Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 230 1etv44-2 Permeabilität Nach Gl.(4.4.53) ist die Permeabilität der Quotient aus Flussdichte und Feldstärke für einen Arbeitspunkt der Kennlinie. Die Permeabilität ist damit dem Anstieg der Sehne vom Nullpunkt zum betrachteten Arbeitspunkt auf der Magnetisierungs-Kennlinie proportional. Die Permeabilität lässt sich punktweise aus der Magnetsierungskennlinie nach Gl.(4.4.53) berechnen. Dividiert man noch durch die magnetische Feldkonstante errechnet sich die relative Permeabiltät nach Gl.(4.4.54). In Abb.4.4.27 sind Magnetisierungskennlinie und daraus bestimmt Permabilität dargestellt. Der Anstieg der Sehne durchläuft ein Maximum im ansteigenden Teil der Magnetisierungskennlinie. Bei weiterer Steigerung der äußeren Feldstärke strebt die Permeabilität gegen µ0 . B µmax (B / H)max = µmax H µ µ0 µ0 H Abb. 4.4.27 Magnetisierungskennlinie und Permeabiltät Neben der Permeabilität als Anstieg der Sehne vom Koordinatenursprung zum Arbeitspunkt auf der Magnetisierungskennlinie ist die differenzielle Permeabilität definiert als Anstieg der Tangente im Arbeitspunkt nach Gl.(4.4.56) µd = dB dH (4.4.56) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 231 1etv44-2 Die differentielle Permeabiltät wird benutzt, wenn kleine Feldstärkeänderungen um einen Arbeitspunkt auf der Magnetisierungskennlinie in ihrer Wirkung auf die Flussdichte betrachtet werden müssen. Für sehr große Feldstärken im Sättigungsbereich gilt µ d = µ0 . Die Permeabilitätszahl kann durch die magnetische Polarisation J ausgedrückt werden. Der Sättigungswert Js ergibt sich aus dem Schnittpunkt der Verlängerung der Sättigungsgeraden mit der Induktionsachse. Im Sättigungsgebiet gilt: B = µo H + Js (4.4.57) Für den Bereich unterhalb der Sättigung ist J = f(H) und B = J (H) + µ 0 ⋅ H (4.4.58) In Abb.4.4.28 ist die Magnetisierungskennlinie unter Einführung der magnetischen Polarisation gezeigt. B B 1 B = JS + µ 0H JS 2 Brem J ( H) B = J + µ 0H −Hc B = µ0H Hc H H Abb. 4.4.28 Magnetische Polarisation Abb. 4.4.29 Magnetisierungskennlinien 1 weichmagnetischer Werkstoff 2 hartmagnetischer Werkstoff In Abb.4.4.29 sind Magnetisierungskennlinien hart- und weichmagnetischer Werkstoffe dargestellt. Hartmagnetische Werkstoffe haben große Werte der Remanenz Br = (0.8...1.2)T und hohe koerzitive Feldstärken HC bis 900 kA/m. Sie bestehen aus speziellen Legierungen ferromagnetischer Stoffe und werden als Dauermagnete gefertigt. Dauermagnete werden mit steigender Tendenz z. B. im Elektromaschinenbau zum Aufbau des Magnetfeldes im Luftspalt eingesetzt. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 232 1etv44-2 c) Verhalten an Grenzflächen unterschiedlicher Permeabilität Der Lernende kann - das Verhalten von magnetischer Feldstärke und Flussdichte an Grenzschichten Eisen-Luft erklären - nachweisen, warum magnetische Feldlinien senkrecht aus Eisenoberflächen austreten Im stofferfüllten magnetischen Feld werden ferromagnetische und nicht ferromagnetische Stoffe vorhanden sein. Im Folgenden wollen wir untersuchen, wie sich Feldstärke und Flussdichte an Grenzflächen unterschiedlicher Permeabilität verhalten. Praktisch kommen nur Grenzflächen zwischen einem ferromagnetischen Stoff und einem Stoff mit etwa der Permeabilität µo vor. Wir wollen die technisch wichtige Grenzfläche zwischen Eisen und Luft betrachten. Sind die magnetischen Feldvektoren parallel zur Grenzfläche gerichtet und befinden sich an der Grenzfläche keine stromdurchflossenen Leiter (Abb.4.4.30), dann ergibt das Durchflutungsgesetz G G ∫ H ⋅ ds = 0 (4.4.59) Es liegt eine Längsschichtung vor. Legen wir den Umlauf an der Grenzfläche mit einer Länge s im Eisen und in der Luft, dann ergibt Gl.(4.4.59) v∫ H ⋅ ds = H Fe ⋅ s − H0 ⋅ s = 0 (4.4.60) HFe = H0 (4.4.61) Die Feldstärke in Luft und Eisen bei Längsschichtung ist gleich. Mit Gl.(4.4.24) BFe µFe (4.4.62) = µ0 Bo Längsschichtung Querschichtung G HFe µ Fe G H0 µ0 s Abb. 4.4.30 Feldstärkeverhalten bei Längsschichtung G B nFe A G B n0 µFe µ0 Abb. 4.4.31 Flussdichteverhalten bei Querschichtung Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 233 1etv44-2 Stehen die Feldvektoren senkrecht auf der Grenzfläche (Abb.4.4.31) liegt eine Querschichtung vor. Die Quellenfreiheit des magnetischen Feldes nach Gl.(4.4.02) ergibt für die Oberfläche eines Volumens an der Grenzfläche: BFe = B0 (4.4.63) Die Flussdichten in Eisen und Luft sind bei Querschichtung gleichgroß. Mit Gl.(4.4.24) erhalten wir für die Feldstärken HFe µo = Ho µFe (4.4.64) Betrachten wir nun den Fall nach Abb.4.4.32, dass eine Feldlinie im Eisen unter dem Winkel αFe auf der Grenzfläche auftrifft. Wir zerlegen die Feldvektoren in Normal- und Tangentialkomponente, wodurch für die Tangentialkomponenten Längsschichtung und für die Normalkomponenten Querschichtung vorliegt. G B tFe G B Fe G B nFe α Fe µFe G G B n0 ≈ B 0 µ0 Abb. 4.4.32 Feldverhalten bei Schrägschichtung Gl.(4.4.61) und Gl.(4.4.63) ergeben: HtFe = Ht0 BnFe = Bn0 (4.4.65) (4.4.66) Mit Gl.(4.4.62) erhalten wir für die Tangentialkomponente der Flussdichte in Luft Bt0 = µ0 ⋅ BtFe µFe (4.4.67) Wegen µFe µ0 wird mit Gl.(4.4.67) Bt0 BtFe und damit B0 ≈ Bn0 . Treffen Feldlinien im Eisen unter einem Winkel αFe auf die Grenzfläche, dann werden sie an der Grenzfläche gebrochen. Wegen µFe µ0 existiert in der Luft faktisch keine Tangentialkomponente der Flussdichte. Die Feldlinien treten damit senkrecht aus Eisenoberflächen aus. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 234 1etv44-2 4.4.5 Magnetisches Ohmsches Gesetz Der Lernende kann - die Analogiebeziehungen zwischen Gleichstromkreis und Magnetkreis angeben - den magnetischen Knotensatz formulieren und anwenden - den magnetischen Maschensatz formulieren und anwenden - die Zählpfeilfestlegungen im Magnetkreis angeben - die unterschiedliche Zählpfeilbehandlung von Quellenspannung und Durchflutung erklären - magnetischen Widerstand und magnetischen Leitwert definieren Die Beschreibung des magnetischen Feld erfolgt durch das Modell des Strömungsfeldes. Die Begriffe Fluss und Durchflutung stammen aus diesem Modell. Es ist deshalb naheliegend, da es sich im Magnetfeld nach den Festlegungen in 4.4.1 um zeitlich konstante Größen handelt, die Verhältnisse des Gleichstromkreises zu verwenden und die dort verwendeten Begriffe für die Beschreibung des Magnetfeldes zu benutzen. a) Magnetischer Knotensatz Eine der Grundbeziehungen des Magnetfeldes beschreibt den in sich geschlossenen Verlauf der magnetischen Feldlinien und sagt aus, dass das magnetische Feld quellenfrei ist. G G B (4.4.68) ∫ ⋅ dA = 0 mit Gl.(4.4G07) G dΦ = B ⋅ dA = B ⋅ dA ⊥ (4.4.69) v∫ dΦ = 0 (4.4.70) ∑Φ (4.4.71) ist die Aussage von Gl.(4.4.68), dass der Gesamtfluss durch die Hüllfläche eines Volumens Null ist. Daraus lässt sich der magnetische Knotensatz formulieren: µ =0 n Die algebraische Summen der magnetischen Flüsse durch die Hüllfläche eine Volumens ist Null. Hüllfläche Φ2 Φ1 Φ3 Abb. 4.4.33 Magnetischer Knotensatz In Abb.4.4.33 umschließt die Hüllfläche einen magnetischen Knotenpunkt. Für die Summenbildung wird vereinbart, dass der aus der Hüllfläche austretende Fluss positiv gezählt wird. Für Abb.4.432 liefert der magnetische Knotensatz die Beziehung: −Φ1 + Φ 2 + Φ 3 = 0 (4.4.72) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 235 1etv44-2 b) Magnetischer Maschensatz Das Durchflutungsgesetz lautet nach Gl.(4.4.25) G G H v∫ ⋅ ds = ∑ Iν Wir zerlegen das Umlaufintegral in eine Summe von Linienintegralen. Die Grenzen der Linienintegrale beschreiben dabei den in sich geschlossenen Integrationsweg des Umlaufintegrals. G G G G v∫ H ⋅ ds = ∑ ∫ H ⋅ ds (4.4.73) In Analogie zum elektrischen Strömungsfeld wird das Linienintegral der magnetischen Feldstärke magnetische Spannung V genannt. Das Linienintegral der magnetischen Feldstärke zwischen den Punkten 1 und 2 ist 2 G G V12 = ∫ Hds (4.4.74) 1 Die Maßeinheit der magnetischen Spannung ist: [V] = [H]⋅[s] = A (4.4.75) Beispiel 4.4.04: Für die Ringkernanordnung der Abb.4.4.34 ist das Umlaufintegral der magnetischen Feldsstärke zu bestimmen. Wird entlang einer Feldlinie integriert I1 und 1 ist die Feldstärke in einzelnen Integrationsabschnitten konstant, dann ist die magnetische Spannung: s m δ 2 3 Θ, Φ H3 1 H4 V = H∫ ds = H ⋅ s H2 4 I2 (4.4.76) Der Ringkern besteht aus 4 Abschnitten mit unterschiedlicher aber konstanter Feldstärke, so dass sich das Umlaufintegral bestimmt zu: Abb. 4.4.34 Anordnung zum Beispiel 4.4.04 ∫ Hds = H ⋅ s + H ⋅ s + H v∫ Hds = Θ = I ⋅ N + I ⋅ N 1 12 1 2 1 23 2 2 3 ⋅ s 34 + H 4 ⋅ s 41 (4.4.77) (4.4.78) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 236 1etv44-2 Aus Gl.(4.4.77) und Gl.(4.4.78) erhalten wir die allgemeine Beziehung: G G H ∫ ds = ∑ V = ∑ I ν = Θ O (4.4.79) O Aus Gl.4.4.79) folgt der magnetischer Maschensatz: Θ = ∑V (4.4.80) O Im magnetischen Maschensatz wird zwischen Durchflutung und magnetischer Spannung unterschieden. Für deren Zählpfeile gilt die folgende Festlegung: Durchflutungszählpfeil, Flusszählpfeil und Zählpfeile der magnetischen Spannungen sind in der Masche in gleicher Richtung anzusetzen. Die Durchflutung wird auch als magnetische Urspannung bezeichnet. In der Zählrichtung von Durchflutung und magnetischer Spannung liegt der wesentliche Unterschied zum Gleichstromkreis. Im Gleichstromkreis sind die analogen Größen Quellenspannung und Spannungsabfall, wobei die beiden Spannungen entgegengesetzte Zählzuordnungen haben. c) Magnetischer Widerstand, magnetischer Leitwert In Analogie zum Gleichstromkreis wird der Quotient aus magnetischer Spannung und magnetischem Fluss als magnetischer Widerstand Rm definiert, sein Kehrwert als magnetischer Leitwert Λ. V (4.4.81) Φ Φ 1 Λ= = (4.4.82) V Rm Gl.(4.4.81) und Gl.(4.4.82) werden als magnetisches Ohmsches Gesetz bezeichnet. Magnetischer Widerstand und magnetischer Leitwert haben folgende Maßeinheiten Rm = [Rm] = A/Vs [Λ] = Vs/A (4.4.83) (4.4.84) Für homogene Feldverhältnisse gilt: V=Hs Φ=BA (4.4.85) (4.4.86) Wir setzen Gl.(4.4.85) und Gl.(4.4.86) in Gl.(4.4.81) ein und erhalten mit B = µ H s µ⋅A µ⋅A Λ= s Rm = (4.4.87) (4.4.88) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 237 1etv44-2 Gl.(4.4.87) und Gl.(4.4.88) entsprechen in ihrem Aufbau der Bemessungsgleichung des Widerstandes und des Leitwertes im Gleichstromkreis. d) Analogiebeziehungen zum elektrischen Gleichstromkreis Im Folgenden sind die analogen Größen von Gleichstromkreis und Magnetkreis gegenübergestellt. Mit den Bauelementen Quelle und Widerstand lassen sich Ersatzschaltungen für die Darstellung des Magnetkreises aufbauen und die Kenntnisse der Gleichstromkreisberechnung auf die Berechnung magnetischer Kreise anwenden. Die Analogiebeziehungen sollten Sie für die aktive Lehrstoffaneignung nutzen. Gleichstromkreis U − Uq Magnetischer Kreis V Θ I Φ s κ⋅A κ⋅A G= s s µ⋅A µ⋅A Λ= s R= I Rm = U Φ Rm ; Λ R Uq V I Θ Φ Tabelle 4.4.01 Analogiebeziehungen zwischen Gleichstrom- und Magnetkreis Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 238 1etv44-2 4.4.6 Berechnung magnetischer Kreise Der Lernende kann - den Berechnungsalgorithmus für magnetische Kreise angeben - in unverzweigten magnetischen Kreisen ohne und mit Luftspalt bei vorgegebener Induktion die Durchflutung berechnen - in unverzweigten magnetischen Kreisen ohne und mit Luftspalt bei vorgegebener Durchflutung die Induktion berechnen - die Berechnung von Induktion und Durchflutung in verzweigten magnetischen Kreisen berechnen - Ersatzschaltbilder unverzweigter und verzweigter magnetischer Kreise entwickeln Die Feldlinien des Magnetfeldes sind in sich geschlossen, das Magnetfeld ist quellenfrei. Das Hüllintegral der magnetischen Flussdichte ist nach Gl.(4.4.02) Null. Die technische Anwendung des Magnetfeldes setzt aus diesem Grunde magnetische Kreise voraus, die weitestgehend aus ferromagnetischen Stoffen hergestellt sind und nur von funktionsbedingten Luftspalten unterbrochen werden. Magnetischen Kreise werden in Transformatoren, in Drosselspulen, in elektrischen Maschinen (Motoren und Generatoren), in Relais und Schützen verwendet. Der magnetische Kreis technischer Geräte ist meistens aus Blechen hergestellt. Das hat einmal technologische Gründe, da sich Bleche im Stanzverfahren einfach auch in komplizierten Formen herstellen lassen. Zum anderen sind die magnetischen Feldgrößen oft zeitabhängig, wodurch es zur Induktion von Wirbelströmen im Magnetkreis kommt. Die von den Wirbelströmen verursachten Wirbelstromverluste können mit einem aus gegeneinander elektrisch isolierten Blechen aufgebauten Magnetkreis verringert werden. Diese Induktionsvorgänge werden wir im Kapitel 4.5 behandeln. Ist der Magnetkreis aus Blechen aufgebaut, so kann ein gegebener Querschnitt A nicht mehr vollständig mit ferromagnetischem Stoff ausgefüllt werden. Die Bleche weisen eine gewisse Unebenheit auf und haben die elektrische Isolierschicht. Für den tatsächlich mit ferromagnetischen Stoff ausgefüllten Querschnitt gilt A Fe < A . Es ergeben sich Eisenfüllfaktoren ϕFe = (0.85 ... 0.96). A ϕFe = Fe (4.4.89) A Magnetische Kreise kleinerer Geräte sind weitestgehend genormt. Tabelle 4.4.02 stellt die genormten Abmessungen magnetischer Kreis nach DIN 41 302 dar. Magnetische Kreise können mit den in Tabelle 4.4.01 zusammengestellten Analogiebeziehungen mit magnetischen Widerständen, magnetischen Leitwerten und Durchflutungen als Quellen übersichtlich dargestellt werden. Allerdings ist die Berechnung mit magnetischen Widerständen und Leitwerten wegen der nichtlinearen Magnetisierungskennlinie und der damit nicht konstanten Permeabilität unzweckmäßig. Zur Berechnung magnetischer Kreise wird unmittelbar mit der Magnetisierungskennlinie des verwendeten ferromagnetischen Stoffes gearbeitet. Es werden deshalb auch die magnetischen Feldgrößen magnetische Flussdichte und magnetische Feldstärke benutzt und daraus die integralen Feldgrößen magnetischer Fluss und magnetischen Spannung bestimmt. Die Aufgabenstellung bei der Magnetkreisberechnung die wir im Rahmen unserer Betrachtungen durchführen wollen, geht von einem in den Abmessungen bekannten Magnetkreis aus einem bestimmten ferromagnetischen Material aus. Es soll entweder bei vorgegebener Flussdichte im Kreis die notwendige Durchflutung Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 239 1etv44-2 Genormte Blechschnitte nach DIN 41302 M EI c g g c f a b a e b b e d c c U c f c a a a b c e f g d M 30 30 30 5 20 7 6.5 0.3 M 42 42 42 6 30 12 9 0.5 M 65 65 65 10 45 20 12.5 1.0 M 85 85 85 14.5 56 29 13.5 2.0 EI 30 30 20 5 15 10 5 EI 48 48 32 8 24 16 8 EI 84 84 56 14 42 28 14 EI 150 150 100 25 75 50 25 UI 30 30 40 10 UI 48 48 64 16 UI 75 75 100 25 Tabelle 4.4.02 Genormte Blechschnitte technischer Magnetkreise oder bei vorgegebener Durchflutung die sich einstellenden Flussdichte im Magnetkreis berechnet werden. Abb.4.4.35 zeigt den Berechnungsalgorithmus für beide Aufgabenstellungen. G G Φ = B ⋅ dA ∫ B Φ Magnetisierungskennlinie B=f(H) Θ I Θ = I⋅N Θ= I ∑ H G G V = ∫ H ⋅ ds G G Θ = H ⋅ ds ∫ Θ= ∑V V V G G Θ = ∫ H ⋅ ds Θ= V ∑ G G V = H ⋅ ds ∫ Θ I ∑ Θ= I Θ = I⋅N H Abb. 4.4.35 Berechnungsalgorithmus magnetischer Kreise B G G Φ = B ⋅ dA ∫ Φ Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 240 1etv44-2 Im Folgenden wollen wir für einige typische technische Magnetkreise die Magnetkreisberechnung an Beispielen durchführen. a) Unverzweigter magnetischer Kreis aus einheitlichem Stoff Beispiel 4.4.04: Gegeben ist ein Magnetkreis nach Abb.4.4.35. Im Magnetkreis (Kern) ist das Magnetfeld homogen. Der Kern besteht aus Elektroblech V 400-50 A; ϕFe = 0.95 A = 3.5cm2; sm = 28,5cm; N = 737. Für die Induktion B = 1.38T sind Durchflutung und Spulenstrom zu berechnen. I A sm Φ Abb. 4.4.36 Magnetischer Kreise ohne Luftspalt 1.38 Vs ⋅ 3.5 ⋅ 10 −4 m 2 ⋅ 0.95 = 4.59 ⋅ 10 − 4 Vs 2 m MKL (Abb.4.4.26) ⇒ HFe = 517A Φ = B ⋅ A ⋅ ϕFe = B = 1.38T Θ = HFe ⋅ s m = 517 A ⋅ 0.285m = 147 A I= HFe ⋅ sm Θ 147A = = = 0.200A N N 737 Beispiel 4.4.05: Gegeben ist ein Magnetkreis nach Abb.4.4.36. Im Magnetkreis (Kern) ist das Magnetfeld homogen. Der Kern besteht aus Stahlguss; (ϕFe = 1) A = 4cm2; sm = 440mm; N = 580. Für den Strom I = 0.2A sind Flussdichte und Fluss zu berechnen. I ⋅ N 0.2A ⋅ 580 = = 264 A / m sm 0.44m aus MKL (Abb.4.4.26) ⇒ B = 1.23T 2 −4 1.23 Vs ⋅ 4 ⋅ 10 m ⋅ 1 Φ = B ⋅ A ⋅ ϕ Fe = = 4.92 ⋅ 10 − 4 Vs 2 m HFe = Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 241 1etv44-2 b) Unverzweigter zusammengesetzter Kreis Beispiel 4.4.06: Gegeben ist ein Magnetkreis nach Abb.4.4.36. Im Magnetkreis (Kern) ist das Magnetfeld homogen. Der Kern besteht aus Elektroblech V400-50A mit Luftspalt N = 1000; A = 2cm2; sm = 154mm; ϕFe = 0.9; δ = 1 mm. Für die Flussdichte im Luftspalt Bo = 1.2T sind Durchflutung und Spulenstrom zu berechnen. I A δ sm Φ Abb. 4.4.37 Magnetischer Kreise mit Luftspalt Im zusammengesetzten magnetischen Kreis ist der Fluss in Luftspalt und Kern gleich 1.2Vs ⋅ 2 ⋅ 10 −4 m 2 Φ = B o ⋅ A = B Fe ⋅ A ⋅ ϕ Fe = = 2.4 ⋅ 10 − 4 Vs m2 B 1.2T = 1.33T MKL (Abb.4.4.26) ⇒ HFe = 400A/m B Fe = o = ϕ Fe 0.95 B 1.2Vs ⋅ Am = 955000 A / m Ho = o = 2 µ o m ⋅ 0.4π ⋅ 10 −6 Vs 400 A ⋅ 0.153m 954930 A ⋅ 10 −3 m Θ = HFe ⋅ s Fe + Ho ⋅ δ = + = 1020 A m m Θ =61.6A + 955A = 1020A Θ 1020 A I= = = 1.02A N 1000 Beispiel 4.4.07: Gegeben ist ein Magnetkreis nach Abb.4.4.36. Im Magnetkreis (Kern) ist das Magnetfeld homogen. Der Kern besteht aus Stahlguss mit Luftspalt N = 1114; A = 6cm2; ϕFe = 1; sFe = 61.9cm; δ = 1 mm. Für den Spulenstrom I = 1A ist die Flussdichte im Luftspalt zu berechnen. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 242 1etv44-2 Der magnetische Maschensatz liefert: I ⋅ N = HFe ⋅ sFe + H0 ⋅ δ mit B0 = µ0 ⋅ H0 B ⋅δ I ⋅ N = HFe ⋅ sFe + 0 µ0 Aus der Gleichheit des Spulenflusses in Luftspalt und Kern Φ = Bo ⋅ A = BFe ⋅ A ⋅ ϕFe folgt Bo = BFe ⋅ ϕFe B ⋅ϕ ⋅δ I ⋅ N = HFe ⋅ sFe + Fe Fe (4.4.90) µ0 Gl.(4.4.90) ist eine Gleichung mit den zwei Unbekannten BFe und HFe. Zu iher Lösung wird noch ein zweite Gleichung benötigt, die durch die nichtlineare Magnetisierungskennlinie BFe = f(HFe) nur grafisch vorhanden ist. Das Gleichungssystem kann also nur grafisch gelöst werden. Zu diesem Zweck stellen wir Gl.(4.4.90) nach BFe um: I ⋅ N ⋅ µ0 sFe ⋅ µ0 − ⋅ HFe (4.4.91) δ ⋅ ϕFe δ ⋅ ϕFe Die Funktion nach Gl.(4.4.91) ist eine Gerade, die mit zwei willkürlich vorgebbaren Wertepaaren in die Magnetisierungskennlinie eingezeichnet wird. Der Schnittpunkt beiden Kurven ist die Lösung des Gleichungssystems. In Abb.4.4.38 ist die allgemeine grafische Lösung dargestellt. BFe = BFe BFe = f(HFe ) BFe ( 0 ) BFeA MKL A BFe = HFeA I ⋅ N ⋅ µ0 µ0 ⋅ sFe − ⋅ HFe δ ⋅ ϕFe δ ⋅ ϕFe HFe ( 0 ) HFe Abb. 4.4.38 Allgemeine grafische Lösung zu Beispiel 4.4.07 Die Gerade nach Gl.(4.4.91) kann z. B. durch die Wertepaare I ⋅ N ⋅ µo I⋅ N BFe (H Fe = 0) = und H Fe(BFe = 0) = bestimmt werden. δ ⋅ ϕFe s Fe Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 243 1etv44-2 Für die Werte des Beispiels 4.4.07 erhalten wir: I ⋅ N ⋅ µ o 1A ⋅ 1114 ⋅ 0.4π ⋅ 10 −6 Vs = = 1.40T δ ⋅ ϕFe 1 ⋅ 10 −3 m ⋅ 1 ⋅ Am 1A ⋅ 1114 I⋅N H Fe(BFe = 0) = = = 1800 A / m lFe 0.619m In Abb.4.4.39 ist die Gerade nach Gl.(4.4.91) in die Magnetisierungskennlinie nach Abb.4.4.26 eingetragen. Der Schnittpunkt der beiden Kurven ergibt die Lösung: BFe (H Fe = 0) = B FeA = 1.21T HFeA = 250A/m B/T 1.6 b a 1.4 1.2 1.0 0.8 c 0.6 0.4 0.2 Kurve a und c: 400 Kurve b: 20 40 60 1200 800 80 100 1600 2000 2400 H A /m Abb. 4.4.39 Grafische Lösung zu Beispiel 4.4.07 Die gesuchte Luftspaltinduktion ist Bo = BFe ⋅ ϕFe = 1.21T ⋅ 1 = 1.21T c) Verzweigte magnetische Kreise Verzweigt sich der magnetische Kreis, so gilt für den Verzweigungspunkt der magnetische Knotensatz nach Gl.(4.4.71). Die vorzeichenbehaftete Summe aller Flüsse an einem Verzweigungspunkt ist Null. ∑Φ µ =0 (4.4.92) In verzweigten magnetischen Kreisen verzweigen sich allerdings die Feldlinien nicht, Feldlinien des magnetischen Feldes sind auch in verzweigten Kreisen in sich geschlossene Linien für die der magnetische Maschensatz angewendet wird. Θ = ∑V (4.4.93) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 244 1etv44-2 In Abb.4.4.40 ist ein verzweigter magnetischer Kreis dargestellt. Für den Verzweigungspunkt, der als magnetischer Knotenpunkt bezeichnet wird liefert Gl.(4.4.92) −Φ1 + Φ 2 + Φ 3 = 0 (4.4.94) Für die weitere Behandlung ist es zweckmäßig, den verzweigten Kreis in unverzweigte Teilkreise zu zerlegen. Die Ersatzschaltung in Abb.4.4.41 zeigt die Vorgehensweise. Gehen wir von homogenen Feldern in den einzelnen Teilen des magnetischen Kreises aus, so gilt für den Mittelschenkel (1) Φ1 = B1 ⋅ A1 (4.4.95) Trennen wir den Mittelschenkel an der gestrichelten Linie, dann gilt für den linken Teil: Φ 3 = B1 ⋅ A13 und für den rechten Teil: Φ 2 = B1 ⋅ A12 Wir erhalten zwei unverzweigte magnetische Kreise mit den Flüssen Φ 2 und Φ 3 , die wie in 4.4.6 a) und b) berechnet werden können. Genormte magnetische Kreise sind symmetrisch aufgebaut, so dass die Induktion in allen Querschnitten des Kerns gleich ist. Die gestrichelte Linie in Abb.4.4.40 halbiert damit den Kern in zwei gleiche unverzweigte magnetische Kreise. Daher ist nur die Berechnung eines unverzweigten Teilkreises notwendig. Auftrennen des Kreises an der Mittellinie. Φ2 Φ3 sFe3 3 2 Θ sFe2 Φ1 A Θ 1 Abb. 4.4.40 Verzweigter magnetischer Kreis Rm1 Φ3 Rm3 Φ1 Rm2 Θ Φ2 Φ3 Rm3 Rm13 Θ Φ2 Rm12 Rm2 Θ Abb. 4.4.41 Ersatzschaltbilder des verzweigten magnetischen Kreises Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 245 1etv44-2 Für diesen Fall gilt: Aus Rm1 = Rm13IIRm12 = Rm13 = Rm12 Rm13 ⋅ Rm12 wird damit Rm13 + Rm12 Rm13 = Rm12 = 2Rm1 Beispiel 4.4.08: Gegeben ist ein Magnetkreis nach Abb.4.4.40. Im Magnetkreis (Kern) ist das Magnetfeld homogen. Der Kern besteht aus Elektroblech V400-50A N = 1000; A1 = 25cm2; A2 = A3 = 12.5cm2; ϕFe = 0.97; sFe2 = sFe3 = 30cm. a) Es sind die Flüsse in den Schenkeln zu berechnen. b) Für die Flussdichte im Kern B = 1.2T ist der Spulenstrom I zu berechnen. a) Φ 2 = B ⋅ A 2 ⋅ ϕFe = 1.2T ⋅ 12.5 ⋅ 10−4 m2 ⋅ 0.97 = 1.46mVs Φ 3 = B ⋅ A 3 ⋅ ϕFe = 1.2T ⋅ 12.5 ⋅ 10−4 m2 ⋅ 0.97 = 1.46mVs Φ1 = Φ 2 + Φ 3 = 2 ⋅ Φ 2 = 2.91mVs b) B = 1.2T aus Magnetisierungskennlinie H = 240A/m Θ = I ⋅ N = H ⋅ sFe2 Θ = I ⋅ N = H ⋅ sFe3 I= H ⋅ sFe2 240A ⋅ 0.3m = = 45mA N m ⋅ 1000 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 246 1etv44-2 4.4.7 Energie im magnetischen Feld Der Lernende kann - erklären, warum in einem magnetischen Kreis Energie gespeichert wird - die magnetische Energie und die magnetische Energiedichte formelmäßig angeben - die analogen Beziehungen zwischen elektrischer und magnetischer Feldenergie angeben - das Größenverhältnis zwischen technisch realisierbarer magnetischer und elektrischer Energiedichte nennen Um die im magnetischen Feld gespeicherte Energie zu bestimmen, führen wir folgenden Versuch nach Abb.4.4.42 durch. Eine Ringkernspule wird zum Zeitpunkt t = 0 über einen Widerstand R an eine Gleichspannungsquelle geschaltet. Der ohmsche Spulenwiderstand soll bei den folgenden Betrachtungen vernachlässigt werden. Strom i, die Spulenspannung uL und die Spannung über dem Widerstand uR werden messtechnisch mit aufgezeichnet. uR t=0 R i Uq sm A uL N Abb. 4.4.42 Versuch zur Bestimmung der magnetischen Energie Es ergeben sich die Zeitverläufe des Stromes und der Spannungen nach Abb.4.4.43, die wir in Kapitel 6 auch berechnen werden. Die Zeitkonstante T ist dabei eine konstante Zeit, die durch die Parameter der Spule und durch den Widerstand R bestimmt wird. i, u i I∞ Uq uR uL i, uL , uR 1 2 3 Abb. 4.4.43 Zeitverläufe von Strom und Spannungen beim Einschalten der Ringkernspule 4 t/T Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 247 1etv44-2 Nach dem Einschalten fließt der Strom i durch die Spule und über der Spule ist eine Spannung uL vorhanden. Nach der Zeit t ≈ 3 ⋅ T ist der stationäre Zustand erreicht. Da während des Einschaltvorgangs an der Spule Strom und Spannung vorhanden sind und von der Spule keine Energie abgegeben wird, muss in der Spule Energie gespeichert werden. Im Folgenden wollen wir die während des Einschaltvorgangs in der Spule gespeicherten Energie berechnen. Während des Einschaltvorgangs 0 ≤ t < ∞ ändert sich die Energie von W1 auf W2. W2 ∆W = ∫ W1 ∞ dW = ∫ uL ⋅ i ⋅ dt (4.4.96) 0 Zwischen der Spulenspannung uL und dem Magnetfeld in der Ringkernspule besteht der Zusammenhang nach Gl.(4.4.97), die sich aus der Wirkung des Induktionsgesetzes ergibt, das wir in Kapitel 4.5 behandeln werden. dΦ (4.4.97) dt Zwischen Fluss im Ringkern und Spulenstrom besteht nach Gl.(4.4.15), (4.4.80) und (4.4.81) der Zusammenhang Φ i= (4.4.98) N⋅ Λ uL = N ⋅ Mit Gl.(4.4.97) und (4.498) berechnet sich die gespeicherte Energie nach Gl.(4.4.99), wobei für den Spulenfluss gilt: t = 0 Φ = 0; t → ∞ Φ = Φ 0 . ∞ 1 ∆W = ∫ uL ⋅ i ⋅ dt = Λ 0 Φo Φ0 Φ2 Φ 02 = = d ⋅Φ ⋅ Φ ∫0 Λ⋅2 0 Λ⋅2 (4.4.99) Setzen wir in der Ringkernspule homogene Feldverhältnisse an, dann gilt: Λ= µ⋅A sm ∆W = Φ0 = B ⋅ A B2 ⋅ A 2 ⋅ sm B2 ⋅ A ⋅ sm = 2⋅µ⋅ A 2⋅µ (4.4.100) Führen wir die Energiedichte wm als die auf das Volumen V = sm ⋅ A des Ringkerns bezogene gespeicherte Energie ein, erhalten wir: wm = ∆W B2 ⋅ A ⋅ sm = V 2 ⋅ µ ⋅ sm ⋅ A wm = B2 B ⋅ H µ ⋅ H2 = = 2⋅µ 2 2 (4.4.101) Gl.(4.4.101) gilt auch für inhomogene Felder, da nur die Feldgrößen B und H enthalten sind, die einem Raumpunkt zugeordnet werden können: Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 248 1etv44-2 Die Energie ist entsprechend der Flussdichte und Feldstärkeverteilung im Magnetfeld verteilt. Im homogenen Magnetfeld ergibt sich damit gleichmäßige Energieverteilung. Vergleicht man die technisch realisierbaren Energiedichten im magnetischen und elektrischen Feld, so ergeben sich gravierende Unterschiede: Im Luftspalt einer elektrischen Maschine können B = 1.5 T unproblematisch erzeugt werden. Zwischen den Platten eines Luftkondensators ist wegen der Durchschlagfestigkeit der Luft die maximale Feldstärke Emax = 30 kV/cm . Mit den Gl.(4.4.101) und (4.3.69) erhält man: wm = B2 1.52 V 2 s2 ⋅ Am = 4 = 900000Ws / m3 −6 2 ⋅ µo m ⋅ 2 ⋅ 0.4π ⋅ 10 Vs εo ⋅ E2 8.85 ⋅ 10−12 As ⋅ 302 ⋅ 106 V 2 = = 40Ws / m3 −4 2 2 Vm ⋅ 10 m w m 900000 = = 22500 we 40 we = (4.4.102) (4.4.103) (4.4.104) Für technische Energiewandlungen wird aus diesem Grund gegenwärtig ausschließlich das Magnetfeld verwendet. 4.4.8 Kräfte im Magnetfeld Der Lernende kann - die Lorentzkraft erklären, formelmäßig angeben und die Richtung der Kraft bestimmen - die möglichen Richtungszuordnungen zwischen Geschwindigkeits- und Flussdichtevektor angeben und die daraus resultierenden Ladungsbewegungen erklären - Kräfte auf stromdurchflossene Leiter aus der Lorentzkraft begründen - Kräfte auf gerade stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld konstanter Dichte berechnen - Kräfte auf magnetische Trennflächen energetisch begründen und Kräfte im Luftspalt magnetischer Kreise bei homogenem Luftspaltfeld und gegebener Luftspaltfläche berechnen - Kräfte auf Magnete im Magnetfeld erklären und für homogene Verhältnisse berechnen Die Energiedichte nach Gl.(4.4.101) bringt die Arbeitsfähigkeit pro Volumen zum Ausdruck. Mit Hilfe des Magnetfeldes können damit mechanischer Kräfte erzeugt werden. Wegen der hohen Energiedichte gegenüber dem elektrischen Feld basieren alle elektromechanischen Energiewandler: Motoren, Generatoren, Hubmagnete, Schütze, Relais u. a. auf der Verwendung des magnetischen Feldes. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 249 1etv44-2 a) Kräfte auf bewegte Ladungen Im Gegensatz zum elektrischen Feld treten im Magnetfeld Kräfte nur auf G bewegte Ladungen auf. Bewegt sich die Ladung Q mit der Geschwindigkeit v im Feld der G Flussdichte B so kann die Kraft auf die Ladung (Lorentzkraft) nach Gl.(4.4.105) bestimmt werden. Zwischen dem Geschwindigkeitsvektor und dem Flussdichtevektor vermittelt das vektorielle Produkt oder Kreuzprodukt: G G G F = Q ⋅ (v xB) (4.4.105) Die Kraft hat den Betrag G G F = Q ⋅ v ⋅ B ⋅ sin )v;B (4.4.106) Die Richtung des Kraftvektors (Abb.4.4.44) wird durch das Kreuzprodukt bestimmt. G G Zur Bestimmung der Richtung des Kreuzproduktvektors v xB benutzt man Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand nach Abb.4.4.45. G v G F G B G B G F α Q G v Abb. 4.4.44 Lorentzkraft Abb. 4.4.45 Bestimmung der Kraftrichtung der Lorentzkraft Dabei ist die Zuordnung der Finger: G Daumen: vG Zeigefinger B G Mittelfinger F G G Die Kraft steht senkrecht auf der von v und B gebildeten Fläche und bildet damit sowohl zum Geschwindigkeitsvektor als auch zum Flussdichtevektor einen rechten Winkel. Da der Kraftvektor immer senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor ist, kann die Kraft nur ablenkend wirken, aber nicht geschwindigkeitserhöhend oder Lorentz, Hendrick Antoon (1853 - 1928), niederländischer Physiker Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung " Elektrotechnik 1" 250 1etv44-2 bremsend. In der Richtungszuordnung von Geschwindigkeits- und Flussdichtevektor lassen sich drei Fälle unterscheiden, die in Tabelle 4.4.03 zusammengestellt sind. G G v,B richtungsgleich G G v,B zueinander senkrecht F=0 Die GLadung wird zur Kreisbahn abgelenkt, da F immer radial wirkt Die Ladung führt eine Schraubenbahn aus: Kreisbahn durch senkrechte Komponente, Fortbewegung durch richtungsgleiche Komponente der Geschwindigkeit. G G v,B beliebiger Winkel Tabelle 4.4.03 Ladungsbewegung im Magnetfeld Beispiel 4.4.09: G Die Ladung q mit MasseG m und der Geschwindigkeit v wird senkrecht in ein homogenes Magnetfeld der Dichte B bewegt. Es ist die Kreisbahn zu berechnen. Da die Vektoren der Geschwindigkeit und der Flussdichte senkrecht zueinander sind, bewegt sich die Ladung in einer Ebene. In Abb.4.4.46 sind die Verhältnisse dargestellt. + q G v0 R q G B G + G F F G z v1 G v2 Abb. 4.4.46 Zur Berechnung der Kreisbahn nach Beispiel 4.4.09 G und die Auf die Ladung mit der Masse m wirken im Magnetfeld die Lorentzkraft F G Zentrifugalkraft Fz . Der Radius R der Kreisbahn ergibt sich bei Betragsgleichheit der beiden Kräfte. G G F + Fz = 0 FZ = F (4.4.107)