KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 |2015 Zucker –– weniger weniger ist ist mehr mehr Zucker Die süße Versuchung SOFTE DRINKS Cola, Limo und Co SO WIRKT ZUCKER Interview mit Prof. Wabitsch SÜSSUNGSMITTEL Besser als Zucker? Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, die Lust auf Süßes ist uns angebo­ ren. Denn Süßes ist in der Natur nur selten giftig, mitunter auch gesund und meistens energie­ reich – bestes Beispiel ist unsere Muttermilch. Einst war Zucker eine teure und begehrte Zutat, mit der nur Wohl­ habende ihre Speisen süßen konn- Inhalt Gerhard Rechkemmer: “Nicht ganz auf Zucker verzichten” ......... S. 3 Energie pur: Zucker – ein ganz besonderer Stoff ........ S. 4 Limo, Cola und Co: Softe Drinks mit dunkler Seite ........ S. 5 Kindermediziner Prof. Martin Wabitsch: So wirkt Zucker ........ S. 6/7 Süßungsmittel: Besser als Zucker? ........ S. 8/9 Gesund durchs Schlaraffenland: Wie Kinder maßvoll naschen lernen ........ S. 10 ten. Darum blieb der Zuckerkonsum lange niedrig: Vor 150 Jahren lag er noch bei acht Gramm pro Person und Tag – das ist weniger als in einem kleinen 0,1-Liter-Glas Limonade steckt. Doch seitdem hat sich der Zucker sei­ nen Weg in unsere Ernährung gebahnt: über Getränke, Fertiggerichte oder direkt als Honig, Kandis und Tafelzucker. Heute nimmt jede Person in Deutschland durchschnittlich rund 33 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich – mehr als zehnmal so viel wie vor 150 Jahren. Ärzte sehen übermäßigen Zuckerkonsum längst als wichtigen Grund für Karies und Übergewicht bei Kindern und Erwachsenen. Und mit dem Gewicht steigt das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes mellitus 2. Deswegen gilt auch beim Verzehr von Zucker der bekannte Grundsatz der Ausgewogenheit. Doch was bedeutet “ausgewogen”? Wie sind die Zuckeralternativen zu beurteilen? Und wie können wir Kindern gesundes und maßvolles Genießen vermitteln? Antworten darauf finden Sie in dieser Ausgabe von Kompass Ernährung. Rezepte: Selber backen lohnt sich ........ S. 11 Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Weiterlesen: Infos und Links ........ S. 12 Ihr Christian Schmidt MdB Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft 2 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 Die süße Versuchung Gerhard Rechkemmer, Ernährungswissenschaftler: “Nicht ganz auf Zucker verzichten” Süße Erdbeeren, aromatische Birnen, frischer Orangensaft – frische Früchte sind gesund und schmecken vor allem auch gut. Zum Frühstück gehören sie für mich darum ebenso dazu wie der Kandis im Tee. Um abzuschätzen, wie viel Zucker sich pur oder in den Früchten im Früh­ stück versteckt, hätte ich als Ernährungswis­ senschaftler sicher die besten Voraussetzun­ gen. Doch eine konkrete Angabe zum Zuckergehalt eines Frühstücks könnte auch ich nur machen, wenn alle Lebensmittel abgewogen würden und mir – etwa bei der Marmelade – auch noch die exakte Zusammensetzung vorliegen würde. Ohne das tut man sich auch als Experte schwer, die empfohlene Höchstmenge an Zucker in seinen täglichen Nahrungsmitteln exakt zu kontrollieren. Dazu kommt: Um das aktuell diskutierte Ziel der Weltgesundheitsorganisa­ tion einzuhalten, die vorschlägt, nur fünf Pro­ zent der täglichen Energie über Zucker aufzu­ nehmen, dürfte ich nach dem Frühstück den ganzen Tag über keinen weiteren Fruchtsaft trinken – und überhaupt keine Lebensmittel mit zugesetztem Zucker verzehren. Für die meisten Menschen ist das sicher kaum vor­ stellbar – und so pauschal auch nicht nötig. Ein maßvoller Verzehr von Zucker ist nicht ungesund. Aber wer mit Übergewicht kämpft, sollte vorsichtig mit Zucker und besonders auch mit Fett umgehen. Alte Menschen neigen dagegen eher zu Appetitlosigkeit und dadurch zu Untergewicht. Sie brauchen auf das wohl­ schmeckende Energiepaket keineswegs gene­ rell zu verzichten. Bei süßen Äpfeln, Trauben oder auch exoti­ schen Früchten wie Granatapfel oder AcerolaKirschen darf man zugreifen, denn sie enthal­ ten viele wertvolle Inhaltsstoffe. Leckereien wie Schokolade, Kekse und Co sollte man lieber nicht täglich in großen Mengen essen, sondern sie bei besonderen Gelegenheiten be­ wusst genießen. Bewusstes Essen ist der beste Weg, um unserer angeborenen Liebe zu allem Süßen zu frönen, ohne gleich über die Stränge zu schlagen. Ich selbst möchte auch nicht voll­ ständig auf eine gute dunkle Schokolade oder einen süßen Nachtisch verzichten. Professor Gerhard Rechkemmer ist Ernährungswissen­ schaftler und Präsident des Max-Rubner-Instituts (MRI), dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe. Er gehört zu Deutschlands bekanntesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet. KOMPASS ERNÄHRUNG “Nicht ganz auf Zucker verzichten” 3 Zucker – was ist das? Ein ganz besonderer Stoff Süßes liefert Energie pur. Doch immer nur für kurze Zeit. Schokoriegel oder Gummibärchen sorgen kurz­ zeitig für ein gutes Gefühl. Der Grund dafür ist Haushaltszucker (Saccharose). Dieser gehört zu den Kohlenhydraten. Das sind Brennstoffein­ heiten unterschiedlicher Größe, die sich aus Zuckermolekülen zusammensetzen. Sie wer­ den von Pflanzen durch Fotosynthese erzeugt und als Energiereserve gespeichert. Kohlen­ hydrate sind also im Grunde konzentrierte Sonnenenergie! Für den menschlichen Orga­ nismus sind sie ein wichtiger und schneller Brennstoff. Glukose und Fruktose, sogenannte Einfachzucker, bestehen aus nur je einem Molekül und können daher am schnellsten ins Blut übergehen. Saccharose (Haushaltszucker) besteht aus zwei miteinander verbundenen Molekülen (Fruktose und Glukose) und ist deshalb ein sogenannter Zweifachzucker. Einfach- und Zweifachzucker liefern schnell, jedoch nur kurzfristig Energie. Dabei lösen sie einen plötzlichen Blutzuckeranstieg aus, der den Stoffwechsel belastet. Stärke ist ein Mehr­ fachzucher und steckt in Lebensmitteln wie Was steckt dahinter? Zuckerarm: maximal 5 Gramm Zucker pro 100 Gramm, bei Getränken 2,5 Gramm pro 100 Milliliter Zuckerfrei: nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm Zuckerreduziert: Ein- und Zweifachzucker sind gegenüber vergleichbaren Produkten um mindestens 30 Prozent verringert Ohne Zuckerzusatz: keine zusätzlichen Einund Zweifachzucker oder andere Zusätze mit süßender Wirkung (wie Fruchtsüße, Frucht­ sirup, Honig) Kartoffeln oder Getreide. Sie muss zunächst in Einfachzucker zerlegt werden – darum nimmt der Körper die Zuckerbausteine langsamer auf. Stärkehaltige Lebensmittel machen länger satt, auch weil sie Ballaststoffe enthalten. Zusätzlich versorgen sie den Körper mit Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralien. Einfachzucker (Fruktose), Zweifachzucker (Milchzucker) und Vielfachzucker (Maltodextrin) 4 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 Die süße Versuchung Cola, Limo und Co Softe Drinks mit dunkler Seite Wissenschaftler warnen aufgrund neuer Studien vor gesüßten Getränken: Neben ihrem erheblichen Beitrag zum Übergewicht geraten jetzt auch die Auswirkungen auf Herz und Kreislauf ins Visier. Von der Zitronenlimo bis zur Cola stehen hun­ derte Sorten gesüßter Getränke in den Regalen der Supermärkte. Sie sind meistens teurer als Wasser und wie viel Zucker sie enthalten, lernen Kinder oft schon in der Grundschule: Bis zu 40 Zuckerwürfel stecken in einem Liter Limonade. Und nicht nur Kinder stehen auf Cola, Limo und Co. Der hohe Limonadenkonsum habe bei vielen Menschen ein gesundheitsgefährdendes Ausmaß angenommen, warnt Helmut Heseker, Professor am Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). In einem Liter der zuckerhal­ tigen Erfrischungsgetränke stecken 100 bis 120 Gramm purer Zucker. Wer das trinkt, habe schon dadurch ein Viertel seines täglichen Ka­ lorienbedarfs zu sich genommen. “Dabei ma­ chen die süßen Getränke kaum satt und tragen auch nicht wesentlich zur Versorgung mit le­ bensnotwendigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen bei”, sagt Heseker. Um 440 bis 480 Kilokalorien zu sich zu neh­ men – so viel steckt in einem Liter Limonade – müsste man knapp ein ¾ Kilogramm Äpfel oder knapp ein Kilogramm Rosenkohl essen. Mit Rosenkohl und Äpfeln würde man aber ei­ nen guten Teil des täglichen Bedarfs an essen­ tiellen Nährstoffen und Ballaststoffen decken. KOMPASS ERNÄHRUNG Was vielen Wissenschaftlern immer mehr Sorge bereitet, sind die Folgen des hohen Limonadenkonsums für die Herz- und Kreis­ laufgesundheit. “Aktuelle Studien aus den USA zeigen deutlich, dass die gesüßten Getränke den Fettgehalt der Leber erhöhen können und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkran­ kungen steigern”, sagt Heseker. Das gelte be­ sonders für die vielen Menschen, die ohnehin schon zu viele Kalorien zu sich nehmen und darum an Übergewicht leiden. “Für übergewichtige Menschen ist die unnöti­ ge Zuckerzufuhr durch süße Getränke ein gro­ ßes Problem”, warnt Heseker. Sein Tipp: Cola und Limonade im Regal stehen lassen und stattdessen zum ohnehin günstigeren Mineral­ wasser greifen. Eine Alternative ist auch heißer Früchtetee. Dabei kann man sich schrittweise gut an weniger Zucker gewöhnen. Zucker – ein ganz besonderer Stoff | Softe Drinks mit dunkler Seite 5 Experteninterview “Man kann sich leicht an weniger süß gewöhnen” Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft und Kinder- und Jugendarzt an der Universitätsklinik Ulm, über die gesund­ heitlichen Risiken unseres hohen Zuckerkonsums Professor Wabitsch, kann man pauschal sagen: Zucker ist ungesund? Zucker ist erst einmal nicht schädlich. Die Süße der Mut­ termilch sorgt zum Beispiel dafür, dass die Kinder mög­ lichst viel und immer wieder trinken und das schützt die Säuglinge vor dem Verhun­ gern. Dennoch beantworte ich die Frage mit Ja – und zwar wegen der Über­ ernährung in unserer westlichen Gesellschaft. Wir haben für unsere Hauptprobleme Über­ gewicht und metabolisches Syndrom bisher kaum Lösungen. Als metabolisches Syndrom bezeichnet man das gesteigerte Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten durch Überge­ wicht, Bluthochdruck, gestörten Fettstoff­ wechsel und erhöhten Blutzuckerspiegel. Wir wissen, dass körperliche Bewegung gut dage­ gen wirkt. Aber es ist sehr schwierig, einzelne Nahrungsbestandteile zu benennen, die einen nachweisbaren Zusammenhang mit Überge­ wicht und metabolischem Syndrom haben. Für den Zucker konnte das jedoch nachge­ wiesen werden. 6 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 Heute kann man zeigen: Wenn einem Nah­ rungsmittel Zucker zugesetzt wird – zum Bei­ spiel einem Milchshake – kommt es nicht nur zu einem sehr raschen Blutzuckeranstieg, son­ dern auch zur Aktivierung der Hirnregion, in der das Belohnungssystem zu Hause ist. Ist es theoretisch möglich, ganz ohne zugesetz­ ten Zucker zu leben? In der heutigen Gesellschaft hat es eine nor­ male Familie, die im Supermarkt einkauft, schwer, Zucker ganz zu vermeiden. Einfach zu Leberfett umgewandelt und lagert sich dort an. Diese Zu­ sammenhänge bestehen aller­ dings nur im Fall der Überer­ nährung. weil er in fast allen industriell hergestellten Nahrungsmitteln vorhanden ist. Aber eigent­ lich brauchen wir keinen zugesetzten Zucker. Welches sind die größten gesundheitlichen Probleme, die mit Zucker in Verbindung stehen? Zunächst natürlich Karies, dann das metaboli­ sche Syndrom und indirekt darüber auch der Diabetes mellitus Typ 2. Daneben gibt es eine Reihe von anderen Krankheiten wie Depres­ sionen, Migräne, Krebs, wo Verdachtsmomente bestehen, ohne dass man bisher zwingend ei­ nen kausalen Zusammenhang beweisen kann. Für das metabolische Syndrom können wir das aber klar sagen. Hier scheint die Fruktose, also der isolierte Fruchtzucker, sogar etwas schädli­ cher zu sein als die normale Glukose. Er wird Bei frischem Obst, Gemüse und Milch gibt es laut Weltgesund­ heitsorganisation keine Hinweise auf nachteilige Gesundheitswir­ kungen durch den natürlich ent­ haltenen Zucker. Kann ich davon essen, so viel ich will? So sehen zumindest im Moment die Studienergebnisse aus. Eine Banane ist zugegeben auch sehr süß, dennoch ist sie die bessere Wahl, wenn sie den sonst übli­ chen Schokoriegel ersetzt. Ein Problem sehe ich allerdings: Mittlerweile werden gezielt Fruchtsorten gezüchtet, die süßer sind als andere. So eine Entwicklung halte ich für problematisch. Sind natürliche Zuckeralternativen wie Honig, Sirup, Trockenfrüchte eine gesunde Alternative zu raffiniertem Zucker? Meines Erachtens nicht. Sie liefern alle viel Energie. Diese Nahrungsprodukte sind nicht so gut untersucht wie der Zucker, es ist aber davon auszugehen, dass sie ähnlich wie reiner Zucker wirken. Ist es denn möglich, sich von der Abhängigkeit vom Süßen zu befreien? Ja. Und das ist die gute Nachricht: Unser Ge­ hirn kann sich da sehr gut umstellen. Es dauert nur ein paar Wochen und dann ist man auch mit deutlich weniger Süße zufrieden. KOMPASS ERNÄHRUNG Experteninterview 7 Süßungsmittel Besser als Zucker? Unser Haushaltszucker – egal ob braun oder weiß – wird meist aus Zuckerrüben hergestellt und ist sehr reich an Energie: 100 Gramm Haushaltszucker enthalten rund 400 Kilokalo­ rien (kcal) – ein Fünftel des täglichen Kalorien­ bedarfs eines Erwachsenen. Allerdings enthält Zucker weder Vitamine noch Mineralien. Che­ misch hergestellte Süßungsmittel sind im Ver­ gleich dazu oft kalorienarm und nicht schäd­ lich für die Zähne. Süßungsmittel zählen zu den Zusatzstoffen und werden auf ihre gesund­ heitliche Unbedenklichkeit geprüft, bevor sie zugelassen werden. Wenn sie in üblichen Men­ gen aufgenommen werden, schaden sie der Gesundheit nicht. Lediglich die so genannten Zuckeralkohole (siehe Tabelle) können in grö­ ßeren Mengen abführend wirken. In der privaten Küche haben es Süßungsmittel dagegen schwer: Da sie bis zu 500-mal süßer Mit Honig gemacht: Gut für den Geschmack. Aber für die Gesundheit nicht besser als Haushaltszucker. 8 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 Die süße Versuchung Süßkraft im Vergleich zu Haushaltszucker Besser für die Zähne? Kalorien (kcal/100g) Zum Backen geeignet? Sorbit 50 % der Süße ja 240 ja Xylit wie Zucker ja 240 ja Mannit 70 % der Süße ja 240 ja Isomalt 50 % der Süße ja 240 ja Maltit 90 % der Süße ja 240 ja Lactit 40 % der Süße ja 240 ja Erythrit 70 % der Süße ja 240 ja Steviolglycoside (Stevia) 350-mal so süß ja keine ja Saccharin 550-mal so süß ja keine ja Cyclamat 32-mal so süß ja keine ja Aspartam 200-mal so süß ja keine nein Honig 1,2-mal so süß nein 396 ja Dicksaft (aus Agave, Apfel oder Birne) wie Zucker nein rund 300 ja Sirup (aus Ahorn oder Zuckerrübe) ca. 80 % der Süße nein rund 200 ja Fruktose (Fruchtzucker) 1,4-mal so süß nein 400 ja Zuckeralkohole sind als Zucker, kann man nur sehr kleine Mengen einsetzen – und die lassen sich im Haushalt schwer dosieren. Beim Backen fallen viele Teige zusammen, wenn das stabilisieren­ de Gerüst des Zuckers fehlt. Lediglich bei Hefe­ teig, Quark-Öl-Teig und Mürbeteig kann man auf Zucker ganz verzichten und vollständig mit Süßungsmitteln süßen. Da manche Sü­ ßungsmittel außerdem einen bitteren Beige­ schmack haben, ist es hilfreich, zu Mischungen wie Backsüße aus Saccharin und Cyclamat zu greifen. Beide sind hitzestabil und gut zum Ko­ chen und Backen geeignet. Alternativen wie Honig oder Fruchtzucker sind für die Gesundheit nicht besser als gewöhnli­ cher Zucker. Honig und Agavendicksaft haben in etwa so viele Kalorien wie Haushaltszucker und fördern ebenso Karies. Die enthaltenen Mengen an Vitaminen und Minerstoffen sind dagegen vernachlässigbar gering. → Tipp: Die Verbraucherzentralen haben für Smartphones die App “Süßmacher” entwickelt. Mit dem kostenlosen Programm hat man die Eigenschaften und Wirkungen von mehr als 50 Süßungsmitteln stets zur Hand. KOMPASS ERNÄHRUNG Besser als Zucker? 9 Wie Kinder maßvoll naschen lernen Gesund durchs Schlaraffenland Vorsicht bei “Kinderprodukten” Fruchtjoghurts und Frühstücksflocken für Kin­ der enthalten oft besonders viel Zucker. Nicht selten steckt Zucker auch in Kinderwürstchen, Pizza oder Fertiggerichten. Auch Ketchup sollte man immer mäßig dosieren. Ein Esslöffel davon besteht zu einem Viertel aus zugesetztem Zucker. Süß ist die erste Geschmacksrichtung, die Kin­ der kennen – und bleibt lange ihr Favorit. Die Freude ist meist groß, wenn im Kindergarten Eierpfannkuchen oder Milchreis auf dem Speiseplan stehen. Doch auch wenn Kinder sehr gern Süßes essen, ist sanftes Gegensteu­ ern nicht schwer. Bereits ab dem ersten Le­ bensjahr entdecken sie eine Fülle anderer Ge­ schmackseindrücke, vorausgesetzt, man lässt sie immer wieder kosten. Ein Teller mit Möh­ ren-, Paprika- und Gurkensticks zum Beispiel Was im Produkt drin ist, steht auf dem Etikett. Doch wie viel Zucker enthalten ist, ist oft nicht leicht auszumachen. Nicht selten werden auch Stoffe wie Maltodextin, Laktose oder Maissirup aufgelistet, die nicht ohne Weiteres als Zucker zu erkennen sind. Unser Tipp: Zutaten, die auf -sirup und -ose enden, bestehen aus Zucker. Ab dem 13. Dezember 2016 muss auf verpackten Lebensmitteln eine Nährwerttabelle angege­ ben sein, die den Zuckeranteil ausweist. Oft ist diese Nährwerttabelle schon jetzt angegeben. 10 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 wird von vielen gern “weggeknabbert”. Auch eine Handvoll Nüsse oder Mandeln ist eine be­ liebte und gesunde Zwischenmahlzeit, so wie Obst in allen Variationen, mundgerecht serviert, in selbstgemachten Quarkspeisen oder dekora­ tiv auf Spießen und zu besonderen Anlässen, vielleicht mit ein paar Schokotropfen verziert. Ein paar Naschtipps: → Süßes schmeckt am besten als i-Tüpfel­ chen nach etwas Herzhaftem, zum Beispiel als leckere Nachspeise. Wenn Kinder sich ausgewogen ernähren, haben sie weniger Heißhunger auf Süßes. → Gemeinsam mit den Kindern verabreden, wann und wie viel genascht werden darf. Gut funktioniert in vielen Familien das Ritual, einmal am Tag die “süße Kiste” hervorzuholen und anschließend wieder wegzustellen. → Süße Aufstriche wie Honig oder Nougat­ creme nur dünn und möglichst auf Voll­ kornbrot oder -brötchen streichen. → Statt Softdrinks schmecken Kindern auch leckere Schorlen, die man aus Obstsaft und Wasser selbst mischen kann. Die süße Versuchung Rezepte Selber backen lohnt sich Duftende Kekse sind aus der dunklen Jahreszeit kaum wegzudenken. Der Genuss beginnt schon bei der Zubereitung. Und man kann selbst ent­ scheiden, wie süß man es persönlich mag. Haferflockentaler 100 g kalte Butter, 50 g Haselnüsse, 50 g Hafer­ flocken, 1 Esslöffel Kakaopulver, 4 Esslöffel Milch, 100 g Mehl, 50 g Vollkornmehl, 75 g Zucker, 1 Eigelb, 1 Prise Salz → Jeder der 20 Taler enthält rund 100 Kilokalo­ rien (kcal), 5g Fett, 12g Kohlenhydrate (davon 6 g Zucker). Butter in kleine Stücke schneiden. Haselnüsse grob hacken. Alle Zutaten mit den Knethaken des Handrührers verrühren, dann mit den Händen kurz und gründlich zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig zu einer Rolle formen und abgedeckt für eine halbe Stunde kalt stel­ len. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Die Rolle in 20 Scheiben schneiden und die Taler auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Die Kekse im vorgeheizten Backofen etwa 10 bis 12 Minuten backen. Die Plätzchen vom Backblech nehmen und auf ein Kuchen­ gitter legen. Abkühlen lassen und anschlie­ ßend in einer gut schließenden Blechdose aufbewahren. KOMPASS ERNÄHRUNG Knusperriegel 100 g Vollkornhaferflocken, 150 g geschroteter Weizen, 100 g Kokosraspel, 100 g gehackte Nüsse oder Mandeln, 5 Esslöffel Honig, 6 Esslöffel flüssige Butter, 4 Esslöffel Wasser, Zitronensaft, 1 Prise Jodsalz, 2 Esslöffel Sesamkörner oder Kokosraspel → Jeder der 20 Riegel enthält rund 170 kcal, 13 g Fett, 10 g Kohlenhydrate (davon 3 g Zucker). Alle Zutaten außer den Sesamkörnern gut mi­ schen. Den Teig mit einem Knethaken durch­ arbeiten und auf einem Backblech dünn aus­ rollen. Mit Sesam oder Kokosraspel bestreuen und festrollen. Den Teig mit einem Messer in zirka 1,5 Zentimeter breite Riegel schneiden. Bei 180 Grad ungefähr 20 Minuten backen. Wie Kinder maßvoll naschen lernen | Rezepte 11 IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projekt­ partnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen unter: www.in-form.de IN FORM bleiben Auf den Internetseiten von IN FORM, Deutsch­ lands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, finden Sie über die Suchfunk­ tion unter dem Thema “Die süßen Versuchun­ gen” weitere Informationen. IN FORM bietet unter “Lebensmittelzusatzstoffe” zudem eine Übersicht der Süßstoffe und einen Link auf www.zusatzstoffe-online.de. www.in-form.de Für Eltern und Erzieher Die Verbraucherzentralen informieren mit mehreren Broschüren über Zucker. Sie sind unter folgenden Adressen zu finden: “Zucker-(k)ein Problem” auf www.vz-sachsen.de “Versteckspiel mit Zucker” auf www.vzbv.de Süßstoffe von A bis Z Einen detaillierten Überblick über Zucker, Siru­ pe, Honig, Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe enthält die gleichnamige Broschüre des aid Info­ dienstes. Das Heft (Nr. 1157) gibt es für 4 Euro zzgl. Versandkosten im Medienshop des aid. www.shop.aid.de 12 KOMPASS ERNÄHRUNG Ausgabe 3 | 2015 Haben wir Ihr Interesse am KOMPASS ERNÄHRUNG geweckt? Wenn Sie das Magazin kostenlos dreimal im Jahr erhalten möchten, dann senden Sie eine E-Mail mit Ihrer Adresse und der Anzahl der gewünschten Exemplare an [email protected]. Sämtliche Ausgaben finden Sie auf www.kompass-ernaehrung.de und auf www.bmel.de zum Download. Impressum Herausgeber: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Referat 212, Rochusstraße 1, 53123 Bonn Koordination: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Referat 525, Deichmanns Aue 29, 53179 Bonn Stand: November 2015 Realisierung: BlockDesign Kommunikation & Medien, Berlin Redaktion: Marcus Franken und Kirsten Wenzel, Berlin Fachliche Beratung: Prof. Dr. Helmut Heseker, Paderborn Druck: Frank Druck, Preetz Bildrechte: S. 1 (Titel): Kristiane Vey/jump; S. 2: BMEL/ photothek.net/Thomas Köhler; S. 3: Prof. Gerhard Rech­ kemmer; S. 4: Shutterstock; S. 5: Picture-Alliance; S. 6 (1): Prof. Martin Wabitsch, (2) blickwinkel/McPHOTO; S. 7: foodcentrale.com; S. 8: Zoonar/Dmytro Mykhailov; S. 9: Shutterstock; S. 10: Zoonar/Erwin Wodicka; S. 11: Studio/Photocuisine; S. 12: Kristiane Vey/jump Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des BMEL. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bmel.de sowie unter www.in-form.de.