Endokarditis - Universitätsklinikum Münster

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15.06.2010
Endokarditis
Prophylaxe, Diagnose und Therapie
Endokarditis-Erreger und Epidemiologie
Häufigkeit:
3-10 Episoden/100.000 Patientenjahre
mit deutlicher Altersabhängigkeit
Männer>Frauen (2:1)
Einteilung nach Modus des Erwerbs:
Health-care assoziiert
(Nosokomial oder nicht-nosokomial)
Communitiy-aquired
Assoziiert mit i.v.-Drogenkonsum
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Endokarditis-Entwicklung
Traumatized
Endothelium
Bacteremia
Non-Bacterial
Thrombotic
Endocarditis
+
Platelets
+
Fibrin
Bacterial
Endocarditis
+
Embolization
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Fibrin
Deposition
Layering
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Indikation für Antibiotika-Prophylaxe
Sogenannte „High-risk“-Patienten:
•  Künstliche Herzklappen oder prothetisches Material bei Herzklappenrekonstruktion
•  Durchgemachte Endokarditis
•  Komplexe angeborene Herzfehler mit
- Zyanose, palliative Shunts oder Conduits
- kompletter Rekonstruktion mit prothetischem Material 6 Monate nach Prozedur
- residuelle Defekte bei Verwendung von prosthetischem Material
Nur noch bei zahnnärztlichen Prozeduren mit Manipulation an der Gingiva oder periapikal
und Verletzung der Mundschleimhaut
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Helmut Baumgartner
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Empfehlungen für Antibiotika-Prophylaxe:
Einzel-Gabe 30-60 Minuten vor der Prozedur
Keine Penicillin/Ampicillin-Allergie:
Erwachsene
Kinder
2g Ampicillin
50mg/kg p.o. oder i.v.
Bei Penicillin/Ampicillin-Allergie: 600mg Clindamycin
20mg/kg p.o. oder i.v.
Empfehlung zur Elimination von dentalen Foci vor Implantation von Fremdmaterial
Bei komplexen, prolongierten Eingriffen (Implantation von Prothesenmaterial am Herz/Gefäß-System) ggf.
Staphylokken-wirksame Prophylaxe über 48 Stunden)
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Klinische Symptome und Diagnose
Allgemeine Schwäche
anhaltendes oder wiederkehrendes Fieber
Nachtschweiß, Gewichtsverlust
Neu aufgetretenes Herzgeräusch
Embolisches Ereignis (z.B. zerebral )
Hauterscheinungen (immunologische Phänomene)
vor allem bei prädisponierenden Faktoren:
prothetisches Material (Herzklappen, Schrittmacher, Baffle etc), valvuläre
Erkrankungen, angeb. Herzfehler, septische Situation oder chir. Eingriff,
Herzinsuffizienz
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Diagnose (2)
Echokardiographie:
Transthorakale Echokardiographie ist erstes bildgebendes Verfahren
Transösophageal Echokardiographie bei neg. TTE, aber hoher klinischer Wahrscheinlichkeit
Wiederholung von TTE/TEE innerhalb von 7-10 Tagen, wenn der Verdacht persistiert
Wiederholung im Bedarfsfall (Herzinsuffizienz, Embolisation, persist. Fieber, Abszess, AVBlock, Therapiekontrolle)
Follow up nach erfolgreicher Therapie
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Diagnose (3): Modifizierte Duke-Kriterien
Major:
Positive Blutkulturen mit typ. Mikroorganismen (Viridans Streptokokken, Staphylokkus
aureus, Streptococcus bovis, HACEK-Gruppe, Enterokokken) in Abwesenheit eines
anderen Focus
Mind. 2 positive Blutkulturen im Abstand von >12 Stunden mit Mikroorganismen, die mit
Endokarditis vereinbar sind
Einzelne positive Blutkultur mit Coxiella burnetii oder Antikörpertiter > 1:800
Positive Echokardiographie (Vegetation, Abszess, neue Klappendehiszenz)
Neue Klappeninsuffizienzen
Minor:
Prädisposition, Fieber >38°,vaskulären Phänomene, immunolog. Phänomene,
mikrobiolog. Evidenz
⇒  Endokarditis sicher bei 2 Major-Kriterien oder 1 Major+3 Minor oder 5 Minor
⇒  Endokardits möglich bei 1 Major und 1 Minor oder 3 Minor
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Vaskuläre und immunologische Zeichen:
JanewayLäsionen
Roth spots
Osler
Knötchen
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Splinter
hemorrhages
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Echokardiographie-Beispiele (1)
Weitgehend normale Aortenklappe in der transösophagealen Echokardiographie
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Echokardiographie-Beispiele (2)
Abszess-Höhle
Ausgedehnte Endokarditis der nativen Aortenklappe
mit großer Abszess-Höhle
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Echokardiographie-Beispiele (3)
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Echokardiographie-Beispiele (4)
Endokarditis der nativen Aortenklappe mit
Vegetationen, Abklatsch-Infektion des vorderen
Mitralsegels mit kleinem Aneurysma
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Echokardiographie-Beispiele (5)
Pat. mit korrigiertem M. Fallot, Z.n. Pulmonalis-Homograft 2004, aktuell schwerer Infekt,
Nachweis von Staph. aureus in mehreren Blutkulturen, echokardiograph. Verlaufskontrolle
innerhalb von 3 Tagen
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Beispiel
PET-CT mit Signalanhebung im Bereich der Pulmonalklappe und der
rechten Lunge (septisch-embolische Pneumonie)
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Prädiktoren für eine schlechte Prognose
Alter, Klappenprothesen, Diabetes mellitus,
Comorbiditäten: z.B. schwere pulmonale Erkrankung,
Komplikationen wie Herzinsuffizienz,
Niereninsuffizienz, Schlaganfall, Sepsis,
Abszedierungen, Stap. aureus, Pilzinfektionen, gram
neg. Keime, schwere Klappeninsuffizienzen, pulmonale
Hypertension, große Vegetationen
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Therapieempfehlungen
Orale Streptokokken und Streptokokken der Gruppe D
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Therapieempfehlungen (2)
Orale Streptokokken und Streptokokken der Gruppe D
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Therapieempfehlung (3) Staph. aureus
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Therapieempfehlungen (4) – empirisch
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Indikationen und Timing für chirurg. Therapie
bei Endokarditis
1. Herzinsuffizienz
Akute Mitral- oder Aortenklappeninsuffizienz, kardiogener Schock
Valvuläre Obstruktion
Fistelbildung in eine Herzhöhle oder das Perikard
2. Unkontrollierte Infektion
Abszess, Aneurysma, Fisteln, Vegetationswachstum, persist. pos. Blutkulturen
Pilze, multiresistente Erreger
3. Embolisation
Vegetationsgröße > 10mm nach einer oder mehreren stattgehabten Embolien
isolierte große Veg. > 15mm, Veg. >10mm und andere Risikofaktoren
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