INSTITUT FÜR SPEZIFISCHE PROPHYLAXE UND TROPENMEDIZIN Spezialambulanz für Impfungen, Reise- und Tropenmedizin Ärztliche Leitung: Univ. Prof. Dr. med. U. WIEDERMANN-SCHMIDT, PhD 1090 Wien, Kinderspitalgasse 15 Tel.: +43-1-40160-38280 Fax.: +43-1-40 160-938280 www.meduniwien.ac.at/tropenmedizin KEYFACTS: ZIKA-VIRUS Quelle: http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/zika_virus_infection/zika-outbreak/Pages/Zika-countries-with-transmission.aspx Im letzten Jahr kam es zu einer rasanten Verbreitung des Zika-Virus, einem Flavivirus (wie z. B. auch Gelbfieber, FSME, Dengue, Japan Encephalitis, West Nile) in Lateinamerika und auch in der Karibik. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Stechmücken (meist Aedes aegypti), die sich durch eine Tagesund Dämmerungsaktivität auszeichnen (indoor und outdoor). Das Virus kann auch sexuell, durch Bluttransfusionen oder perinatal übertragen werden. Bei rund 80% der Infizierten verläuft die Infektion ohne Symptome, bei den übrigen als fieberhaftes Erkrankungsbild mit Bindehautentzündung, Gelenksschmerzen bzw. Gelenksentzündungen, Muskel- und Kopfschmerzen, begleitet von einem teils juckenden Hautausschlag mit einer Krankheitsdauer von ca. 2 bis 7 Tagen. Erkrankungen des Nervensystems (Meningoenzephalitis, Guillain-Barré-Syndrom) wurden als mögliche Spätfolgen dieser Infektion beschrieben. Zika-Virusinfektionen in der Schwangerschaft stehen unter Verdacht, für Missbildungen und andere neurologische Komplikationen des Ungeborenen verantwortlich zu sein. Dieser Verdacht ergibt sich aus dem sprunghaften Anstieg von Mikrozephalie (zu kleiner Schädel) und anderer neurologischer Problemen bei Neugeborenen von Müttern mit Verdacht auf Zika-Virusinfektion während der Schwangerschaft seit 2015 in Lateinamerika (vor allem in Brasilien). Aktive Übertragungsgebiete sind derzeit Lateinamerika, die Karibik, Kap Verde, Samoa, US-Samoa und Tonga, wobei sich die Situation jederzeit ändern kann (aktuelle Informationen des CDC: http://www.cdc.gov/zika/geo/). 2015 wurden auch Infektionen in Thailand, auf den Malediven, in Stand 11.2.2016 Neukaledonien sowie Fiji, auf den Salomonen und in Indonesien gemeldet. Vor 2015 traten Ausbrüche in Afrika und Südostasien sowie auf den Pazifischen Inseln (v.a. Franz. Polynesien, Vanuatu, Cook-Inseln) auf. Die Diagnose einer Zika-Virusinfektion kann in den ersten 2 - 3 Erkrankungstagen mittels RT-PCR gestellt werden, im Harn gelingt der Virusnachweis mittels PCR bis zu 3 Wochen. Ein serologischer Nachweis von IgM-Antikörpern ist ab 5 Tagen nach Erkrankungsbeginn möglich, allerdings sind Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren (z. B. Dengue-Virus, das in den betroffenen Regionen ebenfalls zirkuliert) zu beachten. Ein Neutralisationstest steht ebenfalls zur Verfügung. Die Therapie der Infektion ist ausschließlich symptomatisch: z. B. Paracetamol® oder Parkemed®; kein Aspirin!), reichlich Flüssigkeitszufuhr, körperliche Schonung. Es gibt weder eine virusspezifische Therapie noch eine vorbeugende Impfung. Die Vorbeugung besteht in der Durchführung eines konsequenten Insektenschutzes (Tragen entsprechender imprägnierter Bekleidung, Verwendung von Repellentien für die unbedeckte Haut, Aufenthalt in klimatisierten Räumen) vor allem auch während der Tagesstunden, da der Überträger tagaktiv ist. Insektenbrutplätze (stehende Süßwasserpfützen etc.) sollten selbstverständlich eliminiert werden. Spezielle reisemedizinische Empfehlungen ergeben sich für Schwangere oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen: • Schwangeren (unabhängig vom Trimester) und Frauen, die eine Schwangerschaft planen oder nicht ausschließen können, wird zum derzeitigen Zeitpunkt von Reisen in Regionen mit aktiver Übertragung von Zika-Virusinfektionen abgeraten, weil im Falle einer Infektion ein mögliches Missbildungsrisiko für das Ungeborene gegeben ist. • Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten nach derzeitigem Wissensstand 2 Menstruationszyklen nach einem Aufenthalt in einem Zika-Virusinfektionsgebiet nicht schwanger werden. • Wegen der sexuellen Übertragbarkeit sollten Männern nach einem Aufenthalt in einem ZikaInfektionsgebiet ausschließlich geschützten Geschlechtsverkehr (Kondom) für mindestens 1 Monat betreiben (endgültige Daten über die Dauer der sexuellen Übertragbarkeit fehlen derzeit.) • Schwangere, die sich in einem Zika-Verbreitungsgebiet aufgehalten haben, sollten ihren Frauenarzt auf diese Tatsache hinweisen und gegebenenfalls eine entsprechende Ausschlussdiagnostik durchführen lassen. Im Falle eines Nachweises einer Infektion sollte die Gravidität engmaschig betreut und überwacht werden. Zika-Virusausbrüche wurden am 1.2.2016 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine „Gesundheitliche Notlage von internationale Tragweite“ (public health emergency of international concern - PHEIC) erklärt. Ziel dieser Maßnahme ist es, eine rasche wissenschaftliche Aufklärung über den vermuteten Zusammenhang von Zika-Infektionen mit Mikrozephalie und anderen neurologischen Komplikationen zu erreichen. weiterführende Links: • World Health Organization (WHO/PAHO): http://www.who.int/csr/disease/zika/en/ • Bundesministerium für Gesundheit: http://www.bmg.gv.at/home/zika • European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/zika_virus_infection/pages/index.aspx • Centers for Disease Control and Prevention (CDC): http://www.cdc.gov/zika/index.html Stand 11.2.2016