LEBEN & GESUNDHEIT Konventhospital Linz Einzigartige Hornhauttransplantation Eine Kooperation zwischen dem Linzer Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und dem Roten Kreuz Oberösterreich ermöglicht ein in Österreich einzigartiges Verfahren im Bereich der Augenheilkunde: Spezialisten des Roten Kreuzes stellen Hornhauttransplantate in höchster Qualität für ein modernes Operationsverfahren am Brüderkrankenhaus her. TEXT: OA DR. PAUL JIRAK D ank einer mehrjährigen Kooperation der Abteilung für Augenheilkunde im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz, das in der stationären Behandlung von Augenerkrankungen das Leitspital in Oberösterreich ist, und der Blutzentrale Linz des Roten Kreuzes Oberösterreich können Hornhauttransplantate in höchster und kontrollierter Qualität bereitgestellt werden. Sie finden in einer modernen Operationstechnik, der „Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty“ (kurz DMEK) Anwendung. „Bei diesem Verfahren wird nicht mehr wie herkömmlich die gesamte Hornhaut ausgetauscht, sondern nur die erkrankte Innenschicht der Hornhaut – das Endothel – transplantiert. So ist dieser Eingriff OA Dr. Paul Jirak (l.) und Primarius Univ.-Prof. DDr. Ulrich Schönherr von der Abteilung für Augenheilkunde am Konventhospital Linz 6 granat apfel 1|2014 Primarius Dr. Christian Gabriel, ärztlicher Leiter der Blutzentrale Linz des Roten Kreuzes Oberösterreich deutlich weniger invasiv, schonender und die Heilungsphase erheblich kürzer. PatientInnen können viel schneller die Sehkraft wieder erlangen. Diese Methode ist ideal für die Behandlung verschiedener Hornhauterkrankungen“, erklärt Primarius Univ.-Prof. DDr. Ulrich Schönherr, Vorstand der Abteilung für Augenheilkunde am Linzer Ordenskrankenhaus. Transparentes Fenster Hornhaut Die Hornhaut ist das transparente Fenster des Auges nach außen. Hierbei ist eine möglichst hohe Transparenz wichtig, um das einfallende Licht ungestört auf der Netzhaut, dem Film des Auges, abbilden zu können. Im Rahmen verschiedenster Erkrankungen kann sich die Hornhaut eintrüben. Dies führt zu einer zunehmenden Einschränkung des Sehvermögens, im Extremfall sogar zur Erblindung. Der Grund für diese Eintrübung liegt in 30 bis 50 Prozent der Fälle in einer Schädigung des sogenannten Endothels der Hornhaut, der innersten, äußerst dünnen Zellschicht. Die dort liegenden Hornhaut-Endothelzellen sind von ihrer Funktion her kleine Pumpen, die beständig Wasser aus dem Hornhautgewebe herauspumpen. So wird die Transparenz der Hornhaut gewährleistet. Eine Schädigung dieser „Pumpzellen“ kann durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden und führt zu einer Quellung der Hornhaut und schließlich zur Eintrübung. Konventhospital Linz Durch verschiedene Erkrankungen kann sich die Hornhaut eintrüben, wodurch das Sehvermögen zunehmend eingeschränkt wird. Fotos: Barmherzige Brüder Linz, Rotes Kreuz OÖ, Bildagentur Waldhäusl/Chromorange/Hochheimer Normann Effizientes Operationsverfahren Mit der schichtweisen Transplantation der Descemet-Membran (kurz DMEK) steht hier ein effizientes Operationsverfahren zur Verfügung, das im Gegensatz zur perforierenden Hornhauttransplantation eine viel schnellere Erholung der Sehschärfe gewährleistet. Auch die endgültige Sehschärfe ist in der Regel deutlich besser. Bisher war die Gewinnung von geeigneten Transplantaten für die DMEK kompliziert. Die Präparation führt bei Misserfolg zu einem Verlust von ohnehin knappem Spendergewebe. Weiters stellt die Präparation vor Ort auch hohe Anforderungen an die Logistik und räumliche Ausstattung mit Reinräumen. Und nicht zuletzt fehlt hier in der Regel eine hochwertige Qualitätskontrolle. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, dass die DMEK weltweit noch selten eingesetzt werden kann. Es wird nicht mehr die gesamte Hornhaut ausgetauscht, sondern nur die erkrankte Innenschicht transplantiert. Hornhautbank Linz In Zusammenarbeit mit der Hornhautbank Linz des Roten Kreuzes Oberösterreich wurde nun erstmals in Österreich die Möglichkeit geschaffen, fertig präparierte DMEK-Transplantate in einem hochsensiblen Prozess herzustellen. Ein speziell geschultes und spezialisiertes Team präpariert in der Hornhautbank die fertigen DMEK-Transplantate. „Das hervorragende Know-how der größten Abteilung für Augenheilkunde in Oberösterreich am Linzer Krankenhaus der B ­ armherzigen Brüder hat uns geholfen, als einzige EU-konforme Ge- Präparation der Hornhaut für die Transplantation webebank Österreichs DMEKs herzustellen“, betont der ärztliche Leiter der Blutzentrale Linz des Oberösterreichischen Roten Kreuzes, Primarius Dr. ­Christian Gabriel. „Es ist nun ein logischer Schritt, weitere Forschungen und Entwicklungen für die oberösterreichischen PatientInnen in dieser Richtung gemeinsam zu unternehmen.“ Aus dieser Kooperation ergeben sich viele Vorteile: ein geringerer Verlust an Hornhäuten durch hohe Spezialisierung, eine bessere Qualität der Transplantate durch viele Kontrollen, auch nach der Präparation, eine höhere Effizienz und einfachere Logistik bei der Operationsplanung und günstigere Gesamtkosten. Zudem ermöglichen strukturierte Prozesse und genaue Dokumentation allerhöchste Produktqualität und Patientensicherheit. Für mich als Hornhautchirurgen und meine Kollegen von der Augenabteilung der Barmherzigen Brüder stellt die Möglichkeit, fertig präparierte Transplantate bestellen zu können, eine erhebliche Erleichterung im Arbeitsablauf dar. So können wir uns noch besser auf das Wesentliche, die eigentliche Transplantation, konzentrieren. Außerdem können wir uns auf die hervorragende Qualität der DMEK-Transplantate der Blutzentrale Linz verlassen. « 7