Abdichtservice - Virtual Forge

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09.06.2011
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SAP-Security
PRAXIS
Sicherheitslöcher in eigenem
ABAP-Code stopfen
Abdichtservice
Sebastian Schinzel, Frederik Weidemann,
Andreas Wiegenstein, Markus Schumacher
SAP-Anwender, die ihre ERP-Systeme mit eigenen ABAPAnwendungen erweitern, produzieren dabei aus Unkenntnis
oft große Sicherheitslecks. Für Angreifer steht damit das Tor
zu den unternehmenswichtigen Daten weit offen. Es gibt
jedoch Möglichkeiten, den unerlaubten Zutritt effektiv zu
unterbinden.
E
in Großteil von SAPs Standardanwendungen ist in der proprietären
Programmiersprache ABAP geschrieben und wird im Quelltext an die Kunden ausgeliefert. Nahezu jedes Unternehmen erweitert diese Anwendungen
durch eigenen ABAP-Code oder entwickelt Funktionen komplett neu. Nicht
selten betrifft das weit über die Hälfte
aller Applikationen in einem SAP-System. Die Sicherheit der Komponenten
liegt damit nicht mehr vollständig in
der Hand des Anbieters.
Das Entwickeln eigener Anwendungen mit SAP-Frameworks ist also eine
verantwortungsvolle Aufgabe, wenn
man sich vor Augen führt, welche Da-
ten das zentrale ERP-System üblicherweise verarbeitet. Ob Gehalts-, Bewerber-, Personal- und Vertriebsdaten oder
die Finanzbuchhaltung: SAP bietet für
nahezu alle kritischen Geschäftsbereiche entsprechende Module. Komplexität ist hier ein nicht zu unterschätzender Faktor (Abbildungˇ1).
Im SAP-Umfeld steht der Begriff
„Sicherheit“ meist für ein korrektes Berechtigungskonzept, manchmal für die
sichere Konfiguration, er umfasst jedoch
nur selten Aspekte der Softwareentwicklung. Eine saubere Konfiguration hilft
jedoch wenig, wenn Sicherheitslücken
im selbst geschriebenen Code klaffen.
Und korrekte Berechtigungen nützen
118
ebenfalls nicht viel, wenn das eigene
Programm sie nicht oder nur unzureichend prüft.
Es ist bekannt, dass selbst geschriebene ABAP-Anwendungen prinzipiell
anfällig sind für Standardangriffe via
Directory Traversal, SQL Injection und
Command Execution [1]. Einige der
weit über 300 ABAP-Befehle erfordern
in dieser Hinsicht besondere Aufmerksamkeit. Die Zahl der von SAP veröffentlichten Patches hat Ende des vergangenen Jahres deutlich zugenommen.
Zurückzuführen ist diese Phänomen auf
neue Methoden und Werkzeuge der
Qualitätssicherung, zum Beispiel auf
verbesserte Code Scans.
Bei Tests findet man regelmäßig viele Lücken im ABAP-Code. Angreifern
fällt es daher meist nicht schwer, unbefugt in das System einzudringen und
sich vorbei an den übrigen Sicherheitsmaßnahmen Zugang zu Kundendaten
zu verschaffen. Der Artikel beschreibt
einige typische Fehler und wie man sie
abstellt. Das Ganze basiert auf einem
Auszug aus der BIZEC APP11, einer
aktuellen Liste der größten Risiken in
der ABAP-Entwicklung (siehe www.bi
zec.org oder iX-Link).
ABAP Command
Injection
ABAP gewährt ähnliche Freiheiten
wie Java oder Python. Das beinhaltet
den vollständigen Schreib- und Lesezugriff auf Geschäftsdaten, das Ausführen von Betriebssystemkommandos sowie das Lesen und Schreiben
von Dateien auf dem Applikationsserver. Folglich ist ein Benutzer, der im
produktiven System die Entwicklungsberechtigung hat, mit einem Notfalladministrator vergleichbar – er kann
sich beliebige Rechte verschaffen. Es
sollte also grundsätzlich niemand die
Möglichkeit haben, direkt im Produktivsystem zu programmieren.
Die Sprache bietet mehrere Möglichkeiten, Quellcode dynamisch zur Laufzeit zu generieren, zu kompilieren und
auszuführen, ohne dass dazu eine spezielle Berechtigung notwendig wäre.
Über das Kommando INSERT REPORT
lässt sich beispielsweise ABAP-Code
erstellen und ändern. Entwickler und
Beratungshäuser nutzen die dynamische Programmierung gern, um generische, wiederverwendbare Programme zu schreiben oder um mit wenigen
Zeilen Code komplexe Probleme zu
lösen.
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Gefährlich wird das, wenn es erlaubt
ist, Benutzereingaben in den Quellcode
einzufügen. Entwickler übersehen oft,
dass ein Angreifer über geschickte Eingaben ebenfalls eigenen Quellcode ausführen kann. Um solche Lecks abzudichten, sollte man beim Entwickeln
kundenspezifischer Anwendungen darauf achten, dass der Quellcode statisch
bleibt und sich nicht zur Laufzeit manipulieren lässt.
Directory Traversal
Zahlreiche ABAP-Anwendungen verarbeiten Dateien unterschiedlicher
Herkunft auf SAPs NetWeaver Application Server. Sie können das Ergebnis eines im Hintergrund ausgeführten
Batch Jobs sein; es können Dokumente sein, die auf dem Server vorgehalten und zum Beispiel via SAP GUI geladen werden oder auch Attachments
aus einer Onlinebewerbung. Eine Directory-Traversal-Schwachstelle liegt
vor, wenn ein Angreifer durch Manipulation der Benutzereingabe auf eine
nicht dafür vorgesehene Datei zugreifen kann. Von außen betrachtet sieht
ein Angriff in der ABAP-Welt nicht
anders aus als in anderen Programmiersprachen. Es gibt allerdings viele
Möglichkeiten, sich gegen Attacken zu
wappnen. Das Programm in Listingˇ1
ist anfällig für Directory-TraversalAngriffe.
Der Benutzer muss einen Dateinamen angeben, der sich unterhalb des
Verzeichnisses /tmp befindet. Sofern er
die notwendige Berechtigung hat, wird
anschließend der Dateiinhalt in der
SAP GUI ausgegeben. Benutzt ein Angreifer eine relative Dateiangabe mit
„../“, kann er auf Dateien in anderen
Verzeichnissen zugreifen. In der Vergangenheit erlaubte ABAPs Kernel beispielsweise auch den Umgang mit den
Zertifikatsdateien im Applikationsserver ohne eine zusätzliche administra-
Direct UIs
SAP GUI
ABAP-System
DB
BSP
ABAPCode
Integrated ITS
Web Dynpro
ABAP
Indirect UIs
Files
DB
3rd Party Java
Applications
JCO
Files
J2EE/Portal
Web Dynpro
Java
Integrated ITS
Direct UIs
Die zahlreichen technischen Protokolle und
Schnittstellen, über die
ein ABAP-System mit
der Außenwelt kommuniziert, bieten reichlich
Angriffsfläche (Abb.ˇ1).
tive Benutzerüberprüfung (siehe Kasten „SAP-Sicherheitshinweise“).
Es gibt zwei Schutzansätze, die die
Verantwortlichen kombinieren sollten:
via Konfiguration sowie über das Programm. Zunächst zur Konfigurationsseite. Bei jedem Aufruf des Kommandos
OPEN DATASET prüft der ABAP-Kernel zunächst automatisch das Berechtigungsobjekt S_DATASET. Es nimmt
historisch bedingt nur 40 Zeichen auf,
in der Regel fehlt dort der Platz, um
eine Kombination aus vollständigem
Pfad und Dateinamen abzulegen. Daher setzen Kunden häufig eine Wildcard ein, die sämtliche Dateien freigibt. Ein weiterer Berechtigungsschutz
ist über die Tabelle SPTH möglich.
Hier lassen sich unspezifisch für einzelne Verzeichnisse Lese- und Schreibberechtigungen einstellen oder global
verbieten. In der Spalte FSBRGRU
kann man zusätzlich eine Berechtigungsgruppe festlegen, die der Benutzer über das Objekt S_PATH zugewiesen bekommt. Via S_PATH lässt sich
somit der Zugriff auf einzelne Verzeichnisse per Berechtigungskonfiguration steuern.
BSP
Integrated ITS
Web Dynpro
ABAP
Der am einfachsten einzurichtende
Schutz ist das Unterbinden oder die
Kontrolle der Eingaben. Lässt man beispielsweise nur Dateien bestehend aus
Buchstaben und Ziffern zu, erübrigt
sich ein Angriff, da dafür benötigte Zeichen wie „.“ oder „/“ nicht erlaubt sind.
Für die Fälle, in denen das nicht ausreicht, gibt es seit Dezember 2010 einen neuen zentralen Funktionsbaustein
namens FILE_VALIDATE_NAME in
der Funktionsgruppe SFIL. Zunächst
muss der Administrator über die Transaktion FILE für physische Verzeichnisse sogenannte logische Namen vergeben. Er kann anschließend via FILE_
VALIDATE_NAME prüfen, ob ein vom
Benutzer angegebener physischer Pfad
innerhalb des logisch konfigurierten
Pfades liegt. Hierzu normalisiert das
Kommando die Eingabe, das heißt, es
löst relative Pfade in absolute auf. Anschließend erfolgt die Berechtigungsprüfung. Um ein adäquates Schutzniveau zu erreichen, muss die Funktion
vor OPEN DATASET aufgerufen werden. Wenn ein Fehler auftritt, bestimmt
der Aufrufer, wie mit ihm umzugehen
ist. Der alleinige Aufruf der Funktion
Directory Traversal
x-TRACT
●
Jedes ABAP-System beherbergt zahllose selbst geschriebene Anwendungen,
die potenziell anfällig sind für Standardangriffe wie Command Injection.
●
Am besten schließt man die üblichen Sicherheitslücken schon beim Design des
Programms aus. Später nach Fehlern zu fahnden, kann extrem aufwendig sein.
●
Da ABAP eine komplexe Programmiersprache ist, und die sichere Programmierung
hier noch in den Kinderschuhen steckt, dürften künftig noch etliche neue
Schwachstellen aufgedeckt werden.
REPORT ZFW_DIR_TRAV_EXMPL.
DATA: content TYPE string,
fileprefix TYPE string VALUE '/tmp/'.
PARAMETERS: filename TYPE string LOWER CASE DEFAULT 'test'.
CONCATENATE fileprefix filename into filename.
OPEN DATASET filename FOR INPUT IN TEXT MODE ENCODING DEFAULT.
DO.
READ DATASET filename INTO content.
WRITE: / content.
IF sy-subrc <> 0.
EXIT.
ENDIF.
ENDDO.
CLOSE DATASET filename.
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SAP-Security
PRAXIS
PBO
Berechtigung
SAP GUI
!
!
PAI
DynproAblauflogik
ABAP-Programm
ABAP
Klassische Kommunikation zwischen
SAP GUI und ABAP-Server: Letzterer
sendet Informationen über Aussehen
und Funktionen des Dynpros an das
GUI (Abb.ˇ2).
ohne Behandlung des Rückgabewerts
hat keinen Abbruch zur Folge und bietet somit auch keinen ausreichenden
Schutz.
Schwachstellen
im SAP GUI
Das SAP GUI ist die traditionelle grafische Benutzerschnittstelle, ein proprietärer Fat Client. Entwickler können in
ABAP mit relativ wenig Aufwand Reports und Formulare erstellen (sogenannte Dynpros) und im GUI anzeigen.
Abbildungˇ2 zeigt die klassische ClientServer-Kommunikation zwischen GUI
und Server. Letzterer sendet Informationen über Aussehen und Funktionen des
Dynpros an das GUI. Vor dem Senden
wird das Ereignis Process Before Output (PBO) ausgeführt, in dem der Entwickler beispielsweise Knöpfe oder
Felder ausgrauen oder unsichtbar ma-
SAPSicherheitshinweise
Wer diese Hinweise lesen will, muss Zugang zu SAPs Marktplatz haben (https://
service.sap.com/notes).
Hinweisˇ1497104:ˇZugriff auf PSE-Dateien durch zusätzlichen AUTHORITYCHECK schützen
Hinweisˇ1497003:ˇPotenzielle Directory
Traversals in Anwendungen
Hinweisˇ1520356:ˇSQL Injections vermeiden
Hinweisˇ1487337:ˇEscaping für dynamische Programmierung CL_ABAP_DYN_
PRG
Hinweisˇ1502272:ˇFunktionsbaustein zum
Escaping von Quotes
chen kann. Bestätigt der Benutzer seine
Eingabe, werden die Daten zusammen
mit dem sogenannten OK_CODE des
Buttons an den Server übermittelt, der
dann das Ereignis Process After Input
(PAI) anstößt. Hier darf der Entwickler
eigenen Code gemäß des übermittelten
OK_CODE ausführen.
Das Beispiel in Abbildungˇ3 ist einer
realen Schwachstelle nachempfunden,
die bei der Sicherheitsuntersuchung
einer produktiven, eigenentwickelten
ABAP-Anwendung gefunden wurde.
Der erste Button ist mit dem OK_
CODE knopf1 verknüpft, der zweite mit
dem OK_CODE knopf2. Der Programmierer möchte, dass nur Administratoren den zweiten Knopf benutzen dürfen,
da er beispielsweise vertrauliche LogEinträge anzeigt. Eine Routine im PBO
kontrolliert, ob der angemeldete Benutzer Administrationsrechte hat. Wenn
nicht, erscheint der zweite Knopf in
Grau, normale Anwender können ihn
also nicht anklicken.
Nicht bedacht hat der Entwickler
jedoch, dass man in einer SAP-GUIAnwendung beliebige OK_CODEs an
Dynpros senden kann. Gibt ein Benutzer ohne Administrationsrechte eine
bestimmte Zeichenkette in das Transaktionsfeld ein (links oben in Abbildungˇ3), wird ein entsprechender OK_
CODE an das ABAP-Programm übergeben, obwohl sich der zweite Knopf
nicht drücken lässt. Da das ABAPProgramm im PAI keine Berechtigungsprüfung durchführt, reagiert es
so, als ob jemand den zweiten Knopf
betätigt hätte – unabhängig davon, ob
er sichtbar ist oder nicht.
Es reicht demnach nicht, Berechtigungen nur im PBO eines Dynpros zu
prüfen und entsprechende Elemente zu
deaktivieren. Zwar lässt sich die Anwendung so besser bedienen, sicher ist
sie dadurch jedoch nicht. Um zu garantieren, dass Benutzer nur erlaubte Aktionen ausführen können, muss eine
weitere Berechtigungsprüfung im PAI
stattfinden.
SQL Injection
SAP stellt eine eigene Datenbankschnittstelle namens Open SQL zur
Verfügung. Spezielle SQL-ähnliche
ABAP-Befehle gewähren datenbankunabhängig den Zugriff auf Tabellen
im ABAP-Dictionary. Intern werden
die Open-SQL-Anweisungen nahezu
vollständig in Prepared Statements umgewandelt, bevor die eigentliche Anfra-
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ge an die Datenbank startet. Daher verhält sich eine SQL Injection in ABAP
nicht wie das klassische Pendant in
anderen Programmiersprachen. Technisch korrekt handelt es sich um eine
Prepared Statement Injection. Open
SQL erlaubt die dynamische Angabe
von Tabellen, Feldern und WHEREBedingungen über Klammern:
REPORT ZSQLINJ.
DATA: fields TYPE string.
PARAMETERS: timezone TYPE string DEFAULT 'CET'.
CONCATENATE `TZONE = '` timezone `'` —
INTO fields.
UPDATE USR02
SET (fields)
WHERE bname = sy-uname.
Das Programm liest aus dem SAP GUI
die eingegebene Zeitzone aus und setzt
eine neue für den angemeldeten Benutzer in der Benutzertabelle USR02 über
den Open-SQL-Befehl UPDATE. Hier
hat der Entwickler übersehen, dass ein
Angreifer über die Variable timezone
auch auf andere Felder zugreifen kann.
Er nutzt dabei die Tatsache, dass sich
über diese Variable nicht nur ein Wert
für die Zeitzone übergeben lässt, sondern eine Liste von Feldname-WertTupeln, die in der Datenbanktabelle
eingetragen werden. Der Angreifer
kann somit nicht nur die Zeitzone ändern, sondern auch beliebige andere
Felder. Rein technisch wäre auch eine
klassische SQL Injection möglich. In
der Praxis verwenden SAP-Anwender
jedoch kaum natives SQL.
Eingaben
sorgfältig prüfen
Den einfachsten Schutz bietet das vollständige Prüfen der Eingabe. Sind beispielsweise ausschließlich alphanumerische Zeichen erlaubt, ist zunächst
kein Angriff möglich. Dieses als Eingabevalidierung bekannte Prinzip reicht
jedoch nicht immer aus. Wenn der Benutzer Sonderzeichen eingeben darf,
muss sie der Entwickler so behandeln,
dass die Datenbank sie nicht als Teil
des SQL-Kommandos interpretiert. Dieses Vorgehen nennt man Ausgabecodierung oder Escaping. Zu beachten ist,
dass ABAP sowohl „`“ als auch „’“ für
die String- beziehungsweise CharacterArray-Terminierung nutzt.
Im Oktober 2010 hat SAP erstmalig
eine Menge von Funktionen für unterschiedliche Releases bereitgestellt, mit
deren Hilfe Entwickler Sonderzeichen
in Benutzereingaben codieren können.
In neueren SAP-Versionen hilft die
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SAP-Security
PRAXIS
Ein ausgegrauter
Knopf kann bei
falscher Programmierung trotzdem
gedrückt werden,
wenn der Benutzer
eine bestimmten
Zeichenfolge in
das Eingabefeld
einträgt (Abb.ˇ3).
Klasse CL_ABAP_DYN_PRG, für solche kleiner als Version 6.20 existieren
die Funktionsbausteine RS_ESCAPE_
QUOTES, RS_CHECK_VARIABLE
und RS_CHECK_WHITELIST_TAB.
Zu beachten ist, dass Escaping nur bei
WHERE-Bedingungen und Feldern
hilft. Wenn das System die Eingabe
als Tabelle interpretiert (wie bei SELECTˇ*ˇFROM (table) INTO itab)
muss die Validierungsroutine sicherstellen, dass ein Angreifer keine bösartigen Eingaben an die Datenbank
senden kann.
Entdecken von
Sicherheitslücken
Abschließend stellt sich die Frage, wie
man kritische Stellen im Code aufspürt.
Möchte man beispielsweise nach Command-Injection-Einfallstoren suchen,
bietet sich die Transaktion SE80 an. Das
geht folgendermaßen: Transaktion öffnen und zum gewünschten Programm
navigieren. Dann auf das Fernglassymbol in der Symbolleiste klicken. Nun das
gesuchte ABAP-Kommando eingeben
(hier INSERT REPORT). Nach Anklicken des grünen Hakens wird das Suchergebnis angezeigt. Für jeden Treffer
muss der Programmierer nun prüfen, ob
der erste Parameter Benutzereingaben
enthält. Dazu untersucht er den Datenfluss des betroffenen Parameters rückwärts und schaut, ob Eingaben in die
Variable kopiert werden.
Inhalte aus der Datenbank waren übrigens ursprünglich oft ebenfalls Benutzereingaben, die auch ein Angreifer
über eine andere Anwendung eingefügt
haben könnte. Wenn der Quellcode das
Kommando INSERT REPORT enthält
und der erste Parameter Benutzereingaben, dann hat man eine Schwachstelle
gefunden, über die sich die Sicherheitsmechanismen des SAP-Servers mit hoher Wahrscheinlichkeit vollständig aushebeln lassen. INSERT REPORT ist ein
selten genutzter Befehl, er dürfte wohl
kaum mehr als ein paar Dutzend Mal
auftauchen. Dennoch ist der Suchaufwand erheblich, da ein SAP-System
üblicherweise Hunderte oder gar Tausende eigenentwickelte Programme enthält. Die Suche kann zwar über das Programm RS_ABAP_SOURCE_SCAN im
Hintergrund laufen, der Datenfluss muss
jedoch trotzdem analysiert werden.
Wer im Quellcode nach DirectoryTraversal-Schwachstellen fahndet, dürfte feststellen, dass beispielsweise das
ABAP-Kommando OPEN DATASET
unter Umständen mehrere Hundert oder
Tausend Male vorkommt. Ein manueller Audit ist also nicht durchführbar.
SAP liefert den CodeInspector als freies Werkzeug aus, das sich über die
Transaktion SCI aufrufen lässt und
Quellcode auf Qualitäts-, Performanceund Sicherheitsschwachstellen abklopft.
Zwar kann das Tool einen ganzen Namensraum nach bestimmten ABAPKommandos durchforsten, es ersetzt
allerdings ebenfalls nicht die Datenflussanalyse und kann daher nicht herausfinden, ob Benutzereingaben in einem gefährlichen ABAP-Kommando
verwendet werden. Der Aufwand, sämtliche OPEN-DATASET-Kommandos zu
auditieren, ist somit kaum geringer als
manuell über die Transaktion SE80.
Bisher gibt es als Alternative nur das
kommerzielle Werkzeug CodeProfiler,
das große Mengen von ABAP-Quellcode nach Schwachstellen durchsucht
und direkt ausnutzbare, das heißt mit
Benutzereingaben erreichbare Stellen
priorisiert. Damit reduziert sich die Anzahl potenzieller Lecks erfahrungsgemäß von Tausenden auf einige Dutzend,
was eine manuelle Code-Prüfung zulässt.
Früherkennung hilft
am besten
Selbstverständlich sollte man es erst
gar nicht so weit kommen lassen und
potenzielle Angriffspunkte schon bei
der Entwicklung ausschließen. Dazu ist
es sinnvoll, Sicherheitsanforderungen
für die Anwendungen zu formulieren
und daraus eine Entwicklungsrichtlinie
abzuleiten. Zu beachten ist, dass SAP
mehrere Programmier-Frameworks im
Portfolio hat, die jeweils unterschiedliche Anforderungen an das sichere Entwickeln stellen. ABAP-Sicherheitsex-
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perten schon in der Architekturphase
einzuschalten, ist also keine schlechte
Idee. Damit die Programmierer alles
richtig umsetzen können, benötigen
sie entsprechende Schulungen. Für externe Entwickler sollte das Einhalten
der Richtlinie als Abnahmekriterium
vertraglich festgehalten werden. Und
ABAP-Sicherheitstrainings sind ein
guter Qualifikationsnachweis. Dass alle Anwendungen, bevor sie in den
Produktivbetrieb gehen, gründlich getestet werden müssen, versteht sich
von selbst.
Sichere Softwareentwicklung mit
ABAP ist eine vergleichsweise junge
Disziplin, andere Programmiersprachen
sind in dieser Hinsicht weiter. In nächster Zeit dürften aufgrund der Komplexität der Sprache weitere Schwachstellenmuster und Angriffe bekannt werden.
Sicherheitsanforderungen, Richtlinien
und Tests müssen also immer auf dem
neuesten Stand sein.
(jd)
SEBASTIAN SCHINZEL UND
FREDERIK WEIDEMANN
arbeiten als Berater bei der Virtual
Forge GmbH in Heidelberg.
ANDREAS WIEGENSTEIN UND
DR. MARKUS SCHUMACHER
sind Geschäftsführer der Virtual
Forge GmbH.
Literatur
[1] Wiegenstein, Schumacher, Schinzel,
Weidemann; Sichere ABAP-Programmierung; SAP Press 2009
Alle Links: www.ix.de/ix1107118
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