„Untersuchung zur Neupositionierung und Novellierung der

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 „Untersuchung zur Neupositionierung und Novellierung der Aufstiegs‐
fortbildung Industriemeister in der Lebensmittelindustrie“ Zentrale Ergebnisse einer Studie Die Lebensmittelindustrie ist laut Bundesvereinigung der Deut‐
schen Ernährungsindustrie (BVE) mit rund 550.000 Beschäftigten in etwa 5.960 Betrieben der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Die geregelte Aufstiegsfortbildung „Industriemeis‐
ter Fachrichtung Lebensmittel bzw. Fachrichtung Süßwaren“ qua‐
lifiziert für den Einsatz als Führungskraft oder hochqualifizierte Fachkraft in der industriellen Lebensmittelproduktion. Die An‐
zahl der jährlich fortgebildeten Industriemeister (ca. 135) scheint im Verhältnis zur Branchengröße niedrig. Kurzbeschreibung der Studie Die Studie wurde im Zeitraum von Juni 2013 bis März 2014 vom For‐
schungsinstitut Betriebliche Bildung (f‐bb) in Kooperation mit dem Insti‐
tut für Innovation und Technik (iit) durchgeführt. Methodische Basis waren zum einen Experteninterviews mit Ver‐
bänden, Unternehmen und Bil‐
dungsdienstleistern und zum ande‐
ren eine telefonische Befragung von 250 Unternehmen unterschiedlicher Größe. Ziel einer Studie „Untersuchung zur Neupositionierung und No‐
vellierung der Aufstiegsfortbildung Industriemeister in der Le‐
bensmittelindustrie“ ( siehe Kasten) war es, die Passgenauigkeit der Fortbildung mit Blick auf den betrieblichen Bedarf zu prüfen und mögliche Faktoren, die den aktuellen und absehbaren Bedarf an Industriemeistern auf unterschiedlichen Ebenen beeinflussen, zu identifizieren. Die wesentlichen Sparten sind in die Studie mit einbezogen worden:  Fleisch‐ und fleischverarbeitende Industrie  Milch‐ und milchverarbeitende Industrie,  Herstellung von Süß‐ und Dauerbackwaren  Herstellung von Backwaren (Großbäckereien)  Herstellung alkoholischer Getränke  Herstellung nicht alkoholischer Getränke (Mineralwasser, Soft‐
drinks, Fruchtsäfte)  Herstellung von Fertiggerichten Zentrale Ergebnisse:  Eher niedriges Qualifikationsniveau: Das Qualifikationsni‐
veau ist im Vergleich zu anderen Industriezweigen in der Le‐
bensmittelindustrie eher niedrig. Etwa sieben Prozent in der Produktion verfügen über einen Hochschulabschluss. 53 Pro‐
zent der Beschäftigten sind Fachkräfte. Rund 40 Prozent der Beschäftigten sind an‐ oder ungelernt.  Hohe Bedeutung fachlicher Qualifikationen: Führungskräfte in der Produktion benötigen – unabhängig von Sparte und Be‐
triebsgröße – in erster Linie Kenntnisse im Arbeits‐, Umwelt‐ und Gesundheitsschutz, Kenntnisse der Lebensmittelsicherheit und Qualitätssicherung, die Fähigkeit zur Personalführung und Kenntnisse zur Herstellung von Roh‐ und Fertigmassen. Fachliches Know‐how zu Rohstoffen, Massen und Produkten hat auch auf der Führungsebene eine sehr hohe Bedeutung. Die Studienergebnisse tragen dazu bei, Erkenntnisse im Rahmen der Neupositionierung und Novellierung der Aufstiegsfortbildung Geprüfte/r Industriemeister/in der Fachrich‐
tungen Lebensmittel und Süßwaren zu generieren.  Rückgriff auf handwerkliche Qualifikationsprofile: Die Be‐
triebe der Einzelsparten verfolgen eigene, historisch gewach‐
1 Diese Untersuchung wurde im Auftrag des BMBF erstellt. Die Aufgabenstellung wurde vom BMBF vorgegeben. Das BMBF hat das Ergebnis
der Untersuchung nicht beeinflusst; der Auftragnehmer trägt allein die Verantwortung.
Im Auftrag des: Fachlich betreut durch:
Ausführung durch: sene Rekrutierungs‐ und Qualifizierungsstrategien. Industrielle Karrierepfade (Fachkraft für Le‐
bensmitteltechnik – Industriemeister Lebensmittel) sind in der Branche bisher stark unterreprä‐
sentiert. Betriebe setzen für die Stelle z. B. eines Schichtleiters das Qualifikationsprofil eines Handwerksmeisters (ca. 30 Prozent) oder einer erfahrenen Fachkraft (ca. 25 Prozent) voraus. Rund 4 Prozent halten die Qualifikation „Industriemeister“ für notwendig. Insbesondere in klei‐
nen und mittleren Betrieben werden handwerkliche Qualifikationen den industriellen vorgezo‐
gen. Etwa ein Viertel der befragten Betriebe beschäftigt Industriemeister, nur etwa die Hälfte dieser Personen ist als Führungskraft in der Produktion eingesetzt. Industriemeister sind eher in Großunternehmen zu finden; dort wird die Fortbildung zur Führungskräftequalifizierung be‐
reits genutzt und positiv bewertet.  Heterogener Bedarf an Industriemeistern: Der Bedarf an Industriemeistern variiert stark zwi‐
schen den Sparten und hängt von mehreren Faktoren ab. Je höher der Konsolidierungs‐ und Au‐
tomatisierungsgrad der Sparte ist, desto eher wird das industrielle Fortbildungsangebot genutzt (v. a. Süß‐ und Dauerbackwaren, Getränkeindustrie). Je stärker die Sparte traditionell handwerk‐
lich geprägt ist und Führungskräfte handwerklich sozialisiert sind, desto geringer ist der Stel‐
lenwert der industriellen Fortbildung in den befragten Betrieben (v. a. Fleischindustrie und Backwaren). Entsprechend stößt das Qualifikationsprofil in kleinen Betrieben auf geringen Be‐
darf, während Großunternehmen mit diversifizierter Produktpalette das breite Wissen der In‐
dustriemeister schätzen. Auch das eher niedrige Qualifikationsniveau der Branche sowie der hohe Kostendruck in der Produktion führen dazu, dass auf mittlerer Führungsebene häufig Fachkräfte, zum Teil sogar angelernte Fachkräfte mit einem spartenfremden Facharbeiterab‐
schluss Führungspositionen besetzen.  Absehbare Herausforderungen in der Branche: Bereits beobachtbare Industrialisierungsprozes‐
se setzen sich fort und bringen veränderte Qualifikationsanforderungen mit sich. Laut den inter‐
viewten Expertinnen und Experten steht die Branche vor Bereinigungsprozessen, die mittel‐ und langfristig mit weiteren Automatisierungsmaßnahmen einhergehen. D. h. die Anforderungen an die mittlere Führungsebene werden sich absehbar verändern, und der Bedarf an industrietechni‐
schem Know‐how wird weiter steigen. Schlussfolgerungen: Im Zuge einer Neupositionierung und Neuordnung der Aufstiegsfortbildung gilt es folgende Rahmenbedingungen der Branche zu berücksichtigen:  Heterogene Branchenstruktur: Die Branche besteht aus einem Zusammenschluss von histo‐
risch gewachsenen Einzelsparten. Eine gemeinsame Branchenidentität in der Breite scheint bisher nicht vorhanden zu sein. Bei der Neupositionierung könnte daher eine stärkere spar‐
tenspezifische Ausrichtung der Fortbildungsinhalte den spezifischen Rahmenbedingungen der Branche entsprechen.  Handwerkstradition: Die Branche ist stark kleinbetrieblich und mittelständisch geprägt. Handwerkliche Kenntnisse und Fertigkeiten werden hoch geschätzt und von den Betrieben im Vergleich zu industriell‐technischen Kenntnissen und Fertigkeiten zum Teil als noch re‐
2 Diese Untersuchung wurde im Auftrag des BMBF erstellt. Die Aufgabenstellung wurde vom BMBF vorgegeben. Das BMBF hat das Ergebnis
der Untersuchung nicht beeinflusst; der Auftragnehmer trägt allein die Verantwortung.
Im Auftrag des: Fachlich betreut durch:
Ausführung durch: levanter bewertet. Entscheidungsträger in der Produktion sind häufig selbst handwerk‐
lich/landwirtschaftlich geprägt und neigen dazu, eher den Fortbildungstraditionen zu fol‐
gen als neue Wege einzuschlagen. Betriebe handwerklich geprägter Sparten erkennen bisher keine Handlungsnotwendigkeit, ihre Führungskräftequalifizierung stärker industriell auszurichten. Bislang gelang es ihnen, ihren Bedarf mit den herkömmlichen Qualifikationsprofilen zu decken. Dies bedeutet je‐
doch nicht, dass aufgrund fortschreitender Automatisierung und sich verändernder Anfor‐
derungen, mittel‐ und langfristig kein Handlungsbedarf bestehen würde.  Fortbildungsvielfalt: Aufgrund der starken Diversifizierung der Branche gibt es eine Viel‐
zahl spartenspezifischer Aus‐ und Fortbildungsberufe aus Handwerk und Landwirtschaft, die der Industriemeisterfortbildung aus bereits genannten Gründen häufig vorgezogen werden. Eine stärkere Positionierung der industriellen Fortbildung erfordert zunächst die Sensibilisierung der Unternehmen für die Vorteile der Industriemeisterfortbildung gegen‐
über handwerklichen Fortbildungsalternativen. Hierzu scheint eine Schärfung des Profils sinnvoll zu sein, die der Fortbildung „ein Gesicht“ gibt. Benötigt wird ein intelligentes Modell der Fachlichkeit. Die Herausforderung wird sein, die Fortbildung einerseits für weniger diversifizierte (kleine und mittlere) Unternehmen attraktiver zu gestalten, d. h. sie ihren betrieblichen Bedürfnissen anzupassen sowie sie andererseits für Beschäftigte interessant zu machen und ihnen damit berufliche Perspektiven zu eröffnen. Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass Großbetriebe, die den Industriemeister Lebensmittel bis‐
her am intensivsten nutzen, mit der breit angelegten, wenig spartenspezifischen Ausrichtung der Fortbildung grundsätzlich zufrieden sind. 3 Diese Untersuchung wurde im Auftrag des BMBF erstellt. Die Aufgabenstellung wurde vom BMBF vorgegeben. Das BMBF hat das Ergebnis
der Untersuchung nicht beeinflusst; der Auftragnehmer trägt allein die Verantwortung.
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