FRAUEN IM BUDDHISMUS TEXT Kurzinhalt: Welche Stellung Frauen im Buddhismus haben, ist einerseits Ausdruck der jeweiligen Gesellschaft, aber auch auf der Ebene der Belehrungen sehr unterschiedlich. Das Mönchstum vermeidet den Umgang mit Frauen, im Großen Weg gelten sie als Quellen höchster Weisheit. Und im Diamantweg werden sie mit grundlegender Erkenntnis und Leerheit verbunden. Die Stellung der Frau im Buddhismus war immer Ausdruck einer bestimmten Zeit und Gesellschaft. Hier zeigen sich auch auf den verschiedenen Ebenen der Belehrungen deutliche Unterschiede. Für die frühbuddhistischen Schulen wie den Theravada war alles Weibliche ein Ausdruck von Samsara, der Welt des Leidens und der Begierden, der Weg zu immer neuen Wiedergeburten. Und diese Welt musste überwunden werden. Man hoffte, die Versprechen der Mönche zu sichern, die ja in der Regel ihre Frauen und Familien verlassen hatten, indem man die Furcht vor der Macht und Anziehungskraft der Frauen schürte. Die Kommentare der frühen Theravada-Literatur (180 v. Chr. bis 200 n. Chr.) vermitteln den Eindruck, ein frauenfeindlicher Autor habe dem Buddha willkürlich eigene Ansichten in den Mund gelegt: „Ist man den Frauen ergeben, der Grundlage allen Übels, vermehrt sich das Böse.“ Solche Aussagen kamen entweder in Unkenntnis der Pali-Quellen oder durch absichtliche Verfälschung zustande. In der Literatur des Großen Weges gibt es schon wesentlich positivere Sichtweisen (Lotus-Sutra 100-200 n. Chr. und Prajnaparamita-Sutra ab 100 v. Chr.). Hier wird das Weibliche als die Vollendung der Weisheit gesehen. Es ist auch die Rede von hohen weiblichen Bodhisattvas (Menschen, die zum Besten aller Lebewesen Erleuchtung erreichen wollen), aber trotzdem wird erklärt, für die vollständige Erleuchtung sei es notwendig, einen männlichen Körper zu haben. Man kann das als Zugeständnis an eine Zeit sehen, in der eine weibliche Wiedergeburt als schlechtes Karma angesehen wurde und Frauen starken Einschränkungen in Familie und Gesellschaft ausgesetzt waren. Weibliche Buddha-Aspekte wurden im späten 4. Jh. im Großen Weg bekannt und trennten diesen dadurch radikal von der Theravada-Tradition, die nur den Buddha als Vatergestalt akzeptierte. Im Diamantweg-Buddhismus, wird das Weibliche mit der Weisheit, mit grundlegender Erkenntnis und Leerheit verbunden, das Männliche mit geschickten Mitteln, Methoden und Dynamik. Der Diamantweg kennt vielfältige weibliche Buddha-Aspekte. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 1 Aber obwohl es in Tibet viele verwirklichte Frauen gab, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Tibet eine weibliche Wiedergeburt für niedriger als eine männliche erachtet wurde. Bestimmend war auch hier wie in ganz Asien ein hierarchischpatriarchalisches System: die Die institutionalisierte Religion Tibets lag in den Händen der Männer. Anders ist die Situation im westlichen Kulturkreis. Seit sich der Diamantweg-Buddhismus in den letzten 25 bis 30 Jahren in unserer Kultur verbreitet hat, haben sich Frauen beim Aufbau der buddhistischen Zentren, bei der Meditationspraxis und in der Rolle der Lehrenden genauso engagiert wie Männer. Selbstverständlich würde ein Buddhismus, der die Frauen nicht schätzt, hier bei uns im Westen nicht angenommen Querverweise: werden. Buddhismus und Gesellschaft Letzten Endes, wenn die Leerheit verstanden wird, spielt Die drei Wege die Illusion einer festen Geschlechtszugehörigkeit keine Geschichtlicher Überblick über die Rolle mehr. Die buddhistische Lehre und der Weg sind Verbreitung des Buddhismus weder männlich noch weiblich. Karma – Ursache und Wirkung 2 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de FRAUEN IM BUDDHISMUS THEMA Basisinformation für den Lehrer Die Stellung der Frau im Buddhismus war immer Ausdruck einer bestimmten Zeit und Gesellschaft. Hier zeigen sich auch auf den verschiedenen Ebenen der Belehrungen deutliche Unterschiede. Für die frühbuddhistischen Schulen wie den Theravada war alles Weibliche ein Ausdruck von Samsara, der Welt des Leidens und der Begierden, der Weg zu immer neuen Wiedergeburten. Und diese Welt musste überwunden werden. Man hoffte, die Versprechen der Mönche zu sichern, die ja in der Regel ihre Frauen und Familien verlassen hatten, indem man die Furcht vor der Macht und Anziehungskraft der Frauen schürte. Die Kommentare der frühen Theravada-Literatur (180 v. Chr. bis 200 n. Chr.) vermitteln den Eindruck, ein frauenfeindlicher Autor habe dem Buddha willkürlich eigene Ansichten in den Mund gelegt: „Ist man den Frauen ergeben, der Grundlage allen Übels, vermehrt sich das Böse.“ Solche Aussagen kamen entweder in Unkenntnis der Pali-Quellen oder durch absichtliche Verfälschung zustande. In der Literatur des Großen Weges gibt es schon wesentlich positivere Sichtweisen (Lotus-Sutra 100-200 n. Chr. und Prajnaparamita-Sutra ab 100 v. Chr.). Hier wird das Weibliche als die Vollendung der Weisheit gesehen. Es ist auch die Rede von hohen weiblichen Bodhisattvas (Menschen, die zum Besten aller Lebewesen Erleuchtung erreichen wollen), aber trotzdem wird erklärt, für die vollständige Erleuchtung sei es notwendig, einen männlichen Körper zu haben. Man kann das als Zugeständnis an eine Zeit sehen, in der eine weibliche Wiedergeburt als schlechtes Karma angesehen wurde und Frauen starken Einschränkungen in Familie und Gesellschaft ausgesetzt waren. Weibliche Buddha-Aspekte wurden im späten 4. Jh. im Großen Weg bekannt und trennten diesen dadurch radikal von der Theravada-Tradition, die nur den Buddha als Vatergestalt akzeptierte. Im Diamantweg-Buddhismus, wird das Weibliche mit der Weisheit, mit grundlegender Erkenntnis und Leerheit verbunden, das Männliche mit geschickten Mitteln, Methoden und Dynamik. Der Diamantweg kennt vielfältige weibliche Buddha-Aspekte. Aber obwohl es in Tibet viele verwirklichte Frauen gab, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Tibet eine weibliche Wiedergeburt für niedriger als eine männliche erachtet wurde. Bestimmend war auch hier wie in ganz Asien ein hierarchischpatriarchalisches System: die Die institutionalisierte Religion Tibets lag in den Händen der Männer. Anders ist die Situation im westlichen Kulturkreis. Seit sich der Diamantweg-Buddhismus in den letzten 25 bis 30 Jahren in unserer Kultur verbreitet hat, haben sich Frauen BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 3 beim Aufbau der buddhistischen Zentren, bei der Meditationspraxis und in der Rolle der Lehrenden genauso engagiert wie Männer. Selbstverständlich würde ein Buddhismus, der die Frauen nicht schätzt, hier bei uns im Westen nicht angenommen werden. Letzten Endes, wenn die Leerheit verstanden wird, spielt die Illusion einer festen Geschlechtszugehörigkeit keine Rolle mehr. Die buddhistische Lehre und der Weg sind weder männlich noch weiblich. 4 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de FRAUEN IM BUDDHISMUS MATERIALIEN Anknüpfungspunkte Buddha lehrte in einem frauenfeindlichen Umfeld. Er gab mehrere bedeutende Stellungnahmen zum Thema Frau ab, die zu revolutionär waren, als dass sie die gesellschaftliche Situation der damaligen Zeit hätten ändern können. Jedes Wesen hat die Buddha-Natur: Frauen und Männer können gleichberechtigt das höchste geistige Ziel, die Erleuchtung, verwirklichen. Frauen können ebenso wie Männer einen geistigen Weg gehen: Buddha selbst hatte viele weibliche Schüler, Nonnenklöster entstanden als Orte, an denen Frauen einen von den Verpflichtungen der Familie unabhängigen geistigen Weg gehen konnten. Erst in unserer westlichen, demokratischen Welt finden sich die Bedingungen, unter denen sich Buddhas Ideen zur Bedeutung der Frau in der Gesellschaft voll entfalten können. Lernziele - Die Schüler erkennen, dass im Buddhismus unterschiedlichen Frauentypen unter schiedliche Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Schüler erkennen, dass das Wesentliche an diesen Entwicklungsmöglichkeiten die innere Haltung ist und nicht das äußere Erscheinungsbild. Die Schüler erkennen, dass der Frau von der buddhistischen Lehre her seit Buddhas Zeit die Möglichkeit für Entwicklung zugestanden wurde. Die Schüler erkennen, dass die heutigen westlichen Gesellschaften den Frauen die besten Möglichkeiten für Entwicklung bieten. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 5 Didaktische Umsetzung Einstieg 1. Der Spiegel Anhand einer Comiczeichnung finden die Schüler heraus, dass die Erfahrung von der Erleuchtung, wie sie ein Buddha lehrt, nicht vom Geschlecht abhängig ist. Material: Comic: der Spiegel 2. Unterschiedliche Frauen - verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten In den drei Texten beschreiben verschiedene Frauentypen in der Ichform ihr Leben als buddhistische Praktizierende. Durch das Zuordnen der Texte zu den drei Bildern setzen sich die Schüler mit den Typen auseinander und erkennen, dass es für Frauen im Buddhismus mehrere Wege gibt, den Geist zu entwickeln. Außerdem finden die Schüler etwas über die Schwerpunkte der eingeschlagenen Richtungen heraus. Mögliche Arbeitsanweisungen für die Schüler wären: Die Bilder sind den Texten zuzuordnen. In den Texten ist zu unterstreichen, welche Schwerpunkte die drei Frauen jeweils setzen. Fish-Pool-Methode: Die Schüler werden in drei Gruppen unterteilt. Jede Gruppe erhält einen Text und übernimmt die Position der Autorin. Die Gruppen wählen einen Vertreter, der diese den jeweils anderen Gruppen vorstellt und auf deren Fragen antwortet. Material: 3 Bilder von buddhistischen Frauen 3 kurze Lebensbeschreibungen von buddhistischen Frauen Einstieg 1 und 2 bauen aufeinander auf. 1 kann aber auch weggelassen oder zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. 2 bildet jedoch die Voraussetzung zur Erarbeitungsphase. 6 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de Erarbeitung 1. Motivation Die Klasse wird in 3 Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe erhält einen vollständigen Satz der Karten und ein Bild. Die Schüler suchen aus dem Kartensatz (Kopiervorlage in der Materialsammlung) mit verschiedenen Stichpunkten, die zu den verschiedenen Wegen passen, diejenigen Karten heraus, die ihrer Meinung nach auf die im Bild dargestellte Buddhistin zutreffen. (Diskussion in der Gruppe) Auswertung: mit dem Lehrer gemeinsam werden die herausgesuchten Karten an der Tafel platziert. Es ergeben sich Überschneidungen, die auf alle drei zutreffen. Der Lehrer bereitet diese grafisch auf, so dass sich folgendes Tafelbild ergibt (Lösungsblatt siehe Materialsammlung): BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 7 Alternativ können auch die Stichworte statt auf Karten als Sammlung (Kopiervorlage in der Materialsammlung) [F: Hinweis] an die drei Gruppen ausgegeben werden. Jede Gruppe schreibt die gefundenen Begriffe auf jeweils einen Klebezettel, der an der Tafel befestigt werden kann, oder der Lehrer schreibt die Begriffe an die Tafel. Ergebnis: Die Schüler erkennen, dass die Wege der drei Frauentypen sich zwar stark unterscheiden, dass aber einige wichtige Bestandteile allen dreien gemeinsam sind. 2. Situationen des täglichen Lebens Anhand von Situationen können die Schüler ihre eigenen Reaktionsmuster prüfen und sie mit den Reaktionsmustern vergleichen, die sich aus den Texten der drei Frauen ergeben. Beispiele für Situationen: Ein typischer Macho sitzt in seinem tiefergelegten Sportwagen, der Motor röhrt und die Stereoanlage ist voll aufgedreht. Der eigene Freund ist in ein sehr inniges Gespräch mit einer hübschen Blondine verwickelt. Liebe auf den ersten Blick Man wird vom eigenen Freund wegen der besten Freundin verlassen. Folgende Aufgabenstellungen sind möglich: Wie reagieren die Mädchen in der Klasse? Wie würden die 3 auf den Bildern dargestellten Frauen reagieren (eventuell auch als Rollenspiel)? Lösungen in der Materialsammlung. Die Erarbeitung 1 und 2 bauen aufeinander auf, können aber auch fakultativ eingesetzt werden. 8 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de Vertiefung: Was ist Entwicklung und wovon hängt sie ab? 1. Für Sekundarstufe I Anhand des Bildes von einem Blumenbeet finden die Schüler heraus, dass zwei Bedingungen zusammenkommen müssen, damit sich Menschen entwickeln können: die Anlagen des Menschen und die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen er lebt. Als Material kann hierzu das Blumenbeet verwendet werden Aufgabenstellung: Welche Eigenschaften möchten die Schüler entwickeln? Sind die Qualitäten in den Schüler vorhanden oder werden sie von außen hinzugefügt? Was hilft bei der Entwicklung, was behindert sie? Die Schüler können überlegen, ob es zu anderen Zeiten mehr oder weniger Hindernisse und mehr oder weniger fördernde Faktoren gab. Gilt das für Frauen und Männer gleichermaßen? Lösungen in der Materialsammlung 2. Für Sekundarstufe II Aufgabenstellung: Aus buddhistischer Sicht ist die Erleuchtung die volle Entwicklung aller Fähigkeiten und Eigenschaften. Folgende Fragen sind dazu zu diskutieren: Welche Eigenschaften sind besonders wertvoll für uns? Sind diese, wenn sie voll entfaltet sind, geschlechtsspezifisch? Gibt es Bedingungen, unter denen die Entwicklung dieser Eigenschaften besser vorangeht? Gibt es Faktoren, die die Entwicklung dieser Eigenschaften behindern? Wie haben sich die beiden vorher genannten Punkte im Lauf der Geschichte verändert? Hat diese Veränderung unterschiedlichen Einfluss auf die Möglichkeiten von Frauen und Männern? Wie verhält sich das in den traditionell buddhistischen Ländern heute und in der Vergangenheit? Mögliche Antworten in der Materialsammlung BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 9 Transfer Interview mit einer Buddhistin und einer Nichtbuddhistin zu verschiedenen, von den Schülern selbstgewählten Fragen und Auswertung. Projektidee: Gestaltung einer Radiosendung oder eines kurzen Films: Frauen im Buddhismus Verbindung zu anderen Themen Mann und Frau - männlich und weiblich Die drei Wege Buddhismus und Gesellschaft 10 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 1 EINSTIEG MATERIAL DER SPIEGEL Meister, warum hast du kein Bild von einem Buddha in deinem Haus? Aber natürlich habe ich eins: es ist dort hinter diesem Vorhang. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 11 EINSTIEG 3 BILDER VON BUDDHISTISCHEN FRAUEN 12 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 2 MATERIAL 3 EINSTIEG MATERIAL 3 TEXTE VON BUDDHISTISCHEN FRAUEN 1. Text: Nachdem ich mit der Schule fertig war und an der Universität studierte, merkte ich, dass das moderne Leben mit seinen vielen Möglichkeiten nicht meiner Natur entsprach. Immer mehr stellte ich fest, dass ich mich eigentlich auf der Suche nach einem Weg befand, auf dem ich mich auf meine innere Entwicklung konzentrieren konnte. Nach einer unglücklichen Liebesgeschichte begegnete ich bei einer Vortragsveranstaltung einem buddhistischen Mönch, der in seinen roten Roben eine beeindruckende Ruhe ausstrahlte. Nach vielen Gesprächen wurde ich seine Schülerin und trat in sein Kloster ein. Seit dieser Zeit folge ich den Regeln des Klosterlebens. Von morgens bis abends ist fast jede Minute ausgefüllt mit den verschiedenen Tätigkeiten in Haus und Garten, mit Meditationsübungen und dem Studium der Texte. Alles ist darauf ausgerichtet, den Geist auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles mit größtmöglicher Achtsamkeit auszuführen. 2. Text: Ich wohne in einem buddhistischen Zentrum in Kiel und bin Lehrerin von Beruf. In der Schule und im Unterricht erlebe ich jede Situation als spannende Möglichkeit mehr über mich zu erfahren und Liebe und Mitgefühl oder auch geschickte Methoden zu erlernen und weiterzugeben, damit alle sich möglichst gut entwickeln. Nach der Arbeit nehme ich mir erstmal etwas Zeit, um eine halbe oder eine Stunde zu meditieren. Dann bereite ich den Unterricht für den nächsten Tag vor und freue mich darauf, mit meinem Freund etwas zu kochen oder essen zu gehen. Abends ist mehrmals wöchentlich öffentliche Meditation im Zentrum. Manchmal halte auch ich einen Kurzvortrag, zu dem meistens 30 - 40 Interessierte kommen. Nach der Meditation unternehmen wir gerne etwas gemeinsam, gehen ins Kino, in die Kneipe oder in eine Diskothek. 3. Text: Ich fühle mich nicht an gesellschaftliche Normen gebunden, sondern lebe nur die Wahrheit und helfe dadurch den Menschen. Manchmal verstehen die Menschen es nicht sofort, aber später sehen sie dann den Erfolg. Ich verwende alle Lebenssituationen, um Erkenntnis zu erlangen und benutze sie zur Meditation. Geburt, Krankheit, Schmerz, Schlaf, Traum, Liebe, sexuelle Vereinigung und Tod sind die Grundlagen meiner Übung. Mein Ziel ist nicht, eine Familie zu gründen und ich strebe auch nicht nach beruflichem Erfolg. Stattdessen widme ich mein Leben, oft in Abgeschiedenheit, der Meditation. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 13 4 ERARBEITUNG MATERIAL Sammlung von Stichpunkten als Karten Achtsamkeit Anspruchslosigkeit Ausgeglichenheit das Leben genießen Disziplin Energie von Gefühlen nutzen Entwicklung Furchtlosigkeit Gesellschaft mitgestalten jede Situation nutzen jenseits von Grenzen gehen Konventionen sprengen Konzentration und Stille Leben als Spiel Liebe und Mitgefühl Meditation neue Möglichkeiten eröffnen nützliches Leben Schwierigkeiten vermeiden starke Gefühle Ve r m e i d e n unabhängig von der Gesellschaft leben Vo r b i l d s e i n 14 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de ERARBEITUNG 5 MATERIAL Sammlung von Stichpunkten als „bunt gemischte“ Liste Achtsamkeit Anspruchslosigkeit Ausgeglichenheit das Leben genießen Disziplin Energie von Gefühlen nutzen Entwicklung Furchtlosigkeit Gesellschaft mitgestalten jede Situation nutzen jenseits von Grenzen gehen Konventionen sprengen Konzentration und Stille Leben als Spiel Liebe und Mitgefühl Meditation neue Möglichkeiten eröffnen nützliches Leben Schwierigkeiten vermeiden starke Gefühle vermeiden unabhängig von der Gesellschaft leben Vorbild sein BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 15 6 VERTIEFUNG MATERIAL Entwicklung: Aus den Samen werden Blumen Sonne und Regen Dünger Blumenbeet Samen 16 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de Steine LÖSUNGEN LÖSUNG ZU DEN DREI TEXTEN 1. Text: die buddhistische Nonne Nachdem ich mit der Schule fertig war und an der Universität studierte, merkte ich, dass das moderne Leben mit seinen vielen Möglichkeiten nicht meiner Natur entsprach. Immer mehr stellte ich fest, dass ich mich eigentlich auf der Suche nach einem Weg befand, auf dem ich mich auf meine innere Entwicklung konzentrieren konnte. Nach einer unglücklichen Liebesgeschichte begegnete ich bei einer Vortragsveranstaltung einem buddhistischen Mönch, der in seinen roten Roben eine beeindruckende Ruhe ausstrahlte. Nach vielen Gesprächen wurde ich seine Schülerin und trat in sein Kloster ein. Seit dieser Zeit folge ich den Regeln des Klosterlebens. Von morgens bis abends ist fast jede Minute ausgefüllt mit den verschiedenen Tätigkeiten in Haus und Garten, mit Meditationsübungen und dem Studium der Texte. Alles ist darauf ausgerichtet, den Geist auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles mit größtmöglicher Achtsamkeit auszuführen. 2. Text: die westliche Praktizierende Ich wohne in einem buddhistischen Zentrum in Kiel und bin Lehrerin von Beruf. In der Schule und im Unterricht erlebe ich jede Situation als spannende Möglichkeit mehr über mich zu erfahren und Liebe und Mitgefühl oder auch geschickte Methoden zu erlernen und weiterzugeben, damit alle sich möglichst gut entwickeln. Nach der Arbeit nehme ich mir erstmal etwas Zeit um eine halbe oder eine Stunde zu meditieren. Dann bereite ich den Unterricht für den nächsten Tag vor und freue mich darauf, mit meinem Freund etwas zu kochen oder essen zu gehen. Abends ist mehrmals wöchentlich öffentliche Meditation im Zentrum. Manchmal halte auch ich einen Kurzvortrag, zu dem meistens 30 - 40 Interessierte kommen. Nach der Meditation unternehmen wir gerne etwas gemeinsam, gehen ins Kino, in die Kneipe oder in eine Diskothek. 3. Text: Yeshe Tsogyal (eine buddhistische Lehrerin aus Tibet und Verwirklicherin) Ich fühle mich nicht an gesellschaftliche Normen gebunden, sondern lebe nur die Wahrheit und helfe dadurch den Menschen. Manchmal verstehen die Menschen es nicht sofort, aber später sehen sie dann den Erfolg. Ich verwende alle Lebenssituationen, um Erkenntnis zu erlangen und benutze sie zur Meditation. Geburt, Krankheit, Schmerz, Schlaf, Traum, Liebe, sexuelle Vereinigung und Tod sind die Grundlagen meiner Übung. Mein Ziel ist nicht, eine Familie zu gründen und ich strebe auch nicht nach beruflichem Erfolg. Stattdessen widme ich mein Leben, oft in Abgeschiedenheit, der Meditation. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 17 LÖSUNG ZU 1 SCHWIERIGKEITEN VERMEIDEN STARKE GEFÜHLE VERMEIDEN KONZENTRATION UND STILLE ANSPRUCHSLOSIGKEIT DISZIPLIN ACHTSAMKEIT AUSGEGLICHENHEIT ENTWICKLUNG MEDITATION NÜTZLICHES LEBEN DAS LEBEN GENIESSEN GESELLSCHAFT MITGESTALTEN VORBILD SEIN ENERGIE VON GEFÜHLEN NUTZEN JEDE SITUATION NUTZEN LIEBE UND MITGEFÜHL 18 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de NEUE MÖGLICHKEITEN ERÖFFNEN JENSEITS VON GRENZEN GEHEN KONVENTIONEN SPRENGEN UNABHÄNGIG VON DER GESELLSCHAFT LEBEN LEBEN ALS SPIEL FURCHTLOSIGKEIT LÖSUNG ZU 2 Ein typischer Macho sitzt in seinem tiefergelegten Sportwagen, der Motor röhrt und die Stereoanlage ist voll aufgedreht. a) b) c) Nonne: macht einen großen Bogen, beachtet den Mann nicht. Laienbuddhistin: Findet die Anlage gut, sieht, dass der Mann vermutlich Komplexe hat, wünscht ihm Glück und grinst ihn im Vorbeigehen an. Verwirklicherin: Steigt in den Wagen, fragt, ob sie selbst fahren darf, und fährt dann so schnell, dass der Mann sich fürchtet, sie aber widerwillig bewundern muss und noch Wochen später lächeln muss, wenn er an sie denkt. Liebe auf den ersten Blick a) Nonne: Das kann ihr nicht passieren. b) Laienbuddhistin: Findet es wunderbar und strahlt ihr Glück auf andere. c) Verwirklicherin: Findet es wunderbar, hängt aber nicht daran. Man wird vom eigenen Freund wegen der besten Freundin verlassen. a) Nonne: Das kann ihr nicht passieren b) Laienbuddhistin: Wünscht ihnen viel Glück, versucht diese Erfahrung für den Weg zu nutzen und hilft später anderen in einer ähnlichen Situation. c) Verwirklicherin: Freut sich, dass es ihnen gut geht, ist offen für neue Begegnungen. BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 19 LÖSUNG DER VERTIEFUNG FÜR SEKUNDARSTUFE II Lösung (Lehrer) Entwicklung: Aus den Samen werden Blumen Sonne und Regen Dünger Buddhistische Erklärungen und Methoden Gesellschaftliche Bedingungen: Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation und Information, Bildung, Unabhängigkeit, Toleranz, Verhütung, Gesundheit Blumenbeet = BUDDHANATUR Samen Steine Mut, Freude, Kreativität, Mitgefühl, Weisheit, Kraft, Standfestigkeit Gesellschaftliche Hindernisse: starre Rollenbilder schlechte wirtschaftliche Bedingungen, keine Kommunikationsmöglichkeiten, geringe Bildung, keine Familienplanung, Krankheit, Kriminalität 20 BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de LÖSUNG DER VERTIEFUNG FÜR SEKUNDARSTUFE II Eigenschaften: Mut, Freude, Kreativität, aktives Mitgefühl, Weisheit, Kraft, sinnvolles Leben, Standfestigkeit… Gesellschaftliche Bedingungen: Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation und Information, Bildung, Unabhängigkeit, Toleranz, Verhütung, Gesundheit… Hindernisse: starre Rollenbilder, schlechte wirtschaftliche Bedingungen, keine Kommunikationsmöglichkeiten, geringe Bildung, keine Familienplanung, Krankheit, Kriminalität… Als Ergebnis können die Schüler herausfinden, dass die heutige demokratische westliche Gesellschaft mit ihren Möglichkeiten und ihrer Gleichberechtigung von Mann und Frau beiden Geschlechtern optimale Chancen bietet. Dies war nicht immer so, besonders die Frauen, aber auch die Männer, wenn auch weniger stark, waren in der Vergangenheit oft Zwängen unterworfen, die für ihre Entwicklung hinderlich waren. Buddhas Belehrungen gelten gleichermaßen für Männer wie für Frauen, aber erst in der heutigen Zeit können beide Geschlechter sie optimal nutzen. Beet/ Erde: Buddha-Natur Samen: Mut, Freude, Kreativität, aktives Mitgefühl, Weisheit, Kraft, Sinnhaftigkeit, Standfestigkeit Regen und Sonne: buddhistische Erklärungen und Methoden Dünger: gesellschaftliche Bedingungen: Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation und Information, Bildung, Unabhängigkeit, Toleranz, Verhütung, Gesundheit Steine: gesellschaftliche Hindernisse: starre Rollenbilder, schlechte wirtschaftliche Bedingungen, keine Kommunikationsmöglichkeiten, geringe Bildung, keine Familienplanung, Krankheit, Kriminalität BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II © 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de 21