Müdigkeit trotz CPAP Therapie

Werbung
TECHNIK
OBSTRUKTIVE SCHLAFAPNOE
Druckinstabile Geräte mindern
Therapieerfolg
Die Druckinstabilität von Therapiegeräten ist eine wenig bekannte Ursache
für die Müdigkeit von Patienten trotz adäquater CPAP-Therapie.
n Deutschland leiden etwa zwei
Millionen Menschen an Müdigkeit, die sich auf eine obstruktive
Schlafapnoe zurückführen lässt. Die
Standardtherapie wird mit einem
CPAP-(Continuous Positive Airway
Pressure-)Gerät durchgeführt, das
mit leichtem Überdruck den Rachenraum offen hält. Viele Patienten
können dadurch wieder erholsam
schlafen und fühlen sich tagsüber
leistungsfähig. 20 bis 30 Prozent
der Patienten leiden aber weiter unter Tagesmüdigkeit, obwohl sie die
Atemhilfe regelmäßig nutzen.
Auch in Fachkreisen ist zu wenig
bekannt, dass dies mit der Druckinstabilität der Therapiegeräte in Zusammenhang stehen kann. Kommt
es während der nächtlichen Behandlung nämlich zu einem Druckabfall
im Inspirationszyklus, muss der Patient dies mit erhöhter Atemarbeit
ausgleichen, so dass die Schlafqualität beeinträchtigt ist.
Bei Patienten mit fortbestehender
Müdigkeit trotz adäquater CPAPTherapie wird üblicherweise zunächst die richtige Therapiedruckeinstellung überprüft, eine Kontrolle der regelmäßigen und korrekten
Gerätenutzung durchgeführt sowie
eine Differenzialdiagnostik für alternative Erkrankungen eingeleitet.
Es wird sogar diskutiert, ob die fortbestehende Müdigkeit als Folgezustand der vor der Therapie über einen langen Zeitraum bestandenen
Sauerstoffabfälle zu werten sei.
Mehr Atemarbeit macht müde
Im Schlaflabor der Medizinischen
Klinik des Forschungszentrums
Borstel haben wir die Erfahrung gemacht, dass noch ein weiterer Aspekt eine wichtige Rolle spielt. So
wird die nächtliche Atemarbeit als
wesentliches Element für die vom
A 1822
Foto: Lungenliga Schweiz
I
Patienten empfundene Müdigkeit zu
wenig beachtet.
Fest steht, dass bei Geräten mit
einem Druckabfall im Inspirationszyklus die Atemarbeit für den Patienten größer wird. Hier saugt der
Patient bei jedem Atemzug den
Therapiedruck über einige Zehntelsekunden muldenförmig um einige
Zehntelmillibar nach unten. Zwar
haben verschiedene Fachkreise die
Druckstabilität als Qualitätskriterium einer korrekten Therapie erkannt, aber bislang ist kaum bekannt, welche Auswirkungen wenige Zehntelmillibar Druckabfall auf
den einzelnen Patienten haben. Genau diese Auswirkungen haben wir
über mehrere Jahre hinweg bei den
Patienten beobachten können.
Ist ein Patient trotz regelmäßiger
Nutzung des CPAP-Gerätes weiterhin müde, können die Ursachen seiner Beschwerden manchmal darauf
zurückgeführt werden, dass er ein
Gerät mit unzureichender Druckstabilität nutzt. Bei diesen Patienten
kann man in der Inspiration einen
CPAP-Maske: Viele
CPAP-Geräte sind
druckinstabil. Das
ist häufig jedoch
nur schwer zu erkennen.
Abfall im hochaufgelösten Druckkanal feststellen, im Differenzdruckgeber der Luftstrommessung zeigt
sich ein leicht verzögerter Anstieg
der frühen Inspiration, und es lässt
sich manchmal auch eine diskrete
Phasenverschiebung in den Effortsignalen ausmachen. In diesen Fällen werden die Patienten auf ein
druckstabiles Gerät umgestellt, mit
dem die Müdigkeit dann schnell
rückläufig ist.
Das Problem: Auf dem Markt
gibt es druckinstabile Geräte, die
nur schwer als solche zu erkennen
sind. Ein Hamburger Forscherteam
stellte deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den Geräten verschiedener Hersteller fest (Dtsch
Arztebl 2011; 108[36]: A 1872).
Von den dort getesteten Geräten
schafften sieben von 30 die vorgegebenen Mindestanforderungen
nicht, zum Teil stellten die Wissenschaftler sogar Abweichungen von
rund 30 Prozent fest.
Informations-Website
Einen Überblick über die Druckstabilität der verschiedenen Geräte
gibt die Seite www.respiratorcheck.
de. Die Kenntnis dieser Geräteeigenschaften ist insofern wichtig, als
der inspiratorische Druckabfall in
der Polysomnografie oft übersehen
wird, da die standardmäßig angewandten Filtereinstellungen und
Skalierungen sowie die verwendeten Sensoren mit ihrer Software
die relevanten Messgrößen zu stark
maskieren. Wenn alle Beteiligten
für dieses Thema vermehrt sensibilisiert werden, dann könnte das Problem „Müdigkeit trotz CPAP-The▄
rapie“ deutlich zurückgehen.
Dr. med. Stephan Rüller
Schlaflabor der Medizinischen Klinik des
Forschungszentrums Borstel
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 111 | Heft 42 | 17. Oktober 2014
Herunterladen