Physikalische Basis, Randbedingungen und Annahmen von

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Physikalische Basis,
Randbedingungen und Annahmen
von Klimamodellen
Dr. Stephan Bakan
[email protected]
Max-Planck-Institut für Meteorologie
KlimaCampus Hamburg
Vortr.: VDI, Düsseldorf, 28.4.2011
Dr. Stephan Bakan
1975
1981
1990-2008
Diplom in Physik an der LMU München
Promotion am MPI-M Hamburg zum Thema:
Strahlungsgetriebene Zellularkonvektion in
Schichtwolken
Leitung der Arbeitsgruppe „Passive
Fernerkundung der Atmosphäre" am MPI-M
Wissenschaftliche Arbeitsschwerpunkte:
Wechselwirkung von Strahlung und Wolken und deren Auswirkung
auf Klimaprozesse
Fernerkundung atmosphärischer Parameter mit satelliten- und
bodengebundenen Messtechniken
Koordination der Erstellung der globalen Satellitenklimatologie
HOAPS für Niederschlag und Verdunstung und aller dafür nötigen
Atmosphärenparametern über dem globalen eisfreien Ozean
(www.hoaps.org)
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Intergovernmental Panel on Climate Change - IPCC
Zwischenstaatlicher Ausschuss für
Klimaänderungen („Weltklimarat“)
Erstellt im Abstand von einigen Jahren
zusammenfassende Berichte über den
Stand des Wissens zur globalen
Klimaänderung und ihren Auswirkungen
auf Umwelt und Gesellschaft, und macht
Vorschläge zur geeigneten Reaktion
WG 1: Wissenschaftliche Grundlagen
WG 2: Auswirkungen und Anpassung
WG 3: Vermeidungsstrategien
TF: Überwachung der nationalen
Treibhausgasemissionen
Beteiligt sind über tausend Wissenschaftler aus allen UN-Mitgliedsstaaten
zum Teil als Autoren, zum Teil aber auch
als Korrekturleser
Entwicklung der (globalen) Temperatur
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Abnahme der Meereisausdehnung
Arktische Meereisausdehnung im Sept. (Quelle: NSIDC)
Beobachtete Veränderung der Treibhausgase
300ppm = 0.03 Vol%
1000ppb = 1ppm
IPCC AR4, 2007
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Globale Energieflüsse
Globale Energieflüsse im Klimasystem in W/m² (Kiehl und Trenberth, 1997)
Globale Strahlungsbilanz als Stömungsantrieb
1991 - 1995
Antrieb für die globale Ausgleichsströmung in Atmosphäre und
Ozean, die in den mittleren Breiten zum Westwindgürtel und den
damit verbundenen Hoch- und Tiefdruckgebieten führt
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Globale Zirkulation
Ohne Rotation
Das Klimasystem
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Was ist ein Klimamodell ?
Nach IPCC Definition:
• Ein numerisches Abbild des Klimasystems auf der Basis
der physikalischen, chemischen und biologischen
Eigenschaften seiner Komponenten und ihrer
Wechselwirkungs- und Rückkopplungsprozesse…
• Das Klimasystem kann dabei durch Komponenten
unterschiedlicher Komplexität beschrieben werden…
• Gekoppelte Modelle der globalen atmosphärischen und
ozeanischen Zirkulation (OAGCM) bieten gegenwärtig die
vollständigste Beschreibung des Klimasystems.
• Die Entwicklung geht in Richtung zunehmend komplexerer
Modelle mit weiteren interaktiven Komponenten wie z.B.
Chemie und Biologie.
The structure of a GCM
What
we
want to
know
adiabatic
fluid
dynamics
dynamical
core
tracer
transport
scheme
diabatic
processes
Parameterizations
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Das Klimasystem im numerischen Gitter
Schema der numerischen Modellierung
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Räumliche Auflösung
Besonderheiten der Klimamodellierung:
• Komponentenmodelle für Ozean, Atmosphäre, Landoberflächen mit
Vegetation, Kryosphäre, Chemie, usw. => interaktive Kopplung
• Lange Rechenzeiträume => grobe Gitterauflösung
• Prozessparameterisierungen wichtig, aber z.T. noch nicht gut genug:
Wolken, Strahlung, Turbulenz, Konvektion
• Anfangsbedingungen unerheblich
• Variabilität durch interne Schwingungen => Ensemble-Läufe
• Variabilität durch Änderung der Randbedingungen bzw. Antriebe (z.B.
Treibhausgase, Aerosol, Landnutzung, Solarstrahlung, usw.) =>
Klimaänderung
• Überprüfung des gegenwärtigen Klimazustandes durch Vergleich mit
aktuellen Daten (Kontrolllauf)
• Überprüfung durch historische Messungen
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Komplexität der Klimamodelle
Quelle: IPCC 2007
MPI model components for AR4 scenarios
Atmosphere
Land
Surface
ECHAM5
T63L31
Concentrations
Momentum
Heat, Water
ECHAM5
+ river runoff
(GHG, SO4)
Coupling interface
Ocean
Sea ice
MPI-OM
1.5°L40
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Parameterisierungen im ECHAM3
(Quelle: v. Storch et al., 1999)
JSBACH
lowest layer of atmosphere
Wechselwirkung Atmosphäre-Land
Quelle: C. Reick,
priv comm., 2011
JSBACH = Jena Scheme for Biosphere-Atmosphere Coupling in Hamburg
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Wechselwirkung Ozean-Atmosphäre
Natürliche Klimaantriebe
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Ursachen für den Klimawandel
Natürlicher Antrieb
(schwarz: Beobachtung
bunt: Modellensemble )
Natürlicher +
anthropogener
Antrieb
IPCC AR4, 2007
Klimamodelle beschreiben die Vergangenheit
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Ursachen des anthropogenen Strahlungsantriebes
Rückkopplungen verstärken den Strahlungsantrieb
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Fingerprint-Methode zur Analyse
• Signifikante raum- und zeitliche Muster („Fingerabdrücke“) werden aus
Klimaänderungsläufen mit und ohne ausgewählte Antriebe (z.B. anthropogene Störungen) abgeleitet und mit den verfügbaren Beobachtungsdaten korreliert und auf signifikante Ähnlichkeit geprüft.
• Während erste Studien sich auf die Änderung der bodennahen
Temperaturfelder konzentrierten, werden auf diese Art inzwischen die
verschiedensten Größen getestet, wie z.B.:
• Bodendruck
• Salzgehalt und Wärmeinhalt des Ozeans,
• Tropopausenhöhe
• Niederschlagsmuster
• Damit lassen sich die Klimasignale der Treibhausgase und Sulfataerosole statistisch sauber in globalen und inzwischen auch regionalen
Datenreihen nachweisen.
Satellitenbeobachtungen des globalen Wasserkreislaufs
HOAPS - Hamburg Ocean Atmosphere Parameters and
Fluxes from Satellite Data:
• climatology of precipitation, evaporation and
related sea surface and atmospheric state
parameters over ice-free oceans for the period
1987 – 2005
• derived from the SSM/I (passive microwave)
radiometer on board the polar orbiting DMSP
satellites, after careful inter-calibration during
sensor overlap periods
www.hoaps.org
www.hoaps.org
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Anthropogene Treibhausgase im 21. Jahrhundert
Folgen für das globale Klima (Temperatur):
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Folgen für das globale Klima (Temperatur):
Wichtigste Ergebnisse
• Für das letzte Jahrhundert finden wir in Beobachtungen und Klimamodellen systematische Änderungen von verschiedensten Klimavariablen:
• Substantielle Erwärmung von Land- und Ozeanoberflächen
• Erwärmung der Troposphäre und Zunahme der Tropopausenhöhe
• Zunahme des atmosphärische Wasserdampfgehalts
• Veränderte Niederschlagsmuster
• Rückgang der meisten Gletscher
• Anstieg des globalen Meeresspiegels
• Rückgang der Schnee- und Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel
• Jeder einzelne dieser Änderungen ist konsistent mit unserem Verständnis
der Entwicklung infolge der beobachteten anthropogenen Antriebe.
• Alle zusammen sind aber auf keinen Fall mit einer zufälligen natürlichen
Variabilität alleine zu erklären.
• Allerdings gibt es noch erhebliche Unsicherheiten von Größe und
räumlicher Verteilung der Klimaänderungen des 21. Jahrhunderts
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