Mathematische Logik II Vorlesung 11 25.05.2005 Dieses Dokument wurde von der Homepage www.sigma-mathematics.de runtergeladen. Es darf zu nichtkommerziellen Zwecken verwendet und frei weitergegeben werden. Jeglicher Mißbrauch ist untersagt. Ich hafte nicht für eventuelle Schäden, die durch Verwendung dieses Dokuments auftreten. Sollte das Dokument Fehler enthalten, so melden Sie diese bitte an [email protected]. |= TA = Th(N) vollständig, PA = ΦPA (Peano-Arihtmetik) rekursiv axiomatisierbar, ZFC|= rekursiv axiomatisierbar. Φ erlaubt Kodierungen (Φ repräsentativ): jede berechenbare Funktion (über N) ist beschreibbar durch eine Formel. Wir kodieren Tupel fester Länge von natürlichen Zahlen durch natürliche Zahlen: Definition. [x, y] := 21 (x + y)(x + y + 1) + x. Lemma. [·, ·] : N × N → N ist bijektiv. P Px+y Beweis. Das Paar (x, y) erhält dabei die Nummer ( 0≤n<x+y (n + 1)) + x = n=1 +x (auf der Diagonalen {(x, y) | x + y = k liegen k + 1 Elemente) = 12 (x + y)(x + y + 1) + x = [x, y]. Definition. [a0 , . . . , an ] := [a0 , [a1 , . . . , an ]] für n > 1. Damit erhalten wir definierbare Bijektionen Nk → N für jedes feste k. Um beliebige berechenbare Funktionen, also Berechnungen beliebiger Länge (z.B. von Turingmaschinen) durch arithmetische Formeln zu beschreiben, benötigen wir Kodierungen von Folgen beliebiger Länge (von Zahlen, Konfigurationen, etc.) durch natürliche Zahlen. Satz. (Chinesischer Restsatz) Qn−1 Seien q − 0, . . . , qn−1 paarweise teilerfremd und q = i=0 qi . Dann ist die Funktion F : Z/qZ → Z/q0 Z × · · · × Z/qn−1 Z, a 7→ (a0 , . . . , an−1 ) mit a ≡ ai mod qi eine Bijektion. Beweis. Z/qZ und Z/q0 Z× · · · ×Z/qn−1 Z sind endlich und haben gleich viele Elemente. Es reicht also zu zeigen, dass F injektiv ist. Dazu seien a, a′ ∈ Z/qZ, so dass a ≡ a′ mod qi für alle i. Also wird a − a′ von allen qi geteilt, also auch von deren Produkt q (da die qi teilerfremd sind). Also a ≡ a′ mod q. Lemma. (β-Lemma von Gödel) Es gibt eine totale berechenbare Funktion β : N3 → N, so dass zu jeder endlichen Folge (a0 , . . . , an−1 ) über N Zahlen a, b ∈ N existieren, mit β(a, b, j) = aj für alle j < n. β ist definierbar in TA, PA, ZFC. Beweis. Setze β(x, y, z) := x mod 1 + y(z + 1) (β definierbar durch ϕβ (x, y, z, v) := v < 1 + y(z + 1) ∧ ∃u(x = u+uy(z+1)+v)). Zu zeigen bleibt: Für alle n und alle a0 , . . . , an−1 existieren a, b, so dass a ≡ ar mod 1+b(j +1). Setze b := m! für m = max(n, a0 , . . . , an−1 ). Behauptung: Für 0 ≤ i < j < n sind 1 + (i + 1)b, 1 + (j + 1)b teilerfremd. (Sonst ex. p > 1, p | 1 + (i + 1)b, 1 + (j + 1)b ⇒ p | (i − j)b, aber p ∤ b (sonst p ∤ 1 + (i + 1)b) ⇒ p | i − j, also p ≤ n. Unmöglich, da b von jeder Zahl ≤ n geteilt wird.) Damit können wir den Chinesischen Qm−1 Restsatz anwenden und folgern, dass ein a < j=0 (1 + b(j + 1)) existiert, so dass a ≡ aj mod 1 + b(j + 1) für alle j < n. 1 www.sigma-mathematics.de/semester5/malo2/vorlesungen/vorlesung11.pdf 2 Eine Folge (a0 , . . . , an−1 ) über N kodieren wir durch Zahl ha0 , . . . , an−1 i := [a, b, n], so dass β(a, b, i) = ai für alle i < n. Sei ln(ha0 , . . . , an−1 i) := n (Länge), πi (ha0 , . . . , an−1 i) := ai . |·, ·], β, ln, πi sind in TA, ΦPA , ZFC definierbar. Kodierung von Turingmaschinen: M = (Q, Σ, δ, q0 , F ) deterministische 1-Band-Turingmaschine. Konfiguration: c = (q, w, p) ∈ Q × Σ∗ × N ⊆ N × N∗ × N. Berechnung: Folge c0 , . . . , cm von Konfigurationen, so dass ci ⊢M ci+1 . Idee: Sei Φ ∈ {TA, ΦPA , ZFC}, M eine Turingmaschine. Konstruiere Formeln Konf M (x), StartM (x, y), EndM (x, y) und Lauf M (x) mit • Φ ⊢ Konf(c) genau dann, wenn c eine gültige Konfiguration von M kodiert: c = [q, w, p], q < |Q|, p ≤ |w|, wi < Σ • Φ ⊢ StartM (x, y): x kodiert die Inputkonfiguration von M auf Eingabe y. • Φ ⊢ EndM (x, y): x kodiert eine Endkonfiguration von M mit Output (Bandinschrift) y • Φ ⊢ Lauf M (x): x kodiert eine gültige Berechnung von M , d.h. eine Folge hc0 , . . . , cm i von Konfigurationen, so dass ci ⊢M ci+1 . Folgerung: TA, ΦPA , ZFC erlauben Kodierungen. Folgerung (Tarski): TA unentscheidbar. (Kodiere das Halteproblem für Turingmaschinen in TA) Folgerung: PA, ZFC|= unentscheidbar. Satz. (Gödel) • Es gibt keine entscheidbares Axiomensystem für TA. • PA ist unvollständig. Beweis. • TA ist vollständig. Wenn TA rekursiv axiomatisierbar wäre, dann auch entscheidbar. • PA ist rekursiv axiomatisierbar; wäre PA vollständig, dann auch entscheidbar. Gödels Methode: Hinreichend reichhaltige Axiomensysteme erlauben Formeln, welche Aussagen über sich selbst machen (Selbstbezüglichkeit). Gödelisierung von Formeln: Jedem Term t und jeder Formel ϕ ordnen wir Zahlen [t] bzw. [ϕ] zu: Beispiel: [xi ] := h0, ii, [0] := h1, 0i, [t0 + t1 ] := h2, [t0 ], [t1 ]i, [t0 · t1 ] := h3, [t0 ], [t1 ]i, [t0 = t1 ] := h4, [t0 ], [t1 ]i, [¬ϕ] := h5, [ϕ]i, [ϕ ∧ ψ] := h6, [ϕ], [ψ]i, [∃xi ψ] := h7, i, [ψ]i. Satz. (Fixpunktsatz) Φ erlaube Kodierungen. Zu jeder Formel ψ(x) ∈ FO({+, ·, 0, 1}) gibt es eine Satz ϕ mit Φ ⊢ ϕ ↔ ψ([ϕ]).