Überprüfen der Erdungswiderstände bei Gebäuden

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WERKSTATT & BETRIEB
Überprüfen der Erdungswiderstände
bei Gebäuden
Die meisten Gebäude verfügen über geerdete elektrische Anlagen, sodass der Strom bei Blitzeinschlag oder
Überspannungen im Versorgungsnetz einen sicheren Erdungspfad findet. Die BGV schreibt für Anlagen mit
durchschnittlichen Betriebszeitanforderungen regelmäßig eine Überprüfung des Erders vor. Dieser Beitrag
erläutert die Grundprinzipien von Erdung und beschreibt die grundsätzlichen Prüfverfahren.
Wozu Erden? Normen nennen zwei Hauptgründe für das
Anlagen eine bedrohliche Überspannung zur Folge haben.
Erden einer Anlage: die Stabilisierung der Spannung gegen
Ein Erder mit niedrigem Widerstand hilft, den Spannungs-
über dem Erdpotential während des normalen Betriebs und
anstieg an der Anlage zu begrenzen. Ein niedriger Erdwider-
das Begrenzen des Spannungsanstiegs bei Erdschluss,
stand kann auch einen Rückweg für Überspannungen aus
Blitzschlag, Überspannungen oder unbeabsichtigtem Kon-
dem Stromnetz liefern.
takt mit Leitungen, die höhere Spannungen führen.
Bei einem Blitzeinschlag in das Stromnetz oder in der Nähe
eines Gebäudes hilft ein Erder mit niedrigen Widerstand, die
Widerstand des Erders
Energie in das Erdreich abzuleiten. Die Erdungs- und An-
Der Widerstand des Erders hängt von zwei Faktoren ab: dem
schlusssysteme verbinden den Erdboden mit der elektri-
spezifischen Widerstand des Erdbodens und der Konstruk-
schen Anlage und dem Fundamenterder des Gebäudes. Bei
tion des Erders. Der spezifische Widerstand des Erdbodens
einem Blitzeinschlag befindet sich die gesamte Anlage auf
ist schwierig anzugeben, da er:
einem fast einheitlichen Potential. Durch eine geringe Po-
• von der Bodenzusammensetzung abhängt (zum Beispiel
tentialdifferenz können Schäden minimiert werden.
Falls ein Mittelspannungsnetz in Kontakt mit einem Niederspannungsnetz kommt, könnte dies für die nahe gelegenen
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Bernd Schwedler
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Lehm, Kies und Sand),
•je nach Materialmischung auch über geringe Distanzen
variieren kann,
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• vom Mineralgehalt abhängt (Salze),
• von der Bodenverdichtung abhängt, die sich durch Setzen
auch im Laufe der Zeit ändern kann,
•Eingangsfilter sorgen für die Trennung des Prüfsignals
von Fremdsignalen.
Stromzangen-Erdungsprüfgeräte ähneln einer Strommess-
•sich mit der Temperatur und Befrostung ändert,
zange. Sie unterscheiden sich jedoch darin, dass sie über
• durch im Boden befindliche Metallteile, wie Tanks, Rohre
einen Speisewandler und einen Messwandler verfügen. Der
und Baustahl beeinflusst werden kann sowie
Speisewandler legt eine Spannung an den zu prüfenden
• sich mit der Bodentiefe ändert.
Stromkreis und der Messwandler misst den resultieren-
Da der spezifische Widerstand mit zunehmender Boden-
den Strom. Das Stromzangen-Erdungsprüfgerät verwendet
tiefe meist abnimmt, werden die Erder zur Verringerung
­eine hoch entwickelte Filtertechnik, um das eigene Signal
der Erdungswiderstands möglichst tief verlegt. Durch Ver-
von Fremdsignalen zu trennen.
wendung eines Felds aus mehreren Erdern, eines Leiterrings oder eines Systems kann die wirksame Fläche eines
Erders erhöht und damit ebenfalls der Erdungswiderstand
Sicherheit bei Erdungsprüfungen
verringert werden. Bei mehreren Erdern sollten die Abstän-
Beim Herstellen der Verbindungen sollten immer isolie-
de größer als deren jeweiliger „Einflussbereich“ sein. Als
rende Elektrikerhandschuhe, eine Schutzbrille und weitere
Faustregel gilt: die Abstände größer halten als die Länge
­geeignete persönliche Schutz­aus­rüs­tung verwendet wer-
der Elemente.
den. Um an einem Erder eine grundlegende Erdungsprü-
Die Festlegung zulässiger Grenzwerte für den Erdungswi-
fung (Spannungsfallverfahren) durchzuführen, muss der
derstand des Erders ist in Normen beschrieben; teilweise
Erder vom Gebäude getrennt werden. Selektive Verfah-
wird sie durch die technischen Anschlussbedingungen
ren ermöglichen eine genaue Prüfung ohne Trennung des
(TAB) der örtlichen Energieversorger ergänzt.
­Erders.
Funktionsweise von
Erdungswiderstands­prüfgeräten
Ein Erdungsfehler in der Anlage kann bewirken, dass ein erheblicher Strom durch den Erdungsleiter fließt. Bevor eine
Widerstandsprüfung durchgeführt wird, sollten etwaige
Ströme mit einer Strommesszange ermittelt werden. Be-
Erdungswiderstandsprüfgeräte liegen in zwei Arten vor: als
triebsstromführende Erder können beim Öffnen das volle
drei- und vierpolige Erdungsprüfgeräte sowie als Stromzan-
Potential der Netzspannung annehmen, daher ist Vorsicht
gen-Erdungsprüfgeräte. Bei beiden Typen wird eine Span-
geboten. Bei Eisenbahnanlagen können dies die 15 000 V
nung am Erder angelegt und der resultierende Strom gemes-
der Oberleitung sein. Bei auftretenden Strömen im Erder ist
sen. Bei einem drei- oder vierpoligen Erdungsprüfgerät sind
daher deren Herkunft zu prüfen.
Stromquelle und Spannungsmessgerät in einem Gehäuse
Wenn ein Erder von einer elektrischen Anlage getrennt
kombiniert. Es werden mehrere Erdungsspieße verwendet.
wird, sollte diese Maßnahme während einer Wartungsab-
Erdungsprüfgeräte haben folgende Eigenschaften:
schaltung im spannungslosen Zustand erfolgen. Andern-
•Sie nutzen Wechselprüfstrom, da der Erdboden Gleich-
falls ist während der Prüfung vorübergehend ein Hilfserder
strom eher schlecht leitet.
an die elektrische Anlage anzuschließen.
• Die Prüffrequenz liegt in der Nähe der Netzfrequenz und
Bei Blitzgefahr darf der Erder keinesfalls abgeklemmt wer-
deren Oberwellen, ist davon jedoch unterscheidbar. So
den. Durch einen Erdungsfehler im näheren Umkreis kann
wird verhindert, dass die Messung des Erdungswider-
im Erdreich ein Spannungsanstieg auftreten. Die Ursache
stands durch Streuströme gestört wird.
des Erdungsfehlers liegt möglicherweise nicht in der über-
• Separate Speise- und Messleitungen dienen zur Kompensation der großen Leitungslängen.
prüften Anlage, kann aber eine Spannung zwischen den
Prüfelektroden bewirken. Dies kann in der Nähe von Umspannwerken oder Fernleitungen des Energieversorgungsunternehmens besonders gefährlich sein.
Autor:
Elektromeister Bernd Schwedler ist als Seminarleiter
für die Fluke Deutschland GmbH in Glottertal tätig.
Erdungswiderstandsprüfgeräte verwenden weitaus höhere Ströme als herkömmliche Multimeter. Sie können Ausgangsströme von bis zu 250 mA liefern. Alle im Prüffeld
anwesenden Personen sollten sich darüber bewusst sein;
sie sollten davor gewarnt werden, die Prüfsonden bei aktiviertem Gerät zu berühren.
Vor dem Prüfen des Erders ist dessen Verbindung zum
Fundamenterder zu kontrollieren. Die meisten Prüfgeräte
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können zweipolige Prüfungen und Niederohmmessungen
durchführen und eignen sich daher für diese Aufgabe.
Werte von unter 1 Ω sollten am Potentialausgleichsleiter,
zwischen dem Potentialausgleichsleiter und dem Erderanschluss, zwischen der Erderleitung und dem Erder sowie an
allen anderen Verbindungen zwischen dem Potentialausgleichsleiter und dem Erder erreicht werden.
Meßverfahren
für den Erdungswiderstand
Das Spannungsfallverfahren ist das „traditionelle“ Verfah-
Ein Erdungssystem mit Fundament- und Tiefenerder
ren zur Prüfung des Erderwiderstands. In seiner grundlegenden Form funktioniert es gut bei Systemen mit einem
Erderfeld oder dem Fundamenterder eines Gebäudes zu
oder zwei Tiefenerdern. Bei dem Verfahren werden drei
trennen. Der Anwender muss daher nicht auf eine Abschal-
Erdungsverbindungen an verschiedenen Orten hergestellt.
tung warten, um die Prüfung vorzunehmen, und nicht die
Daher auch der Name „dreipoliges Verfahren“. Für präzise
Risiken eingehen, die mit der Trennung des Erders von einer
Messungen und niedrige Widerstände kann auch ein vierter
spannungsführenden Anlage einhergehen.
Pol verwendet werden.
Das spieslose Verfahren oder Stromzangenverfahren er-
Das selektive Verfahren ist eine Variante des Spannungs-
möglicht die Messung des Widerstands einer Reihenschal-
fallverfahrens, die bei hoch entwickelten Erdungsprüfgerä-
tung von Erdern. Die Prüfung ist einfach und kann an einem
ten, wie dem Fluke 1623/1625, zur Verfügung steht. Prüf-
Erder durchgeführt werden. Das Prüfgerät verwendet einen
gerate mit dieser Funktion können den Erdungswiderstand
speziellen Wandler, der am Erdungsleiter eine Spannung
eines bestimmten Erders messen, ohne diesen von einem
mit einer spezifischen Prüffrequenz erzeugt. Ein zweiter
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kreises bildet, kann sie nur nach erfolgtem Anschluss am Netz angewendet werden.
Für diese Messung ist parallel zu dem
zu prüfenden Erder ein Pfad mit niedrigem Widerstand erforderlich. Bei
den meisten Anlagen ist der Erder zu
den zahlreichen Erdern des Versorgungsnetzbetreibers parallel geschalE
Erder
P2
Sonde
C2
Hilfserder
tet. Bei diesen Erdern kann es sich um
Tiefenerder, Plattenerder oder um
unisolierte Neutralleiter handeln. Die
Erder des Versorgungsnetzbetreibers
haben in der Regel den erforderlichen
V
niedrigen Gesamtwiderstand.
Zweipoliges Verfahren
gemessener
Widerstand
I
gültiger
Widerstand
Beim zweipoligen Verfahren wird ein
Hilfserder verwendet, zum Beispiel
ein Wasserrohr. Das Prüfgerät misst
die Summe aus dem Erdungswiderstand des zu prüfenden Erders, dem
Abstand P2 von E
Erdungswiderstand des Hilfserders
Beim Spannungsfallverfahren werden drei Erdungsverbindungen an verschiedenen
und dem Widerstand der Messleitun-
Orten hergestellt
gen. Es wird angenommen, dass der
Erdungswiderstand des Hilfserders
niedrig ist. Dies trifft bei Metallrohren
ohne Kunststoffsegmente oder isolierte Verbindungsstücke vermutlich
zu. Der Einfluss der Messleitungen
Source
Measure
Grounding
Electrode
Conductor
Measure
kann durch Messung bei kurzgeschlossenen Leitungen und Subtrahieren
dieses Messwerts vom Endergebnis
eliminiert werden.
Auch wenn das zweipolige Verfahren
> 10 cm
praktisch ist, muss dabei sorgfältig
vorgegangen werden: Ein Wasserrohr
kann Elemente aus PVC enthalten,
die den Messwert erheblich erhöhen
können. Der Hilfserder befindet sich
möglicherweise nicht außerhalb des
Einflussbereichs des zu prüfenden
Erders. In diesem Fall kann der MessAnschließen des Saturn Geo X für eine spießlose Messung
wert niedriger als der tatsächliche
Wert sein. Aufgrund der unbekannten
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Wandler kann diese Frequenz heraus-
Fluke 1625 oder dem Fluke 1623, so-
Einflussgrößen bei diesem Verfahren
filtern und den resultierenden Strom
wie bei Prüfgeraten mit einzelner
ist es nur zu empfehlen, wenn das Er-
durch den Stromkreis messen. Diese
Stromzange, wie dem Fluke Geo 30.
dungssystem und der Hilfserder be-
Methode wird bei einigen Spannungs-
Da bei diesem Verfahren das öffentli-
kannt sind.
fall-Prüfgeräten verwendet, wie dem
che Stromnetz einen Teil des Schalt-
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www.fluke.de
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