MANAGEMENT | Endoparasiten im P ferdestall Zeit für die Wurmkur? Wirkstoff und Dosierung müssen stimmen. 52 | Der Trakehner . 11 | 2oo6 Endoparasiten im P ferdestall | MANAGEMENT „Da ist der Wurm drin“ Der „Feind“ lauert überall: Nahezu jedes Pferd ist im Laufe seines Lebens Wurminfektionen ausgesetzt, trägt Larven in sich und dient vielen Parasiten als Zwischen- und Endwirt. Dabei handelt es sich keinesfalls um Infektionen, die man auf die leichte Schulter nehmen dürfte. Immer noch sterben jedes Jahr unzählige Fohlen und ausgewachsene Pferde an Organschäden infolge von unzureichend behandeltem Parasitenbefall. D ie in vielen Pferdeställen obligatorische Entwurmung, eine Die Pferde verbleiben bis etwa Mitte Juli auf einer Fläche, dann wer- Paste im Frühjahr, eine im Herbst, führt oftmals nicht zu ei- den sie planmäßig entwurmt und ca. 2 bis 3 Tage später auf eine nem zufriedenstellenden Behandlungsergebnis. Für eine er- „saubere“ Weide umgetrieben. Als „sauber“ gelten Flächen, die im folgreiche Parasitenbekämpfung ist es unverzichtbar, genaue Infor- gleichen Jahr noch nicht von Pferden beweidet wurden. Der vorhe- mationen über den Infektionsstatus der Pferde zu ermitteln. Eine rige Besatz mit Schafen und Rindern ist zulässig, kann jedoch zu ei- Bestandsdiagnose sollte vorzugsweise in den Sommermonaten erfol- nem vermehrten Befall mit Magenwürmern führen. Nachfolgend er- gen. Bei einem kleinen Bestand werden Kotproben aller Pferde ge- halten Sie einen Überblick über die am häufigsten im Pferdestall nommen, bei größeren Beständen wird der Infektionsstatus von etwa auftretenden Endoparasiten, sowie über geeignete Vorbeuge- bzw. 20% aller Pferde über eine Kotprobe ermittelt. Bekämpfungsmaßnahmen. Nach erfolgter Entwurmung sollte, aufgrund zunehmender Resistenzen, mindestens einmal jährlich der Behandlungserfolg über- Palisadenwürmer (Strongyliden) prüft werden. Die Überprüfung erfolgt in der Regel durch einen Ei- Der Befall mit kleinen und großen Palisadenwürmern ist bei Pferden zahlreduktionstest: Vor der ersten Entwurmung erfolgt eine weltweit verbreitet und tritt unabhängig von Rasse und Alter (Aus- zahlenmäßige Untersuchung (Eizählung) von Kotproben mehrerer nahme junge Saugfohlen) auf. Die Infektion mit Palisadenwürmern Pferde des Bestandes. Etwa 14 Tage nach der Entwurmung wird die erfolgt sowohl bei Weidegang, als auch bei reiner Stallhaltung. Aus- Eizählung in neuen Kotproben wiederholt. Für die Festlegung der gewachsene Palisadenwürmer schädigen den Dickdarm des Pferdes, Entwurmungsintervalle spielt der sogenannte ERP-Wert eine wich- die parasitierenden Larven der Palisadenwürmer verursachen wäh- tige Rolle (ERP = Egg Reappearence Period). Der ERP-Wert bezeich- rend ihrer Wanderung durch den Pferdekörper irreparable Schäden net die Zeit zwischen erfolgreicher Behandlung und Wiederanstieg am Gesamtorganismus. der mittleren Eizahl pro Gramm Kot auf >200 bei mehr als der Hälf- Foto: Imke Eppers te der Pferde des Bestandes. Die Infektion der Pferde mit Palisadenwürmern erfolgt meist durch die Aufnahme von deren Eiern oder infektiösen Larven. Ein Es wird von vielen Pferdehaltern als Zeitverschwendung belä- wesentliches Problem bei der Bekämpfung von Palisadenwürmern ist chelt, das Absammeln des Pferdekotes von der Weide. Der Arbeits- die zunehmende Resistenz, vor allem kleiner Palisadenwürmer. Un- und Zeitaufwand dafür ist hoch, jedoch wurde nachgewiesen, dass tersuchungen belegen, dass in Deutschland die gegen gebräuchliche das regelmäßige „Abäppeln“ (2 x pro Woche) zu einer drastischen Wirkstoffe resistenten Palisadenwürmer, in nahezu jedem Warmblut-, Senkung der Larvendichte auf dem Gras führt. Im direkten Vergleich Vollblut- und Trabergestüt, so- zeigte das „Abäppeln“ einen besseren vorbeugenden Effekt gegen wie in vielen Reitställen vorhan- den Befall mit Parasiten, als der planmäßige Einsatz von Entwur- den sind. Als Zahlenbeispiel: Bei mungsmitteln. Um den Parasitendruck weiter zu senken, sollte eine der Bekämpfung kleiner Palisa- Überweidung der Pferdekoppeln vermieden werden. Die Besatzdich- denwürmer im Darmlumenstadi- te der aufgetriebenen Pferde sollte 1000 Kg Körpergewicht pro um wird u.a. Benzimidazole ein- ROLAND PLOCHER™Technology Hektar Weidefläche nicht überschreiten. Wenn die Betriebsgröße es gesetzt. Ursprünglich vernichtete zulässt, sollte mit Umtriebs- oder Wechselweiden gearbeitet werden. dieser Wirkstoff mehr als 90% w 07532-4333-0 y07532-4333-10 Internet: www.plocher.de Fit durchs Jahr – ganzheitlich gestärkt …natürlich mit PLOCHER Torenstrasse 26 • D-88709 Meersburg 11 | 2oo6 . Der Trakehner | 53 MANAGEMENT | Endoparasiten im P ferdestall Bild Oben | Spulwürmer plagen vor allem Fohlen und Jungpferde. Bild Mitte | Larven der Magendasselfliege, wie man sie im Frühjahr häufig im Kot der Pferde findet. Nach erfolgreicher Entwurmung werden die Larven für einige Tage vermehrt ausgeschieden. Bild Unten | Im Spätsommer und Herbst infizieren sich mehr und mehr Pferde auf der Weide mit Bandwürmern. der vorhandenen Würmer. Durch die Resistenzen ist die Wirkung heutzutage auf einen Wert von unter 80% bis hin zur Wirkungslosigkeit reduziert. Die Bekämpfung, nicht nur der Palisadenwürmer, sollte daher immer durch besondere, dem Betrieb angepasste Maßnahmen ergänzt werden (siehe Info-Kasten Maßnahmen zur Parasitenbekämpfung beim Pferd). Spulwürmer (Parascaris equorum) Infektionen mit Spulwürmern kommen vor allem bei Fohlen und Jährlingen vor. Mit zunehmendem Alter entwickeln die Pferde eine bessere Immunabwehr gegen die Spulwürmer. Die Infektion der Fohlen erfolgt durch die orale Aufnahme larvenhaltiger Eier, die von anderen Pferden mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Eier der Spulwürmer sind sehr widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. In feuchtem Milieu bleiben sie über Monate, eventuell Jahre ansteckungsfähig. Die Bekämpfung der Spulwürmer sollte daher Hygienemaßnahmen im Stall und auf der Weide mit einschließen. Auf der Weide durch das Absammeln des Pferdekotes, im Stall durch die regelmäßige thermische Desinfektion vorgereinigter Boxen (thermische Desinfektion= Säuberung mit einem Hochdruck-Dampfstrahlgerät, Wasserdampf heißer als 130°c). Die Anwendung chemischer Desinfektionsmittel ist nicht sinnvoll. Wenn eine planmäßige Entwurmung gegen Palisadenwürmer durchgeführt wird, ist keine weitere spezielle Maßnahme gegen Spulwürmer erforderlich, da dieser Parasit mit erfasst wird. Zwergfadenwürmer (Strongyloides) Der Befall mit Zwergfadenwürmern tritt typischerweise bei Fohlen auf. Saugfohlen infizieren sich durch Aufnahme von Zwergfadenwurmlarven, die von infizierten Stuten ab dem 4.Tag nach der Geburt etwa 6 Wochen lang mit der Milch ausgeschieden werden. Weitere Infektionen erfolgen über durch die Haut eindringende Larven, die sich Fotos: Dr. Kirsten Block aus den Eiern entwickeln, die die Stute mit dem Kot ausscheidet. 54 | Der Trakehner . 11 | 2oo6 Bei einer massiven Erstinfektion erkranken Fohlen zwischen dem 9. und 16. Lebenstag an Durchfall, verbunden mit wechselndem Appetit, Mattigkeit und Entwicklungsstörungen. Erfolgt zusätzlich eine Infektion über durch die Haut eindringende Larven, kann es zu Endoparasiten im P ferdestall gezielter Entwurmung sollte der Behand- schweren Erkrankungen der Atemwege Maßnahmen zur Parasitenbekämpfung beim Pferd lungserfolg auf jeden Fall überprüft werden. • Verbesserung der Weidehygiene (Kotabsammeln), angepasstes Weidemanagement (Überweidung verhindern, Wechselbeweidung ermöglichen) • Vor der Entwurmung die Resistenzsituation im Bestand überprüfen. Erst nach einer Diagnose wirksame Medikamente in korrekter Dosierung verwenden. • Entwurmungsplan für die einzelnen Pferdegruppen erstellen. Festlegung der Entwurmungsintervalle unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation der Gruppe und unter Beachtung des ERP-Wertes. • Die Anzahl der Entwurmungen auf ein Minimum reduzieren. Der häufige Einsatz von Wurmmitteln erhöht das Risiko der Resistenzbildung. Ein jährlicher Wechsel der Wirkstoffgruppe ist ebenfalls sinnvoll. • Die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen sollte in regelmäßigen Abständen durch Kotuntersuchungen kontrolliert werden. fung von Moosmilben auf der Pferdeweide, kommen. Verkompliziert wird die Erkrankung durch bakterielle Sekundärinfektionen, die beim Fohlen mitunter zum Tode führen. Bei einer medikamentösen Bekämpfung der Zwergfadenwürmer sind stets alle Fohlen des Bestandes zu entwurmen. Um eine Übertragung der Larven über die Muttermilch zu vermindern, hat es sich bewährt, die Mutterstute am Tag der Geburt mit Ivermectin in Pastenform zu behandeln. Als weitere vorbeugende Maßnahme wird empfohlen, den Stall vor und nach dem Abfohlen sorgfältig zu reinigen und zu desinfizieren. Lungenwürmer (Dictyocaulus) Der Befall von Pferden mit Lungenwürmern ist meistens mit der Haltung von Eseln im Bestand oder in der Nachbarschaft verbunden. Das Pferd als Endwirt zeigt meist die ty- | MANAGEMENT Vorbeugende Maßnahmen, wie die Bekämpsind praktisch nicht durchführbar. Magendassel (Gasterophilus intestinalis) Auch der Befall mit Magendassel-Larven ist eine reine Weideinfektion. Die nur wenige Tage lebende Magendassel-Fliege legt hauptsächlich im Juli und August ihre gelblichen Eier an den Pferdehaaren ab. Nach einer mehrtägigen Embryonalentwicklung bleiben die Eier für etwa zwei Monate infektionsfähig. Beim Belecken der Haare werden die schlüpfenden Larven oral aufgenommen und erreichen in den Herbst- und Frühwintermonaten den Magen. Über neun Monate parasitieren die Larven im Pferdekörper, dann werden sie ca. im Mai-Juni mit dem Kot ausgeschieden. Daran schließt sich eine 1-2 Mo- pischen klinischen Symptome wie Husten, Atembeschwerden, rasselnde Atemgeräusche und vorübergehend nate währende Puppenruhe im Erdboden an, bevor der Kreislauf Fieber. Infizierte Esel erkranken nur selten, sie können aber über Jah- von Neuem beginnt. re hinweg Lungenwurm-Eier und- Larven ausscheiden. Die Larven Bei der Bekämpfung der Magendassel-Larven muss stets der pa- erreichen wenige Tage nach der Ausscheidung Infektionsreife. Die rasitäre Lebensabschnitt der Larven berücksichtigt werden. Beson- orale Ansteckung von Pferd und Esel kann auf der Weide und im ders zugänglich sind die Larven während des Aufenthaltes im Magen. Stall erfolgen. Die Entwurmung sollte daher vorzugsweise in den Wintermonaten Der sicherste Schutz vor Lungenwürmern bietet die getrennte Haltung von Pferden und Eseln. Andernfalls sollten Esel 1-2 Wochen vor der gemeinsamen Haltung mit Pferden in Quarantäne gezielt be- Dezember bis Januar erfolgen. Eine Entwurmung gegen Magendassel-Larven erfolgt nur einmal im Jahr. Vorbeugende Maßnahmen beschränken sich auf die Behandlung von Einzeltieren. Die Anwendung von Insektiziden am Pferd verhin- handelt werden. dert die Eiablage der Magendassel-Fliege nicht. Bei Einzelpferden ist Bandwürmer (Anoplocephala) Der Befall mit Bandwürmern beim Pferd zeigt in den letzten Jahren es jedoch sinnvoll, die Eier mit einem feuchtwarmen Tuch mehrmals wöchentlich abzustreifen. Petra Rebhan eine deutlich steigende Tendenz. Die Infektion erfolgt nahezu ausschließlich auf der Weide. Hauptinfektionszeiten sind Spätsommer und Herbst. Die Entwicklung der Bandwürmer erfolgt über einen indirekten Zyklus: als Zwischenwirte dienen Moosmilben, die in der humusreichen Schicht jeder Weide leben und die mit dem Gras aufgenommen werden. Ausläufe ohne Grasbewuchs stellen praktisch keine Infektionsquelle dar. Befallene Pferde zeigen häufig Verdauungsstörungen und wiederkehrende Kolikerscheinungen. Bei hochgradigem Befall treten Abmagerung, Anämie und deutliche Leistungsminderung auf. Die Bekämpfung der Bandwürmer ist nicht unproblematisch. Die Summary Horses all over the world are afflicted by internal parasites. Severe infection may cause dangerous internal damage and even death among horses if not properly treated. Obtaining detailed information about the infection status is essential for successful parasite control. Prior to proper treatment the vet will have to diagnose the infection status of the horses in question. Proper treatment means using the right dose of the right wormer at the right time as parasites have a propensity to develop resistance against too commonly used wormers. Prophylactic stable and pasture management routines include the regular picking of horse droppings, rotational grazing as well as avoidance of over grazing. Wirkung der gängigen Präparate ist teilweise unzureichend. Nach 11 | 2oo6 . Der Trakehner | 55