31 Doktrin: kyozen itchi (経禅一致, "Einheit von - Open-End

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Doktrin: kyozen itchi (経禅一致, "Einheit von Sutras und Zen")
Quelltexte: Prajnaparamita-Sutras inkl. Herz-Sutra
FUKE
Gründer: Puhua Chanshi (普化禅師)
Erste Einführung nach Japan: Shinchin Kakushin (心地覚心), 1254
Wichtige Einflüsse: Rinzai
Erloschen: 1871
NICHIREN-BUDDHISMUS
Die Schulen des Nichiren-Buddhismus führen sich selbst auf den Mönch Nichiren (日蓮: "Sonnen-Lotus") und die
Verkündigung seiner Lehren im Jahre 1253 zurück. Hinsichtlich der Glaubensdoktrin basieren die Schulen auf dem LotusSutra (妙法蓮華経: Myoho Renge Kyō; abgekürzt 法華経: Hokkekyō) , aber die Praxis konzentriert sich auf das Mantra
Nam(u) Myōhō Renge Kyō (南無妙法蓮華経). Der Nichiren-Buddhismus spaltete sich nach dem Tode Nichirens in
mehrere Denominationen auf. Diese werden als typische Beispiele von traditionsorientierten Schulen wie Nichiren Shu
und Nichiren Shoshu einereseits und den Shinshukyo ("Neue Religionen") wie Soka Gakkai, Rissho Kosei Kai und
Reiyukai repräsentiert. Siehe :en:Nichiren Buddhism für eine ausführlichere Liste.
CHRONOLOGIE
654: Dosho führt die Hossō-shū (Faxiang) in Japan ein.
736: Bodhisena führt die Kegon-shū (Huayan) in Japan ein.
753: Ganjin führt die Ritsu-shū (Lü, Vinaya) in Japan ein.
807: Saichō führt die Tendai-shū (Tientai) in Japan ein.
816: Kūkai gründet die Shingon-shū.
1175: Hōnen führt die Jōdo-shū (Reines Land) in Japan ein.
1191: Eisai führt die Rinzai-shū (Linji) in Japan ein.
1227: Dōgen führt die Sōtō-shū (Caodung) in Japan ein.
1253: Nichiren gründet die Nichiren-shū.
1282: Der Nichiren-Buddhismus beginnt sich in mehrere Schulen zu spalten.
1654: Ingen führt die Ōbaku-shū (Huangbo) in Japan ein.
Japanischer buddhistischer Priester
um 1897
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AMITABHA-BUDDHISMUS
Amitabha-Buddhismus ist eine Sammelbezeichnung für jene Schulen des Mahayana-Buddhismus, die sich auf den
transzendenten Buddha Amitabha beziehen. Im 1./2. Jahrhundert in Indien entstanden, gelangte die Lehre ab dem 5.
Jahrhundert nach China, wo sie den Namen Jingtu zong (chin. 淨土宗, Jìngtǔ zōng, W.-G. Ching-t'u tsung „Schule des
Reinen Landes“) annahm. In Japan gründete Hōnen Shōnin (1172–1212) auf der Grundlage der „Reinen-Land-Lehre“ die
Jōdo-shū. Aus dieser entwickelte sich die von Shinran Shōnin (1173–1263) gegründete Jōdo-Shinshū.
Der Amitabha-Buddhismus wird oft auch Amidismus genannt – dies nach
dem japanischen Wort Amida, das dem Sanskritwort Amitabha entspricht.
Der Amidismus ist die einzige Richtung des Buddhismus, in der das
Vertrauen in den überweltlichen Buddha Amitabha einen zentralen
Stellenwert beansprucht (gemeinhin spielt der Glaube im Buddhismus
keine herausragende Rolle). Im Amidismus steht das Vertrauen in die
Allgüte Amitabhas (Amidas) und die Erwartung auf eine Wiedergeburt im
Reinen Land (sanskr. Sukhavati ; jap. Jōdo) im Vordergrund. Daher spricht
man auch vom Reines-Land-Buddhismus. Buddhas und Bodhisattvas
residieren in diesen Reinen Ländern, reinen Bereichen, die für die geistige
Entwicklung besonders günstig sind. Die Grundidee lässt sich etwa
folgendermaßen charakterisieren: In unserer langsam ihrem Untergang
entgegentreibenden Welt ist der Dharma im steten Niedergang begriffen,
daher ist es für die heutigen Menschen fast unmöglich, die Erleuchtung und
das Nirvana zu erlangen. Es bleibt aber die Möglichkeit, Amitabha um Hilfe
zu bitten, denn dieser hat nach seiner eigenen Erleuchtung das Gelübde
abgelegt, diese Welt nicht zu verlassen bis alle Wesen erlöst sind. Wer auf
ihn vertraut, wird in Amitabhas Reinem Land wiedergeboren, einer
friedlichen, paradiesischen Welt, in der alles darauf ausgerichtet ist, den
Wesen die Erleuchtung und das Erlangen des Nirvana leicht zu machen.
Amida-Buddha im Westlichen Paradies, dem
Reinen Land (8.Jh., Tun Huang, China)
Aus diesem Grund ist der Amidismus oft mit dem christlichen
Protestantismus verglichen worden; dieser Vergleich ist zwar in mancher Hinsicht zutreffend, aber in anderer auch sehr
irreführend, und sollte daher nur gezogen werden, wenn man beide religiösen Richtungen gut kennt.
Im sino-japanischen Raum (China, Korea, Japan, Taiwan, Vietnam, Singapur) ist die Amitabha-Verehrung heute der am
weitesten verbreitete Ausdruck der buddhistischen Lehre. Da in dieser Schule Meditation weniger Bedeutung hat als zum
Beispiel im Chan, verbreitete sich diese Richtung in den breiten Schichten der arbeitenden einfachen Bevölkerung.
TECHNIKEN ZUM BESCHRÄNKTEN ZIEL
Der Name Amitabha wird im Verlauf des Tages viele hundert Mal ausgesprochen - dies kann auch unhörbar geschehen.
Der Praktizierende kann, gemäß der Überzeugung der Schule des Reinen Landes, dadurch mittels „einspitziger
Konzentration“ den Geist still stehen lassen. Die Technik hat nicht den Anspruch, absolutes Nirvana zu erreichen, wohl
aber relatives Nirvana, also einen Zustand, wo noch geringe Anhaftungen im Sinne einer Ich-Objekt-Relation bestehen.
Samsara wird folglich nicht komplett durchbrochen.
Weitere Techniken sind die Visualisierung komplexer Landschaften. Die erste Stufe besteht in der Visualisierung der
untergehenden Sonne und ist Vergleichsweise einfach. Höhere Visualisierungsstufen wie die Visualisierung des Wassers
beginnen mit der Visualisierung des Wassers und, sobald diese gelingt, wird Schnee, Kristall sowie komplexe
Landschaften aus Kristall versucht. Auch diese Übungen sollen den Strom der Gedanken unterbrechen und den Geist
lenken.
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YŪZŪ NEMBUTSU-SHŪ
Die Yūzū Nembutsu-shū (jap. 融通念仏宗) ist eine Schule des Amitabha-Buddhismus in Japan
GESCHICHTE
GRÜNDUNG DURCH RYŌNIN
Die Gründung der Yūzū Nembutsu-shū fällt in die Spätphase der Heian-Zeit. Zentrale Gestalt war zu dieser Zeit der
Tendai-Mönch Ryōnin (良忍; 1072–1132; postum seit 1773 durch den Go-Momozono-tennō bekannt unter dem Titel Shōō
Daishi, 聖応大師), der seit 1045 als Einsiedler nördlich der damaligen Hauptstadt Japans Kyōto lebte. Am 15. Tag des
fünften Monats im Jahr 1117 soll ihm während einer Nembutsu-Meditation Amida (Amitabha) erschienen sein und ihm
das Prinzip des Yūzū Nembutsu dargelegt haben.
Bei einer späteren Meditation am Kurama-ji in Ōhara sei ihm dann Bishamonten erschienen, die ihn dazu aufforderte, die
Lehre des Yūzū Nembutsu zur Aufhebung des Leidens aller fühlenden Wesen in die Welt zu bringen.
So machte sich Ryōnin am 9. Tag des sechsten Monats im Jahr 1124 auf in die Hauptstadt, wo der Toba-tennō sich in
das Heft eintrug, in dem sich die Anhänger Ryōnins namentlich verzeichneten und zur täglichen Rezitation des Yūzū
Nembutsu verpflichteten. Durch weitere persönliche Unterstützung des Tennō wuchs die Anhängerschaft der neuen
Schule rasch auf mehrere hundert an.
Bis zu seinem Tod am Raigō-in verbrachte Ryōnin die folgenden Jahre mit missionarischen Reisen durch Japan. Zur
Propagierung des neuen Kultes berief er sich dabei oft auf die Namen von acht Millionen Göttern, die Bishamonten ihm
im vierten Monat des Jahres 1125 in Form einer Schriftrolle gegeben haben soll. Diese Götter hätten sich dazu
verpflichtet, täglich das Yūzū Nembutsu zu rezitieren.
RESTAURATION DURCH HŌMYŌ
Nach Ryōnins Tod übernahm sein Schüler Gongen (権現) die Führung der Schule als Vorsteher und machte den
ehemaligen Shingon-Tempel Shūraku-ji (修楽寺) in Ōsaka unter dem neuen Namen Dainembutsu-ji (大念仏寺) zum
Haupttempel der Schule (diese Funktion erfüllt er auch heute noch, mit gegenwärtig ca. 350 Zweigtempeln).
Die Vergabe der Position des Vorstehers der Schule von Meister zu Schüler verlief bruchlos bis zum sechsten Vorsteher,
Ryōchin (良鎮), der mit 35 Jahren im Jahr 1182 gestorben war, ohne einen Nachfolger bestimmt zu haben. Das Heft mit
den Namen der Anhänger hatte er kurz zuvor dem Shintō-Schrein Iwashimizu Hachiman-gū vermacht. Dort sollte die
Gottheit Hachiman einen Nachfolger auswählen.
Die allgemein anerkannte Auswahl erfolgte erst knapp 140 Jahre später und fiel auf Hōmyō (法明; 1279–1349), der am
15. Tag des elften Monats im Jahr 1321 am Iwashimizu Hachiman-gū einen entsprechenden Traum gehabt haben soll,
von dem er dem dortigen Priester berichtete, der ihm daraufhin das Heft aushändigte.
Unter Hōmyō erstarkte die Yūzū Nembutsu-shū nach langer Zeit wieder und erfuhr in der Epoche des Nanboku-chō
Unterstützung durch den Go-Daigo-tennō vom Südhof, der sich mit einhundert Dienern in das Mitglieds-Heft eintrug. Auch
nachdem Go-Daigo durch Ashikaga Takauji ins Exil nach Yoshino vertrieben wurde, hielt ihm die Yūzū Nembutsu-shū
dort die Treue.
Während der Vorsteherschaft Hōmyōs, der vor seiner Zeit als Yūzū Nembutsu-Anhänger ein Leben als Mönch auf dem
Kōya-san geführt hatte, erfuhr die Yūzū Nembutsu-shū eine enge praktische Anbindung an die Shingon-shū, die das
Yūzū Nembutsu in ihre eigenen Riten aufnahm.
RESTAURATION DURCH DAITSŪ
Nach Hōmyōs Tod verflüchtigte sich der neuerliche Einfluss der Yūzū Nembutsu-shū schnell wieder, wozu sowohl interne
Streitigkeiten um die Nachfolge als auch der Aufstieg anderer Schulen des Amitabha-Buddhismus in Japan in der späten
Muromachi-Zeit beitrugen.
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Einen letzten großen Aufschwung erfuhr die Schule erst wieder in der Edo-Zeit unter dem 46. Nachfolger Vorsteher,
Daitsū (大通; 1649–1716; auch bekannt als Yūkan (融観) oder Ninkō). Dieser hatte sich bis zu seinem Amtsantritt mit
einer Petition beim Shōgun Tokugawa Tsunayoshi um eine offizielle Anerkennung der Yūzū Nembutsu-shū durch den
Staat bemüht und Jahre mit Missionstätigkeit in Japan verbracht.
Zu seinen hauptsächlichen Leistungen zählen die Ordination von über fünfhundert Mönchen und Nonnen, der Bau von
über dreißig Tempeln (darunter der Enman-ji im Jahr 1702) und die Verfassung zweier größerer Abhandlungen: das Yūzū
Enmonshō (1703), in dem die Traditionslinie von Amida schriftlich als Doktrin der Schule festgehalten wurde, und das
Yūzū Nembutsu Shingenshō (1705), in dem die Glaubensinhalte der Schule dargelegt wurden.
SCHRIFTEN
Die Yūzū Nembutsu-shū besitzt nur wenige Schriften, die für die eigene Lehre als relevant erachtet werden. Dazu
gehören allen voran die Verkündigungen Amidas an Ryōnin, sowie dessen Kommentar dazu, das Ryōgemon (領解文).
Als hilfreich zum Verständnis der Lehre gelten auch Kegon-kyō und Hokke-kyō, sowie in minderem Maße die drei Sutras
des Reinen Landes (das Kürzere Amitabha-Sutra, das Längere Amitabha-Sutra und das Meditations-Sutra).
LEHRE
Zusätzlich zur singenden Rezitation des Nembutsu, das allen Schulen des Amidismus in Japan zu eigen ist, bezieht sich
die Yūzū Nembutsu-shū auf das aus Kegon-kyō und Hokke-kyō stammende Konzept der wechselseitigen Abhängigkeit
und Austauschbarkeit aller Existenzformen, das Yūzū (融通), seinerseits eine praktische Umsetzung des Kegon-Prinzips
der wechselseitigen Verbindung jedes Phänomens mit allen anderen Phänomenen (事々無礙, jiji muge).
In seiner Erscheinung vor Ryōnin soll Amida dies wie folgt dargelegt haben:
„Ein Mensch ist gleich allen Menschen
Alle Menschen sind gleich einem Menschen
Eine Übung ist gleich allen Übungen
Alle Übungen sind gleich einer Übung
Dies ist die Erlangung (往生, ōjō) der Kraft des Anderen (他力, tariki)
Die zehn Welten (十界, jikkai) sind in einem einzigen Gedanken
Und falls das yūzū nembutsu unzählige Male rezitiert wird
Werden alle Tugenden vollkommen sein
Im Weltbild der Yūzū Nembutsu-shū ist somit der einzelne Gläubige untrennbar mit dem Schicksal aller anderen
fühlenden Lebewesen in den zehn Welten (d.h. die Sechs Daseinsbereiche plus die Daseinsbereiche der Śrāvakas, der
Pratyeka-Buddhas, der Bodhisattvas und Buddhas; ein aus dem Tendai-Buddhismus entliehenes Konzept) verbunden.
Durch die Hingabe an das Yūzū Nembutsu soll der einzelne Gläubige die falsche Vorstellung seines Egos aufgeben und
durch die Kraft des Anderen (ein Terminus Technicus in allen Schulen des Amitabha-Buddhismus), d.h. hier des Yūzū,
den Eintritt in das Reine Land Amidas erlangen. Dieser Effekt bezieht sich aber gleichsam auch, wenn auch in
schwächerem Maße, auf den Rest aller Lebewesen. Verstärkt werden soll er durch die Praktizierung des Rezitierens in
der Gruppe, dem Sangha. Die einzelnen Mitglieder formieren sich durch die Verzeichnung ihres Namens in das
Mitgliederheft, wodurch sie sich zu einer bestimmten Anzahl von täglichen Rezitationen (etwa 100 oder 1.000)
verpflichten.
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ZEN-BUDDHISMUS
Zen-Buddhismus oder Zen (jap. 禅, zen) ist eine in China ab etwa dem 5. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung
entstandene Strömung oder Linie des Mahayana-Buddhismus, die wesentlich vom Daoismus beeinflusst wurde. Der
chinesische Name Chan (chin. 禅, Chán) stammt von dem Sanskritwort Dhyana , das in das Chinesische als Chan’na (禅
那, Chán’nǎ) übertragen wurde. Dhyana bedeutet frei übersetzt soviel wie „Zustand meditativer Versenkung“, was auf das
grundlegende Charakteristikum dieser buddhistischen Strömung verweist, die daher auch gelegentlich als MeditationsBuddhismus bezeichnet wird.
Der Chan-Buddhismus wurde in Ostasien und Südostasien durch Mönche verbreitet. Es entstand daraufhin eine
koreanische (Seon, korean. ) und vietnamesische (Thiền) Tradition.
Ab dem 12. Jahrhundert gelangte Chan auch nach Japan und erhielt dort als Zen eine neue Ausprägung, die in der
Neuzeit in wiederum neuer Interpretation in den Westen gelangte. Die in Europa und den USA verwendeten Begriffe zum
Zen stammen meistens aus dem Japanischen. Aber auch koreanische, vietnamesische und chinesische Schulen haben
in jüngerer Zeit Einfluss im westlichen Kulturkreis erlangt.
DEFINITION
Die klassische Beschreibung des Zen geht angeblich auf Bodhidharma zurück, teilweise wird sie auch Nansen Fugan
zugeschrieben:
1. Eine besondere Überlieferung außerhalb der orthodoxen Lehre,
2. Unabhängigkeit von heiligen Schriften
3. und das unmittelbare Deuten auf des Menschen Herz
4. führen zur Schau des eigenen Wesens und zur Buddha-Werdung.
LEHRE
Oft wird gesagt, dass Zen „nichts“ biete: keine Lehre, kein Geheimnis, keine Antworten. In einem Koan spricht der ZenMeister Ikkyû Sôjun zu einem Verzweifelten:
„Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“
Es bedeutet, das Leben zu leben – in seiner ganzen Fülle. Der unmittelbare Zugang zu diesem Einfachsten von allem ist
dem Verstandeswesen Mensch jedoch versperrt – es scheint so, als ob die niemals schweigende Stimme der Gedanken
ihn durch hartnäckige Ideen und urteilende Vorstellungen blockiere. Die permanente Beschäftigung mit sich selbst, die
schützende Ich-Bezogenheit jedes einzelnen verursacht immer wieder nur neues Leiden (Dukkha). Zen kann diese
Verwirrung lösen – zuletzt vermag man sogar zu essen, wenn man hungrig ist, zu schlafen, wenn man müde ist. Zen ist
nichts Besonderes. Es hat kein Ziel.
Die Charakterisierung, Zen biete „nichts“, wird gerne von Zen-Meistern gegenüber ihren Schülern geäußert, um ihnen die
Illusion zu nehmen, Zen biete erwerbbares Wissen oder könne etwas „Nützliches“ sein. Auf einer anderen Ebene wird
hingegen auch das Gegenteil behauptet: Zen biete das „ganze Universum“, da es die Aufhebung der Trennung von
Innenwelt und Außenwelt, also „alles“, beinhalte.
Auch wenn Intellektuelle und Wissenschaftler sich oftmals von Zen angezogen fühlen, entzieht es sich der „Vernunft“. Zen
wird oft als „irrational“ empfunden, auch weil es sich grundsätzlich jeder begrifflichen Bestimmung widersetzt. Das
scheinbar Mysteriöse des Zen rührt jedoch allein aus den Paradoxa, die der Versuch des Sprechens über Zen
hervorbringt.
Zen zielt immer auf die Erfahrung und das Handeln im gegenwärtigen Augenblick, und umfaßt auf diese Weise Gefühl,
Denken, Empfinden usw..
Zen besitzt aber auch philosophisch-religiöse Aspekte und historisch gewachsene Lehren, wie etwa in der Sōtō- bzw.
Rinzai-Richtung. Diese kann man – wenn sie auch zur subjektiven Erfahrung des Zen nicht unbedingt notwendig sind –
selbstverständlich mit Worten beschreiben.
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PRAXIS
Die Praxis besteht zum einen aus Zazen (von jap.: Za- [sitzen]; Zen- [Versenkung]), dem Sitzen in Versunkenheit auf
einem Kissen. In der äußeren Haltung sind dabei die Beine in einander geschlagen wie beim Lotus-Sitz im Yoga. Der
Rücken ist gerade, aber vollkommen entspannt, und die Hände sind entspannt ineinander gelegt, wobei sich die
Daumenspitzen leicht berühren. Die Augen bleiben halb geöffnet, der Blick bleibt entspannt ohne Umherschweifen zum
Boden gesenkt. Ein anderer, ebenso wichtiger Teil der Zen-Praxis, besteht aus der Konzentration auf den Alltag. Dies
bedeutet einfach nur, dass man sich auf die Aktivität, die man gerade in diesem Augenblick ausübt, vollkommen
konzentriert, ohne dabei irgendwelchen Gedanken nachzugehen.
Beide Übungen ergänzen einander und sind dazu gedacht den Geist zu beruhigen bzw. die „Gedankenflut“, welche einen
durchgehend überkommt, einzudämmen.
„Wenn unser Geist die Ruhe findet, verschwindet er von selbst.“ (aus Shin Jin Mei, Gedichtsammlung über den Glauben an
den Geist, von Meister Sosan)
PRIMAT DER PRAXIS
Zen ist der weglose Weg, das torlose Tor. Die dem Zen zugrundeliegende große Weisheit (Prajna) braucht gemäß der
Lehre nicht gesucht zu werden, sie ist immer schon da. Vermöchten die Suchenden einfach nur ihre permanenten
Anstrengungen aufzugeben, die Illusion der Existenz eines „Ich“ aufrechtzuerhalten, würde sich Prajna unmittelbar
einstellen.
Realistisch gesehen ist das Beschreiten des Zen-Wegs jedoch eines der schwierigeren Dinge, die in einem menschlichen
Leben unternommen werden können. Den Schülern wird die Bereitschaft zur Aufgabe ihres selbstbezogenen Denkens
und letztlich des Selbst abverlangt. So dauert der Übungsweg gewöhnlich mehrere Jahre, bevor die ersten
Schwierigkeiten überwunden sind. Der Weg ist allerdings stets zugleich auch das Ziel, im Üben ist die Erfüllung stets
gegenwärtig.
Primäre Aufgabe des Zen-Schülers ist die fortgesetzte, vollständige und bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen
Moments, eine vollständige Achtsamkeit ohne eigene urteilende Beteiligung (Samadhi). Diesen Zustand soll der ZenSchüler nicht nur während des Zazen, sondern möglichst in jedem Augenblick seines Lebens beibehalten.
„Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen“ (Shunryu Suzuki)
Auf diese Weise kann sich die Erkenntnis der absoluten Realität einstellen (Satori). Die Frage nach dem Sinn des Lebens
wird aufgehoben; die Kontingenz der eigenen Existenz, das In-die-Welt-geworfen-Sein kann angenommen werden.
Vollkommene innere Befreiung ist die Folge: es gibt nichts zu erreichen, nichts zu tun und nichts zu besitzen.
METHODEN
Mit der Zeit haben Zen-Meister verschiedene Techniken entwickelt, die den Zen-Schülern Hilfen bieten und
Fehlentwicklungen vorbeugen sollen. Die Schulung der Aufmerksamkeit und der absichtslosen Selbstbeobachtung stehen
dabei an erster Stelle; daneben wird das (ver)störende diskursive Denken an einen Endpunkt gebracht. Im eigentlichen
Sinne gelehrt werden kann Zen nicht. Es können nur die Voraussetzungen für spontane, intuitive Einsichten verbessert
werden. Zu den gebräuchlichen Methoden der Zen-Praxis gehören Zazen (Sitzmeditation), Kinhin (Gehmeditation),
Rezitation (Textlesungen), Samu (konzentriertes Tätigsein) und das Arbeiten mit Koans. Besonders intensiv werden diese
Methoden während mehrtägiger Übungsperioden oder Klausuren (Sesshin bzw. Retreat) geübt. Der Zen-Schüler muss
zumindest das Zazen in sein alltägliches Leben integrieren, denn Zen ist seinem Wesen nach immer nur Praxis.
ZIELE
Indem während des Übens die Flut der Gedanken zur Ruhe kommt, wird das Erleben von Stille und Leere, Shunyata,
möglich.
Vor allem im Rinzai-Zen wird die mystische Erfahrung der Erleuchtung (Satori, Kenshō), ein oft plötzlich eintretendes
Erleben universeller Einheit, d.h. die Aufhebung des Subjekt-Objekt-Gegensatzes, zum zentralen Thema. In diesem
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Zusammenhang ist oft von „Erwachen“ und „Erleuchtung“ (pali/sanskrit: Bodhi), vom „Buddha-Werden“, oder der
Verwirklichung der eigenen „Buddhanatur“ die Rede. Diese Erfahrung der Nicht-Dualität ist der sprachlichen
Kommunikation kaum zugänglich und kann auch einer Person ohne vergleichbare Erfahrung nicht vermittelt werden. In
der Regel wird darüber nur mit dem Zen-Lehrer gesprochen.
Im Sōtō-Zen tritt die Erleuchtungserfahrung völlig in den Hintergrund. Zum zentralen Begriff von Zen-Praxis wird
Shikantaza, „einfach nur sitzen“, d.h. die absichtslose, nicht auswählende Aufmerksamkeit des Geistes in Zazen, ohne
einem Gedanken zu folgen oder ihn zu verdrängen. Zazen wird im Sōtō also nicht als Mittel zum Zweck der
Erleuchtungssuche verstanden, sondern ist selbst Ziel und Endpunkt. Das große Koan des Sōtō-Zen ist die ZazenHaltung selber. Zur Verwirklichung dieses absichtslosen Sitzens zentral ist Hishiryo, das Nicht-Denken, d.h. das
Hinausgehen über das gewöhnliche, kategorisierende Denken. Dōgen schreibt im Shobogenzo Genjokoan dazu folgende
Passage:
„Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren, sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich
selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.“
ETHIK DES ZEN
Zen besitzt eine eigene Ethik. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass man anderen nur helfen kann, wenn man sich
selbst befreit hat. Die Zuwendung zu anderen Lebewesen in sorgender Liebe (in der griechischen Agape verwandtem
Sinn) und Solidarität ist dabei allerdings niemandem – keinem Gott, keinem Buddha, keiner Offenbarung oder Lehre –
geschuldet, sondern erwächst aus der inneren Einsicht im Laufe der Zen-Praxis von selbst.
Wenn der Zen-Praktizierende zur Auffassung kommt, dass alles im Kosmos miteinander in Verbindung steht, so bedeutet
dies für ihn, dass keine real existierende absolute Grenze zwischen dem einzelnen Übenden und allen anderen
Menschen besteht. Hieraus folgt die Überzeugung, dass jede schädigende, aber auch jede helfende Handlung letztlich
auf den Verursachenden zurückfällt. Die Ethik des Zen-Buddhismus kann insofern als „pragmatischer Altruismus“
charakterisiert werden.
Da im Zen Dualismen wie gut/böse oder falsch/richtig sowie die Begrifflichkeit Schuld abgelehnt werden, kann es auch
keine allgemein verbindlichen Vorschriften oder Gebote geben, auch wenn sich die Mönche in der Regel freiwillig zu
solchen verpflichten (Kai). Die einzige gültige Maxime ist die allgemeine Förderung des Lebens, oder umgekehrt: die
Vermeidung des Tötens. Eine große Rolle spielen dabei Mitgefühl und Mitleid mit den Mitwesen. Die Zen-Praxis hat das
Wohl aller fühlenden Wesen im Blick, in einem Gelübde heißt es:
„Wie zahlreich auch immer die fühlenden Wesen sein mögen, ich gelobe, sie alle zu retten.“
Im übrigen pflegt Zen eine Situationsethik, die immer nur im real eintretenden, konkreten Fall geistesgegenwärtig
entscheidet. Sie stellt den Handelnden damit in eine große Verantwortung. Auch sonst liegt der Schwerpunkt des
Handelns in der Interaktion mit anderen Individuen – aber auch ein gesellschaftspolitisches Engagement wird keineswegs
abgelehnt. Umfassendes Engagement erscheint allerdings nur auf der Basis der Verwirklichung von Nicht-Selbst
gerechtfertigt, also jenseits vom Prinzip Erfolg/Nicht-Erfolg bzw. der Acht Weltgesetze (A. VIII, 6). Im Westen kennt man
eher engagierte Zen-Lehrer wie Thich Nhat Hanh, Tetsugen Bernard Glassman Roshi, Claude AnShin Thomas.
GESCHICHTE
Das Zen, wie wir es heute kennen, ist von vielen Kulturen über anderthalb Jahrtausende beeinflusst und bereichert
worden. Seine Anfänge sind im China des 6. Jahrhunderts zu suchen, obwohl seine Wurzeln wahrscheinlich weiter
zurückreichen und Einflüsse anderer buddhistischer Schulen ebenfalls vorhanden sind. Nachdem Bodhidharma der
Legende nach im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Lehre des Meditationsbuddhismus nach China brachte, wo er
zum Chan-Buddhismus wurde, sind Elemente des Daoismus und Konfuzianismus/Neokonfuzianismus mit eingeflossen.
Viele für Zen typische Elemente der Lehre sind in China entstanden. Eine Vielzahl von Schriften mit Gedichten,
Anweisungen, Gesprächen und Koans stammt aus dieser Zeit. Aus diesem Grunde findet man viele Begriffe und
Personennamen heute sowohl in chinesischer, als auch in japanischer Aussprache. Die Überbringung der Lehre durch
Eisai und Dogen nach Japan im 12. und 13. Jahrhundert hat wiederum zur Wandlung des Zen beigetragen, durch
generelle japanische Einflüsse, aber auch mikkyō und lokale Religionen.
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Im 19. und besonders im 20. Jahrhundert machten die Zen-Schulen in Japan rasante Veränderungen durch. Dabei wurde
von Laien eine neue Form des Zen begründet. Diese erreichte Europa und Amerika und wurde ebenfalls inkulturiert und
erweitert. Im 20. Jahrhundert wenden sich selbst einige christliche Mönche und Laien der
Meditation und dem Zen zu, wodurch, zum Teil getragen durch autorisierte Zen-Lehrer,
die dem Christentum verbunden blieben, das sogenannte "Christliche Zen" entstand.
URSPRUNG
Der Legende nach soll der historische Buddha Shakyamuni nach der berühmten Predigt
auf dem Geierberg eine Schar von Jüngern um sich versammelt haben, die seine
Darlegung des Dharma hören wollten. Statt zu reden hielt er schweigend eine Blüte in die
Höhe. Nur sein Schüler Mahakashyapa verstand diese Geste unmittelbar als zentralen
Punkt der Lehre Buddhas und lächelte. Er war plötzlich zur Erleuchtung gekommen.
Damit ist angeblich die erste Übertragung der wortlosen Lehre von Herz-Geist zu HerzGeist (Ishin-Denshin) erfolgt.[3]
Da diese Einsicht des Kashyapa nicht schriftlich zu fixieren ist, erfolgt die Übermittlung
seitdem persönlich von Lehrer zu Schüler. Man spricht dabei von sogenannten DharmaLinien (d.h. in etwa: Lehr-Richtungen).
Bodhidharma (Yoshitoshi
1887)
Diese unmittelbare Überlieferung setzte sich der Legende nach fort über 27 indische Meister bis zu Bodhidharma, der die
Lehre nach China gebracht haben soll und so zum ersten Patriarchen des Chan wurde (für die weitere Geschichte des
chinesischen Meditationsbuddhismus siehe dort).
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Bodhidharma (chin. Damo 達摩, jap. Daruma だるま) * um 440 – † um 528
Huike (慧可, jap. Daiso Eka) *487 – †593
Sengcan (僧燦, jap. Konchi Sosan) * ? – †606
Daoxin (道信, jap. Dai'i Doshin) *580 – †651
Hongren (弘忍, jap. Daiman Konin) *601 – †674
Huineng (慧能, jap. Daikan Eno) *638 – †713
Nach dem 6. Patriarchen teilt sich die Linie in verschiedene Schulen auf. Für das China der Zeit um 950
spricht man von den 5 Häusern:
•
•
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•
•
Guiyang (chin. 潙仰) (jap.) Igyō)
Linji Yixuan (臨済) (jap. Rinzai) von Eisai Zenji nach Japan gebracht
Caodong (曹洞) (jap. Sōtō) von Dōgen Zenji nach Japan gebracht
Yunmen (雲門) (jap. Ummon)
Fayan (法眼) (jap. Hōgen)
In der Folge entstanden bis in die Gegenwart weitere Schulen, darunter die drei noch heute existierenden Zen
Schulen Japans:
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Rinzai-shū
Sōtō-shū
Ōbaku-shū
und die moderne:
•
Sanbō Kyōdan
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JAPAN
Trotz der großen Bedeutung des Zen (Chan) in China und der Regierungsnähe vieler dortiger Klöster, wurde in der NaraZeit (710 - 794) keine Zen-Traditionslinie als Schule nach Japan gebracht. Dennoch gab es Einflüsse. Dosho (629-700)
baute laut Überlieferung eine Halle für Zen-Meditation, nachdem er 653 nach China gepilgert war. Weil ihn die Kaiserin
eingeladen hatte, kam um 810 der chinesische Rinzai-Meister Yikong (jap. Giku) nach Japan. Für ihn wurde ein Kloster
gebaut, welches aber kaum Zulauf hatte. Schließlich ging Kakua im Jahr 1171 nach China, um dort Rinzai zu studieren,
doch blieb auch diese Unternehmung historisch folgenlos.
Bereits in der Nara-Zeit taucht der Begriff Zenji (Zenmeister) in den ersten Schriften auf: Er beschreibt meist von der
kaiserlichen Regierung nicht autorisierte, nicht offiziell ordinierte Praktizierende von buddhistischen Ritualen (meist in der
bergigen Wildnis asketische Praktiken, Meditation, Rezitationen usw.). Man glaubte, durch diese Rituale erlangten die
Praktizierenden große, aber ambivalente Kräfte.
In der Kamakura-Zeit reiste Myôan Eisai (wahrscheinlich damals Yōsai gesprochen) (1141-1215), ein Mönch der TendaiSchule, 1168 und 1187 nach China. Nachdem er mehrere Jahre dort Zen studiert hatte, wurden ihm die Ehren eines ZenMeisters der Oryo-Line des Linji (Rinzai) zuteil. Nachdem er nach Japan zurückgekehrt war, gründete er das erste RinzaiKloster in seinem Heimatland. Die spezielle Oryo-Linie des Rinzai-Zen erlosch in Japan allerdings bereits nach einigen
Generationen wieder. Eisai betrachtete sich anscheinend selbst nie als Begründer einer neuen buddhistischen Schule in
Japan. Er betrachtete sich weiterhin dem Tendai zugehörig.
Dōgen Kigen (1200-1253) war ebenfalls Tendai-Mönch. Bereits mit 13
Jahren trat er als Novize in den Orden auf dem Berg Hiei ein und studierte
später ab 1217, zwei Jahre nach Eisais Tod, unter Eisais DharmaNachfolger Myōzen. Gemeinsam mit diesem reiste Dōgen nach China und
lernte unter Rujing (jap. Tendo Nyojo)(1163-1228). Es wurde später
geschrieben, er habe dort sowohl eine ungewöhnlich tiefe Einsicht als auch
Erleuchtung erlangt. Über seine Aktivitäten nach der Rückkehr nach Japan
1227 ist wenig bekannt. Er übernahm einige Jahre später einen von der
Hauptstadt abgelegenen Tempel, den er später Kōshō-ji nannte und richtete
dort eine Meditationshalle nach neustem song-zeitlichen chinesischem
Vorbild ein. Er konnte damit mehr und mehr Besucher und Schüler
anziehen.
Ab dieser Zeit zeigen sich in seinen Schriften die Besonderheiten seiner
Praxis und Lehre: Shikantaza („nur sitzen“), Hishiryo („das dem Denken
Unermessliche“), Shoshin Tanza („regelmäßige Übung“) und Shinjin
datsuraku („Körper und Geist abstreifen“). Er setzte auch die Praxis des
zazen mit der Buddhaschaft gleich. Dōgen bezeichnet in seinen Schriften
nur Myōzen (der in China starb) und Rujing als seine "senshi" (früheren
Lehrer).
Im Jahre 1244 verließ Dōgen den Kōshō-ji und zog auf Einladung einer
Sōtōmönch in Arashiyama, Kyoto
lokalen Kriegeradels-Familie ins abgeschiedene Echizen. Das Kloster, das er
dort übernahm und ausbaute, nannte er Eihei-ji. Außer der Halle für zazen übernahm Dōgen auch andere Bestandteile
des Klosteraufbaus und der Mönchsorganisation aus Song-China. Er ordnete nach chinesischem Vorbild Riten für
übernatürliche Wesenheiten des Klosters an.
Dass die Gründung neuer buddhistischer Schulen und Gruppen schnell von etablierten Kreisen aus als Häresie betrachtet
werden konnte, zeigt das Schicksal der Daruma-shū, die Nōnin (nicht datiert) begründete. Ihr Kloster wurde von Sōhei
(Mönchskriegern) vernichtet. Einige der versprengten Daruma-Mönche schlossen sich später Dōgen an und standen so in
zwei Dharma-Traditionslinien. Unter einigen dieser direkten Schüler Dōgens lernte auch Keizan Jōkin, der als zweiter
Patriarch des japanischen Sōtō gilt und den später wichtigsten Kopftempel Sōji-ji gründete.
Sōtō verbreitete sich in den folgenden Jahrhunderten sehr stark, oft indem sie unbesetzte Tempel und Schreine
besetzten, lokale kami, Geister und andere Wesenheiten exorzierten oder zum Dharma bekehrten. Von wenigen elitären
Mönchen und Klöstern abgesehen, unterschieden sich die Praktiken bald kaum noch von denen anderer buddhistischer
Schulen. Verschiedenste übernatürliche Wesenheiten wurden in den Klöstern von der Bevölkerung verehrt, die Mönche
führten verschiedene Rituale (zazen, Reizitationen, Mikkyō-Praktiken u. ä.) durch, um genze riyaku, diesweltliche
Wohltaten, auf die Laien und das Mönchswesen zu übertragen. Auch Bestattungen waren Hauptaufgabe der Klöster. Die
39
Laienunterstützer des Sōtō waren größtenteils der lokale Kriegeradel in entlegeneren Gebieten, aber auch die dortige
Bevölkerung. Entsprechend sind die Klöster von lokalen Einflüssen durchdrungen.
Die Stellung der Dharma-Traditionslinie war vermutlich der wichtigste Faktor der Identität der Sōtō-Schule. Wichtige, aus
heutiger Sicht zentrale Texte (u.a. Kōan und Dōgens Werk), wurden wie andere Statusobjekte (Roben, shari-Relikte
verstorbener Meister, viele Statuen) zunehmend geheim gehalten und nur in direkter Linie weitergegeben. In eigenen
Veröffentlichungen der Schule steht, dass heutzutage nur in etwa 30 von rund 15.000 Klöstern Trainingszentren für zazen
existieren. Zazen wurde während der gesamten Geschichte Japans auch als mächtiges Ritual zur Ansammlung
spiritueller Kräfte gesehen: Die drei Bitt-Tempel, an denen Japaner um diesweltliche Wohltaten bitten, gehören zu den
wenigen Ausbildungszentren für zazen.
Die Rinzai-Schule breitete sich lange nicht so weit aus wie Sōtō. Sie gedieh im Umfeld der Mächtigen in Kyōto und
Kamakura und stand so der Politik des japanischen Mittelalters, besonders dem Kriegeradel der bushi nahe (das System
der go-zan, fünf Berge). Diesen bot Rinzai nicht nur Abstand zu den ebenfalls mächtigen etablierten Schulen (Tendai,
Shingon und die Nara-Schulen unter Protektion der Fujiwara), sondern auch eine Verbindung ins Reich der Mitte. RinzaiStudium bedeutete, dass man passive und aktive Meisterschaft im Chinesischen erlangen musste. Außerdem konnten die
Regierung und die Adeligen Japans über Rinzai an der damaligen neuesten Kultur vom chinesischen Festland teilhaben,
wodurch die japanische Kultur stark beeinflusst wurde. Neben dem Herbeiführen von Wohltaten und Bestattungen für ihre
Laienförderer entstand durch die kulturelle Förderung die Assoziation des Rinzai mit einer Reihe verschiedener
Disziplinen, die als Wege (Dō) des Zen bekannt wurden:
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Sadō (oder Chadō) – der Weg der Teezeremonie (Teeweg)
Shodo – der Weg der Schreibkunst
Kado – der Weg des Blumenarrangements (auch: Ikebana)
Suizen – das kunstvolle Spiel der Shakuhachi-Bambusflöte
Zengarten – die Kunst der Gartengestaltung
Kyudo - die Kunst des Bogenschießens
Budo – der Weg des Kriegers
Als nach der Meiji-Restauration der Buddhismus in Japan kurz verfolgt und von der neuen Politik zugunsten eines
renativistischen Shintō als Religion der Machthabenden aufgegeben wurde, waren auch die Zen-Schulen betroffen. In
den Zeiten des immer rasanteren gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Wandels kam der shin-bukkyō, der neue
Buddhismus, auf, der z. B. sozial tätig wurde.
Die Abgeschlossenheit der Klöster lockerte sich ebenfalls, so wurden Laiengruppen in zazen und der Lehre des Zen
unterrichtet. Eine Reihe früher Intellektueller der Meiji-Zeit, die nach der Essenz Japans strebten, um das Land dem
moderneren Westen gleichrangig oder überlegen zu sehen, schrieb bis heute einflussreiche, aber auch sehr
problematische Schriften. Der Buddhismus der Tokugawa-Zeit (1600-1868) wurde meist als dekadent und von der
wahren Lehre abgekommen verunglimpft.
Um gegen den neuen Shintō als geförderten Nationalglauben zu bestehen, wurde der Buddhismus unter
Berücksichtigung der westlichen Buddhismusforschung - zu dieser Zeit hauptsächlich mit einer Rekonstruktion eines
„wahren“ „Urbuddhismus“ beschäftigt, ohne ethnographische Beobachtungen einzubeziehen - neu definiert. Zen war
dabei am erfolgreichsten und fand in dieser Gestalt Eingang in die westliche Kultur und Literatur. In Japan selbst haben
sich solche Ansichten des Zen nicht so stark durchgesetzt. Die meisten jüngeren Japaner wissen nicht, zu welcher
buddhistischen Schule sie gehören, wenngleich die orthodoxen Meinungen der Schulen sich in die gleiche Richtung
gewandelt haben.
Zen wurde in der Vorkriegszeit mit anderen Begriffen assoziiert, die man heute vorwiegend als ziemlich
unwissenschaftliches nihonjinron, Japan-Theorie, einstuft. Hierzu gehört z. B. Bushidō, welches als Begriff ebenfalls um
die Meiji-Restauration herum auftaucht, und eine weltanschauliche Grundlage für die Kamikaze-Piloten im 2. Weltkrieg
bildete.
40
MODERNE
Daisetz Teitaro Suzuki: Nach Abschluss seiner Zen-Studien 1897 folgte Suzuki dem Ruf von Paul Carus nach Amerika
und wurde dessen persönlicher Assistent. In den 1960er jahren hatte Daisetz Teitaro Suzuki über seinen Schüler Alan
Watts und durch Charlotte Selver einen Einfluss auf die humanistische Bewegung am Esalen-Institut (Human Potential
Movement, Claudio Naranjo). Ebenso lernte Philip Kapleau zunächst bei Suzuki, legte aber später entschieden mehr Wert
auf Zen-Praxis.
1958 ging Suzuki Shunryū in die USA nach San Francisco und übernahm die Leitung der dortigen japanischen SōtōGemeinde. Vielbeachtetes Buch: Zen-Geist - Anfänger-Geist.
In der Neuzeit ist die Verbreitung des Zen in Japan zurückgegangen, jedoch wächst die Zahl der Anhänger in den
westlichen Ländern. Begünstigt durch fehlenden Dogmatismus gibt es auch Verbindungen zur Katholischen Kirche.
Wichtige Vermittler als Priester und gleichzeitig Zen-Meister sind:
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Pater Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ (1898-1990),
Pater Willigis Jäger OSB (Ko-un Roshi) und
Pater Johannes Kopp SAC (Ho-un-Ken Roshi).
Ein wichtiger zeitgenössischer Dharma-Lehrer ist der Vietnamese Thich Nhat Hanh, der Zen (Mahayana) mit Elementen
des Theravada-Buddhismus (Vipassana) verknüpft.
Ein weiterer Vertreter der Sōtō-Schule ist der US-Amerikaner und Vietnamveteran Claude AnShin Thomas. Er hat ein
Gelübde als Bettel- und Wandermönch abgelegt und lehrt überall dort, wohin er in der Welt eingeladen wird. Er ist der
Gründer der Zaltho Foundation in den USA, einer gemeinnützigen Organisation, die sich insbesondere der
Versöhnungsarbeit mit Opfern von Krieg und Gewalt widmet. Schwesterorganisation ist die Zaltho Sangha Deutschland.
Claude AnShin Thomas studierte mehrere Jahre bei Thich Nhat Hanh und wurde im Jahre 1995 von Bernhard Tetsugen
Glassmann Roshi zum buddhistischen Mönch und Priester in der japanischen Sōtō-Zen-Tradition ordiniert.
Der japanische Zen-Meister Taisen Deshimaru Roshi, Schüler des Sōtō-Zen-Meisters Kodo Sawaki Roshi, kam in den
sechziger Jahren nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod 1982 Zen lehrte. Er hinterließ eine große Schülerschaft die
bis heute wächst und mit verschieden Zen-Organisationen in ganz Europa vertreten ist. Deshimaru gründete 1970 die
Gesellschaft Association Zen Internationale (AZI).
Die Sōtō-Zen Schule wird in Deutschland aktuell vertreten durch Fumon Shoju Nakagawa Roshi und Rev. L. Tenryu
Tenbreul, einem ehemaligen Schüler von Taisen Deshimaru. Der Sōtō-Zen Dachverband, das Sōtō-Zen Buddhism
Europe Office, wird von Rev. Genshu Imamura geleitet und hat seinen Sitz in Mailand.
Der japanische Zen-Meister Kyozan Joshu Sasaki, der seit 1962 Zen in den USA lehrt, war seit 1979 regelmäßig nach
Österreich gekommen, um dort Vorträge zu halten und Sesshins durchzuführen. Sein Wirken und das seiner Schüler,
allen voran die Aufbauarbeit von Genro Seiun Osho in Wien und Süddeutschland, trugen wesentlich zur Etablierung der
Rinzai-Zen Schule im deutschen Sprachraum bei. Ein weiteres Standbein des Rinzai-Zen ist das durch den japanischen
Zen-Meister Hozumi Gensho Roshi betreute und vom deutschen Zen-Mönch Dorin Genpo Osho geleitete Zen-Zentrum
Bodaisan Shoboji in Dinkelscherben, dem einige Zen-Gruppen in Deutschland zugeordnet sind.
Der koreanische Zen-Meister Seung Sahn gründete 1970 in den USA die Kwan Um Zen Schule, die seitdem in den USA
und Europa zahlreiche Zentren aufgebaut hat, mit dem europäischen Haupttempel in Paris, dem deutschen in Berlin.
Shodo Harada Roshi ist Zen-Meister seit 1982 im Kloster Sogenji in Okayama, wo er hauptsächlich ausländische Schüler
unterrichtet. Er hat verschiedene Zentren (One Drop Zendo) in Europa, Indien und in den USA aufgebaut.
Im Westen gibt es weitere Anhänger und Praxis-Gruppen der chinesischen (Chán; traditionell: 禪), koreanischen (Seon)
und vietnamesischen (Thiền) Tradition.
41
DER BUDDHISMUS ALS WELTRELIGION
Der Buddhismus ist eine Lehrtradition und Religion mit weltweit zwischen 350 und 500 Millionen Anhängern
(insbesondere in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Korea, Thailand, Tibet und
Vietnam), deren Gründung auf Siddhartha Gautama, den historischen Buddha, zurückgeht, der im 6. Jahrhundert v. Chr.
in Nordindien lebte.
EINLEITUNG
Der Buddhismus entwickelte sich ursprünglich auf dem indischen Subkontinent, wo Siddhartha Gautama (Sanskrit m.,
Pali: Siddhattha Gotama, 563 v. Chr. bis vermutlich 483 v. Chr.) als Prinz im lokalen Adelsgeschlecht der Shakya in
Lumbini, im nordindischen Fürstentum Kapilavastu, zur Welt kam. Im Alter von 35 Jahren erlangte er nach der Lehre des
Buddhismus Bodhi („Erleuchtung“, „Erwachen“) und wurde in der Folge als Buddha (Erwachter, Erleuchteter) bezeichnet.
Wenig später hielt er in Isipatana, dem heutigen Sarnath, seine erste Lehrrede. Damit brachte er das Dharma, die
buddhistische Lehre, in die Welt und setzte das „Rad der Lehre“ (Dharmachakra) in Bewegung. Er lehrte bis zum Alter
von 80 Jahren, bis bei ihm Parinirvana, das endgültige Nirvana (Verwehen), eintrat.
Diesem groben Rahmen entsprechend wurde der Beginn der buddhistischen Zeitrechnung von singhalesischen Mönchen
auf das Jahr 543 v. Chr. gelegt.
Ausgehend von der nordindischen Heimat Siddhartha Gautamas wurde der
Buddhismus zunächst auf dem indischen Subkontinent, auf Sri Lanka und in
Zentralasien bekannt. Insgesamt sechs buddhistische Konzile trugen zur
„Kanonisierung“ der Lehren und, gemeinsam mit der weiteren Verbreitung in Ostund Südostasien, zur Entwicklung verschiedener Traditionen bei. Von Südindien
und Sri Lanka gelangte der südliche Buddhismus (Theravada) in die Länder
Südostasiens, wo er den Mahayana verdrängte. Der nördliche Buddhismus
(Mahayana) erreichte über die Seidenstraße Zentral- und Ostasien, wo sich
weitere Traditionen wie Chan (China), Zen (Japan) und Amitabha-Buddhismus
(Ostasien) entwickelten. In die Himalaya-Region gelangte der Buddhismus auch
direkt aus Nordindien und es entstand dort der Vajrayana (Tibet, Bhutan, Nepal,
Mongolei u. a.). Aspekte des Buddhismus drangen auch in andere religiöse
Traditionen ein oder gaben Impulse zu deren Institutionalisierung (vgl. Bön und
Shintō bzw. Shinbutsu-Shūgō). Der Buddhismus trat in vielfältiger Weise mit den
Religionen und Philosophien der Länder, in denen er Verbreitung fand, in
Wechselwirkung. Er zeichnet sich durch eine hohe Toleranz gegenüber anderen
Denk- und Glaubenssystemen aus.
Buddha-Statue in der SeokguramGrotte.
In seiner ursprünglichen Form, die mangels direkter Quellen nur eingeschränkt
rekonstruierbar ist, und durch seine vielfältige Fortentwicklung ähnelt der
Buddhismus teils mehr einer Denktradition oder Philosophie als einer Religion im westlichen Verständnis. Von den
monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) unterscheidet er sich
grundlegend. So benennt die buddhistische Lehre weder einen allmächtigen Gott noch
eine ewige Seele. Das, und auch die Nichtbeachtung des Kastensystems, unterscheidet
ihn auch von Hinduismus und Brahmanismus, mit denen er anderseits die Karma-Lehre
Die ersten fünf Schüler des
teilt. In deren Umfeld entstanden, wird er mitunter als eine Gegen- oder
Buddha mit dem
Reformbewegung zu den vedischen Glaubenssystemen Indiens betrachtet. Indem
Dharmachakra, einer
jemand Zuflucht zu Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft) nimmt,
symbolischen Darstellung
der Lehre
bezeugt er seine Zugehörigkeit zur Laien-Gemeinschaft des Buddhismus. Zudem
existieren verschiedene rituelle Systeme zur Ordination in den Mönchs- bzw. Nonnenorden. Ziel von Buddhisten ist es,
sich durch ethisches Verhalten, die Kultivierung der Tugenden (Fünf Silas), die Praxis der „Versenkung“ (Samadhi, vgl.
Meditation) und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit (Prajna) vom ewigen Kreislauf des Leidens (Samsara) zu
befreien. Auf diesem Weg sollen Leid und Unvollkommenheit überwunden und durch Erleuchtung der Zustand des
42
Nirvana erreicht werden.Eine Verbindung zwischen Buddhismus und Politik ist schon früh erkennbar. Der indische
Herrscher Ashoka (ca. 268 v. Chr.–233 v. Chr.) konvertierte, machte das Dharma zur Basis seiner Gesetzgebung und
widmete sich der Verbreitung der buddhistischen Lehre. In Südostasien gab es eine Reihe von Königen, die sich selbst
Boddhisattva oder Buddha nannten. Auch in Ostasien legitimierten die buddhistischen Tempelzentren die Herrschaft und
mischten sich zuweilen aktiv ein. In Tibet übernahmen die buddhistischen Orden nach wenigen Jahrhunderten politischer
Wirren auch die weltliche Macht. Starke Wechselwirkungen zwischen Buddhismus und Politik sind heute noch in Bhutan,
Sri Lanka und Thailand vorhanden. Eine sichtbare Rolle, als im Rahmen des Parlamentarismus wirkende Kraft, spielt der
Buddhismus in der Partei Kōmeitō in Japan. In der Volksrepublik China wird versucht, den Buddhismus politisch nutzbar
zu machen, so etwa 1995 in Tibet durch den Austausch des Panchen Lama durch ein Kind, dessen Eltern
Parteimitglieder sind.
SIDDHARTHA GAUTAMA
Siddhattha Gotama (Pali) bzw. Siddhartha Gautama (Sanskrit) wurde, gemäß der
Überlieferung, 563 v. Chr. in Lumbini, im heutigen Nepal, als Sohn des
Herrscherhauses von Shakya geboren (daher der Beiname Shakyamuni, „Weiser aus
dem Hause Shakya“). Im Alter von 29 Jahren wurde ihm bewusst, dass Reichtum und
Luxus keine Garanten für Glück sind. Er erkannte, dass Leid (Altern, Krankheit, Tod
und Schmerz) untrennbar mit dem Leben verbunden ist, und brach auf, um
verschiedene Religionslehren und Philosophien zu erkunden, um die wahre Natur
menschlichen Glücks zu finden. Sechs Jahre der Askese, des Studiums und danach
der Meditation führten ihn schließlich auf den Weg der Mitte und er erlangte unter einer
Pappelfeige in Bodh-Gaya im heutigen Nordindien die „Erleuchtung“. Danach
verbrachte er als Buddha den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod im Alter von 80
Jahren mit der Unterweisung und Weitergabe der buddhistischen Lehre, des Dharma
(Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) an die von ihm begründete Vierfache Gemeinschaft,
bestehend aus den Mönchen (Bhikkhu) und Nonnen (Bhikkhuni) des buddhistischen
Siddhartha Gautama,
Mönchtums, dem Sangha, und von männlichen (Upasaka) und weiblichen (Upasika)
hier als Statue in der
Laien.
Darstellung als Buddha
Shakyamuni (Ehrentitel:
Siddhartha Gautama gilt als erste historisch greifbare Persönlichkeit der südasiatischen
Der Weise aus dem
Geschichte, und seine Lebensdaten gelten als deren erster wesentlicher Bezugspunkt.
Geschlecht der Shakya).
Von ihnen ausgehend werden die grundlegenden Transformationsprozesse der
damaligen Gesellschaften im Gangestal (Urbanisierung, politische Zentralisation) zeitlich verortet. Doch gerade diese
Lebensdaten sind umstritten. Insbesondere die klassische Datierung Buddhas (563-483 v. Chr.) ist problematisch, da die
in den frühen buddhistischen Quellen beschriebene Gesellschaft z. T. schon wesentlich weiter entwickelt ist, als sie es
nach der frühen zeitlichen Einordnung sein könnte. Daher wird im geschichtswissenschaftlichen Rahmen heute teilweise
davon ausgegangen, dass Buddha bis zu 150 Jahre später gelebt hat, sein Tod also recht nah am Regierungsantritt
Chandragupta Mauryas (320 v. Chr.) liegt, der das erste Großreich auf indischem Gebiet begründete (Maurya-Reich).
Grundlagen des Buddhismus
Der lehrende Buddha Shakyamuni
(China, 12. Jahrhundert)
Buddha sah sich weder als Gott noch als Überbringer der Lehre eines Gottes. Er
stellte klar, dass er die Lehre, Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit), nicht
aufgrund göttlicher Offenbarung erhalten, sondern vielmehr durch eigene
meditative Schau (Kontemplation) ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes
und der Natur aller Dinge erkannt habe. Diese Erkenntnis sei jedem zugänglich,
wenn er seiner Lehre und Methodik folge. Dabei sei die von ihm aufgezeigte Lehre
nicht dogmatisch zu befolgen. Im Gegenteil warnte er vor blinder
Autoritätsgläubigkeit und hob die Selbstverantwortung des Menschen hervor. Er
verwies auch auf die Vergeblichkeit von Bemühungen, die Welt mit Hilfe von
Begriffen und Sprache zu erfassen, und mahnte eine Skepsis gegenüber dem
geschriebenen Wort oder feststehenden Lehren an, die in anderen Religionen in
dieser Radikalität kaum anzutreffen ist.
43
DIE VIER EDLEN WAHRHEITEN UND DER ACHTFACHE PFAD
Kern der Lehre des Buddha sind die von ihm benannten Vier Edlen Wahrheiten, aus der vierten der Wahrheiten folgt als
WEG AUS DEM LEIDEN DER ACHTFACHE PFAD.
URSACHE UND WIRKUNG: KARMA
Kamma (Pali) bzw. Karma (Sanskrit) bedeutet „Tat, Wirken“ und bezeichnet das sinnliche Begehren und das Anhaften an
die Erscheinungen der Welt (Gier, Hass, Ich-Sucht), die Taten, die dadurch entstehen, und die Wirkungen von
Handlungen und Gedanken in moralischer Hinsicht, insbesondere die Rückwirkungen auf den Akteur selbst. Es entspricht
in etwa dem Prinzip von Ursache und Wirkung, wie es die westliche Welt als Grundlage der klassischen Physik und der
Naturwissenschaft allgemein kennt. Während das westliche Denken dieses Prinzip jedoch nur im materiellen Bereich
kennt, bezieht Karma sich auf alles Tun und Handeln sowie die nichtmateriellen Ebenen des Denkens und Fühlens. All
das erzeugt entweder gutes oder schlechtes Karma oder kann karmisch gesehen neutral sein.
Gutes wie schlechtes Karma erzeugt die Folge der Wiedergeburten, das Samsara. Höchstes Ziel des Buddhismus ist es,
diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird – Handlungen hinterlassen dann keine Spuren
mehr in der Welt. Im Buddhismus wird dies als Eingang ins Nirvana bezeichnet.
Da dieses Ziel in der Geschichte des Buddhismus oft als unerreichbar in einem Leben galt, ging es, besonders bei den
Laien, mehr um das Anhäufen guten Karmas als um das Erreichen des Nirvana in diesem Leben. Gekoppelt daran ist der
Glaube, dass das erworbene Verdienst (durch gute Taten, zeitweiligen Beitritt in den Sangha, Spenden an Mönche,
Kopieren von Sutras und vieles mehr) auch rituell an andere weitergegeben werden könne, selbst an Verstorbene oder
ganze Nationen.
DER KREISLAUF DES LEBENS: SAMSARA
Samsara, „beständiges Wandern“, bezeichnet den fortlaufenden Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt, Werden
und Vergehen. Das Ziel der buddhistischen Praxis ist, diesen Kreislauf zu verlassen. Samsara umfasst alle Ebenen der
Existenz, sowohl jene, die wir als Menschen kennen, wie auch alle anderen, von den Höllenwesen (Niraya Wesen) bis zu
den Göttern (Devas). Alle Wesen sind im Kreislauf des Lebens gefangen, daran gebunden durch Karma: ihre Taten,
Gedanken und Emotionen, durch Wünsche und Begierden. Erst das Erkennen und Überwinden dieser karmischen Kräfte
ermöglicht ein Verlassen des Kreislaufs. Im Mahayana entstand darüber hinaus die Theorie der Identität von Samsara
und Nirvana (in westlich-philosophischen Begriffen also Immanenz statt Transzendenz).
REINKARNATION
Reinkarnation (Pali: Punabbhava) und Karma waren Begriffe, die in der indischen Philosophie bereits vor Erscheinen des
Buddha bekannt waren. Wie der westlichen Rezeption meist entgeht, widersprach der Buddha diesen vedischen
Konzepten grundlegend und ersetzte sie entsprechend seiner Erfahrung.
Die indische Philosophie kannte Atman (Sanskrit) bzw. Atta (Pali), das „Selbst“, vergleichbar mit der persönlichen Seele
der westlichen Gedankenwelt. Buddha verneinte deren Existenz als individuelle und konstante Einheit, die auch
wiedergeboren werden könnte. Im Gegensatz dazu sprach er von Anatman (Sanskrit) bzw. Anatta (Pali), dem „NichtSelbst“. Die Vorstellung von Atman ist demnach Teil der Täuschung über die Beschaffenheit der Welt. Gemäß der Lehre
Buddhas entsteht die Persönlichkeit mit all ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Welt erst aus den Fünf
Aneignungsgruppen, den Skandhas (Sanskrit) bzw. Khanda (Pali): Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen,
Geistesregungen und Bewusstsein. Was in der vedischen Tradition Atman genannt wurde, ist demnach aus
buddhistischer Sicht keine konstante Einheit, sondern in beständigem Werden, Wandel und Vergehen begriffen. Es kann
somit auch nicht als solches wiedergeboren werden.
Reinkarnation wird im Buddhismus also nicht als „Seelenwanderung“ (Transmigration) verstanden, sondern als ein Impuls
aus dem Karma des Gestorbenen. Dieser Impuls ist Folge der nicht ausgeglichenen Karmabilanz des Betreffenden, die
sich in einer oder mehreren neu in Erscheinung tretenden Existenzen erneut manifestieren. Eine bekannte Allegorie
vergleicht diesen Prozess mit der Flamme einer Kerze, die weitere Kerzen anzündet. Weder die Kerze selbst noch die
Flamme bleiben dieselben, aber ohne die ursprüngliche Kerzenflamme gäbe es auch die folgenden nicht. Die Ursache
der Wiedergeburt liegt im Begehren nach Sinnesbefriedigung, im Trieb nach Sein und Verwirklichung, dem Karma.
44
DAS BEDINGTE ENTSTEHEN
Wiedergeburten vollziehen sich, solange verursachende, nach Realisierung drängende Triebkräfte vorhanden sind. Diese
„bedingte Entstehung“, auch „Entstehen in Abhängigkeit“ (Pali: Paticcasamuppada, Sanskrit: Pratityasamutpada), ist
eines der zentralen Konzepte des Buddhismus. Es beschreibt die Seinsweise aller Phänomene in ihrer dynamischen
Entwicklung und gegenseitigen Bedingtheit.
Dharma “
Lhasa Tibet )
Rad des
DIE LEHRE: DHARMA
Dharma (Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) bezeichnet im Buddhismus zweierlei:
Die Lehre Buddhas (im Theravada auf Buddha beschränkt, im Mahayana und
Vajrayana auch zusammen mit den Lehren der Bodhisattvas und großen
verwirklichten Meister). Basis des Dharma sind die Vier edlen Wahrheiten. Es
bildet eines der Drei Juwelen, der so genannten „Zufluchtsobjekte“, bestehend aus
dem Lehrer, der Lehre und der Gemeinschaft der Mönche (Buddha, Dharma und
Sangha). Es ist auch Teil der Zehn Betrachtungen (Anussati). Die Gesamtheit
aller weltlichen Phänomene, der Natur an sich und der ihr zu Grunde liegenden
Gesetzmäßigkeiten (siehe oben Das bedingte Entstehen).
(Jokhang-Tempel,
DIE ERLEUCHTUNG: BODHI
Bodhi ist der Vorgang des „Erwachens“, der „Erleuchtung“. Voraussetzungen sind das
vollständige Begreifen der „Vier edlen Wahrheiten“, die Überwindung aller an das Dasein
bindenden Bedürfnisse und Täuschungen und somit das Vergehen aller karmischen
Kräfte. Durch Bodhi wird der Kreislauf des Lebens (Samsara) verlassen und Nirvana
erlangt.
Die buddhistische Tradition kennt drei Arten von Bodhi:
• Pacceka-Bodhi wird durch eigene Bemühungen, ohne die Hilfe von Lehrern,
erreicht. Ein derart Erleuchteter wird als Pratyeka-Buddha bezeichnet.
• Savaka-Bodhi bezeichnet die Erleuchtung jener, die mit Hilfe von Lehrern Bodhi
erlangen. Ein so Erwachter wird als Arhat bezeichnet.
• Samma-Sambodhi wird von einem Samma-Sambuddha („Vollkommen
Erwachter“) erlangt. Ein solcher „Vollkommen Erwachter“ gilt als die perfekte,
mitfühlendste und allwissende Form eines Buddha.
Der historische Buddha Shakyamuni aus dem Geschlecht von Shakya war ein solcher
Samma-Sambuddha. Siehe auch Bodhipakkhiyadhamma – Die 37 erforderlichen Dinge
zur Erleuchtung.
Darstellung des Siddhartha
der mit der
Rechten die Erde berührt, um
sein Anrecht auf Erlangung
des höchsten Zieles, des
Bodhi , zu unterstreichen
(Bhumisparsa Mudra )
Gautama ,
VERLÖSCHEN: NIRVANA
Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bezeichnet das Verlassen von Samsara, den Kreislauf aus Leben, Tod und
Wiedergeburt. Nirvana kann letztlich mit Worten nicht beschrieben werden, es kann nur erlebt und erfahren werden als
Folge intensiver meditativer Übung und Erkenntnis. Es ist auch kein Ort, nicht vergleichbar mit Paradies-Vorstellungen
anderer Religionen. Es ist kein Himmel und keine greifbare Seligkeit in einem Jenseits. Nirvana ist ein Abschluss, kein
Neubeginn in einer anderen Sphäre. Somit ist es ein Zustand der Zustandslosigkeit, in dem alle Vorstellungen und
Wunschgebilde, also alle karmischen Kräfte, überwunden und gestillt sind. Auch tritt Nirvana nicht erst mit dem Tod ein –
Buddha selbst lebte und unterrichtete noch 45 Jahre, nachdem er Nirvana erreicht hatte. Das endgültige Aufgehen oder
„Verlöschen“ im Nirvana nach dem Tod wird als Parinirvana bezeichnet.
45
RELIGION UND/ODER PHILOSOPHIE, WELTANSCHAUUNG, PSYCHOTHERAPIE
Während der Buddhismus zu den Weltreligionen gezählt wird, gibt es insbesondere im Westen Buddhisten, die sich als
solche nicht für Anhänger einer Religion halten. Sie betrachten den Buddhismus als Weisheitslehre und Philosophie,
treffender noch als eine Art Psychotherapie, die den Glauben an eine (andere) Religion bzw. Weltanschauung nicht
ausschließt. Dabei spielt die neuere Entdeckung des Buddhismus im Westen
eine große Rolle, da der Kontakt des Westens mit dem Buddhismus zu einer
Zeit geschah, als Aufklärung, Säkularisation und Atheismus eine
Gegenposition zur christlich-monotheistischen Einstellung bildeten. Allerdings
ist nach Vorgabe des historischen Buddha und heute von allen Buddhistischen
Schulen anerkannt, dass nur jener Buddhist ist, der die Vier Edlen Wahrheiten
des Buddha und die Karmalehre für richtig anerkennt und den von Buddha
vorgegebenen Achtspurigen Weg (Vierte der Edlen Wahrheiten) konsequent
geht. Diese Grundsatzvorgaben kollidieren in irgendeiner Weise mit nahezu
jeder heutzutage gängigen Religion. Damit widersprechen sich meistens die
Bezeichnung „Buddhist“ und der gleichzeitige, zusätzliche Glauben an eine
Religion.
Oft wird angeführt, dass der Buddhismus keine Götter kenne, was allerdings
der in Asien gelebten Volks-Religion äußerlich widerspricht, in welcher der
Glauben an Götter und Geister verbreitet ist. Historisch gesehen wurden bei
Borobudur , Indonesien (9.
der Verbreitung des Buddhismus viele Elemente der ursprünglichen Religionen
Jahrhundert)
und Kulturen der jeweiligen Länder übernommen und in den Buddhismus
integriert. So wandelten sich die ursprünglichen Bön-Gottheiten in Tibet zu Verkörperungen von verschiedenen Aspekten
Buddhas in Form von Bodhisattvas. Diese werden nun genau wie die Menschen als noch im Kreislauf gefangen
angesehen und oft als Buddhas Verehrer, Zuhörer oder Beschützer dargestellt.
Während Synkretismen und Synthesen mit lokalen religiösen Traditionen weit verbreitet
sind und sich die Menschen meist trotzdem als Buddhisten bezeichnen, gab es dennoch
auch Vertreter anderer Lehren wie Daoismus und Konfuzianismus, die den Buddhismus
ablehnten und sogar bekämpften. Auch Religionen mit Ausschließlichkeitsanspruch, wie
das Christentum, ließen sich in Asien kaum mit dem Buddhismus verbinden, während es
in neuerer Zeit zu einer regen Zusammenarbeit von Benediktinern und Jesuiten mit
japanischen Zenklöstern kommt. In der asiatischen Volksreligion, die zum Inklusivismus
neigt, wurden jedoch immer Elemente verschiedener Traditionen vereint. Beispiele für
diese gelebte Religion finden sich im chinesischen Volksglauben und in der Religion in
Japan.
Abgesehen von der Gottesfrage besitzt der heute gelebte Buddhismus zahlreiche
Eigenschaften einer Religion, deren Formen sich allerdings je nach Tradition stark
unterscheiden: Ritual, Gemeinschaft, Liturgie, Seelsorge, Askese und Mönchtum, Mystik
und Dogmatismus – und eine jahrhundertealte Tradition in Asien, die der
Buddhistischer Hausaltar
(Nepal)
Kirchengeschichte der christlichen Konfessionen in vielem ähnelt, vor allem in ihrer
Position zwischen Macht, Ethik und Glauben.
Während Buddhismus in Asien als etwas angesehen wird, das untrennbar mit den jeweiligen kulturellen und historischen
Besonderheiten verbunden ist, gibt es im Westen den Trend, die philosophischen und psychologischen Aspekte des
Buddhismus getrennt vom historischen und kulturellen Kontext zu betrachten bzw. mit den entsprechenden europäischen
Gegebenheiten zu verbinden (Aufklärung, Demokratie, Gender-Equality). Daher ist es eine Frage der Sichtweise und der
Religionsdefinition, ob Buddhismus nun letztendlich mit dem deutschen Begriff „Religion“ bezeichnet werden soll, oder
nicht.
46
VERBREITUNG DES BUDDHISMUS
Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in Rajagarha (heute Rajgir) zum ersten Konzil zusammen,
um den Dhamma (die Lehre) und die Vinaya (die Mönchsregeln) zu besprechen und gemäß den Unterweisungen des
Buddha festzuhalten. Die weitere Überlieferung erfolgte mündlich. Etwa 100 Jahre später fand in Vesali das zweite Konzil
statt. Diskutiert wurden nun vor allem die Regeln der Mönchsgemeinschaft, da es bis dahin bereits zur Bildung
verschiedener Gruppierungen mit unterschiedlichen Auslegungen der ursprünglichen Regeln gekommen war. Während
des zweiten Konzils und den folgenden Zusammenkünften kam es zur Bildung von bis zu 18 verschiedenen Schulen
(Nikaya-Schulen), die sich auf unterschiedliche Weise auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Daneben
entstand auch die Mahasanghika, die für Anpassungen der Regeln an die veränderten Umstände eintrat und als früher
Vorläufer des Mahayana betrachtet werden kann.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. trat in Pataliputra (heute Patna), unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem Vorsitz
des Mönchs Moggaliputta Tissa, das 3. Konzil zusammen. Ziel der Versammlung war es, sich wieder auf eine einheitliche
buddhistische Lehre zu einigen. Insbesondere Häretiker sollten aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und falsche
Lehren widerlegt werden. Im Verlauf des Konzils wurde zu diesem Zweck das Buch Kathavatthu verfasst, das die
philosophischen und scholastischen Abhandlungen zusammenfasste. Dieser Text wurde zum Kernstück des
Abhidhammapitaka, einer philosophischen Textsammlung. Zusammen mit dem Suttapitaka, den niedergeschriebenen
Lehrreden des Buddha, und dem Vinayapitaka, der Sammlung der Ordensregeln, bildet es das in Pali verfasste Tipitaka
(Sanskrit: Tripitaka, deutsch: „Dreikorb“, auch Pali-Kanon), die älteste große Zusammenfassung buddhistischen
Schriftgutes.
Nur diese Schriften wurden vom Konzil als authentische Grundlagen der buddhistischen Lehre anerkannt, was die
Spaltung der Mönchsgemeinschaft besiegelte. Während der Theravada, die Lehre der Älteren, sich auf die unveränderte
Übernahme der ursprünglichen Lehren und Regeln einigte, legte die Mahasanghika keinen festgelegten Kanon von
Schriften fest und nahm auch Schriften auf, deren Herkunft von Buddha nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.
In den folgenden Jahrhunderten verbreitete sich die Lehre in Süd- und Ostasien. Während der Regierungszeit des Königs
Ashoka (3. Jahrhundert v. Chr.) verbreitete sich der Buddhismus über ganz Indien und weit darüber hinaus. Auch Teile
von Afghanistan gehörten zu seinem Reich. Im Grenzgebiet zu Pakistan entstand dort, beeinflusst von griechischen
Bildhauern, die mit Alexander dem Großen ins Land gekommen waren, in Gandhara die graeco-buddhistische Kultur,
eine Mischung von indischen und hellenistischen Einflüssen. In deren Tradition entstanden unter anderem die BuddhaStatuen von Bamiyan.
Ashoka schickte Gesandte in viele Reiche jener Zeit. So verbreitete sich die Lehre allmählich über die Grenzen jener
Region, in der Buddha gelebt und gelehrt hatte, hinaus. Im Westen reisten Ashokas Gesandte bis in den Nahen Osten,
Ägypten, zu den griechischen Inseln und nach Makedonien. Über Sri Lanka gelangte Buddhas Lehre in den folgenden
Jahrhunderten zum malayischen Archipel (Indonesien, Borobudur) und nach Südostasien, also Kambodscha (Funan,
Angkor), Thailand, Myanmar (Pegu) und Laos. Im Norden und Nordosten wurde der Buddhismus im Hochland des
Himalaya (Tibet) sowie in China, Korea und in Japan bekannt.
Während der Buddhismus so weitere Verbreitung fand, wurde er in Indien ab dem 10. Jahrhundert allmählich
zurückgedrängt. Zum einen wandten sich viele Menschen dem Hinduismus zu, und zum anderen war es relativ leicht, die
Dharma-Anhänger durch Tötung der Mönche entscheidend zu schwächen und dann zwangsweise zu islamisieren.
Deshalb gehörten die letzten Hochburgen des Buddhismus auf dem indischen Subkontinent (Sind, Bengalen) auch
schnell zu den islamisierten Gebieten. Auch auf dem malayischen Archipel (Malaysia, Indonesien) sind heute (mit
Ausnahme Balis) nur noch Ruinen zu sehen, die zeigen, dass hier einstmals buddhistische Kulturen geblüht hatten.
Eine vielfältige Weiterentwicklung der Lehre war durch die Worte Buddhas vorbestimmt: Als Lehre, die ausdrücklich in
Zweifel gezogen werden darf, hat der Buddhismus sich natürlicherweise mit anderen Religionen vermischt, die auch
Vorstellungen von Gottheiten kennen oder die die Gebote der Enthaltsamkeit weniger streng oder gar nicht handhabten.
Das „kleine Fahrzeug“ (Hinayana) hält sich an die Lehre Buddhas, wie sie auf dem Konzil von Patna festgelegt wurde. Es
wird in Sri Lanka, Thailand, Kambodscha, Burma und Laos befolgt. Das „große Fahrzeug“ (Mahayana) durchmischte sich
mehr mit den ursprünglichen Religionen und Philosophien der Kulturen, in denen der Buddhismus einzog. So kamen z. B.
in China Elemente des Daoismus hinzu, wodurch schließlich die Ausprägung des Chan-Buddhismus und später in Japan
Zen entstand.
47
Heute leben weltweit circa 450 Millionen Buddhisten. Diese Zahl ist jedoch nicht verbindlich, da es starke Schwankungen
zwischen einzelnen Statistiken gibt. Die Länder mit der stärksten Verbreitung des Buddhismus sind China, Bhutan, Japan,
Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tibet und Vietnam. In Indien beträgt der
Anteil an der Bevölkerung heute weniger als ein Prozent. Neuerdings erwacht jedoch wieder ein intellektuelles Interesse
an der buddhistischen Lehre in der gebildeten Schicht. Auch unter den Dalit („Unberührbaren“) gibt es, initiiert durch
Bhimrao Ramji Ambedkar, den „Vater der indischen Verfassung“, seit 1956 eine Bewegung, die in der Konversion zum
Buddhismus einen Weg sieht, der Unterdrückung durch das Kastensystem zu entkommen.
Insbesondere der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts hat paradoxerweise in vielen Ländern Asiens zu einer Renaissance
des Buddhismus geführt. Die Schaffung einer internationalen buddhistischen Flagge 1885 ist dafür ein symbolischer
Ausdruck. Besonders den Initiativen von Thailand und Sri Lanka ist die 1950 stattgefundene Gründung der World
Fellowship of Buddhists (WFB) zu verdanken.
Seit dem 19. und insbesondere seit dem 20. Jahrhundert wächst auch in den industrialisierten Staaten USA, Europa,
Australien die Tendenz, sich dem Buddhismus zuzuwenden. Im Unterschied zu den asiatischen Ländern gibt es im
Westen die Situation, dass die zahlreichen und oft sehr unterschiedlichen Ausprägungen der verschiedenen
Lehrrichtungen nebeneinander in Erscheinung treten.
Organisationen wie die 1975 gegründete EBU (Europäische Buddhistische Union) haben sich zum Ziel gesetzt, diese
Gruppen miteinander zu vernetzen und sie in einen Diskurs mit einzubeziehen, der einen längerfristigen Prozess zur
Inkulturation und somit Herausbildung eines europäischen Buddhismus begünstigen soll. Ein weiteres Ziel ist die
Integration in die europäische Gesellschaft, damit die buddhistischen Vereinigungen ihr spirituelles, humanitäres,
kulturelles und soziales Engagement ohne Hindernisse ausüben können.
In vielen Ländern Europas wurde der Buddhismus gegen Ende des 20. Jahrhunderts öffentlich und staatlich anerkannt.
Während der Buddhismus in Österreich schon 1983 die volle staatliche Anerkennung erhalten hat, steht sie für
Deutschland und die Schweiz noch aus.
BUDDHISTISCHE SCHULEN
Es gibt drei Hauptrichtungen des Buddhismus: Hinayana („Kleines Fahrzeug“), aus dessen Tradition heute nur noch die
Form des Theravada („Lehre der Älteren“) existiert, Mahayana („Großes Fahrzeug“) und Vajrayana (im Westen meist als
Tibetischer Buddhismus bekannt oder irreführender Weise als „Lamaismus“ bezeichnet). In allen drei Fahrzeugen sind die
monastischen Orden Hauptträger der Lehre und für deren Weitergabe an die folgenden Generationen verantwortlich.
Üblicherweise gilt auch der Vajrayana als Teil des großen Fahrzeugs. Der Begriff Hinayana wurde und wird von den
Anhängern der ihm zugehörigen Schulen abgelehnt, da er dem Mahayana entstammt.
THERAVADA
Theravada bedeutet wörtlich „Lehre der Ordens-Älteren“ und geht auf diejenigen Mönche
zurück, die die Lehrreden noch direkt vom Buddha gehört haben, z. B. Ananda,
Kassapa, Upali. Der Theravada-Buddhismus ist die einzige noch bestehende Schule der
verschiedenen Richtungen des Hinayana. Seine Tradition bezieht sich in ihrer Praxis und
Lehre ausschließlich auf die ältesten erhaltenen Schriften der buddhistischen
Überlieferung, die im Tipitaka (Pali) (auch Tripitaka (Sanskrit) oder Pali-Kanon),
zusammengefasst sind. Dieser „Dreikorb“ (Pitaka: Korb) besteht aus folgenden Teilen:
Die Regeln für die Gemeinschaft (Sangha) der buddhistischen Mönche und Nonnen –
Vinaya, siehe auch: Vinayapitaka
Die Lehrreden des Buddha – Sutta, siehe auch: Suttapitaka
Eine philosophische Systematisierung der Lehren Buddhas – Abhidhamma, siehe auch:
Abhidhammapitaka
Die Betonung liegt im Theravada auf dem Befreiungsweg des einzelnen aus eigener
Kraft nach dem Arhat-Ideal und der Aufrechterhaltung und Förderung des Sangha.
Theravada ist vor allem in den Ländern Süd- und Südostasiens (Sri Lanka, Myanmar,
Thailand, Laos und Kambodscha) verbreitet.
Buddha-Statue (Thailand)
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MAHAYANA
Der Mahayana-Buddhismus („großes Fahrzeug“) geht im Kern auf die Mahasanghika
(„große Gemeinde“) zurück, eine Tradition, die sich in der Folge des zweiten
buddhistischen Konzils (etwa 100 Jahre nach dem Tod Buddhas) entwickelt hatte. Der
Mahayana verwendet neben dem Tripitaka auch eine Reihe ursprünglich in Sanskrit
abgefasster Schriften („Sutras“), die zusammen den Sanskrit-Kanon bilden. Zu den
bedeutendsten Texten gehören das Diamant-Sutra, das Herz-Sutra und das LotosSutra. Ein Teil dieser Schriften ist heute nur noch in chinesischen oder tibetischen
Übersetzungen erhalten. Im Unterschied zur Theravada-Tradition, in der das Erreichen
der „Erleuchtung“ durch eigenes Bemühen im Vordergrund steht, nimmt im Mahayana
das Bodhisattva-Ideal eine zentrale Rolle ein. Bodhisattvas sind Wesen, die als
Menschen bereits Bodhi erfuhren, jedoch auf das Eingehen in das Parinirvana
verzichteten, um statt dessen allen anderen Menschen, letztlich allen Wesen, zu helfen,
ebenfalls dieses Ziel zu erreichen. Bedeutende Schulen des Mahayana sind
beispielsweise der Zen-Buddhismus und der Amitabha-Buddhismus.
Daibatsu Amitabha( Kamakura
Japan)
VAJRAYANA
Vajrayana („Diamantfahrzeug“) ist eigentlich ein Teil des Mahayana. Im Westen ist er meist fälschlicherweise nur als
Tibetischer Buddhismus oder als Lamaismus bekannt, tatsächlich ist er jedoch eine Sammelbezeichnung für
verschiedene Schulen, die außer in Tibet auch in Japan, China und der Mongolei
(geschichtlich auch in Indien und Südostasien) verbreitet waren.
Er beruht auf den philosophischen Grundlagen des Mahayana, ergänzt diese aber um
tantrische Techniken, die den Pfad zur Erleuchtung deutlich beschleunigen sollen. Zu
diesen Techniken gehören neben der Meditation unter anderem Visualisierung
(geistige Projektion), das Rezitieren von Mantras und weitere tantrische Übungen, zu
denen Rituale, Einweihungen und Guruyoga (Einswerden mit dem Geist des Lehrers)
gehören. Diese Seite des Mahayana legt besonderen Wert auf geheime Rituale,
Schriften und Praktiken, welche die Praktizierenden nur schrittweise erlernen. Daher
wird Vajrayana innerhalb des Mahayana auch „esoterische Lehre“ genannt, in
Abgrenzung von „exoterischen Lehren“, also öffentlich zugänglichen Praktiken wie
dem Nenbutsu des Amitabha-Buddhismus. Der tibetische Buddhismus legt
besonderen Wert auf direkte Übertragung von Unterweisungen von Lehrer zu
Schüler. Eine wichtige Autorität des tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama, der
oft (fälschlich) als Oberhaupt der Gelug-Schule und als politisches Oberhaupt der
Exiltibeter gesehen wird.
Vajrasattva
(Tibet)
Die vier Hauptschulen des Tibetischen Buddhismus sind:
•
•
•
•
Nyingmapa („Die Alten“): Die älteste tibetische Schule, zurückgehend auf Padmasambhava (8. Jahrhundert).
Kagyüpa („Linie der mündlichen Überlieferung“): Gegründet von Marpa und dessen Schüler Milarepa (11. Jahrhundert).
Sakyapa („Graue Erde“): Nach dem von Khön Könchog Gyalpo gegründeten Kloster benannt (11. Jahrhundert).
Gelugpa („Die Tugendhaften“): Gegründet von Tsongkhapa (14. Jahrhundert).
Der Tibetische Buddhismus ist heute in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien, Ladakh, Sikkim, der Mongolei, Burjatien und
Kalmückien verbreitet.
Etwa im 9. Jahrhundert verbreitete sich der Vajrayana auch in China. Als eigene Schule hielt er sich nicht, hatte aber
Einfluss auf andere Lehrtraditionen dort. Erst in der Qing-Zeit wurde der Vajrayana der Mandschu unter Förderung der
tibetischen Richtungen wieder eine staatliche Religion.
Er wurde noch im gleichen Jahrhundert seiner Einführung in China nach Japan übertragen. Dort wird Vajrayana in der
Shingon-Schule gelehrt. Mikkyō (jap. Übersetzung von Mi-zong) hatte aber Einfluss auf Tendai und alle späteren
Hauptrichtungen des japanischen Buddhismus.
49
JAPANISCHE GÖTTER
Der Ursprung der japanischen Götterverehrung liegt in im Dunkel der Geschichte verschwindenden lokalen indigenen
religiösen Traditionen, die Bergen, Flüssen, Bäumen und anderen Orten und Naturereignissen innewohnende Gottheiten,
kami (神), und Dämonen, oni (鬼), zuschrieben. Je nach Kontext lässt sich der Begriff kami auch anders übersetzen, etwa
als Seele oder Naturgeist. Seltenere Begriffe sind jingi (神祇) oder kishin (鬼神). Damit im Zusammenhang steht auch der
japanische Schöpfungsmythos um das Götterpaar Izanagi und Izanami, das Parallelen zu ozeanischen
Schöpfungsmythen aufweist.
Als der Buddhismus im 7. Jh. durch koreanische Mönche nach Japan kam, von einigen Adelsfamilien unterstützt wurde
und sich dann auch durchsetzte, versuchte die Gegenseite den alten Volksglauben als ebenbürtige Religion zu
organisieren. Dies misslang vorerst, dafür gab es eine Synthese, die jedoch von lokalen Schreinzentren abgesehen,
lange Zeit vom Buddhismus dominiert wurde: Viele kami wurden z. B. mit Buddhas assoziiert (shinbutsu-shugo oder
honji-suijaku). Erst in der Tokugawa-Zeit, ab dem 17. Jahrhundert entstanden organisierte Vorformen des Shintō als
Religion, z. B. der Mitō-Shintō. Die Lehren solcher Gruppen, zusammen mit den nationalistischen und neokonfuzianistischen Schulen der kokugaku, waren nach der Meiji-Restauration einflussreich in der Errichtung des Shintō
als Religion (Staats-Shintō). Die Trennung von kami und Buddhas, (shinbutsu-bunri), ist bis heute in der gelebten Religion
in Japan kaum zu spüren.
Einen weiteren Einfluss übte die Ahnenverehrung des Konfuzianismus aus, aber auch religiöse Vorstellungen der
chinesischen Religion (z. B. dem Daoismus), die zur selben Zeit und auf dem gleichen Weg nach Japan kam.
Laut einer klassischen Definition des Shintō-Gelehrten Motoori Norinaga, bezeichnet kami erstens die Gottheiten in den
klassischen Mythen von Kojiki und Nihonshoki; zweitens die Gottheiten der einzelnen Shintō-Schreine (teilweise mit Punkt
1 identisch); drittens die Seelengeister in Menschen, Tieren, Bergen, Flüssen u. a. In alter Zeit wurde (nach Norinaga)
alles, was in irgend einer Weise außergewöhnlich war, kami genannt, unabhängig davon, ob es sich um etwas Gutes
oder Schlechtes, Erhabenes oder Abstoßendes handelte. Auch hochgestellte Persönlichkeiten konnten als kami
bezeichnet werden, selbst wenn ihre Göttlichkeit vielleicht nur in einem lokal begrenzten Rahmen gültig war. Der Geist
eines verstorbenen Tennō wird ebenfalls als kami verehrt. Diese flexible, moralisch unbestimmte Auffassung von
Göttlichkeit hat sich im Shintō bis heute erhalten. Auch die im Yasukuni-Schrein verehrten Kriegshelden gelten in diesem
Sinne als kami. Selbst Gegenstände konnten und können als Gottheiten angesehen und verehrt werden. Hierzu zählen
vor allem Schwert, Spiegel und Edelstein (玉, tama), historisch die drei Symbole des Tennō, aber auch unbedeutende
und alltägliche Dinge.
Zugleich werden auch ausländische Götter und der christliche Gott mit dem Begriff kami bezeichnet. kami kann sowohl
als Singular als auch als Plural interpretiert werden, daher ist es ohne Weiteres möglich monotheistische und
polytheistische Vorstellungen in einem Begriff zu vereinen. Der Begriff kami greift also sehr viel weiter als Gott oder
Gottheit, schließt diese Vorstellungen aber mit ein.
Japanische Shinto-Schreine sind zumeist namentlich bekannten Gottheiten geweiht, die oft den alten Mythen
entstammen, manchmal aber auch durch den Buddhismus nach Japan kamen oder aus historischen, später vergöttlichten
Persönlichkeiten entstanden sind. Das bekannteste Beispiel einer mythologischen Gottheit ist Amaterasu mit dem
Hauptschrein in Ise. Die meisten der Shichi Fukujin (dt. Sieben Glücksgötter) entstammen dagegen dem Buddhismus. Ein
berühmtes Beispiel für die Vergöttlichung einer historischen Persönlichkeit ist Tokugawa Ieyasu, der im bekannten Tōshōgū Schrein in Nikko verehrt wird. Auch ein Nicht-Japaner kann als kami verehrt werden, so der Arzt Robert Koch.
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LISTE BEKANNTER JAPANISCHER GÖTTER
Amaterasu-ō-Mikami
Ame no Koyane
Amatsuhiko Ho no Ninigi no Mikoto
Benten
Bishamon
Daikoku
Ebisu
Emma-o
Fukurokuju
Hachiman
Hoderi no Mikoto
Hoori no Mikoto
Hotei
Inari
Izanagi
Izanami
Jurōjin
Magatsuhi-no-kami
Ōkuninushi no Mikoto
Shichi Fukujin (die 7 Götter des Glücks)
Susanoo no Mikoto
Tenjin
Tsukiyomi no Mikoto
GÖTTER DER AINU (UREINWOHNER JAPANS)
Abe Kamui
Apa-huci-kamuy
Aynurakkur
Chup Kamui
Kotan-kar-kamuy
Tokapcup-kamuy
VERWANDTE BEGRIFFE
Shintō (Japanische Volks- und Staatsreligion)
Mikokami (Kinder eines Kami)
Tengoku (jap. für Himmel)
Jigoku (jap. für Hölle)
Yōkai (Japanische Monster und Fabelwesen)
A
Aizen Myo-o Bild
Japan. (Buddhismus) Gott der Liebe und Leidenschaft, wird mit 6 Armen und 3 Augen dargestellt.
Amaterasu
Japan. (Shintoimus) Sonnengöttin. Urmutter der kaiserlichen Dynastie, Tochter des Izanagi und Großmutter des Ninigi.
Ama-Tsu-Mara
Japan. (Shintoismus) einäugiger Gott der Schmiede.
Ame-No-Minaka-Nushi-No-Kami
Japan. (Shintoismus) "Hauptgottheit der erhabenen Himmelsmitte".
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Ame-No-Oshi-Ho-Mimi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie Mutter des Ninigi.
Amme-No-Uzume
Japan. (Shintoismus) Göttin der Tänzer und Tänzerinnen. Schwester des Ninigi.
E
Emma O
In der japanischen (Buddhismus) Mythologie Herr der Toten.
F
Fuji
Japan. Feuergott.
Futo-Tama
Japan. (Shintoismus) Ahnengott.
G
Gakido
In der japanischen (Buddhismus) Mythologie das Fegefeuer.
Guan Yin
Japan. (Buddhismus) Schutzgöttin.
H
Hani-Yasu-Hime
Japan. (Shintoismus) Göttin der Töpfer. Tochter des Izanagi und der Izanami.
Hiko-Sashiri
Japan. (Shintoismus) einer der beiden Götter der Zimmerleute.
Hi-No-Kagu-Tsuchi
Japan. (Shintoismus) Feuergott. Sohn des Izanagi und der Izanami.
I
Iha-Naga
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie Schwester der Ko-No-Hana.
Iku-Ikasuchi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie einer der acht Donner. Sohn der Izanami.
Izanagi
Japan. (Shintoismus) Urgott. Bruder der Izanami und Vater der Amaterasu, des Tsuki-Yomi, des Susano-Wo, des Hi-NoKagu-Tsuchi, des O-Yama-Tsu-Mi, des Kana-Yama-Biko, der Kana-Yama-Hime, der Hani-Yasu-Hime, der Mizu-Ha-NoMe und des Kagu-Tsuchi.
(von http://www.sagengestalten.de)
Izanami
Japan. (Shintoismus) Schwester des Izanagi und Mutter des Tsuki-Yomi, des Susano-Wo, des Hi-No-Kagu-Tsuchi, des
O-Yama-Tsu-Mi, des Kana-Yama-Biko, der Kana-Yama-Hime, der Hani-Yasu-Hime, der Mizu-Ha-No-Me, des IkuIkasuchi und des Kagu-Tsuchi.
(von http://www.sagengestalten.de)
J
Jata-Kagami
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie ein göttlicher Spiegel.
Jebis
= Jebisu
Jebisu
Japan. Seegott.
Jizu
52
Japan. (Buddhismus) Schutzgott der Friedhöfe.
K
Kadzutoyo
In der japanischen Mythologie ein junger Mann.
Kagu-Tsuchi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie Sohn des Izanagi und der Izanami.
Kami-Musubi-No-Kami
Japan. (Shintoismus) "Göttliches hervorbringende, wunderbare Gottheit".
Kana-Yama-Biko
Japan. (Shintoismus) Gott der Bergarbeiter. Sohn des Izanagi und der Izanami.
Kana-Yama-Hime
Japan. (Shintoismus) Göttin der Bergarbeiter, Tochter des Izanagi und der Izanami.
Kannon
= Kwannon
Ko-No-Hana
Japan. (Shintoismus) Blumengöttin. Tochter des Oho-Yama, Gattin des Ninigi und Schwester der Iha-Naga.
Kusanagi-No-Tsurugi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie ein magisches Schwert.
Kushi-Dama-Nigi-Haya-Hi
Japan. (Shintoismus) Gott der aufgehenden Sonne.
Kwannon Bild
Japan. Schutzgöttin des Hauses und der Barmherzigkeit
M
Mizu-Ha-No-Me
Japan. (Shintoismus) höchste Wassergöttin. Tochter des Izanagi und der Izanami.
N
Ninigi
Japan. (Shintoismus) Gott der Reisernte. Ein Prinz. Sohn des Taka-Mi-Musubi-No-Kami und der Ame-No-Oshi-Ho-Mimi,
Enkel der Amaterasu, Bruder der Amme-No-Uzume, Gatte der Ko-No-Hana und Vorfahre der Kaiser.
(von http://www.sagengestalten.de)
O
O-Ge-Tsu-Hime
Japan. (Shintoismus) Göttin.
Oho-Yama
Japan. (Shintoismus) Berggott. Vater der Ko-No-Hana.
O-Kuni-Nushi-No-Mikoto
Japan. (Shintoismus) Gott.
Oni
In der japanischen (Buddhismus) Mythologie dämonische Geister mit drei Augen, Hörnern und Klauen.
O-Yama-Tsu-Mi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie Apotheose der Berge. Sohn des Izanagi und der Izanami.
R
Raijin
Japan. (Shintoismus u. Buddhismus) Wettergötter.
Ryujin
Japan. (Shintoismus und Buddhismus) Drachen- und Wettergott. Herrscher über Donner und Regen.
S
Sanzu no Kawa
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In der japanischen (Buddhismus) Mythologie der TotenFluss.
Sennin
In der japanischen Mythologie unsterbliche Genien.
Sodzu Baba
In der japanischen (Buddhismus) Mythologie alte Frau am Sanzu no Kawa, der die Toten Gebühren zahlen müssen.
Susano-Wo
Japan. (Shintoismus) Sturmgott. Sohn des Izanagi und der Izanami.
T
Takama-No-Minaka
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie eine Ebene weit oben im Himmel.
Taka-Mi-Musubi-No-Kami
Japan. (Shintoismus) "Hocherhabenes hervorbringende, wunderbare Gottheit". Vater des Ninigi.
Take-Mika-Dzuchi
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie Führer der Raijin-Sturmgötter.
Tama-No-Ya
Japan. (Shintoismus) Gott der Juweliere.
Taoki-Ho-Oi
Japan. (Shintoismus) einer der beiden Götter der Zimmerleute.
Tsuki-Yomi
Japan. (Shintoismus) Mondgott. Sohn des Izanagi und der Izanami.
U
Umashi-Ashi-Kabi-Hiko-Ji-No-Kami
In der japanischen (Shintoismus) Mythologie "Freundlicher, dem Schilf entsprossener älterer Götterprinz".
V
Vairochana
Japan. (buddhist.) Gottheit.
Y
Yomi
In der japanischen (Shintoismus u. Buddhismus) Mythologie die Unterwelt.
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SHICHI FUKUJIN
Shichi Fukujin (jap. 七福神, dt. Sieben Glücksgötter) sind ein aus der Muromachi-Zeit stammendes Ensemble von
glücksbringenden japanischen Göttern, die ursprünglich meist aus anderen religiösen Traditionen als dem einheimischen
Shintō stammen. Sie verdeutlichen den in der japanischen Religion typischen Synkretismus (vgl. Shinbutsu-Shūgō).
Darstellung von Kuniyoshi (1798–1861)
Darstellung von Yoshitoshi (1839–1892)
Funktion
Name
Anmerkung/Herkunft
Daikoku
Erde, Wohlstand, Landwirtschaft,
Hochwasserschutz, Küche
Tenbu: abgeleitet von der tantristischen Gottheit Mahakala, ab
dem 9. Jh. in Japan bekannt.
Ebisu
Fischerei, Glück und erfolgreicher Handel Shintō, dort auch bekannt als Kotoshiro-nushi-no-kami
Benten
Musik, hohe Künste, Rede, Literatur,
Wasser
Tenbu: abgeleitet von der indischen Flussgottheit Sarasvati
Bishamon
Schatz, Krieg, Krieger; buddhistischer
Wächtergott des Nordens
Tenbu und Shitennō: abgeleitet von der indischen Gottheit
Vaisravana
Fukurokuju Weisheit und langes Leben
Ursprünge wahrscheinlich im chinesischen Daoismus
Jurōjin
Langes Leben
Ursprünge wahrscheinlich im chinesischen Daoismus
Hotei
Zufriedenheit und Seligkeit
Wahrscheinlich aus dem chinesischen Chan-Buddhismus (dort
Putai bzw. Budai); Inkarnation von Maitreya
NEUJAHR
Der Sage nach laufen die sieben Glücksgötter am Neujahrstag auf ihrem Schiff (Takarabune) in den Hafen ein. Dieses
Schiff trägt fünf Schätze: Den unerschöpflichen Geldbeutel, den unsichtbar-machenden Hut, den Glücksmantel, den
hölzernen Hammer des Reichtums und die geisterjagende Ratte.
In den Tagen nach Neujahr suchen viele Japaner die Schreine der Sieben Glückgötter auf. Auch legt man sich am ersten
Tag des Neuen Jahres ein Bild von ihnen unter das Kopfkissen, um auf diese Weise zu glückverheißenden Träumen zu
kommen.
55
TENGOKU (HIMMEL)
JIGOKU (HÖLLE)
Mit Jigoku (jap. 地獄; dt. „Erdgefängnis“) wird im Japanischen die Hölle bezeichnet, womit üblicherweise die
buddhistische Vorstellung von der Hölle gemeint ist, in der Emma-o herrscht. Die Shintō-Hölle ist Yomi.
Als Jigoku bezeichnet man auch heiße Quellen in Japan, aus denen im Gegensatz zu den Onsen jedoch kochendes
Wasser, viel zu heiß zum Baden, sprudelt. Einige dieser Quellen sind sehr spektakuläre Touristenattraktionen, am
bekanntesten sind die sieben im japanischen Kurort Beppu auf Kyūshū.
Illustration aus dem Jigoku zôshi (地獄草
紙; späte Heian-Zeit, 12. Jh.,
Nationalmuseum Tokio), gezeigt wird der
Blutteich (血の池, chi no ike), ein Frauen
vorbehaltener Teil der Hölle
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KAMI
Mit Kami (jap. 神) werden die im Shintō verehrten Wesenheiten bezeichnet.
BEGRIFFSBESTIMMUNG
Eine eindeutige Übersetzung des Begriffs ins Deutsche ist nicht möglich, da der Begriff unter anderem Gottheiten,
Naturgeister und die Seelen Verstorbener umfasst. Darüber hinaus tragen eine Vielzahl japanischer Gottheiten nicht den
Zusatz Kami, sondern Mikoto (Erlauchtheit) im Namen. Andere, eher
archaische Bezeichnungen für Japanische Götter wie mono, tama,
chi und mi lassen sich ebenfalls nur schwer von Kami abgrenzen
und werden in den ältesten japanischen Schriften, wie dem
Nihonshoki, dem Kojiki und dem Fudoki in nahezu identischer Weise
gebraucht.
Kami weisen zudem viele typische Eigenschaften heiliger
Wesenheiten in anderen religiösen Kontexten nicht auf (z. B.
Unendlichkeit, Allwissenheit, Güte (in einem notwendigen Sinn),
Die Kami Amaterasu verlässt ihre Höhle – eine der
Unveränderbarkeit, Allmacht, Einfachheit oder Einheit). Genau wie
seltenen bildlichen Darstellungen von Kami in der
japanischen Kunst, hier von Kunisada.
der Shintō selbst hat auch die normative Deutung der Konzepte von
Kami im allgemeinen und im besonderen durch die Geschichte
Japans mehrere, wesentliche Änderungen erfahren. Der Begriff „Kami“ ist daher nur in Bezug auf den Kontext seiner
geschichtlichen Entwicklung angemessen explizierbar. Eine der noch heute populärsten Definitionen ist die, weniger auf
Etymologie und mehr auf Psychologie ausgerichtete des Kokugaku-Gelehrten Motoori Norinaga (1730-1801):
„[…] Allgemein bezieht sich das Wort ‚Kami‘ in erster Linie auf die verschiedenen Kami des Himmels und der Erde in den
japanischen Klassikern und die Geister [mitama], die in ihren Schreinen eingeschreint sind, und unnötig zu sagen, daß es sich
auch auf Menschen bezieht, sogar auf Vögel und Tiere, Gras und Bäume, Meere und Berge – und alles sonst, was
überragende und außergewöhnliche Macht besitzt und Ehrfurcht auslöst […]“
– Motoori Norinaga: Kojiki-den.
Außerdem hat der Begriff außerhalb des Shintō eine Reihe anderer Bedeutungen (siehe dazu das Kapitel Verwendung
außerhalb des Shintō weiter unten).
ETYMOLOGIE
Die Herkunft des Wortes wird in den ural-altaischen Sprachen vermutet. In der Sprache der Ainu existiert der Begriff
kamuy („Bär; Gottheit“) der als Lehnwort in das Altjapanische eingeflossen sein könnte.[2]
Religionshistorische Deutungen der Etymologie des Wortes Kami schlagen dagegen eine Erklärung durch Ableitung auf
Auslassung mittlerer Silben der Wörter kamugami (dem Blick erstrahlen) oder kagami (Spiegel) vor, womit ursprünglich
das Wesen der Kami umschrieben worden sein soll.
Die erste Verwendung des Wortes findet sich im Nihonshoki, wo die einheimische Religion Japans erstmalig einen
eigenen Namen bekam: Kami no michi („Weg/Kult der Kami“), wobei kami die japanische Aussprache des aus dem
Chinesischen transkribierten Wortes Shén (ursprünglich „Blitz“, später „Geistwesen“) war.
KAMI IM SHINTŌ
Shintō ist eine hochgradig polytheistische Religion. Einer Redewendung nach ist die Zahl der Kami yaorozu (八百万), was
hier nicht wörtlich als acht Millionen zu verstehen ist, sondern „Myriaden“ bedeutet. Der Shintō kennt sowohl Kami, die
menschliche Wesens- und Charakterzüge zeigen, und daher als jinkakujin (人格神), menschliche Kami bezeichnet
werden, als auch Schutzgottheiten (守護神 shugojin), die den Menschen Gnade und Wohltaten zukommen lassen.
57
Grob lassen sich die Kami in folgende Kategorien einteilen:
• Vergöttlichte Naturwesen und Naturphänomene
• Vergöttlichungen von abstrakten Ideen, aber auch von Schicksalsschlägen, sogenannte kannenjin (観念神),
„abstrakte Kami“
• Vergöttlichungen von einflussreichen Personen und Lehrmeistern
Die älteste und ursprüngliche der Kategorien sind die vergöttlichten Naturphänomene, die auf die Wurzeln des Shintō im
Animismus hinweisen und eine Form des Pantheismus sind. Die Japaner des Altertums haben in Bergen, Flüssen,
Megalithen, Tieren und Pflanzen und in Naturerscheinungen wie Feuer, Regen, Wind und Gewitter etwas Göttliches
gesehen. Der Schriftsteller Lafcadio Hearn hat dies als „göttliche Empfindung“ (「神道の感覚」 shintō no kankaku)
bezeichnet. In einzelnen Stämme entwickelten sich aus der Ahnenverehrung einzelne Ujigami mit ihren individuellen
Verehrungsriten, von denen sich einige durch Kontakt zwischen den Stämmen weiter verbreiteten. Einfluss auf die Riten
übte auch der sibirische und mongolische Schamanismus aus.
Wesentlich für die Geschichte der Kami ist der Shintō-buddhistische Synkretismus (神仏習合 shinbutsu shūgō). Dieses
Phänomen beschreibt die, seit der Einführung des Buddhismus aus China nach Japan im ausgehenden 6. Jahrhundert,
komplexe Interaktion und Verschmelzung buddhistischer Lehren und Vorstellungen mit der einheimischen Naturreligion
Japans. Die zuerst übliche Vorstellung betrachtete die neuen Götter lediglich als ausländische Kami (蕃神 banshin) bzw.
Buddha-Kami (busshin). Die spätere buddhistische Lehrmeinung des honji suijaku (本地垂迹, Ursprüngliche Substanz
und manifeste Spuren) erklärte die Verehrung buddhistischer Mönche und Bodhisattvas zu abgeleiteten Verehrungen
transzendentaler Wahrheiten. Innerhalb dieses Systems waren die Kami als myōjin (imanente Gottheit) und gongen (権現
, Avatar) bezeichnet. Auch andere aus dem Ausland importierte Religionen wie der Daoismus und der Konfuzianismus
beeinflussten die Auszeichnungen, Beschreibungen und Bezeichnungen wesentlich.
TYPOLOGIE DER KAMI
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Amatsukami - Himmelskami, Kunitsukami - Erdkami
Banshin - Ahnengötter von nach Japan eingewanderten Völkern und Stämmen, wörtlich Barbaren-Kami
Boshijin - Mutter-Kind-Götterpaar, die gemeinsam verehrt werden
Gairaishin - Kami, die von außen übernommen wurden
Gunshin - Kami der Kriegskunst
Haishi - „Nebenkami“ eines Schreins
Haraedo - Ortskami, das bei der Reinigungszeremonie angerufen wird
Himegami - weibliche Kami, Göttin
Hitorigami - Einzelkami, im Gegensatz zu denen, die als Mann-Frau-Paare auftreten
Kamurogi, Kamuromi - Sammelbegriff für männliche und weibliche Ahnen-Kami
Kotoamatsukami - die ersten fünf Kami aus dem Kojiki (Die Zōkasanshin + Umashiashikabihikoji-no-Kami und
Ame-no-tokotachi-no-Kami)
Mikogami - Nachkomme eines Kami
Mikoto - Ehrentitel, den eine Kami oder eine verehrte Persönlichkeit trägt
Myōjin - Archaischer Begriff für manifestierte Kami (darunter Akitsukami („sichtbarer Kami“), Arahitokami
(„menschgewordener Kami“) und Aramikami („offenbarer Kami“))
Saijin - Sammelbegriff für alle in einem Schrein verehrten Kami
Shingō - göttlicher Titel eines Kami
Shinshi - göttlicher Diener, Gehilfe eines Kami in Tierform
Shinjū - göttliche Tiere
Shushin - Haupt-Kami eines Schreins
Sumegami - noble Kami, vor allem Vorfahren der kaiserlichen Familie
Tenjinchigi - Sammelbegriff für die Kami von Himmel und Erde
Wakamiya - Schrein, der ein Ableger eines Hauptschreins ist, oder wo ein Nachkomme der Hauptgottheit verehrt
wird
Zōkasanshin - Die drei Kami der Schöpfung (Amenominakanushi, Takamimusuhi und Kamimusuhi)
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VERWENDUNG AUßERHALB DES SHINTŌ
Der Christliche Gott wurde im Japanischen im 16. Jahrhundert direkt aus dem Portugiesischen oder Lateinischen als deus
(デウス) transkribiert oder – in neo-konfuzianistischer, chinesischer Terminogie – als tenshu (天主, Himmelsherr) oder
jōtei (上帝, höchste Wesenheit) bezeichnet. Erstmals in der Meiji-Zeit wurde im Rahmen der Einführung des
protestantischen Christentums in Bibelübersetzungen (1859 und 1862) der Begriff Kami auch für den christlichen Gott
verwendet. Auch für die Götter anderer Religionen wurde ab diesem Zeitpunkt der Begriff Kami verwendet.
Ähnlich dem deutschen Wort „Gott“ kann das japanische Kami auch auf eine Person angewandt werden, die auf ihren
Gebiet besonders herausragend ist. Der Fußballgott Pelé ist im japanischen ein Kami des Fußballs. Als zusätzliche
Respektsbezeugung wird oft noch das Anredesuffix -sama angefügt. Wunderkinder werden manchmal ebenfalls als Kami
bezeichnet.
Es gibt eine Reihe von Homophonen, so heißt Papier auf japanisch ebenfalls Kami, wobei hier die Betonung aber nicht
auf "ka" sondern auf der zweiten Silbe "mi" liegt, was den Bedeutungsunterschied klar macht.
OBAKE
Obake (jap. お化け), auch Bakemono (化け物), sind die traditionellen Geister, Kobolde und Monster aus der japanischen
Mythologie. Der Begriff umfasst Yōkai (Monster und Kobolde) und Yūrei (Geister von Verstorbenen). Der Begriff „Obake“
leitet sich von dem japanischen Verb bakeru (sich verwandeln) ab. Obake sind demnach übernatürliche Wesen, die
irgendeiner Form eine Wandlung durchliefen und von der natürlichen in eine übernatürliche Welt gelangten.
Obake reichen von Tieren, die ihre Form verändern können (z. B. Kitsune, Tanuki oder Mujina) über mythologischen
Wesen bis hin zu unbelebten Objekten, die lebendig wurden (Tsukumogami). Bekannte Vertreter der Obake sind:
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Kappa, im Wasser lebende froschähnliche Wesen, die Menschen und Tiere ertränken,
Tengu, langnasige Bergkobolde, die in den Kampfkünsten bewandert sind und Flügel und manchmal auch einen
Vogelschnabel besitzen,
Karakasa, ein Regenschirm, eine Art von Tsukumogami, und
Kitsune, Füchse, die Meister der Verwandlung sind.
Obake umfassen ebenfalls Yūrei, die Geister der Verstorbenen, die in großer Wut oder Trauer starben. Ihr Geist verbleibt
in der physischen Welt, bis ihr letzter Wunsch erfüllt wurde. Dieser kann die Rache gegen denjenigen sein, der sie tötete,
oder auch dafür zu sorgen, dass sich um ihre Kinder gekümmert wird, wie in vielen Ubume-Geschichten.
Geschichten und Legenden dieser japanischen Erscheinungen wurden auch in andere Sprachen und Kulturen
übernommen, wie in das Pidgin der Ureinwohner von Hawai i. Auf Hawaiʻi veränderten sich einige der ursprünglichen
Sagen über Obake oder wurden missverstanden. Das häufigste Beispiel ist der Mujina: ursprünglich ein Tanuki-ähnlicher
Gestaltwandler, wurde er im Hawaiischen mit dem Noppera-bō verwechselt, einer gesichtslosen menschlichen
Erscheinung. Die Quelle dieser Verwechslung war die Geschichte Mujina[1] von Lafcadio Hearn. Hearn gab keine
Erklärung für seinen Titel, nämlich dass in Japan Mujina sich in die gesichtslosen Noppera-bō verwandeln.
YŌKAI
Yōkai (jap. 妖怪) sind Figuren aus der japanischen Mythologie, die sich am ehesten mit Monster übersetzen lassen. Sie
werden auch Mononoke (物の怪) genannt und sind eine Teilgruppe der Obake (お化け), werden oft aber auch synonym
zu diesen gebraucht. Sie reichen von den bösartigen Oni (鬼, dt. Dämon) bis zu den missgünstigen Kitsune (狐, dt.
Fuchs) und der Yuki Onna (雪女, dt. Schneefrau). Einige besitzen teils tierische und teils menschliche Züge, z.B. Kappa (
河童) und Tengu (天狗). Yōkai besitzen übernatürliche Kräfte, so dass Begegnungen mit Menschen oft gefährlich enden.
Yōkai sind oft auch von undurchsichtigen Motiven und Plänen getrieben. Einige Geschichten erzählen sogar von Yōkai,
die sich mit Menschen fortgepflanzt haben, um Halb-Yōkai (jap. 半妖 hanyō) hervorzubringen. Viele dieser Geschichten
beginnen als Liebesgeschichten, aber nehmen kein gutes Ende wegen der vielen Hindernisse, die einer Beziehung
zwischen Mensch und Yōkai entgegenstehen.
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Einige Yōkai vermeiden Kontakt mit Menschen und leben in unbewohnten, abgesonderten Gebieten weit entfernt von
menschlichen Behausungen. Andere wiederum leben bei menschlichen Siedlungen, wegen einer Faszination für
Menschen oder der Wärme von menschlichen Häusern durch Feuer. Mit den Yōkai
verbindet man traditionell das Feuer, den Nordosten und die Jahreszeit Sommer, in der
die Geisterwelt der irdischen am nächsten ist. Yōkai und Obake werden oft in genau so
belustigenden wie schrecklichen Formen abgebildet. Gegenüber menschlichen Waffen
sind die meisten Yōkai unverwundbar, aber shintoistische Exorzisten (jap. 退治屋 taijiya)
oder buddhistische Mönche besitzen die notwendigen Kräfte, um sie zu bekämpfen.
Japanische Volkskundler und Historiker sehen Yōkai als Phänomene an, die ihren
Beobachtern übernatürlich oder unerklärlich erschienen. Inspiriert von Mythologie oder
eigenen Ideen erschufen in der Edo-Zeit viele Künstler, wie Toriyama Sekien, eine
Vielzahl an Yōkai. Viele vermuten fälschlich heutzutage bei einigen solcher so
erschaffenen Yōkai (z.B. Kameosa und Amikiri) einen mythologischen Ursprung.
ARTEN
Der Geist von Oiwa in der
Form eines Laternen-Yōkai.
Es gibt eine breite Vielfalt von Yōkai in der japanischen Mythologie. Allgemein ist Yōkai
Aus der klassischen
ein weitgefasster Begriff um praktisch alle Monster und übernatürlichen Wesen zu
Geistergeschichte Yotsuya
Kaidan. Druck von Shunkosai
bezeichnen, einschließlich jener aus westlichen Mythologien. So wird der deutsche Schrat
Hokuei
so oft in japanischen Mythen übernommen, dass einige glauben er entspringe diesen.
Tierische Yōkai
In Japan wird von einigen Tieren angenommen, dass diese magische Kräfte besäßen. Die meisten sind Hengeyōkai (変化
妖怪) – Gestaltwandler die Menschen, meistens Frauen, imitieren. Bekanntere Vertreter sind:
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Tanuki (狸, dt. Bergdachs, Marderhund),
Kitsune (狐, dt. Fuchs),
Mujina,
Tsuchigumo (Riesenspinnen),
Wildschweine,
Schlangen,
Katzen (Bakeneko oder Nekomata) und
Wölfe.
Füchse werden mit der Gottheit Inari assoziiert. Während der Kitsune sich gern in die Gestalt einer schönen Frau
verwandelt und man ihm wie in Europa Schläue und Gerissenheit nachsagt, ist der Tanuki ein eher gemütlicher Gesell.
Keine japanische Kneipe ist komplett ohne die Statue eines Tanuki mit einem dicken Sakekrug oder einem Schuldschein
in der Pfote.
ONI
Eines der bekanntesten Aspekte der japanischen Mythologie ist der Oni, eine Art in den Bergen lebender Oger. Sie
besitzen für gewöhnlich eine rote, blaue, braune oder schwarze Haut, zwei Hörner auf dem Kopf, einen breiten Mund mit
Fangzähnen und einen Lendenschurz aus Tigerhaut. Oni haben außerdem oft eine Eisenkeule oder ein riesiges Schwert
dabei. Größtenteils werden Oni bösartig dargestellt, gelegentlich aber auch als Verkörperung einer ambivalenten
Naturkraft. Wie viele Obake werden sie mit dem Nordosten verbunden.
TSUKUMOGAMI
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Tsukumogami (付喪神) sind eine Klasse von gewöhnlichen Haushaltsgegenständen die zu ihrem hundertsten Geburtstag
lebendig wurden. Diese praktisch unbeschränkte Klasse umfasst sowohl Bakezōri (Strohsandalen), Karakasa (alte
Regenschirme), Kameosa (alte Sake-Gefäße), als auch Morinji no kama (Teekessel).
Menschliche Verwandlungen
Eine große Anzahl Yōkai waren ursprünglich Menschen, die durch extreme Emotionen eine übernatürliche Verwandlung
in etwas Schreckliches oder Groteskes erfuhren. Beispiele dafür sind:
• Futakuchi Onna (二口女, dt. zweimündige Frau): Eine Frau der ein Extra-Mund aus der Rückseite des Kopfes
wächst der durch ihre Haarsträhnen gefüttert wird, die als eine Art Tentakel funktionieren. Diese Verwandlung
wurde verursacht durch die Angst der Frau um ihre Figur.
• Rokuro Kubi: Menschen die ihre Hälse in der Nacht verlängern können.
• Ohaguro Bettari: Figuren, für gewöhnlich Frauen, die beim Umdrehen ein Gesicht mit ausschließlich einem
geschwärztem Mund enthüllen.
• Dorotabou: Die wiederauferstandene Leiche eines Bauern, der sein geschundenes Land heimsucht.
• Yuki Onna: Eine Schneefrau, die Menschen einfriert.
• Yamauba: Eine Berghexe, die verirrte Wanderer auffrisst.
ANDERE
Es gibt unzählige Yōkai, die zu bizarr sind, als dass man sie kategorisieren könnte. Diese sind Perversionen oder
Verwandlungen von normalen Lebewesen oder vollkommen neue Arten von koboldähnlichen Geschöpfen. Beispiele
• Abura Sumashi: Ein alter kartoffelköpfiger Kobold mit einem selbstgefälligen Gesicht, der Öl trinkt.
• Amikiri: Ein Geschöpf, das nur existiert, um Moskitonetze zu zerschneiden.
• Ushioni: Ein Kuh-Dämon, der manchmal mit dem Körper einer riesigen Spinne abgebildet wird.
• Baku (貘): Ein Chimärenwesen, das sich von Seuchen und Alpträumen ernährt.
• Kappa (河童): Ein froschähnliches Wesen, das in Teichen wohnt und diese beschützt.
YŪREI
Yūrei (jap. 幽霊, dunkler Geist/Seele) oder Bōrei (亡霊, Verstorbenengeist/-seele) sind japanische Gespenster. Wie ihren
westlichen Gegenstücken bleibt ihnen wegen bestimmter Ereignisse zu Lebzeiten oder kurz danach ein friedliches Leben
nach dem Tod verwehrt. Dies kann entweder durch das Fehlen eines ordentlichen Begräbnisses oder Selbstmord
zustande kommen.
Yūrei erscheinen typischerweise zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang und schweben umher, um diejenigen zu
verängstigen und zu quälen, die ihnen dies antaten, ohne allerdings Schaden anzurichten.
Merkmale
Traditionell sind Yūrei Frauen in einem weißen Kimono, der typischen
Begräbniskleidung im alten Japan. Sie besitzen keine Beine (in
Theaterstücken werden sie mithilfe eines sehr langen Kimonos
dargestellt) und werden häufig von einem Paar aus schwebenen
Flammen oder Irrlichtern (Hi no Tama) in schaurigen Farben, wie Blau,
Grün und Lila, umgeben dargestellt. Diese geisterhaften Flammen sind
eher getrennt Teile als unabhängige Geister. Yūrei haben oft ein
dreieckiges Papier- oder Kleidungsstück auf ihrer Stirn, das Hitaikakushi
(額隠). Einige werden mit langem schwarzen Haar dargestellt. Wie viele
Monster der japanischen Mythologie können bösartige Yūrei mit Ofuda (
御札), heiligen Shintō-Schriftstücken, abgewehrt werden.
Yūrei auf einem Bild von Katsushika Hokusai
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ONRYŌ
Rachsüchtige Geister andererseits, Onryō (怨霊) genannt, suchen eine Person oder einen Ort heim als Racheakt für das
was ihnen zu Lebzeiten angetan wurde. Sie sind ein Beispiel des japanischen Konzeptes von Urami (怨み, Hass, Zorn).
Yūrei erscheinen auch, um die Nachfahren oder Verwandten des Toten zu bestrafen, wenn die Rituale zur
Ahnenverehrung (Tatari oder Tataru) nicht ordentlich durchgeführt werden.
Buddhistische Priester wurden angeheuert um Rituale auf diejenigen zu vollziehen deren ungewöhnliche oder
unglückliche Tode sie in rachsüchtige Geister verwandeln würde – ähnlich dem Exorzismus. Manchmal wurde diese
Geister auch vergöttlicht um sie zu besänftigen.
TENGU
Tengu (jap. 天狗, wörtlich Himmelshund) ist der Name eines japanischen Fabelwesens,
das in die Kategorie der Yōkai fällt. Ursprünglich als große Krähe dargestellt (KarasuTengu), etablierte sich nach und nach die Vorstellung der Tengu als eine Mischung aus
Mensch und Vogel (Konoha-Tengu). Die Tengu-Vorstellungen entstammen
wahrscheinlich einem Synkretismus des japanischen Buddhismus mit dem
hinduistischen Konzept des Vogelmenschen Karura (迦楼羅).
Normalerweise leben Tengus in Bergen. (Deshalb bezeichnet man sie manchmal als
Bergkobolde).
Tengu schlüpfen aus Eiern, haben
jedoch eine menschliche Gestalt mit
einer langen, schnabelartige Nase.
Ihre Haut hat eine tiefrote Farbe und
anstelle von Haaren wachsen ihnen
Federn am Hals, auf der Schulter
und auf dem Armrücken und alle
Extremitäten enden in Adlerklauen.
Sie leben in kleineren sozialen
Verbänden in den Bergen und
zeigen sich eher selten Menschen.
Tengu in einem Teil einer Darstellung von Hokusai
Auch gibt es eine Hierarchie, in der die Tengu von ihrem König Sôjobo angeführt werden.
Tengu spielen in der volkstümlichen Variante der japanischen Shintō-Religion noch heute
eine wichtige Rolle, so werden ihnen etwa Nahrungsgaben dargeboten, um sie zu
besänftigen oder ihr Wohlwollen zu erregen. Minamoto no Yoshitsune soll von ihnen die
Schwertkunst erlernt haben.
Europäer wurden früher ebenfalls als „Tengu“ bezeichnet. Dies bezog sich vor allem auf
die aus japanischer Sicht sehr langen Nasen der Fremden. Heutzutage wird der Begriff
Tengu auch im Zusammenhang mit „eingebildet, hochnäsig“ verwendet.
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Ein Elephant fängt einen
fliegenden Tengu,
Darstellung von Kuniyoshi
CHRISTENTUM IN JAPAN
Das Christentum spielt in Japan nur eine untergeordnete Rolle, da die Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes mit
den traditionellen religiösen Vorstellungen schwer in Einklang zu bringen ist. Gegenwärtig sind weniger als 1% aller
Japaner Christen (Stand: 2006), ein ähnlicher Bevölkerungsanteil wie während der ersten christlichen Missionierung im
16. Jahrhundert. Zwischen 1612 und 1873 war das Christentum in Japan verboten, alle
Sympathisanten waren härtesten Verfolgungen und Repressionen ausgesetzt. Dennoch
hielten sich einzelne christliche Gemeinden im Untergrund, die unter dem Begriff Kakure
Kirishitan bzw. hanare kirishitan zusammengefasst werden.
Die römisch-katholische Kirche zählt in Japan etwa 450.000 Mitglieder (Stand: 2002),
und die von Nikolai von Japan im 19. Jahrhundert gegründete japanische orthodoxe
Kirche hat etwa 30.000 Mitglieder. Die meisten evangelischen Gemeinden in Japan
wurden von amerikanischen Missionaren im 19. oder 20. Jahrhundert gegründet.
Japanische Christen betreiben einen im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil
überproportional hohen Anteil der japanischen Schulen, Hochschulen und sonstigen
Bildungseinrichtungen; von den Schülern wird jedoch keine Konversion erwartet.
Japanischer Votiv-Altar, Ende
des 16. Jh.
Bekannten sich in den 1930er Jahren nur wenige hundert Japaner zu den Zeugen Jehovas und war die
Religionsgemeinschaft während des Zweiten Weltkriegs sogar verboten, so verzeichneten sie seit den 1950er Jahren
einen rapiden Anstieg auf über 217.000 japanische Mitglieder (Stand: 2006).
NEUE RELIGIONEN
Seit der späten Edo-Zeit (1600–1868) gibt es in Japan laufend neue religiöse Bewegungen, die zumeist eine Mischung
traditionellerer Elemente beinhalten und nur schwer in eine der herkömmlichen Kategorien einzuordnen sind. Man nennt
sie daher zusammenfassend Neue Religionen (jap. shin shūkyō) bzw., bezogen auf religiöse Strömungen nach dem
Zweiten Weltkrieg, Neu-Neue Religionen (shinshin shūkyō). Zu letzteren zählt unter anderem die Ōmu Shinrikyō, die 1995
durch ihren Giftgasanschlag in der Tokyoter U-Bahn traurige Berühmtheit erlangte. Zu den eher traditionellen Neuen
Religionen zählen u. a. Tenrikyō und Sōka Gakkai.
Die Neuen Religionen profitieren seit dem 2. Weltkrieg von einer in dieser Hinsicht besonders liberalen Gesetzgebung,
die es sehr einfach macht, eine neue religiöse Gruppierung zu gründen. Dies hat auf neu-religiösem Gebiet zu enormen
Wachstumsraten geführt. 2004 wurden 182.641 verschiedene religiöse Körperschaften (宗教法人, shūkyō hōjin) gezählt.
Gemeint sind damit Religionsgemeinschaften (宗教団体, shūkyō dantai), die nach dem Gesetz über die
Religionsgesellschaften von 1951[1] den Status einer juristischen Person erhielten. Dies schließt u.a. einzelne Tempel,
Schreine und Kirchen mit ein, die mit 182.237 den Löwenanteil der religiösen Körperschaften ausmachen.
ISLAM
Der Islam im Japan der Gegenwart wird jedoch nur von den in den letzten Jahren verstärkt ins Land kommenden
iranischen und pakistanischen Gastarbeitern praktiziert.
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