Renaissance (bildende Kunst, Schwerpunkt Malerei)

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Renaissance (bildende Kunst, Schwerpunkt Malerei)
Begriff Renaissance frz. ‚Wiedergeburt‘ wurde im 19. Jh. geprägt, um das kulturelle Aufleben der griechischen und römischen Antike im Europa des 14. bis 17. Jahrhunderts zu
kennzeichnen. Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft zeigen seitdem eine Entwicklung
des Menschen zu individueller Freiheit im Gegensatz zum Ständewesen des Mittelalters.
Im engeren Sinne ist die Renaissance auch eine kunstgeschichtliche Epoche.
Allgemein wird das Wort Renaissance auch verwendet, um die Wiedergeburt z. B. von Architektur, Kunst, Moden oder von ethischen und geistigen Werten vergangener Zeiten zu bezeichnen.
Zeitliche Einordnung
Die Anfänge der Renaissanceepoche werden im späten 14. Jahrhundert in Italien gesehen;
als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. Gegenüber dem älteren wissenschaftlichen Modell einer Initialbewegung in Italien und der unaufhaltsamen nachfolgenden Ausbreitung über Europa geht man heute in den Kulturwissenschaften immer mehr von einer
mehrsträngigen und vernetzten Situation wechselseitiger Einflüsse aus.
Der Renaissance voraus ging die kulturgeschichtliche Epoche der Gotik, der Renaissance
folgte das Zeitalter des Barock.
Üblicherweise teilt man die kunstgeschichtliche Epoche der Renaissance, vor allem die italienische Renaissance, in drei Perioden ein:
1. Frührenaissance
2. Hochrenaissance
3. Spätrenaissance oder Manierismus
Etymologie
Erstmals wurde der Begriff (ital. rinascita = Wiedergeburt) 1550 von dem italienischen Künstler und Künstlerbiographen Giorgio Vasari verwendet, um die Überwindung der mittelalterlichen Kunst zu bezeichnen. Vasari unterscheidet in der Entwicklung der Kunst drei Zeitalter:
1. das glanzvolle Zeitalter der griechisch-römischen Antike;
2. ein Zwischenzeitalter des Verfalls, das etwa mit der Epoche des Mittelalters gleichgesetzt werden kann;
3. das Zeitalter des Wiederauflebens der Künste und der Wiedergeburt des antiken
Geistes im Mittelalter seit etwa 1250.
Ursprünge der Renaissance
Das Wissen und die Ideen der Antike, die im Europa des Früh- und Hochmittelalters vergessen wurden, waren in Klosterbibliotheken, im arabischen Kulturkreis und Byzanz bewahrt
worden. Wissenschaftler durchsuchten dann die Bibliotheken nach Werken klassischer Autoren wie Platon, Cicero und Vitruv. Außerdem fiel während der fortschreitenden Reconquista auf der Iberischen Halbinsel den christlichen Eroberern eine Vielzahl an Werken griechischer und arabischer Autoren in die Hände. Alleine die Bibliothek von Cordoba soll 400.000
Bücher umfasst haben.[
Der Niedergang des Byzantinischen Reichs führte schließlich dazu, dass griechische Gelehrte nach Italien kamen, die das Wissen über die Kultur der griechischen Antike mitbrachten, welches im Byzantinischen Reich nach dem Untergang Westroms nahezu 1000 Jahre
lang konserviert worden war.
Soziale und politische Strukturen
Auch die sozialen und politischen Zustände im Italien des ausgehenden Mittelalters trugen
zu den Umbrüchen bei. Italien existierte nicht als politische Einheit, sondern war in kleinere
Stadtstaaten und Territorien aufgeteilt. Im 15. Jahrhundert war es eine der am stärksten urbanisierten Gegenden Europas. Die Städte waren Republiken und boten relative politische
Freiheit, die sich in wissenschaftlichen und künstlerischen Fortschritten widerspiegelte.
In Italien war die Erinnerung an die Antike noch am lebendigsten. Es war durch die Verbindungswege des Mittelmeerraums nach allen Seiten erschlossen. Die Handelszentren der
Städte brachten es in Kontakt mit entfernten Gegenden. Der Wohlstand, der durch den Handel entstand, machte es möglich, große öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu
geben. Außerdem konnte mehr Zeit für Bildung aufgewendet werden.
Selbstverständnis
Ein Hauptcharakteristikum der „Renaissance“ ist die Wiedergeburt des antiken Geistes. Der
Humanismus ist die wesentliche Geistesbewegung der Zeit. Das theozentrische Weltbild
des Mittelalters wurde abgelöst durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge.
Diese „Wiedergeburt“ manifestierte sich darin, dass zahlreiche Elemente des Gedankenguts
der Antike neu entdeckt und belebt wurden (Schriften, Baudenkmäler, Skulpturen, philosophisches Denken, etc.). Dies wird insbesondere in den Künsten und ihren neuen, als fortschrittlich empfundenen Prinzipien deutlich, in denen die mystisch-geistig orientierte Formensprache des Mittelalters von weltlicher, mathematisch-wissenschaftlicher Klarheit abgelöst wurde. Als beispielhaft für die neue Weltsicht kann die Proportionsstudie von Leonardo
da Vinci betrachtet werden. In ihr wird der Mensch in seiner körperlichen Beschaffenheit in
das Zentrum gesetzt und zum Maßstab für ein neues Ordnungssystem gemacht. Man kann
die Renaissance damit als Beginn der neuzeitlichen anthropozentrischen Weltsicht begreifen.
Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nach Vitruv von Leonardo da Vinci (1492)
Die Künste und Wissenschaften genießen in den italienischen Stadtstaaten wieder ein ähnlich hohes Ansehen wie im antiken Griechenland. Künstler sind keine anonymen Handwerker
mehr, sondern treten mit dem Selbstbewusstsein von Universalgelehrten auf. Ihre Werke
werden als individuelle Schöpfungen von hohem Rang angesehen.
Bildende Kunst
In der Kunst waren Brunelleschi, Ghiberti und Donatello die Bahnbrecher der neuen Richtung, die schon in der Protorenaissance des 13. und 14. Jahrhunderts mit Giotto di Bondone und anderen Künstlern ihre Vorläufer gehabt hatten.
Zur Nachahmung der antiken Kunst gesellte sich im 15. Jahrhundert die intensivere Beschäftigung mit der Natur, die einen wichtigen Aspekt in der Entwicklungsgeschichte der Renaissancekunst darstellt. In nahezu perfekter Ausprägung gelang den Künstlern die naturalistische Darstellungsweise allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert. Daher beschränken
Kunsthistoriker den Renaissancebegriff meist nur auf die Kunstäußerungen des 15. Jahrhunderts, des Quattrocento, und auf die des 16. Jahrhunderts, des Cinquecento.
Eng mit der Forderung nach der Naturwahrheit in der Kunst hängt das Bekenntnis der Künstler zur Antike zusammen. Man bewunderte die antiken Kunstwerke als mustergültige Beispiele naturgemäßer Gestaltung und damit als nachzuahmende Beispiele dafür, wie man
selbst die Natur darzustellen hatte. Gute Kunst sollte das, was einem die Realität bietet, nicht
getreu abbilden, sondern versuchen, das Naturvorbild sogar zu verbessern und zu idealisieren.
Leonardo da Vinci, Dame mit Hermelin
Neben der Neubestimmung des Verhältnisses der Kunst zur Natur und der Verehrung der
Antike stellte die Renaissance also auch die Frage nach dem Wesen der Schönheit. Die
Künstler versuchen z. B., den idealschönen Menschen darzustellen. Ideale Maße und Proportionen spielen sowohl bei der Darstellung des menschlichen Körpers in der Malerei und
Skulptur als auch bei der Konzipierung von Gebäuden eine Rolle. Die Künstler entwickeln
mit der Zentralperspektive eine Methode, mit mathematischer Exaktheit Verkürzungen in
der Raumtiefe darzustellen.
Phasierung
Die Frührenaissance nimmt ihren Ausgangspunkt in Florenz mit den Skulpturen Donatellos,
den Bronzereliefs Ghibertis, den Fresken Masaccios und den Bauten Filippo Brunelleschis.
Die Zeit von ca. 1490/1500 bis 1520 bezeichnet man als Hochrenaissance. Zentrum dieser
Periode, die sich durch das Streben nach höchster Vollkommenheit und Harmonie in der
Kunst auszeichnet, ist das päpstliche Rom. In diese Zeit fallen Bramantes ZentralbauEntwürfe für die neue Peterskirche in Rom, Leonardo da Vincis berühmteste Bilder („Das
Abendmahl“; „Mona Lisa“, „Dame mit Hermelin“), Raffaels „Sixtinische Madonna“, Michelangelos Skulpturen („römische Pietà“, „David“, „Moses“) und seine Fresken an der
Decke der Sixtinischen Kapelle sowie Dürers Meisterstiche.
Es folgt die etwa bis 1590 reichende Periode der Spätrenaissance oder des Manierismus,
die durch unterschiedliche künstlerische Tendenzen gekennzeichnet ist. So neigt der Manierismus zu Übertreibungen des Formenrepertoires der Hochrenaissance (z. B. übertriebene
Raumfluchten, überlange und verdreht dargestellte menschliche Körper in heftiger Bewegung). Diese letzte Phase der Spätrenaissance geht dann allmählich in den Barock über.
Doch nicht überall in Europa läuft die Epoche der Renaissance nach einem identischen
Muster ab. Während in Italien der Geist der Renaissance am frühesten einsetzte, besonders
blühte und gleichermaßen Einfluss auf die Malerei, Bildhauerei und Architektur nahm, begann im Norden die Renaissance erst um oder nach 1500 und konnte sich hier nur bedingt
und mit nationalem Einschlag durchsetzen. In Frankreich und Deutschland vermischte sich
der antike Stil mit nationalen Elementen, welche in der ersten Epoche der Renaissance, der
Frührenaissance, naturgemäß stärker hervortraten als in der Periode der Spätrenaissance,
welche die antiken Formen üppiger und kräftiger ausbildete und so zu den Übertreibungen
des Barockstils überleitete.
Malerei
Die Mehrzahl der Gemälde der Renaissancekunst sind Altarbilder und Fresken religiösen
Inhalts, die für Kirchen gemalt wurden. Die religiöse Gestalt wurde jedoch vermenschlicht,
indem sie in einer irdischen Umgebung dargestellt wurde. So erscheinen die Personen auf
vielfigurigen Bildern oft in der Alltagskleidung des Renaissancezeitalters. Außerdem entstanden Bilder mit weltlichen oder heidnisch-mythologischen Themen (z. B. Allegorien, antike
Götter- und Heldensagen, antike Geschichte) und individuelle Bildnisse zeitgenössischer
Persönlichkeiten. Daneben entwickelten sich erste Landschaftsdarstellungen und Sittenbilder, die das zeitgenössische Leben repräsentieren. Die Landschaftsdarstellungen sollten
jedoch nicht ein genaues Abbild der Wirklichkeit darstellen, vielmehr symbolisierten sie das
Grundprinzip der Schönheit. Diese Schönheit wurde als Natur definiert.
Die Raumtiefe wird mit den Mitteln der Zentralperspektive, also eines Fluchtliniensystems, geometrisch genau konstruiert. Hinzu kommen die Mittel der Luft- und Farbperspektive.
In der Renaissance wurde immer mehr Wert auf die Anatomie des Menschen gelegt. Die
Künstler erforschten Muskelzüge, Bewegungen, Verkürzungen und die Körperproportion an
sich. Trotz dieser genauen Studien wurde der nackte menschliche Körper, wie bereits in der
Antike, als Akt in idealisierten Proportionen dargestellt. Der Künstler sah seine Aufgabe darin, aus der Fülle der menschlichen Natur das Schöne herauszufiltern und so körperliche
Vollkommenheit auszudrücken. All diese Auffassungen von der menschlichen Gestalt wurden wie andere Dinge aus der Antike übernommen.
Ein symmetrischer, harmonisch ausgewogener Bildaufbau, unterstützt durch innerbildliche
Kreis-, Halbkreis- und Dreiecksformen, wurde in der Malerei bevorzugt.
Jan van Eyck: Hochzeitsbild des Giovanni Arnolfini und seiner Frau Giovanna Cenami (1434),
Bildhauerei
Die Bildhauer der Renaissance schaffen vor allem Standfiguren und Bildnis-Büsten. Auf den
Plätzen der Städte werden Monumentalplastiken, beispielsweise in Form von Reiterstandbildern aufgestellt. Die Grabplastik für weltliche und geistliche Würdenträger verbindet z. B.
in Form eines Wandgrabmals die Skulptur mit der Architektur zu einem Gesamtkunstwerk.
Die Plastik befreit sich zudem immer mehr aus ihren mittelalterlichen Bindungen an die Architektur. Neben Nischenfiguren, die ohne einen engen Zusammenhang mit dem zugehörigen Gebäude undenkbar sind, werden zunehmend Freiplastiken geschaffen, die, auf öffentlichen Plätzen stehend, von allen Seiten betrachtet werden können.
Renaissancebildhauer orientieren sich bei ihrer Arbeit an antiken Vorbildern. Skulpturen
werden allseitig durchmodelliert, der Mensch in seiner Nacktheit dargestellt, die Beinstellung
erfolgt oft im klassischen Kontrapost. Anatomische Vorstudien dienen dazu, den menschlichen Körper wirklichkeitsgetreu wiederzugeben.
Michelangelo, David
Architektur
In der Architektur der Renaissance gibt es mehrere Tendenzen. Die typischste besteht darin,
die Formensprache der Antike in klassischer Strenge wieder zu beleben. In Italien war dieses Ziel mit der Hochrenaissance durch Donato Bramante gegen 1500 erreicht und setzte
sich von da an in ganz Italien durch. Italienische Renaissancebauten wurden klar, überschaubar und harmonisch ausgewogen konzipiert.
Die Architekten orientierten sich bei den Grundrissen an einfachen idealen geometrischen
Formen wie dem Quadrat oder dem Kreis. Man entlehnt Bauelemente wie Säulen, Pilaster, Kapitelle, Dreiecksgiebel etc. direkt der (griechischen) Antike. So findet man an Säulen
wieder dorische, ionische oder korinthische Kapitelle. Daneben kommt es zu einer vermehrten Verwendung der bereits der römischen Architektur bekannten toskanischen Säule, vor
allem in den Untergeschossen der Renaissancebauten. Die einzelnen Bauglieder hatten unter sich und mit dem ganzen Gebäude in Übereinstimmung zu stehen. Man studiert die Architektur-Traktate des römischen Baumeisters Vitruv, um daraus Anhaltspunkte für idealschöne Proportionen zu gewinnen.
Bramantes Grundriss für Neubau des Petersdoms in Rom
La Rotonda, Andrea Palladio, 1571
Wichtige Künstler:
Italien
Giotto di Bondone, 1266 – 1337 (Vorläufer)
Leonardo da Vinci, 1452 - 1519
Michelangelo Buonarroti, 1475 – 1564
Raffael, 1483 – 1520
Tizian, ca.1476(?)/ca. 1490 - 1576
Bramante, 1444 – 1514 (Architekt, Petersdom)
Norden:
Jan van Eyck, 1390 – 1441 (Protorenaissance)
Albrecht Dürer, 1441 – 1528
Hans Holbein d. J., 1497/98 – 1543
Albrecht Altdorfer, 1480- 1538
(Basis: Wikipedia, stark bearbeitet)
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