Organisationseinheit: Österreichische Ärztekammer Weihburggasse 10-12 1010 Wien Sachbearbeiter/in: E-Mail: Telefon: Fax: Geschäftszahl: Datum: Ihr Zeichen: BMG - III/4 (Übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement, Seuchenbekämpfung) Bernhard Gradinger [email protected] +43 (1) 71100-644105 +43 (1) 71344041463 BMG-20812/0014-III/4/2016 15.06.2016 [email protected] Infektionskrankheiten - Information anlässlich der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, Brasilien Sehr geehrte Damen und Herren! Einleitung Diese Information enthält Risikoeinschätzungen und Empfehlungen für Reisende basierend auf dem aktuell veröffentlichten „Risk Assessment – Potential risks to public health related to communicable diseases at the Olympics and Paralympic Games in Rio de Janeiro, Brazil, 2016“ des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2016 werden im Zeitraum vom 5. – 21. August und 7. – 18. September 2016 in Rio de Janeiro, Brasilien stattfinden. Risikoeinschätzung – übertragbare Erkrankungen Durch den Massenveranstaltungscharakter und die derzeitige epidemiologische Situation vor Ort stellen Magen- und Darminfektionen sowie durch Mücken übertragbare Infektionen für BesucherInnen der Olympischen Sommerspiele 2016 die Hauptrisiken dar. Durch Lebensmittel und Wasser übertragbare Krankheiten Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche können auftreten, hauptsächlich bedingt durch Salmonella spp., S. aureus, E. coli, B. cereus, Campylobacter spp. und Giardia spp. sowie virale Pathogene. Durch Mücken (Vektoren) übertragbare Infektionen Die Spiele finden in Rio de Janeiro während der dort herrschenden Wintersaison statt. Aufgrund des kühlen und trockenen Wetters zu dieser Jahreszeit verringert sich Radetzkystraße 2, 1031 Wien | http://www.bmg.gv.at | [email protected] | DVR: 2109254 | UID: ATU57161788 die Stechmückenpopulation, wodurch das Risiko einer durch Mücken übertragenen Infektion mit dem Zika-, Dengue- oder Chikungunya-Virus deutlich reduziert wird (ausgenommen im ganzjährig tropischen Manaus), jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Malaria, Gelbfieber, Leishmaniose, Chagas und Bilharziose sind in Brasilien regional verbreitet. Die genauen Verbreitungsgebiete einzelner Infektionskrankheiten in Brasilien entnehmen Sie bitte dem Rapid Risk Assessment betr. Olympische Spiele (siehe untenstehender Link). Impfpräventable Erkrankungen Rechtzeitig vor Reiseantritt sollte der Impfstatus auf Aktualität überprüft werden. Es wird insbesondere darauf hingewiesen, dass es in Brasilien immer wieder zu Hepatitis-A Ausbrüchen kommt. Zwischen April und September treten in Brasilien vermehrt Influenza-Fälle auf, deren Höhepunkt liegt in der Regel im Juni und Juli. Antimikrobielle Resistenz Durch antibiotikaresistente Bakterien ausgelöste Infektionen stellen ein Problem in Brasilien dar, insbesondere in Krankenhäusern. Das Risiko einer möglichen Besiedlung/Infektion mit multiresistenten Erregern besteht, unabhängig von einem Aufenthalt in einer Gesundheitseinrichtung. Empfehlungen für die BesucherInnen der Olympischen und Paralympischen Spiele 2016: Vor der Reise: Außer den für Brasilien spezifischen Impfungen, sollte auch ein vollständiger, aktueller Impfschutz hinsichtlich Masern, Mumps und Röteln, Poliomyelitis, Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Hepatitis B bzw. weiteren Impfungen altersentsprechend laut „Österreichischer Impfplan 2016“ bestehen. Erhöhtes Risiko von Hepatitis A – Schutz durch Impfung. Ob weitere Reiseimpfungen notwendig sind (z.B. gegen Gelbfieber, Typhus, etc.), sollte individuell, abhängig von persönlichen Faktoren und der Reiseroute/-dauer von einer Ärztin/einem Arzt mit reisemedizinischem Fachwissen abgeklärt werden. In Teilen von Brasilien herrscht Gelbfieber – Schutz durch Impfung erforderlich. Gelbfieber-Gebiete sind u. a. Belo Horizonte, Brasilia und Manaus. Brasilien ist ein Tollwutgebiet. Der Kontakt mit möglichen Überträgern von Tollwut (z.B. streunende Hunde und Katzen, Fledermäuse, etc.) sollte strikt vermieden werden, im Falle eines Kontakts sollte die Wunde sorgfältig ausgewaschen und ehestmöglich eine medizinische Einrichtung aufgesucht werden bzw. vor Reiseantritt eine prophylaktischen Impfung erwogen werden.. Malaria kommt in Gebieten außerhalb von Rio de Janeiro vor – entsprechende vorkehrende Maßnahmen sollten bei Reisen in Malariagebiete – nach Seite 2 von 5 Rücksprache mit einem diesbezüglich erfahrenem Arzt/ Ärztin – getroffen werden (z.B. Mitführen eines Notfallmedikaments zur Behandlung von Malaria im Falle von Fieber >38°C, etc.). Influenza-Saison: aufgrund der Wintersaison in diesem Zeitraum – eventuell Schutz durch entsprechenden Impfstoff für die Saison 2016 südliche Hemisphäre vor Ort, insbesondere für Risikopersonen. Abschluss einer umfassenden Reise-Krankenversicherung. Während des Aufenthalts: Hygienevorkehrungen um Magen- Darm- Erkrankungen zu vermeiden: Getränke nur aus industriell abgefüllten, originalverschlossenen Flaschen, ausreichend erhitzte Lebensmittel, für Obst und Gemüse gilt: „cook it, peel it or forget it“. Abhängig von der bereisten Region entsprechender Mückenschutz (Repellents für Haut und Imprägnierung der Kleidung; Arme und Beine sollten bedeckt sein) Sexuelles Risikoverhalten vermeiden, Kondomgebrauch um sexuell übertragbare Erkrankungen zu vermeiden. Bei Bedarf entsprechendes Mitführen von Notfallmedikamenten zur Behandlung von Malaria. Striktes Meiden von Tieren, die Tollwut übertragen könnten bzw. bei Kontakt sofortige medizinische Behandlung. Nach der Reise: Zur Vermeidung der Verbreitung von multiresistenten Keimen sollten Reiserückkehrer, die innerhalb eines Jahres in einem Krankenhaus in der EU aufgenommen werden, einen Spitalsaufenthalt in Brasilien erwähnen. Wurden Malaria-Endemiegebiete besucht, so ist bei Auftreten von Fieber (bis 6 Monate nach der Reise) unverzüglich eine medizinische Abklärung erforderlich um eine Malaria auszuschließen. Bei Fieber innerhalb von drei Wochen nach der Reise ist außerdem an DengueFieber, Chikungunya-Fieber oder Zikavirus-Infektionen zu denken und eine medizinische Abklärung erforderlich (siehe unten). Zika Virus in Brasilien: Außerdem gelten weiterhin die Reiseinformationen und -empfehlungen des letzten Risk Assemments zu Zika Virus des ECDC: Schwangere Frauen oder Frauen die eine Schwangerschaft planen sollten Reisen in die aktuell betroffenen Länder und Gebiete momentan nach Möglichkeit vermeiden oder aufschieben, auf jeden Fall jedoch die Situation mit dem behandelnden Arzt/Ärztin abklären Außerdem sollten Personen mit Immunerkrankungen, schweren und chronischen Erkrankungen oder Personen, die mit Kleinkindern reisen, im Seite 3 von 5 Vorfeld der Reise ihren Arzt/ihre Ärztin oder eine reisemedizinische Einrichtung konsultieren. Reisende in die betroffenen Länder sollten Präventionsmaßnahmen gegen Mückenstiche ergreifen. Da Stechmücken der Gattung Aedes tagsüber, sowohl im Freien, als auch in Gebäuden aktiv sind, sollten Mücken-Repellents ganztägig angewendet werden, vor allem während erhöhter Mückenaktivität (vormittags und spätnachmittags bis zum Abend). Persönliche Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche beinhalten Folgendes: - Repellents laut Gebrauchsanweisungen anwenden (Sonnenschutz VOR Mückenschutz auftragen und entsprechend einwirken lassen). - Tragen von langärmligen Hemden und langen Hosen, vor allem während erhöhter Mückenaktivität, Verwendung von Imprägnierungen mit Permethrin für die Kleidung. - Insektizid-imprägnierte Moskitonetze sind wesentlich, wenn in den Unterkünften die Mückenfreiheit nicht gewährleistet ist. Reisende, die innerhalb von zwei Wochen nach Rückkehr aus einem betroffenen Gebiet Symptome zeigen, die mit einer Zikavirus-Infektion vereinbar sind, sollten ihren Arzt/ihre Ärztin aufsuchen und auf die Reisetätigkeit hinweisen. Schwangere, die aus betroffenen Ländern zurückkehren, sollten ihre Reise bei ärztlicher Konsultation angeben, damit bei Untersuchungen auf eine mögliche Infektion geachtet werden kann. Zum Schutz vor einer eventuellen Zika-Virus-Übertragung auf den Foetus sollten männliche Reiserückkehrer beim Geschlechtsverkehr mit Frauen, die schwanger werden könnten und Schwangeren bis zum Ende der Schwangerschaft Kondome verwenden. Die WHO empfiehlt derzeit außerdem männlichen Reiserückkehrern beim Geschlechtsverkehr für mindestens 8 Wochen ein Kondom zur Verhinderung einer eventuellen sexuellen Übertragung des Virus zu verwenden, bei durchgemachter symptomatischer Infektion für mindestens 6 Monate. Alternativ kann ein diagnostischer Ausschluss einer eventuellen Infektion durchgeführt werden. Detaillierte Informationen entnehmen Sie folgenden Links: Webseite des BMG: http://www.bmg.gv.at/home/zika Informationen für Reisende zu den Olympischen Spielen 2016 Rapid Risk Assessment des ECDC betr. Olympische Spiele 2016: Rapid Risk Assessment des ECDC betr. Olympische Spiele 2016 bzw. aktuelle Rapid Risk Assessments des ECDC Seite 4 von 5 Rapid Risk Assessment des ECDC betr. Zika-Virus Infektionen Rapid risk assessment: Zika virus disease epidemic: potential association with microcephaly and Guillain–Barré syndrome Informationen der WHO betreffend Zika Virus http://www.who.int/emergencies/zika-virus/en/ Wir ersuchen Sie, die Informationen an alle relevanten Stellen in Ihrem Zuständigkeitsbereich weiterzuleiten. Diese Aussendung ergeht an: BMeiA BMI Landessanitätsdirektionen Österreichische Ärztekammer Österreichische Apothekerkammer Arbovirus-Bereitschaftsgruppe Für die Bundesministerin: Dr. Bernhard Benka Beilage/n: Unterzeichner Bundesministerium für Gesundheit Datum/Zeit 2016-06-15T16:06:19+02:00 Aussteller-Zertifikat CN=a-sign-corporate-light-02,OU=a-sign-corporate-light-02,O=A-Trust Ges. f. Sicherheitssysteme im elektr. Datenverkehr GmbH,C=AT Serien-Nr. 1721029 Hinweis Dieses Dokument wurde amtssigniert. Prüfinformation Informationen zur Prüfung des elektronischen Siegels bzw. der elektronischen Signatur finden Sie unter: http://www.signaturpruefung.gv.at Seite 5 von 5