14 Kultur & Medien Nummer 180 | Samstag, 30. Juni 2012 Geschichtensucher im weiten Feld der Geometrien „The Mechanics of Form“ im Innsbrucker Kunstpavillon: Geometrien umkreist Kay Walkowiak in Installationen, einem Film und vier Prints. Von Edith Schlocker Paulus Manker in seiner Paraderolle als Oskar Kokoschka in seiner eigeFoto: Lukas Hüller nen Inszenierung von „Alma – A Show Biz ans Ende“. Mankers „Alma“ zurück in Wien Wien – „Alma – A Show Biz ans Ende“, das von Paulus Manker inszenierte Polydrama von Joshua Sobol, kehrt im August noch einmal nach Wien zurück: Im k. k. Post- und Telegrafenamt am Börseplatz, wo die 1996 im Sanatorium Purkersdorf uraufgeführte Produktion bereits 2008 bis 2010 gespielt wurde, finden zwischen 2. und 19. August insgesamt 14 Vorstellungen statt. Die Rolle der Alma Mahler-Werfel übernimmt die deutsche Film- und Theaterschauspielerin Jutta Hoffmann, die übrige Besetzung sei „ein ‚best of‘ unserer Spielorte der letzten 17 Jahre“, erklärt Manker: „Doron Tavori aus Israel wird Gustav Mahler Protest und Abheben vom Rest Innsbruck – Momentan stapeln sich auf den Schreibtischen der Redaktionen und Buchhandlungen die neuen Programmkataloge, die Lust auf die Bücher des Herbstes machen sollen und natürlich auch machen. Im Kampf um die Aufmerksamkeit scheint es manchen Verlagen zu reichen und sie gehen in Opposition zu einigen Trends. Der Wiener Sonderzahl-Verlag etwa druckt in seiner Programmvorschau ein Manifest ab. Für das Buch, für Urheberrechte und gegen E-Book-Marketing und gegen das „Zappeln“ im Internet. Kleine Verlage sind bekanntlich „Sandkörner“, doch auch die können das Getriebe stören und dadurch Impulse setzen. Verleger Dieter Bandhauer baut darauf und verweigert das Einsteigen ins E-Book-Geschäft. Auch bei einem anderen österreichischen Verlag, Ecowin, der zahlreiche Bestseller im Bereich Sachbuch liefert, hält man schon vor dem Programmblättern inne. Da heißt es nämlich „Ecowin hört auf“. Weiße Seiten sind die Folge. Zugegeben, zuvor erklärt Verleger Hannes Steiner, dass Ecowin nur mit dem Versenden der aufwändigen Vorschauen zweimal pro Jahr aufhört. Ähnlich wie bei den Musiklabels werden die Buchvermittler künftig kontaktiert, sobald eine Neuerscheinung beim Fertigwerden ist. DerVerlag könnte sich mit diesem Schritt vom enormen Zeitdruck im Herbst und im Frühjahr befreien. (sst) verkörpern, Ruben Garcia aus Lissabon ist Alexander Zemlinsky, die drei jungen Almas werden von Donja Golpashin, Martina Ebm und Katja Sallay gespielt“, sagt Manker, der selbst als Oskar Kokoschka zu sehen sein wird. Mit „Alma“ ist Manker seit gut 17 Jahren unterwegs. „Wir haben auf drei Kontinenten über 420 Vorstellungen vor ausverkauften Häusern gegeben“, so der Regisseur. Zudem liege für 2014 eine Einladung der Carnegie Hall vor, „Alma“ im Rahmen eines großen Österreich-Schwerpunkts in New York zu zeigen. Mit dem Auftritt in New York würde sich ein Kreis schließen. Dort ist Alma Mahler 1964 gestorben. (APA, TT) Innsbruck – Man muss aufpassen, nicht über die neun grauen, etwa fünf Zentimeter hohen Betonplatten zu stolpern, die der Salzburger Kay Walkowiak in den Kunstpavillon gelegt hat. Haben sie doch dasselbe Format wie jene der regulären Bodenplatten. Die neun Platten sind aber eine Skulptur – und somit unberührbar. Obwohl dem 32-jährigen Künstler der interaktive Ansatz seines Tuns wichtig ist. Der Besucher soll die neun Quadrate durchaus als Bühne empfinden, wenn auch nur im Kopf.WasimIdealfalleinesfantasiebegabten Besuchers auch auf die Installation „Rounds“ zutrifft. Ein bunter Artistenreifen hängt hier an einem an die Wand gelehnten schwarzen Metallgestell. Wenige Schritte weiter drehen sich auf Sockeln statt Kunststoffpferdchen für Kinder Modelle komplizierter geometrischer Körper. Geometrische Ordnungen haben es Kay Walkowiak angetan. Und so ist die vor 60 Jahren von Le Corbusier in Nordindien erbaute Stadt Chandigarh für ihn ein besonders aufre- Ein Sommer wie damals Innsbruck – 1955 wurden in Südtirol deutsche Vornamen für Neugeborene verboten. Der Autor und Kabarettist Konrad Beikircher war damals neun Jahre alt. Der Kampf der Südtiroler um Autonomie wird in seinem Buch „Als Strohhalme noch aus Stroh waren: Eine Kindheit in Südtirol“ außer Acht gelassen. In seinem Mikrokosmos, er wuchs in einer wohlhabenden deutschsprachigen Familie in Bruneck auf, hatte Politik offenbar keinen Platz. Ein Wohlfühl-Buch soll der Roman des Südtirolers sein, das wird auf den ersten Seiten klar. Beikircher empfiehlt, das Buch mit einem Glas Wein, ein paar Scheiben Speck und Schüttelbrot zu genießen. Kennen Sie den Werbeslogan eines Getränkeherstellers: Ein Sommer wie damals? Es sind genau diese Emotionen, die Beikircher bedient. Diese Erinnerung an eine Zeit, als man ein Kind und unbeschwert war, als man um acht Uhr aus dem Haus lief, zu Mittag das Essen verdrückte, Der Südtiroler Konrad Beikircher Foto: Nils Müller blickt zurück. sich dann wieder dem Räuber- und Gendarm-Spiel widmete und versprach bei Einbruch der Dunkelheit wieder heimzukommen. Hoppla, jetzt bin ich in meine eigene Kindheit abgedriftet. Vom Räuberund Gendarm-Spielen erzählt auch Beikircher und von den vielen Frauen, die sein Kinderleben geprägt haben. Auch so mancher Streich war an der Tagesordnung, wie etwa Käfer zu fangen und sie bei der stinklangweiligen Maiandacht fliegen zu lassen. Beikircher schildert Sommer, in denen die Sonne brannte und klirrend kalte Winter, in denen die Vögel erfroren vom Himmel fielen. Er schildert die 50er-Jahre und das Kindsein als eine abenteuerliche Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat. Es mischen sich auch traurige Episoden in die Erzählung. Wenn der Autor etwa schildert, wie ein Junge nach einem Sturz starb. Eine Frequenz stört die Leichtigkeit der Erzählung. Wegen einer gefälschten Unterschrift schlug seine Mutter den kleinen Konrad und feuchtete den Hintern an, damit es mehr schmerzte und keine Spuren blieben. Aber das scheint Beikircher rückblickend in die Kategorie „Gesunde Watschen“ einzuordnen. Ein unterhaltsames Buch, das eine Zeitreise auslöst. (pla) Konrad Beikircher. Als Strohhalme noch aus Stroh waren: Eine Kindheit in Südtirol. Kiepenheuer & Witsch, 174 Seiten, 16,99 Euro. Still aus Kay Walkowiaks im Innsbrucker Kunstpavillon gezeigtem Film „The City Beautiful“. gendes Rechercheobjekt. Daraus geworden ist der Film „The City Beautiful“, der reizvoll zeigt, wie die europäisch gedachte, aus Sichtbeton gebaute Musterstadt langsam zerfällt, teilweise von der Natur zurückerobert wird. Den Menschen spart Walkowiak in seinem Streifen weitestgehend aus, zu sehen sind nur seine Spuren, sein Müll, die Klimaanlagen, die mit den Vögeln um die Wette surren. Walkowiak ist ein Vielseitiger: Er fotografiert und filmt, versteht sich als Bildhauer, um sich im Kunstpavillon aber auch als Grafiker zu präsentieren. Mit vier Prints, die wie abstrakte konstruktivistische Kompositionen daherkom- Foto: Kay Walkowiak men, in Wirklichkeit aber indische Papierdrachen sind. Verwendet bei einem Fest, bei dem für kurze Zeit alle Kastengrenzen fallen. Kunstpavillon. Rennweg 8a, Innsbruck; bis 11. August, Dienstag bis Freitag 10 bis 12, 14 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr. WERBUNG Tiroler Volksschauspiele Lustspiel rules! Dieses Jahr warten die Tiroler Volksschauspiele Telfs mit großen Komödien auf: Shakespeares „Die windigen Weiber von Winzor“, Georg Ringsgwandls Uraufführung von „Der varreckte Hof“ und Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ mit Felix Mitterer. „So ist die Welt heutzutage eben“ – mit diesem Satz legt sich endlich jemand an: eine kauzige, alte Bäuerin, die auf ihrem heruntergekommenen Hof dem Tod entgegendämmert. Ihre Kinder machen Karriere in Büroberufen und aus demehemalsrespektablenAnwesen wieder etwas Rentables zu machen, ist daher denkbar uninteressant. Deshalb spinnt die Alte zusammen mit ihrer moldawischen Krankenschwester auf den ersten Blick irre Lösungen zur Rettung der „Hoamat“. „Der varreckte Hof“ – Eine „Stubenoper“ nennt Georg Ringsgwandl die diesjährige Uraufführung, die auf komisch-anrührende Art die Frage nach „Soll“ und „Haben“ neu stellt. „Die windigen Weiber von Winzor“ heißt die große Komödie aus der Feder von Shakespeare, die von Barbara Aschenwald und Markus Völlenklee auf unseren Tiroler Boden umgetopft wurde, um den bissigen Shakespear‘schen Witz für hiesige Ohren genießbar zu machen. Eine Betrugsorgie in Worten und Werken um den „Die windigen Weiber von Winzor“, (v. l., Helga Pedross und Sonja Jehle) Foto: www.guentheregger.at mit Schwerenöter Falstaff (Frank-Thomas Mende). fetten Schwerenöter Falstaff (Frank-Thomas Mende), der, überzeugt von seinem unwiderstehlichen Charme, zwei reiche Geschäftsfrauen anbrät, um an deren Geld zu kommen – denn er ist heillos bankrott. In „Ein Bericht für eine Akade- mie“ spielt Felix Mitterer den zum Menschen gewordenen Affen Rotpeter, der einer Abordnung der Akademie (nämlich uns) erzählt, wie er sich zum Menschen gemacht hat. Denn an sein Affe-Sein kann er sich nicht mehr erinnern. Tiroler Volksschauspiele Telfs – Termine Die windigen Weiber von Winzor: Premiere: 26. Juli. Weitere Aufführungen: 27., 28., 29. (17 Uhr), 31. Juli, 1. (ausverkauft), 3., 8., 9., 13., 14., 18., 19. (17 Uhr), 22., 23., 24., 27., 28., 29. August, um 20 Uhr, wenn nicht anders angegeben. Spielort: großer Rathaussaal Der varreckte Hof: Premiere: 4. August. Weitere Aufführungen: 5., 6., 7., 10., 11., 12. (17 Uhr), 15., 16., 17., 20., 21., 25., 26., 30., 31. August, um 20 Uhr, wenn nicht anders angegeben. Spielort: Kranewitter Stadl Ein Bericht für eine Akademie: Premiere: 30. Juli. Weitere Aufführungen: 2., 5., 6., 7., 10., 11., 12., 15., 16., 17., 25., 26. August, um 20 Uhr. Spielort: kleiner Rathaussaal Kartenhotline: 05262/62013 Allgemeine Auskünfte: 05262/62014 www.volksschauspiele.at