Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 1. Definition des Begriffs Infektion Bei einer Infektion dringen Krankheitserreger in den Körper ein, die sich hier entwickeln oder vermehren. Hierbei kann es zum Ausbruch einer Infektionskrankheit kommen. Die Infektion kann aber auch symptomlos verlaufen. Man spricht in diesem Zusammenhang dann von einem inapparenten Verlauf. 2. Arten von Infektionskrankheiten 2.1 Lokale Infektionskrankheiten 2.1.1 Kennzeichen einer lokalen Infektion Bei einer lokalen Infektion sind die Reaktionen des Körpers meistens auf die Eintrittsstelle der Erreger begrenzt. Der typische Ablauf sieht wie folgt aus: o o o o o o Eindringen der Erreger (meist Bakterien) durch eine Eintrittspforte über die Haut oder Schleimhaut an dieser Stelle typische Entzündungszeichen. Rötung, Schwellung, Hitze, Schmerz und Beeinträchtigung der Funktion Erkrankung abhängig von der Menge und Virulenz (Aggressivität) des eingedrungenen Erregers Diagnose einfach zu stellen, da Symptome seitens des betroffenen Organs (z.B. Durchfälle bei Enteritis) keine Krankheitsimmunität, aber evtl. leichterer Verlauf der erneuten Krankheit mit den gleichen Erregern Blutbild: meist Leukozytose 2.1.2 Komplikationen von lokalen Infektionen o o o o Übergreifen der Erreger auf das Nachbargewebe, Bildung von Phlegmonen Eindringen der Erreger in das Lymphsystem, Entstehen einer Lymphangitis oder eines Erysipels (Wundrose) Eindringen der Erreger in die Blutbahn mit Bakteriämie oder Sepsis durch Ektotoxine (Ausscheidungsgifte der Bakterien) Fernwirkungen auf andere Organe möglich, z.B. kann es bei Diphterie durch die Fernwirkung der Toxine zu einer Herzmuskelschädigung kommen 2.1.3 Beispiele für lokale Infektionen Gasbrand, Gasödem Tetanus Milzbrand Diphterie Enteritis infectiosa Gonorrhoe Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 1 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 2.2 Generalisierte (zyklische) Infektionskrankheiten 2.2.1 Allgemeines Bei einer generalisierten (zyklischen) Infektion ist der gesamte Organismus betroffen. Die Krankheitserreger dringen in den Körper ein, vermehren sich, breiten sich über den Blutweg aus und befallen erst dann das „ins Visier genommene“ Organ. Es gibt bei der generalisierten (zyklischen) Infektionskrankheit einen dreiphasigen Ablauf: Inkubationszeit Generalisation Organmanifestation 2.2.2 Die drei Phasen einer generalisierten (zyklischen) Infektion im Detail 1. Phase: Inkubationszeit o Eindringen der Erreger (Viren, Bakterien, Protozoen) in den Körper o keine Krankheitserscheinungen an der Eintrittspforte der Erreger o Erreger dringen in das Blutkreislauf‐ oder Lymphsystem ein, vermehren sich in den Abwehrzellen des Monozyten‐Makrophagen‐Systems (MMS) 2. Phase: Generalisation o Erreger werden frei gesetzt und befinden sich erneut im Blut, die erneute Erregereinschwemmung ins Blut (Bakteriämie, Virämie) führt zu unterschiedlich heftigen Allgemeinreaktionen, wie Fieber mit relativer Bradykardie (= ein in Bezug zur Fieberhöhe zu niedriger Puls), Leukopenie (Abnahme der weißen Blutkörperchen) und Milzschwellung o richtige Diagnose ist während dieses Stadiums schwer zu stellen, da typische Organbefunde fehlen o da sich die Erreger aber zu diesem Zeitpunkt im Blut aufhalten, ist es möglich, sie anhand einer Blutuntersuchung nachzuweisen 1. Fiebergipfel 3. Phase: Organmanifestation o die Erreger befallen ein oder mehrere Organe, zu denen sie eine bestimmte Affinität haben o es treten organtypische Krankheitserscheinungen auf, wie z.B. Ikterus bei Virushepatitis o länger dauernde Immunität 2. Fiebergipfel Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 2 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 2.2.3 Unterteilung der generalisierten (zyklischen) Infektionskrankheiten 2.2.3.1 Grundsätzliche Unterteilung akut Verlauf Überwiegen des Generalisations‐ stadiums Hervortreten eines Stadiums subakut Überwiegen des Organstadiums chronisch 2.2.3.2 Beispiele akute zyklische Infektionskrankheiten • Virushepatitis • Röteln • Masern • Mumps • Windpocken • Pocken • Poliomyelitis • Gelbfieber subakute rezidivierende zyklische Infektionskrankheiten • Malaria • Rückfallfieber • Brucellosen Christiane G. akute zyklische Infektionskrankheiten mit Überwiegen des Generalisationsstadiums akute zyklische Infektionskrankheiten mit Überwiegen des Organstadiums • Typhus abdominalis • Leptospirosen • Tularämie • Fleckfieber • Meningitis chronische zyklische Infektionskrankheiten gutartiger Tumor aus Fettgewebe mit Kapsel • Syphilis • Tuberkolose • Lepra Stand: Mai 2011 Seite 3 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3. Beziehungen zwischen Mikroorganismen und Mensch 3.1 Symbionten, Parasiten, Saprophyten Symbionten o Zusammenleben artverschiedener Organismen zu gegenseitigem Nutzen o größerer Symbiosepartner = Wirt, kleinerer Symbiosepartner = Symbiont o Beispiel: Mensch (Wirt) und seine Darmflora (Symbiont) Parasiten o Schmarotzer, die durch Stoffentzug auf Kosten eines anderen Lebewesens existieren o im engeren Sinn: Würmer, Flöhe, Läuse, Zecken, Milben o im weiteren Sinn: auch Viren, Bakterien und Pilze Saprophyten o leben von toter organischer Substanz o nützen dem Wirt nicht, aber schädigen ihn auch nicht, z.B. Pilze auf der Haut o können aber bei Veränderung des Hautmilieus zum Parasiten werden (und wieder umgekehrt) 3.2 Eigenschaften von Mikroorganismen 3.2.1 Pathagonität Pathogenität ist die grundsätzliche Fähigkeit von Mikroorganismen, krankhafte Zustände herbeizuführen. 3.2.2 Unterscheidung pathogen – apathogen – fakultativ pathogen pathogener Keim o grundsätzlich fähig, bei einem Wirt krankhafte Zustände herbeizuführen apathogener Keim o grundsätzlich unfähig, bei einem Wirt krankhafte Zustände herbeizuführen fakultativ pathogener Keim (Oppurtunist) o kann bei Abwehrschwäche bei einem Wirt krankhafte Zustände herbeizuführen 3.2.3 Ausprägungsgrad der Pathogenität: Virulenz Während die Pathogenität die grundsätzliche Fähigkeit eines Mikroorganismus angibt, Krankheitserscheinungen hervorrufen zu können, gibt die Virulenz den Ausprägungsgrad der Pathogenität an. Man meint hiermit die Lebenskraft, die Aggressivität eines Erregers. Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 4 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3.3 Eigenschaften von Menschen: Resistenz – Empfänglichkeit – Anfälligkeit Resistenz Tatsache, dass eine bestimmte Erregerart beim Wirt nicht die Fähigkeit besitzt, Krankheitserscheinungen auszulösen Artmerkmal des Infizierten, genetisch bedingt Resistenz besteht meist lebenslang Empfänglichkeit ein Krankheitserreger kann sich grundsätzlich im Körper ansiedeln, es muss aber nicht bei jeder Ansiedlung zu einem Krankheitsausbruch kommen Anfälligkeit das besondere Verhältnis eines bestimmten Individuums zu einem Krankheitserreger Erkrankung abhängig von der aktuellen Lebensphase, von psychischen Faktoren, aber auch von der Art der Ernährung, der Einnahme bestimmter Medikamente 3.4 Immunität 3.4.1 Definition Immunität ist das Geschütztsein eines Organismus gegen einen bestimmten Erreger. Man unterscheidet zwischen unspezifischer und spezifischer Immunität, zwischen angeborener und erworbener Immunität, zwischen natürlicher und künstlicher Immunität. 3.4.1.1 Unspezifische und spezifische Immunität unspezifische Immunität spezifische Immunität • kommt durch eine Reihe von Schutzmechanismen zustande: • durch den Säureschutzmantel der Haut • durch antibakterielle Enzyme in Mund, Magen und Darm • durch Fresszellen (Phagozyten) • durch das Komplement (Ergän‐ zungssystem des Abwehrsystems) • durch Schleim und Flimmerhärchen • besteht angeborenermaßen • Schutz gegen einen ganz bestimmten Erregertyp • erworbenermaßen • durch Überstehen einer Infektionskrankheit • durch "stille Feiung" bei einem symptomlosen Verlauf • durch Impfung • angeborenermaßen (leihweise) • beim Säugling "Leihimmunität" durch mütterliche Antikörper Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 5 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3.4.1.2 Angeborene und erworbene Immunität angeborene Immunität erworbene Immunität • hier spielen die Faktoren eine Rolle, die bei der unspezifischen Immunität aufgezählt worden sind, z.B. Fresszellen, Säureschutzmantel der Haut, antibakterielle Enzyme • hierzu gehört auch die (spezifische) "Leihimmunität" des Säuglings, sie wurde angeboren, nicht erworben, sondern nur vom Abwehrsystem der Mutter geliehen • Erwerb möglich durch: • das Überstehen einer Infektionskrankheit • durch "stille Feiung" (symptomloser Verlauf) • durch Impfung 3.4.1.3 Natürliche und künstliche Immunität natürliche Immunität künstliche Immunität • angeborenermaßen (bestimmte Schutzmechanismen, auch die "Leihimmunität" des Säuglings) oder • erworbenermaßen (durch das Durchstehen einer Infektions‐ krankheit, durch "stille Feiung" = symptomloser Verlauf) • Immunität wurde durch eine Impfung erworben (aktive und passive Impfung) 3.4.2 Gesamtüberblick Immunität Begriffe angeborene Immunität erworbene Immunität künstliche Immunität natürliche Immunität spezifische Immunität Überstehen einer Infektionskrankheit X X X stille Feiung X X X Impfung X X unspezifische Immunität X Leihimmunität des Säuglings X X Säureschutzmantel der Haut X X X Fresszellen X X X antibakterielle Enzyme X X X Komplement X X X Schleim und Flimmerhärchen X X X Christiane G. Stand: Mai 2011 X Seite 6 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3.5 Anthroponosen und Zoonosen Anthroponosen o Erkrankungen, die nur beim Menschen auftreten können Zoonosen o können bei Wirbeltieren und beim Menschen vorkommen, z.B. Tollwut und Ornithose (Papageienkrankheit) Bei den Zoonosen unterscheidet man zwischen: Anthropozoonosen o werden vom Menschen auf das Tier übertragen Zooanthroponosen o können vom Tier auf den Menschen übertragen werden 3.6 Superinfektion – Sekundärinfektion – Reinfektion Superinfektion Sekundärinfektion Reinfektion • es liegt bereits eine Infektion mit einem Erreger vor • die Erkrankung "läuft noch", es gibt noch Symptome leichterer Art • dann erfolgt eine erneute Infektion mit dem gleichen Erreger • es besteht bereits eine Infektion • nun kommt ein zweiter Erreger hinzu • typisch bei Erkrankungen der Atemwege (deren Auslöser Viren sind, die Viren ebnen durch Veränderung der Schleimhäute den Bakterien den Weg) • nach Ausheilung einer Erkrankung erneute Ansteckung mit dem gleichen Erreger • im Gegensatz zur Superinfektion ist bei einer Reinfektion die Krankheit bereits abgeschlossen Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 7 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3.7 Epidemie – Endemie – Pandemie Epidemie o gehäuftes Auftreten einer Infektionskrankheit in einem bestimmten Gebiet zu einer bestimmten Zeit o Merkmal: zeitlich und räumlich begrenzt o z.B. Auftreten von Cholera nach einem großen Erdbeben infolge der mangelnden hygienischen Verhältnisse in einem bestimmten Gebiet Endemie o Dauerverseuchung eines bestimmten Gebietes o Merkmal: ständiges Vorkommen in einem bestimmten Gebiet o z.B. Malaria in bestimmten sumpfigen Gebieten der Tropen Pandemie o die Ausbreitung einer Infektionskrankheit über Länder und Kontinente o z.B. Ausbreitung von AIDS 3.8 Morbidität – Mortalität – Letalität Morbidität = Krankheitshäufigkeit o Gibt an, wie viel Prozent einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (Population) innerhalb eines bestimmten Zeitraums an einer bestimmten Krankheit leiden Mortalität = Sterblichkeit, Sterbeziffer o nennt die Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum an einer bestimmten Erkrankung, bezogen auf die Gesamtbevölkerung oder auf bestimmte Bevölkerungsanteile Letalität = Tödlichkeit o gibt die Tödlichkeit einer bestimmten Erkrankung an, d.h. wie viel Prozent an einer bestimmten Erkrankung Erkrankten auch daran sterben Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 8 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 3.9 Sepsis – Bakteriämie – Pyämie Sepsis („Blutvergiftung“) o von einem Herd gelangen reichlich bis massenhaft Erreger ins Blut o hierdurch Absiedelung an weiteren Organen möglich o Leitsymptom: Schüttelfrost und hohes Fieber o Verursachung in erster Linie durch Bakterien, (manchmal aber auch durch Pilze, Protozoen und Würmer) o kann bei einer lokalen Infektionskrankheit und auch bei einer generalisierten Infektionskrankheit auftreten Bakteriämie o Ausgang von einem Herd nicht typisch, aber möglich o vorübergehendes Auftreten von Bakterien im Blut, z.B. im Generalisationsstadium einer zyklischen Infektionskrankheit o weniger Erreger im Blut als bei einer Sepsis o je nach Erregermenge mäßiges bis hohes Fieber o keine Absiedelung von neuem Herd Pyämie o Sonderfall einer Sepsis o Es handelt sich um Eitererreger, die von einem Herd reichlich und massenhaft ins Blut gelangen und sich an anderen Organen absiedeln o Es kann an verschiedenen Stellen zu eitrigen Metastasen kommen o Die Symptome sind wie bei der Sepsis Schüttelfrost und hohes Fieber 4. Schutzimpfung 4.1 Definition Bei der Schutzimpfung wird eine künstliche Immunität zur Vorbeugung gegen bestimmte Infektionskrankheiten erzeugt. Man unterscheidet zwischen einer aktiven und passiven Impfung. Bei beiden Impfungen wird ein Fremdeiweiß injiziert, sodass es zu Unverträglichkeiten kommen kann. 4.1.1 Aktive und passive Impfung Aktive Impfung (aktive Immunisierung) o es wird ein abgetöteter oder virulenzabgeschwächter Erreger verabreicht o mit dem Ziel, dass der Organismus selbst gegen diesen Erreger Antikörper bildet und sich in diesem Fall eine lang anhaltende Immunität gegen die betreffende Krankheit ausbildet Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 9 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe Passive Impfung (passive Immunisierung) o hat sich jemand bereits mit einem bestimmten Erreger infiziert, können ihm die spezifischen Antikörper (Immunglobuline) gespritzt werden o der richtige Zeitpunkt für die Impfung ist der, wenn es zur Virämie gekommen ist, sich also Viren im Blut befinden o der Organismus braucht in diesem Fall selbst keine Antikörper produzieren o Nachteile: hohe Kosten, relativ große Anzahl von „Impfversagern“, Schutzwirkung hält nur ein bis drei Monate 4.1.2 Impfstoffe (Vakzine) zur aktiven Immunisierung Toxoide entgiftete Toxine gibt es gegen Diphterie und Tetanus Impfstoffe aus Mikroorganismen oder Teilen von Mikroorganismen Totimpfstoffe Lebendimpfstoffe bestehen aus abgetöteten Erregern sind weniger immunogen (Immunität bewirkend) als Lebendimpfstoffe deshalb sind mehrere Impfungen erforderlich, um eine ausreichende Immunität zu erreichen gibt es z.B. gegen Keuchhusten, Tollwut, Hepatitis B und Influenza bestehen aus vermehrungsfähigen, virulenzabgeschwächten Erregern sind immunogener als Totimpfstoffe es genügt im Allgemeinen ein einmaliges Impfen, um eine langandauernde Immunität zu erreichen gibt es z.B. gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Gelbfieber Kontraindikation bei Abwehrgeschwächten, Schwangeren und bei fieberhaften Infekten 4.1.3 Impfreaktion und Impfschaden Impfreaktion o allergische Reaktionen o Fieber o Enzephalitis (v.a. nach Masernimpfung) o abgeschwächte Erscheinungen der jeweiligen Erkrankung Impfschaden o ist ein über die übliche Impfreaktion hinausgehender Gesundheitsschaden o für einen Impfschaden besteht Meldepflicht! Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 10 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 5. Bekämpfung von Krankheitserregern Sterilisation o Befreiung eines Gegenstandes von vermehrungsfähigen pathogenen und apathogenen Keimen o ein sterilisierter Gegenstand ist keimfrei, d.h. es befinden sich auf ihm weder pathogene noch apathogene Keime Desinfektion (Entseuchung) o gezielte Abtötung, Reduzierung bzw. irreversible Inaktivierung bestimmter Krankheitserreger o ein desinfizierter Gegenstand ist (lediglich) frei von pathogenen Keimen Für die Heißluftsterilisation sind folgende Vorgaben zu beachten: • • 180° C und mindestens 30 Minuten Einwirkungszeit bei Gegenständen, die nur auf 160° C erhitzt werden dürfen, beträgt die Einwirkungszeit mindestens 200 Minuten 6. Körpertemperatur, Hyperthermie, Fieber 6.1 Körpertemperatur 6.1.1 Das Körpertemperaturregulationszentrum Das Körpertemperaturregulationszentrum liegt im Hypothalamus, einem Gebiet im Zwischenhirn. Hier wird die Höhe der Köpertemperatur durch eine bestimmte Sollwerteinstellung vorgegeben. Thermorezeptoren in Haut, im Rückenmark und in der Nähe des Hypothalamus messen die tatsächlich vorliegenden Temperaturen und melden diese an das Temperaturzentrum. Liegt die Köpertemperatur unter der Sollwerteinstellung des Körpertemperaturregulationszentrums, können durch den Hypothalamus folgende Gegenregulationsmaßnahmen eingeleitet werden: • • • Muskelzittern Zusammenziehen der Hautgefäße (Haut erscheint blass) Stoppen der Schweißproduktion Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 11 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 6.1.2 Körpertemperatur: Kerntemperatur und Schalentemperatur Kerntemperatur, ca. 37° C Schalentemperatur, ca. 28° C • Temperatur im Inneren des Rumpfes und des Kopfes • wichtig für das Funktionieren der inneren Organe • Beeinflussung durch eine Änderung der Hautdurchblutung • bei Kälte Einschränkung der Hautdurchblutung (Hautblässe) • bei Wärme Erweiterung der Hautgefäße (Haut sieht rötlich aus) • durch Alkohol Weitstellung der Hautgefäße, verbunden mit einem Absinken der Kerntemperatur (hier kann es zum Unterkühlen der inneren Organe und somit zu Erfrierungen kommen) • gehört zur Haut und zu den Extremitäten Der Höchstwert der Körpertemperatur wird um rund 18 Uhr gemessen, der Tiefstwert morgens um 3 Uhr. 6.2 Hyperthermie (Überwärmung) Bei der Hyperthermie kommt es zu einer Überwärmung des Körpers durch eine unzureichende Wärmeabgabe oder durch eine vermehrte Wärmezufuhr von außen, z.B. durch eine vermehrte Wärmezufuhr aufgrund intensiver Sonnenbestrahlung. Im Gegensatz zum Fieber bleibt bei der Hyperthermie die Sollwerteinstellung im Hypothalamus unverändert. Einsatz der Hyperthermie: • • in der Behandlung von Krebserkrankungen bei Therapieverfahren wie Schröpfen, Baunscheidtieren und Wärmeauflagen 6.3 Fieber 6.3.1 Definition und Auslösung des Fiebers Beim Fieber kommt es zu einer Erhöhung der Körpertemperatur aufgrund einer Heraufsetzung des Sollwertes durch das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus. Auslöser für die Heraufsetzung sind meistens fiebererzeugende Stoffe, sog. Pyrogene. Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 12 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe Pyrogene (fiebererzeugende Stoffe) Exogene Pyrogene Endogene Pyrogene Ausscheidungs‐ und Zerfalls‐ produkte von Bakterien oder von Viren stammen aus körpereigenen Makrophagen (Fresszellen) oder anderen zugrunde gegangenen Zellen 6.3.2 Vorteile und Gefahr des Fiebers Vorteile des Fiebers Gefahr des Fiebers • Abwehrreaktion des Körpers gegen die Erkrankung • Stimulierung der Leukozyten zu einer erhöhten Tätigkeit • vermehrte Ausschüttung von Interferon (Substanz zur Hemmung der Virenproduktion) • besserer Ablauf von Enzymreaktionen • Belastung für Herz und Kreislauf • Temperaturen um 43° C sind tödlich • besondere Gefährdung von Säuglingen und Kleinkindern, bei ihnen kann es wegen der Labilität des Wasser‐ und Elektrolythaus‐ haltes zum Hirnödem oder zum Kreislaufschock kommen, daher bei hohem Fieber von Säuglingen und Kindern sofortige Verweisung der Mutter an den Kinderarzt 6.3.3 Fieberkrämpfe Fieberkrämpfe bei Kleinkindern (v.a. zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr) Christiane G. sofortige Klinikeinweisung Gefahr eines späteren Anfallsleidens (Epilepsie) Stand: Mai 2011 Seite 13 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 6.3.4 Schüttelfrost Nicht gemeint ist das Frösteln bei einem grippalen Infekt. Typische Kennzeichen des Schüttelfrosts sind: • Zähneklappern • äußerst starkes Kältegefühl • grobschlägiges Zittern • nach 30 Minuten starkes Hitzegefühl mit Schweißausbruch und einem Anstieg der Körpertemperatur auf über 39° C Schüttelfrost ist ein Hinweis darauf, dass Krankheitserreger in die Blutbahn (Sepsis) gelangt sind. Schüttelfrost ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bedarf einer ärztlichen Behandlung und den Einsatz von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Schüttelfrost ist typisch bei Malaria 6.3.5 Fieberabfall Lytische Entfieberung o Entfieberung langsam und allmählich im Verlauf von Tagen Kritische Entfieberung o Fieberabfall innerhalb von Stunden; es besteht die Gefahr eines Herz‐Kreislauf‐ Versagens 6.3.6 Normale Körpertemperatur Axilliare Messung o bis 36,8° C (meist 36,5° C) Sublinguale Messung (unter der Zunge gemessen) o bis 37,0° C (meist 36,7° C) Rektale Messung o bis 37,3° C (meist 37,0° C) 6.3.7 Fieberhöhe subfebrile Temperaturen o bis 38° C mäßiges Fieber o bis 38,5° C Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 14 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe hohes Fieber o über 39° C 6.3.8 Typische Fieberverläufe intermittierendes Fieber • Fieberanfälle stundenweise • im Laufe des Tages unterschiedlich hohe Temperaturen • dazwischen fieberfreie Intervalle remittierendes Fieber • Tagesschwankungen von 1 bis 1,5° C kontinuierliches Fieber (Kontinua‐ Fieber) • Fieber von ziemlich gleichbleibender Höhe (meist um 39° C) • Tagesschwankungen unter 1° C • keine fieberfreien Intervalle typisch für Lokalinfektionen z.B. bei Malaria septisches Fieber • Beginn meist plötzlich mit Schüttelfrost und nachfolgend hohem Fieber • danach meist intermittierendes Fieber z.B. bei Nebenhöhlen‐ entzündung (Sinusitis) undulierendes (wellenförmiges) Fieber • die Fieberkurve verläuft wellenförmig z.B. bei Brucellosen Christiane G. Stand: Mai 2011 z.B. bei Lungenent‐ zündung, Thyphus, Fleckfieber, Ornithose Dromedarfieber‐ kurve • charakteristisch für Virenerkrankungen • erste Fieberphase mit Müdigkeit, Glieder‐ und Kopfschmerzen • zweite Fieberphase mit spezifischen Organmanifestationen z.B. bei Gelbfieber Seite 15 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 7. Definition übertragbare Krankheit Übertragbare Krankheit im Sinne des Infektionsschutzgesetz ist „eine durch Krankheitserreger oder deren toxische Produkte, die unmittelbar oder mittelbar auf den Menschen übertragen werden, verursachte Krankheit“, § 2 Nr. 3 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG). Unmittelbare Übertragung o direkte oder indirekte Übertragung auf eine andere Person, z.B. Masern o die Krankheit ist ansteckend Mittelbare Übertragung o Übertragung unter Benutzung eines Mittels, z.B. Übertragung von Malaria nur über eine Mücke o Malaria ist nicht ansteckend 8. Übertragungsarten von Infektionskrankheiten 8.1 Allgemeine Übertragungsarten Austausch von Körpersäften • Ansteckung über Samenflüssigkeit oder das Blut • z.B. AIDS Kontaktinfektion • direkte Kontaktinfektion •v.a. durch Berührung mit den Händen • indirekte Kontaktinfektion orale Infektion durch inizierte Speisen oder Getränke • durch Fehler bei der Haltbarmachung oder Aufbewahrung von Lebensmitteln • z.B. Salmonellener‐ krankungen •über die Berührung eines verseuchten Gegenstandes parenterale Übertragung • unter Umgehung des Verdauungstraktes, der Erreger gelangt direkt in die Körperflüssigkeit • z.B. durch unsterile Kanülen Christiane G. Schmierinfektion Staubinhalation • fäkal‐orale Infektion • Erreger wird mit dem Stuhl ausgeschieden, dann verschmiert und von einer Person wieder oral aufgenommen • z.B. Übertragung von Thyphus und Cholera • aerogene Ansteckung • durch Einatmen von erregerhaltigem Staub • z.B. Übertragung von Ornithose und Lungemilzbrand Stand: Mai 2011 Seite 16 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe Tröpfcheninfektion • durch keimhaltige Tröpfchen • durch Ansprechen, Anhusten, Anniesen • sehr häufig, insb. bei Erkältungs‐ und Kinderkrankheiten vektorielle Übertragung • Vektor = ein Überträger von Krankheitserregern • z.B. eine Stechmücke oder eine Zecke 8.2 Spezielle Übertragungsmöglichkeiten von der Mutter auf das Kind diaplazentare Übertragung • Ansteckung von der Mutter über die Plazenta auf den Embryo oder den Fötus • z.B. Röteln pränatale Ansteckung • Ansteckung des Kindes vor der Geburt über die Plazenta auf das Kind perinatale Ansteckung • Ansteckung des Kindes um den Zeitpunkt der Geburt herum postnatale Ansteckung • Ansteckung des Kindes nach der Geburt z.B. über die Muttermilch Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 17 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 9. Infektionswege von Krankheitserregern Wege von Erregern in den Körper Atemwege Verdauungstrakt Urogenitaltrakt verletzte und unverletzte Haut, Schleimhäute und die Bindehaut des Auges 10. Wichtige „Einstiegs-Begriffe“ des Infektionsschutzgesetzes Kranker Krankheitsverdächtiger • eine Person, die an einer übertragbaren Krankheit erkrankt ist, § 2 Nr. 4 IfSG (Infektionsschutz‐ gesetz) • eine Person, bei der Symptome bestehen, welche das Vorliegen einer bestimmten Krankheit vermuten lassen, § 2 Nr. 5 IfSG Ausscheider Ansteckungsverdächtiger • eine Person, die Krankheitserreger ausscheidet und dadurch eine Ansteckungsquelle für die Allgemeinheit sein kann, ohne krank oder krankheitsverdächtig zu sein, § 2 Nr. 6 IfSG Christiane G. • eine Person, von der anzunehmen ist, dass sie Krankheitserreger aufgenommen hat, ohne krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider zu sein, § 2 Nr. 7 IfSG Stand: Mai 2011 Seite 18 von 19 Referat Allgemeine Infektionslehre Teil 1 Grundbegriffe 11. Einteilung der Krankheitserscheinungen bei Infektionskrankheiten 11.1 nach dem zeitlichen Ablauf von Krankheitserscheinungen foudroyanter (fulminanter) Verlauf • Beginn äußerst plötzlich • Krankheitsverlauf schnell und schwer • endet oft tödlich chronischer Verlauf • Beginn langsam • Erkrankung oft über Wochen, Monate oder sogar Jahre akuter Verlauf • Beginn plötzlich • mehrere Tage anhaltendes Fieber rezidivierender Verlauf • wiederholte Krankheitsschübe, evtl. mit Fieberanfällen subakuter Verlauf • Beginn nicht so plötzlich wie bei der akuten Erkrankung und nicht so heftig • liegt zwischen einem akuten und einem chronischen Verlauf Verlauf mit Latenzphasen • zwischen den Krankheitsphasen Monate bis Jahre beschwerdefreie Intervalle 11.2 nach dem Schweregrad des Krankheitsverlaufs stumme Infektion o überhaupt keine Symptome, es kommt zu einer stillen Feiung abortive Infektion o abgekürzter und leichter Krankheitsverlauf manifeste Infektion o deutliche Krankheitserscheinungen Christiane G. Stand: Mai 2011 Seite 19 von 19