MEDIZINTHEMA DER WOCHE Mini-OP lässt Knorpel im Knie heilen Dank zweier Stiche und nur eines Fadens kann ein gerissener Mensikus innerhalb von nur vier Wochen wieder präzise zusammenwachsen E rst ein stechender Schmerz, dann schwoll innerhalb von Sekunden das Knie dick an. Simone T. konnte kaum noch auftreten, so stark waren die Schmerzen. Dabei schien der Unfall gar nicht so schlimm. Sie hatte, auf einem Hocker stehend, beim Staubwischen das Gleichge- Ist der Knorpel im Knie durch Überlastung gerissen, hilft meist nur noch eine Operation wicht verloren. Die 43-Jährige konnte sich noch abfangen – dabei aber verdrehte sie sich das Knie. Die Folge war eine Verletzung, wie sie sonst fast nur Sportler erleiden: ein Meniskusriss. Gesunder Meniskus dämpft Stöße „Meniskusrisse gehören zu den häufigsten Knieverletzungen, vor allem sportlich aktive Menschen sind gefährdet“, weiß Dr. Jürgen Walpert, Orthopäde an der Klinik Fleetinsel in Hamburg. Die Menisken sind scheibenförmige Knorpel im Kniegelenk (siehe Grafik rechts). Sie können durch Verschleiß oder wie bei Simone T. durch einen Unfall Schaden nehmen. Seine Aufgabe als Puffer im Gelenk kann der verletzte Meniskus dann nicht mehr erfüllen. Früher wurden Knie oft instabil „Früher war es normal, bei einem glatten Riss des Meniskus diesen total zu entfernen“, sagt Dr. Walpert. Die Folge war, dass das Knie nach einigen Jahren oft instabil wurde und später eine Arthrose (Verschleiß) im Gelenk auftrat. Heute sind die Ärzte bestrebt, den geschädigten Meniskus zu stabilisieren. Das gilt vor allem bei jungen, sportlichen Menschen und bei Profisportlern – aber auch bei älteren Patienten. Denn auch sie stellen heute höhere Ansprüche an Lebensqualität und Beweglichkeit. In der Orthopädie gibt es verschiedene Techniken, einen gerissenen Meniskus zu nähen. Teilweise wird dabei das Knie von außen geöffnet. Solch ein großer Eingriff erfordert auch eine lange Heilungsphase. Heute wird diese Methode kaum noch angewandt. Mit der sogenannten Schlüssellochtechnik kann der Orthopäde in das Knie hineinschauen und über minimale Schnitte die erforderlichen Instrumente einführen. Faden wird an zwei Stellen verankert Neu ist das Meniskusnaht-System Omnispan, das Dr. Walpert bei seinen Patienten einsetzt. „Bei dieser Methode wird eine kleine Pistole in das Knie und an den verletzten Meniskus gesetzt“, erklärt der Arzt das Vorgehen. Der Chirurg betätigt dann einen Auslöser und setzt so einen Fadenanker hinter den verletzten Meniskus. An einer zweiten Stelle schießt er einen weiteren Anker ab. Über eine spezielle Legetechnik wird der Faden festgezogen und der Meniskusriss so sicher aufeinander fixiert. Die Methode garantiert eine sehr präzise und feste Naht. Dr. Walpert: „Ein weiterer Vorteil ist, dass der Patient jetzt nur vier Wochen, statt früher sechs Wochen, das Knie schonen muss.“ Erfahrung des Arztes ist gefragt Dieser Vorteil kam auch Simone T. zugute, da Sie früher als gedacht wieder zur Arbeit gehen konnte. Mitverantwortlich dafür war die große Erfahrung ihres Arztes. „Denn wird zum Beispiel der Faden zu sehr gespannt, kann es bei einer hohen Belastung des Knies zu Knorpelschäden kommen“ sagt der Experte. Um das vorher richtig abzuschätzen, ist die Erfahrung des Chirurgen gefragt. Die Methode wurde aber inzwischen noch verbessert, sodass solche Fehler heute kaum noch passieren – und die Patienten schnell wieder aktiv ihr Leben gestalten können. u so schützen Sie Ihre Knie Sanft bewegen Übergewicht abbauen Wie jedes Knorpelgewebe kann sich auch der Meniskus nicht selbst versorgen – erst durch Bewegung, also Beund Entlastung, gelangen Nährstoffe in das Gewebe. Schonende Sportarten wie Radfahren oder Kraulschwimmen fördern die Beweglichkeit und entlasten die Knie. 48 WOCHE HEUTE Nr. 22/12 Jedes Kilo, das wir zusätzlich mit uns herumtragen, belastet unsere Knochen und Gelenke – und damit auch die Menisken. Sie müssen ohnehin schon sehr viel Druck in den Kniegelenken aushalten. Verbinden Sie also Ihr Bewegungsprogramm (Tipp links) mit bewusster Ernährung: Weniger Fleisch, viel Obst und Gemüse; das werden Ihnen nicht nur die Gelenke danken. Möglichst nicht knien So lange die Knie gestreckt sind, passen Ober- und Unterschenkel gut aufeinander. Die Belastung für die Knie steigt aber übermäßig an, wenn wir in die Hocke gehen. Vermeiden Sie nach Möglichkeit solche Bewegungen oder führen Sie sie langsam und kontrolliert aus. Knie stützen Liegen bereits Schäden im Knie vor, die Ihnen Schmerzen bereiten, dann können Sie sich sehr gut mit einer Gelenkmanschette behelfen. Die bekommen Sie in Sanitätshäusern oder Apotheken. Die Manschette nimmt einen Teil der Last, die sonst auf dem Gelenk liegt, auf. u Gut zu wissen Die Knorpel gleichen die Unebenheiten zwischen Ober- und Unterschenkel aus Menisken wirken wie Stoßdämpfer im Gelenk In unseren Kniegelenken herrschen sehr starke Kräfte. Diese werden vor allem von den ➊ Menisken aufgefangen. Das sind zwei halbmondförmige Scheiben aus Knorpelgewebe. Es gibt einen ❹ Innen- und einen Außenme➌ niskus. Sie liegen jeweils zwischen dem Kopf des ➏ ➊ ➋ Schienbeins und den ➎ runden Enden des ➌ Ober➋ schenkels. Die Menisken gleichen die unterschiedlichen Oberflächen dieser Knochen aus. Diese Aufgabe teilen Sie sich mit den ❹ Knorpeln auf den Gelenkflächen. Die Menisken verteilen die Last und wirken wie Stoßdämpfer. Zwischen Ober- und Unterschenkel spannen sich außerdem die ➎ Außenbänder sowie das vordere und das hintere ➏ Kreuzband. Kommt es aufgrund eines (Sport-)Unfalls zu einer Verletzung des Mensikus, werden sehr oft gleichzeitig auch die Bänder verletzt. Häufigster Grund für einen Meniskusschaden ist das gleichzeitige Auftreten von Druckbelastung und Drehbewegung – vor allem bei Sportarten wie Tennis, Fußball oder Skilaufen. u Kontakt und Hilfe ● KLINIK Die Abteilung für Orthopädie / Chirurgie ist spezialisiert auf arthroskopische Meniskus-Operationen und die Behandlung von Knorpelschäden: Klinik Fleetinsel Hamburg Admiralitätstr. 4 20459 Hamburg Tel.: 040 / 37 67 10 www.klinik-fleetinsel.de Für Sie am Telefon Möchten Sie mehr wissen über Meniskusrisse und was man dagegen tun kann? Rufen Sie kostenlos an: Mittwoch, 30. Mai, von 19 bis 20 Uhr. Unser WOCHE HEUTE-Experte beantwortet gerne Ihre Fragen. ● BUCHTIPP Christian Plesch, Rainer Sieven, Dieter Trzolek: Handbuch Sportverletzungen: Prävention. Diagnostik und Therapie Erklärt die Folgen von Fehlbelastungen und Überlastungsschäden und zeigt alternative Therapiemethoden auf. 192 Seiten, Meyer & Meyer Verlag, 2009; 19 Euro Dr. med. Jürgen Walpert, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und physik. Therapie an der Klinik Fleetinsel, Hamburg $08 00/6 64 77 74 Nr. 22/12 WOCHE HEUTE 49 Anzeige 1/4 hoch Fotos: Your_Photo_Today, mauritius images, Getty Images, ddp images, fotolia(2)/UMA/WoGi, Tinka und Frank Dietz Verletzter Miniskus wird nicht mehr entfernt