Donnerstag, 9. März 2006 Seite 18 Der Auftakt zum Jubiläum «50 Jahre Kanti Glarus» begeisterte: Fasnacht in Niederurnen: «Semele» war ein musikalischer Genuss Chapeau und herzliche Gratulation an alle Mitwirkenden! Mit den Aufführungen des anspruchsvollen Werkes von Georg Friedrich Händel haben die Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Christian Meldau und Christoph Schönenberger dem Publikum nicht nur ein musikalisches Erlebnis geschenkt, sondern auch bewiesen, dass das Fach Musik an unserer Kantonsschule von sehr motivierten und kompetenten Fachkräften vermittelt wird. Freizügigkeit für Bären und Personen Ab ging die Niederurner Fasnacht mit der Party am «Fröschä Friitig». Trotz des Fasnachtsmottos «Bärsonäfrizügigkeit» liessen sich keine Bären blicken, dafür tummelten sich die unterschiedlichsten Kreaturen auf dem Büelareal und pendelten zwischen der eher ruhigen Schnitzhütte mit der Musik der Blue Birds, der Konfettibar im Rondell mit DJ Fäbi und der Turnhalle, in der die internationale Schlagerband ComBox für Stimmung sorgte, hin und her. Die Aufführung von Händels «Semele» in der Kantonsschule Glarus begeisterte das zahlreiche Publikum. (Foto: Neckerstudios) T rotz der Tatsache, dass im Orchester erfahrene Profis mit von der Partie waren, wäre es natürlich weit verfehlt, diese Kanti«Semele» mit Aufführungen an professionellen Opernhäusern zu vergleichen, wo die Ausführenden mit ungleich längeren Erfahrungen und Ausbildungszeiten ausgerüstet sind. Zieht man vielmehr das Alter der Mitwirkenden und die Ziele solcher «Schulprojekte» in Betracht, darf und muss man von einer hervorragenden Leistung sprechen. Das weniger Perfekte zuerst Weil eine Besprechung in der Presse auch die weniger perfekten Eindrücke nicht verheimlichen soll, ist festzuhalten, dass in Bezug auf die Inszenierung viel zu viel des Guten getan wurde. Seit der Uraufführung vor 263 Jahren streitet sich die Musikwelt bekanntlich darüber, ob «Semele» tatsächlich eine Oper sei. Eine überwiegende Mehrheit ist nicht dieser Meinung und spricht deshalb von einem «Werk nach der Art eines Oratoriums». Natürlich konnte Händel seine «Semele» nicht direkt als Oratorium bezeichnen, weil sich dieser Begriff von «Gebetsraum» ableitet und der behandelte Stoff beileibe nicht in einen solchen gehört. Auf der andern Seite bieten Musik und Worte in diesem Werk so viel, dass es, genau wie das antike griechische Theater selber, überhaupt keine szenischen Aktionen braucht. Das ausgezeichnet gewählte Bühnenbild mit der weissen, säulenbewehrten Tempelfassade samt Aufgangstreppe und die her- vorragend getroffenen Kostüme hätten auch bei dieser Glarner «Semele» vollauf genügt. Beeindruckende musikalische Leistungen Ein uneingeschränktes Lob ebenso wie ein grosses Kompliment verdienen die Chor- und Solopartien. Wer weiss, wie viel es braucht, um die Ausdruckskraft der Chöre von Händel voll zur Geltung zu bringen, war restlos begeistert. Dies ist umso erfreulicher, weil die Chorpartien in eindrücklicher Weise die Leistung aller Mitwirkenden zusammen repräsentierten. Deshalb die Empfehlung: Bitte einige dieser Chöre in das KonzertRepertoire übernehmen, es wäre allzu schade, sie für immer im Notenarchiv zu versenken. Talentierte Solo-Stimmen Mehrfachen verdienten Szenenapplaus erntete die Darstellerin der Hauptrolle. Diese Semele überzeugte bei allen ihren Auftritten und verblüffte durch ihr gesangliches Können. Ohne voreilig sein zu wollen, hat sie zweifellos nicht nur das Talent, eine Grosse ihres Fachs zu werden. Wer diese Rolle in dieser kontrastreichen Art und Weise auf die Bühne bringt, muss darüber hinaus sehr viel Arbeit und Willen investiert haben. Das gleiche gilt auch für die Darstellerinnen der Ino, deren samtene Stimme hervorragend zur Rolle passte, wie auch für die Hera, den Darsteller des Kadmos/Somnus, der Iris und des Athamas. Natürlich hatte es die Darstellerin des Kö- nigssohns weitaus am schwierigsten, denn es ist schlicht und einfach schier unmöglich, ausgestattet mit einem feinen, sehr weiblichen Alt einen rüstungsbewehrten Mann darzustellen. Dadurch wurde aber der Kontrast zwischen dem wehrlosen Menschen und dem allgewaltigen und überzeugend gesungenen Zeus besonders offensichtlich. Ausgezeichnetes Einfühlungsvermögen Das Orchester schliesslich spielte schlicht und einfach souverän. Es traf den Charakter der Händelschen Musik vorbildlich, setzte die Akzente dort, wo sie dem Orchester gehörten, und erwies sich in den Gesangspartien als einfühlsame Stütze. Kurz zusammengefasst: Georg Friedrich Händel hätte an dieser Aufführung seiner «Semele» in der Aula der Kantonsschule Glarus sicher seine grosse Freude gehabt, und dem zu Recht sehr zahlreichen Publikum wurde ein begeisterndes musikalisches Erlebnis geschenkt. Dieses Projekt der Kantonsschule war bestes Marketing in eigener Sache. Darüber hinaus hat es bewiesen, dass auch die Jugendlichen unserer Tage durchaus zu hervorragenden Leistungen fähig sind, die einen grossen Einsatz fordern, und dies im Gegensatz zu andern Gebieten auch ohne persönlichen finanziellen Anreiz. Der Niederurner Fasnachtsgesellschaft-Frosch feiert sein 40-Jahr-Jubiläum. A bwechselnd zogen dazwischen verschiedene Guggen mit ihrem ohrenbetäubenden Lärm in die Halle. Dafür dehnte sich die «Bärsonäfrizügigkeit» auf diese Spezies aus. Die Murrfetzer Guggenmusik reiste extra aus Murrhardt in Deutschland ein. Mehrere Guggen am Umzug Neu wurde der Umzug bereits am Samstag durchgeführt – um nicht mehr in Konkurrenz zum Hauptort zu stehen. So kamen auch wieder mehrere Guggen, die Stimmung zwischen die Sujets der Niederurner und der Cliquen aus Näfels sowie der March und dem Gaster brachten. Trotz des garstigen Wetters wagten sich ansprechend viele Leute an den Umzug und sogar einige Bären. Nach einer dreiviertel Stunde waren der Umzug vorbei und die Füsse kalt. Da verzogen sich die Leute, trotz des anschliessenden Guggäkonzertes auf dem Büelschulhausplatz, wieder lieber an die Wärme. Schon das auf 12 Uhr mittags angesagte Fasnachtskonzert auf dem Hirschenplatz fiel dem Schneeregen zum Opfer. Die Spezies der Guggenmusiker verzog sich nach einem kurzen Auftritt ohne Zuschauer in die übervollen Restaurants, wo sie im Trockenen und an der Wärme mit ihren Tönen die Luft zum Vibrieren brachten. Als am Sonntagmorgen die Kinder zu ihrem Umzug starteten, schien dafür die Sonne. Vor strahlend weisser Kulisse zogen sie zum Büelareal, wo sie sich anschliessend am Kinderpreismaskenball in der Turnhalle amüsierten. ● Rösli Hefti-Gallati Als Mitgewinnerin steht schliesslich auch die Musik. «Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum», hat Nietzberr. sche gesagt. ● Kinderfasnacht Linthal: Tolle Stimmung im «Hüehnerchefig» Sonnenschein am Kinderumzug vom Sonntag: Am Preismaskenball wurden «Las Konfettis» Dritte. A m vergangenen Samstagnachmittag versammelten sich viele Kinder zum Kinderumzug in Linthal. Da das Wetter nicht mitspielte, waren alle froh ins «Chefig» zu kommen. Um die Stallpflicht etwas erträglicher zu machen, wurden die vielen Hühner im Bebié mit Spiel und Tanz unterhalten. Jedes Kind durfte am Schluss mit einem kleinen Geschenk die Schutzzone verlassen. Das OK dankt der Guggenmusik Tümpelgumper und allen Gönnern eing. und Sponsoren. ● Der Kinderumzug in Linthal wurde im Bebié-Areal mit Spiel und Tanz fortgesetzt. Kamen unangemeldet und machten ihrem Namen Ehre: die Galgenvögel aus Niederurnen.