KOMPASS ERNÄHRUNG 3/2015: Zucker – Die süße

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KOMPASS
ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 |2015
Zucker –– weniger
weniger ist
ist mehr
mehr
Zucker
Die süße Versuchung
SOFTE DRINKS
Cola, Limo und Co
SO WIRKT ZUCKER
Interview mit Prof. Wabitsch
SÜSSUNGSMITTEL
Besser als Zucker?
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
die Lust auf Süßes ist uns angebo­
ren. Denn Süßes ist in der Natur
nur selten giftig, mitunter auch
gesund und meistens energie­
reich – bestes Beispiel ist unsere
Muttermilch.
Einst war Zucker eine teure und
begehrte Zutat, mit der nur Wohl­
habende ihre Speisen süßen konn-
Inhalt
Gerhard Rechkemmer:
“Nicht ganz auf Zucker verzichten” ......... S. 3
Energie pur:
Zucker – ein ganz besonderer Stoff ........ S. 4
Limo, Cola und Co:
Softe Drinks mit dunkler Seite ........ S. 5
Kindermediziner Prof. Martin Wabitsch:
So wirkt Zucker ........ S. 6/7
Süßungsmittel:
Besser als Zucker? ........ S. 8/9
Gesund durchs Schlaraffenland:
Wie Kinder maßvoll naschen lernen ........ S. 10
ten. Darum blieb der Zuckerkonsum lange
niedrig: Vor 150 Jahren lag er noch bei acht
Gramm pro Person und Tag – das ist weniger
als in einem kleinen 0,1-Liter-Glas Limonade
steckt. Doch seitdem hat sich der Zucker sei­
nen Weg in unsere Ernährung gebahnt: über
Getränke, Fertiggerichte oder direkt als Honig,
Kandis und Tafelzucker. Heute nimmt jede
Person in Deutschland durchschnittlich rund
33 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich – mehr
als zehnmal so viel wie vor 150 Jahren.
Ärzte sehen übermäßigen Zuckerkonsum
längst als wichtigen Grund für Karies und
Übergewicht bei Kindern und Erwachsenen.
Und mit dem Gewicht steigt das Risiko für
Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt,
Schlaganfall und Diabetes mellitus 2.
Deswegen gilt auch beim Verzehr von Zucker
der bekannte Grundsatz der Ausgewogenheit.
Doch was bedeutet “ausgewogen”? Wie sind
die Zuckeralternativen zu beurteilen? Und wie
können wir Kindern gesundes und maßvolles
Genießen vermitteln?
Antworten darauf finden Sie in dieser Ausgabe
von Kompass Ernährung.
Rezepte:
Selber backen lohnt sich ........ S. 11
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Weiterlesen:
Infos und Links ........ S. 12
Ihr Christian Schmidt MdB
Bundesminister für Ernährung und
Landwirtschaft
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KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
Die süße Versuchung
Gerhard Rechkemmer, Ernährungswissenschaftler:
“Nicht ganz auf Zucker verzichten”
Süße Erdbeeren, aromatische Birnen, frischer
Orangensaft – frische Früchte sind gesund und
schmecken vor allem auch gut. Zum Frühstück
gehören sie für mich darum ebenso dazu wie
der Kandis im Tee. Um abzuschätzen, wie viel
Zucker sich pur oder in den Früchten im Früh­
stück versteckt, hätte ich als Ernährungswis­
senschaftler sicher die besten Voraussetzun­
gen.
Doch eine konkrete Angabe zum Zuckergehalt
eines Frühstücks könnte auch ich nur machen,
wenn alle Lebensmittel abgewogen würden
und mir – etwa bei der Marmelade – auch noch
die exakte Zusammensetzung vorliegen würde.
Ohne das tut man sich auch als Experte schwer,
die empfohlene Höchstmenge an Zucker in
seinen täglichen Nahrungsmitteln exakt zu
kontrollieren. Dazu kommt: Um das aktuell
diskutierte Ziel der Weltgesundheitsorganisa­
tion einzuhalten, die vorschlägt, nur fünf Pro­
zent der täglichen Energie über Zucker aufzu­
nehmen, dürfte ich nach dem Frühstück den
ganzen Tag über keinen weiteren Fruchtsaft
trinken – und überhaupt keine Lebensmittel
mit zugesetztem Zucker verzehren. Für die
meisten Menschen ist das sicher kaum vor­
stellbar – und so pauschal auch nicht nötig.
Ein maßvoller Verzehr von Zucker ist nicht
ungesund. Aber wer mit Übergewicht kämpft,
sollte vorsichtig mit Zucker und besonders
auch mit Fett umgehen. Alte Menschen neigen
dagegen eher zu Appetitlosigkeit und dadurch
zu Untergewicht. Sie brauchen auf das wohl­
schmeckende Energiepaket keineswegs gene­
rell zu verzichten.
Bei süßen Äpfeln, Trauben oder auch exoti­
schen Früchten wie Granatapfel oder AcerolaKirschen darf man zugreifen, denn sie enthal­
ten viele wertvolle Inhaltsstoffe. Leckereien
wie Schokolade, Kekse und Co sollte man
lieber nicht täglich in großen Mengen essen,
sondern sie bei besonderen Gelegenheiten be­
wusst genießen. Bewusstes Essen ist der beste
Weg, um unserer angeborenen Liebe zu allem
Süßen zu frönen, ohne gleich über die Stränge
zu schlagen. Ich selbst möchte auch nicht voll­
ständig auf eine gute dunkle Schokolade oder
einen süßen Nachtisch verzichten.
Professor Gerhard Rechkemmer ist Ernährungswissen­
schaftler und Präsident des Max-Rubner-Instituts (MRI),
dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und
Lebensmittel in Karlsruhe. Er gehört zu Deutschlands
bekanntesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet.
KOMPASS ERNÄHRUNG
“Nicht ganz auf Zucker verzichten”
3
Zucker – was ist das?
Ein ganz besonderer Stoff
Süßes liefert Energie pur. Doch immer nur für kurze Zeit.
Schokoriegel oder Gummibärchen sorgen kurz­
zeitig für ein gutes Gefühl. Der Grund dafür ist
Haushaltszucker (Saccharose). Dieser gehört zu
den Kohlenhydraten. Das sind Brennstoffein­
heiten unterschiedlicher Größe, die sich aus
Zuckermolekülen zusammensetzen. Sie wer­
den von Pflanzen durch Fotosynthese erzeugt
und als Energiereserve gespeichert. Kohlen­
hydrate sind also im Grunde konzentrierte
Sonnenenergie! Für den menschlichen Orga­
nismus sind sie ein wichtiger und schneller
Brennstoff. Glukose und Fruktose, sogenannte
Einfachzucker, bestehen aus nur je einem
Molekül und können daher am schnellsten ins
Blut übergehen. Saccharose (Haushaltszucker)
besteht aus zwei miteinander verbundenen
Molekülen (Fruktose und Glukose) und ist
deshalb ein sogenannter Zweifachzucker.
Einfach- und Zweifachzucker liefern schnell,
jedoch nur kurzfristig Energie. Dabei lösen sie
einen plötzlichen Blutzuckeranstieg aus, der
den Stoffwechsel belastet. Stärke ist ein Mehr­
fachzucher und steckt in Lebensmitteln wie
Was steckt dahinter?
Zuckerarm: maximal 5 Gramm Zucker pro
100 Gramm, bei Getränken 2,5 Gramm pro
100 Milliliter
Zuckerfrei: nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker
pro 100 Gramm
Zuckerreduziert: Ein- und Zweifachzucker
sind gegenüber vergleichbaren Produkten um
mindestens 30 Prozent verringert
Ohne Zuckerzusatz: keine zusätzlichen Einund Zweifachzucker oder andere Zusätze mit
süßender Wirkung (wie Fruchtsüße, Frucht­
sirup, Honig)
Kartoffeln oder Getreide. Sie muss zunächst in
Einfachzucker zerlegt werden – darum nimmt
der Körper die Zuckerbausteine langsamer auf.
Stärkehaltige Lebensmittel machen länger satt,
auch weil sie Ballaststoffe enthalten. Zusätzlich
versorgen sie den Körper mit Nährstoffen wie
Vitaminen und Mineralien.
Einfachzucker (Fruktose), Zweifachzucker (Milchzucker) und Vielfachzucker (Maltodextrin)
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KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
Die süße Versuchung
Cola, Limo und Co
Softe Drinks mit dunkler Seite
Wissenschaftler warnen aufgrund neuer Studien vor gesüßten Getränken:
Neben ihrem erheblichen Beitrag zum Übergewicht geraten jetzt auch die
Auswirkungen auf Herz und Kreislauf ins Visier.
Von der Zitronenlimo bis zur Cola stehen hun­
derte Sorten gesüßter Getränke in den Regalen
der Supermärkte. Sie sind meistens teurer als
Wasser und wie viel Zucker sie enthalten, lernen
Kinder oft schon in der Grundschule: Bis zu 40
Zuckerwürfel stecken in einem Liter Limonade.
Und nicht nur Kinder stehen auf Cola, Limo
und Co. Der hohe Limonadenkonsum habe bei
vielen Menschen ein gesundheitsgefährdendes
Ausmaß angenommen, warnt Helmut Heseker,
Professor am Institut für Ernährung, Konsum
und Gesundheit der Universität Paderborn
und Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE). In einem Liter der zuckerhal­
tigen Erfrischungsgetränke stecken 100 bis 120
Gramm purer Zucker. Wer das trinkt, habe
schon dadurch ein Viertel seines täglichen Ka­
lorienbedarfs zu sich genommen. “Dabei ma­
chen die süßen Getränke kaum satt und tragen
auch nicht wesentlich zur Versorgung mit le­
bensnotwendigen Nährstoffen wie Vitaminen,
Mineralstoffen oder Spurenelementen bei”,
sagt Heseker.
Um 440 bis 480 Kilokalorien zu sich zu neh­
men – so viel steckt in einem Liter Limonade –
müsste man knapp ein ¾ Kilogramm Äpfel
oder knapp ein Kilogramm Rosenkohl essen.
Mit Rosenkohl und Äpfeln würde man aber ei­
nen guten Teil des täglichen Bedarfs an essen­
tiellen Nährstoffen und Ballaststoffen decken.
KOMPASS ERNÄHRUNG
Was vielen Wissenschaftlern immer mehr
Sorge bereitet, sind die Folgen des hohen
Limonadenkonsums für die Herz- und Kreis­
laufgesundheit. “Aktuelle Studien aus den USA
zeigen deutlich, dass die gesüßten Getränke
den Fettgehalt der Leber erhöhen können und
damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkran­
kungen steigern”, sagt Heseker. Das gelte be­
sonders für die vielen Menschen, die ohnehin
schon zu viele Kalorien zu sich nehmen und
darum an Übergewicht leiden.
“Für übergewichtige Menschen ist die unnöti­
ge Zuckerzufuhr durch süße Getränke ein gro­
ßes Problem”, warnt Heseker. Sein Tipp: Cola
und Limonade im Regal stehen lassen und
stattdessen zum ohnehin günstigeren Mineral­
wasser greifen. Eine Alternative ist auch heißer
Früchtetee. Dabei kann man sich schrittweise
gut an weniger Zucker gewöhnen.
Zucker – ein ganz besonderer Stoff | Softe Drinks mit dunkler Seite
5
Experteninterview
“Man kann sich leicht an weniger süß gewöhnen”
Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft und
Kinder- und Jugendarzt an der Universitätsklinik Ulm, über die gesund­
heitlichen Risiken unseres hohen Zuckerkonsums
Professor Wabitsch, kann man
pauschal sagen: Zucker ist
ungesund?
Zucker ist erst einmal nicht
schädlich. Die Süße der Mut­
termilch sorgt zum Beispiel
dafür, dass die Kinder mög­
lichst viel und immer wieder
trinken und das schützt die
Säuglinge vor dem Verhun­
gern. Dennoch beantworte ich
die Frage mit Ja – und zwar wegen der Über­
ernährung in unserer westlichen Gesellschaft.
Wir haben für unsere Hauptprobleme Über­
gewicht und metabolisches Syndrom bisher
kaum Lösungen. Als metabolisches Syndrom
bezeichnet man das gesteigerte Risiko für
Herz-Kreislauf-Krankheiten durch Überge­
wicht, Bluthochdruck, gestörten Fettstoff­
wechsel und erhöhten Blutzuckerspiegel. Wir
wissen, dass körperliche Bewegung gut dage­
gen wirkt. Aber es ist sehr schwierig, einzelne
Nahrungsbestandteile zu benennen, die einen
nachweisbaren Zusammenhang mit Überge­
wicht und metabolischem Syndrom haben.
Für den Zucker konnte das jedoch nachge­
wiesen werden.
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KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
Heute kann man zeigen: Wenn einem Nah­
rungsmittel Zucker zugesetzt wird – zum Bei­
spiel einem Milchshake – kommt es nicht nur
zu einem sehr raschen Blutzuckeranstieg, son­
dern auch zur Aktivierung der Hirnregion, in
der das Belohnungssystem zu Hause ist.
Ist es theoretisch möglich, ganz ohne zugesetz­
ten Zucker zu leben?
In der heutigen Gesellschaft hat es eine nor­
male Familie, die im Supermarkt einkauft,
schwer, Zucker ganz zu vermeiden. Einfach
zu Leberfett umgewandelt und
lagert sich dort an. Diese Zu­
sammenhänge bestehen aller­
dings nur im Fall der Überer­
nährung.
weil er in fast allen industriell hergestellten
Nahrungsmitteln vorhanden ist. Aber eigent­
lich brauchen wir keinen zugesetzten Zucker.
Welches sind die größten gesundheitlichen
Probleme, die mit Zucker in Verbindung
stehen?
Zunächst natürlich Karies, dann das metaboli­
sche Syndrom und indirekt darüber auch der
Diabetes mellitus Typ 2. Daneben gibt es eine
Reihe von anderen Krankheiten wie Depres­
sionen, Migräne, Krebs, wo Verdachtsmomente
bestehen, ohne dass man bisher zwingend ei­
nen kausalen Zusammenhang beweisen kann.
Für das metabolische Syndrom können wir das
aber klar sagen. Hier scheint die Fruktose, also
der isolierte Fruchtzucker, sogar etwas schädli­
cher zu sein als die normale Glukose. Er wird
Bei frischem Obst, Gemüse und
Milch gibt es laut Weltgesund­
heitsorganisation keine Hinweise
auf nachteilige Gesundheitswir­
kungen durch den natürlich ent­
haltenen Zucker. Kann ich davon
essen, so viel ich will?
So sehen zumindest im Moment
die Studienergebnisse aus. Eine
Banane ist zugegeben auch sehr
süß, dennoch ist sie die bessere
Wahl, wenn sie den sonst übli­
chen Schokoriegel ersetzt. Ein
Problem sehe ich allerdings:
Mittlerweile werden gezielt
Fruchtsorten gezüchtet, die
süßer sind als andere. So eine Entwicklung
halte ich für problematisch.
Sind natürliche Zuckeralternativen wie Honig,
Sirup, Trockenfrüchte eine gesunde Alternative
zu raffiniertem Zucker?
Meines Erachtens nicht. Sie liefern alle viel
Energie. Diese Nahrungsprodukte sind nicht
so gut untersucht wie der Zucker, es ist aber
davon auszugehen, dass sie ähnlich wie reiner
Zucker wirken.
Ist es denn möglich, sich von der Abhängigkeit
vom Süßen zu befreien?
Ja. Und das ist die gute Nachricht: Unser Ge­
hirn kann sich da sehr gut umstellen. Es dauert
nur ein paar Wochen und dann ist man auch
mit deutlich weniger Süße zufrieden.
KOMPASS ERNÄHRUNG
Experteninterview
7
Süßungsmittel
Besser als Zucker?
Unser Haushaltszucker – egal ob braun oder
weiß – wird meist aus Zuckerrüben hergestellt
und ist sehr reich an Energie: 100 Gramm
Haushaltszucker enthalten rund 400 Kilokalo­
rien (kcal) – ein Fünftel des täglichen Kalorien­
bedarfs eines Erwachsenen. Allerdings enthält
Zucker weder Vitamine noch Mineralien. Che­
misch hergestellte Süßungsmittel sind im Ver­
gleich dazu oft kalorienarm und nicht schäd­
lich für die Zähne. Süßungsmittel zählen zu
den Zusatzstoffen und werden auf ihre gesund­
heitliche Unbedenklichkeit geprüft, bevor sie
zugelassen werden. Wenn sie in üblichen Men­
gen aufgenommen werden, schaden sie der
Gesundheit nicht. Lediglich die so genannten
Zuckeralkohole (siehe Tabelle) können in grö­
ßeren Mengen abführend wirken.
In der privaten Küche haben es Süßungsmittel
dagegen schwer: Da sie bis zu 500-mal süßer
Mit Honig gemacht: Gut für den Geschmack. Aber für die Gesundheit nicht besser als Haushaltszucker.
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KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
Die süße Versuchung
Süßkraft im
Vergleich zu
Haushaltszucker
Besser für
die
Zähne?
Kalorien
(kcal/100g)
Zum
Backen
geeignet?
Sorbit
50 % der Süße
ja
240
ja
Xylit
wie Zucker
ja
240
ja
Mannit
70 % der Süße
ja
240
ja
Isomalt
50 % der Süße
ja
240
ja
Maltit
90 % der Süße
ja
240
ja
Lactit
40 % der Süße
ja
240
ja
Erythrit
70 % der Süße
ja
240
ja
Steviolglycoside (Stevia)
350-mal so süß
ja
keine
ja
Saccharin
550-mal so süß
ja
keine
ja
Cyclamat
32-mal so süß
ja
keine
ja
Aspartam
200-mal so süß
ja
keine
nein
Honig
1,2-mal so süß
nein
396
ja
Dicksaft (aus Agave, Apfel oder Birne)
wie Zucker
nein
rund 300
ja
Sirup (aus Ahorn oder Zuckerrübe)
ca. 80 % der Süße
nein
rund 200
ja
Fruktose (Fruchtzucker)
1,4-mal so süß
nein
400
ja
Zuckeralkohole
sind als Zucker, kann man nur sehr kleine
Mengen einsetzen – und die lassen sich im
Haushalt schwer dosieren. Beim Backen fallen
viele Teige zusammen, wenn das stabilisieren­
de Gerüst des Zuckers fehlt. Lediglich bei Hefe­
teig, Quark-Öl-Teig und Mürbeteig kann man
auf Zucker ganz verzichten und vollständig
mit Süßungsmitteln süßen. Da manche Sü­
ßungsmittel außerdem einen bitteren Beige­
schmack haben, ist es hilfreich, zu Mischungen
wie Backsüße aus Saccharin und Cyclamat zu
greifen. Beide sind hitzestabil und gut zum Ko­
chen und Backen geeignet.
Alternativen wie Honig oder Fruchtzucker sind
für die Gesundheit nicht besser als gewöhnli­
cher Zucker. Honig und Agavendicksaft haben
in etwa so viele Kalorien wie Haushaltszucker
und fördern ebenso Karies. Die enthaltenen
Mengen an Vitaminen und Minerstoffen sind
dagegen vernachlässigbar gering.
→ Tipp: Die Verbraucherzentralen haben für
Smartphones die App “Süßmacher” entwickelt.
Mit dem kostenlosen Programm hat man die
Eigenschaften und Wirkungen von mehr als
50 Süßungsmitteln stets zur Hand.
KOMPASS ERNÄHRUNG
Besser als Zucker?
9
Wie Kinder maßvoll naschen lernen
Gesund durchs Schlaraffenland Vorsicht bei “Kinderprodukten”
Fruchtjoghurts und Frühstücksflocken für Kin­
der enthalten oft besonders viel Zucker. Nicht
selten steckt Zucker auch in Kinderwürstchen,
Pizza oder Fertiggerichten. Auch Ketchup sollte
man immer mäßig dosieren. Ein Esslöffel davon
besteht zu einem Viertel aus zugesetztem Zucker.
Süß ist die erste Geschmacksrichtung, die Kin­
der kennen – und bleibt lange ihr Favorit. Die
Freude ist meist groß, wenn im Kindergarten
Eierpfannkuchen oder Milchreis auf dem
Speiseplan stehen. Doch auch wenn Kinder
sehr gern Süßes essen, ist sanftes Gegensteu­
ern nicht schwer. Bereits ab dem ersten Le­
bensjahr entdecken sie eine Fülle anderer Ge­
schmackseindrücke, vorausgesetzt, man lässt
sie immer wieder kosten. Ein Teller mit Möh­
ren-, Paprika- und Gurkensticks zum Beispiel
Was im Produkt drin ist, steht auf dem Etikett.
Doch wie viel Zucker enthalten ist, ist oft nicht
leicht auszumachen. Nicht selten werden auch
Stoffe wie Maltodextin, Laktose oder Maissirup
aufgelistet, die nicht ohne Weiteres als Zucker
zu erkennen sind. Unser Tipp: Zutaten, die auf
-sirup und -ose enden, bestehen aus Zucker. Ab
dem 13. Dezember 2016 muss auf verpackten
Lebensmitteln eine Nährwerttabelle angege­
ben sein, die den Zuckeranteil ausweist. Oft ist
diese Nährwerttabelle schon jetzt angegeben.
10
KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
wird von vielen gern “weggeknabbert”. Auch
eine Handvoll Nüsse oder Mandeln ist eine be­
liebte und gesunde Zwischenmahlzeit, so wie
Obst in allen Variationen, mundgerecht serviert,
in selbstgemachten Quarkspeisen oder dekora­
tiv auf Spießen und zu besonderen Anlässen,
vielleicht mit ein paar Schokotropfen verziert.
Ein paar Naschtipps:
→ Süßes schmeckt am besten als i-Tüpfel­
chen nach etwas Herzhaftem, zum Beispiel
als leckere Nachspeise. Wenn Kinder sich
ausgewogen ernähren, haben sie weniger
Heißhunger auf Süßes.
→ Gemeinsam mit den Kindern verabreden,
wann und wie viel genascht werden darf.
Gut funktioniert in vielen Familien das
Ritual, einmal am Tag die “süße Kiste”
hervorzuholen und anschließend wieder
wegzustellen.
→ Süße Aufstriche wie Honig oder Nougat­
creme nur dünn und möglichst auf Voll­
kornbrot oder -brötchen streichen.
→ Statt Softdrinks schmecken Kindern auch
leckere Schorlen, die man aus Obstsaft und
Wasser selbst mischen kann.
Die süße Versuchung
Rezepte
Selber backen
lohnt sich
Duftende Kekse sind aus der dunklen Jahreszeit
kaum wegzudenken. Der Genuss beginnt schon
bei der Zubereitung. Und man kann selbst ent­
scheiden, wie süß man es persönlich mag.
Haferflockentaler
100 g kalte Butter, 50 g Haselnüsse, 50 g Hafer­
flocken, 1 Esslöffel Kakaopulver, 4 Esslöffel Milch,
100 g Mehl, 50 g Vollkornmehl, 75 g Zucker,
1 Eigelb, 1 Prise Salz
→ Jeder der 20 Taler enthält rund 100 Kilokalo­
rien (kcal), 5g Fett, 12g Kohlenhydrate (davon 6 g
Zucker).
Butter in kleine Stücke schneiden. Haselnüsse
grob hacken. Alle Zutaten mit den Knethaken
des Handrührers verrühren, dann mit den
Händen kurz und gründlich zu einem glatten
Teig verkneten. Den Teig zu einer Rolle formen
und abgedeckt für eine halbe Stunde kalt stel­
len.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Die
Rolle in 20 Scheiben schneiden und die Taler
auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech
legen. Die Kekse im vorgeheizten Backofen
etwa 10 bis 12 Minuten backen. Die Plätzchen
vom Backblech nehmen und auf ein Kuchen­
gitter legen. Abkühlen lassen und anschlie­
ßend in einer gut schließenden Blechdose
aufbewahren.
KOMPASS ERNÄHRUNG
Knusperriegel
100 g Vollkornhaferflocken, 150 g geschroteter
Weizen, 100 g Kokosraspel, 100 g gehackte Nüsse
oder Mandeln, 5 Esslöffel Honig, 6 Esslöffel
flüssige Butter, 4 Esslöffel Wasser, Zitronensaft,
1 Prise Jodsalz, 2 Esslöffel Sesamkörner oder
Kokosraspel
→ Jeder der 20 Riegel enthält rund 170 kcal, 13 g
Fett, 10 g Kohlenhydrate (davon 3 g Zucker).
Alle Zutaten außer den Sesamkörnern gut mi­
schen. Den Teig mit einem Knethaken durch­
arbeiten und auf einem Backblech dünn aus­
rollen. Mit Sesam oder Kokosraspel bestreuen
und festrollen. Den Teig mit einem Messer in
zirka 1,5 Zentimeter breite Riegel schneiden.
Bei 180 Grad ungefähr 20 Minuten backen.
Wie Kinder maßvoll naschen lernen | Rezepte
11
IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde
Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
(BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit
(BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projekt­
partnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das
Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen
dauerhaft zu verbessern.
Weitere Informationen unter: www.in-form.de
IN FORM bleiben
Auf den Internetseiten von IN FORM, Deutsch­
lands Initiative für gesunde Ernährung und
mehr Bewegung, finden Sie über die Suchfunk­
tion unter dem Thema “Die süßen Versuchun­
gen” weitere Informationen. IN FORM bietet
unter “Lebensmittelzusatzstoffe” zudem eine
Übersicht der Süßstoffe und einen Link auf
www.zusatzstoffe-online.de.
www.in-form.de
Für Eltern und Erzieher
Die Verbraucherzentralen informieren mit
mehreren Broschüren über Zucker. Sie sind
unter folgenden Adressen zu finden:
“Zucker-(k)ein Problem” auf www.vz-sachsen.de
“Versteckspiel mit Zucker” auf www.vzbv.de
Süßstoffe von A bis Z
Einen detaillierten Überblick über Zucker, Siru­
pe, Honig, Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe
enthält die gleichnamige Broschüre des aid Info­
dienstes. Das Heft (Nr. 1157) gibt es für 4 Euro
zzgl. Versandkosten im Medienshop des aid.
www.shop.aid.de
12
KOMPASS ERNÄHRUNG
Ausgabe 3 | 2015
Haben wir Ihr Interesse am KOMPASS ERNÄHRUNG
geweckt? Wenn Sie das Magazin kostenlos dreimal im
Jahr erhalten möchten, dann senden Sie eine E-Mail
mit Ihrer Adresse und der Anzahl der gewünschten
Exemplare an [email protected]. Sämtliche Ausgaben
finden Sie auf www.kompass-ernaehrung.de und auf
www.bmel.de zum Download.
Impressum
Herausgeber: Bundesministerium für Ernährung
und Landwirtschaft (BMEL), Referat 212, Rochusstraße 1,
53123 Bonn
Koordination: Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE), Referat 525, Deichmanns Aue 29,
53179 Bonn
Stand: November 2015
Realisierung: BlockDesign Kommunikation & Medien, Berlin
Redaktion: Marcus Franken und Kirsten Wenzel, Berlin
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Helmut Heseker, Paderborn
Druck: Frank Druck, Preetz
Bildrechte: S. 1 (Titel): Kristiane Vey/jump; S. 2: BMEL/
photothek.net/Thomas Köhler; S. 3: Prof. Gerhard Rech­
kemmer; S. 4: Shutterstock; S. 5: Picture-Alliance;
S. 6 (1): Prof. Martin Wabitsch, (2) blickwinkel/McPHOTO;
S. 7: foodcentrale.com; S. 8: Zoonar/Dmytro Mykhailov;
S. 9: Shutterstock; S. 10: Zoonar/Erwin Wodicka;
S. 11: Studio/Photocuisine; S. 12: Kristiane Vey/jump
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher
Genehmigung des BMEL.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.bmel.de sowie unter www.in-form.de.
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