Lernplan Kunstgeschichte Klasse 11 Das Wort "Renaissance" stammt aus dem Französischen und heißt Wiedergeburt. Renaissance : Definition : Geschichtliche Epoche der westeuropäischen Geschichte mit Rückbesinnung auf die kulturellen Leistungen der Antike und damit verbunden die Wiederbelebung ihrer literarischen, philosophischen und kulturellen Ideale. Eine Voraussetzung für die neue Geisteshaltung der Renaissance waren die Gedanken selbstbewusster italienischer Dichter des 14. Jahrhunderts wie Francesco Petrarca, der durch seine ausgiebige Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie außerhalb eines religiösen Zusammenhangs - als Selbstzweck - befürwortete. Das theozentrische Weltbild des Mittelalters wurde abgelöst durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge. Auch der Einfluss von Griechisch sprechenden Gelehrten war beachtlich. Manche kamen im 13. und 14. Jahrhundert aus Byzanz nach Italien. Besonders nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 kamen verstärkt Gelehrte nach Venedig und in andere italienische Städte, die das Wissen über die Kultur der Antike mitbrachten, welches im Byzantinischen Reich nach dem Untergang Westroms nahezu 1000 Jahre lang konserviert worden war. In Byzanz waren noch im Jahre 1400 beispielsweise Homer, Herodot, Platon und Aristoteles in aller Munde. Bereits einige Jahre vor dem Untergang von Byzanz war der Italiener Giovanni Aurispa nach Konstantinopel gegangen und hatte 1423 über 200 Codizes mit Texten antiker profaner Literatur nach Italien gebracht. Die Tendenz, Gegenstände und Personen der Natur gemäß zu gestalten, war seitdem ein Hauptanliegen der Künstler. In nahezu perfekter Ausprägung gelang ihnen eine solche naturalistische Darstellungsweise allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert. Daher beschränken Kunsthistoriker den Renaissancebegriff meist nur auf die Kunstäußerungen des 15. Jahrhunderts, des Quattrocento, und auf die des 16. Jahrhunderts, des Cinquecento. Eng mit der Forderung nach der Naturwahrheit in der Kunst hängt das Bekenntnis der Künstler zur Antike zusammen. Man bewunderte die antiken Kunstwerke als mustergültige Beispiele naturgemäßer Gestaltung und damit als nachzuahmende Beispiele dafür, wie man selbst die Natur darzustellen hatte. Der italienische Architekturtheoretiker Leon Battista Alberti forderte darüber hinaus, dass sich die Künstler darum bemühen sollten, „den antiken Meistern nicht nur gleichzukommen, sondern sie womöglich noch zu übertreffen“. Das heißt: Gute Kunst sollte das, was einem die Realität bietet, nicht getreu abbilden, sondern versuchen, das Naturvorbild zu verbessern und zu idealisieren. Neben der Neubestimmung des Verhältnisses der Kunst zur Natur und der Verehrung der Antike stellte die Renaissance also auch die Frage nach dem Wesen der Schönheit. Die Künstler versuchen z.B., den idealschönen Menschen darzustellen. Ideale Maße und Proportionen spielen sowohl bei der Darstellung des menschlichen Körpers in der Malerei und Skulptur als auch bei der Konzipierung von Gebäuden eine Rolle. Die Künstler entwickeln mit der Zentralperspektive eine Methode, mit mathematischer Exaktheit Verkürzungen in der Raumtiefe darzustellen. .Zusammenfassung in Stichpunkten Zeit : um etwa 1420 bis etwa 1590 - fließende Begrenzung Ort : Ausgangspunkt ist der italienische Stadtstaat Florenz Ausbreitung : Über Stadtstaat Rom auf andere italienische Stadtstaaten (Venedig, Ferrara -1- Mailand ) und später Nordeuropa Philosophie : a)Humanismus : Bildungsbewegung , die den Menschen in den Mittelpunkt des Denkens stellt, denn fast alles, was den Menschen umgibt, ist sein Werk (Erfindungen) b)Naturalismus: Das Kunstwerk der Renaissance muss richtig und schön sein. Dies ist es nur, wenn es ein Abbild der Realität ist und wie ein Spiegel der Realität wirkt. Das Gesetz der Perspektive ,das schon antike Mathematiker beschäftigte, wird dazu aufgeriffen und ergänzt. Hauptvertreter : Raffael, Leonardo da Vinci , Michelangelo und Tizian Phasen:. Frührenaissance (ab 1420)in Florenz , Hochrenaissance (ab 1500) und Spätrenaissance (ab 1520/30) in Rom und Venedig Wodurch wurde das Entstehen dieses neuen Zeitalters ausgelöst ? Ausgelöst wurde das Entstehen der Renaissance unter anderen geschichtlichen Ereignissen wie die Erfindung des Buchdrucks 1455 / 1476, wie die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus 1492 und die Kopernikanische Wende (Sonne als Mittelpunkt des Universums) durch gelehrte Flüchtlinge aus Byzanz und Griechenland, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) verstärkt nach Florenz, Venedig und andere italienische Städte strömten . Diese Flüchtlinge brachten das Wissen und die Kultur der Antike in Schriften und Büchernmit, das im Byzantinischen Reich nach dem Untergang Westroms nahezu 1000 Jahre lang konserviert wurde, in die italienischen Stadtstaaten. In Byzanz waren noch im Jahre 1400 Platon, Homer und Herodot in aller Munde. Bilddaten: Fresko in päpstlicher Bibliothek im Vatikan (Rom) ,gemalt 1509 – 1511 von Raffaelo Santi , 7,70 m breit, 3,50 m hoch Bildthema: Wiedergabe der Geisteshaltung der Hochrenaissance durch die Darstellung der berühmtesten und wichtigsten Philosophen, Künstler und Wissenschaftler in einem grandiosen Kathedralen-bau um 1500n.Chr. Die wichtigsten Figuren sind uns durch Vasaris Biographien und kunstgeschichtliche Erinnerungen an die Renaissance bekannt Das Zentrum bilden die bedeutendsten, alle vorherigen und folgenden Philosophen überragenden Klassiker – Platon und Aristoteles: Platon, der in dieser Darstellung die Gesichtszüge des Wissenschaftlers und Künstlers Leonardo da Vinci hat, mit der "Liebe"-Farbe Rot über violettem Untergewand, weist in den Sphärenhimmel hinauf, der im Timaios beschrieben wird, den er senkrecht unter dem Arm hält; . Räumlichkeit : Der Fluchtpunkt des Bildes deckt sich mit dem Punkt, an dem Raffael die wichtigsten Personen des Bildes gemalt hat :Aristoteles und Platon Abgebildete Gruppen : Geistes- und Naturwissenschaftler der Antike, Gesichter von Künstler der Zeit im Bild : Leonardo da Vinci als Platon, Michelangelo als Heraklith -2- Ideale Räumlichkeit Die Perspektive (lat. perspicere = genau ansehen) beschäftigt sich mit der Wiedergabe des optischen Eindrucks (des Menschen) von räumlichen Gegebenheiten mittels eines konstruktiven geometrischen Systems. Obwohl der Mensch mit zwei Augen sieht, geht man bei der Perspektivkonstruktion vom einäugigen Sehen aus. Die Zentralperspektive besitzt die Eigenschaft, die abgebildeten Objekte proportional zu ihrer Entfernung von der Bildebene zu verkleinern. D.h. entfernt liegende Körper erscheinen kleiner als näherliegende. Künstler der Renaissance fanden, in Anlehnung an antike Anregungen des EUKLID (um 300 v. Chr., Schriften über die Optik) und VETRUV (1. Jahrhundert v. Chr.; römischer Baumeister, schuf 10 Bücher über die Architektur), die erste exakte geometrische Lösung für einen perspektivischen Bildaufbau. Als Begründer der mathematisch berechneten Perspektivkonstruktion gelten FILIPPO BRUNELLESCHI(1377–1446; Florentiner Baumeister, der Grund- und Aufriss zur perspektivischen Konstruktion verwendet haben soll) und LEON BATTISTA ALBERTI (1404– 1472; Florentiner Architekt und Theoretiker, „Drei Bücher über die Malerei“). Der erste Maler, der die zentralperspektivische Konstruktion konsequent in der Malerei umsetzte, war MASACCIO (1401–1428; Florentiner Maler; Bild 1). siehe Buch S.70 Von LEONARDO DA VINCI stammt die umfassendste Perspektivtheorie, die sich auf mathematische Berechnungen, optische Kenntnisse und geometrische Konstruktionsverfahren stützt. Das perspektivische Bild ändert sich je nach Augenhöhe des Betrachters, Bildausschnitt, Distanz zur Bildebene und zum Körper: Ist die Horizontlinie und damit der Betrachterstandpunkt über dem Körper, spricht man von Vogelperspektive (Aufsicht), geht die Horizontallinie direkt durch den Körper spricht man von Normalperspektive liegt sie extrem niedrig im Bild, handelt es sich um die Froschperspektive (Untersicht) Die Raumtiefe wird mit den Mitteln der Zentralperspektive, also eines Fluchtliniensystems, geometrisch genau konstruiert : a) Bei der Einfluchtpunktperspektive (in der Kunst meist Zentralperspektive genannt) steht ein Körper parallel zur Bildebene (deshalb auch der Begriff Frontalperspektive). Alle horizontalen und vertikalen Parallelen bleiben erhalten, nur die in die Tiefe gehenden Parallelen laufen auf einen Fluchtpunkt auf der Horizontlinie zu (Bild 6 und 7). a) b) c) b) Mittels Zweifluchtpunktperspektive (auch Übereck- oder Normalperspektive genannt) werden quaderförmige Körper dargestellt, die schräg zum Betrachter (über Eck) stehen. Die vordere Kante läuft parallel zur Bildebene. Alle nicht senkrechten Kanten konvergieren zu den beiden Fluchtpunkten auf der Horizontlinie, die linke Fläche zum linken und die rechte Fläche zum rechten Fluchtpunkt. Es gibt keinen rechten Winkel mehr. Dabei bleiben die vertikalen -3- Parallelen erhalten und verkürzen sich progressiv (Bild 8). c) Weiterhin gibt es die Dreifluchtpunktperspektive, bei der der Betrachter auf einen Eckpunkt des rechtwinkligen Körpers sieht. Alle in der Realität vorhandenen Parallelen verlaufen in drei verschiedene Richtungen zu je einem Fluchtpunkt (Bild 9). Hinzu kommen die Mittel der Raumdarstellung : Luftperspektive (Buch S.484) bei fortschreitender Entfernung vom Betrachter auftretende Unschärfe der Dinge, als ob ein Dunstschleier (Nebel)die klare Sicht nehmen würde, bis hin zur Auflösung der Konturen. der Farbperspektive, (Buch S.460) im Vordergrund (untere Teil )des Bildes warme (rot, braun) und Im Hintergrund kalte Farben (blau) der Überschneidung (Buch S. 515) Objekte , die von anderen Objekt en im Bild teilweise überdeckt werden, erscheinen entfernter Ideale menschliche Proportionen Die Renaissance-Künstler stellen den menschlichen Körper in idealen Proportionen dar. Neben der Perspektive war die Proportionslehre Jahrhunderte lang ein zentraler Baustein der Kunstlehre. Die wohl bedeutendste Proportionslehre der Griechen stammt von Polyklet 5. Jh. v.Chr. Er hat eine allerdings nicht erhaltene Proportionsschrift "Kanon"(Regel) geschrieben und eine plastische Figur nach dieser Regel geschaffen, die auch nicht im Original erhalten ist, den Doryphoros oder Speerträger (Ausgegrabebene Skulptur und Vorbild der Renaissancekünstler 450 vor Christus). Proportioniertheit in diesem Sinn bedeutet also Verhältnismäßigkeit. Die Körperteile werden zueinander in Beziehung gesetzt, miteinander verglichen. Das erfordert kein absolutes Maß sondern zielt darauf ab das Ganze als Summe der Einzelteile zu begreifen. Polyklet, berühmter griechischer Bildhauer um 480 vor Christus ,war offenbar der Erste, der seine Theorie auf Messungen am menschlichen Körper zurückgeführt hat : Der Kanon (griech. Richtmaß) für die Proportionen der menschlichen Gestalt. Maßeinheit (Modul )ist meist der Kopf im Verhältnis zum Körper (7 3/4 Köpfe = Körpergröße ) Goldener Schnitt Als "Goldenen Schnitt" bezeichnet man die harmonische Teilung einer Strecke in zwei Abschnitte in der Weise, dass sich der kleinere Abschnitt zum größeren wie der größere zur gesamten Strecke verhält. : = : 3,82 /6,18 = 6,18/10 = 0,618 bzw. (a-x) : x = x : a Historisches zum Goldenen Schnitt -4- Bereits die Griechen kannten dieses ideale Teilungsverhältnis, das sich ihnen zufolge nicht nur in der Natur, sondern auch in den einzelnen Proportionen des menschlichen Körpers wieder findet. Zum ersten Mal wird der Sachverhalt des Goldenen Schnitts von Euklid (um 300 v. Chr.) schriftlich festgehalten. Er umschreibt den Goldenen Schnitt in seiner Schrift "Elemente" im II. Buch, Satz 11, mit "Teilung nach dem äußeren und mittleren Verhältnis" und erklärt ihn mit Hilfe von Flächenanlegungen. Lucia Pacioli schreibt 1509 "De divina proportione" - "Über das göttliche Verhältnis", Kepler verwendet "sectio divina" ("göttliche Teilung"). Im letzten Jahrhundert, als man sich eingehend mit der Thematik des Goldenen Schnittes beschäftigte, entstand die Bezeichung "sectio aurea". Im Englischen findet man heute "medial section" oder "golden section", im Französischen "section d’or". Ein Postulat der Renaissance Künstler ist es, sich dem „proportionalen Konzept des goldenen Schnittes“ der Natur zu unterwerfen, um ästhetische Kunstwerke zu schaffen. Konstruktionsmöglichkeiten Gegeben sei - wenn nicht anders angegeben - jeweils eine Strecke = a , die von einem gesuchten Punkt S stetig geteilt werden soll. Die Konstruktion dieses Punktes S kann auf verschiedene Arten erfolgen. a) Die "klassische" Konstruktion ist die einfachste und gebräuchlichste. Auf B wird eine Senkrechte = errichtet und A und C werden verbunden. Ein Kreis um C mit Radius r= r= schneidet schneidet im Punkt D. Der Kreis um A mit im gesuchten Punkt S. b) Ähnlich ist die ursprüngliche Konstruktion bei Euklid. Wieder konstruiert man ein rechtwinkliges Dreieck D ABC mit =a und dem dazu senkrechten A bis D verlängert, so dass r= schneidet = = . [AC] wird über . Der Kreis um A mit im gesuchten Punkt S . (Siehe Abb. III) Zur Sixtinischen Kapelle befindet sich in Rom im Vatikan, hinter dem Petersdom. sie ist die Päpstliche Hauskapelle,die 1473 unter Papst Sixtus IV. erbaut wurde hier treffen sich die Kardinäle traditionell zur Papstwahl (Konklave) in der Sixtinischen Kapelle werden auch die kirchlichen Veranstaltungen mit der Teilnahme des Papstes durchgeführt. die Sixtinische Kapelle ist vor allem wegen ihrer weltberühmten Fresken der großen italienischen Meister bekannt. An den Wänden der Kapelle gibt es zwölf weltberühmte Fresken mit Szenen aus dem Neuen und dem Alten Testament von Boticelli, Perugino, Signorelli, Rosselli, Ghirlando. An der Decke und den Fensterbögen befinden sich die Fresken von Michelangelo mit den Szenen aus der Schöpfungsgeschichte(Genesis). Sein "Jüngstes Gericht" (15341541) an der Altarwand ist das größte Fresko der Welt. -5- Michelangelo : Deckengewölbe Papst Julius II. beauftragt Michelangelo mit der Schaffung seines Grabmals im noch in Bau befindlichen Petersdom. Über Jahrzehnte beschäftigt und quält sich Michelangelo mit diesem Auftrag. Nach einem Zerwürfnis mit dem Papst Julius II wegen der Finanzierung wird die Arbeit für längere Zeit unterbrochen. Michelangelo verlässt Rom und kehrt aber 1508 zurück. Der Papst beauftragt ihn, die Decke der Sixtinischen Kapelle, die mit einem blauen Goldsternenhimmel (von Pier Matteo dÁmelia 1482 )versehen ist , mit den 12 Aposteln und einer ornamentalen Rahmung auszumalen. Doch kaum hatte Michelangelo begonnen, änderte er nach Beratung mit den Theologen der Kurie das gesamte Thema : Die Genesis (Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel - Der Grund für diese Entscheidung war wahrscheinlich, dass die Genesis noch nicht an den Wänden der Kapelle , die mit zwölf weltberühmten Fresken mit Szenen aus dem Neuen und dem Alten Testament bemalt sind, fehlte. Am 31. Oktober 1512 wird das unter hohem körperlichem Einsatz ausgeführte monumentale Deckengemälde nach Themen aus der Schöpfungsgeschichte enthüllt: Es ist der Höhepunkt seiner Malerei. In den Hauptfeldern wird die Genesis aus dem 1. Buch Mose dargestellt, dazu kommen Einzelfiguren (Propheten, Sibyllen, Vorfahren Christi) in den Seitenfeldern, Zwickeln und Lünetten. Unter den neun panoramisch entfalteten Szenen der Genesis ist die bekannteste : "Gott und Adam". Die Szenen stehen in einem wirkungsvollen Kontrast zu den eher "skulpural" realisierten Sehergestalten und den Aktfiguren .Geradezu unerschöpflich ist die Formenvielfalt der etwa 300 Figuren. -6-