Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 1 Christina Rankel Fachoberschule am Beruflichen Schulungszentrum e. o. plauen Facharbeit in der Fachrichtung Gestaltung im Fach Geschichte Besonderheiten der jüdischen Religion und Geschichte von Christina Sonja Rankel Klasse FOS G 06 L Betreuer: Herr Grüner Ort, Datum: Plauen, 05.03.2007 Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 2 Christina Rankel Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen des Judentums..............................................................................................1 1.1 Wer ist Jude........................................................................................................1 1.1.1 Die Konversion.....................................................................................1 1.2 Vielfalt des Judentums........................................................................................1 1.3 Grundlage des jüdischen Glaubens....................................................................2 1.3.1 Die Thora..............................................................................................3 1.3.2 Der Talmud...........................................................................................3 2 Der jüdische Alltag.............................................................................................................4 2.1 Die Speisegesetze – Kaschrut Vorschriften........................................................4 2.1.1 Koschere bzw. Nichtkoschere Nahrungsmittel.....................................4 2.1.2 Die rituelle Schlachtung – Schächtung.................................................4 2.1.3 Die Trennung von Milch- und Fleischprodukten...................................5 2.2 Besondere Gegenstände und Kleidungsstücke..................................................5 2.2.1 Der Tallit...............................................................................................6 2.2.2 Die Tefillin – Gebetsriemen..................................................................6 2.2.3 Die Mesusa...........................................................................................6 3 Der allgemeine jüdische Lebenslauf..................................................................................7 3.1 Die Beschneidung – Brit Mila..............................................................................7 3.2 Die Bar Mitzwa und Bat Mitzwa..........................................................................7 3.3 Die Hochzeit.......................................................................................................8 3.4 Der Tod, Beerdigung und Trauer........................................................................8 3.5 Die Rolle der Frau im Judentum.........................................................................9 4 Das Leben in der Diaspora – Die Zerstreuung................................................................10 4.1 Beginn der Diaspora.........................................................................................10 4.2 Weitere geschichtliche Entwicklung................................................................. 11 5 Der Zionismus.................................................................................................................12 5.1 Begriffsdefinition...............................................................................................12 5.2 Beginn und Entwicklung des Zionismus...........................................................12 5.3 Gründung des Staates Israel............................................................................13 5.4 Die jüngste Situation........................................................................................ 15 6 Quellenverzeichnis..........................................................................................................16 7 Literaturverzeichnis.........................................................................................................17 8 Selbstständigkeitserklärung............................................................................................18 9 Anlagenverzeichnis.........................................................................................................19 Besonderheiten jüdischer Religion Und Geschichte Christina Rankel Vorwort Die jüdische Religion und die jüdische Geschichte gehören unmittelbar zusammen. Trotz, oder vielleicht gerade wegen Antisemitismus und Anfeindungen, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder wiederholten und wiederholen, hat es das Judentum geschafft bis in die heutige Zeit zu bestehen. Es scheint als hätten die immer wieder auftretenden Diskriminierungen und Attacken, die schließlich im schrecklichen Massenmord der Nazizeit endeten, für ein unglaublich starkes Gemeinschaftsgefühl gesorgt. Mehr als andere Religionsgemeinschaften oder Völker versteht sich das Judentum darauf, sich selbst zu erhalten. Doch woran liegt das? An den strengen Ge- und Verboten des Judentums? An der eigenen Sprache, dem Jiddischen und dem Hebräischen? An der besonderen Geschichte des jüdischen Volkes? An dem Leben in der Diaspora, also der Zerstreuung? Dem Kampf um das „versprochene Land“ Israel, der im Zionismus gipfelte und die Gründung des jüdischen Staates Israel, aber auch den Nahostkonflikt zur Folge hatte? Es gibt viele Gründe, alle spielen eine Rolle und ich möchte in dieser Facharbeit versuchen auf alle einzugehen, doch wird es mir kaum möglich sein, tiefer in die einzelnen Bestandteile und Besonderheiten des Judentums einzugehen. Allerdings werde ich versuchen, dem Leser einen leichtverständlichen Überblick über die Besonderheiten der jüdischen Religion und der jüdischen Geschichte zu verschaffen, der es ermöglicht, die Agilität des Judentums zu begreifen. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 1 Christina Rankel 1 Grundlagen des Judentums 1.1 Wer ist Jude? Laut jüdischem Religionsgesetz, der sogenannten Halacha, ist bei dieser Frage, allein die Religion der Mutter von Bedeutung. Demnach wird also jeder als Jude betrachtet, dessen Mutter der jüdischen Religion angehört. Diese Regelung wurde getroffen, da die Vaterschaft fraglich sein kann, während eindeutig ist wer das Kind geboren hat. 1.1.1 Die Konversion Es besteht ebenso die Möglichkeit zum Judentum zu konvertieren. Gläubige, die zum Judentum übergetreten sind, werden als Proselyten bezeichnet. Die Konversion zur jüdischen Religion ist meist ein komplizierter und langwieriger Vorgang. Im allgemeinen dauert der Übertritt zwischen einem und drei Jahren. Es ist üblich, das ein Rabbiner einen Nichtjuden, der konvertieren möchte, dreimal abweist, manchmal auch öfter. Schließlich führt der Rabbiner ein Gespräch mit dem Nichtjuden, um die Hintergründe für den Konversionswunsch zu erfahren. Stellt der Rabbiner fest, das der Übertrittswunsch aufrichtig und ernst ist und aus den richtigen Motiven geschieht, beginnt der eigentliche Übertrittsprozess. Der Konvertit oder auch Ger genannt, muss die Schriften und Gesetze lernen, Hebräisch lernen und Traditionen und Gebetsmelodien kennen. Tritt eine Frau zum Judentum über, besucht sie zum ersten Mal das rituelle Taufbad, das sogenannte Mikwe, dort unternimmt sie eine rituelle Reinigung. Schließlich erhält sie ihren jüdischen Namen. Männer müssen sich zusätzlich Beschneiden lassen, da die Beschneidung das Zeichen des Bundes zwischen Gott und Abraham ist. Dieser Bund besagt, das Gott das Volk Israel zum auserwählten Volk macht. Er hat das Volk aus Ägypten geführt (Exodus) und ihnen am Berg Sinai die Thora offenbart. 1.2 Vielfalt des Judentums Grundsätzlich unterscheidet man heute zwei große Gruppen des Judentums, die sefardischen und die aschkenasischen Juden. Das sefardische Judentum hat seinen Ursprung in Spanien (hebr. Sefarad, Spanien), es entwickelte sich bereits im vierten Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel. Um ca. 1492 wurden die Juden jedoch endgültig aus Spanien vertrieben oder gezwungen sich taufen zu lassen. Viele flohen daraufhin unter anderem nach Nordafrika, Arabien, Südosteuropa, England, Holland, Amerika und Deutschland, so fand das sefardische Judentum seine weite Verbreitung. Sefardische Juden Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 2 Christina Rankel unterscheiden sich von aschkenasischen, unter anderem durch eigene Festtagsbräuche und eine andere Auslegung des Talmuds. Die Nachfahren von mittel- und osteuropäischen Juden werden heute als aschkenasische Juden bezeichnet. Im Mittelalter war es eine gebräuchliche Bezeichnung für deutsche und französische Juden. Im aschkenasischen Judentum, soll auch das Jiddische seinen Ursprung haben. Es ist eine Sprache, die in Grammatik und Aussprache dem Deutschen sehr ähnlich ist. Der Wortschatz besteht aus deutschen, hebräischen, aramäischen, romanischen, aber auch slawischen Elementen. Aus religiöser Sicht unterscheidet man grob weitere drei Hauptgruppen, das orthodoxe Judentum, das konservative Judentum und das Reformjudentum. Das orthodoxe Judentum nimmt die Thora und ihre Gesetze wörtlich, es macht keine Unterscheidung zwischen jüdischer Volkszugehörigkeit und jüdischer Religion, außerdem wird hebräisch als einzige Sprache des Gottesdienstes anerkannt. Die Frau ist im orthodoxen Judentum vor allem für den Haushalt zuständig, in der Synagoge, besitzt sie einen abgegrenzten, eigenen Bereich. Auch im konservativen Judentum ist die Thora als Gottes Wort verbindlich, jedoch können Gebote an die moderne Zeit angepasst werden, eine Trennung zwischen Volk und Religion wird auch hier nicht vorgenommen. Im Gottesdienst konservativer Juden, werden jedoch auch Elemente aus der jeweiligen Landessprache übernommen. Die Rolle der Frau wird nur wenig anders als im orthodoxen Judentum verstanden. Im reformierten Judentum ist die Thora ein Geschichtswerk, das von Menschen geschrieben wurde, es kann immer wieder neu interpretiert werden, oft werden Aussagen nicht wörtlich sondern symbolisch verstanden, auch werden nur Gebote eingehalten, die vernünftig erscheinen. Das reformierte Judentum, sieht das Judentum vor allem als eine Religion, nicht zwingend auch als Volk. Die Verwendung der Sprache im Gottesdienst, ist ähnlich wie im konservativen Judentum, Frauen und Männer sind jedoch gleichberechtigt. 1.3 Grundlage des jüdischen Glaubens Grundlage des jüdischen Glaubens, ist der Monotheismus, also der Glaube an einen Gott. Dieser Gott ist der Schöpfer aller Dinge und ein unvergängliches, körperloses Wesen. Wichtigster Bestandteil des Judentums ist, neben dem Glauben an den einen Gott, die Einhaltung seiner Gebote, die Ausübung der Nächstenliebe. Eine besondere Rolle im jüdischen Glauben spielt Israel, als von Gott versprochenes Land und Heimat. Anders als im Christentum, nach dessen Lehren der Messias bereits erschienen ist, baut der jüdische Glauben auf das Erscheinen des Erlösers in der Zukunft auf. Das Judentum kennt keinerlei priesterliche Hierarchien oder Heiligenverehrungen. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 3 Christina Rankel 1.3.1 Die Thora Thora bedeutet so viel wie Lehre, sie bildet den Mittelpunkt der hebräischen Bibel und umfasst die fünf Bücher Mose, auch Pentateuch genannt, darüber hinaus beinhaltet sie alle Lehren die für einen Juden verbindlich sind und seine Lebensführung bestimmen. Insgesamt enthält sie 613 Ge- und Verbote, 365 Verbote, die Zahl entspricht den Tagen eines Sonnenjahres und 248 Gebote, entsprechend der Anzahl der Körperteile eines Menschen. Die Thora wird als das Wort Gottes angesehen und ist somit unveränderbar. Der Großteil der Thora ist in Alt-Hebräisch abgefasst, wenige Abschnitte sind auf aramäisch verfasst worden. Sie wird auf zwei Stäbe aufgerollt und reich verziert. Die Thorarolle wird mit einem speziellen Tuch (Mappa) und einem verzierten Mantel (Meìl) umhüllt, außerdem wird die Rolle mit einem Schild verziert, meist ist darauf ein Löwe, als Symbol des Stammes Juda und die beiden Säulen Boas und Jachin, die an der Vorhalle des Ersten Tempels in Jerusalem standen. Abgenutzte Thorarollen werden auf dem Friedhof bestattet. 1.3.2 Der Talmud In früheren Zeiten entwickelten sich etwa parallel zwei Talmudversionen. Einmal der babylonische Talmud und einen weniger umfangreicheren Jerusalemer Talmud, tatsächlich durchgesetzt hat sich schließlich der babylonische Talmud. Der Talmud (vom hebr. Lilmod, lernen) besteht aus zwei Teilen, der Mischnah und der Gemara. Die Mischnah enthält alte, mündlich überlieferte Lehren. Die Gemara wurde in Aramäisch verfasst und beinhaltet die Ergebnisse der Diskussionen über die Mischnah. Außerdem enthält der Talmud Thora- und Talmudkommentare großer Gelehrter. Der Talmud ist also die schriftliche Auslegung der Thora, er ist in sechs Ordnungen eingeteilt. Die erste Ordnung (Seraim) beinhaltet Gebete und Gesetze zur Landwirtschaft, den Umgang mit Pflanzen und Tieren und wie die Felder bestellt und geerntet werden. In der zweiten Ordnung (Moéd), sind die Zeitpunkte, Vorschriften und verschiedenen Details der unterschiedlichen Feiertage geregelt. Die dritte Ordnung (Naschim) beschäftigt sich mit den Ehe- und Scheidungsgesetzen. Eine Auseinandersetzung mit Zivil- und Strafrecht, findet in der vierten Ordnung (Nesikin) statt. Die fünfteOrdnung (Kodaschin) beinhaltet Regeln zur Schlachtung von Tieren und die Speisevorschriften. 5. In der sechsten Ordnung (Toharot) werden Rituale zur Reinigung vor dem Umgang mit heiligen Gegenständen und nach dem Kontakt mit Unreinen, z.B. Toten oder verdorbenen Lebensmitteln, thematisiert. Dieser Abschnitt war ursprünglich für Priester im Tempeldienst angedacht. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 4 Christina Rankel 2 Der jüdische Alltag 2.1 Die Speisegesetze – Kaschrut- Vorschriften Die Idee, dass die jüdischen Speisevorschriften aus hygienischen Gründen eingeführt wurden, ist weitverbreitet, jedoch falsch. Tatsächlich ist der Grund für die Einführung und Beachtung dieser Vorschriften nicht eindeutig geklärt, allerdings gilt die Auffassung, das der Sinn der Gesetze in der Erhaltung der Heiligkeit und Einigkeit des jüdischen Volkes besteht. Die erste Erwähnung der kaschrut-Vorschriften findet im 3. Buch Mose (Kap.II) statt, hier wurde eine Liste mit koscheren bzw. nichtkoscheren Tieren angegeben. 2.1.1 Koschere bzw. Nichtkoschere Nahrungsmittel Im Judentum werden Speisen in zwei Kategorien eingeteilt: koscher und trefe bzw. nichtkoscher. Nur koschere Speisen dürfen von Juden zu sich genommen werden. Als koscher wird alles bezeichnet, was dem jüdischen Religionsgesetz entsprechend zubereitet oder hergestellt wurde, ebenso sind grundsätzlich alle pflanzlichen Lebensmittel erlaubt. Fleisch unterscheidet man in Landtiere, Wassertiere und Geflügel. Als koschere Landtiere werden nur wiederkäuende Tiere mit gespaltenen Hufen bezeichnet, also z.B. Rind oder Hirsch. Koschere Wassertiere, sind alle Tiere mit Flossen und Schuppen. Als koscheres Geflügel werden beinahe alle Vogelarten aufgefasst, bis auf einige Ausnahmen, die allerdings in der Tora aufgezählt werden. Der Begriff „trefe“ wird für alle Speisen verwendet, die nicht koscher sind. „Trefe“ bedeutet so viel wie zerrissen oder zerfleischt. Demnach ist es verboten, Tiere zu verspeisen, die zerrissen oder zerfleischt wurden, später wurde dieser Begriff auf alle unkoscheren Speisen übertragen. 2.1.2 Die rituelle Schlachtung – Schächtung Nach jüdischer Auffassung ist das Blut der Sitz des Lebens. Der Genuss von Blut ist daher streng verboten. Auf der Grundlage dieses Glaubens, entstand die Vorschrift, das einem Tier eine größtmögliche Menge Blut entzogen werden muss, ehe man es verzerren darf. Wird ein Tier nach jüdischen Ritual geschlachtet bzw. geschächtet, durchtrennt man Halsschlagader und Luftröhre mit einem Schnitt vom Hals bis zur Wirbelsäule. Das Tier stirbt augenblicklich und verliert die größtmögliche Menge an Blut. Diese besondere Art der Schlachtung wird als Schächtung bezeichnet. Jene darf nur von einem professionellen Schächter, einem Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 5 Christina Rankel soggenannten scholet durchgeführt werden. Dieser wurde eigens ausgebildet und von einem Rabbiner geprüft, er kennt sich in den Regeln des koscheren Schlachtens (hebr. schechita) aus und nimmt die Schächtung mit Hilfe eines chalaf, eines speziell geformten Messers ohne Scharte vor. Nach der Schächtung wird das Tier einem Fleischbeschau unterzogen, bei Abweichungen vom Normalzustand wird das Tier als unrein und damit nichtkoscher erklärt. Im Anschluss wird das Muskelfleisch am Hüftgelenk entfernt. Dies geht auf das 1. Buch Mose (32,23) zurück, indem die Rede von einem Kampf zwischen Gott und Jakob ist, währenddem Jakob an der Hüfte verletzt wird. Sind das Fettgewebe und die inneren blutführenden Teile entfernt worden, wird das Fleisch gewässert und gesalzen um letzte Blutpartikel zu entfernen. Fisch gilt nicht als Fleisch und muss daher nicht geschächtet werden. 2.1.3 Die Trennung von Milch- und Fleischprodukten Milch- und Fleischprodukte dürfen weder gemeinsam zubereitet noch verzerrt werden. Dieses Verbot entstand aus dem im 5. Buch Mose(14,21) und im 2.Buch Mose (23,19) zu findenden Satz „Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch“. Daher ist es üblich zwischen dem Verzehr von „milchigen“ und „fleischigen“ (jidisch) Speisen eine Essenpause einzuhalten. Die Länge dieser Pause variiert zwischen einer und sechs Stunden. Bei westeuropäischen Juden ist eine Pause von drei stunden üblich. Neben Milch(jidisch milchig) und Fleischprodukten (jid. fleischig) unterscheidet man auch in neutrale Produkte, auch als koscher-parwe bezeichnet. Diese können sowohl zu milchigen als auch zu fleischigen Speisen gegessen werden, z.B. Obst, Gemüse oder Brot. In jüdischen Haushalten müssen Töpfe, Geschirr und Besteck zweifach vorhanden sein und getrennt aufbewahrt und benutzt werden, um Milch- und Fleischprodukte auch bei der Zubereitung nicht zu vermischen. 2.2 Besondere Gegenstände und Kleidungsstücke Im jüdischen Alltag bestimmen religiöse Symbole und Handlungen das Leben stärker als in vielen anderen Religionen. So tragen die meisten jüdische Männer, insbesondere strenggläubige, beim Betreten einer Synagoge oder eines Friedhofes, sowie beim Beten und Feiern, eine Kopfbedeckung in Form eines Scheitelkäppchens, die sogenannte Kippa (jid. Jarmulke), dabei gilt das Bedecken des Kopfes, als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott. Verheiratete orthodoxe Frauen tragen häufig ein Tuch oder eine Perücke um ihr Haar zu verdecken, da das Zeigen der Haare in der Öffentlichkeit als unschicklich gilt. Am Bedeutendsten jedoch sind der Tallit (Gebetsschal), die Tefillin (Gebetsriemen) und die Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 6 Christina Rankel Mesusa (Türpfosten). Alle drei gehen auf Gebote der Thora zurück und sollen religiöse Juden zur Einhaltung der Gebote mahnen. 2.2.1 Der Tallit Der Tallit ist ein Gebetsmantel in Form eines großen viereckigen Tuches, das beim Gebet um Kopf und Schulter gelegt wird. An den Ecken des Tallit befindet sich jeweils eine Quaste, eine sogenannte Zizit. Die Vorschrift einen Tallit zu tragen, geht auf das 4. Buch Mose (15,37-41) zurück: „Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, dass sie sich Schaufäden machen an die Zipfel ihrer Kleider bei ihren Geschlechtern, und sollen an die Schaufäden des Zipfels eine purpurblaue Schnur ansetzen. Und das sei euch zu Schaufäden, dass wenn ihr sie ansehet, ihr euch erinnert aller Gebote des Ewigen und ihr sie tuet, und ihr nicht umherspähet nach eurem Herzen und nach euren Augen, denen ihr nachbuhlet; damit ihr euch erinnert all meiner Gebote und sie tut, dass ihr heilig seid eurem Gott“. Den Tallit tragen männliche Gläubige zu beinahe allen Morgenandachten der Woche, am Sabbat und an den Festtagen. Da im 4. Buch Mose (15,39) gefordert wird, das die Fransen sichtbar sind, wird der Tallit nur tagsüber getragen. Frauen tragen keinen Tallit, da viereckige Gewänder, an denen Fransen befestigt sind, ursprünglich als Männerbekleidung galten und die Thora im 5. Buch Mose (22,5) Frauen verbietet Männerkleidung zu tragen. Auf den Tallit ist eine Band, die sogenannte Atara aufgenäht. Da der Tallit quadratisch ist und an jeder Ecke Fransen hat, wäre sonst nicht zu erkennen von welcher Seite der Gebetsmantel umgelegt wird. 2.2.2 Die Tefillin - Gebetsriemen Die Tefillin (hebr. Tfila, „Gebet“) sind zwei Lederriemen, an denen je ein Lederkästchen befestigt ist, das Pergamentstückchen mit ausgewählten Thorastellen enthält. Ein Tefillin wird um die Stirn gebunden, der andere um die linke, dem Herzen zugewandte Armbeuge und während des Gebets und dem Thorastudium getragen. Tefillin werden nur an normalen Wochentagen getragen. Die Hand-Tefilla wird siebenmal um den Arm und dreimal um den Finger gewickelt. Frauen tragen keine Tefillin 2.2.3 Die Mesusa Die Mesusa ist ein kleines Kästchen, indem eine Pergamentrolle mit einem ausgewählten Thoravers, enthalten ist. Dieses wird am rechten Türpfosten angebracht. Die Mesusa soll an die Gesetze Gottes erinnern und symbolisch für die Loyalität des einzelnen Juden Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 7 Christina Rankel gegenüber dem jüdischen Volk stehen. Das Anbringen der Mesusa am Türpfosten geht auf das 5. Buch Mose (6,9) zurück: „... und du sollst sie (die Gebote) schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.“. 3 Der allgemeine jüdische Lebenslauf 3.1 Die Beschneidung – Brit Mila Am achten Tag nach der Geburt werden alle jüdischen Jungen beschnitten, das heißt die Vorhaut des männlichen Gliedes wird entfernt. Die Beschneidung ist ein in der Thora zu findendes Gesetz, das sich auf den zwischen Gott und Abraham geschlossenen Bund bezieht: 1. Buch Mose (17,11-14): „Und Gott sprach zu Abraham: Auch du sollst meinen Bund bewahren, du und dein Samen nach dir für ihre Geschlechter. Das ist mein Bund, den ihr bewahren sollt, zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir: Beschnitten werde bei euch jegliches Männliche. Und ihr sollt beschnitten werden an eurem Gliede der Vorhaut, und das sei euch zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch...Ein unbeschnittener Mann aber, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten ist, ein solches Wesen soll aus seinen Sippen getilgt werden; meinen Bund hat er gebrochen.“ Die Beschneidung kann an jedem beliebigen Ort durchgeführt werden, sie wird als freudiges Ereignis gefeiert. Freunde und Verwandte werden eingeladen, diese tragen das Baby herein und legen es in den Schoß des Sandak, er ist die Person, die das Baby während der Beschneidung halten darf. Nur selten ist diese Person der Vater des Kindes. Während der Beschneidungszeremonie bleibt ein Stuhl frei, dieser ist für den Propheten Elijas, der den Messias ankündigt und den Bund mit Gott vertritt. Ein ritueller Beschneider, ein sogenannter Mohel nimmt die Beschneidung vor, dabei wird das Baby nicht betäubt, da der Bund mit Gott bei vollem Bewusstsein eingegangen werden soll. Während der Beschneidung verkündet der Vater den Namen des Kindes. Mädchen werden nicht beschnitten, allerdings ist es üblich, dass am ersten Sabbat nach der Geburt der Name des Mädchens in der Synagoge bekannt gegeben wird, anschließend folgt ein Festessen, wie auch bei der Beschneidung. 3.2 Die Bar-Mitzwah und Bat Mitzwah Mit dreizehn Jahren ist ein weiterer wichtiger Zeitpunkt im Leben eines männlichen Juden erreicht. Er wird ein Bar Mitzwah, also aus religiöser Sicht volljährig. Von nun an gibt es einige weitere Gebote, die er als „volljähriger“ beachten muss. An seiner Bar Mitzwah darf Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 8 Christina Rankel der dreizehnjährige Junge auch zum ersten Mal im Gottesdienst aus der Thora vorlesen, er muss zu bestimmten Feiertagen fasten und zum Beten die Tefillin tragen. Bei Mädchen wird eine Bat Mitzwah gefeiert, allerdings bereits im zwölften Lebensjahr. Von nun an muss auch sie sich an alle für eine erwachsene Jüdin geltenden Ge- und Verbote halten. 3.3 Die Hochzeit Die Hochzeit ist im Leben eines Juden ein sehr wichtiges Ereignis. Anders als im katholischen Christentum sind deshalb auch Rabbiner verheiratet, die Heirat ist sogar eine Voraussetzung um in das Rabbineramt übernommen zu werden. Vor der eigentlichen Hochzeitszeremonie wird der Ketuba, der Ehevertrag, im Beisein von zwei Zeugen unterschrieben. Nach der Vertragsunterzeichnung wird der Bräutigam zur Chuppa geführt, einem von vier Stangen gehaltenen Hochzeitsbaldachin. Die Braut sitzt in einem Thron und der Bräutigam legt ihr den Schleier über. Nachdem der Rabbiner Segenssprüche aufgesagt hat, streift der Bräutigam seiner Braut schließlich einen Ring über den Finger und sagt folgenden Satz auf hebräisch: „ Mit diesem Ring bist du mir angeheiligt nach den Gesetzen von Moses und Israel.“ Anschließend wird die Ketuba vorgelesen und nach dem letzen Segen trinken Mann und Frau aus einem gemeinsamen Weinglas und dem Mann wird ein leeres Glas auf den Boden gelegt, das er zertreten muss. Dieser Brauch soll an den zerstörten Tempel in Jerusalem gedenken. Nach dem Zertreten des Glases folgt der Ruf „Mazel Tov“, was so viel wie viel Glück bedeutet. Im Anschluss an die Hochzeitszeremonie folgt ein großes Fest, das Brautpaar jedoch wird zuerst in einen separaten Raum geführt, hier ist das Paar das erste Mal als verheiratetes Paar unter sich. Die beiden nehmen jetzt eine gemeinsame Mahlzeit ein und brechen so das vorangegangene Fasten. Bereits in der Thora ist auch die Möglichkeit einer Scheidung zu finden. Allerdings benötigt man zu einer Scheidung eine Urkunde, die nur ein Rabbiner ausstellen kann. 3.4 Der Tod, Beerdigung und Trauer Ist ein Jude verstorben, wird er weder eingeäschert noch einbalsamiert, das würde gegen den Grundsatz des Respekts vor Verstorbenen verstoßen. Der Leichnam wird von der Chevra Kadischa, einer heiligen Gemeinschaft, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernimmt, rituell gewaschen und in ein weißes Totenhemd gekleidet. Verstorbene Männer tragen ihren Kittl, den sie bereits zu Lebzeiten zu den Feiertagen Rosch ha Schana und Jom Kippur getragen haben. Außerdem tragen Männer ihren Tallit, allerdings wird an einem Ende der Schaufaden entfernt, da diese an die Einhaltung der Gebote Gottes erinnern sollte, dies ist Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 9 Christina Rankel nach dem Tod nicht mehr nötig. Der Leichnam wird in einem sehr schlichten Holzsarg begraben, unabhängig von gesellschaftlichen oder finanziellen Stand, da vor Gott alle gleich sind. Die Beerdigung muss innerhalb von ein bis zwei Tagen beerdigt werden, da im Judentum die Vorstellung besteht, das die Seele des Verstorbenen unmittelbar nach dem Tod vor ein himmlisches Gericht tritt. Die unmittelbaren Angehörigen des Verstorbenen, zerreißen sich traditionell als Zeichen ihrer Trauer, ein Stück ihrer Kleidung, dass sie anschließend dreißig Tage tragen. Männer schneiden sich für dreißig Tage weder die Haare, noch rasieren sie sich. Der nächste männliche Angehörige spricht auf der Beerdigung das erste Mal das Kaddisch, eines der ältesten jüdischen Gebete, es wird auf aramäisch vorgetragen. Anschließend sitzen die Angehörigen sieben Tage Schiwa im Haus des Verstorbenen, das heißt sie gehen nicht hinaus und verrichten keine Arbeit. Sie sitzen auf Kissen oder Schemeln nahe dem Boden, tragen keine Schuhe und Freunde und Bekannte kümmern sich um sie. Die Männer kommen dreimal täglich ins Haus der Trauernden, anstatt in die Synagoge und der nächste männliche Angehörige spricht das Kaddisch. Nach der Schiwa folgen die Schloschim (dreißig), also der erste Trauermonat. Auch während dieser Zeit werden weder Haare geschnitten, noch rasieren sich die Männer. Die Trauernden tragen allerdings wieder Schuhe, sie stehen auf und verlassen auch das Haus wieder, das Kaddisch wird noch weitere elf Monate gesprochen. Ist auch die Schloschim vorbei, geht alles langsam wieder seinen geregelten Gang. 3.5 Die Rolle der Frau im Judentum Das traditionelle Judentum ist eine eher patriarchalisch orientierte Religion. Die Frau spielt eine untergeordnete Rolle. Sie ist von Ge- und Verboten der Thora befreit, die eine zeitlich festgelegte Ausübung erfordern, da sie sich um Heim und Familie kümmern muss, ebenso ist es für sie keine Pflicht die Synagoge zu besuchen. Das Mikwe, ein rituelles Tauchbad, spielt im Leben einer jüdischen Frau eine wichtige Rolle. Die Mikwe, wird nach Bestimmungen im Talmud gebaut, sie muss aus Naturwasser bestehen, also zum Beispiel Quell- oder Regenwasser, außerdem muss das Wasser fließen. Jüdische Frauen müssen während ihrer Menstruationsblutung und nach Geburten, besondere Reinheitsgebote beachten. Da eine Frau während ihrer Menstruation als unrein gilt, gehen verheiratete Frauen sieben Tage nach Abklingen ihrer Monatsblutung in das rituelle Tauchbad, um sich rituell zu reinigen. In der Zeit zwischen Beginn der Monatsblutung und dem Besuch des rituellen Tauchbades, ist es ihr untersagt Geschlechtsverkehr mit ihrem Mann zu vollziehen. Auch vor einer Hochzeit, begibt sich die jüdische Frau in ein rituelles Tauchbad. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 10 Christina Rankel In früheren Zeiten und in manchen Gemeinden auch heute noch, hat die Frau in der Synagoge einen eigenen, abgetrennten Bereich, im hinteren Teil der Synagoge, früher oft mit einem Vorhang oder ähnlichem abgetrennt. Frauen ist es untersagt einen Tallit anzulegen, da in der Thora klar geregelt ist, das Frauen keine Männerkleidung tragen dürfen und der Tallit als solche gilt. Allerdings dringt die weibliche Emanzipation auch in der jüdischen Religion immer weiter vor. Viele gesetzliche Einschränkungen, wurden zugunsten der Frau bereits geändert. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts, hatten Frauen auch immer mehr die Möglichkeit Thora- und Talmud zu studieren, in vielen reformierten jüdischen Gemeinden gibt es inzwischen auch weibliche Rabbinerinen. Auch hat die Frau bereits seit der Antike ebenso wie der Mann das Recht die Scheidung einzureichen. Nach wie vor ist es sehr wichtig, das die Frau sich um Heim und Familie sorgt. Die jüdische Frau kümmert sich um die Einhaltung der Speisevorschriften und die Erziehung der Kinder. 4 Das Leben in der Diaspora – Die Zerstreuung 4.1 Beginn der Diaspora Unter jüdischer Diaspora, versteht man heute, Juden, die außerhalb des Staates Israel leben. Die jüdische Diaspora begann mit dem Untergang des Königreiches Juda 586 v. Chr., ein Teil der Bevölkerung floh damals nach Ägypten, viele gerieten jedoch in babylonische Gefangenschaft. In babylonischer Gefangenschaft, blieben die Juden allerdings weitgehend unter sich, so das sie ihren Glauben ihre Traditionen bewahren konnten. Im Laufe der Geschichte, ist dieses Leben als Minderheit, mit eigenem jüdischen Glauben, oft auch mit Benachteiligungen, ein charakteristisches Merkmal der jüdischen Diaspora geblieben. Allein unter Fremden entwickelte sich ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, Juden mussten damit umgehen, ihre Religion unter veränderten Umständen auszuüben. Oft wird erst die Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem, als Beginn der Diaspora gesehen. Mit der Zerstörung des zweiten Tempels folgte schließlich der endgültige Verlust der jüdischen Souveränität in Israel. Während der römischen Besatzung Israels entstanden der Talmud und die Mischna, die das jüdische Volk während der gesamten Diaspora begleiteten und noch immer begleiten. Es war ein gemeinsames Buch, das den inzwischen an unterschiedlichen Orten lebenden Juden, ein Gemeinschaftsgefühl vermittelte. Diese schriftliche Überlieferung des jüdischen Glaubens, war auch deshalb so bedeutend, da mit der Zerstörung des Tempels, der Mittelpunkt des religiösen Lebens verschwunden war. In Folge der Diaspora, verbreiteten sich die Juden und das Judentum auf der ganzen Welt und es entstanden unzählige neue Abspaltungen und Richtungen. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 11 Christina Rankel 4.2 Weitere geschichtliche Entwicklung Viele Juden gingen nach Europa, diese sind heute als aschkenasische Juden bekannt. Die nach Nordafrika und Spanien ausgewanderte Gruppe, ist als sephardisches Judentum bekannt geworden. In Spanien lebten Juden unter dem Schutz der muslimischen Obrigkeit, nachdem Muslime711/ 714 Spanien erobert hatten. Juden hatten die Möglichkeit am öffentlichen Leben teilzunehmen und hohe Ämter zu bekleiden. 1066 kam es in Granada schließlich zum ersten Pogrom gegen europäische Juden, vor allem aus Neid auf den kulturellen und gesellschaftlichen Wohlstand der jüdischen Mitbürger. So kam es im Laufe der Geschichte immer wieder zu antijüdischen Propagandafeldzügen. Trotzdem brachten es viele Juden zu Wohlstand und guten Beziehungen zu den Herrscherhäusern. Maßnahmen zum Schutz, führten allerdings meist zum Gegenteil, Ausgrenzungen waren die Folge. 1412 versuchte die christliche Kirche schließlich Juden durch Religionsgespräche, zum konvertieren zu bewegen. Daraufhin wurden Tausende getauft, jedoch nahmen nur wenige den aufgezwungenen Glauben ernst, so dass die Inquisition eine Vielzahl der Konvertiten hinrichten lies. Auch in anderen Bereichen Europas, sahen sich Juden dem Missionarsdrang der christlichen Kirche ausgeliefert. Im Gegensatz dazu, wurden Juden immer wieder benötigt, da sich durch ihre Fertigkeiten, Beziehungen und Sprachkenntnisse für viele Händlerberufe und diplomatische Tätigkeiten prädestiniert waren. Während den Kreuzzügen 1095/96 nahm die Judenverfolgung schließlich ein größeres Ausmaß an. Tausende wurden auf dem Weg zur Befreiung des heiligen Landes getötet, die Kirche verbreitete außerdem die Ansicht, das Juden eine untergeordnete Position besitzen. Der Großteil der Bevölkerung teilte diese Ansicht. So wurden Juden auch immer wieder dem Hostienfrevel, dem Ritualmord oder der Brunnenvergiftung beschuldigt. Letzteres besonders im 14. Jahrhundert. Von Juden vergiftete Brunnen, wurden als Ursache für den Ausbruch der Pest betrachtet. Im 16. Jahrhundert hatte das Judentum seine ursprüngliche Bedeutung in Westeuropa schließlich eingebüßt und bestand nur noch geringfügig in ländlichen Bereichen. Im 14. Jahrhundert hatte bereits eine Wanderbewegung eingesetzt, die dazu führte, das sich der Schwerpunkt des aschkenasischen Judentums nach Polen und Litauen verlagerte. Hier hatten Juden gleiche Rechte wie andere soziale Gruppen. Das Zeitalter der Aufklärung brachte schließlich einige positive Veränderungen und erste Reformansätze des Judentums mit sich. Als Begründer der jüdischen Reformation (Haskala) wird Moses Mendelssohn gesehen. Er verfasste das Buch „Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele in drei Gesprächen“, übersetzte die Thora ins Deutsche und war maßgeblich an der Öffnung des Judentums gegenüber dem Christentum beteiligt. Doch die Zeit der Aufklärung hatte nicht nur positive Seiten für das Judentum. In den Köpfen der Menschen manifestierte sich endgültig die Idee einer minderen Rasse, die durch Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 12 Christina Rankel scheinbar wissenschaftliche Fakten einen Beweis erhielt. Durch internationale Diplomatie und Auswanderungspläne, versuchten Juden ihre Lage zu verbessern, daraus entstand jedoch die Idee einer Verschwörung zur Schwächung der internationalen Staatengemeinschaft, die später im Antisemitismus der NS-Zeit wiederbelebt wurde. Aus der Erkenntnis das trotz Bemühungen keine Gleichberechtigung erreicht werden kann, entstanden politische Bewegungen, wie auch der Zionismus. 5 Der Zionismus 5.1 Begriffsdefinition Der Zionismus ist eine national-jüdische Bewegung auf internationaler Grundlage, die die Lösung der sogenannten Judenfrage durch die Gründung bzw. Wiedererrichtung eines jüdischen Staates in Palästina anstrebte. Der Zionismus fußt auf drei Grundannahmen: 1. Die Juden sind ein Volk, nicht nur eine Religionsgemeinschaft; die Judenfrage ist daher eine nationale Frage 2. Der Antisemitismus und daraus folgende lebensbedrohende Judenverfolgungen sind eine ständig und überall vorhandene Gefahr für die Juden 3. Palästina (das „Land Israel“) war und ist die Heimat des jüdischen Volkes 1 Der Begriff Zionismus leitet sich von dem Berg Zion ab, dem Jerusalemer Tempelberg. 5.1 Beginn und Entwicklung des Zionismus Der Zionismus entwickelte sich also als eine Reaktion auf die judenfeindlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts. Aus dieser Situation heraus suchten viele Juden Hoffnung in der Ideologie des Zionismus. Moses Montefiori (1784-1885) war einer der ersten, der plante, bedrängte Juden aus Polen und Russland in Palästina anzusiedeln. Er kaufte schließlich Land von arabischen Großgrundbesitzern in Palästina und übergab es verfolgten Juden. Die erste Masseneinwanderung von Juden nach Palästina folgte 1882, es handelte sich um Juden, die politischer und religiöser Unterdrückung flohen. Populär wurde der Gedanke eines eigenen Staates für Juden allerdings erst durch das Buch „Der Judenstaat“ von Theodor Herzl. 1897 tagte schließlich der erste Zionismuskongress in Basel und die erste zionistische Weltorganisation wurde gegründet. Auf dem sechsten Kongress am 23. August 1903 das britische Uganda-Programm vorgestellt. Joseph Chamberlain bot darin ein Gebiet in Britisch Ostafrika als Siedlungsgebiet an. Die Idee wurde schnell 1 Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1991 F Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 13 Christina Rankel verworfen, doch Judenverfolgungen in Russland zwangen zu einer schnellen Lösung des Problems. Am 2. November 1917, kam es schließlich zur sogenannten Balfour-Erklärung, benannt nach dem britischen Außenminister Lord Balfour. In dieser schreibt die britische Regierung, das sie die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen betrachtet und größte Anstrengungen machen wird, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern. Allerdings sollten bereits bestehende nichtjüdische Bewohner nicht beeinträchtigt werden. Daraufhin wurde am 24. Juli 1922 offiziell das Palästinamandat vom Völkerbund an Großbritannien übertragen und Großbritannien verpflichtete sich Sorge zu tragen, das die Inhalte der Balfour-Erklärung erfüllt werden. Dies ist einerseits die Rechtsgrundlage für den zionistischen Aufbau in Israel und andererseits Ursache für den Konflikt mit den arabische Nachbarn. Im weiteren Verlauf wurde die Infrastruktur so aufgebaut, das Israel zur Aufnahme von jüdischen Massen bereit war. Es entstanden neue Städte und Straßen und politische Parteien wurden gegründet. 29. November 1929 wurde die Jewish Agency for Palestine gegründet, sie besteht aus hundert zionistischen und hundert nichtzionistischen Mitgliedern und finanziert sich aus freien, jährlichen Beiträgen von Juden aus aller Welt. Doch im Herbst 1938 kapitulierten Frankreich und England vor Hitler und gestanden im das Sudetenland zu. Im Frühjahr 1939 überfiel Hitler schließlich die Tschechoslowakei. Großbritannien musste einen Zusammenschluss der arabischen Welt mit dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland fürchten. Diese Angst bestimmte auch die Palästinapolitik Großbritanniens. England begrenzte die jüdische Einwanderungsquote nach Palästina drastisch. Zur der Zeit, als Juden ihr altes und nun neues Heimatland am meisten gebraucht haben, hatten sie keine Möglichkeit mehr, einzureisen. Laut dem Weißbuch vom 17. Mai 1939, welches die Einwanderungsquote so drastisch beschränkte, sollte innerhalb von zehn Jahren ein unabhängiges Palästina entstehen. In den nächsten fünf Jahren sollten nur noch 75 000 jüdische Einwanderer einreisen dürfen, ist die Zahl überschritten, hätten Juden nur noch mit arabischer Zustimmung einwandern können. Der zweite Weltkrieg folgte und nach dessen Ende wollten die meisten Überlebenden des Holocaust nach Israel, wurden aber die Weißbuch-Politik Großbritanniens daran gehindert. Viele mussten so einige Jahre in Flüchtlingslagern verbringen und wurden von der Jewish Agency betreut. In Israel kam es währenddessen zu Gewalttaten gegen Engländer und zu arabischen Unruhen. 5.3 Gründung des Staates Israel Daraufhin entschloss sich England das Palästinamandat niederzulegen und das Palästinaproblem vor die UNO zu bringen. Die UNO beschloss am 29. November 1947 Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 14 Christina Rankel Palästina in ein jüdisches und in ein arabisches Territorium zu teilen. Die Zone um Jerusalem sollte international verwaltet werden. Der Großteil der Juden begrüßte diesen Plan, bei Arabern jedoch, traf er auf Ablehnung. Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel schließlich proklamiert. Damit hatte das jüdische Volk zwar endlich wieder einen eigenen Staat doch die Probleme hatten damit noch kein Ende. Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi- Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem Staat Israel den Krieg. Der israelische Unabhängigkeitskrieg oder auch Palästinakrieg genannt, dauerte von Mai 1948 bis Juli 1949 und brachte Israel einige Gebietsgewinne. 1949 wurde schließlich ein Waffenstillstandsabkommen mit arabischen Angreifern unterzeichnet und der Irak zog sich aus dem Westjordanland zurück. Die laut dem Teilungsplan der UNO für Palästinenser vorgesehenen Gebiete gelangten unter ägyptische Verwaltung, diese Gebiete sind heute als Gazastreifen bekannt. Am 5. Juni 1967 kam es zum Sechs-Tage Krieg. Währenddessen Israel den Gazastreifen, die Sinaihalbinseln, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhlen eroberte. Am 19. Juli folgte ein Waffenstillstand und Israel beschloss die besetzten Gebiete unter Friedensverhandlungen zurückzugeben, am 1. September entschieden die Araber jedoch, nicht mit Israel zu verhandeln. Daraufhin folgte eine UN-Resolution, die Israel aufforderte, sich aus den im Sechs-Tage-Krieg eroberten Gebieten, zurückzuziehen. Im Gegenzug wurde Israel territoriale Unversehrtheit garantiert. Mehr als 700 000 Palästinenser mussten als Folge des Sechs-Tage-Krieges aus ihrer Heimat flüchten, währenddessen begann Israel mit dem Bau weiterer Siedlungen. Von 1968 bis 1970 fand ein weiterer Krieg zwischen Israel und Ägypten statt, der sogenannte Abnutzungskrieg. 1973 folgte der Jom-Kippur-Krieg, benannt nach seinem Beginn an Jom-Kippur, dem jüdischen Versöhnungstag. 1979 wurde jedoch, veranlasst durch den ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat ein israelisch- ägyptischer Friedensvertrag unterzeichnet, unter anderem wurde in ihm auch die Rückgabe des Sinai bis 1982 geregelt. In den achtziger Jahren kam es zu zunehmenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern. Auseinandersetzungen und Friedensverhandlungen wechselten sich ab und führten unter anderem zur Einführung einer palästinensischen Selbstverwaltung für die Gebiete des Westjordanlandes und des Gazastreifens. Allerdings folgten auch immer wieder Ausschreitungen, wie Selbstmordattentate auf beiden Seiten. Auch ein Vermittlungsgespräch im Jahr 2000, zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und Jassir Arafat, mit Bill Clinton, als Mittler, scheiterte. Trotz dem israelischen Angebot auf ca. 95 % der eroberten Gebiete zu verzichten, konnte keine Einigung erreicht werden. Daraufhin folgte eine weitere Verschlechterung der Situation. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 15 Christina Rankel 5.4 Die jüngste Situation Bis 2005 verloren so mehrere Tausend Menschen ihr Leben. Am 8. Februar 2005 unterzeichneten schließlich Ariel Scharon, israelischer Ministerpräsident, Mahmud Abbas, Chef der palästinensischen Autonomiebehörde, Husni Mubarak, ägyptischer Präsident und Abdullah II, König von Jordanien das Sharm El-Sheikh – Abkommen und die als al-Aqsa- Intifada bekannten Unruhen, wurden beendet. Kurze Zeit später starb Jassir Arafat in einem Pariser Hospital. Eine der jüngsten Eskalationen des Konfliktes ist der Libanon-Konflikt im Jahr 2006.Ursache, war ein Überfall der Hisbollah auf einen israelischen Grenzposten und der Entführung zweier israelischer Soldaten, um sie gegen Insassen eines israelischen Gefängnisses einzutauschen und der Abschuss von Raketen der Hisbollah auf Nordisrael. Es folgten Bombardements durch israelische Flugzeuge auf den Beiruter Flughafen und 150 weitere Ziele, die als „Hisbollah Hochburgen“ gelten sollen. Nach weiteren Ausschreitung, beider Seiten, folgte am 14. August 2006 der Waffenstillstand. In den vergangenen Jahren haben vor allem Anschläge durch Selbstmordattentäter zugenommen. 2003 begann die israelische Regierung schließlich eine Sperranlage zu errichten. Diese verläuft zu dreiviertel an der Waffenstillstandslinie von 1948, auf palästinensischem Gebiet. Nach israelischer Aussage soll diese Anlage, Selbstmordattentäter hindern, in israelisches Gebiet eindringen. Palästinenser befürchten jedoch, das Israel mit dieser Sperranlage eine Außengrenze festsetzen möchte. Nachdem 2006 bei Wahlen in Palästina die Hamas, eine radikale, palästinensische Vereinigung, gewählt wurde und sich daraufhin die Situation weiter zugespitzte, hat der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert, den Palästinensern einen eigenen Staat angeboten, allerdings unter dem Zugeständnis von Gebietsverlusten, unter anderem an der Strecke der errichteten Sperranlage. Im Februar 2007 haben Hamahs und Fatah sich zwar darauf geeinigt eine Einheitsregierung zu bilden, die Hamas weigert sich jedoch bis heute Israel als Staat anzuerkennen. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 6 Quellenverzeichnis 16 Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 17 Christina Rankel 7 Literaturverzeichnis Bücher: Schubert Kurt, Jüdische Geschichte, Verlag C. H. Beck oHG, München 1995 Hoba Katharina, Löbbecke Gesa, Judentum, Cornelson Scriptor 2002 Schweer Thomas, Stichwort Judentum – Orig. Ausg., Heyne 1994 Spiegel Paul, Was ist koscher?, 2. Auflage, Ullstein 2003 Kolatsch Alfred J., Jüdische Welt verstehen, Fourier Verlag 1996 Becker Jurek u.a., Mein Judentum, ungekürzte Ausgabe, dtv September 1986 Bertelsmann Lexikothek, Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH; Güthersloh 1991 F Internet: www.wikipedia.de/Nahostkonflikt Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 18 Christina Rankel 9 Selbstständigkeitserklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen Hilfsmittel als angegeben verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe. Ort: Plauen Datum: 04.03.2007 Unterschrift Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 19 Christina Rankel 9 Anlagenverzeichnis 1 Das Kaddisch .................................................................................................................20 2 Das Schma`Israel...........................................................................................................21 3 Der Tallit .........................................................................................................................23 4 Die Tefellin – Gebetsriemen...........................................................................................24 5 Die Mesusa ....................................................................................................................25 6 Karte von Israel ..............................................................................................................26 7 Karte des Gaza- Streifens ..............................................................................................27 8 Wichtige jüdische Feiertage ...........................................................................................28 8.1 Der Sabbat……………………………………………………………………………28 8.2 Die hohen Feiertag…………………………………………………………………..28 8.2.1 Rosch Ha- Schana – Das Neujahrsfest………………………………...28 8.2.2 Jom Kippur – Der Versöhnungstag……………………………………..29 8.3 Die drei Wallfahrtsfeste……………………………………………………………..29 8.3.1 Pessach ……………………………………………………………………29 8.3.2 Schawuot – Das Wochenfest……………………………………………31 8.3.3 Sukkot – Das Laubhüttenfest……………………………………………31 8.4 Chanukka – Das Lichterfest………………………………………………………...31 Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 20 Christina Rankel 1 Das Kaddisch Das Kaddisch ist eines der wichtigsten Gebete im Judentum. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebeten, ist es auf aramäisch verfasst. Dieses Gebet darf nur in Anwesenheit eines Minjan, das heißt in Anwesenheit von zehn, im religiösen Sinn, volljährigen Juden ausgesprochen werden. Das christliche „Vater Unser“, hat seinen Ursprung im jüdischen Kaddisch. Deutsche Übersetzung: „Erhoben und geheiligt werde sein großer Name auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde - sein Reich erstehe in eurem Leben in euren Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel, schnell und in nächster Zeit, sprecht: Amen! Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei der Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, jeder Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprecht Amen. Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden, sprecht Amen. Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, er stifte Frieden unter uns und ganz Israel, sprecht Amen.“ 2 2 www.wikipedia.de/Kaddisch Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 21 Christina Rankel 2. Das Schma`Israel Das Schma`Israel ist im weitesten Sinn, das jüdische Glaubensbekenntnis, es wird zweimal täglich in hebräischer Sprache gebetet. Deutsche Übersetzung: 4 Höre, Israel! Der Herr unser Gott ist einzig. 5 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. 6 Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. 7 Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. 8 Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. 9 Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben. (Dtn 11,13-21) 13 Und wenn ihr auf meine Gebote hört, auf die ich euch heute verpflichte, wenn ihr also den Herrn, euren Gott, liebt und ihm mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dient, 14 dann gebe ich eurem Land seinen Regen zur rechten Zeit, den Regen im Herbst und den Regen im Frühjahr, und du kannst Korn, Most und Öl ernten; 15 dann gebe ich deinem Vieh sein Gras auf dem Feld und du kannst essen und satt werden. 16 Aber nehmt euch in Acht! Lasst euer Herz nicht verführen, weicht nicht vom Weg ab, dient nicht anderen Göttern und werft euch nicht vor ihnen nieder! 17 Sonst wird der Zorn des Herrn gegen euch entbrennen; er wird den Himmel zuschließen, es wird kein Regen fallen, der Acker wird keinen Ertrag bringen und ihr werdet unverzüglich aus dem prächtigen Land getilgt sein, das der Herr euch geben will. 18 Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden. 19 Ihr sollt sie eure Söhne lehren, indem ihr von ihnen redet, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. 20 Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben. 21 So sollen die Tage, die ihr und eure Söhne in dem Land lebt, von dem ihr wißt: der Herr hat euren Vätern geschworen, es ihnen zu geben, so zahlreich werden wie die Tage, die der Himmel sich über der Erde wölbt. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 22 Christina Rankel (Num 15,37-41) 37 Der Herr sprach zu Mose: 38 Rede zu den Israeliten und sag zu ihnen, sie sollen sich Quasten an ihre Kleiderzipfel nähen, von Generation zu Generation, und sollen an den Quasten eine violette Purpurschnur anbringen; 39 sie soll bei euch zur Quaste gehören. Wenn ihr sie seht, werdet ihr euch an alle Gebote des Herrn erinnern, ihr werdet sie halten und eurem Herzen und euren Augen nicht nachgeben, wenn sie euch zur Untreue verleiten wollen. 40 Ihr sollt so an alle meine Gebote denken und sie halten; dann werdet ihr eurem Gott heilig sein. 41 Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten herausgeführt hat, um für euch Gott zu sein, ich, der Herr, euer Gott. 3 3 www.wikipedia.de/Schma`Israel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 3 Der Tallit 4 4 www.religionfacts.com/judaism/things/tallit.htm 23 Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 4 DieTefillin – Gebetsriemen 5 5 www.religionfacts.com/judaism/things/tefillin.htm 24 Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 25 5 Die Mesusa 6 6 www.religonfacts.com/judaism/things/mesusa.htm Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 26 6 Karte von Israel 7 7 www.israel-palästina.de/landkarten/karten.htm Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 7 Karte des Gaza-Streifens 8 8 www.israel-palästina.de/landkarten/karten.htm 27 Christina Rankel Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 28 Christina Rankel 8 Wichtige jüdische Feiertage 8.1 Der Sabbat Der Sabbat steht im Mittelpunkt des jüdischen Lebens. Er wird in der Thora als Ruhetag beschrieben: 2. Buch Mose (20,8-11) „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun,...und (der Herr) ruhte am siebenten Tag...“. Der Sabbat ist einer der wichtigsten Feiertage im jüdischen Kalender, seine Missachtung wird in der Thora mit der Todesstrafe bestraft (2. Buch Mose 31, 15). Die Regeln des Sabbat schließen alle jüdischen Mitglieder ein, unbeachtet des Alters oder des Geschlechts. Ein wichtiges Verbot ist, das Arbeiten am Sabbat verboten ist. Welche Tätigkeiten als Arbeit gelten ist in der Thora und dem Talmud genau geregelt. Man darf unter anderem kein Feuer anzünden, nicht kochen, nicht reisen, nicht schreiben und keine Lasten tragen. Der Sabbat beginnt mit Sonnenuntergang, so wie alle Tage im jüdischen Kalender, daher werden alle Arbeiten, wie z.B. das Backen des Sabbatbrotes, bereits am Freitag erledigt. Kurz vor Sonnenuntergang leitet die Hausfrau den Sabbat ein, indem sie zwei Sabbatkerzen anzündet und einen Segensspruch spricht. Am Freitagabend, dem Sabbatabend, wird mit einem Segensspruch über Brot und Wein, die Mahlzeit begonnen. Am Samstagabend, mit Sonnenuntergang, endet der Sabbat 8.2 Die hohen Feiertage Die hohen Feiertage sollen Juden die Verantwortung für ihr eigenes Leben ins Gedächtnis rufen. Es gibt auch eine Reihe kleinerer Feste, die nicht in der Thora erwähnt werden, jedoch trotzdem gefeiert werden, so z. B. das Lichterfest Chanukka, der Gedenktag für die Opfer des Holocaust, Jom ha-Shoa oder der israelische Unabhängigkeitstag, Jom ha-Atzmaut. 8.2.1 Rosch Ha- Schana – Das Neujahrsfest An Rosch Ha-Schana gilt die Verpflichtung, den Armen etwas zu spenden. Im Gottesdienst, wird an diesem Feiertag das Schofar geblasen, ein ausgehöhltes Widderhorn. In der Zeit zwischen Rosch Ha-Schana und Jom Kippur, findet die Bußzeit statt. Nach jüdischer Vorstellung tagt in dieser Zeit das göttliche Gericht über die Menschen. Rosch HaSchana wird über zwei Tage gefeiert, beide Tage sind Ruhetage. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 29 Christina Rankel 8.2.2 Jom Kippur – Der Versöhnungstag Jom Kippur ist der Versöhnungstag zwischen Gott und den Menschen. Man versucht sich, darüber klar zu werden, wem man im vergangenen Jahr Unrecht getan hat und ist bestrebt es wieder gut zu machen. An diesem Tag gilt, wie auch am Sabbat, absolutes Arbeitsverbot. Es wird streng gefastet und nichts getrunken. Ebenso wird sich nicht gebadet, nicht parfümiert und es werden keine Lederschuhe getragen, außerdem darf kein Geschlechtsverkehr vollzogen werden. In Israel kommt an Jom Kippur das gesamte öffentliche Leben zum Stillstand. Es gibt weder Radio- noch Fernsehsendungen, die Läden haben geschlossen und der Verkehr ruht. 8.3 Die drei Wallfahrtsfeste Die Wallfahrtsfeste haben ursprünglich einen landwirtschaftlichen und einen historischen Hintergrund, nicht jedoch einen religiösen. Es sind Erntefeste, die an die Geschichte des israelischen Volkes erinnern sollen. Nach der Zerstörung des Tempels in Israel, haben sich die Feste stark verändert. 8.3.1 Pessach Das Pessach-Fest, soll an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten (Exodus) erinnern. Es ist ein Frühlingsfest. Der Begriff Pessach, leitet sich vom hebräischen „passach“ ab, was bedeutet soviel wie „er überging“. 2. Buch Mose (12): „Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein…Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus…“ Dieses Lamm sollte geschlachtet werden und mit dem Blut des Lammes die Häuserpfosten bemalt werden. Gott verschonte die Israeliten dann, von seinen über die Ägypter verhängten Plagen, indem er die mit Blut gekennzeichneten Häuser überging. Das Pessach-Fest wird von mehr Juden eingehalten und gefeiert, als andere jüdische Feste. Vor Beginn des Pessach-Festes, wird das Haus gründlich gereinigt, es darf kein Sauerteig mehr im Haus sein, daher werden alle Getreideprodukte, wie altes Mehl oder Pizzareste, entfernt. Während des Pessach-Festes, welches sieben Tage dauert, wird anstatt Sauerteig, ungesäuertes Brot, so genannte Mazza, gegessen. Dieser Brauch geht darauf zurück, das die Juden beim Aufbruch aus Ägypten so hastig aufbrachen, das sie nicht mehr warten konnten, bis der Gärungsprozess des Brotes abgeschlossen war. Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 30 Christina Rankel Der erste Abend des Pessach wird als Sederabend bezeichnet. Er wird nach einer besonderen Ordnung begangen, diese ist in der Pessach- Hagadda festgelegt. Der Sederabend und der letzte Abend des Pessach sind Ruhetage. An den Tagen dazwischen, Halbfeiertagen, gilt ein eingeschränktes Arbeitsverbot. Der Sederabend: Auf dem festlich gedeckten Tisch, steht der Sederteller, mit den traditionellen PessachSpeisen: drei Scheiben ungesäuertes Brot, ein gebratener Lammknochen, grüne Kräuter, ein Schälchen Salzwasser, Bitterkräuter, süßes Mus und ein gekochtes Ei. Die Frau entzündet die Kerzen und nach dem Besuch der Synagoge beginnt der eigentliche Sederabend nach folgender Ordnung: 1. Überprüfen durch den Sederleiter (meist der Vater der Familie), ob alle nötigen Symbole/ Speisen vorhanden sind. 2. Eröffnung mit Segensspruch (Kiddusch) und Dankesspruch für den Feiertag, Trinken des ersten Bechers Wein. 3. Händewaschen des Sederleiters 4. Eintauchen des Grünkrauts in das Salzwasser und Verzehr. 5. Zeigen des ungesäuerten Brots und Erläuterung seiner Bedeutung durch den Sederleiter. 6. Der Jüngste (oder mehrere Kinder) stellt die vier Fragen, die mit „was ist anders in dieser Nacht?“ beginnen. So wird der Sinn von vier Pessachbräuchen erkundet. 7. Beantwortung der Fragen durch Lesen aus der Pessach- Haggada. Die vorgelesenen Texte beziehen sich alle auf den Auszug aus Ägypten. 8. Singen der Psalmen 113 und 114, Dankspruch für die Erlösung aus der ägyptischen Sklaverei, Trinken des zweiten Bechers Wein. 9. Händewaschen und Segensspruch. 10. Teilen des ungesäuerten Brots durch den Sederleiter, Verzehr durch alle Teilnehmer. 11. Verzehr von Bitterkräutern, Charosset und gekochtem Ei. 12. Festmahl. 13. Afikoman: Nach dem Festmahl wird ein Teil des ungesäuerten Brotes versteckt. Die Kinder müssen ihn suchen und erhalten dafür Süßigkeiten. 14. Tischdankgebet, Segensspruch, Trinken des dritten Bechers Wein. 15. Singen der Psalmen 115, 116, 117 und 136. 16. Segensspruch zum Abschluss des Sederabends, Trinken des vierten Bechers Wein. 17. Singen verschiedener traditioneller Pessachlieder. 9 9 Hoba Katharina, Löbbecke Gesa, Judentum, 1. Auflage, Cornelsen Scriptor, 2002 Besonderheiten jüdischer Religion und Geschichte 31 Christina Rankel 8.3.2 Schawuot – Das Wochenfest Am Schawuot- Fest dankt man für die Offenbarung der Thora durch Gott auf dem Berg Sinai, außerdem ist es das Fest der Erstlingsfrüchte. Als der Tempel noch stand, pilgerten Juden dorthin, um die Erstlingsfrüchte als Opfer darzubringen. Heute wird das Wochenfest oft mit dem Thorastudium verbracht. 8.3.3 Sukkot – Das Laubhüttenfest Am Sukkot wird an die Wüstenwanderung des Volkes Israel auf dem Weg von Ägypten ins gelobte Land gedacht. Als Erinnerung an diese Zeit, wird unter freiem Himmel eine Laubhütte, aus Zweigen, Blättern und Strohmatten errichtet. Während des einwöchigen Festes, wird sich so oft wie möglich in dieser Hütte aufgehalten. Zu Sukkkot wird ein Strauß gebunden und mit in die Synagoge genommen, er besteht aus vier verschiedenen Arten, die die Vielfalt der Pflanzenwelt symbolisieren. Er besteht aus der Lulaw (einem Palmenzweig), der Etrog (zitronenähnliche Frucht), der Hadassim (3 Myrthenzweige) und der Arawot (3 Bachweidenruten). Der Bau der Hütte und das Binden des Straußes sind in der Thora vorgeschrieben. Es ist ein Fest mit fröhlichem Charakter. Der erste Tag ist ein Ruhetag, die nächsten sechs Tage sind Halbfeiertage mit eingeschränktem Arbeitsverbot. Der achte Tag ist erneut ein Ruhetag. 8.4 Chanukka – Das Lichterfest Das Chanukka- Fest erinnert an die Wiedereinweihung des Tempels, nachdem die Makkabäer in um 164 v. Chr. von den Griechen zurückerobert haben. An Chanukka wird der Chanukkia angezündet, ein achtarmiger Kerzenleuchter. Jeden Abend wird eine Kerze mehr angezündet. Es ist ein fröhliches Fest, an dem es üblich ist, Kindern Geld und andere Geschenke zu machen. Da es zeitlich nahe an Weihnachten liegt, wird in vielen gemischt- religiösen Gemeinden „Weihnukka“ gefeiert, eine Mischung aus Weihnachten und Chanukka.