Informationen zu EHEC EHEC - HS-OWL

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Informationen zu EHEC
EHEC (Enterohämorrhagischer Escherichia coli) ist ein gram negatives, stäbchenförmiges
Bakterium, dass 1983 erstmalig beschrieben wurde. Weltweit und auch in Deutschland wurden
seither zahlreiche Krankheitsausbrüche registriert. Das bedeutendste EHEC Serovar ist
O157:H7. In Deutschland wurden in den letzten Jahren neue Serovare (073:H18, O91:H21,
O104:H21 u. a. (A. Mellmann et al. 2007) nachgewiesen. Als Verursacher der aktuellen
Erkrankungsfälle durch EHEC wurde das Serovar O104:H4 identifiziert.
Vor allem Rinder und kleine Wiederkäuer gelten als das primäre Reservoir für EHEC. Insofern
stellen Lebensmittel tierischen Ursprungs eine bedeutende Infektionsquelle dar. Aber auch
Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs, die mit Rinderkot, beispielsweise aus Düngung oder
kontaminiertem Wasser in Kontakt kommen, können zu Erkrankungen führen wie Ausbrüche
in den USA 2006 durch Spinat oder in Japan durch Rettich belegen (Messelhäusser et al., 2007).
Zahlreiche nationale Forschungsstellen beschäftigen sich seit Jahrzehnten eingehend mit dem
Erreger.
Krankheitsgeschehen:
Im Epidemiologischen Bulletin Nr. 21 vom 30. Mai 2011 teilte das Robert Koch Institut mit:
Seit Anfang Mai kommt es in mehreren Bundesländern zu einem gehäuften Auftreten des sogenannten
hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) und blutigen Diarrhöen im Zusammenhang mit Infektionen
durch EHEC. Die das HUS verursachenden EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier
auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe und
Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt fäkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den
Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten
Kontakt von Mensch zu Mensch (Schmierinfektionen).
Inkubationszeit:
Die Inkubationszeit, die Zeit von der Aufnahme des Erregers bis zur Erkrankung, beträgt ca. 2 – 10
Tage.
Ermittlung möglicher Infektionsquellen: Der zeitliche Verlauf, die geographische und
demographische Verteilung sowie erste Befragungen von Patienten deuteten früh auf ein EHEC
kontaminiertes Lebensmittel als Infektionsquelle hin. Vehikel wie Rohmilch oder rohes Fleisch, die in
früheren EHEC/HUS-Ausbrüchen als Infektionsquelle identifiziert wurden, scheinen im aktuellen
Geschehen keine Rolle zu spielen,…das vorläufige Ergebnis aus einer Zusammenarbeit von RKI und
den Hamburger Gesundheitsbehörden durchgeführten Fall-Kontroll-Studie ergab einen statistisch
signifikanten Zusammenhang zwischen Erkrankungen und dem Verzehr roher Tomaten, Salatgurken
und Blattsalaten,…dennoch ist nicht auszuschließen, dass auch andere Lebensmittel als mögliche
Infektionsquelle in Frage kommen..
Am 31. Mai 2011 veröffentlichte das RKI auf seiner Homepage:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung "empfiehlt derzeit weiterhin vorsorglich Tomaten,
Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren. Diese Hinweise, die insbesondere auf in
Norddeutschland erhältliche Ware abzielen, haben weiterhin Bestand, solange die Ermittlungen des
Ausbruchsgeschehens andauern" (Stellungnahme Nr. 015/2011 des BfR vom 26. Mai 2011). Über den
Erregernachweis auf Gurken hat das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) die Behörde
für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) am 26.5.2011 informiert.
EHEC Nachweis
Zum schnellen Nachweis des EHEC-Ausbruchstamms in Patientenmaterial wurde ein neues System
am Universitätsklinikum Münster entwickelt. Das molekularbiologische Verfahren nutzt den
Nachweis spezifischer Gensequenzen des Bakteriums durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR), um
den Erreger zu identifizieren. Am 30.5.2011 informierte das Konsiliarlabor für HämolytischUrämisches Syndrom (HUS), am Institut für Hygiene, Universitätsklinikum Münster…über relevante
Aspekte zur mikrobiologischen Labordiagnostik im Rahmen des aktuellen EHEC Ausbruchs und
veröffentlichte das Protokoll für den speziellen Nachweis des EHEC-Ausbruchstamms O104:H4. Das
Isolat (O104:H4) ist im Rahmen üblicher Methoden zur EHEC Diagnostik detektierbar, …die
beschriebene PCR-Strategie ermöglicht nach dem jetzigen Kenntnisstand eine spezifische
Differenzierung des Ausbruchstammes HUSEC041 (O104:H4) von allen anderen HUS-assoziierten
EHEC. Hierbei werden vier Gene auf ihr Vorhandensein überprüft. Sind alle vier vorhanden, ist das
Vorhandensein des Ausbruchstammes (O104:H4) höchstwahrscheinlich.
Am 31.5.2011 veröffentlicht das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung), Berlin, dass die
Entwicklung eines spezifischen Erkennungssystems für den EHEC Keim O104:H4 in Lebensmitteln
am Nationalen Referenzzentrum für Escherichia coli zusammen mit Experten von der französischen
Lebensmittelagentur ANSES gelungen ist.
Beide Verfahren, sowohl dass zum Erregernachweis im Patientenmaterial als auch in Lebensmitteln,
sind PCR-Nachweisverfahren, die im Mikrobiologielabor seit Jahrzehnten zum Nachweis von
Mikroorganismen eingesetzt werden. Die schnelle Entwicklung, der speziell auf den Erreger O104:H4
angepassten PCR-Verfahren und die enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen Einrichtungen
und Lebensmitteluntersuchungseinrichtungen in Land und Bund lässt hoffen, dass die Ursache
aufgeklärt werden kann. Der anfängliche Verdacht, dass spanische Salatgurken die Krankheitsausbrüche verursacht haben könnten, konnte nach dem geeignete Untersuchungsmethoden zur
Verfügung standen bisher nicht bestätigt werden.
HYGIENE:
Das RKI spricht folgende Empfehlungen für den Verbraucher und Patient aus:
… über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus, vorsorglich bis auf
weiteres Tomaten. Salatgurken und Blattsalat insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu
verzehren, … strikte Händehygiene einzuhalten … und die Empfehlungen zur guten Küchenhygiene,
wie sie das BfR in seinem Merkblatt zur Vermeidung von EHEC-Infektionen beschreibt behalten
weiterhin ihre Gültigkeit.
Gute Küchenhygiene Regeln:
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Lebensmittel nur mit sauberen Händen verarbeiten
reine und unreine Arbeitsschritte trennen, (d.h. ungewaschene Produkte z.B. erdbehaftete
Gemüse und Früchte oder rohe Lebensmittel wie Fleisch, nicht mit genussfertigen Produkten
(z. B. Dressings oder Nachspeisen) auf der Arbeitsfläche in Berührung bringen
die Bearbeitung von rohen und erhitzten Lebensmitteln trennen
Achtung! Tropfflüssigkeiten (z. B. Tauwasser von gefrorenem Geflügel) enthalten
Mikroorganismen und können Hände, Tische, Ablagen und Geräte verunreinigen
Haushaltgeräte (z. B. Schneidebretter, Messer, Löffel) beim Wechsel der bearbeiteten
Produkte zuvor gründlich mit heißem Wasser reinigen
Lagerung von rohen und zubereiteten Produkten immer im Kühlschrank; Kühlung verhindert
oder verlangsamt die Vermehrung von Mikroorganismen
wenn immer möglich Speisen gut durcherhitzen
Achtung! Spülutensilien/-lappen sind feucht und nach Benutzung keimbelastet; Spülutensilien/-lappen müssen häufig gewechselt oder mindestens bei 70 °C gewaschen werden.
Referenzen/Informationen
Mellmann, A., Köck, R., Fischer, R., Bielaszewska, M., Friedrich, A.F., Karch, H., 2007. Phylogenetische
Analysen enterohämorrhagischer E. coli von HUS-Patienten. 2. EHEC-Workshop, Wildbad Kreuth.
Messelhäußer, U., Kämpf, P., Elmer-Englhard, D., Kleih, W., Höller, C., Schulze, G., Pudich, U., Schreiner, H.,
Diepolder, H., Busch, U., 2007. Nachweis von Shiga Toxin bildenden Escherichia coli (STEC) im Rahmen der
amtlichen Lebensmittelüberwachung in Bayern (2003-2006). 2. EHEC-Workshop, Wildbad Kreuth.
Homepage des Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin: www.bfr.bund.de
Homepage des Robert Koch Instituts, Berlin: www.rki.de
http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=hygiene
Abb. Mikroskopaufnahme von zwei E. coli-Bakterien (Quelle: BfR)
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