Algebra und Zahlentheorie Lösungsskizzen zu Zettel 14 WS 13/14 FU Berlin Dozent: Tutoren: Zentralübung: PD Dr. Tobias Finis Frederik Garbe, Huy Le Duc David Müßig Bitte beachten: Diese Lösungen sind Lösungsskizzen. Es wird kein Anspruch auf absolute Vollständigkeit erhoben! 1. Aufgabe 4 Punkte 7 11 Bestimmen Sie µ(7, 11), µ(11, 7), ( 11 ) und ( 7 ). Zeichenne Sie für diesen Fall das unterteilte Rechteck sowie die darin enthaltenen Gitterpunkte aus dem Gitterpunktbeweis des quadratischen Reziprozitätsgesetzes. 7 ) = ( 47 ) = 1 (da 4 Quadratzahl) und nach dem QRG gilt ( 11 ) = − ( 11 ) = −1 Lösung. Es ist ( 11 7 7 (da 7 ≡ 11 ≡ 3 (mod 4)). Wir werden nun das Rechteck aus dem Beweis des QRG für die Primzahlen p = 11 und q = 7 zeichnen. Zuvor jedoch noch ein wenig Hintergrund: Wir haben in der Vorlesung für eine Primzahl p > 2 die Menge Sp = {1, 2, . . . , p−1 } definiert und 2 festgestellt, dass Sp ∪ (−Sp ) ein vollständiges Repräsentantensystem für F×p darstellt. Nun haben wir allerdings zwei Primzahlen p, q gegeben und wir können diese Betrachtung für beide Zahlen machen. Wir erhalten Sp = {1, . . . , p−1 } und Sq = {1, . . . , q−1 }. Es sei nun x ∈ Sp und y ∈ Sq . Dann 2 2 können wir uns (x, y) als Punkt in der reellen Ebene vorstellen. Die Menge aller solchen Paare und 1 ≤ y ≤ q−1 bilden nun ein Rechteck in dieser Ebene. (x, y) ∈ R2 mit 1 ≤ x ≤ p−1 2 2 Außerdem sollen x, y die Bedingungen x < pq y + 12 =∶ f (y) und y < pq x + 12 = g(x) erfüllen. Daher zeichnen wir die Geraden f (y) und g(x) zusätzlich ein, alle Punkte, die links von f (y) und unterhalb von g(x) liegen, erfüllen dann die gewünschten Bedingungen (diese sind rot markiert, vgl. Abb. 1.1). y y= 4 7 x 11 y x 1 2 7 = pq = 11 11 x = 7 y + 21 3 2 1 x 0 + 1 2 3 4 5 6 Abbildung 1.1. Das Gitter aus dem Beweis des QRGs mit p = 11 und q = 7. WiSe 13/14 – FU Berlin Algebra & Zahlentheorie – Lösungsskizzen Aus dem Bild können wir auch µ(7, 11) und µ(11, 7) ablesen: y + 21 und der Geraden µ(11, 7) = 2, da es der Anzahl roter Punkte zwischen der Geraden x = 11 7 y q 7 = p = 11 entspricht. Analog ist µ(7, 11) = 3, die Anzahl roter Punkte zwischen den Geraden x y q 7 = und y = 11 x + 21 . Zur Kontrolle: x p ( 11 ) = 1 = (−1)2 = (−1)µ(11,7) 7 ( 7 ) = −1 = (−1)3 = (−1)µ(7,11) 11 ✓ ◇ 2. Aufgabe 4 Punkte Bestimmen Sie µ(3, p) für Primzahlen p > 3, d.h. geben Sie eine geschlossenen Formel für µ(3, p) an. (Hinweis: Unterscheiden Sie die Fälle p ≡ 1 (mod 6) und p ≡ −1 (mod 6).) Lösung. Wir betrachten die Formel aus der Vorlesung: (2.1) ∑ ∣Z ∩ [ 0<y< 24 p(y − 1/2) py , ]∣ 3 3 Wir müssen also nur den Fall y = 1 betrachten. Nun gilt 1/2p p p+1 p p p <x< ⇔ ≤x< x∈Z∩[ , ]⇔ 6 3 3 3 6 3 Die Länge des Intervalls [ p+1 , p3 ] ist nun 6 p 3 − p+1 6 = p−1 , 6 ⎧ p−1 ⎪ p p ⎪ 6 , #∣Z ∩ [ , ]∣ = µ(3, p) = ⎨ p+1 ⎪ 6 3 , ⎪ ⎩ 6 demnach ist p ≡ 1 (mod 6) p ≡ −1 (mod 6) ◇ 3. Aufgabe Es sei p eine Primzahl. (i) Wie viele normierte quadratische Polynome gibt es in Fp [x]? (ii) Wie viele der Polynome aus (i) haben eine doppelte Nullstelle? (iii) Wie viele der Polynome aus (i) haben zwei verschiedene Nullstellen? (iv) Wie viele der Polynome aus (i) sind irreduzibel? 4 Punkte Lösung. Zu (i): Ein normiertes quadratisches Polynom in Fp [x] hat die Form f (x) ∶= x2 + ax + b mit a, b ∈ Fp . Damit gibt es insgesamt p2 viele Möglichkeiten, solch ein Polynom zu konstruieren. Zu (ii): Betrachte die p−q-Formel (aus der Schule bekannt): Für normierte quadratische Polynome haben Gleichungen der Form 0 = x2 + px + q die Lösungen √ p p 2 x1,2 = − ± ( ) − q. 2 2 √ 2 f (x) hat also genau dann eine doppelte Nullstelle, wenn ( a2 ) − b = 0, also a2 = 4b gilt. Demnach müssen wir a, b so wählen, dass b QR modulo p ist und dann a so wählen, dass a2 = 4b gilt. Wie wir wissen, gilt für die Anzahl quadratischer Reste modulo p p−1 #{x ∈ Fp ∣ x ist QR modulo p} = , 2 2 WiSe 13/14 – FU Berlin Algebra & Zahlentheorie – Lösungsskizzen dementsprechend haben wir p−1 viele Möglichkeiten für b und dann jeweils 2 Möglichkeiten für a 2 √ p−1 (quasi ±2 b). Also haben 2 2 = p − 1 viele Polynome aus (i) doppelte Nullstellen. Hinzu kommt noch eine Möglichkeit, nämlich a = b = 0. Insgesamt sind es also p viele Möglichkeiten. Zu (iii): Wenn ein Polynom zwei verschiedene Nullstellen hat, lässt es sich in der Form (x−a)(x−b) mit a ≠ b ∈ Fp schreiben. Hier haben wir also p(p−1) viele Möglichkeiten (wir teilen durch zwei, 2 da wir sonst jede Kombination doppelt zählen würden). Zu (iv): f (x) ist genau dann irreduzibel in Fp [x], wenn es keine Nullstelle in Fp hat. Von solchen Polynomen gibt es genau p2 − p − p(p − 1) 2p2 − 2p − p2 + p p2 − p p(p − 1) = = = 2 2 2 2 viele Möglichkeiten. ◇ 4. Aufgabe 4 Punkte (i) Zeigen Sie: Wenn n = p1 ⋅. . .⋅pr ein Produkt verschiedener Primzahlen pi ist und (pi −1) ∣ (n−1) für i = 1, . . . , r gilt, so ist an−1 ≡ 1 (mod n) für alle zu n teilerfremden Zahlen a. (ii) Zeigen Sie, dass n1 = 561 und n2 = 1105 die soeben aufgestellte Bedingung erfüllen. Lösung. Zu (i): Wir wissen, dass ap−1 ≡ 1 (mod p) für alle Primzahlen p und zu p teilerfremde Zahlen a gilt. Wegen (pi − 1) ∣ (n − 1) für alle i gilt daher auch an−1 ≡ 1 (mod pi ) für 1 ≤ i ≤ r bzw. an−1 − 1 ≡ 0 (mod pi ). Da ggT(pi , pj ) = 1 für i ≠ j, gilt auch an−1 − 1 ≡ 0 (mod n) ⇔ an−1 ≡ 1 (mod n). Zu (ii): Es ist n1 = 561 = 3 ⋅ 11 ⋅ 17. Außerdem gilt p1 − 1 = 2 ∣ 560 = n1 − 1, p2 − 1 = 10 ∣ 560 = n1 − 1, p3 − 1 = 16 ∣ 560 = n1 − 1 (da 560 = 35 ⋅ 16). Und für n2 = 1105 = 5 ⋅ 13 ⋅ 17 gilt p1 − 1 = 2 ∣ 1104 = n2 − 1, p2 − 1 = 12 ∣ 1104 = n2 − 1 (da 1104 = 12 ⋅ 92), p3 − 1 = 16 ∣ 1104 = n2 − 1 (da 1104 = 16 ⋅ 69). ◇ 3