Elektronischer Sonderdruck für Pathologische Aufarbeitung von

Werbung
Der Pathologe
Organ der Deutschen Abteilung der Internationalen Akademie für Pathologie,
der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für
Pathologie und des Berufsverbandes Deutscher Pathologen
Elektronischer Sonderdruck für
K.J. Schmitz
Ein Service von Springer Medizin
Pathologe 2011 · 32:321–329 · DOI 10.1007/s00292-011-1439-x
© Springer-Verlag 2011
zur nichtkommerziellen Nutzung auf der
privaten Homepage und Institutssite des Autors
K.J. Schmitz · C. Chmelar · E. Berg · K.W. Schmid
Pathologische Aufarbeitung von
Rektumkarzinomen mit partieller/totaler
mesorektaler Exzision
www.DerPathologe.de
Schwerpunkt: Unterer Gastrointestinaltrakt
Pathologe 2011 · 32:321–329
DOI 10.1007/s00292-011-1439-x
Online publiziert: 11. Juni 2011
© Springer-Verlag 2011
Schwerpunktherausgeber
G. Baretton, Dresden
Bedeutung der
mesorektalen Exzision
In der Tumortherapie der vergangenen
Jahre bewegte man sich dialektisch zwischen der Betrachtungsweise maligner
Tumoren als primär lokal begrenztem und
beherrschbarem oder als a priori systemischem Geschehen. Durch das Konzept
einer kombinierten systemischen präund/oder postoperativen Radiochemotherapie sowie einer lokal „­radikaleren“
Operation gelang in der Therapie des
Rektumkarzinoms eine als revolutionär
zu bezeichnende Reduktion der Lokal­
rezidivrate und damit eine signifikante
Verlängerung der rezidivfreien und Gesamtüberlebenszeit. Die Radiochemo­
therapie hat sich dabei von einer früher
postoperativen in eine heute überwiegend
präoperative Therapie gewandelt.
Für die Karzinome des Rektums erwies
sich dabei die möglichst vollständige Entfernung des mesorektalen Gewebes (partielle mesorektale Exzision, PME; totale
mesorektale Exzision, TME) mit histologisch tumorfreier peripher umlaufender
Resektionsfläche, für sehr tiefe Rektumkarzinome und intestinale Analkanalkarzinome die Verschiebung der Resektionslinie von der Tunica muscularis propria
in die Levatormuskulatur (sog. zylindrische Exzision) als therapeutischer Durchbruch.
Die heute favorisierte präoperative
Kurzzeitradiotherapie mit 5×5 Gy vermindert zwar nicht den Anteil tumorbe-
K.J. Schmitz1, 2 · C. Chmelar2 · E. Berg3 · K.W. Schmid1
1 Institut für Pathologie und Neuropathologie,
Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen
2 Pathologisches Institut Recklinghausen
3 Klinik für Koloproktologie, Kompetenz- und Referenzzentrum
Koloproktologie der Deutschen Gesellschaften für Viszeralchirurgie und
Koloproktologie, Prosper-Hospital gem. GmbH, Recklinghausen
Pathologische Aufarbeitung von
Rektumkarzinomen mit partieller/
totaler mesorektaler Exzision
fallener peripherer Resektionsränder oder
befallener Lymphknoten, führt aber trotzdem zu einer deutlichen Verminderung
der Lokalrezidivrate [13, 19]. Die präoperative Langzeitradiochemotherapie kann
ein „down-staging“ bzw. „down-sizing“
bewirken. Beschrieben wird eine komplette Remission in bis zu 9%, sowie ein
„down-staging“ in bis zu 38% der Fälle
[14].
Qualitätsbeurteilung der
mesorektalen Exzision
Die Beurteilung der Qualität der mesorektalen Exzision ist heute integraler Bestandteil der standardisierten Aufarbeitung derartiger Operationspräparate. Sie
darf in keinem Pathologiebericht fehlen.
Die anatomischen Grundlagen des
Rektums und insbesondere die Anatomie seiner Hüllfaszien wurden von Stelzner et al. [26] bereits im Jahr 1981 detailliert beschrieben. Es folgte dann 1982 die
Beschreibung einer Operationsmethode durch Heald et al. [11], welche auf der
Grundlage dieser anatomischen Kenntnisse beruht. Die standardisierte Aufarbeitung durch den Pathologen wurde
aber erst mit der flächendeckenden Einführung der PME-/TME-Operationstechnik als Therapie der Wahl bei Rektumkarzinomen erarbeitet.
Das Konzept, nach dem die Qualität
des Operationspräparats zu beurteilen ist,
wurde ursprünglich im Rahmen von Studienprotokollen entwickelt [1], in nach-
folgende Studien übernommen und dabei seine Validität bestätigt. In Deutschland sollte die standardisierte Aufarbeitung des kolorektalen Karzinoms nach
den vom Bundesverbandverband Deutscher Pathologen e.V. und der Deutschen
Gesellschaft für Pathologie erarbeiteten
Leitlinien erfolgen [33].
Der Begriff „partielle mesokolische
Exzision“ (PME) ist etwas unglücklich gewählt und impliziert keinesfalls eine inkomplette TME, sondern bezeichnet ein
operatives Vorgehen bei hoch sitzenden
Rektumkarzinomen. Hier kann eine Resektion ohne komplette Mesorektumexzision ausreichend sein. In diesem Fall werden das Rektum und das Mesorektum mit
ausreichendem Sicherheitsabstand distal
des Karzinoms durchtrennt. Die Kontinuität wird durch eine Deszendorektostomie wieder hergestellt [12].
Prognose und
Therapieempfehlungen
Da heute neben der Beurteilung der Prognosefaktoren PME-/TME-Qualität,
­mesorektaler Resektionsrand, Lymphknotenstatus und Regressionsgrad auch prädiktive Aussagen zu den ­Erfolgsaussichten
einer Chemotherapie bzw. einer individualisierten Therapie („targeted therapy“) verlangt werden, treffen hier exem­
plarisch, notwendig und sinnvoll alle
­Erkenntnisstufen der pathologisch-anatomischen Diagnostik zusammen – von
der einfachen makroskopischen PME-/
Der Pathologe 4 · 2011 | 321
Schwerpunkt: Unterer Gastrointestinaltrakt
Abb. 1 8 Natives Operationsmaterial einer partiellen mesorektalen Exzision, von links anterolateral (a) und von dorsal (b) 
  etrachtet. Punktierte Linie Grenze zwischen Peritoneum und mesorektaler Resektionsfläche. Rotes Rechteck Die Serosa über 
b
dem Tumor ist gerötet und eingezogen. Die fast glatte, spiegelnde dorsale Oberfläche (b) ist Zeichen einer intakten mesorektalen Faszienüberkleidung (die gesamte Fläche ist Resektionsrand) und bedeutet eine qualitativ hochwertige komplette 
 mesorektale Exzision (Grad 1)
ben. Besonderes Augenmerk wird auf
die Beurteilungsschwierigkeiten, die mit
dem Zustand nach neoadjuvanter Therapie einhergehen, die Beurteilung der Resektionsränder sowie die Problematik der
Lymphknotendarstellung gelegt. Die von
uns gewählte Vorgehensweise soll aber
nicht nur der besonderen Bedeutung der
PME-/TME-Qualität Rechnung tragen,
sondern dabei auch pragmatisch-praktikabel bleiben.
Makroskopische Aufarbeitung
Abb. 2 8 Schematischer Sagittalschnitt mit Rektum, Prostata, Harnblase. Grün Denonvillier-Faszien 
(DVF) und Waldeyer-Faszie (WF). Gestrichelte Linie Ausmaß der Resektion, die das gesamte dorsale mesorektale Fettgewebe (gelbe Fläche) einschließt. Tumor und Lymphknotenmetastasen (rot), tumorfreie 
Lymphknoten (blau)
TME-Beschreibung und Lymphknotenpräparation bis zur molekularen/immunhistochemischen Analyse der Mikrosatelliteninstabilität und der Mutationsanalyse
des K-RAS-Gens.
322 | 
Der Pathologe 4 · 2011
Im Folgenden wird versucht, eine einfache, aber zuverlässige und aussagekräftige, gut reproduzierbare und standardisierte Bearbeitungsmethode von Operationspräparaten des Rektums zu beschrei-
Das Operationspräparat sollte geschlossen und unversehrt vom Chirurgen
übersandt und nach Fixation erst vom
Pathologen, zunächst unter Erhaltung
der Tumorumgebung, eröffnet werden.
Das ermöglicht eine optimale Beurteilung mit detaillierter makroskopischer
Beschreibung und Fotodokumentation
der Oberflächenbeschaffenheit des Präparats.
Die nichtperitonealisierten Bereiche
des fixierten Präparats werden anschließend mit Tusche markiert (s. unten), um
die umlaufenden peripheren mesorektalen Resektionsränder im histologischen
Präparat zu erkennen, da ausschließlich
die nichtperitonealisierten Oberflächen
für die Bestimmung des mesorektalen
Resektionsrandes relevant sind.
Als „umlaufender peripherer mesorektaler Resektionsrand“ wird im Folgenden der komplette Resektionsrand
der Zirkumferenz bezeichnet. Der nichtperitonealisierte posteriore mesorektale
Bereich nimmt dabei eine weitaus größere
Fläche ein als der anteriore (. Abb. 1a).
Diese anatomische Gegebenheit ermöglicht die korrekte Orientierung des
Präparats und damit die wichtigen topographischen Aussagen bezüglich der Abstände zum mesorektalen Resektionsrand
in alle Richtungen (anterior, posterior,
rechts, links). Bei optimaler Operationstechnik zeigt die posteriore Resektionsfläche ein intaktes Mesorektum mit strähnig-spinnwebartiger Faszie ähnlich der
Oberfläche von Lipomen (. Abb. 1b).
Die von einigen Autoren empfohlene
Fixation des Operationspräparats von bis
zu 72 h wäre hinsichtlich einer Optimierung der histologischen Beurteilung wünschenswert. Sie ist jedoch nicht mit den in
„Darmzentren“ vorgegebenen Fristen vereinbar: Nach deren Leitlinien dürfen zwischen dem Eintreffen des Operationspräparats und der Befundfertigstellung bzw.
-übermittlung nicht mehr als 3 Tage verstreichen. Diese Vorgaben sind bereits bei
einer Fixationsdauer von 48 h nicht realisierbar [20]. Eine diesbezügliche Änderung der gegenwärtig vorgegebenen zeitlichen Fristen wäre daher sicherlich wünschenswert.
Als Alternative zu der am häufigsten durchgeführten flächigen Tuschemarkierung der nichtperitonealisierten
­Resektionsflächen bietet sich eine gezielte
­Anfärbung einzelner relevanter Regionen,
an denen schon mit bloßem Auge Tumorausläufer oder Lymphknoten ­nahe oder
direkt am mesorektalen Absetzungsrand
zur erkennen sind oder vermutet werden,
an. Nachdem einmal „alles schwarz“ ge-
tuscht wurde, besteht bei derartigen kritischen Stellen selbst nach akribischer
Lamellierung und Einbettung in 3- bis
5-mm-Stufen des gesamten Mesorektums,
welches Ausmaße von 15×10×5 cm annehmen kann, die Gefahr des Übersehens.
Anschließend wird die bisher geschlossene Tumorregion systematisch in
etwa 3 mm breite Scheiben geschnitten.
Diese Scheiben mit der komplett erfassten Zirkumferenz erlauben in alle Richtungen eine exakte Vermessung des Tumors in Bezug zu den Resektionsgrenzen. Neben den üblichen Angaben von
Tumorausdehnung und Infiltrationstiefe wird dabei makroskopisch das Areal
identifiziert, in dem der Tumor den minimalen Abstand zum mesorektalen Resektionsrand aufweist. Dieser Abstand wird
gesondert gemessen und dokumentiert.
Der orthogonal zur Resektionsgrenze
gelegte Schnitt wird für die histologische
Untersuchung eingebettet. Weitere Gewebeblöcke werden zur Evaluation der maximalen Infiltrationstiefe in das mesorektale
Fettgewebe und einer eventuell bestehenden Beteiligung der ventralen Serosa eingebettet.
Der Tumor sollte gemäß den Empfehlungen des Bundesverbandes Deutscher
Pathologen e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie mit mindestens
einem Block pro 3 cm des größten Tumordurchmessers aufgearbeitet werden.
Ein weiterer Block soll den Übergang
zur normalen Mukosa enthalten. Auch
bei kleineren Tumoren ist die Einbettung von minimal drei Blöcken sinnvoll,
um ausreichend Material für ­zusätzliche
immunhistochemische bzw. molekularpathologische Fragestellungen zur Verfügung zu haben.
Schließlich wird das pararektale Gewebe abgetrennt und mit scharfer und
stumpfer Präparation, Inspektion und
Palpation werden die darin befindlichen
Lymphknoten dargestellt und ausnahmslos eingebettet. Zur Lymphknotenpräparation wurden eine Reihe unterschiedlicher Methoden mit dem Ziel vorgeschlagen, möglichst alle im Präparat enthaltenen Lymphknoten der histologischen
Untersuchung zuzuführen [2, 4, 5, 24],
wobei ­alle Methoden Vor- und Nachteile
aufweisen. Der wichtigste Faktor bei der
Erfassung und Beurteilung der Lymphknoten im PME-/TME-Präparat aber ist
der Zeitfaktor. Die Präparation von Rektumkarzinomen sollte niemals unter Zeitdruck durchgeführt werden.
Qualität des Operationspräparats
und der Resektionsgrenzen
Angaben des Chirurgen, ob es sich um
eine TME bei Karzinomen des unteren
und mittleren Drittels oder um eine PME
bei Karzinomen des oberen Rektumdrittels handelt, sollten ebenfalls als Standard angesehen werden. Sowohl bei der
TME wie auch der PME ist das „coning“
­vorzufinden und entsprechend zu dokumentieren. Als „coning“ wird eine nicht
zylinderförmig-tubuläre, sondern nach
unten sich zuspitzende kegelförmige Absetzung des mesorektalen Fettgewebes
bezeichnet. Dadurch können eventuelle Lymphknotenmetastasen in dem nicht
Schwerpunkt: Unterer Gastrointestinaltrakt
Abb. 3 9 Schematischer Frontalschnitt einer
­kompletten (a) bzw. inkompletten (b) totalen mesokolischen Exzision. Eine
inkomplette Resektion
birgt die Gefahr zurück- 
gelassener Lymphknoten- 
metastasen (Pfeil) und
einer erhöhten Rezidivrate
Abb. 4 8 Totale mesorektale Exzision eingeschränkter Qualität: ausgedehnte Fasziendefekte, größere Lücken im mesorektalen Fettgewebe (>5 mm).
Ob die Defekte bis auf die Tunica muscularis propria reichen, ist erst nach
histopathologischer Aufarbeitung ersichtlich. TME Grad 2–3
entfernten Fettgewebe verbleiben. Ein
„coning“ bei PME-/TME-Präparaten wird
daher als Einbuße der Operationsqualität
gewertet. Es sei explizit darauf hingewiesen, dass das „coning“ sowohl in der PME
als auch der TME anzutreffen ist.
Größe und Form des Mesorektums
können individuell erheblich variieren.
Zur Visualisierung der anatomischen
Begrenzung des mesorektalen Raums
s. . Abb. 2. Die proximalen und distalen
Resektionsgrenzen des Operationspräparats im Bereich des Darms sind in der
­Regel von untergeordneter Bedeutung,
da es operationstechnisch in den meisten
Fällen gelingt, einen adäquaten Sicherheitsabstand einzuhalten. Ein Tumor­
befall dieser Ränder liegt in nur 1–2% der
324 | Der Pathologe 4 · 2011
Abb. 5 8 Totale mesorektale Exzision niedriger Qualität: am linken Bildrand
noch erkennbares, teils eingerissenes Peritoneum, inkomplettes Mesorektum mit flächenhaften Defekten der Faszie. Links lateral ein großer Querspalt, durch den die Tunica muscularis propria freigelegt ist (rotes Rechteck).
TME Grad 3
Fälle vor [19, 29]. Der Resektionsrand der
inferioren Mesenterialgefäße sollte routinemäßig untersucht werden, weil bei fortgeschrittenen lymphonodal metastasierten Rektumkarzinomen ein Tumorbefall
in bis zu 8% der Fälle zu erwarten ist.
Bei der histologischen Untersuchung
ist der peripher umlaufende mesorektale
Absetzungsrand von zentraler Bedeutung.
Im englischsprachigen Raum wird dieser
als „circumferential resection margin“
(CRM) bezeichnet. Dieser mesorektale
Resektionsrand stellt einen zentralen prognostischen Parameter dar. Ist er tumorbefallen, steigt das Risiko eines Lokalrezidivs und das Langzeitüberleben sinkt. Die
Lokalredizivrate kann hier bei Patienten
mit positivem Resektionsrand von 22%
auf 5% bei negativem Resektionsrand sinken [17, 31]. In diesen Studien wurde ein
Abstand von <1 mm als positiv definiert.
Eine inkomplette Resektion des Fettgewebes kann zur Folge haben, dass dicht
unter der mesorektalen Faszie liegende
Lymphknotenmetastasen nicht entfernt
werden und Ausgangspunkt eines Lokalrezidivs sind (. Abb. 3). Die aktuellen S3-Leitlinien [23] empfehlen bei Tumoren des oberen Rektumdrittels einen
minimalen Abstand (in vivo) zum distalen Resektionsrand von 5 cm. Bei Karzinomen des unteren Rektumdrittels mit
einem Mali­gnitätsgrad 1 (hohe Differenzierung) oder 2 (mäßige Differenzierung)
wird ein Abstand von 2 cm (in vivo) als
ausreichend angesehen. Ein minimaler
Zusammenfassung · Abstract
Abstand von 1 cm am frischen, nicht aufgespannten Präparat sollte jedoch nicht
unterschritten werden. Um Missverständnisse bezüglich der vom Chirurgen und
Pathologen erhobenen Messdaten zu vermeiden, ist Folgendes zu beachten: 5 cm
Länge des Kolorektums in vivo entsprechen am entfernten frischen Operationspräparat 3 cm Länge und nach dessen Fixation 2,2 cm Länge; der fixationsbedingte Längenunterschied kann somit über
50% (!) betragen [8].
Analog zum Mesorektum sollte bei
Rektumexstirpationen zusätzlich und mit
analoger Gradeinteilung die Qualität der
Levator-/Analkanal-Resektion beurteilt
werden (s. unten).
Qualitätsbeurteilung der
Mesorektumexzision
Fakultativ kann, zumeist vom Chirurgen,
eine Farbstoffmarkierung am Tumor­
resektat über die A. rectalis superior erfolgen [27], die Mängel der Operationsqualität aufzeigen soll. Dies wird erfahrungsgemäß jedoch kaum praktiziert. Üblich ist
die formale Klassifikation der Qualität der
Mesorektumexzision durch den Pathologen in 3 Kategorien (. Tab. 1):
FKomplette Mesorektumexzision
(Grad 1, „good“): Die mesorektale Faszienüberkleidung sollte glatt erscheinen, intakt sein oder nur kleine oberflächliche Defekte mit einer
(Tiefen-)Ausdehnung von max. 5 mm
aufweisen. Der distale Resektionsrand
sollte kein „coning“ aufweisen.
FNahezu komplette Mesorektumexzision (Grad 2, „moderate“): Es ist ausreichend mesorektales Fettgewebe erfasst, jedoch mit unregelmäßiger, defekter Faszienoberfläche. Die Defekte sind größer als 5 mm. Die ­Tunica
muscularis propria darf, außer am
Ansatzpunkt der ­Levatormuskulatur,
nicht sichtbar sein. Ein ­mäßiggradig
ausgeprägtes „coning“ kann nachweisbar sein.
FInkomplette Mesorektumexzision
(Grad 3, „poor“): Es sind nur geringe Anteile des Mesorektums erfasst.
Dieses zeigt dementsprechend tiefreichende Defekte und Risse, durch welche die Tunica muscularis propria
freigelegt sein kann. Bei querer La-
Pathologe 2011 · 321:321–329 DOI 10.1007/s00292-011-1439-x
© Springer-Verlag 2011
K.J. Schmitz · C. Chmelar · E. Berg · K.W. Schmid
Pathologische Aufarbeitung von Rektumkarzinomen
mit partieller/totaler mesorektaler Exzision
Zusammenfassung
Die totale mesorektale Exzision bezeichnet
die chirurgische, anatomisch korrekte Resektion des Rektums aus seinen Hüllfaszien
und ist heute als der Goldstandard der chirurgischen Therapie des Rektumkarzinoms
zu betrachten. Dem Pathologen kommt die
Schlüsselrolle bei der Beurteilung der Qualität der Operationspräparate zu. Ein präziser histopathologischer Befund ist essenziell für das bestmögliche klinische Management von ­Patienten mit Rektumkarzinomen.
Ausgeführt von darin spezialisierten Chirurgen führt die totale mesorektale Exzision zu
einer dramatischen Verbesserung der Heilungsraten von 45% auf bis zu 75% und zu
einer Reduktion der pelvinen ­Lokalrezidive
von 40% bis auf 5–10%. Zusätzlich gelingt
in der Mehrzahl der Fälle eine Erhaltung der
Harnkontinenz sowie der Sexualfunktionen.
­Dieser Artikel handelt die detaillierte pathologische Aufarbeitung von Präparaten der
­totalen mesorektalen Exzision unter Berücksichtigung aktueller internationaler Leitlinien
und der zugrunde liegenden Anatomie ab.
Im Speziellen wird auf die Problematik von
Resektionsgrenzen, Lymphknotenpräparation und Effekten einer neoadjuvanten Therapie eingegangen.
Schlüsselwörter
Mesorektale Exzision · Levator-/ 
Analkanalresektion · Resektionsgrenzen ·
Lymphknotenstatus · Prognose
Pathological work-up of rectal cancer following
partial/total mesorectal excision
Abstract
Total mesorectal excision (TME) refers to
the anatomically accurate surgical resection
of the rectum from its surrounding fascias
and has become the gold standard for treating rectal cancer. The pathologist plays a key
role in the assessment of these specimens
and good pathological reporting of rectal
­cancer is essential to achieving the optimum
­possible results for patients with rectal cancer. In experienced hands, these techniques
result in a dramatic improvement in cancerrelated cure rates from 45% to 75% and a reduction in pelvic recurrences from 40% to
5%–10%. Moreover, preservation of sexual
and urinary functions is possible in the majority of cases. This article reviews the pathological assessment of the TME specimen in
detail with regards to current international
guidelines and describes its anatomical background. In addition, particular issues relating
to margins, lymph node dissection and effects of neoadjuvant therapy are discussed.
Keywords
Mesorectal excision · Levator/anal canal  
resection · Resection borders · Lymph nodes
status · Prognosis
Der Pathologe 4 · 2011 | 325
Schwerpunkt: Unterer Gastrointestinaltrakt
Tab. 1 Beurteilung der Qualität der Mesorektumexzision
Grad 1 (komplett)
Grad 2 (nahezu
komplett)
Grad 3 
(inkomplett)
Mesorektum
Intakt, glatt
Mäßige Menge,
unregelmäßig
Geringe Menge
Defekte
Nicht tiefer als 5 mm
Tunica muscularis
propria nicht sichtbar
Bis zur Tunica muscularis propria
Coning
Nein
Mäßig
Resektionsrand
Glatt, regelmäßig
Unregelmäßig
Mäßig bis stark
Unregelmäßig
Tab. 2 Faktoren, welche die Zahl der am Operationspräparat aufgefundenen Lymphknoten beeinflussen
Faktor
Tumorlage
Tumorgröße
T-Stadium
N-Status
Geschlecht
Präparatlänge
Pathologe
Neoadjuvante Therapie
Präparierte Lymphknoten
Geringste Anzahl bei distalen Rektumkarzinomen
Anzahl steigt mit dem Tumordurchmesser
Anzahl steigt mit fortgeschrittener lokaler Ausdehnung
Bei pN+ steigt die Gesamtzahl mit der Anzahl an tumorpositiven
Lymphknoten
Geringere Anzahl bei weiblichen Patienten
Anzahl steigt mit der Präparatlänge
Anzahl ist abhängig vom untersuchenden Pathologen
Geringere Anzahl nach neoadjuvanter Therapie
Tab. 3 Revidierte Bethesda-Kriteriena
Kolorektales Karzinom (KRK) bei Patienten mit einem Alter <50 Jahre
Anwesenheit von synchronen oder metachronen KRK oder anderen HNPCC-assoziierten Tumorenb,
unabhängig vom Lebensalter
KRK mit MSI-Histologie eines Patienten mit einem Lebensalter <60 Jahre
KRK diagnostiziert bei ≥1 Verwandten 1. Grades mit HNPCC-assoziierten Tumoren, wobei einer der
Tumoren in einem Alter von <50 Jahren diagnostiziert wurde
KRK diagnostiziert bei ≥2 Verwandten 1. oder 2. Grades mit HNPCC-assoziierten Tumoren unabhängig vom Lebensalter
aBereits ein erfülltes Kriterium begründet eine MSI-Analyse. bAls HNPCC-assoziierte Tumoren gelten: KRK, Karzi-
nome von Endometrium, Magen, Dünndarm, Ovar, Pankreas, Urether und Nierenbecken, Gallengangssystem,
sowie Hirn (Glioblastom), Haut (sebazöse Adenome und Keratoakanthom)..
mellierung sieht man den sehr unregelmäßig begrenzten peripher umlaufenden Resektionsrand, der teilweise von der Tunica muscularis propria
gebildet werden kann.
Die zerklüftete nichtperitonealisierte Rückfläche eines PME-/TME-Präparats eingeschränkter Qualität ist ­bereits
nativ, in der Regel aber noch besser am
formalinfixierten Präparat erkennbar
(. Abb. 4–6). Der makroskopische Abstand des per continuitatem und des
­intra-/perineurovaskulär im mesorektalen Fettgewebe ausgebreiteten Tumors
(.  Abb. 7) und seiner (makroskopisch
erkennbaren) Lymphknotenmetastasen
(.  Abb. 8) vom peripher umlaufenden
Resektionsrand wird histologisch dokumentiert und mikrometrisch gemessen.
326 | Der Pathologe 4 · 2011
Qualitätsbeurteilung des
Levator-/Analkanal-Gebiets
Am Rektumexstirpationspräparat kann bei
entsprechender Operationstechnik nach
Holm ([30]; sog. zylindrische Resektion) zusätzlich die Qualität der Levator-/Analkanal-Resektion beurteilt werden. Dazu bietet
sich die im Protokoll der CORE-Studie [1]
vorgeschlagene dreiteilige Graduierung an:
FHohe Qualität: Teile der Levatormuskulatur sind in der ganzen Zirkumferenz mitreseziert oder die mitresezierte Levatormuskulatur ist in
der ganzen Zirkumferenz mehr als
1 cm breit.
FModerate Qualität: Die Levatormuskulatur ist nicht mitreseziert, die Resektionslinie verläuft an der Tunica
muscularis propria.
FGeringe Qualität: Teile der Tunica muscularis propria fehlen am Präparat
oder es besteht eine iatrogene Perforation im Tumorbereich.
Diese Beurteilung ist bislang noch nicht
Bestandteil der Qualitätskriterien der
Darmzentren.
Mikroskopische Beurteilung
Mesorektale Resektionsgrenzen
Für die Beurteilung der mesorektalen Resektionsgrenzen wird der Mindestabstand
der Tumorinfiltrate vom nächstgelegenen
mesorektalen Resektionsrand unter Angabe der Topographie des Randes okularmetrisch gemessen, ­gleichgültig, ob es
sich um eine Infiltration per continuitatem, eine Lymphknotenmetastase oder
eine vaskuläre Ausbreitung handelt, da
jede Art der Tumorausbreitung an den
Resektionsrand mit einem erhöhten Lokalrezidivrisiko einhergeht [3]. Obwohl
dieses Risiko für randbildende Lymphknotenmetastasen als etwas geringer angesehen wird [18], sollte sie als „positiver
Rand“ (mikroskopisch randbildender Tumor; R1) klassifiziert werden. Abstände
von mehr als 1 mm gelten als R0-Status.
Beträgt der Abstand weniger als 1 mm,
ohne dass Tumorzellen direkt am Schnittrand nachweisbar sind, so ist dies klinisch
als R1-Resektion zu betrachten.
Studiendaten zeigen, dass ein Abstand
von weniger als 1 mm mit einer Lokalrezidivrate von 22% verbunden ist, im Gegensatz zu 5% bei einem Abstand von mehr
als 1 mm [31]. Ein Abstand von weniger
als 1 mm bedeutet auch eine erhöhte ­Rate
von Fernmetastasen [18]. Da nach den
Ausführungen der derzeit gültigen TNMKlassifikation [25] ein R1-Resektionsstatus nur dann vorliegt, wenn Tumorzellen unmittelbar randbildend sind, muss
formal auch in Fällen mit Tumorausdehnung <1 mm ein R0-Status attestiert werden; der gemessene Abstand zum Resektionsrand in mm sollte in Parenthese an
die TNM-Formel angeschlossen werden.
Lymphknotenstatus
Der Lymphknotenstatus ist der wichtigste
solitäre unabhängige Prognosefaktor für
die Gesamtüberlebenszeit von Patienten
mit kolorektalem Karzinom. Die Fünf-
jahresüberlebensrate von Patienten mit
Lymphknotenmetastasen ist signifikant
niedriger als diejenige von Patienten ohne Lymphknotenmetastasen [18].
Anzahl präparierter Lymphknoten
Obschon die aktuelle TNM-Klassifikation [25] eine pN0-Klassifizierung auch bei
weniger als 12 Lymphknoten erlaubt, wird
von den meisten Darmzentren diese Mindestanzahl gefordert. Die Angaben über
die Zahl der am Operationspräparat aufzufindenden Lymphknoten schwanken
stark. Eine große Studie an 2427 pT3-Karzinomen ergab, dass bei 36% weniger als
8 Lymphknoten nachweisbar waren [7]. In
einer Zeitspanne von 45 Jahren nahm die
Zahl der Lymphknoten allerdings kontinuierlich zu, was mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Sorgfalt der Lympknotenpräparation durch den Pathologen im Zusammenhang steht.
Wie viele Lymphknoten sind erforderlich, um zuverlässige Aussagen für die davon abhängigen Therapieentscheidungen
und damit auch die Prognose machen
zu können? Die strikte Forderung einer
Mindestzahl erscheint unserer Meinung
nach nicht sinnvoll, weil viele Faktoren
die Anzahl der aufzufindenden Lymphknoten beeinflussen (. Tab. 2; [28]). Die
„Lymphknotenausbeute“ ist bei großen,
lokal fortgeschrittenen Tumoren höher.
Auch die Präparatgröße beeinflusst die
Lymphknotenzahl, und es werden insgesamt mehr Lymphknoten präpariert,
wenn Lymphknotenmetastasen vorhanden sind.
Die Lymphknotenanzahl unterliegt im
Rektumbereich einer höheren ­Varianz als
im Kolon, wobei Rektumkarzinome im
mittleren Drittel mehr Lymphknoten aufweisen als im oberen und ­unteren Rektumdrittel. Ein wichtiger Faktor ist der
präparierende Pathologe selbst. Pathologen, die den Gastrointestinaltrakt als ihr
Spezialgebiet ansehen, präparieren deutlich mehr Lymphknoten. Auch an dieser
Stelle wird nochmals ­erwähnt, dass der
Zeitfaktor der wichtigste Faktor bei der
Erfassung und Beurteilung der Lymphknoten im PME-/TME-Präparat ist.
Schließlich führt die heute bei Karzinomen des mittleren und unteren Drittels angewandte neoadjuvante Therapie zu einer signifikanten Reduktion der
Abb. 6 7 Querschnitt
eines inkompletten
TME-Präparats proximal des Tumors, in Höhe eines klaffenden,
spaltförmigen Defekts
des Mesorektums (vgl.
Abb. 5). Der peripher
umlaufende Resektionsrand wird teilweise von der Tunica muscularis propria gebildet. TME Grad 3
Abb. 7 7 Querschnitt
eines TME-Präparats in
Höhe des Tumors. Lokalisation und Abstand
vom nächstgelegenen mesorektalen Resektionsrand (rote Linie) werden gemessen
und histologisch dokumentiert
Abb. 8 7 Querschnitt
eines TME-Präparats
in einiger Entfernung
vom ­Primärtumor
mit einer Lymphknotenmetastase, deren Lokalisation und
­Abstand vom mesorektalen Resektionsrand gemessen und histologisch
­dokumentiert 
werden
sicht- oder tastbaren Lymphknoten [32].
In einer Studie aus dem Jahr 2002 sank
die durchschnittliche Lymphknotenzahl
von 19 auf 13.
Betrachtet man die „kritische Grenze“ von 12 Lymphknoten, so fanden sich
in der Studiengruppe ohne neoadjuvante Therapie bei immerhin 7% weniger als
12 Lymphknoten, in der Gruppe mit neoadjuvanter Therapie lag die Anzahl bei
12%. Eine aktuelle Studie (n=615) zeigte
gar eine Reduktion der mittleren Lymphknotenzahl um 33% (14,5 vs. 21,5; p<0,001;
[10]). Dies wurde auch in anderen Untersuchungen bestätigt [16, 21]. Nicht nur
die Zahl, sondern auch das Volumen der
Der Pathologe 4 · 2011 | 327
Schwerpunkt: Unterer Gastrointestinaltrakt
Lymphknoten wird nach neoadjuvanter
Therapie kleiner [5].
Nimmt man alle Einflussgrößen zusammen, so wäre das Musterbeispiel, bei
dem eine Zahl von 12 oder mehr präparierten Lymphknoten nicht zu erreichen
und damit als Qualitätskriterium auch
nicht zu fordern ist [15], eine weibliche
Patientin mit einem kleinen tiefsitzenden
und neoadjuvant behandelten, nodalnegativen Rektumkarzinom.
Methoden zum Auffinden
der Lymphknoten
In der Literatur werden immer neue Methoden beschrieben, die das Auffinden
der Lymphknoten erleichtern sollen [2, 4,
5, 24]. Einige dieser sog. Clearingmethoden erhöhen zwar die Zahl insbesondere
sehr kleiner Lymphknoten, weisen jedoch
große Nachteile bei der Bearbeitung auf.
Außerdem resultiert daraus eine Befundverzögerung von bis zu 1 Woche. Dazu
kommt eine nicht unwesentliche Lösungsmittelbelastung für die mit dieser Präparationsmethode beschäftigten Mitarbeiter.
Eine vor kurzem publizierte Acetonkompressionstechnik scheint für den Routineeinsatz geeignet zu sein [2], jedoch bestehen bei dieser Technik Sicherheitsrisiken durch das leicht entzündliche Aceton.
Zeitfaktor
Die conditio sine qua non für ein gutes
­Ergebnis ist unseres Erachtens die Grundhaltung des Pathologen, die Lymphknotenpräparation nicht als lästige und zeitraubende Pflicht zu betrachten, sondern
sich immer der Auswirkungen auf Therapie, Prognose und damit Schicksal des Patienten bewusst zu sein.
Wie bereits oben ausgeführt, muss für
die Lymphknotenpräparation ausreichend
Zeit zur Verfügung stehen. Sind trotzdem
nur wenige Lymphknoten sicht- oder tastbar – sei es, weil das Gewebe nach neoadjuvanter Therapie diffus verdichtet ist
oder weil das mesorektale Fettgewebe ungewöhnlich adipös oder die Lymphknoten lipomatös sind –, so verspricht das
Einbetten des Fettgewebes entlang des
rechten und linken Astes der A. rectalis
superior und entlang der Aa. rectales mediae et inferiores, die immer gut erkennbar sind, die höchste Wahrscheinlichkeit der Darstellung weiterer Lymphkno-
328 | Der Pathologe 4 · 2011
ten. Wider jedes anatomische Verständnis
wäre es, Qualität und Sorgfalt der chirurgischen Operation und/oder der pathologischen Präparation in Zweifel zu ziehen, wenn die Zahl von 12 Lymphknoten
unter solchen Umständen nicht erreicht
wird [22].
Tumorregression nach
neoadjuvanter Therapie
Das Ausmaß der durch die neoadjuvante
Therapie erzeugten Tumorregression hat
prognostische Bedeutung. Für eine objektivierbare Bestimmung des histologischen
Regressionsgrads hat sich die Einteilung
nach Dworak [6] bewährt:
FGrad 0: keine Regression,
FGrad 1: die Tumormasse dominiert,
Fibrose oder Vaskulopathie sind
nachweisbar,
FGrad 2: die Fibrose dominiert,
Tumorzellverbände sind rasch und
leicht erkennbar,
FGrad 3: es sind nur einzelne, mikroskopisch schwer identifizierbare
Tumorzellen festzustellen, mit oder
ohne begleitende Schleimseen,
FGrad 4: es sind keine Tumorzellen nachweisbar, nur Fibrose oder
Schleimseen ohne vitale Tumorzellen.
Bei dieser Graduierung hat Dworak auf
die Angabe von Prozentwerten verzichtet.
Das ist praktikabel und pragmatisch zugleich und, kein Paradoxon, aussagekräftiger („genauer“) als die scheinbar exakte Angabe in Prozentwerten [9]. Das Regressionsgrading nach Dworak und die
diesbezüglichen Empfehlungen des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e.V.
und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie sollten angeglichen werden.
Es ist zu betonen, dass ein Regres­
sionsgrad 4 erst nach vollständiger Aufarbeitung der ehemaligen Tumorregion
diagnostiziert werden darf.
Seitdem sich herausgestellt hat, dass
eine gezielte Therapie mit monoklonalen Antikörpern gegen den EFGR-Rezeptor bei metastasierten Rektumkarzinomen nur bei Karzinomen mit K-RASWildtyp sinnvoll sind, obliegt es dem Pathologen, das für diese Mutationsanalyse geeignete Tumorgewebe auszuwählen
(Konkordanzrate Primärtumor/Metasta-
sen über 90%) und für eine methodologisch geprüfte Durchführung und Auswertung zu sorgen. Dieses Vorgehen ist
für eine rationale Pharmakotherapie unerlässlich und bei den hohen Kosten auch
ein dringendes gesundheitsökonomisches
Erfordernis.
Zudem liegt es in der Verantwortung
des Pathologen, in Kenntnis der Anamnese, Klinik und Histologie mikrosatelliteninstabile (MSI) kolorektale Karzinome zu
ermitteln (. Tab. 3), weil sie ein hereditäres Krebsdispositionssyndrom (LynchSyndrom) anzeigen können und weil auch
die 15% „sporadischen“ (nichthereditären) MSI-Tumoren empirisch eine bessere Prognose haben und besser auf eine bestimmte kombinierte Chemotherapie ansprechen als mikrosatellitenstabile Tumoren gleichen Stadiums.
Fazit für die Praxis
Die aufmerksame, genaue Beschreibung und graduierende makroskopische Qualitätsbeurteilung der totalen
mesorektalen Exzision und bei Exstirpationspräparaten zusätzlich der Qualität
der Levator-/Analkanal-Resektion ist ein
Mittel, auf sehr einfache Art und Weise zu prognostisch wichtigen Aussagen
bezüglich Rezidivgefahr und Gesamtüberlebensrate bei Patienten mit Karzinomen des mittleren und unteren Rektums zu kommen. Sie stellt ein wesentliches, vom Pathologen zu bestimmendes
Qualitätskriterium dar.
Mehr Zeit als die bisher übliche Aufarbeitungsmethode werden allerdings
die in dieser Hinsicht nicht weniger bedeutsame Untersuchung der peripher
umlaufenden mesorektalen Resektionsränder nach Tuschemarkierung sowie
die Lymphknotenpräparation in Anspruch nehmen. Das gilt besonders für
Präparate nach neoadjuvanter Therapie.
Seien es palliative, seien es neoadjuvante oder adjuvante Therapiekonzepte des Rektumkarzinoms: Die Bedeutung der ­exakten Aufarbeitung und Dokumentation der pathologischen TNMund ­genetischen Tumordiagnostik wird
zunehmen. Die hierfür notwendige Entscheidungsgrundlage erarbeitet in immer höherem Maß der Pathologe.
Korrespondenzadresse
PD Dr. K.J. Schmitz
Pathologisches Institut  
Recklinghausen
Mühlenstr. 31,  
45659 Recklinghausen
[email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur
  1. CORE: Capecitabine, oxaliplatin, radiotherapy and
excision (2010) Phase 2 study of weekly oxaliplatin and capecitabine (Xelox) in combination with
preoperative radiotherapy in patients with MRI
defined locally advanced rectal cancer. SanofiSynthelabo Protocol No C-8601
  2. Basten O, Bandorski D, Bismarck C et al (2010)
Acetone compression. A fast, standardized method to investigate gastrointestinal lymph nodes.
Pathologe 31:218–224
  3. Birbeck KF, Macklin CP, Tiffin NJ et al (2002) Rates
of circumferential resection margin involvement
vary between surgeons and predict outcomes in
rectal cancer surgery. Ann Surg 235:449–457
  4. Cawthorn SJ, Gibbs NM, Marks CG (1986) Clearance technique for the detection of lymph nodes in
colorectal cancer. Br J Surg 73:58–60
  5. Cohen SM, Wexner SD, Schmitt SL et al (1994) Effect of xylene clearance of mesenteric fat on harvest of lymph nodes after colonic resection. Eur J
Surg 160:693–697
  6. Dworak O, Keilholz L, Hoffmann A (1997) Pathological features of rectal cancer after preoperative radiochemotherapy. Int J Colorectal Dis 12:19–
23
  7. Goldstein NS (2002) Lymph node recoveries from
2427 pT3 colorectal resection specimens spanning 45 years: recommendations for a minimum
number of recovered lymph nodes based on predictive probabilities. Am J Surg Pathol 26:179–
189
  8. Goldstein NS, Soman A, Sacksner J (1999) Disparate surgical margin lengths of colorectal resection specimens between in vivo and in vitro measurements. The effects of surgical resection and
formalin fixation on organ shrinkage. Am J Clin
Pathol 111:349–351
  9. Gould SJ (1981) The mismeasure of man. Norton,
New York
10. Ha YH, Jeong SY, Lim SB et al (2010) Influence of
preoperative chemoradiotherapy on the number
of lymph nodes retrieved in rectal cancer. Ann
Surg 252:336–340
11. Heald RJ, Husband EM, Ryall RD (1982) The mesorectum in rectal cancer surgery–the clue to pelvic
recurrence? Br J Surg 69:613–616
12. Hohenberger W (2007) Open surgery of the  
rectum. Chirurg 78:739–747
13. Kapiteijn E, Marijnen CA, Nagtegaal ID et al
(2001) Preoperative radiotherapy combined with
total mesorectal excision for resectable rectal
cancer. N Engl J Med 345:638–646
14. Kim NK, Baik SH, Seong JS et al (2006) Oncologic outcomes after neoadjuvant chemoradiation
followed by curative resection with tumor-specific mesorectal excision for fixed locally advanced
rectal cancer: Impact of postirradiated pathologic
downstaging on local recurrence and survival. Ann
Surg 244:1024–1030
15. Marks JH, Valsdottir EB, Rather AA et al (2010) Fewer than 12 lymph nodes can be expected in a
surgical specimen after high-dose chemoradiation therapy for rectal cancer. Dis Colon Rectum
53:1023–1029
16. Morcos B, Baker B, Al MM et al (2010) Lymph node
yield in rectal cancer surgery: effect of preoperative chemoradiotherapy. Eur J Surg Oncol 36:345–
349
17. Nagtegaal ID, Marijnen CA, Kranenbarg EK et al
(2002) Circumferential margin involvement is still
an important predictor of local recurrence in rectal
carcinoma: not one millimeter but two millimeters
is the limit. Am J Surg Pathol 26:350–357
18. Nagtegaal ID, Krieken JH van (2002) The role of
pathologists in the quality control of diagnosis
and treatment of rectal cancer-an overview. Eur J
­Cancer 38:964–972
19. Nagtegaal ID, DV van, Worp E van der et al (2002)
Macroscopic evaluation of rectal cancer resection
specimen: clinical significance of the pathologist
in quality control. J Clin Oncol 20:1729–1734
20. Parfitt JR, Driman DK (2007) The total mesorectal
excision specimen for rectal cancer: a review of its
pathological assessment. J Clin Pathol 60:849–855
21. Rullier A, Laurent C, Capdepont M et al (2008)
Lymph nodes after preoperative chemoradiotherapy for rectal carcinoma: number, status, and impact on survival. Am J Surg Pathol 32:45–50
22. Schmid KW, Öfner D (2006) Welche Standards
braucht die Lymphknoten-Histologie beim kolorektalen Karzinom?. Viszeralchirurgie 41:1–5
23. Schmiegel W, Pox C, Reinacher-Schick A et al
(2008) S3-Leitlinie „Kolorektales Karzinom“. Z
­Gastroenterol 46:1–73
24. Scott KW, Grace RH (1989) Detection of lymph node metastases in colorectal carcinoma before and
after fat clearance. Br J Surg 76:1165–1167
25. Sobin LH, Gospodarowicz MK, Wittekind C (2009)
International Union against Cancer. TNM classification of malignant tumours, 7th edn. Wiley-Liss,
New-York
26. Stelzner F (1981) Die anorectalen Fisteln, 3. Aufl.
Springer, Berlin Heidelberg New York
27. Sterk P, Nagel T, Gunter S et al (2000) Methods for
postoperative evaluation of complete excision of
the mesorectum. Zentralbl Chir 125:370–374
28. Thorn CC, Woodcock NP, Scott N et al (2004) What
factors affect lymph node yield in surgery for rectal cancer? Colorectal Dis 6:356–361
29. Wang Z, Zhou Z, Wang C et al (2005) ­Microscopic
spread of low rectal cancer in regions of the mesorectum: detailed pathological assessment with
whole-mount sections. Int J Colorectal Dis 20:231–
237
30. West NP, Finan PJ, Anderin C et al (2008) Evidence
of the oncologic superiority of cylindrical abdominoperineal excision for low rectal cancer. J Clin Oncol 26:3517–3522
31. Wibe A, Rendedal PR, Svensson E et al (2002) Prognostic significance of the circumferential resection
margin following total mesorectal excision for rectal cancer. Br J Surg 89:327–334
32. Wichmann MW, Muller C, Meyer G et al (2002) Effect of preoperative radiochemotherapy on lymph
node retrieval after resection of rectal cancer. Arch
Surg 137:206–210
33. Wittekind C, Koch H K (2005) Empfehlungen zur
pathologisch-anatomischen Diagnostik des kolorektalen Karzinoms. Berufsverband Deutscher Pathologen e.V., Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V.
Der Pathologe 4 · 2011 | 329
Herunterladen