Die AG Impfen berichtet: Zikavirus-Infektion – eine neue Bedrohung

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Die AG Impfen berichtet:
Zikavirus-Infektion – eine neue Bedrohung für Ungeborene
Das Robert Koch Institut hat im Epidemiologischen Bulletin 2/2016 über die Ausbreitung der
Zikavirus-Infektion und den Verdacht eines Zusammenhangs mit fetalen Schädigungen bei Infektion
Schwangerer berichtet. Das Auswärtige Amt warnt deshalb Schwangere vor Reisen in Gebiete mit
aktuellen Zika-Ausbrüchen. Zu erwarten ist ein erhöhter Beratungsbedarf in frauenärztlichen Praxen.
Das Zikavirus gehört wie u.a. die Erreger des Gelbfiebers, der Japanencephalitis und der FSME in die
Gruppe der Flaviviren und wurde erstmalig bei Rhesusaffen im Zika-Wald in Uganda entdeckt,
wodurch es seinen Namen erhielt.
Seit dem vergangenen Jahr erreichen uns Berichte aus Brasilien, dass eine Zikavirus-Infektion im
ersten Trimenon der Schwangerschaft möglicherweise Fehlentwicklungen des Gehirns in Form der
Mikrocephalie bewirken soll, wie es auch von bestimmten anderen Virusinfektionen her, z.B. Röteln
oder Cytomegalie, bekannt ist. Zunehmend kommt es nun aus den Gebieten der Welt, in denen
diese Infektion auf dem Vormarsch ist, zu Meldungen von Microcephaliefällen. Die brasilianischen
Behörden berichten unterschiedlichen Quellen zufolge über mehr als 3000 betroffene Neugeborene
im Jahr 2015. Obwohl eine endgültige Bestätigung der Kausalität noch aussteht, geht man inzwischen
von einem Zusammenhang aus.
Hauptinfektionsregionen sind derzeit Länder in Mittel- und Südamerika. Weitere Länder, in denen in
den letzten 9 Monaten Infektionen auftraten, sind der Auflistung des ECDC (European Centre for
Disease Prevention and Control) zu entnehmen.
Die Übertragung der Zikaviren erfolgt durch Aedes aegyptii, der Gelbfiebermücke, die in den
genannten Gebieten eine zunehmende Verbreitung findet. Eine Mensch zu Mensch-Übertragung ist
nicht zu erwarten, außer bei Sexualkontakten zu akut Erkrankten, wie Musso et al. 2015 berichteten.
In Deutschland und Mitteleuropa gibt es keinen entsprechenden Vektor, weshalb sich eingeschleppte
Fälle nicht weiterverbreiten können. Diagnostisch ist es schwierig, die Infektion gegenüber den auf
gleiche Art übertragenen Dengue- oder Chikungunya-Erkrankungen abzugrenzen. Oft verläuft die
Infektion bei einer Inkubationszeit von wenigen Tagen symptomlos oder mit nur leichter
Symptomatik (leichtes Fieber, Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie
Konjunktivitis), und die beweisende Diagnostik ist nur durch Laboruntersuchungen zum
Virusnachweis möglich.
Empfehlung zur Beratung
Schwangere sollten keine Reisen in Gebiete mit Zikavirus-Gefährdung unternehmen. Falls eine solche
Reise zwingend notwendig und unaufschiebbar ist, stehen keine anderen Präventionsmöglichkeiten
zur Verfügung als ein konsequenter Schutz vor Mückenstichen, der aber niemals vollständige
Sicherheit garantieren kann:
1. Körperbedeckende lange, möglichst helle Kleidung
2. Anwendung von Repellentien auf allen unbedeckten Hautflächen und ggf. auch auf der
Kleidung
3. Verwendung von Moskitonetzen
4. Aufenthalt möglichst in klimatisierten, mückensicheren Räumen
Auch noch nicht schwangere Frauen mit Kinderwunsch sollten bei geplanten Reisen in ZikavirusGebiete vor möglichen Risiken gewarnt werden und für eine sichere Kontrazeption im
Umgebungszeitraum der Reise sorgen.
Die AG Impfen weist in diesem Zusammenhang nochmals darauf hin, Schwangeren grundsätzlich von
Reisen in Gefährdungsgebieten abzuraten. Bei dringend erforderlichen Reisen in
Gefährdungsgebiete der Welt müssen neben einem kompletten Basisimpfschutz weitere
länderspezifische Reiseimpfungen auch in der Schwangerschaft erfolgen.
Wieder einmal wird in der jetzigen Gefährdungssituation nach einem Impfstoff gegen ZikavirusInfektionen gerufen. Seine Entwicklung wird sicherlich möglich sein, aber bis zu seinem Einsatz noch
Jahre benötigen.
Es bestätigt sich wieder einmal, dass in Notsituationen neue Impfstoffe dringend gefordert werden,
dass Impfstoffe, die aber derzeitig schon verfügbar sind, von vielen Uneinsichtigen für nicht
notwendig erachtet werden. Da liegt noch viel Beratungseinsatz vor uns…
Autor:
Dr. med. Michael Wojcinski
Sprecher der AG Impfen des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V.
Literatur:
1.
Epidemiologisches Bulletin 2/2016; Robert-Koch-Institut
2.
Merkblatt für Beschäftigte und Reisende, Zika-Virus-Infektion; Gesundheitsdienst des Auswärtigen
Amtes
3.
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Rapid Risk Assessment: Zika virus
disease epidemic: potential association with microcephaly and Guillain-Barré syndrome; 22.01.2015
4.
Musso D, Roche C, Robin E, Nhan T, Teissier A, Cao-Lormeau VM: Potential sexual transmission of
Zika virus. Emerg Infect Dis. 2015 Feb;21(2):359-61. doi: 10.3201/eid2102.141363
Literatur:
1. Epidemiologisches Bulletin 2/2016; Robert-Koch-Institut
2. Merkblatt für Beschäftigte und Reisende, Zika-Virus-Infektion; Gesundheitsdienst des
Auswärtigen Amtes
3. European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Rapid Risk Assessment: Zika
virus disease epidemic: potential association with microcephaly and Guillain-Barré
syndrome; 22.01.2015
4. Musso D, Roche C, Robin E, Nhan T, Teissier A, Cao-Lormeau VM: Potential sexual
transmission of Zika virus. Emerg Infect Dis. 2015 Feb;21(2):359-61. doi:
10.3201/eid2102.141363
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