Elektrotechnisches Praktikum II Versuch 1: Elektronenstrahloszilloskop 1 Versuchsinhalt 2 2 Versuchsvorbereitung 2.1 Aufbau und Funktion des Elektronenstrahloszilloskops 2.1.1 Elektronenstrahlröhre . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Eingangsverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Zeitablenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Triggerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.5 Messleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Betriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Ein- und Mehrkanalbetrieb . . . . . . . . . . . 2.2.2 XY-Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Blockschaltbild und Bedienungselemente . . . . . . . . 2.4 Kenngrößen periodischer Zeitfunktionen . . . . . . . . 2.5 Fragen zur Versuchsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 . 3 . 3 . 4 . 4 . 4 . 5 . 7 . 7 . 7 . 8 . 11 . 12 3 Versuchsdurchführung 3.1 Grundeinstellungen und Vorversuche 3.2 Eigenschaften der Triggerung . . . . 3.3 Aufnahme von Diodenkennlinien . . 3.4 Zweipuls-Brückenschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 13.09.2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 14 14 15 16 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 1 Versuchsinhalt Durch seine Eigenschaft, elektrische Spannungen über einen großen Bereich (von mV bis kV) mit sehr großer Dynamik bis in den ps-Bereich sichtbar zu machen, ist das Elektronenstrahloszilloskop zu einem der wichtigsten Messinstrumente der Elektrotechnik geworden. Unter Verwendung geeigneter Messumformer ermöglicht es die Darstellung zeitabhängiger Signale sowie von Kennlinien, wie sie im Rahmen der Naturwissenschaft und Technik vielfach benötigt werden. In diesem Versuch sollen die Wirkungsweise des Elektronenstrahloszilloskops erläutert und seine Handhabung auch im Hinblick auf weitere Praktikumsversuche (Versuch 2: Messung komplexer Widerstände; Versuch 8: Schwingkreis) erlernt werden. Dabei konzentrieren sich die ersten Versuchsschritte auf das Verständnis der Funktionsweise des Gerätes, bevor auf die Messung realer Signale übergegangen wird. Bild 1: In diesem Versuch eingesetztes Elektronenstrahloszilloskop 2 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 2 Versuchsvorbereitung 2.1 Aufbau und Funktion des Elektronenstrahloszilloskops Die wesentlichen Komponenten eines Elektronenstrahloszilloskops sind die evakuierte Elektronenstrahlröhre zur Erzeugung des Elektronenstrahls und dessen ortsrichtiger Darstellung auf dem Bildschirm, sowie Zusatzschaltungen, die die zur Ansteuerung der Röhre nötigen Signale bereitstellen. 2.1.1 Elektronenstrahlröhre Hinsichtlich der Funktion kann der Aufbau der Elektronenstrahlröhre in Einrichtungen zur Erzeugung, zur Ablenkung und zur Darstellung des Strahls eingeteilt werden (Bild 2). Darstellung Erzeugung Heizdraht Wehneltzylinder Kathode Ablenkung Anode Fokussierungssystem Y-X Ablenksysteme Nachbeschleunigungselektrode Leuchtschirm Bild 2: Schematischer Aufbau einer Elektronenstrahlröhre Die Kathode wird von einem Heizdraht erhitzt, so dass Elektronen emittiert werden können. Diese Elektronen werden im Feld zwischen Anode und Kathode beschleunigt, das von einer Beschleunigungsspannung in Höhe einiger kV aufgebaut wird. Die Intensität des Elektronenstrahls ist durch Anlegen geeigneter Spannungen am Wehneltzylinder beeinflussbar. So sorgt eine negative Ladung für die Konzentration des Elektronenstrahls auf die Mitte der Röhre, während ein hinreichend positives Potential den Strahl, wie z.B. beim Rücklauf (Kapitel 2.1.3), ausblendet. Für das punktförmige Auftreffen auf den Leuchtschirm sorgt ein Fokussierungssystem. Nach dem Durchtritt durch ein Loch in der Anode gelangt der Elektronenstrahl in den Feldbereich der XY-Ablenkplatten. Hier kann er im homogenen Kondensatorfeld aus seiner Mittellage ausgelenkt werden. Durch räumlich um 90◦ versetzte zweifache Ablenkung erhält man Auslenkungen in horizontaler und vertikaler Richtung auf dem Leucht- 3 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 schirm. Die Nachbeschleunigungselektroden erhöhen die Aufprallenergie des Elektronenstrahls und verstärken so den Leuchteffekt. 2.1.2 Eingangsverstärker Das in diesem Versuch verwendete Elektronenstrahloszilloskop besitzt 2 Eingangsverstärker, die eine Umschaltung für unterschiedliche Amplituden zwischen 5 mV/cm und 20 V/cm erlauben. Die Verstärker haben einen hochohmigen Eingangswiderstand von 1 MΩ, um das Messignal nicht zu belasten. Bei der Messung zeitabhängiger Größen wird das Signal auch durch die Eingangskapazität im pF-Bereich belastet. Das Messsignal kann entweder direkt (Gleichspannungsankopplung DC) oder über einen Kondensator (Wechselspannungsankopplung AC) auf den Verstärker gelangen. Zusätzlich kann der Verstärker auf Erdpotential (GD) gelegt werden, um die Nullinie aufzufinden und abzugleichen. 2.1.3 Zeitablenkung Zur Darstellung des Zeitverlaufs periodischer Spannungen muss der Elektronenstrahl mit konstanter Geschwindigkeit in horizontaler Richtung über den Schirm abgelenkt werden. Die X-Ablenkspannung muss daher zeitproportional ansteigen. Wird gleichzeitig der Elektronenstrahl in Y-Richtung in Abhängigkeit von der Messspannung u(t) ausgelenkt, so entspricht die Leuchtspur auf dem Schirm der Funktion u(t). Wegen der kurzen Nachleuchtdauer muss der Aufzeichungsvorgang wiederholt werden, so dass ein normales Elektronenstrahloszilloskop nur für periodische Spannungen ein stabiles Bild erzeugt. Deshalb wird der Elektronenstrahl nach Erreichen des rechten Bildrandes durch Anlegen einer entsprechenden Spannung am Wehneltzylinder ausgeblendet (Kapitel 2.1.1) und die X-Ablenkspannung rasch auf den Anfangswert zurückgefahren. Diese Spannung hat demnach einen sägezahnförmigen Verlauf (Bild 3) mit einstellbarer Anstiegsgeschwindigkeit. 2.1.4 Triggerung Aufgabe der Triggerung ist es, das im Oszilloskop erzeugte horizontale Ablenksignal mit dem angelegten periodischen Vertikalsignal zu synchronisieren und dadurch ein stehendes Oszillogramm zu erzeugen. Dies ist für den Anwender des Oszilloskops von höchster Bedeutung, da bei allen Anwendungen unterschiedliche Bedingungen bezüglich Frequenz, Amplitude und Form des Signals vorliegen. Nach dem Rücklauf des Elektronenstrahls wird daher solange mit einem erneuten Hinlauf gewartet, bis das Signal wieder einen Triggerpegel gleichsinnig durchläuft (Bild 4). Triggerpegel und -flanke (ab- und ansteigend) sind am Oszilloskop einstellbar. Liegt der Triggerpegel außerhalb des vom Signal überstrichenen Bereiches, so 4 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 Rücklauf Hinlauf Hinlauf u t Bild 3: Prinzipieller Verlauf der X-Ablenkspannung wird kein Hinlauf ausgelöst und entsprechend kein Bild angezeigt. Um die vergrößerte Darstellung von beliebigen Periodenausschnitten zu ermöglichen, kann an einigen Oszilloskopen (nicht beim Versuchsgerät) eine Verzögerungszeit ab Erreichen des Triggerpunktes eingestellt werden. Das Triggersignal kann über unterschiedliche Koppelfunktionen an die Triggereinheit geschaltet werden (Bild 7). In Stellung DC werden alle Signalanteile (Gleich- und Wechselspannung) übertragen. Sie eignet sich z.B. für sehr langsam ablaufende Signale. Der AC-Eingang ist zur Ankopplung von Wechselspannungen geeignet, die von einer überlagerten Gleichspannung getrennt werden sollen. Hierbei sind die gerätespezifischen unteren und oberen Übertragungsfrequenzen zu beachten. Zusätzlich kann das Signal über einen Tiefpass (LF), einen Hochpass (HF, nicht beim Versuchsgerät) und einen Filter für TV-Signale angekoppelt werden. Schließlich kann die Triggerquelle gewählt werden, d.h. das Signal, dass der Triggerschaltung zugeführt wird. Dabei wird zwischen interner, externer und netzbezogener Triggerung unterschieden. Bei interner Triggerung wird das im Vorverstärker des Vertikalablenksystems vorhandene Messsignal an die Triggerschaltung geführt. Externe Triggerung erfordert den Anschluß einer Triggerquelle an die vorgesehene Eingangsbuchse. Außerdem kann die Netzfrequenz aus dem Netzteil des Oszilloskops hierfür eingesetzt werden. 2.1.5 Messleitungen Um das Messsignal abzugreifen und zum Oszilloskop zu leiten, sind Messleitungen erforderlich, die möglichst keine Signalverfälschung verursachen dürfen. Bei Signalen mit Frequenzen unter 10 kHz aus niederohmigen Quellen (< 10 kΩ) werden üblicherweise Koaxialkabel ohne Verwendung weiterer Bauteile, bei hochohmigen Quellen und höheren Frequenzen zusätzlich Tastköpfe eingesetzt (Bild 5). 5 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 fallende Flanke steigende Flanke Rücklauf Hinlauf Rücklauf Wartezeit Hinlauf Wartezeit uY Triggerpegel t uX Bild 4: Pegel- und Flankentriggerung Das sind ohmsch-kapazitive Spannungsteiler, deren ohmscher Teil für eine deutlich geringere Belastung der (Gleichspannungs-)Signalquelle sorgt, indem der Eingangswiderstand bei üblicher 10:1 Teilung verzehnfacht wird. Durch entsprechende Einstellung des Trimmkondensators, der mit der Eingangskapazität des Oszilloskops einen kapazitiven Spannungsteiler bildet, lässt sich die gesamte Eingangskapazität auf ein Zehntel verringern. Dies erlaubt die Messung auch hochfrequenter Signale mit geringer Verfälschung. Der Abgleich des Trimmkondensators mit der Eingangskapazität des Oszilloskops des Tastkopfes erfolgt üblicherweise mit einer Rechteckspannung, die aufgrund ihrer steilen Schaltflanken auch Sinusschwingungen sehr hoher Frequenz enthält. Ein fehlerhafter Abgleich macht sich durch Signalverformung bemerkbar, da Tastkopf Koaxialkabel Eingang Oszilloskop Messpunkt 1:1 10:1 Bild 5: Prinzip eines Tastkopfes mit Teilung 1:1/10:1 6 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 nicht alle Frequenzen im gleichen Verhältnis (10:1) vom Tastteiler reduziert werden. Der Tastkopf kann auch mit einer aktiven Schaltung (Impedanzwandler) ausgerüstet sein. Zur Messung extrem hochfrequenter Signale muss die Messleitung am Oszilloskop mit ihrem Wellenwiderstand (ca. 50Ω) reflexionsfrei abgeschlossen werden. 2.2 Betriebsarten 2.2.1 Ein- und Mehrkanalbetrieb Bei Einkanalbetrieb wird das Messsignal einem der beiden Eingangsverstärker zugeführt. Die Taster für alternierenden Betrieb und für Differenzbetrieb dürfen nicht gedrückt sein. Das Triggersignal wird dem jeweils aktiven Kanal entnommen (vgl. Versuch 8: Ermittlung der Resonanzfrequenz in Kapitel 3.2.1 und der Dämpfung in Kapitel 3.2.2). Häufig sollen gleichzeitig zwei Zeitfunktionen dargestellt werden (vgl. Versuch 2: Kapitel 3.2.1). Dieser Zweikanalbetrieb wird durch einen elektronischen Umschalter realisiert, der die beiden Eingangsverstärker abwechselnd mit den vertikalen Ablenkplatten verbindet. Bei niedrigen Signalfrequenzen wählt man die Einstellung “chopped”, bei der sehr oft innerhalb einer Periode umgeschaltet wird, so dass gleichzeitig zwei quasikontinuierliche Linienzüge aufgezeichnet werden. In der Einstellung ”alternierend” für hohe Frequenzen zeichnet der Elektronenstrahl sukzessive jeweils den kompletten Hinlauf eines Kanals auf. Damit Amplitude und Ankopplung beider Signal unabhängig voneinander einstellbar sind, ist der Kanalumschalter hinter den Eingangsverstärkern angeordnet. Die Signale beider Eingänge können auch addiert oder durch Vorzeichenumkehr am Eingang 2 (Einstellung: Invertierung) subtrahiert dargestellt werden. Letzteres ist zur Messung auf hohem Potential liegender Spannungen unverzichtbar (vgl. Versuch 2: Oszilloskop als Nullmessinstrument bei Brückenschaltungen). Die Kanäle können nur Spannungen gegenüber Erde verarbeiten, da der Erdleiter des Oszilloskops aus Personenschutzgründen mit dem Netzschutzleiter verbunden ist. Die Messung auf hohem Potential liegender Spannungen mit nur einem Eingang und dann zwangsläufig aufgehobener Verbindung von Erd- und Netzschutzleiter kann lebensgefährlich sein, da in diesem Fall das Gehäuse des Oszilloskops auf dem hohen Potential der Messspannung liegt. 2.2.2 XY-Betrieb Im XY-Betrieb wird das am Eingang 1 anliegende Signal auf die horizontalen Ablenkplatten des Oszilloskops gegeben. Parameterdarstellungen zweier Zeitfunktionen (vgl. Versuch 2: Kapitel 3.4.2) oder Kennlinien von Bauelementen (vgl. Versuch 2: Kapitel 3.3) lassen sich in dieser Betriebsart ermitteln. Ströme als Messgröße müssen in 7 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 proportionale Spannungen umgewandelt werden, z.B. mit Hilfe eines niederohmigen Shunt-Widerstandes. Bild 6 zeigt dies am Beispiel der Aufnahme einer Diodenkennnlinie. Dabei sind im Schaltbild zur besseren Übersichtlichkeit die Spannung (CH I) vertikal und der Strom (CH II) horizontal eingezeichnet. Vorsicht: Bei fehlender Signalspannung kann der ruhende Elektronenstrahl die Leuchtschicht zerstören. ID 1 kΩ UD CH I CH II ~ Durchbruchspannung UZ CH II ID 100 Ω UD Durchlassspannung UF CH I Bild 6: Aufnahme einer Diodenkennlinie mit dem Oszilloskop 2.3 Blockschaltbild und Bedienungselemente Triggerquellen Triggerkopplung DC AC Netz 50Hz Extern Triggerpegel, -flanke autom. normal LF TV Kanal 1 Kanalwahl Zeitablenkgeschwindigkeit Invert. Kanal 2 + Zeitbasis Eingangsverstärker AC/DC-Ankopplung XY Bild 7: Blockschaltbild des im Versuch eingesetzten Oszilloskops 8 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 Bild 8: Bedienungselemente des Versuchsoszilloskops (1) 9 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 Bild 9: Bedienungselemente des Versuchsoszilloskops (2) 10 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 2.4 Kenngrößen periodischer Zeitfunktionen Periodische Zeitfunktionen lassen sich durch allgemeingültige Kenngrößen beschreiben. Im folgenden werden einige wichtige Kenngrößen, die auch im Rahmen dieses Versuchs ermittelt werden, am Beispiel einer Spannung u(t) mit der Periodendauer T erläutert. Als Gleichwert einer beliebigen periodischen Funktion wird der arithmetische Mittelwert der Funktion im Periodenintervall T bezeichnet: ū = 1 T RT · u(t) dt 0 Der Gleichwert kann mit dem Oszilloskop durch DC-Ankopplung des Messsignals direkt bestimmt werden (Kapitel 2.1.2). Unter dem Maximalwert einer periodischen Funktion versteht man den größten Betrag des Augenblickswertes: û = |u|max Bei Wechselgrößen, d.h. Funktionen, deren Gleichwert 0 ist, wird der Maximalwert auch als Scheitelwert, bei sinusförmigen Wechselgrößen auch als Amplitude bezeichnet. Der Effektivwert einer periodischen Zeitfunktion ist wie folgt definiert: s 1 T U= RT · u2 (t) dt 0 Nur für Wechselgrößen sind definiert: - der Scheitelfaktor als Verhältnis von Scheitelwert zu Effektivwert: S = Uû - der Gleichrichtwert als arithmetischer Mittelwert des Betragsverlaufes: |ū| = 1 T RT · |u(t)| dt 0 - der Formfaktor als Verhältnis von Effektivwert zu Gleichrichtwert: Fg = 11 U |ū| Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 2.5 Fragen zur Versuchsvorbereitung Die folgenden Fragen sind als Vorbereitung auf den Versuch schriftlich zu bearbeiten: 1. Weshalb ist es vorteilhaft, mit einer hohen Eingangsimpedanz zu messen? Erläutern Sie dies anhand eines einfachen Schaltbildes. 2. Leiten Sie anhand von Bild 10 eine Formel ab, aus der die Proportionalität zwischen Auslenkung d und Spannung U an den Ablenkplatten hervorgeht. d U e,Ve c b l Bild 10: Ablenkung des Elektronenstrahls im Plattenkondensator 3. Wählen Sie einen geeigneten Triggerpegel für ein stehendes Bild des in Bild 11 gegebenen Spannungsverlaufes und tragen Sie in das untere Diagramm den zeitlichen Verlauf der Ablenkspannung ein. Ablenkzeit Rücklaufzeit uY t ux t Bild 11: Triggerung für stehendes Bild 12 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 4. Wie sind Spannungen zwischen zwei beliebigen Punkten zu messen, die beide auf hohem Potential liegen ? Skizzieren Sie den Anschluss der Messleitungen an das Oszilloskop und beschreiben Sie die erforderlichen Einstellungen. 5. Bestimmen Sie für die periodischen Zeitverläufe in Bild 12 die in Kapitel 2.4 angegebenen Kenngrößen. a) a) u û 1 ∆t 0 T t T t T t −1 b) u û 1 0 c) T /2 u û 1 0 Bild 12: Periodische Zeitverläufe 6. Welchen prinzipiellen Verlauf muss die Quellenspannung UQ der Schaltung in Bild 6 zur Messung der Diodenkennlinie aufweisen? 13 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 3 Versuchsdurchführung 3.1 Grundeinstellungen und Vorversuche Zur Versuchsvorbereitung sind am Oszilloskop Grundeinstellungen vorzunehmen: 1. Scharfstellen des Strahles; 2. Wahl der Standardeinstellung, d.h. sämtliche Taster sollten in Aus-Stellung sein; 3. Abgleich des Tastkopfes. Nach Kapitel 2.1.5 ist der Trimmkondensator des Tastkopfes auf die Eingangskapazität des Oszilloskops abzustimmen. Hierfür kann am Ausgang des Rechteckkalibrators eine Rechteckspannung abgegriffen werden (Bild 9). Stellen Sie zunächst das Rechtecksignal auf dem Bildschirm dar und gleichen Sie dann die Kapazität (mittels Stellschraube am Tastkopf) für das Tastverhältnis 10:1 ab. Beachten Sie bei den folgenden Messungen das eingestellte Tastverhältnis des Tastkopfes. Stellen Sie beide Kanäle ohne anliegendes Signal im Chopperbetrieb dar (mit verschobenen Nulllinien zur Unterscheidung) und versuchen Sie, mit der Zeitbasis auf die Chopperfrequenz zu synchronisieren. 3.2 Eigenschaften der Triggerung Bei automatischer Triggerung und anliegendem Messsignal stellt sich der Einstellbereich für den Triggerpegel automatisch auf den durch das Signal überstrichenen Bereich ein. Eine bestimmte Triggerschwelle darf jedoch das Triggersignal, das in diesem Fall mit dem Messignal identisch sein soll, für eine stabile Darstellung nicht unterschreiten. Diese Schwelle lässt sich durch Variation der Amplitude einer Sinusspannung (empfohlen: 1 kHz) ermitteln, die an einem Funktionsgenerator abgegriffen werden kann. Bei einsetzender stabiler Triggerung leuchtet die TR-LED dauerhaft. Dieser Effekt soll untersucht werden, indem bei gleichbleibendem Einstellbereich die Amplitude des Eingangssignals fortlaufend verkleinert wird. Welche Triggerschwelle (Anzahl Bildschirmraster) muss das Triggersignal mindestens überschreiten ? Stellen Sie zunächst eine 1-kHz-Sinusspannung mit 10 V Amplitude aus dem Funktionsgenerator bei geeigneter Wahl von Triggerpegel und -flanke dar (2 Perioden). Bei Spannungen mit nieder- und hochfrequenten Komponenten ähnlicher Größe ist die Triggerung eines Signals schwierig. Dem eingestellten Messsignal soll zur Beobachtung dieses Effektes eine 50-Hz-Störspannung überlagert werden, indem die Bezugsleitung zwischen Oszilloskop und Funktionsgenerator, d.h. die Erdleitung, von einem der Geräte getrennt wird. Aufgrund im Raum vorhandener elektrischer und magnetischer Felder der Versorgungsleitungen kommt es dann zur Einkopplung von 14 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 50-Hz-Komponenten. Stellen Sie mit geeigneter Triggereinstellung ein bis zwei 50-HzPerioden mit überlagerter hochfrequenter Spannung dar. Mit welcher Maßnahme erreichen Sie die Darstellung eines stabilen Bildes? Welche alternativen Maßnahmen gibt es? Welcher Effekt tritt auf, wenn die Frequenz des Eingangssignals um 5 Hz erhöht wird, und wie lässt er sich erklären? 3.3 Aufnahme von Diodenkennlinien Die Kennlinien zweier Halbleiterdioden sollen nach Bild 6 mit dem Oszilloskop aufgenommen und daraus deren Durchlassspannungen UF bestimmt werden: 1. Germanium-Diode AA118 (Imax = 50mA ; UZ = 90V ) 2. Silizium-Diode 1N4007 (Imax = 1A; UZ = 100V ) Die Amplitude der geeignet zu wählenden Speisespannung der Schaltung UQ darf von 0,5Vss ausgehend nur in kleinen Stufen von 0,5V erhöht werden, um die maximale Dauerstrombelastbarkeit Imax der Dioden nicht zu überschreiten. Diode Durchlassspannung AA118 V 1N4007 V 15 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 3.4 Zweipuls-Brückenschaltung Zweipuls-Brückenschaltungen nach Bild 13 dienen der Zweiweg-Gleichrichtung von Wechselspannungen und -strömen. UD1 UQ D1 D2 1kΩ ~ 5V 50Hz D3 UR D4 Bild 13: Zweipuls-Brückenschaltung An einer derartigen Schaltung sollen die Zeitverläufe von: 1. Eingangsspannung UQ , 2. Verbraucherspannung UR , 3. Diodenspannung UD1 , aufgenommen werden. In den bisherigen Versuchsschritten war eine Kontrolle der Amplitude des Ausgangssignals des Funktionsgenerators nicht erforderlich, da entweder das Signal unbelastet blieb oder der absolute Wert der Amplitude für die Aufgabenstellung unerheblich war. Bei diesem Versuch ist zu beachten, dass der Funktionsgenerator keine ideale Spannungsquelle darstellt und somit bei Belastung der am Display angezeigte Einstellwert nicht mit der Klemmenspannung des Funktionsgenerators übereinstimmt. Deswegen ist mit dem Oszilloskop eine Einstellung der Eingangsspannung UQ auf den in Bild 13 angegebenen Effektivwert von 5 V vorzunehmen. Darüber hinaus ist bei der Messung von UD1 zu berücksichtigen, dass aufgrund der Durchlassspannung der Diode beide Messpunkte nicht auf Erdpotential liegen. 16 Elektronenstrahloszilloskop ETII V1 Aus den Messgrössen sind - soweit definiert - folgende Signalkenngrössen zu berechnen: Messtelle Gleichwert Maximalwert Gleichrichtwert Effektivwert Scheitelfaktor Formfaktor UQ UR V V V V UD1 V V V V V V V V Kann aus den Messgrössen auch die Durchlassspannung der benutzten Dioden ermittelt werden ? Literatur [1] Internetpräsenz von HAMEG Instruments: www.hameg.de [2] Felderhoff, R. Elektrische und elektronische Messtechnik Hanser Verlag, München, 1993 [3] Benda, D. Wie misst man mit dem Oszilloskop? Franzis Verlag, Feldkirchen, 1996 17