11 mm Fühlen sich Ihre Kunden wohl in ihrer Haut? Wie war das noch? Und wie erkläre ich es dem Ob Akne oder Rosazea: der Leidensdruck der Betrof- Kunden? Die Lösung: Beratungspraxis! fenen ist in beiden Fällen hoch. Eine gute Beratung Die Buchreihe vermittelt das nötige Hintergrundwissen zu Erkrankungen und Therapie auf Rezept oder für die Selbstmedikation. Mit ausformulierten Beratungssätzen an der Randspalte erhalten Sie Hilfestellungen für Ihre patientengerechte Beratung. in der Apotheke bewirkt hier viel. Alleine mit einer Umstellung der Pflegeprodukte kann das Hautbild schon deutlich verbessert werden. Nutzen Sie diese optimale Möglichkeit, Fachkompetenz zu zeigen: Informieren Sie patientengerecht zu Erkrankung Fallbeispiele greifen typische Apothekensituationen und Therapie auf und regen dazu an, mit den Kunden ins Gespräch Beraten Sie zu Besonderheiten der zu kommen. Pharmazeutisches Fachwissen übersetzt in patientengerechte Information. Arzneimittelanwendung Empfehlen Sie die passende Hauptpflege und Beratungspraxis Akne und Rosazea Aus der Praxis – für die Praxis. Beratungspraxis Akne und Rosazea verhelfen Sie damit zu mehr Lebensqualität Spaß an der Beratung durch fundiertes Wissen! Monika Schneider Ich berate gerne! Schneider ISBN 978-3-7692-5860-8 www.deutscher-apotheker-verlag.de 9 783769 258608 + lokale und systemische Therapie + Hautreinigung und -pflege + Tipps für den Alltag Schneider Beratungspraxis Akne und Rosazea Beratungspraxis Akne und Rosazea Monika Schneider, Mainz Mit 20 Abbildungen und 44 Tabellen Anschrift der Autorin Monika Schneider Schultheissweg 1 53252 Mainz E-Mail: [email protected] Alle Angaben in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft. Dennoch können die Autorin und der Verlag keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen. Ein Markenzeichen kann warenzeichenrechtlich geschützt sein, auch wenn ein Hinweis auf etwa bestehende Schutzrechte fehlt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, Nachdrucke, Mikroverfilmungen oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. 1. Auflage 2014 ISBN 978-3-7692-5860-8 (Print) ISBN 978-3-7692-6246-9 (E-Book, PDF) © 2014 Deutscher Apotheker Verlag Birkenwaldstr. 44, 70191 Stuttgart www.deutscher-apotheker-verlag.de Printed in Germany Satz: primustype Hurler GmbH, Notzingen Druck und Bindung: AZ Druck- und Datentechnik, Berlin Umschlaggestaltung: deblik, Berlin Vorwort Vorwort Heute, in Zeiten, in denen Arzneimittel zunehmend in Drogeriemärkten oder per Versandhandel im Internet vertrieben werden, ist es für uns in den öffentlichen Apotheken unverzichtbar, uns durch gute Beratung auszuzeichnen. Nur so werden wir unsere Position im Gesundheitsmarkt für die Zukunft rechtfertigen können. Doch was ist unter guter Beratung zu verstehen? Gute Beratung muss sicherstellen, dass der betroffene Patient das richtige Arzneimittel gegen seine Beschwerden erhält. Dieses Arzneimittel sollte seine Beschwerden best- und schnellstmöglich lindern – darf ihn gleichzeitig aber auf keinen Fall schädigen. Hier beginnen jedoch die Probleme: ohne gute Kommunikationstechnik, ohne einen roten Faden im Beratungsgespräch wird man die wichtigen Informationen, die ausschlaggebend sind für die Auswahl eines geeigneten Arzneimittels oder aber auch für den Weiterverweis an den Arzt, nicht erhalten. Denn all unser Fachwissen hilft uns nicht weiter, wenn wir im Beratungsgespräch nicht die notwendigen Informationen erfragen, die eine umfassende, auf das Problem zugeschnittene Beratung überhaupt erst ermöglichen. Im vorliegenden Band „Akne und Rosazea“ habe ich deshalb versucht, praxistaugliche Tipps zur Gesprächsführung in der Beratung zu diesen beiden Krankheitsbildern zusammenzustellen. Nicht alles wird zu jedem einzelnen Apothekenmitarbeiter passen, aber ich hoffe doch, Anregungen für die eigene Gesprächsführung gegeben zu haben. Aus meiner persönlichen Berufserfahrung heraus kann ich nur empfehlen, sich mit dem Thema Hautpflege und Kosmetik näher zu befassen. Im Studium und in der Ausbildung kommt dieses Thema leider viel zu kurz – dabei gibt es unglaublich viele Betroffene mit Hautproblemen, die oft über viele Jahre hinweg mit Halbwissen und falschen Empfehlungen versuchen, ihre Hautprobleme in den Griff zu bekommen. Diese Kunden sind äußerst dankbar für echte Beratung unter Berücksichtigung ihrer speziellen Hautprobleme – und oft werden aus diesen Patienten durch gute Beratung sehr treue Stammkunden! Mein Dank für die tolle Unterstützung beim Schreiben dieses Buches geht an Beate Riek und Sandra Schroeder vom Deutschen Apotheker Verlag – nicht zuletzt beim Einholen der Abdruckgenehmigungen für die vielen Abbildungen haben sie mir enorm die Arbeit erleichtert! 1000 Dank auch an Dich, Oliver, für Deine Geduld, das Mut machen und die Unterstützung während des Schreibens und beim Korrekturlesen! V VI Vorwort Und zu guter Letzt: Dieses Buch möchte ich jemandem widmen, dem dermokosmetische Beratung mindestens genauso viel Spaß macht wie mir selbst, denn „wir beraten gerne!“: Für Dich, Tina – PKA mit Herz und Verstand, Freundin und Vertraute, „Helferin“ in wirklich allen Lebenslagen!!! Mainz, im Winter 2013 Monika Schneider Inhaltsverzeichnis VII Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teil A V Anatomie und Physiologie der Haut 1 Anatomie und Physiologie der Haut .................... 2 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 Aufbau der Haut ................................................... Die Subkutis (Unterhaut) ........................................... Die Dermis (Lederhaut) ............................................. Die Epidermis (Oberhaut)........................................... Talgdrüsen und Talgdrüsenfollikel .................................. 2 4 5 6 7 Teil B Akne 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne ..................... 12 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 Ursachen der Akne ................................................. Genetische Ursachen der Akne...................................... Seborrhoe als Auslöser der Akne .................................... Verhornungsstörungen als Ursache der Akne ....................... Mikrobielle Ursachen der Akne ..................................... Erhöhte follikuläre Reaktionsbereitschaft als Ursache der Akne ..... Hormonelle Ursachen der Akne ..................................... Psychische Einflüsse................................................ 12 13 13 13 14 14 14 15 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne................ Akne-Effloreszenzen ............................................... Die drei Hauptformen der Akne..................................... Sonderformen der Akne ............................................ Diagnostik der Akne ................................................ 15 16 24 26 31 2.3 Therapieoptionen bei Akne ........................................ 2.3.1 Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ ............................ 2.3.2 Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen ........................ 32 34 36 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln .... 40 3.1 Abgrenzung zum Arztbesuch ...................................... 40 BAK-Leitlinie: fünf Fragen ......................................... Fragen zur Person des Anwenders .................................. Fragen zum Beschwerdebild........................................ Fragen zur Dauer der Beschwerden ................................. Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer Arzneimittel........................................................ 3.2.5 Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen....................... 40 41 41 41 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 41 42 VIII Inhaltsverzeichnis 3.3 Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der Akne ........ 42 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO) ............... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung in Abhängigkeit von den Anwendungsgebieten.......... Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 44 44 44 44 46 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4 Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten ............ Wirkmechanismus.................................................. Handelspräparate .................................................. Dosierung .......................................................... Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 48 48 48 48 49 3.6 3.6.1 3.6.2 3.6.3 3.6.4 Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen ....................................................... Wirkmechanismus.................................................. Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung .......................................................... Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 50 50 50 50 51 3.7 3.7.1 3.7.2 3.7.3 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka..................... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 51 51 53 53 3.8 3.8.1 3.8.2 3.8.3 3.8.4 Beratung bei der Abgabe von Zink ................................. Wirkmechanismus.................................................. Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung .......................................................... Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 54 54 54 54 55 3.9 3.9.1 3.9.2 3.9.3 Medikamentöse Alternativen ...................................... Anthroposophie .................................................... Schüßler-Salze ..................................................... Homöopathie ...................................................... 56 56 56 56 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln .................................................. 60 4.1 Fünf Beratungsgrundsätze......................................... 4.1.1 Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten ............... 4.1.2 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt................................................. 4.1.3 Keine Manipulation an Akne-Effloreszenzen ....................... 4.1.4 Aufblühen der Akne zu Therapiebeginn ............................ 4.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer Schwangerschaft während der Therapie ............................ 60 60 4.2 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure ........................ 4.2.1 Wirkungsweise ..................................................... 4.2.2 Handelspräparate und Indikationen................................ 61 62 62 60 61 61 61 Inhaltsverzeichnis 4.2.3 Dosierung und Anwendungshinweise .............................. 4.2.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 62 63 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Anwendungshinweise .............................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 63 63 64 65 65 4.4 Beratung bei der Abgabe von antibiotikahaltigen Arzneimitteln zur topischen Anwendung ......................................... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Anwendungshinweise .............................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 69 69 70 73 73 Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen Aknetherapie ...................................................... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Einnahmehinweise ................................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 76 76 78 78 80 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.5.4 4.6 4.6.1 4.6.2 4.6.3 4.6.4 4.6.5 4.6.6 4.7 Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie ...................................................... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Einnahmehinweise ................................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die Isotretinoin-Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter. Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin ....................................... 86 86 87 87 89 91 94 4.7.1 4.7.2 4.7.3 4.7.4 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten zur systemischen Aknetherapie........................................ 95 Wirkungsweise ..................................................... 96 Handelspräparate und Indikationen................................ 98 Dosierung und Einnahmehinweise ................................. 101 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 104 5 Hautpflege bei Akne ......................................... 5.1 Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen Hautzustand ....................................................... 108 5.2 Hautreinigung bei Akne ........................................... 111 5.3 Hautpflege bei Akne ............................................... 115 108 5.4 Dekorative Kosmetik bei Akne ..................................... 120 5.4.1 Produktbeispiele ................................................... 120 IX X Inhaltsverzeichnis 6 Pharmazeutische Dienstleistungen ..................... 6.1 Beratung zur optimalen Hautpflege ............................... 122 6.2 Allgemeine Verhaltenstipps........................................ 122 6.3 Give-Away und Zusatzinformation................................. 123 7 Der Aknepatient im HV ...................................... 7.1 Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“ ............ 124 7.2 Einlösung eines Rezeptes über Isotretinoin-Kapseln .............. 126 7.3 Grenzen der Selbstmedikation..................................... 127 8 Adressen und Links .......................................... 122 124 129 TEIL C Rosazea 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea ................. 132 9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 132 133 133 9.1.8 Ursachen der Rosazea.............................................. Genetische Ursachen der Rosazea .................................. Klimatische Ursachen der Rosazea .................................. Veränderungen in der Steuerung des Gefäßsystems als Ursache der Rosazea ........................................................ Mikrobielle Ursachen der Rosazea .................................. Gastrointestinale Störungen als Ursache der Rosazea ............... Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als Ursachen der Rosazea ............................................................ Angeborene Immunität und antimikrobielle Peptide als Ursachen der Rosazea ........................................................ Die Rolle von Toll-like Rezeptoren bei Rosazea ..................... 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea............. Die klinischen Stadien der Rosazea ................................. Sonderformen der Rosazea ......................................... Diagnose der Rosazea .............................................. 9.1.4 9.1.5 9.1.6 9.1.7 133 134 134 134 135 135 136 136 139 142 9.3 Therapieoptionen bei Rosazea..................................... 144 9.3.1 Die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: „Rosazea“.......................................................... 144 9.3.2 Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen ........................ 145 10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln .... 10.1 Abgrenzung zum Arztbesuch ...................................... 151 151 10.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen ......................................... 152 10.2.1 Fragen zur Person des Anwenders .................................. 152 10.2.2 Fragen zum Beschwerdebild........................................ 152 Inhaltsverzeichnis 10.2.3 Fragen zur Dauer der Beschwerden ................................. 152 10.2.4 Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer Arzneimittel........................................................ 153 10.2.5 Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen....................... 153 10.3 Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen ....................................................... 153 10.3.1 Wirkungsweise ..................................................... 153 10.3.2 Produkt- bzw. Rezepturbeispiele................................... 154 10.4 Medikamentöse Alternativen ...................................... 155 10.4.1 Schüßler-Salze ..................................................... 155 10.4.2 Homöopathie ...................................................... 156 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln .................................................. 158 11.1 Fünf Beratungsgrundsätze......................................... 11.1.1 Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten ............... 11.1.2 UV-Strahlung als Provokationsfaktor für Rosazea-Schübe.................................................... 11.1.3 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt................................................. 11.1.4 Keine Manipulation an Rosazea-Effloreszenzen .................... 11.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer Schwangerschaft ................................................... 159 11.2 11.2.1 11.2.2 11.2.3 11.2.4 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure ........................ Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Anwendungshinweise .............................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 159 159 160 160 160 11.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Zubereitungen mit Metronidazol ...................................................... Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Anwendungshinweise .............................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 161 161 162 162 163 Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie.................................................. Wirkungsweise ..................................................... Handelspräparate und Indikationen................................ Dosierung und Einnahmehinweise ................................. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 163 164 164 165 167 11.3.1 11.3.2 11.3.3 11.3.4 11.4 11.4.1 11.4.2 11.4.3 11.4.4 11.5 158 158 158 159 159 Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen Rosazea-Therapie.................................................. 172 11.5.1 Wirkungsweise ..................................................... 172 11.5.2 Handelspräparate und Indikationen................................ 173 XI XII Inhaltsverzeichnis 11.5.3 Dosierung und Einnahmehinweise ................................. 11.5.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen............... 11.5.5 Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die IsotretinoinBehandlung von Frauen im gebärfähigen Alter ..................... 11.5.6 Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin ................................... 173 174 174 12 Hautpflege bei Rosazea..................................... 175 12.1 Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen Hautzustand ....................................................... 175 12.2 Hautreinigung bei Rosazea ........................................ 175 12.3 Hautpflege bei Rosazea ............................................ 178 174 12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea .................................. 181 12.4.1 Produktbeispiele ................................................... 182 13 Pharmazeutische Dienstleistungen ..................... 13.1 Beratung zur optimalen Hautpflege ............................... 184 13.2 Allgemeine Verhaltenstipps........................................ 184 13.3 Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea............ 185 13.4 Give-Away und Zusatzinformation................................. 186 14 Der Rosazeapatient im HV .................................. 14.1 Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Rötungen!“........ 187 14.2 Einlösung eines Rezeptes über Oraycea®-Kapseln ................. 189 14.3 Grenzen der Selbstmedikation..................................... 190 15 Adressen und Links .......................................... TEIL D 184 187 193 Anhang 16 Literatur ......................................................... 16.1 Allgemeine Literatur ............................................... 196 16.2 Fach- und Produktinformationen ................................. 197 196 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Teil A Anatomie und Physiologie der Haut 2 Kapitel 1 1 Akne ist eine sehr häufige Hauterkrankung. Etwa 80 % aller Jugendlichen sind während der Pubertät betroffen. Schwere Akneverläufe treten relativ selten auf. Eine rechtzeitige Therapie mit wirksamen Aknemedikamenten ist jedoch dringend notwendig. Akne schlägt den Betroffenen mitunter auf das Gemüt. Die Hautprobleme sind für jeden sichtbar. Milde Akneformen lassen sich sehr gut durch geeignete Pflegeprodukte im Rahmen der Selbstmedikation behandeln. Anatomie und Physiologie der Haut Akne gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen. Mit etwa 25 % ist Akne die häufigste dermatologische Diagnose, die Anlass für den Besuch bei einem Hautarzt ist. Betroffen sind in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene: durch die hormonellen Umstellungen während der Pubertät tritt Akne bei ca. 80 % der Heranwachsenden auf, wobei der Schweregrad der Erkrankung stark variiert. Jungen und Mädchen sind gleichermaßen oft betroffen, allerdings zeigen Jungen häufig schwerere Erkrankungsverläufe. Insgesamt betrachtet sind schwere Akneverläufe jedoch relativ selten. Im frühen Erwachsenenalter heilt die Erkrankung meist spontan aus. Dies kommt durch die allmähliche Gewöhnung der Haut und ihrer Talgdrüsen an die erhöhten Hormonspiegel zu Stande. Allerdings gibt es Patienten, die auch im Erwachsenenalter von Akne und unreiner Haut belastet bleiben. Dies betrifft meist Frauen. Ein besonderes Erkrankungsbild stellt zudem die Neugeborenen-Akne dar. Da die Erkrankung so weit verbreitet ist und die Patienten durch die Hautprobleme, die sich oft vor allem im Gesicht manifestieren, einen hohen Leidensdruck verspüren, ist eine umfassende Beratung über die Therapiemöglichkeiten und eine angemessene Hautpflege in unseren Apotheken ein großes Thema. Etwa 30 % der Aknepatienten benötigen eine Behandlung durch den Dermatologen, da der Krankheitsverlauf sehr aggressiv verläuft. Bei ca. 70 % der Patienten jedoch lässt sich die Haut durch richtige Pflegeprodukte und/ oder Kosmetika gut behandeln. Wer sich in diesem Themenkomplex auskennt, wird durch gute Beratung und Aufklärung über eine angemessene Hautpflege der Problemhaut viele dankbare Kunden erleben, die sich zu treuen Stammkunden entwickeln – deshalb macht die Beratung bei Akne und unreiner Haut sehr viel Spaß! 1.1 Aufbau der Haut Um das Krankheitsbild Akne verstehen zu können, ist es wichtig, den Aufbau der Haut und der Hautanhangsgebilde zu kennen (○ Abb. 1.1). Dies soll im Folgenden kurz dargestellt werden. Unsere Haut ist mit 20 % des gesamten Körpergewichts unser größtes Organ. Wir schenken ihr jedoch oft nicht die nötige Aufmerksamkeit, da wir ihre viel- Anatomie und Physiologie der Haut 1.1 Aufbau der Haut 3 Dermis Cutis Epidermis Unsere Haut ist das größte Organ unseres Körpers. Wir sollten uns entsprechend gut um sie kümmern. Stratum corneum Granula Stratum granulosum Desmosomen Melanozyt Stratum spinosum Basalmembran Gefäßnetz (Kapillare) Zellkern Stratum basale Dermale Papillen Nävuszellen Bindegewebsfasern elastische Fasern Subcutis Lymphspalten ○ Abb. 1.1 Aufbau der Haut. Adler 2012 fältigen Aufgaben meist gar nicht wahrnehmen. Erst wenn die Haut sich verändert, ihr Aussehen durch Erkrankungen oder das Alter in Mitleidenschaft gezogen wird und man sich im wahrsten Sinne nicht mehr wohl in seiner Haut fühlt, sehen viele Menschen plötzlich Grund zum Handeln. Dabei ist eine gute Hauterkrankungen im Gesicht verursachen beim Betroffenen oft hohen Leidensdruck. Bei Akne kann jeder sehen, dass die Haut erkrankt ist. Die Menschen fühlen sich unwohl. 4 Die Haut schützt uns gegen äußere Einflüsse, sie reguliert die Temperatur unseres Körpers und vermittelt uns Sinneseindrücke über unsere Umwelt. Außerdem produziert die Haut Fette und Schweiß und übernimmt Aufgaben der körpereigenen Immunabwehr. Unsere Haut ist aus drei verschiedenen Schichten aufgebaut. Auf die Unterhaut folgt die Lederhaut, den Abschluss nach außen bildet die Oberhaut. Die Unterhaut ist ein lockeres Gewebe auf Bindegewebsfasern und Fettzellen. Sie schützt uns vor Wärmeverlusten durch Kälte und fängt Druck und Stöße ab. Das Fett im Unterhautfettgewebe dient auch als Speicher für Zeiten des Nahrungsmangels. 1 Anatomie und Physiologie der Haut Hautpflege für die Gesunderhaltung der Haut in allen Lebenslagen von Anfang an angebracht. In unserer heutigen Zeit hat eine gesunde, schöne Haut einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, eine glatte, gepflegte, leicht gebräunte Haut steht für Gesundheit, Fitness und Erfolg. Hauterkrankungen wie z. B. Akne und Rosazea, die sichtbare Hautveränderungen im Gesicht verursachen, gehen daher immer mit einem gewissen psychischen Leidensdruck einher. Die Haut eines normal gewichtigen Erwachsenen bedeckt eine Fläche von 1,5–2 m2, was einem Gewicht von ca. 20 kg entspricht. Die Haut erfüllt sehr unterschiedliche Aufgaben: -- Schutzfunktion: Schutz des Organismus vor mechanischen, physikalischen, chemischen, mikrobiellen Einflüssen u. a. durch den Säureschutzmantel der Haut. -- Wärmeregulation: durch Eng- bzw. Weitstellen der Blutgefäße in der Haut, Schweißproduktion bewirkt Verdunstungskälte. -- Vermittlung von Sinneseindrücken: durch Tast-, Temperatur- und Schmerzrezeptoren. -- Ausscheidungs- und Aufnahmefunktion: die epidermale Barriere verhindert große Flüssigkeitsverluste, durch Schwitzen werden Wasser, Salze und organische Stoffe (z. B. Fettsäuren) entsorgt, je nach Stoffeigenschaften ist auch eine gezielte Aufnahme von Stoffen durch die Haut hindurch ins Blutsystem möglich (→ Transdermales Therapeutisches System). -- Immunologische Funktion: In der Haut finden sich Langerhanszellen, die eine wichtige immunologische Bedeutung haben. Sie spielen eine große Rolle bei der Ausbildung von Allergien. Unsere Haut besteht aus drei verschiedenen Schichten: der Unterhaut (Subkutis), der Lederhaut (Corium) und der Oberhaut (Epidermis). Die Aufgaben dieser unterschiedlichen Hautschichten werden im Folgenden näher dargestellt. 1.1.1 Die Subkutis (Unterhaut) Die unterste Schicht der Haut, die Subkutis, ist ein lockeres Gewebe, das mit Fettzellen und Bindegewebsfasern durchzogen ist. Dieses subkutane Fettgewebe hat isolierende Eigenschaften gegenüber Kälteeinflüssen, aber auch polsternde Funktion gegenüber Druck und Stoß (Vermeidung von Wundliegen, Schutz der inneren Organe und Knochen). Die Fettzellen in der Subkutis verleihen der Haut zudem auch Spannkraft – nach einer Diät wirkt die Haut oft schlaff, die Spannkraft der Haut geht verloren. Weiterhin ist das Fett in der Unterhaut auch ein Energiespeicher für Zeiten des Mangels (Depotfett). Die Anzahl der Fettzellen wird in der Kindheit festgelegt, im Erwachsenenalter kann man durch Ernährung und Sport nur noch die Größe der Fettzellen verändern, nicht aber ihre Gesamtzahl. Übergewicht im Kindesalter legt deshalb den Grundstein für einen lebenslangen Kampf gegen Übergewicht. Anatomie und Physiologie der Haut 1.1 Aufbau der Haut 1.1.2 5 Die Dermis (Lederhaut) Die Lederhaut, auch Dermis bzw. Korium genannt, schließt sich nach oben hin an die Subkutis an. Die Dermis ist überwiegend aus festem Bindegewebe aufgebaut und enthält neben kollagenen, elastischen und retikulären Fasern auch viele Gefäße und Nerven, die die Ernährung und Versorgung der gesamten Haut sichern. Außerdem entspringen alle Anhangsorgane der Haut (Haare, Nägel und Drüsen) aus der Lederhaut. Kollagene Fasern verlaufen in dicken, wellenförmigen Bündeln und bilden den Hauptteil der Fasern in der Lederhaut. Junge kollagene Fasern sind in der Lage, sehr viel Wasser zu binden und tragen so zum Tonus der Haut bei: die Haut ist straff und faltenlos. Im Lauf der Hautalterung kommt es zu Strukturveränderungen an diesen kollagenen Fasern. Dadurch sinkt das Wasserbindungsvermögen, die innere Spannung der Haut lässt nach und Falten werden sichtbar. Besonders deutlich zeigen sich diese Alterungserscheinungen der Haut an Stellen, die in hohem Maße dem Sonnenlicht ausgesetzt sind (UVStrahlung, Wärmebelastung). Elastische Fasern verlaufen in bogenförmig angeordneten Elastinbausteinen und sind in der Lage, nach Dehnung durch äußere Kräfte in ihre ursprüngliche Form zurück zu schnellen. Sie vermitteln der Haut ihre elastischen Eigenschaften, die vor allem in jungen Jahren sehr gut ausgebildet ist. Nachlassende elastische Eigenschaften der Haut werden anfänglich als Mimikfältchen sichtbar. Diese Mimikfältchen, die sich über Nacht wieder glätten, sind das erste erkennbare Zeichen der Hautalterung. Die Dermis ist aus zwei unterschiedlichen Schichten aufgebaut: unten liegt die Retikularschicht (Geflechtsschicht), zur Oberhaut hin schließt sich die Papillarschicht an. Das Stratum retikulare unterscheidet sich durch deutlich gröbere Fasern von der Papillarschicht. Die Papillarschicht dagegen besteht aus einem sehr feinen Fasergeflecht und ist durch wellenartig angeordnete Zapfen (Papillen), die in die aufliegende Oberhaut hineinragen, fest mit der Oberhaut verzahnt. Die Papillen der Papillarschicht enthalten kapillare Blutgefäße, die schlaufenförmig angeordnet sind. Diese kapillaren Blutgefäße tragen in hohem Maße zur Temperaturregulation des Organismus bei, wobei das Ausmaß der Kapillardurchblutung durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird. Bei steigender Umgebungstemperatur wird die Kapillardurchblutung durch Vagusimpulse erhöht, so dass der Körper Wärme an die Umgebung abgeben kann und vor Überhitzung geschützt wird. Sichtbar wird die auf diese Weise erhöhte Durchblutung der Haut an der Rötung der Haut, z. B. beim Sport oder beim Aufenthalt in der Sauna. Durch das wellenförmige Bauprinzip der Papillarschicht wird die Kontaktfläche zwischen der gefäßdurchzogenen Lederhaut und der gefäßlosen Epidermis stark vergrößert, so dass die Versorgung der Oberhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff durch Diffusion sichergestellt wird. Im Verlauf der Hautalterung kommt es jedoch zu typischen Veränderungen in der Lederhaut: die Papillen Die Lederhaut enthält viele Fasern, die der Haut Spannkraft und Elastizität verleihen. Außerdem verlaufen hier Nerven und viele Blutgefäße, die die Haut mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Kollagene Fasern bilden den Hauptteil der Fasern, sie können viel Wasser binden und sorgen so für straffe Haut. Elastische Fasern vermitteln der Haut ihre Elastizität, die Haut bleibt in Form. Durch wellenartig angeordnete Zapfen wird der Kontakt zwischen Lederhaut und Epidermis erhöht und die Ernährung und Wasserversorgung der Epidermis gesichert. Zudem enthält die Lederhaut kapillare Blutgefäße, die die Temperaturregulation unterstützen. 6 1 Anatomie und Physiologie der Haut flachen im Laufe der Zeit ab, die Kontaktfläche zwischen Dermis und Epidermis sinkt und die Versorgung der Oberhaut verschlechtert sich. Die schlechte Versorgung der Oberhaut wird mit der Zeit sichtbar, die Haut wird fahl, knitterig und anfällig gegenüber Erkrankungen. 1.1.3 Die Epidermis (Oberhaut) Die Epidermis bildet den Abschluss der Haut nach außen. Innerhalb von 28 Tagen erneuern sich die Zellen der Epidermis einmal vollständig. Die Oberhaut oder Epidermis schließt die Haut nach außen ab und unterliegt einem ständigen Erneuerungsprozess: innerhalb von 28 Tagen wandern neu gebildete Keratinozyten von der Basalzellschicht durch alle fünf Schichten der Epidermis nach oben, bis sie dort nach vier Wochen an der Hornschicht abgestoßen werden. Von innen nach außen lassen sich fünf verschiedene Schichten voneinander unterscheiden: In der Epidermis kann man fünf unterschiedliche Schichten unterscheiden. Für das Verständnis der Akne sind vor allem die Basalzellschicht und die Hornschicht wichtig. In der Basalzellschicht findet die Neubildung aller Zellen der Epidermis statt. Hier kommt es pausenlos zur Zellteilung und die neugebildeten Zellen beginnen ihre 28-tägige Wanderung zur Hautoberfläche. Im Verlauf dieser 4 Wochen verändern sich die Zellen hinsichtlich ihres Baus und ihrer Funktion. Basalzellschicht (Stratum basale) aus einer einzigen Zellschicht: Diese einlagige, sehr wasserhaltige Zellschicht aus Keratinozyten schmiegt sich direkt an die zapfenförmig verlaufende Papillarschicht der Lederhaut an. Die Basalzellschicht ist zellteilungsaktiv: jede einzelne Zelle teilt sich fortwährend in zwei gleichwertige Zellen, wobei eine der beiden Tochterzellen in der Basalzellschicht für erneute Teilungen verbleibt, die andere Tochterzelle jedoch, angeschoben durch nachfolgende neugebildete Zellen, nach oben in die höheren Epidermisschichten gedrückt wird, bis sie nach 28 Tagen an der Oberfläche abgestoßen wird. Stachelzellschicht (Stratum spinosum) aus 2–5 Zellschichten: Durch Wasserverlust schrumpfen die wandernden Korneozyten und verändern ihre Form, sie bilden stachelartige Fortsätze aus, über die sie die flüssigkeitsgefüllten Zellzwischenräume überbrücken und miteinander Kontakt halten. Auf diese Weise entsteht ein relativ elastisches System, das auf Zug und Druck von außen in Maßen flexibel reagieren kann. Körnerzellschicht (Stratum granulosum) aus 1–3 Zellschichten: Durch den beim Wandern auftretenden Druck verlieren die Korneozyten allmählich ihre Form und flachen ab. Außerdem kann man Vorstufen von Keratin als typische, körnige Einlagerungen unter dem Mikroskop erkennen, der Prozess der Verhornung nimmt seinen Anfang. Diese Ablagerungen haben zum Namen des Stratum granulosum geführt. Die Zellen der Körnerschicht produzieren daneben aber auch Vorläufersubstanzen für die Kittsubstanz der Hornschicht, nämlich Ceramide, Phospholipide und Sterolester, die allmählich in den Interzellularraum ausgeschleust werden und dort weiterverarbeitet werden. Glanzschicht (Stratum lucidum): Die Zellen befinden sich in Auflösung, Zell- strukturen sind kaum noch erkennbar, und der interzellulare Zusammenhalt geht verloren. Einlagerungen aus den Zellen der Körnerzellschicht werden in Anatomie und Physiologie der Haut 1.1 Aufbau der Haut 7 ölige Substanzen umgewandelt, die durch Reflexion von Licht unter dem Mikroskop den typischen, namensgebenden Glanz dieser Zellschicht erzeugen. Die Glanzschicht lässt sich am besten an der stark beanspruchten Haut von Händen und Füßen erkennen, an anderen Körperstellen ist diese Hautschicht oft nicht klar von den angrenzenden Hautschichten abgrenzbar. Hornschicht (Stratum corneum) aus 10–12 Zelllagen: Die fertig verhornten, abgestorbenen Keratinozyten liegen der Haut als Barriere und als Abschluss des Körpers nach außen auf. Die einzelnen Hornzellen liegen wie Ziegelsteine fest über einander und werden durch interzelluläre Lipide wie durch Mörtel zusammengehalten. Dieser sogenannte interzelluläre Kitt besteht aus Fettsäuren, Triglyceriden, Ceramiden und Cholesterin und bildet ein lamellares Lipidsystem, das zur Körperoberfläche hin immer unbeständiger wird. Täglich lösen sich aus diesem oberen, lockeren Zellverband einzelne tote Hornzellen und werden unbemerkt von der Haut abgestoßen. Auf erkrankter oder auch sehr trockene Haut kann man diesen Abstoßungsprozess jedoch mit bloßem Auge sehen: es entstehen sichtbare Hautschuppen aus 500–1 000 einzelnen Hornzellen, die sich von der Oberhaut lösen. Hier fehlen häufig ausreichend Hautlipide, um den Zellkitt bereit zu stellen, die Haut ist trocken, mitunter rissig oder schuppig und juckt. 1.1.4 Die Hornschicht besteht aus verhornten, abgestorbenen Zellen und bildet den Abschluss der Haut. Die Hornzellen liegen wie bei einer Mauer übereinander geschichtet. Als Mörtel dient ein Zellkitt aus verschiedenen körpereigenen Substanzen. Ständig werden Hornschuppen von der Haut abgestoßen. Nur wenn die Haut krank oder sehr trocken ist, sind diese Schuppen sichtbar. Talgdrüsen und Talgdrüsenfollikel Der in den Talgdrüsen der Haut gebildete Talg (Sebum) trägt zusammen mit den Hautlipiden, die in den Zellen der Epidermis gebildet werden, einen großen Teil zur Gesunderhaltung der Haut bei. So sorgen diese Hautfette für die Geschmeidigkeit der Haut und schützen sie vor übermäßigem Wasserverlust. Gleichzeitig wirken die Lipide wasserabweisend. Außerdem verhindern sie durch ihren leicht sauren pH-Wert das Eindringen Mikroorganismen, sorgen für den Glanz des Kopfhaares und sind verantwortlich für den körpereigenen Duft. Die drei verschiedenen Talgdrüsenfollikel Alle Talgdrüsen entspringen in der Dermis (Lederhaut), wobei die Verteilung der Talgdrüsen in der Haut jedoch sehr unterschiedlich ist. Talgdrüsen treten in der Regel im Verbund mit einem Haarfollikel auf und sind deshalb vor allem in Bereichen von behaarter Haut in sehr großer Zahl vertreten: auf der Kopfhaut bzw. in Verbindung mit Barthaaren (Terminalhaarfollikel mit kräftigem Haarschaft und gut ausgebildeter Talgdrüse) oder im Gesicht (Vellushaarfollikel aus feinem, kaum sichtbaren Wollhaar und kleiner Talgdrüse). Beim Menschen findet man noch einen dritten Follikeltyp, das Talgdrüsenfollikel. Talgdrüsenfollikel nehmen eine Zwischenstellung zwischen Terminalhaar- und Vellushaarfollikel ein. Sie besitzen ebenfalls ein feines, kaum sichtbares Vellushaar, die angeschlossenen Talgdrüsen sind jedoch mehrlappig und deutlich größer als im Vellushaarfollikel. Bei allen Follikeltypen dient das Haar zur Talgdrüsen in der Haut produzieren Talg. Zusammen mit anderen Hautfetten bildet der Talg einen Fettfilm auf der Haut. Dieser Fettfilm schützt die Haut und hält sie gesund und geschmeidig. Talgdrüsen entspringen in der Lederhaut und sind immer im Verbund mit einer Haaranlage zu finden. Das Haar und der Gang, aus dem das Haar herauswächst, dienen zur Ableitung des gebildeten Talges an die Hautoberfläche. 8 1 Anatomie und Physiologie der Haut Haar Schweißpore Talgdrüse Hornschicht Keimschicht Papillen Oberhaut (Epidermis) Kapillarschlinge Lymphe Lederhaut (Korium) Nerv Arterie Vene Unterhaut (Subkutis) Bindegewebsstränge Fettgewebe Haar- Haarbalg- Schweißfollikel muskel drüse Muskel ○ Abb. 1.2 Talgdrüsen-Haar-Einheit in der Haut. Nach Winterhagen 2011 Kräftige Haare auf dem Kopf können große Mengen an Talg problemlos ableiten. Kleine, kaum sichtbare Haare im Gesicht können große Mengen an Talg nur schwer ableiten, es kommt zum Talgstau. Auf dieser Grundlage kann sich eine Akne entwickeln. Ableitung für den in der Talgdrüse gebildeten Talg. Ein kräftiges, vergleichsweise langes Kopfhaar kann den gebildeten Talg gut ableiten, deshalb entwickelt sich im Bereich der Kopfhaut in der Regel keine Akne. Die Drainageleistung der feinen Vellushaare ist jedoch deutlich schlechter, so dass der in großer Menge gebildete Talg nicht vollständig abgeführt werden kann. Zusammen mit Hornzellen und Bakterien bildet der überschüssige Talg unter bestimmten Voraussetzungen den Nährboden für die Entstehung einer Akne. An Lippen, Mundschleimhaut, Brustwarzen und an der Haut der Ohren finden sich Talgdrüsen ohne Kontakt zu einem Haar. Diese einzeln stehenden Talgdrüsen scheiden den gebildeten Talg direkt an die Hautoberfläche ab (○ Abb. 1.2). Bau und Funktionsweise des Talgdrüsenapparates Talgdrüsen sind in der Regel immer an einen Haarfollikel gebunden und münden in dessen Infundibulum (○ Abb. 1.3). Ein Talgdrüsenfollikel besteht aus vier verschiedenen Einheiten: Infundibulum: Ausführungsgang des Haarschafts für den gebildeten Talg. Dieser Ausführungsgang verläuft entlang des Haarschafts zur Hautoberflä- -- Anatomie und Physiologie der Haut 1.1 Aufbau der Haut 9 ○ Abb. 1.3 Ansicht eines normalen Talgdrüsenfollikels -- --- che. Das Infundibulum ist ausgekleidet mit einer Hornschicht, die bei intakter Funktionsweise stetig erneuert und abgestoßen wird. Talgdrüsenläppchen („Talgdrüsenazini“): große, blumenkohlartig gelappte Strukturen, die die Haaranlage umkleiden. Die enthaltenen Talgdrüsen arbeiten holokrin, d. h. sie lagern während der Reifung Lipide ein, bis sie unter Zellauflösung platzen und das Sebum aus Glyzeriden, freien Fettsäuren, Squalen, Wachs-und Sterolestern und freien Sterolen über die Talgausführungsgänge in das Infundibulum entleeren. Vellushaaranlage: hier entspringt das Vellushaar. Talgdrüsenausführungsgänge: transportieren den gebildeten Talg kontinuierlich aus den Talgdrüsenläppchen in das Infundibulum, von dort fließt der dünnflüssige Talg innerhalb von Stunden bis Tagen an die Hautoberfläche ab. Verteilung und Größe der Talgdrüsen Der Körper ist nicht überall gleich mit Talgdrüsen versorgt. Auf der Kopfhaut findet man die größte Menge Talgdrüsen, hier kommen bis zu 900 Talgdrüsen pro Quadratzentimeter vor. Im Bereich der Stirn zählt man ca. 400 Talgdrüsen pro Quadratzentimeter, am Rücken nur noch etwa 160/cm2. An Beinen und Armen sinkt die Zahl an Talgdrüsen auf weniger als 50 Stück pro cm2. An den Fußsohlen und auf den Handtellern lassen sich sogar überhaupt keine Talgdrüsen mehr nachweisen. Dieses Verteilungsmuster der Talgdrüsen ist die Ursache dafür, dass Akne nur im Bereich von Gesicht, Dekolletee und Rücken eine Rolle spielt: nur in diesen Hautarrealen liegen die Voraussetzungen für die Entstehung einer Seborrhoe vor. An Armen und Beinen ist die Anzahl der Talgdrüsen für die Entstehung einer Seborrhoe viel zu gering, auf der Kopfhaut dagegen ist die Ableitung des Sebums durch die starken Kopfhaare vollständig Talgdrüsen sind nicht gleichmäßig verteilt. Die unterschiedliche Verteilung erklärt, weshalb Akne nur an bestimmten Körperzonen zum Problem wird. Im Gesicht, am Rücken und am Oberkörper finden sich viele Talgdrüsen, die an relativ dünne Haare gekoppelt sind. Dies erschwert die Ableitung des gebildeten Talges und es kann Akne entstehen. 10 Bei Aknepatienten sind die Talgdrüsen oft stark vergrößert. Dadurch produzieren die Drüsen wesentlich mehr Talg als bei Gesunden, im typischen Fall zeigt die Haut der Betroffenen einen verstärkten Fettglanz. 1 Anatomie und Physiologie der Haut gesichert. Deshalb tritt in diesen Körperregionen normalerweise keine Akne auf. Neben der Anzahl der Talgdrüsen differiert auch die Größe der Talgdrüsen bzw. ihrer Ausführungsgänge. Die größten Talgdrüsen finden sich im Bereich des Kopfes, an Armen und Beinen sind sie wesentlich kleiner. Bei Aknepatienten sind die Talgdrüsen oft 10-mal so groß wie bei gesunden Vergleichspersonen. Auch sind die Ausführungsgänge oft doppelt so breit und deutlich länger als bei gesunden Personen. Die Patienten zeigen eine großporige Haut. Teil B Akne 12 Kapitel 2 2 Es gibt spezielle Produkte zur Pflege und Reinigung der Haut bei Akne und unreiner Haut. Diese Produkte sind Ihrem Hautzustand angepasst und verbessern das Hautbild. Ich berate Sie gerne. Neben den kosmetischen Produkten gibt es auch verschiedene Arzneimittel. Vielleicht sind auch alternative Therapiemöglichkeiten, z. B. aus der Homöopathie für Sie interessant? Für die Entstehung einer Akne spielen viele Faktoren eine Rolle. Akne ist eine Erkrankung der Talgdrüsen. Durch eine verstärkte Talgbildung und gleichzeitig überschießende Produktion an Hornzellen können sich die Talgdrüsen entzünden. Daraus kann sich Akne entwickeln. Beratung zum Krankheitsbild Akne Für viele Aknepatienten ist die Apotheke die erste Anlaufstelle bei Hautproblemen, die durch Selbstbehandlung mit Hilfe von Pflegeprodukten aus Drogerien und Supermärkten nicht in den Griff zu bekommen sind. Vielen Patienten kann bereits durch die Umstellung der Pflegeprodukte geholfen werden, indem man zu Produkte wechselt, die dem Hautbild angepasst sind. Alle apothekenexklusiven Kosmetikhersteller haben geeignete Produkte für unreine, seborrhoische Haut im Programm. Diese Produkte sind auf Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft und tragen häufig zu einem deutlich verbesserten Hautbild bei. Wenn man sich im Bereich der apothekenexklusiven Kosmetik gut auskennt und hierzu gut beraten kann, wird man dankbare und treue Kunden gewinnen. Neben der angemessenen Hautpflege haben wir in der Apotheke jedoch noch weitere Möglichkeiten, unterstützend bei Akne einzugreifen, sei es mit OTCMedikamenten, mit Homöopathischen Mitteln oder anderen alternativen Behandlungsansätzen. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten zur Behandlung der Akne dargestellt. 2.1 Ursachen der Akne Die Ursachen für die Entstehung einer Akne sind sehr vielfältig, man spricht aus diesem Grunde von einer multifaktoriellen Erkrankung. Definition Akne ist eine häufige, multifaktorielle Erkrankung der talgdrüsenreichen Hautregionen (besonders betroffen: Gesicht und Rücken). Sie ist gekennzeichnet durch Seborrhoe und follikuläre Verhornungsstörungen mit Komedonenbildung sowie nachfolgenden entzündlichen Papeln, Pusteln und Knoten, die z. T. unter Narbenbildung abheilen. Akne 2.1 Ursachen der Akne 2.1.1 Genetische Ursachen der Akne Genetische Faktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung der Akne, vermutlich wird die Disposition zur Ausbildung einer Akne in der Pubertät autosomal-dominant vererbt. Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung an Akne für Kinder auf 50 % steigt, wenn beide Elternteile als Jugendliche ebenfalls von Akne betroffen waren. Auch wird die Neigung zur seborrhoischen Haut vererbt. 2.1.2 Die Veranlagung zur Entwicklung einer Akne scheint genetisch vererbt zu werden. Jugendliche, deren Eltern von Akne betroffen waren, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, Akne zu entwickeln. Seborrhoe als Auslöser der Akne Voraussetzung für die Entwicklung einer Akne ist immer eine seborrhoische Haut: die Produktion der Talgdrüsen ist deutlich erhöht, die Talgdrüsen sind meist vergrößert, die Haut glänzt durch einen Fettfilm, meist kommt es durch Überfettung der Kopfhaut auch zu strähnigem, fettigem Haar. Die Ursachen für die Ausbildung einer Seborrhoe sind unklar. Genetische Faktoren spielen eine Rolle, aber auch Hormone haben einen starken Einfluss auf die Talgproduktion: Androgene stimulieren die Talgdrüsenproduktion, Östrogene hemmen sie. Diese Hormonwirkungen werden deshalb zu Therapiezwecken genutzt. Eine Seborrhoe allein ist jedoch noch kein Grund, eine Akne zu entwickeln. Solange der Talg nicht durch Bakterien und Enzyme zersetzt wird, stellt er kein Risiko für die Bildung von Entzündungen dar. Problematisch wird der Talg erst durch den Kontakt mit verschiedenen Bakterien und Mikroorganismen, die die Neutralfette des Talges in freie Fettsäuren zersetzen (vor allem Sebumtriglyceride). Diese freien Fettsäuren wirken komedogen, d. h. die Entstehung von Mitessern (Komedonen) wird gefördert, wodurch die Basis für die Bildung von entzündlichen Akne-Effloreszenzen gelegt ist. Außerdem wirken freie Fettsäuren leukotaktisch: die Einwanderung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) wird gefördert, es kommt zum Druckanstieg in den Talgdrüsenfollikeln, und das Entzündungsgeschehen nimmt seinen Lauf. 2.1.3 13 Verhornungsstörungen als Ursache der Akne Eine große Rolle bei der Entstehung einer Akne spielt immer eine massive Verhornungsstörung im gesamten Talgdrüsenfollikel. Bei dieser follikulären Hyperkeratose kommt es zur massiv gesteigerten Zellteilung der Epithelzellen im Talgdrüsenfollikel. Die Zellteilungsrate ist so stark erhöht, dass die Zellen nicht mehr richtig abgestoßen werden können, sondern im Follikelkanal hängen bleiben und diesen verstopfen. Dadurch wiederum kann der im Übermaß gebildete Talg nicht aus dem Follikel abfließen, es bildet sich ein Komedo („Mitesser“), der mit einem Gemisch aus Talg, Horn (Keratin) und Bakterien gefüllt ist und eine ideale Grundlage für die Vermehrung von Propionibakterien bildet. Durch die weitere Talgproduktion, die ungebremste Zellteilung und das Bakterienwachstum steigt allmählich der Druck in dem auf diese Weise entstandenem Komedo, so dass der Mitesser schließlich platzt und sich ins Voraussetzung für Akne ist immer eine seborrhoische Haut. Die Talgdrüsen der Haut produzieren zu viel Talg. Wenn der überschüssige Talg durch Bakterien auf der Haut zersetzt wird, kann Akne entstehen. Die freien Fettsäuren aus dem Talg fördern die Bildung von Mitessern und setzen Reize für eine Entzündung. Das Aknegeschehen hat begonnen. Bei Akne liegt auch eine Verhornungsstörung in den Talgdrüsen vor. Neue Hornzellen werden zu schnell und in zu großer Anzahl gebildet. Die neuen Hornzellen werden nicht richtig an die Hautoberfläche abgestoßen, sondern verstopfen die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Der so entstandene Mitesser kann durch nachfließenden Talg und neu produziertes Zellmaterial platzen. Dabei wird der Inhalt des Mitessers in das umliegende Gewebe entleert und verursacht dort eine Entzündung. 14 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne umgebende Gewebe entleert. Durch diese explosive Mischung aus Talg, Zellresten und Bakterien wird die Entzündung weiter aufrechterhalten, AkneEffloreszenzen können sich ausbreiten. 2.1.4 Bei Akne findet man ein bestimmtes Bakterium, das Propionibakterium acnes, in überaus großer Zahl. Dieses Bakterium kann sich optimal in Mitessern vermehren und spaltet während seines Lebenszyklus Bestandteile des Talges in freie Fettsäuren. Die gebildeten freien Fettsäuren wirken reizend und irritierend auf die Talgdrüsen, es entstehen Entzündungen in der Haut. Talgdrüsenfollikel sind dicht mit vielen verschiedenen Mikroorganismen besiedelt, die meisten davon sind nicht pathogen und gehören zur natürlichen Hautflora. Bei einem Überangebot von Talg fällt in erster Linie die explosionsartige Vermehrung eines bestimmten Bakteriums auf, des Propionibacteriums acnes. Dieses Bakterium findet im anaeroben Milieu eines Talgdrüsenfollikels optimale Wachstumsbedingungen. Für die Haut hat die starke Vermehrung von P. acnes dramatische Folgen. Dieses Bakterium bildet Lipasen, welche die Triglyceride des Talges in freie Fettsäuren spalten. Die freien Fettsäuren wirken irritierend und reizend auf das Talgdrüsenfollikel, unter Beteiligung von Leukozyten, Granulozyten und Keratinozyten werden Entzündungsmediatoren (Interleukin-1 und -6, TNFα) gebildet und die Entzündungskaskade wird angestoßen. Es können sich Akne-Effloreszenzen mit Pusteln, Papeln und Knoten bilden. 2.1.5 Die Haut von Aknepatienten reagiert äußerst empfindlich gegenüber Reizen von außen. Als Folge auf den Kontakt mit reizenden Stoffen entstehen sehr leicht Mitesser, Pickel und Aknepusteln. Erhöhte follikuläre Reaktionsbereitschaft als Ursache der Akne Die Talgdrüsenfollikel von Aknepatienten zeigen im Vergleich zu gesunden Vergleichspersonen eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit gegenüber einer Vielzahl von Reizen und reagieren mit überschießender Hornbildung. So bilden diese Aknepatienten beim Kontakt mit komedogen wirkenden Stoffen wie Dioxin, Vaseline oder Teerprodukten verstärkt Mitesser und Akne-Effloreszenzen aus, es entstehen die typischen Krankheitsbilder einer Chlorakne, Kosmetikakne bzw. Ölakne. Gesunde Personen dagegen tolerieren den Kontakt mit diesen komedogenen Stoffen ohne Hautprobleme, weil ihre Talgdrüsenfollikel diesen reizenden Stoffen gegenüber unempfindlicher sind. 2.1.6 Die Aktivität der Talgdrüsen wird durch Sexualhormone gesteuert. Männliche Hormone, die Androgene, fördern die Produktion von Talg. Bei Aknepatienten ist die Empfindlichkeit der Talgdrüsen gegenüber Androgenen deutlich erhöht, so dass geringe Androgenmengen die Aktivität der Talgdrüsen bereits massiv steigern. Mikrobielle Ursachen der Akne Hormonelle Ursachen der Akne Die Zellen der Talgdrüsen tragen an ihrer Zelloberfläche Androgenrezeptoren. Unter dem Einfluss von Testosteron bzw. seiner eigentlichen Wirkform, dem 5α-Dihydrotestosteron (DHT), vergrößern sich die Talgdrüsen und produzieren verstärkt Talg. Bei Aknepatienten lässt sich nachweisen, dass die Aktivität der 5α-Reduktase, die Testosteron in DHT umwandelt, in den Talgdrüsen deutlich erhöht ist. Daher ist die Freisetzung von Dihydrotestosteron in der Haut von Aknepatienten um den Faktor 30 erhöht, so dass die Talgproduktion massiv gesteigert wird und beste Voraussetzungen für die Manifestation einer Akne geschaffen werden. Besonders deutlich wird der Beitrag von Androgenen zur Entstehung einer Akne beim Phänomen der „Body-Builder-Akne“: betroffen hiervon sind meist Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne Männer mit seborrhoische Haut, die unter dem Einfluss von Anabolika mit androgener Wirkkomponente eine zusätzliche Steigerung der Talgproduktion um 10–20 % erfahren. Dadurch entwickeln sie häufig schwere Akneformen, weil die Haut mit dem massiv erhöhten Talgangebot überfordert ist und ein idealer Nährboden für die Vermehrung von Aknebakterien gelegt ist. Im Gegensatz zu den Androgenen hemmen Estrogene die Talgproduktion in der Haut. Diese Wirkung kommt auf indirektem Wege zu Stande: Estrogene vermindern über die Hypophyse als Schaltstelle die Bildung von Androgenen, so dass die androgen vermittelte Steigerung der Talgproduktion abnimmt. Dieser Estrogeneffekt lässt sich gut in der Schwangerschaft beobachten, wenn Aknepatientinnen durch die erhöhten Estrogenspiegel in ihrem Körper eine reine Haut entwickeln und die Akneentzündungen abheilen. Das weibliche Geschlechtshormon Progesteron, das in der 2. Zyklushälfte verstärkt gebildet wird, besitzt dagegen leicht androgene Wirkung auf die Talgdrüsen. Deshalb haben Frauen „in den Tagen vor den Tagen“ häufig Probleme mit dem verstärkten Auftreten von Hautunreinheiten. Bei Aknepatientinnen verschlechtert sich das Hautbild während dieser Zeit oft massiv. Das Wissen über die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone nutzt man für die Therapie der Akne bei Frauen: vielen Aknepatientinnen kann durch ein geeignetes hormonelles Kontrazeptivum mit Ethinylestradiol und einem synthetisch gewonnenen Gestagen, das antiandrogene Wirkung besitzt, gut geholfen werden. 2.1.7 Unser Körper bildet zwei verschiedene Arten an weiblichen Hormonen. Estrogene wirken klärend auf die Haut, Gestagene dagegen lösen oft Hautunreinheiten aus. Das merken viele Frauen in der 2. Zyklushälfte, weil sie durch den Gestagenanstieg plötzlich verstärkt Pickel oder Mitesser bekommen. Man kann Gestagene chemisch so verändern, dass sie eine positive Wirkung auf die Talgdrüsen und das Hautbild haben. Derartige antiandrogen wirksame Gestagene besitzen großen therapeutischen Nutzen für die Therapie der Akne. Psychische Einflüsse In letzter Zeit verdichten sich Hinweise, dass psychische Einflüsse und hierbei ganz besonders Stress an der Entstehung von Akne beteiligt sind. Verschiedene Neuropeptide, die unter Stress verstärkt im Organismus ausgeschüttet werden, scheinen die Talgproduktion zu stimulieren und proinflammatorische Effekte im Körper auszulösen. Diese Erkenntnisse passen zu der Beobachtung, dass viele Menschen unter Stress Hautunreinheiten bekommen und sich die Haut von Aknepatienten unter großer Anspannung oft sichtbar verschlechtert. Die genaue Untersuchung der neuroendokrinologischen Auswirkungen auf die Haut wird in den kommenden Jahren möglicherweise neue Therapieansätze zur Behandlung der Akne liefern. 2.2 15 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne Aknepatienten entwickeln im Gesicht und zum Teil auch an Brust und Rücken typische Hautveränderungen: es bilden sich – meist auf Grundlage einer Seborrhoe – Komedonen (Leitsymptom der Akne!), Papeln und eitergefüllte Pusteln. Als Folge der Entzündungen ist die Haut mehr oder weniger stark gerötet. Je nach Schweregrad der Erkrankung können sich aus diesen Akne-Effloreszenzen schmerzhaft Knoten und Fistelkomedonen bilden, die nur noch unter Narbenbildung abheilen. Da sich Akne für alle sichtbar im Gesicht manifestiert, Psychische Faktoren und hierbei vor allem Stress haben Einfluss auf die Haut. Unter Stress werden im Körper verstärkt Botenstoffe gebildet, die die Talgproduktion fördern und Entzündungsprozesse unterstützen. Die Hautveränderungen bei Akne kann man unterscheiden in primäre und sekundäre Effloreszenzen. Primäre Effloreszenzen sind nicht entzündet. Sekundäre Effloreszenzen zeichnen sich dagegen durch mehr oder weniger starkes Entzündungsgeschehen aus. 16 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Ein geschlossener, weißlicher Mitesser oder Whitehead ist mit bloßem Auge erkennbar: ein kugelförmiges, prallgefülltes Knötchen ragt aus der Haut hervor. Durch Druck von außen entleert sich der Inhalt des Mitessers, eine weißliche Mischung aus Talg und Zellmaterial. ○ Abb. 2.1 Akne comedonica mit geschlossenen Komedonen. Adler 2012 stehen viele Betroffene unter einem hohen psychischem Leidensdruck: es können sich Folgeerkrankungen in Form von Depressionen, Angst und sozialem Rückzug entwickeln. 2.2.1 Akne-Effloreszenzen Die verschiedenen Veränderungen an der Haut von Aknepatienten lassen sich in primäre, nicht-entzündliche und sekundäre, entzündliche Effloreszenzen („Ausblühungen“) unterteilen. Primäre nicht-entzündliche Effloreszenzen Mikrokomedo Ein Mikrokomedo ist ein Mitesser, der sich noch nicht mit bloßem Auge erkennen lässt. Es zeigen sich jedoch schon typische Veränderungen im Aufbau des Talgdrüsenfollikels, die unter dem Mikroskop erkennbar sind. Ein Mikrokomedo (○ Abb. 2.3 A und C) lässt sich nur mikroskopisch erkennen und stellt den ersten Schritt eines Talgdrüsenfollikels bei der Umwandlung in eine Akne-Effloreszenz dar: durch die große Zahl an gebildeten und abgestoßenen Hornzellen im Verlauf der Hyperkeratose bläht sich das Infundibulum der Talgdrüsenfollikel ballonartig auf. Geschlossener Komedo (Whitehead) Durch weitere Ansammlung von Hornzellmaterial im Infundibulum entsteht aus einem Mikrokomedo ein mit bloßem Auge sichtbarer, geschlossener Mitesser: unter der gespannten Haut sitzt ein kugelförmiges, weißliches Knötchen, das aus dem Hautrelief hervorragt (○ Abb. 2.1). Unter Druck entleert sich das Gemisch aus Talg und Hornzellen als fadenförmige, weißliche Masse. Geschlossene Mitesser neigen im Gegensatz zu offenen Mitessern leichter zur Abszessbildung. Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 17 Aus einem geschlossenen Mitesser kann sich ein offener, dunkel verfärbter Mitesser entwickeln. Dieser Blackhead ist an der weit auseinander klaffenden, dunklen Porenöffnung erkennbar. ○ Abb. 2.2 Akne mit offenen Komedonen am Jochbein. Adler 2012 Die dunkle Verfärbung der offenen Komedonen kommt durch die Einlagerung des Hautfarbstoffes Melanin zu Stande. Außerdem verfärben sich Lipide aus dem gebildeten Talg durch Kontakt zum Luftsauerstoff. Offener Komedo (Blackhead) Durch stetiges Wachstum entwickelt sich aus einem geschlossenen Komedo ein offener Komedo mit weit auseinander klaffender Follikelöffnung. Diese massiv erweiterte Follikelöffnung wird durch eine dunkel verfärbte Kappe zur Epidermis hin abgeschlossen ist (Blackhead). Die dunkle Farbe dieser Kappe kommt durch die Einlagerung von Melanin zu Stande sowie durch die Oxidation von Fetten und durch die Einlagerung von Schmutz. Unter dieser Kappe befindet sich ein dick gepackter Pfropf aus Hornzellen, Talg, Propionibakterien und Staphylokokken, wobei der Talg trotz allem noch durch Lakunen hindurch abfließen kann (○ Abb. 2.2). Dieser Pfropf aus Zellmaterial, Lipiden und Bakterien liegt als prallgefüllter Sack in der Epidermis. Problematisch wird nun das massiv behinderte Haarwachstum der Vellushaare: die Haarzyklen werden ungebremst durchlaufen, die neu gebildeten Haare können jedoch nicht mehr zur Hautoberfläche durchbrechen, sondern verfangen sich im mit Hornmasse gefüllten Infundibulum. Dadurch kann es zu Fremkörperentzündungsreaktionen kommen, die Bildung von entzündlichen Akneknoten kann die Folge sein. Im Verlauf dieser Umwandlungsprozesse bilden sich die Talgdrüsen häufig zurück, so dass die Talgproduktion zum Erliegen kommt (○ Abb. 2.3). Im Inneren des offenen Mitessers laufen viele Prozesse ab. Neugebildete Haare können nicht mehr zur Hautoberfläche durchbrechen. Es kommt zu einer Fremdkörperentzündungsreaktion im Talgdrüsenfollikel, auf der Haut wird das Erscheinungsbild einer entzündeten Akne sichtbar. 18 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne A Talkdrüsenfollikel In den Mitessern finden sich ideale Bedingungen für die Vermehrung von Aknebakterien. Die Aknebakterien ernähren sich von Bestandteilen des Talges, als Abfallprodukte entstehen dabei freie Fettsäuren. Freie Fettsäuren aktivieren das Immunsystem und setzen auf diese Weise eine Entzündungsreaktion in der Haut in Gang. B Mikrokomedo D Geschlossener Komedo C Mikrokomedo E Offener Komedo ○ Abb. 2.3 Lebenslauf eines Komedo Sekundäre entzündliche Akne-Effloreszenzen Alle Stadien der Komedonenbildung können mit Entzündungen einhergehen. In den Komedonen finden Bakterien (Propionibacterium acnes) ideale Lebensbedingungen vor und spalten die im Talg enthaltenen Neutralfette in freie Fettsäuren. Dadurch wird die Entzündungsreaktion in Gang gesetzt: das Immunsystem wird aktiviert, es kommt zur Einwanderung von Leukozyten, im Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 19 Papel Epidermis Haarreste Komedoneninhalt Haarfollikelanlage Talgdrüse ○ Abb. 2.4 Komedo nach Follikelruptur Komedo steigt der Druck weiter massiv. Schließlich kann die Follikelwand durch den angestiegenen Druck einreißen, es kommt zur Ruptur des Mitessers und die Mischung aus Talg, Zellmaterial und Mikroorganismen verteilt sich in das umliegende Gewebe. Im Folgenden kommt es im betroffenen Gewebe zu einer Fremdkörperreaktion mit massiver Entzündungsreaktion (○ Abb. 2.4). Dieser Prozess kann selbstverständlich auch durch eine unsachgemäße Manipulation an Papeln und Pusteln in Gang gesetzt werden. Aus den zerstörten Mitessern können sich je nach Schwere der Entzündung zystische Abszesse und Fisteln bilden, das Bild einer schweren Akne manifestiert sich. Weiße Blutkörperchen wandern in die Mitesser, um die Entzündung zu bekämpfen. Dadurch steigt der Druck weiter an. Ein Komedo kann dann platzen und seinen Inhalt im umgebenden Gewebe verteilen. Auf diese Weise breitet sich die Entzündung auf einen größeren Hautbereich aus. Papeln Papeln, umgangssprachlich „Pickel“ genannt, zeichnen sich durch eine Vermehrung von festen Gewebebestandteilen aus, die zu einer Erhebung über die Hautoberfläche führen und dabei kleiner als 0,5 cm im Durchmesser bleiben. Beispiele: -- Akne-„Pickel“, -- Insektenstiche nach Abklingen der akuten, ödematösen Quaddel, -- Nävuszellnävi („Leberflecken“), -- vulgäre Viruswarzen (Gewebswucherung durch Infektion mit Humanen Papillomviren). Pickel nennt man mit Fachbegriff Papeln. Papeln sind kleine Erhebungen über die Hautoberfläche, die durch Vermehrung von Gewebebestandteilen verursacht werden. 20 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Pusteln (Eiterbläschen) Die typischen mit Eiter gefüllten Pickel bei Akne werden medizinisch als Pusteln bezeichnet. Pusteln (lat. Pus = Eiter) sind mit Eiter gefüllte Bläschen auf der Haut. Im Rahmen einer Entzündungsreaktion wandern neutrophile Granulozyten in das betroffene Gewebe ein und zerfallen dort, wobei Bakterien (Staphylokokken, Propionibakterien) beteiligt sein können und auf diesem Weg eine Infektion entsteht: es bildet sich Eiter. Knoten (Synonym: Nodus, Tumor) Knoten sind genauso wie Papeln Hautveränderungen, die sich über die Hautoberfläche erheben und durch Vermehrung von Hautbestandteilen zu Stande kommen. Sie unterscheiden sich von Papeln in erster Linie durch ihre Größe von mindestens 0,5 cm im Durchmesser. Knoten sind ebenfalls erhabene Hautveränderungen, die durch Vermehrung von festem Hautgewebe entstehen. Sie unterscheiden sich von Papeln in erster Linie durch ihre Größe: ab einem Durchmesser von ≥ 0,5 cm spricht man von Knoten. Außerdem liegen Knoten mitunter auch in tieferen Hautschichten und sind dort gut tastbar. Beispiele: -- Akneknoten: große, schmerzhafte Knotenbildung im Verlauf schwerer Krankheitsverläufe. -- Histiozytom: (rotbrauner, bleibender Knoten nach Abheilung eines Insektenstiches; durch Bindegewebsreaktion auf das Insektengift entstanden) -- Basaliom: bösartiger Tumor, entstanden aus entarteten Zellen der Basalschicht. Typischerweise auf den „Sonnenterassen“ an Kopf und Gesicht lokalisiert (Nase, Stirn, Ohren). Maligner Tumor mit invasivem Wachstum, aufgrund des sehr langsamen Wachstums und der fehlenden Metastasierung aber gut behandelbar. Indurierte Knoten: Ein indurierter Knoten liegt vor, wenn der Nodus stark verhärtet ist. Meist liegen indurierte Knoten in tieferen Hautschichten und sind schmerzhaft. Abszedierende Knoten: Bei abszedierenden Knoten kommt es zur massivem Eiteransammlung im Knoten. Zysten Zysten sind 1–5 cm große Hohlräume, die mit Flüssigkeit oder Zellmaterial gefüllt sind. Aknezysten ragen meistens aus der Haut heraus und besitzen eine Pore, aus der sich der Inhalt entleeren lässt. Zysten müssen in der Regel durch eine Operation entfernt werden. Sie heilen nicht von alleine ab, sondern füllen sich immer wieder neu. Zysten sind 1–5 cm große Hohlräume mit einer fest umschriebenen Zystenwand – dies ist der Hauptunterschied zu einem Abszess, der keine echte Abgrenzung zum umliegenden Gewebe besitzt. Zysten ragen häufig aus der Haut heraus und sind mit Flüssigkeit und Zellmaterial gefüllt. Deshalb besitzen Zysten in der Regel eine weiche Konsistenz. Zentral ist eine Pore sichtbar, aus der durch Druck der flüssige bis pastöse Inhalt entleert werden kann. Da Zysten nicht spontan abheilen, immer wieder reißen und dadurch zur Bildung von Abszessen führen können, sollten sie operativ entfernt werden. Hierbei ist zu beachten, dass die Zystenwand mit entfernt werden muss. Wenn dies unterbleibt, bilden die Zellen der Zystenwand erneut Sekret nach, so dass sich die Zyste erneut füllt. Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 21 Akne-Zysten können auch Bakterien enthalten und sich daher entzünden. Entzündete Akne-Zysten sind meist sehr schmerzhaft und heilen nicht spontan ab. ○ Abb. 2.5 Akne-Zyste. Adler 2012 Akne-Zyste: Akne-Zysten entwickeln sich aus immer wieder entzündeten Komedonen. Der Haardrüsenfollikel erweitert sich massiv, es bildet sich ein sackartiger Hohlraum, wobei sich das Infundibulum des Haarfollikels in die Zystenwand umwandelt. In die Zyste werden weiterhin Talg und Hornzellen abgeschieden, durch Bakterienwachstum können sich diese Zysten entzünden und sehr schmerzhaft werden (○ Abb. 2.5). Atherome (Grützbeutel): Atherome finden sich häufig auf der Kopfhaut, wer- den z. T. sehr groß, so dass das Kämmen und Frisieren erschwert wird. Der Inhalt der Atheromzysten besteht je nach Art der Zystenwand aus Horn- oder Haarkeratin. Atherome sind in erster Linie kosmetisch störend. Tertiäre postinflammatorische Effloreszenzen Tertiäre postinflammatorische Effloreszenzen kennzeichnen eine früher durchgemachte schwere Akneerkrankung. Fistelkomedonen und abszedierende Fistelgänge Fistelkomedonen entstehen aus benachbarten Komedonen und Talgdrüsenfollikeln, die im Verlauf einer Entzündung miteinander verschmelzen. Sie sind mit Talg, Hornzellen und Bakterien gefüllt. Unter bestimmten Bedingungen können wiederum mehrere Fistelkomedonen miteinander verschmelzen und fuchsbauartige Gangsysteme bilden, die unter der Hautoberfläche miteinander verbunden sind. Diese Fistelgänge sind sehr schwer zu therapieren und stellen einen ständigen aktiven Krankheitsherd dar. Fistelkomedonen und abszedierende Fistelgänge treten bei schweren Akneverlaufsformen an Nacken und Rücken auf und heilen nur unter Narbenbildung ab. Fistelkomedonen entstehen durch Verschmelzung und Zusammenfließen von benachbarten Mitessern und Talgdrüsenfollikeln während einer Entzündung. Es können sich fuchsbauartige Gangsysteme unter der Haut bilden, die dauerhaft entzündet sind und sich schwer behandeln lassen. 22 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Narben (Cicatrix) Fistelkomedonen und Fistelgänge heilen nur unter Bildung von Narben ab. Sie kommen bei schweren Akneverlaufsformen vor. Komedonen, Papeln und Pusteln heilen in der Regel ohne Narben ab, sofern keine mechanischen Manipulationen an diesen Effloreszenzen durchgeführt wurden („Pickel ausdrücken“). Immer aber, wenn durch Akne-Effloreszenzen tiefere Hautschichten geschädigt werden, heilen diese Akne-Effloreszenzen nur unter Narbenbildung ab. Dabei wird Bindegewebe durch minderwertiges Gewebe ersetzt, das neu gebildete Gewebe ist unelastischer und rot gefärbt, im Laufe der Zeit verblasst das Narbengewebe und wird rosa bis weißlich. Narbengewebe ist Ersatzgewebe, Drüsen und Haare können in diesem Gewebe nicht mehr neu angelegt werden. Deshalb wachsen auf Narben keine Haare mehr, die neue Haut ist trocken und bleibt unelastisch. Normale Narben verschließen eine Wunde exakt im Bereich des untergegangenen Gewebes. Normale Narben: Das neu gebildete Narbengewebe bildet sich exakt im Bereich der Wunde: es entsteht eine unauffällige Narbe, die sich nur durch fehlenden Haarwuchs, mangelhafte Elastizität und abweichende Färbung vom umliegenden gesunden Gewebe unterscheidet. Mitunter kann das Narbengewebe im Vergleich zum gesunden Gewebe etwas eingesunken sein, es bilden sich wurmstichartige Tüpfel in der Haut (atrophe Narben). Hypertrophe Narben: Das Narbengewebe füllt die Wunde nicht exakt aus, sondern produziert mehr und wulstigeres Gewebe als eigentlich für den Wundverschluss notwendig ist. Es entstehen sichtbare, erhabene Narben (○ Abb. 2.6). Keloide: In diesem Fall wächst das Narbengewebe völlig unkontrolliert, wuls- tig und knotig über den Wundrand hinaus, es entstehen unschöne, z. T. entstellende Narben (○ Abb. 2.7). Narbenbildung ist ein Hauptproblem bei Akne. Durch die Entzündungen im Verlauf einer Akne kann es zu Schädigungen der Talgdrüsenausführungsgänge und der elastischen Fasern in der Haut kommen. Dadurch wird die Haut grobporiger. Durch Knoten, Abszesse oder Fisteln werden auch tiefere Hautschichten geschädigt. Derartige Entzündungen können nur unter Bildung bleibender Narben abheilen. Narbenbildung stellt ein großes Problem im Verlauf einer Akne dar. Durch Schädigung von elastischen Fasern in der Haut klaffen die Follikelausführungsgänge nach Abheilung einer Akne-Effloreszenz weit auseinander, die Haut wird grobporig. Es können sich auch leicht in die Haut eingesunkene „Narbenkrater“ bilden, so dass das Hautrelief insgesamt ungleichmäßiger wird. Solch ein ungleichmäßiges Hautbild ist irreversibel und wird vor allem von Mädchen und Frauen als kosmetisch sehr störend empfunden. Hier ist es wichtig, in der Beratung dringend von der Manipulation an Pickeln und Komedonen abzuraten, da hierdurch die Entstehung von Aknenarben bzw. bleibenden Hautveränderungen stark erhöht wird. Das Ausreinigen einer Aknehaut gehört in die Hände einer ausgebildeten Kosmetikerin. Sind durch Knotenbildung, Abszesse oder Fisteln tiefere Hautschichten in Mitleidenschaft gezogen, so entstehen bei der Abheilung Narben, häufig auch unter wuchernder Keloidbildung. Dies ist eine äußerst problematische Entwicklung, denn die Patienten sind dadurch selbst nach dem Abheilen ihrer Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 23 Hypertrophe Narben sind auffällige Narben, die sich vom gesunden umliegenden Gewebe im Niveau abheben, das Narbengewebe überragt die gesunde Haut. Im Verlauf der Wundheilung wurde mehr Narbengewebe gebildet als für den Wundverschluss nötig gewesen wäre. ○ Abb. 2.6 Hypertrophe Narben. Adler 2012 Keloide sind wulstige, knotige Narben, die durch unkontrolliertes Gewebewachstum im Verlauf der Wundheilung entstanden sind. Diese Narben sind vor allem im Gesicht sehr entstellend. ○ Abb. 2.7 Keloide am Rücken nach Akne. Adler 2012 24 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Akne langfristig beeinträchtigt, wenn nicht gar entstellt. Eine angemessene, stadiengerechte Aknetherapie ist aus diesem Grund zwingend notwendig. Merke ---2.2.2 Durch die z. T. massiven Hautveränderungen kann Akne auch psychische Probleme verursachen. Aus diesem Grund ist Akne immer als ernste Erkrankung zu behandeln. Akne comedonica betrifft die meisten Aknepatienten. Es bilden sich verstärkt Mitesser im Bereich von Stirn und Nase. Daraus entwickeln sich vereinzelt auch Pickel. Akne comedonica verläuft i. d. R. mild und kann sehr gut behandelt werden. Auch bei Akne papulopustolosa finden sich sehr viele Mitesser auf der Haut, allerdings entzünden sich diese Mitesser wesentlich häufiger und wandeln sich zu Papeln und eitrigen Pusteln um. Außerdem bilden sich häufig auch schmerzhafte, entzündete Knoten in tieferen Hautschichten, so dass die Abheilung nur noch unter Bildung von Narben möglich ist. Narbenbildung ist ein großes Problem für Aknepatienten. Auch nach überstandener Erkrankung können sichtbare Schäden auf der Haut zurück bleiben. Zur Vermeidung schlimmer Narben ist eine angemessene Aknetherapie durch den Hautarzt zwingend erforderlich. „Finger weg“ von Pickeln und Pustel. Das Ausreinigen von Akne-Effloreszenzen gehört in die Hände von speziell geschulten Kosmetikerinnen. Die drei Hauptformen der Akne Akne kann in sehr unterschiedlichen Ausprägungen verlaufen, je nach Schweregrad der Hautveränderung und Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen kann die Erkrankung mit hohem psychischem Leidensdruck bis hin zu sozialem Rückzug und Depressionen einhergehen. Deshalb ist jede Stufe einer Akne als Erkrankung ernst zu nehmen und erfordert eine stadiengerechte Therapie. Es lassen sich drei Hauptformen der Akne unterscheiden. Akne comedonica Diese Akneform ist weit verbreitet und betrifft den „typischen Teenager“. Die gut durchfettete Haut der T-Zone (Stirn, Nase, evtl. auch Wangen) bildet verstärkt geschlossene (○ Abb. 2.1) und offene Komedonen. Aus diesen Mitessern können sich vereinzelt entzündliche Papeln und Pusteln entwickeln. Das Krankheitsbild verläuft i. d. R. mild und spricht gut auf Therapieversuche an. Es entstehen keine Narben, sofern keine unsachgemäßen Manipulationen („Pickel ausdrücken“) an den Akne-Effloreszenzen vorgenommen werden. Akne papulopostulosa Bei dieser Akneform ist das Hautbild von vielen Komedonen und entzündeten Papeln und Pusteln geprägt. Unter Umständen können tiefere Hautschichten von diesem Entzündungsgeschehen mit betroffen sein, so dass sich schmerzhafte, ausgedehnte Knoten in der Haut bilden. Aus den entzündeten Komedonen gelangen Hornzellen und Haarbestandteile ins Korium und verursachen dort eine massive Fremdkörperreaktion. In Folge entstehen große, schmerzhafte, druckempfindliche Knoten, die oft nur unter Narbenbildung abheilen können (○ Abb. 2.8). Bei Beteiligung von Knoten spricht man daher auch von einer Akne indurata („verhärteten Akne“) oder Akne papulopustulosa-nodosa (entzündliche Akne mit Pusteln, Papeln und Knoten). Eine Akne papulopostulosa kann leicht verlaufen und sich nur im Gesicht manifestieren. Es gibt jedoch auch schwere Verlaufsformen, die verstärkte Knotenbildung zeigen, und bei Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 25 ○ Abb. 2.8 Akne papulopustulosa. Adler 2012 denen sich das Krankheitsgeschehen auch auf Hals, Brust, Rücken und Oberarmen ausbreitet – also immer auf Hautregionen, die zu Seborrhoe neigen und vergleichsweise große Mengen an Talgdrüsen besitzen. Akne conglobata Akne conglobata ist der schwerste Akneverlaufstyp, wobei in erster Linie Männer betroffen sind. Die Haut ist von Komedonen, Papeln, Pusteln und schmerzhaften, entzündeten Knoten gezeichnet, wobei diese Knoten häufig miteinander verschmelzen (Fistelkomedonen) und großflächige Entzündungsareale bilden (○ Abb. 2.9 und ○ Abb. 2.10). Häufig finden sich auch Zysten, die Wundheilung verläuft meist unter Bildung von ausgedehnten, z. T. bizarren Narben. Da das ausgedehnte Entzündungsgeschehen z. T. auch in tieferen Hautschichten stattfindet (fuchsbauartige Fistelkomedonen) und sich regelrecht verselbständigt, kann sich die Krankheit auch auf untypische Körperregionen ausdehnen, z. B. auf Hals, Arme und den Unterkörper. In diesen Fällen muss häufig neben einer medikamentösen Aknetherapie auch chirurgisch eingegriffen werden, um die Erkrankung einzudämmen. Akne conglobata ist die schwerste Akneform. Neben Mitessern, Papeln, Pusteln und Knoten finden sich hier auch Fistelkomedonen und Zysten. Das Entzündungsgeschehen verselbständigt sich und die Abheilung erfolgt unter Bildung von Narben. Insgesamt ist die Behandlung schwierig. 26 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne ○ Abb. 2.9 Akne conglobata. Adler 2012 2.2.3 Sonderformen der Akne Es gibt auch eine Reihe von Sonderformen der Akne. Neben den drei Haupterscheinungsformen der Akne gibt es verschiedene Sonderformen der Erkrankung. Diese Sonderformen treten vergleichsweise selten auf, zeichnen sich aber z. T. durch abnormes Krankheitsgeschehen aus. Deshalb sollen diese Sonderformen der Akne im Folgenden kurz vorgestellt werden. Akne fulminans ist eine plötzlich eintretende Erkrankung mit schweren Symptomen: die Patienten bekommen Fieber und zeigen massiv erhöhte Entzündungswerte im Blutbild. Auf der Haut entwickeln sich sehr schmerzhafte, blutige, offene Stellen. Die Ursache für diese schwere Erkrankung ist unklar. Akne fulminans Dieses akut einsetzende, schwere Krankheitsbild tritt vornehmlich bei männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 13–16 Jahren auf, die bereits eine Akne conglobata entwickelt haben. Typischerweise bilden sich an Gesicht, Hals und oberem Rücken hämorrhagische Hautnekrosen: es kommt zu blutigen Hauteinschmelzungen großer Hautareale. Die Patienten entwickeln Fieber und eine Leukozytose mit Zellzahlen > 30 000 Leukozyten/µl (Normwert: 4000–10 000/µl), oft kommt es zu schmerzhaften Gelenkschwellungen (Knie, Hüfte), ähnlich wie bei einer Arthritis, so dass sich das Gangbild der Patienten sichtbar verändert. Die Ursachen für diese fulminant verlaufende Erkrankung sind bis heute ungeklärt. Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne ○ Abb. 2.10 Akne conglobata am Rücken. Adler 2012 Akne inversa Diese Erkrankung betrifft Männer und Frauen gleichermaßen und stellt die typischen Akne-Erkrankungsbefunde so zu sagen auf den Kopf, sie verläuft „invers“: das Krankheitsgeschehen manifestiert sich in Achselbeugen, den Leistenbeugen, im Genital- und Analbereich sowie an Nacken und Kopfhaut, während typische Akne-Hautbereiche im Gesicht, an Brust und Rücken kaum betroffen sind. Die Diagnose dieser langwierigen Erkrankung ist schwierig, Patienten werden oft fälschlich auf Schweißdrüsenabszesse bzw. Steißbeinfisteln hin behandelt, der Zusammenhang mit einer Akne Grunderkrankung wird häufig nicht erkannt. Man weiß jedoch, dass solch eine Akne inversa meistens in Zusammenhang mit dem Krankheitsgeschehen einer Akne conglobata auftritt. Häufig ist diese primäre Akneerkrankung jedoch bereits ausgeheilt und nur noch an den entstandenen Narben zu erkennen. Neben allgemeinen Krankheitssymptomen (erhöhte Blutsenkung, Leukozytose) zeigen sich in den betroffenen Körperregionen typische Hautveränderungen: ausgehend von Entzündungen der Talgdrüsen- und Terminalhaarfollikel bilden sich harte, breite, einschmelzende Entzündungsinfiltrate, die 5–30 cm lang werden können. Diese Hautinfiltrate sind rotbraun gefärbt und durch unter der Haut liegende Gänge miteinander verbunden. Aus den zahlreichen Fistelöffnungen entleert sich eitriges, blutiges, übelriechendes Wundsekret, das 27 Akne inversa tritt in Hautbereichen auf, die untypisch für Akne sind, nämlich im Bereich der Leisten, der Achselbeugen, im Genital- und Analbereich sowie an Nacken und Kopfhaut. Die Diagnose ist schwierig, über die Ursachen ist wenig bekannt. Auffällig ist, dass viele Betroffene im Vorfeld auch an Akne conglobata erkrankt waren. Akne inversa verursacht typische Hautveränderungen: aus entzündeten Talgdrüsen und Haarfollikeln bilden sich ausgedehnte, unter der Haut liegende Entzündungen. Diese Fistelgänge sind mit eitrigem, blutigem, übelriechendem Wundsekret gefüllt. Die Wundversorgung dieser Fisteln ist sehr schwierig und aufwändig. Bei der Abheilung entstehen oft unschöne, wuchernde Narben. 28 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne große Anforderungen an die Wundversorgung stellt und für die Patienten hohen Leidensdruck verursacht. Kommt es zum Übergreifen des Krankheitsgeschehens vom Nacken auf die Kopfhaut, so sind oft massiver Haarausfall und die Bildung wuchernder keloidaler Narben die Folgen, die die Patienten natürlich massiv belasten. Neugeborenenakne ist eine Folge der Hormonumstellung beim Säugling. Nach der Entbindung ist der Androgenhaushalt des Neugeborenen noch nicht ausgeglichen. Es bilden sich Mitesser, auch Papeln und Pusteln. Neugeborenenakne heilt spontan aus, wenn sich der Hormonhaushalt normalisiert hat. Kontaktakne entsteht nach direktem Kontakt der Haut mit komedogenen Stoffen. Bei Kontakt bilden sich Mitesser, Papeln und Pusteln auf der Haut. Neugeborenenakne Diese milde Akneform wird vermutlich durch eine erhöhte Androgenempfindlichkeit der Talgdrüsenfollikel von Neugeborenen verursacht: über die Plazenta übertragene mütterliche Androgene bzw. erhöhte Androgenausschüttung aus der Nebennierenrinde der Neugeborenen nach der Entbindung führen zur Bildung von Komedonen, Papeln und Pusteln. Die Neugeborenenakne ist in aller Regel selbstlimitierend und heilt innerhalb der ersten Lebensmonate narbenfrei ab, sobald sich der Hormonstatus des Säuglings normalisiert hat. Abzugrenzen von dieser echten Neugeborenenakne ist eine Kontaktakne des Säuglings durch übertriebene und falsche Hautpflege. Kontaktakne (Akne venenata) Kontaktakne entsteht als Reaktion der Haut auf den direkten Kontakt mit komedogenen Stoffen: es bilden sich Komedonen, Papeln und Pusteln, wobei häufig auch untypische Hautareale an Armen, Brust und Rumpf betroffen sind. Grundsätzlich besitzen die betroffenen Patienten meist eine großporige, seborrhoische Haut und haben in der Jugend meist eine normale Akne vulgaris durchgemacht. Kosmetikakne Kosmetikakne ist eine Form der Kontaktakne und entsteht durch langjährige Pflege mit falschen Hautpflegeprodukten. Typischerweise enthalten diese Pflegeprodukte komedogene Inhaltsstoffe wie z. B. Vaseline oder Paraffine. Eine Kosmetikakne beobachtet man typischerweise bei Frauen jenseits der Pubertät mit der Tendenz zu einer seborrhoischen Haut. Durch langjährige Hautpflege mit Pflegeprodukten, die dem Hautzustand nicht angepasst sind (komedogene Inhaltsstoffe, z. B. Paraffinöle, Vaseline in zu lipidhaltigen Cremes) bilden sich verstärkt Komedonen im Bereich von Stirn, Wangen und Kinn. Diese können sich entzünden und langfristig in chronisch entzündete Knoten übergehen. Bei Verdacht auf das Bestehen einer Kosmetikakne ist das Hinterfragen der Pflegegewohnheiten extrem wichtig, denn den betroffenen Frauen ist der Zusammenhang ihrer Hautprobleme mit der falschen Hautpflege meist nicht klar, da sie Ihre Haut doch gut pflegen. Öl-, Teer- und Chlorakne sind Sonderformen der Kontaktakne und gelten als typische Berufskrankheiten. Diese Akneformen treten vornehmlich bei Erwachsenen mit Seborrhoe und einer durchgemachten Akneerkrankung in der Anamnese auf, die aus beruflichen Gründen in Kontakt mit diesen stark komedogen wirkenden Substanzen kommen (Berufe im Straßenbau, in Raffinerien etc.). Zu Beginn bilden sich nicht-entzündliche Komedonen, die oft schwarz eingefärbt sind. Je nach Öl-/Teer- und Chlorakne Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne Schweregrad können sich aber massive Hautveränderungen bilden, die dem Krankheitsbild einer Akne conglobata entsprechen. Durch Verschlucken und Einatmen der genannten Stoffe können ebenfalls schwere Akneschübe ausgelöst werden. Im Einzelfall kann der langjährige Kontakt mit derartigen Stoffen zu Berufskrankheiten führen. Als Beispiel sei hier die Pechhautkrankheit genannt, die durch den starken Kontakt mit Teer in Verbindung mit Sonnenlicht bei Arbeiten unter freiem Himmel unter Straßenbauarbeitern beobachtet wird: neben akneähnlichen Hautveränderungen an Schläfen oder Jochbein und Verfärbungen der Lider und Skleren im Auge treten gehäuft unterschiedliche Hauttumore und auch innere Malignome auf. Halogenkohlenwasserstoffe (z. B. Chorbenzol) sind ebenfalls höchstproblematische Substanzen. Sichtbar wird der Kontakt zu diesen toxischen Substanzen durch die typischen akneähnlichen Hautveränderungen. Bekannt wurde dieses Phänomen durch den ukrainischen Politiker Viktor Juschtschenko, welcher im September 2004 einem Giftanschlag mit Dioxin zum Opfer fiel. Dies löste bei ihm auch eine sehr starke Chlorakne aus. Weitaus dramatischer als die schädigende Wirkung auf die Haut sind jedoch die Folgen für die inneren Organe: es kann zu Leberzirrhose, Knochenmarksschädigungen, Krebs- und ZNS-Erkrankungen kommen. Außerdem wirken Dioxine teratogen. Traurige Beispiele hierfür sind der Einsatz von „agent-orange“ (ein Herbizid, das im Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzt wurde und mit Dioxin verunreinigt war; die Folgen sind bis heute sichtbar) oder die vielen Opfer nach Industrieunfällen unter der Beteiligung von chlorierten Kohlenwasserstoffen (z. B. Trichlorphenol-Industriekatastrophe von 1976 in Seveso). Erkrankungen durch den Kontakt mit halogenierten Kohlenwasserstoffen sind heute als Berufskrankheiten anerkannt, für den Umgang mit diesen Substanzen gelten strenge Arbeitsschutzauflagen. Akne excoriée des jeunes filles Diese Sonderform der Akne beobachtet man vornehmlich bei Mädchen und jungen Frauen. Die Patientinnen haben eigentlich keine echten Akne-Effloreszenzen, leiden aber massiv unter minimalen Hautunreinheiten und versuchen diese durch Manipulation mit Instrumenten oder Fingernägeln zu entfernen. Durch dieses Ausdrücken und Ausquetschen der eigentlich unauffälligen Unreinheiten entstehen blutverkrustete Wundmale, die nur langsam unter Ausbildung typischer sternförmiger Narben abheilen (○ Abb. 2.11). Neben einer angemessenen Aknetherapie ist hier Aufklärungsarbeit zur angemessenen Hautpflege und mitunter eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt, da die betroffenen Frauen oft eine neurotische Persönlichkeitsstörung mitbringen. 29 Durch den langjährigen Kontakt mit derartigen Substanzen während der Arbeit, z. B. im Straßenbau, kommt es zu den charakteristischen Hautveränderungen. Es bilden sich Akneentzündungen, im schlimmsten Fall wie bei einer Akne conglobata. Akne excoriée de jeunes filles kommt bei jungen Mädchen und Frauen vor. Minimale Hautveränderungen belasten die Betroffenen über die Maßen. Durch Ausdrücken versuchen sie die Hautunreinheiten zu beseitigen. Dadurch entstehen auffällige Wundmale, die nur schlecht abheilen. Neben der Behandlung der Akne sollte in diesen Fällen auch psychotherapeutische Unterstützung erwogen werden. 30 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne ○ Abb. 2.11 Akne excoriée de jeunes filles. Adler 2012 Manche Arzneistoffe können Hautveränderungen in Form von Akne verursachen. Typische Beispiele hierfür sind Kortison oder Androgene. Anhaltende mechanische Reize können die Haut irritieren und aknetypische Hautveränderungen verursachen. Ein typisches Beispiel für eine Akne mechanica sind entzündete Hautbereiche an Stellen, an denen der Hemdkragen scheuert. Akne medicamentosa Verschiedene Arzneistoffe können als Nebenwirkung zu Akne führen. In der Regel heilt die Akne nach Absetzen des Medikaments dann aber auch spontan ab. Wichtige Beispiele für medikamentös ausgelöste Akne sind die SteroidAkne im Verlauf einer Behandlung mit Cortison oder die Body-Builder-Akne durch den missbräuchlichen Einsatz von Androgenen in der Kraftsport-Szene. Gerade der wiederholte Einsatz von Testosteronpropionat als muskelaufbauendes Steroid ist bekannt für die Begünstigung der Entstehung einer Akne conglobata oder gar einer Akne fulminans. Aber auch andere Arzneistoffe, z. B. Schilddrüsentherapeutika, können Akne auslösen. Akne mechanica Dauerhafte mechanische Reizungen der Haut durch z. B. Hemdkragen, Rollkragen, Gürtel, Helme oder Schirmmützen können zu einer Entzündung von (Mikro-) Komedonen mit aknetypischen Hautveränderungen führen. Betroffen sind meist Männer mit seborrhoische Haut und einer Akneerkrankung in der Vorgeschichte. Ein Beispiel für eine Akne mechanica ist auch das Geiger- Akne 2.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Akne 31 mal von Violinspielern: diese rote, bleibende Hautveränderung bringt man auf den ersten Blick sicherlich nicht mit Akne in Verbindung. Mallorca-Akne Unter einer Mallorca-Akne versteht man eine Mischform zwischen einer Lichtdermatose und einer toxischen Akne: der UV-A-Anteil des Sonnenlichtes führt in Kombination mit bestimmten Lipiden und/oder Emulgatoren aus Sonnenschutzprodukten bzw. Hautpflegeprodukten zu typischen Hautveränderungen an Armen und Dekolleté. Es handelt sich demnach um Hautgebiete, die klassischerweise keine aknetypischen Hautveränderungen zeigen. Die Haut in den betroffenen Gebieten ist gereizt und gerötet, an den Haarfollikeln bilden sich stark juckende Knötchen. Die Therapie einer Mallorca-Akne unterscheidet sich wesentlich von der herkömmlichen Aknetherapie: schnelle Linderung der Symptome erreicht man durch cortisonhaltige Cremes oder orale Antihistaminika. Essentiell notwendig sind jedoch vor allem konsequent vorbeugende Maßnahmen: Betroffene sollten Sonnenschutzprodukte mit einem hohen UVA-Filter benutzen, da die UV-A-Strahlung als Auslöser für diese Lichtdermatose gilt. Sinnvoll ist es weiterhin, lipid- und emulgatorfreie Sonnenschutz- und Hautpflegeprodukte zu benutzen, da dann die Grundlage für die phototoxischen Reaktionen auf der Haut fehlt. Außerdem ist es wichtig, die Haut langsam an die erhöhte UV-Strahlenbelastung im Urlaub zu gewöhnen, eine Vorbräunung der Haut in geprüften Sonnenstudios kann aus diesem Grund durchaus sinnvoll sein. Aber auch für dieses Vorbräunen im Sonnenstudio gilt, dass bei der Hautpflege auf geeignete Pflegeprodukte geachtet wird, denn ansonsten kann sich auch im Sonnenstudio eine leichte Form einer Mallorca-Akne entwickeln. In der Apotheke stehen unterschiedliche Produkte zur Verfügung, um eine Haut, die zu Mallorca-Akne neigt, vor Sonneneinstrahlung zu schützen bzw. die Haut entsprechend zu pflegen: z. B. Anthelios (La Roche-Posay), Eucerin Sun Allerg (Eucerin), SunSitive protection (Avène) etc. 2.2.4 Mallorca Akne entsteht durch Einwirkung von UV-A-Strahlung auf die Haut, die mit Lipiden oder Emulgatoren aus Sonnenschutzprodukten vorbehandelt ist. Die Haut in den betroffenen Bereichen ist gerötet und gereizt, es bilden sich stark juckende Knötchen im Bereich der Haarfollikel. Betroffen sind in erster Linie das Dekolletés und die Haut an den Armen. Am wichtigsten ist die Vorbeugung bei bekannter Veranlagung zu Mallorca-Akne. Am besten sollten die Sonnenschutzprodukte und auch die Pflegeprodukte, die nach dem Sonnenbad aufgetragen werden, frei von Lipiden und Emulgatoren sein. Außerdem sollten Sie Ihre Haut im Urlaub ganz allmählich an die erhöhte UV-Strahlung gewöhnen. Diagnostik der Akne Akne wird in der Regel durch einen Dermatologen diagnostiziert, wobei in erster Linie die typischen Hautveränderungen ausschlaggebend für die Diagnosestellung sind. Leitsymptom der Akne ist das vermehrte Auftreten von Komedonen („Mitessern“). Je nach Schweregrad der Erkrankung entstehen aus diesen Mitessern Papeln, Pusteln oder größere, zusammenfließende Entzündungsherde. Die Abheilung größerer Entzündungen verläuft bei Akne außerdem häufig unter Narbenbildung. All diese Hautveränderungen finden sich ausschließlich im Bereich der talgdrüsenreichen Haut im Gesicht, am Rücken oder im Dekolleté. Je nach Ausprägung und Verteilung der Akne-Effloreszenzen lässt sich die Akne dann bzgl. ihres Schweregrads einordnen und eine stadiengerechte Therapie einleiten (▸ Kap. 2.3.1 Deutsche S2-Akne-Leitlinie). Akne ist immer durch das Auftreten von Mitessern gekennzeichnet. Wenn tiefere Hautschichten mit betroffen sind, besteht die Gefahr, dass Akne-Pickel nur unter Narbenbildung abheilen. Deshalb ist es sehr wichtig, nicht selbst an den Entzündungen zu manipulieren. 32 Um die genaue Ursache für die Akne herauszufinden können zusätliche Untersuchungen (z. B. Blutuntersuchung) notwendig sein. Der Arzt wird Sie nach Grunderkrankungen und Lebensstil fragen. Dies ist sehr wichtig, da Akne auch durch Arzneimittel oder durch den Umgang mit verschiedenen Gefahrstoffen im Beruf entstehen kann. 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Zur Differenzialdiagnose kann es im Einzelfall sinnvoll sein, den Hormonstatus im Blut zu analysieren (z. B. bei Androgenisierungserscheinungen bei Frauen). Mitunter ist es auch erforderlich, einen Abstrich aus entzündeten Akne-Effloreszenzen zu nehmen und labortechnisch auszuwerten. Dies kann z. B. sinnvoll sein, um eine bakterielle Superinfektion mit Staphylokokken auszuschließen oder eben gegebenenfalls eine wirksame antibakterielle Zusatztherapie (Resistenzen?) einzuleiten. Neben dem klinischen Befund ist ein genaues Anamnesegespräch wichtig für die Diagnosestellung. Hierbei kann der Arzt Informationen sammeln, z. B. bezüglich der familiären Vorbelastung, evtl. bestehender Grunderkrankungen (Medikamente?), Ernährungs- und Hautpflegegewohnheiten. Mitunter kann durch eine genaue Anamnese geklärt werden, ob die Hautveränderungen durch besondere Lebensumstände (z. B. Umgang mit Chlorkohlenwasserstoffen aus beruflichen Gründen) oder falsche Lebensgewohnheiten (mit-)ausgelöst werden. Bestes Beispiel hierfür wäre die Hautreinigung oder Hautpflege mit ungeeigneten kosmetischen Produkten. Eine Vielzahl von Kosmetika enthält Substanzen, die Akne hervorrufen können (□ Tab. 5.6). Im Anamnesegespräch sollte auch erfragt werden, ob der Patient evtl. andere Medikamente anwendet. Viele verschiedene Arzneistoffe können nämlich als Nebenwirkung Akne auslösen. Als Beispiele seien an dieser Stelle Glucocorticoide, B-Vitamine, hormonale Kontrazeptiva (z. B. Cerazette, Leios, Belara u. v. a.) oder Lithium genannt. Akne und Rosazea ähneln sich hinsichtlich ihrer Symptome: die Gesichtshaut ist entzündet, gerötet und von Papeln und Pusteln gezeichnet, deshalb kann es auf den ersten Blick leicht zu einer Fehldiagnose kommen. Zur Abgrenzung zwischen den beiden Erkrankungen gilt es, die Unterschiede zu (er-)kennen, denn die beiden Erkrankungen der Gesichtshaut erfordern unterschiedliche Therapiekonzepte. Die □ Tab. 2.1 gibt einen Überblick über die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Hauterkrankungen. 2.3 1/5 aller Aknepatienten behandelt die Erkrankung erfolgreich im Rahmen der Selbstmedikation. Ich bespreche die verschiedenen Therapiemöglichkeiten gerne mit Ihnen und wir schauen gemeinsam, ob etwas für Sie in Frage kommt. Therapieoptionen bei Akne Für eine Studie wurden in 48 deutschen Apotheken 504 Aknepatienten befragt und die Präparate ermittelt, die zur Behandlung der Erkrankung erworben wurden. 66,5 % der Patienten lösten die Verordnung eines Dermatologen ein, aber 22,8 % der Patienten kamen ohne Rezept, ließen sich durch den Apotheker beraten und folgten seiner Therapieempfehlung. 4,5 % der Aknepatienten waren in Behandlung bei ihrem Hausarzt, und nur 4,5 % in kinderärztlicher Betreuung. Mit 17,5 % wurde am häufigsten Benzoylperoxid zur Behandlung eingesetzt, 14,5 % der Befragten wurden nach ärztlicher Verordnung mit topischem Erythromycin behandelt. Systemisches Isotretinoin (9,3 %) und Azelainsäure (8,7 %) Akne 2.3 Therapieoptionen bei Akne 33 □ Tab. 2.1 Abgrenzung zwischen Akne und Rosazea Merkmal Akne Rosazea Komedonen +++ – Papeln ++ ++ Pusteln ++ ++ Knoten + + Narben + – Keloide + – Teleangiektasien – ++ Bleibende Erytheme – ++ Augenbeteiligung – (+) Talgdrüsenhyperplasie (→ Phymbildung) – (+) Sonnenlicht Häufig Verbesserung des Hautbilds Verschlechterung des Hautbilds Typisches Erkrankungsalter Jugendliche, junge Erwachsene Beginn im 3./4. Lebensjahrzehnt wurden etwa gleich häufig von den behandelnden Ärzten verordnet. Daneben kamen systemisches Minocyclin (6,6 %), Adapalen (5,0 %) und eine fixe Kombination aus Clindamycin und Benzoylperoxid (6,4 %), jeweils nach ärztlicher Verordnung, zum Einsatz. 2,4 % der Patienten lösten ein Rezept über topisches Isotretinoin ein, sonstige Therapien machten jedoch 26,4 % der geforderten Produkte aus. Hier liegt für uns demnach ein großes Potenzial für die Beratung. Verschiedene Patientenbefragungen haben immer wieder gezeigt, dass nur knapp 25 % der Aknepatienten mit ihrer Behandlung zufrieden sind, 30 % hingegen sind kaum oder gar nicht mit der bisherigen Therapie zufrieden. Diese hohe Unzufriedenheit liegt sicherlich an der relativ schlechten Compliance der Patienten. Die Gründe hierfür sind vielfältig: schlechte Verträglichkeit des Therapeutikums, hoher Zeitaufwand, unpraktische Handhabung, Angst vor Nebenwirkungen bzw. mangelhafte Information über mögliche Nebenwirkungen, schlechte Wirksamkeit bei fehlender Therapieanpassung und auch mögliche Erstverschlimmerung nach Behandlungsstart. Bei alle diesen Themen, die Akne und Rosazea ähneln sich auf den ersten Blick und können leicht verwechselt werden. Da die beiden Hauterkrankungen aber unterschiedliche Behandlungen erfordern, sollte man die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale kennen. Bei Akne treten im Gegensatz zur Rosazea Mitesser auf. Bei Rosazea dagegen steht die massive Rötung der Gesichtshaut mit erweiterten Äderchen im Vordergrund. Akne ist außerdem eine Erkrankung, die vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betrifft. Rosazea tritt dagegen meist erst jenseits des 40. Lebensjahres auf. Was benutzen Sie denn bisher zur Behandlung der Akne? Ich frage das, damit wir nach einer Möglichkeit schauen können, um die Nebenwirkungen für Sie erträglicher zu machen? 34 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne eine schlechte Compliance der Patienten zur Folge haben, können wir als Apothekenpersonal viel bewirken, in dem wir über die korrekte Anwendung sowie die möglichen Nebenwirkungen etc. aufklären und die Patienten zur Therapietreue ermutigen – vorausgesetzt, wir kennen uns mit den entsprechenden Präparaten auch aus. Merke Akne lässt sich gut behandeln. Schwere Entzündungen und entstellende Narben lassen sich durch eine angemessene Therapie verhindern. Durch die oft schweren Entzündungen und entstellenden Narben kann Akne unbehandelt zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität für die Betroffenen führen. In Abhängigkeit zum Ausmaß der Erkrankung können als Krankheitsfolge Depressionen, Angst und soziale Stigmatisierung entstehen. Aknepatienten fühlen sich in ihrer Lebensqualität häufig genauso schwer beeinträchtigt wie Epileptiker, Asthmatiker und Typ2-Diabetiker. 2.3.1 In Deutschland gibt es eine Leitlinie, die wirksame Therapieempfehlungen für Akne in jedem Erkrankungsstadium gibt. Diese Leitlinie wurde von den Berufsvereinigungen der deutschen Hautärzte erarbeitet. Mit Hilfe dieser Leitlinie soll die Versorgung aller Aknepatienten in Deutschland verbessert werden. Außerdem soll auch das Wissen der behandelnden Ärzte aktualisiert und verbessert werden. Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ Aufgrund der schlechten Therapiezufriedenheit und der mangelhaften Compliance der Aknepatienten wurde im Jahr 2010 eine Leitlinie zur Behandlung der Akne in Deutschland verabschiedet. Die „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ wurde im Auftrag der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) erarbeitet und gilt in der vorliegenden Form bis 31.12.2014. Die Leitlinie wurde nach den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) und des Ärztlichen Zentrums für Qualität (ÄZQ) erstellt und entspricht der Qualitätsstufe S2k, d. h. die Leitlinie wurde durch Befragung von repräsentativen, interdisziplinären Experten und Auswertung der Ergebnisse im Rahmen von Konsensuskonferenzen erarbeitet. Zielgruppe der Akne-Leitlinie sind niedergelassene Dermatologen und Klinikärzte sowie alle anderen Berufsgruppen, die an der Behandlung der Akne beteiligt sind: Kinderärzte, Allgemeinmediziner, Gynäkologen und auch Apotheker. Wir als Apothekenpersonal sollten die Leitlinie kennen, um den stadiengerechten Einsatz der verordneten Arzneimittel zu erkennen und gegebenenfalls die Patienten an den Arzt weiterzuleiten, wenn offensichtlicher Handlungsbedarf besteht, weil die Therapie nicht angemessen erfolgt. Ziele der Leitlinie -- Verbesserung der Versorgung der Aknepatienten und Optimierung der Kenntnisse der behandelnden Ärzte bezgl. der Studienlage zur Wirksamkeit der Aknetherapeutika. Akne 2.3 Therapieoptionen bei Akne 35 -- Hilfestellung bei der Auswahl einer stadiengerechten Aknetherapie. -- Reduktion von schweren Krankheitsverläufen einschließlich Narbenbil- -- -- dung: durch Aufklärung zu Anwendung und Sicherheit sollen Vorbehalte gegen eine systemische Therapie der Akne bei Ärzten und Patienten abgebaut werden und die rechtzeitige Einleitung einer effektiven Therapie gesichert werden (Therapieumstellung, wenn nach 12-wöchiger Behandlung keine Besserung der Lebensqualität bzw. keine Reduktion der Krankheitsaktivität um mind. 50 % eingetreten ist). Förderung der Adherence (Therapietreue): Eine gute Adherence lässt sich meist erreichen, wenn Therapienutzen, Pflegeaufwand, Therapiekosten und unerwünschte Wirkungen für den Patienten in einem guten Verhältnis zu einander stehen. Durch die Leitlinie soll die Auswahl einer individuell angepassten Therapie für den Patienten sichergestellt werden, die den größtmöglichen Nutzen für den Patienten ermöglicht. Reduktion von Antibiotikaresistenzen: durch genaue Zeitvorgaben für die Therapie mit Antibiotika sowie sinnvolle Antibiotikakombinationen soll der Entstehung von Antibiotikaresistenzen vorgebeugt werden. Medikamentöse Therapieempfehlung gemäß der Deutsche S2-AkneLeitlinie 2010 Durch Umsetzung der Empfehlungen der Leitlinie können selbst schwere Krankheitsverläufe gut therapiert werden und Langzeitfolgen in Form von schweren Narben vermieden werden. Die Leitlinie gibt Hilfestellungen für die Beratung und Aufklärung zu den verwendeten Arzneimitteln. Leichte Akne (A. comedonica und leichte A. papulopustulosa) Mittel der 1. Wahl: -- Topisches Retinoid oder Benzoylperoxid (BPO) oder -- Topisches Retinoid + BPO oder -- Topisches Retinoid/BPO + topisches Antibiotikum Mittel der 2. Wahl: -- Azelainsäure, evtl. in Kombination mit top. Retinoid, BPO oder top. Antibiotikum Alternative für Frauen: -- keine In der Schwangerschaft: -- Azelainsäure + BPO oder -- Topisches Erythromycin + BPO Mittelschwere Akne (A. papulopustulosa) Mittel der 1. Wahl: -- Kombination von topischem Retinoid + BPO oder -- Topisches Retinoid/BPO + topisches Antibiotikum oder -- Topisches Retinoid/BPO + orales Antibiotikum Mittel der 2. Wahl: -- Azelainsäure + topisches Retinoid/BPO oder -- Azelainsäure + orales Antibiotikum Es werden klare Empfehlungen für wirksame Medikamente in jedem Stadium der Erkrankung ausgesprochen, so dass die Behandlung für alle Patienten rechtzeitig und effektiv eingeleitet werden kann. 36 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne Alternative für Frauen: -- Orales antiandrogenes Kontrazeptivum in Kombination mit Mitteln der 1. Wahl In der Schwangerschaft: -- Orales Erythromycin + Azelainsäure/BPO Erhaltungstherapie: -- Topisches Retinoid, evtl. in Kombination mit BPO Schwere Akne (schwere A. papulopustulosa + A. conglobata) Mittel der 1. Wahl: -- Orales Antibiotikum + topisches Retinoid und/oder BPO oder -- Orales Antibiotikum + Azelainsäure Mittel der 2. Wahl: -- Orales Isotretinoin Alternative für Frauen: -- Orales antiandrogenes Kontrazeptivum + Mittel 1. Wahl In der Schwangerschaft: -- Orales Erythromycin + Azelainsäure + BPO (+ evtl. kurzfristig orales Prednisolon) Erhaltungstherapie: -- Topisches Retinoid + BPO 2.3.2 Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen Neben der medikamentösen Therapie der Akne haben auch nichtmedikamentöse Maßnahmen einen hohen Stellenwert im Therapiekonzept der Akne. Im Gespräch mit Betroffenen wird immer wieder nach einer gezielten „AkneDiät“ gefragt, weshalb die Rolle der Ernährung bei Akne kurz beleuchtet werden soll. Gute Behandlungserfolge lassen sich außerdem mit Lichttherapie und manueller Aknetherapie erzielen. Eine echte Akne-Diät gibt es nicht. Manchen Patienten hilft es jedoch, wenn Sie Ihren Milchkonsum einschränken und sich vollwertig ernähren. Damit ist gemeint, dass man vorwiegend Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten zu sich nimmt und wenig schnell verfügbare Kohlenhydrate aus Süßigkeiten und Weißmehlprodukten zu sich nimmt. Probieren Sie doch einfach aus, ob Ihnen diese Ernährungstipps weiter helfen. Ernährung Es gibt keine sicheren Erkenntnisse darüber, dass diätetische Maßnahmen bei Akne erfolgreich sind. Aus diesem Grund lassen sich die früheren Empfehlungen, auf Schokolade, Citrusfrüchte, Süßigkeiten, tierische Fette und Coca-Cola zu verzichten, nicht halten. Allerdings gibt es verstärkt Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum von Milch und Milchprodukten die Entstehung einer Akne fördert. Milch erhöht die Freisetzung von IGF-1 (Insulin Like Growth Faktor-1), einem Wachstumsfaktor. Dieser Wachstumsfaktor wiederum stimuliert die Aktivität der Keratinozyten und der Talgdrüsen, außerdem scheint die Bildung von Androgenen durch IGF-1 angeregt zu werden. All dies sind Faktoren, die die Entstehung von Akne begünstigen. Diese Theorie wird durch die Beobachtung gestützt, dass Akne vor allem in den westlichen Industriestaaten weit verbreitet ist – und Akne 2.3 Therapieoptionen bei Akne 37 in diesen Ländern der Genuss von Milch im Vergleich zur übrigen Welt ausgesprochen hoch ist. Eine abschließende Bewertung der Daten steht jedoch noch aus. Außerdem gibt es Theorien, die davon ausgehen, dass unsere westlichen Ernährungsgewohnheiten, die Hyperglykämien fördern, den Ausbruch einer Akne fördern. Durch Hyperglykämien und die anschließend erhöhte Ausschüttung von Insulin wird die Bildung von Wachstumsfaktoren wie IGF (Insulin Like Growth Factor) gefördert. Dieser Wachstumsfaktor wiederum regt die Talgproduktion an und stimuliert die follikuläre Hyperkeratose – beides Triggerfaktoren für die Entstehung der Akne. Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Akne-Diät, die vor allem auf dem Verzicht von schnellverfügbaren Kohlenhydraten aus Süßigkeiten und Weißmehlprodukten aufbaut, neue Aktualität. Derartige Akne-Diäten waren in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal populär, ohne dass genaue Untersuchungen stattgefunden haben. Eine abschließende Bewertung der Daten steht jedoch nach wie vor aus. Abschließend lässt sich sagen, dass diätetische Maßnahmen durchaus dabei helfen können, das Hautbild bei Akne zu verbessern. Eine Heilung der Akne allein durch diätetische Maßnahmen wird jedoch mit Sicherheit nicht eintreten. Merke --- Eine milchreduzierte Ernährung kann das Hautbild verbessern. Der Verzicht auf einen übermäßigen Genuss von schnellverfügbaren Kohlenhydraten scheint positive Effekte auf das Hautbild zu haben. Abgesehen von Milchprodukten und schnellverfügbaren Kohlenhydraten können aber auch verschiedene Vitamine Akne auslösen bzw. verschlimmern. Erwiesen ist die komedogene Wirkung von hohen Vitamin-B-Dosen. Hochdosiertes Vitamin B1 (Thiamin), B6 (Pyridoxin) und Vitamin B12 (Cyanocobalamin) lösen Akne aus. Merke Auch Multivitamin-Präparate und Sportler-Drinks enthalten hohe Dosen an Vitamin B. Dies kann die Ursache für die Entstehung von Akne sein und sollte bei der Diagnosestellung berücksichtig werden. Therapie mit Blaulicht Die Therapie von leichter bis mittelschwerer Akne mit Blaulicht (Licht einer Wellenlänge zwischen 420–480 nm) wird seit einigen Jahren erprobt und erzielt in Kombination mit topischen und/oder systemischen Aknetherapeutika gute Ergebnisse. So kommt es unter der Bestrahlung mit Blaulicht zu einem ver- Akne kann durch zu hohe Dosen an B-Vitaminen ausgelöst werden. Diese Vitamine finden sich als Zusatz in vielen Säften und in Multivitaminpräparaten. 38 Bei leichter bis mittelschwerer Akne kann eine Blaulichttherapie die Aknetherapie unterstützen. Es werden gute Ergebnisse erzielt. Es kommt zu einem Rückgang der Entzündungen. Es ist sehr sinnvoll, wenn Sie Ihre Haut regelmäßig von der Kosmetikerin ausreinigen lassen. Sie kann die Mitesser und Pickel auf Ihrer Haut professionell öffnen, so dass sich das Hautbild klärt und die Entzündungen schneller abheilen. 2 Beratung zum Krankheitsbild Akne stärkten Rückgang von entzündlichen Akne-Effloreszenzen bei Patienten mit Akne papulopustulosa. Man vermutet, dass das hochenergetische Licht Porphyrine zerstört. Porphyrine sind ein Stoffwechselprodukt von Propionibakterien. Die Zerstörung dieser Stoffwechselprodukte führt zu einer raschen Verminderung der Keimzahl an Propionibakterien, das Entzündungsgeschehen bei Akne wird positiv beeinflusst. Die Anzahl der Komedonen wird jedoch nicht reduziert, deshalb sollte während der Therapie zumindest ein komedolytisch wirksames Aknepräparate weiter verwendet werden. Bei schweren Akneverlaufsformen profitieren die Patienten leider nicht von einer Behandlung mit Blaulicht. Während der Behandlung sitzt der Patient in vorgeschriebener Entfernung zur Blaulichtlampe und erhält während einer Sitzung eine Blaulichtdosis von 40 J/cm2 erkrankter Haut. Je nach Gerätetyp dauert eine Behandlung zwischen 20–30 Minuten. Ein Behandlungszyklus erstreckt sich im Regelfall über vier Wochen, wobei zwei Bestrahlungen pro Woche durchgeführt werden sollten. Die Therapie mit Blaulicht wird gut vertragen. Eine gleichzeitige Behandlung mit Arzneistoffen, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen (Tetracycline, Chinolone), muss konsequent vermieden werden. Die Behandlung von Akne mit UV-Licht, wie es in früheren Jahren gebräuchlich war, ist heute obsolet. Der therapeutische Effekt steht in keinem angemessenen Verhältnis zu den Risiken (vorzeitige Hautalterung, Hautkrebsrisiko). Manuelle Aknetherapie Durch eine manuelle Aknetherapie, d. h. durch das Ausreinigen der Haut, kann bei A. comedonica und A. papulopustulosa ein Zusatznutzen für die Patienten erzielt werden. Nicht zuletzt erhöht man die Compliance der Patienten für die medikamentöse Therapie, weil der Betroffene das Gefühl hat, dass etwas aktiv unternommen wird. In der Regel kommt es durch die Kombination von manueller Therapie und medikamentöser Behandlung zu rascheren Therapieerfolgen: die Akne heilt schneller aus. Eine manuelle Aknetherapie sollte nach ärztlicher Verordnung von einer dafür speziell geschulten Kosmetikerin durchgeführt werden, vorzugsweise unter dermatologischer Kontrolle. Viele Hautärzte beschäftigen geeignetes Fachpersonal in ihrer Praxis, so dass die Behandlung vor Ort vorgenommen werden kann und die Suche nach einem geeigneten Kosmetik-Institut entfällt. Die Behandlung wird unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Zunächst wird die zu behandelnde Haut mit einem geeigneten Syndet gereinigt und desinfiziert. Hierfür eignet sich 70 % Isopropanol. Anschließend sollte der Zusammenhalt der Korneozyten gelockert werden, um die Entfernung der Komedonen zu erleichtern. Dies kann durch Einsatz eines Vapozons erreicht werden (Gerät, das die Hornschicht mit Hilfe von warmen Wasserdampf erweicht) oder durch Anwendung eines milden chemischen Peelings. Nach diesen Vor- Akne 2.3 Therapieoptionen bei Akne bereitungen werden die geschlossenen und offenen Komedonen mit Hilfe steriler Instrumente (sterile Einmalnadeln, Lanzetten oder Komedonenquetscher) entleert. Dies geschieht unter Einsatz einer Lupe, damit die Kosmetikerin den Zustand der Akne-Effloreszenz gut beurteilen kann. Eine geschulte Kraft kann auch entzündete Akneläsionen öffnen und entleeren, so dass eine beschleunigte Abheilung ohne Narbenbildung beginnen kann. Nach dem Ausreinigen wird die Haut erneut desinfiziert. Außerdem kann im Anschluss eine feuchtigkeitsspendende Maske aufgelegt werden, um die Haut schnell zu beruhigen. Dies wird von den Patienten in der Regel als sehr wohltuend empfunden. Die Häufigkeit, mit der eine manuelle Aknetherapie durchgeführt werden sollte, hängt vom Erkrankungsstadium ab. Vor allem zu Behandlungsbeginn sollte die manuelle Aknetherapie 1–2-mal pro Woche durchgeführt werden, um schnelle Therapieerfolge zu erzielen. Im Rahmen einer Erhaltungstherapie genügt es in der Regel, die Haut einmal im Monat manuell auszureinigen. 39 40 Kapitel 3 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Unreine Haut und Akne gehen mit einem hohen Leidensdruck für die Betroffenen einher, daher haben Aknetherapeutika und Hautpflegemittel für unreine Haut einen hohen Stellenwert im Apothekensortiment. 3.1 Akne sollte immer stadiengerecht behandelt werden. Milde Akneformen können gut im Rahmen der Selbstmedikation therapiert werden. Schwere Verlaufsformen erfordern die Therapie durch einen Arzt. Abgrenzung zum Arztbesuch Die Behandlung einer Akne sollte sich immer an ihrem Stadium orientieren. Bei einer konsequenten, stadiengerechten Therapie lässt sich die Erkrankung gut kontrollieren, zumal viele Patienten nur während der Pubertät, also während einer relativ kurzen Zeitspanne, von Akne betroffen sind. Für uns als pharmazeutisches Personal ist es enorm wichtig, die Eigendiagnose „Akne“ zu hinterfragen und die Patienten gegebenenfalls an den Arzt zu verweisen. Nur milde Verlaufsformen können auf dem Wege der Selbstmedikation behandelt werden. Etwa 30 % der Betroffenen entwickeln jedoch schwerere Erkrankungsbilder (A. papulopustulosa, A. conglobata) und gehören möglichst frühzeitig in fachärztliche Behandlung. In der Regel wird der Dermatologe eine Therapie mit verschreibungspflichtigen, topischen Aknetherapeutika einleiten. Bei Frauen und Mädchen wird außerdem häufig eine „Pille“ mit antiandrogener Wirkkomponente verordnet. Nur ca. 2–7 % aller Aknepatienten entwickeln Akneverlaufsformen, die zu schwerer Narbenbildung neigen (A. conglobata). Diese Formen sollten von Anfang an mit systemischen Aknetherapeutika behandelt werden, um die Bildung entstellender Narben gering zu halten. 3.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen Eine gute Beratung in der Selbstmedikation ist nur durch gezieltes Fragen und Sammeln von Informationen möglich. Durch eine geschickte Gesprächsführung lässt sich die Eigendiagnose hinterfragen und das bestmögliche Medikament kann ausgewählt werden. Gleichzeitig kann aber abgeklärt werden, ob ein Arztbesuch notwendig ist. Akne 3.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen 41 Folgende Fragen sollten in Anlehnung an die BAK-Leitlinie zur Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der Selbstmedikation geklärt werden: 3.2.1 Fragen zur Person des Anwenders Hier sollte abgeklärt werden, für wen das gewünscht Arzneimittel bestimmt ist. Der Kunde, der nach dem Produkt fragt, ist nicht immer auch der Anwender. Wichtige Informationen zur betroffenen Person sind z. B. das Alter und Geschlecht. Im Falle der Akne gilt: -- keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Aknetherapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit, -- keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Aknetherapeutika bei Säuglingen und Kindern. 3.2.2 Fragen zum Beschwerdebild Hier sollte abgeklärt werden, ob die Akneerkrankung tatsächlich ein Fall für die Selbstmedikation ist. Grundsätzlich ist eine Selbstmedikation möglich -- bei unreiner Haut und sehr milden Akneverlaufsformen, -- als Therapieergänzung während einer systemischen Aknetherapie. 3.2.3 Fragen zur Dauer der Beschwerden Um die Grenzen der Selbstmedikation zu hinterfragen, sollte abgeklärt werden, seit wann die Hautprobleme bestehen. Langanhaltende Hautveränderungen mit entzündlichen Papeln, Pusteln, Knoten etc. gehören in die Hände eines Dermatologen. 3.2.4 Ist das Mittel für Sie selbst oder sollen Sie es für jemanden mitbringen? Ich frage das, damit wir gemeinsam ein geeignetes Produkt auswählen können. Nicht jedes Mittel ist für jeden Betroffenen gleichermaßen geeignet. Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer Arzneimittel Nicht alle freiverkäuflichen Aknetherapeutika sind unproblematisch hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, manche Mittel sind bei entsprechenden Grunderkrankungen sogar kontraindiziert. Außerdem können manche Grunderkrankungen bzw. Arzneimittel aknetypische Hautveränderungen auslösen. Hier ist der Einsatz von Aknetherapeutika häufig der falsche Therapieansatz. Deshalb sollte immer nach möglichen Grunderkrankungen bzw. einer eventuellen Dauermedikation gefragt werden. -- Benzoylperoxid ist kontraindiziert im letzten Monat einer Schwangerschaft. -- Akne kann (mit-)ausgelöst werden durch die Therapie mit -- Glucocorticoiden, -- Hormonpräparate (Androgene) → Bodybuilder-Akne. Wie äußern sich Ihre Hautprobleme? Es gibt sehr verschiedene Produkte zur Behandlung der Akne, nicht alle Mittel bieten auch in jedem Stadium der Erkrankung angemessene Hilfe. Seit wann haben Sie denn Probleme mit der Haut? Sind die Beschwerden immer gleich stark? Oder bemerken Sie, z. B. kurz vor Ihrer Monatsblutung, eine Verschlechterung der Haut? Nehmen Sie im Moment Medikament ein? Manche Arzneistoffe verursachen als Nebenwirkung Akne, und diese Möglichkeit möchte ich ausschließen, bevor wir uns für ein geeignetes Produkt entscheiden. 42 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln 3.2.5 Welche Produkte zur Reinigung und zur Pflege Ihrer Haut verwenden Sie denn zurzeit? Manchmal wird die Akne durch ungeeignete Produkte noch verstärkt. Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen Hier sollte abgeklärt werden, ob bzw. was der Patient bereits gegen seine Hautprobleme unternommen hat. Es bietet sich an dieser Stelle auch an, zu hinterfragen, wie der Patient seine Haut reinigt und pflegt, um gegebenenfalls ein dem Hautbild angemessenes Pflegekonzept zu empfehlen. 3.3 Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der Akne Akne ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern, je nach Schweregrad sind unterschiedliche Therapiemaßnahmen erforderlich. Das abgebildete Flussdiagramm leistet gute Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter Behandlungsoptionen (○ Abb. 3.1). Um diese Therapieempfehlung umsetzen zu können, ist es unerlässlich, die Erkrankungsstadien der Akne einordnen zu können. □ Tab. 3.1 erleichtert die Beurteilung des Schweregrads der Akne. □ Tab. 3.1 Beurteilung des Schweregrads der Akne Komedonen Papeln + Pusteln Knötchen (< 1 cm) Knoten, Zysten, Fistelgänge Entzündungen Vernarbung Akne comedonica < 20 < 10 – – – – Akne papulopustulosa (leicht) > 20 10–20 < 10 – Deutlich sichtbar – Akne papulopustulosa (schwer) > 20 > 20 10–20 (+) Stark sichtbar + Akne conglobata Fistelkomedonen > 30 > 20 + Sehr stark, tiefgehend + Akne 3.3 Auswahlkriterien zur stadiengerechten Therapie der Akne Stark entzündete Hautververänderungen; Zusammenfließen der Pickel; Narben und Zerstörung des umliegenden Gewebes Leichte Hautveränderungen im Gesicht, Dekolletébereich und auf dem Rücken: unreine großporige Haut mit deutlicher Überproduktion der Talgdrüsen, Pickel, Papeln, Pusteln Juckreiz Personen <20 Jahre Personen > 20 Jahre Typische juvenile Akne mit Pickeln und Mitessern Für das Alter übermäßig starke Akne Gemäßigte Form der Akne Arzt Arzt Unterstützung der ärztlichen Therapie Reinigung der Haut mit milden Reinigungsprodukten Ärztliche Diagnose, z.B. bakterielle Superinfektion mit Staphylokokken, Streptokokken; Acne conglobata; Mallorca-Akne; UAW: z.B. Steroide, Gestagene, Chloroquin Nachreinigung mit leicht alkoholischem Gesichtswasser Mechanische Schälung der Haut durch Peelings Arzt Chemische Keratolytika zur Verbesserung des Hautbilds Antibakterielle Wirkung gegen Propionibakterien durch Benzoylperoxid Wechsel der Pflegeserie, bzw. Empfehlung einer geeigneten Pflegeserie für die jeweilige Problemhaut ○ Abb. 3.1 Flussdiagramm Akne. Lennecke 2012 Keine Besserung durch die lokale Behandlung nach ca. 8 Wochen 43 44 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln 3.4 Benzoylperoxid ist das Basismedikament zur Behandlung der Akne. Die meisten Hautärzte verwenden diesen Arzneistoff zur Therapie der Akne, weil er sehr bewährt ist und sich gut mit anderen Arzneimitteln kombinieren lässt. Benzoylperoxid in topischen Zubereitungen als Gel, Creme oder Reinigungsprodukt wird seit vielen Jahren sehr erfolgreich zur Behandlung der Akne eingesetzt. Die Produkte sind freiverkäuflich und können deshalb auch im Rahmen der Selbstmedikation bei gesicherter Aknediagnose empfohlen werden. Benzoylperoxid ist außerdem das wichtigste Basismedikament in der Therapie der Akne unter dermatologischer Kontrolle. BPO lässt sich sehr gut mit anderen verschreibungsfreien oder verschreibungspflichtigen Aknemedikamenten kombinieren und verbessert auf diese Weise häufig den Therapieerfolg. 3.4.1 Benzoylperoxid vermindert die Anzahl der Bakterien, die an den Entzündungen bei Akne beteiligt sind. Dadurch bessert sich das Hautbild, Pickel und Pusteln können abheilen. Falls Sie das Produkte in die Augen bekommen haben, spülen Sie die Augen sofort mit viel lauwarmen Wasser aus! Falls die Beschwerden trotzdem anhalten, rufen Sie bitte einen Arzt. Wirkungsweise Der Wirkmechanismus von Benzoylperoxid kommt über oxidative Prozesse und die Bildung freier Radikale zu Stande. Die entstandenen Sauerstoffradikale wirken bakteriostatisch bis bakterizid auf gramnegative Bakterien wie z. B. Propionibakterium acnes. Letztlich wird auf diese Weise die Anzahl der Propionibakterien stark vermindert, so dass das Entzündungsgeschehen, das mitverantwortlich für die Entstehung der Akne ist, zum Erliegen kommt. Anders als unter der Behandlung mit Antibiotika bilden sich unter der Therapie mit BPO keine resistenten Bakterienstämme, daher spricht nichts gegen eine Langzeitbehandlung. Außerdem trägt ein schwach ausgeprägter komedolytischer Effekt in den Haarfollikelausführungsgängen zur Wirkung bei. Antiseborrhoische und keratolytische Effekte vervollständigen die gute therapeutische Wirkung. Benzoylperoxid wird ausschließlich topisch zur Anwendung gebracht. 3.4.2 Achten Sie bei der Anwendung darauf, dass Sie das Mittel nicht in die Augen, in Mund oder Nase bekommen! Für unsere Schleimhäute ist der Arzneistoff zu stark, es kann zu starken Schleimhautreizungen kommen. Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO) Handelspräparate und Indikationen Benzoylperoxid ist in verschiedenen Anwendungsformen im Handel. Neben klassischen Produkten als Creme oder Gel, die dünn auf die erkrankte Haut aufgetragen werden, gibt es auch spezielle Produkte mit Benzoylperoxid zur Reinigung der erkrankten Haut (□ Tab. 3.2). 3.4.3 Dosierung in Abhängigkeit von den Anwendungsgebieten Benzoylperoxid wird je nach Hauttyp und betroffener Hautzone in unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen eingesetzt (□ Tab. 3.3). Grundsätzlich darf der Arzneistoff nicht in Kontakt zu Augen und Schleimhäuten kommen, eine Anwendung im Bereich von Mund-, Nasen- und Augenwinkeln ist zu vermeiden. Außerdem dürfen benzoylperoxidhaltige Produkte nur auf intakter Haut angewendet werden, verletzte Haut muss bei der Behandlung ausgespart werden. Versehentlicher Kontakt des Wirkstoffs mit den Augen verursacht starke Rötung und schmerzhaftes Brennen im betroffenen Auge. Als Erste-Hilfe- Akne 3.4 Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO) 45 □ Tab. 3.2 Benzoylperoxid: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff Indikation Aknefug® Oxid Mild 3 %/5 %/10 % Gel Benzoylperoxid Alle Formen der endogenen (hormonbedingten) Akne in der Pubertät, 3 % für Gesicht und empfindliche Haut, 5 % für Gesicht und unempfindliche Gesichtshaut, 10 % v. a. für Brust und Rücken Aknefug® Oxid Wash Milde bis mäßig schwere Formen der Akne vulgaris Akneroxid® 5/10 Gel Alle Formen der endogenen Akne Akneroxid® L Suspension Akne Benzaknen 5 %/10 % Gel Benzaknen® Wash 5 % Benzoyt® 5 %/10 %Creme Cordes BPO® 3 %/5 %/10 % Gel PanOxyl® 5/-10 Akne Gel PanOxyl® mild 2,5 % Creme Alle Formen der Akne in leichter bis mittelschwerer Ausprägung, insbesondere der Akne vulgaris bei empfindlicher Haut PanOxyl® W Emulsion Alle Formen der Akne vulgaris Sanoxit® 5 %/10 % Gel Alle Formen der endogen bedingten Akne, 5 % vor allem zur Anwendung im Gesicht, 10 % vor allem zur Anwendung auf Brust und Rücken oder bei unzureichendem Therapieerfolg der Behandlung mit 5 % Benzoylperoxid gibt es in verschiedenen Anwendungsformen. Es gibt Reinigungsprodukte mit Benzoylperoxid oder Cremes bzw. Gele. Was bevorzugen Sie denn? 46 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln □ Tab. 3.3 Übliche Dosierungen von Benzoylperoxid Wirkstoff Dosis Erwachsene Anwendungsgebiet Benzoylperoxid 25–30 mg/g Grundlage In Zubereitungen für hochempfindliche Gesichtshaut, Anwendung 1–2 x pro Tag 40–50 mg/g Grundlage In Zubereitungen für normalempfindliche Gesichtshaut, in Zubereitungen zur Gesichtsreinigung der an Akne erkrankten Haut, Anwendung 1–2 x pro Tag 100 mg/g Grundlage Bei unzureichendem Therapieerfolg unter der Behandlung mit 5 % Wirkstoffkonzentration, zur Behandlung von erkrankter Haut an Brust und Rücken, Anwendung 1–2 x pro Tag Tragen Sie das Produkt 1–2 x täglich nach der Reinigung ganz dünn auf die erkrankte Haut auf. Denken Sie bitte daran, die Augen und die Mundpartie auszusparen. Bitte wenden Sie das Produkt für mind. 4 Wochen regelmäßig an. Erst nach dieser Zeit lässt sich beurteilen, ob die Therapie erfolgreich war. Am Beginn der Behandlung kommt es oft zu leichten Hautreizungen: die Haut spannt, ist gerötet, wird trocken und juckt vielleicht auch ein bisschen. Der Arzneistoff entfaltet seine Wirkung in der Haut. Normalerweise legen sich die Beschwerden innerhalb der ersten Behandlungstage. Maßnahme sollte das Auge ausreichend lange mit lauwarmem, fließendem Wasser gespült werden, gegebenenfalls muss ein Arzt kontaktiert werden. Die Creme- bzw. Gelzubereitungen mit Benzoylperoxid werden je nach Beschwerdegrad und Hautzustand 1–2-mal täglich auf die zuvor gereinigte Haut aufgetragen. Augenbrauen und behaarte Haut (Bart, Haaransatz) sollten aufgrund der Bleichwirkung von Benzoylperoxid von der Behandlung ausgespart bleiben. Der Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten muss strikt vermieden werden. Waschzubereitungen (z. B. Aknefug® Oxid Wash, PanOxyl® W Emulsion, Benzaknen ® Wash 5 %) werden dünn auf das zuvor angefeuchtete Gesicht aufgetragen und mit den Fingerspitzen gleichmäßig verrieben. Nach einer 2-minütigen Einwirkzeit wird das Produkt mit reichlich lau warmem Wasser abgespült. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. In der Regel dauert die Therapie 4–6 Wochen, mitunter kann aber auch eine Behandlung über mehrere Monate angebracht sein. 3.4.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Vor allem zu Therapiebeginn berichten viele Patienten über Hautreizungen in Form von Rötungen, Brennen, Trockenheitsgefühl und Juckreiz an den behandelten Hautstellen. In der Regel klingen diese Beschwerden nach einigen Tagen ab und sind als Anzeichen eines Ansprechens auf die Therapie zu werten. Bei Akne 3.4 Beratung bei der Abgabe von Benzoylperoxid (BPO) stärkeren, länger anhaltenden Beschwerden kann eine Reduzierung der Applikationshäufigkeit erwogen werden. Langfristig beobachtet man unter der Therapie mit Benzoylperoxid einen Vitamin-E-Mangel in der Epidermis. Dieser Vitamin-E-Mangel sowie die Oxidation von Lipiden und Proteinen in der Epidermis sind verantwortlich für die Hauptnebenwirkung von Benzoylperoxid, nämlich einer trockenen, schuppenden und spannenden Haut. In Einzelfällen kann es unter der Therapie mit Benzoylperoxid zur Ausbildung einer echten Kontaktallergie mit starker Rötung, Bläschenbildung und ödematösen Hautschwellungen kommen. Unter diesen Umständen sollte das Präparat umgehend abgesetzt werden und ein Arzt aufgesucht werden. Eine übermäßig häufige Anwendung der Präparate kann schwere Hautreizungen verursachen, die Anwendungsempfehlungen der jeweiligen Produkte sollte aus diesem Grund genauestens befolgt werden. Systemische Effekte einer solchen Überdosierung sind nicht bekannt, die Behandlung mit Benzoylperoxid muss aber unbedingt bis zur vollständigen Erholung der betroffenen Hautpartien unterbrochen werden. Lindernd wirken in derartigen Fällen einer Überdosierung kühlende Kompressen (z. B. mit Thermalwasser), um die Regenerierung der Haut zu unterstützen. Die bekannteste Nebenwirkung von Benzoylperoxid ist seine starke Bleichwirkung. Aus diesem Grund sollte bei der Anwendung darauf geachtet werden, dass Rückstände der Zubereitung nicht mit farbigen Textilien (Bettwäsche, Kleidung, Handtücher und Waschlappen) in Kontakt kommen. Dies kann z. B. durch angemessene Reinigung der Hände nach dem Auftragen der Produkte bzw. durch vollständiges Einziehen der Gel-/Creme-Produkte in die Haut vor dem Ankleiden oder Schlafen gehen vermieden werden. Einmal entstandene Bleichflecken auf Textilien sind irreversibel! Auch Haare können durch Benzoylperoxid entfärbt werden, die Therapie sollte deshalb nur auf unbehaarter Haut stattfinden. Wechselwirkungen Während der Behandlung mit Benzoylperoxid wird die Haut lichtempfindlicher. Aus diesem Grund sollte intensive UV-Strahlung (Sonnenbäder, Solarien) vermieden werden, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen. Ist eine Exposition mit starkem Sonnenlicht unvermeidbar, sollte angemessener UV-Schutz durch Sonnenschutzprodukte bzw. Kleidung erfolgen. Die gleichzeitige topische Therapie mit Retinoiden sollte vermieden werden, da Hautreizungen gefördert werden und der Therapieerfolg der Retinoide gemindert wird. Falls eine Kombinationstherapie erforderlich ist, sollten die Präparate alternierend zu unterschiedlichen Tageszeiten angewendet werden, z. B. das Benzoylperoxidpräparat morgens, das Retinoidpräparat am Abend. Auf diesem Weg lassen sich Wechselwirkungen bestmöglich reduzieren. 47 Bitte halten Sie sich an die empfohlene Dosierung! Ein Zuviel an Benzoylperoxid beschleunigt den Heilungserfolg nicht, stattdessen können schwere Hautreizungen verursacht werden. Benzoylperoxid besitzt starke Bleichwirkung auf Textilien, aber auch auf die Haare. Waschen Sie deshalb nach dem Auftragen auf die Haut gut Ihre Hände und warten Sie mit dem Ankleiden, bis das Produkt vollständig in die Haut eingezogen ist. Es kann ansonsten zu Entfärbungen an der Kleidung und Wäsche kommen. Unter der Therapie mit Benzoylperoxid wird Ihre Haut sehr lichtempfindlich. Vermeiden Sie darum lange Sonnenbäder oder den Besuch im Solarium. 48 Benutzen Sie Benzoylperoxid nur auf unverletzter Haut. 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Kontraindikationen Benzoylperoxid darf nicht angewendet werden auf verletzter Haut, bei bekannter Allergie auf den Wirkstoff, bei Säuglingen und Kindern < 12 Jahren. Relative Kontraindikationen sind eine atopische Haut (z. B. bei Neurodermitis) sowie eine Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit. Hier ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt vorzunehmen, eine Selbstmedikation sollte nicht unterstützt werden. ---- 3.5 Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten Salicylsäure wurde nicht in die Leitlinien-Empfehlung zur Behandlung der Akne aufgenommen. Da die Substanz jedoch nach wie vor häufig als „AkneSpiritus“ von Hautärzten verordnet wird, soll der Wirkstoff im Folgenden trotzdem besprochen werden. 3.5.1 Dieses Gesichtswasser öffnet die Poren, so dass der Talg leichter abfließen kann. Außerdem wird die Vermehrung von Aknebakterien verhindert. Dadurch verbessert sich insgesamt das Hautbild. Wirkmechanismus Salicylsäure zeigt antiphlogistische und leichte antimikrobielle Wirkung bei topischer Anwendung. Die Hauptwirkung bei Akne kommt jedoch durch die gute keratolytische Wirkung zu Stande: durch Auflösung der interzellulären Kittsubstanz zwischen den Hornzellen in den obersten Schichten der Epidermis kommt es zur Abschuppung der im Übermaß gebildeten Hornzellen auf der Oberhaut. Dadurch können Komedonen abgetragen werden und das Hautbild klärt sich. 3.5.2 Handelspräparate Salicylsäure wird nach wie vor häufig in Rezepturen vom Dermatologen verordnet, im NRF finden sich entsprechende Rezepturvorschläge, deren Plausibilität ausreichend geprüft wurde. Als Basis dient in der Regel eine wässrige Isopropanol-Lösung (□ Tab. 3.4). Als Fertigpräparat ist in Deutschland nur noch Aknefug®-Liquid 1 % auf dem Markt. 3.5.3 Tragen Sie das Gesichtswasser bitte nach der Reinigung mit einem Wattepad auf die erkrankten Stellen im Gesicht auf. Nach der Anwendung können Sie die Haut wie gewohnt eincremen. Dosierung Üblicherweise wird Salicylsäure bei der Behandlung von Akne in Konzentrationen von bis zu 5 % eingesetzt. Die erkrankte Haut sollte 1–2-mal täglich nach der Reinigung mit einem Wattebausch, der mit der Lösung getränkt wurde, abgetupft oder abgerieben werden. Die Lösung verbleibt auf der Haut und wird nicht wieder abgenommen. Augen, Mund und Schleimhäute müssen bei der Behandlung ausgespart werden. Akne 3.5 Beratung bei der Abgabe von Salicylsäure-Präparaten 49 □ Tab. 3.4 NRF 11.23. Salicylsäure-Aknespiritus 5 % Wirkstoff Konzentration Salicylsäure 5,0 g Propylenglycol 10,0 g 2-Propanol 40,0 g Gereinigtes Wasser 45,0 g 3.5.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Vor allem bei sehr empfindlicher Haut kann es unter der Behandlung zu leichten Hautreizungen in Form von Brennen, Rötungen, Juckreiz und trockener Haut kommen. In diesen Fällen sollte die Anwendungsfrequenz reduziert werden, in schweren Fällen sollte die Therapie abgebrochen werden. Vereinzelt wird in der Literatur auch über Fälle von Allergien auf Salicylsäure nach topischer Anwendung berichtet, die einen Therapieabbruch und ärztliche Hilfe erforderlich machen. Wechselwirkungen Salicylsäure kann die Resorption von anderen Arzneistoffen, die im gleichen Hautbereich aufgetragen werden, erhöhen. Kontraindikationen Kontraindikationen für eine Behandlung mit Salicylsäure liegen vor bei bekannter Salicylsäureallergie, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, für die Anwendung im Bereich von Augen, Mund und Schleimhäuten. bei Kindern < 4 Jahren. Auch bei Kindern, die älter als vier Jahre sind, gelten strenge Tageshöchstdosen von max. 0,2 g/d. Salicylate können über die Haut in erheblichem Maße resorbiert werden. Bei Säuglingen und Kleinkinder ist der Metabolismus zum Abbau der Salicylate noch nicht ausgereift, weshalb es zu Intoxikationen mit Übelkeit und Erbrechen, Ohrensausen und Schwerhörigkeit u. a. kommen kann. Vorsicht sollte ebenfalls gelten bei einer Behandlung mit Salicylsäure während Schwangerschaft und Stillzeit. ----- Es kann sein, dass Sie nach der Anwendung Nebenwirkungen spüren, die Haut kann brennen oder spannen, und ist vielleicht auch etwas gerötet. Im der Regel legen sich diese Beschwerden nach einigen Tagen, weil sich die Haut an die Zubereitung gewöhnt. Wenden Sie die Zubereitung bitte nicht direkt im Bereich der Augen, der Nase oder des Mundes an. Die Schleimhäute in diesen Bereichen sind zu empfindlich. 50 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen 3.6 Dieses Arzneimittel wirkt sehr gut gegen die Entzündungen. Durch die regelmäßige Anwendung können die Entzündungen gut abheilen. Neutralisierte sulfonierte Schieferöle wurden ebenfalls nicht in die Akne-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie aufgenommen. Aber auch diese Substanzen werden nach wie vor von Hautärzten als Rezeptur verordnet, außerdem sind verschiedene freiverkäufliche Fertigarzneimittel zur Aknetherapie auf dem Markt, weshalb diese Wirksubstanzen kurz vorgestellt werden sollen. Neutralisierte sulfonierte Schieferöle besitzen gute antientzündliche Eigenschaften und werden aus diesem Grund nach wie vor als dermatologische Wirkstoffe eingesetzt. Die verwendeten Schieferöle unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Art des Salzes (Ammonium-oder Natrium-Salze) und des Herstellungsverfahrens: je nach Grad der Raffination erhält man helle oder dunkle sulfonierte Schieferöle. Als Rezeptursubstanz wird heute nur noch dunkles Ammoniumbituminosulfonat (z. B. Ichthyol® dunkel) genutzt. Die früher ebenfalls gebräuchlichen Rezeptursubstanzen Tumenol® Ammonium (Ammoniumsulfobitol) und Leukichthol® (helles Ammoniumbituminosulfonat) sind aufgrund neuer Risikobewertungen vom Markt genommen worden und nicht mehr erhältlich. Eine begonnene Therapie kann durch die Umstellung auf Fertigarzneimittel mit hellem Natriumbituminosulfonat bzw. durch eine Rezeptur mit Ammoniumbituminosulfonat (Ichthyol® dunkel) fortgeführt werden. 3.6.1 Dieses Mittel wirkt gut bei Akne, weil es die Produktion von Talg bremst und das Wachstum von Aknebakterien hemmt. Beides führt dazu, dass die Entzündungen abheilen können und sich das Hautbild bessert. Wirkmechanismus Die aknemildernde Wirkung von neutralisierten sulfonierten Schieferölen kommt durch talgreduzierende, antibakterielle und antiphlogistische Effekte zu Stande. 3.6.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 3.5 Ichthyol®: Handelspräparate und Indikation Handelspräparat Wirkstoff Indikation Aknichthol® soft Ichthyol® hell (helles Natriumbituminosulfonat) Verminderung der Komedonenzahl bei leichter bis mittelschwerer Akne vulgaris Aknichthol® Creme 3.6.3 Tragen Sie die Zubereitung bitte morgens und abends nach der Reinigung dünn auf die erkrankte Haut auf. Dosierung Ichthyol® wird in Cremes zur Behandlung von Akne in Konzentrationen von 1 % eingesetzt. Die erkrankte Haut wird 2–3-mal täglich dünn mit der Zubereitung eingecremt, eine Anwendung sollte je nach Präparat nicht länger als 6 (Aknichthol® Creme) bzw. 12 Wochen (Aknichthol® soft) erfolgen. Akne 3.7 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka 3.6.4 51 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen In seltenen Fällen kommt es während der Therapie zu Hautreizungen mit heftigem Juckreiz, Rötungen und brennendem Hautgefühl. Ebenfalls sehr selten kann es zur Ausbildung einer Kontaktallergie gegen den Wirkstoff kommen. Wechselwirkungen Helles Natriumbituminosulfonat kann die Resorption von gleichzeitig auf der Haut angewendeten Arzneimitteln verstärken, da es als Lösungsvermittler wirken kann. Deshalb sollten keine zusätzlichen Dermatika auf der behandelten Haut zum Einsatz kommen. Es kann sein, dass Sie nach der Anwendung Juckreiz oder Rötungen auf der Haut verspüren. In seltenen Fällen wurde diese Nebenwirkung beschrieben. Bitte tragen Sie auf der behandelten Haut keine zusätzlichen Arzneimittel auf. Kontraindikationen Sulfonierte Schieferöle sind kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber den Substanzen, in Schwangerschaft und Stillzeit. --- 3.7 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka Eine ganze Reihe von Phytopharmaka bieten sich zur unterstützenden Behandlung bei Akne an – allerdings denkt man bei dieser Indikation häufig nicht als erstes an die Möglichkeiten, die pflanzliche Arzneistoffe für die Therapie bieten. Im Folgenden sollen daher bewährte Phytopharmaka vorgestellt werden, die im Einzelfall eine gute Therapieergänzung darstellen, sei es als Tee, zur topischen Anwendung oder auch als systemisch anzuwendendes Arzneimittel. 3.7.1 Wirkungsweise Die positiven Wirkungen von Phytopharmaka auf das Erkrankungsbild der Akne sind vielfältig. Einerseits kann die stoffwechselanregende und dadurch entgiftende Wirkung von verschiedenen Arzneitees genutzt werden. Andererseits wirken die Extrakte einer Vielzahl von Phytopharmaka entzündungshemmend und antibakteriell, wodurch die Haut beruhigt und das Entzündungsgeschehen gemildert werden kann. Eine ausdrückliche Zulassung zur Behandlung der Akne haben die einzelnen Mittel in der Regel nicht, die langjährigen Erfahrungen lassen ihren unterstützenden Einsatz aber durchaus sinnvoll erscheinen. Agnus castus (Agnucaston®, Angolyt®) Agnus castus (Keuschlammfrüchte, Mönchspfeffer) wird seit vielen Jahren bei Menstruationsbeschwerden (PMS) als zyklusregulierendes Arzneimittel eingesetzt. Neben seiner Wirkung auf den Gestagenspiegel zeigt es auch einen leicht senkenden Effekt auf den Testosteronspiegel. Diese verminderten Testosteronspiegel wiederum führen zu einer Minderung der Talgproduktion in den Talg- Falls Sie zur Unterstützung der Behandlung noch etwas Zusätzliches tun möchten, kann ich Ihnen verschiedene pflanzliche Arzneimittel empfehlen. Mönchspfefferextrakt eignet sich zur Therapieergänzung bei Frauen, die unter hormonell bedingter Akne leiden. Mönchspfefferextrakt greift regulierend in den Hormonhaushalt ein, so dass Zyklusbeschwerden und eben auch das Hautbild normalisiert werden. 52 Sind Sie schon einmal wegen einer Krebserkrankung in Behandlung gewesen? Dieses Mittel sollte bei bestimmten Krebsarten in der Vorgeschichte nicht anwenden werden. Bei Entzündungen, die im Verlauf einer Akne auftreten, läuft unser Immunsystem auf Hochtouren. Perenterol® forte greift regulierend in unser Immunsystem ein und hat dadurch positiven Einfluss auf das Entzündungsgeschehen auf der Haut. Nehmen Sie als Kur zwei Kapseln pro Tag. Bereiten Sie sich doch abends vor dem Schlafen ein Gesichtsdampfbad zu. Mischen Sie dazu 1TL Kamillenextrakt mit 1 l heißem Wasser und lassen Sie den Dampf 15 Minuten auf Ihr Gesicht einwirken. Das öffnet die Poren und hilft, dass der Talg besser abfließen kann. Teebaumöl enthält antiseptische Wirkstoffe. Für die unkomplizierte Anwendung empfehle ich Ihnen einen Teebaumöl-Roller. Damit können sie das Produkt ganz einfach auftragen. Hamamelis-Extrakt hat sehr gute entzündungshemmende Eigenschaften. 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln drüsen. Bei Frauen, die menstruationsbedingt unter PMS und zyklusbedingten Hautproblemen leiden, verbessert sich dadurch das Hautbild. Die Dosierung beträgt 1×1 Tablette pro Tag, die Therapie sollte für mindestens drei Monate durchgeführt werden, da sich die zyklusregulierenden Effekte erst mit der Zeit ausbilden. Kontraindiziert sind Mönchspfefferextrakte bei Hypophysen- bzw. Mammakarzinomen in der Anamnese. Hauptnebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Juckreiz und Magendarmbeschwerden. Saccharomyces boulardii (Perenterol® forte) Saccharomyces boulardii („Bierhefe“) zeigt über seine Wirkung auf die Darmschleimhaut starke immunologische Effekte, Entzündungsprozesse werden positiv beeinflusst. Bei vielen Aknepatienten ist eine unterstützende Behandlung mit Perenterol® forte (2 × 1 Kapsel pro Tag) ein sinnvoller Therapieansatz und hat aus diesem Grund sogar die Zulassung als Adjuvans bei chronischen Formen der Akne. Kontraindiziert ist Perenterol bei immunsupprimierten Patienten (z. B. unter langandauernder Cortisontherapie, nach Organtransplantation, nach Chemotherapie). Hauptnebenwirkung der Behandlung sind Blähungen. Kamillenblüten (z. B. Kamillosan®) Die entzündungshemmende und antiseptische Wirkung der Kamille wird seit Jahrhunderten in der Medizin genutzt. In der Behandlung der Akne hat sich die Anwendung als Gesichtsdampfbad bewährt: 1TL Kamillenblütenextrakt werden mit 1 l Wasser vermischt und das Gesicht dem heißen Wasserdampf für ca. 15 Minuten ausgesetzt. Neben der entzündungshemmenden Wirkung öffnen sich im heißen Wasserdampf auch die Hautporen, der Zusammenhalt zwischen den Hornzellen wird durch die leichte Hautquellung gelockert, so dass Talg abfließen kann und Komedonen sich entleeren können. Insgesamt lässt sich das Hautbild verbessern. Teebaumöl Das ätherische Öl aus Melaleuca alternifolia (Myrtengewächs) wirkt durch seinen hohen Gehalt an Terpenen stark antiseptisch. Das Entzündungsgeschehen bei Akne kann durch die topische Behandlung mit Teebaumöl (5 %Teebaumöl, gelöst in Isopropanol) positiv beeinflusst werden. Üblich sind auch Teebaumöl„Pickelstifte“ zur Soforthilfe bei einzelnen Akne-Effloreszenzen, um die Entzündung in Schach zu halten. Hamamelis-Extrakt (z. B. Hametum® Extrakt) Die Inhaltsstoffe der Zaubernuss (Hamamelis virginiana) wirken ebenfalls entzündungshemmend und sind als Gesichtswasser genutzt eine sinnvolle Ergänzung im Therapieregime einer Akne. Akne 3.7 Beratung bei der Abgabe von Phytopharmaka 53 Tee bei Akne Als Akne-Tees eignen sich Teedrogen, die stoffwechselanregend und entschlackend wirken. Bewährt haben sich z. B. Löwenzahn, Brennnessel- und Schachtelhalmtee. Praxistipp: Akne-Tee Löwenzahn Stiefmütterchen Anis Fenchel aa ad 100,0 g Als Tipp habe ich für Sie ein Rezept für einen Akne-Tee. Zubereitung: 1 EL auf 1Tasse heißes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen Dosierung: 2 × täglich 1 Tasse 3.7.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 3.6 Phytopharmaka mit positiver Wirkung bei Akne Handelspräparat Inhaltsstoff Indikation Agnucaston® 4 mg Trockenextrakt aus Keuschlammfrüchten Monatlich wiederkehrende Beschwerden vor Eintritt der Regelblutung (prämenstruelles Syndrom). Hametum® Extrakt Hamamelisdestillat Kleinflächige Hautverletzungen und Hautentzündungen. Kamillosan® Auszug (1 : 4,0–4,5) aus Kamillenblüten : Kamillenzungenblüten (4,7 : 1) Zur äußerlichen Anwendung bei entzündlichen Hautveränderungen. Perenterol® forte Saccharomyces boulardii (250 mg Trockenhefe) Als Adjuvans bei chronischen Formen der Akne Agnolyt® 3.7.3 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Der Einsatz von pflanzlichen Aknetherapeutika ist in den meisten Fällen ohne Risiko möglich. Echte Nebenwirkungen treten praktisch nicht auf. Ernst zu nehmen ist jedoch beim Einsatz von Kamillenextrakt eine eventuell vorliegende Allergie gegenüber Bisabolol und Korbblütlern. In diesem Fall ist Kamillenextrakt kontraindiziert. Leiden Sie an Allergien? Unter diesen Umständen könnte die Behandlung mit Kamillenblüten zu Problemen führen. 54 Dieses Arzneimittel ist sehr gut verträglich. Allerdings darf es bei verschiedenen Krebserkrankungen in der Vorgeschichte nicht eingesetzt werden. Ist bei Ihnen schon einmal eine Behandlung wegen Krebs erforderlich gewesen? 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Eine systemische Therapie ist in Hinblick auf eine eventuell vorliegende Schwangerschaft bzw. Stillzeit immer zu hinterfragen. Keuschlammprodukte dürfen nie bei Brustkrebs bzw. Hypophysenkrebs in der Anamnese eingenommen werden. 3.8 Eine Substitution von Zink kann bei Aknepatienten das Hautbild verbessern. Sinnvoll ist ein Therapieversuch vor allem bei Patienten, die die üblichen Aknetherapeutika nicht vertragen bzw. wegen Kontraindikationen nicht anwenden können. Gute Therapieerfolge zeigen sich außerdem bei Frauen, die gleichzeitig antiandrogen wirksame Kontrazeptiva einnehmen. 3.8.1 Zink hat sehr positive Einflüsse auf die Haut bei Akne. Zum einen wirkt Zink antientzündlich. Gleichzeitig wirkt Zink auch regulierend auf den Hormonhaushalt und hat eine direkte antibakterielle Wirkung. Diese Wirkungen ergänzen und verstärken sich gegenseitig, so dass sich das Hautbild normalisiert. Beratung bei der Abgabe von Zink Wirkmechanismus Zink ist als Koenzym an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt und besitzt ausgeprägte antiinflammatorische Wirkungen. So hemmt das Spurenelement unter anderem die Produktion von chemotaktisch wirksamen Entzündungsmediatoren (z. B. TNF-α). Außerdem blockiert Zink die 5α-Reduktase. Dieses Hormon stellt aus Testosteron die hochpotente Wirkform Dihydrotestosteron her. Die Hemmung dieses Enzyms ist für die antiandrogene Wirkung von Zink verantwortlich. Weiterhin scheint Zink auch antibakterielle Wirkung zu besitzen, unter der Therapie sinkt die Zahl der am Aknegeschehen mitbeteiligten Propionibakterien deutlich. 3.8.2 Handelspräparate und Indikationen Zinkpräparate besitzen keine ausdrückliche Zulassung zur Behandlung der Akne. Alle Produkte werden gewissermaßen „off-label“ eingesetzt (□ Tab. 3.7). 3.8.3 Nehmen Sie die Zinktabletten bitte mit einem Glas Wasser morgens vor dem Frühstück ein. Durch diese Einnahme auf nüchternen Magen wird der Wirkstoff am besten ins Blut aufgenommen. Dosierung Zink sollte bei Akne in Dosierungen von ca. 30 mg pro Tag angewendet werden. Vorzugsweise sollten organische Zinksalze zum Einsatz kommen, da diese Verbindungen wesentlich besser resorbiert werden als anorganische Zinksalze. In Studien wurde aus diesem Grund überwiegend Zink-Gluconat eingesetzt. Die Tabletten oder Kapseln sollten, wenn möglich, mit einem Glas Wasser auf nüchternen Magen eingenommen werden. Bei gastrointestinalen Nebenwirkungen kann die Einnahme in Hinblick auf eine bessere Verträglichkeit auch gleichzeitig zu einer Mahlzeit erfolgen. Akne 3.8 Beratung bei der Abgabe von Zink 55 □ Tab. 3.7 Zink: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff Indikation Cefazink® 20 mg Filmtabletten Zink-D-Gluconat 140 mg (= 20 mg Zink) Nachgewiesener Zinkmangel Curazink® 15 mg Hartkapseln 15 mg Zink, gebunden an Histidin Klinisch gesicherte Zinkmangelzustände, sofern sie nicht durch Ernährungsumstellung behoben werden können Zinkgluconat 25 Zinkgluconat 174,27 mg (= 25 mg Zink) Zinkmangelzustände, die nicht durch übliche Ernährungsmaßnahmen zu beheben sind Zinkorot® 25 Zinkorotat x 2 H2O 157,36 mg (= 25 mg Zink) Nachgewiesener Zinkmangel, sofern ernährungsmäßig nicht behebbar Zinkotase® Filmtabletten Zinkbis(hydrogen-DLaspartat) 128,21 mg (= 25 mg Zink) Zinkamin-Falk® Hartkapseln 3.8.4 Zinkpräparate werden von vielen Herstellern angeboten. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Zink wird in der Regel in Dosierungen von 30 mg pro Tag gut vertragen. In seltenen Fällen klagen die Patienten über leichte gastrointestinale Störungen wie z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Magenschmerzen. Normalerweise legen sich diese unerwünschten Wirkungen bei Fortsetzung der Therapie. Bei anhaltenden Beschwerden sollte das Arzneimittel zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Dadurch steigt die Verträglichkeit. Eine langfristige Einnahme von Zink kann zu Kupfermangel führen. Deshalb sollten gegebenenfalls labordiagnostische Kontrollen durchgeführt werden. Eine Überdosierung von Zink macht sich durch Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel, Durchfälle und einen metallischen Geschmack im Mund bemerkbar. Derartige Intoxikationen werden nur erreicht, wenn die empfohlene Tagesdosierung von Zink um ein Vielfaches überschritten wird. Im Falle einer akuten Überdosierung muss das Medikament umgehend abgesetzt werden. Die Symptome der Intoxikation legen sich, sobald das überschüssige Zink aus dem Körper ausgeschieden ist. Manchmal kommt es unter der Therapie zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt. Die betroffenen Patienten klagen dann über Magenschmerzen mit Unwohlsein und vielleicht auch Durchfall. Sollten Sie derartige Beschwerden bekommen, hilft es in der Regel, die Tabletten gleichzeitig mit einer Hauptmahlzeit einzunehmen. 56 Falls Sie während der Behandlung mit Zink ein Antibiotikum einnehmen müssen, sollten Sie einen Zeitabstand von mindestens drei Stunden zwischen den Einnahmen einhalten. Falls dies nicht beachtet wird, kann die Wirkung des Antibiotikums unter Umständen abgeschwächt werden. Dadurch ist der Therapieerfolg gefährdet. 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Wechselwirkungen Zink bildet als 2-wertiges Kation Komplexe mit vielen Arzneistoffen, z. B. auch mit Tetracyclinen. Dadurch sinkt die Wirksamkeit der betroffenen Arzneistoffe. Zwischen der Einnahme von Tetracyclinen und Zink sollte daher ein Zeitabstand von mindestens drei Stunden eingehalten werden. Die gleichzeitige Einnahme von Phosphaten, Eisen-, Kupfer- oder Calciumsalzen kann die Bioverfügbarkeit von Zink vermindern. Hohe Dosen von Zink können aber andererseits auch die Resorption und Speicherung von Eisen vermindern. Kontraindikationen Eine echte Kontraindikation liegt nur bei bekannter Unverträglichkeit gegenüber Zink vor. In Schwangerschaft und Stillzeit können Zinksalze bei nachgewiesenem Mangel in therapeutischen Dosen bedenkenlos eingesetzt werden. 3.9 Medikamentöse Alternativen Viele Patienten sind dankbar für zusätzliche Tipps und Therapievorschläge aus dem Bereich der Naturheilkunde. Deswegen soll hier ein kurzer Überblick gegeben werden. 3.9.1 Anthroposophie Bewährt zur Behandlung von Akne haben sich die in □ Tab. 3.8 aufgeführten anthroposophischen Fertigarzneimittel. 3.9.2 Haben Sie gewusst, dass man mit Schüßler-Salzen auch sehr gut kühlende, beruhigende Kompressen für das Gesicht herstellen kann? Lösen Sie hierzu die Tabletten in Wasser auf und tränken Sie mit der gewonnen Lösung einen Waschlappen oder eine Kompresse. Diese Kompresse legen Sie sich dann für etwa 15 Minuten auf das Gesicht, so dass die Lösung gut einwirken und ihre hautberuhigende Wirkung entfalten kann. Schüßler-Salze Auch biochemische Mittel bieten Unterstützung bei der Behandlung von Akne und unreiner Haut (□ Tab. 3.9). Ergänzend lassen sich mit den genannten Mitteln auch lokale Anwendungen durchführen. Hierzu werden die Tabletten in Wasser aufgelöst und Wattepads oder Kompressen mit den gewonnenen Lösungen getränkt. Diese Auflagen sollten für 15 Minuten auf die erkrankte Haut aufgelegt werden und dort einwirken. 3.9.3 Homöopathie Der Einsatz homöopathischer Mittel zu Behandlung der Akne erfordert viel Erfahrung. Die Ursachen der Akne sind sehr vielfältig, deshalb ist im Einzelfall zur Auswahl eines geeigneten Mittels oft die Hilfe eines ausgebildeten Homöopathen erforderlich. Akne kann jedoch auch als chronische Erkrankung betrachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt gibt es einige bewährte homöopathische Einzelmittel, die im Rahmen der Selbstmedikation zum Einsatz kommen (□ Tab. 3.10). Akne 3.9 Medikamentöse Alternativen □ Tab. 3.8 Anthroposophische Handelspräparate bei Akne Handelspräparat Anwendung/Tag Akne Kapseln (Wala) 1–0–2 pro Tag, Einnahme mit Flüssigkeit, als Ergänzung zur topischen Therapie Akne-Gesichtsdampfbad (Wala) Gesichtsdampfbad aus 2 EL Tinktur und 0,5 l Wasser bereiten, 5–10 Minuten Einwirkzeit, Gesicht im Anschluss mit kaltem Wasser abspülen und abtrocken, Anwendung: 1–3 x pro Woche Akne-Gesichtsmaske (Wala) Pulver zum Anrühren mit Wasser, 1–3 x pro Woche direkt nach dem Gesichtsdampfbad auf das Gesicht auftragen und 15 Minuten einwirken lassen, vor dem Schlafengehen mit Wasser verdünnt einnehmen Akne-Wasser (Wala) 2 x tgl. mit einem Wattepad auf das Gesicht auftragen und einziehen lassen, idealer Abschluss der Behandlung nach Gesichtsdampfbad und Maske □ Tab. 3.9 Bewährte biochemische Mittel bei Akne Nr. Schüßler-Salz Anwendungsgebiet Dosierung (Tbl./Tag) 3 Ferrum phosphoricum Entzündungsreaktionen 12 4 Kalium chloratum Drüsenmittel, Förderung der Entgiftung 7 9 Natrium phosphoricum Bei Pickeln, Mitessern, fettiger Haut 12–15 11 Silicea Bindegewebsmittel 7 21 Zincum chloratum Bei Infektanfälligkeit, Hautkrankheiten wie Akne und gestörter Wundheilung 7 Alle genannten Mittel sollten sinnvollerweise als Ergänzung zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden der Akne angewendet werden. Die Therapie durch klassische Aknetherapeutika wird durch den unterstützenden Einsatz von homöopathischen Mitteln nicht beeinträchtigt. 57 58 3 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln □ Tab. 3.10 Homöopathische Einzelmittel zur Therapie von Akne (Fortsetzung) Es gibt verschiedene homöopathische Mittel, die sich zur Behandlung der Akne bewährt haben. Falls das für Sie interessant ist, kann ich Ihnen diese Mittel gerne vorstellen und mit Ihnen zusammen das für Sie passende Mittel auswählen. Homöopathisches Mittel Symptombeschreibung der Haut Besserung (+) bzw. Verschlechterung (–) Dosierung (Glob./Tag) Mahoria aquifolium D3 Unreine Haut mit vielen Mitessern, die zur Bildung von eitrigen Pusteln neigt, oft jahrelang anhaltende Beschwerden (+) durch Ausscheidung (–) bei Bewegung 3x5 Bewährt bei Männern Natrium chloratum D12 Fettige, unreine, zu Entzündungen neigende Haut im Bereich der T-Zone, die Wangenpartie ist eher trocken oder sogar schuppig (+) Frischluft (–) am Morgen 2x5 Pulsatilla D12 Hochempfindliche Haut, immer wieder von Pickeln und Mitessern betroffen, verstärkte Beschwerden durch hormonelle Schwankungen (Wechseljahre, Zyklusanomalien) und durch sehr fettreiches Essen (+) Frischluft (–) Wärme 2x5 Sepia D12 Mund- und Kinnpartie sind von Komedonen und eitrigen Entzündungen befallen, die sich oft nicht entleeren lassen, da sie tief in der Haut liegen, Haut erscheint oft fleckig oder bräunlich verfärbt als Zeichen von Pigmentstörungen, die Hautveränderungen treten typischerweise nach dem Absetzen hormonaler Kontrazeptiva auf (+) Bewegung (–) Menstruation 2x5 Bewährt bei hormonell verursachter Akne (Zyklusschwankungen, Pubertät, Wechseljahre) Akne 3.9 Medikamentöse Alternativen □ Tab. 3.10 Homöopathische Einzelmittel zur Therapie von Akne (Fortsetzung) Homöopathisches Mittel Symptombeschreibung der Haut Besserung (+) bzw. Verschlechterung (–) Dosierung (Glob./Tag) Sulfur D12 Fettige, großporige Haut, die schmutzig und unrein wirkt, Tendenz zu schlecht heilenden Entzündungen mit tiefrotem Hof, große, schwer entfernbare Mitesser, oft durch Hautjucken begleitet (+) Abkühlung (–) am Morgen, durch (Bett-) wärme 1x5 Sulfur jodatum D12 Viele Mittesser, große abgekapselte Hautentzündungen, die schwer zu öffnen sind, lange Zeit eitern und nur schlecht und langsam unter Narbenbildung abheilen, Pusteln sind sehr empfindlich gegenüber Berührung und finden sich auch an Brust und Rücken (+) Frischluft (–) Wärme 2x5 Bewährt bei langwierigen Krankheitsverläufen 59 60 Kapitel 4 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Eine Reihe hochwirksamer Aknetherapeutika unterliegt der Verschreibungspflicht. Je nach Schweregrad der Erkrankung werden die Wirkstoffe als Gel oder Cremezubereitung zur topischen Behandlung verordnet oder in Form von Tabletten oder Kapseln zur systemischen Therapie eingenommen. Im Folgenden sollen die einzelnen Wirkstoffe vorgestellt werden und ihre Besonderheiten bei der Behandlung besprochen werden. 4.1 Fünf Beratungsgrundsätze Die Arzneistoffe, die zur topischen oder systemischen Therapie der Akne eingesetzt werden, unterscheiden sich sehr stark voneinander. Folgende Beratungsgrundsätze gelten jedoch für alle Wirkstoffe: 4.1.1 Bitte halten Sie sich genau an die Dosierempfehlung Ihres Arztes. Eine häufigere Anwendung führt zu keiner Verbesserung des Behandlungsergebnisses, dafür steigt jedoch die Gefahr für Nebenwirkungen. In der Haut müssen eine Reihe von Umstellungen erfolgen, und dies erfordert einige Zeit. Bitte führen Sie die Behandlung wie besprochen fort, auch wenn Sie in den ersten Tagen der Therapie keine Verbesserung erkennen können. Die Wirkung stellt sich leider erst zeitverzögert ein. Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten Manche Arzneimittel zur Therapie der Akne werden individuell dosiert, vor allem bei Isotretinoin gibt es hinsichtlich der Dosierung große individuelle Schwankungen. Deshalb sollte das vom Arzt empfohlene Dosierschema unbedingt befolgt werden. Bei unklarer Dosierung sollte Rücksprache mit dem behandelten Arzt erfolgen, um Überdosierungen zu vermeiden. Kommt es unter der Therapie zu schweren Nebenwirkungen, ist ebenfalls dringend Rücksprache mit dem behandelnden Arzt notwendig. 4.1.2 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt Viele Aknetherapeutika wirken nicht sofort, sondern benötigen eine gewisse Zeit, bis die Wirkung für den Patienten sichtbar wird. Hier sollte der Patient unbedingt zur Compliance ermutigt werden, um den Therapieerfolg zu ermöglichen. Ein eigenmächtiges Absetzen der Präparate ist zu vermeiden, da eine ausreichend lange Behandlungsdauer notwendig ist, um den Therapieerfolg zu stabilisieren. Ein zu frühes Absetzen erhöht das Risiko für Rückfälle! Akne 4.2 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure 4.1.3 Keine Manipulation an Akne-Effloreszenzen Wie schon besprochen verleiten die aknetypischen Hautveränderungen dazu, an den Mitessern und Pickeln „herumzudrücken“, um eine schnellere Entleerung bzw. Heilung der Akne-Effloreszenzen zu erreichen. Bitte erinnern Sie Ihre Patienten regelmäßig daran, dass die Ausreinigung der Aknehaut in professionelle Hände gehört. Durch unsachgemäßes „Pickelausdrücken“ steigt das Risiko, dass die Haut ernsthaft verletzt wird und bei der Heilung bleibende Narben entstehen. Vielen Betroffenen ist dies nicht bewusst, deshalb ist hier unsere Beratung dringend notwendig. 4.1.4 Aufblühen der Akne zu Therapiebeginn Die meisten Arzneimittel, die zur Therapie der Akne eingesetzt werden, führen zunächst zu einer Verschlechterung des Hautbilds, die Akne „blüht“ regelrecht auf. Auf dieses Phänomen sollten Sie Ihre Aknepatienten durch entsprechende Beratung unbedingt vorbereiten, denn die Erstverschlechterung des Hautbilds führt ohne entsprechendes Wissen darüber häufig zum Therapieabbruch. Die Patienten haben das Gefühl, dass das Produkt nicht wirkt, sondern ihre Hautprobleme stattdessen noch schlimmer werden und setzen das Arzneimittel eigenmächtig ab. Für eine sichtbare Wirkung ist in der Regel eine mehrwöchige Behandlung mit dem Aknemedikament notwendig. Die Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung in der Epidermis. Um sich einmal komplett zu erneuern und gesunde, neue Zellen an die Hautoberfläche abzugeben, braucht die Haut jedoch 28 Tage – und diese Zeit muss in der Regel mindestens vergehen, damit der Patient einen sichtbaren Effekt an seiner Haut erkennen kann. 4.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer Schwangerschaft während der Therapie Fast alle Arzneistoffe, die zur Behandlung der Akne eingesetzt werden, sind in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Aus diesem Grund sollten Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Aknemedikamenten behandelt werden, darauf hingewiesen werden, dass sie sich umgehend mit dem behandelnden (Haut-)Arzt in Verbindung setzen, um das weitere Vorgehen bei der Behandlung der Akne abzustimmen. Ganz besonders wichtig ist dieser Hinweis bei Frauen, die mit Retinoiden behandelt werden! 4.2 61 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure Azelainsäure wird als Basistherapeutikum bei leichter (A. comedonica) bis mittelschwerer Akne (A. papulopustulosa) gemäß der SK2-Leitlinie immer dann eingesetzt, wenn die Mittel der 1.Wahl (topische Retinoide, Benzoylperoxid oder topische Antibiotika) nicht anschlagen bzw. kontraindiziert sind. Außerdem wird Azelainsäure in Fällen schwerer Akne (A. conglobata) in Kombination mit einem oralen Antibiotikum als first-line-Therapie verordnet. Beson- Bitte versuchen Sie nicht, die Pickel und Mitesser selbst zu öffnen. Durch das Herumdrücken verteilt man die Entzündung im umliegenden Gewebe. Dadurch verschlimmert sich das Hautbild noch. Das Ausreinigen der Haut sollte nur durch eine Kosmetikerin durchgeführt werden. Es kann sein, dass sich Ihre Akne zu Beginn der Behandlung mit diesem Medikament zunächst verschlechtert, man spricht auch von einem Aufblühen der Akne. Dieses Phänomen ist bekannt. Bitte brechen Sie die Behandlung nicht eigenmächtig ab. Wenn Sie diese Erstverschlechterung durchstehen und die Therapie konsequent fortsetzen, wird die positive Wirkung des Arzneimittels für Sie im Anschluss schnell sichtbar werden! Bitte sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, falls Sie während der Therapie Ihrer Akne schwanger werden. Nicht alle Akne-Medikamente sind für eine Behandlung während der Schwangerschaft geeignet. 62 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln ders vorteilhaft ist, dass Azelainsäure problemlos auch in der Schwangerschaft angewendet werden darf. 4.2.1 Diese Zubereitung hemmt das Wachstum von Aknebakterien und unterbindet die Bildung von Mitessern. Dadurch können Entzündungen abheilen und das Hautbild wird geklärt. Wirkungsweise Azelainsäure wirkt durch Hemmung der Proteinbiosynthese bakteriostatisch und bakterizid auf Propionibakterien. Das Entzündungsgeschehen während einer Akneerkrankung wird dadurch positiv beeinflusst. Weiterhin zeigt Azelainsäure regulierende Effekte auf die follikuläre Hyperkeratose, so dass der Entstehung von Komedonen entgegengewirkt wird. Die Talgproduktion wird unter der Behandlung nicht beeinflusst. Aus diesem Grund ist Azelainsäure selbst für Patienten mit sehr trockener Haut (→ Atopiker) gut verträglich, während diese Patienten i. d. R. nicht mit dem austrocknend wirkenden Benzoylperoxid behandelt werden können. Merke Azelainsäure besitzt antimikrobielle, antiinflammatorische, komedolytische/antikomedogene Wirkung. ---4.2.2 Handelspräparate und Indikationen Azelainsäure wird ausschließlich topisch angewendet (□ Tab. 4.1). □ Tab. 4.1 Azelainsäure: Handelspräparate und Indikationen Den Wirkstoff gibt es als Creme oder Gel. Tragen Sie jeweils morgens und abends einen 2,5 cm langen Salbenstrang auf die gereinigte Haut auf. Vermeiden Sie bei der Behandlung den Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten. Wenden Sie die Zubereitung bitte regelmäßig an, auch wenn in den ersten Tagen keine sichtbare Wirkung erkennbar ist. Nach 4 Wochen werden für Sie Verbesserungen sichtbar. Handelspräparat Wirkstoff Indikation Skinoren® 15 % Gel Azelainsäure Zur Linderung bei leichter bis mittelschwerer, papulopustulöser Akne Skinoren® 20 % Creme 4.2.3 Zur topischen Behandlung der Akne vulgaris Dosierung und Anwendungshinweise Nach gründlicher Reinigung der Gesichtshaut mit Wasser oder einem milden Reinigungsmittel wird jeweils morgens und abends ein ca. 2,5 cm langer Salbenstrang auf die erkrankte Gesichtshaut aufgetragen und eingerieben. Der Kontakt mit Augen, Mund und anderen Schleimhäuten muss vermieden werden. Die Hände sind nach jeder Behandlung sorgfältig zu reinigen. Um den Therapieerfolg sicher zu stellen, ist auf eine regelmäßige Behandlung der Haut zu achten, erste Erfolge sieht man in der Regel nach vier Wochen. Die Behand- Akne 4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen 63 lungsdauer erstreckt sich meist über mehrere Monate, um einen bestmöglichen Therapieerfolg mit Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen. 4.2.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Vor allem zu Therapiebeginn treten vorübergehend Hautirritationen mit Rötung und Schuppung auf. Diese Beschwerden sind in der Regel selbstlimitierend, die Haut toleriert den Wirkstoff nach einigen Tagen. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte die Dosierungshäufigkeit reduziert werden, evtl. muss die Therapie für einige Tage unterbrochen werden, bis die Haut sich erholt hat. In sehr seltenen Fällen wurde über die Ausbildung einer Kontaktallergie berichtet. Wechselwirkungen Ernstzunehmende Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen sind für Azelainsäure nicht bekannt. Es kann sein, dass Sie während der ersten Tage der Behandlung Nebenwirkung auf der behandelten Haut verspüren. Manchmal reagiert die Haut mit Rötungen oder schuppt sich etwas. In der Regel legen sich diese Beschwerden nach einigen Tagen, weil die Haut sich an den Arzneistoff gewöhnt. Kontraindikationen Die Behandlung mit Azelainsäure ist bei Kindern < 12 Jahren untersagt. Eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ist unter ärztlicher Kontrolle möglich. 4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen Adapalen ist im Gegensatz zu Tretinoin (Vitamin-A-Säure) und Isotretinoin (13-cis-Retinsäure) kein Retinoid, sondern ein Naphthol-Säure-Derivat. Die Wirkung von Adapalen kommt jedoch ebenfalls durch agonistische Bindung am Retinoidrezeptor zu Stande, daher soll der Wirkstoff zusammen mit den Retinoiden im folgenden Abschnitt besprochen werden. 4.3.1 Wirkungsweise Durch Bindung an den Retinoidrezeptor wirken alle drei Substanzen regulierend hinsichtlich der Verhornungsstörung, die an der Entstehung der Akne beteiligt ist. Unter der Therapie wird die Entwicklung und Zellteilung der Keratinozyten am infundibulären Follikelepithel normalisiert. Dadurch kommt es zu einer beschleunigten und deutlich erleichterten Abschuppung (Keratolyse) der abgestorbenen Hornzellen auf der behandelten Haut, die Haut „schält sich“. Diesem Schäleffekt muss gegebenenfalls durch angemessenen Sonnenschutz Rechnung getragen werden, da die behandelte Haut deutlich empfindlicher gegenüber UV-Strahlung wird. Im Anschluss an die verstärkte Keratolyse normalisiert sich die Zellteilungsrate, so dass sich die Hyperkeratose im Talgdrüsenfollikel zurückbildet. Dadurch kann der Talg wieder ungehindert abfließen, Bei Akne liegt eine Verhornungsstörung vor, dadurch entstehen verstärkt Mitesser, die sich im Verlauf des Krankheitsgeschehens entzünden können. Die Zubereitung, die Ihnen Ihr Hautarzt verordnet hat, reguliert diese Verhornungsstörung, die Haut schält sich ganz leicht. Dabei werden die Mitesser entfernt und der Talg kann wieder ungehindert aus den Talgdrüsen abfließen, so dass keine Pickel und Entzündungen mehr entstehen. 64 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln so dass der Entstehung von Komedonen effektiv vorgebeugt wird. Neben der keratolytischen Wirkung tragen auch antiinflammatorische Effekte (Eingriff in die Arachidonsäurekaskade ist für Adapalen erwiesen) zur guten Wirksamkeit der Substanzen bei Akne bei. Merke ---- 4.3.2 Wirkstärke der Substanzen: Isotretinoin > Tretinoin > Adapalen Antiinflammatorische Wirkung: Adapalen > Tretinoin > Isotretinoin Alle Substanzen haben bei topischer Anwendung keine Wirkung auf die Talgproduktion. Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 4.2 Isotretinoin: Handelspräparate und Indikationen Diese Wirkstoffe sind in der Regel als Gel oder Creme im Handel. Je nach Hauttyp sollte die entsprechende Darreichungsform gewählt werden. Handelspräparat Wirkstoff WS-Konzentration Indikation Airol® Lösung/ Creme Isotretinoin 0,05 % Milde bis ausgeprägte Formen der Akne comedonica und Akne papulopustulosa Cordes® VAS Creme Akne vulgaris Differin® Creme bzw. Gel Adapalen 0,1 % Äußerlich bei Akne vulgaris im Gesicht, wenn Komedonen überwiegen und Papeln und Pusteln vorhanden sind Epiduo® Fixe Kombination aus Adapalen und Benzoylperoxid 0,1 % und 2,5 % Topische Behandlung der Akne vulgaris bei Vorliegen von Komedonen, Papeln und Pusteln Isotrex® Gel bzw. Creme Tretinoin 0,05 % bzw. 0,05 %/ 0,1 % Creme: Behandlung der leichten bis mittelschweren Akne vulgaris, wenn Komedonen überwiegen, bei empfindlicher Haut, Gel: bei gering- bis mittelgradig ausgeprägter entzündlicher und nichtentzündlicher Akne vulgaris WS = Wirkstoff Akne 4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen 65 Für die Therapieauswahl gilt Gele wirken zusätzlich austrocknend. Eine empfindliche, trockene Haut sollte deshalb grundsätzlich mit einer wirkstoffhaltigen Creme behandelt werden. Alle Retinoide und Adapalen lassen sich hervorragend mit Benzoylperoxid kombinieren. Die gute keratolytische Wirkung der Retinoide wird durch die bakterizide und talgreduzierende Wirkung des Benzoylperoxids optimal ergänzt, aus diesem Grund wurde bereits ein Präparat mit einer fixen Kombination von 0,1 % Adapalen und 2,5 % Benzoylperoxid (Epiduo®) erfolgreich in den Markt eingeführt. Zu beachten ist bei der Kombination der beiden Wirkprinzipien, dass die Haut – vor allem zu Therapiebeginn – noch empfindlicher reagieren kann als unter der Behandlung mit nur einem Wirkstoff. Gegebenenfalls sollte die Haut deshalb schrittweise an die Behandlung gewöhnt werden, z. B. durch einen Behandlung nur jeden 2. Tag bzw. durch Auswahl der niedrigsten möglichen Wirkstoffdosierungen. 4.3.3 Dosierung und Anwendungshinweise Adapalen-Zubereitungen werden nach gründlicher Reinigung der Haut einmal täglich dünn auf die erkrankte Haut aufgetragen, vorzugsweise abends vor dem Zubettgehen. Sollte eine Kombination mit Benzoylperoxid angewendet werden, darf die bleichende Wirkung dieser Substanz nicht vergessen werden! Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und liegt im Ermessen des behandelnden Arztes, für den Patienten sichtbar wird die Verbesserung des Hautbilds nach 4–8-wöchiger Behandlung mit Adapalen. Eine Erstverschlimmerung kann auftreten. Isotretinoinhaltige Zubereitungen werden 1–2-mal täglich nach Reinigung der Haut sparsam auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen. Nach dem Eincremen der erkrankten Haut müssen die Hände gut gewaschen werden. Eine Steigerung der Anwendungsfrequenz erzeugt kein besseres Therapieergebnis, sondern erhöht allenfalls die Hautempfindlichkeit bzw. die Nebenwirkungsrate. Die volle therapeutische Wirkung des Produktes zeigt sich erst nach einer Therapiedauer von 6–8 Wochen, so lange sollte die Therapie fortgeführt werden, um ein Ansprechen der Haut auf den Arzneistoff überhaupt beurteilen zu können. 4.3.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Alle topischen Retinoide und auch Adapalen führen währen der Behandlung zu einer Erstverschlimmerung des Hautbilds, die Akne „blüht auf “. Darauf muss der Patient vorbereitet sein, um seine Mitarbeit sicherzustellen. Erst nach einigen Wochen kommt es zur Synchronisierung der Prozesse zur Hauterneuerung, so dass sich das Hautbild sichtbar bessert. Ein optimales Therapieergebnis wird erst nach ca. 8–12 Wochen Therapie erreicht. Tragen Sie diese Zubereitung bitte regelmäßig abends nach der Gesichtsreinigung auf die erkrankte Haut auf. Erschrecken Sie bitte nicht, wenn sich Ihre Akne während der ersten Zeit der Behandlung zunächst verschlimmert. Durch die Schälwirkung des Produkts werden die Akne-Entzündungen an die Hautoberfläche befördert und verstärkt sichtbar. Diese Erstverschlimmerung muss man leider durchstehen, bis nach etwa 4 Wochen die volle Wirkung des Arzneimittels sichtbar wird und die Akne abheilen kann. Lassen Sie sich daher von diesem Aufblühen der Akne bitte nicht entmutigen. 66 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Merke Unter der Therapie mit Retinoiden oder Adapalen kommt es zunächst zu einer Erstverschlimmerung der Haut, die Akne „blüht auf“. Alle Retinoide sowie Adapalen führen vor allem zu Therapiebeginn zu unterschiedlich stark ausgebildeten Hautreizungen. Diese Hautreizungen können durch Anwendung geeigneter wirkstofffreier Hautpflegeprodukte signifikant abgeschwächt werden. Hier bietet es sich an, dem Patienten geeignete Pflegeprodukte zu empfehlen, um die Compliance zu erhöhen. Praktisch alle Hersteller apothekenexklusiver Kosmetika bieten geeignete Produkte an, z. B. Toleriane® (La Roche-Posay), Clean-AC® (Avène). Geeignet sind aber natürlich auch andere wirkstofffreie Pflegeprodukte für trockene, gereizte Haut (z. B. Linola® Creme, Asche® Basis Creme). In ▸ Kap. 5 wird die spezielle Hautpflege bei Akne eingehender besprochen. Merke Hautreizungen unter der Behandlung mit Retinoiden oder Adapalen können durch wirkstofffreie Pflegecremes signifikant abgeschwächt werden. Adapalen Nebenwirkungen Zu Beginn der Behandlung kommt es oft zu Hautreizungen. Die Haut kann brennen, spannen, jucken und sie wird oft sehr trocken oder auch schuppig. I. d. R. legen sich diese Beschwerden nach einigen Tagen, weil sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt. Adapalen ist insgesamt gut verträglich. Zu Behandlungsbeginn können Hautreizungen in Form von Brennen, Juckreiz, Rötungen, Austrocknung der Haut mit Hautschuppung sowie ein Wärmegefühl in der Haut auftreten. Bei länger anhaltenden Beschwerden kann die Anwendungshäufigkeit für zwei Wochen von einmal täglich auf einmal alle zwei Tage reduziert werden. In der Regel legen sich die Beschwerden dann, so dass die Behandlung im normalen Therapieschema fortgeführt werden kann. In Ausnahmefällen muss die Therapie bei anhaltenden Beschwerden abgebrochen werden. Ihre Haut wird während der Behandlung sehr empfindlich. Bitte vermeiden Sie deshalb die Anwendung von ebenfalls hautreizenden Produkten wie z. B. Peelings oder alkoholische Gesichtswässer. Die Haut kann sonst mit Unverträglichkeiten gegenüber der Zubereitung reagieren. Aufgrund der hautreizenden Wirkung sollte während der Behandlung mit Adapalen Vorsicht bei der Anwendung von weiteren topischen Arzneimitteln bzw. Kosmetika walten. Insbesondere der zusätzliche Gebrauch von abrasiven Substanzen in Hautpeeling-Produkten sollte unterbleiben. Genauso sollte die Anwendung von ebenfalls hautreizenden bzw. austrocknenden Produkten (z. B. alkoholischer Aknespiritus) vermieden werden, um die Verträglichkeit der Adapalenzubereitung nicht zu gefährden. Sonnenlichtexposition unter einer Behandlung der Haut mit Adapalen wird im Gegensatz zu den echten Retinoiden toleriert. Wechselwirkungen Akne 4.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Retinoiden und Adapalen 67 Kontraindikationen Adapalenhaltige Zubereitungen dürfen nur auf intakter Haut angewendet werden. Verletzte Haut (abgeschürfte oder rissige Haut, Haut bei akuter Dermatitis oder Ekzemen) sollte nicht behandelt werden. Auch die Anwendung im Bereich von Mund, Augen, Nasenwinkeln und anderen Schleimhäuten muss vermieden werden. In Schwangerschaft und Stillzeit ist eine Behandlung mit Adapalen kontraindiziert, da es keine Daten zur Sicherheit des Wirkstoffs gibt. Bitte tragen Sie dieses Produkt nur auf gesunder, unverletzter Haut auf und vermeiden Sie den Kontakt mit den Schleimhäuten. Tretinoin Nebenwirkungen Unter der Therapie kommt es vor allem zu Behandlungsbeginn zu Hautreizungen in Form von Rötungen, Brennen, Stechen und verstärkter Hautabschuppung. In der Regel legen sich die Beschwerden nach wenigen Tagen, bei anhaltenden Problemen sollte die Anwendungshäufigkeit von täglich auf nur noch alle zwei Tage reduziert werden. In schweren Fällen muss ein Therapieabbruch erwogen werden. Vereinzelt beobachtet man während der Therapie eine Hypopigmentierung der Haut, d. h. die Haut wird auf den behandelten Stellen aufgehellt. Aufgrund der Schälwirkung wird die Permeabilität der Haut insgesamt erhöht. Dies muss bei der Anwendung von anderen Arzneimitteln auf der Haut berücksichtigt werden, eine Therapie mit anderen Mitteln sollte nur sehr vorsichtig erfolgen. Wechselwirkungen Eine Behandlung mit Tretinoin sollte nicht zeitgleich mit einer langfristigen Cortisongabe begonnen werden, da Cortison komedogen wirken kann und dadurch eine Bewertung des Therapieerfolgs unmöglich wird. Aufgrund der erhöhten Lichtempfindlichkeit der behandelten Haut sollte UV-Exposition während der Therapie vermieden werden. Lässt sich dies nicht vermeiden, muss für angemessenen Lichtschutz gesorgt werden. Die gleichzeitige Anwendung von zusätzlich hautreizenden Stoffen (Peelings, austrocknende Gesichtswässer) sollte unterbleiben, um die Haut nicht zusätzlich zu beanspruchen. Zu Beginn der Behandlung mit dieser Zubereitung kommt es oft zu Hautreizungen. Die Haut kann brennen, spannen und jucken und sie wird oft sehr trocken oder auch schuppig. In der Regel legen sich diese Beschwerden nach einigen Tagen, weil sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt. Bitte vermeiden Sie während der Therapie lange Sonnenbäder oder einen Besuch im Solarium. Ihre Haut wird durch den Arzneistoff sehr lichtempfindlich. Falls Sie sich für längere Zeit in der Sonne aufhalten müssen, tragen Sie unbedingt ein Sonnenschutzprodukt mit hohem Lichtschutzfaktor auf. Geeignete Produkte stelle ich Ihnen gerne vor. Kontraindikationen Tretinoin darf nur auf intakter Haut angewendet werden. Das Vorliegen eines akuten Ekzems, einer akuten Dermatitis und einer Rosazea sind echte Kontraindikationen. Aufgrund der depigmentierenden Wirkung sollte die Behandlung auf stark pigmentierter Haut vermieden werden. Die Haut wird sonst unter der Behandlung unterschiedlich stark pigmentiert, erscheint „fleckig“. Sie dürfen dieses Produkt nicht auf verletzter Haut anwenden. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt, falls Sie während der Behandlung an einem Ekzem oder einer anderen Hautentzündung erkranken. 68 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Bei geplantem Kinderwunsch, in Schwangerschaft und Stillzeit ist eine Behandlung mit Tretinoin auf Grund des hohen teratogenen Potenzials der Vitamin-A-Säure kontraindiziert. Isotretinoin Nebenwirkungen Zu Beginn der Behandlung mit dieser Zubereitung kommt es oft zu Hautreizungen. Die Haut kann brennen, spannen und jucken und sie wird oft sehr trocken oder auch schuppig. In der Regel legen sich diese Beschwerden nach einigen Tagen, weil sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt. Vor allem zu Beginn der Behandlung treten unter der Behandlung mit topischem Isotretinoin Hautreizungen in Form von Brennen, Stechen und Rötungen auf. Auch schält sich die Haut verstärkt, mitunter sind Hautschüppchen mit bloßem Auge sichtbar. Diese Anfangsbeschwerden legen sich normalerweise im Verlauf der Therapie. In schwereren Fällen sollte die Anwendungshäufigkeit reduziert werden, bis sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt hat und ihn toleriert. Falls die Hautreizungen fortbestehen, muss ein Therapieabbruch erwogen werden. Isotretinoin erhöht die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlung. Ungeschützt steigt dadurch das Risiko für Hautkrebs. Bitte benutzen Sie während der Therapie keine anderen Hautcremes oder Pflegeprodukte. Der Behandlungserfolg kann sonst beeinträchtigt werden. Die gleichzeitige Anwendung anderer topisch applizierter Arzneistoffe sollte zurückhaltend erfolgen, da es zu verstärkten Hautreizungen kommen kann. Auch eine gleichzeitige Anwendung von Kosmetika sollte äußerst vorsichtig erfolgen, da Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Ihre Haut wird unter der Therapie mit diesem Arzneistoff sehr lichtempfindlich. Aus diesem Grund sollten Sie Sonnenbäder und den Besuch im Solarium unbedingt vermeiden! Isotretinoinhaltige Zubereitungen sollten nicht bei hoher Sonnenexposition angewendet werden. Lässt sich ein längerer Kontakt mit dem Sonnenlicht nicht vermeiden, muss unbedingt ein angemessen hoher Lichtschutz aufgetragen werden. Haut, die durch einen Sonnenbrand vorgeschädigt ist, darf bis zum Ausheilen des Sonnenbrands nicht mit Isotretinoin weiterbehandelt werden. Isotretinoin wirkt teratogen. Aus Sicherheitsgründen ist eine topische Anwendung des Arzneistoffs deshalb bei Kinderwunsch bzw. während einer Schwangerschaft kontraindiziert, auch wenn die Resorption durch die Haut verschwindend gering ist. Aufgrund der hautreizenden Wirkung dürfen isotretinoinhaltige Zubereitungen nicht im Bereich der Augen, der Nasenlöcher und des Mundes angewendet werden. Auch verletzte, vorgeschädigte Haut sollte bei der Therapie ausgespart werden. Es liegen keine Erfahrungen für die Anwendung von isotretioninhaltigen topischen Arzneimitteln für Kinder < 12 Jahren vor. Wechselwirkungen Der Arzneistoff wirkt fruchtschädigend auf den Embryo. Dieses Arzneimittel darf bei geplantem Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Kontraindikationen Akne 4.4 Beratung 4.4 Antibiotikahaltige bei der AbgabeArzneimittel von antibiotikahaltigen zur topischenArzneimitteln Anwendung 69 Beratung bei der Abgabe von antibiotikahaltigen Arzneimitteln zur topischen Anwendung 4.4 Die explosionsartige Vermehrung von Propionibakterien (P. acnes) in den Talgdrüsenfollikeln und Komedonen stellt eine Hauptursache für die Entstehung der Akne dar. Deshalb liegt der Versuch nahe, die Propionibakterien durch eine Therapie mit geeigneten Antibiotika zu eliminieren. Eine Monotherapie mit einem Antibiotikum zur topischen Behandlung der Akne wird in der S2-Akne-Leitlinie von 2010 nicht empfohlen. Ursache hierfür ist der rasche Wirkungsverlust der verwendeten Arzneimittel durch Resistenzbildung gegenüber den eingesetzten Antibiotika. Eine topische Therapie mit Antibiotika ist bei Akne nur in folgenden Fällen angezeigt: -- zusammen mit bzw. in fixer Kombination mit topischen Retinoiden, Benzoylperoxid oder Azelainsäure (leichte bis mittelschwere Akne), -- bei Frauen zusätzlich zur Therapie mit systemischen hormonellen Antiandrogenen (mittelschwere Akneformen). Eingesetzt zur topischen Aknetherapie werden die Antibiotika Erythromycin, Clindamycin, Tetracyclin und Nadifloxacin. 4.4.1 Propionibakterien spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Akne. Deshalb können Antibiotika dabei helfen, die Akne zu behandeln. Zur Therapie der Akne sollten Antibiotika nur in Kombination mit anderen Basismedikamenten eingesetzt werden, z. B. BPO. Die alleinige Anwendung von antibiotikahaltigen Produkten fördert die Bildung von Resistenzen, so dass die Wirkung verloren geht. Wirkungsweise Merke Alle Antibiotika, die zur topischen Behandlung der Akne eingesetzt werden -- führen zu einer Verminderung der Besiedelung der Talgdrüsenfollikel mit Propionibakterien, -- haben einen antientzündlichen Effekt durch Hemmung der proinflammatorischen Mechanismen. Erythromycin Das Makrolidantibiotikum Erythromycin wirkt bakteriostatisch über die Blockade der ribosomalen bakteriellen Proteinsynthese. Der Arzneistoff penetriert gut in die Komedonen und führt dort zu einer deutlichen Reduzierung der Anzahl an Propionibakterien. Antiinflammatorische Effekte ergänzen die Wirkung. Clindamycin Clindamycin ist ein Lincosamid-Antibiotikum und wirkt bakteriostatisch über Hemmung der Interaktion zwischen bakterieller t-RNA und Peptidyltransferasen. Es wirkt besonders effektiv gegenüber grampositiven Bakterien und Anae- Alle Antibiotika, die zur Therapie bei Akne eingesetzt werden, hemmen die Vermehrung und das Wachstum von Propionibakterien und wirken dadurch antientzündlich. Im Laufe der Behandlung können die entzündeten Hautveränderungen abheilen. Diese Zubereitung enthält das Antibiotikum Clindamycin. Clindamycin gelangt sehr gut ins Innere der Mitesser und entfaltet dort seine antibakterielle Wirkung. Die Zahl der infektiösen Propionibakterien wird vermindert und die Akne kann abheilen. 70 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln robiern (z. B. P. acnes). Clindamycin ist sehr lipophil und penetriert daher ausgesprochen gut in die Komedonen. Neben der bakteriostatischen Wirkung tragen antiinflammatorische und komedolytische Effekte zur Wirkung bei. Resistenzbildungen gegenüber Clindamycin sind selten. Clindamycin ist aus diesem Grund Antibiotikum 1.Wahl zur topischen Behandlung der Akne. Tetracyclin Tetracyclin wirkt bakteriostatisch durch Blockade der Anlagerung der tRNA an die Ribosomen, wodurch die bakterielle Proteinbiosynthese unterbunden wird. Die Hauptwirkung bei Akne kommt jedoch wohl über die sehr guten antientzündlichen Eigenschaften des Antibiotikums zu Stande. Tetracyclin ist gut gewebegängig und penetriert leicht in die Komedonen. Dieses Gel enthält ein Antibiotikum, das speziell zur Behandlung von Hautinfektionen entwickelt wurde. Es gelangt leicht ins Innere der entzündeten Talgdrüsen und hemmt dort das Bakterienwachstum. Auf diese Weise wird das Entzündungsgeschehen unterbrochen und die Akne kann abheilen. Nadifloxacin Das Flourchinolon Nadifloxacin wurde ausschließlich zur topischen Anwendung entwickelt. Die antibakterielle Wirkung kommt wie bei den anderen Quinolonen auch durch Hemmung der bakteriellen Gyrase (Topoisomerase II) zu Stande. Dadurch wird die Spiralisierung der bakteriellen DNA zur Superhelix unterbunden, die Bakterien-DNS kann nicht mehr platzsparend verdrillt werden, die weitere Zellvermehrung kommt zum Erliegen (bakteriostatische Wirkung). Außerdem werden durch die Gyrase-Hemmung Doppelstrangbrüche der bakteriellen DNA gefördert, die DNA lässt sich nicht mehr korrekt ablesen, wodurch letztlich der Zelltod eingeleitet wird (bakterizide Wirkung). Nadifloxacin ist ebenfalls gut gewebegängig und gelangt leicht in die Komedonen. Neben der bakteriostatischen und bakteriziden Wirkung hat der Wirkstoff über Hemmung der T-Zell-Aktivierung auch antientzündliche Effekte. 4.4.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne Handelspräparat Wirkstoff WS-Konzentration Indikation Aknefug® EL Erythromycin 2% Entzündliche Formen der Akne mit Papeln und Pusteln Aknemycin® Lösung/Salbe Basocin® 1 % Akne-Gel/ Akne-Lösung Akne, insbesondere entzündliche Formen mit Papeln und Pusteln Clindamycin 1% Akne vulgaris, Gel: besonders bei leicht austrocknender Haut, Lösung: besonders bei fettiger Haut Akne 4.4 Beratung 4.4 Antibiotikahaltige bei der AbgabeArzneimittel von antibiotikahaltigen zur topischenArzneimitteln Anwendung □ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne (Fortsetzung) □ Tab. 4.3 Antibiotikahaltige Handelspräparate zur topischen Anwendung bei Akne Handelspräparat Wirkstoff WS-Konzentration Indikation Eryaknen® 4 % Gel Erythromycin 4% Leichte bis mittelschwere Akne, insbesondere Formen mit Papeln und Pusteln, zur Kombinationstherapie mit anderen Aknepräparaten Erydermic® 2 %/4 % Gel Erythromycin 2 % bzw. 4% Alle Formen der Akne leichter bis mittelschwerer Ausprägung, besonders bei entzündlichen Formen, zur Kombinationstherapie mit anderen Aknepräparaten Imex® Salbe Tetracyclin 3% Akne, insbesondere entzündliche Formen Inderm® Lösung Erythromycin 1% Akne, insbesondere entzündliche Formen mit Papeln und Pusteln Inderm® 2 %/4 % Gel Erythromycin 2 % bzw. 4% Alle Formen der Akne leichter bis mittelschwerer Ausprägung, besonders bei entzündlichen Formen, zur Kombinationstherapie mit anderen Aknepräparaten Nadixa® Creme Nadifloxacin 1% Akne papulopustulosa Grad I–III Sanasepton® Gel 2 %/4 % Erythromycin 2 % bzw. 4% Alle Formen der Akne leichter bis mittelschwerer Ausprägung, besonders bei entzündlichen Formen, zur Kombinationstherapie mit anderen Aknepräparaten Stiemycine® Lösung Erythromycin 2% Akne, insbesondere entzündliche Formen mit Papeln und Pusteln WS = Wirkstoff 71 72 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln □ Tab. 4.4 Topische Akne-Kombinationsmittel: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff WS-Gehalt Indikation Antibiotika sollen zur Therapie der Akne nicht alleine angewendet werden, da sich Resistenzen gegenüber dem Arzneistoff bilden können. Darum hat Ihnen der Arzt dieses Kombinationsmittel verordnet. Es enthält ein Antibiotikum, das das Wachstum der Propionibakterien hemmt, und zusätzlich einen Stoff, der die Talgproduktion reduziert bzw. die Mitesser öffnet. Beide Wirkstoffe ergänzen sich in Ihrer Wirkung, und sie brauchen nicht zwei verschiedene Arzneimittel im Wechsel auftragen. Aknemycin® Plus Lösung Erythromycin 4 g/100 g Tretinoin 0,025 g/100 g Alle Formen der Akne, sowohl nichtentzündliche Formen mit Komedonen als auch entzündliche Formen mit Papeln und Pusteln, insbesondere bei seborrhoischer Haut Akne plus Creme Miconazolnitrat 20 mg/1 g Benzoylperoxid 50 mg/1 g Clindamycin 10 mg/1 g Benzoylperoxid 50 mg/1 g Leichte bis mittelschwere Akne vulgaris, besonders mit entzündlichen Läsionen Dieses Gel enthält zwei Wirkstoffe. Isotrexin® Gel Isotretinoin 0,5 mg/1 g Mittelschwere Akne Erythromycin 20 mg/1 g Erythromycin 1,2 g/2,4 g ZinkacetatDihydrat 0,359/0,718 g Duac® Akne Gel Zineryt® Pulver und Lösungsmittel (96 % Ethanol) Akne vulgaris Leichte bis mittelschwere, entzündliche Formen der Akne vulgaris WS = Wirkstoff Neben diesen Monopräparaten gibt es auch einige Kombinationspräparate. Einen Überblick gibt □ Tab. 4.4. Miconazol ist ein Azol-Antimykotikum. Pilzinfektionen spielen bei der Entstehung der Akne jedoch keine Rolle, aus diesem Grund wird der Einsatz von Miconazol für die Behandlung der Akne selbstverständlich in der Deutschen S2-Akne-Leitlinie 2010 nicht empfohlen. Die Wirkung der ACNE PLUS Creme, die der Verschreibungspflicht unterliegt, kommt vermutlich nur auf Grund des Gehaltes an Benzoylperoxid zu Stande. Zinkacetat zeigt in einigen klinischen Studien bakteriostatische Wirkung gegenüber Propionibakterien und wird deshalb in verschiedenen Fertigarzneimitteln und Kosmetika zur Behandlung der Akne eingesetzt. Verlässliche Daten zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Arzneistoffes fehlen bislang Akne 4.4 Beratung 4.4 Antibiotikahaltige bei der AbgabeArzneimittel von antibiotikahaltigen zur topischenArzneimitteln Anwendung 73 jedoch. Aus diesem Grund wird Zinkacetat nicht von der „S2-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ zur Behandlung der Akne empfohlen. 4.4.3 Dosierung und Anwendungshinweise □ Tab. 4.5 Dosierungen und Anwendungshinweise für antibiotikahaltige Arzneimittel zur topischen Anwendung Wirkstoff WS-Konzentration Anwendungshinweise Clindamycin 1% Je nach Krankheitsausprägung 1–2 x tgl. dünn auf die erkrankte Haut auftragen Erythromycin 1 % bis 4 % 1–2 x tgl. nach der Reinigung dünn auf die erkrankte Haut auftragen. Die Anwendungsdauer beträgt meist 8–12 Wochen, je nach Präparat kann die Therapie für max. 6 Monate fortgeführt werden. Nadifloxacin 1% Morgens und abends nach der Reinigung und gründlichem Abtrocknen der Haut dünn auf die erkrankte Haut auftragen. Die Creme soll mit Hilfe eines Wattestäbchens aufgetragen werden, um Infektionen zu vermeiden. Die Anwendung darf nicht unter okklusiven Bedingungen erfolgen. Die Behandlungsdauer beträgt bis zu 8 Wochen. Tetracyclin 3% 1–3 x tgl. dünn auf die erkrankte Haut auftragen und leicht einmassieren. Diese Wirkstoff kommt in unterschiedlichen Konzentrationen zum Einsatz. WS = Wirkstoff 4.4.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Erythromycin Nebenwirkungen Erythromycin wird in topischen Zubereitungen in der Regel gut vertragen. Vereinzelt treten leichte Hautirritationen in Form von Rötungen und Juckreiz auf, die meist selbstlimitierend abheilen. Problematisch ist jedoch die Bildung von resistenten Bakterienstämmen bei Langzeitanwendung, wodurch sich der Hautzustand nach deutlicher Besserung wieder massiv verschlechtert. In diesen Fällen muss die Therapie unbe- Diese Zubereitung mit dem Antibiotikum Erythromycin wird in der Regel sehr gut vertragen. Falls Sie zu Therapiebeginn leichte Hautreizungen verspüren, z. B. Juckreiz, so lassen Sie sich davon bitte nicht verunsichern. Diese Beschwerden legen sich normalerweise innerhalb von einigen Tagen. 74 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln dingt unterbrochen bzw. abgebrochen werden. Die maximale Anwendungsdauer liegt je nach Präparat zwischen sechs Wochen bis max. sechs Monaten (vgl. Gebrauchsinformation der jeweiligen Fertigarzneimittel) und sollte aus diesem Grund unbedingt befolgt werden. Wechselwirkungen Die topische Anwendung von Erythromycin geht mit keinen nennenswerten Wechselwirkungen einher. Kontraindikationen Erythromycin darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff nicht angewendet werden. Clindamycin Nebenwirkungen Falls Sie während der Behandlung mit dieser Zubereitung massiv an Durchfall erkranken, so halten Sie bitte Rücksprache mit dem Arzt. In ganz seltenen Fällen kann dies eine ernste Nebenwirkung des Arzneistoffes sein und muss abgeklärt werden. Clindamycin ist in topischen Zubereitungen gut verträglich. In seltenen Fällen wurde unter der Behandlung über Kopf- und Halsschmerzen und einem Trockenheitsgefühl an der behandelten Haut berichtet. Die Resorption von Clindamycin durch die Haut ins Blut kann theoretisch blutige Durchfälle bis hin zu einer pseudomembranösen Kolitis verursachen. Aus diesem Grund sollte Clindamycin nur kleinflächig und auf unversehrter Haut angewendet werden. Treten im Therapieverlauf massive Durchfälle auf, muss der Arzt über eine Fortführung der Therapie entscheiden. Wechselwirkungen Die gleichzeitige Behandlung mit Erythromycin sollte unterbleiben, da sich beide Wirkstoffe antagonisieren. Zwischen Clindamycin und Lincomycin besteht außerdem eine Kreuzresistenz. Dies muss bei der Therapieauswahl berücksichtigt werden. Kontraindikationen Sie dürfen dieses Arzneimittel nicht anwenden, wenn Sie an einer chronischentzündlichen Darmerkrankung leiden. Dazu gehören z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Ist eine solche Erkrankung bei Ihnen bekannt? Clindamycin in topischen Zubereitungen darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder gegenüber Lincomycin. Kontraindiziert ist der Wirkstoff bei Patienten mit Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder einer durch Antibiotikagabe ausgelösten Kolitis. Aufgrund fehlender Daten ist die Anwendung von Clindamycin während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Akne 4.4 Beratung 4.4 Antibiotikahaltige bei der AbgabeArzneimittel von antibiotikahaltigen zur topischenArzneimitteln Anwendung 75 Tetracyclin Nebenwirkungen Tetracyclinhaltige Zubereitungen zur Anwendung auf der Haut werden in der Regel gut vertragen. In Einzelfällen kommt es zu leichten Hautirritationen mit Juckreiz, Hautbrennen und -rötung oder Trockenheitsgefühl. Wechselwirkungen Es sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen bekannt, da keine nennenswerte Resorption des Arzneistoffes durch die Haut stattfindet. Dieses Antibiotikum wird von der Haut sehr gut vertragen. Vereinzelt kommt es zu leichten Hautirritationen, es kann z. B. sein, dass die Haut spannt, juckt oder gerötet ist. Normalerweise legen sich die Beschwerden im Lauf der Therapie. Kontraindikationen Bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff ist die Behandlung mit Tetracyclin in topischen Zubereitungen kontraindiziert. In Schwangerschaft und Stillzeit ist eine genaue Nutzen-Risiko-Bewertung durch den behandelnden Arzt erforderlich. Es gibt keine Hinweise auf teratogenes Potenzial des Wirkstoffs in topischen Zubereitung, allerdings gibt es keine Studien, die diese Hinweise erhärten. Nadifloxacin Nebenwirkungen Häufig kommt es unter der Therapie zu Juckreiz (Pruritus) an den behandelten Hautstellen. Außerdem können gelegentlich unangenehme Hautreaktionen in Form von Wärmegefühl, trockener Haut, Hautreizungen oder Bildung von Papeln auftreten. Auch Kontaktallergien wurden vereinzelt beobachtet. Wechselwirkungen Die gleichzeitige Anwendung von Schälmitteln, Adstringenzien und hautirritierenden Mitteln erhöht das Risiko für das Auftreten von Hautreizungen und Unverträglichkeitsreaktionen. Die gleichzeitige Anwendung von anderen topischen Aknetherapeutika ist möglich. Die Resorption von Nadifloxacin durch die Haut hindurch ist sehr gering, deshalb sind keine Wechselwirkungen mit anderen systemisch verabreichten Arzneistoffen zu erwarten. Kontraindikationen Kontraindiziert ist die Behandlung für Kinder < 14 Jahren aufgrund fehlender Erfahrungen mit dem Arzneistoff. In Schwangerschaft und Stillzeit gelten strenge Indikationsbeschränkungen. Intensive Sonneneinstrahlung auf der behandelten Haut sollte unbedingt vermieden werden, da Nadifloxacin wie die anderen Chinolone auch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut verursacht. Bei diesem Mittel kann es passieren, dass Sie auf den behandelten Hautstellen vorübergehend Juckreiz empfinden oder dass die Haut gereizt und gerötet ist. Ihre Haut wird im Behandlungsbereich äußerst empfindlich, deshalb sollten Sie auf die zusätzliche Anwendung von hautreizenden Mitteln wie z. B. Peelings und Schälmitteln verzichten. Der Wirkstoff erhöht die Empfindlichkeit Ihrer Haut gegenüber UV-Licht, bereits ein kurzer Aufenthalt in der Sonne kann einen Sonnenbrand auf der Haut auslösen. Vermeiden Sie aus diesem Grund dringend intensive Sonneneinstrahlung und gehen Sie währende der Behandlung auch nicht ins Solarium. 76 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Der Kontakt mit Schleimhäuten und den Augen muss vermieden werden, die Hände sind nach der Anwendung daher gründlich zu reinigen. 4.5 Antibiotika zum Einnehmen werden bei Akne immer dann verordnet, wenn eine Behandlung in Form einer Creme keine ausreichende Wirkung zeigt, oder wenn neben dem Gesicht auch Rücken und Brust betroffen sind. Antibiotika zum Einnehmen sollten bei Akne immer in Kombination mit einem Basistherapeutikum eingesetzt werden. Solch ein Basistherapeutikum ist z. B. eine Creme mit BPO. Die alleinige Therapie mit einem Antibiotikum fördert die Entstehung von resistenten Bakterienstämmen, so dass die Wirkung des Antibiotikums verloren geht. Gemäß der „Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010“ werden orale Antibiotika in Kombination mit Basistherapeutika (BPO/topische Retinoide) als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren Akne eingesetzt. Sinnvoll ist eine systemische Antibiotikatherapie der Akne immer dann, wenn sich das Krankheitsgeschehen auf mehrere und größere Hautareale erstreckt (Gesicht, Rücken, Brust) und eine alleinige Therapie mit topischen Arzneimitteln keinen Behandlungserfolg zeigt. Eine Monotherapie mit einem oralen Antibiotikum ist jedoch obsolet! Je nach Schweregrad der Akne werden systemische Antibiotika immer kombiniert angewendet mit -- 1–2 Basistherapeutika: Benzoylperoxid (BPO), Adapalen oder topisches Retinoid und/oder -- Azelainsäure oder -- bei Frauen: oralen hormonellen Antiandrogen. Als Therapiealternativen für die systemische Behandlung der Akne stehen Doxycyclin, Minocyclin, Tetracyclin und Erythromycin zu Verfügung. Andere Antibiotika (z. B. Clindamycin und Gyrasehemmer) sollten wegen fehlender Studien zur Wirksamkeit, wegen großer Risiken hinsichtlich der Neben- und Wechselwirkungen bzw. wegen ihrer Bedeutung zur Behandlung anderer schwerwiegender Infektionen (Resistenzentwicklung) nicht zur Aknetherapie herangezogen werden. 4.5.1 Antibiotika vermindern das Wachstum von Aknebakterien in den Talgdrüsen. Auf diese Weise wird das Entzündungsgeschehen unterbrochen und die Akne kann abheilen. Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen Aknetherapie Wirkungsweise Antibiotika vermindern in erster Linie die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel mit Propionibakterien und Staphylokokken. Dadurch wird das Entzündungsgeschehen in den Talgdrüsenfollikeln effektiv gehemmt. Die Substanzen zeigen jedoch alle auch noch direkte antiinflammatorische Wirkungen, so dass das immunologische Entzündungsgeschehen in den Akne-Effloreszenzen abgeschwächt wird. Tetracycline (Doxycyclin, Minocyclin, Tetracyclin) Tetracyclin-Antibiotika wirken durch Blockade der bakteriellen Proteinbiosynthese bakteriostatisch. Sie verhindern die Anlagerung der t-RNA an die Ribosomen, so dass die Proteinsynthese in den Bakterienzellen gestoppt wird. Wichtige Stoffwechselvorgänge sind dadurch blockiert, das Bakterium stirbt schließlich ab. Die menschlichen Ribosomen unterscheiden sich strukturell von den bakteriellen Ribosomen. Aus diesem Grund wird die menschliche Akne 4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie Proteinbiosynthese durch den Einsatz von Tetracyclinen kaum beeinträchtigt, die Toxizität der Tetracycline für den menschlichen Organismus ist sehr gering. Für die bakteriostatische Wirkung ist es notwendig, dass der Wirkstoff in die Bakterienzelle gelangt und sich dort anreichert. Resistente Bakterienstämme entwickeln Mutationen, die den aktiven Transport des Wirkstoffs aus der Zelle ermöglichen („Effluxpumpen“) bzw. zu Veränderungen an den ribosomalen Bindungsstellen führen. Folge derartiger Mutationen ist immer ein Wirkungsverlust der Tetracycline, wobei es in der Regel zu Kreuzresistenzbildung kommt: eine Resistenz, die sich unter der Behandlung mit Doxycyclin gebildet hat, zieht eine Resistenz gegenüber Tetracyclin nach sich – und umgekehrt. In diesen Fällen muss gegebenenfalls mit einem Antibiotikum aus einer anderen Wirkstofffamilie weiterbehandelt werden. Hinsichtlich ihrer Resorptionsfähigkeit aus dem Magen-Darm-Trakt unterscheiden sich die Tetracycline: Doxycyclin und Minocyclin weisen Resorptionsquoten > 90 % auf, Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Resorption der Arzneistoffe, sondern begünstigt stattdessen die Verträglichkeit. Tetracyclin hingegen zeigt deutlich schlechtere Resorptionsquoten (ca. 80 %) und die Wirkstoffresorption verschlechtert sich durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme dramatisch. Aus diesen Gründen sollte die Therapie vorzugsweise mit den besser resorbierbaren Wirkstoffen Doxycyclin oder Minocyclin erfolgen. Erythromycin Das Makrolid-Antibiotikum Erythromycin stellt eine Therapiealternative dar, falls eine Therapie mit Tetracyclinen kontraindiziert ist. Antibiotika der 1. Wahl zur Behandlung der Akne sind jedoch immer die Tetracycline, denn Erythromycin ist aufgrund seines großen Potenzials an Neben- und Wechselwirkungen kein unkomplizierter Arzneistoff. Erythromycin blockiert ebenfalls die bakterielle Proteinbiosynthese, allerdings in einer anderen Phase als die Tetracycline. Der Wirkstoff bindet reversibel an die 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen und verhindert dadurch die Verlängerung der Proteinkette, die gerade synthetisiert wird. Die Proteinsynthese wird abgebrochen, der Zellstoffwechsel kommt zum Erliegen, das Bakterium kann sich nicht mehr vermehren und stirbt ab. Erythromycin wird schlecht resorbiert, Nahrungsaufnahme verschlechtert die Resorption zusätzlich. Deshalb sollte der Wirkstoff immer mind. eine Stunde vor einer Mahlzeit oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden. 77 Nehmen Sie diese Tabletten mit Doxycyclin/Minocyclin regelmäßig einmal am Tag ein. Sie können das Mittel vor oder nach dem Essen einnehmen, das ist für die Wirkung nicht ausschlaggebend. Nehmen Sie diese Tetracyclin-Tabletten bitte immer mindestens eine Stunde vor dem Essen ein, oder, falls es nicht anders geht, frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit ein. Wenn dies nicht beachtet wird, gelangt der Arzneistoff nicht in ausreichend großer Menge ins Blut und die Wirkung des Arzneimittels ist nicht sichergestellt. Erythromycin gelangt nur schwer aus dem Magen ins Blut. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie das Arzneimittel auf nüchternen Magen einnehmen. Eine nüchterne Einnahme stellen Sie sicher, wenn Sie die Tabletten eine Stunde vor dem Frühstück oder mind. zwei Stunden nach einer Mahlzeit einnehmen. 78 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln 4.5.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 4.6 Systemische Antibiotikatherapie der Akne: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff Dosierung Indikation Aknosan® Tabletten Minocyclin 50 mg Schwere Formen der Akne Doxyderma® 50 mg Tabletten Doxycyclin 50 mg Bei entzündlicher, insbesondere papulösen und papulopustulösen Formen der Akne vulgaris 100 mg Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Akne vulgaris Doxy-Wolff® 100 mg Filmtabletten Erythrocin®500 neo Erythromycin 500 mg Schwere Formen der Akne vulgaris Minakne® Filmtabletten Minocyclin 50 mg Schwere Formen der Akne Minocyclin-ratiopharm® 50 mg Hartkapseln Akne vulgaris Skid® Filmtabletten Schwere Formen der Akne Tefilin Hartkapseln Tetracyclin Wolff® 250 Hartkapseln 4.5.3 Tetracyclin 250 mg Infektionen durch tetracyclinempfindliche Erreger, z. B. Akne vulgaris Akne vulgaris Dosierung und Einnahmehinweise Zur Therapie der Akne vulgaris werden orale Antibiotika in der Regel in niedrigeren Dosierungen eingesetzt als zur Behandlung akuter Infektionen. Allerdings wird die Therapie dafür über einen Zeitraum von mehreren Wochen fortgeführt, um eine Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen. Um die Compliance der Patienten hierfür sicherzustellen, ist eine gute und umfassende Beratung zur Anwendung des verordneten Antibiotikums unerlässlich (□ Tab. 4.7). Akne 4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie 79 □ Tab. 4.7 Dosierung und Einnahmehinweise oraler Antibiotika zur Aknetherapie Wirkstoff Standarddosierung (pro Tag) Dosierung als Aknetherapeutikum (pro Tag) Einnahmehinweis Doxycyclin 100–200 mg Initial: 100 mg für 7 Tage Erhaltungsdosis: 50 mg für 2–3 Monate Regelmäßige Einnahme zu einer Hauptmahlzeit mit reichlich Flüssigkeit, Milch und Milchprodukte zeitgleich vermeiden Erythromycin 3–4 x 500 mg 2 x 500 mg Regelmäßige Einnahme mind. 1 Std. vor oder 2 Std. nach einer Mahlzeit Minocyclin 2 x 100 mg 2 x 50 mg für 2–3 Monate Morgens und abends mit reichlich Flüssigkeit zum Essen einnehmen; aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre); Milchprodukte vermeiden; Tetracyclin 4 x 250– 500 mg Initial: 2–4 x 250 mg für 14 Tage Erhaltungsdosis: 250–500 mg für 2–3 Monate 1 Std. vor oder 2 Std. nach dem Essen mit 250 ml Wasser einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre), keine zeitgleicher Genuss von Milch und Milchprodukten (Resorption↓) Eine orale Antibiotikatherapie sollte bei Akne immer mindestens einen Monat lang erfolgen. Diese Zeit ist erforderlich, um die Wirkung des Arzneistoffes bestmöglich auszuschöpfen. Sinnvollerweise wird die Therapie über 2–3 Monate fortgesetzt, um den Hautzustand zu stabilisieren und Rückfällen vorzubeugen. Nach spätestens 3-monatiger Behandlung sollte das Antibiotikum jedoch abgesetzt werden, da keine weiteren Verbesserungen des Therapieergebnisses mehr zu erwarten sind und die Nebenwirkungen im Verhältnis zum Nutzen deutlich überwiegen. Doxycyclin wird durch Milch und Milchprodukte in seiner Wirkung abgeschwächt. Vermeiden Sie aus diesem Grund bitte den Genuss von Milchprodukten, wenn Sie das Antibiotikum einnehmen. Bitte nehmen Sie das Arzneimittel mit einem großen Glas Wasser in aufrechter Körperhaltung ein, damit die Tablette nicht an der Speiseröhre haften bleibt. Essen Sie zeitgleich bitte keine Milchprodukte, da das Calcium aus der Milch den Arzneistoff in seiner Wirkung hemmt. Der Arzt hat Ihnen sicherlich gesagt, dass Sie die Therapie mit diesem Antibiotikum für mehrere Wochen durchführen müssen. Bitte hören Sie ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt nicht früher mit der Behandlung auf. Sie riskieren sonst, dass es zu einem Rückfall kommt, weil die Akne nicht vollständig ausgeheilt ist. 80 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln 4.5.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Die Neben- und Wechselwirkungen der Tetracycline bzw. des Erythromycins sind sehr vielfältig. Im Folgenden sollen deshalb nur die wichtigsten Nebenund Wechselwirkungen besprochen werden. Doxycyclin, Minocyclin und Tetracyclin Nebenwirkungen Patienten klagen mitunter über Magenschmerzen, Blähungen oder Durchfälle. Falls Sie derartige Probleme bekommen, versuchen Sie bitte, ob Sie das Arzneimittel besser vertragen, wenn Sie die Tabletten direkt zu einer Mahlzeit einnehmen. Während der Behandlung wird Ihre Haut sehr lichtempfindlich, vermeiden Sie deshalb intensives Sonnenlicht oder Bestrahlung im Solarium. Falls Sie sich trotzdem im direkten Sonnenlicht aufhalten müssen, tragen Sie bitte unbedingt ein Sonnenschutzprodukt mit hohem LSF auf. Ich zeige Ihnen gerne ein geeignetes Produkt. Unter Umständen kommt es im Zuge der Behandlung zu einer Infektion mit Pilzsporen, man spricht dann von einer Candida-Infektion. Diese Infektion kann jedoch sehr gut behandelt werden. Falls Sie während der Behandlung Fieber bekommen und sich richtig krank und abgeschlagen fühlen, sollten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt halten. Das kann ein Warnsignal für eine sehr seltene, aber ernste Nebenwirkung auf den Wirkstoff Minocyclin sein. Insgesamt gesehen ist die Verträglichkeit der Tetracycline gut. Im Folgenden sollen daher nur die wichtigsten Nebenwirkungen besprochen werden. Während der Therapie mit Tetracyclinen treten häufig gastrointestinale Störungen auf, berichtet wird über Sodbrennen, Magendrücken, Erbrechen, Blähungen oder leichte Diarrhöe. Eine Einnahme des Antibiotikums direkt zu den Mahlzeiten führt oft zu einer Linderung dieser Beschwerden. Insgesamt wird durch die mehrwöchige Einnahme des Antibiotikums die Darmflora massiv gestört. Sinnvollerweise sollte während der Behandlung ein Probiotikum verabreicht werden, um die Darmfunktion zu unterstützen. Geeignet sind Präparate mit Hefezellen (z. B. Perenterol®), da diese Zellkulturen nicht durch Tetracycline inaktiviert werden. Nach Abschluss der Behandlung kann man eine Anschlussbehandlung mit bakteriellen Probiotika (z. B. Omniflora®) durchführen, um die Darmflora schnellstmöglich wieder aufzubauen. Tetracycline erhöhen außerdem die Lichtempfindlichkeit der Haut. Durch Einwirkung von UV-A-Strahlung kann es an den Hautstellen, die dem Licht ausgesetzt waren, zu phototoxischen Reaktionen kommen: die Haut ist wie nach einem Sonnenbrand heiß und gerötet, es bilden sich Schwellungen und/ oder Blasen. Deshalb sollten während der Doxycyclin-Therapie längere Aufenthalte in der Sonne bzw. der Besuch eines Solariums strikt vermieden werden. Lässt sich der Aufenthalt im Freien nicht vermeiden, sollte die unbedeckte Haut unbedingt mit Sonnenschutzprodukten, die einen angemessen hohen UV-A-Filter enthalten, behandelt werden. Relativ häufig beobachtet man unter bzw. im Anschluss an eine TetracyclinTherapie eine Candidainfektion der Schleimhäute im Bereich des Mundes oder der Geschlechtsorgane. Durch die Antibiose wird die natürliche Bakterienflora auf den Schleimhäuten empfindlich gestört, so dass sich Hefepilze massiv vermehren können und sich eine Candidose mit den typischen Symptomen (Juckreiz, Ausfluss, Schleimhautentzündung) manifestiert. Alle Tetracycline können außerdem immunologische Überempfindlichkeitsreaktionen verursachen. Diese können sich auf die Haut beschränken (Rötung, Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht u. a.), sich aber in Einzelfällen auch zu generalisierten Beschwerden auswachsen: über Atemnot durch Spasmen der Bronchialmuskulatur bis hin zum anaphylaktischen Schock oder Serumkrankheit können alle Stadien einer allergischen Überreaktion auftreten. Minocyclin nimmt eine Sonderstellung unter den Tetracyclinen hinsichtlich der Nebenwirkungen ein. In seltenen Fällen kann es unter der Therapie mit Akne 4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie 81 Minocyclin zur Ausbildung eines systemischen Lupus erythematodes kommen, wobei das Risiko für diese Nebenwirkung bei Langzeitanwendung steigt. Bei diesem Krankheitsbild leiden die Betroffenen an rheumaähnlichen Beschwerden: neben Fieber, Abgeschlagenheit und Exanthemen beobachtet man außerdem Lymphknotenschwellungen. Bei Auftreten dieser Nebenwirkung muss das Arzneimittel umgehend abgesetzt werden und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Weitere sehr ernste Nebenwirkungen, die während der ersten Behandlungswochen unter der Therapie auftreten können, sind Autoimmunhepatitis, Schilddrüsenentzündungen, Polyarthritis nodosa oder die Hypersensitivitätsreaktion, die sich durch Lungenentzündung, Blutbildveränderungen (Eosinophilie) u. a. Symptome äußert. Die genannten Nebenwirkungen treten insgesamt gesehen zwar äußerst selten auf, nehmen im Einzelfall jedoch meist einen sehr schweren Verlauf. Aus diesem Grund stellt Minocyclin für die Behandlung der Akne nur noch das Antibiotikum der 2. Wahl dar, da es mit Doxycyclin eine wesentlich besser verträgliche Therapiealternative aus der Gruppe der Tetracycline gibt. Wechselwirkungen Tetracycline bilden Komplexe mit 2- und 3-wertigen Kationen (Calcium, Aluminium, Magnesium, Eisen) aus Nahrungs- oder Arzneimitteln. Diese Tetracyclinkomplexe können nicht resorbiert werden, in Folge sinkt die antibakterielle Wirkung. Aus diesem Grund sollten Tetracycline nicht zeitgleich mit Milch und Milchprodukten (Calcium in Milch, Joghurt, Quark, Käse) eingenommen werde. Auch die Anwendung von Antazida (Aluminium-/Magnesiumgehalt) sollte mit Zeitabstand erfolgen. Das Gleiche gilt für Eisenpräparate, die bei Anämie verordnet werden. Ebenfalls resorptionsvermindernd wirken Colestyramin und Aktivkohle. Für all diese Substanzen gilt als Faustregel, dass die Einnahme mit einem Zeitabstand von zwei Stunden zur Einnahme des Antibiotikums erfolgen sollte. Durch diese zeitversetzte Anwendung ist die Resorption des Antibiotikums in aller Regel sicher gestellt. Verschiedene Arzneistoffe beschleunigen durch Enzyminduktion den Abbau von Tetracyclinen, so dass die Antibiotikawirkung ebenfalls vermindert wird. Zu diesen Wirkstoffen zählen das Tuberkulosemittel Rifampicin, das Antiepileptikum Carbamazepin und auch Alkohol. Unter der Therapie muss auch bedacht werden, dass Tetracycline die Wirkung von gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln erhöhen können. Problematisch in dieser Hinsicht sind eine Verstärkung der Wirkung von Cumarinderivaten (→ erhöhtes Blutungsrisiko) und Sulfonylharnstoffen bei Diabetikern (→ Gefahr der Hypoglykämie). Eine Kombinationstherapie mit Isotretinoin, das ebenfalls zur Aknetherapie eingesetzt wird, ist nicht zu empfehlen. Beide Wirkstoffe erhöhen das Risiko für die Entwicklung eines intrakraniellen Druckanstiegs (Pseudotumor cerebri). Durch den Druckanstieg in der Schädelhöhle treten Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Manchmal klagen die Betroffenen auch über Seh- Tetracyclin-Antibiotika reagieren mit bestimmten Ionen. Diese Ionen hemmen das Antibiotikum in seiner Wirkung, so dass es nicht mehr sicher wirken kann. Solche Ionen sind z. B. in Milchprodukten oder in Mitteln gegen Sodbrennen enthalten. Deshalb sollten Sie das Antibiotikum nicht zeitgleich mit Milchprodukten oder anderen Arzneimitteln einnehmen. Halten Sie immer einen zeitlichen Sicherheitsabstand von mindestens zwei Stunden ein. Nehmen Sie noch andere Arzneimittel ein, z. B. gegen Epilepsie? Ich frage dies nur, weil manche Arzneimittel die Wirkung Ihrer Antibiotikatabletten verändern können. 82 Falls Sie zur Verhütung die Pille einnehmen, so treffen Sie während der Behandlung mit diesem Antibiotikum bitte zusätzliche Verhütungsmaßnahmen. Es kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die Sicherheit der Pille durch das Antibiotikum beeinträchtigt wird. 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln störungen. Nach Absetzen der Medikamente sind die Beschwerden in der Regel vollständig reversibel. Erwähnt sei außerdem die Wirkung der Tetracycline auf die Sicherheit der Pille. In der Literatur herrscht keine Einigkeit darüber, in wie fern Tetracycline die Sicherheit der hormonellen Kontrazeptiva beeinflussen. Die „S2-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ schließt eine Verminderung der Sicherheit der Pille aus, in den Fachinformationen zu den einzelnen Fertigpräparaten wird jedoch auf eine eventuelle Verminderung der Wirksamkeit der oralen Kontrazeptiva hingewiesen. Aus diesem Grund sollten die betroffenen Frauen vorsichtshalber darüber informiert werden, dass die Sicherheit der Pille während der Behandlung mit Tetracycline herabgesetzt sein kann. Während des laufenden Zyklus sollten zusätzliche Verhütungsmaßnahmen erfolgen. Kontraindikationen Bitte setzen Sie das Antibiotikum unbedingt ab, falls Sie im Laufe der Behandlung schwanger werden sollten. Der Arzneistoff schadet der Entwicklung des ungeborenen Kindes. Bei schweren Leberfunktionsstörungen sind Tetracycline kontraindiziert. Des Weiteren dürfen Tetracycline selbstverständlich nicht bei bekannter Tetracyclinüberempfindlichkeit angewendet werden. Außerdem sind Tetracycline in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Die Substanzen sind plazentagängig und treten in die Muttermilch über. Beim Ungeborenen bzw. Säugling kann es dann durch Einlagerung der Tetracycline in die Knochensubstanz zu dauerhaften Zahnverfärbungen kommen oder sogar zu verzögertem Wachstum. Aus dem gleichen Grund sind Tetracycline kontraindiziert bei Kindern < 8 Jahren. Da Akne-Patienten älter sind, spielt diese Kontraindikation für die Behandlung der Akne keine Rolle. Erythromycin Merke Unter der Therapie mit Erythromycin bekommen relativ viele Patienten Magen-DarmProbleme. Typisch sind Blähungen oder Durchfall und Magenprobleme. Im Normalfall sind die Beschwerden von leichter Natur und machen keinen Therapieabbruch erforderlich. Erythromycin ist im Vergleich zu den Tetracyclinen eine Substanz mit sehr viel mehr Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen (□ Tab. 4.8 und □ Tab. 4.9). Aus diesem Grund sollte das Mittel nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung sowie in Fällen, bei denen eine Therapie mit Tetracyclinen nicht möglich ist, zum Einsatz kommen. Erythromycin ist in der Behandlung der Akne nur Mittel der 2. Wahl. Nebenwirkungen Relativ häufig treten unter einer Therapie mit Erythromycin Störungen im Gastrointestinaltrakt auf. Diese unerwünschten Wirkungen sind jedoch meist nicht schwerwiegend. Die Symptome können sich in Form von Durchfällen, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen äußern. Länger andauernde, massive Durchfälle sollten dem Arzt gemeldet werden. Hier muss unbedingt eine pseudomembranöse Colitis als Ursache ausgeschlossen werden. Akne 4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie Gelegentlich reagieren die behandelten Patienten allergisch auf den Arzneistoff. Neben Hautrötungen mit Juckreiz und Nesselsucht können echte allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten. Bei Anzeichen einer Unverträglichkeit sollte die Therapie abgebrochen werden und ein Arzt hinzugezogen werden. Eine Erythromycintherapie kann außerdem gelegentlich zu einem Anstieg der Leberenzyme führen. In seltenen Fällen kann sich bei fortgeführter Therapie eine Gallenblasenentzündung mit Gelbsucht bis hin zur Hepatitis inkl. Leberversagen entwickeln. Bei Langzeitanwendung (d. h. länger als 3 Wochen) von Erythromycin sollten aus diesem Grund engmaschige Laborkontrollen der Leberwerte, der Nierenfunktion und des Blutbilds erfolgen. Erythromycin verlängert die QT-Zeit im EKG. Dadurch können ventrikuläre Arrhythmien („Torsade de pointes“) ausgelöst werden, die im schlimmsten Fall zu Herzstillstand und Tod führen können. Das Risiko hierfür ist besonders erhöht bei vorerkrankten Personen mit Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz. Außerdem muss die Komedikation der Patienten genau hinterfragt werden, da viele andere Arzneistoffe ebenfalls QT-Zeit-verlängernde Eigenschaften haben und sich das Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen durch die Kombination mit Erythromycin dann massiv erhöht. 83 Dieses Arzneimittel kann wichtige Laborwerte massiv verändern. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn Sie während der Anwendung, die in Ihrem Fall ja über mehrere Wochen erfolgen wird, regelmäßig beim Arzt Ihre Blutwerte kontrollieren lassen. Nehmen Sie z. B. Herzmedikamente ein? Der Arzneistoff aus diesen Aknetabletten kann sehr ernste Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen verursachen, deshalb möchte ich dies lieber noch einmal mit Ihnen abklären. Wechselwirkungen Hochproblematisch ist die Kombination mit Arzneistoffen, die – wie Erythromycin selbst auch – die QT-Zeit im EKG verlängern. Die QT-Zeit-Verlängerung macht sich in leichten Fällen nur durch Schwindel, Übelkeit und Synkopen („das Herz stolpert“) bemerkbar. In schweren Fällen jedoch können daraus schwere Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) bis hin zum plötzlichen Herztod entstehen. Arzneistoffe, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern, sollten nicht zeitgleich mit Erythromycin verabreicht werden. Wichtige Vertreter sind: -- Antiarrhythmika der Klasse I (Ajmalin, Flecainid, Propafenon,) und III (Sotalol, Amiodaron), -- Neuroleptika wie Haloperidol und Sulpirid, -- Trizyklische Antidepressiva, -- Antimykotika vom Azol-Typ (Ketokonazol), -- Antimalariamittel (Chinidin), -- Antihistaminika (Terbenafin, Ebastin), -- Fluorchinolone (Grepafloxacin, Suprafloxacin). Erythromycin ist ein Hemmstoff von CYP3A4 und anderen Enzymen, die an der Metabolisierung von Fremdstoffen im Körper beteiligt sind. Aus diesem Grund werden der Abbau und die Ausscheidung von vielen Arzneistoffen, die über CYP3A4 metabolisert werden, gehemmt. Daher steigt die Wirkung der betroffenen Arzneistoffe, aber natürlich auch die Nebenwirkungen bzw. die Toxizität. Gegebenenfalls müssen Blutspiegelkontrollen und Dosisanpassungen vorgenommen werden. Betroffen von dieser Wechselwirkung sind folgende Arzneistoffe: Dieses Antibiotikum verträgt sich leider nicht mit einer ganzen Reihe von anderen Wirkstoffen. Es können schwerwiegende Herzprobleme ausgelöst werden. Nehmen Sie denn noch andere Arzneimittel ein, z. B. Cholesterinsenker oder Antiepileptika? 84 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln □ Tab. 4.8 Wichtige Nebenwirkungen von oralen Antibiotika, die zur Aknetherapie eingesetzt werden Nebenwirkung Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin Erythromycin Gastrointestinale Beschwerden + + Vaginale Candidiasis + + Erhöhte Lichtempfindlichkeit + – Überempfindlichkeitsreaktionen (Haut, Immunsystem) + + QT-Zeit-Verlängerung – + Anstieg der Leberenzyme – + Medikamenteninduzierter Lupus erythematodes + (nur Minocyclin) – -- Antiepileptikum wie Carbamazepin, Clozapin, Phenytoin und Valproinsäure → Dosisanpassung -- Statine (Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin): Therapie während der Erythromycinbehandlung unterbrechen → Rhabdomyolyse-Risiko! Haben Sie manchmal Probleme mit dem Magen? Und wenn ja, was für ein Arzneimittel nehmen Sie dagegen ein? -- Ciclosporin A → erhöhte Hepato- und Nephrotoxizität! -- Theophyllin → Wirkverstärkung, toxische Effekte -- Digoxin → Wirkverstärkung, toxische Effekte -- Zopiclon → Wirkverstärkung -- Cumarinderivate (Warfarin) → erhöhte Blutungsneigung Auch die Kombination des Protonenpumpen-Hemmers Omeprazol mit Erythromycin wird von Wechselwirkungen begleitet. Die beiden Arzneistoffe erhöhen gegenseitig ihre Bioverfügbarkeit, so dass Wirkungen und Nebenwirkungen von beiden Arzneistoffen zunehmen. Außerdem darf Erythromycin nicht gleichzeitig mit Ergotamin-Präparaten eingenommen werden. Erythromycin verstärkt die Nebenwirkungen von ergotaminhaltigen Arzneimitteln, es kommt gehäuft zu Vasospasmen und Durchblutungsstörungen in den Extremitäten und im ZNS. Kontraindikationen Erythromycin darf nicht angewendet werden bei -- angeborener oder erworbener QT-Intervallverlängerung, -- gleichzeitiger Einnahme von anderen Arzneimitteln, die ebenfalls die QTZeit verlängern (→ Gefahr für lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien = „Torsade de pointes“): Antiarrhythmika der Klasse I und III, trizyklische Akne 4.5 Antibiotika zur systemischen Aknetherapie 85 □ Tab. 4.9 Interaktionen von oralen Antibiotika, die zur Aknetherapie eingesetzt werden Effekt Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin Erythromycin Verminderte Resorption des Antibiotikums Antazida, Milch, Eisensalze, Kohle – Erhöhung der Wirksamkeit von Oralen Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe), oralen Antikoagulanzien vom Cumarintyp – Verstärkter Abbau des Antibiotikums (Enzyminduktion) durch Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Alkohol – Wirkungsverstärkung (z. B. CYP3A4-Blockade durch das Antibiotikum) von – Theophyllin, Carbamazepin, Clozapin, Phenytoin, Valproinsäure, Ciclosporin A, Chinidin, Zopiclon, Cumarin, Statine Erhöhte Bioverfügbarkeit des Antibiotikums – Omeprazol, Digoxin Erhöhte Vasokonstriktion – Ergotamin QT-Zeit-Verlängerung mit Gefahr für Herzrhythmusstörungen – Antiarrhythmika Klasse I und III, Azol-Antimykotika (Ketokonazol), Neuroleptika (Haloperidol, Sulpirid), trizyklische Antidepressiva, Malariamittel (Chinidin), Antihistaminika (Terbenafin, Ebastel) Antidepressiva, verschieden Neuroleptika, Imidazol-Antimykotika, Fluorchinolone und bestimmte Antimalariamittel, -- Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz, -- Schwerer Leberinsuffizienz, -- Störungen des Elektrolythaushaltes, -- gleichzeitiger Therapie mit Statinen → Rhabdomyolyse-Risiko (gegebenenfalls Therapiepause für die Dauer der Antibiotika-Therapie), -- bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Makrolid-Antibiotika. In Schwangerschaft und Stillzeit darf Erythromycin nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Bewertung durch den behandelnden Arzt eingesetzt werden. Welche Arzneimittel nehmen Sie denn zusätzlich ein? Ich möchte nur sicher gehen, dass dieses Antibiotikum für Sie eignet ist. 86 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie 4.6 Eine Verbesserung des Hautbilds stellt sich in der Regel nach einer konsequenten Therapie mit Isotretinoin über mehrere Wochen ein. Sofern kein Kinderwunsch seitens der Patientin vorliegt und keine Risiken für eine Langzeitbehandlung auftreten, kann die Behandlung über Monate fortgesetzt werden. 4.6.1 Dieses Arzneimittel mit dem Wirkstoff Isotretinoin wirkt ausgesprochen gut bei Akne. Der Wirkstoff führt dazu, dass sich die Haut leicht schält. Dadurch werden die Mitesser entfernt, und wo weniger Mitesser sind, können auch weniger Pickel entstehen. Außerdem wird die Produktion von Talg in den Talgdrüsen vermindert. Dadurch verschwindet der Fettüberschuss auf Ihrer Haut und die Aknebakterien, die sich vom Hautfett ernähren, haben schlechtere Lebensbedingungen. Auf diese Weise heilt die Akne sicher und vollständig ab – auch wenn die volle Wirkung erst nach einigen Wochen eintritt. Geben Sie deshalb nicht vorzeitig auf. Wirkungsweise Ein Vitamin-A-Mangel in der Haut macht sich durch eine Hyperkeratose bemerkbar: die Haut erscheint fahl, schuppig und faltig. In Kombination mit seborrhoischer Haut steigt gleichzeitig das Risiko für die Entstehung von Komedonen, unter Umständen kann sich eine Akne entwickeln. Isotretinoin, ein natürliches Derivat des Vitamin-A (Retinol), wirkt als ProDrug und wird intrazellulär in seine Wirkform Tretinoin (Vitamin-A-Säure) umgewandelt. Tretinoin wiederum bindet an die intrazellulären RetinoidRezeptoren und vermittelt auf diese Weise vielfältige Wirkungen. So normalisiert sich unter der Behandlung die Zellteilungsrate der Keratinozyten, der Zusammenhalt der Hornzellen wird gelockert und dadurch die Abstoßung der Korneozyten erleichtert. Diese Schälwirkung (Keratolyse) führt zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbilds, es entstehen weniger Komedonen und dadurch weniger neue Akne-Effloreszenzen. Außerdem wird durch Tretinoin die Reifung von talgproduzierenden Sebozyten reduziert, wodurch einerseits die Größe der Talgdrüsen abnimmt und andererseits die Talgproduktion massiv gesenkt wird. Weiterhin tragen immunmodulierende und entzündungshemmende Effekte zur Wirksamkeit bei: durch Veränderungen des Milieus in den Talgdrüsenfollikeln wird die Vermehrung von Propionibakterien gebremst, immunmodulierende Effekte reduzieren das akute Entzündungsgeschehen in den Akne-Effloreszenzen. Außerdem unterstützt Tretinoin die Neubildung von Gewebe, die Wundheilung und Hauterneuerung wird angestoßen. Merke Isotretinoin ist ein hochwirksamer Arzneistoff für die Behandlung der Akne. Die Wirkungen des Isotretinoins umfassen -- Keratolyse und dadurch verminderte Neubildung von Komedonen, -- Senkung der Talgproduktion, -- Reduktion des Entzündungsgeschehens bei Akne, -- Verminderung der Anzahl an Propionibakterien, -- Normalisierung und Rekonstruktion von Hautgewebe. Akne 4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie 4.6.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 4.10 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff Indikation Aknefug® Iso 10 mg/20 mg Weichkapseln Isotretinoin Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben Aknenormin® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die auf andere konventionelle Therapieformen nicht ansprechen Isoderm 10 mg/20 mg Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben IsoGalen® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben Isotretinoin-ratiopharm® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler Behandlung als therapieresistent erwiesen haben Roaccutan®, das erste Präparat mit Isotretinoin, ist inzwischen nicht mehr erhältlich. 4.6.3 Dosierung und Einnahmehinweise □ Tab. 4.11 Dosierung und Einnahmehinweis von Isotretinoin Wirkstoff Dosierung (mg/Kapsel) Einnahmehinweis Isotretinoin 10–20 mg Einnahme 1–2 x tgl. zusammen mit fettreicher Nahrung Eine Therapie mit systemischen Retinoiden muss immer durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden, der sich mit dem Nutzen und den Risiken der Arzneistoffe auskennt und gegebenenfalls Kontrolluntersuchungen mit Dosisanpassungen durchführen kann. 87 88 Dieser Arzneistoff wird ganz individuell dosiert. Bitte halten Sie sich genau an die Dosierempfehlung Ihres Arztes. Ich übertrage es Ihnen auf die Arzneimittelpackungen. Der Therapieerfolg bei diesem Arzneimittel hängt von der Gesamtdosis des Wirkstoffs ab, die man während der kompletten Dauer der Behandlung zu sich nimmt. Meistens ist diese Menge nach 4–6 Monaten erreicht. Bei manchen Patienten kommt es einige Zeit nach Therapieende zu einem Rückfall. Unter diesen Umständen kann die Behandlung mit Isotretinoin wiederholt werden, und zwar auch ein 3. Mal. I. d. R. erreicht man spätestens nach einem 3. Behandlungszyklus eine stabile Abheilung der Akne. 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Die Retinoiddosis, die beim jeweiligen Patienten für ein gutes Therapieergebnis bei tolerierbaren Nebenwirkungen sorgt, muss individuell gefunden werden. Standardgemäß sollte die Behandlung mit einer täglichen Dosis von 0,5 mg/ kg Körpergewicht begonnen werden. Je nach Therapieansprechen und Verträglichkeit kann die Dosierung schrittweise auf bis zu 1,0 mg/kg Körpergewicht pro Tag gesteigert werden. Aufgrund großer interindividueller Schwankungen kann es demnach sein, dass zwei Patienten mit gleich stark ausgeprägter Akne bei vergleichbarem Körpergewicht für einen Therapieerfolg unterschiedlich hohe Dosen an Isotretinoin benötigen. Beispielrechnung: zwei verschiedene Aknepatienten mit einem Körpergewicht von jeweils 70 kg benötigen auf Grund interindividueller Schwankungen unterschiedliche Isotretinoin-Dosen pro Tag: -- 0,5 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht: 1 × tgl. 35 mg pro Tag -- 1,0 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht: 70 mg pro Tag Insgesamt hängt der Therapieerfolg von der kumulativen Gesamtdosis an Isotretinoin ab, die der Patient über den gesamten Behandlungszeitraum erhält. Die Gesamtdauer der Behandlung hat nur einen zu vernachlässigenden Effekt auf den Therapieerfolg. So haben Studien gezeigt, dass ein maximaler Therapieerfolg in der Regel eintritt, wenn die Patienten eine kumulative Gesamtdosis von 120– 150 mg Isotretinoin/kg Körpergewicht erhalten haben. Um diese kumulative Gesamtdosis zu erreichen, dauert die Therapie je nach individuell verabreichter Tagesdosis meist zwischen 16–24 Wochen. Eine weitere Fortführung der Therapie führt in der Regel zu keiner zusätzlichen Verbesserung des Hautbilds. Falls es nach Behandlungsende zu einem Akne-Rezidiv kommt, kann die Therapie mit der gleichen Tagesdosis und der gleichen kumulativen Gesamtdosis wiederholt werden. Erforderlich kann ein solcher 2. oder auch 3. Behandlungszyklus vor allem bei jugendlichen Patienten sein, die von schwerer Akne conglobata betroffen sind. Ist ein 2. Behandlungszyklus notwendig, so sollte nach dem 1. Behandlungszyklus eine Therapiepause von mindestens 8 Wochen eingehalten werden, da das verabreichte Isotretinoin aus dem 1. Behandlungszyklus noch für mindestens acht Wochen nachwirkt. Deshalb kann auch erst nach dieser 8wöchigen Wartezeit beurteilt werden, ob wirklich ein Rezidiv vorliegt oder nicht. Merke Nehmen Sie die Isotretinoin-Kapseln bitte immer zu einer Hauptmahlzeit ein. Der Arzneistoff benötigt Fett aus der Nahrung, um sicher ins Blut aufgenommen werden zu können. --- Isotretinoin-Kapseln sollten immer zeitgleich mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass der lipophile Arzneistoff gut resorbiert wird. Sinnvollerweise wird die Tagesdosis auf eine morgendliche und eine abendlich Einnahme aufgeteilt. Dadurch wird ein verbessertes Wirkprofil mit gleichbleibend hohen Wirkstoffkonzentrationen im Therapiebereich sichergestellt. Akne 4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie 4.6.4 89 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Eine Therapie mit oral verabreichtem Isotretinoin kann eine Reihe von Nebenwirkungen nach sich ziehen, die für den Patienten zum Teil sehr belastend sind. Die unerwünschten Wirkungen sind in der Regel dosisabhängig, d. h. durch eine Änderung der individuellen Tagesdosis können die Nebenwirkungen meist gut beherrscht werden. Nach Therapieende legen sich die meisten Nebenwirkungen wieder vollständig. Es gibt jedoch leider auch Fallberichte, bei denen die unerwünschten Wirkungen auch nach Therapieabbruch bestehen geblieben sind. Die Patienten müssen über dieses Risiko vom behandelnden Arzt unbedingt aufgeklärt werden. Am häufigsten kommt es unter der Therapie zu Nebenwirkungen an Haut und Schleimhäuten: systemisch verabreichtes Isotretinoin führt zum Schrumpfen der Talgdrüsen und dadurch zu einer verminderten Talgproduktion. In den von Akne betroffenen Hautarealen ist diese Wirkung erwünscht und trägt letztlich zum Therapieerfolg bei. Leider kommt es aber auch an den gesunden Hautbereichen zu einer abnehmenden Talgproduktion und die Haut und auch die Schleimhäute trocknen gewissermaßen aus. Dadurch kommt es sehr häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen, unter denen ein Großteil der behandelten Patienten leidet: -- Trockene, spannende, juckende oder schuppende Haut. -- Trockene, gereizte Schleimhäute in Augen und Nase → Folgen: u. U. trockene Augen, Lidrandentzündungen, Bindehautentzündungen, trockene Nasenschleimhaut, Nasenbluten. -- Trockene, leicht aufspringende Lippen → Folge: u. U. Lippenentzündungen. Während der Therapie beobachtet man außerdem häufig charakteristische Veränderungen typischer Laborparameter: -- Veränderte Blutfettwerte: erhöhte Triglyceride, aber vermindertes HDL → erhöhtes Risiko für Arteriosklerose und/oder Thrombosen. -- Veränderte Leberwerte: Anstieg der Transaminasen. -- Veränderte Zusammensetzung des Blutes: Anämie, Thrombozytose oder Thrombopenie, erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit. Vor allem bei jugendlichen Patienten treten außerdem Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und der Knochen auf. So klagen diese Patienten sehr häufig über Muskel- und Rückenschmerzen während der Therapie. Als weitere Nebenwirkung wird von vielen Patienten während der Behandlung von unspezifischen Kopfschmerzen berichtet. Retinoide besitzen außerdem ein hohes teratogenes Potenzial, deshalb gelten strenge Auflagen für die Verordnung von Retinoin für Frauen im gebärfähigen Alter. Die genauen Vorschriften dieses „Schwangerschaftsverhütungsprogramms“ werden in ▸ Kap. 4.6.5 ausführlich dargestellt. Da neben der teratogenen Wirkung zusätzliche ernste Probleme unter einer Behandlung mit Retinoiden auftreten können, müssen die verordnenden Ärzte Dieses Arzneimittel hat eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, die von der Dosis des Arzneimittels abhängen und nach Therapieende in der Regel wieder verschwinden. Hat der Arzt mit Ihnen über diese Nebenwirkungen gesprochen? Der Wirkstoff drosselt die Talgproduktion, um die Akne auszuhungern. Leider wird dabei auch die Talgproduktion in der gesunden Haut vermindert, und das führt zu den typischen Nebenwirkungen: die Haut wird sehr trocken, spannt und juckt. Das Gleiche passiert mit den Schleimhäuten in Augen und Nase. Das Arzneimittel kann Ihre Blutwerte verändern. Falls Sie bereits erhöhte Blutfettwerte haben, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt Rücksprache halten. Außerdem tritt unter der Therapie bei vielen Patienten Kopfweh auf. Auch diese Nebenwirkung legt sich nach Abschluss der Behandlung. 90 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln genauso wie auch die Patienten über mögliche Komplikationen während der Therapie informieren sein. Aus diesem Grund werden in der Gebrauchsanweisung besondere Warnhinweise für die Therapie mit Retinoiden aufgeführt (▸ Kap. 4.6.6). Diese Warnhinweise sollten unbedingt ernst genommen werden, damit Arzt und Patient eventuell auftretende Beschwerden (psychische Veränderungen, Kontaktlinsenunverträglichkeit, Veränderungen der Leber- und Blutwerte) als Nebenwirkung der Behandlung erkennen und angemessene Maßnahmen einleiten können. Im Einzelfall kann sogar ein Therapieabbruch erforderlich sein. Manche Antibiotika dürfen nicht in Kombination mit diesem Aknemedikament angewendet werden, weil sehr ernste Nebenwirkungen ausgelöst werden können. Bitte seien Sie während der Behandlung vorsichtig mit der Einnahme von Multivitaminpräparaten. Diese Mittel enthalten u. a. Vitamin A, eine Vorstufe des Isotretinoin. Wenn man nicht aufpasst, kann man durch die zusätzliche hochdosierte Einnahme von derartigen Vitamintabletten eine VitaminA-Überdosierung auslösen. Dieses Medikament verträgt sich nicht mit allen anderen Arzneimitteln. Nehmen Sie noch andere Medikamente ein, z. B. gegen zu hohe Cholesterinwerte? Wechselwirkungen Retinoide sollten nicht gleichzeitig mit Tetracyclinen verabreicht werden. Beide Arzneistoffe können zu einer Erhöhung des Schädelinnendrucks (Pseudotumor cerebri) führen, eine Kombinationstherapie mit beiden Wirkstoffen erhöht das Risiko für diese Nebenwirkung signifikant. Nach Absetzen der Arzneistoffe legen sich die Beschwerden wieder. Außerdem dürfen während einer Behandlung mit Isotretinoin keine zusätzlichen Vitamin-A-Präparate eingenommen werden (Cave: Multi-Vitamin-Präparate). Isotretinoin ist ein Vitamin-A-Derivat, eine gleichzeitige Substitution mit Vitamin-A kann unter Umständen eine Hypervitaminose A nach sich ziehen. Symptome einer solchen Vitamin-A-Überdosierung sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schläfrigkeit, erhöhte Reizbarkeit und Juckreiz an der Haut. In der Regel sind diese Symptome reversibel, nach Ausscheidung des überschüssigen Vitamin-A gehen die Beschwerden zurück. Da Vitamin-A aber ein fettlösliches Vitamin ist, das demzufolge im Fettgewebe gespeichert wird, erfordert die Ausscheidung Zeit. Kontraindikationen Für eine Behandlung mit Isotretinoin gelten strenge Richtlinien, eine ganze Reihe Kontraindikationen schließen eine Therapie mit Vitamin-A-Säure-Derivaten aus. Die Behandlung mit Isotretinoin ist kontraindiziert in Schwangerschaft und Stillzeit → Isotretinoin ist TERATOGEN! bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten → vgl. Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung, bei Vorliegen einer Leberinsuffizienz, bei Patienten mit stark erhöhten Blutfettwerten, bei Patienten mit diagnostizierter Hypervitaminose A, bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Isotretinoin, bei gleichzeitiger Therapie mit Tetracyclinen. -------- Akne 4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie 4.6.5 91 Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die Isotretinoin-Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter Merke Isotretinoin ist TERATOGEN! Mögliche Folgen für das ungeborene Kind sind: -- Missbildungen des ZNS: Hydrocephalus („Wasserkopf“), Fehlbildungen des Gehirns, -- Deformationen des Gesichts, Gaumenspalte, -- Missbildungen des äußeren Ohres: Fehlen der Ohrmuschel, fehlende äußere Gehörgänge, -- Anomalien des Auges, -- Herz-Kreislauf-Anomalien (Verlagerung von großen Gefäßen, Fehlbildungen der Herzscheidewand), -- Thymus- und Nebenschilddrüsenanomalien. Die Patienten (Frauen und Männer!) müssen darauf hingewiesen werden, dass sie ihr Arzneimittel mit niemand anderem teilen dürfen, insbesondere nicht mit Frauen. Isotretinoin ist TERATOGEN! Aus diesem Grund ist Isotretinoin bei Frauen im gebärfähigen Alter grundsätzlich kontraindiziert, sofern nicht alle Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms für diesen Arzneistoff erfüllt sind. Auf folgende Punkte ist zu achten: Für die Frauen, die eine Behandlung mit Isotretinoin beginnen möchten, gelten folgende Voraussetzungen: -- Es muss eine schwere Akne vorliegen, die gegenüber einer Standardbehandlung mit systemischen Antibiotika und topischen Aknetherapeutika therapieresistent ist. -- Die betroffenen Frauen sind sich über das fruchtschädigende Risiko des Arzneistoffs im Klaren und verstehen die Notwendigkeit einer engmaschigen, monatlichen Kontrolle zum Ausschluss einer möglichen Schwangerschaft. -- Die betroffene Patientin versteht und akzeptiert die Notwendigkeit einer wirksamen und lückenlosen Methode zur Empfängnisverhütung. Sie beginnt mit der Verhütung mindestens ein Monat vor Behandlungsbeginn, führt den Empfängnisschutz ohne Unterbrechung während der gesamten Behandlung durch und setzt diesen noch mindestens einen weiteren Monat nach Therapieende fort. -- Die Patientin muss in der Lage sein, Methoden zur wirksamen Empfängnisverhütung richtig anzuwenden → CAVE: Sprachprobleme??? Isotretinoin, der Wirkstoff Ihres Aknemittels, ist teratogen, d. h. es ist schädlich für die Entwicklung des Embryos während einer Schwangerschaft. Typische Fehlbildungen, die durch Isotretinoin ausgelöst werden, sind ein Wasserkopf und Schädigungen des Gehirns, aber auch Missbildungen im Gesicht und an den Ohren. Aus diesem Grund darf Isotretinoin auf keinen Fall während der Schwangerschaft eingenommen werden. Weil Isotretinoin fruchtschädigend wirkt, gibt es strenge Auflagen bei der Verschreibung für Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter. Der wichtigste Punkt hierbei ist das Schwangerschaftsverhütungsprogramm. Hat der Arzt mit Ihnen darüber gesprochen? 92 Denken Sie daran, sicher zu verhüten. Ihr Arzt hat ja bestimmt mit Ihnen über mögliche Folgen des Arzneimittels auf ein ungeborenes Kind gesprochen, oder? 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln -- Die betroffene Patientin benutzt zur Empfängnisverhütung – sofern keine ----- Kontraindikationen vorliegen – wenn möglich zwei verschiedene Methoden, und zwar eine Barrieremethode (Kondom, Diaphragma) und eine weitere Methode, sinnvollerweise ein hormonales Kontrazeptivum. Die Patientin versteht und akzeptiert, dass sie die Empfängnisverhütung auch dann lückenlos durchführen muss, wenn sie zum Zeitpunkt des Therapiebeginns keinen Sexualpartner hat oder wenn sie unter Zyklusanomalien (z. B. Amenorrhöe) leidet. Die Patientin muss sich zur Durchführung eines Schwangerschaftstests vor, während und fünf Wochen nach Therapieabschluss bereiterklären, um die Sicherheit bei der Anwendung zu gewährleisten. Sie ist sich über die fruchtschädigenden Wirkung des Arzneistoffes im Klaren und weiß, dass sie umgehend einen Arzt aufsuchen muss, falls trotz der betriebenen Verhütungsmaßnahmen eine Schwangerschaft eingetreten sein könnte. Die Patientin muss schriftlich erklären, dass sie alle Gefahren und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen, die mit der Behandlung mit Isotretinoin in Zusammenhang stehen, verstanden hat und in die Therapie einwilligt. Der verschreibende Arzt muss sicherstellen, dass -- die Patientin über die teratogenen Risiken des Arzneistoffs aufgeklärt wurde und diese auch verstanden hat → schriftliche Bestätigung, -- die Patientin umfassend über erfolgreiche Methoden zur Empfängnisverhü--- -- tung aufgeklärt wurde und diese auch verstanden hat → gegebenenfalls Überweisung zur Empfängnisverhütungsberatung, z. B. beim Frauenarzt, die Patientin alle Bedingungen der Empfängnisverhütung einhält → schriftliche Bestätigung, die Patientin mindestens eine, besser zwei wirksame Methoden zur Empfängnisverhütung (z. B. „Pille“ und Kondom) einsetzt, und zwar mindesten seit einen Monat vor Behandlungsbeginn und mindestens bis ein Monat nach Therapieabschluss; dies gilt auch für Patientinnen ohne festen Sexualpartner und auch für Patientinnen mit Zyklusanomalien. Schwangerschaftstests mit negativem Ergebnis vor, während und fünf Wochen nach Behandlungsende durchgeführt werden → Dokumentation mit Datum und Testergebnis. Durchführung der therapiebegleitenden Schwangerschaftstests: -- Der eingesetzte Schwangerschaftstest muss eine Empfindlichkeit von mind. 25 ml E/ml besitzen. -- Der Test sollte immer am 3.Tag des Zyklus unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. -- Die Ergebnisse aller Schwangerschaftstests sollten mit Datum und Testergebnis vom Arzt dokumentiert werden. Akne 4.6 Isotretinoin zur systemischen Aknetherapie 93 -- Durchführung des 1.Tests: -- Um eine Schwangerschaft vor Therapiebeginn auszuschließen, sollte der -- -- -- 1. Test bei sexuell aktiven Patientinnen drei Wochen nach dem letzten Geschlechtsverkehr durchgeführt werden. Durchführung des 2. Tests: -- Am Tag der Erstverordnung von Isotretinoin (oder max. drei Tage vorher) zum Ausschluss einer Schwangerschaft bei Therapiebeginn; hat die Patientin bisher keine Empfängnisverhütung betrieben, muss der Therapiebeginn verschoben werden, bis die Patientin für mind. einen ganzen Monat lang erfolgreich verhütet hat. Durchführung der folgenden Tests: -- Bei Bedarf (ausbleibende Menstruation, abnorme Monatsblutung, Amenorrhöe bzw. je nach sexueller Aktivität der Patientin) sollten weitere medizinisch überwachten Schwangerschaftstests durchgeführt werden, z. B. bei den Kontrolluntersuchungen, die alle 28 Tage durchgeführt werden sollten. Durchführung des letzten Tests nach Therapieabschluss: -- Fünf Wochen nach Ende der Behandlung mit Isotretinoin sollte ein letzter medizinisch überwachter Schwangerschaftstest durchgeführt werden, um eine Schwangerschaft unter dem Einfluss des noch im Körper befindlichen Isotretinoins auszuschließen; danach sind keine erhöhten Vitamin-A-Spiegel mehr im Organismus nachweisbar, es besteht keine Gefährdung mehr für den Fötus, falls nun eine Schwangerschaft eintritt. Merke Für eine Verordnung über Isotretinoin für eine Frau im gebärfähigen Alter gelten besondere Vorgaben: -- Die Belieferung des Rezeptes ist nur innerhalb von 7 Tagen nach Ausstellungsdatum möglich. -- Es darf nur der erforderliche Bedarf an Isotretinoin für 30 Tage verordnet werden. -- Die Anschlussbehandlung erfordert eine erneute Verordnung. -- Idealerweise sollten Schwangerschaftstest, Verordnung und Einlösen des Rezeptes am selben Tag erfolgen. Denken Sie bei der nächsten Verordnung daran, dass Ihr Rezept über Isotretinoin nur sieben Tage gültig ist. 94 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln 4.6.6 Nehmen Sie noch andere Arzneimittel ein? Ich frage das, weil die Aknekapseln manche Grunderkrankungen verschlechtern können, z. B. Depressionen. In diesem Fall gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen für eine Behandlung mit Isotretinoin-Kapseln. Unter der Behandlung mit Isotretinoin wird Ihre Haut vermutlich sehr trocken und empfindlich. Deshalb ist eine gute Pflege mit feuchtigkeitsspendenden Produkten sehr wichtig. Ich zeige Ihnen gerne, welche Produkte hierfür geeignet sind. Bitte benutzen Sie keine hautreizenden Produkte wie z. B. Peelings oder Enthaarungsmittel. Die Hautprobleme werden sich durch derartige Behandlungen zusätzlich verschlechtern. Der austrocknende Effekt des Arzneimittels macht sich häufig auch an den Schleimhäuten der Augen bemerkbar. Haben Sie in letzter Zeit trockene Augen? Befeuchtende Tropfen oder Gele helfen hier sehr gut. Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin Psychische Störungen Bei Patienten, die über Depressionen in der Anamnese berichten, muss Isotretinoin besonders vorsichtig eingesetzt werden. Isotretinoin kann Depressionen auslösen oder verstärken, auch Symptome wie Angst, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, evtl. sogar Selbstmordgedanken können unter der Therapie auftreten. Beobachtet man während der Behandlung derartige Wesensveränderungen, müssen geeignete Maßnahmen eingeleitet werden (z. B. Einleitung einer antidepressiven Therapie). Der alleinige Abbruch der Anwendung von Isotretinoin bringt häufig keine ausreichende Besserung. Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautfettgewebes Isotretinoin führt zu einer massiven Austrocknung von Haut und Schleimhäuten. Aus diesem Grund sollten die Patienten von Beginn der Therapie an geeignete Hautpflegeprodukte verwenden, um diese Nebenwirkungen abzufangen. Geeignete Pflegeprodukte stehen uns in der Apotheke in großer Zahl zur Auswahl, z. B. Clean-AC Creme (Avène), Cold-Creme Lippenbalsam (Avène), Acute Lipe Balsam (Eucerin). Zusätzliche Produkte, die die Haut reizen oder schälen, sollten während und auch einige Monate nach Ende der Therapie konsequent gemieden werden. Hierzu zählen z. B. Peeling-Produkte, topische Keratolytika, Enthaarungsmittel (vor allem Wachs-Enthaarungsmittel → erhöhtes Risiko, Haut mit abzuziehen). Auch chemische Peelings (Mikro-Dermabrasion) und Laserbehandlungen sollten frühestens ein halbes Jahr nach Behandlungsende zum Einsatz kommen. Da die Haut insgesamt sehr empfindlich ist während der Therapie mit Isotretinoin, sollten intensive Sonnenbäder vermieden werden. Gegebenenfalls sollte die Haut mit geeigneten Sonnenschutzpräparaten vor UV-Belastung geschützt werden. Augenleiden Unter der Therapie kommt es häufig zu Augenbeschwerden, besonders oft klagen die Patienten über trockene Augen. Dies kann zu einer Kontaktlinsenunverträglichkeit führen, so dass die Patienten unbedingt eine Ersatzbrille bereithalten sollten. Linderung bieten feuchtigkeitsspendende Augentropfen und Augencremes, z. B. Hylo-Comod Augentropfen, Artelac Splash, Vidisic Augengel u. a. Für Patienten, die Kontaktlinsen tragen, sollten immer Produkte ausgewählt werden, die keine Konservierungsmittel enthalten. Die Konservierungsmittel können sich nämlich in den Poren der Kontaktlinsen anreichern und so die Sauerstoffversorgung des Auges beeinträchtigen. Manche Patienten berichten während der Therapie auch über das plötzliche Auftreten einer Nachtblindheit. In diesen Fällen sollte immer ein Augenarzt Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten 95 konsultiert werden, mitunter kann es erforderlich sein, die Isotretinoinbehandlung zu beenden. Funktionsstörungen der Leber und der Galle Isotretinoin kann zu einer Erhöhung der Lebertransaminasen führen. Aus diesem Grund sollten die Leberenzyme einen Monat vor Behandlungsbeginn, einen Monat nach Therapiebeginn und danach im Abstand von drei Monaten bestimmt werden. Bleibende klinisch relevant erhöhte Werte sollten ernst genommen werden. Eine Dosisreduktion bzw. ein Abbruch der Therapie sollten in Betracht gezogen werden. Fettstoffwechsel Isotretinoin kann die Triglyceride erhöhen. Deshalb sollten die Serumlipide einen Monat vor Behandlungsbeginn, einen Monat nach Behandlungsbeginn und anschließend alle drei Monate bestimmt werden. Erhöhte Serumlipidspiegel können durch Diätmaßnahmen gesenkt werden, eine Dosisreduktion bzw. ein Therapieabbruch führen in der Regel ebenfalls zu einer Normalisierung der Blutfettwerte. 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten zur systemischen Aknetherapie Eine hormonale antiandrogene Behandlung wird immer dann für Frauen empfohlen, wenn eine mittelschwere Akne papulopustulosa bis Akne conglobata vorliegt. Eine milde, unkomplizierte Akne sollte primär nicht durch antiandrogene Hormone behandelt werden. Antiandrogene Hormonpräparate sollten nicht als Monotherapie eingesetzt werden. Empfehlenswert ist immer eine Kombination mit topischen Aknepräparaten (Benzoylperoxid, Antibiotika, Azelainsäure oder Retinoide) und/oder systemischen Antibiotika bzw. Retinoiden. Indiziert ist die hormonelle antiandrogene Therapie außerdem in folgenden Fällen: -- bei jungen Frauen, die an Hyperandrogenismus leiden, -- bei erwachsenen Frauen, die an einer Spätakne (Akne tarda) als Zeichen eines Hyperandrogenismus leiden, -- als extrem sicheres Verhütungsmittel bei Frauen, die systemisches Isotretinoin erhalten, -- bei Patientinnen, die an einem SAHA-Syndrom leiden (Seborrhoe, Akne, Hirsutismus, androgenetische Alopecie). Die Fertigarzneimittel, die zur hormonellen antiandrogenen Therapie eingesetzt werden, enthalten immer Estradiol in Kombination mit einem antiandrogen wirksamen Gestagen. Geeignete Gestagene sind Cyproteronacetat, Chlor- Unter der Therapie mit Isotretinoin können sich Ihre Leberwerte verändern. Diese Werte sollten deshalb regelmäßig kontrolliert werden. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Unter der Behandlung mit Isotretinoin können auch die Blutfette ansteigen, und dieser Anstieg erhöht das Risiko für Thrombosen. Sie sollten deshalb die Blutfette regelmäßig überprüfen lassen und ggf. mit Ihrem Arzt Maßnahmen einleiten. Für Frauen, die mittelschwer an Akne leiden, bietet sich die Therapie mit einem antiandrogen wirksamen Kontrazeptivum an. Allerdings sollte diese Pille immer in Kombination mit weiteren Aknemitteln erfolgen, z. B. einer BPO-Creme, um den Therapieerfolg zu optimieren. 96 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln madinonacetat, Dienogest, Desogestrel, Drospirenon, Gestoden oder Levonorgestrel. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer antiandrogenen Wirkstärke. Sinnvollerweise sollte die Erstverordnung eines Präparates mit antiandrogener Wirkkomponente durch einen Gynäkologen erfolgen, um eine genaue Anamnese zu erheben und eventuelle Kontraindikationen ausschließen zu lassen. Die Weiterverordnung kann anschließend vom Dermatologen erfolgen. 4.7.1 Verhütungspillen, die bei der Akne der Frau eingesetzt werden, enthalten immer ein Estrogen und ein Gestagen. Bei Akne werden spezielle Gestagene eingesetzt, die eine antiandrogene Wirkung besitzen. Da Akne durch die Wirkung von Androgenen verstärkt wird, macht sich die Wirkung der antiandrogenwirksamen Gestagene besonders durch eine heilende Wirkung bei Akne bemerkbar. Androgene, fördern die Produktion von Talg. Dadurch wird verstärkt Talg auf die Haut abgeschieden, die Haut zeigt einen typischen Fettglanz. Aknebakterien ernähren sich von Talg und finden so optimale Lebensbedingungen vor und können sich explosionsartig vermehren. Es bilden sich entzündete Pickel, und die Hauterkrankung Akne wird sichtbar. Wirkungsweise Alle antiandrogenwirksamen Hormonpräparate sind Kombinationspräparate: sie enthalten das weibliche Geschlechtshormon Ethinylestradiol sowie ein Gestagen mit antiandrogener Wirkkomponente. Als Gestagene mit antiandrogener Wirkung werden Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest, Desogestrel und Drospirenon, eingesetzt. Um den komplexen Wirkmechanismus der eingesetzten Präparate verstehen zu können, muss man folgende Grundlagen kennen: Die Aktivität von Haarfollikeltalgdrüsen wird durch Androgene gesteuert. Auch Frauen produzieren in geringen Mengen männliche Sexualhormone, z. B. in der Nebennierenrinde. Zu hohe Testosteronspiegel führen bei Frauen jedoch zu Virilisierungserscheinungen. Testosteron bzw. 5α-Dihydrotestosteron (DHT), die Wirkform des Testosterons, steigern rezeptorvermittelt die Sebumproduktion in den Talgdrüsen. Außerdem kann das Haarwachstum sich verändern, es bilden sich typisch männliche Behaarungsmuster: an Gesicht, Armen, Beinen und am Rumpf wachsen für Frauen ungewöhnlich viele Haare („Hirsutismus“). Bei Patienten mit seborrhoischer Haut und Akne reagieren die Talgdrüsen gegenüber Androgenen wesentlich empfindlicher, zusätzlich findet man häufig deutlich erhöhte Androgenspiegel im Blut. Als Folge steigt die Produktion von Talg, die Haut zeigt einen sichtbaren Fettglanz, es herrschen ideale Bedingungen für die Entwicklung oder Aufrechterhaltung einer Akne. Gestagene, die als Arzneistoffe eingesetzt werden, unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihres Wirkprofils. Neben ihrer Hauptwirkung, die über Progesteron-Rezeptoren vermittelt wird, sind die Arzneistoffe auch in der Lage, in unterschiedlichem Ausmaß an andere Rezeptoren zu binden. Therapeutisch genutzt werden die hemmenden oder aktivierenden Wirkungen von GestagenDerivaten an Androgenrezeptoren und an Mineralcorticoid-Rezeptoren. Bei der Behandlung der Akne werden Gestagene mit antiandrogener Wirkkomponente eingesetzt. Dazu zählen Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest, Desogestrel und Drospirenon. Die positive Wirkung der antiandrogen wirksamen Gestagene auf das Hautbild kommt durch verschiedene Mechanismen zu Stande: einerseits verdrängen die Antiaandrogene das körpereigene Testosteron von den Rezeptoren in den Talgdrüsen (kompetitive Hemmung), andererseits normalisieren sie den Spiegel an frei im Blut zirkulierendem Testosteron. Diese Senkung des freien Androgens kommt durch Eingriff in die körpereigenen Regelkreise zu Stande, Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten die die Produktion der Sexualhormone steuern. Beide Mechanismen zusammen reduzieren sehr effektiv die androgen vermittelte Produktion von Sebum in den Talgdrüsen. Die eingesetzten Gestagene haben trotz ihrer antiandrogenen Wirkung in Kombination mit Ethinylestradiol aber auch sehr gute kontrazeptive Wirkungen. Durch Eingriff der verabreichten Hormone in die Regelkreise, die den hormonellen Zyklus der Frau steuern, wird die Ovulation verhindert und die Konsistenz der Zervixschleims verändert. Der Zervixschleim bleibt zähflüssig, so dass die Beweglichkeit der Spermien erschwert ist. Sollte es trotzdem zum Eisprung und nachfolgender Befruchtung gekommen sein, ist eine erfolgreiche Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut nicht sehr wahrscheinlich. Die Endometriumschleimhaut wird unter der Therapie mit einem hormonellen Kontrazeptivum nicht so stark aufgebaut wie während eines normalen Zyklus, die Umwandlung in ein sekretionsfähiges, lockeres, stark durchblutetes Gewebe von 6–8 mm Höhe erfolgt nur unvollständig. Daher herrschen keine günstigen Bedingungen für eine erfolgreiche Nidation des befruchteten Eis. Ethinylestradiol, die 2. Wirkkomponente der Arzneimittel, unterstützt die positive Wirkung auf die Haut. Ethinylestradiol selbst hemmt in geringem Ausmaß die Proliferation von Sebozyten, dadurch wird die Talgproduktion reduziert. Außerdem steigern Estrogene die Synthese von speziellen Transportproteinen: die gebildeten sexualhormonbindenden Globuline (SHBG) binden Testosteron, so dass der Blutspiegel an frei im Blut zirkulierendem Testosteron deutlich sinkt. Zusammenfassend kommt die Wirkung antiandrogen wirksamer Hormonpräparate bei Akne und Seborrhoe durch eine starke Hemmung der androgen vermittelten Talgproduktion zu Stande. Die Entstehung von neuen Komedonen wird reduziert. Außerdem verschlechtert das verminderte Angebot an Talg die Lebensbedingungen von Propionibakterien in den Haarbalgfollikeln. Dadurch werden weniger freie Fettsäuren gebildet, die als Reiz und Trigger für die Entstehung von Akne-Effloreszenzen wirken. Insgesamt werden auf diese Weise Bedingungen geschaffen, unter denen Papeln und Pusteln abheilen können, keine neuen Komedonen entstehen und sich das Hautbild normalisiert. Merke Die Wirkung von antiandrogenen Hormonpräparaten für die Behandlung der Akne beruht auf -- der Hemmung der androgen vermittelten Talgproduktion in den Haarbalgtalgdrüsen, -- der dadurch vermittelten Reduktion der Anzahl von Komedonen und -- der verschlechterten Bedingungen für die Vermehrung von Propionibakterien in den Haarbalgfollikeln. → Drei wesentliche Ursachen für die Entstehung einer Akne werden effektiv beeinflusst. 97 Das Gestagen in dieser Pille, zeigt antiandrogene Eigenschaften. Dadurch besitzt es eine positive Wirkung auf das Entzündungsgeschehen bei Akne. Gleichzeitig hat dieses Hormon aber auch normale verhütende Wirkungen. Das Estrogen in Ihrer Pille verstärkt die positive Wirkung des Gestagens auf die Akne. Es bindet männliche Androgene, die durch das Blut im Körper verteilt werden. Derart gebundene Androgene können ihre Wirkung an den Talgdrüsen nicht mehr entfalten, weshalb die Talgproduktion sinkt. 98 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln 4.7.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne Handelspräparat Wirkstoffdosierung pro Tbl. Indikation Attemptaratiopharm® Ethinylestradiol 35 µg Cyproteronacetat 2 mg Ausgeprägte Akneformen, wenn diese mit Entzündungen und Knotenbildung einhergehen oder die Gefahr einer Narbenbildung besteht und somit eine lokale Behandlung alleine keinen Erfolg verspricht Clevia® Androgenabhängige Krankheitsbilder bei Frauen, wie z. B. Akne: ausgeprägte Formen und solche, die mit Seborrhoe bzw. Entzündungen und Knotenbildung einhergehen Cyproderm® Androgenisierungserscheinungen bei der Frau, die eine Hormonbehandlung erfordern: ausgeprägt Formen der Akne mit Entzündungen und Knotenbildung oder wenn die Gefahr einer Narbenbildung besteht Diane®35 Morea® sanol NeoEunomin® Zur Behandlung von Frauen mit schwerer Akne – mit oder ohne Seborrhoe – , die auf eine Dauertherapie mit oralen Antibiotika nicht anspricht 2-Stufenpräparat: zunächst 11 Tbl. mit Ethinylestradiol 50 µg + Chlormadinonacetat 1 mg Zur Behandlung der Akne Im Anschluss 11 Tbl. mit Ethinylestradiol 50 µg + Chlormadinon 2 mg Pramino® 3-Stufenpräparat: Ethinylestradiol 35 µg Norgestimat 180/215/250 µg In den USA: Zulassung für die Behandlung der Akne, in Deutschland: nur zur hormonellen Kontrazeption Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten □ Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne Tab. 4.12 Antiandrogen wirksame Hormonpräparate mit der Indikation Akne (Fortsetzung) □ Handelspräparat Wirkstoffdosierung pro Tbl. Indikation Valette® Ethinylestradiol 30 µg Dienogest 2 mg Zur Behandlung von Frauen mit mittelschwerer Akne, die keine Gegenanzeigen für einer Therapie mit oralen Kontrazeptiva aufweisen und bei denen eine lokale Therapie nicht angeschlagen hat Yaz® Ethinylestradiol 20 µg Drospirenon 3 mg In den USA: Zulassung für die Behandlung der Akne, in Deutschland: nur zur hormonellen Kontrazeption Seit einigen Monaten gibt es eine ganze Reihe von Generika für Valette® (30 µg Ethinylestradiol, 3 mg Dienogest). Zu nennen sind z. B. Bonadea®, Maxim®, Vatrice®, Velafee®. All diese Generika haben die gleiche Wirkstoffzusammensetzung wie Valette®, besitzen jedoch keine Zulassung für die Indikation Akne. In Frankreich wurde Diane®35 Anfang des Jahres 2013 vom Markt genommen, da in Zusammenhang mit der Einnahme des Präparates vier Todesfälle dokumentiert worden waren. Die französische Arzneimittelaufsicht (ANSM) hat daher beschlossen, für das Arzneimittel, das in Frankreich vielfach als „normale“ Verhütungspille eingenommen worden ist, die Zulassung ruhen zu lassen. Das BfArM hat daraufhin den Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der EMA damit beauftragt, ein Risikobewertungsverfahren zu Diane®35 und den entsprechenden Generika einzuleiten. Der Ausschuss kam im Mai 2013 zu einer positiven Nutzen-Risiko-Bewertung für Diane®35, immer unter der Voraussetzung, dass das Arzneimittel seiner Indikation entsprechend eingesetzt wird. Die Indikation für Diane®35 beinhaltet die Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter, die unter Akne mit erhöhter Androgenempfindlichkeit und/oder Hirsutismus leiden. Eine Therapie mit Diane®35 oder einem Generikum sollte außerdem immer nur dann eingeleitet werden, wenn alternative Therapieoptionen (lokale Behandlungsversuche, orale Antibiose) erfolglos waren. Unter diesen Voraussetzungen überwiegt der Nutzen einer Therapie mit Diane®35 gegenüber den Risiken, so dass keine Veranlassung dafür besteht, das Medikament vom Markt zu nehmen. 99 100 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Merke Diese Pille besitzt neben der empfängnisverhütenden Wirkung auch eine sehr positive Wirkung auf Ihre Haut. Diese Wirkstoffkombination ist sehr bewährt bei Akne, auch wenn dies nicht ausdrücklich in der Packungsbeilage steht. In Deutschland besitzen nur wenige antiandrogenhaltige Hormonpräparate eine explizite Zulassung für die Indikation Akne bei Frauen. Der überwiegende Anteil der verfügbaren Fertigarzneimittel hat nur die Zulassung als hormonales Kontrazeptivum. Allerdings werden viele Präparate mit antiandrogen wirksamen Gestagenen „off-label“ als Kontrazeptivum mit „Zusatznutzen“ bei Frauen mit Akne oder unreiner Haut eingesetzt. Einen Überblick über hormonale Kontrazeptiva mit antiandrogener Wirkung gibt □ Tab. 4.13. □ Tab. 4.13 „Off-label“-Präparate: hormonelle Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamen Gestagenen ohne Zulassung zur Behandlung der Akne Handelspräparat Wirkstoffdosierung pro Tbl. Indikation Belara®, Bellissima®, Bonita®, Chariva® Enriqa®, Pink Luna® u. a. Ethinylestradiol 30 µg Chlormadinonacetat 2 mg Hormonelle Kontrazeption, „off-label“ bei Akne Desmin® 20, Lovelle® Ethinylestradiol 20 µg Desogestrel 150 µg Desmin®30, Marvelon® Ethinylestradiol 30 µg Desogestrel 150 µg Maxim®, Vactrice®, Velafee® u. a. Ethinylestradiol 30 µg Dienogest 3 mg Aida®, Yasminelle®, Yaz® Ethinylestradiol 20 µg Drospirenon 3 mg Petibelle®, Yasmin® Ethinylestradiol 30 µg Drospirenon 3 mg Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten 101 Merke ---- 4.7.3 Gestagene mit antiandrogener Wirkung unterscheiden sich hinsichtlich ihrer antiandrogenen Wirkstärke. Die stärkste antiandrogene Wirkung besitzt Cyproteronacetat, gefolgt von Chlormadinonacetat. Beide Wirkstoffe besitzen daher eine Zulassung für die Behandlung mittelschwerer bis schwerer Akne der Frau. Die übrigen Gestagene (Dienogest, Desogestrel, Drospirenon) zeigen eine deutlich schwächere antiandrogene Wirkung und führen daher nur in leichteren Aknefällen zu Behandlungserfolgen. Dosierung und Einnahmehinweise Hormonale Kontrazeptiva haben in ihrer 50-jährigen Geschichte seit Markteinführung eine Reihe von Entwicklungsschritten durchlebt. In erster Linie zu nennen ist die deutliche Reduzierung der Hormondosis bei Aufrechterhaltung einer sicheren Empfängnisverhütung. Frühe „Pillen“ enthielten Ethinylestradiol in Dosierungen von 50 µg pro Tablette, wodurch das Risiko für schwere Nebenwirkungen deutlich höher war als heute. In heutiger Zeit enthalten hormonelle Kontrazeptiva nur noch 20–35 µg Ethinylestradiol pro Tag. Des Weiteren wurden in den vergangenen Jahren viele neue Gestagene mit verändertem Wirkprofil entwickelt. Gerade im Hinblick auf die Behandlung der Akne wurden Gestagene mit antiandrogener Wirkkomponente erfolgreich in die Therapie eingeführt. Zu nennen sind hier einmal mehr Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Desogestrel, Drospirenon und Dienogest (□ Tab. 4.14). Regeln für den Beginn der Einnahme eines antiandrogenhaltigen Kontrazeptivums zur Therapie der Akne: -- Bisher keine Einnahme eines hormonalen Kontrazeptivums: -- Start der regelmäßigen Einnahme am 1. Zyklustag -- Wechsel von einem anderen kombinierten hormonalen Kontrazeptivum (Ethinylestradiol + Gestagen), vom Vaginalring (Nuva® Ring) oder von einem transdermalen Pflaster (Evra®): -- Start ohne Abwarten der Pillenpause des vorangegangenen Kontrazeptivums bzw. -- Start am Tag der Entfernung des Vaginalrings bzw. des Hormonpflasters -- Wechsel von einem Gestagenmonopräparat (z. B. Microlut®, 28 mini®) -- Bei bisheriger Einnahme der „Minipille“ kann die Umstellung an jedem beliebigen Tag erfolgen, anstelle der Minipille wird nun das antiandrogenhaltige Kontrazeptivum eingenommen. -- Bei Umstellung von einem gestagenfreisetzenden Intrauterinpessar (IUP) oder einem gestagenfreisetzenden Implantat (Implanon NXT®) Die Pille enthält heute im Vergleich zur Zeit ihrer Markteinführung nur noch geringe Hormondosen. Aus diesem Grund ist die Verträglichkeit der Präparate inzwischen sehr gut, wenn beachtet wird, welche Grunderkrankungen den Einsatz der Pille von vorne herein ausschließen. Da Sie bisher noch kein hormonales Verhütungsmittel eingenommen haben, beginnen Sie bitte mit der Einnahme der Tabletten am ersten Tag Ihrer Monatsblutung. Nehmen Sie ab diesem Tag jeden Tag eine Tablette ein, bis der Tablettenblister leer ist. Wenn möglich, sollten Sie die Pille immer zur gleichen Tageszeit einnehmen. 102 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln □ Tab. 4.14 Dosierungen und Einnahmehinweise für antiandrogenwirksame Hormonpräparate zur Therapie der Akne Falls Sie einmal eine Tablette im laufenden Zyklus vergessen, hat dies auf die Therapie der Akne keinen negativen Effekt. Sie müssen aber daran denken, dass der Empfängnisschutz durch die vergessene Pille beeinträchtigt sein kann. Bitte halten Sie ggf. Rücksprache mit Ihrem Arzt oder mit uns. Je nachdem, in welchem Abschnitt Ihres Zyklus Sie sich befinden, müssen unterschiedliche Maßnahmen eingeleitet werden. Wirkstoff Dosierung/Tbl. Einnahmehinweis Ethinylestradiol + 20–35 µg Chlormadinonacetat oder 2 mg Cyproteronacetat oder 2 mg Desogestrel oder 0,15 mg Dienogest oder 2 mg Orale Einnahme von 1 x 1 Tbl. für 21 Tage, in der Regel beginnend am 1. Zyklustag (= 1. Tag der Menstruation), die Einnahme zusammen mit etwas Flüssigkeit sollte immer zur gleichen Tageszeit erfolgen, nach 21 Tagen schließt sich eine 7-tägige Einnahmepause an, während dieser „Pillenpause“ kommt es nach 2–3 Tagen meist zu einer Abbruchblutung Drospirenon 3 mg muss am Tag der Entfernung dieses Präparates mit der Einnahme des antiandrogenhaltigen Kontrazeptivums begonnen werden. -- Die Umstellung von einem Injektionspräparat(z. B. Depo-Clinovir®) kann erst erfolgen, wenn das Gestagendepot im Organismus abgebaut ist und die nächste Injektion notwendig wäre. -- Nach Umstellung aller genannter Gestagenpräparate auf ein antiandrogen wirksames Kombinationspräparat ist ein sicherer Empfängnisschutz erst nach einer Einnahmedauer von 7 Tage aufgebaut; für diese Dauer müssen gegebenenfalls zusätzliche Methoden zur Empfängnisverhütung angewendet werden (z. B. Kondom, Pessar). Wird die Einnahme einer Hormontablette vergessen, so hat das für die Therapie der Akne keine weitreichenden Folgen; für den Behandlungserfolg ist eine mehrmonatige Therapie notwendig; Der Empfängnisschutz kann bei vergessener Tabletteneinnahme jedoch verloren gehen, dies muss der Patientin bewusst gemacht werden. Regeln für das Vorgehen bei vergessener Tabletteneinnahme: -- Wenn innerhalb von 12 Stunden nach dem normalen Zeitpunkt der Tabletteneinnahme bemerkt wird, dass die Einnahme der Pille vergessen wurde, kann das Arzneimittel umgehend eingenommen werden, ohne dass die Wirkung verloren geht; die nächste Pille wird dann wieder zur gewohnten Zeit eingenommen. -- Wenn die vergessene Tabletteneinnahme erst später als 12 Stunden nach dem Zeitpunkt der normalen Einnahme bemerkt wird, ist der Empfängnisschutz nicht mehr sicher gewährleistet. Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten 103 Folgende Maßnahmen sollten ergriffen werden, wenn eine Pille des laufenden Behandlungszyklus vergessen wurde: -- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 1: -- Umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn dadurch evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen. -- Weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit. -- Für die ersten 7 Tage nach der vergessenen Einnahme sollten zusätzliche Methoden zur Verhütung angewendet werden (z. B. Kondom). -- Sofern in den vergangenen 7 Tagen vor dem Vergessen der Einnahme Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, muss die Möglichkeit einer Schwangerschaft in Betracht gezogen werden →Schwangerschaftstest. -- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 2: -- Umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn dadurch evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen. -- Weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit. -- Sofern nur eine einzige Tablette im laufenden Behandlungszyklus vergessen wurde, besteht anschließend ausreichend hoher Empfängnisschutz, es müssen keine weiteren Methoden zur Verhütung angewendet werden. -- Vergessene Einnahme einer Pille in Woche 3: -- Aufgrund der bevorstehenden 7-tägigen Pillenpause ist ein sicherer Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet. -- Eine Anpassung des Dosierschemas ist notwendig. -- Entweder: Abbruch der Einnahme des aktuellen Therapiezyklus, d. h. sofortiges Starten der 7-tägigen Pillenpause, danach Fortsetzung der Behandlung mit einem neuen Blister für 21 Behandlungstage. -- Oder: umgehende Einnahme der vergessenen Tablette, auch wenn dadurch evtl. zwei Pillen auf einmal eingenommen werden müssen, weitere Einnahme der Tabletten zur gewohnten Tageszeit, Start mit der nächsten Blisterpackung für 21 Behandlungstage ohne Pillenpause. Die oben aufgeführten Regeln sind genauso zu befolgen, falls die Anwenderin innerhalb von vier Stunden nach Einnahme der Pille an Erbrechen oder starkem Durchfall erkrankt. Unter diesen Umständen ist die Resorption der Wirkstoffe nicht sichergestellt, der Empfängnisschutz kann – wie bei einer vergessenen Einnahme der Pille – nicht sicher gewährleistet werden. Falls es nach vergessener Einnahme einer Pille und Fortsetzung der Therapie gemäß der oben aufgelisteten Vorgehensweise nach korrekter Einnahme eines neuen Pillenblisters zu keiner Abbruchblutung während der Pillenpause kommt, kann eine Schwangerschaft vorliegen → Frauenarzt. Falls Sie innerhalb von 4 Stunden nach Einnahme der Pille an Durchfall oder Erbrechen erkranken, ist die Sicherheit der Pille gefährdet. Halten Sie in diesem Fall unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt oder uns, damit die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können, um den Empfängnisschutz wieder herzustellen. 104 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Merke Der positive Effekt dieser Pille wird nach regelmäßiger Anwendung über einige Monate an Ihrer Haut sichtbar. Eine Verbesserung des Hautbilds stellt sich in der Regel nach einer konsequenten Therapie über einige Monate ein. Sofern kein Kinderwunsch seitens der Patientin vorliegt und keine Risiken für eine Langzeitbehandlung auftreten, kann die Behandlung über Monate fortgesetzt werden. 4.7.4 Die Behandlung mit hormonalen Kontrazeptiva kann Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen auslösen. Falls Sie derartige Veränderungen Ihrer Gemütslage an sich beobachten, sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrem Arzt. Hormonale Kontrazeptiva können sich negativ auf das Gefäßsystem unseres Körpers auswirken. Sie können den Blutdruck erhöhen und Thrombosen auslösen. Im schlimmsten Fall kommt es dadurch zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Diese Nebenwirkungen treten sehr selten auf, sind aber natürlich schwerwiegend. Wenn Sie plötzliche Schmerzen verspüren, z. B. im Bein, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Dies kann ein Hinweis auf eine Thrombose sein. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Häufig berichten Anwenderinnen von Stimmungsschwankungen während der Behandlung mit oralen Kontrazeptiva. Diese Stimmungsschwankungen können sich gelegentlich zu echten Depressionen oder schweren Schlafstörungen auswachsen. In diesen Fällen sollte ein Therapieabbruch erwogen werden. Recht oft leiden die Patientinnen unter Brustschmerzen oder Druckempfindlichkeit der Brust. Außerdem verändert sich häufig die Stärke bzw. Regelmäßigkeit der Menstruation (Dysmenorrhoe, Amenorrhö oder Zyklusstörungen). Auch kommt es während der Behandlung oft zu leichter Gewichtszunahme, meist verursacht durch leichte Wassereinlagerungen im Fettgewebe. Mitunter berichten die behandelten Frauen aber auch über einen gesteigerten Appetit, der dann zur Gewichtszunahme führen kann. Problematisch sind jedoch vor allem die unerwünschten Auswirkungen der oralen Kontrazeptiva auf das Gefäßsystem. Bei Frauen unter Therapie mit oralen Kontrazeptiva beobachtet man im Vergleich zu Frauen, die keine „Pille“ einnehmen, verstärkt thromboembolische Ereignissen (arterielle oder venöse Thrombosen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie). Zusätzlich kann sich Bluthochdruck als Nebenwirkung entwickeln. Insgesamt treten derartige Nebenwirkungen zwar vergleichsweise selten auf (Wahrscheinlichkeit ≤ 1‰), allerdings sind die Folgen für die Patientin, die eine solche Nebenwirkung erleidet, natürlich äußerst dramatisch. Wechselwirkungen Induktion von Cytochrom-P450-Enzymen in der Leber Verschiedene Arzneistoffe können durch Enzyminduktion die hepatische Metabolisierung und Ausscheidung der Sexualhormone beschleunigen: durch die erhöhte Anzahl von neu gebildeten stoffwechselaktiven Enzymen in der Leber werden die Sexualhormone wesentlich schneller abgebaut und ausgeschieden. Dadurch wird die Wirksamkeit bzw. die Sicherheit des Kontrazeptivums herabgesetzt. Wichtige Arzneistoffe, die diesen Effekt verursachen, sind: -- Antiepileptika, z. B. Phenytoin, Carbamazepin, Oxcarbazepin und Topiramat, -- das Tuberkulosemittel Rifampicin, -- Arzneistoffe zur Behandlung einer HIV-Infektion: Ritonavir, Nevirapin, -- Johanniskraut. Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten Das umgehende Absetzen dieser Arzneistoffe führt zu keiner sofortigen Wiederherstellung der Wirkung des oralen Kontrazeptivums. Die Normalisierung der Anzahl der metabolisierenden Enzyme beansprucht mehrere Wochen Zeit. Frühestens vier Wochen nach dem Absetzen der enzyminduzierenden Wirkstoffe ist die Halbwertszeit des Kontrazeptivums wieder normalisiert. Während dieser Wartezeit müssen unbedingt zusätzliche Verhütungsmethoden angewendet werden, da kein ausreichend sicherer Empfängnisschutz gewährleistet ist. 105 Nehmen Sie andere Medikamente ein außer der Pille, z. B. gegen Epilepsie? Ich frage das, weil manche Arzneistoffe die Sicherheit der Pille beeinträchtigen können. Unter Umständen müssen dann zusätzliche Verhütungsmethoden angewendet werden. Merke --- Die gleichzeitige Behandlung mit Antiepileptika, Tuberkulosemittel, HIV-Medikamenten und Johanniskraut beschleunigt durch Enzyminduktion den Abbau hormonaler Kontrazeptiva → eingeschränkte Wirkung der „Pille“. Lösung: zusätzliche Anwendung einer Barrieremethode zur Empfängnisverhütung während der Behandlung und im Anschluss daran für weitere 7 Tage (Rifampicin: 28 Tage). Wechselwirkungen mit Antibiotika Die gleichzeitige Therapie mit Antibiotika kann die Wirkung des Kontrazeptivums herabsetzen. Der genaue Wirkmechanismus ist unklar. Betroffen von dieser Wechselwirkung sind die folgenden Antibiotika: Penicilline, Tetracycline, Cephalosporine und Chloramphenicol. → zusätzliche Anwendung einer Barrieremethode zur Empfängnisverhütung während der Antibiotikabehandlung und im Anschluss daran für weitere 7 Tage. Wechselwirkungen mit Insulin und oralen Antidiabetika Bei Diabetikerinnen kann sich unter der Behandlung mit einem oralen Kontrazeptivum die Glucosetoleranz verändern. Aus diesem Grund muss der Blutzuckerspiegel von Diabetikerinnen besonders engmaschig kontrolliert werden. → evtl. Anpassung der Dosierung des oralen Antidiabetikums bzw. des Insulins. Kontraindikationen Orale Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamem Gestagen sind selbstverständlich in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert! Estrogenhaltige Kontrazeptiva sind grundsätzlich kontraindiziert bei Patientinnen mit estrogenabhängig wachsenden Tumoren (Mammakarzinom. Ovarialkarzinom) in der Vorgeschichte. Das Risiko für die Entwicklung eines Rezidivs ist unkalkulierbar. Manche Antibiotika beeinträchtigen die Wirksamkeit der Pille. Bitte halten Sie deshalb Rücksprache mit uns oder Ihrem Arzt, falls Sie wegen einer Infektion ein Antibiotikum einnehmen müssen. Dann können wir Sie entsprechend beraten. Die Pille kann Ihren Blutzuckerspiegel beeinflussen, das müssen Sie als Diabetikerin ernst nehmen. Bitte kontrollieren Sie Ihren Blutzuckerspiegel besonders sorgfältig, solange Sie die Pille einnehmen. 106 Hatten Sie bisher schon einmal eine Thrombose? Ich frage das nur, weil dieses Hormonpräparat mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer Thrombose einhergeht. Deshalb sollten Sie es nicht anwenden, wenn Sie eine gewisse Veranlagung für Thrombosen mitbringen. Thromboembolische Ereignisse gehen mit vielfältigen Warnsignalen einher. Dazu zählen plötzliche Schmerzen in der Brust oder in einem Bein, plötzlich auftretende schwere Kopfschmerzen oder Schmerzen im Oberbauch. Alle diese Symptome sollten Anlass dazu geben, umgehend ärztliche Hilfe zu holen! Abzuwarten ist in diesem Fällen fahrlässig. Sie sollten die Pille nicht einnehmen, wenn Sie mehr als 15 Zigaretten pro Tag rauchen. Die Inhaltsstoffe aus dem Zigarettenrauch führen in Kombination mit den Hormonen zu einem massiven Anstieg schwerer Nebenwirkungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Sie spielen wirklich mit Ihrer Gesundheit, wenn Sie trotz Rauchen die Pille einnehmen. 4 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Vorausgegangene oder bestehende Thrombosen oder Thromboembolien in den Venen oder Arterien stellen ebenfalls eine absolute Kontraindikation für die Behandlung mit kombinierten oralen Kontrazeptiva dar. Die Einnahme von Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten geht mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von thromboembolischen Ereignissen im venösen und arteriellen Gefäßsystem einher. Beobachtet wurden im Vergleich zu unbehandelten Patientinnen signifikant mehr schwere thromboembolische Ereignisse, z. B. Thrombosen der tiefen Venen, Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Bei Anzeichen, die auf ein thromboembolisches Ereignis hinweisen, muss das Hormonpräparat umgehend abgesetzt werden und ein Arzt aufgesucht werden. Warnsignale für ein thromboembolisches Ereignis stellen sich sehr vielfältig dar: -- einseitige Schmerzen oder Schwellungen in einem Bein, -- plötzlicher Brustschmerz, -- plötzlich auftretende Kurzatmigkeit, -- plötzliche schwere Kopfschmerzen, -- neurologische Ausfallerscheinungen in Form von Sehstörungen (partieller Visusverlust, Doppelbilder), Sprachstörungen, Gefühlsstörungen oder Störungen der Motorik, -- Schwindel, evtl. bis hin zum Kreislaufzusammenbruch, -- akute Schmerzen im Oberbauch. Für starke Raucherinnen (> 15 Zigaretten/Tag), die älter als 35 Jahre sind, ist die Anwendung eines oralen Kontrazeptivums absolut kontraindiziert! Die Inhaltsstoffe aus dem Zigarettenrauch führen in Kombination mit den verabreichten Hormonen zu einer dramatisch erhöhten Zunahme des Risikos für arterielle Thromboembolien: das Mortalitätsrisiko in dieser Patientinnengruppe wächst um 114 %. Das Risiko für das Auftreten von thromboembolischen Vorfällen steigt insgesamt mit dem Alter der Patientin, bei positiver Familienanamnese für derartige Erkrankungen, beim Vorliegen von Adipositas, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Bluthochdruck. Falls die Patientin von einer derartigen Erkrankung betroffen ist und trotzdem eine Therapie mit antiandrogen wirksamen hormonellen Kontrazeptiva begonnen wird, muss die Grunderkrankung bestmöglich mit Medikamenten eingestellt werden. Weitere Kontraindikationen für die Behandlung mit oralen Kontrazeptiva liegen vor bei -- akuten oder chronischen Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis, Lebertumore), -- Störungen der Gallensekretion oder des Gallenabflusses, -- schwer einstellbarem Bluthochdruck (RR > 160/100), -- schweren Fettstoffwechselstörungen, besonders in Kombination mit weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, -- schweren Depressionen, Akne 4.7 Beratung bei der Abgabe von Hormonpräparaten -- schwerem Diabetes mellitus mit Mikroangiopathien, -- Migräne, die mit Aura-Symptomen einhergeht (Empfindungs-, Wahrnehmungs-, Bewegungsstörungen), -- Adipositas mit einem BMI > 35. Aus Fall-Kontroll-Studien weiß man, dass starkes Übergewicht die Sicherheit von hormonalen Kontrazeptiva signifikant verringert. Man geht davon aus, dass bei diesen adipösen Patientinnen die Sexualhormone verstärkt im Körperfett abgelagert werden und auf diese Weise dem Blutkreislauf entzogen werden. Außerdem scheint es bei übergewichtigen Frauen durch eine erhöhte Aktivität der Leberenzyme zu einem beschleunigten Metabolismus sowie einer rascheren Ausscheidung der Sexualhormone zu kommen. Das Risiko für Frauen, trotz regelmäßiger Einnahme der Pille schwanger zu werden, steigt für Frauen mit einem BMI > 32 im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen um 70 %. 107 108 Kapitel 5 5 Ihre Haut ist typisch für einen Aknepatienten, man bezeichnet dies als fett-feuchten Hautzustand. Die Haut zeigt einen leichten Fettglanz, weil die Talgdrüsen sehr viel Talg produzieren und an die Hautoberfläche abgeben. Dies führt auch zu den erweiterten Poren und Mitessern, die man an Ihrer Haut erkennen kann. Ihre Haut ist sehr gut mit Feuchtigkeit versorgt. Spannungsgefühle, wie sie bei trockener Haut auftreten, sind Ihnen sicherlich völlig fremd. Es gibt hervorragende Pflegeprodukte für Ihren Hauttyp. Diese Produkte helfen dabei, die Talgproduktion zu vermindern, dadurch verschwindet der Fettglanz. Zudem wirken sie hautklärend, die Mitesser werden gelöst. Durch desinfizierende Zusätze wird zusätzlich die Anzahl von Aknebakterien auf der Haut reduziert, so dass weniger neue Pickel entstehen. Hautpflege bei Akne Aknehaut erfordert eine besondere Hautpflege, und zwar sowohl im akuten Zustand als auch während einer medikamentösen Therapie bzw. zur Erhaltung des Therapieerfolgs nach Behandlungsabschluss. Im Apothekensortiment haben wir eine große Auswahl an dermokosmetischen Produkten, die für die Therapiebegleitung bestens geeignet sind und dabei helfen können, den Therapieerfolg langfristig zu stabilisieren. Alle großen Hersteller von Apothekenkosmetik haben geeignete Produkte in ihrem Sortiment – machen Sie sich mit den jeweiligen Produkten in Ihrer Apotheke vertraut. Ihre Aknepatienten werden es Ihnen danken. 5.1 Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen Hautzustand Kosmetische Reinigungsprodukte und Pflegeprodukte sollten grundsätzlich immer angepasst an den aktuellen Hautzustand ausgewählt werden. Die erkrankte Haut von Aknepatienten befindet sich in der Regel in einem fett-feuchten Zustand: die Talgdrüsen produzieren überdurchschnittlich viel Sebum, zusammen mit dem Schweiß aus den Schweißdrüsen bildet sich ein dicker Hydrolipidfilm auf der Haut. Die Haut ist dadurch gut durchfeuchtet, besitzt gleichzeitig aber einen ausgeprägten Fettglanz. In der Regel sind die Poren der Haut vergrößert und es bilden sich verstärkt Mitesser, aus denen sich im weiteren Verlauf Akne-Effloreszenzen bilden können. Insgesamt ist die Haut gegenüber Umwelteinflüssen widerstandsfähig und unempfindlich. Ziel der Pflege einer fett-feuchten Haut muss es sein, die überschüssige Talgproduktion zu vermindern, die Vermehrung von akneassoziierten Mikroorganismen zu hemmen und gegebenenfalls durch keratolytische Zusätze Hornschüppchen zu lösen und Komedonen zu entfernen. Der fett-feuchte Hautzustand ist in der Pubertät weit verbreitet, etwa ein Viertel aller Teenager zeigt dieses Hautbild. Mit steigendem Lebensalter normalisiert sich die übersteigerte Talgproduktion, die meisten früheren Aknepatienten entwickeln eine typische Mischhaut. Bei diesem Hauttyp sind nur noch die „T-Zone“ (Stirn und Nase) und evtl. das Kinn von mäßig fett-feuchter Haut betroffen. In diesen Hautbereichen können sich daher immer wieder Hautun- Akne 5.1 Auswahl der Pflegeprodukte reinheiten mit einzelnen Pusteln und Papeln bilden. Die Haut an den Wangen ist dagegen meist trocken-fettarmen und benötigt andere Pflege. Unter der Therapie mit Aknemedikamenten kann sich der typischerweise fett-feuchte Hautzustand eines Aknepatienten massiv verändern. Viele der eingesetzten Therapeutika vermindern die Talgproduktion, um den am Aknegeschehen beteiligten Bakterien den Nährboden zu entziehen. Die verminderte Talgproduktion zieht jedoch gleichzeitig eine verstärktes Trockenheitsgefühl auf der Haut nach sich: die Haut spannt, wird schuppig oder gar rissig, evtl. gerötet und meist sehr empfindlich gegenüber Reinigungs- und Pflegeprodukten. Dies muss bei der Auswahl an dermokosmetischen Produkten berücksichtigt werden. Viele Hersteller von Apothekenkosmetik haben geeignete Produkte im Sortiment, die für die Pflege von Aknehaut, die unter dermatologischer Behandlung mit Isotretinoin u. a. sehr empfindlich und trocken wird, geeignet sind (□ Tab. 5.1). 109 Den fett-feuchten Hautzustand findet man besonders häufig bei Jugendlichen mit Problemhaut. Im Erwachsenenalter wandelt sich diese Haut in der Regel in eine typische Mischhaut um. Bei einer Mischhaut ist die T-Zone im Bereich von Stirn und Nase nach wie vor gut mit Talg versorgt, im Laufe des Tages zeigt sich hier häufig Fettglanz. Im Bereich der Wangen ist die Haut jedoch meistens trocken. □ Tab. 5.1 Beispiele für Reinigungs- und Pflegeprodukte für die Haut unter dermatologischer Aknebehandlung (Fortsetzung) Handelspräparat Wirkungen Anwendungshinweise Clean-AC Seifenfreie Reinigungscreme (Avène) Gleicht irritierende und austrocknende Effekte der Aknebehandlung aus, hydratisiert die Haut und stellt ein angenehmes Hautgefühl her, stellt die natürliche Hautbarriere wieder her, enthält milde, nicht schäumende Tenside Morgens und abends auf das feuchte Gesicht und/oder den Körper auftragen, kurz einwirken lassen und gründlich abspülen Clean-AC Beruhigende Feuchtigkeitscreme bei dermatologischer Aknebehandlung (Avène) Gleicht die austrocknenden Effekte der Aknetherapie aus ohne zu fetten, beruhigt Hautreizungen und Rötungen, stellt die Hautbarriere wieder her und spendet Feuchtigkeit Nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen, ideal als Make-upGrundlage Unter der Therapie mit Aknemedikamenten kann sich der Hautzustand des Patienten deutlich verändern. Viele Aknemedikamente trocknen die Haut aus und machen die Haut insgesamt sehr empfindlich. Deshalb ist es sehr wichtig, in dieser Zeit angemessene Pflege zu verwenden. Ich berate Sie gerne bei der Auswahl. 110 5 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.1 Beispiele für Reinigungs- und Pflegeprodukte für die Haut unter dermatologischer Aknebehandlung (Fortsetzung) Handelspräparat Wirkungen Anwendungshinweise DermoPurifyer therapiebegleitende Feuchtigkeitspflege LSF 30 (Eucerin) Licochalcone A beruhigt die Haut und lindert Rötungen, intensiv feuchtigkeitsspendend, Regulation der gestörten Hautbarriere, mit Lichtschutzfaktor 30, um die hochempfindliche Haut vor Sonnenschäden zu schützen Morgens nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen Dermasence Cream Soft (P&M Cosmetics) Leichte, kühlende GelCreme mit Salicylsäure (antibakteriell) und Panthenol (hautberuhigend), spannungsmildernd durch nichtkomedogene natürliche Öle Morgens nach der Reinigung eine haselnussgroße Menge Gel-Creme auf dem Gesicht verteilen, ideal als Make-upGrundlage, angenehm kühlend nach dermatologischer Behandlung der Haut Effaclar H Reinigender, hautberuhigender Gesichtsschaum (La Roche-Posay) Reinigt und beruhigt fettige Haut, die durch austrocknende Pflege gereizt ist, Bisabolol lindert Rötungen und Hautreizungen, Zink PCA wirkt antibakteriell und talgregulierend Vor Gebrauch gut schütteln, Reinigungsschaum auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen, mit lauwarmem Wasser abspülen Effaclar H Beruhigende, ausgleichende Feuchtigkeitspflege (La Roche-Posay) Beruhigt unreine Haut, die durch austrocknende Pflege gereizt ist, versorgt die Haut intensiv mit Feuchtigkeit und beruhigt die Haut, hautberuhigend durch Bisabolol und Thermalwasser, versorgt die Haut mit Ceramiden, so dass der Hydrolipidfilm wieder aufgebaut wird und sich Spannungsgefühle legen Morgens und abends auf die gereinigte Gesichtshaut auftragen Akne 5.2 Hautreinigung bei Akne 5.2 111 Hautreinigung bei Akne Eine regelmäßige, konsequente Reinigung der Haut am Morgen und am Abend ist bei Akne zwingend notwendig. Auf diese Weise wird überschüssiger Talg von der Haut entfernt und die Vermehrung von Mikroorganismen, die an der Entstehung der Akne beteiligt sind, behindert. Ziel der Hautreinigung ist immer die Abtragung von Schmutz und Mikroorgansimen sowie von Drüsensekreten und Zellrückständen, die sich im Laufe des Tages und der Nacht auf der Haut angesammelt haben. Außerdem soll die Haut durch die Reinigung von Rückständen aus Kosmetika, Make-up und Dermatika befreit werden. All diese Substanzen reichern sich je nach ihren Eigenschaften in der hydrophilen bzw. lipophilen Phase des Hydrolipidfilms der Haut auf der Epidermis an. Reines Wasser kann aus diesem Grund nur hydrophile Partikel von der Haut abwaschen, während lipophile Stoffe auf der Haut verbleiben. Um auch lipophile Substanzen rückstandslos von der Hautoberfläche zu entfernen, benötigt man geeignete Detergenzien. Detergenzien (Seifen und Syndets) sind amphophil und dadurch in der Lage, sowohl hydrophile als auch lipophile Ablagerungen von der Haut zu entfernen. Bei Aknepatienten sollte eine angemessene Hautreinigung zusätzlich überschüssigen Talg entfernen, denn weniger Talg verschlechtert die Lebensbedingungen von akneauslösenden Bakterien. Außerdem kann es sinnvoll sein, dass das Hautreinigungsmittel antibakterielle Zusätze enthält, um die positive Wirkung auf die entzündete Haut zu verstärken. Grundsätzlich gilt: Die Reinigung von Aknehaut sollte mit Syndets erfolgen, die auf den physiologischen pH-Wert der Haut (pH 5,5) eingestellt sind. Durch den leicht sauren pH-Wert wird das Wachstum von aknefördernden Mikroorganismen gehemmt, außerdem bleibt der Säureschutzmantel der Haut in Takt. Sinnvollerweise sollten gut hautverträgliche Syndets wie Amidobetaine, Sulfosuccinate und Alkylpolyglykoside eingesetzt werden. Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat und Alkyllaurylsulfat wirken hautreizend und sollten in kosmetischen Reinigungsprodukten nicht mehr verwendet werden. Gebräuchlich sind Zubereitungen in Form von Reinigungsgelen, Reinigungsemulsionen oder festen Syndetstücken. Seifen haben einen pH zwischen 8–12 und zerstören dadurch den empfindlichen Säureschutzmantel der Haut. Durch den fehlenden Schutz steht die Haut gegenüber der Besiedelung mit Mikroorganismen offen. Außerdem wirken Seifen komedogen. Beim Aufschäumen mit Wasser entstehen aus den Seifen (= Alkalisalze höherer Fettsäuren) freie Fettsäuren. Diese freien Fettsäuren wirken irritierend auf die Haut und führen zur verstärkten Bildung von Komedonen (▸ Kap. 2.1.2). Das Aknegeschehen wird zusätzlich angeheizt. Die richtige Reinigung der Haut ist bei Akne sehr wichtig! Das Reinigungsmittel sollte die Haut von allen Ablagerungen befreien, die sich im Laufe des Tages auf der Haut angereichert haben. Zusätzlich sollte die Reinigung bei Akne aber auch den überschüssigen Talg entfernen, um dadurch das Bakterienwachstum zu erschweren. Deshalb kann es sinnvoll sein, dass das Reinigungsmittel desinfizierende Wirkstoffe enthält. Ich zeige Ihnen gerne, welche Produkte für Sie in Frage kommen. Für die Reinigung der Haut bei Akne eignen sich Syndets. Diese Syndets gibt es als Seifenstück oder in Form von Gelen und Emulsionen. Syndets stärken den Säureschutzmantel der Haut, wodurch das Wachstum und die Vermehrung von Mikroorganismen erschwert werden. Die Haut ist dann perfekt für die anschließende Pflege vorbereitet. 112 5 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.2 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung) Bitte benutzen Sie für die Reinigung Ihrer Haut keine Seife! Seifen enthalten Stoffe, die die Entstehung von Mitessern fördern. Außerdem verschieben Sie den pH-Wert der Haut vom leicht sauren ins alkalische Milieu. Dadurch wird der Säureschutzmantel der Haut zerstört und es können sich krankmachende Keime festsetzen. All dies führt zu einer Verschlimmerung der Akne. Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Cleanance Seifenfreies Reinigungsgel (Avène) Seifenfreie Tenside Reinigung der Haut Zinkgluconat Entzündungshemmend Glyceryllaurat Talgregulierend Morgens und abends auf das feuchte Gesicht auftragen, kurz aufschäumen und gründlich abspülen Dermasence Mousse (P&M Cosmetics) Glykol- und Salicylsäure Antibakteriell und keratolytisch 2 x tgl. 2–3 Hub der Mousse auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen, einmassieren, einwirken lassen und anschließend mit klarem Wasser abspülen DermoPurifyer Reinigungsgel (Eucerin) Seifenfreie Tenside Reinigung der Haut Salicylsäure Komedolytisch Morgens und abends auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen und aufschäumen, mit viel klarem Wasser abspülen Effaclar Schäumendes Reinigungsgel (La RochePosay) Seifenfreie Tenside Reizarme Reinigung der Haut Zink PCA Talgreduzierend und entzündungshemmend Thermalwasser Hautberuhigend Morgens und abends auf dem angefeuchteten Gesicht aufschäumen und ca. 1 Min. einwirken lassen, mit viel klarem Wasser abspülen Die Anwendung von Reinigungsmilch ist bei Akne ebenfalls nicht sinnvoll. Die Tensidwirkung einer Reinigungsmilch ist relativ schwach, deshalb kann überschüssiges Hautfett nicht von der Haut entfernt werden. Stattdessen wird die Haut durch rückfettende Substanzen regelrecht „überfettet“. Die Akne kann sich durch diese unsachgemäße Reinigung verschlimmern (□ Tab. 5.2). Zusätzlich kann bei Akne comedonica und unreiner Haut die regelmäßige Anwendung eines Peelings empfohlen werden. Unreine Haut verträgt im Gegensatz zu normaler oder trockener Haut durchaus ein Hautpeeling 2–3mal pro Woche. Ziel dabei ist die Öffnung der Komedonen, so dass der Talg Akne 5.2 Hautreinigung bei Akne 113 □ Tab. 5.2 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung) Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Normaderm Reinigungsgel gegen Hautunreinheiten (Vichy) Salicylsäure Antibakteriell Glykolsäure und LHA Keratolytisch und porenöffnend Glycyrrhetinsäure Entzündungshemmend Auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen und aufschäumen, mit viel klarem Wasser abnehmen Skin Appeal: Lipo Sol Schaum (Widmer) Alkohol Desinfizierend Triclosan Heilungsfördernd Panthenol, Allantoin Beruhigend Morgens und abends auf dem angefeuchteten Gesicht verteilen, mit viel klarem Wasser abspülen abfließen kann und das Hautbild geklärt wird. Allerdings gelten für die Anwendung eines Peelings die folgenden Grundsätze: -- Keine mechanischen Peelings bei entzündeter Aknehaut → Papeln und Pusteln werden verletzt und das infektiöse Material auf der gesamten Gesichtshaut verteilt. -- Sinnvoll sind Peelings mit Fruchtsäuren (α-Hydroxysäuren oder AHAs). Glykolsäure und Milchsäure lockern den Zusammenhalt der Korneozyten, die Ausführungsgänge der Talgdrüsenfollikel werden offen gehalten, so dass die Anzahl an Komedonen mit der Zeit sinkt. Außerdem zeigen Fruchtsäuren auch antibakterielle Wirkung. Fruchtsäuren kommen auch in kosmetischen Hautpflegeprodukten zur Anwendung und werden in hohen Konzentrationen als chemisches Peeling beim Hautarzt bzw. bei der Kosmetikerin eingesetzt (□ Tab. 5.3). -- Sinnvoll sind Peeling-Masken: nach dem Auftragen des Hydrogels oder der Peeling-Maske trocknet das Produkt an und kann nach entsprechender Einwirkzeit als Film abgezogen werden bzw. mit reichlich lauwarmen Wasser abgewaschen werden. -- Derartige Peeling-Masken haben tiefenreinigende Wirkung, absorbieren überschüssigen Talg und besitzen oft zusätzlich adstringierende Effekte. -- Eine 2–3-malige Anwendung pro Woche ist bei Akne und unreiner Haut durchaus angemessen. Dieses Peeling ist sehr bewährt zur Tiefenreinigung der Haut bei Unreinheiten. Bitte beachten Sie bei der Anwendung, dass Sie das Produkt nicht auf entzündeter Haut anwenden dürfen. Pickel werden durch solch ein Peeling verletzt und geöffnet. Dabei verteilen sie die Krankheitserreger über das ganze Gesicht und verschlimmern Ihre Akne, anstatt Ihr Hautbild zu verbessern. 114 5 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.3 Beispiele für Peelings und Reinigungsmasken bei Akne und unreiner Haut Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Brasivil (GlaxoSmithKline) Aluminiumoxid Leichte Schälwirkung durch Schleifpartikel, Komedonen sollen geöffnet werden und der Talgabfluss erleichtert werden – Cleanance Peeling Maske (Avène) Fruchtsäuren und Polyethylenschleifkörper Schonende Schälwirkung Kaolinpuder Absorption von überschüssigem Talg Glyceryllaurat Regulation der Talgproduktion Auf die gereinigte Haut auftragen (Augen- und Mundpartie aussparen) und 5 Min. einwirken lassen, evtl. leicht einmassieren und anschließend mit viel lauwarmen Wasser abspülen, Anwendung 1–2 x pro Woche Salicylsäure, Glykolsäure Antibakteriell und keratolytisch (chemischer Peeling-Effekt) Glycyrrhetinsäure Entzündungshemmend Kaolin Talgabsorbierend Fruchtsäuren (Glykol- und Milchsäure), Schleifkörper aus Polyacrylat Kombinierte Wirkung durch mechanisches und chemisches Peeling Normaderm Tri-activ Reinigung + Peeling + Maske (Vichy) Skin Appeal Peeling (Widmer) Als Maske: auf die gereinigte Haut auftragen, 5 Min. einwirken lassen, mit viel klarem Wasser abspülen, evtl. dabei die Haut peelen Kurz auf der Haut einwirken lassen, mit viel lauwarmem Wasser abspülen, evtl. als mechanisches Peeling unter kreisenden Bewegungen in die Haut einmassieren Akne 5.3 Hautpflege bei Akne 5.3 115 Hautpflege bei Akne Die Hautpflege sollte mit dem Therapiekonzept des behandelnden Dermatologen abgestimmt sein. Sofern topische Aknemittel vom Arzt verordnet werden, entfällt eine zusätzliche Pflege mit Hautcremes zur Behandlung von Akne und unreiner Haut. Die Wirkung der verordneten topischen Arzneimittel kann durch zusätzliche Pflegeprodukte verändert werden. Anders liegt der Fall bei einer systemischen Behandlung der Akne. Hier kann die Anwendung geeigneter Pflegeprodukte dem Patienten großen Nutzen bringen. So benötigt die Haut während einer Behandlung mit oralem Isotretinoin zusätzliche Pflege, um unangenehme Nebenwirkungen (Austrocknung, Reizung und Rötung der Haut) der Therapie gering zu halten. Auch während einer oralen Therapie mit Antibiotika oder antiandrogen wirksamen Kontrazeptiva bieten kosmetische Pflegeprodukte gute Möglichkeiten zur Therapieergänzung. Hier ist Ihr Fachwissen gefragt! Durch geeignete Hautpflegeprodukte soll nach der Reinigung der Hydrolipidfilm der Haut wiederhergestellt werden, um die Haut gesund und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen zu erhalten. Diese Pflegeprodukte sollen ihre befeuchtende und schützende Wirkung über Stunden aufrechterhalten, deshalb stellen sich große Anforderungen an die Galenik. Vor dem Auftragen des eigentlichen Pflegeproduktes bietet sich bei einer von Akne betroffenen Haut immer die Tonisierung der Haut mit einem geeigneten Gesichtswasser an. Solch ein Gesichtswasser wird mit einem Wattepad auf die zuvor gereinigte Gesichtshaut aufgetragen. Je nach Wirkstoffzusammensetzung kann das Gesichtswasser neben der Nachreinigung der Haut erfrischende, desinfizierende oder durchblutungsfördernde Effekte haben (□ Tab. 5.4). Zur Behandlung der Akne haben sich Gesichtswässer mit folgenden Zusätzen bewährt: -- Alkohol: Aufgrund der desinfizierenden und antiseborrhoischen Wirkung; Ethanolkonzentrationen von bis zu 30 % können im Einzelfall durchaus angebracht sein – derartig hohe Alkoholkonzentrationen werden von normaler oder gar trockener Haut nicht toleriert. -- Keratolytische Substanzen (Salicylsäure, Milchsäure, Zitronensäure, Glykolsäure) zur erleichterten Ablösung der abgestorbenen Hornzellen und erleichterten Öffnung von Komedonen. -- Entzündungshemmende Substanzen (Hamamelisextrakt, Kamillenextrakt, evtl. antibakterielle Zusätze nach ärztlicher Verschreibung, z. B. Akne Spiritus mit Erythromycin nach NRF). -- Adstringenzien zur schnelleren Abheilung von Akne-Effloreszenzen (Zinksulfat, Hamamelisextrakt). -- Feuchthaltemittel, z. B. Glycerol: zur Beruhigung gereizter Haut. Ihr Hautarzt hat Ihnen diese Creme zur Behandlung der Akne verordnet. Bitte benutzen Sie keine zusätzlichen Pflegeprodukte auf der behandelten Haut, weil man nicht beurteilen kann, ob dadurch die Wirkung des Aknemittels eingeschränkt wird. Dieses Medikament heilt die Akne von innen heraus. Wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen geeignete Pflegeprodukte vor, mit denen Sie die Heilung von außen unterstützen können. 116 5 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.4 Beispiele für Gesichtswässer bei Akne und unreiner Haut Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Cleanance Gesichtstonic (Avène) Glycerollaurat Talgregulierend Zinkgluconat Entzündungshemmend Alkohol Desinfizierend Vor Gebrauch gut schütteln und mit einem Wattepad auf die gereinigte Gesichtshaut auftragen Talkum Mattierend Effaclar Porenverfeinernde Lotion (La RochePosay) LHA (Lipohydroxysäuren), Salicylsäure Komedolytisch und dadurch porenöffnend Alkohol Desinfizierend Dermasence Tonic (P&M Cosmetics) Hamamelisextrakt Entzündungshemmend und adstringierend Bisabolol und Allantoin Hautberuhigend Panthenol Hauterneuernd Milchsäure Zur pH-Wert-Einstellung auf 4,5 Glycerin Zur nachhaltigen Befeuchtung der Haut Alkohol + Triclosan Desinfizierend Panthenol, Allantoin Hautregenerierend, hautberuhigend Skin Appeal: Lipo Sol Tonique (Widmer) Morgens und abends nach der Reinigung mit einem Wattepad auf die erkrankte Haut auftragen Morgens und abends nach der Reinigung mit einem Wattebausch auf das Gesicht auftragen Nach der Reinigung mit einem Wattepad auf das Gesicht auftragen Für die anschließende Pflege der erkrankten Haut gelten folgende Auswahlkriterien: -- Leichte feuchtigkeitsspendende 0/W-Emulsion sind Pflegeprodukte 1.Wahl, alternativ können auch Hydrogele eingesetzt werden. -- Die Pflegeprodukte sollten – genauso wie die Reinigungsprodukte - einen pH-Wert von 5,5 ausweisen; dieser physiologische pH-Wert der Haut bürgt Akne 5.3 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.5 Beispiele für Hautpflegeprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung) Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Cleanance K Gel Creme (Avène) Fruchtsäuren, Zinkgluconat, Vitamin B6 Keratolytisch; entzündungshemmend Kürbiskernextrakt Talgreduzierend Intensivpflege bei Akne und fettiger Haut, abends auf das gereinigte Gesicht auftragen, leichtes Kribbeln der Haut zeigt die Wirkung der Fruchtsäuren, tagsüber angepassten Sonnenschutz verwenden Zinkgluconat Vitamin B6 Entzündungshemmend Glyceryllaurat Talgregulierend 10 % Glykolsäure Keratolytisch und komedolytisch, anregend auf die Hauterneuerung 4 % Urea Hydratisierend Sabalextrakt Talgreduzierend durch Hemmung der 5α-Reduktase Salicylsäure Desinfizierend Panthenol und Bisabolol Hautberuhigend Nichtkomedogene Öle Spannungslindernd Cleanance talgregulierende, mattierende Emulsion (Avène) Dermasence Body + Face Lotion (P&M Cosmetics) Dermasence Phytosabal (P&M Cosmetics) Mattierende Feuchtigkeitspflege bei Akne und fettiger Haut, morgens und abends auf das gereinigte Gesicht auftragen, ideal als Make-up-Grundlage Abends nach der Reinigung je nach Bedarf auf Gesicht, Brust und Rücken verteilen, zu Beginn 2 x pro Woche, bei Verträglichkeit Steigerung der Anwendung auf bis zu 2 x tgl., leichtes Prickeln bedingt durch den Gehalt an Fruchtsäuren ist normal Eine haselnussgroße Menge der kühlenden GelCreme auf das gereinigte Gesicht auftragen, Anwendung: 1–2 x tgl. 117 118 5 Hautpflege bei Akne □ Tab. 5.5 Beispiele für Hautpflegeprodukte bei Akne und unreiner Haut (Fortsetzung) Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Effaclar duo (La RochePosay) Niacinamide Bakteriostatisch Piroctonolamine Komedolytisch und porenöffnend Morgens und abends nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen, ideal als Make-up-Grundlage LHA und Linolsäure, Zink PCA Talgregulierend, entzündungshemmend Thermalwasser Hautberuhigend Normaderm Umfangreiche Feuchtigkeitspflege gegen Hautunreinheiten (Vichy) Salicylsäure Komedolytisch, porenöffnend Glykolsäure, LHA Antibakteriell, hautklärend Skin Appeal: Skin Care Gel (Widmer) Alkohol, Triclosan Desinfizierend Glykolsäure, Salicylsäure komedolytisch Zinksulfat Antientzündlich Triclosan Desinfizierend Panthenol Hautregenerierend Skin Appeal: Sebo Fluid (Widmer) Morgens und abends nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen; Morgens und abends nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen → Gel gegen Pickel und Mitesser für unreine, fettige und Mischhaut Morgens und abends nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen → Feuchtigkeitspflege für unreine, fettige und Mischhaut Akne 5.3 Hautpflege bei Akne 119 □ Tab. 5.6 Potenziell komedogene Substanzen Stoff/Stoffklasse Beispiele Fette und Öle Lanolin, Ölsäure, Squalen, Kokos-, Erdnuss-, Oliven-, Sesam-, Maiskeimöl, Kakaobutter Mineralölderivate Vaseline, Paraffinöl Feuchthaltemittel und Konservierungsmittel Propylenglykol, Hexylenglykol Farbstoffe Xanthine, Monoazoaniline Emulgatoren Cetylalkohol, Butylstearat, Glycerylstearat, Stearyalkohol Tenside Isopropylmyristat, Natriumlaurylsulfat Schwefel – für beste Hautverträglichkeit und hat gleichzeitig antimikrobielle Eigenschaften, da unter diesen pH-Bedingungen das Wachstum von Aknebakterien erschwert ist. -- Die Produkte sollten antiseptische, adstringierende oder talgreduzierende Zusätze enthalten, um die Heilung der Haut zu unterstützen. Zur Pflege von Aknehaut oder seborrhoischer Haut sollten Produkte ausgewählt werden, die frei von potenziell komedogen wirksamen Substanzen sind. Viele Kosmetika aus dem Massenmarkt enthalten derartige Stoffe, weil sie billig in der Herstellung sind. Diese Produkte können jedoch bei entsprechender Veranlagung eine Akne auslösen oder Hautunreinheiten verschlimmern. Komedogene Stoffe verstopfen die Hautporen und behindern dadurch den freien Abfluss von Talg. Außerdem wirken sie irritierend auf die Haarbalgfollikel und stimulieren als Folge eine follikuläre Hyperkeratose des Follikelepithels. Damit ist die Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer Akne geschaffen. Für uns als Fachpersonal ist es daher wichtig, die Substanzen zu kennen, die bei Akne und Seborrhoe komedogen wirken und aus diesem Grund kontraindiziert sind. Einen Überblick über potenziell komedogen wirksame Stoffe gibt □ Tab. 5.6. Womit reinigen und pflegen Sie denn im Moment Ihre Haut? Manche Kosmetika enthalten Stoffe, die von der Haut nicht vertragen werden und in Folge Akne auslösen können. In diesen Fällen kann es ausreichen, die Pflege umzustellen. 120 5 Hautpflege bei Akne Dekorative Kosmetik bei Akne 5.4 Wir haben auch Make-up, das Sie bei Akne anwenden können, in der Apotheke vorrätig. Dann sieht man die Hautveränderungen nicht so sehr und die Zeit, bis Ihr Medikament wirkt, ist nicht so belastend für Sie. Ich kann Ihnen gerne zeigen, welche Produkte für Ihre Haut in Frage kommen. Gerade für Frauen und junge Mädchen geht Akne und unreine Haut mit einem hohen Leidensdruck einher, da sich die Erkrankung für Jeden sichtbar im Gesicht manifestiert. Die Patienten/-innen sind durch die Erkrankung psychisch oft schwer belastet, Minderwertigkeitsgefühle bis hin zum sozialen Rückzug sind nicht selten. Aus diesem Grund gibt es geeignete Produkte, um die Hautprobleme mit dekorativer Kosmetik zu kaschieren. Wichtig ist hierbei, dass die Produkte nicht komedogen wirken und bei Akne geeignet sind. Herkömmliche Lipide sind in den Produkten deshalb meist durch leicht flüchtige Silikonöle ersetzt, so dass sehr leichte Formulierungen entstehen, die kaum Glanz auf der Haut hinterlassen. Folgende Produkte stehen zur Auswahl: -- Abdeckstifte, z. T. mit desinfizierenden, komedolytischen Inhaltsstoffen, um Papeln und Pusteln schneller zum Abklingen zu bringen. -- Getönte Tagescremes zur leichten Abdeckung von Hautunreinheiten. -- Ölfreie Make-up-Produkte zur Abdeckung der an Akne erkrankten Gesichtshaut. -- Puder zur Make-up-Fixierung bzw. zur Mattierung von Fettglanz. 5.4.1 Produktbeispiele Abdeckstifte -- Skin Appeal Coversticks (Widmer): zur punktuellen Abdeckung von Papeln und Pusteln; mit Salicylsäure; erhältlich in zwei Farbtönen. -- Normaderm Coverstick (Vichy): zur punktuellen Abdeckung von Papeln --- und Pusteln; 1 Farbton; mit Salicylsäure und LHA zur Intensivbehandlung von Unreinheiten. Cleanance Abdeckstift (Avène): zur punktuellen Abdeckung von Papeln und Pusteln; zwei Farbtöne in einem Produkt: grün zur Neutralisierung von Rötungen, beige zur Angleichung an die Hautfarbe; wirkstofffreie Formulierung. Toleriane Teint Korrekturstifte (La Roche-Posay): zur lokalen Abdeckung von Rötungen, Augenschatten und Hautunregelmäßigkeiten; in vier Farbtönen erhältlich; wirkstofffreie Formulierung. Make-up -- Couvrance Make-up Fluids (Avène): ölfreies, nicht komedogenes Make-up -- in fünf verschiedenen Farbtönen; auch bei Akne geeignet; für ein gleichmäßiges Ergebnis direkt im Anschluss nach einer feuchtigkeitsspendenden Gesichtscreme auftragen, vorzugsweise mit einem Schwämmchen. Normaderm Teint (Vichy): Make-up für fettige, zu Unreinheiten neigende Haut; mit Zinkadone A (soll antibakteriell, talgreduzierend und keratolyti- Akne 5.4 Dekorative Kosmetik bei Akne -- sche Effekte vermitteln); kaschiert Unreinheiten und mattiert den Teint langanhaltend. Toleriane Teint (La Roche-Posay): Make-up-Fluid für hochempfindliche Haut, auch bei Akne und Hautunreinheiten; in vier verschiedenen Farbnuancen erhältlich; deckt Unregelmäßigkeiten perfekt ab und sorgt für einen ebenmäßigen Teint. Puder Couvrance Mosaik Puder: zur Make-up Fixierung oder zum Abpudern glänzender Gesichtspartien, zum Setzen von Akzenten für ein professionelles Make-up. Sulfoderm Teint Puder: mit kolloidalem Schwefel und Zink als antibakterielle Wirkstoffe; zur gleichmäßigen Mattierung von unreiner und geröteter Haut. --- 121 122 Kapitel 6 6 Pharmazeutische Dienstleistungen Grundlage jeder Beratung zum Thema Akne sollte die Aufklärung zum Thema Hautpflege sein. Manchmal sind es schlichtweg falsche Verhaltensweisen, die Hautunreinheiten und Akne mit verursachen oder zumindest verschlimmern. Hier liegt es an uns, im Beratungsgespräch Hilfestellungen anzubieten. 6.1 Welche Pflege benutzen Sie im Moment? Ich möchte gerne mit Ihnen zusammen schauen, ob dieses Produkt für Ihren Hautzustand geeignet ist. Manchmal wird Akne nämlich auch durch falsche Hautpflege ausgelöst. Bevor überhaupt an eine Therapie bei Akne und unreiner Haut gedacht werden kann, sollte immer die Hautpflege des Betroffenen überprüft werden. Manche Hautveränderungen, die durch Mitesser, Papeln und Pusteln gekennzeichnet sind, sind die Folge falscher Hautpflege und Hautreinigung – nur ist den Patienten dies nicht bewusst. Außerdem wird die Haut eines Aknepatienten, der sich in dermatologischer Behandlung befindet, oft äußerst empfindlich. Diese Patienten sind oft sehr dankbar über Tipps und Hilfestellungen, wie sie ihre Haut während der Therapie reinigen oder pflegen können. Deshalb sollten wir als erster Ansprechpartner für Betroffene auf das Thema Hautpflege unbedingt eingehen. Ausführliche Empfehlungen zur Reinigung und Pflege der Haut bei Akne finden sich in ▸ Kap. 5. 6.2 Es ist ganz wichtig, dass Sie nicht an den Pickeln und Pusteln herum drücken. Durch das unsachgemäße Manipulieren an den Aknepickeln verteilt man die Entzündungen nur im umliegenden Gewebe und das Hautbild verschlechtert sich zusätzlich. Bitte lassen Sie deshalb die Finger von den Pickeln. Beratung zur optimalen Hautpflege Allgemeine Verhaltenstipps Aknepatienten sollten immer wieder dazu motiviert werden, nicht selbst an Akne-Effloreszenzen zu manipulieren. Die unsachgemäße Behandlung von Pickeln und Pusteln führt häufig zu ernsten Verletzungen der Haut, die anschließend nur unter Narbenbildung abheilen können. -- „Finger weg“ von Akne-Pickeln und Pusteln! Für manche Patienten können Änderungen der Ernährungsgewohnheiten zu einer Besserung der Akne beitragen. Der Zusammenhang zwischen einem erhöhten Milchkonsum und dem Auftreten von Akne scheint erwiesen. Auch der überwiegende Genuss von schnellverfügbaren Kohlenhydraten kann zu einer Verschlechterung des Hautbilds führen. Mitunter kann man im Rahmen des Beratungsgesprächs nach den Ernährungsgewohnheiten fragen und gegebenenfalls Tipps geben. Genauere Information finden Sie in ▸ Kap. 2.3.2. Akne 6.3 Give-Away und Zusatzinformation 6.3 Give-Away und Zusatzinformation Als Give-Away und Zusatzinformationen stehen uns zum Thema Akne und unreine Haut viele Möglichkeiten offen. Die folgende Liste soll als Anregung für eigene Ideen dienen. -- Kosmetikproben für Akne und unreine Haut: am besten legt man sich Kosmetikproben für die einzelnen Hautzustände bei Akne in Kassennähe bereit; so kann man jedem Aknepatienten, der ein entsprechendes Rezept einlöst, ohne großen Aufwand eine passende Kosmetikprobe mitgeben und findet sehr leicht den Einstieg in ein Beratungsgespräch zur angemessenen Hautpflege. -- Kontaktdaten zu Dermatologen. -- Kontaktdaten zu Kosmetik-Studios, die qualifizierte Behandlungen bei Akne durchführen. -- Patientenbroschüren und -ratgeber zum Thema Akne zur Erstinformation über Ursachen und Therapiemöglichkeiten → wenden Sie sich an die Hersteller von Aknemitteln. -- Aktionstage zur Beratung bei Akne lassen sich mit Unterstützung durch Hersteller apothekenexklusiver Kosmetik leicht und professionell durchführen. Durch eine solche Aktion erreichen Sie viele potenzielle Neukunden, denn das Thema Akne betrifft außerordentlich viele Menschen. Setzen Sie sich mit dem Außendienst der Firmen in Verbindung und fragen Sie nach entsprechenden Unterstützungsmaterialien. 123 124 Kapitel 7 7 Der Aknepatient im HV Kein Patient sollte eine Apotheke verlassen, ohne von uns eine Beratung angeboten bekommen zu haben – ob er dieses Angebot annimmt, entscheidet jedoch immer der Patient selbst. Dies sollten wir uns jeden Tag aufs Neue bewusst machen und uns dadurch vor Frust und Enttäuschung schützen. Kundenbefragungen und Marktforschung zeigen immer wieder ganz deutlich, dass die Beratung von der Mehrzahl der Apothekenkunden erwünscht ist – denn Arzneimittel sind besondere Waren, die es in Deutschland bisher aus gutem Grund nicht im Supermarkt oder an der Tankstelle zu kaufen gibt. Damit dies so bleibt, sollten wir uns unsere Verantwortung stellen und die Beratung mit Freude und Begeisterung angehen. 7.1 Jungendliche mit Wunsch nach Mittel gegen Pickel Homonumstellung in der Pubertät als Ursache Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“ Junges Mädchen, etwa 15 Jahre alt, betritt die Apotheke und fragt nach einem „Mittel gegen Pickel“ Kundin: „Hallo, ich brauche etwas gegen Pickel.“ Apothekerin: „Guten Tag. Soll das Mittel denn für Dich selbst sein oder sollst Du es jemandem mitbringen? Ich frage das, damit wir zusammen das richtige Präparat auswählen können.“ Kundin: „Ja, also, das ist für mich selbst. Schauen Sie, ich hab hier auf der Stirn immer so Pickel und Mitesser, und da fühle ich mich einfach nicht wohl damit …“ Apothekerin: „Das kann ich gut verstehen. Insgesamt hast Du aber eine schöne Haut. Die paar Pickel werden sicher durch die Hormonumstellung verursacht, Du bist im Moment eben mitten in der Pubertät. Seit wann hast Du denn die Probleme mit der Haut?“ Kundin: „Das geht jetzt schon seit ein paar Monaten so …“ Apothekerin: „Ja, das ist dann schon sehr belastend. Am wichtigsten ist es, dass Du Deine Haut richtig pflegst. Was benutzt Du denn im Augenblick zur Reinigung?“ Kundin: „Naja, ich hab da eine Reinigungsmilch aus dem Supermarkt. Damit geht das Make-up gut ab. Denn ich schminke mich jeden Tag, damit die Anderen meine Pickel nicht so sehen …“ Akne 7.1 Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Pickel.“ Apothekerin: „Klar, das würde ich genauso machen. So eine Reinigungsmilch kann die Unreinheiten Deiner Haut aber verstärken. Es wäre besser, wenn Du auf ein Reinigungssyndet umsteigst. Es gibt da z. B. ein geeignetes Produkt von …. Mit diesem Reinigungsgel desinfizierst Du die Haut schon beim Waschen und entfernst überschüssiges Hautfett. Dadurch sinkt das Risiko für die Entstehung neuer Pickel. Und Dein Make-up bekommst Du trotzdem einwandfrei von der Haut.“ Kundin: „Ok, das klingt gut. Dann probiere ich das einfach mal aus. Aber kann ich nicht sonst noch etwas tun, damit die Pickel wieder verschwinden?“ Apothekerin: „Ja, natürlich. Ich empfehle Dir die Anwendung dieser Creme hier. Bei Deinem Hautbild genügt es, wenn Du die Creme jeden Abend nach der Reinigung auf die Haut aufträgst, und zwar nur im Bereich von Stirn, Kinn und Nase. Die Wangenpartie ist ja nicht von den Hautunreinheiten betroffen. Diese Creme öffnet die Mitesser, so dass der Talg abfließen kann und das Hautbild sich glättet. Mit der Zeit verschwinden die Pickel dann vollständig und Du hast wieder schöne glatte Haut.“ Kundin: „Das nehme ich. Muss ich dabei irgendetwas Besonderes beachten?“ Apothekerin: „Ja, die Creme kann bleichend wirken. Du musst Dir nach der Anwendung unbedingt gut die Hände waschen, damit Du die Zubereitung nicht in die Augen bekommst. Und Du solltest Dich erst ins Bett legen, wenn die Creme vollständig eingezogen ist. Sonst kann es zu Entfärbungen an Bettund Nachtwäsche kommen, und diese Flecken bleiben.“ Kundin: „Oh, das habe ich schon einmal gehört. Mein Cousin hat damit sein Lieblings-T-Shirt verpfuscht…ich werde daran denken.“ Apothekerin: „Es kann sein, dass Deine Haut zu Beginn der Behandlung etwas kribbelt und spannt, vielleicht treten auch Rötungen auf. Das geht vorüber und ist einfach ein Zeichen, das der Wirkstoff in der Haut arbeitet. Im Normalfall ist diese Nebenwirkung nach ein paar Tagen vorbei.“ Kundin: „Ok, dann weiß ich Bescheid und muss mich nicht verrückt machen, wenn ich so etwas spüre. Dann nehme ich diese Reinigung und die Creme.“ Apothekerin: „Gerne, ich packe Dir alles zusammen und gebe Dir noch eine Probe mit. Diese Creme kannst Du perfekt als Tagescreme unter Deinem Make-up verwenden. Sie verstärkt die hautklärende Wirkung der Nachtcreme und hilft, dass Dein Make-up den ganzen Tag über gut hält. Komm doch einfach mal vorbei und berichte mir, wie Du mit den neuen Produkten zu Recht kommst.“ Kundin: „Das mache ich. Vielen Dank auch, ich fange gleich heute Abend mit der neuen Hautpflege an. Hoffentlich hilft es mir.“ Apothekerin: „Da bin ich mir wirklich sicher! Ich wünsche Dir viel Spaß mit den Produkten und ein schönes Wochenende.“ Kundin: „Danke. Tschüss und bis bald.“ 125 Statt Reinigungsmilch, Empfehlung eines Syndet Weitere Empfehlung: Benzoylperoxidcreme Hinweis auf Bleichwirkung 126 7 Der Aknepatient im HV 7.2 Wiederholungsrezept Isotretinoin-Kapseln Nebenwirkungen Empfehlung eines Tränenersatzmittels gegen die brennenden Augen Hinweis auf richtige Pflege Behandlung darf nicht zu früh beendet werden Einlösung eines Rezeptes über Isotretinoin-Kapseln Junger Mann, Anfang 20, löst Rezept über Isotretinoin-Kapseln vom Hautarzt ein Apothekerin: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Kunde: „Ich möchte dieses Rezept einlösen.“ Apothekerin: „Natürlich, ich hole Ihnen schnell Ihr Medikament…Kennen Sie das Präparat schon oder ist dies die erste Packung der Isotretinoin-Kapseln?“ Kunde: „Das ist inzwischen das 2. Rezept. Am Anfang habe ich die Kapseln ja ganz gut vertragen, aber jetzt…mir spannt die Haut im Gesicht ganz fürchterlich, und meine Augen brennen ständig, meine Kontaktlinsen kann ich schon seit zwei Wochen nicht mehr tragen…am liebsten würde ich die Behandlung abbrechen.“ Apothekerin: „Das klingt wirklich sehr unangenehm. Nur leider sind das ganz typische Nebenwirkungen des Medikamentes. Der Wirkstoff führt dazu, dass die Produktion von Fett in den Talgdrüsen abnimmt. Dadurch werden Mitesser und Pickel gewissermaßen ausgehungert und die Entzündungen gehen zurück. Leider trocknet aber die gesamte Haut regelrecht aus, deshalb haben sie dieses Spannungsgefühl im Gesicht und die trockenen Schleimhäute in den Augen. Beides ist sehr lästig. Aber diese Symptome kann man gut behandeln.“ Kunde: „Wirklich? Was gibt es denn dagegen? Mich macht das ganz verrückt, und meinen Arzt habe ich vergessen zu fragen…es war gestern so hektisch in der Praxis.“ Apothekerin: „Also, gegen die brennenden, trockenen Augen kann ich Ihnen wärmstens diesen Tränenersatz empfehlen. Sie können diese Augentropfen mehrfach am Tag in die Augen einträufeln. Sie beruhigen die gereizten Augen und befeuchten die Schleimhaut langanhaltend, so dass sich die Missempfindungen legen.“ Kunde: „Na, das wäre ja schon mal eine echte Erleichterung. Das nehme ich auf jeden Fall.“ Apothekerin: „Ganz wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Haut während der Therapie mit Isotretinoin angemessen pflegen. Ich habe hier ein geeignetes Produkt. Mit dieser Creme geben Sie Ihrer Haut Feuchtigkeit und auch etwas Fett zurück, so dass sich die Spannungsgefühle legen und sich die Rötung zurückbildet. Trotzdem können die Aknekapseln ihre volle Wirkung entfalten und die Entzündungen zum Abheilen bringen. Um einen guten Behandlungserfolg zu erzielen, muss man die Therapie leider über einige Wochen durchhalten. Denn wenn man die Behandlung zu früh beendet, kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Rückfall und die Haut verschlechtert sich wieder massiv.“ Kunde: „Das will ich natürlich auch nicht, die Haut sieht ja wirklich schon viel besser aus. Sie haben ja keine Ahnung, wie ich ausgesehen habe…Dann probiere ich es eben mal mit dieser Creme. Muss ich dabei etwas beachten?“ Akne 7.3 Grenzen der Selbstmedikation 127 Apothekerin: „Benutzen Sie noch andere Präparate, die Sie auf die Haut auftragen müssen?“ Kunde: „Nein, im Moment nicht mehr.“ Apothekerin: „Gut, dann können Sie diese Creme einfach nach der Reinigung dünn auf das Gesicht auftragen. Ich gebe Ihnen hier noch eine Probe einer Gesichtsreinigung mit. Diese Reinigungsemulsion beruhigt und versorgt die Haut schon beim Waschen und bereitet sie optimal auf die Creme vor. Testen Sie es einfach mal!“ Kunde: „Ja, das probiere ich aus. Und wenn es mir gut tut, dann komme ich in den nächsten Tagen einfach noch einmal vorbei. Ich will das ja wirklich durchhalten mit den Aknekapseln …“ Apothekerin: „Das schaffen Sie auch! Sie werden sehen, dass Sie sich mit Hilfe der beiden Produkte schon bald wieder viel wohler in Ihrer Haut fühlen werden. Und dann fällt es Ihnen bestimmt auch leichter, die kommenden Wochen mit der Therapie weiter zu machen. Kommen Sie einfach vorbei, falls neue Probleme auftreten sollten, ok?“ Kunde: „Das mache ich. Vielen Dank für die Beratung! Auf Wiedersehen.“ Apothekerin: „Gerne geschehen. Auf Wiedersehen.“ 7.3 Grenzen der Selbstmedikation Kundin, Mitte 40, fragt nach einem Mittel gegen Akne für Ihren 17-jährigen Sohn Apotheker: „Schönen Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ Kundin: „Hallo, ich hätte gerne etwas Gutes gegen Akne.“ Apotheker: „Soll das Mittel für Sie selbst sein oder sollen Sie es für jemanden mitbringen? Ich frage das nur, damit wir das richtige Präparat für Sie auswählen können – denn Ihre Haut scheint mir gesund und gut gepflegt zu sein.“ Kundin: „Ja, da haben Sie natürlich recht. Ich komme wegen meinem Sohn. Er ist 17 und steckt mitten in der Pubertät und hat seit einem halben Jahr so schlimme Haut …“ Apotheker: „Das ist natürlich sehr belastend auf die Dauer. Muss Ihr Sohn irgendwelche Medikamente einnehmen?“ Kundin: „Nein, er ist ansonsten vollkommen gesund.“ Apotheker: „Und was hat Ihr Sohn bisher gegen seine Hautprobleme unternommen?“ Kundin: „Naja, er hat eben einige Produkte aus der Drogerie ausprobiert, da steht ja immer drauf, dass die Pickel dann ganz schnell weg gehen …“ Apotheker: „Ja, in der Werbung funktioniert das natürlich auch immer wunderbar. Wie sieht denn die Haut Ihres Sohnes aus? Hat er nur ein paar Mitesser und einige Pickel im Gesicht? Oder findet man auch am Rücken und auf der Brust Entzündungen?“ Mutter wünscht Mittel gegen Akne für 17-jährigen Sohn 128 Viele Pickel und Mitesser, häufig Entzündungen Keine Selbstmedikation möglich, Hinweis auf Hautarzt Mitgabe von Informationsmaterial 7 Der Aknepatient im HV Kundin: „Naja, wie die Haut am Oberkörper aussieht, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da will er mit mir auch nicht darüber reden. Aber im Gesicht sieht er schon schlimm aus. Er hat da viele Pickel und dicke Mitesser, und die entzünden sich dann oft. Manchmal sind das dann richtig geschwollene, rote Beulen. Das muss ihm eigentlich auch wehtun …“ Apotheker: „Tja, das klingt dann tatsächlich nach einer ausgeprägten Akne. Bei solch schweren Hautveränderungen bringen die freiverkäuflichen Präparate, die ich Ihnen gegen Akne mitgeben kann, meist keinen großen Erfolg. Das Beste wäre, wenn Ihr Sohn möglichst schnell einen Hautarzt aufsucht. Der Hautarzt kann dann eine angemessene Behandlung der Akne einleiten, so dass die Entzündungen zurückgehen und narbenlos abheilen. Man kann diese Hauterkrankung heute sehr gut behandeln, aber dazu ist die Hilfe eines Fachmannes gefragt.“ Kundin: „Das habe ich mir ja eigentlich schon fast gedacht … aber auf mich wollte er ja nicht hören.“ Apotheker: „Das ist doch oft so, dass Jugendliche in diesem Alter ihren Eltern am wenigsten glauben. Ich gebe Ihnen deshalb diese Broschüre mit. Darin stehen die wichtigsten Informationen zur Akne, und zwar mit Fotos und so erklärt, dass es auch jeder verstehen kann. Außerdem sind hier ein paar Kosmetikproben, die in jedem Fall gute Unterstützung bei der Behandlung von Akne bieten. Das Reinigungsgel entfettet und desinfiziert die Haut. Und diese leichte Creme wirkt gegen die Entzündungen. Aber wie gesagt, diese Produkte können die Akne in diesem Erkrankungsstadium nicht heilen.“ Kundin: „Das klingt einleuchtend. Dann werde ich mir heute nach der Schule meinen Sohn beiseite nehmen und mit Ihm einen Termin beim Hautarzt ausmachen. Ich danke Ihnen für die Beratung!“ Apotheker: „Gerne geschehen, das wissen Sie doch! Kommen Sie doch einfach einmal vorbei und berichten Sie mir, welche Therapie der Hautarzt vorgeschlagen hat. Ich bin mir sicher, dass sich das Hautbild Ihres Sohnes bei entsprechender Behandlung bald wieder bessert.“ Kundin: „Das mache ich bestimmt, die Apotheke liegt ja sowieso auf meinem Heimweg. Auf Wiedersehen und bis zum nächsten Mal.“ Apotheker: „Auf Wiedersehen und eine schöne Woche.“ Kapitel 8 8 Adressen und Links AWMF Geschäftsstelle Ubierstraße 20 40223 Düsseldorf Tel.: 0211–312828 Fax.: 0211–316819 www.awmf-online.de Der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) ist ein Zusammenschluss aus derzeit 154 wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus allen Bereichen der Medizin. Auf der Homepage kann man unter anderem die wissenschaftlich fundierten Leitlinien zu Therapie und Diagnostik zu verschiedensten Krankheitsbildern abrufen. Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Jägerstraße 49/50 10117 Berlin Tel.: 030–400040 www.abda.de Auf der Homepage der ABDA findet man unter anderem die Leitlinien für eine optimale Beratung in der Apotheke bei Erst- und Wiederholungsverordnung Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. Abrufbar ist die Leitlinie zur Empfängnisverhütung und Familienplanung in Deutschland. Ein Schwerpunkt hierbei ist der sichere Einsatz von hormonalen Kontrazeptiva. Deutsche Interessengesellschaft Akne inversa e. V. www.akne-inversa.de Hier findet man Informationen zum Krankheitsbild und zu den anerkannten Therapiemöglichkeiten. Es finden sich Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen, Ärzten und Kliniken. Auch der Abruf der Leitlinien zur Behandlung der Akne inversa ist möglich. 129 130 8 Adressen und Links Informationsplattform der deutschsprachigen Dermatologen www.derma.de Auf dieser umfangreichen Informationsplattform der deutschsprachigen Dermatologen kann man u. a. die Leitlinien zur Behandlung wichtiger dermatologischer Krankheitsbilder, wie z. B. Akne, abrufen. Außerdem findet man Hilfe bei der Suche nach geeigneten Hautärzten bzw. Kliniken und deren Tätigkeitsschwerpunkten. Für Betroffene von Akne gibt es eine Vielzahl von Internetseiten, die Informationen, Tipps zur Hautreinigung und Hautpflege, Therapiemöglichkeiten u. v. m. beinhalten. All diese Homepages werden von medizinischen Laien bzw. Selbstbetroffenen erstellt und betreut, die Informationen sind deshalb zum Teil mit Vorsicht zu genießen. Als Fachpersonal sollten wir in der Lage sein, den Informationsgehalt dieser Plattformen auf Ihre Plausibilität zu hinterfragen. Im Anhang seien einige große Akne-Plattformen genannt: www.akneforum.de www.akne-pickel-unreine-haut.de www.aknewelt.de Diese Auflistung ist willkürlich und sicher nicht vollständig. Teil C Rosazea 132 Kapitel 9 9 Die Faktoren, die Entstehung einer Rosazea begünstigen, sind sehr vielfältig. Die genauen Mechanismen, die zum Ausbruch der Erkrankung führen, versteht man noch nicht vollständig. Unbestritten ist jedoch, dass sich UV-Strahlung negativ auf die Erkrankung auswirkt. Ein angemessener Sonnenschutz sollte deshalb immer die Basis der Therapie darstellen. Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Viele Patienten mit Hautproblemen suchen als erstes in der Apotheke Rat und Hilfe, wenn eigene Therapieversuche ohne Erfolg bleiben. Das Krankheitsbild Rosazea ähnelt auf den ersten Blick einer Akne, deshalb ist es wichtig, Unterscheidungsmerkmale zwischen Akne und Rosazea zu kennen. Die Haut eines Rosazeapatienten ist hochempfindlich und benötigt spezielle Pflege – in der Apotheke können wir geeignete Produkte anbieten. Wichtig ist jedoch auch, zu erkennen, ab wann der Patient in dermatologische Behandlung weiter verwiesen werden sollte, um den Verlauf der Rosazea positiv beeinflussen zu können. Denn während eines Krankheitsschubs sind die Mittel der Selbstmedikation bzw. kosmetische Produkte in der Regel nicht ausreichend wirksam, um die Haut zu beruhigen. 9.1 Ursachen der Rosazea Die Ursachen für die Entstehung einer Rosazea sind bis heute unklar. Man kennt jedoch verschiedene Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen bzw. begünstigen. Hier ist ganz besonders UV-Strahlung hervorzuheben. Man geht davon aus, dass die Rosazea ähnlich wie Akne eine multifaktorielle Erkrankung der Haut ist. Es existieren verschiedene Hypothesen, die Erklärungsansätze für die Entstehung einer Rosazea bieten. Die wichtigsten Hypothesen sollen im Folgenden vorgestellt werden. Definition Rosazea ist gekennzeichnet durch entzündete Gesichtshaut mit Papeln, Pusteln und erweiterten Äderchen auf Stirn, Kinn, Nase und Wangen. Im Verlauf der Erkrankung bilden sich bleibende Rötungen, sogenannte Erytheme. Rosazea ist eine häufige, multifaktorielle Erkrankung des Gesichts. Sie ist gekennzeichnet durch bleibende Erytheme und Teleangiektasien, sowie entzündeten Papeln und Pusteln auf Stirn, Kinn, Nase und Wangen. Im Gegensatz zur Akne finden sich bei einer Rosazea keine Komedonen auf der erkrankten Haut. Außerdem heilen die Entzündungen in der Regel ohne Narbenbildung ab. Während Akne eine typische Erkrankung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, tritt Rosazea in der Regel erst bei Erwachsenen jenseits des 40. Lebensjahres auf. Rosazea 9.1 Ursachen der Rosazea 9.1.1 Genetische Ursachen der Rosazea Genetische Faktoren spielen vermutlich bei der Entstehung der Rosazea eine Rolle, wobei der Zusammenhang nicht so augenfällig ist wie beispielsweise bei Akne. Nur bei ca. 40 % aller Rosazeapatienten findet sich innerhalb der Familie ein weiterer Betroffener. Allerdings scheint eine genetische Veranlagung Voraussetzung dafür zu sein, dass verschiedene Umweltreize eine Rosazea auslösen bzw. verschlimmern können. Typische Triggerfaktoren für eine Rosazea sind UV-Strahlung, Temperaturwechsel, Hitze oder auch großer emotionaler Stress. 9.1.2 Bei der Entwicklung einer Rosazea scheint die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle zu spielen. Klimatische Ursachen der Rosazea In der Literatur werden häufig klimatische Faktoren für die Entstehung einer Rosazea mitverantwortlich gemacht. Hierfür spricht in erster Linie, dass durch die Einwirkung von UV-Licht auf die Haut das Bindegewebe und die Gefäße in der Haut geschädigt werden. Gezielte Studien, die einen direkten Nachweis für den Zusammenhang zwischen dem Einwirken von UV-Strahlung auf die Haut und dem Auftreten von typischen Rosazeasymptomen erbringen, fehlen jedoch bisher. 9.1.3 133 UV-Strahlung scheint großen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf einer Rosazea zu haben. Veränderungen in der Steuerung des Gefäßsystems als Ursache der Rosazea Auffällig bei Rosazeapatienten ist vor allem in frühen Stadien der Erkrankung die Flushsymptomatik: durch Reize wie Hitze, scharfe Gewürze oder Stress kommt es durch eine Erweiterung der Blutgefäße in Sekundenschnelle zur massiven, sichtbaren Rötung des Gesichts mit starkem Hitzegefühl. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Gefäßregulation bei Rosazeapatienten fehlgesteuert ist. Die Blutgefäße, die in der Gesichtshaut verlaufen, tragen dazu bei, die Temperatur des Gehirns möglichst konstant zu halten. Bei steigenden Temperaturen im Gehirn, einer Hyperthermie, strömt verstärkt Blut vom Gesicht zum Gehirn, um dort eine Kühlung zu erreichen. Dieser „Hirnkühlkreis“ wird in Abhängigkeit zur Kerntemperatur ständig reguliert, und die Blutgefäße im Gesicht den Erfordernissen entsprechend eng oder weit gestellt. Sichtbar wird eine Weitstellung der Gefäße und damit eine gute Durchblutung durch eine Rötung der betroffenen Hautpartien. Bei Rosazeapatienten scheint der Mechanismus, der diesen Hirnkreislauf reguliert, gestört zu sein. Die Patienten reagieren auf übliche Reize mit verstärkten und vor allem auch länger anhaltenden Erythemen im Gesicht als Kontrollpersonen, die den gleichen Reizen ausgesetzt sind. Wodurch diese Fehlsteuerung verursacht wird, ist jedoch nach wie vor unklar. Vor allem im Frühstadium der Erkrankung erleiden die Patienten bei Kontakt mit typischen Reizen einen Flush. Unter einem Flush versteht man die plötzliche, sekundenschnelle Erweiterung der Blutgefäße im Gesicht. Die Betroffenen erröten und verspüren ein starkes Hitzegefühl in der Haut. Reize, die solch einen Flush auflösen können, sind z. B. hohe Temperaturen in der Sauna, scharfe Gewürze und Alkohol oder Stress. 134 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea 9.1.4 Für die Behandlung der Rosazea werden mit großem Erfolg Antibiotika eingesetzt. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass verschiedene Mikroorganismen an der Entstehung der Rosazea beteiligt sind. Zu nennen sind Propionibakterien und Demodex folliculorum, eine spezielle Milbe. Bei der Behandlung der Rosazea werden erfolgreich Antibiotika eingesetzt, deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel mit Mikroorganismen bei ihrer Entstehung eine wichtige Rolle spielt. Problematisch hierbei scheinen vor allem Propionibakterien zu sein, aber auch eine spezielle Milbe (Demodex folliculorum). Studien an Rosazeapatienten konnten zeigen, dass viele Betroffene Antikörper gegen Demodex folliculorum gebildet haben. Eine Beseitigung der Milbe durch z. B. Permethrin führt zu einer deutlichen Verbesserung der Rosazea. Die Studien konnten jedoch bisher nicht klären, ob die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel mit den genannten Mikroorganismen wirklich die Ursache für die Entstehung der Rosazea ist oder ob es sich nicht einfach um ein Begleitphänomen handelt. 9.1.5 Der überwiegende Teil aller Rosazeapatienten leidet auch unter Magen-Darm-Problemen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Infektion mit dem im Magen lebenden Keim Helicobacter pylori die Ursache hierfür ist. Eventuell hat die Infektion des Magens mit diesem Erreger etwas mit der Entstehung der Rosazea zu tun. Genauere Studien müssen dies zeigen. Gastrointestinale Störungen als Ursache der Rosazea Beschäftigt man sich mit den Daten, die zur Rosazea vorliegen, fällt auf, dass etwa 80 % der Patienten neben der Rosazea auch unter belastenden Störungen des Magendarmtraktes leiden. Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass fast 85 % aller Rosazeapatienten mit dem im Magen lebenden Keim Helicobacter pylori infiziert sind. Folglich wurde versucht, durch konsequente Eradikation von Helicobacter pylori durch antibakterielle Therapie auch die Rosazea zu verbessern. Leider sind die Studien hierzu nicht schlüssig, zumal viele der eingesetzten Antibiotika grundsätzlich auch effektiv zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden. Es konnte nicht eindeutig gezeigt werden, ob der Behandlungserfolg wirklich durch die Beseitigung des Magenkeims zustande gekommen ist oder doch nur durch die direkte antibakterielle Wirkung auf die entzündeten Hautpartien. 9.1.6 In der Haut scheinen Entzündungsprozesse stattzufinden, die bei Gesunden so nicht ablaufen. Die Zusammenarbeit und Feinabstimmung zwischen den Blutgefäßen, den Nervenzellen und Immunzellen in der Haut verläuft offenbar nicht einwandfrei, so dass die Haut überempfindlich mit Rötungen und Entzündungen auf Reize reagiert. Mikrobielle Ursachen der Rosazea Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als Ursachen der Rosazea Rosazeapatienten reagieren überempfindlich auf verschiedene Reize, die von gesunden Kontrollpersonen ohne Probleme vertragen werden. Als Folge auf den Kontakt mit diesen Reizen (Alkohol, scharfe Gewürze, Temperaturwechsel etc.) kommt es zur typischen Flush-Symptomatik mit akut gesteigerter Durchblutung der Gesichtshaut. Bei diesem Vorgang scheinen neurogene Entzündungsprozesse und eine deutlich erhöhte Anzahl der Mastzellen in der Haut eine wesentliche Rolle zu spielen. Man vermutet, dass die Kommunikation zwischen Blutgefäßen, sensorischen Nerven und den Mastzellen, die bei Rosazeapatienten sehr eng miteinander in Kontakt stehen, fehl reguliert ist und dadurch überschießende Antworten auf entsprechende Reize gesendet werden. Rosazea 9.1 Ursachen der Rosazea 9.1.7 Angeborene Immunität und antimikrobielle Peptide als Ursachen der Rosazea Zur Abwehr von pathogenen Keimen auf der Hautoberfläche produziert unser Körper mit Hilfe seiner angeborenen Immunabwehr antimikrobielle Peptide. Ein solches antimikrobielles Peptid, das in der Haut produziert wird, ist das Cathelicidinpeptid LL-37. Dieses Eiweiß zeigt zusätzlich zu seiner antibiotischen Wirkung auch immunmodulierende Effekte und fördert die Angiogenese, also die Neubildung von Blutgefäßen. Bei Rosazeapatienten ist die Produktion von Cathelicidin und seiner Vorläufer-bzw. Abbauprodukte in der Haut im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen deutlich erhöht. Man findet rosazeatypische Peptidmuster in der Haut. Zwei spezielle Peptide finden sich sogar ausschließlich bei Rosazeapatienten. Sie fördern die Freisetzung von Interleukin-8 aus Keratinozyten, so dass eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt wird bzw. aufrecht erhalten bleibt. Außerdem stimuliert Cathelicidin die Freisetzung von VEGF, einem Wachstumsfaktor, der die Neubildung von Blutgefäßen in der Haut unterstützt. Beide Prozesse bilden schlüssige Erklärungsansätze für das Krankheitsgeschehen bei Rosazea. Weitere Studien bleiben abzuwarten. 9.1.8 135 Die Rolle von Toll-like Rezeptoren bei Rosazea Toll-like Rezeptoren sind Sensoren der angeborenen Immunabwehr und erkennen typische Strukturen auf pathogenen Krankheitserregern. Toll-like Rezeptoren ermöglichen es dem Organismus, antigen-spezifische Immunantworten gegenüber Krankheitserreger zu entwickeln. Diese Immunreaktionen werden über das Anschalten von entsprechenden Genen reguliert und führen dazu, dass der Körper lernt, zwischen „körpereigen“ und „körperfremd“ zu unterscheiden. Wenn der Organismus anschließend derartige „körperfremde“ Eiweißstrukturen erkennt, werden entsprechende Abwehrmechanismen eingeleitet. In der Haut von Rosazeapatienten kommt ein bestimmter Vertreter aus der Familie der Toll-Rezeptoren, nämlich der Toll-like Rezeptor 2 (TLR2) in deutlich erhöhter Zahl vor. Eine Aktivierung von TLR2 führt u. a. zur Bildung einer bestimmten Serinprotease in Keratinozyten. Diese Serinprotease heißt Kallikrein 5 und zeigt bei Rosazeapatienten eine deutlich erhöhte Aktivität. Kallikrein 5 wiederum spaltet nach Aktivierung durch einen passenden Liganden das antimikrobielle Peptid Cathelicidin und unterhält auf diese Weise Entzündungsreaktionen in der Haut. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein passender Ligand für die Serumprotease Kallikrein 5 das Chitin ist. Chitin findet sich im Panzer der Demodex-Milben, welche man bei Rosazeapatienten gehäuft in den Talgdrüsenfollikeln nachweisen kann. Vermutlich tragen Demodex-Milben somit als Kofaktor zum Entzündungsgeschehen bei Rosazea bei. Zur Abwehr von Krankheitserregern produziert unser Körper antimikrobielle Peptide, also Eiweißstoffe, die Mikroorganismen außer Funktion setzen können. Bei Rosazeapatienten finden sich viele derartige Eiweißstoffe. Die rosazeatypischen Eiweißstoffe scheinen die Entzündungen in der Haut zu unterstützen und die Neubildung von Blutgefäßen zu fördern. Beide Effekte führen langfristig zu den typischen Rötungen, wie sie bei Rosazea zu beobachten sind. 136 Rosazea ist eine chronische Erkrankung, die in unterschiedlichen Stadien verläuft. Im Vorstadium der Rosazea kommt es durch typische Reize zur Ausbildung eines Fluhs: die Gesichtshaut errötet innerhalb von wenigen Sekunden, wobei die Rötung nicht lange anhält und sich wieder vollständig legt. Typische auslösende Reize sind Temperaturwechsel, scharfe Gewürze, Alkohol oder Stress. 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea 9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea 9.2.1 Die klinischen Stadien der Rosazea Rosazea verläuft schubweise in unterschiedlichen Stadien. Man unterscheidet ein Vorstadium und drei unterschiedlich ausgeprägte Hauptstadien. In vielen Fällen verläuft die Erkrankung jedoch nicht fortschreitend, d. h. es werden nicht automatisch alle Krankheitsstadien durchlaufen. Neben den drei Hauptformen der Rosazea existieren einige Sonderformen, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen. Das Vorstadium der Rosazea Typische Erstsymptome einer beginnenden Rosazea sind Erytheme (Rötungen), die zunächst flüchtig entstehen und sich schnell wieder zurück bilden. Ein solcher „Flush“, also eine anfallsartige Hautrötung, die sich sekundenschnell über das Gesicht ausbreitet, wird typischerweise durch spezielle Reize ausgelöst. Auslösende exogene Reize können UV-Bestrahlung, starke Temperaturwechsel (Sauna!) und kosmetische Produkte sein. Aber auch endogene Faktoren wie z. B. scharfe Gewürze, Alkohol, heiße Getränke oder auch emotionaler Stress können einen solchen Flush verursachen. Zu Beginn der Erkrankung bilden sich die Rötungen wieder rasch zurück. Mit der Zeit treten die Rötungen jedoch immer häufiger auf, verbleiben länger auf der Haut bis sich schließlich bleibende, „persistierende“ Erytheme entwickeln. Stadium I – Rosazea erythematosa-teleangiectatica Aus dem Vorstadium der Rosazea kann sich mit der Zeit eine Rosazea erythematosa-teleangiectatica entwickeln. Der Großteil aller Rosazeapatienten (ca.70 %) befindet sich in diesem Krankheitsstadium. Die Rötungen bleiben nun über Stunden oder Tage bestehen, zusätzlich bilden sich kosmetisch störende Teleangiektasien. Außerdem ist die Haut äußerst empfindlich gegenüber äußeren Reizen durch Luft, Licht und Pflegemittel. Viele Betroffene klagen zudem über eine brennende, stechende und juckende Gesichtshaut (○ Abb. 9.1 und ○ Abb. 9.2). Definition Teleangiektasien sind bleibend erweiterte Kapillargefäße in der Gesichtshaut („Besenreißer“) von blauroter Farbe. Stadium II – Rosazea papulopustulosa Von einer Rosazea papulopustulosa sind ca. 20 % der Patienten betroffen. In diesem Stadium finden sich auf den geröteten Hautarealen im Gesicht entzündete Papeln und eitergefüllte Pusteln (○ Abb. 9.3). Diese Entzündungen bleiben oft über Wochen bestehen, sofern keine angemessene Behandlung ein- Rosazea 9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea 137 Im Stadium I entwickeln sich bleibende Rötungen und zunehmend auch erweiterte Äderchen, die rot-bläulich durch die Haut schimmern. Die Patienten klagen über eine extrem empfindliche Haut, die oft brennt, sticht oder juckt. ○ Abb. 9.1 Rosazea erythematosa-teleangiectatica. © Prof. Dr. Schaller, Universität Tübingen ○ Abb. 9.2 Rosazea mit Teleangiektasien und beginnendem Rhinophym. Adler 2012 138 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Das Stadium II der Erkrankung ist durch das Entzündungsgeschehen gekennzeichnet. Auf der geröteten Gesichtshaut bilden sich entzündete Papeln und Pusteln, im Gegensatz zur Akne findet man jedoch keine Mitesser. ○ Abb. 9.3 Rosazea papulopustulosa. © Prof. Dr. Schaller, Universität Tübingen geleitet wird. Im Gegensatz zu Entzündungen bei Akne heilen die Papeln und Pusteln ohne Narbenbildung ab. Meistens finden sich die Rötungen und Entzündungen symmetrisch verteilt auf beiden Gesichtshälften, mitunter ist auch das gesamte Gesicht betroffen. In seltenen Fällen breiten sich die Entzündungen und das Erythem auch auf Hals, Brust und Dekolletee aus (extrafaziale Rosazea). Aufgrund des Entzündungsgeschehens wird die Erkrankung in diesem Stadium sehr leicht mit Akne verwechselt. Zur Abgrenzung ist es wichtig, nach den Primäreffloreszenzen der Akne, den Komedonen, zu suchen. Bei einer Rosazea fehlen nämlich Komedonen, die Entzündungen entwickeln sich im Gegensatz zur Akne nicht aus Mitessern. Stadium III – glandulär-hyperplastische Rosazea Nur etwa 5 % aller Patienten entwickeln die schwerste Form der Rosazea, eine sogenannte glandulär-hyperplastische Rosazea. Dieses Stadium der Erkrankung zeichnet sich durch große entzündete Knoten aus, die häufig große Plaques („beetförmige“ Gewebeveränderung) bilden. Die Haut erscheint dadurch uneben und aufgetrieben. Durch die vermehrte Neubildung von Bindegewebe (Bindegewebshyperplasie) und die überschießende Vergrößerung von Talgdrüsen (Talgdrüsenhypertrophie) kann es zusätzlich zur Bildung von Phymen kommen. Der Begriff „Phym“ leitet sich vom griechischen Wort „phyma“ her, was so viel wie „Knolle“ Rosazea 9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea 139 Das Stadium III der Rosazea geht mit auffälligen Veränderungen der Gesichtshaut einher. Die Haut ist knotig verdickt und geschwollen, durch Neubildung von Bindegewebe und die Vergrößerung der Talgdrüsen können wulstartige Knollen an Nase, Kinn oder Ohren entstehen. Diese Phyme lassen sich nur operativ entfernen. ○ Abb. 9.4 Rhinophym. © Prof. Dr. Schaller, Universität Tübingen oder „Schwellung“ bedeutet. Am häufigsten tritt ein solches Phym an der Nase auf (Rhinophym) (○ Abb. 9.4). Im Volksmund wird diese Gewebsveränderung fälschlicherweise oft als „Säufernase“ bezeichnet, obwohl übermäßiger Alkoholgenuss kein Auslöser für die Bildung eines solchen Phyms ist. Diese wulstartigen Verdickungen können aber auch am Kinn (Gnatophym), an der Stirn (Metophym), am Ohr (Otophym) oder an den Augenlidern (Blepharophym) entstehen. Medizinisch gesehen handelt es sich bei Phymen um gutartige Gewebeveränderungen, die lediglich kosmetisch störend sind. Für die Patienten sind diese Gewebewucherungen aber zum Teil sehr entstellend, wodurch psychische Belastungen mit Minderwertigkeitsgefühlen bis hin zum sozialen Rückzug ausgelöst werden können. Die Therapie eines derartigen Phyms ist in der Regel nur chirurgisch möglich, die Ergebnisse hierbei sind aber überraschend gut. 9.2.2 Sonderformen der Rosazea Ophthalmorosazea Bei 30–50 % aller Rosazeapatienten treten Komplikationen der Erkrankung unter Beteiligung der Augen auf. Unabhängig vom Schweregrad der Hauterkrankung kann es zu langwierigen Entzündungen der Bindehaut (Konjunktivitis) oder der Augenlider (Blepharitis) kommen. Diese relativ unspezifischen Beschwerdebilder zeichnen sich vor allem durch die Symptome eines trockenen Auges aus: die Patienten klagen über Fremdkörpergefühl, trockene, bren- Fast die Hälfte aller Rosazeapatienten ist von Krankheitssymptomen an den Augen betroffen. Es kommt zu langwierigen Lidrand- oder Bindehautentzündungen. Außerdem klagen die Betroffenen über große Probleme mit trockenen Augen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Beschwerden auch ohne typische Rosazeasymptome an der Haut auftreten können. 140 Die Symptome des trockenen Auges können Sie gut mit einem Tränenersatzmittel lindern. Es gibt Augentropfen oder auch Augengele, die etwas stärker wirken als die Tropfen. Falls Sie eine ernsthafte Entzündung der Lidränder oder der Augen bekommen, so zögern Sie bitte nicht, Ihren Augenarzt aufzusuchen. Rosazea conglobata ist durch große, entzündete Knoten und Entzündungen im Gesicht gekennzeichnet. Sie wird leicht mit einer Akne conglobata verwechselt. Rosazea fulminans ist die schwerste Form der Rosazea. Betroffen sind ausschließlich junge Frauen, oft nach einer Schwangerschaft. Die Patientinnen sind durch große, zusammenfließende Knoten und eine Vielzahl von Papeln und Pusteln im Gesicht meist schwer entstellt, wodurch ein hoher Leidensdruck entsteht. 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea nende oder tränende Augen, häufig ist der Lidrand massiv gerötet. Durch Störungen der Zusammensetzung des Tränenfilms treten manchmal auch Sehstörungen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auf. In Einzelfällen kann die Entzündung der Bindehaut bzw. der Augenlider auf die Hornhaut übergreifen. Eine solche Keratitis verläuft mitunter dramatisch und kann sogar zur Erblindung führen. Aus diesem Grund sollten auch bei leichten Verlaufsformen der Rosazea regelmäßige augenärztlichen Kontrollen durchgeführt werden, um ophthalmologische Komplikationen der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Die Therapie einer Ophthalmorosazea erfolgt stadiengerecht. Bei leichten Beschwerden genügt eine lokale Therapie der Augen mit lipidhaltigen Tränenersatzmitteln. Sinnvoll ist außerdem eine konsequente Lidrandhygiene, so dass die verklebten Sekrete der Meibomschen Drüsen regelmäßig und vorsichtig entfernt werden. Hilfe hierbei bietet z. B. das Medizinprodukt Blepha Gel. Stärkere, entzündliche Beschwerden lassen sich durch eine topische Antibiotikatherapie behandeln. Zum Einsatz kommen hierbei Ciclosporinaugentropfen oder 1,5 % Azithromyzinaugentropfen. Evtl. bietet die Anwendung von Pimecrolimus als Augenlidcreme einen sinnvollen Therapieansatz. Die Behandlung sollte immer durch einen erfahrenen Augenarzt begleitet werden. Rosazea conglobata Eine Rosazea conglobata erinnert optisch an Akne conglobata. Die Haut ist durch große, entzündete und verhärtete Knoten und Plaques gezeichnet. Diese Effloreszenzen sind sehr schmerzhaft. Im Gegensatz zur Akne conglobata finden sich diese typischen Hautveränderungen jedoch ausschließlich im Gesicht. Rosazea fulminans Die Rosazea fulminans ist die schwerste Verlaufsform der Rosazea und tritt ausschließlich bei jüngeren Frauen auf. Dieses Krankheitsbild entsteht akut innerhalb weniger Tage bis Wochen, oft im Anschluss an eine Schwangerschaft. Im Vorfeld entwickeln die Patientinnen immer eine Seborrhoe, auf der sich große, zusammenfließende Knoten und viele Papeln und Pusteln finden. Der Allgemeinzustand der Patientinnen ist im Gegensatz zu Patienten, die an einer Akne fulminans leiden, in der Regel gut, nur sehr selten wird über Fieber oder auch Gewichtsverlust berichtet. Allerdings unterliegen die Patientinnen meistens einem sehr hohen psychischen Leidensdruck durch die oft sehr entstellenden Entzündungen im Gesicht. Die Therapie wird mit systemischem Isotretinoin und – in diesem besonderen Fall – mit topischen/systemischen Glucocorticoiden durchgeführt und ist meist sehr langwierig. Gramnegative Rosazea Diese seltene Sonderform der Rosazea entwickelt sich als Folge einer unsachgemäßen Behandlung der Haut mit topischen oder systemischen Antibiotika Rosazea 9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea über mehrere Monate. Durch die langfristige Antibiotikagabe werden gramnegative Keime (Klebsiellen, E. coli, Proteus- und Pseudomonas-Arten) selektiert, die sich in entzündeten Pusteln auf der stark geröteten Haut vermehren. Die Abgrenzung zur Rosazea papulopustulosa ist schwierig, aber unbedingt erforderlich, da unterschiedliche Behandlungen erforderlich sind. Die gramnegative Rosazea sollte innerlich mit Isotretinoin in Dosierungen von 10–20 mg/Tag behandelt werden. Steroidrosazea Eine Steroidrosazea entwickelt sich typischerweise dann, wenn eine Rosazea aufgrund einer Fehldiagnose falsch behandelt wurde. Wird eine Rosazea nicht erkannt und fälschlich mit topischen oder systemischen Glucocorticoiden behandelt, so kommt es zu Therapiebeginn zunächst zu einer scheinbaren Besserung des Hautzustandes. Im Verlauf der Behandlung verschlechtern sich die Symptome jedoch massiv: durch die Glucocorticoide kommt es zur Hautatrophie, es bilden sich verstärkt Teleangiektasien, Papeln und Pusteln und die Haut verfärbt sich dunkelrot und spannt extrem. Die wichtigste Therapiemaßnahme besteht im sofortigen Absetzen der Steroidbehandlung. In der folgenden Zeit erholt sich die Haut in der Regel, allerdings kommt es während der sehr langwierigen Heilung immer wieder zu Verschlechterungen des Befunds. Zusätzlich zum Steroidentzug kommen orale Antibiotika, niedrig dosiertes Isotretinoin (10–20 mg/Tag) oder die topische Anwendung von Calcineurininhibitoren (z. B. Protopic®/WS: Tacrolimus, Elidel®/WS: Pimecrolimus) zum Einsatz. Lupuide (granulomatöse) Rosazea Bei der lupuiden Rosazea ist die Gesichtshaut insgesamt stark gerötet. Zusätzlich finden sich typische bräunlich-rote Papeln und Knötchen, die wie verstreut auf Ober- und Unterlidern, Jochbein und um den Mund herum zu finden sind. Die lupuide Rosazea lässt sich nur sehr schwer behandeln. Zum Einsatz kommen orale Tetracycline (Doxycyclin 40 mg/Tag), Prednisolon (20–40 mg/ Tag) für ca. zwei Wochen oder Isotretinoin (10–20 mg/Tag). Morbus Morbihan Bei dieser Sonderform der Rosazea bilden sich unter Beteiligung der Lymphgefäße im Gesicht sehr derbe Ödeme an Wangen, Nase und Stirn der Patienten. Diese Ödeme fühlen sich nicht weich und aufgepolstert an, sondern sind hart und lassen sich nur schlecht eindrücken. Namensgebend für die Erkrankung ist die Region Morbihan in Frankreich. Dort tritt diese Erkrankung überdurchschnittlich häufig auf, wobei die Gründe hierfür unklar sind. Zur Therapie des Morbus Morbihan wird Isotretinoin in Dosierungen von 10–20 mg/Tag in Kombination mit dem Mastzellstabilisator Ketotifen (2-mal täglich 1 mg) über einen Zeitraum von 3–6 Monaten gegeben. 141 Durch den unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika über mehrere Monate kann eine Sonderform der Rosazea ausgelöst werden. Wenn eine Rosazea nicht erkannt wird und fälschlicherweise – wie eine allergische Hautveränderung – mit Cortison behandelt wird, kann sich eine Steroidrosazea entwickeln. Zunächst bessert sich das Hautbild, im Verlauf der Behandlung kommt es jedoch zu einer deutlichen Verschlechterung des Befunds. Die Haut erscheint durch entzündete Pickel und erweiterte Äderchen stark gerötet und spannt extrem. Die lupuide Rosazea ist durch eine starke Rötung der Gesichtshaut und viele bräunliche Knötchen im Gesicht gekennzeichnet. Sie lässt sich nur sehr schwer behandeln. Morbus Morbihan ist eine Sonderform der Rosazea, bei der die Lymphgefäße mit betroffen sind. Im Gesicht bilden sich derbe Ödeme, das Gesicht erscheint geschwollen und die Ödeme lassen sich kaum eindrücken. Die Behandlung erfolgt hier ausnahmsweise mit Isotretinoin und Ketotifen. 142 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Rosazea im Kindesalter Obwohl Rosazea üblicherweise eine Erkrankung der 2. Lebenshälfte ist, gibt es auch Fallbeschreibungen der Erkrankung bei Kindern. Das Erscheinungsbild der Rosazea unterscheidet sich nicht wesentlich vom Erscheinungsbild bei Erwachsenen: es zeigen sich Teleangiektasien, Papeln und Pusteln, die Augen sind ebenfalls häufig betroffen. Nur die Entwicklung von Phymen wird bei Kindern zum Glück nicht beobachtet. 9.2.3 Diagnose der Rosazea Die Rosazea wird vom Hautarzt in erster Linie an Hand Ihres Erscheinungsbilds diagnostiziert – Zusatzuntersuchungen (Blutwerte, Abstriche, histologische Schnitte) sind in der Regel nicht notwendig. Typisches Erkennungsmerkmal ist das Erythem, das in der Regel symmetrisch über das gesamte Gesicht verteilt erscheint. Zusätzlich können – je nach Schweregrad - Teleangiektasien, Papeln und Pusteln vorhanden sein. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist außerdem, dass sich die Hauterscheinungen durch Triggerfaktoren (UV-Licht, scharfe Gewürze, Alkohol, heiße Getränke, Temperaturwechsel und emotionalen Stress) verschlechtern. Dieses Phänomen sollte im Anamnesegespräch hinterfragt werden. Rosazea und Akne ähneln sich hinsichtlich ihrer Symptome: die Gesichtshaut ist entzündet, gerötet und von Papeln und Pusteln gezeichnet. Zur Abgrenzung zwischen den beiden Erkrankungen gilt es, die Unterschiede zu (er-)kennen, denn die beiden Erkrankungen der Gesichtshaut erfordern unterschiedliche Therapiekonzepte. □ Tab. 9.1 gibt einen Überblick über die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Hauterkrankungen. Eine Rosazea kann aber auch fälschlich als systemischer Lupus erythematodes diagnostiziert werden. Diese Erkrankung geht ebenfalls mit einem bleibendem Erythem im Gesicht einher (sog. „Schmetterlingserythem“), das sich unter Einwirkung von UV-Strahlung verschlechtert (○ Abb. 9.4). Im Gegensatz zur Rosazea handelt es sich bei dieser Erkrankung um eine Autoimmunkrankheit, die u. a. zu Gefäßentzündungen in Haut und Organen führt. Als wichtigstes Kriterium für die Differenzialdiagnose bzgl. der Rosazea dient hier das Suchen nach Teleangiektasien: bei Rosazea treten Teleangiektasien auf, nicht aber beim syst. Lupus erythematodes. Außerdem findet man auf dem Schmetterlingserythem der Patienten in der Regel keine Papeln und Pusteln. Beim systemischer Lupus erythematodes klagen die Patienten zudem häufig über Begleitsymptome in Form von Fieber, Gelenkschmerzen und allgemeinem Krankheitsgefühl – Symptome, die bei Rosazea fehlen. Die Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (immunmodulatorische bzw. immunsuppressive Therapien) unterscheidet sich ganz wesentlich von der Therapie der Rosazea, deshalb ist die Differenzialdiagnose äußerst wichtig. Abzugrenzen ist die Rosazea außerdem von der perioralen Dermatitis („rosazeaartigen Dermatitis“). Diese Erkrankung betrifft besonders häufig Rosazea 9.2 Beschwerden, Symptome und Diagnostik der Rosazea 143 ○ Abb. 9.5 Schmetterlingserythem beim systemischen Lupus erythematodes. Adler 2012 □ Tab. 9.1 Abgrenzung zwischen Akne und Rosazea Merkmal Akne Rosazea Komedonen +++ – Papeln ++ ++ Pusteln ++ ++ Knoten + + Narben + – Keloide + – Teleangiektasien – ++ Bleibende Erytheme – ++ Augenbeteiligung – (+) Talgdrüsenhyperplasie (→ Phymbildung) – (+) Sonnenlicht Häufig Verbesserung des Hautbilds Verschlechterung des Hautbilds Typisches Erkrankungsalter Jugendliche, junge Erwachsene Beginn im 3./4. Lebensjahrzehnt Akne und Rosazea ähneln sich auf den ersten Blick und können leicht verwechselt werden. Da die beiden Hauterkrankungen aber unterschiedliche Behandlungen erfordern, sollte man die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale kennen. Bei Akne treten im Gegensatz zur Rosazea Mitesser auf. Bei Rosazea dagegen steht die massive Rötung der Gesichtshaut mit erweiterten Äderchen im Vordergrund. Akne ist außerdem eine Erkrankung, die vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betrifft. Rosazea tritt dagegen meist erst jenseits des 40. Lebensjahres auf. 144 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Frauen, die großen Wert auf Kosmetik und Hautpflege legen („StewardessenKrankheit“) und ihre Haut dadurch gewissermaßen überpflegen: es kommt zu einer Hyperhydration und Quellung der Haut, das physiologische Gleichgewicht der Haut entgleist und es können sich entzündungsfördernde Keime ansiedeln. Dadurch entwickeln sich Entzündungen in den Vellulhaarfollikeln im Gesicht, es bilden sich Papeln, flüssigkeitsgefüllte Pusteln und schuppende Plaques, die Haut ist rot und entzündet. Da diese Hautveränderungen meist jucken, spannen und brennen, versuchen die Patienten in der Regel, die Haut durch erneutes Eincremen zu beruhigen – dadurch wird die Entzündungsreaktion aber erneut angefacht, ein circulus vitiosus beginnt. Wie auch bei Rosazeapatienten ist die Haut der Betroffenen äußerst empfindlich und wird durch unterschiedlichste Kosmetika sehr leicht gereizt und irritiert. Differenzialdiagnostisch lässt sich die Rosazea von der perioralen Dermatitis dadurch unterscheiden, dass bei der perioralen Dermatitis keine Teleangiektasien auftreten. Außerdem breitet sich die periorale Dermatitis – wie der Name bereits sagt – in erster Linie um den Mund herum aus, wobei ein schmaler Saum direkt um die Lippen herum frei von Entzündungen bleibt, denn hier sind keine Vellushaarfollikel angelegt. Bei Rosazea ist dagegen meist das gesamte Gesicht von den Rötungen und Entzündungen betroffen, auch in direkter Nachbarschaft zu den Lippen können Effloreszenzen entstehen. Die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung der Rosazea bietet eine gute Orientierungshilfe für den behandelnden Arzt. Es werden bewährte Therapiemaßnahmen für die verschiedenen Stadien der Erkrankung aufgeführt. Im Einzelfall kann eine Abweichung von der Leitlinie jedoch durchaus sinnvoll sein. 9.3 Therapieoptionen bei Rosazea 9.3.1 Die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: „Rosazea“ Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea wurde im Auftrag der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) im Dezember 2008 erarbeitet und gilt nach Überarbeitung im März 2013 in der vorliegenden Form bis März 2017. Die Leitlinie wurde nach den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) erstellt. Sie entspricht der Qualitätsstufe S1, d. h. die Leitlinie wurde von einer Expertengruppe im informellen Konsens erarbeitet. Eine Leitlinie der Qualitätsstufe S1 hat in erster Linie beratenden Charakter, sie wird von Experten des jeweiligen Fachs aufgrund ihrer Erfahrung erstellt – Studienergebnisse liegen nicht vor oder werden bei der Erarbeitung der Leitlinie nicht berücksichtigt. Die vorliegende S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea soll daher vor allem eine Orientierungshilfe für die behandelnden Ärzte bieten, in Einzelfall kann bzw. muss von der Leitlinie jedoch abgewichen werden. Rosazea 9.3 Therapieoptionen bei Rosazea 145 Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea stellt -- allgemeine Maßnahmen (Vermeidung von Triggerfaktoren), -- topische Therapiemaßnahmen (Azelainsäure und Metronidazol), -- systemische Therapieempfehlungen (Tetracycline, Makrolide, Metronidazol und Isotretinoin), -- kombinierte topische und systemische Therapiemaßnahmen sowie -- alternative Therapieoptionen (Laserbehandlung, Therapie mit gepulstem Licht, chirurgische Maßnahmen), -- Therapieempfehlungen zu Sonderformen der Rosazea (Ophthalmorosazea, Rosazea fulminans, Steroidrosazea u. a.) vor und gibt Empfehlungen für den Einsatz der jeweiligen Maßnahmen. Außerdem bietet die Leitlinie Informationen zur Epidemiologie, Pathogenese, Klinik und Histopathologie der Erkrankung. Die Auswahl der Therapieoptionen, die im Folgenden vorgestellt werden, orientiert sich an der S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung der Rosazea. Die Leitlinie enthält keine Fließschemata oder Flussdiagramme zur Therapieauswahl, sondern führt die einzelnen Arzneistoffe und ihre Einsatzmöglichkeiten bzw. Anwendungserfolge auf. Die Auswahl muss der behandelnde Arzt im Einzelfall selbst treffen. Merke --- 9.3.2 Die S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea stellt bewährte Therapiemaßnahmen zur Behandlung der Rosazea zusammen. Alle Arzneimittel, die im folgendem Text für die Behandlung der Rosazea besprochen werden, sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – in der S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea aufgeführt. Nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen Allgemeine Verhaltensmaßnahmen Sofern der Patient weiß, auf welche Faktoren er mit einer Flushsymptomatik im Gesicht reagiert, sollte er diese auslösenden Provokationsfaktoren bestmöglich meiden. Typische Reize, die eine Gefäßerweiterung und dadurch eine Gesichtsrötung auslösen können, sind: Alkohol, scharf gewürzte Speisen, heiße Getränke, Überhitzung der Gesichtshaut (Sauna, Sport), UV-Strahlung. ------ Vermeiden Sie, wenn möglich, Situationen, die bei Ihnen einen Flush auslösen. Bei vielen Patienten wird ein Flush z. B. durch den Genuss von einem Glas Sekt oder durch scharfe Speisen ausgelöst. 146 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Für die Hautpflege gelten besonders hohe Ansprüche für die Auswahl der verwendeten Kosmetika. Sie sollten wenig fetthaltig sein, um okklusive Effekte mit Hitzestau in der Haut zu vermeiden. Je weniger Inhaltsstoffe die Pflegeprodukte enthalten, um sie geringer ist das Risiko, zusätzliche Hautirritationen an der hochempfindlichen Haut auszulösen. Geeignete Produkte werden in ▸ Kap. 12.3 besprochen. Denken Sie bitte immer an einen hohen Sonnenschutz, wenn Sie sich längere Zeit im Freien aufhalten! Es gibt keine spezielle Rosazea-Diät. Manche Patienten wissen jedoch ganz genau, durch welche Nahrungsmittel bei Ihnen ein Flush ausgelöst wird. Diese Nahrungsmittel sollten dann so weit wie möglich gemieden werden. Sprechen Sie einmal mit Ihrem Hautarzt, wenn Sie diese erweiterten Äderchen zu sehr stören. Durch eine Laserbehandlung können diese Gefäße entfernt werden. Sonnenschutz Besonderen Stellenwert bei der Behandlung der Rosazea hat der Sonnenschutz, da UV-Strahlung als Triggerfaktor für Rosazea gilt. Die eingesetzten Hautschutzprodukte sollten immer auch einen ausreichend hohen UV-A-Schutz besitzen und für hochempfindliche Haut geeignet sein. Manche Hautärzte empfehlen bei Rosazea in erster Linie Sonnenschutzprodukte mit rein physikalischen UV-Filtern (i. d. R. Zinkoxid oder Titandioxid). Gut geeignet sind hier z. B. die Produkte der weißen Sonnenschutzlinie von Avène. Diese Sonnenschutzprodukte enthalten nur mineralische Filtersubstanzen, die trotzdem einen guten Breitbandschutz selbst im UV-A-Bereich gewähren. Alle Produkte der weißen Linie sind frei von Parabenen und Duftstoffen und deshalb hochverträglich. Der „Weißeleffekt“, der oft als kosmetisch störend bei mineralischen Lichtschutzpräparaten empfunden wird, ist bei diesen Produkten minimiert: alle Präparate der Linie sind mit hautfarbenen Pigmenten angefärbt und dadurch unauffällig nach dem Auftragen. Auch andere Firmen stellen Produkte her, die nur physikalische Lichtschutzfilter enthalten (z. B. Daylong Baby, Eucerin Sun Mikropigment 25). Ernährung Es gibt keine spezielle Rosazea-Diät. Die Patienten sollten allerdings darauf achten, Nahrungsmittel, die bei Ihnen einen Flush auslösen, weitestgehend zu meiden. Im Einzelfall können dies folgende Produkte sein: scharfe Gewürze, Alkohol, Kaffee, schwarzer Tee (Koffein!), zu heiße Speisen und Getränke. ----- Lasertherapie zur Behandlung von Teleangiektasien Auffällige Teleangiektasien können durch Laserbehandlungen sehr gut entfernt werden, großflächige Erytheme sprechen auf einer Laserbehandlung jedoch vergleichsweise schlecht an. Folgende Methoden stehen zur Auswahl: Gepulster Farbstofflaser Kupferdampflaser Kryptonlaser Gepulster Neody-YAG-Laser Argonlaser ------ Rosazea 9.3 Therapieoptionen bei Rosazea Für einen guten Behandlungserfolg sind je nach gewählter Therapieform meist 1–4 Behandlungstermine notwendig. Durch die energiereiche Strahlung kommt es zu einer Kontraktion der erweiterten Gefäße oder auch zu einer vollständigen Zerstörung dieser Gefäße. Die Verträglichkeit der verschiedenen Verfahren ist sehr gut. Als Nebenwirkungen können vereinzelt Hypopigmentierungen, Narben- und Blasenbildung oder auch Schmerzen auftreten. Alternativ zur Lasertherapie kann auch eine Behandlung mit hochenergetischem, gepulsten Licht (IPL) erwogen werden. Bei diesem Verfahren kommt Licht eines größeren Wellenlängenspektrums zum Einsatz. Auch hierdurch können Teleangiektasien sehr gut entfernt werden, außerdem lassen sich größere Hautareale der Behandlung unterziehen als bei einer punktuellen Lasertherapie. Grundsätzlich kontraindiziert sind derartige Lichtbehandlungen immer dann, wenn die Patienten unter einer Therapie mit photosensibilisierenden Medikamenten stehen. Gerade bei Rosazea kommt dies häufig vor, denn viele Rosazeamedikamente (z. B. Minocyclin, Doxycyclin, Isotretinoin) erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut. Vor Beginn einer Lichttherapie ist deshalb eine genaue Anamnese unbedingt erforderlich. Chirurgische Maßnahmen zur Behandlung des Rhinophym Beim Rhinophym handelt es sich um eine gutartige Gewebewucherung, die in erster Linie kosmetisch störend empfunden wird. Da diese Gewebewucherungen aber für die Patienten mitunter sehr entstellend sind und dadurch oft auch psychische Probleme verursachen, besteht Therapiebedarf. Phyme können jedoch nur chirurgisch abgetragen werden, medikamentöse bzw. kosmetische Behandlungsversuche zeigen wenig Aussicht auf Erfolg. Sinnvoll kann jedoch eine Vorbehandlung mit Isotretinoin sein, um das Rhinophym zu verkleinern. Ziel der Behandlung sollte immer die Wiederherstellung der ursprünglichen Nasenform sein. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn sich der Chirurg an Fotos der Nase des Patienten aus Zeiten vor Ausbildung des Rhinophyms orientiert. Kryochirurgie Bei der Kryochirurgie („Vereisung“) wird Gewebe durch die Anwendung extremer Kälte abgetragen. Die Kälte entsteht durch das Verdampfen von flüssigem Stickstoff, wobei Temperaturen von -200 °C erzeugt werden können. Bei dieser Kälteanwendung bilden sich intrazellulär Eiskristalle und zerstören dabei die betroffenen Zellen. Dadurch wird im Bereich der behandelten Haut eine Nekrose ausgelöst, das Gewebe stirbt ab. Durch die nachfolgende Entzündungsreaktion kann sich neues, gesundes Gewebe nachbilden. 147 Die Behandlung zur Entfernung der erweiterten Äderchen mit Laser ist gut verträglich. In der Regel sind 1–4 Behandlungstermine notwendig für ein gutes Ergebnis. Solange Sie die Tabletten gegen Rosazea einnehmen, kann eine Lasertherapie nicht durchgeführt werden. Dieses Arzneimittel macht Ihre Haut sehr lichtempfindlich. Durch eine Behandlung mit Laserstrahlung können unter diesen Umständen sehr unangenehme Hautreaktionen ausgelöst werden. Phyme, z. B. eine Knollennase, können nur chirurgisch behandelt werden. Man hat heutzutage aber sehr gute Operationstechniken, um die ursprüngliche Form der Nase wieder herzustellen. 148 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea Zur Behandlung des Rhinophyms hat sich die Kryotherapie nicht besonders gut bewährt. Die Behandlung geht mit starken Blutungen einher, wodurch die Sicht auf das Operationsfeld stark behindert wird. Außerdem lässt sich die Tiefenwirkung bzw. Tiefenschädigung von gesundem Gewebe nur schwer kontrollieren. Dermashaving/Skalpellexzision Als Standardmethode für die Operation eines Rhinophyms hat sich die Skalpellexzision oder auch das Dermashaving durchgesetzt. Bei diesem Verfahren werden große Wucherungen an der Nase mit dem Skalpell entfernt. Anschließend wird die normale Form der Nase wieder hergestellt, indem die unebene Haut an der Nase mit einem Einmalrasierer gleichmäßig entfernt wird. Die Abheilung der Wunde dauert ca. 4 Wochen, danach ist die Nase wieder kosmetisch schön anzusehen. Beim Dermashaving oder der Skalpellexzision wird das wuchernde Gewebe so von der Nase abgeschnitten, dass die Form der Nase wiederhergestellt wird. Die Abtragung des Gewebes kann hierbei mit einem Skalpell (Skalpellexzision) oder aber auch mit einem Einmalrasierer (Dermashaving) erfolgen. Beide Methoden werden oft miteinander kombiniert und liefern gute kosmetische Ergebnisse, wobei bis zur Reepithelisierung und vollständigen Abheilung der „neuen Nase“ etwa drei Wochen Zeit erforderlich sind. Die Operation ist kostengünstig und lässt sich schnell durchführen. Aus diesem Grund gilt die Methode als Standardtherapie zur chirurgischen Behandlung des Rhinophyms. Hauptprobleme, die bei dieser Operationstechnik bestehen, sind starke Blutungen, die die Sicht des Chirurgen behindern können. Dadurch besteht das Risiko, dass zu viel Gewebe abgetragen wird und tiefe Gewebeschädigungen verursacht werden. Die starken Blutungen können außerdem die Feinmodulierung der Nase erschweren. Dermabrasion Bei der Dermabrasion wird mit Hilfe von rotierenden Diamantschleifköpfen, die über die Hautoberfläche bewegt werden, Hautgewebe mechanisch abgeschliffen und die Epidermis auf diese Weise geglättet. Die Geräte sind tragbar und daher ohne großen technischen Aufwand einsetzbar. Die Schleifkörper können je nach den Erfordernissen in unterschiedlicher Größe und unterschiedlich starker Körnung ausgewählt werden. Für einen guten Behandlungserfolg ist die richtige Tiefe beim Abschleifen entscheidend. Das Handstück mit den Schleifkörpern sollte während der Behandlung unter leichtem Druck mit streichenden Bewegungen über die Haut geführt werden. Zunächst wird dadurch die bräunlich-weiße Epithelschicht abgeschilfert bis zur nichtblutenden Grenzschicht zwischen Epidermis und Lederhaut. Beim weiteren Abschleifen der Haut zeigt sich dann das rosafarbene Gewebe der Dermis. Hier kann es zu leichten Blutungen kommen, weil die Papillarschicht mit ihren Gefäßen leicht verletzt wird. Letztlich wird durch die korrekte Durchführung der Dermabrasion eine ebenmäßige Wundfläche hergestellt. Während der Behandlung sollte die Haut fortwährend durch sterile Kochsalzlösung gekühlt und beruhigt werden (z. B. durch Auflage von getränkten Kompressen). Blutungen können elektrochirurgisch gestillt werden. Nach Abschluss der Dermabrasion sollte die Wundfläche steril verbunden werden, um das Infektionsrisiko zu senken. Rosazea 9.3 Therapieoptionen bei Rosazea Im Anschluss an die Behandlung kann die Haut unter langsamer Reepithelisierung gesund und ebenmäßig in 3–4 Wochen nachwachsen. Essentiell notwendig sind in dieser Zeit eine angemessene Hautpflege und vor allem ein hoher Sonnenschutz! Die Behandlung ist für die Patienten kaum schmerzhaft, sofern wirklich nur die obersten Hautschichten entfernt werden. Allerdings können beim Abheilen der Wundfläche Komplikationen auftreten. Probleme liegen vor allem in der Bildung hypertropher Narben. Daneben kann es auch zur Hypopigmentierung kommen, so dass sich die neugebildete Haut farblich deutlich von der unbehandelten Haut abhebt. Die Dermabrasion wird in erster Linie zur Feinmodellierung der Nase nach einer chirurgischen Entfernung des überschüssigen Rhinophymgewebes eingesetzt. Elektrochirurgie Bei der Elektrochirurgie wird das Rhinophymgewebe mit Hilfe eines Elektromessers, das mit Hochfrequenzstrom betrieben wird, abgetragen. Vorteilhaft bei diesem Gerät ist, dass das Elektromesser einerseits schneidet, gleichzeitig aber auch koagulierend wirkt, so dass Blutungen unterbunden werden. Problematisch ist jedoch die große Hitzeentwicklung im Gewebe. Dadurch kann es zu unerwünschten Nekrosen am Knorpelgewebe der Nase kommen. Außerdem lässt sich die Eindringtiefe bei der Operation mit einem Elektromesser nicht gut steuern. Aus diesem Grund werden meist Applikatoren in Form einer Drahtschlinge eingesetzt. Mit diesen Applikatoren werden dann großvolumige Wucherungen abgetragen, ohne dass die Gefahr von Knorpelnekrosen besteht. Die Elektrochirurgie ist sehr kostengünstig und einfach zu handhaben. Vorteilhaft ist außerdem, dass das Verfahren unblutig verläuft. Allerdings kann es Probleme bei der Wundheilung geben, vor allem, wenn aufgrund der thermischen Tiefenwirkung gesundes Gewebe verletzt wurde. Narbenbildung und verzögerte Wundheilung stellen mögliche Folgen dar. Laserchirurgie Bewährt zur chirurgischen Behandlung des Rhinophyms haben sich in den letzten Jahren der CO2-Laser und der Erbium-YAG-Laser. Der Erbium-YAG-Laser wird vor allem zur Feinkorrektur der Nase eingesetzt. Der Laser arbeitet bei einer Wellenlänge von 2 940 nm und dringt nur bis zu 4,5 µm tief in die Haut ein, ohne dabei viel Wärme zu entwickeln. Dadurch kann sehr präzise Gewebe abgetragen werden, ohne dass das umliegende Gewebe durch Hitzeentwicklung in Mitleidenschaft gezogen wird. Der CO2-Laser kommt zunehmend bei der Behandlung von Phymen zum Einsatz. Dieser Laser arbeitet im Infrarotspektrum bei einer Wellenlänge von 10 600 nm und wird von Wasser stark angezogen. Die Strahlung dringt nur 149 Die Dermabrasion eignet sich zur Korrektur von leichten Schönheitsfehlern nach einer erfolgreichen chirurgischen Entfernung von grobem Phymgewebe. Bei diesem Verfahren wird die oberste Hautschicht mit Hilfe von rotierenden Diamantschleifkörpern abgeschilfert. Auf diese Weise wird ein ebenmäßiges Hautprofil hergestellt. Bei der anschließenden Wundheilung bildet sich gesunde, neue und deutlich ebenmäßigere Haut. Die Elektrochirurgie ist ein kostengünstiges und sehr unblutiges Verfahren für Operationen. Allerdings entsteht bei dieser Methode sehr viel Wärme, die in tieferen Gewebsschichten Schäden anrichten kann. Aus diesem Grund wird das Verfahren bei der Operation von Phymen nur selten eingesetzt. 150 Mit Hilfe der Laserchirurgie lassen sich Phyme auf sehr elegante und unblutige Art und Weise operieren, die kosmetischen Ergebnisse sind sehr gut. Allerdings ist das Verfahren sehr kostspielig und stellt hohe Anforderungen an den Operateur und die technischen bzw. räumlichen Gegebenheiten. Aus diesen Gründen hat sich die Laserchirurgie bisher nicht als Standard durchsetzen können. 9 Beratung zum Krankheitsbild Rosazea 0,02–0,03 µm tief in die Haut ein und wird dort fast vollständig von den wasserhaltigen Zellen absorbiert, ohne dass Strahlung gestreut wird. In den Zellen der Haut wird die energiereiche Strahlung anschließend in Wärme umgewandelt. Diese Wärme führt zur Verkohlung des betroffenen Gewebes, so dass letztlich ein Schnitt entsteht. Da die absorbierte Strahlung nicht gestreut oder reflektiert wird, ist diese Methode für das umliegende Gewebe sehr schonend, es können sehr genaue Schnitte geführt werden, ohne dass es zu Blutungen kommt. Außerdem kommt es zu keiner Tiefenschädigung der Haut, da die Eindringtiefe des Lasers begrenzt ist. Das Verfahren wird unter Lokalanästhesie durchgeführt. Die Wundheilung verläuft in der Regel schmerzfrei und schneller als bei herkömmlichen Verfahren mit dem Skalpell. Die Wunde sollte nach der Behandlung mit steriler, mit Vaseline imprägnierter Wundgaze versorgt werden. Nach spätestens drei Wochen ist die Wundheilung abgeschlossen. Wichtig ist auch bei diesem Verfahren, dass die Haut mit hochwertigen Sonnenschutzprodukten vor UVStrahlung geschützt wird. Leider ist die Behandlung mit einem CO2-Laser sehr kostspielig und zeitintensiv. Der Chirurg benötigt eine Zusatzausbildung. Außerdem müssen alle Laserschutzmaßnahmen erfüllt werden, was einen großen technischen Aufwand erforderlich macht. Insgesamt bieten die Methoden der Laserchirurgie keine wesentlichen Vorteile bezüglich des kosmetischen Ergebnisses. Schmerzen, Blutungen und Komplikationen treten im Vergleich zum chirurgischen Standardverfahren mit Skalpell und Einmalrasierer genauso oft auf. Daher hat sich die Lasertherapie bisher nicht als Standard etablieren können. Kapitel 10 151 10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln Rosazeapatienten stehen häufig unter einem hohen Leidensdruck, da sich die Hauterkrankung für jeden sichtbar im Gesicht manifestiert. Je nach Erkrankungsstadium kann dies mit massiven Hautveränderungen einhergehen, die sich auch durch dekorative Kosmetik nicht mehr gut kaschieren lassen. Sie werden deshalb immer wieder im Apothekenalltag mit Patienten konfrontiert werden, die sich im Rahmen der Selbstmedikation mit Arzneimitteln zur Behandlung ihrer Rosazea versorgen möchten – wobei die Patienten oft nicht wissen, woran sie leiden, sondern etwas „gegen Pickel“ haben möchten. Leider gibt es kaum freiverkäufliche Arzneimittel, die sich zur Therapie der Rosazea eignen. Deshalb ist es umso wichtiger für uns als Berater, die Symptome dieser Hautkrankheit zu (er-)kennen und die Patienten gegebenenfalls an den Hautarzt zu verweisen. Nur auf diesem Weg kann eine stadiengerechte Therapie der Rosazea eingeleitet werden. Durch „Experimente“ mit Hausmitteln und Produkten, die in Internetforen oder der Laienpresse empfohlen werden und eine Besserung oder gar Heilung der Rosazea versprechen, wird die Erkrankung meist nur verschlechtert und ein zeitiger Therapiebeginn verschleppt. Dies sollten Sie Ihren Patienten ruhig auch so im Beratungsgespräch vermitteln – denn die Auswahl an bewährten freiverkäuflichen Arzneimitteln zur Behandlung der Rosazea ist wirklich sehr begrenzt. 10.1 Abgrenzung zum Arztbesuch Die Behandlung einer Rosazea sollte sich immer an ihrem Stadium orientieren. Bei einer konsequenten, stadiengerechten Therapie lässt sich die Erkrankung gut kontrollieren, eine vollständige Heilung ist jedoch nicht möglich. Akute Krankheitsschübe können abheilen und schubfreie Zeiten deutlich verlängert werden. Für uns als pharmazeutisches Personal ist es enorm wichtig, die Eigendiagnose „Rosazea“ zu hinterfragen und die Patienten gegebenenfalls an den Arzt zu verweisen. Nur sehr milde Verlaufsformen können auf dem Wege der Selbstmedikation bzw. mit Hilfe von speziellen kosmetischen Produkten (▸ Kap. 12) behandelt werden. In den meisten Fällen muss jedoch hautärztliche Hilfe in Anspruch Rosazea geht mit einem hohen Leidendruck für die Betroffenen einher, da die Gesichtshaut für jeden sichtbar gerötet und entzündet ist. Zur Behandlung der Rosazea stehen kaum wirksame Mittel im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung. Am besten suchen Sie zunächst einmal einen Hautarzt auf, damit eine vernünftige Basistherapie der Rosazea begonnen wird. Unterstützend kann ich Ihnen dann sicher noch einiges empfehlen. Sind Sie sich denn sicher, dass Sie an Rosazea leiden? Wurde diese Diagnose vom Arzt gestellt? Rosazea lässt sich bisher nicht heilen. Ihr Hautarzt kann mit Ihnen jedoch eine Behandlung einleiten, so dass die akuten Entzündungen abklingen und sich ihr Hautzustand stabilisiert. Durch eine konsequente Therapie können Sie lange Zeiten ohne Hautprobleme für sich erreichen. 152 10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln genommen werden, um einen Rosazeaschub zum Abklingen zu bringen. In der Regel wird der Dermatologe eine Therapie mit verschreibungspflichtigen, topischen Arzneimitteln einleiten. Bei Komplikationen kann auch die Konsultation eines Augenarztes (Ophthalmorosazea) bzw. Chirurgen (Phymbildung) notwendig sein. 10.2 BAK-Leitlinie: fünf Fragen Eine gute Beratung in der Selbstmedikation ist nur durch gezieltes Fragen und Sammeln von Informationen möglich. Durch eine geschickte Gesprächsführung lässt sich die Eigendiagnose hinterfragen, so dass das bestmögliche Medikament ausgewählt werden kann. Gleichzeitig kann abgeklärt werden, ob ein Arztbesuch notwendig ist. Folgende Fragen sollten in Anlehnung an die BAK-Leitlinie zur Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der Selbstmedikation geklärt werden: 10.2.1 Ist dieses Arzneimittel für Sie selbst oder sollen Sie es für jemanden mitbringen? Ich frage deshalb, weil dieses Arzneimittel beispielsweise in der Schwangerschaft nicht angewendet werden darf. Hier sollte abgeklärt werden, für wen das gewünscht Arzneimittel bestimmt ist. Der Kunde, der nach dem Produkt fragt, ist nicht immer auch der Anwender! Wichtige Informationen zur betroffenen Person sind z. B. das Alter und Geschlecht. Im Falle der Rosazea gilt: -- Keine Selbstmedikation mit herkömmlichen Rosazeatherapeutika in der Schwangerschaft und Stillzeit. 10.2.2 Was möchten Sie denn mit diesem Mittel erreichen? Ich frage das, damit wir das richtige Produkt für Sie auswählen können. Fragen zum Beschwerdebild Hier sollte abgeklärt werden, ob die Erkrankung tatsächlich ein Fall für die Selbstmedikation ist. Grundsätzlich ist eine Selbstmedikation möglich -- bei sehr milden Verlaufsformen der Rosazea, -- in schubfreien Intervallen, -- als Therapieergänzung während einer systemischen Rosazeatherapie. 10.2.3 Seit wann haben Sie die Probleme mit der Haut? Fragen zur Person des Anwenders Fragen zur Dauer der Beschwerden Um die Grenzen der Selbstmedikation zu hinterfragen, sollte abgeklärt werden, seit wann die Hautprobleme bestehen. Langanhaltende Hautveränderungen mit Rötungen und entzündlichen Papeln, Pusteln, Knoten etc. gehören in die Hände eines Dermatologen. Rosazea 10.3 Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen 10.2.4 Fragen zu anderen Erkrankungen bzw. zur Anwendung anderer Arzneimittel Nicht alle freiverkäuflichen Aknetherapeutika sind unproblematisch hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, manche Mittel sind bei entsprechenden Grunderkrankungen sogar kontraindiziert. Außerdem können manche Grunderkrankungen bzw. Arzneimittel oder Kosmetika Hautveränderungen mit Rötungen, Papeln und Pusteln auslösen. Hier ist der Einsatz von Mitteln zur Behandlung einer Rosazea häufig der falsche Therapieansatz. Deshalb sollte immer nach möglichen Grunderkrankungen bzw. einer eventuellen Dauermedikation gefragt werden. -- Lidrandentzündungen/trockene, gereizte Augen sind sehr unspezifische Symptome, sie kommen bei Rosazea vor, aber auch solitär oder im Rahmen anderer Erkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom). -- Rosazea kann (mit-)ausgelöst werden durch die Therapie mit -- Glucocorticoiden (Steroid-Rosazea), -- Glyceroltrinitrat (Flush-Symptomatik!), -- Amiodaron (Flush-Symptomatik!). 10.2.5 Beratung bei der Abgabe von Produkten mit sulfonierten Schieferölen Sulfonierte Schieferöle werden nach wie vor zur Therapie der Rosazea eingesetzt – allerdings wurden diese Zubereitungen nicht in die S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft aufgenommen. Da es jedoch u. a. eine NRF-Rezeptur mit Ammoniumbituminosulfonat zur Behandlung der Rosazea gibt, sollen sulfonierte Schieferöle kurz besprochen werden. 10.3.1 Nehmen Sie andere Arzneimittel ein? Manche Arzneistoffe führen als Nebenwirkung zu ähnlichen Hautveränderungen, und diese Möglichkeit möchte ich ausschließen, bevor wir uns für ein geeignetes Produkt entscheiden. Wie reinigen und pflegen Sie denn bisher Ihre Haut? Bei Rosazea hat die Hautpflege einen großen Einfluss auf das Hautbild. Fragen zu bisherigen Behandlungsversuchen Hier sollte abgeklärt werden, ob bzw. was der Patient bereits gegen seine Hautprobleme unternommen hat. Es bietet sich an dieser Stelle auch an, zu hinterfragen, wie der Patient seine Haut reinigt und pflegt, um gegebenenfalls ein dem Hautbild angemessenes Pflegekonzept zu empfehlen. 10.3 153 Wirkungsweise Sulfonierte Schieferöle besitzen antiinflammatorische, juckreizstillende, antiseptische und antiseborrhoische Wirkung auf die Haut. Anders als Teer-Derivate sind sulfonierte Schieferöle jedoch weitgehend unbedenklich hinsichtlich ihres phototoxischen, mutagenen, teratogenen und kanzerogenen Potenzials. Aus diesem Grund werden sulfonierte Schieferöle bei unterschiedlichen entzündlichen Hauterkrankungen seit vielen Jahren in der Therapie eingesetzt, auch wenn gute Studien und verlässliche Daten zur Wirksamkeit fehlen. Ichthyol wird vor allem von vielen Hautärzten nach wie vor gerne in Form von Individualrezepturen verordnet. Was haben Sie denn bisher versucht, um Ihre Hautprobleme in den Griff zu bekommen? 154 10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln □ Tab. 10.1 NRF 11.108. Hydrophile Zinkoxid-Paste 40 % mit Ammoniumbituminosulfonat 5 % Substanz Konzentration Ammoniumbituminosulfonat 5,0 g Zinkoxid 40,0 g Nichtionische hydrophile Creme SR DAC 20,0 g Gereinigtes Wasser 35,0 g 10.3.2 Hier ist die Hautcreme, die wir für Sie zubereitet haben. Bitte wundern Sie sich nicht über den eigentümlichen Geruch, den diese Creme besitzt. Der Arzneistoff, der für die antientzündliche Wirkung verantwortlich ist, hat diesen starken Eigengeruch. Produkt- bzw. Rezepturbeispiele Hydrophile Zinkoxid-Paste 40 % mit Ammoniumbituminosulfonat 5 % Diese Rezeptur wird bei unterschiedlichen, entzündlichen Hauterkrankungen, z. B. auch bei Rosazea, angewendet. Ammoniumbituminosulfonat wirkt antiinflammatorisch, juckreizstillend und antiseborrhoisch. Zinkoxid trägt durch seine schwachen antimikrobiellen und antiphlogistischen Effekte zur Wirkung bei. Durch den hohen Wasseranteil muss die Mixtur vor dem Auftragen aufgeschüttelt werden und mit einem Spatel als Applikationshilfe aufgetragen werden. Auf der Haut wirkt die Zubereitung durch die Verdunstung des Wassers kühlend, was bei Rosazea von den Patienten als sehr wohltuend empfunden wird (□ Tab. 10.1). Nebenwirkungen Als Nebenwirkung kann es in Einzelfällen zu Hautreizungen in Form von Juckreiz, Rötungen und Brennen kommen. Vereinzelt gibt es auch Fallberichte über Kontaktallergien gegenüber dem Wirkstoff. Ammoniumbituminosulfonat verfärbt Kleidung und Bettwäsche bei Kontakt mit der behandelten Haut, die Flecken lassen sich jedoch in der Regel leicht auswaschen. Störend ist außerdem der sehr intensive, eigentümliche Geruch des Wirkstoffs. Kontraindikationen Ichthraletten sind ein altbewährtes Arzneimittel zur Behandlung der Rosazea von innen heraus. Die Tabletten enthalten einen Wirkstoff, der gegen die Entzündungen in der Haut wirkt und das Bakterienwachstum in den Pickelchen bekämpft. Die Zubereitung darf nicht auf Wunden und Schleimhäute aufgetragen werden. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Ammoniumbituminosulfonat oder Zink ist die Schüttelmixtur kontraindiziert. Ichthraletten Ichthraletten sind zugelassen für die systemische Behandlung der Rosazea. Sie enthalten pro Tablette 200 mg Natriumbituminosulfonat, ein dunkles, sulfoniertes Schieferöl mit antiphlogistischer und antibakterieller Wirkung. Außerdem wird eine überschießende Talgproduktion gedrosselt, was sich bei seborrhoischer Haut zusätzlich positiv auswirkt. Rosazea 10.4 Medikamentöse Alternativen 155 Dosierung und Einnahmehinweis Die Tabletten werden mit Flüssigkeit eingenommen, und zwar nach folgendem Therapieschema: -- 1. und 2. Behandlungswoche: 3 × 2 Tbl. pro Tag -- 3. bis 6. Behandlungswoche: 3 × 1 Tbl. pro Tag Nach spätestens sechs Wochen sollte die Behandlung beendet werden. Nebenwirkungen Die Verträglichkeit von Ichthraletten ist ausgesprochen gut. In sehr seltenen Fällen können leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten oder Unverträglichkeitsreaktionen, die sich in Form von Hautrötungen äußern. Nehmen Sie bitte in den ersten zwei Behandlungswochen jeweils 3 x tgl. 2 Tbl. mit etwas Flüssigkeit ein. Ab der 3. Woche genügt es, wenn Sie 3 x 1 Tbl. einnehmen. Sie sollten die Behandlung nach spätestens 6 Wochen beenden. Kontraindikationen Die gleichzeitige Einnahme von Tetracycline muss vermieden werden, da sich beide Arzneistoffe gegenseitig inaktivieren. In Schwangerschaft und Stillzeit ist die Anwendung von Ichthraletten kontraindiziert, da es keine verlässlichen Daten zur Unbedenklichkeit des Wirkstoffes für die kindliche Entwicklung gibt. Selbstverständlich sind Ichthraletten kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit des Patienten gegenüber sulfonierten Schieferölen (Ammonium- und/oder Natriumbituminosulfonat). 10.4 Medikamentöse Alternativen Viele Patienten interessieren sich für alternative Therapieansätze zur Behandlung ihrer Krankheit, so auch bei der Therapie der Rosazea. Es gibt sowohl zum Einsatz von Schüßler-Salzen als auch zum Einsatz von homöopathischen Mitteln Empfehlungen in der Literatur für einen Behandlungsversuch bei Rosazea. Wichtig ist hierbei, den Patienten zu vermitteln, dass diese Mittel die Therapie durch den Dermatologen nicht ersetzen können, sondern lediglich unterstützenden Charakter haben. Eine Rosazea im Stadium II wird auf Schüßler-Salze und Homöopathie kaum ansprechen. Hier ist Ihre Beratung gefragt, um den Patienten für den Besuch beim Hautarzt zu motivieren. 10.4.1 Schüßler-Salze Biochemische Mittel bieten Unterstützung in der Therapie der Rosazea. Sie können gut mit schulmedizinischen Therapiemaßnahmen kombiniert werden. Eine ausschließliche Behandlung der Rosazea mit Schüßler-Salzen ist jedoch meist nicht ausreichend wirksam. Die Kombinationen der Schüßler-Salze in □ Tab. 10.2 bieten sich für einen Therapieversuch an. Sinnvoll kann auch eine entgiftende Kur mit Schüßler-Salzen sein. Bewährt hat sich hierfür vor allem eine Kur mit den Sulfat-Salzen der Biochemischen Falls Sie zwischenzeitlich ein Antibiotikum verordnet bekommen, so halten Sie bitte Rücksprache mit uns oder Ihrem Arzt. Manche Antibiotika werden in ihrer Wirkung durch die Ichthraletten beeinträchtigt. Dadurch kann es zu einem Therapieversagen kommen. 156 10 Beratung bei der Abgabe von OTC-Arzneimitteln □ Tab. 10.2 Bewährte Kombinationen der Schüßler-Salze zur Behandlung der Rosazea Sie können Schüßler-Salze sehr gut zur Unterstützung Ihrer Rosazeabehandlung einnehmen. Der Therapieerfolg tritt dann oft schneller ein und die schubfreien Zeiten können verlängert werden. Probieren Sie doch einfach einmal aus, wie Sie damit zurechtkommen. Nr. Schüßler-Salz Anwendungsgebiet Dosierung: Tbl./Tag 10 Natrium sulfuricum D6 Jeweils 3 x 1–2 21 Zincum chloratum D6 Bei Entzündungen der Haut, zur Unterstützung der Darmtätigkeit 12 Calcium sulfuricum D6 14 Kalium bromatum D6 Bei hartnäckigen Hautentzündungen Jeweils 3 x 1–2 Tbl. zeitgleich im Mund zergehen lassen 24 Arsenicum jodatum D6 Unterstützende Hautpflege mit Salbe Nr. 10 □ Tab. 10.3 Sulfat-Kur mit Schüßler-Salze Haben Sie schon einmal eine Sulfat-Kur mit SchüßlerSalzen durchgeführt? Vielen Patienten hilft dies bei Rosazea gut, um den Stoffwechsel anzuregen und die Haut zu entgiften. Oft kann dann die anschließende Behandlung mit Rosazeamitteln besser wirken. Nr. Schüßler-Salz Dosierung und Einnahmehinweis Einnahmezeitpunkt 12 Calcium sulfuricum D6 Morgens 10 Natrium sulfuricum D6 Wie „Heiße Sieben“ einnehmen: → 10 Tbl. in 1 Glas heißen Wasser auflösen, in kleinen Schlucken trinken, jeden Schluck vor dem Schlucken gut einspeicheln 6 Kalium sulfuricum D6 Vor dem Mittagessen Vor dem Schlafengehen Mittel, wodurch der Stoffwechsel angeregt wird und das Entzündungsgeschehen positiv beeinflusst werden kann. Häufig reagiert der Organismus nach solch einer Kuranwendung besser auf eine Anschlussbehandlung mit schulmedizinischen Medikamenten. 10.4.2 Sie können die Therapie Ihrer Rosazea gut mit homöopathischen Mitteln unterstützen. Viele Patienten berichten über ein besseres Ansprechen auf Ihre Medikamente, wenn Sie zusätzlich homöopathische Mittel anwenden. Wir können gerne gemeinsam nachschauen, welches Mittel für Sie in Frage kommt. Homöopathie Der Einsatz homöopathischer Mittel zu Behandlung der Rosazea erfordert viel Erfahrung. Die Ursachen der Rosazea sind sehr vielfältig, deshalb ist im Einzelfall zur Auswahl eines geeigneten Mittels oft die Hilfe eines ausgebildeten Homöopathen erforderlich. Rosazea kann jedoch auch als chronische Erkrankung betrachtet werden. Unter diesem Gesichtspunkt gibt es einige bewährte homöopathische Einzelmittel, die im Rahmen der Selbstmedikation zum Einsatz kommen (□ Tab. 10.4). Alle genannten Mittel sollten sinnvollerweise als Ergänzung zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden der Rosazea angewendet werden. Die Therapie durch schulmedizinische Rosazeamedikamente wird durch den unterstützenden Einsatz von homöopathischen Mitteln nicht beeinträchtigt. Rosazea 10.4 Medikamentöse Alternativen □ Tab. 10.4 Bewährte homöopathische Einzelmittel zur Therapie der Rosazea Homöopathisches Mittel Symptombeschreibung der Haut Besserung (+) bzw. Verschlechterung (–) Dosierung: Glob./Tag Arnica D12 Rötliches Gesicht, durchzogen mit sichtbar bläulichen Blutgefäßen, vor allem über den Wangen, Gesicht oft aufgedunsen, Blutandrang zum Kopf mit Hitzegefühl (+) durch Ruhe (–) bei Bewegung und Berührung 2x5 Bewährt bei Rosazea in Verbindung mit einer Herz-Kreislauf-Schwäche Carbo vegetabilis D12 Bläuliche Verfärbung von Gesichtshaut, Lippen und Nägeln, sehr übelriechende, heftige Blähungen, Atemnot schon bei leichter Anstrengung (+) Frischluft; nach dem Abgang von Blähungen oder nach dem Aufstoßen (–) nach dem Essen und in warmen Räumen 2x5 Bewährt bei Rosazea in Verbindung mit Verdauungsbeschwerden Sulfur D12 Rotes, verschwitztes Gesicht, oft auch rot geränderte Augen, schmutzig und unrein wirkende großporige Haut, heftiges Hautjucken, Verschlechterung des Hautzustandes durch Waschen und Baden (+) Frischluft (–) Wärme 1x5 Bewährt bei unreiner, trockener Haut, deren Zustand sich durch Wärme und Waschen verschlechtert Merke Sollte sich das Hautbild unter der Therapie mit diesen homöopathischen Einzelmitteln verschlechtern, so ist die Behandlung unbedingt abzubrechen! 157 158 Kapitel 11 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Fast alle Arzneimittel, die zur Behandlung der Rosazea verwendet werden, sind verschreibungspflichtig. Für leichte Verlaufsformen verordnet der Arzt meist eine wirkstoffhaltige Creme zum Auftragen auf die erkrankte Haut. In schwereren Fällen kommen jedoch auch Tabletten mit Antibiotika oder Isotretinoin zum Einsatz, um die starken Entzündungen zum Abheilen zu bringen. Arzneimittel, die zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden, unterliegen fast ausnahmslos der Verschreibungspflicht. Je nach Schweregrad der Erkrankung werden die Wirkstoffe als Gel oder Cremezubereitung zur topischen Behandlung verordnet oder in Form von Tabletten oder Kapseln zur systemischen Therapie. Im Folgenden werden die einzelnen Wirkstoffe vorgestellt und ihre Besonderheiten besprochen. 11.1 Die Arzneistoffe, die zur topischen oder systemischen Therapie der Rosazea eingesetzt werden, unterscheiden sich sehr stark voneinander. Folgende Beratungsgrundsätze gelten jedoch für alle Wirkstoffe: 11.1.1 Bitte halten Sie sich genau an die Dosierung, die Ihnen Ihr Arzt empfohlen hat. Dadurch erreichen Sie die bestmögliche Wirkung. Einnahme und Therapieregime des Arztes einhalten Manche Arzneimittel zur Therapie der Rosazea werden individuell dosiert, vor allem bei Isotretinoin gibt es hinsichtlich der Dosierung große individuelle Schwankungen. Deshalb sollte das vom Arzt empfohlene Dosierschema unbedingt befolgt werden. Bei unklarer Dosierung sollte Rücksprache mit dem behandelten Arzt erfolgen, um Überdosierungen zu vermeiden. Kommt es unter der Therapie zu schweren Nebenwirkungen, ist ebenfalls dringende Rücksprache mit dem behandelnden Arzt notwendig. Rosazea ist bisher nicht heilbar, allerdings kann die Erkrankung bei konsequenter Umsetzung der Therapiemaßnahmen gut beherrscht werden. 11.1.2 UV-Licht verstärkt die Hautprobleme durch Rosazea. Deshalb ist ein konsequenter Lichtschutz besonders wichtig. Cremen Sie sich bitte immer mit einem hochwertigen Sonnenschutzprodukt ein, bevor Sie in die Sonne gehen. Fünf Beratungsgrundsätze UV-Strahlung als Provokationsfaktor für Rosazea-Schübe Vielen Rosazeapatienten ist die Rolle des UV-Lichts auf den Verlauf der Rosazea nicht bewusst. Deshalb sollten die Patienten im Beratungsgespräch besonders darauf hingewiesen werden, dass sie Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A- und UV-B-Filtern verwenden sollten, um neue Krankheitsschübe zu verhindern. Geeignete Präparate für die hochempfindliche Haut dieser Patienten können wir in der Apotheke anbieten. Rosazea 11.2 Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure 11.1.3 Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt Viele Arzneimittel zur Therapie der Rosazea wirken nicht sofort, sondern benötigen eine gewisse Zeit, bis die Wirkung für den Patienten sichtbar wird. Hier sollte der Patient unbedingt zur Compliance ermutigt werden, um den Therapieerfolg zu ermöglichen. Ein eigenmächtiges Absetzen der Präparate sollte vermieden werden, da eine ausreichend lange Behandlungsdauer notwendig ist, um den Therapieerfolg zu stabilisieren. Ein zu frühes Absetzen erhöht das Risiko für Rückfälle. Häufig ist eine monatelange Behandlung der Haut erforderlich, um eine Remission zu erhalten. 11.1.4 Keine Manipulation an Rosazea-Effloreszenzen Die typischen Hautveränderungen bei Rosazea verleiten dazu, an den Papeln und Pusteln „herumzudrücken“, um eine schnellere Entleerung bzw. Heilung der Effloreszenzen zu erreichen. Bitte erinnern Sie Ihre Patienten regelmäßig daran, dass die Ausreinigung der Haut in professionelle Hände gehört. Durch unsachgemäßes „Pickelausdrücken“ steigt das Risiko, dass die Haut ernsthaft verletzt wird und bei der Heilung bleibende Narben entstehen. Vielen Betroffenen ist dies nicht bewusst, deshalb ist hier unsere Beratung dringend notwendig 11.1.5 Zwingende Rücksprache mit dem Arzt bei Eintritt einer Schwangerschaft Die meisten Arzneistoffe, die zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden, sind in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Aus diesem Grund sollten Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Rosazeamedikamenten behandelt werden, darauf hingewiesen werden, dass sie sich im Falle einer Schwangerschaft umgehend mit dem behandelnden (Haut-)Arzt in Verbindung setzen müssen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Ganz besonders wichtig ist dieser Hinweis bei Frauen, die mit Retinoiden behandelt werden! 11.2 Die Behandlung der Rosazea erfordert Zeit und Geduld. Die Haut braucht Zeit, um sich zu erneuern, deshalb kann es ein paar Wochen dauern, bis der Therapieerfolg für Sie sichtbar wird. Wenn Sie zu früh mit der Behandlung aufhören, kann ein starker Rückfall ausgelöst werden und sich die Haut massiv verschlechtern. Bitte versuchen Sie nicht, die Pickel selbst zu öffnen. Durch das Herumdrücken verteilt man die Entzündung im umliegenden Gewebe. Dadurch verschlimmert sich das Hautbild noch mehr. Bitte sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, falls Sie während der Therapie Ihrer Rosazea schwanger werden. Nicht alle Rosazeamedikamente sind für eine Behandlung während der Schwangerschaft geeignet. Beratung bei der Abgabe von Azelainsäure Für die Therapie der Rosazea ist in den Stadien I bis II meist eine topische Therapie mit Azelainsäure oder Metronidazol ausreichend. Im Gegensatz zum Goldstandard Metronidazol darf Azelainsäure auch während einer Schwangerschaft bedenkenlos angewendet werden. 11.2.1 159 Wirkungsweise Die Wirkungsweise von Azelainsäure bei Rosazea ist bisher unklar. Vermutlich kommt die Wirkung über eine Reduzierung reaktiver Sauerstoffradikale zu Stande, wodurch das Entzündungsgeschehen positiv beeinflusst wird. Rosazea kann in den Stadien I und II in der Regel gut durch wirkstoffhaltige Cremes behandelt werden. 160 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Vergleichsstudien von einem 15 %-Azelainsäure-Gel (Skinoren® 15 % Gel) gegenüber dem Goldstandard (Metronidazol 0,75 % -Gel) zeigen eine signifikante Überlegenheit für Azelainsäure: -- Reduktion der entzündeten Hautläsionen um 72,7 % (Metronidazol 0,75 % Gel: 55,8 %), -- Besserung des Gesamtbefundes und des Erythems um 56 % (Metronidazol 0,75 % Gel: 42 %). Allerdings ist die Hautverträglichkeit des Metronidazol Gels (0,75 %) wesentlich besser als die Verträglichkeit von Skinoren® Gel. 11.2.2 Handelspräparate und Indikationen Azelainsäure wird ausschließlich topisch angewendet (□ Tab. 11.1). □ Tab. 11.1 Azelainsäure: Handelspräparat und Indikation Handelspräparat Wirkstoff Indikation Skinoren® 15 % Gel Azelainsäure Zur äußeren Behandlung der papulopustulösen Rosazea 11.2.3 Tragen Sie die Creme bitte morgens und abends nach der Gesichtsreinigung auf die erkrankten Bereiche des Gesichts auf. Sparen Sie dabei unbedingt die Schleimhäute an Augen, Mund und Nase aus. Nach dem Eincremen sollten Sie sorgfältig die Hände waschen, damit Sie keine Cremereste in die Augen bekommen. Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Ihre Haut in den ersten Tagen der Behandlung etwas gereizt und gerötet wirkt. Die Haut muss sich erst an den Arzneistoff gewöhnen. Danach wird die Verträglichkeit aber meist sehr gut und das Prickeln oder Brennen tritt nicht mehr auf. Dosierung und Anwendungshinweise Nach gründlicher Reinigung der Gesichtshaut mit Wasser oder einem milden Reinigungsmittel wird jeweils morgens und abends ein ca. 2,5 cm langer Salbenstrang auf die erkrankte Gesichtshaut aufgetragen und eingerieben. Der Kontakt mit Augen, Mund und anderen Schleimhäuten muss unbedingt vermieden werden. Die Hände sind nach jeder Behandlung sorgfältig zu reinigen. Um den Therapieerfolg sicher zu stellen, ist auf eine regelmäßige Behandlung der Haut zu achten, erste Erfolge sieht man in der Regel nach vier Wochen. Die Behandlungsdauer erstreckt sich meist über mehrere Monate, um einen bestmöglichen Therapieerfolg mit Stabilisierung des Hautzustandes zu erreichen. 11.2.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Vor allem zu Therapiebeginn treten vorübergehend Hautirritationen mit Rötung und Schuppung auf. Diese Beschwerden sind in der Regel selbstlimitierend, die Haut toleriert den Wirkstoff nach einigen Tagen. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte die Dosierungshäufigkeit reduziert werden, evtl. muss die Therapie für einige Tage unterbrochen werden, bis die Haut sich erholt hat. In sehr seltenen Fällen wurde über die Ausbildung einer Kontaktallergie berichtet. Rosazea 11.3 Topische 11.3 Zubereitungen mit Metronidazol 161 Wechselwirkungen Ernstzunehmende Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen sind für Azelainsäure nicht bekannt. Kontraindikationen Azelainsäure besitzt keine Zulassung für die Behandlung von Kindern < 12 Jahren. Eine Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit ist unter ärztlicher Kontrolle möglich. 11.3 Beratung bei der Abgabe von topischen Zubereitungen mit Metronidazol Metronidazol in 0,75 %-Konzentration gilt bisher als Goldstandard in der Behandlung der Rosazea. Als Grundlagen eignen sich je nach Hautzustand Gele oder Cremes. Im Gegensatz zu vielen anderen Arzneistoffen, die „offlabel“ zur Behandlung der Rosazea eingesetzt werden, gibt es für die Therapie mit Metronidazol mehrere doppelblinde, plazebokontrollierte Studien, die die Wirksamkeit des Arzneistoffes eindeutig belegen. 11.3.1 Wirkungsweise Metronidazol ist ein Chemotherapeutikum aus der Gruppe der Nitroimidazole und wirkt durch Interaktion mit der DNS von Protozoen und anaeroben Bakterien keimabtötend. Im sauerstoffarmen Milieu entstehen durch die Übertragung von freien Elektronen auf die Nitrogruppe des Metronidazols reaktive Radikale. Diese Nitroradikalanionen reagieren mit der DNS der anaeroben Mikroorganismen und führen zu Strangbrüchen der Doppelhelix. Auf diese Weise kommt die bakterizide Wirkung zu Stande, gleichzeitig wird jedoch auch klar, dass der Wirkstoff nicht unproblematisch ist: theoretisch können derartige Doppelstrangbrüche auch an der menschlichen DNS erfolgen, so dass ein gewisses mutagenes Potenzial von Metronidazol nicht ausgeschlossen werden kann. Aus diesem Grund ist der Wirkstoff in der Schwangerschaft kontraindiziert. Die topische Anwendung von Metronidazol bei Rosazea führt zu einer signifikanten Reduzierung des Entzündungsgeschehens und der Rötungen. Wodurch diese Effekte zu Stande kommen, ist bisher nicht geklärt. Vermutlich spielt die Beteiligung von anaeroben Mikroorganismen am Entzündungsgeschehen der Rosazea eine Rolle für die guten Therapieerfolge mit antibiotischen Wirkstoffen wie Metronidazol. Zubereitungen mit Metronidazol gelten als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung der Rosazea. Mit dieser Creme werden Sie sicherlich bald eine deutliche Verbesserung Ihres Hautbilds erzielen. 162 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln □ Tab. 11.2 Metronidazol: Handelspräparate und Indikationen Für die Therapie der Rosazea stehen unterschiedliche Zubereitungen mit Metronidazol zur Verfügung. Wenn die Haut sehr trocken ist, sollten Cremes verwendet werden, um die Haut gut zu pflegen. Neigt die Haut jedoch zu Fettglanz, bringt die Behandlung mit wirkstoffhaltigen Gelen Vorteile, da sie zusätzlich leicht austrocknend auf die Haut wirken. Handelspräparat Wirkstoff Indikation Metrocreme® Metronidazol 0,75 % Zur Anwendung auf der Haut bei mäßig ausgeprägter entzündlicher papulopustulöser Rosazea Metrogel® Zur Anwendung auf der Haut bei Rosazea Metrolotion® Zur Anwendung auf der Haut bei mittelschwerer Rosazea Metrosa® 7,5 mg/g Gel Zur topischen Anwendung bei Rosazea mit Papeln und Pusteln Rosiced® 7,5 mg/g Creme Zur topischen Behandlung von entzündlichen papulösen Pusteln in Zusammenhang mit Rosazea 11.3.2 Handelspräparate und Indikationen Für die Therapieauswahl gilt Gele wirken zusätzlich austrocknend. Eine empfindliche, sehr trockene Haut sollte deshalb grundsätzlich mit einer wirkstoffhaltigen Creme behandelt werden. Neben diesen Fertigpräparaten wird Metronidazol nach wie vor oft in Rezepturen vom Dermatologen verordnet. Hierbei kann der Salbengrundlage noch größeres Gewicht verliehen werden. 11.3.3 Tragen Sie diese Creme bitte immer morgens und abends nach der Gesichtsreinigung auf die erkrankten Hautpartien auf. Für einen guten Therapieerfolg ist es sehr wichtig, dass Sie die Behandlung regelmäßig über einen Zeitraum von mind. 6 Wochen durchführen. Auf diese Weise erzielen Sie den bestmöglichen Erfolg. Dosierung und Anwendungshinweise Metronidazol-Zubereitungen zur Behandlung der Rosazea werden in der Regel morgens und abends nach der Reinigung dünn auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen. Die Behandlung erstreckt sich meist über einen Zeitraum von 6–12 Wochen, kann im Einzelfall aber auch länger fortgesetzt werden. Topische Zubereitungen mit Metronidazol werden auch nach Abheilung eines Rosazea-Schubs zur Therapieerhaltung weiter verordnet, allerdings häufig in geringerer Wirkstoffkonzentration und verminderter Anwendungshäufigkeit. Es gibt verschiedene Studien, die zeigen, dass eine Weiterbehandlung der Haut mit metronidazolhaltigen Topika die Remissionsphasen verlängern und das Wiederaufflammen der Rosazea zwar nicht verhindern, aber zumindest deutlich abschwächen kann. Rosazea 11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie 11.3.4 163 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Nebenwirkungen Metronidazol ist in topischen Zubereitungen ausgesprochen gut verträglich. Als Nebenwirkungen werden in erster Linie unangenehme Hautreaktionen beschrieben, z. B. trockene, gerötete und juckende Haut. Dadurch kann in Einzelfällen sogar einer Verschlechterung der Rosazea eintreten. Außerdem kann es zur Ausbildung einer Kontaktdermatitis oder auch einer Kontaktallergie kommen, wobei es keine verlässlichen Aussagen zur Häufigkeit dieser seltenen Nebenwirkungen gibt. Bei einer Kontaktdermatitis brennt und prickelt die Haut, es bildet sich ein Erythem. Bei der Kontaktallergie dagegen kommt es zu massivem Juckreiz, zur Rötung und Blasenbildung im Bereich der behandelten Haut und darüber hinaus. Beide Krankheitsbilder erfordern einen Therapieabbruch und gegebenenfalls ärztliche Hilfe. Metronidazol-Zubereitungen werden von der Haut sehr gut vertragen. Nur vereinzelt kommt es zu unangenehmen Hautreaktionen mit Hautjucken und Hautrötungen. Wechselwirkungen Wechselwirkungen von topisch appliziertem Metronidazol mit anderen Arzneistoffen sind nicht bekannt. Kontraindikationen Im ersten Drittel einer Schwangerschaft darf Metronidazol nicht angewendet werden. Die Datenlage zur Teratogenität und eine mögliche Erhöhung des Krebsrisikos für den Fötus sind widersprüchlich, so dass eine Therapie mit Metronidazol im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht zu verantworten ist. Kontraindiziert ist der Wirkstoff außerdem bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Nitroimidazolen. Bei Patienten, die an schweren Lebererkrankungen, Störungen der Blutbildung oder an ernsten Erkrankungen des Nervensystems leiden, darf eine Therapie mit Metronidazol nur nach äußerst sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingeleitet werden. 11.4 Sollten Sie während der Behandlung mit Metronidazol schwanger werden, so halten Sie bitte unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt. Vermutlich wird Ihr Arzt unter diesen Umständen die Therapie umstellen, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Arzneistoff dem ungeborenen Kind schadet. Beratung bei der Abgabe von Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie Gemäß der S1-Leitlinie zur Therapie der Rosazea sollte eine Therapie mit oralen Antibiotika nur bei schweren bzw. therapieresistenten Formen der Rosazea erfolgen. Zum Einsatz kommen Tetracycline (vor allem Doxycyclin und Minocyclin), Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin und Azithromycin) sowie Metronidazol. Eine ausschließliche Zulassung für die Behandlung der Rosazea papulopustulosa besitzt jedoch allein Doxycyclin, und zwar in der Dosierung von 40 mg mit veränderter Wirkstofffreisetzung (Oraycea®). Alle anderen Fertigpräparate werden gegen unterschiedlichste Infektionen eingesetzt, unter anderem eben Bei schweren Formen der Rosazea ist es sinnvoll, eine Behandlung mit Antiobiotikatabletten einzuleiten. Besonders erfolgreich wird Doxycyclin eingesetzt. 164 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln auch zur Therapie von Infektionen der Haut. Die positiven langjährigen Erfahrungen mit den Wirkstoffen rechtfertigen ihren Einsatz bei Rosazea, auch wenn eine ausdrückliche Zulassung für die Indikation Rosazea meist fehlt. Die im Folgenden aufgeführten Antibiotika werden auch in der S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung der Rosazea empfohlen. 11.4.1 Die Wirkung der Antibiotika bei Rosazea kommt durch unterschiedliche Effekte zu Stande. Das Antibiotikum hemmt die Vermehrung von Keimen in den Talgdrüsen. Außerdem haben Antibiotika aber auch direkte antientzündliche Effekte. Beides führt zu einer Abheilung der entzündeten Papeln und Pusteln. Wirkungsweise Antibiotika vermindern in erster Linie die Besiedelung der Talgdrüsenfollikel mit Propionibakterien und Staphylokokken. Vor allem Propionibakterien sind bei Rosazeapatienten verstärkt in den Talgdrüsen nachweisbar, wobei ihre Bedeutung für den Krankheitsverlauf nach wie vor unklar ist. Die eingesetzten Antibiotika blockieren das Bakterienwachstum und wirken auf diese Weise positiv auf das Entzündungsgeschehen. Die Substanzen zeigen jedoch alle auch direkte antiinflammatorische Wirkungen. So konnte für Tetracycline gezeigt werden, dass sie die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) hemmen und die Produktion inflammatorischer Zytokine reduzieren. Diese Effekte schwächen das immunologische Entzündungsgeschehen in der an Rosazea erkrankten Haut ab und führen letztlich zu einer sichtbaren Verbesserung des Hautbilds. 11.4.2 Handelspräparate und Indikationen □ Tab. 11.3 Antibiotika zur Behandlung der Rosazea (Fortsetzung) Handelspräparat Wirkstoff Dosierung Indikation Azithromycin AL 250 mg Filmtabletten Azithromycin 250 mg Hautinfektionen durch azithromycinempfindliche Erreger Clarithromycin STADA® 250 mg Clarithromycin 250 mg Infektionen der Haut durch clarithromycinempfindliche Erreger Doxy-ct® 100 mg Tabletten, Doxycyclin-ratiopharm® 100 mg Weichkapseln, Doxycyclin STADA® 100 mg Tabletten u. a. Doxycyclin 100 mg Hautkrankheiten, auch bei schweren, infizierten Formen der Rosazea Rosazea 11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie 165 □ Tab. 11.3 Antibiotika zur Behandlung der Rosazea (Fortsetzung) Handelspräparat Wirkstoff Dosierung Indikation Erythromycin-ratiopharm® 500 mg Erythromycin 500 mg Infektionen durch Erreger, die gegenüber Erythromycin empfindlich sind, z. B. Infektionen der Haut Klacid® Filmtabletten Clarithromycin 250 mg Infektionen der Haut durch clarithromycinempfindliche Erreger Minocyclin-ratiopharm® 100 mg Hartkapseln, Udima 100 mg Hartkapseln Minocyclin 100 mg Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Rosazea Oraycea® Doxycyclin 40 mg Rosazea des Gesichts Tefilin Hartkapseln Tetracyclin 250 mg Infektionen durch tetracyclinempfindliche Erreger, z. B. Rosazea Tetracyclin Wolff® 250 Hartkapseln Zithromax 250 mg Filmtabletten 11.4.3 Infektionen durch tetracyclinempfindliche Erreger, z. B. Rosazea Azithromycin 250 mg Tetracyclin führt zu einer erfolgreichen Abheilung der Papeln und Pusteln auf der entzündeten Haut. Die Rötungen und die roten Äderchen kann das Antibiotikum jedoch leider nicht vermindern. Hautinfektionen durch azithromycinempfindliche Erreger Dosierung und Einnahmehinweise Tetracyclin Tetracyclin wird in der Regel für die Dauer von vier Wochen in der Dosierung von 2×250 mg pro Tag gegeben. Dies führt bei mehr als ¾ der behandelten Patienten zu einer signifikanten Besserung des Hautbilds: Papeln und Pusteln heilen gut ab, Erythem und Teleangiektasien werden jedoch nicht beeinflusst. Zur Stabilisierung des Behandlungserfolges kann die Therapie mit 250 mg Tetracyclin einmal täglich oder einmal alle zwei Tage fortgeführt werden. Tetracyclin sollte nüchtern eingenommen werden, d. h. die Tabletten sollten jeweils eine Stunde vor oder mindestens zwei Stunden nach dem Essen mit 250 ml Wasser eingenommen werden. Hierbei sollte eine aufrechte Körperhaltung beibehalten werden, um das Risiko von Schleimhautreizungen an der Speiseröhre zu Nehmen Sie dieses Antibiotikum bitte grundsätzlich auf nüchternen Magen ein. Damit ist gemeint, dass Sie die Tabletten immer mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit oder aber mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit mit einem Glas Wasser einnehmen. Nur wenn Sie dies beachten, kann der Arzneistoff in ausreichend hoher Konzentration ins Blut übergehen. 166 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln minimieren. Zeitgleich zur Einnahme von Tetracyclin sollten keine Milchprodukte verzehrt werden, da durch Komplexbildung mit Calciumionen die Resorption des Antibiotikums signifikant vermindert wird. Dieses Antibiotikum müssen Sie nur einmal am Tag einnehmen. Sie können es ruhig während einer Mahlzeit schlucken, dadurch steigt die Verträglichkeit, ohne dass die Wirkung des Mittels abgeschwächt wird. Tetracycline der 2. Generation: Doxycyclin und Minocyclin Tetracycline der 2. Generation (Doxycyclin und Minocyclin) weisen im Vergleich zu Tetracyclin einige Vorteile auf: beide Arzneistoffe können zu den Mahlzeiten eingenommen werden, wodurch die Verträglichkeit steigt. Allerdings ist auch bei diesen Arzneistoffen auf die Wechselwirkung mit Calcium aus Milchprodukten zu achten. Die Bioverfügbarkeiten von Minocyclin und Doxycyclin sind wesentlich besser als die des Tetracyclins. Außerdem zeigen beide Substanzen längere Halbwertszeiten, so dass meist eine einmalige Einnahme des Antibiotikums pro Tag für den Therapieerfolg ausreicht. Doxycyclin und Minocyclin werden zur Therapie der Rosazea in der Regel in Dosierungen von 100–200 mg pro Tag eingesetzt. Sonderfall Oraycea® Oraycea® ist der Goldstandard für die Behandlung der Rosazea mit einem Antibiotikum. Dieses Antibiotikum zeigt sehr gute Behandlungserfolge bei gleichzeitig besonders guter Verträglichkeit. Nehmen Sie dieses Antibiotikum bitte 2-mal täglich immer zu einer Mahlzeit ein. Einen Sonderfall stellt das Fertigpräparat Oraycea® dar. Oraycea® besitzt als einziges Medikament die Zulassung zur systemischen Therapie der papulopustulösen Rosazea und gilt heute als Therapiestandard der 1. Wahl. Oraycea® enthält 40 mg Doxycyclin, und zwar in einer besonderen galenischen Formulierung: 30 mg Doxycyclin werden sofort aus der Kapsel freigesetzt, die restlichen 10 mg sind retardiert verarbeitet und werden zeitverzögert ins Blut abgegeben. Auf Grund dieser speziellen Formulierung ist das Medikament nicht mehr antimikrobiell wirksam, deshalb ist die Gefahr der Resistenzbildung, die bei einer längerfristigen Antibiotikatherapie immer problematisch ist, nicht mehr gegeben. Die positive Wirkung von Oraycea® kommt stattdessen ausschließlich durch antientzündliche Effekte des niedrig dosierten Doxycylins zu Stande. Studien belegen die gleich gute Wirksamkeit des niedrig dosierten Doxycyclins bei wesentlich besserer Verträglichkeit im Vergleich zur konventionellen Doxycyclintherapie mit 100 mg pro Tag. Nebenwirkungen wie Candidose, gastrointestinale Beschwerden, Lichtempfindlichkeit und Hyperpigmentierung, wie sie bei der konventionellen Therapie mit hochdosiertem Doxycyclin häufig zu beobachten sind, treten bei der Therapie mit Oraycea® selten und in deutlich schwächerer Ausprägung auf. Metronidazol Auch die systemische Therapie mit Metronidazol liefert gute Behandlungsergebnisse bei Rosazea. Die Substanz ist gut verträglich und sollte 2-mal täglich zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Zu beachten ist die Wechselwirkung von Metronidazol mit Alkohol: der Arzneistoff blockiert die Aldehydoxidase, wodurch der Abbau und die Entgiftung von Alkohol gehemmt wird. Rosazea 11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie Alkoholbedingte Kopfschmerzen sind typische Nebenwirkungen, sofern während einer Therapie mit Metronidazol Alkohol getrunken wird. Makrolide (Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin) Makrolide stellen eine Behandlungsalternative dar, sofern Kontraindikationen gegenüber Tetracyclinen bzw. Metronidazol bestehen. Auch bei Resistenzen gegenüber den anderen Antibiotika kann eine Behandlung mit Makroliden erfolgreich begonnen werden. Bevorzugt sollte Clarithromycin zum Einsatz kommen, da es relativ gut verträglich ist und Studien sogar eine bessere Wirkung bei Rosazea zeigen als für Doxycyclin. Auch Azithromycin führt bei nur 3-maliger Einnahme von 250 mg pro Woche zu guten Behandlungserfolgen bei besserer Verträglichkeit im Vergleich zu Tetracyclinen. Erythromycin sollte auf Grund des hohen Interaktionspotenzials und der schlechten Bioverfügbarkeit nur in begründeten Einzelfällen verordnet werden. Außerdem verursacht Erythromycin bei den Patienten meist starke gastrointestinale Nebenwirkungen (□ Tab. 11.4). Eine orale Antibiotikatherapie sollte bei Rosazea immer mindestens einen Monat lang erfolgen. Diese Zeit ist erforderlich, um die antientzündliche Wirkung des Arzneistoffes bestmöglich auszuschöpfen. Sinnvollerweise wird die Therapie über 2–3 Monate fortgesetzt, um den Hautzustand zu stabilisieren und Rückfällen vorzubeugen. Für diese Erhaltungstherapie kann häufig die Dosis deutlich reduziert werden. Spätestens nach 3-monatiger Behandlung sollte das Antibiotikum jedoch abgesetzt werden, da keine weiteren Verbesserungen des Therapieergebnisses mehr zu erwarten sind und die Nebenwirkungen im Verhältnis zum Nutzen deutlich überwiegen. 11.4.4 Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Tetracycline Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4 167 Bitte verzichten Sie während der Behandlung mit diesem Antibiotikum unbedingt auf Alkohol. Dieser Arzneistoff blockiert den Abbau von Alkohol im Körper, dadurch können ernste Beschwerden ausgelöst werden. Hat Ihr Arzt mit Ihnen besprochen, wie lange Sie die Behandlung mit diesem Antibiotikum durchführen sollen? In der Regel dauert die Therapie bei Rosazea mindestens einen Monat, damit die volle Wirkung des Antibiotikums ausgeschöpft werden kann. Bitte halten Sie sich genau an die Empfehlung Ihres Arztes. Erythromycin Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4 Clarithromycin Clarithromycin zeigt – ähnlich wie Erythromycin und andere Makrolidantibiotika – ein breites Spektrum an Neben- und Wechselwirkungen. Die wichtigsten Effekte werden nachstehen besprochen. Nebenwirkungen Unter der Therapie mit Clarithromycin erleiden viele Patienten gastrointestinale Nebenwirkungen in Form von Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Magenschmerzen. Häufig wird auch über Störungen des Geschmacksempfindens und Es kann sein, dass Sie während der Behandlung mit diesem Antibiotikum MagenDarm-Probleme bekommen. Das ist leider eine häufige Nebenwirkung dieses Arzneimittels. 168 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln □ Tab. 11.4 Dosierung und Einnahmehinweise oraler Antibiotika zur Rosazeatherapie Wirkstoff Standarddosierung (pro Tag) Dosierung bei Rosazea (pro Tag) Einnahmehinweis Azithromycin 500 mg 3 x pro Woche 250 mg über 3–6 Wochen Einnahme mit ausreichend Flüssigkeit unabhängig von den Mahlzeiten Doxycyclin 100–200 mg Initial: 100 mg für 7–21 Tage, Erhaltungsdosis: 50 mg für 2–3 Monate, Alternativ: 40 mg für ca. 16 Wochen (Oraycea®) Regelmäßige Einnahme zu einer Hauptmahlzeit mit reichlich Flüssigkeit, Milch und Milchprodukte zeitgleich vermeiden Clarithromycin 500–1 000 mg 250 mg tgl. oder jeden 2. Tag für ca. 4 Wochen Regelmäßige Einnahme mit ausreichend Flüssigkeit unabhängig von den Mahlzeiten Erythromycin 3–4 x 500 mg 250–1 000 mg Regelmäßige Einnahme mind. 1 Std. vor oder 2 Std. nach einer Mahlzeit Metronidazol 800–1 000 mg 2 x 200 mg für ca. 6 Wochen Regelmäßige Einnahme während einer Mahlzeit Minocyclin 2 x 100 mg Meist ausreichend: 2 x 50 mg für 4 Tage, Erhaltungsdosis von 1 x 50 mg alle 1–2 Tage für ca. 4 Wochen Morgens und abends mit reichlich Flüssigkeit zum Essen einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre!), Milchprodukte vermeiden Tetracyclin 4 x 250–500 mg Initial: abhängig vom Körpergewicht 2(–3) x 500 mg bis zur sichtbaren Besserung des Befunds, anschließend Dosisreduzierung auf 250–500 mg als Erhaltungsdosis 1 Std. vor oder 2 Std. nach dem Essen mit 250 ml Wasser einnehmen, aufrechte Körperhaltung beibehalten (Risiko: Schleimhautreizung der Speiseröhre!), kein zeitgleicher Genuss von Milch und Milchprodukten (Resorption↓) Rosazea 11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie 169 über Kopfschmerzen berichtet. Außerdem zählen Schlafstörungen zu den häufigen Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Clarithromycin. Wechselwirkungen Clarithromycin kann mit sehr vielen anderen Arzneistoffen Interaktionen verursachen, der Arzneistoff sollte deshalb nicht unüberlegt eingesetzt werden. Die Begleitmedikation der Patienten sollte immer genau hinterfragt werden, um ernste Wechselwirkungen zu vermeiden. Nachstehend sollen nur die wichtigsten Interaktionen vorgestellt werden, umfassende Informationen für jeden Einzelfall bieten die Fachinformationen bzw. die ABDA-Datenbank. Ähnlich wie Erythromycin wird auch Clarithromycin über Zytochrom P450 verstoffwechselt. Deshalb kann es durch eine große Anzahl von zeitgleich verabreichten Arzneistoffen zu ernsten Wechselwirkungen kommen. Clarithromycin ist ein Hemmstoff von CYP3A4 und blockiert auf diese Weise den Abbau von Arzneistoffen, die ebenfalls durch CYP3A4 abgebaut werden. Vor allem bei Wirkstoffen, die eine enge therapeutische Breite besitzen, kann dies ernst Komplikationen nach sich ziehen. Deshalb sollte in diesen Fällen eine Dosisanpassung der betroffenen Arzneistoffe vorgenommen werden und evtl. auch Blutwerte zur Kontrolle erhoben werden. Folgende Arzneistoffe sind von der CYP3A4-Blockade durch Clarithromycin betroffen: -- Carbamazepin -- Colchicin -- Digoxin -- Phosphodiesterase-Hemmstoffe (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil) -- Theophyllin -- Triazolobenzodiazepine (Alprazolam, Midazolam, Triazolam) -- Omeprazol u. a. CYP3A4-Induktoren wiederum beschleunigen den Abbau von Clarithromycin aus dem Organismus, so dass keine ausreichend hohen Wirkspiegel des Antibiotikums mehr im Blut vorliegen. Arzneistoffe, bei denen es sich um potente Induktoren von CYP3A4 handelt, sind: -- Johanniskraut -- Phenytoin -- Rifampicin, -- Carbamazepin u. a. Kontraindikationen Clarithromycin verlängert – wie Erythromycin auch – die QT-Zeit im EKG. Aus diesem Grund sollte das Arzneimittel bei Patienten, die an Erkrankungen leiden, die mit einer QT-Zeit-Verlängerung einhergehen (z. B. Herzrhythmusstörungen) oder andere QT-Zeit-verlängernde Arzneimittel einnehmen (z. B. Antiarrhythmika, Azol-Antimykotika), nur unter besonderer Vorsicht einge- Nehmen Sie noch andere Arzneimittel ein, z. B. gegen Epilepsie? Ich frage das, weil sich dieses Antibiotikum mit recht vielen Arzneimitteln nicht verträgt. Clarithromycin kann sich bei bestimmten Grunderkrankungen negativ auf die Herzfunktion auswirken. Nehmen Sie zusätzliche Medikamente ein, z. B. gegen Herzrhythmusstörungen? Ich frage das nur, damit wir keine Probleme durch die Behandlung mit diesem Antibiotikum auslösen. 170 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln setzt werden. Nähere Erläuterungen zur Problematik der QT-Zeit-Verlängerung findet man in Teil B Akne, ▸ Kap. 4.5.4 (Erythromycin). Eine Behandlung mit Statinen (Lovastatin, Simvastatin) stellt eine Kontraindikation für den Einsatz von Clarithromycin dar. Die Kombination dieser Cholesterinsenker mit dem Makrolidantibiotikum kann eine Rhabdomyolyse auslösen. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Makroliden darf Clarithromycin selbstverständlich nicht angewendet werden. Clarithromycin kann die Leberwerte verändern und die Nierenfunktion beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollte das Antibiotikum bei bestehenden Leber- oder Nierenerkrankungen nur sehr vorsichtig und unter genauer ärztlicher Beobachtung angewendet werden. Azithromycin Nebenwirkungen Azithromycin ist gut verträglich. Als Nebenwirkung wird am häufigsten über Magen-Darm-Beschwerden in Form von Durchfällen, Verstopfung und Übelkeit berichtet. Wechselwirkungen Azithromycin wird im Gegensatz zu den anderen Makrolidantibiotika nicht über Cytochrom P450 metabolisiert. Aus diesem Grund sind die vielfältigen und zum Teil schweren Wechselwirkungen, wie sie bei Erythromycin und Clarithromycin beobachtet werden können, für Azithromycin nicht zu erwarten. Kontraindikationen Nehmen Sie noch andere Arzneimittel ein, z. B. gegen Herzbeschwerden? Dieses Arzneimittel verträgt sich nicht mit allen anderen Arzneistoffen, deshalb frage ich Sie danach. Auch für Azithromycin kann eine Verlängerung der QT-Zeit nicht sicher ausgeschlossen werden. Deshalb sollte das Antibiotikum genauso wie die anderen Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin) vorsichtshalber nicht eingesetzt werden, wenn andere QT-Zeit-verlängernde Medikamente eingenommen werden bzw. wenn der Patient an einer erworbenen oder angeborenen Verlängerung der QT-Zeit leidet. Das Risiko einer sich entwickelnden Herzrhythmusstörung bzw. das Auftreten von Torsades de Pointes unter der Behandlung mit Azithromycin lässt sich nicht abschätzen. Bei schweren Leber- und Nierenerkrankungen sollte eine Behandlung mit Azithromycin nur äußerst vorsichtig erfolgen. Die Grunderkrankungen können sich unter der Therapie verschlechtern. Metronidazol Nebenwirkungen Während der Therapie kommt es häufig zu gastrointestinalen Nebenwirkungen. Im Einzelnen können Geschmacksstörungen (metallischer Geschmack), Rosazea 11.4 Antibiotika zur systemischen Rosazea-Therapie bitteres Aufstoßen, Zungenbelag, Entzündungen der Mundschleimhaut, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit auftreten. Häufig verfärbt sich unter der Behandlung der Urin der Patienten dunkel. Dies wird durch Abbauprodukte des Metronidazols verursacht und ist völlig ungefährlich, kann die Patienten aber verunsichern, wenn sie darüber nicht aufgeklärt wurden. Gelegentlich treten zentralnervöse Störungen auf: in der Literatur werden Fälle von Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxien, periphere Neuropathien (Kribbeln, Taubheitsgefühl in den Extremitäten) und sogar Krampfanfälle aufgeführt. Außerdem kann die Substanz Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszustände und Depressionen auslösen. Weiterhing werden gelegentlich Leberfunktionsstörungen, allergische Hautreaktionen und Miktionsbeschwerden beschrieben. Diese Nebenwirkungen kommen nur gelegentlich vor, allerdings sollte uns bewusst sein, mit welchen Fallzahlen eine „gelegentliche Nebenwirkung“ korrelliert: diese Nebenwirkungen betreffen zwar weniger als einen Patienten von 100, aber deutlich mehr als einen von 1 000 behandelten Patienten. Und selbstverständlich steigt das Risiko für die Entwicklung derartiger Nebenwirkungen bei evtl. vorliegenden Grunderkrankungen. Aus diesem Grund sollte der Einsatz von Metronidazol nicht unreflektiert erfolgen. 171 Erschrecken Sie bitte nicht, falls sich Ihr Urin während der Behandlung mit diesem Antibiotikum dunkel verfärbt. Dieser Arzneistoff wird mit dem Harn ausgeschieden, und die Abbauprodukte führen zu dieser Verfärbung. Das ist für Sie jedoch in keiner Weise schädlich. Wechselwirkungen Ernste Wechselwirkungen entstehen bei gleichzeitigem Genuss von Alkohol während der Therapie mit Metronidazol. Metronidazol hemmt die Aldehydoxidase, wodurch der Abbau von Alkohol blockiert wird. Dadurch können starke Unverträglichkeitsreaktionen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kopfschmerzen ausgelöst werden. Die Kombination von Metronidazol mit Lithium, Amiodaron und Ciclosporin sollte nur sehr vorsichtig erfolgen. Es kann zum Anstieg der Wirkspiegel von Lithium (enge therapeutische Breite, Gefahr von Überdosierungen), Amiodaron (QT-Zeit-Verlängerung, Risiko für die Entstehung von Torsades de Pointes) und Ciclosporin (erhöhte Nephrotoxizität) kommen, deshalb sollte ein genaues Monitoring erfolgen, falls eine Therapie mit Metronidazol unumgänglich ist. Eine gleichzeitige Therapie mit Phenytoin, Barbituraten oder Silymarin vermindert die Wirkung von Metronidazol. Ist eine Kombination mit derartigen Wirkstoffen erforderlich, ist gegebenenfalls eine Dosisanpassung notwendig. Kontraindikationen Metronidazol darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Nitroimidazolen nicht angewendet werden. In Schwangerschaft und Stillzeit ist Metronidazol kontraindiziert, da die Daten bzgl. einer eventuellen Teratogenität des Wirkstoffs nach wie vor nicht eindeutig sind. Bitte trinken Sie während der Behandlung mit Metronidazol keinen Alkohol. Dieses Antibiotikum blockiert den Abbau von Alkohol im Körper, deswegen kommt es zu starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kopfschmerzen. Dieses Antibiotikum darf in Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, da nicht beurteilt werden kann, ob das Mittel sich schädlich auf das Kind auswirkt. Falls Sie unter der Therapie schwanger werden sollten, halten Sie bitte schnellstmöglich Rücksprache mit Ihrem Arzt. 172 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Bei Patienten mit schweren Leberschäden, Störungen der Blutbildung oder Erkrankungen des zentralen- bzw. peripheren Nervensystems sollte Metronidazol nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Analyse eingesetzt werden. Grundsätzlich sollte eine Therapie mit Metronidazol für maximal 10 Tage durchgeführt werden. Diese Beschränkung der Therapiedauer ist der Tatsache geschuldet, dass der Wirkstoff in Tierexperimenten zur Schädigung der Keimzellen führt und mutagenes Potenzial zeigt. Bei längerfristiger Anwendung sollten regelmäßige Kontrollen des Blutbilds erfolgen, außerdem muss besonders wachsam auf periphere bzw. zentralnervöse Nebenwirkungen geachtet werden, die einen sofortigen Therapieabbruch erforderlich machen. Derartige Nebenwirkungen wären Parästhesien, Ataxien, Schwindel oder sogar Krampfanfälle. 11.5 Wundern Sie sich bitte nicht darüber, dass Sie im Beipackzettel dieses Arzneimittels keine Dosierungshinweise für die Behandlung der Rosazea finden. Dieses Medikament hat keine ausdrückliche Zulassung für die Behandlung der Rosazea. Allerdings wird der Arzneistoff trotzdem seit vielen Jahren sehr erfolgreich zur Therapie von schwerer Rosazea eingesetzt. Bitte vertrauen Sie auf die Wirkung des Mittels. Dieses Medikament wirkt sehr gut gegen die entzündeten Papeln und Pusteln auf Ihrer Haut. Die Entzündungen können abheilen und sich gesunde neue Haut bilden. Beratung bei der Abgabe von Isotretinoin zur systemischen Rosazea-Therapie Isotretinoin besitzt keine Zulassung für die Indikation Rosazea. Trotzdem wird Isotretinoin seit mehr als 30 Jahren – wenn auch „off-label“ – sehr erfolgreich zur Therapie von mittelschwerer bis schwerer Rosazea eingesetzt. Aus diesem Grund wird Isotretinoin auch in der S1-Leitlinie zur Behandlung der Rosazea empfohlen. 11.5.1 Wirkungsweise Die Wirkung von Isotretinoin bei Rosazea kommt vermutlich in erster Linie durch seine guten antiinflammatorischen Eigenschaften zu Stande. Im Gegensatz zur Akne spielen bei der Entstehung der Rosazea weder Seborrhoe noch eine gestörte Talgdrüsenentwicklung eine Rolle, weshalb die Wirkung des Isotretinoins auf Follikel und Talgproduktion wohl nicht wirkentscheidend ist. Der Wirkmechanismus für die antiinflammatorische Wirkung des Isotretinoins ist noch nicht vollständig geklärt, es gibt jedoch eine Reihe von Hypothesen, die schlüssige Erklärungsansätze liefern. So konnte z. B. gezeigt werden, dass durch die antioxidativen Eigenschaften des Isotretinoins die Bildung reaktiver Sauerstoffradikale vermindert wird. Dadurch wird das Entzündungsgeschehen abgeschwächt. Außerdem scheint Isotretinoin in der Lage zu sein, die Bildung von Cathelicidinen zu modifizieren. Cathelicidinpeptide werden bei Rosazeapatienten verstärkt in der Haut gebildet und unterstützen auf unterschiedliche Art und Weise das Entzündungsgeschehen in der Haut (Bildung von Interleukinen und Wachstumsfaktoren, die die Angiogenese aktivieren, ▸ Kap. 9.1.6 Neuroinflammation und Gefäßhyperreaktivität als Ursachen der Rosazea). Rosazea 11.5 Isotretinoin zur systemischen Rosazea-Therapie □ Tab. 11.5 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Handelspräparate und Indikationen Handelspräparat Wirkstoff Indikation Aknefug® Iso 10 mg/20 mg Weichkapseln Isotretinoin Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben Aknenormin® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die auf andere konventionelle Therapieformen nicht ansprechen Isoderm 10 mg/20 mg Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben IsoGalen® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardtherapien mit systemischen Antibiotika und topischen Therapien als resistent erwiesen haben Isotretinoinratiopharm® 10 mg/20 mg Weichkapseln Schwere Formen der Akne, die sich gegenüber adäquaten Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler Behandlung als therapieresistent erwiesen haben 11.5.2 Handelspräparate und Indikationen Alle in □ Tab. 11.5 aufgeführten Fertigpräparate besitzen keine Zulassung für die Indikation Rosazea! Roaccutan®, das erste Präparat mit Isotretinoin, ist inzwischen nicht mehr erhältlich! 11.5.3 Dosierung und Einnahmehinweise □ Tab. 11.6 Isotretinoin zur systemischen Therapie: Dosierung und Einnahmehinweis Wirkstoff Dosierung (pro Kapsel) Einnahmehinweis Isotretinoin 10–20 mg Einnahme 1–2 x tgl. zusammen mit fettreicher Nahrung 173 174 Nehmen Sie die Kapseln bitte unbedingt während des Essens ein. Nur wenn der Wirkstoff zusammen mit Nahrungsfetten in den Magen gelangt, kann er auch gut und in ausreichend hoher Menge ins Blut aufgenommen werden. Für die Wirkung dieses Medikaments ist es wichtig, dass der Arzneistoff den ganzen Tag über in möglichst gleicher Konzentration im Blut vorliegt. Deshalb ist es am besten, wenn Sie Ihre Tagesdosis an Kapseln in zwei Portionen aufteilen. Die 1. Hälfte nehmen Sie zum Frühstück, die 2. Hälfte zum Abendessen ein. Dadurch erreichen Sie annähernd gleichmäßige Wirkspiegel im Blut. 11 Beratung bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln Eine Therapie mit systemischen Retinoiden muss immer durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden, der sich mit dem Nutzen und den Risiken der Arzneistoffe auskennt und gegebenenfalls Kontrolluntersuchungen mit Dosisanpassungen durchführen kann. Die Retinoiddosis, die beim jeweiligen Patienten für ein gutes Therapieergebnis bei tolerierbaren Nebenwirkungen sorgt, muss individuell gefunden werden. Im Vergleich zur Therapie der Akne haben sich geringere Dosierungen als ausreichend wirksam erwiesen. Während bei Akne Dosierungen von 0,5–1 mg/kg Körpergewicht pro Tag eingesetzt werden, hat sich zur Behandlung der Rosazea ein Dosierungsschema von 0,3 mg/kg Körpergewicht pro Tag etabliert. Dieses Therapieschema wurde inzwischen auch in einer großen Dosisfindungs- und Wirksamkeitsstudie mit 573 Patienten mit Rosazea Grad II oder III überprüft, so dass erstmals ein verlässlicher, evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde, der die nationalen und internationalen Leitlinien zur Behandlung der Rosazea mit Isotretinoin unterstützt. Merke --- 11.5.4 Isotretinoin-Kapseln sollten immer zeitgleich mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass der lipophile Arzneistoff gut resorbiert wird. Sinnvollerweise wird die Tagesdosis auf eine morgendliche und eine abendlich Einnahme aufgeteilt. Dadurch wird ein verbessertes Wirkprofil mit gleichbleibend hohen Wirkstoffkonzentrationen im Therapiebereich sichergestellt. Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.4 11.5.5 Das Schwangerschaftsverhütungsprogramm für die Isotretinoin-Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter Genauso wie bei Akne gelten auch für die Behandlung von Rosazeapatientinnen mit Isotretinoin strenge Auflagen für die Therapie. Auch in der niedrigen Dosierung kann Isotretinoin teratogen wirken, deshalb gilt auch hier das Schwangerschaftsverhütungsprogramm, vgl. Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.5. 11.5.6 Weitere besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung von Isotretinoin Siehe Teil B Akne, ▸ Kap. 4.6.6 Kapitel 12 175 12 Hautpflege bei Rosazea Die Haut eines Rosazeapatienten ist äußerst empfindlich und erfordert besondere Umsicht bei der Hautpflege, und zwar sowohl während eines Rosazeaschubs als auch in schubfreien Episoden. Im Apothekensortiment haben wir eine große Auswahl an dermokosmetischen Produkten, die für die Therapiebegleitung bestens geeignet sind und dabei helfen können, den Therapieerfolg langfristig zu stabilisieren. Viele Hersteller von Dermokosmetik bieten besondere Produkte an, die für die Hautpflege bei Rosazea geeignet sind. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick gegeben. 12.1 Durch die Rosazea ist Ihre Haut sehr empfindlich. Deshalb sollten Sie besondere Sorgfalt bei der Auswahl der Pflegeprodukte für Ihre Haut walten lassen. Ich stelle Ihnen gerne geeignete Produkte vor. Auswahl der Pflegeprodukte in Abhängigkeit vom aktuellen Hautzustand Kosmetische Reinigungsprodukte und Pflegeprodukte sollten grundsätzlich immer gemäß dem aktuellen Hautzustand ausgewählt werden. Rosazeapatienten zeigen kein einheitliches, typisches Hautbild. Das Krankheitsbild tritt sowohl bei Patienten mit trockener Haut auf als auch bei Patienten mit Veranlagung zur Seborrhoe bzw. mit einer Mischhaut. Bei der Auswahl der Reinigung- und Pflegeprodukte sollte der aktuelle Hautzustand deshalb mit berücksichtigt werden, da man durch falsche Pflegeprodukte das Hautbild zusätzlich verschlechtern kann. 12.2 Hautreinigung bei Rosazea Eine regelmäßige, konsequente Reinigung der Haut am Morgen und am Abend ist bei Rosazea zwingend notwendig. Ziel der Hautreinigung ist immer die Abtragung von Schmutz und Mikroorgansimen sowie von Drüsensekreten und Zellrückständen, die sich im Laufe des Tages und der Nacht auf der Haut angesammelt haben und das Hautbild verschlechtern können. Außerdem soll die Haut durch die Reinigung von Rückständen aus Kosmetika, Make-up und Dermatika befreit werden. Je nach Hautzustand kann die Reinigung mit klarem Wasser erfolgen oder mit milden Syndets, um Make-up-Rückstände vollständig von der Haut zu entfernen. Reines Wasser kann nur hydrophile Partikel von der Haut abwaschen, Bei Rosazea sollte die Haut mit einem milden Syndet gereinigt werden. Wasser alleine entfernt nur wasserlösliche Schmutzpartikel, nicht aber die fettlöslichen. Seifen dagegen sind für Ihre Haut zu aggressiv und reizen Ihre Haut noch zusätzlich. 176 Zur Gesichtsreinigung bei Rosazea eignet sich ein mildes Syndet oder auch eine Reinigungsemulsion. Bitte verzichten Sie unbedingt auf die Anwendung von Seife! Seifen sind für Ihre Haut viel zu aggressiv, trocknen die Haut aus und verstärken die Hautreizungen. Bitte versuchen Sie nicht, die Pickelchen und Unreinheiten durch ein Peeling zu beseitigen. Peelings enthalten Schleifkörper oder schälend wirkende Inhaltsstoffe. Beide Stoffgruppen reizen Ihre Haut viel zu sehr und führen zu einer sichtbaren Verschlechterung des Hautzustandes. 12 Hautpflege bei Rosazea während lipophile Stoffe auf der Haut verbleiben. Die Hautreinigung bleibt demnach unvollständig. Um auch lipophile Substanzen rückstandslos von der Hautoberfläche zu entfernen, benötigt man geeignete Detergenzien. Detergenzien (Seifen und Syndets) sind amphophil und dadurch in der Lage, sowohl hydrophile als auch lipophile Ablagerungen von der Haut zu entfernen. Rosazeapatienten sollten für die Reinigung der Haut sehr schonende, sanfte Reinigungsprodukte verwenden, und zwar grundsätzlich auf Basis eines Syndets. Sofern zum Abspülen des Reinigungsproduktes Wasser verwendet wird, sollte unbedingt lauwarmes Wasser benutzt werden. Warmes bzw. kaltes Wasser kann bereits wieder als Reiz auf die hochempfindliche Haut wirken und einen Flush auslösen (□ Tab. 12.1). Aggressive Seifen irritieren die Haut zusätzlich und führen oft zu einer Verschlechterung des Krankheitsbilds. Außerdem bilden sie in Kontakt mit hartem Wasser Kalkseifen, die sich auf der Hautoberfläche ablagern. Diese Kalkseifen wirken austrocknend und reizend auf empfindliche Haut. Sinnvollerweise sollten gut hautverträgliche Syndets wie Amidobetaine, Sulfosuccinate und Alkylpolyglykoside eingesetzt werden. Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat und Alkyllaurylsulfat wirken hautreizend und sollten in kosmetischen Reinigungsprodukten grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Der Gebrauch von Seifen ist bei Rosazea kontraindiziert. Seifen wirken alkalisch und erhöhen den pH-Wert auf der Haut. Dadurch wird der Säureschutzmantel der Haut zerstört und die Haut ist anfällig gegenüber der Besiedelung mit schädlichen Mikroorganismen. Außerdem bilden Seifen beim Aufschäumen mit Wasser freie Fettsäuren, die stark irritierend auf die Haut wirken. Dadurch kann sich das Hautbild bei Rosazea massiv verschlechtern. Eine Tonisierung der Haut nach der Reinigung mit hautberuhigenden Gesichtswässern oder Thermalwasser rundet die Reinigung der Haut ab. Vom Gebrauch eines Gesichtspeelings ist bei Rosazea dringend abzuraten. Die in den Peelings enthaltenen mechanischen Schleifkörper bzw. chemischen Peeling-Substanzen reizen die hochempfindliche Haut der Patienten zusätzlich und können eine massive Verschlechterung des Hautbilds auslösen. Bei Rosazea sollte die Haut auf keinen Fall durch mechanische oder chemische Peelings behandelt werden. Derartige Peelings reizen und irritieren die Haut, wodurch eine deutliche Verschlechterung des Hautbilds provoziert wird. Rosazea 12.2 Hautreinigung bei Rosazea 177 □ Tab. 12.1 Beispiele für Reinigungsprodukte bei Rosazea Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Antirougeurs Sanftes Reinigungsfluid (Avène) Thermalwasser, Ruscusextrakt, ohne Parabene! Schonende, beruhigende, kühlende Reinigung, auch zur Make-up-Entfernung geeignet! Morgens und abends auf dem Gesicht verteilen und einmassieren; mit einem Wattepad oder Kosmetiktuch ohne Wasser abnehmen, zur anschließenden Erfrischung der Haut eignet sich ein Thermalwasserspray Re-Balance beruhigende Reinigungscreme (Eucerin) Wirkstoffkomplex aus Fucogel und L-Arginin, parfüm-, farbstoff- und alkoholfrei, emulgatorfreie Hydrodispersion Sanfte, beruhigende Reinigung der Gesichtshaut; bildet Schutzfilm auf der Haut, so dass die Wirkung von reizauslösenden Substanzen gemildert wird, intensiv feuchtigkeitsspendend Morgens und abends auf dem Gesicht verteilen und mit Wasser abspülen, auch zur Make-up-Entfernung geeignet Toleriane dermatologisches Reinigungsfluid (La Roche-Posay) Thermalwasser, Glycerol, ohne Duft- und Konservierungsstoffe, emulgatorfrei Nur 8 Inhaltsstoffe für beste Verträglichkeit bei hochempfindlicher Haut, sanfte und schonende Gesichtsreinigung, intensiv feuchtigkeitsspendend, auch zur Make-up Entfernung geeignet Mit den Fingerspitzen sanft kreisend auf dem gesamten Gesicht – einschließlich der Augenpartie – verteilen, mit einem Kosmetiktuch oder Wattebausch abnehmen, mit und ohne Wasser anwendbar, bei Rosazea: sinnvollerweise Tonisierung mit Thermalwasserspray 178 12 Hautpflege bei Rosazea 12.3 Halten Sie sich bitte genau an die Therapieempfehlung Ihres Hautarztes. Solange er Ihnen eine wirkstoffhaltige Creme verordnet, sollten Sie keine zusätzlichen Pflegeprodukte verwenden. Dadurch könnte die Wirkung des Arzneimittels abgeschwächt werden. Ihr Hautarzt hat Ihnen diese Tabletten zur Behandlung Ihrer Rosazea verordnet, damit wird sich Ihr Hautbild verbessern. Wie pflegen Sie denn Ihre Haut im Moment? Kommen Sie damit zurecht oder gibt es Probleme? Nach der Hautreinigung können Sie Ihre Haut sehr gut mit einem Thermalwasserspray erfrischen. Solch ein Spray ist reich an hautberuhigenden Spurenelementen. Dadurch wird die Haut entspannt, und Rötungen und Reizungen werden gemildert. Hautpflege bei Rosazea Die Hautpflege bei Rosazea sollte mit dem Therapiekonzept des behandelnden Dermatologen abgestimmt sein. Sofern topische Mittel vom Arzt verordnet werden, entfällt eine zusätzliche Pflege mit Hautcremes zur Behandlung der Rosazea. Die Wirkung der verordneten topischen Arzneimittel kann durch zusätzliche Pflegeprodukte verändert werden. Anders liegt der Fall bei einer systemischen Behandlung der Rosazea. Hier kann die Anwendung geeigneter Pflegeprodukte dem Patienten großen Nutzen bringen. So benötigt die Haut während einer Behandlung mit oralem Isotretinoin zusätzliche Pflege, um unangenehme Nebenwirkungen (Austrocknung, Reizung und Rötung der Haut) der Therapie gering zu halten. Auch während einer oralen Therapie mit Antibiotika bieten kosmetische Pflegeprodukte gute Möglichkeiten zur Therapieergänzung. Da eine Rosazea sowohl bei trockener als auch bei fettiger bzw. Mischhaut auftreten kann, müssen die Pflegeprodukte unbedingt an den aktuellen Hautzustand angepasst ausgewählt werden. Hier ist Ihr Fachwissen gefragt! Zahlreiche Inhaltsstoffe aus Kosmetika können hautirritierend wirken und sollten deshalb bei Rosazea vorsichtshalber gemieden werden. Einen Überblick über Stoffe, die hautirritierend wirken können, gibt die folgende Übersicht: -- Fruchtsäuren -- Salicylsäure -- Urea -- Retinoide -- Natriumlaurylsulfat -- Lanolin -- Propylenglykol -- Emulgatoren, Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe -- Vitamin C und E -- Okklusive, fettreiche Cremegrundlagen Hochwertige Pflegeprodukte für empfindliche Haut stellen nach der Reinigung der Haut den Hydrolipidfilm wieder her bzw. stärken ihn, so dass die Haut geschützt und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen wird. Die Pflegeprodukte sollen ihre befeuchtende und schützende Wirkung über Stunden aufrechterhalten, deshalb stellen sich große Anforderungen an geeignete Produkte (□ Tab. 12.2). Vor dem Auftragen des eigentlichen Pflegeproduktes bietet sich bei einer von Rosazea betroffenen Haut immer die Tonisierung und Beruhigung der Haut mit einem Thermalwasserspray (z. B. Avène, La Roche-Posay, Vichy) an. Durch den hohen Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen in diesen Thermalwässern wird die Haut außerordentlich gut erfrischt und beruhigt. Rosazea 12.3 Hautpflege bei Rosazea Außerdem wird die Haut langanhaltend mit Feuchtigkeit versorgt und Irritationen, Rötungen, Reizungen und Trockenheitsgefühle gehen spürbar zurück. Ein Thermalwasser sollte nach der behutsamen Reinigung der Haut als feiner Sprühnebel auf das gesamte Gesicht aufgesprüht werden. Anschließend wartet man mit dem Auftragen eines Pflegeproduktes, bis das Thermalwasser vollständig verdunstet ist und die Haut gut geschützt und vorbereitet zurücklässt. Herkömmliche Gesichtswässer sind bei Rosazea meist nicht geeignet. Sie enthalten in der Regel eine Vielzahl von Zusatzstoffen (Alkohol, keratolytische Zusätze, durchblutungsfördernde Stoffe, Adstringenzien oder entzündungshemmende Substanzen), die reizend und irritierend auf die hochempfindliche Haut von Rosazeapatienten wirken. Für die anschließende Pflege der erkrankten Haut gelten folgende Auswahlkriterien: -- Bei Seborrhoe oder Mischhaut: leichte, feuchtigkeitsspendende O/W-Emulsionen oder Hydrogele -- Bei trockener Haut: reichhaltige O/W-Cremes -- W/O-Salben sind für die Pflege bei Rosazea ungeeignet, sie bilden auf der Hautoberfläche einen okklusiven Film, wodurch es zum Wärmestau in der Haut kommt und sich die Rosazea-Symptome verstärken können. -- Die Produkte sollten abschwellende, hautberuhigende Wirkstoffe enthalten. -- In den Tagespflegeprodukten sollte unbedingt ein angemessen hoher UVSchutz eingearbeitet sein, da UV-Strahlung als Trigger für Rosazeaschübe wirkt. 179 Mit herkömmlichen Gesichtswässern müssen Sie leider vorsichtig sein. Die meisten dieser Produkte enthalten Wirkstoffe, die für Ihre Haut nicht geeignet sind, weil sie die Durchblutung anregen oder austrocknend wirken. Bei der Auswahl einer Creme für Ihre Haut müssen wir einige Dinge beachten: die Creme sollte sehr leicht sein, damit es zu keinem Hitzestau in Ihrer Haut kommt. Dadurch könnten sich Ihre Hautprobleme verschlechtern. Außerdem sollte die Creme abschwellend und hautberuhigend wirken. Als Tagescreme muss das Produkt außerdem unbedingt einen UV-Filter enthalten. Ich zeige Ihnen gerne, welche Produkte für Sie in Frage kommen. Merke --- Die Haut eines Rosazeapatienten ist extrem empfindlich und reagiert gegenüber einer Vielzahl von Substanzen irritiert und gereizt! Als Faustregel gilt für die Pflege daher, Produkte auszuwählen, die eine minimale Anzahl an Inhaltsstoffen enthalten! Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass ein Produkt umso verträglicher ist, je weniger Einzelstoffe es beinhaltet. 180 12 Hautpflege bei Rosazea □ Tab. 12.2 Hautpflegeprodukte bei Rosazea (Fortsetzung) Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Antirougeurs Jour (Avène) Ruscusextrakt, Thermalwasser, LSF 20, ohne Parabene! Abschwellend, hautberuhigend, UV-Schutz Nach der Reinigung der Haut morgens auf das gesamte Gesicht auftragen Antirougeurs Fort (Avène) Ruscusextrakt, Thermalwasser, ohne Parabene, ohne Duftstoffe Abschwellende, hautberuhigende Intensivpflege bei starken Rötungen Morgens und/oder abends als Intensivpflege auf die betroffenen Hautbereiche auftragen Antirougeurs Calm (Avène) Ruscusextrakt, Thermalwasser, Sucralfat ohne Parabene, ohne Duftstoffe Hautberuhigend, kühlend und abschwellend, unterstützend bei der Heilung durch Sucralfat Bei Bedarf als Maske auf die gerötete Haut auftragen und einige Zeit einwirken lassen Anti-Rötungen kaschierende Tagespflege (Eucerin) Grüne Farbpigmente, Licochalcone, LSF 15, parfümfrei Sofortige Kaschierung von Rötungen, gleicht sich dem Hautton an, hautberuhigend und feuchtigkeitsspendend, überzeugende Studienlage Morgens auf das gereinigte Gesicht auftragen, ideal auch als Makeup-Grundlage Anti-Rötungen Beruhigende Nachtpflege (Eucerin) Licochalcone A, Glycerin, Panthenol Neutralisierende Wirkung auf das Erythem, feuchtigkeitsspendend, beruhigend und regenerierend Abends nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen Cetaphil Creme (Galderma) Feuchthaltefaktoren zur Bindung von Wasser in der Haut, lanolinfrei; ohne Duftstoffe Schnell einziehende Creme zur Pflege trockener und empfindlicher Haut Morgens und abends auf die gereinigte Haut auftragen Rosazea 12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea 181 □ Tab. 12.2 Hautpflegeprodukte bei Rosazea (Fortsetzung) Handelspräparat Inhaltsstoffe Wirkungen Anwendungshinweise Haut in Balance Coupeliac Spezialpflege-Gel (Medipharma) Calendula- und Weihrauchextrakt, ohne Paraffinund Silikonöle, ohne Konservierungs-, Farbund Duftstoffe Schnell einziehende Gel-Creme mit hautberuhigender, kühlender Wirkung Morgens und/oder abends auf die gerötete Gesichtshaut auftragen Rosaliac (La RochePosay) Legère/Riche Vitamin CG, Vitamin B3, LSF 15, Thermalwasser Gefäßwandstärkende, hautberuhigende Tagespflege, kaschierende Wirkung durch grüne Farbpigmente, leichte oder reichhaltige Formulierung für Mischhaut bzw. trockene Haut Morgens nach der Reinigung auf das Gesicht auftragen Rosaliac AR Intense (La RochePosay) Ambophenol, Neurosensine, Thermalwasser Intensivserum zur Behandlung von Rötungen mit überzeugender Studienlage, rasche Kühlwirkung und hautentspannender Effekt, gefäßwandstärkende und hautberuhigende Wirkung Morgens und abends auf die gereinigte Haut auftragen, für ein optimales Ergebnis über das Serum Rosaliac UV auftragen 12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea Rosazea geht mit einem hohen Leidensdruck einher, da sich die Erkrankung für Jeden sichtbar im Gesicht manifestiert. Aus diesem Grund gibt es geeignete Produkte, um die Hautprobleme mit dekorativer Kosmetik zu kaschieren. Die Produkte sollten für hochempfindliche Haut geeignet sein, so dass sie keine zusätzlichen Irritationen oder Reizungen der Haut verursachen. Wenn dies bei der Produktauswahl beachtet wird, kommt es durch die Verwendung von Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen, wie Sie Ihre Rötungen mit einem geeigneten Make-up kaschieren können. 182 Dieser Abdeckstift wurde speziell für die Bedürfnisse bei Rosazea entwickelt. Bitte erschrecken Sie nicht vor der grünen Farbe. Ich führe Ihnen gerne vor, wie einfach Sie mit diesem Produkt Rötungen kaschieren können. Nach dem Kaschieren der Rötung tragen Sie am besten auf das ganze Gesicht Make-up auf. Dadurch erreichen Sie einen schönen, gleichmäßigen Teint und die roten Hautstellen fallen überhaupt nicht mehr auf. Das Make-up sollten Sie allerdings unbedingt mit einem Schwämmchen auftupfen, nicht verreiben. Wenn Sie dies nicht beachten, besteht die Gefahr, dass sie die Wirkung des Abdeckstiftes zerstören. Ich zeige Ihnen gerne, wie Sie das Make-up am besten auftragen. 12 Hautpflege bei Rosazea abdeckender Kosmetik zu keiner Verschlechterung der Rosazea. Geeignete Produkte werden im Anschluss vorgestellt. Viele Hersteller bieten auch grünliche Abdeckstifte an. Auf den ersten Blick scheint dies unsinnig. Grün ist jedoch die Konträrfarbe zu Rot und deshalb in der Lage, Rötungen optisch auszugleichen. Rosazeapatienten können starke Rötungen mit solch einem grünen Camouflage-Stift zunächst neutralisieren. Im Anschluss trägt man dann auf das gesamte Gesicht ein hautfarbenes Makeup auf und erhält auf diese Weise einen verblüffend ebenmäßigen Teint. Es ist sehr hilfreich, wenn Sie diesen Effekt Ihren Kunden/-innen vorführen, denn einen grünen Camouflage-Stift zu kaufen fällt dem Patienten in der Regel nicht ein, wenn er dessen Wirkung nicht kennt. Haben Sie deshalb Mut und demonstrieren Sie diesen tollen Effekt den Patientinnen einfach einmal: tragen sie zunächst etwas roten Lippenstift auf dem Handrücken auf, neutralisieren sie diesen roten Fleck dann durch Auftupfen eines grünen Abdeckstiftes (nicht verreiben, sondern wirklich tupfenweise aufbringen!) und überschminken sie zum Abschluss die gesamte Stelle mit hautfarbenem Make-up (ebenfalls tupfend auftragen, am besten mit einem Schwämmchen, sonst vermischen sich die einzelnen Farben!). Eine derartige Demonstration ist wirklich verblüffend und überzeugend! Folgende Produkte stehen zur Auswahl: -- Abdeckstifte in beige oder grün (bitte wirkstofffreie Produkte wählen, Stifte mit komedolytischen, desinfizierenden Wirkstoffen können irritierend und hautreizend wirken und sind deshalb bei Rosazea ungeeignet). -- Getönte Tagescremes zur leichten Abdeckung von Hautunreinheiten. -- Make-up-Produkte zur Abdeckung der an Rosazea erkrankten Gesichtshaut. -- Puder zur Make-up-Fixierung bzw. zum Mattieren von Fettglanz. 12.4.1 Produktbeispiele Abdeckstifte -- Couvrance Korrekturstick grün (Avène): zur punktuellen Abdeckung von -- erweiterten Äderchen und roten Hautunregelmäßigkeiten; Konservierungsmittelfrei, wasser- und schweißbeständig, zusätzlich mit UV-Schutz SPF 20; Anwendungstipp: eine kleine Menge des Produktes zwischen den Fingerspitzen verreiben und dadurch anwärmen, dann mit den Fingerspitzen auf die Rötung tupfend auftragen; das direkte Auftragen des Stiftes führt zu schlechteren Ergebnissen, da das Produkt zu hart ist und sich dann nur schlecht mit der Haut verbindet. Toleriane Korrekturstift grün (La Roche-Posay): mit feinem Applikatorpinsel für gezieltes Auftragen auf Rötungen; bei Bedarf mit den Fingerspitzen verstreichen. Rosazea 12.4 Dekorative Kosmetik bei Rosazea Make-up Couvrance Kompakt Make-up (Avène): ölfreies, nicht komedogenes Makeup in fünf verschiedenen Farbtönen mit hoher Deckkraft; in zwei verschiedenen Formulierungen erhältlich (reichhaltig für trockene Haut, mattierend für fettige und Mischhaut); bei Rosazea geeignet; mit LSF 30; für ein gleichmäßiges Ergebnis direkt im Anschluss nach einer feuchtigkeitsspendenden Gesichtscreme auftragen, vorzugsweise mit einem Schwämmchen; auf Stellen, die zuvor mit einem Korrekturstift behandelt wurden, muss das Makeup aufgetupft werden, sonst verwischt sich der Korrektureffekt! Toleriane Teint korrigierendes Kompakt Make-up (La Roche-Posay): in drei Farbtönen erhältliches Kompakt Make-up für trockene, empfindliche und leicht reizbare Haut; hautberuhigend durch Neurosensine; mit LSF 35; die cremige Textur erleichtert das Auftragen. -- -- Puder -- Couvrance Mosaik Puder: zur Make-up Fixierung oder zum Abpudern glänzender Gesichtspartien, zum Setzen von Akzenten für ein professionelles Make-up. 183 Für ein perfektes Make-up gehen Sie am besten folgendermaßen vor. Zunächst reinigen Sie Ihr Gesicht mit einem Reinigungssyndet. Anschließend cremen Sie sich mit einer feuchtigkeitsspendenden Gesichtscreme ein. Danach neutralisieren Sie die geröteten Gesichtspartien mit dem grünen Abdeckstift. Zum Schluss tragen Sie das Make-up auf, und zwar durch Auftupfen der Farbe mit einem Schwämmchen. Um das Make-up anschließend zu fixieren und evtl. noch Akzente im Gesicht zu setzen, können abschließend einen Gesichtspuder auf das gesamte Gesicht auftragen. Auf diese Weise erhalten Sie ein perfektes, langhaltendes Make-up. 184 Kapitel 13 13 Pharmazeutische Dienstleistungen Rosazeapatienten haben in der Regel eine hochempfindliche Haut, die sehr leicht zu Irritationen neigt. Neben Temperaturwechseln, UV-Licht, Alkohol, scharfen Gewürzen und Stress können auch ungeeignete Kosmetika zu einer Verschlechterung des Hautbilds führen. Aus diesem Grund ist die richtige Pflege der Haut bei Rosazea unerlässlich. Hier liegt es an uns, im Beratungsgespräch Hilfestellungen anzubieten. 13.1 Bei Rosazea ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre Haut mit geeigneten Produkten reinigen und pflegen. Womit reinigen Sie denn derzeit Ihre Haut? Und welche Pflege benutzen Sie? Bevor überhaupt an eine Therapie der Rosazea gedacht werden kann, sollte immer die Hautpflege des Betroffenen überprüft werden. Manche Hautveränderungen, die durch Mitesser, Papeln und Pusteln gekennzeichnet sind, sind eine Folge falscher Hautpflege und Hautreinigung – nur ist den Patienten dies meist nicht bewusst. Deshalb sollten wir bei der Abgabe von Arzneimitteln zur Behandlung einer Rosazea unbedingt auf das Thema Hautpflege eingehen. Viele Betroffene sind sehr dankbar für Tipps zur Pflege ihrer hochempfindlichen Haut. Genaue Empfehlungen zur Hautreinigung und Hautpflege bei Rosazea finden Sie in ▸ Kap. 12. 13.2 Bitte versuchen Sie nicht, die Pickelchen auf der entzündeten Haut selbst auszudrücken. Dadurch verschlimmern Sie die Entzündungen nur. Sie können aber regelmäßig zur Kosmetikerin gehen und Ihre Haut dort ausreinigen lassen. Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen eine Liste mit Kontaktdaten mit. Beratung zur optimalen Hautpflege Allgemeine Verhaltenstipps Rosazeapatienten sollten immer wieder dazu motiviert werden, nicht selbst an den Hauteffloreszenzen zu manipulieren. Die unsachgemäße Behandlung von Pickeln und Pusteln führt häufig zu ernsten Verletzungen der Haut, die anschließend nur unter Narbenbildung abheilen können. Außerdem können durch die Manipulation an den Effloreszenzen Keime in das entzündete Gewebe hineingetragen werden, wodurch sich das Entzündungsgeschehen verschlimmert. Merke „Finger weg!“ von Papeln und Pusteln. Rosazea 13.3 Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea Sinnvoll kann es sein, die Haut regelmäßig durch eine Kosmetikerin ausreinigen zu lassen. Hierbei sollte jedoch sichergestellt sein, dass sich die Kosmetikerin für die Behandlung der Rosazea weitergebildet hat. Denn auch eine Kosmetikerin kann bei der Behandlung der Rosazea einiges falsch machen, wenn sie sich auf diesem Gebiet nicht sehr genau auskennt. Eine geschulte Kosmetikerin kann dem Patienten auch eine spezielle Form der Massage (Gesichtsmassage nach Söby) beibringen. Diese Massagetechnik hat sich bei Rosazea bewährt und wird von den Betroffenen als sehr wohltuend empfunden. Diese Massagetechnik kann von den Patienten nach Anleitung und Übung auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden. Durch Anregung des Lymphflusses und der insgesamt entspannenden Wirkung gehen die Schwellungen und Ödeme im Gesicht zurück. An dieser Stelle ist außerdem der Hinweis angebracht, dass Männer, die von Rosazea betroffen sind, zum Rasieren einen elektrischen Rasierapparat benutzen sollten. Die Nassrasur ist für die Haut wesentlich belastender, die hochempfindliche Haut wird durch den Kontakt mit Rasierschaum und Rasierklinge sehr stark gereizt und irritiert. Falls auf eine Nassrasur nicht verzichtet werden kann oder darf, sollte besonders auf das regelmäßige Austauschen der Rasierklinge geachtet werden. Mehrfach genutzte Klingen werden schnell stumpf und reizen die Haut wesentlich stärker als eine scharfe, frische Klinge, die das Barthaar schnell und ohne großen Widerstand entfernt. 13.3 185 Kennen Sie die Massagetechnik nach Söby? Die Massagetechnik für das Gesicht hilft sehr gut bei Schwellungen und Ödemen und kann von den Betroffenen selbst erlernt werden. Fragen Sie doch einmal Ihre Kosmetikerin, ob Sie Ihnen diese Methode beibringen kann. Wie rasieren Sie sich denn Ihr Gesicht, wenn ich fragen darf? Es ist nämlich so, für Sie als Rosazeapatient ist es sinnvoller, für die Rasur einen elektrischen Rasierer zu benutzen. Die Nassrasur ist ein starker Reiz für Ihre Haut und kann die Rosazea deutlich verschlechtern. Sonnenschutz als Basis der Behandlung einer Rosazea UV-Strahlung ist ein starker Triggerfaktor für die Auslösung eines Rosazeaschubs. Aus diesem Grund sollten Rosazeapatienten grundsätzlich starke Sonnenlichteinstrahlung meiden – allerdings ist dies vielen Betroffenen nicht bewusst! Aus diesem Grund kann man durchaus im Beratungsgespräch den hohen Nutzen eines guten Sonnenschutzmittels mit einbauen. Bei Aufenthalten im Freien sollte immer ein Sonnenschutzmittel mit LSF 30–50 aufgetragen werden, das Tragen eines Sonnenhutes bzw. das Aufsuchen von Schatten sind zusätzliche sinnvolle Maßnahmen. Durch einen Sonnenschutz mit LSF 30 werden mindesten 98 % der UV-Strahlen abgefangen, so dass nur noch ein verschwindend kleiner Anteil der Strahlung in die Haut eindringt und dort seine Wirkung entwickeln kann. Geeignete Sonnenschutzprodukte haben wir von vielen Herstellern im Apothekensortiment verfügbar. Bei der Auswahl sollte auch hier der augenblickliche Hautzustand berücksichtigt werden (trockene Haut: Sonnenmilch oder Sonnencreme, fettige Haut: Sonnenschutzgele). Chemische Lichtschutzfilter werden nicht von allen Rosazeapatienten vertragen. In diesem Fall sollte auf Sonnenschutzprodukte mit physikalischen (mineralischen) Filtersubstanzen gewechselt werden. Denken Sie bitte daran, dass Sie bei Aufenthalten im Freien immer einen hohen Sonnenschutz auf Ihr Gesicht auftragen. Die UV-Strahlung ist ein auslösender Reiz für die Entstehung von Rosazea. Deshalb sollte UV-Strahlung so wenig wie möglich ungefiltert auf Ihre Haut auftreffen! Bei längeren Aufenthalten im Freien sollten Sie ein Sonnenschutzmittel verwenden, das mindestens den LSF 30 enthält. Durch LSF 30 werden 98 % der UV-Strahlung abgefangen und Ihre Haut ist bestmöglich vor einem neuen Rosazeaschub geschützt! 186 13 Pharmazeutische Dienstleistungen Es bietet sich an, entsprechende Produktproben als Empfehlung mit zu geben. 13.4 Give-Away und Zusatzinformation Als Give-Away und Zusatzinformationen stehen uns zum Thema Rosazea viele Möglichkeiten offen. Die folgende Liste soll als Anregung für eigene Ideen dienen. -- Kosmetikproben für Rosazeapatienten: am besten legt man sich Kosmetikproben für die einzelnen Hautzustände bei Rosazea in Kassennähe bereit; so kann man jedem Rosazeapatienten, der ein entsprechendes Rezept einlöst, ohne großen Aufwand eine passende Kosmetikprobe mitgeben und findet sehr leicht den Einstieg in ein Beratungsgespräch zur angemessenen Hautpflege. -- Kontaktdaten zu Dermatologen -- Kontaktdaten zu Kosmetik-Studios, die qualifizierte Behandlungen bei Rosazea durchführen (→ Ausreinigung der Haut, Massage nach Söby) -- Patientenbroschüren und -ratgeber zum Thema Rosazea zur Erstinformation über Ursachen und Therapiemöglichkeiten (z. B. als Download unter www.rosacea-info.de). -- Aktionstage zur Beratung bei Rosazea lassen sich mit Unterstützung durch Hersteller apothekenexklusiver Kosmetik leicht und professionell durchführen. Vielleicht können Sie auch einmal einen „Schminktag“ zur richtigen Anwendung von Make-up und Abdeckstiften bei Rosazea durchführen. Viele Patientinnen sind unsicher bei der Verwendung von Make-up, würden es aber eigentlich gerne verwenden, um ihre Rötungen im Gesicht zu kaschieren. Durch eine solche Aktion erreichen Sie viele potenzielle Neukunden, denn das Thema Rosazea betrifft außerordentlich viele Menschen. Setzen Sie sich mit dem Außendienst der Firmen in Verbindung und fragen Sie nach entsprechenden Unterstützungsmaterialien! Kapitel 14 187 14 Der Rosazeapatient im HV Kein Patient sollte eine Apotheke verlassen, ohne von uns eine Beratung angeboten bekommen zu haben – ob er dieses Angebot annimmt, entscheidet jedoch immer der Patient selbst! Dies sollten wir uns jeden Tag aufs Neue bewusst machen und uns dadurch vor Frust und Enttäuschung selbst schützen. Kundenbefragungen und Marktforschung zeigen jedoch immer wieder ganz deutlich, dass die Beratung von der Mehrzahl der Apothekenkunden erwünscht ist – denn Arzneimittel sind besondere Waren, die es in Deutschland bisher aus gutem Grund nicht im Supermarkt oder an der Tankstelle zu kaufen gibt. Damit dies so bleibt, sollten wir uns unsere Verantwortung stellen und die Beratung mit Freude und Begeisterung angehen. 14.1 Standardsituation: „Ich brauche etwas gegen Rötungen!“ Frau mittleren Alters fragt nach einem Mittel, um die Rötungen in Ihrem Gesicht zu mildern. Apothekerin: „Guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?“ Kundin: „Ja, guten Tag! Schauen Sie sich doch mal mein Gesicht an. Ich suche dringend etwas gegen diese Rötungen …“ Apothekerin: „Oh ja, ich verstehe was Sie meinen. Die Haut ist im Bereich der Wangen und der Nase wirklich ziemlich gerötet. Seit wann haben Sie denn diese Beschwerden?“ Kundin: „Ach, ich bin früher schon immer schnell einmal rot geworden, z. B. wenn ich etwas scharfes gegessen habe. Damals sind die roten Flecken dann jedoch immer von selbst zurückgegangen. Aber seit ein paar Wochen sieht die Haus jetzt so aus …“ Apothekerin: „Hat sich Ihre Haut denn auch sonst noch verändert? Ist sie z. B. auch sehr empfindlich geworden?“ Kundin: „Ja, da haben Sie leider recht. Früher hatte ich überhaupt keine Probleme mit meiner Haut. Aber jetzt vertrage ich eigentlich gar nichts mehr. Im Moment wasche ich mein Gesicht nur noch mit Wasser, alles andere juckt und spannt auf meiner Haut … Ich getraue mich auch gar nicht mehr, Make-up Mittel gegen Rötungen Rötungen haben sich verschlimmert Haut ist sehr empfindlich 188 Fragen nach Medikamenten Spezielle Reinigung und Pflege bei Rosazea 14 Der Rosazeapatient im HV aufzutragen, weil ich nicht weiß, wie ich mich anschließend abschminken soll, ohne dass meine Haut verrücktspielt.“ Apothekerin: „Oje, das ist natürlich lästig. Müssen Sie denn irgendwelche Medikamente einnehmen? Manchmal können solche Hautveränderungen nämlich auch durch Arzneimittel ausgelöst werden …“ Kundin: „Nein…ich nehme nur meine Schilddrüsentabletten. Und die bekomme ich ja schon seit 20 Jahren verordnet, ohne dass ich früher Probleme mit der Haut bekommen hätte …“ Apothekerin: „Ok, am wichtigsten ist es für Sie nun, die Hautpflege umzustellen. Es gibt spezielle Produkte, die für hochempfindliche, gerötete Haut geeignet sind. Ich empfehle Ihnen … zur Reinigung. Damit können Sie sich auch sehr leicht abschminken, ohne dass Ihre Haut irritiert wird. Gleichzeitig enthält dieses Produkt Wirkstoffe, die ihre Haut schon bei der Reinigung beruhigen und kühlen.“ Kundin: „Das klingt gut. Dann wage ich mich vielleicht doch wieder einmal an Make-up …“ Apothekerin: „Bestimmt! Als Tagespflege können Sie sehr gut mit … arbeiten. Diese leichte Creme eignet sich ideal als Make-up-Grundlage. Außerdem sind Stoffe enthalten, die sehr gut die Hautrötungen bekämpfen. Bei regelmäßiger Anwendung gehen die Rötungen meist deutlich zurück.“ Kundin: „Wirklich? Das wäre ja toll…Ich denke, ich verlasse mich auf Ihren Rat und probiere diese Creme aus!“ Apothekerin: „Gerne. Sie werden sehen, dass die neue Pflege Ihre Hautprobleme verbessern hilft. Vermutlich haben Sie eine leichte Form der Rosazea. Diese Hauterkrankung ist weit verbreitet und verläuft chronisch. Es kann daher sein, dass Sie im Lauf der Zeit einmal einen Krankheitsschub erleiden, bei dem zusätzlich zu den Rötungen Entzündungen und Pickel auftreten. Zögern Sie in diesem Fall bitte nicht, den Hautarzt aufzusuchen. Mit verschreibungspflichtigen Mitteln kann man solch einen Schub sehr gut in den Griff bekommen.“ Kundin: „Naja, das will ich ja mal nicht hoffen … trotzdem danke für die Information.“ Apothekerin: „Gern geschehen. Brauchen Sie sonst noch etwas?“ Kundin: „Nein danke, im Moment nicht. Was bin ich schuldig?“ Apothekerin: „Das macht zusammen…Ich lege Ihnen noch eine Broschüre bei, die Ihnen gut verständliche Informationen zur Rosazea gibt. Der eine oder andere Rat ist vielleicht hilfreich für Sie. Und diese Make-up-Probe hier eignet sich bestens für Ihre Haut – damit Sie es nicht bereuen, wenn Sie sich wieder schminken.“ Kundin: „Oh, vielen Dank, das ist wirklich nett von Ihnen. Vielen Dank für die Beratung!“ Apothekerin: „Gern geschehen! Ich freue mich, wenn Sie in den nächsten Wochen einmal vorbei kommen, und mir berichten, wie Sie mit der neuen Pflege zu Recht kommen.“ Rosazea 14.2 14.2 Einlösung Einlösungeines einesRezeptes Rezeptesüber überOraycea®-Kapseln Oraycea®-Kapseln 189 Kundin: „Das mache ich. Vielen Dank und auf Wiedersehen!“ Apothekerin: „Auf Wiedersehen!“ 14.2 Einlösung eines Rezeptes über Oraycea®-Kapseln Rosazeapatient mit entzündeter Gesichtshaut, ca. 50 Jahre alt, löst ein Rezept über Oraycea® ein. Apothekerin: „Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?“ Kunde: „Hallo! Ich habe dieses Rezept hier …“ Apothekerin: „Danke schön. Einen kleinen Moment, ich hole schnell Ihr Medikament … Kennen Sie das Produkt schon oder bekommen Sie die Kapseln zum ersten Mal?“ Kunde: „Nein, ich kenne das Medikament bisher nicht. Ich habe mehrere Wochen lang eine Hautcreme vom Arzt verordnet bekommen, aber das hat nicht so richtig gewirkt. Mein Hautarzt meint, dass ich es jetzt mit diesen Kapseln probieren soll. Damit sollen die Entzündungen an meiner Nase zurückgehen …“ Apothekerin: „Das ist richtig. Dieses Medikament wirkt sehr gut gegen die Entzündungen und Pickelchen bei Rosazea. Die Entzündungen, die Sie im Moment im Gesicht haben, sind sehr typisch für diese Hauterkrankung. Dieses Arzneimittel hier enthält ein Antibiotikum in sehr niedriger Dosierung. Dadurch ist das Medikament ausgesprochen gut verträglich, führt aber zu einer guten Abheilung der Entzündungen auf Ihrer Haut.“ Kunde: „Das wäre schon toll…wie muss ich es denn einnehmen?“ Apothekerin: „Bitte nehmen Sie jeden Tag eine Kapsel mit etwas Flüssigkeit ein, und zwar am besten während einer Hauptmahlzeit. Dann kann der Arzneistoff am besten ins Blut aufgenommen werden und ist gut verträglich. Milch oder Joghurt hemmen die Aufnahme des Wirkstoffs ins Blut. Bitte berücksichtigen Sie das bei Einnahme des Arzneimittels.“ Kunde: „Gut dass Sie das sagen, dann nehme ich das Medikament lieber nicht zum Frühstück ein, da esse ich nämlich immer Müsli mit Joghurt! Ich kann es doch auch zum Mittagessen einnehmen, oder?“ Apothekerin: „Ja, das ist kein Problem. Wichtig ist nur, dass Sie die Einnahme nicht vergessen und Sie die Kapsel möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt einnehmen. Dann ist die Wirkung des Arzneimittels sichergestellt.“ Kunde: „Ok. Muss ich mit Nebenwirkungen rechnen?“ Apothekerin: „In der Regel wird dieses Medikament ausgesprochen gut vertragen. Manche Patienten bekommen leichte Magen-Darm-Beschwerden. Außerdem kann die Haut lichtempfindlicher werden. Da Rosazea sowieso durch Sonnenlicht verschlechtert wird, sollten Sie am besten immer einen guten Sonnenschutz auftragen, wenn Sie sich im Freien aufhalten.“ Kunde: „Ja, das hat mein Hautarzt mir auch gesagt. Können Sie mir ein Sonnenschutzmittel für meine Haut empfehlen?“ Antibiotikum gegen die Entzündungen der Haut Hinweis auf Dosierung: während einer Hauptmahlzeit und nicht mit Milchprodukten zusammen Nebenwirkungen: MagenDarm-Beschwerden sind möglich, aber selten. Haut kann lichtempfindlich werden 190 Empfehlung eine Sonnenschutzprodukts 14 Der Rosazeapatient im HV Apothekerin: „Gerne! Sie haben eher eine fettige Haut, oder?“ Kunde: „Ja, das stimmt. Im Laufe des Tages glänzt die Haut im Gesicht.“ Apothekerin: „Gut. In diesem Fall eignet sich … Dieses Produkt schützt Ihre Gesichtshaut effektiv vor UV-Strahlung und verhindert dadurch eine Verschlechterung Ihres Hautbilds. Außerdem ist die Zubereitung sehr leicht und zieht schnell in die Haut ein, so dass Sie nicht das Gefühl haben, eingecremt zu sein. Damit werden Sie bestimmt gut zu Recht kommen.“ Kunde: „Hm, ich mag es ja gar nicht, mir das Gesicht einzucremen …“ Apothekerin: „Das kann ich verstehen. Aber bei Ihrer Hauterkrankung sind die richtige Pflege und vor allem der Sonnenschutz für den weiteren Verlauf sehr wichtig. Ich gebe Ihnen einfach einmal eine Probe dieses Sonnenschutzes mit. Dann können Sie zu Hause ausprobieren, wie sich das Produkt auf der Haut anfühlt und ob Sie sich vielleicht doch damit anfreunden können.“ Kunde: „Ja, so ist mir das lieber. Dann probiere ich die Creme erst einmal aus… Vielen Dank! Was muss ich für mein Rezept bezahlen?“ Apothekerin: „Die Zuzahlung beträgt … Ich wünsche Ihnen dann alles Gute für die weitere Behandlung. Und kommen Sie doch einfach einmal für ein kurzes Feedback vorbei, wenn Sie die Sonnencreme ausprobiert haben. Das würde mich sehr freuen!“ Kunde: „In Ordnung, das mache ich. Vielen Dank soweit und auf Wiedersehen.“ Apothekerin: „Auf Wiedersehen.“ 14.3 Pickel mit Mitte 40 Selbstmedikation mit Aknemittel aus der Drogerie Grenzen der Selbstmedikation Frau, Mitte 40, verlangt nach einem Mittel gegen Ihre Pickel. PTA: „Schönen guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Kundin: „Hallo, guten Tag, schauen Sie sich einmal mein Gesicht an! Ich habe seit neuestem im ganzen Gesicht solche Pickel! Ich brauche dringend etwas gegen Akne, so schlimm habe ich ja nicht mal als Teenager ausgesehen!“ PTA: „Ja, ich sehe was Sie meinen. Seit wann haben Sie denn die Probleme mit Ihrer Haut?“ Kundin: „Das geht jetzt schon seit ein paar Wochen so…Zuerst habe ich gedacht, dass das nur am Stress liegt, denn im Moment weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Aber als sich dann immer mehr Pickel gebildet haben, habe ich mir in der Drogerie eine Creme gegen Akne gekauft. Aber die Creme brennt nur fürchterlich auf der Haut, und gebracht hat sie überhaupt nichts, wie Sie sehen…Eigentlich habe ich sogar eher das Gefühl, dass meine Haut noch schlimmer geworden ist. Deshalb suche ich jetzt ein wirklich gutes Aknemittel bei Ihnen.“ PTA: „Hat sich Ihre Haut denn insgesamt verändert? Ist sie z. B. sehr empfindlich geworden?“ Rosazea 14.3 Grenzen der Selbstmedikation Kundin: „Allerdings, da haben Sie leider recht! Ich hatte früher schon eine empfindliche Haut, aber jetzt ist das kaum zu aushalten…Egal, was ich auch ausprobiere, die Haut wird rot, sie spannt und juckt und brennt. Aber am schlimmsten sind diese Pickel überall…Können das die Wechseljahre sein???“ PTA: „Ich glaube nicht, dass diese Hautprobleme mit den Wechseljahren zusammen hängen. Nehmen Sie denn irgendwelche Medikamente ein? Manchmal kann auch ein Arzneimittel derartige Hautveränderungen auslösen …“ Kundin: „Nein, ich bin ansonsten kerngesund!“ PTA: „Gut. In diesem Fall rate ich Ihnen, einen Hautarzt aufzusuchen. Vermutlich leiden Sie an Rosazea, einer entzündlichen Hauterkrankung, die mit Rötungen und Pickelchen einhergeht.“ Kundin: „Ach du liebe Zeit, ist das schlimm?“ PTA: „Nein, diese Erkrankung ist zwar nicht heilbar, aber sie kann wirklich gut behandelt werden. Allerdings sollte die Therapie vom Hautarzt eingeleitet werden. Die Mittel, die ich Ihnen abgeben kann, werden bei Ihnen im Moment vermutlich keine ausreichende Wirkung haben. Wahrscheinlich verordnet Ihnen der Arzt stattdessen eine antibiotikahaltige Creme. Damit gehen die Entzündungen gut und rasch zurück und die Haut beruhigt sich wieder.“ Kundin: „Ok…dann werde ich versuchen, gleich einen Termin beim Dermatologen auszumachen. Was kann ich denn machen, um die Zeit zu überbrücken?“ PTA: „Am wichtigsten ist es, dass Sie die Behandlungsversuche mit den Aknemitteln umgehend beenden! Diese Produkte enthalten Wirkstoffe, die Ihre Haut zusätzlich reizen und irritieren. Dadurch heizen Sie die Entzündungen in Ihrer Haut regelrecht an. Im Moment sind kühlende, beruhigende Pflegeprodukte das richtige für Sie. Besonders empfehlen kann ich Ihnen z. B. dieses Thermalwasserspray. Das Thermalwasser beruhigt die Rötungen und wirkt entzündungshemmend. Sie können es mehrmals täglich auf Ihr Gesicht aufsprühen oder am Abend eine mit Thermalwasser getränkte, kühlende Kompresse auf Ihr Gesicht auflegen. Die meisten Betroffenen empfinden dies als sehr wohltuend.“ Kundin: „Das klingt gut, so ein Thermalwasserspray nehme ich auf jeden Fall mit. Denn wenn ich gar nichts weiter tun kann, bis ich zum Hautarzt gehe kann, dann komme ich mir so hilflos vor …“ PTA: „Ja, das verstehe ich. Hier habe ich auch noch eine Broschüre, die das Krankheitsbild der Rosazea leicht verständlich erklärt. Außerdem werden die Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt und Tipps zur richtigen Gesichtspflege gegeben.“ Kundin: „Vielen Dank, das wird dann heute Abend wohl meine Bettlektüre… Was bin ich Ihnen schuldig?“ PTA: „Das Thermalwasserspray kostet…Vielen Dank. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir berichten, was der Hautarzt gesagt hat, wenn Sie dort waren! Vielleicht kann ich Ihnen dann ja auch noch den einen oder anderen 191 Haut ist sehr empfindlich geworden Verdacht auf Rosazea, Verweis auf Hautarzt Thermalwasserspray zur Beruhigung der Haut 192 14 Der Rosazeapatient im HV Tipp für die weitere Hautpflege geben, wenn wir wissen, wie sich die Behandlung bei Ihnen gestaltet.“ Kundin: „Ja, das mache ich auf jeden Fall. Vielen Dank aber schon einmal für Ihre Beratung, Sie haben mir sehr geholfen.“ PTA: „Ich freue mich, dass ich weiterhelfen konnte. Vielen Dank und auf Wiedersehen!“ Kundin: „Auf Wiedersehen!“ Kapitel 15 15 Adressen und Links Deutsche Rosazea Hilfe e. V. Baumkamp 18 22299 Hamburg Tel: 040 68990714 E-Mail: [email protected] www.rosazeahilfe.de -- Die Selbsthilfeorganisation für Betroffene bietet die Möglichkeit zum per--- sönlichen Austausch mit anderen Patienten – in Patientengesprächskreisen oder im geschlossenen Internetbereich. Angebote zur telefonischen Beratung durch medizinische Experten. Rosazea-Journal erscheint 4-mal jährlich und informiert über Neuigkeiten aus Forschung und Therapie. Aufklärungskampagne „Anhaltende Gesichtsrötungen – Aktiv gegen Rosacea“ der Galderma Laboratiums GmbH, des Bundesverbands der Deutschen Dermatologen e. V. und der Deutschen Rosazea Hilfe e. V. www.rosacea-info.de Galderma Laboratorium GmbH Georg-Glock-Straße 8 40474 Düsseldorf Tel.: 0 211/5 86 01 04 Fax: 0 211/63 55 42 38 E-Mail: [email protected] -- Informationen über Rosazea für Betroffene, Ärzte und Kosmetikerinnen. -- Downloads: Flyer zur Erstinformation mit Fragebogen zum Selbsttest, --- Rosazea-Tagebuch für Patienten (Dokumentation der Situationen, die Flush etc. auslösen), Gesprächsleitfaden für den Erstbesuch beim Dermatologen. Wöchentliche Blogs mit wechselnden Themen (Interviews mit Dermatologen zu unterschiedlichen Aspekten der Erkrankung, Tipps von Kosmetikerinnen zur Hautpflege bei Rosazea, Erfahrungsberichte von Betroffenen). Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Hautarzt. 193 Teil D Anhang 196 Kapitel 16 16 Literatur 16.1 Allgemeine Literatur ABDA Datenbank, Stand 2013 Adler Y. Hautkrankheiten. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012 AWMF online: Deutsche Dermatologische Gesellschaft: Behandlung der Akne (S2kLeitlinie zur Therapie Akne), korrigierte Fassung Oktober 2011 Bender S. Körperpflegekunde. 2. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2004 Bitzer J et al. Klinisch relevante pharmakologische Grundlagen der hormonalen Kontrazeption. Fachzeitschrift „Frauenarzt“, Nr. 4, 2009 Borell C, Korting H C. Nichtmedikamentöses Managesment der Rosazea. Der Hautarzt 11/2011, Springer Verlag, online publiziert: 2011 Borelli C, Korting H C. Physikalische Therapieverfahren bei Akne. Der Hautarzt 2/2010, Springer Verlag, online publiziert: 28.01.2010 Borelli C, Plewig G, Degitz K. Pathophysiologie der Akne. Der Hautarzt 11/2005. Springer Verlag, online publiziert: 08.10.2005 Braun-Falco O, Plewig G, Wolff H. Dermatologie und Venerologie. 4. Aufl., Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1996 Kurz gemeldet: Diane®35: Positives Nutzen-Risiko-Verhältnis. DAZ-online-Archiv, DAZ Nr. 21, S. 32, 2013 Degitz K, Ochsendorf F. Akne. Aktuelle pathophysiologische Aspekte. Der Hautarzt 6/2008, Springer Verlag, online publiziert: 18.05.2008 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.: Leitlinie zur Empfängnisverhütung, Stand Juli 2004 Eberius K. Rosazea – chronische Hauterkrankung der Erwachsenen. DAZ onlineArchiv, DAZ Nr.31 vom 31.07.2008 Eberius K. Rosazea – in den meisten Fällen einfach zu erkennen. Interview von Karl Eberius mit Prof. Dr, Martin Schaller, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Tübingen, Erstveröffentlichung in Ars Medici Fritsch P. Dermatologie und Venerologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1998 Fritsch P. Dermatologie und Venerologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2009 Heepen G. Schüßler-Salze für die Schönheit. Gräfe und Unzer Verlag, München 2010 Herdegen T et al. Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. 2. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010 http://flexikon.doccheck.com Anhang 16.2 Fach- und Produktinformationen Jung E, Moll I. Duale Reihe/Dermatologie. 5. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2003 Koch U. Haar und Hautdrüsen. Das PTA Magazin, Springer Gesundheits- und Pharmazieverlag, Neu-Isenburg, Januar 2012 Lennecke K. Selbstmedikation für die Kitteltasche. 5. Aufl., Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2012 Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. 10. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012 Neubert R, Wohlrab W, Marsch W: Dermatopharmazie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2001 Petsitis X, Kipper K. Dekorative Kosmetik und Gesichtspflege. 2. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2013 Raab W, Kindl U. Pflegekosmetik. 5. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012 Rassner G. Dermatologie, Lehrbuch und Atlas. 8. Aufl., Urban & Fischer Verlag, München 2007 Rote Liste 2012: Arzneimittelverzeichnis für Deutschland; Rote®Liste Service GmbH, Frankfurt 2012 Sadick H, Riedel F, Bran G. Rhinophym bei Rosazea: Was leistet die operative Therapie? Der Hautarzt 11/2011, S. 836. Online publiziert: 19.10.2011, Springer Verlag 2011 Thielitz A, Gollnick H. Systemische Aknetherapie. Der Hautarzt 11/2005. Springer Verlag, online publiziert: 05.10.2005 Wichtige Informationen: Diane®35 und verwandte Generika verliern die Zulassung in Frankreich. DAZ-online-Archiv, DAZ, Nr. 6, S. 125, 2013 Wiesenauer M. Der große Gräfe und Unzer Kompass: Homöopathie bei chronischen Beschwerden. Gräfe und Unzer Verlag, online am 06.08.2012 Winterhagen I. Psoriasis. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2011 16.2 Fach- und Produktinformationen Fachinformation „aida®“, Stand Mai 2011 Fachinformation „Aknefug® EL“, Stand Mai 2011 Fachinformation „Aknefug® Oxid Mild 3 %/5 %/10 %“, Stand April 2011 Fachinformation „Aknefug® Oxid Wash“, Stand April 2011 Fachinformation „Aknemycin® Lösung“, Stand Juli 2011 Fachinformation „Aknemycin® Salbe“, Stand Juli 2011 Fachinformation „Aknenormin® Weichkapseln“, Stand Dezember 2010 Fachinformation „Aknosan®“, Stand Dezember 2007 Fachinformation „Attempta-ratiopharm® 35“, Stand April 2009 Fachinformation „Belara®“, Stand Mai 2011 Fachinformation „Benzaknen® 5 %/10 %“, Stand Juli 2011 Fachinformation „Cyproderm“, Stand August 2010 Fachinformation „Dermasence“, 9. Auflage, November 2012 Fachinformation „Diane®-35“, Stand September 2010 Fachinformation „Differin® 0,1 % Creme“, Stand August 2008 197 198 16 Literatur Fachinformation „Differin® 0,1 % Gel“, Stand Oktober 2007 Fachinformation „Doxyderma® 50 mg“, Stand August 2010 Fachinformation „Doxy-Wolff® 100 mg/200 mg“, Stand Januar 2011 Fachinformation „Eryaknen® 2 %/4 % Gel“, Stand Dezember 2007 Fachinformation „Erythrocin 500 mg Neo“, Stand Januar 2011 Fachinformation „Imex®“, Stand Mai 2011 Fachinformation „Inderm® Gel“, Stand August 2009 Fachinformation „Inderm®“, Stand September 2009 Fachinformation „Isotretinoin-ratiopharm® Weichkapseln“, Stand Oktober 2010 Fachinformation „ISOTREX® Creme 0,1 %“, Stand Juni 2010 Fachinformation „ISOTREX® Gel“, Stand August 2011 Fachinformation „Minocyclin-ratiopharm® 50 mg“, Stand November 2010 Fachinformation „PanOxyl® mild 2,5 % Creme“, Stand März 2012 Fachinformation „PanOxyl® W“, Stand März 2012 Fachinformation „Pink Luna® 0,03 mg/2 mg Filmtabletten“, Stand Juli 2010 Fachinformation „Skinoren® 15 % Gel“, Stand Oktober 2010 Fachinformation „Skinoren® 20 % Creme“, Stand Dezember 2011 Fachinformation „Tetracyclin Wolff® 250“, Stand Januar 2011 Fachinformation „Valette®“, Stand März 2011 Fachinformation „Yasminelle® 0,02 mg/3 mg Filmtabletten“, Stand Oktober 2012 Fachinformation „Zinkgluconat 25“, Stand Oktober 2010 Produktinformation „Avène“, Pierre Fabre Dermo-Kosmetik, Stand 01.11.2012 Produktinformation „Effaclar“ und „Toleriane“, La Roche-Posay, online Stand Januar 2013 Produktinformation „Normaderm“, Laboratoires Vichy Produktinformation „Skin Appeal“, Louis Widmer, Stand Januar 2013 Anhang Sachregister Sachregister A Abdeckstifte 120, 182 abszedierende Fistelgänge 21 Acne Plus 72 Adapalen 63f., 66 Agnolyt® 53 Agnucaston® 51, 53 Agnus castus 51 AHAs s. Fruchtsäuren Aida® 100 Airol® 64 Akne –, Abgrenzung zu Rosazea 33 – als Arzneistoff-Nebenwirkung 32 –, Aufblühen 61 –, Body-Builder- 14, 30 – comedonica 24, 35 – –, Peelings 112 – conglobata 25ff., 36 –, Definition 12 –, dekorative Kosmetik 120 –, Diagnostik 31 –, Ernährung 36 – excoriée des jeunes filles 29f. –, Flussdiagramm 43 – fulminans 26 –, Hauptformen 24 – indurata 24 – inversa 27 –, Kontakt- 28 –, Kosmetik- 28 –, Leitsymptom 31 –, Lichttherapie 37 –, Mallorca- 31 – mechanica 30 – medicamentosa 30 –, Neugeborenen- 28 –, Öl-/Teer-/Chlor- 28 – papulopustulosa 24f., 35 – papulopustulosa-nodosa 24 –, Pflege 108f. –, Reinigung 109f. –, stadiengerechte Therapie 42 –, Steroid- 30 –, Symptome 32 –, Ursachen 13ff. – venenata 28 –, Verhaltenstipps 122 – vulgaris 78 Akne-Diät 36 Akne-Effloreszenzen 61 –, Entzündungsreaktion 18 –, primäre 16 –, sekundäre 16, 18 Aknefug® 45f., 48, 70, 173 – Iso 87 Akne-Gesichtsdampfbad (Wala) 57 Akne-Gesichtsmaske (Wala) 57 Akne-Kapseln (Wala) 57 Aknemycin® 70 – Plus 72 Aknenormin® 87, 173 Akneroxid® 45 Akne-Tee 53 Akne-Wasser (Wala) 57 Akne-Zysten 21 Aknichthol® 50 Aknosan® 78 Ammoniumbituminosulfonat 50, 154 Angiogenese 164 Angolyt® 51 Anthroposophie 56f. Antibiotika –, systemische Anwendung bei Akne 76 –, systemische Anwendung bei Rosazea 163ff. –, topische Anwendung bei Akne 69f. Atherome 21 Attempta-ratiopharm® 98 Ausreinigen der Haut 38 Azelainsäure 61f., 159f. Azithromycin 164f., 167ff. B Basaliom 20 Basalzellschicht 6 Basocin® 70 Belara® 100 199 200 Sachregister Bellissima® 100 Benzaknen® 45f. Benzoylperoxid 44ff., 72 –, Bleichwirkung 47, 125 Benzoyt® 45 Bindegewebshyperplasie 138 Blackhead s. Komedo, offener Blaulicht 37 Blepharitis 139 Body-Builder-Akne 14, 30 Bonadea® 99 Bonita® 100 BPO s. Benzoylperoxid C Cathelicidinpeptid LL-37 135 Cefazink® 55 Chariva® 100 Chitin 135 Chlorakne 28 Chlormadinonacetat 100f. Clarithromycin 164ff. Clevia® 98 Clindamycin 69ff. Corde BPO® 45 Cordes® VAS Creme 64 Curazink® 55 Cyproderm® 98 Cyproteronacetat 101 D dekorative Kosmetik –, Akne 120 –, Rosazea 181 Demodex folliculorum 134 Dermabrasion 148 Dermashaving 148 Dermatitis, periorale 142f. Dermis 3, 5, 7 Desmin® 20 100 Desmin® 30 100 Desogestrel 100 Detergenzien 111, 175f. Diane®35 99 Dienogest 99 5α-Dihydrotestosteron (DHT) 14 Dioxin 29 Doxycyclin 76ff., 164ff. Doxycyclin-ratiopharm® 164 Doxyderma® 78 Duac® 72 E Effloreszenzen –, Akne 61 –, tertiäre 21 Elektrochirurgie 149 Elidel® 141 Empfängnisschutz der Pille 102ff. Enriqa® 100 Epidermis 3, 6 – Schichten 6f. Epiduo® 64f. Eryaknen® 71 Erydermic® 71 Erytheme 136 Erythrocin® 500 neo 78 Erythromycin 69ff., 77, 165, 167f. Estrogene, Hemmung der Talgproduktion 15 Ethinylestradiol 97, 99f. F Fettsäuren, freie 13f., 111 Fistelkomedonen 21, 25 Flush 136 Flushsymptomatik 133 follikuläre Hyperkeratose 13 Fremdkörperreaktion 19 Fruchtsäuren 113f. G Gesichtswässer 116 glandulär-hyperplastische Rosazea 138 Glanzschicht 6 gramnegative Rosazea 140 H Halogenkohlenwasserstoffe 29 Hamamelis-Extrakt 52 Hametum® 52f. Haut 2ff. – Aufbau 2f. –, Aufgaben 4 Anhang Sachregister –, fett-feuchte 109 –, unreine 112, 116 Hautfette 7 Hautpflege –, Akne 115 –, Beratung 122 –, Rosazea 175 –, Produkte 117f. Helicobacter pylori 134 Herzrhythmusstörungen 83 Histiozytom 20 Homöopathie 56f., 156f. Hormonpräparate zur Aknetherapie 95ff. –, Rauchen 106 –, Thromboserisiko 106 Hornschicht 7 α-Hydroxysäure s. Fruchtsäuren Hyperkeratose, follikuläre 13 I Ichthraletten 154 Ichthyol® 50 Imex® 71 Inderm® 71 Infundibulum 8 Isoderm 87, 173 IsoGalen® 87, 173 Isotretinoin 63f., 68, 72, 86ff., 94ff., 126 –, Dosierung 88 –, kumulative Gesamtdosis 88 –, Schwangerschaftsverhütungsprogramm 91 –, teratogenes Potenzial 89 –, Vorgaben für eine gültige Verordnung 93 –, Vorsichtsmaßnahmen 94, 174 –, Warnhinweise 94, 174 Isotrex® 64 Isotrexin® 72 K Kallikrein 5 135 Kamillenblüten 52 Kamillosan® 52f. Keloide 22f. Keratitis 140 Keratolyse 63 Keuschlammfrüchte 51 Klacid® 165 Knoten 20, 24 –, abszedierende 20 –, indurierte 20 Komedo 13 –, Follikelruptur 19 –, geschlossener (Whitehead) 16 –, Lebenslauf 18 –, Mikro- 16 –, offener (Blackhead) 17 –, Ruptur 19 komedogene Inhaltsstoffe 28 komedogene Substanzen, potenzielle 119 Konjunktivitis 139 Kontaktakne 28 Körnerzellschicht 6 Kosmetikakne 28 Kosmetika, dekorative 120, 181 Kryochirurgie 147 L Laserchirurgie 149 Lasertherapie 146 Lederhaut s. Dermis Leitlinien –, BAK-Leitlinie zu Akne 40 –, BAK-Leitlinie zu Rosazea 152 –, Deutsche S2-Akne-Leitlinie 2010 34ff. –, S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: „Rosazea“ 144 Lichttherapie 37 Lovelle® 100 lupuide Rosazea 141 M Make-up 120, 183 Mallorca-Akne 31 manuelle Aknetherapie 38 Marvelon® 100 Maxim® 99f. Metrocreme® 162 Metrogel® 162 Metronidazol 161f., 166f. –, Aldehydoxidase 171 201 202 Sachregister –, Alkohol 171 –, mutagenes Potenzial 161 –, zentralnervöse Störungen 171 Metrosa® 162 Miconazol 72 Mikrokomedo 16 Minakne® 78 Minocyclin 76ff., 165f. Mischhaut 108 Mitesser 13 Mönchspfeffer 51 Morbus Morbihan 141 Morea® sanol 98 N Nadifloxacin 70ff. Nadixa® 71 Narben 22f. Neo-Eunomin® 98 Neugeborenenakne 28 Nodus s. Knoten O Oberhaut s. Epidermis Ölakne 28 Ophthalmorosazea 139 Oraycea® 165f., 189 P PanOxyl® 45f. Papeln 19 Papillarschicht 5 Peeling-Masken 113 Peelings 112f., 176 Perenterol® forte 52f. periorale Dermatitis 142f. Petibelle® 100 phototoxische Reaktionen 80 Phym 138f. Pickel s. Papel Pille, Empfängnisschutz 102ff. Pink Luna® 100 Pramino® 98 Progesteron, androgene Wirkung auf die Talgdrüsen 15 Propionibacterium acnes 14 Protopic® 141 Puder 121, 183 Pusteln 20 Q QT-Zeit-Verlängerung 83 R Reinigungsmasken 114 Reinigungsmilch 112 Retikularschicht 5 Retinoide, topische 63f. Retinol 86 13-cis-Retinsäure s. Isotretinoin Rhinophym 137, 139 –, chirurgische Maßnahmen 147f. Roaccutan® 87 Rosazea –, Abgrenzung zu Akne 143 – conglobata 140 –, Definition 132 –, dekorative Kosmetik 181 –, Diagnose 142 –, Diät 146 –, Effloreszenzen 159 –, Ernährung 146 – erythematosa-teleangiectatica 136f. –, exogene Reize 136 –, fulminans 140 –, glandulär-hyperplastische 138 –, gramnegative 140 –, Lasertherapie 146 –, lupuide 141 –, papulopustulosa 136, 138 –, Pflege 175, 178 –, Reinigung 175, 177 –, Sonderformen 139 –, Stadien 136 –, Steroid- 141 –, Triggerfaktoren 133, 142 –, Ursachen 133ff. –, Verhaltensmaßnahmen 145 –, Verhaltenstipps 184 Rosiced® 162 S Saccharomyces boulardii 52 Salicylsäure 113f. Anhang Sachregister Salicylsäure-Aknespiritus 5% 49 Salicylsäure-Präparate 48f. Sanasepton® 71 Sanoxit® 45 Säufernase s. Rhinophym Säureschutzmantel 111 Schieferöle, sulfonierte 50, 153f. Schilddrüsentherapeutika, Akne 30 Schmetterlingserythem 142ff. Schüßler-Salze 56f., 155f. Schwangerschaftsverhütungsprogramm 91, 174 Seife s. Detergenzien Seoborrhoe –, Androgene 13 –, Hormonwirkungen 13 –, Östrogene 13 Skalpellexzision s. Dermashaving Skid® 78 Skinoren® 62, 160 Sonnenschutz 185 –, physikalische UV-Filter 146 –, Weißeleffekt 146 Stachelzellschicht 6 Steroidakne 30 Steroidrosazea 141 Stewardessen-Krankheit 142f. Stiemycine® 71 Stress, psychische Einflüsse 15 Subkutis 3f. Syndet s. Detergenzien systemischer Lupus erythematodes 142 T Talg 7 Talgdrüsen 7f. –, Anzahl 9f. –, Größe 9f. –, Verteilung 9 Talgdrüsenausführungsgänge 9 Talgdrüsenfollikel 7 –, Abbildung 9 –, Bau 8 –, Funktionsweise 8 Talgdrüsenhypertrophie 138 Talgdrüsenläppchen 9 Teebaumöl 52 Teerakne 28 Tefilin Hartkapseln 78, 165 Teleangiektasien 136ff., 146 –, Lasertherapie 146 Testosteron, Einfluss von 14 Tetracyclin 70ff., 76ff., 165 TLR s. Toll-like Rezeptor Toll-like Rezeptoren 135 Torsade de pointes 83 Tretinoin 63f., 67, 86 Triclosan 113 trockenes Auge 139 Tumor s. Knoten T-Zone 24 U Unterhaut s. Subkutis V Valette® 99 Vatrice® 99f. Velafee® 99f. Vellushaaranlage 9 Vereisung s. Kryochirurgie Vitamin A s. Retinol Vitamin-A-Mangel 86 Vitamin-A-Säure s. Tretinoin W Whitehead s. Komedo, geschlossener Y Yasmin® 100 Yasminelle® 100 Yaz® 99f. Z Zineryt® 72 Zink 54f. Zinkacetat 72 Zinkamin-Falk® 55 Zinkgluconat 25 55 Zinkorot® 55 Zinkotase® 55 Zithromax 250 mg 165 Zysten 20 203 Anhang Die Autorin Die Autorin Monika Schneider Geboren 1974 in Ulm, Studium der Pharmazie in Mainz, Approbation als Apothekerin 2001. Seit 2002 in beratungsaktiven öffentlichen Apotheken in Mainz tätig, zurzeit als Filialleiterin in Mainz-Kostheim. Zahlreiche Fortbildungen im Bereich Dermo-Kosmetik, Heimbelieferung und -versorgung und Kommunikation. 205 11 mm Fühlen sich Ihre Kunden wohl in ihrer Haut? Wie war das noch? Und wie erkläre ich es dem Ob Akne oder Rosazea: der Leidensdruck der Betrof- Kunden? Die Lösung: Beratungspraxis! fenen ist in beiden Fällen hoch. Eine gute Beratung Die Buchreihe vermittelt das nötige Hintergrundwissen zu Erkrankungen und Therapie auf Rezept oder für die Selbstmedikation. Mit ausformulierten Beratungssätzen an der Randspalte erhalten Sie Hilfestellungen für Ihre patientengerechte Beratung. in der Apotheke bewirkt hier viel. Alleine mit einer Umstellung der Pflegeprodukte kann das Hautbild schon deutlich verbessert werden. Nutzen Sie diese optimale Möglichkeit, Fachkompetenz zu zeigen: Informieren Sie patientengerecht zu Erkrankung Fallbeispiele greifen typische Apothekensituationen und Therapie auf und regen dazu an, mit den Kunden ins Gespräch Beraten Sie zu Besonderheiten der zu kommen. Pharmazeutisches Fachwissen übersetzt in patientengerechte Information. Arzneimittelanwendung Empfehlen Sie die passende Hauptpflege und Beratungspraxis Akne und Rosazea Aus der Praxis – für die Praxis. Beratungspraxis Akne und Rosazea verhelfen Sie damit zu mehr Lebensqualität Spaß an der Beratung durch fundiertes Wissen! Monika Schneider Ich berate gerne! Schneider ISBN 978-3-7692-5860-8 www.deutscher-apotheker-verlag.de 9 783769 258608 + lokale und systemische Therapie + Hautreinigung und -pflege + Tipps für den Alltag