Silber-Weide (Salix alba) Sal-Weide (Salix caprea) Purpur-Weide (Salix purpurea) Wussten Sie, dass die Weide Kopfschmerzen und Fieber vertreibt, gefährdete Uferbereiche sichern kann und uns das Positive im Leben deutlich macht? In Form von Weidehäuschen (siehe Bild unten) in Gärten und Parks ist sie besonders bei Kindern beliebt. Unendliche Vielfalt der Weide eiden (Salix) sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems und erfüllen viele wichtige Funktionen. Sie kommen häufig an Flüssen und Seen vor und sichern mit ihren Wurzeln und Zweigen die Ufer. Sie ertragen Überschwemmungen und Überschüttungen mit Erde. Weiden wirken entwässernd (Drainagewirkung) und erhöhen durch ihre starke Verdunstung die Luftfeuchtigkeit. Durch die vielseitige und üppige Vermehrung und die Fähigkeit zur schnellen Keimung können sie als Pionierpflanzen durch ihr rasches Wachstum sehr schnell neue Lebensräume besiedeln. FOTOS: G. HÜFING W GARTEN 61 + HAUS 01–02/2006 Weiden sind robust und wachsen bei genügend Licht und Wasser auf jedem noch so mageren Boden. Weit verbreitet Die Gattung Salix umfasst weltweit ca. 400 bis 500 Arten, die vor allem auf der Nordhemisphäre verbreitet sind. In Österreich sind die Weiden mit 32 Arten eine der vielfältigsten Gehölzgattungen. Diese Lebenskünstler behaupten sich von der Ebene bis ins hohe Gebirge und bilden dabei unterschiedlichste Wuchsformen von niederliegend im Hochgebirge bis baumförmig in den Tallagen. Ein Baum mit langer Tradition Die Verwendung der Weiden ist vielfältig und hat eine lange Tradition. Aufzeichnungen finden sich bereits seit der Herrschaft der Römer. Tote Weiden wurden z. B. als Raubäume in Flüsse und Bäche gelegt, um die Fließgeschwindigkeit an den Ufern zu verringern und die Ufer zu sichern. Auch Leonardo da Vinci entdeckte die Weiden zur Sicherung der Ufer der Kanäle: „So bekommst du ein lebendiges Ufer aus einem Stück.“ Ein wichtiger Wirtschaftszweig war die Korbflechterei, welche leider durch neue Materialien verdrängt wurde. Die Zweige gewann man vor allem von der Korboder Dotterweide. Man schnitt 1- bis 2jährige Triebe ab und legte sie ins Wasser, um sie für das Flechten elastischer zu machen. Um diese begehrten Zweige leichter ernten zu können, entstand die Kultur der Kopfweiden. Am oberen Stammende dieser Bäume wachsen durch regelmäßigen Schnitt viele dünne und biegsame Zweige. Kopfweiden waren bzw. sind bedeutende landschaftsprägende Elemente. 62 GARTEN + 01–02/2006 HAUS Sie bieten einen wichtigen und selten gewordenen Lebensraum für viele Tiere. Einige Weidenarten spielen für die Imkerei eine bedeutende Rolle, da sie sehr zeitig im Frühjahr für Bienen und andere Insekten Nahrung bieten. Sie sind wertvolle Pflanzen für die Honigerzeugung und gelten als wichtige Bienenweide. In der christlichen Kultur gelten Palmzweige als Frühlings- und Fruchtbarkeitssymbol. Die Zweige werden am Palmsonntag in der Kirche geweiht und bilden den Kern der Ostersträuche, welche mit Eiern geschmückt werden. Der geweihte Palmbuschen wird in die Erde von Äckern und Gemüsegärten gesteckt, damit die Ernte erfolgreich ist. Rutengänger verwendeten gerne Astgabeln aus Weidenholz, da diese Baumgattung sehr empfindlich auf Wasserströmungen reagiert. Die Weide gilt als kühlender Baum, der auch sexuelle Hitze bremst. Bei den Christen wurde sie daher zur Linderung von Lust und Unkeuschheit in den Klostergärten gepflanzt. Gesund und ausgeglichen In der Volksmedizin wurden die Inhaltsstoffe der Blätter und Rinde als schmerzlinderndes und fiebersenkendes Mittel verwendet. Die ersten Erwähnungen finden sich auf babylonischen Tafeln um 700 v. Chr.. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Europa der Inhaltsstoff Salicin und in weiterer Folge die Salicylsäure entdeckt. Die Herstellung fand später künstlich statt und eroberte als Aspirin die Pharmawelt. Weidenrindenpräparate werden heute auch bei der Bekämpfung von rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Bei der Bachblüten-Methode findet die Weide ihren Einsatz für Menschen, die eine negative Einstellung zu sich und ihrer Umgebung haben – die Weide hilft uns, die lichte Seite des Lebens und den eigenen Optimismus zu erkennen. Die wundersame Vermehrung Weiden haben zahlreiche Strategien für die Verbreitung und Vermehrung entwickelt. Sie erfolgt über Samen, Zweige und Wurzelteile. Die Blüten bilden in ihrer Gesamtheit die bekannten Palmkätzchen aus. Die Bestäubung übernehmen Wind oder Insekten (Bienen und Hummeln). Die Samen werden sehr zahlreich produziert und über den Wind verbreitet. Zusätzlich sind Weiden nicht treu. Die verschiedenen Arten vermischen sich häufig (Bastardisieren), wodurch die Möglichkeit der Verbreitung steigt. Aus einem Ast- oder Wurzelstück wächst eine neue Pflanze. Diese „vegetative Vermehrung“ kann auf verschiedene Arten erfolgen: Steckholz, Steckling und Wurzelsteckling. Das Steckholz ist ein 3 bis 8 cm starker und 40 bis 100 cm langer Ast, der in der Vegetationsruhe – also im Winter – geschnitten wird: Dies ist die einfachste Art der Weidenvermehrung. Probieren Sie es selbst in Ihrem Garten aus. Schlagen sie an der gewünschten Stelle mit einer dicken Eisenstange (Hebstange) ein Loch vor. Dies reduziert die Verletzung der Rinde. Anschließend schlagen Sie das Steckholz (Wuchsrichtung zeigt aus dem Boden!) mit einem Fäustel oder Hammer in die Erde ein. Das Steckholz sollte 30 bis 40 cm in der Erde sein. Anschließend kürzen Sie das Steckholz ein, maximal 5 bis 10 cm sollten aus der Erde ragen. Schaut das Steckholz länger heraus, könnte es im Sommer vertrocknen. Die Knospen in der Rinde treiben aus und es ent- TIPP FOTOS: G. HÜFING Viele Tipps und Anregungen rund um den Baum sowie Informationen über das Projekt „Juwele der Stadt – Entdecken Sie die wunderbare Welt der Bäume“ erhalten Sie unter www.umweltberatung.at/baum oder Tel.: 01/803 32 32. steht bald ein Weidenstrauch. Stecken Sie mehrere Steckhölzer, da ein Ausfall von 50 % möglich ist. “die umweltberatung” ist eine firmenunabhängige Bildungs- und Beratungsorganisation. ExpertInnen geben kundInnenorientierte Antworten zum ökologischen Lebensstil und führen zukunftsweisende Projekte durch. KundInnen sind KonsumentInnen, MultiplikatorInnen und Firmen. Bei der Artenauswahl Probieren Sie es aus! für Weidenbauten sind schmalblättrige Weiden zu bevorzugen: Erschaffen Sie sich ein lebendes Bauwerk aus Weiden! Lebende Kunstwerke und Gebilde werden heute häufig Lavendel- oder Grau-Weide aus Weidenruten gebaut. (Salix eleagnos) Diese sind Blickfänge in ParkKorb-Weide (Salix viminalis) anlagen, auf Spielplätzen, bei Der Steckling ist ein 1 bis 2 cm der Schulhofgestaltung oder Mandel-Weide (Salix triandra) starkes, belaubtes Zweigstück. im Privatgarten. Purpur-Weide (Salix purpurea) Diese werden im Folientunnel Kleine Zelte oder Tunnel, oder Glashaus weiter gezogen. Pflanzgefäße oder nachwachSilber-Weide (Salix alba) Der Wurzelsteckling besteht aus sende Gartenlauben, lebende Ausnahme: Bruch-Weide einem 5 bis 15 cm langen und 1 bis Zäune oder ein grünes Car(Salix fragilis) 2 cm starken Wurzelstück, das in port (überdachter Autoabder Vegetationszeit – also Frühstellplatz) – der Weidenbau ling bis Sommer – in Wuchsrichweist eine vielfältige Bauschaftsharmonitung in ein lockeres Sand-Erde-Gemisch getypenpalette auf. schen Ausführung steckt wird. Für die verschiedenen BauteiWird das Bauwerk zu üppig, der Bauwerke. le werden Weidenruten unschneiden Sie es einfach zurück. Willkommen im Weidenzeitalter Für die Bepflanterschiedlichen Alters verarDas Material können Sie gleich wieWeiden spielen in unserer Kulturgeschichte zung von Extrembeitet. 1- bis 2-jährige Triebe der für neue Ideen verwenden. eine bedeutende Rolle. Heute liegen sie standorten neben eignen sich sehr gut für feine wieder voll im Trend. Kaum eine andere Straßen und AutoFlechtarbeiten, 2- bis 4-JähriViel Spaß in der erlebnisreichen Welt der Weiden! Pflanze ist so flexibel und anpassungsfähig bahnen werden ge sind nicht mehr so biegwie die Weide. Sie stellt einen leicht verebenfalls Weiden sam, dafür stabiler: Sie werfügbaren, kostengünstigen und rasch nacheingesetzt. Sie sind den für Zäune und kleinere wachsenden, lebenden Rohstoff dar, der zu schadstoffresisWeidenbauten verwendet. 100 % organisch abbaubar ist. tent, salztolerant, raschwüchsig, schnittverÄlteres Material wird vor allem für höhere träglich und robust. Bauwerke und aus statischen Gründen eingeIngenieurbiologie (Lebendverbau) ist eine setzt. naturnahe Bautechnik, die sich biologischer Der Einsatz der Weide als Zierpflanze in der Die Beschaffung der Weiden ist einfach. Erkenntnisse bei der Sicherung instabiler Garten- und Parkgestaltung reicht von der Auch in Ihrer Umgebung sind sicher Bestände Hänge und Ufer bedient. Pflanzen und Pflanmalerischen Trauerweide über die Palmweivorhanden. Wenden Sie sich an die zuständizenteile werden so eingesetzt, dass sie als leden für den Osterstrauß bis zu den niedrigge Gemeinde, das Wasserbauamt oder die bende Baustoffe im Laufe ihrer Entwicklung wüchsigen alpinen Arten in Steingärten. Gewässeraufsicht. Diese sind oft sehr dank(Bewurzelung, Astwerk) auch in Kombinatibar, wenn die üppig wuchernden Pflanzen on mit unbelebten Baustoffen eine dauerIn der Weidenarchitektur werden Weidenregelmäßig zurückgeschnitten werden. hafte Sicherung der Bauwerke erreichen. Der bauwerke und -skulpturen in großem Stil erDI Gerda Hüfing Einsatz der Weide spielt bei diesen Baurichtet. Hoher Materialbedarf, genaue Pla“die umweltberatung“ - Wien weisen eine wesentliche Rolle. nung und großer Maschineneinsatz sind VorKompetenz Zentrum Grünraum Der Vorteil der ingenieurbiologischen Meaussetzung, um diese faszinierenden Bauund Garten thoden liegt in der naturnahen und landwerke erschaffen zu können. Der Aufwand ist gering: Einige biegsame Weidenäste, etwas Draht und Werkzeug, ein sonniger Platz im Garten, mehrere hilfreiche Arme und schon kann es losgehen. Veranstalten Sie eine Weiden-Bauparty mit Freunden. Die ideale Bauzeit ist im Frühjahr, bevor die Pflanzen austreiben. Sie bilden dann rasch Wurzeln und treiben gut an. Achten Sie darauf, dass die Zweige mindestens 30 bis 40 cm in den Boden ragen. Ausgiebiges Bewässern einige Wochen nach dem Bau fördert die Anwuchsphase. GARTEN 63 + HAUS 01–02/2006