösungen Anwendung. Über die Totiund West’sche Operation soll hier nicht gehandelt werden.
Daneben innerlich folgende Medikamente:
Aconitum napellus: Entzündung des Tränensacks, im ersten Stadium, vor der Eiterbildung, mit grosser Hitze, Trockenheit, Empfindlichkeit, scharfen Schmerzen und allgemeinem Fieber.
Argentum nitricum: Sehr ausgiebige Absonderung. Karunkel geschwollen, sieht aus wie
ein roter Fleischklumpen. Konjuktiva gerötet,
meist auch Augapfelbindehaut injiziert (Pneumokokken).
Arum triphyllum: Katarrh des Tränensacks,
mit dem Drang in der gleichen Seite der Nase
zu bohren. Nase verstopft, muss durch den
Mund atmen. Nasenlöcher wund.
Calendula officinalis: verdünnt äusserlich zu
Umschlägen nach Eingriffen, namentlich in
Fällen grosser Empfindlichkeit.
Euphrasia officinalis: Viel dicke, gelbe,
scharfe Absonderung, die die Lider wund
macht. Verschwimmen durch Reiben in den
Augen oder Zwinkern gebessert. Dünne
wässrige nicht wundmachende Absonderung
durch die Nase.
Stannum metallicum: Grünliche
Absonderung aus dem Tränensack, Jucken
oder scharfer Schmerz im inneren Lidwinkel,
besonders nachts.
Belladonna atropa: Kopfweh, trockener
Augenkatarrh, Röte der Lider, mit
den charakteristischen Belladonna
Allgemeinsymptomen.
Hepar sulphuris calcarea: Entzündung des
Tränensacks nach der Bildung von Eiter oder
Blenorrhoe des Tränensacks mit grosser Empfindlichkeit gegen Berührung und Kälte, mit
profuser Absonderung. Auch um die Absonderung nach Eröffnung der Tränenwege zu
beschränken.
Calcarea carbonica: Wenn als
Konstitutionsmittel angezeigt.
Mercurius solubilis: Absonderung dünn und
wundmachend, scharfer Schnupfen.
Verschlimmerung nachts.
Natrium muriaticum: Kachexie, Schnupfen,
Verstopfung, kalte Füsse und allgemeine
Symptome. Tränen scharf und wundmachend,
Absonderungen dünn. Herpesbläschen.
Petroleum oleum: Absonderung des Tränensacks, rauhe Wangen, Hinterhauptskopfschmerzen und allgemeine Petroleumsymptome.
Pulsatilla pratensis wird sehr häufig bei Tränensackeiterung gebraucht, kupiert manchmal
die Entzündung, und passt in jedem Stadium
derselben, wenn aus allgemeinen Indikationen
angezeigt. Auch bei Blenorrhoe des Tränensacks, wenn die Absonderung nicht reizend
und profus ist. Profuse, nicht reizende Absonderung aus der Nase. Besonders nützlich bei
Kindern und Frauen.
Silicea terra: Gelegentlich angezeigt, wenn
die allgemeinen Symptome das Mittel verlangen. Hat sogar manche Fälle kupiert, bei denen die Eiterung schon ziemlich weit fortgeschritten war. Bei Blenorrhoe des Tränensacks oft angezeigt. Besonders auch wenn der
Knochen dabei erkrankt ist, wie es nicht selten bei en Tränensackerkrankungen der Fall
ist, die auf Tuberkulose beruhen. Der Kranke
ist sehr empfindlich gegen Kälte und will
warm eingehüllt sein.
Cinnabaris (Mercurius sulfuratus ruber):
Schmerz vom Tränenkanal zur Schläfe,
von einem Punkt ausstrahlend.
Nux vomica: Morgenverschlechterung
ausgesprochen.
Sulphur: Als Konstitutionsoder Zwischenmittel.
Zincum sulphuratum: Wenn verursacht
durch Konjuktiva angulus (Diplobac.).
Rötung namentlich in den Lidwinkeln.
Fistula lacrimalis
Neben der chirurgischen Behandlung
sind die oben angegebenen Mittel innerlich,
namentlich je nach den Symptomen Calciumcarbonicum, Acidum-fluoricum, Lachesis mutus, Mercurius solubilis, Natrium muariticum,
Petroleum oleum, Silicea terra, Sulphur.
Augenlider
Oedem, Erythem der Lider
Apis mellificus: Brennen, schlechter durch
Hitze. Das Oberlid hängt wie ein Sack über
das Auge. Erysipel. Schmerzen stechend, Der
Kranke ist benommen und ohne Durst. Häufig
Chemosis dabei.
Arsenicum album: Brennen, besser durch
Wärme, schlechter mitternachts und nach
Mitternacht. Schwellung meist nicht entzündlich und schmerzlos. Die Lider sehen aus
wie durch Luft aufgeblasen. Absonderungen
wundmachend.
Kalium carbonicum: Sackartige Schwellungen über den Augen, zwischen Augenbraue
und Oberlid. Erschlaffung der Gewebe. Nichtentzündlich.
Rhus toxicodendron: Schwellung des
Oberlids bei Erysipel und beginnender
Panophthalmie, auch idiopathisch, mit
Bläschen an den Lidern und im Gesicht.
Augen krampfhaft geschlossen.
Beim Versuch, die Lider zu öffnen, stürzt
ein Strom von heissen Tränen heraus.
Bei Erythem der Lider
meist Belladonna oder Apis.
Stets gerötete Lider: Sulphur oder
Natrium muriaticum mit Kalium chloratum
im Wechsel, auch Mercurius solubilis.
Ptosis: Causticum Hahnemannii, Kalium
carbonicum, Apis, Arsenicum album,
Euphrasia officinalis.
Blepharitis acuta, Lidabszess
Durch die richtige Wahl des Mittels
kann der Abszess oft noch kupiert werden. Ist
das nicht mehr möglich, dann trockene,
warme Anwendungen (feuchte erweichen die
Lider zu sehr und verbreiten dadurch die ei-
trige Entzündung), Einfetten mit Lanolin oder
Noviformsalbe 0,5 : 10,0. Rechtzeitige Inzision, darauf Noviformsalbe oder Umschläge mit
verdünnter Calendulatinktur, 10 Tropfen auf
ein Viertel Liter warmes Wasser.
Innerlich
kommen folgende Mittel in Betracht:
Aconitum napellus: Im allerersten Stadium,
wenn die Lider geschwollen, rot, hart sind mit
einem straffen Gefühl, die Lider sind sehr
empfindlich gegen Luft und Berührung mit
grosser Hite und Brennen. Die Augen tränen
kaum. Oft allgemeines Fieber dabei.
Apis mellifica: Im Beginn, ehe Eiter sich gebildet hat. Lider geschwollen, namentlich das
obere, mit stechenden Schmerzen. Lider blaurot geschwollen. Kaltes Wasser erleichtert
vorübergehend. Oft Chemosis mit viel heisser, brennender Tränenabsonderung, wie bei
Rhus toxicodendron, aber nicht so scharf wie
bei Arsenicum album. Schläfrigkeit und Durstlosigkeit sind oft dabei.
Arsenicum album: Entzündung der Lider bei
Kachexie, grosser Prostration, Ruhelosigkeit
besonders nachts, viel Durst. Ödem der Lider
ohne starke Rötung. Schmerzen ausgesprochen brennend, gebessert durch Wärme, Tränenabsonderung profus, heiss, und scharf, macht die Lider wund, ebenso die Wangen.
Hepar sulphuris calcarea ist das Hauptmittel
im zweiten Stadium, wenn sich Eiter gebildet
hat. Lider rot wie bei Erysipel, mit klopfenden, stechenden Schmerzen darin, sehr empfindlich gegen Berührung und gegen Kälte, gebessert durch Wärme.
Rhus toxicodendron: Neigung zur Abszessbildung: Lider, besonders das Oberlid, ödematös geschwollen, dabei profuser Tränenfluss. Erysipelatöse Schwellung der Lider mit
Bläschen auf der Haut. Chemosis ist oft vorhanden. Beim Öffnen der Lider stürzt ein
Strom von Tränen heraus. Schmerzen
schlechter nachts, im kalten feuchten Wetter,
durch warme Anwendungen gebessert.
Silicea terra: Nachdem die Eiterung eingesetzt hat. Silicea passt besonders für die Karbunkelform, besonders bei nervösen Kranken
die neben der örtlichen Erkrankung noch an
starken Kopfschmerzen leiden, gebessert
durch Warmeinhüllen des Kopfes.
Graphites, Pulsatilla pratensis und Sulphur,
(siehe im nächsten Abschnitt).
Blepharitis ciliaris
Es ist selbstverständlich, dass immer
zuerst die Ursache der Blepharitis gesucht
und behandelt werden muss. Allgemeine Ekzeme, insbesondere die verschiedenen Formen
des seborrhoischen Ekzems kommen hier in
Betracht, nicht selben wirken auch scharfe
Haarwasser oder sonst unzweckmässige Behandlung des Haarbodens in dieser Richtung
schädigend. Vor allem aber soll an dieser
Stelle auf die Brechungsfehler des Auges hingewiesen werden, die oft hartnäckigen Entzündungen des Lidrandes zugrunde liegen.
Erst mit dem Ausgleich des Brechungsfehlers,
namentlich der Hyperopie, schwindet oft die
Blepharitis, die sonst allen Behandlungsweisen trotzte. Läuse!
Dass bei Lidrandentzündungen das so
beliebte Reiben der Augen mit Fingern und
mehr oder weniger sauberen Taschentüchern
ganz unzweckmässig ist, und Entzündungen
hervorruft und unterhält, darf auch nicht verschwiegen werden. Jedes Auge hat elf Feinde: die zehn Finger und das Taschentuch.
Auch Verbände, namentlich aber feuchtwarme Priessnitz’sche Verbände, sind bei
Blepharitis marginalis vom Übel; auch
warme Waschungen, selbst wenn sie augenblicklich erleichtern, werden meist auf die
Dauer schlecht ertragen, da sie die Haut
erweichen und ihrer schützenden Fettschicht
berauben, und so den Eitererregern die
Pforten der Gewebsspalten eröffnen.
Häufig ist die Blepharitis nur eine
Teilerscheinung einer Konjunktivitis oder
steht sie im Zusammenhang mit einem Tränenleiden, besonders ist sie häufig bei Eversion
des Tränenpunkts, wenn durch Erschlaffung
des Lidgewebes und Schwellung der Bindehaut das Tränenröhrchen nach aussen gewendet ist, so dass das Sekret nicht abfliessen
kann. Dass in diesen Fällen zuerst die Ursache beseitigt werden muss, versteht sich von
selbst.
Die Entzündung des Lidrandes äussert
sich entweder durch diffuse Rötung und Schwellung des Lidrands oder durch Eruptionen
aller Art am Lidrand, Pusteln an den Haarbälgen der Wimpern, Schuppen an den Wimperhaaren usw. Die in Pusteln stehenden Wimperhaare müssen mit der Cilienpinzette ausgezogen werden. Meist klagen die kranken dabei über Ausfall der Wimperhaare und wollen
den Lidrand nicht, wie es nötig ist, mit den
verschriebenen Salben tüchtig massieren, weil
sie fürchten, dadurch noch mehr Haare zu
verlieren. Doch verhält es sich hier wie mit
dem Haarausfall auf dem Kopf: Was a haaren
bei dieser Behandlung ausgeht, das ist schon
krank und verloren, so dass man mit der Behandlung gar nicht ängstlich zu sein braucht:
die ausgegangenen Haare wachsen nach energischer Behandlung eher wieder, als wenn
man den Prozess aus Schonung für die kranken Haare sich selbst überlässt.
Am günstigsten wirken äusserlich bei
Blepharitis marginalis die Salben – wo sie ertragen werden. Will man zugleich die Bindehaut mitbehandeln, so kommt die Schweissinger’sche Salbe in Betracht. (Unguentum
ophthamicum flavus pultif. Schweissinger
Orig. 10-prozentig 2,0 Aqua destillata 1,0
(evtl. Solutio Suprarenalis h. 1‰ 0,5) bucerinum anh. Ad 10,0 auch Zusatz von Targesin
0,2 ist möglich), ferner Noviformsalbe (Noviform 0,5 Aqua dest. 1,0 Eucerin. Anh. Ad
10,0), letztere namentlich bei der pustulösen
Form der Blepharitis. Bei dieser auch folgende Salbe: Zincum sulphuricum 0,03 Solve in
Aqua dest. 2,0, Ichthyolum 0,3 Eucerinum
anh. Ad 10,0 sehr bewärt.) Nur äusserlich am
Lidrand aufgestrichen und nach einigen
Minuten wieder entfernt, wird die sehr
wirksame weisse Präzipitatsalbe, alleine oder
zu gleichen Teilen mit Unguentum Zincum
und Vaselinum flav. (Diese letztere Salbe
eignet sich auch sehr gut zur Nasenbehandlung bei skrofulösen Kindern.)
Bei sehr starken Lidrandentzündungen
mit Pusteln muss man oft den Lidrand (vorsichtig, mit Schonung des inneren Auges!) mit
dem milderen Höllensteinstift abreiben oder
mit dem milder wirkenden Ortizon- oder Kohlensäurestift. Nachher Salbe.
Die Schüppchen bei Blepharitis marginalis squamosa werden leicht entfernt durch
Wasser, dem man etwas doppeltkohlensaures
Natron oder Borax zugesetzt hat. In den schlimmsten Fällen, wo Salben ertragen werden,
kann man die Schuppen dadurch erweichen,
dass man über Nacht ein Läppchen mit Salbe
bestrichen auf die Augen auflegt. Dieses Verfahren ist besser und schonender als das Erweichen der Schuppen mit warmem Wasser
und warmen Anwendungen.
Innerlich kommen, neben den äusserlichen
Anwendungen, folgende Mittel hauptsächlich
in Betracht:
Aconitum napellus: Hauptsächlich bei ganz
akuten Fällen, besonders wenn die Entzündung hervorgerufen ist durch kalte, trockene
Winde. Lider, besonders das obere, rot und
geschwollen, Gefühl als wären die Lider zu
straff, dabei grosse Hitze, Trockenheit, Brennen, Empfindlichkeit gegen Luft. Kaltes Wasser bessert die trockene Hitze vorübergehend.
Meist ist die Bindehaut mitbetroffen. Dabei
meist Fieber, Durst, Ruhelosigkeit, allgemeine Erkältung.
Alumina (Tonerde, Aluminiumoxyd): Chronische Lidentzündung, namentlich bei Trachom, mit Brennen und Trockenheit der Lider,
besonders abends. Jucken, Trockenheit und
Wundsein in den Lidwinkeln. Dabei keine
Tränen. Meist keine erhebliche Gewebsveränderung oder Verdickung dabei.
Antimonium crudum: Hauptmittel bei Blepharitis pustulosa, hartnäckige Fälle, Lider
rot, geschwollen und feucht, Pusteln im Gesicht. Namentlich bei unartigen Kindern. Bei
Blepharitis marginalis im Zusammenhang mit
Magenstörungen.
Argentum nitricum: Lider wund, sehr rot,
geschwollen. Dabei meist Bindehautentzündung mit profuser eitriger Absonderung, so
dass die Augen morgens fest verklebt sind.
Meist besser in kalter Luft oder bei kalten Anwendungen. Häufig Kopfweh, Schmerz in der
Nasenwurzel, und akkommodative Störungen.
Arsenicum album: Entzündung der Lidränder, die dick, rot und von der brennend scharfen Tränenabsonderung wund sind. Auch die
Wange ist oft wundgefressen. Lider oft ödematös geschwollen, krampfhaft geschlossen,
namentlich bei Mitbeteiligung der Hornhaut.
Die charakteristischen brennenden Schmerzen, gebessert durch Wärme, sind gewöhnlich
vorhanden und für die Mittelwahl wichtig.
Für die Wahl des Mittels bestimmend sind namentlich die allgemeinen Symptome, Ruhelosigkeit, Verschlechterung nach Mitternacht,
Durst, besonders bei skrofulösen Kindern.
Aurum metallicum: Selten angezeigt bei unkomplizierter Blepharitis, ausser bei skrofulösen oder syphilitischen Kranken, die viel
Quecksilber angewandt haben. Lider rot und
ulzeriert, mit stechendem oder juckendem
Schmerz, raschem Ausfallen der Wimpern.
Calcarea carbonica: Blepharitis bei Kranken, die die Neigung haben, fett zu werden
oder bei blassen, ungesund dicken Kindern
mit dickem Bauch, bei der pastösen Form der
Skrofulose oder exsudativen Diathese, die
viel am Kopf schwitzen. Lider rot, geschwollen und verhärtet. Infolge der Entzündung der
Lidränder fallen die Wimpern aus, dicke eitrige, wundmachende Absonderung, brennende, stechende Schmerzen. Jucken und Brennen der Lidränder. Schlechter morgens, bei
Bewegen der Augen, bei feuchtem Wetter.
Sehr wichtig ist die Kachexie bei fettem, wasserreichem Gewebe.
Calcarea jodatum: Wirkt besser als
Karbonat bei Kindern mit Drüsenschwellungen und grossen Mandeln.
Causticum Hahnemannii: Blepharitis mit
Warzen an den Lidern. Besser im Freien.
Sandgefühl im Auge. Gefühl von Schwere
im Oberlid dabei.
Chamomilla matricaria: Zwischenmittel bei
bösen Kindern, die viel schreien und immer
getragen werden wollen, bei schwerem
Zahnen. Die örtlichen Symptome
sind nicht ausgesprochen.
Cinnabaris (Mercurius sulfuratus ruber):
Blepharitis mit dumpfem Schmerz
über dem Auge und rund herum.
Croton tiglium: Blepharitis mit vesikulärer
Eruption auf Lidern und Gesicht.
Euphrasia officinalis: Lider rot, geschwollen, wundgemacht durch die profuse, scharfe,
schleimig-eitrige Absonderung, auch Geschwüre an den Lidern. Dabei oft wunde
Wangen, fliessender nicht wundmachender
Schnupfen dabei.
Graphites: Eines der Hauptmittel, besonders
für chronische Blepharitis, obwohl es in Fällen von Hornhautgeschwüren und Phlyktänen
auch für akute Anfälle gebraucht wird. Besonders hilfreich bei skrofulösen Kranken, die
mit Ekzemen bedeckt sind, besonders auf dem
Kopf und hinter den Ohren. Der Ausschlag ist
feucht, zeigt spalten und Risse und blutet leicht. Lidränder blassrot, leicht geschwollen,
mit trockenen Schuppen bedeckt oder geschwürig. Manchmal ist nur der äussere Lidwinkel entzündet, aufgesprungen und leicht blutend, namentlich beim Öffnen der Lider. Jukken, das zum fortgesetzten Reiben reizt. Lidekzem mit Neigung aufzuspringen, feucht,
mit Krusten an den Lidrändern.
Hepar sulphuris calcarea: Passt mehr für
akute phlegmonöse Entzündung der Lider,
wird aber vorteilhaft angewandt, wenn die Li-
der infolge der Entzündung wund sind wie angefressen, dabei Schmerzen abends und besonders auf Berührung, besser durch Wärme
(wo Hepar passt, sehr ausgesprochen). Vereiterte Hordeola und Chalazien. Lidekzem mit
dicken, honigwabenartigen Schorfen.
Mercurius solubilis: Blepharitis bei Syphilitikern oder besonders bei Feuerarbeitern. Lid
dick, rot, geschwollen, ulzeriert, besonders
das obere, empfindlich gegen heiss und kalt
und gegen Berührung. Profuser, scharfer Tränenfluss, der die Lider wund und empfindlich
und rot macht, schlechter im Freien oder
durch dauernde Anwendung von kaltem Wasser. Alle Symptome schlechter abends nach
dem Zubettgehen, von allgemeiner Wärme,
vom Feuerschein oder von künstlichem Licht.
Dabei wunde Nase durch scharfen Schnupfen,
belegte Zunge, Schmerzen nachts usw.
Mercurius corrosivus: Ähnlich wie das vorige Präparat, doch sind bei Mercurius corrosivus die Schmerzen stärker und mehr krampfartig, das Tränen stärker und schärfer, die Absonderungen dünner und mehr wundmachend
und die entzündliche Schwellung grösser.
Profuser, scharfer Tränenfluss, der die Lider
wund macht. Die nächtliche Verschlimmerung fehlt selten.
Mezereum daphne: Blepharitis bei Haarausfall. Ekzem der Lider und am Kopf mit dikken, harten Schorfen, unter denen Eiter hervorkommt bei Druck. Impetigo contagiosa.
Natrium muriaticum: Blepharitis nach langer, örtlicher Anwendung von starken Ätzmitteln, namentlich Argentum nitricum – Lider
dick und entzündet, schmerzen und brennen,
mit Sandgefühl im Auge. Tränen, scharf, Lider und Wangen wundmachend, so dass sie
glänzend aussehen, wie poliert. Dabei oft Ekzem.
Nux vomica: Blepharitis bei Verdauungsstörungen, mehr chronisch. Meist Verschlechterung, morgens ausgesprochen.
Petroleum oleum: Blepharitis mit
Hinterhauptskopfweh, rauher Haut, usw.
Psorinum: Chronische Fälle von Lidrandentzündung mit gelegentlichen Verschlechterungen. Besonders bei Skrofulose, mit widerlichen, ungesunden Absonderungen vom Auge,
als Konstitutionsmittel.
Pulsatilla pratensis: akute und chronische
Blepharitis, besonders Blepharadenitis, oder
wenn grosse Neigung zur Bildung von Hordeola vorhanden ist. Blepharitis von gutem Leben, fetten Speisen. Dabei Akne im Gesicht.
Auch bei Mitbeteiligung der Tränenwege.
Allgemeinsymptome sind bei der Wahl des
Mittels zu berücksichtigen. Die Absonderungen sind nicht scharf, aber oft reichlich, machen die Lider morgens verkleben. Jucken und
Brennen. Die Verschlechterung abends, im
warmen Zimmer und bei kaltem Zug. Besserung im kühlen Freien ist meist ausgesprochen.
Rhus toxicodendron: Durchnässung,
Verschlechterung bei nassem Wetter,
mit viel Schwellung der Lider und Tränen.
Sepia officinalis: Blepharitis bei Frauenleiden. Chronische Blepharitis mit Schuppen,
Akne ciliaris. Gefühl die Lider sind zu schwer
und zu straff und gingen nicht ganz über das
Auge her. Schlechter morgens und abends.
Silicea terra: Blepharitis von Arbeit an feuchten Orten oder Aufenthalt in kalter Luft.
(Vgl. Calcarea carbonicum, Rhus tox).
Staphysagria delphinium: Blepharitis nach
harten Knötchen am Lidrand, Zerstörung der
Haarfollikel.
Sulphur: Bei mehr chronischen Fällen, namentlich bei skrofulösen Kindern, die tagsüber unartig und reizbar sind und nachts fiebrig und ruhelos. Ferner nach Unterdrückung
von Ausschlägen, oder wenn der Kranke bedeckt ist mit Ekzem. Schmerzen gewöhnlich
stechend. Abneigung gegen Wasser, der
Kranke kann es nicht ertragen, wenn die Augen gewaschen werden.
Tellurium metallicum: Lidekzem mit feuchtem Ausschlag hinter den Ohren und widerlicher Ohrenfluss, der nach Fischlake riecht.
Nach allgemeinen Gesichtspunkten
kommen gelegentlich noch andere Mittel in
Betracht, so Apis mellifica, Argentum metallicum, Lycopodium clavatum, Sanguinaria canadensis, Senega polygala.
Erysipel der Lider
Das Gesichtserysipel ist bekanntlich
sehr empfindlich gegen Salben und gegen
feuchte Anwendungen. Trockene Wärme wird
manchmal noch am besten ertragen, z. B. in
der Art, dass man ein heisses Bügeleisen in
die Nähe bringt. Einpudern mit einem ganz
reizlosen Kinderpuder oder mit Xeroformpulver gibt oft Erleichterung. Ganz im Anfang
kann das Erysipel manchmal kupiert werden
durch Bestreichen der befallenen Hauptpartie
mit Jodtinktur. Nur muss man darauf achten,
dass nichts davon in die Augen eindringt.
Bei den geschwollenen Lidern ist es
oft nicht ganz leicht, aber unumgänglich notwendig, sich bei den geringsten Schmerzen
im Auge selber zu überzeugen, ob nicht ein
Hornhautgeschwür als Komplikation vorhanden ist. In diesem Fall zögere man nicht mit
der örtlichen, oft wiederholten Anwendung
von Atropin, am besten in der Form der Atropin-Noviformsalbe. Bei starker Chemosis der
Bindehaut können Scarifikationen, bei Bildung von Abszessen an den Lidern und in der
Orbita Einschnitte sich notwendig machen.
Innerlich kommen folgende Mittel in Frage
Aconitum napellus: nur ganz am Anfang.
Apis mellifica: Erysipelatöse Schwellung der
Lider, daneben weiche Schwellung des Gesichts, mit Chemosis. Besonders das Oberlid
ist geschwollen und hängt wie ein Sack über
das Auge her. Lichtscheu und Tränen sind oft
sehr ausgesprochen. Schmerzen oft stechend,
auch heftige schiessende Schmerzen über dem
Auge in den Augapfel. Der Kranke ist benommen und durstlos (Gegenteil Arsenicum album), schlechter abends oder vormitternachts.
Unterdrückung des Urins.
Hordeolum
Arsenicum album: Erysipel, mit der allgemeinen Arsenkachexie, Prostration, Ruhelosigkeit, Durst. Lider, besonders das Unterlid,
geschwollen, meist nicht entzündlich und
ohne Schmerzen. Schmerzen brennend, mit
periodischen Verschlechterungen, besonders
nach Mitternacht.
Im Beginn sind die Schwellung, die
Spannung und die Schmerzen oft ziemlich beträchtlich, sogar Spannung der präaurikulären
Drüse kommt vor. Nach dem Aufgehen und
der Entleerung des Abszesses, die wenn nötig
nach Bildung des Eiters durch Einstich beschleunigt werden kann, tritt gewöhnlich rasch Besserung ein. Die Entleerung und Reifung kann durch trockenwarme Anwendungen
beschleunigt werden, daneben ist die Einfettung der Lider zweckmässig, um zu entspannen. Am besten gibt man gleich anfangs eine
nicht reizende Salbe, namentlich eignet sich
dazu die Histopin-Augensalbe (Staphylokokkenvakzine enthaltend) oder die früher erwähnte Noviformsalbe, um die Verbreitung
der Eitererreger und damit Rückfälle zu verhindern.
Belladonna atropa: Lider und umgebendes
Gewebe rot, geschwollen und blutüberfüllt,
mit klopfendem Gefühl darin, mit klopfendem
Schmerz. Nicht so ödematös wie bei Apis
mellifica und Rhus toxicodendron. Tränen
fehlt meist, im Unterschied zu den vorher genannten Mitteln. Gesicht rot, heftiges, klopfendes Kopfweh, drohende Gehirnsymptome. Hohes Fieber.
Lachesis mutus: Erysipel mit Gangrän.
Typhöses Fieber.
Rhus toxicodendron: Erysipel der Lider,
auch traumatisch, mit Bläschen auf den Lidern und im Gesicht und ziehenden Schmerzen in Wange und Gesicht. Lider krampfhaft
geschlossen, beim Öffnen derselben stürzt ein
Strom von Tränen heraus. Meist Chemosis
Verschlechterung meist im letzten Teil der
Nacht und bei feuchtem Wetter. Besonders
nützlich, wenn die Ursache Durchnässung
war (nasse Füsse) oder Wetteränderung.
Therebinthina oelum: Erysipel, dabei
spärlicher, hochgestellter Urin,
Kreuzschmerzen, besonders bei Trinkern.
Veratrum viride: Erysipel, besonders
traumatischen Ursprungs. Dabei Sehstörungen durch vasomotorische Einflüsse auf die
Netzhaut und Sehnervengefässe. Anwendung
auch äusserlich. Hirnreizung, Fieber mit
vollem hartem Puls, Zunge gelb an den
Seiten, mit einem roten Streifen in der Mitte.
Das Hordeolum ist ein kleiner Abszess
des Lidrands oder der Lidhaut oder der Bindehaut, häufig von einem Haarbalg ausgehend.
Auch Überschläge mit warmer verdünnter Essigsauerer Tonerde-Lösung sind
namentlich im Anfangsstadium zweckmässig,
während bei den Rückfällen und gegen die
Verhärtungen, die manchmal am Lidrand zurückbleiben, die Massage mit Salben zweckmässiger ist.
Bei der stets rezidivierenden Hordeolosis, wo der Kranke sich einen privaten nur
für ihn pathogenen sehr anhänglichen Staphylokokkenstamm gezüchtet hat, sind neben der
örtlichen Behandlung die passenden innerlichen Mittel unentbehrlich, während wir bei
einem einzelnen Hordeolum wohl selten in
die Lage kommen, innere Mittel zu verschreiben, – denn man soll auch nicht mit Kanonen
nach Spatzen schiessen!
Graphites: Um Rückfällen vorzubeugen.
Wahl nach allgemeinen Gesichtspunkten.
Kommt besonders in Betracht bei der
pastösen Form der Skrofulose; der Kranke ist
fett, fröstelig und verstopft.
Hepar sulphuris calcarea: Nach Beginn der
Eiterung, wenn klopfender Schmerz, grosse
Empfindlichkeit gegen Berührung und
Besserung durch Wärme vorhanden ist.
Pulsatilla pratensis: Ein vorzügliches Mittel
in jedem Stadium der Erkrankung. Ganz am
Anfang gegeben, wirkt es oft abortiv, später
schmerzstillend und den Prozess abkürzend,
auch um Rückfälle zu verhindern. Namentlich
wenn die Erkrankung mit gastrischen Störungen zusammenhängt, bei gutem eben, reichlichem Fettgenuss, vergesellschaftet mit Akne
im Gesicht. Bei Frauen und Mädchen mit
schwacher Regel mit dem Pulsatilla-Typus.
Staphysagria delphinium: Rückfälle von
Hordeola, die harte Knötchen an den
Lidrändern hinterlassen und nicht zur eitrigen
Einschmelzung kommen wollen.
Sulphur: Häufige Rückfälle von Hordeolosis,
bei skrofulösen Kranken, die zu Ausschlägen
neigen. Der Kranke kann kein Wasser an den
Augen ertragen, ist fiebrig und ruhelos nachts.
Thuja occidentalis: Hartnäckige Form von
Hordeola, die kleine, harte Knötchen an den
Lidrändern bilden. Übergangsformen von
Hordeola und Chalazien.
Nach besonderen Anzeigen können gelegentlich auch andere Mittel in Betracht
kommen, so Aconitum napellus, Arsenicum
album, Calcarea carbonica, Causticum hahnemannii (Warzen am Lidrand), Conium
maculatum, Lycopodium clavatum, Mercurius
solubilis, Picrinicum-acidum, Phosphoricumacidum, Rhus toxicodendron, Silicea terra.
Dann sind es weniger die Hordeola, als die
wichtigen sonstigen Symptome, die die Wahl
des Mittels bedingen.
Herpes zoster ophthalmica
Diese seltene aber schmerzhafte Erkrankung muss neben der örtlichen Behandlung auch mit den richtig gewählten inneren
Mitteln behandelt werden. Bei Mitbeteiligung
des dritten Asts des Trigeminus auf Mitbeteiligung der Hornhaut achten, und wenn nötig
rechtzeitig Atropin anweden.
Schwache allopathische Dosen von
Chininum hyderochloricum (Tbl. 0,1) haben
sich ebenfalls manchmal bewährt.
Croton tiglium: Vesikuläre Eruptionen mit
starkem Jucken. Das Jucken ist zuerst mehr
ein Kitzeln als ein Brennen. Dabei oft Schmerz in der Superciliargegend.
Mezereum daphne: Besserung durch Wärme, namentlich durch strahlende Wärme. Gefühl im Auge als ob ein kalter Wind hineinblase. Jucken durch Berührung oder Kratzen
in Brennen verwandelt. Geschwüre mit Hof,
leicht blutend und empfindlich. Neuralgie dabei. Impetiginöses Aussehen. Hauptmittel für
Herpes ophthalmica.
Ranunculus bulbosus: Vesikuläre Eruptionen mit blauer Farbe der Bläschen und hornartigen Schuppen. Herpes zoster namentlich des
supraorbitalis.
Rhus toxicodendron: Jucken mit Brennen,
entzündlicher Rand um die Eruptionen. Ursache Durchnässung. Auch Mitbeteiligung der
Hornhaut.
Ausserdem nach allgemeinen Gesichtspunkten: Arsenicum album, Grapits, Mercurius
solubilis, Pulsatilla pratensis.
Neuralgie nach Herpes zoster: Colocynthis
Variolinum: Dil XII D. Herpes zoster
mit Schmerz und Fieber.
Maligne Lidtumoren
Exzision ist dringend zu raten, um so
mehr als die Prognose auch der typischen Lidcarcinome bei frühzeitiger Operation günstig
ist. Bestrahlung mit Röntgenstrahlen wirkt
sehr günstig.
Apis mellifica: Lupus non exedens. Scharfer,
stechender Schmerz, Neigung zu Lidödem.
Magnesium sulphuricum: Warzen (Royal).
Epitheliome.
Hydrocotyle asiatica: Empfohlen für
Lupus der Lider. Norton hat davon keinen
Erfolg gesehen.
Pulsatilla pratensis: Noch nicht zu alte Lidtumoren mit Entzündung oder mit Augenkatarrh. Allgemeine Anzeigen sind für die
Wahl des mittels in erster Linie bestimmend.
Hordeolosis.
Phytolacca decandra: Äusserlich und
verdünnt innerlich; bösartige Lidgeschwüre.
Calcium sulphuricum: XII Lupus.
Cicuta virosa: Hautkrebse mit Eiter,
honigartigem Schorf.
Cundurango gonolobus: Ulzerierendes
Epitheliom über alten Pigmentflecken
oder Warzen. Auch Krebsschmerzen. C30.
Lachesis mutus: Purpurfarbe. Auch Sepia.
Radium bromatum: D6 und D30.
Epitheliom und Carcinom.
Thuja officinalis: Bläschen, Schuppen,
Papeln und Warzen. Ausschliesslich
trocken, Hautfarbe schmutzig.
Nicht bösartige Geschwülste,
Chalazien, Warzen, usw.
Exzision, soweit möglich ist die beste
Therapie. Daneben und danach kommen
nachstehende Mittel zu ihrem Recht.
Calcarea carbonica: Tumoren bei
blassen, fetten, anämischen Kranken.
Causticum hahnemannii: Warzen
Conium maculatum: Verhärtungen
an den Lidern nach Entzündung.
Hepar sulphuris calcarea: Lidtumoren mit
Entzündung und Empfindlichkeit
gegen Berührung.
Staphysagria delphinium: Wichtiges Mittel
für Lidtumoren. Vergrösserung der Liddrüsen, dabei ziehende spannende Schmerzen,
besonders abends. Kleine Verhärtungen nach
Hordeola oder kleine harte rezidivierende
multiple Knötchen im Lid. Chalazien.
Thuja occidentalis: Sehr wertvolles Mittel,
namentlich für kondylomartige Lidtumoren,
auf der äusseren oder auf der inneren Lidhaut.
Manche Tumoren verschwinden durch den
bloss inneren Gebrauch, manche weichen
schneller, wenn auch äusserlich mit der verdünnten Tinktur 10 Tropfen auf ein Viertel
Liter Wasser, Überschläge gemacht werden.
Letztere Anwendungsweise empfiehlt sich namentlich auch nach der Operation von Chalazien, um die Aufsaugung der verdickten
Wand zu beschleunigen oder Rückfälle zu
verhüten. Auch für kondylomatöse Bildungen
an den Lidern bei syphilitischen oder gonorrhoischen Patienten ist Thuja sehr zu empfehlen.
Zincum metallicum:
Lidtumoren mit Winkelkatarrh.
Baryta carbonica: D IV.
Molluscum contagiosum.
Platanus occidentalis: D VI heilt oft
Chalazien ohne Operation.
Nach allgemeinen Indikationen kommen ausserdem gelegentlich in Betracht: Baryta carbonica und jodata, Graphites, Lycopodium, Kalium-jodatum, Mercurius solubilis, Nitricum-acidum, Sepia officinalis, Silicea
terra, Sulphur.
Ptosis (Lähmungen)
Angeborene Ptosis kann, wenn überhaupt, natürlich nur chirurgisch angegriffen
werden, - obwohl auch hier die Aussichten
nicht glänzend sind. Schwellung der Bindehaut und Erschlaffung des Unterhautzellgewebes täuscht oft eine Ptosis vor, hier müssen
die entsprechenden örtlichen und allgemeinen
Mittel einsetzen. Auch bei Lähmungen, wenn
sie noch nicht zu alt sind, ist oft die innerliche
Behandlung, neben der üblichen örtlichen
durch Elektrisieren, von Erfolgen begleitet.
Arnika montana: Innerlich und äusserlich
bei Ptosis traumatischen Ursprungs. Für die
innerliche Anwendung hat sich mir die alte
Regel bewährt: je tiefer der Sitz der
Verletzung und je älter die Verletzung, desto
höher die Potenz, desto seltener die Gabe.
Dann hat man mit Arnika, auch bei zentralen
Lähmungen traumatischen Ursprungs, oft
noch erstaunliche Erfolge.
Rhus toxicodendron: Ptosis bei Rheumatismus, durch rheumatische Lähmung des Oberlids. Ursache Arbeit im Freien bei feuchtem
Wetter, nasse Füsse, Witterungsumschlag.
Schwere und Steifigkeit der Lider, wie bei
Lähmung, so dass es schwierig ist, die Lider
zu bewegen.
Nux moschata: Augen fallen zu vor Schlaf.
Dabei Frösteln.
Spigelia anthelmia: Ptosis nach Entzündung
oder aus anderen Ursachen, mit scharfen
stechenden Schmerzen durch das Auge.
Gelsemium sempervirens: Ptosis mit
Zerschlagenheitsgefühl, Depression,
Kopfweh, Schwere der Lider.
Stannum metallicum und Conium maculatum waren gelegentlich von Nutzen.
Siehe auch Muskellähmungen.
Blepharospasmus (Zuckungen)
Alumina: Ptosis durch Schwäche der Oberlider, die wie gelähmt herabhängen (besonders
das linke). Brennende Trockenheit in den Augen, besonders beim Aufblicken. Dabei kein
Tränen. Besonders bei kraftlosen Oberlidern
bei altem Trachom.
Ist meist abhängig von Hornhaut- und
Bindehauterkrankungen und mit diesen zu behandeln. Zuckungen der Lider ohne sonstige
Augenerkrankungen kommen vor auf nervöser Grundlage als Tic.
Causticum hahnemannii: Das beste Mittel
bei Lähmungen. Rheumatische Lähmungen
nach Aufenthalt in der Kälte (Rhus toxicodendron in feuchter Kälte). Neigung die Augen
zu schliessen, die Augen fallen unfreiwillig
zu. Schwere der Lider, die nicht gehoben
werden können.
Agaricus muscarius: Hauptmittel bei nervöser Zuckung, mit Gefühl von Schwere in den
Lidern, die Zuckungen lassen nach während
des Schlafes und manchmal zeitweise durch
Waschen mit kaltem Wasser. 4 Tropfen der
Tinktur zwei- bis dreimal täglich helfen oft
noch, wenn die Verdünnungen versagen. Ich
selbst habe Agaricus in der 3. Dezimalpotenz
in solchen Fällen mit gutem Erfolg verordnet.
Euphrasia officinalis: Lähmungen nach
feuchter Kälte, mit ausgesprochenen
katarrhalischen Begleiterscheinungen.
Ledum palustre: Ptosis durch Verletzungen
mit Blutungen unter die Lider und die
Bindehaut.
Aus allgemeinen Gründen können ausserdem andere Mittel in Betracht kommen, so
Alumina, Cicuta virosa, Ignatia amara, Nux
vomica, Phytolacca decandra, Pulsatilla pratensis, Conium maculatum.
Entropium
(Einwärtskehrung des Augenlides)
Die Behandlung ist natürlich vorwiegend chirurgisch, – sei es, dass es sich um
Narben der Bindehaut handelt, die das Lid
einwärts ziehen oder um einen Krampf des
Lids. Nur im letzteren Fall kann die Krankheit
durch innere Mittel beeinflusst werden. Die
Hauptmittel sind in diesem Fall Aconitum napellus, Argentum nitricum, Calcarea carbonica und Natrium muriaticum.
Ektropium
(Auswärtskehrung des Augenlides)
Leichtere Fälle können durch einen
Verband gebessert werden, der das Lid in der
richtigen Stellung hält. Doch ist oft der Verband zu widerraten wegen der Schwellung der
Bindehaut und ihrer Absonderung. Manche
Fälle von Ektropium, namentlich die leichten
Grade der Eversion des unteren Tränenpunkts, die nur durch die Schwellung der entzündeten Bindehaut hervorgerufen sind, gehen durch entsprechende Behandlung der Bindehaut zurück. Sonst die üblichen operativen
Massnahmen. Betrifft das Ektropium vorwiegend oder ausschliesslich den inneren Lidwinkel, so dass die Tränen infolge der falschen Stellung der Tränenpunkte nicht mehr abfliessen könne, so genügt häufig Spaltung des
unteren Tränenröhrchens, um die Beschwerden zu beseitigen.
Innerlich folgende Mittel:
Apis mellifica: Schwellung der Bindehaut
durch akute Entzündung macht Ektropium –
Raphanus.
Argentum nitricum: Lider geschwollen, entzündet, evertiert, Tränenpunkte sehr rot und
prominent. Profuse Absonderung von Tränen
und Eiter.
Hamamelis virginiana: Äusserlich in Verdünnung bei Ektropium infolge von Konjunktivitis.
Verletzungen, Hyphaema conj.
Neben der operativen Versorgung der
Verletzungen der Lider kommen folgende
Mittel in Frage:
Arnika montana: Äusserlich und innerlich,
besonders bei Verletzungen durch stumpfe
Gewalt, Prellungen mit Blutunterlaufungen
unter die Lider und die Bindehaut. Wundgefühl, Bewegung schmerzt. Vorbeugend gegen
Rötung.
Calendula officinalis: Bei Schnittwunden, 10
Tropfen auf ein Viertel Liter Wasser.
Hamamelis virginiana: Wunden, die stark
bluten oder Blutergüsse unter die Lider, die
Bindehaut oder ins Augeninnere.
Ledum palustre: Blutergüsse in die Lider
nach ganz unbedeutenden Verletzungen.
Ferner gegen Insektenstiche an den Lidern.
Schnakenstiche auf der Haut, getupft mit Ledumtinktur, hören sofort auf zu jucken. Wunden in der Gegend der Augenhöhle. Punktförmige und Schnittwunden (auch Staphisagria
delphinium).
Cantharis vesicatoria: Verbrennungen, namentlich auch Ophthalmia electrica.
Urtica urens: Rötung der Lider, Konjunktivitis, infolge von Verbrennung.
Nachschmerz nach Augenoperationen: Asarum europaeum, Avena sativa besonders.
Nux vomica: Spezifisch gegen Hyphäme
Konjunktiven. (Nash).
Hypericum perforatum: ist die Arnika der
Nerven. Wenn Hornhautwunden, namentlich
Fingernagel-Verletzungen, nach der Heilung
noch lange schmerzen, weil Nervenendigungen in die Narbe eingeklemmt sind, passt Hypericum perforatum.
Arsenicum album: Sepsis.
Echinacea purpurea: Eiterung, Sepsis, erhöht die Widerstandskraft des Organismus gegen Eitererreger.
Bindehauterkrankungen
Konjunktivitis katarrhalis
Zuerst, namentlich bei einseitiger Bindehauterkrankung, muss sorgfältig geprüft
werden, ob nicht ein Fremdkörper die Ursache der Entzündung ist. Dann muss durch
Druck auf die Tränensackgegend nachgesehen werden, ob nicht ein Hindernis in der Ableitung der Tränen vorhanden ist, daran
schliesst sich, wenn nötig, Durchspritzen oder
Sondieren der Tränenwege an. Auch auf die
Stellung der Tränenpunkte ist sorgfältig zu
achten.
Die übliche örtliche Behandlung der
Konjunktivitis soll hier nicht behandelt werden. Nur muss gegenüber der Neigung der
Kranken, jedes entzündete Auge zu verbinden, betont werden, dass bei Konjunktivitis
ohne Mitbeteiligung der Hornhaut der Verband schädlich wirkt, weil die entzündungserregenden Keime in der feuchten Wärme des
Verbandes wachsen wie die Champignons auf
dem Mistbeet des Treibhauses, – und dann
weil die Absonderungen, wenn sie infolge des
Verbandes nicht frei abfliessen können, die
Lider und auch manchmal die Hornhaut anfressen und dadurch Veranlassung zu Komplikationen geben. Namentlich ist dringend zu
warnen vor den in Laienkreisen so beliebten,
feuchtwarmen, über Nacht aufgelegten Umschlägen mit Kamillen. Dass mit den Volksmitteln wie Kalbfleisch, Eiweiss, Urin usw.
am Auge mehr geschadet als genützt wird,
liegt auf der Hand. – Manche praktischen
Ärzte sind bei einfacher Bindehautentzündung rasch bei der Hand mit Atropinträufelung.
Diese Gewohnheit ist eine unnütze Quälerei
für den Kranken, der dadurch lange Zeit bei
der Naharbeit behindert wird, und ausserdem
wegen der Glaukomgefahr nicht unbedenklich. Nur wenn die Hornhaut entzündet und die
Regenbogenhaut blutüberfüllt ist (was sich
durch Verengung der Pupille!! und starke
Lichtscheu ausspricht), muss und soll Atropin
gegeben werden, bei einfacher Konjuktivitis
aber nicht, selbst wenn diese sehr stark ist.
Dass die Absonderungen namentlich
bei akuter Konjunktivitis ansteckend sind und
dass der Kranke und seine Umgebung vorsichtig sein müssen, die Krankheit nicht durch
Finger, Taschentücher usw. zu verbreiten,
liegt auf der Hand.
Innerlich folgende Mittel:
Aconitum napellus: Erstes Stadium der katarrhalischen Entzündung, Bindehaut hyperämisch und manchmal ödematös, mit oft starken Schmerzen in den Augen. Meist Gefühl
von Brennen und Hitze im Auge mit grosser
Trockenheit. Auch Gefühl als stehe der Augapfel zu weit vor, als seien die Lider zu straff.
Das Auge ist sehr empfindlich, besonders gegen Luft. Erkältung gegen trockene kalte
Luft, Ostwind. Auch sehr wertvoll für Augenentzündung nach Fremdkörpern. Konjunktivitis mit ziliarer Injektion nach Erkältung.
Allium cepa: Akuter Augenkatarrh bei akutem Schnupfen. Die Absonderung der Nase
macht wund, die des Auges nicht.
(umgekehrt: Euphrasia officinalis).
Alumina: Hauptsächlich chronische Konjunktivitis, besonders auf der Lidbindehaut,
schlechter durch übermässige Anstrengung
der Augen. Dabei Trockenheitsgefühl in den
Augen, mässige Absonderung und schweres
Gefühl in den Lidern. Konjunktivitis sicca mit
Trockenheitsgefühl im Auge. (Auch Pharyngitis und Rhinitis sicca mit Trockenheitsgefühl). Im allgemeinen hohe Potenzen.
Amylenum nitrosum: Akute Konjunktivitis
mit viel Rötung, schwerer Ziliarneuralgie
mit rotem Kopf und Hitze der
betreffenden Gesichtshälfte.
Apis mellifica: Akute Konjunktivitis mit hellroter geschwollener Bindehaut, heissem Tränen und brennenden, beissenden oder stechenden Schmerzen im Auge. Die Schmerzen sind
oft sehr heftig, stechen durchs Auge oder ums
Auge herum. Gewöhnlich dabei Ödem der Lider, besonders des oberen, was zur Wahl von
Apis führt. Schlechter abends und vor Mitternacht. Im Unterschied zu Arsen macht die
heisse Absonderung die Lider nicht wund.
Allgemeinsymptome,
wie
Schläfrigkeit,
fehlender Durst sind für die Wahl dieses
Mittels wesentlich bestimmend.
Cantharis vesicatoria: Brennen, glühende
Hitze wie von Kohlen. Konjunktivitis bei
Verbrennungen (auch Urtica urens).
Gefühl von Salz in den Augen.
Argentum nitricum: Die Absonderung wird
profus und eitrig. Auch bei chronischern
Konjunktivitis mit scharlachroter Bindehaut
und hypertrophischen Papillen. Entzündung
gewöhnlich besser im Freien, schlechter im
warmen Zimmer.
Chamomilla matricaria: Konjunktivitis
bei zahnenen Kindern, die nachts viel
schreien und getragen werden wollen.
Bindehaut so blutüberfüllt, dass Blut austritt.
Arnika montana:
Konjunktivitis nach Verletzungen.
Arsenicum album: Gelegentlich bei akuter
Konjunktivitis mit Chemosis, heissem Tränen, charakteristischen brennenden Schmerzen,
besonders nachts, Ödem der Lider, besonders
des unteren. Auch bei chronischer Konjunktivitis mit scharfem Tränen und scharfer Absonderung, wodurch die Lider und Wangen
wund werden. Die Augen brennen wie Feuer,
besonders nachts. Charakteristisch: Brennen,
gebessert durch Wärme. Die Entzündungsanfälle sind oft periodisch, wechseln von einem
Auge zum anderen.
Belladonna atropa: Mit Aconitum napellus
Hauptmittel im ersten Stadium der Entzündung. Beide Mittel haben Trockenheit der Augen. Bei Aconitum mehr Hitze und Brennen in
und ums Auge. – Belladonna hat Gefühl von
Trockenheit im Auge und wirkliche Trockenheit, auch Trockenheitsgefühl in den roten
verdickten Lidern mit Steifheitsgefühl und
brennenden Schmerzen im Auge. Lichtscheu.
Die begleitenden Symptome, wie Kopfweh,
roter Kopf sind bestimmend für die Wahl des
Mittels. Akute Verschlechterung chronischer
Augenentzündungen.
Calcarea carbonica: Gelegentlich bei
katarrhalscher Bindehautentzündung
hervorgerufen durch Arbeiten in Wasser.
Augen heiss, mit Sandgefühl darin.
Causticum hahnemannii: Chronische
Konjunktivitis mit Sandgefühl im Auge
und dumpfem Schmerz. Neigung die Augen
zu schliessen, die Augen fallen von selbst zu.
Verdunkelung beim Schneuzen.
Cinnabaris: (Mercurius sulphuratus ruber).
Konjunktivitis mit dem charakteristischen
Schmerz über (seltener unter) dem Auge,
vom inneren zum äusseren Lidwinkel.
Crocus sativus: Gefühl als habe man sehr
heftig geweint, Gefühl von einem
beissenden Rauch im Auge.
Duboisinum myoporoides: (Korkholzbaum).
Chronische Hyperämie der Lidbindehaut
bei Hyperopie (wie auch Belladonna).
Dulcamara solanum: Konjunktivitis
durch Erkältung, feuchte Winde, bei grosser
Erkältlichkeit. Gefühl als ströme Feuer aus
dem Auge. Trockenheit der Schleimhäute.
Eugenia jambos: Brennen, vermehrt durch
Schliessen der Augen, so dass Schlafen
unmöglich ist. Kaltes Wasser bessert
das Brennen nicht.
Euphrasia officinalis: Eines der Hauptmittel
bei akuter und chronischer Konjunktivitis.
Nach Erkältung, auch Masernkonjunktivitis.
Bindehaut sehr rot, sogar Chemosis. Tränen
profus, scharf, brennend, Absonderung aus
dem Auge profus, dick, gelb, schleimig-eitrig,
scharf, macht die Lider und Wangen wund
und zerfressen, so dass die Lider und Wangen
häufig wie rot lackiert aussehen.
(Arsenicum und Mercurius haben ebenfalls
wundmachende Absonderung, aber das Sekret
ist dünner). Besonders charakteristisch ist das
Verschwimmen des Sehens, gebessert durch
Zwinkern oder Wischen in den Augen,
verursacht durch Sekret, das zeitweise auf die
Hornhaut kommt.
Graphites: (Reissblei) Manchmal besonders
bei chronischer Konjunktivititis, passt im allgemeinen mehr für die phlyktänuläre Form.
Absonderung vom Auge dünn und scharf,
Rhagaden, die leicht bluten, in den Lidwinkeln und an der Nase. Nase wund, bedeckt
mit dicken feuchten Schorfen. Trockene
Schuppen an den Lidern.
Mercurius corrosivus
statt Mercurius solubilis
Guaraea trichiloides: Heftige Konjunktivitis
mit Chemosis nach Staroperation.
Die Gegenstände erscheinen grau.
Natrium carbonicum: Trockener Katarrh.
(Alumina).
Hepar sulphuris calcarea: Auch meist bei
skrofulöser Augenentzündung, doch auch bei
katarrhalischer Konjunktivitis, mit Blutüberfüllung der Bindehaut, sogar Chemosis, Lichtscheu, Tränen, Lider geschwollen und sehr
empfindlich gegen Berührung, Schmerzen
klopfend oder lanzinierend, besser durch
Wärme, so dass der Kranke das Auge stets
verbunden haben will.
Hydrastis canadensis: Katarrh in den Augen
und der Nase mit profuser, dicker, weisser
Absonderung, festsitzendem Schleim in der
Kehle, retronasal Katarrh. (2. Verdünnung).
Ignatia amara: Bindehautkatarrh bei
Hysterischen, Gefühl als bewegte sich ein
Sandkorn unter dem Lid, grosse Trockenheit,
Tränen der Augen nur im Sonnenlicht.
Kalium muriaticum: (Kaliumchlorid).
Konjunktivitis mit weisser Absonderung,
Konjunktivitis xerotica.
Mercurius solubilis hahnemannii: ein wichtiges Mittel bei Konjunktivitis katarrhalis.
Röte und Lichtscheu, besonders abends bei
künstlichem Licht. Tränen profus, brennend
und wundmachend, schleimig-eitrige Absonderungen dünn und scharf, machen die Lider
und Wangen wund. Schmerzen schlechter nachts, besonders vor Mitternacht, schlechter
beim Warmwerden im Bett, zeitweise, aber
nicht für die Dauer gebessert durch Kaltwasser. Besonders bei Syphilitikern und wenn
die begleitenden Symptome passen, wie
Kopfschmerzen, wunde Nase usw.
Nux vomica: Wahl häufig nach
allgemeinen Symtomen.
Besonders deutlich ausgesprochen ist die
Verschlechterung morgens. Konjunktivitis
bei Magenkranken, dabei Lichtscheu.
Natrium muriaticum: Follikularkatarrh,
dabei muskuläre Asthenopie,
besonders Schwäche der Interni.
Pulsatilla pratensis: Ein bei Konjunktivitis
häufig gebrauchtes Mittel. Bei zarten Frauen
und Kindern mit weinerlicher Gemütsart,
Frauen mit spärlicher Menstruation, die zu
Hautunreinheiten und schlechtem Teint
neigen. Augenkatarrh durch Erkältung, von
Baden, Masern, Tränleiden usw. – Schmerzen
und Beschwerden schlechter abends, im
Wind, nach Lesen, besser im kühlen Freien.
Mässige schleimig-eitrige, manchmal weisse
Absonderung, die nicht scharf ist,
Lider morgens verklebt.
Dabei häufig Magensymptome.
Rhus toxicodendron: Hauptmittel bei akuter
Konjunktivitis infolge von Durchnässung
(vgl. Calcarea carbonica). Dabei meist Chemosis, Lichtscheu, Tränen und ödematöse
Lidschwellung. Besonders bei Rheumatikern.
Sanguinaria canadensis: Bindehautkatarrh
mit Brennen in den Lidrändern, schlechter
nachmittags. Brennende Trockenheit in den
Augen, darauf heisse Tränen. Migräne.
Sepia officinalis: Akuter Bindehautkatarrh,
ziehendes Gefühl im äusseren Lidwinkel, besser durch kaltes Wasser, schlechter morgens
und abends. Morgens schleimig-eitrige Absonderung, abends sehr trocken.
Spigelia anthelmia: Konjuktivitis
Mit schwerer Trigeminusneuralgie links,
schlechter nachts.
Sulphur: Hauptmittel bei akuten und chronischen Bindehautentzündungen. Objektive
Symptome wechselnd. Scharfe stechende
Schmerzen wie mit Nadeln durchs Auge gestochen, bilden die Hauptanzeige. Auch ein
starker Schmerz, der vom Auge nach hinten
in den Kopf sticht, nachts von 1-3 Uhr, der
Schmerz weckt den Kranken aus dem Schlaf,
ist eine wichtige Anzeige. Die Kranken sind
fiebrig und ruhelos nachts. Vermehrte Tränenabsonderung, wenn der Kranke in die Kälte
kommt. Z. B. beim Hinaustreten ins Freie
winters. Trockenheitsgefühl, lichtempfindlich,
Neigung zur Bildung von Gerstenkörnern.
Terebinthia oleum: Bindehaut dunkelrot,
mit starkem Schmerz im Auge und der
entsprechenden Kopfseite. Rückenschmerzen,
Urin dunkel gefärbt.
Zincum metallicum: Windelkatarrh,
schlechter abends und in kalter Luft.
Jucken im inneren Lidwinkel.
Röte der Augen: akut Belladonna, Mercurius
solubilis, chronisch Sulphur, Sanguinaria.
Blenorrhoea neonatorum und
adulta – Konjunktivitis purulenta
Bei der Augeneiterung der Neugeborenen und verwandten Erkrankungen der Bindehaut handelt es sich vorwiegend, wenn auch
nicht ausschliesslich, um eine gonorrhoische
Infektion der Bindehaut. Die Diagnose kann
meist unschwer durch das Mikroskop gestellt
werden; doch empfiehlt es sich, jede Blenorrhoe und jede verdächtige Augenentzündung
der Neugeborenen so zu behandeln, als handle
es sich um eine gonorrhoische Infektion des
Auges.
Nicht dringend genug kann hier hervorgehoben werden, dass sich kaum eine Erkrankung des Auges so wenig zur Selbstbehandlung mit homöopathischen Mitteln und
zum Zuwarten eignet, wie eben die Augeneiterung der Neugeborenen. Die schleunigste
Zuziehung eines Arztes, sobald bei einem
Neugeborenen sich Eiter in den Augen zeigt,
ist dringend erforderlich, da sonst durch Übergreifen der Erkrankung auf die Hornhaut in
kürzester Zeit das Auge oder gar alle beide
Augen verloren gehen können. Auch die
Meinung vieler Hebammen und sonstiger
weiser Frauen, es handle sich hier nur um die
Gelbsucht, und es sei ganz gut, wenn diese ordentlich herauskomme, ist durchaus unzutreffend.
Die rein homöopathische Behandlung
genügt hier in den meisten Fällen nicht. Jedenfalls wäre die Verantwortung für eine solche Behandlungsweise so gross, dass kein gewissenhafter Arzt sie auf sich nehmen könnte.
Wohl aber können die passend gewählten homöopathischen Mittel die örtliche Behandlung wirksam unterstützen und die Erkrankung wesentlich abkürzen.
Durch die gewissenhafte Durchführung der in vielen Ländern obligatorischen Behandlung des Säuglings nach Credé, die absolut ungefährlich ist, kann in den allermeisten
Fällen der Ausbruch dieser mit Recht so gefürchteten Augenkrankheit, der etwa die Hälfte aller jugendlichen Insassen der Blindenanstalten ihre Blindheit verdanken, verhindert
werden, wenn die Einträufelung der Silbersalze in frischen unzersetzten Lösungen genau
nach Vorschrift gleich nach der Geburt erfolgt.
Die örtliche Behandlung soll hier nur
kurz gestreift werden. Sie hat die Aufgabe,
die massenhafte Absonderung zu entfernen,
das Verkleben der Lider zu verhindern und
die Abschwellung des prall entzündeten Gewebes der Schleimhaut und der Lidhaut zu
befördern. Ganz zu verwerfen ist jede Art von
Verband. Auch die eisgekühlten Umschläge
schaden der Abwehrkraft des Organismus
mehr als den Krankheitserregern, und müssen
deshalb unterbleiben. Häufige Reinigung der
Schleimhaut mit schwach himbeersaftfarbiger
Lösung von übermangansaurem Kali oder mit
Oxycyanatlösung 1:5'000 ist notwendig.
Um die Hornhaut nicht zu verletzen,
darf man nur die geschlossenen Lider mit feuchtem Tupfer sanft abwischen, dann lüftet
man sanft die Lider, damit der Eiter herausdringt und wischt dann wieder die geschlossenen Lider mit feuchtem Tupfer ab. Auch
kann man einen mit einer der genannten Lösungen getränkten Tupfer über der geöffneten
Lidspalte ausdrücken, um den Eiter herauszuflössen. Diese Reinigung muss je nach der
Heftigkeit der Absonderung Tag und Nacht
alle viertel- bis halbe Stunden, später noch
stündlich vorgenommen werden. Schläft das
Kind, so schadet es gar nichts, wenn man es
dazu aufweckt, – denn es schläft sofort nach
der Behandlung wieder ein. Alle Stunden
etwa im Anfang, später nach dem Nachlassen
der Absonderung noch zwei- bis dreimal täglich träufelt man eine Lösung von Targesin
0,2:10,0 nach sorgfältiger Reinigung in den
Bindehautsack mit deinem Tropfenzähler ein,
wobei sorgfältig darauf zu achten ist, dass
man die Schleimhaut (und natürlich noch weniger das Auge!) des Kindes niemals mit dem
Tropfenzähler berührt. Darnach streicht man
noch eine milde Salbe mit dem Glasstab in
den Bindehautsacke ein, die ebenfalls die Absonderung vermindert und verhindert, dass
die scharfe Absonderung die Hornhaut und
die Lider anfrisst.
Stets muss die Hornhaut beobachtet
werden; zeigt sich darauf ein Geschwür oder
nur die geringste Trübung, so muss Atropin
angewandt werden. Die ganze Behandlung
bedarf der dauernden Beaufsichtigung eines
erfahrenen Arztes, womöglich des Augenarztes. – Von den eingreifenderen Behandlungsweisen, wie dem Ätzen der Bindehaut mit
starken Silberlösungen, dem Pinsel mit solchen oder mit dem Höllensteinstift ist man auch
in Ärztekreisen ganz abgekommen.
Das Verdunkeln des Zimmers ist unnötig, ja schädlich. Macht das Kind die Augen
auf, so soll man dies ja nicht wehren, denn
dann hat man meist gewonnenes Spiel, – man
darf aber auch dann nicht mit der Behandlung
nachlassen, da sonst Rückfälle unvermeidlich
sind.
Noch schwieriger und verantwortungsvoller ist die Behandlung der gonorrhoischen
Augeneiterung der Erwachsenen. Ist nur ein
Auge erkrankt, so befestigt man ein Uhrschälchen mit Heftpflaster über dem gesunden Auge, um dieses womöglich zu schützen.
Dass jedermann, der mit dem Kranken
und namentlich mit dem Eiter in Berührung
kommt, seine Hände nachher sorgfältig waschen und auch dann noch die Berührung der
eigenen Augen und Geschlechtsteile möglichst vermeiden muss, ist selbstverständlich. Die
gebrauchte Watte ist sofort zu verbrennen.
Die hauptsächlich inneren Mittel sind:
Argentum-nitricum D3 bis D6, mit Hepar sulphuris calcarea D3 im Wechsel, – auch Mercurius solubilis.
Aconitum napellus: Kann ganz im Beginn in
Betracht kommen, ehe die starke Absonderung einsetzt.
Apis mellifica: Heftige Fälle mit starkem
Ödem der Lider und Chemosis, die Lederhautgefässe dunkel und prall gefüllt. Lichtscheu stark. Verschlechterung abends.
Argentum nitricum: Hauptmittel, auch
innerlich in Verdünnung. Starke objektive
Erscheinungen bei geringen subjektiven.
Bei Apis mellifica und Rhus toxicodendron
ist auch das Bindegewebe der Lider stark
geschwollen, bei Argentum nitricum
nur die Bindehaut.
Calcarea carbonica: kann als Konstitutionsmittel bei pastöser Kachexie in Betracht kommen, meist aber weniger während der akuten
Krankheit als nachher, um die Hornhauttrübungen soweit möglich aufzustellen.
Calcarea hypophosphoricum: Hornhautkomplikationen bei schwachen Kindern
mit geringer Lebenskraft.
Chamomilla matricaria: Oft wertvolles
Zwischenmittel, wenn die Kinder grosse
Schmerzen haben, viel schreien und nur ruhig
sind, wenn sie getragen werden. Die Schleimhaut ist so geschwollen, dass Blut tropfenweise heraustritt (Nux vomica).
Euphrasia officinalis: In der späteren
Stadien, wenn ein gewöhnlicher schleimigeitriger Katarrh zurückgeblieben ist.
Hepar sulphuris calcarea: In allen Stadien,
namentlich bei Hornhautkomplikationen, Lider geschwollen, krampfhaft geschlossen,
bluten leicht beim Versuch sie zu öffnen, sehr
empfindlich gegen Berührung. Rötung, Chemosis, ziemliche Absonderung, gelbweiss.
Starke Lichtscheu. Besserung durch Wärme.
Besonders wenn ein Hornhautgeschwür, sogar
mit Hypopyon im Verlauf der Erkrankung
aufgetreten ist, ist Hepar das passende Mitel.
Mercurius solubilis: Wichtiges Mittel,
besonders wenn die Absonderungen dünn und
scharf sind, wenn Syphilis daneben besteht,
mit syphilitischem Nasenkatarrh. Lichtscheu
und Schmerzen, nachts in der Bettwärme
schlechter. Kaltes Wasser bessert vorübergehend. Passt mehr für die späteren Stadien der
Krankheit, besonders wenn Hornhautkomplikationen eingetreten sind.
Nitricum acidum: gonorrhoische Augenentzündung. Lider geschwollen, rot, hart und
schmerzhaft, Hyperämie der Bindehaut, Chemosis, Hornhautgeschwür, starke Lichtscheu
und Tränen, massenhafte Absonderung gelben
Eiters. Schmerzen schlechter nachts.
Pulsatilla pratensis: Absonderung profus
und bland, nicht wundmachend. Auch als
Zwischenmittel bei Argentum nitricum wenn
mit diesem Mittel die Besserung nicht mehr
vorwärts geht. Abends schlechter, besser im
kühlen Freien.
Rhus toxicodendron: Lider rot, geschwollen,
krampfhaft geschlossen. Besonders die Lidbindehaut ist entzündet und wölbt sich beim
Öffnen des Auges vor, mit reichlicher, dicker,
gelbeitriger Absonderung. Oder wenn die Eiterung geringer ist, stürzt beim Öffnen der Lider ein Strom von Tränen heraus. Das Kind
ist kachektisch und ruhelos.
Sulphur: Wenn als Konstitutionsmittel
erforderlich.
Konjunktivitis diphtherica
und Konjunktivitis crouposa
Ausser den unter Konjunktivitis katarrhalis und blenorrhoica angegebenen Mitteln kommen noch folgende in Betracht:
Aceticum acidum: Hauptmittel bei kruppöser
Membran der Bindehaut. Die falsche Membran ist dicht, gelbweiss, zäh und haftet so fest,
dass es fast unmöglich ist, sie zu entfernen.
Lider rot und geschwollen. Die Membran ist
nicht im, sondern auf dem Gewebe.
Arsenicum album: Schwache, kachektische
Kinder, ruhelos, durstig, besonders nach Mitternacht. Falsche Membran haftet fest, dabei
Hornhautgeschwüre. Lider geschwollen, Absonderung scharf. Hitze, besser durch Wärme.
Kalium bichromicum: Kruppöse und diphtherische Konjunktivitis. Falsche Membran,
von der Fetzen oder Fäden lose auf der Bindehaut schwimmen. Absonderung fädig, mit der
Tränenflüssigkeit gemischt. Nicht vascularisiertes Hornhautgeschwür. Allgemeine Indikationen.
Lachesis mutus: Tendenz zur Blutung beim
Abziehen der Membran und auch spontan.
Mercurius protojodatus: (Mercurius jodatus
flavus). Wird häufig gebraucht. Hornhautgeschwür dabei, meist mit Vascularisation.
Schmerzen, Lichtscheu stärker als bei Kalium
bichromicum. Verschlechterung nachts, charakteristische Zunge. Angina.
Phytolacca decandra: Konjunktivitis diphtherica mit fester, harter Schwellung der Lider.
Ausserdem können natürlich nach allgemeinen oder konstitutionellen Gesichtspunkten noch andere Mittel in Betracht kommen, ohne örtliche charakteristische Symptome.
Das Kapitel „Spezielle Azneimittellehre bei
Augenkrankheiten“ von Dr. Karl Erhard
Weiss wird in den nächsten Ausgaben unserer
Mitgliederzeitschrift „SVH Folio“ fortgesetzt.
Leitartikel
Die homöopathische Behandlung der Augenkrankheiten
Teil 3 – „Krankheiten der verschiedenen Augenhäute“
Aus dem gleichnamigen Buch von
Karl Erhard Weiss, Augenarzt in Stuttgart,
erschienen im Hippokrates Verlag, 1936.
Fortsetzung von Teil 2 im SVH Folio 1/2012.
Trachom, Konjunktivitis follicularis
Wenngleich diese beiden Erkrankungen ganz verschieden sind und der Ursache
nach nichts miteinander zu tun haben, so
erscheint es doch zweckmässig, sie hier in
Bezug auf das zu wählende innerliche Mittel
gleichzeitig zu behandeln.
Das Trachom ist bekanntlich ansteckend, um so mehr, je stärker die Absonderung
ist. Reinlichkeit, Vermeidung des Gebrauchs
gemeinsamer Handtücher und vor allem in
Schulen und Kasernen Abgewöhnung des
häufigen, zwecklosen Reibens und Waschens
in den Augen ist sehr wichtig. Wie der Weltkrieg gezeigt hat, wird die Ansteckungsgefahr
des Trachoms unter Erwachsenen eher überschätzt.
Die örtliche Behandlung des Trachoms
soll hier nicht besprochen werden. Eine milde
Kupfersalbe wie z. B. die Terminolsalbe, daneben die sehr zu empfehlende Glaskugelmassage, die der erwachsene Kranke zweimal
täglich selbst vornimmt, werden in vielen
Fällen zum Ziel führen. Hornhautkomplikationen möglichst vermeiden, wenn aufgetreten, sorgfältig behandeln.
Aconitum napellus: Im ersten Stadium des
akuten Tachoms. Augen entzündet, heiss,
brennen und schmerzen. Gefühl von grosser
Trockenheit. Auch bei akuter Verschlimmerung eines chronischen Trachoms, namentlich
wenn die Entzündung von Überhitzung oder
Erkältung in kalter, trockener Luft herkommt.
Alumina: Chronisches Trachom mit ausgesprochener Trockenheit der Lider und des Auges, besonders abends, mit Brennen, Jucken
und Druck in den Augen. Morgens verklebt.
Oberlid schwach, hängt herab wie gelähmt.
Dieses letztere Symptom, das man häufig bei
altem Trachom findet, ist für Alumina charakteristisch, und das Mittel wirkt in solchen Fällen meist prompt.
Argentum nitricum: Akute Fälle mit starker
heller Röte der Bindehaut und viel Absonderung.
Arsenicum album: Chronisches Trachom,
nur die Lidbindehaut ist entzündet. Lider
schmerzhaft, trocken, reiben am Augapfel.
Schmerzen brennend, Tränen wundmachend.
Aurum metallicum: Wird häufig gebraucht,
besonders bei Pannus. Hornhautgeschwüre,
Vaskularisation. Einzelsymptome nicht charakteristisch.
Belladonna atropa: Bei akuten Verschlechterungen als Zwischenmittel. Nach einer Erkältung werden die Augen empfindlich gegen
Luft und Licht, mit Trockenheit und kratzendem Gefühl darin. Auch bei Konjunktivitis
follicularis mit diesen Symptomen ist Belladonna angezeigt.
Calcium carbonicum: Bei Wasserarbeitern.
Wahl des Mittels nach allgemeinen Gesichtspunkten.
Chelidonium majus: Trachom mit Schmerz
im Auge und über dem Auge beim Aufwärtssehen.
Chininum muriaticum: Manchmal bedeutende Besserung bei Trachom mit oder ohne
Pannus.
Euphrasia officinalis: Trachom mit oder
ohne Pannus, mit der für Euphrasia charakteristischen Konjunktivitis. Profuse Tränenabsonderung, dickes Sekret, das Lider und
Wangen wund macht.
Kalium bichromicum: Trachom mit Pannus,
viel Absonderung. Alle Gegenstände erscheinen rötlich. Gewöhnlich subjektiv weniger
Beschwerden, als die Schwere des objektiven
Befunds erwarten lässt. Subjektive Besserung
in den Augen beim Liegen auf dem Gesicht.
Mercurius protojodatus (Mercurius jodatus
flavus): Pannus. Das Auge ist stark gerötet
und schmerzhaft, mit Lichtscheu und scharfer
Absonderung. Gelber Belag am Zungengrund.
Das Heilmittel für frisches Geschwür auf
altem Pannus.
Natrium muriaticum: Konjunktivitis follicularis, namentlich chronisch. Namentlich nach
dem Gebrauch von Ätzmitteln, wenn dadurch
die Bindehaut gereizt ist. Tränen scharf und
wundmachend, ebenso das dünne, wässrige
Sekret, das die Wange rau und wund macht.
Sehr ausgesprochen ist oft ein scharfer
Schmerz über dem Auge beim Abwärtssehen.
Nux vomica: Altes Trachom, schon viel
behandelt, besonders mit Pannus. Besonders
beim Beginn der Behandlung oder als Zwischenmittel, wenn die Verschlechterung morgens sehr ausgesprochen ist, die auf dieses
Mittel hinweist.
Pulsatilla pratensis: Konjunktivitis follicularis und Trachom mit sehr feinen Follikeln.
Augen trocken oder Absonderung von viel
blandem Schleim. Der Augapfel ist empfindlich auf Berührung und das Jucken oder der
Schmerz im Auge ist besser in kühler, frischer Luft im Freien oder durch kalte Anwendungen, schlechter abends.
Rhus toxicodendron: Bessert die stark entzündlichen Erscheinungen bei Trachom mit
Pannus. Das Auge ist ganz rot, mit viel Lichtscheu und starkem Tränen. Kein Mittel wirkt
so rasch wie Rhus toxicodendron zur Verminderung des starken Tränenflusses.
Sepia officinalis: Follikularkatarrh oder Trachom, nur bei heissem Wetter auftretend oder
immer verschlechtert bei heissem Wetter.
Sulphur: Häufig gebraucht als Zwischenmittel, besonders wenn die Schmerzen scharf und
lanzinierend sind, schlechter morgens. Lider
verklebt durch die Absonderung nachts. Anwendung von Wasser ist dem Kranken unangenehm und verschlechtert die Beschwerden.
Thuja occidentalis: Trachom mit grossen
Follikeln, wie Warzen oder Kondylome, mit
Brennen in den Augen und Lidern, schlechter
nachts. Tags Lichtscheu, Augen tränenunterlaufen.
Andere Mittel können aus allgemeinen
Gründen nötig werden.
Skrofulöse Augenentzündung
Das ganze Heer der skrofulösen Augenentzündungen soll hier zusammen abgehandelt werden. Bekannt sind die Zusammenhänge zwischen Skrofulose und Tuberkulose,
und die bei der Tuberkulose des Kindesalters
empfohlenen Mittel helfen hier auch. Besonders möchte ich nach meinen Erfahrungen die
Impfungen mit Alttuberkulin nach Ponndorf
empfehlen, die zur Unterstützung jeder Behandlung angezeigt sind, etwa in Abständen
von 4 zu 4 Wochen. Das Verfahren ist ganz
unschädlich und regt zur Bildung von Schutzstoffen an, die dann wieder dem ganzen Körper zugute kommen. Sind die Augen stark
gereizt, so empfiehlt es sich, die Abnahme der
Reizerscheinungen durch Atropin abzuwarten.
Solebäder während der Augenentzündung
haben sich mir nie bewährt, so dass ich dringend davor warnen möchte. Nach Abklingen
der entzündlichen Erscheinungen sind sie zur
Kräftigung des Allgemeinzustandes sehr
zweckmässig.
Ist die Hornhaut mitergriffen, was sich
durch starke Lichtscheu ausdrückt, so muss
ausreichend Atropin gegeben werden. Ich
verordne zu diesem Zweck meistens eine
halbprozentige Salbe: Atropinum sulphuricum
0,05, Aqua destillata 2,0, Noviform 0,5,
Eucerinum anhydricum ad 1,00. Diese Salbe
reizt nicht, wenn sie richtig gemacht wird und
ist fast unbegrenzt haltbar. Von dieser Salbe
wird ins erkrankte Auge drei bis sechsmal
täglich eingestrichen. Daneben ist in erster
Linie der Nase grosse Aufmerksamkeit zu
schenken, die Entzündungen des Naseneingangs mit entsprechenden Salben und wenn
nötig mit dem Höllensteinstift zu behandeln.
Bei grosser Lichtscheu wirkt rasches
Eintauchen des Gesichts in kaltes Wasser
günstig, das Verfahren sieht grausam aus, ist
es aber nicht. Dagegen darf der Lichtscheu
des Kindes nicht durch Verdunkelung des
Zimmers oder Verband nachgegeben werden!
Sobald das Atropin richtig wirkt, hört die
Lichtscheu auf. Im Dunkeln wird, aus leicht
ersichtlichen Gründen, die Lichtempfindlichkeit immer grösser. Das skrofulöse Kind muss
bei guter Witterung viel ins Freie gebracht
werden. Der Verband begünstigt das Wundwerden der Lider und das Fortschreiten der
Hornhautgeschwüre, dadurch dass Tränen und
Sekret nicht abfliessen können. Vor Selbstbehandlung mit warmen Kamillen ist wegen der
ungünstigen Folgen solcher Anwendungen
auf das Wachstum der Keime (Mistbeet!) und
das Wundwerden der Lidhaut dringend zu
warnen. Solche Fälle gehören unbedingt in
augenärztliche Behandlung, da die Hornhautflecken das Sehvermögen um so mehr herabsetzen, je dichter und zentraler sie sind.
Die hauptsächlichen innerlichen Mittel
sind folgende
Antimonium crudum: Phlyktänen, besonders bei unartigen Kindern, mit Ausschlägen
im Gesicht und feuchten Schorfen hinter den
Ohren. Lider rot, geschwollen und wund
durch die profuse Absonderung von Tränen
und Schleim. Blepahritis ciliaris pustulosa.
Nasenlöcher wund, Oberlippe geschwollen
(ähnlich wie Graphites).
Apis mellifica: Skrofulöse Keratitis mit dunkler, geschwollener Bindehaut und ödematösen
Lidern. Die Schwellung der Bindehaut, auch
leichte Chemosois und die Lidschwellung sind
sehr charakteristisch, besonders wenn dabei,
namentlich stechende, Schmerzen im Auge
bestehen. Gewöhnlich dabei scharf, brennende Tränen mit Lichtscheu. Verschlechterung
meist abends, auch die Allgemeinsymptome,
wie Schläfrigkeit, fehlender Durst, sind oft
vorhanden.
Arsenicum album: Mitbeteiligung der Hornhaut, oberflächliche Geschwüre. Lichtscheu
meist sehr stark, manchmal besser im Freien,
so dass das Kind im Freien die Augen aufmacht, im Zimmer nicht. Tränen und Sekret
profus, brennend und wundmachend, dünn.
Schmerzen meist brennend, wie glühende
Nadel, gebessert durch Wärme. Lider und
Nase wund. Kachexie, Ruhelosigkeit, Durst.
Aurum metallicum: Geschwüre mit starker
Vaskularisation. Lichscheu, Tränen. Augen
sehr empfindlich gegen Berührung, Halsdrüsen gewöhnlich geschwollen. Der Kranke
ist reizbar und empfindlich gegen Geräusche.
Baryta jodata: Kinder mit körperlichem und
geistigem Zwergwuchs, skrofulöser Ophthalmie, geschwollenen Halsdrüsen.
Belladonna atropa: Innerlich selten gebraucht, ausser bei akuter Verschlimmerung
mit grosser Lichtscheu.
Calcium carbonicum: Ursache Durchnässung. Verschlechterung in feucht-warmem
Wetter oder durch die leiseste Erkältung, zu
der der Kranke neigt. Pastöse Skrofulose, die
Kinder schwitzen viel, besonders am Kopf,
Rachitis. Die Kinder haben Drüsenschwellungen, grosse Bäuche, blasse Gesichtsfarbe,
schlaffe Haut, Neigung zu juckenden Ausschlägen. Die Wahl des Mittels erfolgt nach
allgemeinen Gesichtspunkten der Konstitution.
Calcium jodatum: ähnlich wie Calcium
carbonicum, aber die Drüsenschwellungen
sind noch ausgesprochener. Im Unterschied
zu Baryta carbonica ist das Calcarea Kind in
der geistigen Entwicklung nicht zurück.
Calendula officinalis: Skrofulöse Konjuktivitis mit grosser Röte, aber ohne Lichtscheu.
Cannabis indica:
Breite Phlyktänen mit starker Vaskularisation.
Chamomilla matricaria: Skrofulöse
Augenentzündung bei Kindern, die
viel Weinen, während des Zahnens.
Cinnabaris: Hornhautentzündung mit dem
charakteristischen Schmerz vom inneren
Lidwinkel quer über die Augenbrauen.
Conium maculatum: Hornhautentzündung
mit starker Lichtscheu und Lidkrampf. Profuser Tränenfluss auf den Versuch hin, die
krampfhaft geschlossenen Lider zu öffnen.
Dabei ist oft die Rötung der Bindehaut viel
geringer als man nach der Intensität der
subjektiven Symptome erwarten würde.
Croton tiglium: Phlyktänuläre Augenentzündung mit Gesichtsausschlag, aus Bläschen
bestehend. Schmerzen im Auge und seiner
Umgebung, gewöhnlich nachts stärker.
Euphrasia officinalis: Oft, zusammen mit
Sulphur, ganz im Beginn, um Hornhautkomplikationen hintanzuhalten. Charakteristisch
die dicke, schleimig-eitrige, wundmachend
Absonderung. Verschwimmen durch Sekret,
das die Hornhaut bedeckt, gebessert durch
Zwinkern oder Reiben in den Augen. Dabei
oft ein fliessender, scharfer Schnupfen.
Graphites: Eines der Hauptmittel, hauptsächlich, aber nicht ausschliesslich, bei der
chronischen Form mit häufigen Rückfällen.
Das Kind ist „fett, fröstelig und verstopft“.
Ausschläge am Kopf und hinter den Ohren,
Fissuren und Rhagaden, die leicht bluten.
Äussere Lidwinkel bluten leicht beim Öffnen
der Augen. Gewöhnlich starke Lichtscheu und
Tränenfluss. Meist schlechter bei Tageslicht
als bei künstlichem Licht, schlechter morgens,
das Kind bringt vor 9 oder 10 Uhr die Augen
nicht auf. Fortwährende Absonderung, schleimig-eitrig, dünn, wundmachend. Oft dünne,
scharfe Absonderung aus der Nase.
Hepar sulphuris calcarea: Schwere Formen
der skrofulösen Augenentzündung namentlich
wenn die Hornhaut mitbeteiligt ist. Starke
Lichtscheu, Tränen, Rötung, Chemosis.
Schmerzen stark, klopfend, besser durch
Wärme, der Kranke wünscht das Auge
verbunden zu haben, schlechter nachts und
abends. Lider krampfhaft geschlossen, sehr
empfindlich gegen Berührung. Bluten leicht
beim Öffnen. Dabei Ausschläge. Die Kinder
sind weinerlich.
Ipecacuanha cephaelis: Eines der häufigsten
Mittel bei skrofulöser Entzündung der Bindehaut wie der Hornhaut. Rötung und Schmerz
sind verschieden (meist starker Tränenfluss).
Kalium bichromicum: Bindehautphlyktänen.
Charkteristisch ist die fehlende Rötung und
fehlende Lichtscheu, geringer als nach der
Schwere der Erkrankung zu erwarten wäre.
Mercurius solubilis: Bei allen MerkurPräparaten sind die allgemeinen Symptome
sehr beachtenswert. Starke Vaskularisation,
Grund des Geschwürs hat einen grauen Hof.
Lichtscheu, der Kranke macht nicht einmal im
dunklen Zimmer die Augen auf. Verschlechterung hauptsächlich durch künstliches Licht
oder durch Feuerschein. Tränen profus, brennend und wundmachend, die Absonderungen
sind scharf und dünn. Schmerzen schlechter
nachts, besonders vor Mitternacht. Schweiss,
der nicht erleichtert. Verschlechterung durch
Wärme, starke Kälte, besonders Bettwärme,
zeitweise gebessert durch kaltes Wasser.
Lider geschwellt, empfindlich gegen Wärme,
Kälte und Berührung. Nase wund, Schnupfen,
Zunge belegt. Eruptionen, Knochenschmerzen
und andere allgemeine Symptome weisen auf
Mercurius hin.
Besondere Anzeigen für
spezifische Merkur-Präparate
Psorinum:
Chronische Fälle mit häufigen Rückfällen.
Mercurius corrosivus: Erethische Skrophulose. Mehr bei schweren Fällen mit Hornhautgeschwüren als Mercurius solubilis – Drüsenschwellugen.
Pulsatilla pratensis: Eines der Hauptmittel,
weniger nach speziellen Indikationen, als
wenn es allgemein als Konstitutionsmittel
angezeigt ist. Melancholische, amenorrhoische Frauen, hellhaarig, leicht fröstelnd. Dabei häufig Beschwerden von seiten des Ohrs,
Ohrenschmerzen, Ohrenfluss. Die Absonderungen sind mild, dick, weiss oder gelb. Lider
oft geschwollen, nicht wund, aber neigen zu
Gerstenkörnern. Subjektive Verschlechterung
der Beschwerden beim Warmwerden durch
körperliche Arbeit oder im warmen Zimmer,
besser im kühlen Freien und durch kalte
Anwendungen. Verschlechterung abends.
Auch auf begleitende Magenbeschwerden ist
zu achten (Beschwerden nach fetten oder gebackenen Speisen).
Mercurius dulcis: Schwere Formen bei blassen, skrofulösen Kindern. Nase und Oberlippe
geschwollen.
Mercurius nitricus oxydatus: Das Merkurpräparat, das am häufigsten bei skrofulösen
Augenentzündungen gebraucht wird. Die örtlichen Symptome sind nicht charakteristisch.
Mercurius protojodatus (= Mercurius jodatus flavus): Seltener, ausser bei ganz ausgedehnter oberflächlicher skrofulöser Keratitis.
Dabei viel Lichtscheu, nächtliche Verschlechterung, gewöhnlich Drüsenschwellungen,
Zungengrund dick, gelb belegt.
Mercurius solubilis: Häufig bei allen Formen
verwendet, wo die allgemeinen, oben gegebenen Symptome passen.
Mezereum daphne: Phylktänen, dabei Ekzem
der Lider und des Gesichts mit dicken, harten
Schorfen, unter denen auf Druck Eiter
herauskommt.
Natrium muriaticum: Besonders bei chronischen Fällen, nach der örtlichen Anwendung
von Silbernitrat. Sandgefühl, schlechter morgens und vormittags. Scharfer Schmerz über
dem Auge beim Abwärtssehen. Tränen scharf
und wundmachend, Absonderung dünn, wässrig, scharf. Lichtscheu. Gesichtshaut um die
Augen glatt und glänzend, dabei oft klopfendes Kopfweh.
Nux vomica: Fälle, die schon lange ärztlich
behandelt sind. Hauptsächlich wenn die Hornhaut mit ergriffen ist. Starke Lichtscheu.
Verschlechterung morgens ist sehr charakteristisch. Gefühl als würden die Augen herausgedrückt während des Kämmens. Gefühl wie
von heissem Wasser in den Augen. Manchmal
Erleichterung durch Baden der Augen in
kaltem Wasser.
Rhus toxicodendron: Charakteristisch ist
starke Lichtscheu und heftiges Tränen. Die
Lider sind krampfhaft geschlossen, beim
Versuch sie gewaltsam zu öffnen, fliesst ein
Strom von Tränen heraus. Das Mittel wird
infolgedessen meist dann in Frage kommen,
wenn die Hornhaut mitbetroffen ist. Die
Gesichtshaut rund ums Auge ist meist mit den
für Rhus toxicodendron charakteristischen
Pusteln und Ausschlägen bedeckt. Besonders
passt das Mittel bei Rheumatismus. Meist
Verschlechterung nachts nach Mitternacht
und bei feuchtem Wetter. Der Kranke ist
ruhelos nachts, gequält von unangenehmen
Träumen. Kinder reizbar bei Tag, ruhelos und
fiebrig bei Nacht.
Sepia officinalis: Phylktänuläre Erkrankung
bei Frauen, neben und durch Erkrankungen in
der weiblichen Geschlechtssphäre. Schmerzen
ziehend und stechend, schlechter durch Reiben, Zusammenpressen der Lider oder Druck
aufs Auge. Tageslicht blendet und macht
Kopfschmerzen. Lidränder rauh und wund.
Gefühl als seien die Lider zu straff und
bedeckten das Auge nicht. Alle Symptome
schlechter morgens und abends, besser mitten
im Tag.
Sulphur: Eines der Hauptmittel für skrofulöser Augenentzündung, besonders für die
erethische Form der Skrofulose. Besonders
passt das Mittel für chronische Formen bei
Kindern, die mit Ausschlägen bedeckt sind,
oder wenn ein Ausschlag rasch durch äussere Mittel vertrieben wurde. Schmerzen
gewöhnlich scharf und stechend, als spiesste
sich eine Nadel oder ein Splitter ins Auge.
Auch Schmerzen vom Auge nach rückwärts
in den Kopf, von 1 – 3 Uhr nachts, den Kranken am Schlaf störend. Gewöhnlich sind die
Augen morgens verklebt. Künstliches Licht
macht mehr Beschwerden als Sonnenlicht.
Alle Symptome gewöhnlich schlechter durch
Waschen der Augen, kann an den Augen kein
Wasser leiden. Schlechter im Freien.
Tellurium metallicum: Phlyktänen, Impetigo
der Lider, viel eitrige Absonderung aus den
Augen, dabei scharfer Ohrfluss, wie Fischtran riechend.
Thuja occidentalis: Breite episklerale Phlyktänen mit tiefer Injektion, die auf die üblichen
Mittel nicht recht weichen wollen.
Zincum metallicum: Bleibende Rötung des
Auges nach skrofulöser Augenentzündung.
Rötung des Auges besonders im inneren Lidwinkel. Schlechter abends und im Freien.
Andere Mittel können nach besonders
auffallenden und charakteristischen
Symptomen in Frage kommen.
Ophthalmia traumatica, Ecchymosis, Hyphaema conjunctiva
Aconitum napellus: Nach Reizung, die nach
einem entfernten Fremdkörper zurückbleibt.
Arnika montana: Besonders nach Verletzungen durch stumpfe Gewalt, namentlich bei
Blutaustritt unter die Bindehaut, äusserlich
verdünnt und innerlich. In höheren Verdünnungen innerlich auch gegen Folgen alter
Verletzungen vielfach bewährt. Auch bei
spontanen Blutaustritten unter die Bindehaut.
Blutaustritte unter die Bindehaut bei Krampfhusten (Keuchhusten).
Calendula officinalis: Äusserlich
und innerlich nach Schnittwunden.
Cantharis vesicatoria: nach Verbrennungen,
auch bei Ophthalmia electrica.
Hamamelis virginiana: Äusserlich verdünnt
und innerlich bei traumatischer Konjunktivitis und Keratitis, auch bei Blutaustritt
unter die Bindehaut.
Ledum pallustre: Traumatische und spontane Blutaustritte unter die Bindehaut. Hier ist
es mehr angezeigt als irgend ein anderes
Mittel. Auch bei Bindehautentzündung mit
Blutaustritt. Örtlich verdünnt und allgemein
innerlich.
Pterygium conjunktivae (Flügelfell)
In den meisten Fällen von ausgebildetem echtem Pterygium wird es notwendig
sein, dasselbe kunstgerecht durch Operation
zu entfernen. In den Anfangsstadien und zur
Ausheilung der nach der Operation häufig
noch zurückbleibenden Rötung der Bindehaut
kommen folgende Mittel in Betracht.
Calcium carbonicum: Pterygium
ohne besondere genauere Indikation.
Zincum metallicum: am häufigsten indiziert.
Rötung besonders im inneren Winkel, Lichtscheu besonders bei künstlichem Licht. Druck
um die Nasenwurzel und über Augenhöhle.
Tumoren der Bindehaut
Echte Geschwülste werden meist nur
operativ zu beseitigen sein.
Kalium bichromicum: Örtlich und allgemein
bei Polypen. Auch Lycopodium clavatum
wird innerlich empfohlen.
Thuja occidentalis: Hahnenkammartige
Wucherungen bei chronischer Gonorrhoe und
bei Tuberkulose der Bindehaut.
Cornea (= Hornhaut)
Keratitis
Bei oberflächlicher Keratitis wird Atropin
immer notwendig sein. Nicht selten sieht der
Augenarzt Fälle von Hornhautgeschwür, die
lange Zeit sich gequält hatten mit Überschlägen und allen möglichen Behandlungsarten
ohne irgend welche Besserung, die auf Anwendung von Atropin rasch sich besserten.
Meist verschwindet durch Atropin die Lichtscheu rasch.
Dass man namentlich bei alten Leuten
vor der Anwendung von Atropin streng darauf
achten muss, ob nicht Gefahr des grünen Stars
besteht, die sich in diffuser Hornhauttrübung
und Erweiterung der Pupille bis Mittelweite
(selbstverständlich ohne Atropinanwendung!)
und träger Zusammenziehung derselben auf
Lichteinfall äussert – das soll hier nochmals
nachdrücklich betont werden. Auch gebe man
bei Lichtscheu Atropin nur dann, wenn man
wirklich einen Hornhautdefekt nachgewiesen
hat, und nicht wegen jeder Konjuktivitis, wo
Atropin immer nutzlos, häufig schädlich ist.
Den Verband lasse ich im allgemeinen
dann weg, wenn das Geschwür gereinigt ist
und keine Lichtscheu mehr besteht. Dann
kann meist auch das Atropin wegbleiben.
Bei peripheren Geschwüren mit
Neigung zum Durchbruch muss Eserin oder
Pilokarpin gegeben werden, um die Regenbogenhaut aus dem Geschwür fernzuhalten.
Bei aufgehobener Vorderkammer ist Eserin
nutzlos, Atropin meist (wegen Erhöhung des
inneren Augendrucks) schädlich.
Beim Ulcus serpens kann durch rechtzeitig angewandte und genügend oft wiederholte Iontophorese mit Zincum sulphuricum
das Fortschreiten des Geschwürs verhindert
und die Kauterisation und Eröffnung der Vorderkammer oft vermieden werden.
Wegen des starken Tränenflusses empfiehlt es sich bei Hornhauterkrankungen, die
anzuwendenden Medikamente, namentlich
Atropin, in Salbenform in den Bindehautsack
einzubringen. Auch die Einbringung von Tabloids oder Augenkompressen ins Auge ist
sehr zu empfehlen. Tropfen werden zu rasch
wieder aus dem Auge weggeschwemmt.
Sonst soll hier nichts über die örtliche
Behandlung der Keratitis ausgeführt werden.
Innerlich
kommen folgende Mittel in Betracht
Aconitum napellus: Oberflächlicher Defekt
der Hornhaut durch Verletzung, nach Bindehaut- oder Hornhautfremdkörpern, wenn nach
der Entfernung des Fremdkörpers noch
Schmerzen vorhanden sind. Erstes Stadium
von Hornhautgeschwür durch Erkältung im
Freien, besonders nach rauhem, trockenem
kaltem Ostwind. Das Auge ist trocken, heiss,
brennt, ist sehr empfindlich gegen Luft. Der
Kranke ist ruhelos, fiebrig und durstig.
Apis mellifica: Vaskularisiertes Hornhautgeschwür, mit Lichtscheu, heissen Tränen und
stechenden Schmerzen, dabei Ödem der
Lider, Chemosis, Keratitis disciformis, annularis, dabei Reizung der Iris, Trübung des
Vorderkammerwassers. Der Kranke ist benommen und ohne Durst. – rezidivierende
Erosion.
Argentum nitricum: Keratits mit starker
eitriger Konjunktivitis, Komplikationen von
seiten der Hornhaut bei Blenorrhoe. Schmerzen (wie bei der entsprechenden Konjunktivitis) besser im kühlen Freien, schlechter im
warmen Zimmer.
Arnika montana: Oberflächlich traumatische
Keratitis mit Blutung unter die Bindehaut
oder in die Vorderkammer. Streifenförmige
Keratitis nach Quetschung des Auges. Äusserlich und innerlich.
Arsenicum album: Keratitis bei kachektischen, besonders skrofulösen Kindern. Das
Geschwür ist meist oberflächlich, kommt häufig bald auf dem einen, bald auf dem anderen
Auge wieder. Gewöhnlich sehr starke Lichtscheu, Tränen heiss, brennend und scharf.
Schmerzen schlechter nachts. Brennende
Schmerzen überwiegen, sind schlechter
nachts, besonders nach Mitternacht, das Kind
ist dann ruhelos und weinerlich. Waschen der
Augen in kaltem Wasser verschlechtert meist,
feuchte Wärme bessert häufig. Augapfel
empfindlich auf Berührung. Lider auf der
Schleimhautfläche wund, äusserlich geschwollen, wund durch die scharfe Absonderung.
Asa foetida: Geschwür mit Iritis und Schmerzen von innern nach aussen. Gebessert durch
Ruhe und Druck.
Aurum metallicum: Besonders bei frischen
Geschwüren in altem Pannus. Hornhaut stark
vaskularisiert. Der Kranke ist reizbar und
empfindlich gegen Geräusche. Halsdrüsen oft
vergrössert und entzündet. Lichtscheu,
Tränenfluss, Augen sehr empfindlich gegen
Berührung. Schmerz von aussen nach innen,
schlechter auf Berührung (Gegenteil von Asa
foetida).
Belladonna atropa: Oberflächliches
Geschwür mit starker Lichtscheu, klopfenden
Schmerzen, schlechter mittags und abends.
Calcium carbonicum: Hornhautgeschwüre
bei fetten kränklichen Kindern mit grossen
Bäuchen, die viel schwitzen, besonders am
Kopf und sich leicht erkälten. Auch bei tiefen,
nichtgereinigten Geschwüren bei schwächen,
kachektischen Kranken. Die örtliche Symptome sind nicht charakteristisch.
Calcium hypophosphoricum: Besonders
passend bei tiefen nichtgereinigten Geschwüren oder Abszessen bei schwachen kachektischen Personen. Namentlich bei Ulcus
serpens.
Calcium iodatum: Nach den Geschwüren
vergrösserte Tonsillen und Halsdrüsen.
Cantharis vesicatoria: Hornhautgeschwüre
nach Verbrennungen, mit brennenden
Schmerzen und Tränen.
Chamomilla matricaria: Hornhautgeschwüre bei zahnenden Kindern.
Chininum muriaticum: Hornhautgeschwüre
bei Malaria oder starker Blutarmut, mit Mitbeteiligung der Iris, starke Schmerzen in oder
über dem Auge, mit ausgesprochener Periodizität der Schmerzen, Schüttelfröste, Geschwüre auf Pannus, mit viel Schmerz morgens. –
Herpes corneae, Keratitis dendritica.
Cimicifuga racemosa: Hornhautgeschwüre
mit starken neuralgischen Schmerzen durchs
Auge in den Kopf.
Cinnabaris: charakteristischer Schmerz über
dem Auge, vom inneren zum äusseren Lidwinkel oder rings ums Auge gehend.
Conium maculatum: Wichtiges Mittel bei
oberflächlichen Geschwüren und Substanzverlusten der Hornhaut, wenn nur die Epithelschicht der Hornhaut fehlt; dabei starke Lichtscheu und Tränen, stärker, als nach dem objektiven Befund zu erwarten wäre. Öffnet
man die krampfhaft geschlossenen Lider, so
dringt ein Strom von Tränen heraus und man
ist erstaunt, die Injektion der Augapfelbindehaut so gering zu finden im Verhältnis zu der
starken Lichtscheu.
Croton tiglium: Geschwür mit ausgesprochenem Schmerz über der Augenbraue
nachts, besonders wenn dabei ein Bläschenausschlag des Gesichts und der Lider vorhanden ist. Herpes zoster ophthalmica (vgl.
Ranunculus scleratus).
Cundurango: Oberflächliches Geschwür mit
wunden Stellen oder Sprüngen und Rissen in
den Mundwinkeln.
Duboisinum myoporides: (=Korkholzbaum)
Torpides Geschwür, mehr oder weniger tief,
ohne Lichtscheu und Tränen.
Euphrasia officinalis: Hornautgeschwür mit
starker Konjunktivitis und dem für Euprhasia
charakteristische Sekret (s. Konjunktivitis).
Graphites: siehe skrofulöse
Augenentzündung.
Hamamelis virginia: Hornhautgeschwür
nach Schlag oder Verbrennung besonders
wenn dabei Blutung in die Vorderkammer
besteht.
Hepar sulphuris calcarea: Hauptmittel,
besonders bei der tiefen nichtgereinigten
Form und bei Hypopyon. Auch bei Ulzeration
in Pannus. Starker Tränenfluss, grosse Lichtscheu. Schmerzen stark, klopfend, besser
durch Wärme, schlechter durch Kälte, durch
Abnahme des Augenverbands, abends. Ausgesprochene Empfindlichkeit des Auges
gegen Berührung. Lider bluten leicht beim
Versuch sie zu öffnen. Fröstelig – Hauptmerkmal bei Keratitis punctata (Payr).
Katarrh. Geschwür bei Rheumatismus.
Ignatia amara: Hysterie.
Kalium bichromicum: Indolentes Geschwür,
ohne Reizung, ohne Lichtscheu, oft wie mit
dem Locheisen ausgestanzt. Facetten, die sich
schlecht ausfüllen. Ulcus rodens. Absonderungen, wenn vorhanden fädig, Bettwärme
verschlechtert.
Mercurius solubilis: Oberflächliche und tiefe
Geschwüre, besonders bei Syphilitischen uns
Skrofulösen. Die Geschwüre sind vaskularisiert, mit infiltriertem Grund. Lichtscheu, besonders bei künstlichem Licht. Schmerzen oft
heftig, wechselnd, immer nachts und bei
feuchtem Wetter schlechter, schlechter durch
Kälte, zeitweise gebessert durch kaltes Wasser. Lider dick, rot, wund durch die scharfen
Absonderungen, empfindlich gegen Hitze,
Kälte, Berührung, zugeklemmt, Nase wund,
Zunge belegt, Schweisse nachts, die nicht erleichtern. Diese Symptome bei allen Merkurpräparaten.
Mercurius corrosivus: Wenn die oben gezeichneten Merkursymptome sehr schwer
sind, besonders wenn dabei Iris besteht.
Keratoiritis mit starker Gewebszerstörung.
Mercurius nitricus oxydatus: Empirisch
empfohlen mit grossem Erfolg gegen alle
Arten von Geschwüren.
Mercurius praecipitatus ruber: Hornhautgeschwür und Pannus. Verschlechterung
durch Arbeit am Feuer.
Mercurius protojodatus (= Mercurius iodatus flavus). Serpingiöses Geschwür, namentlich im Verlauf von Tachom mit Pannus. Vaskularisation und Lichtscheu gross. Nichtvaskularisiertes, zentrales Geschwür der Hornhaut mit Schmerzen nachts. Gewöhnlich dabei dicker, gelber Belag an der Zungenbasis.
Mezereum daphne: Keratitis dendistica.
Natrium muriaticum: Geschwüre nach Ätzmitteln. Lichscheu stark, Tränen scharf, Absonderungen dünn und wundmachend, Lider
geschwollen. Das Kind bohrt das Gesicht in
die Kissen, Schmerz oft scharf und stechend
über dem Auge beim Abwärtsschauen.
Nasenkatarrh, Fliesschnupfen, der die Nase
wund macht.
Nux vomica: Sehr starke Lichtscheu, besonders morgens, Kranke, die schon viel Arznei
bekommen haben. Morgens schlechter, tagsüber ordentlich. Neuroparalytische Keratitis.
Pulsatilla pratensis: Allgemeine Gesichtspunkte, insbesondere die Besserung der Beschwerden im kühlen Freien sind massgebend. Auch bei kleinen, zentralen Geschwüren
ohne Vaskularisation und geringer Reizung.
Schlechter abends.
Ipecacuanha cephaelis: Hornhaut gestippt,
Epithelunregelmässigkeiten mit starker Lichtscheu. Kissen nass von Tränen, besonders
rechts.
Rhus toxicodendron: Oberflächliche Keratits
mit sehr starker Lichtscheu und Tränen, beim
öffnen der Lider stürzt ein Strom von Tränen
heraus. Das Kind liegt den ganzen Tag mit in
die Kissen gebohrtem Kopf da. Keratitis infolge von Durchnässung (vgl. Calcium carbonicum). Chemosis. Lider, besonders das
obere, geschwollen. Bläschenförmiger Ausschlag ums Auge. Schlechter bei feuchtem
Wetter, nachts nach Mitternacht. Die Kranken
sind ruhelos und leiden unter bösen Träumen.
Rheumatische Diathese.
Secale cornutum: Hornhautvereiterung,
schlechter durch äussere Hitze.
Silicea terra: Nichgerinigte Geschwüre,
Ulcus serpens. Nichtvaskularisierte, zentrale
Geschwüre mit Neidung zum Durchbruch.
Hypopyon kann vorhanden sein. Der Kranke
ist sehr empfindlich gegen Kälte und liebt es,
den Kopf warm einzuhüllen. Silicea ist in
mancher Beziehung das chronische Mittel zu
Pulsatilla. Empfindlichkeit gegen helle Farben.
Spigelia anthelmia: Geschwüre mit scharfen,
schiessenden Schmerzen durchs Auge und in
den Kopf.
Sulphur: Allgemeine Indikationen. Auch bei
Hypopyon. – Leitsymptom ist ein scharfer,
stechender Schmerz wie von einer Nadel oder
einem Splitter im Auge oder durchs Auge in
den Kopf, morgens von 1 bis 3 Uhr. – Alle
Symptome sind schlechter durch Waschen mit
kaltem Wasser. Lichtempfindlich.
Thuja occidentalis: Syphilis und Gonorrhoe.
Auch Hypopyon. Schmerz über dem Auge als
würde ein Nagel eingetrieben.
Keratitis parenchymatosa
Örtlich wird im entzündlichen Stadium
ohne Atropin nicht auszukommen sein. Bei
dem starken Eigenleben der Syphiliserreger
wird man, ohne eine grosse Verantwortung
auf sich zu laden, ohne die energisch wirkenden Syphilismittel der alten Schule nichtauskommen; jedenfalls muss nach dem
derzeitigen Stand unserer Kenntnisse die
Behandlung durch die Blutuntersuchung kontrolliert werden. Während der Entzündung
und nachher zur möglichsten Aufhellung der
Hornhauttrübung leisten aber die passenden
homöopathischen Mittel Hervorragendes,
wenngleich sie die Erkrankung des zweiten
Auges auch nicht verhindern können. Hierauf
muss der Kranke und seine Angehörigen zur
Vermeidung von Enttäuschungen von Anfang
an hingewiesen werden.
Apis mellifica: Hornhaut dicht infiltriert mit
mässiger Rötung und Lichtscheu. Angeborene
Syphilis, Exostosen, Gelenkschwellungen,
hohes Fieber, Benommenheit bei fehlendem
Durst.
Arsenicum album: Beginnende Vaskularisation. Starke Lichtscheu und Tränenfluss,
brennender Schmerz im Auge und ums Auge,
schlechter nach Mitternacht. Besonders
Arsenicum jodatum. (Keratitis parenchymatosa mit Reizung).
Aurum muriaticum: Hereditäre Syphilis, namentlich wenn Vaskularisation vorhanden ist.
Baryta jodatum: Mit starker Vergrösserung
der Halsdrüsen, die hart und auf Berührung
empfindlich sind.
Calcium phosphoricum:
Allgemeine Symptome. Grosse Mandeln.
Vaskularisation: (lat.: vasculum „kleines
Gefäss“). Die Gesamtheit der Gefässversorgung eines Organs oder Gewebes.
Cannabis indica: D6 im Wechsel mit Hepar
sulphuris calcarea D30 bewährt zur Aufhellung von parenchymatösen Hornhauttrübungen. (Auch: Kalium bichromicum D6).
Cannabis sativa: Vaskularisation. Lichtscheu
und Tränen stark. Die Hornhaut ist so dicht
getrübt, dass die Regenbogenhaut nicht mehr
sichtbar ist. Das Hornhautepithel ist rauh. –
Empfohlen wird die Tinktur, 10 Tropfen
in ein Glas Wasser innerlich.
Hepar sulphuris calcarea: Starke Trübung
und Vaskularisation, heftige iritische Schmerzen, Lichtscheu, Empfindlichkeit des Augapfels gegen Berührung. Auch von Wert zur
Aufhellung der Hornhaut nach Abklingen der
entzündlichen Erscheinungen.
Kalium muriaticum: Im Stadium der Exsudation. Mässige Rötung und Schmerzen.
Atropin wirkt sehr langsam.
Mercurius solubilis: Syphilis. Ciliarschmerz,
ciliare Injektion und Iritis sind sehr ausgesprochen, ebenso die nächtliche Verschlimmerung durch die Bettwärme. Die Entzündung ist aktiver als bei Aurum.
Sepia officinalis: Parenchymatöse
Hornhauttrübung mit Störungen von
Seiten der weiblichen Geschlechtsorgane.
Sulphur: Zur Aufhellung nach dem
Abklingen der entzündlichen Erscheinungen.
Hornhauttrübungen
Neben der üblichen örtlichen Behandlung kommen zur Aufhellung von Hornhauttrübungen, bei dem Fehlen ausgesprochener
örtlicher Symptome, die homöopathischen
Mittel namentlich als Konstitutionsmittel in
Betracht. Dass der genaueste Ausgleich mit
sphärischen und zylindrischen Gläsern nicht
versäumt werden darf, versteht sich von
selbst.
Das beste Mittel aber ist die Vorbeugung.
Mancher Hornhautfleck und die dadurch bedingte Herabsetzung des Sehvermögens hätte
vermieden werden können, wenn das Kind
mit seiner Augenentzündung rechtzeitig zum
Augenarzt gebracht worden wäre, ehe der
Krankheitsprozess auf die ganze Hornhaut
übergegriffen hat.
Apis mellifica: Zuweilen noch stechendes
Gefühl im Auge, bei starker Beleuchtung
noch Rötung und Tränen.
Cannabis sativa:
Zur Aufhellung skrofulöser Narben.
Euphrasia officinalis:
Meist angezeigt zur Aufhellung.
Graphites: Bei skrofulösen
Kindern mit Schwellung der Halsdrüsen.
Hepar sulphuris calcarea: Sogleich nach
Ablauf der entzündlichen Erscheinungen.
Lider noch geschwollen, Augen zeigen in der
Kälte noch leichtes Tränen.
Kalium bichromicum:
Zur Aufhellung bei Pannus trachomatosus.
Natrium muriaticum: Äusserlich zu Augenbädern in Verdünnung und zugleich innerlich
empfohlen. Tränen bei sonst nicht entzündeten Augen in grellem Licht.
Senega polygala: D2,
innerlich zur Aufhellung von Trübungen.
Silicea terra: Stärkere, leukomartige weisse
Trübungen, besonders im Pupillargebiet.
Sulphur: Schwache, durchscheinende Trübungen nach skrofulösen Augenentzündungen. Meist ist der charakteristische Splitterschmerz, Empfindlichkeit gegen starke Lichteindrücke und allgemeine Sulphursymptome
vorhanden.
Keratoconus (= Vorwölbung)
Neben der üblichen örtlichen Behandlung, wobei insbesondere zur Herabsetzung
des Augendruckes die Einträufelung von Pilocarpin abends nicht vergessen werden darf,
und neben dem genausten Gläserausgleich
kommen innerlich die passenden Konstitutionsmittel in Betracht, nach allgemeinen Gesichtspunkten, Kontaktgläser können manchmal von Nutzen sein, auch in einzelnen Fällen
eine der zahlreichen Operationen zur Verkleinerung der Spitzenvorwölbung. Druckverband über Nacht, sowie die örtliche Anwendung von gelber Salbe oder Calomelsalbe
zur Aufhellung der Spitzentrübung ist ebenfalls anzuführen.
Von innerlichen Mitteln
hat sich mir bisweilen
Apis mellifica bewährt, das überhaupt ein
Mittel ist, an das man für die Regelung des
Flüssigkeitsstoffwechsels des inneren Auges
häufiger als bisher denken sollte.
Bei partiellen und totalen Staphylomen
der Hornhaut und der Regenbogenhaut, wie
sie besonders nach Verletzungen und misslungenen Operationen vorkommen, kann nur
die Operation in Betracht kommen, bei völlig
erblindetem Auge am besten rechtzeitige
Enukleation. Auf die Besserung durch Hornhautschalen, namentlich in Bezug auf das
Sehvermögen, sei hier aus eigener Erfahrung
hingewiesen.
Sklera (= Lederhaut)
Massage nach Einstreichen von 2 prozentiger
gelber Salbe mit Zusatz von 1,0 Suprareninlösung auf 10,0 Salbe. Diese Art Episkleritis
besteht meist auf gichtisch-rheumatischer
Grundlage, was bei der Wahl des inneren
Mittels zu berücksichtigen ist.
Aconitum napellus: Im akuten Stadium,
namentlich bei Rheumatismus, bei Erkältung
durch kalte, raue, trockene Winde, Hitzegefühl im Auge, Fieber, Brennen im Auge,
Lichtscheu, enge Pupille, ciliare Injektion, das
Auge ist trocken und empfindlich gegen
Berührung.
Aurum metallicum: Chronische Formen,
namentlich wenn infolge der Ernährungsstörung sich eine Trübung zugenförmig vom
Hornhautrand gegen die Hornhautmitte vorschiebt. Sklerosierende Keratitis. Reizerscheinungen gering. Chronische Syphilis, Dyskrasie auf dieser Grundlage.
Cinnabaris: Skleritis mit dem charakteristischen Schmerz über dem Auge, gewöhnlich
schlechter nachts.
Mercurius corrosivus: Ähnlich wie beim
vorhergehenden Mittel, Schmerz im Auge und
rund herum, schlechter nachts.
Mercurius solubilis: Skleritis mit Verdünnung der Sklera, so dass die Aderhaut bläulich
durchscheint. Ständiger Schmerz im Auge,
schlechter nachts. Mitbeteiligung der Iris.
Syphilis. Zunge belegt, übler Mundgeruch,
Schweisse, die nicht erleichtern, schlechter
durch Bettwärme und andere charakteristische
Merkursymptome.
Skleritis, Episkleritis
Sklerochorioiditis anterior
Kalmia latifolia: Skleristis mit Glaskörpertrübungen. Kopfweh, das mit der Sonne geht
und kommt. Gefühl von Steifheit der Augenmuskeln. Rheumatismus.
Bei starker ciliarer Injektion und
Schmerzhaftigkeit sollte immer Atropin eingeträufelt werden. Bei der tiefen Episkleritis
ohne erheblichen ciliaren Schmerz bei Betastung des Auges empfiehlt sich örtlich leicht
Nux moschata: Knötchen über den äusseren
Recti, ziemlich gross und schmerzhaft. Der
Kranke ist schläfrig, mit schläfrigem Ausdruck in den Augen und sehr empfindlich gegen Erkältung. Fröstelig.
Silicea terra: Skleritis mit oder ohne Mitbeteiligung der Aderhaut und des Glaskörpers.
Starke Schmerzen von den Augen zum Kopf,
besser durch Anwendung von Wärme. Hinterhauptschmerzen auf der entsprechenden Seite.
Terebinthia oleum: Sklerits und oberflächliche Episkleritis mit starker Rötung und starkem Schmerz im Auge und der entsprechenden Kopfseite. Wenig dunkler Urin. Gicht.
Thuja occidentalis ist bei allen Formen von
Skleritis und Episkleritis das Hauptmittel, an
das man immer zuerst denken muss. Kachexie, schlecht genährte Kranke, die wenig an
die frische Luft kommen, Skrofulose, Syphilis,
Gonorrhoe in der Anamnese weisen besonders auf Thuja hin. Auch bei begleitenden
Glaskörpertrübungen.
Pulsatilla pratensis:
Aus allgemeinen Indikationen.
Spigelia anthelmia: Wenn der
charkteristische, neuralgische Schmerz
vorhanden ist, besonders links.
Sulphur: Allgemeine Indikationen,
Verschlechterung nach Mitternacht gegen
Morgen, Fremdkörpergefühl mit starkem
Stechen, wie von einem Splitter im Auge.
Iris (= Regenbogenhaut)
Iritis, Iridocyclitis
Iritis serosa
Bei Kongestion der Iris mit enger Pupille und ciliarer Injektion sollte man niemals
versäumen, rechtzeitig und ausreichend Atropin anzuwenden, um Pupillarverschluss und
Drucksteigerung zu vermeiden. Selbst wenn
bereits sekundäres Glaukom infolge von Verlötung des Pupillarsaums mit der Linsenvorderfläche besteht, muss versucht werden,
durch Atropin oder Scopolamin (Vorsicht!) eine Lücke im Pupillarsaum zu erzwingen.
Gelingt das nicht, so muss sobald als
möglich eine Iridektomie gemacht werden. Ist
die Iris durch Stauung in der hinteren Augenkammer bei zirkulärer Synechie butterglockenförmig vorgewölbt und die vordere
Augenkammer aufgehoben, so dass eine Iridektomie technisch unmöglich ist, so muss mit
dem Gräfemesser eine Transfixion gemacht
werden, um die Drucksteigerung zu bezwingen. Gewöhnlich kann man dann nach einigen
Tagen eine Iridektomie nachschicken, und das
Auge ist gerettet.
Bei der typischen Iritis serosa (Descemetitis, Cyclitis), die sich in Beschlägen auf
der Hinterfläche der Hornhaut mit oder ohne
staubförmige Trübungen des Glaskörpers
ohne Synechieen und ohne Blutüberfüllung
der Regenbogenhaut handelt, besteht oft infolge des vermehrten Eiweissgehalts des Vorderkammerwassers Neigung zur Drucksteigerung. In diesen Fällen muss statt Atropin
Pilocarpin oder Eserin zur Erniedrigung des
Drucks und Beschleunigung der Aufsaugung
des Kammerwassers eingeträufelt werden.
Auch kann eine Paracentese der Vorderkammer notwendig werden.
Die Anwendung von Wärme, örtlich
und allgemein, namentlich in Form von trokkener Wärme aufs geschlossene Auge, ist sehr
zu empfehlen und beseitigt oder lindert die oft
sehr heftigen Schmerzen.
Aconitum napellus: Ganz im ersten Stadium,
bei Rheumatismus, Erkältung durch trockene
kalte Winde, besonders bei jungen, vollblütigen Patienten. Auch gleich bei traumatischer
Iritis. Gefühl von grosser Hitze, Brennen,
Trockenheit, Fieber, klopfende Schmerzen.
Arnika montana: Bei Iritis herpetica mit
Bluterguss in die Vorderkammer auf rheumatischer Grundlage, bei traumatischer Iritis.
Arsenicum album: Iritis mit periodischen
brennenden Schmerzen, schlechter nachts
nach Mitternacht, besser durch warme
Anwendungen. Häufig bei Iritis serosa.
Asa foetida: Iritis syphilitica, besonders bei
weiblichen Personen. Starke Schmerzen besonders in den Knochen über dem Auge, von
innen nach aussen, besser durch Ruhe und
Druck (Gegenteil Aurum metallicum).
Aurum metallicum: Syphilitische Iritis,
besonders nach reichlichem Gebrauch von
Quecksilber und Jodkali. Schmerz tief im
Knochen, von oben nach unten, von aussen
nach innen, schlechter auf Berührung. Grosse
Depression weist besonders auf das Mittel
hin, ebenso der Charakter der Schmerzen.
Belladonna atropa: Frühe Stadien der Iritis,
durch Erkältung. Röte und klopfende, starke
Schmerzen in Kopf und Gesicht, schlechter
nachts. Auge empfindlich gegen Berührung.
Chronische plastische Iritis nach Staroperation. Iritis mit Neigung zur Drucksteigerung.
Bryonia alba: Irits nach Erkältung, rheumatische Iritis mit Neigung zur Bildung von Verwachsungen. Schmerzen als wollten sie das
Auge aus seiner Höhle treiben. Schmerzen
schlimmer durch Bewegung des Auges und
nachts. Auch bei Iritis serosa mit Neigung zu
Synechieen.
Calendula officinalis: Traumatische Iritis.
Cedron simaba: Iritis mit heftiger Supraorbitalneuralgie, besonders mit ausgesprochener
Periodizität. Zwischenmittel.
China officinalis: Iritis bei Personen, die geschwächt sind durch Verlust von Lebenssäften, durch Blutverlust. Schmerzstillend in allopathischen Dosen, besonders bei malariaartigen Zuständen.
Cinnabaris: Besonders bei syphilitischer
Iritis mit Knötchen. Charakteristischer
Schmerz im inneren Lidwinkel über die
Augenbraue oder rund ums Auge, auch entlang dem Supraorbitalnerven. Nachtverschlechterung, intermittierender Schmerz.
Clematis recta: Chronische syphlitische Iritis
mit wenig Schmerzen. Schmerzen ähnlich
denen bei Mercurius, aber viel Hite und
Trockenheit im Auge, namentlich aber grosse
Empfindlichkeit gegen kalte Luft, gegen Licht
und Wasser.
Conium maculatum: Iritis serosa mit exzessiver Lichtscheu, aber wenig Röte, wenig entzündliche Erscheinungen.
Gelsemium sempervirens: Iritis serosa mit
Neigung zu Synechieen, zu Glaskörpertrübungen, mit schwankendem Augendruck und
Neigung zur Drucksteigerung. Vorderkammer
trüb, wolkig, Schmerz und Injektion mässig.
Hamamelis virginiana: Iritis traumatica,
Iritis herpetica mit Bluterguss in der
Vorderkammer.
Hepar sulphuris calcarea: Namentlich bei
Iritis, die Hornhauterkrankungen begleitet.
Hypopyon. Auch Eiterung nach Staroperation.
Klopfende Schmerzen, besser durch Wärme,
schlechter durch Bewegung. Das Auge ist
sehr empfindlich gegen Berührung.
Kalium bichromicum: Hauptmittel bei echter Iritis serosa, mit keinen anderen Erscheinungen als leichten Beschlägen auf der hinteren Hornhautfläche und mässiger ciliarer
Injektion. – Bisweilen bei syphilitischer Iritis
aus allgemeinen Gesichtspunkten.
Kalium jodatum: In allopathischen Dosen
bei syphilitischer Iritis.
Mercurius: In seinen verschiedenen Präparaten unser Hauptmittel bei allen Formen von
Iritis, aber besonders bei der syphlitischen.
Die Schmerzen und Symptome wechseln in
Art und Stärke sind aber immer schlechter
nachts nach dem Zubettgehen, schlechter
beim Warmwerden im Bett, schlechter bei
feuchtem Wetter. Grosse Empfindlichkeit
gegen warm und besonders gegen kalt, auch
gegen Licht, besonders gegen Feuerschein.
Grosse Neigung zur Bildung von Exsudaten
in der Pupille und von Synechieen. Nächtlicher Schweiss, der nicht erleichtert.
Mercurius corrosivus:
Bei sehr heftigen Symptomen.
Mercurius solubilis: Bei weniger heftigen
Symptomen, aber charakteristischen
Mercurius Symptomen.
Mercurius dulcis: Skrofulöse, blasse Kinder,
dabei Hornhautgeschwür.
Mercurius protojodatus (Mercurius jodatus
flavus): Dicker, gelber Belag am Zungenrand,
Drüsenschwellungen, dabei Hornhautgeschwür, Pannus.
Terebinthia oleum: Rheumatische Iritis
mit starkem Schmerz in Kopf und Auge,
Rückenschmerzen, dunkler Urin.
Thuja occidentalis: Syphilitische Iritis mit
Kondylomen in der Iris, die warzenartig gestaltet sind, mit starken Schmerzen, schlechter
nachts, besser durch Wärme, Ciliarinjektion,
Brummen im Kopf usw. – Auch bei Iritis
gonorrhoica zusammen mit gonorrhoischer
Gelenkentzündung
Natrium salicicum: Iritis mit intensiver
Ciliarneuralgie, besonders nach Operationen.
Aderhaut (= Chorioidea)
Nitricum acidum: Chronisch verlaufende,
reizlose, syphilitisch Iritis mit wenig oder
keinen Schmerzen nachts.
Hyperaemie der Chorioidea
Chorioiditis
Nux vomica: Zwischenmittel, wenn
die Verschlechterung morgens sehr
ausgesprochen ist.
Aurum metallicum: Chorioiditis und
Chroioretinitis, besonders mit Ausschwitzung
in de Glaskörper, feine, staubförmige Glaskörpertrübungen, Knochenschmerzen ums
Auge. Depression.
Petroleum oleum: Syphilitische Iritis
mit Hinterhauptskopfschmerz. Haut
um die Augen trocken und schorfig.
Rhus toxicodendron: Idiopathische oder
rheumatische Iritis, durch Durchnässung,
oder auf rheumatischer Grundlage. Eitrige
Iritis nach Operationen, hierbei Hauptmittel.
Lider ödematös, krampfhaft geschwollen,
beim Öffnen der Lider strömen die Tränen
hervor. Chemosis. Schmerzen schlechter
nachts, nach Mitternacht, bei feuchtem
Wetter. Eruptionen auf den Lidern.
Spigelia antelmia: Rheumatische Iritis mit
scharfen, schiessenden Schmerzen neuralgischer Art im Auge und rund darum, die von
einem Punkt auszustrahlen scheinen, besonders links.
Sulphur: Chronische Iritis bei skrofulösen
Patienten, besonders nach der Unterdrückung
von Ausschlägen. Hypopyon. Zwischenmittel,
wenn das richtig gewählte Mittel nicht recht
wirkt. Scharfer, stechender Schmerz, schlechter nachts und gegen Morgen. Allgemeine
Anzeigen leiten auf Sulphur.
Belladonna atropa: Hyperämie oder akute
Chorioiditis, namentlich disseminata, begleitet von kongestivem Kopfschmerz, Sehnerv
von tiefroter Farbe, Netzhautgefässe erweitert, besonders die Venen. Pupille leicht erweitert, Augen lichtempfindlich, mit Völlegefühl im Auge. Sehstörungen, Hof ums Licht,
Blitze, Funken. Das Kopfweh und konstitutionelle Symptome entscheiden für Belladonna.
Bryonia alba: Seröse Chorioiditis, Entzündung der Ulvealtraktus nach rheumatischer
Iritis. Seröse, feine Infiltration des Glaskörpers, so dass die Untersuchung des Augengrundes erschwert ist. Blutgefässe des Augengrundes stark gefüllt, Pupillen etwas erweitert, Neigung zu Drucksteigerung. Schmerzen
im Augapfel auf Druck und Bewegung, stechender Schmerz durchs Auge in den Kopf.
Gelsemium sempervirens: Seröse Entzündung des Uvealtraktus, hauptsächlich vor dem
Augenäquator, mit Trübung des Kammerwassers und des Glaskörpers. Sehvermögen sehr
beeinträchtigt, wechselnd. Neigung zu Drucksteigerung, Neigung zu Synechieen, Hornhauttrübungen, die rasch kommen und verschwinden. Dumpfer, drückender Schmerz in
und über den Augen, sich in den Hinterkopf
ausdehnen, gebessert durch heisse Anwendungen. Augen empfindlich gegen Berührung.
Schwere der Lider. Kopfweh, Depression,
Erschlaffung der Muskulatur, Fieber, Durstlosigkeit.
Kalium jodatum: In allopathischen Dosen
gegen syphilitische Chorioretinitis mit Exsudation in den Glaskörper, wechselnd von Tag
zu Tag; ebenso gegen syphilitisch Chorioiditis disseminata ohne Glaskörpertrübung.
Auch bei einfacher Chorioiditis disseminata.
Kalium muriaticum: Aussaugungsmittel
bei exsudativer Chorioiditis. „Weisse Herde“.
Mercurius: Namentlich Mercurius corrosivus
und Mercurius solubilis, besonders wenn die
Iris mitbeteiligt ist. Anzeigen siehe unter
Iritis.
Nux vomica: Kranke, die an Reizmittel,
besonders an Alkohol und Nikotin gewöhnt
sind, bei atrophischen Erscheinungen. Die
Augen sind morgens besonders schwach und
lichtscheu. Magenstörungen und andere
allgemeine Anzeigen sind für die Mittelwahl
bestimmend.
Kalmia latifolia: Sklerochorioiditis anterior
mit Ausschwitzung in den Glaskörper.
Panophthalmie (= Augeneiterung)
Phosphorus: Photopsieen und Chromopsieen
von wechselnder Form und Farbe, vorwiegend rot. Auch Hyperämie der Aderhaut mit
diesen Erscheinungen. Besonders wenn geschlechtliche Ausschweifungen als Ursache in
Betracht kommen. Blutüberfüllung des Sehnerven und der Netzhaut. Schwarze Flecken
vor den Augen. Besser im Zwielicht. Buchstaben erscheinen beim Lesen rot. Schwindsüchtige Personen. Retinitis pigmentosa,
albuminurica.
Aconitum napellus: Ganz im Beginn. Hohes
Fieber, viel Durst. Augenlider rot, geschwollen, heiss und trocken. Viel Schmerz im
Auge.
Prunus spinosa: Aderhautentzündung, Glaskörpertrübung mit dem charakteristischen
Schmerz, als würde der Augapfel auseinander
gepresst oder schiessender, schneidender
Schmerz durchs Auge und die entsprechende
Kopfseite oder zermalmender Schmerz im
Auge.
Hepar sulphuris calcarea: Nach dem Einsetzen der Eiterung. Auge sehr empfindlich
gegen Berührung, Lider geschwollen mit starken klopfenden Schmerzen, gebessert durch
warme Anwendungen.
Pulsatilla pratensis: Aus allgemeinen
Gesichtspunkten, insbesondere Amenorrhoe.
Teetrinker mit neuralgischen Kopfschmerzen.
Sulphur: Chronische Chorioiditis nach Unterdrückung eines Ausschlags oder bei skrofulösen Kranken. Scharfe, stechende Schmerzen. Hauptsächlich zur Aufhellung des Glaskörpers nützlich. Bessert auch in manchen
Fällen die Nachtblindheit, die die Aderhautentzündung begleitet.
Veratrum viride: Chorioiditis besonders bei
Frauen mit vielen vasomotorischen Störungen. Schmerzen in den Augen, schlechter abends. Photopsieen. Schmerzen bei der Periode, Verschlechterung der Augensymptome
während dieser Zeit.
Nach allgemeinen Gesichtspunkten kommen
noch in Betracht; im ersten Stadium Aconitum napellus. Bei seröser Entzündung: Dubiosinum, Hepar sulphuris calcarea, Jaborandi, Psorinum. Bei disseminierter Chorioiditis: Arsenicum album, Ruta graveolens,
Silicea terra.
Apis mellifica: Lider ödematös, Chemosis.
Stechende Schmerzen. Benommenheit, Durstlosigkeit.
Arsenicum album: Der Kranke ist ruhelos
und durstig. Ödem der Lider mit brennenden
Schmerzen.
Phytolacca decandra: Besonders bei traumatischer Panophthalmie. Lider sehr hart, rot
und geschwollen, starke Schmerzen. Eiter im
Augeninnern.
Rhus toxicodendron: Das hauptsächlich gebrauchte Mittel, einerlei ob die Ursache eine
Verletzung ist oder nicht. Wenn ganz im Beginn gegeben, kann oft das Auge noch gerettet werden. Lider ödematös geschwollen,
krampfhaft geschlossen, beim Öffnen fliesst
ein Strom von Tränen heraus. Chemosis,
Hornhaut leicht getrübt. Kammerwasser getrübt, Iris hyperämisch. Schmerzen im Auge
und darum oft heftig, besonders nachts und
bei Witterungsänderung.
Andere Mittel siehe bei Iritis.
Sklerectasia posterior
(= Schwellung bei hoher Myopie)
Verminderung übermässiger Naharbeit, besonders in gebückter Haltung oder im
Bett, in liegender Stellung, bei schlechter
Beleuchtung. Bei rasch zunehmender Kurzsichtigkeit Atropinkur.
Belladonna atropa: Hyperämie des Sehnerven, Kopfschmerzen kongestiver Natur.
Phosphorus: Sehr zweckmässig bei den
Gefässveränderungen der hohen Myopie, namentlich wenn infolge der Dehnung des hinteren Augenpols Blutungen auftreten. Nicht
unter der 10. Dezimal-Verdünnung! Fliegende Mücken, Blitze. Alles sieht rot aus. Rasch
zunehmende Schulmyopie. Vergleiche auch
Chorioiditis.
Calcium fluoratum: Wirkt auf die elastischen Fasern und sollte auch vorbeugend bei
rasch zunehmender Kurzsichtigkeit gegeben
werden.
Carbo vegetabilis X: Bei Mouches volantes.
Glaukom (= grüner Star)
Über den Wert oder Unwert der Glaukomoperationen soll hier nicht gehandelt werden. Beim Glaucoma simplex wird man oft,
solange das Gesichtsfeld normal bleibt, mit
miotischen Mitteln örtlich ohne Eingriff das
Sehvermögen erhalten können und im Notfall
mit einer Sklerotomie mit nachfolgender
Massage das Sehvermögen erhalten können,
das mit einer Iridektomie oft rasch verfällt.
Ebenso gibt es Formen des entzündlichen
Glaukoms, die lebenslang unter ärztlicher
Aufsicht im Prodromalstadium bleiben und
mit Mioticis bei normalem Gesichtsfeld ohne
Eingriff erhalten bleiben. Beim akuten, entzündlichen Glaukom wird man zunächst die
pupillenverengenden Mittel anwenden, um so
bald als möglich die klassische Iridektomie
nachzuschicken, deren Unterlassung in diesen
Fällen meist geradezu ein Kunstfehler ist.
Dazwischen gibt es Übergänge, in denen die
Entscheidung sehr schwer und verantwortungsvoll ist. Die Trepanation wird wegen der
Gefahr der Spätinfektion wohl wieder aus der
Reihe der Glaukomoperationen verschwinden.
Beim sekundären Glaukom durch Pupillarverschluss wird, wenn durch Atropin
keine Besserung und Lockerung der Verwachsungen zu erreichen ist, eine möglichst
frühe Iridektomie notwendig sein. Bei sekundärem Glaukom infolge Quellung der Linse
baldige Staroperation, bei Glaukom infolge
eiweissreichem Kammerwasser oder gelatinösem Exsudat in der Vorderkammer
Paracentese.
Niemals darf ein Glaukom rein medikamentös
behandelt und die örtliche Behandlung vernachlässigt werden!
Bei glaukomverdächtigen Augen
(Hornhauttrübung, weite, träg reagierende
Pupille. Augendruck hoch!) ist die Einträufelung von Atropin (ausser bei Pupillarverschluss) ein Kunstfehler, weil dadurch ein solches Auge rasch und dauernd erblinden kann.
Deshalb ist es auch verwerflich und sinnlos,
bei jedem Bindehautkatarrh Atropin einzuträufeln. Keine Augenerkrankung bedarf so
dringend sofortiger augenärztlicher Hilfe wie
der grüne Star (Glaukom). Vor allem ist daran zu denken, dass man bei der Schwere der
Allgemeinsymptome oft gar nicht daran
denkt, dass die Erkrankung vom Auge ausgeht. Mir sind Fälle bekann, wo der Patient
wegen starker Kopfschmerzen mit Erbrechen
zunächst auf Influenza oder Magenkatarrrh
behandelt und im dunklen Zimmer einige Tage ins Bett gelget wurde, – bis man schliesslich darauf kam, dass der Kranke nichts mehr
sah. Je früher der grüne Star augenärztliche
Hilfe findet, desto besser ist zu helfen. Immerhin bleibt er auch in frühzeitiger augenärztlicher Behandlung eine sehr schwere
Krankheit, bei der das Sehvermögen nicht
immer zu retten ist. Es handelt sich dabei um
eine Drucksteigerung im Auge, durch die
Druckerhöhung werden die Sehnervenfasern
am Sehnerveneintritt abgequetscht und kommen zum Schwund, dadurch kommt die Herabsetzung des Sehvermögens – und was an
Sehnervenfasern einmal abgestorben ist, das
kann auch die Homöopathie nicht mehr lebendig machen.
Neben der örtlichen Behandlung
kommen innerlich folgende Mittel in Frage
Aconitum napellus: Ganz im Beginn des Anfalls. Fieber, Gefühl von Spannung und Trokkenheit im Auge, Rheumatismus vollblütiger
Personen.
Aurum metallicum: Spannung mit Verschlechterung des Sehens. Druckgefühl im Auge.
Syphilis. Allgemeine Depression. Fürchtet
Erblindung.
Asa foetida: Glaukom mit schwerem, bohrendem Schmerz im Auge und rund herum.
Belladonna atropa: Glaukomschmerzen mit
klopfendem Kopfweh, rotem Gesicht.
Schmerzen stark, kommen und gehen plötzlich, schlechter nachmittags und abends
(charakteristisch). Augen heiss und trocken,
empfindlich gegen Licht. Hof ums Licht, besonders in roter Farbe.
Bryonia alba: Hauptsächlich im Prodromalstadium. Augen empfindlich gegen Berührung. Bewegung der Augen schmerzt. Hof ums
Licht, schlecher nachts. Gefühl von Völle im
Auge. Rheumatismus.
Cedron simaba: Glaukom mit dem charakteristischen Schmerz, der dem Lauf des Supraorbitalnerven folgt.
Colocynthis citrullus: Schneidende Schmerzen, besser durch festen Druck und durch
Gehen im warmen Zimmer, schlechter durch
Nachtruhe und durch Bücken.
Nux vomica: Wenn die Morgenverschlechterung sehr ausgesprochen ist und nach Ablauf der entzündlichen Erscheinungen gegen
die sich ergebende glaukomatöse Atrophie.
Phosphorus: Zur Verbesserung des Sehvermögens nach der Iridektomie. Blutüberfüllung
und Trübung des Augenrundes, Hof ums
Licht, Lichter und Farben vor dem Auge, besonders rot. Besseres Sehen in der Dämmerung.
Prunus spinosa: Starker zermalmender
Schmerz im Auge, als würde das Auge zerdrückt oder schiessender Schmerz durchs
Auge und die entsprechende Gesichtshälfte.
Kammerwasser und Glaskörper getrübt, Blutüberfüllung des Augengrundes.
Gelsemium sempervirens:
Glaukom durch vermehrte Exsudation.
Grindelia squarrosa: Völle des Kopfes,
Schmerzen vom Auge nach rückwärts ins
Gehirn.
Ipecacuanha cephaelis: Schmerz, profuses
Tränen, Rötung der Augen, Lichtscheu.
Farbiger Hof um glänzende Gegenstände.
Nausea. (1. Dezimal-Verdünnung).
Osmium acidum: Glaukom,
Regenbogenfarbensehen, besonders rechts.
Rhododendron chrysanthum: Beginnendes
Glaukom mit viel Schmerz im Auge und rings
herum, von periodischem Charakter, schlechter vor einem Gewitter, besser wenn das
Gewitter oder der Sturm eingesetzt hat.
Rheumatismus.
Spigelia anthelmia: Schmerzen heftig, stechend durchs Auge in den Kopf, schlechter
durch Bewegung und nachts.
Da das Glaukom eine Erkrankung ist,
die in letzter Linie auf eine fehlerhafte Kongestion zurückzuführen ist, so müssen, namentlich in den entzündungsfreien Intervallen,
die passenden Konstitutionsmittel nach allgemeinen Gesichtspunkten gewählt werden.
Sehnerv und Netzhaut
Hyperämie des Sehnerven
Neuritis optica, Retinitis
Belladonna atropa: Am häufigsten angezeigt. Netzhautgefässe, besonders die Venen
sind erweitert und geschlängelt. Ödem der
Netzhaut. Blutaustritte.
Sehnerv geschwellt, unscharf begrenzt. Klopfendes Kopfweh, sichtbar pulsierende Halsschlagadern, rotes Gesicht. Lichterscheinungen besonders in roter Farbe. Lichtempfindlichkeit. Schlechter mittags und abends.
Bryonia alba: Seröses Ödem der Netzhaut
und des Sehnerven, mit bläulichem Schleier
vor dem Sehen, heftigem, scharfem Schmerz
durchs Auge und drüber. Völlegefühl im
Auge. Bewegung und Berührung des Auges
ist schmerzhaft. Grosse Hitze im Kopf,
schlechter durch Bücken.
Veratrum viride: Schwellung des Sehnerven,
vasomotorische Störungen, Verschlechterung
während der Menses.
Bei Retinitis biochemisch Natrium
muriaticum und Kalium chloratum.
Neuritis retrobulbaris, zentrales
Skotom (= Gesichtsfeldausfall)
Cactus grandiflorus: Bei Herzerkrankungen.
Nicotiana tabacum: Einseitig oder doch
auf einer Seite mehr.
Conium maculatum: Kongestion
des Fundus mit viel Lichtscheu.
Schwäche des Ciliarmuskels.
Aurum metallicum: Bei multipler Sklerose
(auch Plumbum metallicum).
Dubiosia myoporides: (Duboisinum, = Korkholzbaum) Netzhautgefässe dick und geschlängelt, besonders die Venen. Sehnerv geschwollen, unscharf begrenzt. Netzhautblutungen. Schmerz unter den Augenbrauen.
Chronische Hyperämie der Bindehaut.
Mercurius solubilis: Retinitis mit ausgesprochener, nächtlicher Verschlimmerung und
Empfindlichkeit der Augen gegen Feuerschein. Blutüberfüllung des Augengrundes bei
Feuerarbeitern. Entartung der Blutgefässe mit
Netzhautblutungen. Allgemeine Symptome
sind bestimmend. Bei Retinitis albuminurica
besonders Mercurius corrosivus.
Nux vomica: Retinitis, Hyperämie des
Sehnerven mit Magenstörungen, besonders
bei Trinkern. Verschlechterung morgens.
Bei multipler Sklerose auch Hyoscyamus,
Zincum cyanatum, Causticum hahnemannii.
Hepar sulphuris calcarea: Neuritis
retrobulbaris durch Erkrankung der
Nebenhöhlen (auch Silicea terra).
Benzinum dinitricum: Zentrales Skotom
für Farben, dabei Zyanose.
Veratrum viride: Vasomotorische Einflüsse,
zentrales Skotom, Gefässkrämpfe.
Opium (= Papaver somniferum). Embolie
der Zentralarterie nach schwerer Neuralgie.
Menyanthes trifoliata: Flimmerskotom ohne
sonstige Erscheinungen (Drosera rotundifolia)
Terebinthia oleum: Amblyopie der Trinker,
mit hochgestelltem Urin.
Phosphorus: Neuritis mit Blutungen. Gefässentartung. Sehen besser in der Dämmerung.
Fliegende Mücken, Photopsieen und Chromopsieen, besonders rot. Hof ums Licht.
Retinitis syphilitica
Pulsatilla pratensis: Hyperämie und Neuritis
optica mit Kopfweh, das immer besser ist in
frischer Luft. Amenorrhoe, Akne, Magensymptome, allgemeine Symptome zu beachten.
Hauptsächlich kommen in Betracht:
Asa foetida, Aurum metallicum, Kalium
jodatum, Mercurius solubilis. – Nähere
anzeigen bei dem betreffenden Mittel unter
Iritis und Chorioiditis.
Retinitis albuminurica et diabetica
Apis mellifica: Dabei Ödem der Lider,
Hydrops. Der Kranke ist schläfrig, wenig
Durst, kleine Harnmenge.
Arsenicum album: Der Kranke ist ruhelos,
besonders nachts nach Mitternacht, bei grossem Durst für kleine Mengen. Urin spärlich,
Eiweisshaltig.
Gelsemium sempervirens: Retinitis albuminurica während der Schwangerschaft. Weisse
Herde und Blutungen in die Netzhaut.
Glaskörper staubig getrübt. Durstlos.
Kalmia latifolia:
Dabei viel Rückenschmerzen.
Phosphorus: Hämorrhagische Diathese.
Kurzsichtigkeit.
Duboisia myoporides (= Korkholzbaum) und
Pulsatilla pratensis: kommen aus allgemeinen Gesichtspunkten ebenfalls in Frage.
Hamamelis virginiana: Blutungen in die
Netzhaut und Glaskörper infolge von
Gefässveränderungen.
(1. – 3. Dezimal-Verdünnung) innerlich.
Retinitis pigmentosa
Plumbum metallicum:
Beginnende Atrophie.
Es handelt sich hier um eine Pigmententartung der Netzhaut, der natürlich mit
keinem Mittel ausreichend beizukommen ist.
Um dem allzu raschen Fortschreiten der
Krankheit Einhalt zu gebieten, kommen, nach
allgemeinen Gesichtspunkten, Lycopodium
clavatum, Nux vomica und Phosphorus in
Betracht.
Secale cornutum: Retinitis diabetica.
China officinalis: Bei Hereralopie.
Mercurius corrosivus: Hauptmittel bei
Retinitis albuminurica – Degeneration der
Blutgefässe. Blutaustritte. Schwangerschaft.
Diabetes mellitus: Tinctura Cardamine
pratensis, Tinctura Vaccinium myrtillus
e foliis.
Retinitis apoplectica
Arnica montana: Traumatischen Ursprungs.
Belladonna atropa: Begleitet von kongestivem Kopfweh. Kongestion des Sehnerven.
Crotalus horridus: Aufsaugung von Blutungen in die Netzhaut. Fehlende Entzündung.
Lachesis mutus: Blutungen saugen sich auf,
die dabei bestehende Entzündung geht rasch
zurück. Allgemeine Symptome.
Mercurius corrosivus: Degeneration
der Blutgefässe. Albuminurie.
Ischaemia retinae
(= Flimmerskotom)
Menyanthes trifoliata: Gefässkrämpfe mit
Flimmerskotom ohne sonstige Erscheinungen.
(Drosera rotundifolia; noch intensiver).
Secale cornutum: Gefässkrämpfe der Netzhaut infolge von Arteriosklerose (Morbus
Raynaud) mit Taubwerden der Extremitäten.
Sonst Konstitutionsmittel wie Calcarea
carbonica, China officinalis, Ferrum metallicum, Phosphorus, Ignatia amara, Pulsatilla
pratensis, Agaricus muscarius.
Veratrum viride: Vasomotorische Störungen, namentlich im Zusammenhang mit der
Menstruation.
Hyperaesthesia retinae
(= Lichtempfindlichkeit)
Ablatio retina
(= Netzhautablösung)
(Siehe auch Asthenopie). Besteht ein
Brechungsfehler, so muss dieser natürlich zuerst durch geeignete Gläser ausgeglichen
werden, ebenso mangelhaftes Zusammenwirken der beiden Augen, z. B. infolge Höhenschielen, Insuffizienz der Interni usw. durch
geeignete Prismengläser.
Ein trübes Kapitel für jede Behandlung. Frische Fälle sind zu operieren, obwohl
auch hier nicht immer eine dauernde Besserung erreicht wird.
Belladonna atropa: Trotz des richtigen Glases hören die Beschwerden nicht auf. Augen
sehr lichtempfindlich. Kongestives Kopfweh.
Blitze und Funken vor dem sehen. Kopfweh
und Augenbeschwerden, schlechter nachmittags und abends.
Conium muaculatum: Starke Lichtscheu bei
geringem, objektivem Befund. Alles sieht
weiss aus.
Ignatia amara: Hysterie.
Lacticum acidum: Hyperästhesie mit
stetem Schmerz in und hinter dem Augapfel.
Macrotinum: Hyperästhesie mit
Ciliarneuralgie. Sehr häufig indiziert.
Mercurius solubilis: Augen empfindlicher
gegen künstliches Licht und abends.
Natrium muriaticum: Bei Bleichsucht.
Lichtscheu, muskuläre Asthenopie. Steifes
Gefühl in den Augen, Schmerz beim Bewegen
derselben, beim Lesen. Stechendes, klopfendes Kopfweh in den Schläfen.
Nux vomica: Lichtscheu erheblich morgens,
besser je später am Tage es wird.
Nach allgemeinen Symptomen, insbesondere in Anbetracht der Lichtscheu und der
Kachexie: Aconitum napellus, Arsenicum album, China officinalis, Gelsemium sempervirens, Hepar sulphuris calcarea, Hyoscyamus
niger, Pulsatilla pratensis, Rhus toxicodendron, Sulphur, Antimonium tartaricus.
Apis mellifica: Drückender Schmerz im unteren Teil des Augapfels. Stechende Schmerzen durchs Auge. Ödem der Lider. Zu versuchen bei frischen „serösen“ Ablösungen.
Arnica montana:
Traumatische Netzhautablösung.
Aurum metallicum: Obere Hälfte des
Gesichtsfelds durch einen schwarzen
Körper bedeckt. Glaskörpertrübungen.
Digitalis purpurea: Obere Hälfte des
Gesichtsfeldes bedeckt von einer
dunklen Wolke, abends beim Gehen.
Gelsemium sempervirens: Eines der Hauptmittel für seröse Ausschwitzung hinter der
Netzhaut, namentlich wenn daneben Chorioiditis mit Glaskörpertrübung besteht.
Arsenicum album, Bryonia alba und Hepar
sulphuris calcarea, Kalium jodatum, Mercurius solubilis sowie besonders Rhus toxicodendron kann ebenfalls in Frage kommen.
Atrophia nervi optici
Zum Aufhalten des Verfalls des
Sehvermögens kommen in Betracht
Argentum nitricum:
Bei genuiner Atrophie mit dünnen Gefässen.
Santoninum (= Artemisia maritima Cina):
Gelbsehen. Atrophie mit engen Gefässen und
konzentrischer
Gesichtsfeldeinschränkung,
postneuritische Atrophie. Auch partielle
Atrophie, Farbskotome.
Filix mas (= Dryopterix, Wurmfarnkraut):
Ebenfalls konzentrische Gesichtsfeldeinschränkung mit Atrophie.
Ausfall der rechten Gesichtshälfte:
Cyclamen europaeum, Lithium carbonicum
und Lycopodium clavatum.
Plumbum metallicum: Genuine Atrophie,
mit zentralem Skotom. Homonyme
Hemianopsie.
Vertikale Hemiopie: Calcarea carbonica,
Chininum sulphuricum, Morphinum purum,
Muriaticum acidum, Natrium muriaticum,
Plumbum metallicum, Rhus toxicodendron,
Sepia officinalis, Stramonium datura.
Aurum metallicum: Atrophie bei
multipler Sklerose. Auch Hyoscyamus niger.
Nux vomica: Hauptmittel, namentlich nach
Missbrauch von Alkohol und Nikotin, aber
auch sonst.
Tabacum nicotiana: Atrophie ohne Neuritis
(„genuin“), auch arteriosklerotisch, beginnt
auf einem Auge, meist rechts, zeitweise Gelbsehen. Schlechter abends. Pupille eng, starr.
Kalium bichromicum: Bei Tabes
(wie überhaupt bei Metalues, Dolores
osteocopi, Narben nach Lues), Trituration IV.
Platinum metallicum: Anämie der Papille
nach Onanie, Alkohol, Nikotin –
„Melancholische Apathie“.
Amblyopia alkoholica et nicotina
(= Schwachsichtigkeit)
Arsenicum album:
Hauptsächlich gegen Tabakamblyopie.
Nux vomica:
Hauptmittel gegen Trinkeramblyopie.
Terebinthia oleum: Trinkeramblyopie
mit dumpfem Schmerz im Rücken
und dunklem Urin.
Hemiopie
(=Halbsehen, schwarzer Star)
Ausfall der oberen Gesichtshälfte: Aurum
metallicum, Digitalis purpurea, Gelsemium
sempervirens.
Homonyme Hemianposie:
Plumbum metallicum.
Ausserdem: Ammonium bromatum,
Calcarea sulphurica, Titanium metallicum.
Hemeralopie (= Tagblindheit)
Lycopodium clavatum: Hauptmittel.
China officinalis, Hyoscyamus niger, Ranunculus bulbosus können ebenfalls in Betracht
kommen.
Nyctalopie (= Nachtblindheit)
Phosphorus:
Hat das Symptom: Sieht besser im Zwielicht.
Anmerkung: Hemeralopie und Nyctalopie.
(griech.: hemera = Tag und nycta = Nacht,
opi = Auge). Diese Begriffe wurden früher
widersprüchlicherweise beide für die Tagblindheit, bez. Nachtblindheit verwendet. Für
die „Nachtblindheit“ wird in der Medizin heute nur noch der Begriff Hemeralopie verwendet. Es handelt sich dabei um eine Einschränkung der Sehfähigkeit bei Dämmerlicht.
Nachtblindheit ist eine partiell-funktioale
Sehbehinderung. Dabei ist die Fähigkeit zur
Anpassung des Auges (Adaption) an die
Dunkelheit entweder eingeschränkt oder vollständig ausgefallen. Nachtblindheit entsteht
durch eine Funktionsstörung oder den völligen Ausfall der sogenannten „Stäbchen“.
Fallen die Stäbchen vollständig aus, spricht
man im engeren Sinne von „Nachtblindheit“.
Das Sehen in der Dämmerung ist dabei stark
behindert. In nächtlicher, unbeleuchteter Umgebung ist das Sehen praktisch unmöglich. Es
kann sich bei der „Nachtblindheit“ um einen
angeborenen Defekt (= essentielle Hemeralopie) oder um eine erworbene Sehschwäche,
häufig durch Vitamin A-Mangel oder einer
anderen Erkrankung des Auges entstehen.
„Nachtblindheit“ kann aber auch eine beginnende Retinopathia pigmentosa anzeigen.
Kleines „Glossar“ der Augenkrankheiten
Amblyopie: Schwachsichtigkeit.
Asthenopie: Sehschwäche beim Nahsehen.
Diplopie: Doppeltsehen.
Hemiopie: „schwarzer Star“, Halbsehen.
– homonym (= gleichseitig),
– heteronym (= gekreuzt).
Kopiopia hysterica: (gr. kopos = Müdigkeit).
Myopie: Kurzsichtigkeit
Hyperopie: Weitsichtigkeit
Achromatopsie: Farbenblindheit.
Skotom: Gesichtsfeldausfall.
Katarakt: „grauer Star“ (= Linsentrübung).
Glaukom: „grüner Star“
(= mit Verlust von Nervenfasern).
Die altersbedingte Makuladegeneration entsteht
durch Mangelernährung an reifem, frischem Obst,
Früchten, Gemüse und Beeren in ausreichender
Menge und bester Qualität, wie im ersten Teil
dieser Abhandlung beschrieben wurde.
Fortgeschrittene Retinopathie bei Diabetes.
In der ophthalmoskopischen Ansicht des gesunden
Augenhintergrundes oder Netzhaut (= Retina) mit
entsprechenden Blutgefässen ist gut sichtbar, als
heller Fleck: der Sehnerv sowie die „Fovea
centralis“ – eine im Zentrum der „Makula lutea“
(dem „Gelben Fleck“) – gelegene Einsenkung im
Bereich des schärfsten Sehens bei Säugetieren.
Augenhintergrund bei Retinitis pigmentosa.
Was sind Photorezeptoren?
Unser Auge bildet die Umwelt durch
die Linse auf unseren Augenhintergrund ab.
Dieser „optische Apparat“ wird von der
Netzhaut oder der Retina ausgekleidet. Die
Retina ist ein ca. 200 µm (0,2 mm) dickes
Nervengewebe. In diesem Nervengewebe
liegen die Sehzellen (Photorezeptoren) und
die jeweils nachgeschalteten Neuronen. Es
gibt zwei verschiedene Sorten von Photorezeptoren:
Stäbchen:
Durch die „Stäbchen“ ist im Dämmerlicht
und in der Nacht nur eine „schwarz-weiss“
Detektion möglich.
Zapfen:
Mit den „Zapfen“ ist die Farbdetektion bei
Tageslicht möglich. Lichtreize von hoher
Intensität werden durch drei verschiedene
Arten von „Zapfen“, welche die Retina be-
inhaltet ermöglicht. Bipolarezellen, Horizontalzellen und Amakrinzellen. Sie dienen
der ersten Verarbeitung des visuellen Signals. Ebenfalls sind noch Ganglienzellen
beteiligt, die das Signal über den Sehnerv
ins Gehirn weiterleiten.
Die Sehkraft entsteht durch ein
elektrisches Membranpotenzial
Ein elektrisches Membranpotential,
das zur synaptischen Aktivität führt entsteht
dadurch, dass Nervenzellen zu denen auch
die Photorezeptoren gehören, an ihrer
Membranoberfläche (Plasma) eine elektrische Spannung aufbauen. Diese wird durch
eine energieverbrauchende Ionenpumpe
hergestellt, die immer läuft. Durch Ionenkanäle in der Membran kann nun durch Zuoder Abfluss von Ionen dieses Membranpotential kurzfristig geändert werden.
Bei den Photorezeptoren sind im
Dunkeln Ionenkanäle geöffnet durch die
hauptsächlich Na+-Ionen, aber auch Ca2+Ionen in die Zelle einströmen. Die Ionenpumpe die in ungleichem Verhältnis Na+
(rein) gegen N+ und Ca2+ (raus) tauscht
und somit auch das negative Membranpotential verursacht, sorgt bei geöffneten
Ionenkanälen im Aussensegment für einen
ausgeglichenen Wert von Ca2+-Ionen. Der
Dunkelstrom depolarisiert das Membranpotential auf etwa -40 mV. Dadurch werden
in der Synapse spannungsgesteuerte Ca2+Kanäle aktiviert. Der Ca2+ Einstrom in die
Synapse bewirkt die Freisetzung des Neurotransmitters (Glutamat). Dadruch wird die
nachgeschaltete Zelle gehemmt und kein
Signal wird an das Gehirn weitergeleitet!
Bei Belichtung der Zelle werden
über die Enzymkaskade die Ionenkanäle im
Aussensegment geschlossen. Da die Ionenpumpe weiterhin arbeitet fällt die Ca2+Konzentration in der Zelle von 200 mmol
auf ca. 50 mmol. Das Membranpotential
wird dadruch zunehmend negativer und die
Zelle hyperpolarisiert bis auf ca. -70mV.
Die synaptischen, spannungsgesteuerten Ca2+-Kanäle schliesssen sich, wodurch die Freisetzung des Transmitters unterbunden wird und die Hemmung des nachgeschaltenen Neurons aufgehoben ist und
das Signal kann dadurch an das Gehirn
weiter geleitet werden. Photorezeptoren
sind also im Dunkeln aktiv (Transmitterfreisetzung) und im Licht inaktiv.
Der Katarakt des menschlichen Auges. Die Trübung der Linse wird auch „grauer Star“ genannt.
Kristalllinse
Katarakt (= grauer Star,
Trübung der Augenlinse)
Dass bei vollständig getrübter Linse
und abgestorbenen Linsensfasern nur die
Staroperation helfen kann, liegt auf der Hand.
Innerlich kommen
folgende Mittel in Betracht
Bryonia alba: Rheumatiker, Star zusammen
mit Entzündungen im Uvealtractus, insbesondere mit Verwachsungen der Regenbogenhaut.
Cannabis sativa: nervöse Störungen, Depressionen, Missbrauch von geistigen Getränken
und Tabak.
Causticum hahnemannii: Lähmungen oder
Krämpfe. Zunahme von seither stationär
gebliebener Cataracta zonularis. Cataracta
punctata.
Calcarea carbonica und Calcium phosphoricum: Als Konstitutionsmittel. Star
nach schwerer Krankheit oder Kachexie.
Ledum palustre: Star bei Gichtkranken.
Naphthalinum: (= Teerkampfer).
Cataracta polaris posterior.
Magnesium carbonicum und Magnesium
phosphoricum: Frauen, die an inneren
Krankheiten leiden oder in den Wechseljahren
stehen. Personen, die durch schwere Krankheit, wie Krebs, Syphilis, Magen- und Leberleiden, in den Kräften heruntergekommen
sind. Abmagerung, pergamentartige Haut,
trockene Haut. Basedow mit grauem Star.
Natrium muriaticum: Mit Secale cornutum
eines der Hauptmittel, auch beide im Wechsel. – Zusammenhang mit Arterienverkalkung. Der Star beginnt am Linsenrand mit
Speichen. Sehen besser bei gutem Licht.
Pupille eng. Gichtischer Star.
Phosphorus: Star bei Albuminurie, Zuckerkrankheit, Herzkrankheit mit Blutaustritt in
Netz- und Aderhaut. Star bei hoher Kurzsichtigkeit mit Hintergrundsveränderungen. Die
Trübungen sind eher zentral, infolgedessen
Sehen besser im Zwielicht bei herabgesetzter
Beleuchtung.
Secale cornutum: Arterienverkalkung mit
Neigung zu Gefässkrämpfen. Frauen in den
Wechseljahren mit Gebärmuttererkrankungen. Pupille weit.
Silicea terra: Grauer Star der Geschäftsleute.
Überanstrengung oder schwache Konstitution. Kopfweh, gebessert durch Bedecken des
Kopfes, Schwere im Kopf, Versagen des
Gedächtnisses in Bezug auf Worte, Schwindel, Ohrensausen, Magenstörungen. Pupillen
verengt.
Sulphur: Verstärkung des richtig gewählten
Mittels, wenn es nicht mehr richtig wirken
will, durch Sulphur als Zwischenmittel. Besonders bei skrofulöser Anamnese, Hornhautflecken usw.
Tellurium metallicum: Star nach Augenkrankheiten, z. B. nach Entzündungen der
Regenbogenhaut und Aderhaut, Glaukom,
Glaskörperblutungen, Netzhautablösung usw.
Also bei Cataracta complicata, die man ja
gewöhnlich ohne dringende Not nicht
operativ angreifen wird.
Apis mellifica: Wirkt auf den Stoffwechsel
der Linse ein, und es sollte daher verwendet
werden namentlich in den Fällen, wo eine
Linsentrübung sich hauptsächlich im freien
Pupillengebiet entwickelt.
Conium maculatum: Star
mit schwerer, seelischer Depression.
Colchicum autumnale in Tinktur: Katarakt
bei Gicht und Rheumatismus, namentlich
weicher Star.
Sepia officinalis: Katarakt
mit uterinen Störungen.
Muskeln und Nerven
Lycopodium clavatum: Katarakt
mit chronischen Verdauungsstörungen.
Paresen und Paralysen
(= Lähmungen)
Senega polygala:
Zur Aufsaugung bei Cataracta traumatica.
Aconitum napellus:
Muskellähmung durch Erkältung, Zugluft.
Alpha-Dinitrophenol: D6 ist ein Hauptmittel
innerlich bei beginnenden Linsentrübungen,
das nicht nur die Trübung in vielen Fällen
zum Stillstand bringt, sondern manchmal sogar eine wesentliche Besserung durch Aufhellung getrübter Stellen hervorbringt. Örtlich
lass ich in die Augen mit beginnender Startrübung abends 1 Stunde vor dem Schlafengehen Unguentum Cinerariae maritimae
Ottonia einstreichen. Die im Handel befindliche Cinerearia-Tinktur ist mit Alkohol hergestellt und reizt die Augen so stark, dass sie
von unseren deutschen Kranken abgelehnt
wird. Deshalb habe ich in der hiesigen
Johannesapotheke eine nicht reizende Cineraria-Salbe ohne Alkohol herstellen lassen.
Alumina (= Aluminium metallicum):
Paralytisches Schielen mit Gefühl
von Steifheit der Muskeln.
Argentum nitricum:
Schwäche des Ciliarmuskels.
Arnica montana:
Muskellähmung durch Verletzung.
Causticum hahnemannii:
Muskellähmung durch Erkältung (trockene
Kälte). Hauptmittel bei Muskellähmungen.
Chelidonium majus: Lähmung (Parese)
des rechten, äusseren Augenmuskels.
Schmerz im Auge beim Aufwärtssehen.
Cuprum aceticum:
Insuffizienz oder Paralyse
des Rectus exterior.
Corpus Vitreum (= Glaskörper)
Glaskörpertrübungen
Mouches volantes
Die örtliche Behandlung erfolgt durch
Einträufelung von Dionin, das dasselbe leistet
wie die Kochsalzeinspritzung unter die Bindehaut, aber häufiger angewandt werden kann
und das vom Kranken selbst eingeträufelt
wird. Danach trockene Wärme.
Conium maculatum:
Doppeltsehen zentralen Ursprungs.
Euphrasia officinalis: Lähmung durch
feuchte Kälte; dabei Bindehautkatarrh.
Gelsemium sempervirens: Wertvolles Mittel
bei allen Muskellähmungen, besonders des
Rectus externus. Postdiphtherische Lähmungen, zusammen mit Schlundlähmung.
Kalium jodatum: In allopathischen Dosen.
Ausser den unter Chorioiditis angegebenen Mitteln wird noch Cholesterinum in
der 3. Dezimal-Verreibung empfohlen.
Mercurius jodatus flavus: Oculomotorische
Lähmung, besonders syphilitischer Natur.
Lithium carbonicum:
Mouches volantes.
Natrium muriaticum:
Siehe muskuläre Asthenopie.
Nux vomica: Lähmungen bei starken Trinkern und Rauchern, oder Beschwerden schlechter durch Genuss geistiger Getränke und
Tabak.
Cina maritima: Periodisches Schielen,
durch Wurmbeschwerden.
Opium (= Papaver somniferum):
Akkommodationslähmung.
Cicuta virosa und
Magnesium phosphoricum:
Schielen durch Muskelkrampf.
Paris quadrifolia: Lähmung der Iris und des
Ciliarmuskels, mit einem Schmerz, der wie
ein Faden vom Auge nach dem Kopf
zurückzieht. Schmerz als würde das Auge in
den Kopf gedrückt.
Phosphorus:
Muskellähmung bei sexuellen Exzessen.
Physostigma venenosum: Diphtherische
Lähmung, muskuläre Asthenopie.
Rhus toxicodendron: Rheumatische
Lähmung, Lähmung von Durchnässung,
von nassen Füssen. (Causticum hahnemannii:
mehr bei trockener Kälte).
Senega polygala: Schwäche des oberen
Rectus. Doppeltsehen gebessert durch
Rückwärtsbeugen des Kopfes.
Spigelia anthelmia: Lähmung
mit dem charakteristischen Schmerz.
Aurum metallicum:
Bei syphilitischen Lähmungen.
Schielen (= Strabismus)
Ausgleich des Brechungsfehlers (nach
Atropinisierung) und ständiges Tragen des
verordneten Glases heilt 70 Prozent der
Schielfälle ohne Operation. Deshalb operiere
ich nur ausnahmsweise vor dem 12. Lebensjahr. Bei zu frühzeitiger Operation Gefahr des
Auswärtsschielens! Auch nach der Operation
ist die Brille nötig, da ja durch die Operation
der Brechungsfehler sich nicht ändert.
Jaborandi pilocarpus:
Schielen durch Akkommodationskrampf.
Cyclamen europaeum: D3 und
Gelsemium sempervirens: D1.
Allgemein bei Schielen.
Kalium bichromicum: D4,
Schielen auf skrofulöser Grundlage.
Doppeltsehen (= Diplopie)
und Schwindel (= Vertigo)
Aluminium exsiccata:
Doppeltsehen bei Kerzenlicht.
Agaricus muscarius: Schwindel,
wie betrunken, schlechter im Freien.
Schwindel mit Neigung rückwärts zu fallen.
Allium sativum: Schwindel bei langem
und stetigem Hinsehen, Gebücktsitzen bessert.
Artemisia vulgaris: Asthenopie,
farbiges Licht macht Schwindel.
Alumina:
Schwindel beim Schliessen der Augen.
Borax veneta: Schwindel mit
Völlegefühl im Kopf beim Abwärtsbewegen.
Belladonna atropa: Schwindel
beim Aufrichten aus gebückter Stellung.
Carbo animalis: Schwindel mit Übelkeit
beim Aufrichten, Schlechter beim Schliessen
der Augen. Beim Versuch zu stehen muss der
Kranke sich halten, weil die Gegenstände
bald näher, bald ferner kommen.
Cicuta virosa:
Objekte erscheinen doppelt und Schmerz.
Calcarea carbonica:
Schwindel beim Treppensteigen.
Cocculus indicus: Schwindel
beim Aufrichten im Bett, mit Brechneigung.
Conium maculatum: Schwindel beim Umdrehen im Bett. Schwindel, als ob das Bett
sich drehte, Schwindel beim sehen bewegter
Gegenstände. Beim Niederliegen, bei Bewegung des Kopfes. Blutleere im Gehirn.
Cyclamen europaeum: Kopfweh und
Schwindel mit Menstruationsstörungen.
Migräne mit Flimmerskotom.
Eugenia jambos: Doppeltsehen,
durch Genauhinsehen verschwindend.
Ferrum metallicum: Schwindel beim
Abwärtssehen, beim Überschreiten von
Wasser. (= Coca erythroxylon)
Gelsemium sempervirens: Doppeltsehen,
Ptosis. Doppeltsehen zentralen Ursprungs.
Doppeltsehen ist mit Willensanstrengung zu
überwinden. Doppeltsehen beim Sehen nach
der Seite. Schwindel bei rascher Bewegung.
Morphinum muriaticum: Schwindel
bei der geringsten Bewegung des Kopfes.
Rhododendron chrysantum:
(= Sibirische Schneerose).
Schwindel im Bett, besser durch Bewegung.
Tabacum nicotiana: Schwindel durch
verdorbenen Magen. Labyrinthschwindel.
Schwindel beim Öffnen der Augen.
Thuja occidentalis: Schwindel und Kopfweh,
schlechter durch Schliessen der Augen.
Schwindel bei geschlossenen Augen,
hört auf beim Öffnen der Augen.
Ambra grisea:
Schwindel, nervös, bei alten Leuten.
Kalium bromatum: Schwindel beim Gehen,
als ob der Boden nachgibt.
Chininum sulphuricum:
Schwindel vom Labyrinth aus, Menière.
Kalmia latifolia:
Schwindel von der leisesten Bewegung.
Lilium tigrinum: (= Tigerlilie).
Schwindel wie berauscht,
schlechter im warmen Zimmer.
Lobelia inflata: (= Indianertabak).
Schwindel mit tödlicher Übelkeit,
Schweiss im Gesicht.
Lachesis mutus: Schwindel schlechter
durch Schliessen der Augen. (= Thuja).
Lycopodium clavatum: Schleier
und Flimmern nach dem Mittagsschlaf.
Nux vomica: Schwindel morgens, nach dem
Mittagessen, mit Blutandrang, Gesichtsröte,
betäubendem Kopfschmerz. Schwindel mit
Ohnmacht.
Oleander nerium: Schwindel beim Aufrichten, beim Fixieren, beim Sehen nach unten.
Petroleum oleum:
Schwindel beim Fahren, mit Übelkeit.
Rhus toxicodendron:
Schwindel bei alten Leuten.
Nitricum acidum: Doppeltsehen horizontaler
Gegenstände in einiger Entfernung. Alles
erscheint doppelt nachts.
Nux moschata: Alles sieht grösser aus.
Spongia tosta:
Doppeltsehen, besser durch Niederliegen.
Chelidonium majus: Doppeltsehen durch
Schwäche der Externi, nur für die Ferne.
Schlechter beim Aufwärtssehen. Schwindel
beim Aufstehen aus dem Bett (= Bryonia
alba, Cocculus indicus).
Veratrum viride: Schwindel, Lichtscheu,
besser durch Schliessen der Augen und
Ruhighalten des Kopfes.
Theridion curassavicum: Schwindel mit
Übelkeit, besonders bei geschlossenen Augen.
Argentum nitricum: Schwindel bei
geschlossenen Augen, im Dunkeln
(= Stramonium datura).
„Repertorium” – Schwindel
„Diagnoseschlüssel“ – Schwindel
Beim Bücken: Belladonna atropa,
Nux vomica, Pulsatilla pratensis, Sulphur.
Lagerungsschwindel
Beim Hinaufsteigen: Calcarea carbonica.
Beim Hinabsteigen:
Borax veneta, Ferrum metallicum.
Beim Liegen: Conium maculatum.
Muss sich niederlegen:
Bryonia alba, Cocculus indicus,
Phosphorus, Pulsatilla pratensis.
Im Hinterkopf: Gelsemium sempervirens,
Silicea terra, Petroleum oleum.
Nach Schlaf: Lachesis mutus.
Durch unterdrückte Menses:
Cyclamen europaeum, Pulsatilla pratensis.
Durch Aufstehen vom Sitzen:
Bryonia alba, Phosphorus.
Während oder nach dem Essen: Gratiola
officinalis, Nux vomica, Pulsatilla pratensis.
Beim Schliessen der Augen:
Lachesis mutus, Thuja occidentalis.
Vom Nachtwachen oder mit Schlaflosigkeit:
Cocculus indicus, Nux vomica.
Die Anfälle treten bei bestimmten Kopfbewegungen auf, wenn man sich hinlegt, im Bett
umdreht oder aufsteht. Das Schwindelgefühl
hält einige Sekunden an, kann aber auch bis
zu einer Minute dauern. Der Lagerungsschwindel ist ungefährlich, aber lästig und
kann über Jahre auftreten.
Ursache sind Ohrsteinchen (Otolithen) lösen
sich aus ihrer Verankerung und gelangen in
die Bogengänge des Innenohrs, einem Teil
des Gleichgewichtsorgans. Warum, ist nicht
ganz geklärt. Es wird etwa vermutet, dass es
sich um einen normalen Alterungsprozess
handelt. Die Ablagerungen können aber auch
die Folge anderer Erkrankungen sein, etwa
wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist.
Behandlung. Man wiederholt jene Bewegungen, die den Schwindel ausgelöst haben.
Je öfter man das tut, umso schwächer wird
das Schwindelgefühl.
Als ob man sich drehte: Conium maculatum,
Cyclamen europaeum, Pulsatilla pratensis.
Beim Drehen des Kopfes: Conium maculatum, Calcarea carbonica, Kalium carbonicum.
Beim Abwärtssehen: Ferrum metallicum,
Phosphorus, Spigelia anthelmia, Sulphur.
Beim Aufwärtssehen:
Pulsatilla pratensis, Silicea terra.
Vom Blumengeruch:
Nux vomica, Phosphorus.
Mit Gesichtstrübung: Cyclamen europaeum,
Gelesemium sempervirens, Nux vomica.
Während des Gehens: Natrium muriaticum,
Nux vomica, Phosphorus, Pulsatilla pratensis.
Vom geringsten Geräusch oder Lärm:
Theridion curassavicum.
Mit Wanken beim Gehen: Argentum
nitricum, Gelsemium, Nux vomica,
Phosphorus.
Schwindel beim Aufstehen
Es bestehen unangenehme Folgen, wenn man
sich schnell aufrichtet. Im Kopf herrscht
plötzlich totale Leere, den Boden scheint es
unter den Füssen wegzuziehen, und vor den
Augen wird es schwarz.
Ursache: Oft steckt eine sogenannte orthostatische Hypotonie dahinter, ein plötzliches Abfallen des Blutdrucks, vor allem im Stehen,
manchmal auch im Sitzen. Auch bestimmte
Medikamente können für dieses Schwindelgefühl verantwortlich sein etwa Blutdruckmittel, starke Beruhigungsmittel, bestimmte
Schmerz- oder Rheumamittel. Manchmal ist
auch eine ernstere Krankheit der Auslöser,
zum Beispiel eine Herzschwäche.
Behandlung: Auf jeden Fall ist die Ursache
vom Arzt abzuklären. Selber helfen können
sich Betroffene, indem sie immer langsam
aufstehen. Empfehlenswert ist auch, sich
morgens etappenweise aufzurichten: Bleiben
Sie einfach noch einen Moment auf der Bettkante sitzen. Wem nach Einnahme von Medikamenten schwindelig ist, sollte seinen Arzt
informieren.
Ursache sind psychische Probleme wie
Phobien, Psychosen, Panikattacken. Auch
Depressive leiden oft unter Schwindel.
Ausfall des Gleichgewichtsorgans
Morbus Menière
Betroffene fühlen sich wie auf dem Karussell,
das Gefühl kann mehrere Tage anhalten
(Dauerdrehschwindel). Ihnen ist übel, sie
müssen erbrechen. Sie fühlen sich unsicher
beim Gehen und Stehen, drohen umzukippen.
Oft verstärken sich die Beschwerden bei bestimmten Bewegungen des Kopfes.
Typischerweise gibt es drei Symptome:
Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen,
Ohrensausen auf einer Seite oder Druck im
Ohr und einseitige Schwerhörigkeit.
Ursache ist ein Ausfall des Gleichgewichtsorgans auf einer Seite. Dafür kann eine
Infektion verantwortlich sein oder einen akute
Durchblutungsstörung im Innenohr, die auch
den Gleichgewichtsnerv in Mitleidenschaft
zieht. Mediziner sprechen von Neuritis vestibularis. Ist das Gleichgewichtsorgan auf beiden Seiten gestört, von bilateraler Vestibulopathie. Sie kann mit Entzündungen im Gehirn
zusammenhängen.
Behandlung. Hilfreich sind Übungen, die das
Gleichgewichtssystem wieder ins Lot bringen
und die Koordination schult.
Psychogener Schwindel
Die häufigste Form ist der phobische
Schwankungsschwindel. Betroffene fühlen
sich unsicher beim Gehen und Stehen, haben
das Gefühl, in einem Lift zu fahren oder sich
auf einem schaukelnden Schiff zu befinden.
Der Schwindel kommt spontan in Situationen,
die Angst auslösen: auf grossen Plätzen, unter
vielen Menschen, in engen Räumen.
Behandlung: Der psychischen Krankheit auf
den Grund gehen, sich ihr stellen, mit ihr
umzugehen lernen: mit Psychotherapie,
Verhaltenstherapie, und Entspannungstechniken, eventuell systemischer Therapie arbeiten.
Ursache ist ein Überdruck im Innenohr.
Normalerweise
fliessen
hier
zwei
verschiedene
Flüssigkeiten
in
zwei
verschiedenen Systemen. Zu viel Flüssigkeit
lässt die Systeme durchlässig werden.
Vermischen sich die beiden Flüssigkeiten,
bringt
dies
das
Gleichgewichtsorgan
durcheinander. Die Anfälle können mehrmals
pro Woche auftreten.
Behandlung: Bettruhe beim akuten Anfall.
Medikamente lindern die Anfälle uns sorgen
dafür, dass diese seltener vorkommen. Bei der
Labyrinthanästhesie wird durch einen kleinen
Schnitt im Trommelfell ein Medikament ins
Ohr gegeben. Das Mittel betäubt das
Gleichgewichtsorgan. Eine weitere Methode
besteht darin, dass durch eine spezielle
Injektion das Gleichgewichtsorgan teilweise
oder ganz zerstört wird. Nur noch selten wird
heute der Gleichgewichtsnerv durchtrennt.
Vorher muss sichergestellt sein, dass die
andere Seite den Gleichgewichtsverlust
kompensieren kann. Die Erkrankung ist
belastend und beängstigend. Manchmal
empfiehlt sich psychologische Begleitung.
Nähere Informationen: www.tinnitusmeniere.ch
Augenzittern (= Nystagmus)
Wichtig ist Ausgleich des vorhandenen
Brechungsfehlers, soweit möglich. Nystagmus ist meist ein Ausdruck ererbter Schwachsichtigkeit, und dann unheilbar.
Physostigma venenosum: Ähnlich wie bei
Jaborandi pilocarpus. Myopie durch Ciliarkrampf mit Zwinkern.
Nystamgus in den Endstellungen ist oft ein
Frühzeichen
der
multiplen
Sklerose.
Behandlung des Grundleidens.
Onosmodium virginianum: Schmerzen im
Hinterkopf mit Überanstrengung der Augen,
dabei Unfruchtbarkeit. Akkommodationskrampf: 3. oder 6. Dezimal-Verdünnung.
(Belladonna atropa D6 und Gelsemium sempervirens D6).
Hauptmittel bei Augenzittern sind Agaricus
muscarius und Zincum valerianicum. Auch
Magnesium phosphoricum kommt als
Krampfmittel in Frage.
Ausserdem aus allgemeinen Gesichtspunkten:
Nux vomica, Pulsatilla pratensis, Sulphur
und andere Krampfmittel wie Magnesium
phosphoricum.
Akkomodationskrampf
(s. Asthenopia accommodativa)
Asthenopia
(= accommodativa et muscularis)
Agaricus muscarius: Bei allen Muskelkrämpfen des Auges ein Hauptmittel, besonders
bei Lidkrämpfen, unwillkürlichem Zwinkern.
Die Krämpfe fehlen beim Schlafen, kommen
beim Aufwachen wieder, werden vorübergehend gebessert durch Waschen mit kaltem
Wasser.
Selbstverständlich muss in erster Linie
ein etwaiger Brechungsfehler ausgeglichen
werden, ebenso Schwäche bestimmter Muskelgruppen durch entsprechende Prismengläser. Besonders ist auf Höhenschielen zu
achten.
Belladonna atropa: Dabei Kopfweh
und Überempfindlichkeit aller Sinne.
Hyoscyamus niger: Verdrehen der Augen.
Nystagmus bei Multipler Sklerose,
Tic convulsive.
Ignatia amara:
Krämpfe der Augenmuskeln bei Hysterie.
Jaborandi pilocarpus: Hauptmittel bei Akkommodationskrampf. Vorgetäuschte Kurzsichtigkeit durch Akkommodationskrampf.
Die Stärke des Glases wechselt fortwährend.
Naheinstellung wird längere Zeit festgehalten.
Krämpfe der inneren Recti. Übelkeit oder
Schwindel bei Naharbeit.
Lilium tigrinum: Akkommodationskrampf.
Dem Kranken wird es schwarz vor den
Augen. Tränen beim Abwärtssehen. Kopiopia
hysterica. – Dabei Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Kopfschmerzen.
Aconitum napellus: Asthenopie von Überanstrengung der Augen. Gefühl von Hitze und
Trockenheit in den Augen nach Gebrauch
derselben. Kaltwasseranwendung bessert vorübergehend. Asthenopie mit Gefühl von Hitze
im Auge, als könnte man daran ein Zündhölzchen anzünden oder wie von einem
Peitschenhieb.
Arnica montana: Asthenopie durch Überanstrengung der Augenmuskeln. „Heisser Kopf,
kühler Körper.“
Agaricus muscarius: Asthenopie mit Zuckungen der Lider, Zwinkern. Lesen erschwert,
da die Buchstaben sich zu bewegen scheinen.
Auch muskuläre Asthenopie mit Zuckungen.
Insuffizienz der Interni.
Alumina: Hauptmittel für Schwäche der Interni, neben Conium maculatum und Natrium
muriaticum – Insuffizienz der Interni mit
trockenem Katarrrh. Schwindel beim Schliessen der Augen. Verstopfung und Kopfweh.
Gelbsehen. „Augen zu trocken zum Sehen.“
Ammonium carbonicum: Muskuläre Asthenopie durch Überanstrengung der Augen
durch Nähen. Kopfweh schlechter morgens
mit Übelkeit, schlechter nach dem Essen und
beim Gehen im Freien. Augen wässern nach
Naharbeit. Ein grosser, schwarzer Fleck
bewegt sich vor den Augen nach dem Nähen.
Apis mellifica: Asthenopie
mit stechenden Schmerzen, Rötung, Tränen.
Argentum nitricum: Asthenopie und Augenkatarrh. Akkommodationsschwäche trotz der
richtigen Gläser.
Calcarea carbonica: Bleiche, fette Individuen. Kalte Glieder, Schwitzen am Kopf. Schlechter bei feuchtem Wetter, von Wärme. Verschwimmen. Neigung die Augen zu schliessen
nach Naharbeit. Tränen beim Schreiben.
Calcium phosphoricum: Asthenopie
mit Schulkopfweh. (Natrium muriaticum).
Asarum europaeum: Asthenopie mit kongestivem Kopfschmerz. Augen schlechter
morgens und abends, besser mitten im Tag.
Arsenicum album: Asthenopie
infolge von anämischer Hyperästhesie.
Baryta carbonica: Asthenopie, schlechter
vom Denken an die Beschwerden (vgl. Lachesis mutus, Oxalicum acidum), in Gesellschaft,
nach Essen. Gefühl von Gaze vor den Augen,
morgens und nach dem Essen. (Gegenteil:
Camphora cinnamomum).
Carbo vegetabilis: Asthenopie, fortschreitende Kurzsichtigkeit. „Kalte Extremitäten“. Ein
schweres Gewicht scheint auf den Augen zu
liegen, so dass das Sehen erschwert ist.
Kurzsichtigkeit nach Anstrengung der Augen.
Causticum hahnemannii: Insuffizienz
der Interni. Verdunkelung beim Schneuzen.
Codeinum: (= Codeinum phosphoricum).
Asthenopie mit unwillkürlichem Zwinkern,
besonders beim Lesen, durch Reiben gebessert.
Cimicifuga racemosa: Asthenopie mit
schiessenden Schmerzen in den Augäpfeln
und zurück in den Kopf, schlechter während
der Periode. Dysmenorrhoe, besonders bei
Myopie.
Cina maritima: Schlechtes Sehen durch
Lesen, besser durch Reiben in den Augen.
Wurmbeschwerden.
Cinnabaris: Asthenopie mit Schmerz im
inneren Lidwinkel, der nach oben oder rund
ums Auge zieht, schlechter abends und nach
Gebrauch der Augen. Empfindlichkeit am
Austritt des Supraorbitalis.
Camphora cinnamomum: Asthenopie
besser vom Denken an die Beschwerden.
Comocladia dentata: Asthenopie,
Ciliarneuralgie, schlechter am warmen Ofen.
Cobaltum metallicum: Asthenopie. Stiche
beim Schreiben, Tränen im Freien. Dabei
Kopfweh, schlechter vom Vornüberbeugen.
Cocculus indicus: Asthenopie mit Kopfweh,
Schwindel und Übelkeit. Schwindel im Bett
beim Aufwachen.
Chelidonium majus: Insuffizienz der
Externi. Parese (= Gelsemium sempervirens).
Conium maculatum: Asthenopie mit Lichtscheu, Sexualneurasthenie. Verschwimmen
schon nach wenigen Sekunden. Die Lider sind
zu schwer, um sie zu heben. Trägheit der
Akkommodation. Schwindel beim Sehen auf
bewegte Gegenstände. Kopfweh mit Hyperästhesie der Retina.
Cyclamen europaeum: Schielen nach
menstruellen Unregelmässigkeiten. Diplopie,
Hemiopie, Kopfweh, Schwindel, Migräne mit
Flimmerskotom. Auch Schwangerschaftsbeschwerden; Schielen während der Schwangerschaft. Kopfweh besser durch kaltes Wasser.
Crocus sativus: Asthenopie mit Gefühl als
komme immer Wasser in die Augen, nur im
Zimmer, nicht im Freien, mit Gefühl als habe
man heftig geweint, oder wie von einem
beissenden Rauch im Auge.
Duboisia myoporides: (= Korkholzbaum).
Echte Schwäche des Akkommodationsmuskels.
Eugenia jambos: Doppeltsehen,
durch Genauhinsehen verschwindend.
(vgl. Gelsemium sempervirens).
Euphrasia officinalis: Verschwimmen,
besser durch Zwinkern, zugleich mit
oberflächlichen Augenentzündungen.
Kalmia latifolia: Steifes, ziehendes Gefühl in
den Muskeln bei Augenbewegungen (vgl.
Natrium muriaticum). Lichtflimmern vor dem
einen Auge beim Lesen mit dem anderen.
Lachesis mutus: Asthenopie, besonders im
linken Auge. Asthenopie, schlechter beim
Denken an die Augen (vgl. Baryta carbonica
und Oxalicum acidum; Gegenteil: Camphora
cinnamomum), morgens nach dem Aufwachen
schlechter.
Echinacea purpurea: Akkommodative
Asthenopie. Augen schmerzen beim Genauhinsehen und füllen sich mit Tränen. Besser
durch Schliessen der Augen.
Ledum pallustre: Asthenopie mit dumpfem
Schmerz hinter dem Augapfel, als würde er
herausgepresst. Kältegefühl.
Gelsemium sempervirens: Ptosis, Diplopie,
besonders zentralen Ursprungs oder durch
Schwäche der Externi, passive Asthenopie.
Doppeltsehen, durch Willensanstrengung zu
beseitigen. Doppeltsehen beim Neigen des
Kopfes nach einer Seite, verschwindet wenn
der Kopf gerade gehalten wird.
Lithium carbonicum: Augen schmerzen
während und nach dem lesen, wie wenn sie zu
trocken wären.
Jaborandi pilocarpus: Echter Akkommodationskrampf. Sehvermögen wechselt fortwährend. Zeitweise Verschwimmen beim
Sehen für die Ferne. Myopie durch Akkommodationskrampf. Übelkeit beim Blick auf
bewegte Gegenstände. Torpor retinae, Bilder
werden zu lange festegehalten. Kopfweh,
Hitze und Brennen nach Gebrauch der Augen.
Reflexirritation vom Uterus.
Jodum purum:
Asthenopie mit Flimmern (Phthisis).
Ignatia amara: Asthenopie mit Lidspasmen
und Neuralgie. Kopfweh besser durch
Bücken, durch Liegen auf der kranken Seite.
Hysterie.
Kalium carbonicum: Asthenopie mit Rötung
des Auges beim Lesen bei künstlichem Licht.
Herzbeschwerden. Beim Schliessen der
Augen starke, schmerzhafte Lichtempfindung,
abends nach dem Niederliegen, der Schmerz
zieht tief ins Gehirn.
Kalium phosphoricum: Sehschwäche
infolge von nervöser Erschöpfung.
Lilium tigrinum: Kopiopia hysterica, Kopfweh, uterine Störungen. Besser im Freien.
Muriaticum acidum: Muskuläre Asthenopie,
mit starkem, brennendem Schmerz, vom
linken zum rechten Auge gehend, morgens,
gebessert durch Waschen.
Mercurialis perennis: (= Wald-Bingelkraut).
Asthenopie, Lider schwer und trocken. Augen
empfindlich bei Naharbeit bei hellem und
künstlichem Licht. Hyperämie der Bindehaut.
Natrium muriaticum: Ein Hauptmittel,
besonders bei muskulärer Asthenopie, namentlich Insuffizienz der Interni. Steifes, ziehendes Gefühl in den Muskeln, Schmerzen
beim Bewegen der Augen. Schmerz im Auge
beim Abwärtssehen. Kopfweh. Schwere der
Lider bei Naharbeit. Druck im rechten Auge
bei Naharbeit, bis in den Kopf, verschwindend beim Herumgehen. Druck in den Augen
beim Scharfhinsehen. Schlechter bei künstlichem Licht. Kopfweh, Nausea. Gegenstände
erscheinen beim Abwärtssehen grösser als
beim Geradeaussehen.
Nitricum acidum: Verdunkelung der Augen
beim Lesen. Muss im Zwielicht früher aufhören zu lesen. Alles erscheint doppelt nachts.
Doppeltsehen horizontaler Objekte in einiger
Entfernung.
Nux moschata: Kann abends nur schwer bei
künstlichem Licht lesen. Schläfrigkeit, Asthenopie mit Trockenheitsgefühl in den Augen.
Nux vomica: Asthenopie, schlechter
morgens, mit Kopfweh und Magenstörungen.
Oxalicum acidum: Asthenopie,
Schmerzen kommen und werden stärker vom
Darandenken.
Osmium acidum: Kopfweh über den Augen
mit trübem Sehen, einseitig, schlechter durch
Zurückwerfen des Kopfes, mit Völlegefühl.
Urin dunkel und spärlich.
Phosphorus: Akkommodation und muskuläre
Asthenopie. Schmerz und Steifigkeitsgefühl
im Augapfel. Sieht besser im Zwielicht,
abends bei Kerzenlicht, besser wenn der
Kranke die Augen mit der Hand beschattet.
Phosphoricum acidum: Asthenopie
bei Schulkindern durch Überanstrengung
der Augen.
Physostigma venenosum: Asthenopie
durch Reizung des Ciliarmuskels. Muskuläre
Asthenopie, diphtherische Lähmung.
Plumbum metallicum: Undeutliches Sehen,
zum Wischen zwingend, bei Ptosis paralytica,
Diplopie.
Platinum metallicum: Schmerz in den
Augen nach Ermüdung durch aufmerksames
Fixieren. Kopfweh, beginnt nach Erwachen.
Menorrhagie.
Rhododendron chrysanthum: Insuffizienz
der Interni, schlechter vor einem Sturm.
Rhus toxicodendron:
Schlechter nach einem Regen.
Ruta graveolens: Meist verdünnt äusserlich
zu Umschlägen in Tinktur. Hauptmittel bei
akkommodativer Asthenopie. Heisses Gefühl
in den Augen wie Feuerkugeln. Stiche im
Stirnbein beim Lesen. Schwindel in frischer
Luft. Tränen durch Anstrengung der Augen.
Zuckungen in den Lidern, dann Tränen.
Senega polygala: Doppeltsehen,
besser durch Zurückbeugen des Kopfes.
Sepia officinalis: Asthenopie durch Reflexirritation vom Uterus. Augenbeschwerden
schlechter durch Genauhinsehen. Blutwallungen zum Kopf beim Bücken. Kopfweh,
schlechter durch Sitzen im warmen Zimmer,
mit Druck in den Augen, die Berührung nicht
ertragen können. Asthenopie, zum Wischen
zwingend, Blendung. Kopfweh, gebessert
durch starke Bewegung (= Tanzen). Augen
fallen zu, mit dumpfem Kopfweh. Während
der Menses alles schwarz und farbig vor den
Augen. Kann reflektiertes Licht von hellen
Gegenständen nicht ertragen. Flimmern beim
Sehen ins Licht. Verschlechterung morgens
und abends, besser in der Mitte des Tages.
Spigelia anthelmia: Asthenopie mit schwerer
Neuralgie. Muss die Augen schliessen, beim
Öffnen meint der Kranke ein Feuermeer zu
sehen. Schlechter im Freien und nachts. Bei
dem heftigen Schmerz rinnen heisse Tränen
herab.
Spongia tosta:
Doppeltsehen, besser durch Niederliegen.
Pulsatilla pratensis: Verdunkelung mit Neigung zum Erbrechen und Blässe des Gesichts.
Verdunkelung mit Schwindel nach Sitzen
beim Austehen und beim Beginn umherzulaufen. Beim Aufstehen vom Sitzen, vom Bett.
Während der Menses schwarz vor den Augen.
Besser im kühlen Freien, schlechter beim
Gehen ins Zimmer.
Sulfur: Schiessende Schmerzen beim Versuch zu lesen. Muss die Augen beim Lesen
mit der Hand bedecken, leicht reiben und
drücken. Asthenopie, Gaslicht oder künstliches Licht schmerzt mehr als Sonnenlicht,
mit stechenden Schmerzen.
Zincum metallicum: Kopfweh mit
Sehschwäche, solange das Kopfweh
dauert, Migräne und Erbrechen.
Helleborus niger: Seelenblindheit,
Amblyopie und Amaurose
ohne Augenbefund.
Das Kapitel „Spezielle Azneimittellehre bei
Augenkrankheiten“ von Dr. Karl Erhard
Weiss wird in der nächsten Ausgabe unserer
Mitgliederzeitschrift „SVH Folio“ fortgesetzt.
Leitartikel
Die homöopathische Behandlung der Augenkrankheiten
Teil 4 – Letzter Teil: „Neuralgien und Kopfschmerzen“
Aus dem gleichnamigen Buch von
Karl Erhard Weiss, Augenarzt in Stuttgart,
erschienen im Hippokrates Verlag, 1936.
Fortsetzung von Teil 3 im SVH Folio 2/2012.
Ciliarneuralgie, supraund infraorbitale Neuralgie
Amylenum nitrosum: schwere Ciliarneuralgie, mit akuter Konjunktivitis und Röte des
Gesichts auf der entsprechenden Gesichtsseite, infolge Sympathikusstörung. Pupille eng.
Cedron simaba: Eines der Hauptmittel bei
Supraorbitalneuralgie. Starke Schmerzen, die
von einem Punkt über dem Auge (meist links)
entlang den Verzweigungen der Supraorbitalis ausstrahlen. Schlechter abends, beim
Niederlegen, vor einem Gewitter.
China officinalis: Intermittierende Neuralgie,
periodisch. (In allopathischen Dosen).
Bei leisester Berührung schlechter.
Chamomilla matricaria: Neuralgie,
schlechter nachts, schlechter durch Wärme.
Asa foetida: Schwerer, bohrender, reissender
Schmerz über den Augen, Brennen in den
Augenbrauen, besonders nachts.
Colocynthis citrullus:
Gesichtsneuralgie, besser durch festen Druck,
besser durch Wärme.
Aconitum napellus: Akute Neuralgie bei
akuten Krankheiten. Neuralgie mit Anästhesie: Heftig ansetzend. Taubheitsgefühl beim
Schmerz. Besonders links Kopfweh mit
vermehrter Harnabsonderung.
Cimicifuga racemosa: Schmerz vom Hinter
haupt durchs Auge oder von den Augen zum
Scheitel. Schlechter nachmittags und nachts,
besser durch Niederliegen.
(Ähnlich: Macrotinum).
Allium cepa:
Neuralgie, nach Operation am Auge.
Cinnabaris: (= Mercurius sulphuratus
ruber). Schmerz beginnt im inneren
Lidwinkel, dehnt sich von dort aus über
das Auge und rund herum. Besonders rechts.
Arsenicum album: Hauptmittel gegen
Neuralgie und Tic douloureux. Kopfschmerz
über einem Auge, besonders links. Neuralgie
bei Schwäche, Kachexie. Schlechter durch
Kälte, Ruhe.
Belladonna atropa: Orbitalneuralgie, besonders infraorbital. Rotes Gesicht, heisser Kopf,
klopfender Kopfschmerz. Empfindlich gegen
Lärm und Licht. Neuralgie mit Hyperästhesie.
Besonders rechts.
Bovista lycoperdon: Neuralgie der Augen
mit Gefühl von Vergrösserung des Kopfes.
Bryonia alba: Starker, scharfer, schiessender
Schmerz durchs Auge nach rückwärts in den
Kopf oder vom Auge in den Kiefer, dann
zurück ins Hinterhaupt. Bewegung des Auges
oder allgemeine Bewegung verschlechtert den
Schmerz. Am erträglichsten ganz in Ruhe mit
geschlossenen Augen. Sprechen schlimmer.
Comocladia dentata: Gefühl als sei das
Auge zu gross, schmerzhaft, wie wenn es aus
dem Kopf herausgepresst würde. Wundheitsgefühl im Auge, besonders bei Bewegung.
Croton tiglium: Spannender Schmerz über
der rechten Augenhöhle, z. B. Neuralgie bei
Herpes zoster ophthalmica – Eruptionen im
Gesicht.
Ferrum metallicum: Stechender Schmerz
über dem linken Auge, der plötzlich kommt
und nur kurze Zeit dauert.
Kalium bichromicum: Wie Cinnabaris,
aber links. Meist dabei Magenstörungen.
Kalmia latifolia: Gesichtsneuralgie rechts,
dabei unregelmässige, verlangsamte
Herztätigkeit.
Mezereum daphne: Supraorbitalneuralgie
nach Herpes zoster. Neuralgie nach Operationen am Auge, Neuralgie mit Kältegefühl,
als bliese ein kalter Wind ins Auge.
Magnesium phosphoricum: Orbitalneuralgie, Ptosis, Nystagmus, Strabismus.
Plantago major: Ciliarneuralgie
von schlechten Zähnen.
Prunus spinosa: Zermalmender Schmerz im
Augapfel, als würde das Auge zerdrückt.
Oder schiessender Schmerz durch Auge und
Kopf. Schmerzen beginnen am Kopf an
irgend einer Stelle und schiessen ins Auge.
Rhododendron chrysanthum: Neuralgie
vor einem Sturm. Schlechter nachts.
Silicea terra: Neuralgie und Kopfschmerz
von Zugluft. Schmerzen beginnen oft im
Hinterkopf und gehen vorwärts ins Auge.
Besserung durch warmes Einhüllen des
Kopfes. Chronisches Kopfweh, Verlust des
Gedächtnisses.
Spigelia anthelmia: Ein Hauptmittel, einerlei
ob die Ciliarneuralgie als Folge einer Augenerkrankung oder selbständig auftritt. Supraorbitalneuralgie besonders links. Besonders
mit ungestümer und unregelmässiger Herztätigkeit. Schmerz scharf, lanzinierend, von
einem Punkt ausstrahlend, zwingt den Kranken, unbeweglich auf der entgegengesetzten
(rechten) Seite liegen zu bleiben, den Kopf
hochgelagert. Schmerzen schlechter nachts
und bei Bewegung. Kältegefühl im Auge.
Sulphur: Psorische Neuralgie. Anfall alle 24
Stunden zwischen 12 und 1 Uhr mittags oder
nachts, allmählich zu- und abnehmend.
Stannum metallicum: Neuralgie
und crescendo – decrescendo Kopfweh.
Therebinthia oleum: Schwere
Ciliarneuralgie mit akuter Konjunktivitis.
Besonders Supraorbital. – Schlechter nachts.
Verbascum thapsus:
D2 stdl. 5 Tropfen, bei Trigeminus Neuralgie.
Einige wichtige Kopfwehmittel
Aconitum napellus: Kopfweh bei Erkältung
mit heissem Kopf, Fieber, Frösteln. Migräne,
Kopfweh mit vermehrter Harnabsonderung.
Vollblütig.
Agaricus muscarius: Kopfweh mit Gefühl
von Steifheit der Gesichtsmuskeln. Schwindel
mit Neigung rückwärts zu fallen. Dumpfes,
ziehendes Kopfweh, sich in die Nasenwurzel
erstreckend, mit Nasenbluten oder dicker
Schleimabsonderung, Zuckungen.
Aluminium exsiccata: Kopfweh,
besser durch Trinken von kaltem Wasser.
Alumina: (Al2O3). Kopfweh, Asthenopie
mit chronischer, trockener Konjunktivitis,
dabei Verstopfung.
Antimonium crudum: Kopfweh von Baden.
Ammonium carbonicum: Kopfweh,
durch Schliessen der Zähne verschlechtert.
Schlechter morgens mit Übelkeit. Schlechter
nach Essen und beim Gehen im Freien.
Aloe socotrina: Kopfweh mit dumpfem
Schmerz quer über die Stirn oder Schweregefühl auf dem Wirbel. Schwere in den Augen
und Übelkeit.
Argentum nitricum: Hemikranie, schwerste
Form, verliert vor Schmerz fast die Besinnung. Auf der Höhe des Anfalls Galleerbrechen, der ganze Organismus leidet darunter,
wird elend, mager. Chronischer Kopfschmerz
bei Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten.
Kopfweh, langsam zu- und abnehmend.
Schwindel bei der kleinsten körperlichen und
geistigen Anstrengung. Kopfweh gebessert
durch ein enges Band. Tragen eines engen
Hutes bessert. Kopfschmerz am schlimmsten
über dem linken Stirnhöcker. Zuweilen
Gefühl als sei der Kopf enorm gross. Gefühl
als wollten sich die Schädelknochen trennen.
Arsenicum album: Kopfweh besser durch
kaltes Wasser und Spazierengehen im Freien,
schlechter durch Licht und Bewegen der
Augen. Kopfschmerz besser von Hochlagerung des Kopfes.
Arum triphyllum: Kopfweh, auch bei
Kindern, schlechter von heissem Kaffee,
besser nach der Mahlzeit.
Asa foetida: Kopfweh, schlechter nachts, mit
Knochenschmerzen, bei Syphilis. Hysterie.
Bryonia alba: Kopfweh, namentlich in der
Stirn, gebessert durch Druck, sehr verschlechtert durch Bücken, das ein Gefühl macht, als
wolle das Hirn herausfallen. Migräne, besonders rechts, mit Brechneigung und Erbrechen.
Muss niederliegen. Besser durch kalte Anwendungen. Kopfweh mit berstendem Gefühl
in der Stirn, sich nach hinten ziehend bis in
Nacken und Schultern. Galleerbrechen. Die
Augen müssen geschlossen und ruhig gehalten werden.
Asarum europaeum: Kongestives Kopfweh
mit Asthenopie, schlechter morgens und
abends, besser durch Baden der Augen in
kaltem Wasser.
Calcarea carbonica: Korpulenz, Blässe.
Kopfweh, wenn der Kranke nicht zur Zeit
frühstückt, einen leeren Magen hat. Kopfweh
mit Gefühl von Kälte. Migräne bei kränklichen Frauen und Kindern von leukophlegmatischer Anlage.
Aurum metallicum: Bohrender, dumpfer
Kopfschmerz, schlechter von Berührung, von
geistiger Anstrengung, Depression.
Calcium phosphoricum: Kopfweh in der
Nähe der Nähte. Schulkopfweh (= Natrium
muriaticum). Bronchialdrüsen.
Baryta carbonica: Kopfweh, schlechter an
der Sonne und am warmen Ofen, schlechter
vom Denken an die Beschwerden, in
Gesellschaft, Schlechter nach dem Essen.
Belladonna atropa: Kopfweh, klopfend, mit
Kongestion, gerötetes Gesicht, besonders
nachts, beim Gehen, schlechter durch Lageveränderung, durch Bücken, am besten in aufrecht sitzender Stellung. Vorwiegend rechts.
Kopfweh mit Hyperämie, schlechter von
Unbedecktsein, besser durch Zurückbiegen
des Kopfes, beim Ruhighalten des Kopfes
(Gegenteil: Kopfweh mit Hyperämie, besser
vom Unbedecktsein, schlechter vom Zurückbiegen des Kopfes , besser im Freien. Kann
nicht ruhig sein, muss unhergehen: Glonoinum). – Klopfen der Karotiden. Schmerzen so
heftig, dass der Kranke schreien muss. Schlechter durch Niederliegen. (Besser durch Niederliegen: Bryonia alba). Überempfindlichkeit, das geringste Geräusch verschlechtert.
Bovista lycoperdon: Schmerz und Schwere
im Kopf mit Gefühl als sei der Kopf enorm
vergrössert. Dabei Neuralgie in den Augen.
Fluor albus.
Calcium jodatum: Kopfweh bei schlanken
Kindern. In der Nähe der Nähte.
Bronchialdrüsen.
Cannabis sativa:
Hemikranie während zu profuser Menses.
Cannabis indica: Migräne, im Intervall, um
die Anfälle seltener zu machen. Dilution II.
Carbo animalis: Kopfweh
morgens, wie nach einem Exzess.
Causticum hahnemannii: Kopfweh,
wenn man ins warme Zimmer kommt.
Cedron simaba: Kopfweh, Neuralgie,
schlechter nachts, schlechter im Freien.
Periodizität, nach der Uhr. Schmerzen
kommen und gehen rasch.
China officinalis: Kopfweh mit heftigem
Klopfen der Karotiden, anämisch (hyperämisches Klopfen der Karotiden: Belladonna
atropa), mit dem Gefühl als wolle der
Schädel zerspringen, oder Gefühl als ob das
Gehirn wellenartig gegen den Schädel
schlüge. Anämischer Kopfschmerz, schlechter
durch Bewegen der Augen, schlechter durch
Sonne.
Cimicifuga racemosa: Kopfweh, als wolle
der Oberkopf zerspringen. Neuralgische
Schmerzen über dem Haarkopf mit einem
schmerzhaften Gefühl an der Schädelbasis,
als würde ein Keil eingeschlagen nach dem
Scheitel zu. Ferner ein wellenartiges Gefühl
von Schmerzen in den Augäpfeln. Kopfweh
mit Kongestion der Augen. Asthenopie mit
schiessenden Schmerzen in den Augäpfeln
und zurück in den Kopf, schlechter während
der Periode, besonders bei Myopie.
Melancholie oder Depression dabei.
Cinnabaris: (= Mercurius sulphuratus flavus). Kopfweh, schlechter nach Schlaf, besser
nach dem Essen. Ciliarneuralgie besonders
rechts, Schmerz rund ums Auge.
Clematis recta: Kopfweh, schlechter abends
beim Niederliegen, schlechter vom Zurückbiegen des Kopfes. (Besser vom Vornüberbeugen: Kalium carbonicum, schlechter
vom Vornüberbeugen: Cobaltum metallicum,
Fagopyrum esculentum).
Coffea cruda: Migräne mit kalten Händen
und Füssen, schlechter durch Geräusch und
Bewegung. Kongestionen mit aufgeregter
Gemütsstimmung. Kopfschmerz als würde ein
Nagel in das eine Scheitelbein eingeschlagen,
schlimmer in frischrer Luft. Sucht die Dunkelheit auf, schliesst die Augen. Erbrechen
ohne Besserung.
Cocculus indicus: Migräne mit Erbrechen,
Schwindel, menstruelles Kopfweh mit Übelkeit. Asthenopie. Schlechter durch Fahren.
Kopfschmerz im Hinterkopf und Nacken, mit
Neigung, den Kopf zurückzubiegen, und ein
Gefühl als ob der Kopf sich öffne und
schlösse.
Cobaltum metallicum: Kopfweh,
schlechter durch Vornüberbeugen des Kopfes.
Conium maculatum: Kopfweh mit starker
Lichtscheu, Hyperästhesie der Netzhaut.
Crotalus horridus:
Kopfweh, gebessert durch frische Luft.
Cyclamen europaeum: Kopfweh, Diplopie,
Hemiopie, Asthenopie mit Menstruationsstörungen. Migräne mit Flimmerskotom, beginnend mit Flimmern vor dem Auge der
betreffenden Seite. Kopfweh, durch kaltes
Wasser gebessert. Viele Tage, ja selbst Wochen anhaltender, einseitiger Kopfschmerz,
ohne grosse Pausen, ohne Brechreiz, schlechter durch Liegen auf der kranken Seite, mit
erweiterten Pupillen.
Digitalis purpurea: Kopfweh, besonders
Stirnkopfweh, bei drohender Meningitis, mit
Seh- und Hörstörungen (wie von siedenem
Wasser).
Eupatorium perfoliatum: Intensives Kopfweh mit Empfindlichkeit der Stirnhaut (Influenza), Empfindlichkeit der Augen, Röte des
Gesichts, Übelkeit, Prostration, Leberschmerzen, hochgestelltem Urin, Knochenschmerzen.
(Bryonia alba ähnlich, aber Eupatorium perfoliatum ist ruhelos, Bryonia alba ist still vor
Schmerz. Eupatorium perfoliatum: Schweiss
spärlich, Bryonia alba: reichlich).
Fagopyrum esculentum: Kopfweh, die
Augen mitergreifend, beim Vorüberbeugen
schlechter, besser beim Zurückbeugen.
Pulsieren der Karotiden sichtbar. Kopfweh
mit Gefühl als würden die Augen von hinten
herausgetrieben.
Ferrum metallicum: Klopfender Kopfschmerz an der Hirnbasis. Es ist als zerspringe der Kopf. Kongestion und Pulsieren im
Kopf, schlechter nach Mitternacht, mit rotem
Kopf und kalten Füssen.
Cocainum hydrochloricum: (= Coca
erythroxylon). Kopfweh in grosser Höhe.
Schwindel beim überqueren von fliessendem
Wasser.
Ferrum hypophosphoricum: Kopfweh
durch passive Kongestion, gebessert
durch frische Luft.
Colchicum autumnale:
Gichtkopfweh mit Ophthalmie.
Fluoricum acidum: Kopfweh besser durch
Urinieren. (= Gelsemium sempervirens).
Gelsemium sempervirens: Fortwährendes,
stufenweise zunehmendes Kopfweh. Schwindel bei raschem Bewegen, dabei Gefühl von
einem Band um die Schläfen. (Gefühl eines
Reifen um den Kopf: Jodum purum, Mercurius solubilis, Carbolicum acidum, Sulphur).
Kopfweh gebessert durch Entleerung von viel
blassem Urin. Dumpfer Schmerz mit Schweregefühl und Schwere der Augenlider. Beginnt im Nacken, geht über den Kopf hinweg
und setzt sich in einem Auge fest. Schlechter
morgens, der Kranke ist apathisch, verdriesslich, sein Gesicht ist dunkelrot, er sieht aus
wie betrunken. Kongestiver Kopfschmerz.
Hepar sulphuris calcarea: Bohrendes Kopfweh an der Nasenwurzel durch Eiterung der
Siebbeinzellen, schmerz morgens 7 – 12 Uhr.
Zentrales Skotom. Kopfweh als sei ein Nagel
in den Kopf getrieben. Übelriechende Ausschläge auf der Kopfhaut mit nichtätzender
Absonderung und grosser Empfindlichkeit
gegen Berührung. Eiterungen.
Glonoinum: Kopfweh durch heissen Sonnenschein, Arbeit bei Gas- oder künstlichem
Licht, strahlende Wärme. Kopfweh jeden
Morgen mit der Sonne. Kopfweh bei vollblütigen Frauen durch Suppressio mensium.
Kongestives, menstruelles Kopfweh. Klimakterische Hitzwallungen zum Kopf (allgemeine
klimakterische Wallungen: Lachesis mutus
und Amylenum nitrosum). Schwangerschaftskongestionen. Kopfweh mit Klopfen der Arterien. Kopfweh mit Völle des Kopfes. Schlechter durch Kopfschütteln und Körperbewegungen, besser durch äusseren Druck. Neuralgien
mit Klopfen, schlechter nachts, hindern am
Schlafen. Kopfweh jeden Sommer. Besser bei
unbedecktem Kopf. (Besser bei unbedecktem
Kopf: Belladonna atropa). Kann Kopf nicht
bedeckt ertragen. Kopfweh mit Hyperämie,
besser vom Unbedecktsein, schlechter vom
Zurückbiegen des Kopfes, besser im Freien.
Kann nicht ruhig sein, muss umhergehen.
Helonias dioica: Kopfweh, verschwindend
wenn beschäftigt. Spürt ihren Uterus.
(1. Dezimal-Verdünnung).
Hyoscyamus niger: Kopfweh mit Hemeralopie, besser beim Schliessen der Augen.
Gehirnreizung ohne Kongestion. Manie,
Hypochondrie.
Jaborandi pilocarpus: Kopfweh, Hitze und
Brennen nach Gebrauch der Augen. Akkommodationskrampf. Übelkeit beim Blicken auf
bewegte Gegenstände (Conium maculatum).
Ignatia amara: Kopfweh, Schweregefühl im
Kopf wie von Kongestion, besser durch Bükken. Besser durch Liegen auf der kranken
Seite, schlechter durch leichte Berührung,
besser durch starken Druck. Kopfschmerzen
mit Zickzack vor den Augen. Kopfweh mit
Gefühl als würde ein Nagel in den Kopf getrieben, in den Scheitel (auch Hepar sulphuris
calcarea; in den Stirnhöcker: Thuja occidentalis). Kopfweh mit Erbrechen, viel blassem
Urin. Schlechter von Tabakrauch.
Iris versicolor: Migränekopfweh, beginnend
mit einem Fleck vor den Augen. Kopfweh
vom Magen und der Leber ausgehend. Periodische Migräne bei Studierenden und Lehrern. Schmerzen intensiv klopfend, über den
Augenbrauen, mit zeitweiser Erblindung. Auf
der Höhe des Kopfwehanfalls bitteres Erbrechen. Halbseitiger Kopfschmerz mit Trübsichtigkeit beginnend. Trigeminusneuralgie
mit starker Urinabsonderung. Neuralgie des
Supra- und Infraorbitalis, allmorgendlich
nach dem Frühstück beginnend, mit reichlicher Harnabsonderung und Stuhlgangdrang.
Ipecacuanha cephaelis: Kopfschmerz mit
Gefühl, als würden die Kopfknochen zermalmt und zerquetscht, mit einseitigem Migränekopfweh über einem Auge, mit Übelkeit
wie zum Sterben und grosser Gesichtsblässe.
Juglans cathartica: Hinterkopfschmerz,
Gelbsucht, stechende Schmerzen in der Leber
und gallige Stühle.
Kalium bichromicum: Stirnkopfschmerz,
dumpfes, schweres Klopfen über den Augen.
Migräne, dem Anfall geht Erblindung voraus,
mit zunehmendem Schmerz kehrt die Sehkraft
zurück. Periodischer Kopfschmerz über den
Augen.
Kalium carbonicum: Blindheit mit nachfolgendem Kopfweh, sehen bessert sich wie der
Kopfschmerz zunimmt. Herzindikationen.
Lebhafte und schmerzhafte Helle in den
Augen; bei geschlossenen Augen bis tief ins
Gehirn, abends nach dem Niederliegen.
Kalmia latifolia: Kopfweh, das mit der Sonne
geht und kommt. Frische Luft verschlechtert
Kopfweh und Augen. Asthenopie mit steifem,
ziehendem Gefühl in den Augen. Lichtflimmern vor dem einen Auge beim Lesen mit
dem anderen. Schlechter von Hitze und Bewegung. Kopfweh über einem Auge oder über
beiden. Kopfweh vom Genick zum Scheitel,
Gesichtsschmerz.
Lachesis mutus: Kopfweh, nervöses, mit
Magenbeschwerden, einseitig, Gesicht blass,
Kopfweh, schlechter durch und nach Schlafen, mit Verlangen, die Augen zu schliessen.
Schwindel, schlechter durch Schliessen der
Augen. Kalte Füsse, heisses Gesicht. Kleiderdruck ist unerträglich. Angiospastischer Kopfschmerz. Scheitelkopfweh in der Menopause.
Kopfweh über dem linken Auge mit Schnupfen; sobald der Schnupfen fliesst, bessert sich
der Kopfschmerz. – Kongestive Kopfschmerzen, Gesicht gedunsen, Sprache schwer, dabei
öfters Herzschwäche.
Lycopersicum esculentum: Druck unter dem
Stirnbein, als würde das Gehirn herausgepresst, besser, wenn man den Kopf gegen
etwas lehnt, abends.
Ledum pallustre: heftiger, pulsierender
Kopfschmerz, erträgt keine Kopfbedeckung.
Lilium tigrinum: Kopfschmerz
mit Sehstörungen, schwarz vor den Augen.
Lithium carbonicum:
Kopfschmerz, während des Essens aufhörend.
Lycopodium clavatum: Kopfweh, besser
durch Entblössen (schlechter durch Entblössen: Silicea terra), besser durch warmes Trinken, schlechter durch kaltes Essen und Trinken, schlechter durch Bettwärme, besser
durch Niederliegen, schlechter durch künstliches Licht, durch Fixieren. Schlechter durch
Warmwerden beim Gehen. Dicker, zäher
Nasenschleim mit Stirnkopfschmerz.
Melilotus officinalis: Kopfweh mit intensiv
rotem Gesicht, Neigung zu Nasenbluten.
Migräne gebessert durch Nasenbluten. Heftiges, kongestives Kopfweh mit Gefühl als müsse die Stirn bersten. – Nervöses Kopfweh:
Melilotus Tinktur. Oft genügt schon das
riechen daran. Wirkung oft sehr rasch, schon
in fünf Minuten!
Mercurialis perennis: Kopfweh wie von
einem Band um die Stirne (vgl. Gelsemium
sempervirens), gebessert durch Druck.
Moschus moschiferus: C 30.
Melancholie mit Kältegefühl.
Natrium muriaticum: Kopfweh, akkommodative Asthenopie bei Refraktionsanomalien.
Kopfweh, Schwindel, gebessert durch Niederliegen. Druck in den Augen beim Scharfhinsehen, verschwindet bei Herumgehen. Sehen
nicht ausdauernd. Muskuläre Asthenopie mit
Gefühl von Steifheit der Muskeln, auch beim
Genauhinsehen in die Ferne. Kopfweh, oft
schon morgens vor dem Aufstehen beginnend, fängt an einem Auge an, mit Gefühl als
würde es herausgepresst, mit Übelkeit und
Erbrechen. Hämmernder Kopfschmerz in der
Stirngegend, schlechter morgens, mit Verstopfung. Schulkopfweh.
Natrium carbonicum: Kopfschmerz vom
Gehen in der Sonne herrührend. Kopf
eingenommen. Der Kranke ist von einem
kleinen Spaziergang sehr ermüdet. Kopfweh
von Wärme, Hitze und an Sommertagen.
Natrium sulphuricum: Kopfweh bei hydrogenoider Konstitution, besser durch kalte
Kompressen, im Freien, im dunklen Zimmer,
schlechter durch Essen. Speichelabsonderung
vermehrt. Druck der Hand bessert den Druck
im Kopf.
Niccolum metallicum: Kopfweh, morgens
von 10 – 11 Uhr, zuerst links, dann rechts,
vergeht abends. Gelehrte, die zu periodischem
Kopfweh neigen. Asthenopie, Verstopfung.
Menyanthes trifoliata: Kopfweh, beginnt im
Nacken (vgl. Silicea terra), kommt über den
Kopf herüber mit einem sprengenden
Schmerz, als müsste der Schädel zerspringen.
Druck bessert eher als Wärme. Kopfschmerz
verschlechter durch Treppensteigen, mit Gefühl wie von einem Gewicht auf dem Scheitel.
Flimmerskotom.
Nitricum acidum: Kopfweh, gebessert durch
Niederliegen, schlechter durch Wärme und
Kälte. Urin riecht nach Pferdeharn. Schlaflos
nach Mitternacht.
Nux moschata: Kopfweh durch Niederliegen,
Bewegung, Kopfschütteln verschlechtert, mit
Gefühl als sei das Gehirn lose. Schläfrigkeit,
Empfindlichkeit gegen Erkältung.
Nux vomica: Kopfweh bei vollblütigen
Personen, mit Kongestionen, Schwindel, Verstopfung, schlechter durch Nahrungsaufnahme, durch geistige Anstrengung. Kopfweh,
mit Schwindel beginnend. Kopfweh, gebessert
im warmen Zimmer und durch warmes Zudekken. Kopfweh mit Gefühl von Stumpfheit und
Verwirrung morgens beim Erwachen in der
Stirngegend und über den Augen, meist verbunden mit Anwandlungen von Übelkeit und
Brechneigung, auch Hinterkopfweh. Kopfweh
nach Exzessen und bei Trinkern, dabei oft
Verstopfung und Hämorrhoiden.
Osmium acidum: Kopfweh, mit trübem
Sehen, über den Augen, einseitig, schlechter
durch Zurückwerfen des Kopfes, mit Völlegefühl im Kopf. Urin dunkel und spärlich.
Onosmodium virginianum: Schmerz im
Hinterkopf mit Schwindel. Kopfweh infolge
von Anstrengung der Augen mit Gefühl wie
von Überanstrengung derselben.
Palladium metallicum: Kopfschmerz quer
über den Scheitel von Ohr zu Ohr, begleitet
von grosser Müdigkeit und Gemütssymptomen, ähnlich wie bei Platinum metallicum.
Petroleum oleum: Kopfweh schlechter durch
Licht und Geräusch, besser durch Nasenbluten (vgl. Melilotus officinalis), besonders
bei Bleichsucht. Kopfweh im Hinterkopf, von
hinten nach vorn.
Oleander nerium: Kopfweh,
gebessert durch Seitwärtssehen.
Phellandrium aquaticum: Kopfweh mit Gefühl eines schweren Gewichts auf dem Kopf,
mit Schmerz und Brennen in den Schläfen
und über den Augen. Schmerzen in den
Augen, Kongestion der Bindehaut. Wässern
der Augen, Licht und Geräusch unerträglich.
Kopfweh mit Mitbeteiligung der Nerven, die
zu den Augen ziehen.
Paris quadrifolia: Kopfweh spinalen Ursprungs, die Schmerzen kommen vom Hinterkopf her über den Kopf herüber, mit Gefühl
als sei derselbe enorm vergrössert. Gefühl als
würden die Augen an Schnüren in den Kopf
zurückgezogen.
Phosphoricum acidum: Drückender Kopfschmerz im Scheitel bei Blutleere des Gehirns
(vgl. auch: Cactus grandiflorus und China
officinalis). Asthenopie mit Kopfweh bei
Schulkindern infolge Überanstrengung.
Phosphorus: Kopfweh durch Husten. Waschfrauenkopfweh. Kopfweh immer auftretend
vor Gewitter. Sieht deutlicher im Zwielicht,
wenn er die Augen mit der Hand beschattet.
Piper methyscum: Leichtigkeit und Munterkeit des Gemüts mit Völle der Blutgefässe des
Gehirns, darauf Ermüdung des Gehirns mit
dumpfem Kopfschmerz. Die Gemütssymtome
bessern sich durch Zerstreuung, der Kranke
ist äusseren Eindrücken sehr zugänglich und
sucht Unterhaltung.
Picrinicum acidum: Kopfweh im Hinterhaupt beginnend und nach vorn und unten
ausstrahlend, hervorgerufen durch kleinste
Anstrengung oder Aufregung.
Platinum metallicum: Kopfweh,
beginnt beim Erwachen. Schmerzen
in den Augen mit Schlaf.
Plumbum metallicum: Dumpfes Kopfweh
mit Verstopfung, Depression. Auch bei
chronischer Epilepsie. (Frische Epilepsie:
Hydrocyanicum acidum).
Psorinum: Kopfschmerzen
zugleich mit starkem Hunger.
Pulsatilla pratensis: Kopfweh, schlechter im
warmen Zimmer, besser durch Bewegung im
Freien. Kopfweh, dehnt den Kopf aus, besser
durch festes Verbinden. Kopfweh, als wollten
die Augen herausfallen und der Kopf platzen.
Kopfweh im Zimmer, das im Freien nachlässt
(auch bei Neuritis optica).
Sabadilla: (= Läusesamen).
Kopfweh bei Heufieber. D3.
Sanguinaria canadensis: Kopfweh, steigt
vom Nacken in den Kopf, nimmt mit der Sonne zu und ab, vergeht mit wässriger Diurese.
Kopfweh, als wolle der Kopf platzen, bei
nüchternem Magen. Schlechter durch Berührung, starker Druck bessert. Kopfweh, besser
durch Schlaf, durch kalte, frische Luft. Neuralgieen des Gesichts, besser durch Niederknien und den Kopf auf den Boden pressen.
Migräne, die Schmerzen beginnen morgens
im Hinterkopf, wandern über dem Kopf hinweg und setzen sich über dem rechten Auge
fest. Die Schmerzen sind so heftig, dass der
Kranke weder Licht noch Geräusch ertragen
kann, und alles erbricht. Der Kranke vergräbt
den Kopf in den Kissen oder stemmt ihn gegen etwas Hartes, um sich Erleichterung zu
verschaffen. Schläfenvenen sind geschwollen.
Namentlich wenn dieses Kopfweh mit den
Menses verbunden auftritt. Auch ausstrahlende Zahn- und Ohrenschmerzen. Auch im Klimakterium. (Belladonna atropa hat mehr klopfende Schmerzen, Hitze des Kopfes und Röte
des Gesichts bei Kälte der Füsse. Belladonna
atropa ist bessert durch Hochliegen, Sanguinaria canadensis besser durch niedrige Lage.
Hinterkopfschmerz ausgesprochener bei Sanguinaria canadensis. Sanguinaria canadensis
passt mehr für die gastrische Migräne).
Selenium: Nervöser Kopfschmerz über linken
Auge, schlimmer von Sonnenhitze. Kopfschmerzen von übermässigem Teetrinken.
Senega polygala: Kopfweh, schlechter durch
Sitzen im warmen Zimmer, mit Druck in den
Augen, die Berührung nicht ertragen können.
Blutwallungen zum Kopf beim Bücken.
Sepia officinalis: Kopfweh, gebessert durch
starke Bewegung. Augen fallen zu, mit
dumpfem Kopfweh. Asthenopie, während der
Menses ist alles schwarz und farbig vor den
Augen. Migräne bei Frauen während der Zeit
ihrer geschlechtlichen Funktionsfähigkeit.
Besonders dunkle mit zarter Haut und grosser
Empfindlichkeit. Venöse und gallige Konstitution. Schlechter durch Aufregung. Hysterischer Schweiss (Achselhöhlen und Füsse).
Schlechter meist abends und nachts, während
und nach dem Essen. Besser durch Tätigkeit,
durch Druck.
Silicea terra: Kopfweh beginnt im Nacken
(vgl. Menyanthes trifoliata) und verbreitet
sich über den Scheitel nach der Stirngegend.
Schlechter von Geräusch, Licht und geistiger
Arbeit. Besser von Warmeinhüllen des Kopfes. Mehr rechts. Chronisches Kopfweh mit
grosser Empfindlichkeit gegen Geräusch,
Bewegung, Licht. Besser durch Wärme,
Warmeinhüllen des Kopfes. Chronisches
Kopfweh mit Nervosität und Verlust des Gedächtnisses, von Überarbeitung. Schwindel,
schlechter beim Aufsehen, beim Schliessen
der Augen. Kopfweh, schlechter durch Berührung, durch Kämmen. Niederliegen macht
Kopfweh. Kopfweh mit Tränen, durch Zugluft, vor Gewitter.
Spigelia anthelmia: Passt am besten für anämische, geschwächte Kranke mit rheumatischer Anlage und für skrofulöse Kinder, die
an Würmern leiden. Neuralgischer Schmerz,
der vom Hinterkopf ausgeht, über den Kopf
hinausgeht und sich über dem linken Auge
festsetzt, schlimmer von Geräusch, Erschütterung oder Wetterveränderung, morgens
beginnend, mittags den Höhepunkt erreichend
und mit der Sonne abnehmend. Gefühl, als sei
der Kopf offen den Scheitel entlang. Neuralgien, heftige ausstrahlende Schmerzen, gebessert durch festen Druck, verschlechtert durch
Bücken, dabei blasses Gesicht, Ruhelosigkeit,
Herzklopfen. Kopfweh mit der Sonne. Besser
während des Essens, schlechter unmittelbar
danach. Wärme bessert im allgemeinen, verschlechtert Kopfweh. Schmerzen schlechter
im Freien und nachts. Muss Augen schliessen,
beim Aufsehen meint er ein Feuermeer zu
sehen. Beim heftigen Schmerz rinnen heisse
Tränen aus dem Auge.
Spongia tosta: Kopfweh, besser durch
trockenes, kaltes Wetter. Doppeltsehen,
besser durch Niederlegen.
Sulphur: Periodisches Kopfweh mit rotem
Gesicht, besser im warmen Zimmer, besser
durch Ruhe, schlechter im Freien, vom Bükken, in der Sonne. Neuralgie auf der Grundlage der Psora. Anfall alle 24 Stunden zwischen
12 und 1 Uhr mittags oder nachts, allmählich
zu- und abnehmend.
Stannum metallicum: Kopfweh,
Neuralgie, crescendo – decrescendo.
Theridion curassavicum: (Arachnida latrodectus curacaviensis = Feuerspinnchen).
Kopfschmerz, periodisch, über dem linken
Auge, klopfend und schiessend, schlechter
von Sonnenhitze und von Geräusch, mit
Schwindel und grosser Übelkeit, schlechter
durch Schliessen der Augen und von der
geringsten Erschütterung. Ausserordentlich
empfindlich gegen Geräusch.
Thuja occidentalis: Kopfweh,
gebessert durch Ruhe und Rückwärtsbeugen,
schlechter durch Aufwärtssehen.
Yucca filamentosa: Stirnkopfweh, erdfahles
oder gerötetes Gesicht, Zunge gelb oder gelblichweiss, mit Zahneindrücken. Schmerzhaftigkeit der Leber, schlechter Appetit, empfindlicher Unterleib, gelbe, wässerige Stühle
mit viel Winden, Schmerz von der Leber nach
dem Rücken.
Zincum metallicum: Kopfweh, mit Sehschwäche, solange das Kopfweh dauert.
Schweres Stirnkopfweh, Stiche im Schädel
von vorn und hinten, dabei Erbrechen. Melancholie. Zincum sulphuricum oder Zincum
phosphoricum oder Zincum valerianicum.
D 6.
Behandlung von Kopfschmerzen
mit biochemischen Mitteln
Alle Mittel:
Akut: 1 – 2 Tabletten alle 2 – 3 Stunden.
In chronischen Fällen 2 – 3 mal täglich.
Calcium fluoratum: Kältegefühl im Kopf,
Krachen im Kopf, Taubheit abwechselnd mit
Brausen und Klingen in den Ohren. Alle langwierigen, chronischen Kopfschmerzen.
Calcium phosphoricum: Tiefsitzende, reissende Schmerzen mit Kribbel-, Taubheitsoder Kältegefühl, Kopfschmerz blutarmer,
bleichsüchtiger Schulkinder, besonders infolge Überanstrengung beim Lernen. Schwindel
mit Blasswerden des Gesichts infolge Blutleere des Gehirns. Kopfschmerz schlechter
vom Druck des Hutes. Kopfschmerz bei
Regelstörungen. Wasserkopf.
Ferrum phosphoricum: Aufsteigende Hitze
mit Röte des Gesichts, dabei Schwindel und
Kopfschmerz infolge Blutüberfüllung, besonders beim Bücken und Kopfschütteln. Hämmernder, klopfender Schmerz über den Augen
festsitzend oder von dort nach dem Scheitel
ziehend. Besser durch Kälte, schlechter durch
Wärme. Stirnhöhlenentzündung ohne Ausfluss. Entzündung im ersten Stadium.
Kalium chloratum: Entzündung mit Schwellung, Stirnhöhlenentzündung mit Faserstoffabsonderung, mit zähem Schleim von grauer
bis heller Farbe. Schmerz nur bei Bewegung.
Kalium phosphoricum: Kopfschmerz durch
Aufregung entstanden oder verschlechtert,
besonders bei blassen, reizbaren Personen mit
Überempfindlichkeit, durch Gehirnerschütterung. Kopfschmerzen, die im Nacken entstehen, im Hinterkopf. Bei Kopfweh bei Stirnhöhlenentzündung mit jauchiger, blutig-eitriger,
oft stinkender Absonderung, mit Unruhe und
Verzweiflung.
Kalium sulphuricum: Kopfschmerz schlimmer in geschlossenen Räumen, abends, besser
in freier, kühler Luft. Stirnhöhleneiterung mit
gelblich-schleimiger Absonderung. Stechen-
de, die Stelle wechselnde Kopfschmerzen.
Im dritten Stadium der Entzündung.
Magnesium
phosphoricum:
Blitzartig
schiessende, bohrende Schmerzen mit Gefühl
von einem Ring fest um den Kopf, wie
krampfhaftes Pressen. Bohrende, besonders
plötzlich einsetzende Schmerzen über dem
Auge. Migräne, alle Kopfschmerzen, die sich
durch Druck und Wärme bessern, durch Kälte
und leichte Berührung verschlimmern.
Funkensehen, krampfhaftes Schielen.
Natrium muriaticum: Kopfschmerz und Rasendwerden, durch Anstrengung bedingt oder
verschlimmert, mit Ohnmachten, Betäubung,
verschlechtert durch Bewegung der Augen,
schlechter nach der Periode, mit Augenschmerz und Tränenfluss, Kopfschmerzen bei
Fliessschnupfen oder blassem Gesicht,
Gesicht geschwollen.
Natrium phosphoricum: Ausfluss bei Stirnhöhleneiterungen honiggelb, dünn (ebenso bei
Ohreiterung), heftig, bohrende Schmerzen im
Auge, Kopfschmerzen vorwiegend am Abend,
durch kalte Luft oder periodisch auftretend.
Natrium sulphuricum: Dumpfe Kopfschmerzen, bei Regenwetter, an Gewässern schlechter, teils mit Schwindel oder Blutandrang einhergehend, in Ruhe gebessert, Ausfluss aus
der Nase bei Stirnhöhleneiterung von gelblich-grüner bis grauer Beschaffenheit, Kopfgrippe, bei verlarvtem Wechselfieber.
Stress: Überproduktion von Botenstoffen.
Genetische Faktoren: Die Fähigkeit der
Selbstregulation und Kontrolle über die
Botenstoffe ist gestört.
Hepatorenale Störungen: Hepatorenale
Noxen belasten die Hirnzellen und
begünstigen entzündliche Prozesse.
Vasomotorische Störungen: Störungen der
Permeabilität und Flexibilität der Kapillaren.
Hormonale Störungen: Dysregulation
der Dilatations- und Kontraktionsprozesse.
Neurotransmitter: u. a. Erhöhung des
Serotoninspiegels und unkontrollierte
Gegenreaktionen.
Vitalstoffdefizite: Verwertungsstörungen
z. B. von Niacin (B3) und Tryptophan.
Silicea terra: Schlaganfall, nächtliche Krämpfe, Kopfschmerz im Nacken beginnend, sich
über den Scheitel ziehend und über den Augen
festsetzend, blitzartig schiessende Schmerzen
vom Nacken zum Scheitel, mit Frösteln,
schlechter nach anstrengender Geistesarbeit
und besonders nachts oder gegen Morgen auftretend, schlechter durch Geräusch und kalte
Luft, Warmeinhüllen bessert, Migräne rechts
über dem Auge. Ausfluss von dickem, gelben
Eiter bei Stirnhöhleneiterung.
Calcium sulphuricum: (nach Silicea terra).
Fisteln, geöffnete Eitergänge bei Kiefer-,
Stirnhöhlen- oder Mittelohreiterung.
Bei Kopfschmerz genügt ein einziges Mittel.
Herunterladen