Gemeine Herzmuschel

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Gemeine Herzmuschel | Tierlexikon für Kinder | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt
Gemeine Herzmuschel
Cerastoderm a edule
Jeder, der gern Muscheln sammelt, mag die hübschen, immer wieder
etwas anders gefärbten Schalen der Herzmuschel. Sie sind an den
Küsten von Nord- und Ostsee sehr häufig zu finden.
Aussehen
Die Gemeine oder Essbare Herzmuschel gehört zu den Weichtieren
(Mollusken) und dort zur Klasse der Muscheln und zur Familie der
Herzmuscheln. Muscheln besitzen kein Skelett im Körperinneren, sondern
stattdessen ein äußeres Skelett (Exoskelett) die kalkige Schale. Die
Gemeine Herzmuschel hat, wie alle Muscheln, ein Gehäuse aus zwei
Hälften. Diese sind stark gewölbt und so dick, dass sie nicht so leicht
zerbrechen. Bei der Herzmuschel sind diese beiden Hälften des
Gehäuses gleich geformt und gleich groß.
Der sogenannte Wirbel das ist das etwas knubbelige schmale Ende jeder Schalenhälfte liegt in der
Mitte, die Muschel ist also symmetrisch gebaut. Sie wird bis zu fünf Zentimeter lang und drei Zentimeter
dick, meist findet man jedoch Muscheln, die ein bis drei Zentimeter lang sind. Wo sich die Wirbel
beider Schalen treffen, liegt das sogenannte Schloss. Dort hält ein Band die beiden Gehäusehälften
wie ein Gelenk oder ein Scharnier zusammen. Im Inneren der Muschel sind die beiden
Schließmuskeln, mit deren Hilfe sie ihre Schale auf- und zuklappen kann.
Vom schmalen Ende der Muschel aus ziehen sich etwa 25 Rippen über die Schale. Sie werden von
sogenannten Anwachslinien gekreuzt, die ein bisschen wie Falten aussehen und oft mit
schuppenartigen Gebilden besetzt sind. Die Gemeine Herzmuschel kann recht verschieden gefärbt
sein. Die Farbpalette reicht von weiß über gelblich-beige bis zu braun. Sie ist aber nicht einfarbig,
meist sind zum Beispiel die Anwachslinien dunkler als der Untergrund der Schale.
Im Inneren des Gehäuses befinden sich Kiemen, Geschlechtsorgane und alle anderen Organe wie
zum Beispiel Herz und Kreislaufsystem. Sie werden von den sogenannten Mantellappen umhüllt, die
miteinander verwachsen sind. Auch die Schließmuskeln sowie der Fußmuskel, der zur Fortbewegung
dient und mit Schleimdrüsen ausgestattet ist, liegen im Inneren des Gehäuses.
Durch eine Öffnung im Mantel strömen Atemwasser und Nahrungspartikel
ins Innere, durch eine zweite wird das von den Kiemen gefilterte Wasser
wieder ausgeschieden. Durch eine weitere Öffnung kann die Muschel
ihren Fuß nach außen strecken. Wie bei allen Muscheln, die im
Meeresboden vergraben leben, bildet das Mantelgewebe um die Ein- und
Ausströmöffnung einen sogenannten Sipho, ein schlauchartiges Gebilde.
Ihn kann die Muschel ausstrecken und, obwohl sie im Meeresboden
vergraben ist, frisches Atemwasser und Nahrung aufnehmen. Bei Gefahr
zieht sie den Sipho blitzschnell ins Gehäuse zurück.
Heimat
Die Gemeine Herzmuschel hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet: Sie kommt im östlichen Atlantik
von der Barentsee hoch oben im Norden bis Mauretanien im nordwestlichen Afrika vor. Auch in der
Nordsee und Ostsee ist sie zu finden. Sie lebt aber auch im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im
Kaspischen Meer sowie im Aralsee.
Lebensraum
Die Gemeine Herzmuschel ist eine Art des Wattenmeers. Das ist der
Lebensraum an der Meeresküstee, der von Ebbe und Flut geprägt ist: Dort
fällt der Boden zweimal am Tag trocken und wird zweimal täglich wieder
vom Meer überflutet. Die Muschel kommt dort in null bis zehn Meter Tiefe
vor. Sie lebt nur auf sandig-schlicken Böden und gräbt sich dort ein bis
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drei, maximal fünf Zentimeter tief ein. In der Nordsee ist sie eine der
häufigsten Muschelarten. In der Zone von drei Metern Wassertiefe
tummeln sich bis zu 245 Exemplare auf einem Quadratmeter. Die
Herzmuschel verträgt auch unterschiedliche Salzgehalte. Allerdings bleibt sie bei niedrigem Salzgehalt
kleiner und ihre Schalen sind dünner.
Rassen und Arten
Es gibt mehrere Hundert verschiedene Arten von Herzmuscheln, die über die Meere der ganzen Welt
verstreut leben. Beispiele sind die Brackwasser-Herzmuschel, die ebenfalls in Nord- und Ostesee
vorkommt, die etwas größere Flache Herzmuschel, die an den Küsten des Pazifiks, im Roten Meer und
am Persischen Golf lebt oder die Gelbe Stachelherzmuschel, die an der Atlantikküste der USA bis
hinunter nach Brasilien zu finden ist.
Lebenserwartung
Im Durchschnitt werden Gemeine Herzmuscheln drei, im besten Fall bis zu neun Jahre alt.
Alltag
Zu ihrem Namen kam die Herzmuschel, weil die Form ihres Gehäuses
einem Herz gleicht, wenn man eine komplette Muscheln mit ihren beiden
Gehäusehälften von der Seite anschaut. Betrachtet man bei Ebbe den
Boden genauer, kann man oft ovale, bis 1 cm lange Löcher sehen: ein
Hinweis, dass im Boden darunter Herzmuscheln leben. Manchmal sieht
man es sogar, wenn eine Muschel verbrauchtes Wasser in einer winzigen
Fontäne ausstößt. Weil sie sich nur knapp unter den Boden eingräbt, kann
man die Muscheln manchmal sogar spüren, wenn man bei Ebbe mit
bloßen Füßen über den Wattboden läuft.
Wird die Gemeine Herzmuschel von den Wellen freigespült, kann sie sich mithilfe ihres Fußes wieder
eingraben. Sie schafft das erstaunlich schnell innerhalb von zwei bis zehn Minuten. Dieses kleine
Schauspiel kann man auch selbst beobachten. Gräbt man eine Muschel aus und setzt sie auf den
Boden, schiebt sie ihren Fuß aus dem Gehäuse, streckt ihn lange aus und gräbt sich mit
kontrahierenden Bewegungen in den Boden ein. Ihr kräftiger Fuß zieht sich dabei ruckartig zusammen,
sodass sich zunächst die Schale aufrichtet, und streckt sich dann wieder.
Zusätzlich öffnet sie beim Graben ihre Schalen und das Innere füllt sich mit Wasser. Durch die
Kontraktionsbewegungen wird das Wasser ausgestoßen und der Sand unter der Muschel weggespült.
So kann sie sich noch besser eingraben. Das alles wiederholt die Muschel mehrmals und ist dann
wieder im Boden verschwunden. Die Gemeine Herzmuschel kann sogar bis zu 50 cm weit springen:
Dazu krümmt sie die Spitze ihres Fußes ein, stemmt sie gegen ein festes Hinderniss im Boden, etwa
einen Stein, streckt den Fuß schnell wieder aus und schnellt sich so in die Luft.
Die Gemeine Herzmuschel ist hart im Nehmen: Sie kann auch niedrige Sauerstoffkonzentrationen
aushalten oder sogar ein paar Tage ganz ohne Sauerstoff auskommen. Sie fährt dann ihren
Stoffwechsel zurück und senkt den Herzschlag, sodass dass sie kaum noch Sauerstoff braucht. Auch
ein schwankender Salzgehalt des Meerwassers macht ihr nichts aus.
Ist der Winter sehr kalt, sterben viele Herzmuscheln. Normale Winter überleben sie aber, eingegraben
in den Boden, gut.
Freunde und Feinde
Die Gemeine Herzmuschel hat viele Feinde: Alle Vögel, die im Watt nach Nahrung suchen, machen
sich über die Muscheln her. Ein Austerfischer etwa kann 200 bis 300 Herzmuscheln an einem Tag
fressen. Aber auch für Garnelen, Krebse, Würmer und Plattfische ist die Muschel ein Leckerbissen. Vor
allem ein großer Teil der jungen Muscheln fällt Fressfeinden zum Opfer. Die älteren Tiere sind durch
ihre harte, große Schale besser geschützt. Allerdings verschlucken manche Vögel wie etwa
Silbermöwen ganze Muscheln und zermahlen sie in ihrem Kaumagen.
Die Gemeine Herzmuschel ist auch beim Menschen begehrt: Sie wird in manchen Ländern in großen
Mengen gefangen und gegessen.
Nachwuchs
Die Gemeine Herzmuschel wird im Alter von zwei Jahren geschlechtsreif. Männchen und Weibchen
geben Ende Mai ihre Spermien bzw. Eier ins Wasser, wo die Befruchtung stattfindet. Jedes Weibchen
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kann 5000 bis 50000 Eier produzieren. Die Larven leben drei bis fünf Wochen im freien Wasser und
sinken dann auf dem Boden nieder. Dort verwandeln sie sich in winzige Jungmuscheln.
Ernährung
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Die Gemeine Herzmuschel ist ein sogenannter Filtrierer: Mithilfe ihrer
Kiemen filtern sie aus dem über den Sipho einströmenden Wasser das
Plankton das sind mikroskopische kleine Lebewesen und Pflanzen, die
im Wasser schweben. Pro Stunde kann eine Herzmuschel je nach Alter
und Größe ein bis zu zwei Liter Wasser filtrieren. Da so unglaublich viele
Herzmuscheln im Wattenmeer leben, hat man errechnet, dass sie
innerhalb weniger Wochen das gesamte Wasser des Wattenmeers
filtrieren.
© Südw estrundfunk 2016
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